Vitellone - Kommentare
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Alle Kommentare von Vitellone
[...] Die Wirklichkeitsflucht Willys ist ebenso zentrales Thema wie die Dekonstruktion des Verhältnisses zu seinem Sohn Biff. Schlöndorff fängt die Nüchternheit des Lebens ein, konfrontiert diese mit halluzinatorischem Wunschdenken und entwirft dadurch auch ein Porträt des modernen Menschen. Problematisch wird es jedoch beim Drehbuch. Die allgemeine Aussage des Films ist intelligent und wirkungsvoll, doch verläuft sich das Skript auf dem Weg zum Ziel immer wieder in Nichtigkeiten. So manche Szene erscheint unnötig, was in letzter Konsequenz sowohl die Laufzeit des Films als auch die Geduld des Zuschauers strapaziert. [...] „Der Tod eines Handlunsreisenden“ lebt nicht zuletzt aufgrund der genialen Performance von Dustin Hoffman. An der Grenze zum Overacting verkörpert er den Irrsinn und Realitätsverlust seiner Figur punktgenau und fungiert dadurch als tragische Identifikationsfigur. [...]
[...] Schlöndorff gibt sich sichtlich Mühe den eigensinnigen Erzählstil der literarischen Vorlage adäquat in sein filmisches Pendant zu überführen. Durch Voice-Over und eine auf den Protagonisten fokussierte Kamera soll die Erzählung in der Ich-Form imitiert werden, durch kühle und neutrale Bilder soll der Schein eines Tatsachenberichts gewahrt bleiben. Ein Stil, der sich bei Max Frisch sehr schnell als Illusion entpuppt, dem Schlöndorff in seiner Umsetzung jedoch viel zu lange verfällt. Der Versuch eine funktionierende Bildsprache zu finden scheitert in einem durchaus ambitionierten Ansatz und so vermag es „ Homo Faber“ über weite Strecken nicht die für den Ausgangsstoff essentielle Immersion des Zuschauers zu erzeugen. [...] Wenn „Homo Faber“ gegen Ende damit beginnt die ödipalen Konflikte des Protagonisten auf eine mitreißende Art auszukosten, dann gelingt es dem Zuschauer doch noch in die von Max Frisch erschaffene Welt einzutauchen. [...]
[...] Schlöndorff spaltet mit „Eine Liebe von Swann“ ein Bruchstück von Marcel Prousts Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ab und adaptiert dieses mit merklicher Leidenschaft. Zwischen opulenten Kostümen und malerischer Ausstattung gelingt es dem Film zwar die vielschichtige Gefühlswelt der Vorlage einzufangen, jedoch nicht diese stimmig auf den Zuschauer zu übertragen. Stellenweise erstaunlich steif und unatmosphärisch wirkt der Film zu vordergründig auf die Obsession seines Protagonisten fixiert und vermag es dadurch nicht ein durchgehend fesselndes Narrativ zu erzeugen. [...]
John Carpenters atmosphärisch klaustrophobischer Blick auf ein von beißender Angst zersetztes Gruppengefüge. Im Angesicht eines gestaltwandelnden Eindringlings lotet er die Grenzen psychischer wie physischer Belastbarkeit aus und treibt seine Figuren ans Äußerste. Die augenscheinlich von eisiger Kälte überzogene Atmosphäre scheint in ihrem Inneren nur so vor angespannter Erwartung zu glühen, jede Sekunde droht das Unheil hereinzubrechen. Wahlweise durch den gesichtslosen Angreifer oder die eigenen Paranoia dezimiert sich das Grüppchen zusehends, immer mehr ringt der Film seinen Figuren ab. Dabei ist es nicht nur der fein formulierte Subtext, der gewisse Urängste des Menschen schürt. Die Angst vor dem Verborgenen und Unbekannten, unentdeckt lauernd greift es die Forscher von inner- und außerhalb an und löst so die komplette Gruppendynamik aus ihrer Verankerung. Morricones psychedelischer Soundtrack verkörpert die Kälte und Paranoia im selben Maße wie Carpenters trostlose Bilder. Zusammen erzeugen sie gleichermaßen intelligentes wie auch wirkungsvolles Spannungskino, welches nicht zuletzt durch seine grandiosen Effekte lebt. Noch immer ein meisterlicher Film.
