Vitellone - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+24 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning177 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Vitellone
Horrorctober 2016 #12:
Bei der Parade zu den beliebtesten Filmmonstern und Horrorgestalten darf auch der Werwolf auf keinen Fall fehlen. Zwar reichen seine Auftritte in der Filmgeschichte weder quantitativ noch qualitativ an die des Vampirs heran, doch hat sich auch unser pelziger Freund einen nicht zu leugnenden Platz im popkulturellen Gedächtnis der Zuschauerschaft erkämpft. Zu seinen größten Auftritten zählt sicherlich „American Werewolf“, der sich dem Mythos des Werwolfs mit einer Mischung aus Horror und Humor nähert. Nach einem atmosphärischen Beginn im ländlichen Nordengland und einigen schön inszenierten Momenten im nächtlichen Moor verlagert der Film sowohl Szenerie als auch Stimmung ins London der 80er Jahre. Vor allem die Ausrichtung des Films scheint sich dabei zu wenden, nachdem die Vorzeichen zu Beginn klar auf reinrassigen Tierhorror zeigten, verirren sich nun immer mehr komödiantische Elemente in den Genrehybriden. Eine Mischung, die zumindest bei mir nie richtig zünden wollte. Natürlich birgt die Selbsterkenntnis des Protagonisten David eine interessante Dimension, welche John Landis Kultfilm auch auf einer bitteren Note enden lässt, aber dennoch verpasst es „American Werewolf“ wirkliche Dringlichkeit zu vermitteln. Alles rauscht irgendwie vorbei, ist mal zu langgezogen und dann wiederum zu kurz und immer wieder verpasst es der Film sich auf einer einheitlichen Wellenlänge einzupendeln. Frei von Reizen ist der Klassiker dennoch nicht.
Horrorctober 2016 #11:
Klassische Spukhausfilme entfesseln ihren ganz eigenen Charme, eine Wirkung, für die man durchaus empfänglich sein muss, die einen dafür aber mit herrlicher Schauerromantik belohnt. „Die Verfluchten“ ist zweifelsohne ein Paradebeispiel dafür, schließlich erzeugt der Film des Kultregisseurs Roger Corman diese konträre Stimmung wie kaum ein zweites Werk. Die Immersion findet hier nämlich weniger auf der Ebene des reinen Sehens statt, schließlich hat der Zahn der Zeit spürbar am mittlerweile mehr als 55 Jahre alten Film genagt und nur wenig an Schauspiel und Kulisse erscheint uns Zuschauern noch wirklich unheimlich. Stattdessen sind es die glaubhaften Gefühlswelten, die uns in den Film saugen. Ein emotional wunderbar funktionierender Unterbau, ein gewohnt charismatischer Vincent Price, der uns in Windeseile um einen Finger gewickelt hat, und vor allem die authentische Spukhausatmosphäre. Denn der gemeinsame Weg mit den Figuren durch die sterilen Gänge und Gemäuer des Films fühlen sich erstaunlich ähnlich wie unsere Albträume an. Aber was war zuerst da, wer hat hier wen beeinflusst? Film oder Fantasie? Möglicherweise ist es auch der verbliebene Hall von Edgar Allan Poe, der sich für die zugrundeliegende Erzählung verantwortlich zeichnet, obgleich diese merklich verändert wurde. Völlig egal, Hauptsache diese handgemachten Schauermärchen bleiben bestehen.
Horrorctober 2016 #10:
David Cronenberg darf sicherlich zu den interessantesten und innovativsten Genreregisseuren der Filmgeschichte gezählt werden. Im jahrzehntelangen Sumpf aus Generik und immer gleichen Genremechanismen vereinen seine Filme sowohl surreale und psychoanalytische als auch inszenatorisch kunstvolle Elemente des Bodyhorrors. „Die Unzertrennlichen“ beschäftigt sich mit der seit jeher etwas rätselhaft konnotierten Verbindung von Zwillingen. Schon allein aufgrund der meisterlich gespielten Doppelrolle von Jeremy Irons ist der Film eine Sichtung wert. Er mimt die erfolgreichen Frauenärzte Beverly und Elliot Mantle, die wie der Titel bereits überdeutlich formuliert unzertrennlich sind. Jedoch weniger im physischen Sinn, als vielmehr auf einer spirituellen Ebene. Gewissermaßen sind sie zwei Hälften eines Menschen, gemeinsam ergeben sie eine Persönlichkeit. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass zahlreiche Mitmenschen nicht einmal über ihre Existenz Bescheid wissen und sie für ein und dieselbe Person halten. Gewissermaßen legen sie es auch selbst darauf an, tauschen Partner und Aufgaben willkürlich durch und verschmelzen final zu einer Einheit. Dieses krankhafte Verhältnis seziert Cronenberg überaus treffend, lässt genug Interpretationsraum um „Die Unzertrennlichen“ als Psychohorror effektiv funktionieren zu lassen und gibt dennoch klare Antworten auf deren verstörende Beziehung. Durch und durch Cronenberg, durch und durch gelungen.
