Vitellone - Kommentare
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Alle Kommentare von Vitellone
Alfred Hitchcock von seiner (zu?) selten gezeigten, komödiantischen Seite. „Endlich sind wir reich“ behandelt die autobiografisch geprägte Reise eines jungen Paares, welches unverhofft an Geld kommt und damit im wahrsten Sinne des Wortes die Welt erkunden will. Dass zunehmender Reichtum auch mit zunehmenden Problemen zu tun hat, ahnt keiner der Beiden, doch schon auf dem Kreuzfahrtschiff angekommen, müssen sie sich alsbald auf die verschiedensten Irrungen gefasst machen. Ein nicht emotionsloser Ausflug in die fremde Welt der Schönen und Reichen. Die Texttatfeln als damals nicht allzu lang vergangenes Relikt der Stummfilmzeit nutzt „Endlich sind wir reich“ als beschleunigende Kraft um ein abwechslungsreiches Potpourri an Szenarien und Schauplätzen zu generieren. Eine nicht gerade schicke Altlast, die den fertigen Film dafür jedoch erstaunlich dynamisch und kurzweilig hält. Denn obgleich das komplette Werk rein inhaltlich kaum der Rede wert und schnell wieder vergessen ist, gelingt es Hitchcock doch erstaunliche gut dialogische wie visuelle Komik an den Zuschauer zu bringen. Die großen Lacher bleiben aus, für liebenswerte Schmunzler reicht der Film jedoch allemal. Sein Stellenwert innerhalb Hitchcocks Filmografie ist jedoch trotzdem verschwindend gering und so eignet sich „Endlich sind wir reich“ wohl hauptsächlich für Komplettierer.
[...] Seine wahre Dramatik findet Iwans Kindheit jedoch in Form von Iwan selbst. Seine einzige Realität ist Krieg, sein einziges Ziel ist Rache. Längst vergangen sind die friedlichen und glückseligen Tage, an die er sich bruchstückartig erinnert und die Tarkowski als langsam entgleitende Traumsequenzen inszeniert. Das Erwachen nach solchen Momenten erfolgt ruckartig, es gibt für Iwan, so sieht er es zumindest selbst, kein Entkommen und keine Wahl. Schon der Titel des Films spottet darüber, denn als Kindheit kann man Iwans Dasein nur schwerlich bezeichnen. Seiner Familie entrissen, wird er in eine fremde Welt geschmissen und muss sich dort behaupten. Tief in seinem Inneren mag er noch ein Kind sein, gelegentlich bricht es aus ihm heraus, doch wenn er mit seiner Umwelt agiert, dann wirkt er um Jahre gealtert. Iwan vereint all das Grauen, das Krieg den Menschen antun kann. [...]
[...] Schon zu Beginn erstrahlt „Wiener Dog“ im typischen Look des zeitgenössischen, amerikanischen Independent-Kinos. Kontrastreiche Farben finden zu ruhigen, hochauflösenden Bildern und mehr als nur einmal generiert Regisseur Solondz Bildmontagen mit aufpolierter Werbefilmeoptik. [...] Ein handwerkliches Geschick dafür muss man Todd Solondz jedoch auf jeden Fall attestieren, auch wenn diese mittlerweile recht generische Herangehensweise auf formaler Ebene wohl nicht mehr für euphorischen Jubel sorgen wird. Es ist jedoch auch kaum die technische Ebene auf der er seine Zuschauer abholen will, vielmehr ist dem amerikanischen Filmemacher an den zwischen- und vor allem innermenschlichen Befindlichkeiten seiner Figuren gelegen, die er mit einer ordentlichen Portion Eigenwilligkeit an die Oberfläche lockt. Das Lachen bleibt dabei immer wieder im Hals stecken, denn die Grenze zwischen skurrilem, zynischem Humor und niederschmetternder Sozialkritik vermengt „Wiener Dog“ gekonnt. [...] Dramaturgisch gerät „Wiener Dog“ dadurch immer wieder in ein eher schleppendes Tempo, brauchen die unterschiedlichen Episoden doch immer eine gewisse Zeit um zum eigentlichen Kern ihrer Geschichte vorzudringen. Inwiefern dem Film sein episodenhaftes Dasein wirklich zum Vorteil gereicht, darf angezweifelt werden, denn immer wieder entsteht der Eindruck, dass man von ebenjener Situation oder Figur gerne noch etwas mehr beziehungsweise weniger gesehen hätte. Es sind die typischen Probleme von Episodenfilme, die auch „Wiener Dog“ befallen und gegen die er sich kaum wehren kann. [...]