[...] Durch sein vereinfachtes Weltbild und der stringenten Erzählung macht er dabei einiges richtig. Der bis heute indizierte Film weiß auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung zu schockieren und stellt Gewalt als unaufhaltsam hereinbrechendes Übel dar. Ohne Schnörkel verfolgt „Ein Mann sieht rot“ seinen gebeutelten Protagonisten auf seinem einsamen Rachefeldzug und punktet dabei durch eine stilsichere Inszenierung. [...] Eingeschnürt von einer erdrückenden Großstadtatmosphäre steigert sich Paul Kersey immer tiefer in seinen Rachegedanken. Von der Presse als Rächer tituliert zieht er Abend für Abend los, um seinen nachvollziehbaren Hass an der kriminellen Unterschicht auszulassen. Stellung bezieht der Film dabei nur selten und so wirkt er zwischen gelegentlichen Anprangern auf der einen und stiller Rechtfertigung auf der anderen Seite reichlich unentschlossen. Ob Regisseur Michael Winner („Scorpio, der Killer“) es lediglich verpasst oder erst gar nicht für nötig erachtet hat, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass der Film in Kombination mit seinem stringenten schwarz-weiß Denken einen moralisch fragwürdigen Standpunkt vertritt. [...]
[...] Der Film beginnt zunächst vielversprechend, zwar wirkt der digitale Look etwas zu übersättigt, doch macht er rein optisch durchaus etwas her. Auch die Kampfsequenzen sind stilsicher choreographiert und werden von einer gekonnten Kameraführung eingefangen. Man merkt dem Film zwar an, dass die visuelle Prägnanz eines Ang Lees fehlt, aber für sich genommen sind die Actionsequenzen wirklich ordentlich inszeniert. [...] Leider entpuppt sich das Skript bei zunehmender Laufzeit als kleine Katastrophe, ein Großteil der Charaktere bleibt entweder komplett blass oder ist für die Handlung schlichtweg irrelevant. Überhaupt mangelt es der Geschichte an Struktur, so fehlt es fast allen Figuren an glaubhaften Motivationen [...] Hinter dem Projekt von Netflix steht wohl eher finanzielles Kalkül als das wirkliche Verlangen nach einer adäquaten Fortsetzung. Gerade wenn der Film versucht zwanghaft Bezüge zum Original herzustellen, gibt er sich nur selbst der Lächerlichkeit preis. In diesen Momenten ist er gleichermaßen ärgerlich wie unnötig und vergrault seine Fans durch unnötige Rückbezüge.
[...] Auch „Tiger & Dragon“ greift die Traditionen des Genres konsequent auf und verbindet diese mit Lees gekonnter Regie. Vor allem die zahlreichen Kampsequenzen leben von der virtuosen Kamera, der es gelingt Dynamik mit Ruhe zu verbinden. [...] In stellenweise atemberaubenden Bildern erzählt Ang Lee in erster Linie eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über eine junge Frau, die verzweifelt nach ihrer eigenen Identität sucht. Im goldenen Käfig gefangen, versucht sie seit jeher auszubrechen, sei es durch das verbotene Erlernen einer Kampfkunst oder durch das abenteuerliche Liebesleben in der Wüste. Allen Anstrengungen zum Trotz hilft letztlich nur die Flucht, eine folgenschwere Entscheidung, ein Fehler für den sie final auch selbst die Verantwortung trägt. Ein letzter Entschluss, der verdeutlicht, dass sie aus ihren Taten gelernt und dadurch doch noch zu sich selbst gefunden hat. [...]
Bei diesem Preis wohl für einen Großteil der Zuschauer vollkommen uninteressant, gerade die zum Teil horrenden Preise im Kino sorgen doch für den Unmut vieler Kinobesucher. Zumal hat das Kino als Vorführort meiner Meinung noch immer entscheidende Vorteile gegenüber dem Heimkino und letzteres kann wohl bloß durch Gemütlichkeit UND dem Einsparen von Kosten punkten.