Glückwunsch an alle Gewinner! Über den NWR-Gedenkpreis freue ich mich natürlich ganz besonders ;)
Warum Phantastische Tierwesen die Harry Potter Filme wirklich toppen könnte?
Weil die meisten Harry Potter Verfilmungen eigentlich keine sonderlich guten Film sind, nur von Fans übertrieben gefeiert werden und die Messlatte somit nicht so hoch liegt wie angenommen. Skeptisch bin ich trotzdem, da der stetige Versuch dem Harry Potter Universum nach den sieben Büchern etwas hinzuzufügen für mich bisher immer gescheitert ist (siehe beispielsweise das jüngst erschienene Harry Potter and the Cursed Child).
[...] Nicht nur deswegen ist The Lords of Salem ein Horrorfilm, der seine Wirkung schleichend über lange Einstellungen verbreitet und Szene für Szene eine verstörende Stimmung aufbaut. Zugegebenermaßen lässt sich Zombie dafür auch reichlich Zeit, was kurz angebundene Zuschauer wohl schnell das Wort langweilig zücken lässt. Das Ergebnis dieses feinsäuberlichen Aufbaus lässt sich jedoch deutlich erkennen, denn ehe man sich versieht ist man als Zuschauer gefangen in den sterilen Bildern des Films. Mit das Schönste an Zombies Film ist jedoch, wie sehr man die Begeisterung des Regisseurs für das Genre in jeder Szene spürt und sein Schaffen somit gleichermaßen als Rückbezug wie auch als Weiterentwicklung fungiert. Sicherlich sind seine Filme nicht perfekt, in Anbetracht der Umstände ist es aber vielleicht genau diese Tatsache, die sie zu ganz besonderen Werken macht. [...]
Horrorctober 2016 #9:
Es ist wieder soweit, einer der interessantesten Genrefilmer des neuen Jahrtausends gibt sich die Ehre und bringt seinen neuen Film in die deutschen Kinos – und das pünktlich zu Halloween. Tatsächlich passt dieser Starttermin zu ihm, wie zu kaum einem anderen Regisseur. Schließlich nennt er sich selbst mit Künstlernamen Zombie, liebt den Horror, verehrt seine Ikone und scheut trotzdem nicht davor zurück das Genre konsequent weiterzuentwickeln. Ja, seine Filme sind gleichermaßen Rückgriff wie Fortsetzung, immer roh, brachial und ungeschönt, immer auf dem schmalen Grat zwischen Genialität und Schwachsinn. Auch sein neuester Film stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. „31“ ist so etwas wie ein postmodernes Kolosseum, angefüllt mit typischen Horrorschlächtern und Genreklischees als tödliche Gladiatoren. Am ehesten ähnelt dieser Film wohl seinem Erstling „Haus der 1000 Leichen“, obgleich Zombie erneut einen etwas anderen Pfad einschlägt. Mit dabei natürlich seine Frau Sheri Moon Zombie, die abermals in einer typischen Rolle zu sehen ist. Untypisch hingegen ist die völlig belanglose und viel zu lang geratene erste halbe Stunde, die nichts weiter tut als uns die ziemlich unsympathischen Protagonisten des Films zu präsentieren. Danach fackelt Zombie jedoch nicht lange und hetzt seine Figuren durch ein albtraumhaftes Horrorkabinett, das randvoll mit verrückten Ideen und wahnsinnigen Killern ist. Mit seiner voyeuristischen Inszenierung droht der Film dadurch auch immer wieder in gewaltverherrlichende Regionen abzudriften, denn selten scheint ein Regisseur so viel Spaß beim reißerischen Töten seiner Figuren gehabt zu haben wie hier. Ein Stück weit bewahrt sich der Film jedoch selbst davor, indem er diesen Voyeurismus durch die Rahmenhandlung bereits kritisiert. Mehr Altbekanntes lautet also die Divise, gekonnte Fingerübung statt wirklicher Ideen. Richtig abgeholt werden dadurch wohl bloß hartnäckige Fans.