[...] Star Trek: Der Film versteht, dass ein Abenteuer zu bestreiten auch stets bedeutet sich auf seine Gefährten zu verlassen und das wahre Stärke manchmal erst der Gemeinschaft entwächst. [...] Inhaltlich wandelt Star Trek: Der Film auf mittlerweile längst bekannten Pfaden und wiederholt dabei auch die typischen Muster der Serie. Ruhig, fast schon gemächlich, dürfte die Erzählstruktur wohl nur hartgesottene Fans abholen, wohl auch, weil das Ende mehr schlecht als recht die philosophische Komponente des Genres bedient. Noch immer bewundernswert sind jedoch die ausgedehnten Kamerafahrten durchs All, unterlegt von einem angenehm wabernden Soundtrack. Ja, wenn die Bilder so vor sich hindümpeln, dann kann man sich auch als normaler Zuschauer in der Szenerie verlieren und durchs weite All treiben. In diesen Momenten entfaltet Robert Wises (Bis das Blut gefriert) Film seine angestrebte Wirkung und genau dann ist man auch fast bereit über etwaige Schwächen hinwegzusehen. [...]
[...] Bei „Sing Street“ handelt es sich mit großer Sicherheit um die 106 sympathischsten Minuten, die im bisherigen Kinojahr auf die Leinwand projiziert wurden und es sollte nicht sonderlich überraschen, wenn der Titel gegen Ende des Jahres noch in so mancher Bestenliste auftaucht. Eine bunte und unglaublich liebenswerte Mischung aus irischem Charme, Coming of Age Romantik und guter Musik. Anschauen! [...]
[...] Satoshi Kons Handschrift lässt sich in jedem seiner Werke nur zu deutlich erkennen. Kernthematiken häufen sich und werden von ihm auf unterschiedliche Weisen behandelt, dabei steht vor allem der Bezug zwischen Realität und Einbildung, sowie unterschiedliche Arten von Wahrnehmung im Mittelpunkt. Seine größte Stärke ist dabei die Art und Weise wie er Szenen und Bilder miteinander verknüpft, Situationen auflöst und dadurch die Gefühle der Figuren auf den Zuschauer überträgt. So auch in Perfect Blue, wo der konsequent ansteigende Realitätsverlust von Mima sich auch auf formaler Ebene widerspiegelt. Die Anzahl an Wendungen und die Sprünge zwischen Traum und Realität häufen sich bis zur finalen Konklusion, in der Satoshi Kon eindrucksvoll alle Verwirrungen beseitigt.
Auf den ersten Blick beschäftigt sich Perfect Blue natürlich auch mit der Kurzfristigkeit des Showbusiness. Ein Blick hinter die Kulissen, der knallharte Gier nach Erfolg und auch den Wahnsinn mancher Fans genauer beleuchtet. Doch erscheint all das nebensächlich, erweist sich der Film doch primär als Charakterstudie über die wachsende Paranoia von Mima. Natürlich sind konsequenter Leistungsdruck und die Vielzahl an unterschiedlichster Einflüsse der Indikator für ihren scheinbaren Realitätsverlust, eine Abrechnung mit ebenjenem Milieu will Perfect Blue jedoch zu keinem Zeitpunkt sein. Vielmehr geht es um das Visualisieren Mimas Gefühlswelt, was Perfect Blue auch meisterlich gelingt. [...]
[...] Ist „Love Me Like You Do“ letztlich doch ein typischer Frauenfilm? Vermutlich, doch ändert das zumindest nichts an dem Umstand, dass er vieles besser macht wie seine Kollegen. Für den etwas erfahreneren Zuschauer ist das natürlich trotzdem vollgestopft mit den typischen Klischees und Stereotypen, dadurch enorm vorhersehbar und stellenweise auch viel zu kitschig. Zumindest im Erfassen und Ausloten von Gefühlswelten hält sich der Film jedoch angenehm zurück und so bewahrt er sich vor allem gegen Ende eine gewisse Bodenständigkeit, die ihn deutlich erträglicher und sympathischer als die typische Liebesgeschichte der Marke Sparks macht. [...]