[...] Sieht man sich den Film aus der Sicht eines Erwachsenen an, so gibt es logischerweise einiges zu bemängeln. Die Handlung ist in gleicher Weise vorhersehbar, wie die Figuren eindimensional sind, Witze und Dialoge richten sich gezielt an ein jüngeres Publikum und auch die Inszenierung ist großzügig betrachtet nur Mittelmaß. Doch es wäre zu einfach dem Film all das vorzuwerfen, denn als reiner Kinderfilm macht „Schellen-Ursli“ vieles richtig, vereint kurzweilige Unterhaltung mit der Vermittlung von erzieherischen Werten. Natürlich sind das wiederum simple Moralvorstellungen wie der Stellenwert von Familie und Freunden oder die Lektion, dass sich Lügen am Ende des Tages nie auszahlen, jedoch ist es sympathisch zu sehen, wie der Film den Jüngeren diese Werte spielerisch vermittelt und sie dabei gleichzeitig gut unterhält. [...]
[...] „Komm und sieh!“ ist ein rohes, ein brachiales und niederschmetterndes Werk, das seine Zuschauer für zwei Stunden mit in die Hölle nimmt und noch viel länger dort gefangen hält. Nach all den Qualen und der Tortur gibt es keine Erlösung, weder für den Protagonisten, noch für den Zuschauer. Alles was bleibt ist eine Erkenntnis, eine simple und erdrückende Aussage, die jedoch kein anderer (Anti-)Kriegsfilm so eindrucksvoll vermittelt. Im Krieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer. Weniger Film als Erlebnis. Kein sonderlich vergnügliches, aber dennoch eines, das man gemacht haben sollte. [...]
[...] Dass dabei kein tiefsinniger Diskurs geführt wird, scheint klar, doch gelingt es den Drehbuchschreibern Roger Avary ("Pulp Fiction") und Neil Gaiman ("Der Sternwanderer") das Epos mit der notwendigen Härte und Rohheit zu adaptieren. Was viele dem Film als Gewaltverherrlichung vorwerfen, scheint im Kontext der literarischen Vorlage nicht nur angemessen, sondern sogar höchst treffend. Darüber hinaus wirft „Die Legende von Beowulf“ durchaus interessante Fragen auf, indem er seinen Protagonisten zunächst zum Helden stilisiert, nur um ihn danach durch seine eigene Begierde wieder dahinzuraffen. Unglücklicherweise ist die Optik des Films ein dermaßen heftiger Störfaktor, dass sich alle vielversprechenden Ansätze in Luft auflösen. Jegliche Brutalität und Ernsthaftigkeit, die man dem Drehbuch noch anmerkt, wird dadurch ins Lächerliche gezogen, zu keiner Sekunde ermöglich der Film seinem Betrachter Zugang zum Gezeigten. Das ist schade, hätte „Die Legende von Beowulf“ durchaus ein ordentlicher Film werden können. Doch durch seinen digitalen Look fühlt sich der Film wie ein veraltetes Videospiel an, verschenkt damit gleichermaßen Sympathien und Potential und fällt damit in die Kategorie von Filmen, die man schon während der Sichtung am liebsten schnell wieder vergessen würde. [...]
[...] In seiner Einrichtung treffen sich die Opfer der Gesellschaft, ein in die Jahre gekommener Alkoholiker verpfändet sein Eigentum auf regelmäßiger Basis, die Abstinenzler seien schuld an der Wirtschaftslage. Ein Musiker muss sein Instrument aufgeben, ein Schriftsteller seine Schreibmaschine, letztlich ist eine warme Mahlzeit wichtiger, denn von großen Träumen wird man nicht satt. Für Hilary ist das der Alltag, er muss so gefühlskalt agieren um nicht selbst an seinem Beruf zugrunde zu gehen. [...] Leider ist es gerade die Rahmenhandlung, die durch ihren klischeehaften Aufbau zu vorhersehbar und dadurch uninteressant wird. Im Gegensatz dazu stehen die kleineren Einzelschicksale, die den Zuschauer berühren und tiefer in den Film ziehen. [...]