Horrorctober 2016 #8:
Adam Wingard, jüngst durch seine Weiterführung des Kultfilms „Blair Witch Project“ in aller Munde, offenbarte bereits in den letzten Jahren sein Talent als fähiger Genreregisseur. Noch bevor er mit „The Guest“ einen überaus stimmigen und inszenatorisch stilsicheren Actionthriller abgeliefert hat, bewies er durch „You`re Next“ 2011 seine Fähigkeiten als Horrorregisseur. Auf gekonnte Weise persifliert er typische Home Invasion und Slasherfilme, stolpert dabei zwar hin und wieder über seine eigenen Beine, aber liefert im Gesamtpaket einen stimmigen Film ab. Wirklich unterhaltsam ist an „You`re Next“ wie Wingard die typischen Genretwists und -motivationen ironisiert und dadurch final einen durchaus interessanten Beitrag abliefert. Dazwischen gibt es jede Menge Blutwurst, immer bis zum Anschlag, bis sich die Figurenkonstellation bis auf ein Minimum reduziert hat. Das ist bisweilen etwas repetitiv und für meinen Geschmack auch zu wacklig eingefangen, lässt sich aufgrund des hohen Tempos aber kurzweilig wegschauen. Sicherlich ist „Youre Next“ nicht perfekt, stellenweise etwas unentschlossen und unnötig vorhersehbar, vom ausgelutschten Einheitsbrei kann sich der Film jedoch gekonnt absetzen.
Horrorctober 2016 #7:
Unbarmherzig rauscht der Wind durch das mannshohe Schilfgras. Mit einer ähnlichen Entschlossenheit schleichen auch die Töterinnen durch das undurchsichtige Meer aus Gras und Gewächsen. Ihre Opfer sind längst dem Untergang geweiht, angeschlagene Samurai und verletzte Krieger, die verzweifelt durch das Schilf irren. Plötzlichen schlagen die beiden Frauen zu, töten und plündern ihre Opfer, bevor sie diese in einem Loch im Boden verschwinden lassen. Was sich zunächst wie ein grausamer Mord anhört, ist der verzweifelte Versuch einer Mutter und ihrer Schwiegertochter in Kriegszeiten zu überleben. Tatsächlich ist „Onibaba“ weniger der typische Horrorfilm, als oftmals behauptet wird. Vielmehr ist Kaneto Shindos Film eine Mischung aus Kriegsfilm und Sozialdrama, welche jedoch unweigerlich von phantastischen Elementen zusammengehalten wird. Der Horror in „Onibaba“ ist weniger die Furcht vor dem Andersartigen und Ungreifbarem, sondern viel mehr von dem unbarmherzig Realen. Es ist die Angst vor dem Tod und dem Alleinsein, eine Angst, die final in Form der bekannten Dämonenmaske symbolisiert wird. Durch sie bekommt die ungreifbare aber omnipräsente Furcht ein Gesicht und alle inneren Ängste werden nach außen gekehrt. In einem großartigen Finale kulminieren die Ereignisse auf wirkungsvollste Art, weil Shindo sich ausreichend Zeit genommen hat um aus seinen Film einen optimalen Resonanzkörper zu formen. Durch seine vage Inszenierung, der dichten Atmosphäre und der kongenialen Szenerie ist „Onibaba“ ein inszenatorisches wie inhaltliches Glanzstück, das jedem interessierten Zuschauer ans Herz gelegt sein sollte.
[...] In the Crosswind ist im wahrsten Sinne des Wortes eine einzige Bestandsaufnahme. Zur Überraschung des Zuschauers erzählt sich das estnische Drama fast ausschließlich durch totalen Stillstand und ist weniger ein Film im klassischen Sinne als vielmehr eine Collage einzelner Bilder. Konkret sollte man sich den Film von Martti Helde also wie eine Aneinanderreihung komplett eingefrorener Filmszenen vorstellen, durch die langsam aber stetig die Kamera gleitet und dazu eine melancholische Voice-over Erzählung von den Geschehnissen berichtet. [...] Das Konzept der Statik wirkt in Kombination mit den entsättigten schwarz-weiß Bildern nämlich nicht nur sehr schwerfällig, sondern nutzt sich nach einigen Szenen schnell ab. Als Zuschauer wartet man darauf, dass In the Crosswind endlich mit etwas Greifbarem aufwartet, doch erfüllt der Regisseur in seinem ersten Langfilm diese Erwartung nie. Dadurch wird der Film zu einem Werk, das Zuschauer in der richtigen Stimmung durchaus abholen könnte, einen Großteil seines ohnehin geringen Publikums aber wohl nicht richtig erreichen wird, denn dafür ist In the Crosswind zu engstirnig seinem Konzept verschrieben.