[...] Scorpio, der Killer hat viele Vorzüge. Vordergründig natürlich seine beiden Protagonisten, welche die rivalisierenden Auftragskiller gekonnt zwischen beruflicher kälter und emotionaler Aufgewühltheit spielen. Dazu kommt Winners stringente und stilsichere Inszenierung, die langsam und sicher Spannung erzeugt und in den richtigen Momenten entlädt. Das Katz-und-Maus-Spiel gewinnt nach und nach an Bedeutung, verhärtet mit jeder Bewegung die Fronten und zerrt dabei merklich an beiden Charakteren. [...] Es ist schön zu sehen, dass sich der Film darauf versteht den Kontext des Kalten Krieges gekonnt als übergeordnete Instanz zu nutzen, inmitten dieses Szenarios jedoch nie in politisches Parolen abzudriften. Vielmehr versteht er den Konflikt als possenhaftes Schaulaufen zweier Großmächte, die den konkreten Zweck dahinter längst gegen Paranoia und unbegründete Zweifel eingetauscht haben. Und genau hieraus bezieht der Film eine seiner großen Stärken, denn Winner schafft es seinen eigenen Mikrokosmos zu erzeugen, innerhalb dessen die Zwietracht und Unsicherheit der Figuren wunderbar gedeihen kann. Der Grundstein für eine bedrohliche Atmosphäre ist gelegt. Es ist eine Welt voller Opportunisten und wer dennoch auf andere vertraut, wird alsbald mit den Konsequenzen zu rechnen haben. [...]
[...] Kim Ki-Duk bricht den buddhistischen Glauben auf einige essentielle Werte herunter und schafft so einen Film, der von seiner Wirkung her beinahe einmalig ist. Die Kameraarbeit ist geprägt von einer meditativen Ruhe und fängt die Naturkulisse des Films in unnachahmlicher Schönheit ein. Frühling, Sommer, Herbst, Winter und … Frühling ist angefüllt mit echten und vielschichtigen Emotionen und strahlt dabei eine beruhigende und natürliche Wirkung aus. Inmitten dieser fernöstlichen Welt verhandelt Kim Di-Duk essentielle Thematiken und reflektiert angereicht mit jeder Menge Symbolismus über die Bedeutung des Lebens. Dabei ist sein Film auch ein überaus persönliches Werk, sowohl für den Regisseur, als auch für den Zuschauer, der für sich selbst entscheiden muss, was er letztlich aus der Seherfahrung mitnimmt. [...]
[...] Denn für den Handlungsrahmen, in dem Nur wir drei gemeinsam agiert, bleibt der Film erstaunlich zurückhaltend und verharmlost immer wieder gewichtige Szenen. Schon zu Beginn wird der Aufstand gegen ein totalitäres Regime als spaßige Freizeitbeschäftigung und der herrschende Monarch zu Gunsten einiger halbgarer Witze als inkompetenter Knallkopf dargestellt. So zieht sich das durch den ganzen Film, denn sowohl als politischer Gefangener als auch als Flüchtling in Frankreich scheint man ein unbekümmertes Leben zu fristen. [...] Dadurch bleibt der Film fest in seinem Wohlfühlzentrum verwurzelt, setzt auf bewehrte Ansätze und verweigert sich selbst eine tiefere Auseinandersetzung mit seiner eigentlich essentiellen Thematik. Nur wir drei gemeinsam ist die typisch französische Wohlfühlkomödie, die ihren Zuschauern Echtheit und vermeintliche Tiefe vorgaukelt, dabei aber auch nicht mehr erzählt, als die hundert anderen Filme vor ihr. Und die Zuschauer? Die finden das doch alles ganz nett und geben sich nach dem Kinobesuch hochkulturell, denn schließlich haben sie ja gerade einen französischen Film genossen. [...]