[...] Eine böswillige Intention scheint dabei das einzige zu sein, das man Paul Haggis nicht vorwerfen kann. Vielmehr scheint sein Film überambitioniert in der Planung, stümperhaft in der Ausführung und scheitert letztlich nicht nur am kompletten Unverständnis der Materie, sondern auch an seiner sich selbst auferlegten Aspiration. Müsste man ein so heikles und bereits des Öfteren bis zum Erbrechen diskutiertes Thema wie Rassismus eigentlich mit Samthandschuhen anfassen, packt Haggis hier ohne zu zögern die Brechstange aus. Sein Ansatz gegen Rassismus lautet, man möchte es kaum glauben, noch mehr Rassismus. Das bedeutet im filmischen Kontext nicht nur, dass sich alle Charaktere fast ausschließlich durch ethnische Klischees definieren, sondern auch eine unaufhaltsam hereinbrechende Sturmflut an rassistischen Beschimpfungen, wahllos aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen und zu guter Letzt natürlich auch maßlos überzeichneten Einsichten und Versöhnungen. Was „L.A. Crash“ zu einem wirklich üblen Machwerk macht, ist die moralinsaure Inszenierung, Haggis allseits erhobener Zeigefinger. Wie selbstverständlich enttarnt er jede einzelne Figur als hasserfüllten Rassisten, belehrt sogar Zweifler eines Besseren. Anstatt echter und greifbarer Emotionen setzt er auf billige Schockmomente, der komplett überzogene Einsatz von inszenatorischen Mitteln wirkt wie der verzweifelte Versuch den Zuschauer zur Betroffenheit zu zwingen. [...]
[...] Es ist simple Lebenslust, Sehnsucht nach der großen Welt, nach Liebe und Freiheit, die ihnen untersagt wird, die logische Folge daraus Flucht und Widerstand, „Mustang“ gelingt es diese Gefühle in Bilder zu fassen. Indem sie die Schwestern sowohl als Einzelpersonen als auch als nicht trennbares Kollektiv charakterisiert, gelingt es der Regisseurin anhand ihrer Gruppendynamik immer wieder emotional mitreißende Momente zu kreieren. Lediglich die Flucht in die Anonymität einer Großstadt gegen Ende scheint zu kurzfristig und nicht durchdacht genug um als ernstzunehmende Lösung für ein viel größeres Problem durchzugehen.
Inwiefern man „Mustang“ nun als Kritik an einem rückständigen Wertesystem bezeichnen kann, sei dahingestellt, denn für eine wirklich tiefgründige Auseinandersetzung bleibt der Film über weite Strecken zu oberflächlich. Andererseits scheint diese Kritik auch nie das Hauptaugenmerk der jungen Regisseurin zu sein, vielmehr nutzt sie die gesellschaftlichen Konventionen um einen allseits gegenwärtigen Hintergrund für ihre emotionale Handlung vom Streben nach Freiheit zu schaffen und gleichzeitig zu verdeutlichen in welchem Ausmaß die festgefahrenen Regeln und Sitten im gesellschaftlichen Grundverständnis der muslimischen Kultur verankert sind. „Mustang“ ist dabei keinesfalls ein politischer, jedoch umso mehr ein menschlicher Film.
[...] Durch seine hübschen Kulissen und authentischen Kostüme funktioniert „The Illusionist“ stellenweise als ordentlich inszenierter Historienfilm, mit gelungener Atmosphäre fängt er in seinen besten Momenten die Stimmung der damaligen Zeit gekonnt ein und verleiht ihr durch das Element der Magie eine weitere interessante Komponente. Als reiner Stimmungsfilm macht er dabei vieles richtig, verrennt sich auf der anderen Seite jedoch leider in seinem dürftigen Drehbuch. [...] An vielen Stellen macht es sich der Film dabei viel zu einfach, seine Figuren charakterisiert er schlichtweg durch ihren gesellschaftlichen Stand und immer wieder stellt er diese stumpfsinnige Einteilung gegenüber. Auch die Motivation einzelner Figuren wird arg vereinfacht, mit Ausnahme des Illusionisten verfolgen alle agierenden Charaktere eine fast schon unglaubwürdig geradlinige Agenda. Inwiefern die Folgen von Eisenheims verzwickten Plan überhaupt gerechtfertigt sind, reflektiert der Film zu keiner Sekunde und überspielt die moralische Fragwürdigkeit seiner Tat durch eine pompöse Bilderflut über die meisterhafte Ausführung der selbigen.