[...] Dieses Gefühl der Andersartigkeit nutzt der Film auch ganz bewusst, denn von Beginn an arbeitet der Regisseur mit Eindrücken wie Verunsicherung und Ungewissheit, die ein so spezieller Film beinahe zwangsläufig mit sich bringt. Vordergründig zeigt sich das bereits in der gekonnten Vermengung des Horrorgenres respektive des Okkulten mit typischen Elementen eines Musicals. Was zunächst sehr merkwürdig anmutet, fühlt sich im fertigen Film zwar durchaus befremdlich, in Anbetracht der zugrundeliegenden Narration jedoch nie fehl am Platze an. Überhaupt scheint befremdlich das treffendste Wort für The Wicker Man zu sein, beschleicht dieses Gefühl seinen Zuschauer doch fast durchgängig, was sowohl an der eigensinnigen Erzählstruktur als auch an Hardys ungeschliffener Inszenierung liegt. [...] Auf der Seite des konservativen und sehr selbstsicheren Howie fühlt man sich als Zuschauer ebenso sicher wie er selbst. Schließlich hat er aus eigener Sicht sowohl das Recht als auch den Glauben auf seiner Seite. Dadurch spielt Hardy auch gekonnt mit Zuschauererwartungen, denn während man selbst noch an naheliegende Auflösungen denkt, hat die Falle des Films schon längst zugeschlagen. Als Identifikationsfigur dient er, ebenso wie die Inselbewohner, nur schwerlich, denn dafür ist er zu unsympathisch und bis zu einem gewissen Grad auch borniert. Mit ihren verstörenden und bunten Ritualen bildet der Inselkult einen perfekten Kontrast zu ihm, doch auch sie vermögen es kaum Zuschauersympathien auf ihre Seite zu ziehen. Diese Empathie hat The Wicker Man jedoch gar nicht nötig, denn seine Spannung generiert er eben nicht durch schlichte Emotionen, sondern durch den Wahnsinn, den er durch Bild und Ton transportiert.
Horrorctober 2016 #6:
„Poltergeist“ gehört sicherlich zu den Klassikern des 80er-Jahre Horrorkinos und noch heute fungiert sein Aufbau als Blaupause für eine Flut an Haunted-House-Produktionen. Acht Jahre nach seinem ebenfalls essentiellen Kultfilm „The Texas Chainsaw Massacre“ verschlägt es Regisseur Tobe Hooper in eine andere Richtung. Dem Horror bleibt er dabei zwar treu, doch muss die völlig reale und sehr blutige Bedrohung einer schlachtenden Redneck-Familie im kargen Texas einem komplett übernatürlichen und deutlich familienfreundlicheren Geistergrusel im Herzen der amerikanischen Vorstadt weichen. Interessant ist dabei auch der Einfluss von Steven Spielberg, der sich vor allem zu Beginn sehr deutlich herauskristallisiert. „Poltergeist“ beginnt eher als schleppender Familienfilm und steuert dann kontinuierlich seiner geisterhaften Entwicklung entgegen. Für moderne Sehgewohnheiten erscheinen wohl einige Charaktermomente als altbacken und die starke Fokussierung auf familiäre Werte ist sicherlich stark in den 80er-Jahren verwurzelt, doch nichtsdestotrotz gelingt es dem Film auch tricktechnisch feine Momente zu erzeugen. Vor allem die Reaktionen auf den beginnenden Spuk sind äußerst sehenswert, denn anstelle von voreiliger Panikmache wird hier auf eine fast schon friedvolle Art mit den Erscheinungen gespielt. Das mag reichlich naiv erscheinen, erhält aber durchaus seine Berechtigung, wenn man bekannte Motive ignoriert und den Sachverhalt auf sich selbst reduziert. Damit ist „Poltergeist“ ein Film, der seinen Stellenwert als Klassiker voll und ganz ausfüllt, mittlerweile aber kaum mehr für wirklichen Grusel sorgen kann, denn dafür ist er doch einen Tick zu sehr aus der Zeit gefallen.
Horrorctober 2016 #5:
Der italienische Horrormeister Dario Argento ist schon ein Fall für sich. Waren seine Werke früher Meilensteine des Genres, so ist sein filmischer Output in den letzten Jahren fast schon zu einer Art Antikunst verkommen. Es liegen unfassbare Welten zwischen Meisterwerken des Giallos wie „Suspiria“ oder „Terror in der Oper“ und seinem letzten Machwerk „Dracula“. Aber wie kam es zu dieser Entwicklung? Ein mögliches Bindeglied und somit eine Antwort auf diese Frage könnte „Trauma“ sein. Bevor es drei Jahre später mit „Das Stendhal Syndrom“ zu einem letzten Aufgebehren kommen sollte, rutschte er mit diesem Werk bereits in hilflose Belanglosigkeit ab. In viel zu langen 106 Minuten macht sich Argento auf die Suche nach alldem, was seine früheren Filme definiert hat, und findet leider so gut wie nichts davon. Natürlich ist „Trauma“ noch immer ein gutes Stück von Argentos schlechtesten Filmen entfernt, aber schon die spannungsarme und formal völlig uninteressante Inszenierung dient als Wegweiser für Kommendes. Hin und wieder blitzen sie durch – die großen Momente. Auch wenn es nur ein Anflug dieser einmaligen Stimmung oder ein kurzer Rückbezug zu Argentos Hochphase ist, so sind sie dennoch vorhanden. Viel zu selten um einen kompletten Film zu tragen, dafür fehlt es an allen Ecken und Kanten, aber immerhin mehr als wir von seinen noch kommenden Werken erwarten dürfen.