[...] Refn macht unmissverständlich klar, dass sein Kino ein visuelles ist. Vielmehr ruft er sogar dazu auf, dass sich die Kunstform Film stärker auf ihre Bilder verlassen soll, ja „The Neon Demon“ ist ein Plädoyer für die Macht der Bilder und das visuelle Erzählen. [...] „The Neon Demon“ reduziert seine Figuren maßgeblich auf ihre äußere Form, jedoch nicht, weil Refn sich nicht für sie interessiert, sondern weil ihr Umfeld es fordert, weil sie sogar selbst auf diese Oberflächlichkeit beschränkt werden wollen. Immer wieder treibt der Film diesen Punkt auf die Spitze, wenn er menschliche Körper in geometrische Formen überführt und dadurch unmissverständlich deutlich macht, dass diese reine Oberflächlichkeit nichts Natürliches oder Menschliches mehr an sich hat. Es gibt viele Filme, die sich mit dem Innenleben ihrer Figuren beschäftigen, doch nur wenige, die sich im selben Maße mit Äußerlichkeiten auseinandersetzen. Refn reflektiert darüber und unverdienterweise wird ihm deswegen fehlender Tiefgang vorgeworfen. [...] Zu Beginn arbeitet er unermüdlich mit Spiegeln, fängt die Körper und Gesichter der Figuren dadurch oft mehrmals in jeder Einstellung ein. Es betont die Oberflächlichkeit, die Reduktion auf äußere Formen, die unweigerlich beim ersten Kontakt zweier Individuen entsteht. Bald zerbrechen jedoch diese Spiegel (im wahrsten Sinne des Wortes) und natürlich ist es die Scherbe aus einem solchen, mit der sich die Protagonistin Jesse an der Hand verletzt. Ihre Oberfläche ist durchtrennt, die Grenze zwischen Innen und Außen geöffnet. Doch Jesse selbst beharrt weiterhin auf die äußere Form, sie will nicht, dass jemand sich ihren inneren Werten nähert, Liebe weist sie zurück. [...] Wenn die psychedelische Technokulisse über die Szenerie wabert und Refn gewohnt kryptisch und vage erzählt, dann generiert das an erster Stelle Unbehagen und Anspannung. Jede Aktion, jede Bewegung scheint mit ausreichend Wirkung versehen zu sein. Ein Film, der zunächst erlebt werden muss, ein Film, der seine Zuschauer in einem Rausch aus Farben und Bilder bindet. [...]
[...] Erst gegen Ende zieht Peckinpah das Tempo rapide an. Die Gewalt, obgleich zuvor bereits omnipräsent in Atmosphäre und Kulisse wahrnehmbar, bricht unaufhaltsam und plötzlich über die Szenerie herein. Auch wenn man als Zuschauer förmlich darauf wartet, ist es doch überraschend wie brachial und wirkungsvoll die ersten Schüsse ihren Weg ins Ziel finden. Und hier zahlt sich die vorausgehende Ruhe, das langsame Erzeugen von Atmosphäre und Spannung aus. Noch mehr als gewöhnlich verstärkt diese kontinuierliche Steigerung die gewünschte Wirkung des Films, weil Peckinpah sich meisterlich darauf versteht sein Konzept inhaltlich wie formal auf die Leinwand zu transferieren. Das unterstreicht die Thematik des Films, denn vordergründig ist Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia ein Werk über die Unabwendbarkeit von Gewalt in einer verkommenen Gesellschaft. [...]
[...] Kurzum gesagt, auch „Conjuring 2“ hält sich wie sein Vorgänger stark an die altbekannten Mechanismen des Haunted-House Genres. Das muss, wie „Conjuring“ vor einigen Jahren bereits bewiesen hat, jedoch keinesfalls negativ sein. Vielmehr ist es das gekonnte Vermengen dieser Elemente, was vor allem in der ersten Hälfte für gelungenen Grusel sorgt. Wer also dem ersten Teil etwas abgewinnen konnte, der wird auch mit der Forstsetzung seine Freude haben. Auch wenn man gegen Ende dann doch einige Abstriche machen muss, weil Regisseur Wan kaum mehr das richtige Tempo findet und es zuvor bereits zu sehr übertrieben hat, um den Zuschauer noch wirklich zu erschrecken. [...]
[...] Demolition will keinesfalls ein reines Drama über den Verlust eines geliebten Menschen sein, sondern ist weitaus vielseitiger gestaltet. Vor allem zu Beginn gelingt die oftmals schwierige Gradwanderung zwischen Komik und Dramatik ausgezeichnet, denn Vallée versteht sich darauf diese nicht zu trennen, sondern die abstrus amüsanten Momente gekonnt mit den dramatischen zu vermengen. Dadurch entstehen oftmals Situationen, in denen der Zuschauer gar nicht genau weiß ob er lachen oder weinen soll – und das sind die Besten des gesamten Films. [...] Demolition hätte durchaus ein wirklicher guter Film sein können. Doch leider verliert sich Regisseur Vallée in der zweiten Hälfte zusehends in Nichtigkeiten, das Drehbuch tritt auf der Stelle und gerade die Stärken der ersten Hälfte greifen nicht mehr vollends. Gerade die gelungene Vermengung aus Komik und Drama beginnt dann zusehends zu bröckeln, einzelne Dialoge und zum Teil auch komplette Szenen fühlen sich seltsam befremdlich und fehl am Platz an. Was zuvor gelungene Einheit war, driftet zusehends auseinander und immer stärker versteift sich Demolition auf die einzelnen Extreme. Natürlich liefert Gyllenhaal auch dann noch mehr als souverän ab, und dennoch merkt man auch ihm die Orientierungslosigkeit des Films an. Schade. [...]