[...] Zwischen glänzenden Fassaden und abgestandenem Schampus beleuchtet „Boulevard der Dämmerung“ die Kehrseite der Medaille. Billy Wilders („Zeugin der Anklage“) Film ist ein zynischer Blick hinter die Kulissen, ein Gegenentwurf zur oftmals völlig verklärten Außenwahrnehmung Hollywoods. [...] Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen könnten die Unterschiede zwischen Norma Desmond (Gloria Swanson, „Indiscreet“) und Joe Gillis (William Holden, „Die Brücke am Kwai“) unterschiedlicher nicht sein, sie ein ehemaliger Stummfilmstar, in ihrer heruntergekommenen Villa der Vergangenheit nachtrauernd und er ein junger Drehbuchautor, der seinen schuldbehafteten Wagen im Anwesen der scheinbar unbewohnten Villa versteckt. So trifft sich das ungleiche Duo zum ersten Mal, in ihrer konträren Erscheinung verkörpern sie auch ihre jeweiligen Epochen, sie den pompös überzeichneten Stummfilm und er das zeitgenössische Studiosystem. In gewisser Weise sind beide Sklaven ihrer Zeit, sehnen sich auf der einen Seite nach Anerkennung und Ruhm, auf der Anderen nach schnell verdientem Geld und einem leichten Leben. [...] Wilder lüftet den Vorhang, er offenbart einen Blick hinter die Fassade und damit direkt in die Mechanismen von Hollywood. Es ist ein System, in dem sich letztlich nur die Stärksten durchsetzen und in dem Aufstieg und Fall oftmals sehr nah beieinander liegen. Norma Desmond ist eines der zahlreichen Opfer dieses Systems, sie lebt in ihrer eigenen Welt, einer Welt in der sie noch immer der große Star von damals ist. Joe Gillis versucht indessen genau in dieser Welt Fuß zu fassen, doch sein Bestreben ist nicht mit Erfolg geglückt, erneut offenbaren sich hier die Gegenteile der beiden Figuren. So steuern sie beide, ohne es zu wissen, unaufhaltsam ihrem Schicksal entgegen, nicht mehr als kleine Staubkörne in den riesigen Mühlwerken des Systems.
[...] Mit wackeliger Kamera und bewusst schwammig gezeichneten Linien schlägt der Film einmal mehr den Weg einer extrem realistischen Kriegsdarstellung ein, Freund und Feind sind im Chaos eines Gefechts nur schwer zu unterscheiden [...] Die Idee hinter der anfänglichen Zweiteilung der Handlung ist durchaus gelungen, scheitert jedoch an einer angemessenen Inszenierung. Es fehlt Lindholm an filmischen Mitteln um diesen Gedanken konsequent auszuführen und dadurch bleiben seine Aussagen recht wirkungslos und verlaufen sich zusehends. In erster Linie mangelt es den Charakteren an Intensität und vor allem Emotionalität, nur selten wirken die Figuren wirklich greifbar, eine zufriedenstellende Einbindung des Zuschauer bleibt auch bei zunehmender Laufzeit aus. [...] Claus hat schwer an der moralischen Ambivalenz seiner Entscheidung zu tragen, war es richtig das Leben von Zivilisten zu gefährden um seine eigenen Männer zu retten? Darauf liefert der Film keine Antwort, vor Gericht wird zwar über die rechtliche Lage der Situation diskutiert, doch was letztlich dahintersteckt muss der Zuschauer für sich selbst entscheiden. Einmal mehr scheitert der Film an seiner Neutralität, obgleich die Entscheidungen von großer Tragweite sind, erscheinen sie dem Zuschauer unwichtig und uninteressant. Der im Ansatz vielversprechend klingende Versuch, dem abgenutzten Genres des Kriegsfilms etwas Neues zu entlocken, löst sich zusehends in Gleichgültigkeit auf.