Horrorctober 2016 #4:
Halbgarer Teenieslasher im Fahrwasser von „Scream“, der sich zu keinem Zeitpunkt für seine Figuren interessiert und diese mit pseudopsychologischer Motivik gegen einen unbekannten Schlitzer positioniert. „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ bleibt wohl einzig und allein durch diese titelgebende Phrase im Kopf des Betrachters hängen, denn abseits davon droht der komplette Film bereits von Beginn an von Genregenerik überrollt (no pun intended) zu werden. Das Drehbuch aus der Feder des Screamautoren Kevin Williamson wirkt dermaßen bemüht und altbacken, dass man durchaus an seiner Berufswahl zweifeln darf. Lediglich die Blutarmut zeugt davon, dass die Romanvorlage aus den 70ern damals als Thriller für ein jugendliches Publikum konzipiert wurde, wobei der Film bei ebenjener Zielgruppe ohne ernsthafter Bekanntschaft mit dem Horrorgenre noch am besten funktionieren dürfte, in Ermangelung besserer Vergleichsfilme versteht sich. Überhaupt scheint Jim Gillespies Film als Kind der 90er heute kaum mehr eine Sichtung wert, war er doch bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1998 bereits überholt. Nur das atmosphärisch halbwegs stimmige Finale und die dezente Leistung einiger Jungschauspieler bewahrt „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ davor in die unterste Genreschublade abzurutschen. Sehen muss diesen Film aber keiner mehr.
Horrorctober 2016 #3:
Wir schreiben das Jahr 1964. Der italienische Genrefilmmacher Mario Bava hat sich bereits einen Namen gemacht und vier Jahre zuvor mit „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ einen formidablen Horrorfilm abgeliefert. Dass er mit „Blutige Seide“ ein komplettes Subgenre definieren und prägen würde, konnte er bei der Veröffentlichung noch nicht einmal ahnen. An Regisseure wie Dario Agento („Suspiria“) und Sergio Martino („Die Säge des Teufels), welche die Stilrichtung später auf die Spitze treiben sollten, war noch nicht zu denken, aber der Giallo war geboren - und seine Geburtsstunde war gleichsam ein früher Höhepunkt. Denn tatsächlich beinhaltet „Blutige Seide“ bereits alle genrespezifischen Elemente und würde dadurch auch gut in die Hochphase der 70er-Jahre passen. Es ist das Ausreizen des Moments, das effiziente Erzählen und vor allem Inszenieren der Mordsequenzen und weniger die Handlung selbst, was auch noch heute für gelungene Spannung sorgt. Schon die Szenerie, sprich die Mode(l)welt drängt sich quasi für das Subgenre auf, denn auch sie ist ähnlich wie die Stilrichtung selbst durch Oberflächlichkeit definiert. Oberflächlichkeit ist an dieser Stelle jedoch keinesfalls negativ konnotiert, sondern soll vor allem die Reduktion auf die formale Ebene, das reine Sehen eines Films verdeutlichen. Dadurch ist „Blutige Seide“ ein überraschend revolutionärer Film, der als Grundstein des Giallos sicherlich filmhistorischen Wert besitzt, doch auch abseits davon ausgezeichnet funktioniert.
[...] Obwohl man selbst als ahnungsloser Zuschauer schnell die Beteiligung von Werwölfen wittert, hält Das Tier sich mit der endgültigen Gewissheit respektive dem eindeutigen Zeigen lange zurück. Der Versuch dadurch Spannung zu generieren scheitert jedoch bereits an der Vorhersehbarkeit der Geschichte, denn auch wenn Karen ahnungslos durch ihre neue Wahlheimat irrt, hat der Zuschauer längst den nötigen Durchblick.
Nach dem durchaus gelungenen Beginn, der durch seine stilsichere Inszenierung und dem erotisch aufgeladenen Milieu auch an gewisse Werke von Brian de Palma (Dressed to Kill) erinnert, verfängt sich der Film zusehends in einer etwas schlampigen Dramaturgie. Über weite Strecken fehlt es sowohl an Tempo als auch an Spannung und der Versuch sich stärker auf die Charaktere zu fokussieren scheitert an der Banalität der selbigen. Der Weg zum erwarteten Höhepunkt ist ein holpriger und oftmals wirkt es so als wüsste jeder wohin die Reise geht, außer eben der Film selbst. Ebenso erwartungskonform wie ein Großteil des Films läuft dann auch der Showdown gegen Ende ab, aber wer sich auf das klassische Gefecht Mensch gegen Tier inklusive Silberkugeln und ähnlichen Elementen freut, der dürfte hier belohnt werden. [...]