[...] Gewissermaßen ist es auch der Konflikt der damaligen Zeit, welchen Ozu hier in gewohnt statischen Bildern verhandelt. Eng an die 50er Jahre und vor allem die japanische Kultur gekoppelt, erzählt der Regisseur von Moderne und Tradition, von Jung und Alt, von Fortschritt und Stillstand. Und auch wenn diese Gesichtspunkte stark im kulturellen Zeitgeist verwurzelt sind, so geben sie dem Film doch seine zeitlose Berechtigung, denn dieser Generationenkonflikt wurde bereits vor Ozu geführt und wird auch noch lange nach ihm bestehen bleiben. [...] Ohne großartige Schwenks und unnötige Schnitte verweilt die Kamera meist in zentraler Position. Aus niedriger Perspektive filmt sie hauptsächlich Innenaufnahmen, wahrt ausreichend Distanz zu den Charakteren und gibt so Platz und Zeit zur Entfaltung jeder Szene. Yasujiro Ozus Stil ist gewöhnungsbedürftig, und dennoch könnte er passender nicht sein. Denn in erster Linie ist er ein aufmerksamer Beobachter, der es nicht für nötig erachtet seine Geschichte überflüssigerweise zu dramatisieren, sondern tiefere Erkenntnis aus der vermeintlichen Normalität der Geschehnisse extrahiert. Die Reise nach Tokyo ist langsam, fast schon meditativ, und braucht eben diese Ruhe auch um seine Wirkung zu entfalten. [...] Geprägt ist der Film dabei von einer gewissen Lethargie. Wenn gegen Ende die Erkenntnis fällt, dass das Leben doch in Wirklichkeit enttäuschend sei, dann schlummert durchaus eine stille Melancholie hinter den Bildern. Allgegenwärtig hält der Tod und die Entfremdung Einzug, ungeschminkt fällt Ozus Blick auf das Leben aus. [...]
[...] Erzählerisch bedient sich der Film einiger Kniffe, um die vorhersehbare Handlung etwas attraktiver zu gestalten. So spielt sich der Großteil des Geschehens in der Erzählung des Protagonisten ab, der am Vorabend seiner Hinrichtung seine Lebensgeschichte aufschreibt. Diese Rahmenhandlung mag dem ein oder anderen zwar etwas angestaubt vorkommen, hat aber den großen Vorteil jederzeit auf eine voice-over Erzählung zurückgreifen zu können, die es dem Film erlaubt die komplexen Familienbeziehungen und die ständig wechselnden Situationen schnell zu erläutern und dadurch mehr Fokus auf die Stärke des Films zu legen. Und das ist eben nicht seine Handlung per se, sondern viel mehr der Humor, der vordergründig durch Mimik, Gestik und vor allem den Dialogen übertragen wird. [...] Auch inszenatorisch hält sich Regisseur Robert Hamer angenehm zurück und gibt den Figuren ausreichend Platz um sich zu entfalten. Denn wie bereits erwähnt liegt die große Stärke des Films in seinem Drehbuch. Die Art und Weiße wie die Figuren interagieren ist voll von kurzweiligem Wortwitz und schwarzem Humor, behält stets die nächste Wendung im Auge und genießt dennoch gekonnt den Augenblick. Verbunden mit dem britischen Charme entwickelt sich so beinahe jede Szene zu einer amüsanten Anekdote. [...]