[...] Und dennoch bleibt die Frage im Raum, welches Meisterwerk dem Publikum dadurch möglicherweise vorenthalten wurde, denn man merkt dem Film an, wie er unter seinen Kürzungen leidet. Fragmentarisch wirkt die für den Film Noir typische Geschichte rund um zwielichtige Gestalten, doppelbödigen Verrat und geldgierige Eifersucht, gehetzt und schlichtweg unvollständig erscheint das Werk in seiner vorliegenden Fassung. Zwar wird das so gut es geht verschleiert und trägt unbewusst auch zur rätselhaft undurchsichtigen Atmosphäre des Films bei, letzten Endes sorgt es aber dennoch für mehr Ungereimtheiten als wie es beiläufigen Nutzen liefert. [...] Rita Hayworth („Gilda“) mimt die gewohnt undurchsichtige Femme Fatale gleichermaßen überzeugend wie Orson Welles den naiv verliebten Protagonisten Michael. Von einer Voice-over Erzählung angeführt, entfaltet der Film zusehends eine anziehende Wirkung und schafft es allein durch die bis zum Ende ungewissen Geschehnisse und Motivationen ausreichend Spannung zu erzeugen. Die größte Stärke des Films ist dabei Welles Regie, seine visuelle Kraft und Dynamik zeugt von einem tiefgreifenden Verständnis von ausdrucksvoller Bildsprache und stilsicherer Inszenierung. Wie selbstverständlich schafft er es seinen Bildern die für den Film notwendige Dramatik zu entlocken, mehr noch gelingt es ihm dabei sogar das stellenweise etwas müde gelaufene Drehbuch zu überflügeln und dem Werk trotz seiner unumstrittenen Probleme zu großartigen Momenten zu verhelfen. Gerade wenn beim Finale im Spiegelkabinett alle Fassaden brechen, alle Hüllen fallen, dann erreicht Welles spielend die Klasse seiner größten Filme.
[...] Was weiß das Kino, was wir nicht wissen? Mit dieser Frage endet der Film, wage und offen, doch dem der den Film gesehen hat, erscheint sie fast schon rhetorisch. So manches, könnte man antworten, und selbst wenn Kracauers These vielleicht etwas zu gewagt erscheint, so kann man nicht abstreiten, dass unter der Oberfläche des Kinos etwas Politisches geschlummert hat. Egal ob Eskapismus oder gesellschaftskritisches Drama, Expressionismus oder neue Sachlichkeit, die Filme im Weimarer Kino haben es geschafft die Sehnsüchte, Wünsche und Ängste der damaligen Bevölkerung bis heute zu bewahren. Filme eröffnen uns einen Einblick in ihre Welt, manchmal unübersehbar, manchmal gekonnt versteckt, doch fast immer erfährt der Betrachter etwas über die damalige Situation. [...] Dabei ist der Film für Experten des frühen deutschen Kinos gleichermaßen wie für Neulinge geeignet. Während ein Kenner den Vorteil hat, sich bereits selbst mit einigen der thematisierten Filme auseinandergesetzt zu haben, bekommt der unerfahrene Zuschauer eine wunderbare Übersicht über die wichtigsten Filme des Weimarer Kinos und wird noch dazu angespornt selbst in ihre Welten abzutauchen. [...] Wenn kurz vor dem Abspann die bekanntesten Filmschaffenden genannt werden, die Deutschland zwischen dem Ende der 20er und dem Anfang der 30er Jahre verlassen haben, dann gibt der Film seinen Zuschauern eine weitere Fragestellung mit auf den Weg. Was wäre mit dem deutschen Kino geschehen, wenn es nicht zur nationalsozialistischen Machtübernahme gekommen wäre? Eine verhältnismäßig unbedeutende Frage, sieht man sich die tragischen Einzelschicksale und die schwerwiegenden Folgen für ganz Europa an, und dennoch muss man sich dieser Frage stellen, vor allem wenn man wie hier von deutscher Kultur und Kunst, von Filmen spricht. Murnau, Lang, Lubitsch und Wilder sind nur einige der Regisseure, die Deutschland den Rücken gekehrt haben. Die deutsche Kinokultur wurde ihren Stützpfeilern beraubt und es hat Jahre gedauert bis sie sich davon wieder erholt hat. Überhaupt wäre es wohl nicht vermessen zu behaupten, dass der deutsche Film nie wieder den gleichen Stellenwert wie damals erreicht hat.