[...] Damit ist Die Frau nebenan ein Film, der vor allem durch sein tragisches Ende nachdenklich stimmt. Obwohl beide glücklich in einer funktionierenden Beziehung leben, können sie sich nicht von der Begierde der Vergangenheit lösen. Diese Zerrissenheit zwischen dem de fakto Sinnvollen beziehungsweise Richtigen und dem unterbewussten Verlangen verkörpern sowohl Depardieu als auch Ardant überaus geschickt und so kann man als Zuschauer stets ihre moralische Zwickmühle nachvollziehen. [...] Das alles fängt Truffaut gekonnt ein. Durch seine natürliche Inszenierung wirkt die Situation wie aus dem echten Leben gegriffen. Vor allem die lebensnahen Figuren wissen erneut zu überzeugen. Überdramatisierung und stilistische Elemente verwendet er dosiert und dadurch sehr wirkungsvoll. Lediglich ein bitterer Nachgeschmack bleibt bestehen, wenn man sich vor Augen führt, dass der Film nichts Neues ans Tageslicht fördert. Das ist natürlich keine Katastrophe, stellt aber zumindest in Frage warum man sich genau diesen Film ansehen soll und nicht etwa ein Werk aus seiner Hochzeit, welches ähnliche Fragen auf eine noch versiertere und frischere Art behandelt. Das macht Die Frau nebenan zu einem Werk, dass sich vor allem zur Komplettierung für Fans des Regisseurs eignet. Wer Truffaut neu entdecken will, sollte lieber mit seinen bekannten Werken beginnen. [...]
[...] Seine literarische Herkunft will der Film dabei zu keiner Sekunde verleugnen. Schon im Vorspann wird der Hintergrund von vergrößerten Buchseiten geschmückt und im Laufe der Handlung nimmt das Schreiben von Briefen, Tagebüchern und letztlich auch eines Romans eine sehr vordergründige Position ein. Für die Rahmenhandlung bedient sich Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent einer typischen Voice-over Erzählung, bei der vor allem interessant erscheint wie geschickt Truffaut damit immer wieder in die eigentlichen Szenen überleitet. Oftmals beginnt er mit einem schlichten Tagebucheintrag, der uns durch gekonnte Schnitte flüssig in eine damit bereits etablierte Situation wirft. Damit umgeht der Regisseur das Problem, dass er filmisch schlichtweg weniger Platz respektive Zeit hat wie in der literarischen Vorlage. Die restliche Inszenierung ist dabei reichlich unspektakulär, passt in ihrer ruhigen Natürlichkeit aber vortrefflich in den Grundtenor der Geschichte und vor allem der darin agierenden Charaktere.
Im Gegensatz zu vielen anderen Liebesdramen konzentriert sich Truffaut hier vermehrt auf die körperlichen Aspekte einer Liebe. Rein körperlich bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht Umarmungen, Küsse und zärtliche Zweisamkeit (obwohl auch dafür genug Platz ist), sondern vielmehr die physischen Reaktionen auf Zweifel, Missgunst, Ablehnung und Unsicherheit. Das Physische steht bei Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent sehr stark im Vordergrund und immer wieder sind es Krankheiten und Verletzungen, die eine thematische wie inhaltliche Schlüsselrolle erhalten. [...]
[...] Denn bei der Inszenierung einer schwarzen Komödie ist letztlich nur etwas reichlich Belangloses herauskommen, nichts wirklich schlechtes oder Unansehnliches, nur eben etwas sehr Uninteressantes. Das hat vielerlei Gründe, am stärksten wiegt wohl die Tatsache, dass der Film durchgehend das Gefühl versprüht, dass sich Truffaut selbst nicht sonderlich groß um ihn kümmere. Das eigentlich aufregende Überschreiten von Grenzen und Entdecken von Neuartigem verkommt hier zu etwas sehr Uninspirierten und Lustlosen. [...] Die Mittelmäßigkeit des Films spiegelt sich auch in seinem Gefühlsspektrum wider. Durchgehend bleibt man emotional auf ein und derselben Stelle stehen, Empathie für die Figuren bleibt ebenso wie eine wirkliche Einbindung des Zuschauers in die Handlung aus. Natürlich trägt Truffaut seine Geschichte sauber vor, rein erzählerisch kann man ihm dabei nur wenig vorwerfen. Lediglich der fehlende Wagemut könnte ihm angekreidet werden, denn für einen Film der durchaus sozial- und religionskritische Ansätze aufweist, bleibt der französische Regisseur viel zu versöhnlich. Vielversprechende Tendenzen in die ein oder andere lassen sich durchaus erkennen und das Potential hinter dem Film erahnen, doch in der vorliegenden Fassung kommt davon nur wenig zur Geltung. [...]