Spring break forever, Bitches. Harmony Korines überzogenes Zeitgeistporträt wird mitunter ebenso leidenschaftlich wie kontrovers diskutiert. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn „Spring Breakers“ konterkariert nicht nur die vom Bildmaterial getriebene Erwartungshaltung des Durchschnittszuschauers, sondern erschwert auch deutlich versierteren Filmfans aufgrund seiner visuellen wie inhaltlichen Radikalität den Zugang. Im Wendekreis von Neonlicht, Musikvideoästhetik und yolo-Mentalität treibt Korine den vermeintlichen zentralen Exzess konsequent auf die Spitze, um dadurch die maximale Fallhöhe für unsere nach Party und Spaß lechzenden Protagonistinnen zu erreichen (hintergründig kongenial mit den Disney-Girls besetzt). Inszenatorisch als rauschartiger Fluss verdichtet, lebt „Spring Breakers“ in gewisser Weise von seiner wabernden Ästhetik, die einer verkommenen Konsumgesellschaft mit reichlich Zynismus einen Zerrspiegel vorhalten will. Die Mechanismen des Films als plakativ oder heuchlerisch zu enttarnen, liegt bei vielen Zuschauern wohl nahe, doch steuert man dadurch letztlich doch nur am eigentlichen Kern vorbei. Vielleicht ist der Film mitunter deswegen so gut, weil er den Aktionismus seiner Figuren selbst nie wirklich wertet (einzig durch die inhaltliche Reaktion, die man aber auch simpler als filmische Logik abtun könnte) und die Oberflächlichkeit selbst als zweischneidiges Schwert behandelt. Letztlich wohl auch deswegen so gelungen, weil es sich bei „Spring Breakers“ um einen der seltenen Fälle handelt, bei denen ein Film wirklich die Zuschauer erreicht, die er ansprechen will. Dass er bei diesen größtenteils auf Unverständnis trifft, scheint nebensächlich, denn ein gewisser Eindruck bleibt immer haften.
[...] Dabei weiß Meine Nacht bei Maud vor allem durch seine nüchterne und kühle Betrachtung zu überzeugen. Alle Charaktere begegnen sich auf Augenhöhe und dadurch werden auch ihre Argumente zu ernstzunehmenden Verhandlungspunkten. Bewusst distanziert sich Rohmer davon, die Sichtweisen der Figuren zu werten oder gewisse Aussagen als richtig oder falsch darzustellen und letztlich ergibt sich dadurch auch der besondere Reiz des Films. Als Zuschauer wird man nur dann belohnt, wenn man sich von seinem passiven Dasein verabschiedet und aktiv über die angesprochenen Punkte nachdenkt. [...] Was Meine Nacht bei Maud neben offensichtlichen Stärken wie dem gekonnt agierenden Schauspiel-Ensemble und der bewusst charakterorientierten und ruhigen Inszenierung auszeichnet, ist sein Geschick tiefgründige Fragen in kurzweilig pointierten Dialogen zu verhandeln. Notwendigerweise erfüllen die Figuren dabei vornehmlich eine rein funktionelle Aufgabe und werden ausschließlich durch ihr Weltbild charakterisiert. Das ist Stärke und Schwäche zugleich, je nachdem was man sich als Zuschauer von dem Film erhofft. Für das Beziehungsdrama, als das man den Film ebenfalls bezeichnen könnte, bleiben die Figuren zu distanziert und das komplette Werk emotional extrem unterkühlt. Bewusst fördert Rohmer dadurch jedoch die Punkte, welche er als wesentlich wichtiger erachtet und die dem Film final erst zu seiner zeitlosen Klasse verhelfen.
[...] Was Der Mann ohne Gnade letztlich das Genick bricht ist neben dem unstimmigen Soundtrack und der unterdurchschnittlichen Inszenierung vor allem sein moralischer Standpunkt – oder viel mehr das Fehlen jeglicher Moral. War Teil eins in dieser Hinsicht bereits bedenklich, so legt der Nachfolger locker eine Schippe drauf und propagiert Selbstjustiz im zähneknirschenden Ausmaß. Noch weniger wird das Verhalten von Bronson psychologisiert und stellenweise wirkt es so, als habe er nur darauf gewartet endlich wieder Kleinkriminelle zu ermorden. Das wird vor allem dann ärgerlich, wenn die vergewaltigte Haushaltshilfe völlig unter den Tisch fällt, beziehungsweise lachhaft, wenn sich selbst Bronsons rechtlicher Gegenspieler in Form eines Polizisten plötzlich für ihn opfert und sein Verhalten am Sterbebett sogar noch gutheißt. [...] Inszenatorisch beweist Regisseur Winner nämlich nur wenig Geschick. War Ein Mann sieht rot zumindest stringent und stilsicher gestaltet, verpasst es die Fortsetzung komplett den einzelnen Szenen Wirkung zu verleihen. Vor allem die Gewalt wird nicht mehr als allgegenwärtiges Übel stilisiert, sondern auf rein voyeuristische Werte degradiert. Der Mann ohne Gnade ergötzt sich fast durchgehend an der gezeigten Gewalt und gibt sich dadurch als sehr ärgerliche Angelegenheit. [...]