[...] So zumindest auf dem Papier, doch was „Deadpool“ letzten Endes daraus macht ist traurig, denn trotz der zahlreichen Versuche dem Einheitsbrei des Genres zu entfliehen ist der Film in seinem Kern nichts anderes als eine weitere Origin-Story nach Schema F. Hintergründe, Zusammenhänge und Motivationen bleiben wie so oft ungeklärt, vor allem der Antagonist bleibt dabei mehr als Blass. „Deadpool“ schnürt sich selbst in ein viel zu enges Korsett und verschenkt durch seine Mutlosigkeit das wirkliche Potential der Geschichte. Entscheidend ist vor allem der Humor des Films und genau hier liegt das größte Problem begraben, nur sehr selten trifft er den richtigen Ton, vor allem der niveaulose Fäkalhumor schießt oft meilenweit am Ziel vorbei. „Deadpool“ spottet über seine Kollegen, aber macht es selbst keinen Deut besser, er gibt andere Filme der Lächerlichkeit preis und enttarnt sich dadurch doch bloß selbst. Selbstreferentieller Humor kann ausgezeichnet funktionieren, wenn er denn wirklich etwas zu sagen hat und es schafft unter die Oberfläche zu tauchen, doch „Deadpool“ vermag es nie über bloßes Namedropping und simpelste Anspielungen hinauszukommen und beweist damit erneut wie faul und mutlos er ist. Lichtblick ist vor allem Ryan Reynolds Interesse an der Figur, seine Hingabe und Faszination für den zynischen Antihelden vermittelt er spielerisch aufs Publikum und schafft es so dem Film zumindest gelegentlich etwas Sehenswertes zu entlocken. [...]
[...] Die Handlung ist nicht nur komplett ausgelutscht, sondern manövriert sich auch von Logikloch zu Actionszene und wieder zurück, und das über 120 Minuten. Ohnehin dient die Story nur einem einzigen Zweck, nämlich den zahlreichen Explosionen, Schießereien und Schwertkämpfen einen Hauch von Bedeutung zu verleihen, jegliche Einbindung des Zuschauers scheitert aber schon an den hölzernen Figuren und der emotionslosen Inszenierung. Über zwei Stunden präsentiert uns Regisseur Sommers eine sinnbefreite Actionorgie, die den Zuschauer in ihren festgefahrenen Strukturen außen vor lässt und dadurch nie auch nur einen Hauch von Spannung erzeugt. Die einzige Rettung wäre eine adäquate Inszenierung gewesen, denn auch sinnbefreite Monotonie vermag mit der richtigen Inszenierung noch halbwegs zu glänzen. Doch auch hier scheitert der Film, hektisch gefilmt und geschnitten zeugen seine zum Teil scheußlich aussehenden CGI-Effekte von einer schmerzlichen Nichtexistenz an technischen Fertigkeiten. [...]
[...] In gewisser Weise ist „Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance“ die unnötige Fortführung einer bereits abgeschlossenen Geschichte, die zu keiner Zeit die Klasse ihres Vorgängers erreicht. Inszenatorisch und schauspielerisch blitzen zwar immer wieder die Qualitäten auf, die auch schon den ersten Teil zu einem überaus gelungenen Werk machten, aber auch eine stilsichere Inszenierung kann nicht verbergen, dass die zugrundeliegende Handlung bestenfalls Standardware ist.