Horrorctober 2016 #2:
Ein Mogwai darf nie Sonnenlicht ausgesetzt sein, es darf kein Wasser berühren und man darf es nie nach Mitternacht füttern. Diese drei Regeln sind längst ins popkulturelle Langzeitgedächtnis eingegangenen und fast jeder weiß, was bei Missachtung der selbigen passiert. Dann werden nämlich aus den süßen Mogwais ihre zerstörerischen und äußerst ungemütlichen Verwandten, die Gremlins. Im familiären Kleinstadtidylle kommt es natürlich zu dieser unausweichlichen Katastrophe und die gemütliche Stimmung wandelt sich schnell in eine anarchisch chaotische. Vorgetragen wird das mit humoristischen Einschüben und einigen stimmigen Witzen. Auf eine liebenswerte Art ist das äußert charmant, nur der Grusel kommt dabei entschieden zu kurz. Wie so viele Werke der 80er ist auch „Gremlins“ stark in seinem Jahrzehnt verwurzelt. Bereits der Mix aus Familienkomödie und Horrorfilm ist stellvertretend für die damalige Zeit. In Kombination mit dem weihnachtlichen Setting macht das „Gremlins“ zu einem Film, der letztlich wohl besser in den Advent als den Horrorctober gepasst hätte. Der enorme Kultfaktor des Films ist nur zu leicht verständlich, denn gerade als filmischer Erstkontakt zum Genre dürfte er bei Heranwachsenden wohligen Grusel auslösen. Als frühjugendliche Prägung ist „Gremlins“ damit sicher relevant, losgelöst von jeglicher Nostalgie kann der Film den kultisch geschürten Erwartungen aber nicht ganz nachkommen. Ja, Joe Dantes Film ist noch immer ein unglaublicher Sympathiebolzen, wohlwollend muss man ihn aber als aus der Zeit gefallen bezeichnen.
[...] Das beginnt schon bei einfachen, inhaltlichen Entscheidungen, wie beispielsweise der Verzicht auf eine klassische Erzählung von Geburt bis Tod oder die starke Definition des Protagonisten anhand seiner Arbeit und endet in interessanten, formalen Spielerein. So gibt es beispielsweise einige Szenen in denen lediglich Schauspieler zu sehen sind und der Hintergrund selbst aus einer vergrößerten Originalfotografie von Stanley Milgrams Haus, Arbeitsplatz oder Ähnlichem besteht. Diese Reduktion zieht sich durch den kompletten Film und rückt die Figuren, allen voran natürlich Stanley selbst, angenehm ins Zentrum. [...] Denn bei all der Fokussierung auf Stanleys wissenschaftliche Studien kommt die Person dahinter etwas zu kurz. Überhaupt erweckt der Film den Eindruck, dass Michael Almereydar sich wenig für den Menschen selbst interessiert. Der ist zwar mit Peter Sarsgaard (Die glorreichen Sieben) ordentlich besetzt, bleibt über die komplette Laufzeit aber eher blass und wird stark auf die Schmach der wissenschaftlichen Gemeinde reduziert. Ihm zur Seite steht Winona Ryder, die nach der hysterischen Mutter in Stranger Things abermals beweist, dass sie nicht über die schauspielerische Vielfalt verfügt, die ihr gerne attestiert wird. Letztlich stellt sich auch immer die Frage, warum diese Geschichte in Form eines Spielfilms und nicht beispielsweise einer Dokumentation erzählt wird. Eine wirkliche Antwort liefert Experimenter – Die Stanley Milgram Story nicht, denn in gewisser Weiße fühlt sich der Film bisweilen fehl am Platz an.
Horrorctober 2016 #1:
„Cannibal Holocaust“ ist wohl der bekannteste Vertreter unter den Kannibalenfilmen und gilt bis heute als einer der kontroversesten Werke der kompletten Filmgeschichte. Tatsächlich kann Ruggero Deodatos Film diese umstrittene Wirkung noch immer aufrechterhalten, denn er ist roh, brutal, dreckig und menschenverachtend, kritisiert darüber hinaus aber überraschend intelligent die Medienwelt und die menschliche Gesellschaft. Im ranzigen Found-Footage-Stil führt uns der Film tief in den südafrikanischen Dschungel und damit auch tief in die Abgründe der menschlichen Seele. Mit einem dröhnenden Bass unterlegt gelingt „Cannibal Holocaust“ etwas, das nur wenige Genrevertreter schaffen, nämlich Authentizität. Dabei generiert der Film immer wieder Szenen, bei denen man als Zuschauer am liebsten wegsehen würde. Angefangen bei den garstigen Tierverstümmelungen, für die unnötigerweise auf echte Tiere zurückgegriffen wurde, über schmerzhafte Vergewaltigungen und grausame Riten bis hin zu den obligatorischen Kannibalismus-Momenten. Dass der Film dafür verachtet und gehasst wird ist durchaus verständlich, schließlich präsentiert er diese Momente auch mit einem gewissen Voyeurismus, der gezielt darauf abzielt zu verstören und anzuecken. Jedoch ist die reine Sensationsgier, auf die er damit unweigerlich zusteuert, bereits Teil seiner kritischen Botschaft. Denn über alle Gräueltaten hinaus ist „Cannibal Holocaust“ ein sehr menschliches Werk, was nicht zuletzt an seinen Figuren liegt. Indem er die Mechanismen der Medienwelt als kannibalisch und die Rückständigkeit der Ureinwohner zumindest teilweise als Tugend darstellt, plädiert er für ein sehr einheitliches Weltbild, getreu dem Motto leben und leben lassen. Wenn Robert Kerman dann in der letzten Einstellung den Großstadtdschungel betritt und „I wonder who the real cannibals are“ ins Off spricht, dann ist das zwar nicht besonders tiefsinnig, passt aber wunderbar in die direkte Stimmung des Films.