Keiner, weil es schwachsinnig ist Filme mit einem Fußballspiel zu vergleichen.
[...] Linklaters neuester Streich gehört einer Gattung von Filmen an, die man heutzutage leider viel zu selten bewundern darf. Leichtfüßig und liebenswert entführt uns der Regisseur in eine faktisch völlig überzeichnete Welt, die von ebenso übertriebenen Figuren bewohnt wird. Ein reiner Stimmungsfilm, der den Geist der damaligen Zeit auf einzigartige Art und Weise einfängt. [...] Geht es in „Everybody Wants Some!!“ um mehr als Party, Alkohol, Drogen, Sport und Sex? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Fakt ist, dass man als Zuschauer in eine atmosphärisch überaus stimmig gezeichnete Welt abtaucht und zwei Stunden mit einem Haufen merkwürdiger, aber überaus liebenswerter Figuren verbringt. [...] völlig bewusst überzeichnet Linklater sein Szenario und arbeitet über weite Strecken mit Klischees. Dadurch gelingt es ihm durch seine augenzwinkernde Art jedoch stets eine gewisse Glaubwürdigkeit zu bewahren. In gewisser Weise macht diese Art von Charakterzeichnung die Figuren sehr menschlich und greifbar. Sie besitzen keine am Reißbrett entworfene Persönlichkeit, sondern agieren wie echte Menschen. Sie verstecken ihr Inneres, tragen eine Maske, weil sie eben selbst noch nicht wissen was sie wollen und wer sie sind. Einmal mehr geht es bei Linklater also um das Erwachsenwerden. [...]
[...] Mit jeder Menge CGI erschafft „Warcraft: The Beginning“ eine sehr bunte, glänzende und strahlende Fantasywelt. Egal ob dieser Stil letztlich den persönlichen Vorlieben eines Zuschauers entspricht, muss man zumindest würdigen, dass die Optik zum einem sehr passend für das Videospieluniversum ist und zum anderen auch handwerklich sauber umgesetzt wurde. Problematisch wird es dann, wenn die darin agierenden Figuren nicht mehr wie plastische Lebewesen wirken, sondern sowohl durch Schauspiel und Dialoge zu hölzernen Attrappen verkommen. Mit diesem Umstand hat der Film über weite Strecken zu kämpfen und dabei hilft es auch nicht, dass die Handlung und ihre Figuren immer wieder in generische Stereotypen des Fantasygenres abdriften. [...] Auch wenn die bunte Optik und das gezielte Abdämpfen von Gewalt die Düsternis der Geschichte ein Stück weit hemmen, ist die zugrundeliegende Geschichte dennoch ein sehr brachialer Konflikt. Hier gelingt es dem Film sowohl die Lage der Orks, als auch die der Menschen glaubhaft zu schildern und die Motivation beider Fraktionen nachvollziehbar zu gestalten. Denn die Orks sind, obgleich eine brutale und kämpferische Spezies, nicht per se böse, sondern letztlich auch nur durch äußere Umstände dazu getrieben das Land der Menschen zu erobern. [...] „Warcraft: The Beginning“ ist ein Film für Fans. Das sollte jedem Zuschauer bewusst sein, denn wer sich auf den Film einlässt und bisher keinen oder nur wenig Zugang zu Blizzards Fantasy-Universum hatte, der wird über weite Strecken etwas verloren dastehen. Zu viele Hintergründe, Beziehungen und Regularien der Welt werden nicht erklärt, Vorwissen wird quasi vorausgesetzt. Das sperrt natürlich viele Zuschauer aus, macht das Werk aber auch ein Stück weit sympathisch. Es ist schön zu sehen, dass sich ein multi-millionen-Dollar-Blockbuster nicht bei der größtmöglichen Menge an Zuschauern anbiedert, sondern Fans der Reihe genau das bietet, was sie sehen wollen. Damit stellt „Warcraft: The Beginning“ wohl einen der seltenen Fälle unter den Videospielverfilmungen dar, in dem Fans nicht vor den Kopf gestoßen werden, sondern eine adäquate Umsetzung ihres geliebten Spieleuniversums bekommen. [...]