[...] Bereits mit seinem Setting offenbart Berberian Sound Studio eine Fülle an Referenzen. Zum einen steht er natürlich in der Tradition von auditiv geprägten Thrillern wie Der Dialog oder Blow Out, obgleich dieser Film deutlich stärker in psychologische Horrorregionen vordringt. Zum anderen merkt man auch den Einfluss von Gialli, auch wenn Berberian Sound Studio fast ohne Blut oder explizite Szenen auskommt zelebriert er bedrohliche Situation ähnlich wie seine italienischen Vorbilder. Damit schafft er es gleichermaßen funktionierende Hommage wie auch moderner, eigenständiger Horrorfilm zu sein, der stark mit einer Urangst, dem Zweifel am eigenen Verstand, spielt. [...] Der britische Regisseur arbeitet vermehrt mit Nahaufnahmen, fokussiert einzelne Elemente oftmals so stark, dass sie völlig losgelöst von ihrer Umgebung existieren und nutzt diese Einstellungen dann auch für dynamische Schnitte. Dadurch unterstützt er auch formal die Thematiken des Films und überträgt Gefühle wie Hilflosigkeit, Verwirrung und die Folgen von sozialer Isolation vom Protagonisten direkt auf den Zuschauer. [...] Vielmehr gelingt es durch die stilistische Gestaltung und deren Einbettung in ein überaus interessantes Milieu groteske Momente voller Verunsicherung und Verwirrung zu finden. Immer wieder sind es die angedeuteten Folgen, die Vagheit eines Moments, was zu Spannung führt. Ein Film, der wenig erklärt, dafür aber umso mehr bietet.
[...] In der Tat könnten sich viele Genreregisseur auch nach über 80 Jahren noch ein Stück von Vampyr abschneiden. Mit welcher Versiertheit und welchem Ideenreichtum Dreyer die technisch beschränkten Mittel der damaligen Zeit nutzte, um einen inhaltlich wie formal mitreißenden Horrorfilm zu kreieren, verdient Respekt. Dem mittlerweile mehr als ausgelutschten Subgenre des Vampirfilms verleiht Vampyr einige dramatische und surreale Versatzstücke, die noch heute aus dem breiten Einheitsbrei herausstechen. [...] Vampirismus wird hier nämlich primär als Krankheit und nicht als Ausgeburt des Teufels verstanden. So gesehen wird eben nicht (nur) gegen einen schrecklichen Lord der Finsternis, sondern gegen den Überträger einer Krankheit gekämpft. Eine Tatsache, die eine dramatisch wunderbar funktionierende Komponente hinzufügt. [...] Dennoch vermag es Vampyr eigene Akzente zu setzen, sei es im surrealen Spiel der Schatten und Perspektiven oder auch beim gekonnten Einfangen von düsterer Atmosphäre und morbider Stimmung. Besonders gelungen sind auch die gelegentlichen Ausbrüche von Furcht, Ahnungs- und Hilfslosigkeit, die Dreyer immer wieder in den Gesichtern seiner Figuren findet. Natürlich ist Vampyr kein Film, der seine Wirkung durch kurzweilige Schockmomente oder billige Tricks generiert. Vielmehr baut er durch seine Bildgestaltung eine beängstigende und fesselnde Stimmung auf, die sich über die komplette Laufzeit nicht verflüchtigt. Gewissermaßen ein Manifest für den wahren Horror. [...]
Auch wenn man eine solche Aussage nur schwerlich für alle Filme/Serien verallgemeinern kann, ist es durchaus begrüßenswert, dass dadurch mal eine Gegenstimme zur omnipräsenten Angst vor Spoiler zu Wort kommt. Was man dazu in den letzten Jahren im Netz liest und auf der Straße hört ist fast schon beängstigend. Interessant ist für mich in erster Linie wie eine Geschichte erzählt wird und nicht was wann genau passiert.