[...] In „Eat Drink Man Woman“ nähert sich Ang Lee der komplexen Gefühlswelt einer taiwanischen Familie zwischen familiären Zusammenhalt, elterlicher Autorität und jugendlicher Sehnsucht nach Selbstbestimmung. Eng an die traditionelle Küche Taiwans gekoppelt, entwirft der Film glaubhafte Gefühlswelten und schafft es eine Vielzahl an Beziehungen mit ausreichend Tiefgang zu versehen. [...] Interessant ist dabei auch, wie Ang Lee die anfangs aus räumlicher Sicht zwar verbunden, emotional jedoch distanzierte Familie gegen Ende in ihr Gegenteil verkehrt. Obgleich jedes Familienmitglied einen neuen Teilabschnitt ihres Lebens beginnt und die physische Nähe der Figuren dabei aufgelöst wird, stehen sie sich emotional deutlich näher als zuvor. [...]
[...] Es ist der Alltag diese Familie, an dem uns Isao Takahata episodenhaft teilhaben lässt. In Kapitel unterteilt dauern manche Abschnitte nicht mal eine Minute, ein zusammenhängendes Narrativ gibt es dabei nicht. Was zunächst als vielversprechende Aneinanderreihung von amüsanten Kurzgeschichten beginnt, leidet vor allem im Mittelteilt merklich am Verzicht jeglicher Dramaturgie. Auch die mitunter minimalistischen Zeichnungen tragen dazu bei, dass beim Zuschauer der Eindruck entsteht amüsante Zeitungscomics in Dauerschleife zu lesen. [...] Was Meine Nachbarn die Yamadas letztlich dann doch zu einer sympathischen und sehenswerten Angelegenheit macht, ist das Fünkchen Wahrheit, das jeder Episode zugrunde liegt. Der Kampf um die Fernbedienung und der alltägliche Streit um den Haushaltsdienst sind ebenso präsent wie der gemeinsame Kampf gegen nachbarliche Ruhestörung oder das harmonische Beisammensein am Esstisch. Auch wenn gelegentlich lediglich ausgelutschte Klischees präsentiert werden, schlummert hinter der ironischen Überzeichnung stets ein wahrer Kern. Viele der gezeigten Alltagssituationen überzeugen schlichtweg deswegen, weil man sie als Zuschauer selbst auf die ein oder andere Weise bereits erlebt hat. Zwischen all dem Chaos und der Streitigkeiten sind die Yamadas eben doch eine liebevolle Familie, die in ernsten Situationen zusammenhält und die Probleme des Alltags vergessen kann. Sie symbolisieren die familiäre Geborgenheit, nach der sich jeder zumindest ein Stück weit sehnt. [...]
[...] Fast schon dokumentarisch nähert sich der Regisseur seiner Geschichte. Auf historische Fakten und zeitgenössische Authentizität bedacht gelingt es ihm dabei durchaus ein atmosphärisch stimmiges Zeitkolorit zu entwerfen. Auch die Leistung der Darsteller (allen voran Lena Stolze als Sophie Scholl) verstärkt diesen Eindruck. [...] Bewusst verzichtet der Film auf eine Dramatisierung und gibt sich dadurch etwas zu distanziert. Verhoeven erweckt den Eindruck als hätte er nichts mit dem Film zu tun und wolle lediglich ein Geschichtsbuch abfilmen. Zwangsläufig stellt sich auch die Frage warum der Film nicht gleich als Dokumentation realisiert wurde, so halbgar wie die dramatische Komponente des fertigen Werkes ausfällt. Natürlich macht Verhoeven mit seinem Film auf wichtige Punkte aufmerksam. Die Notwendigkeit sich mit den politischen Aktivitäten seines Landes auseinanderzusetzen arbeitet ebenso heraus wie die Wichtigkeit von Widerstand und die Kritik an Mitläufer. All das liegt der historischen Begebenheit jedoch bereits von selbst zugrunde und so ist es eben nicht Verhoevens Verdienst diese Themen zu behandeln, sondern schlichtweg ein positiver Nebenaspekt, der beim Aufbereiten der Geschichte von selbst entsteht. Denn sonderlich politisch gibt sich Die weiße Rose nämlich nie. Natürlich weiß jeder normaldenkende Zuschauer warum die Organisation damals zum Protest gegen Hitlers Regime aufgerufen hat und dennoch hätte der Film die Motivation der Charaktere behandeln müssen. Aus dem Kontext gegriffen wirkt es sonst nämlich so, als ob die Studenten nur aufgrund des Protestes selbst protestieren. Das eigentliche Ziel gerät dabei jedoch aus den Augen und so verpasst es Verhoeven seinem Film eine wirkliche Aussage zu verleihen. [...]