[...] Zwar sind die endlosen Sanddünen herrlich eingefangen und durchaus hübsch anzusehen, aber die komplette erste Hälfte liefert der Film nicht sonderlich mehr als die immer gleichen Eindrücke. Atmosphärisch durchaus gelungen erweckt der Film über weite Strecke dadurch auch einen gewissen Grad an inszenatorischer Ideenlosigkeit. [...] Was dann folgt ist eine typische Annäherungsgeschichte, die zwar narrativ auf altbekannte Muster zurückgreift, emotional aber nicht uneffektiv bleibt. Aus anfänglichem Zweifel wird zunächst ein notdürftiger Zusammenschluss und bald darauf eine echte Beziehung. Würde es der Film schaffen diesen Gedanken konsequent abzuschließen, dann wäre er überaus sehenswert geworden, doch leider verspielt er seine starken Momente indem er gegen Ende lediglich auf einen kurzweiligen Schock setzt und der vorausgegangenen Handlung damit alles andere als gerecht wird. [...]
[...] Jede Szene, jede Bildkomposition scheint bis ins Detail geplant zu sein, Kamera, Figuren und Objekte, alles hat seinen vorgegebenen Platz und im Zusammenspiel ergibt sich ein atemberaubendes Gesamtbild. Kobayashis Regie ist langsam, seine Wirkung entfaltet sich nur schleichend, aber dennoch spürt man von Beginn an seine Vision und die visuelle Kunstfertigkeit mit der er diese umsetzt. Ruhige schwarz-weiß Bilder, die von einer ausdrucksstarken Bildsprache und einem eindrucksvollen Gespür für effektive Inszenierung zeugen.
Was nach dem Film bleibt ist aber nicht nur seine ausgeklügelte Erzählstruktur und seine grandiose Inszenierung, sondern vor allem seine Aussage, ein letzter Abgesang auf die Ehre der Samurai. Unmissverständlich macht Kobayashi deutlich, dass diese, falls sie je existiert hat, schon längst vergangen ist. Spätestens wenn das Wappen des Hauses mit Blut bespritzt und die abgeschnittenen Zöpfe der vormals ehrenhaften Krieger im Dreck liegen, wird dem Zuschauer bewusst wie verkommen und falsch das System wirklich ist, wie auch in einem der letzten angesehenen Häuser die Ordnung und der äußerliche Eindruck nur ein glanzloser Schein ist, ein innerlich verkommenes Gerüst, versteckt hinter einer hübschen Fassade. Und auch der namensgebende Freitod, eigentlich ein freiwilliger Ausweg um die eigene Ehre zu bewahren, wird seiner ursprünglichen Bedeutung komplett entfremdet, wenn er mit einer Bambusklinge und unter schmerzverzehrtem Geschrei erzwungen wird. [...]
[...] Roman Polanski ist im wahrsten Sinne des Wortes der Dreh- und Angelpunkt dieses Films, so zeichnet er sich nicht nur für das Drehbuch verantwortlich und nimmt auf dem Regiestuhl Platz, sondern ist gleichzeitig auch Hauptdarsteller in seinem eigenen Film. Ein wahrer Könner, führt man sich vor Augen in welcher Kunstfertigkeit er alle drei Positionen ausfüllt. Seine Darstellung des zurückhaltenden, gutbürgerlichen und eigentlich bodenständigen Bankangestellten Trelkovsky ist auf den Punkt gebracht, er spielt dessen Verwirrtheit, Wahn und Irrsinn, jede Minute des Films weiter wachsend, mit einer solchen Ausdrucksstärke, dass sich Grauen und Angst spielend einfach auf das Publikum übertragen. Das liegt jedoch nicht nur an seiner Darbietung, sondern auch an seiner Inszenierung, die Art und Weise wie er sich selbst in Szene setzt. So inszeniert Polanski seinen Film mit einem durchgehenden Spannungsaufbau, während zu Beginn nur ein Hauch von Merkwürdigkeit in der Luft hängt, eine kleine Andeutung auf das was folgt, lädt sich der Film zusehends mit einer psychedelischen Atmosphäre auf und verwandelt den Ort des Geschehens schnell in eine albtraumhafte Welt. [...] Der Horror in „Der Mieter“ ist ein psychologischer, ein intelligenter, ein subversiver Horror. Es geht nicht darum, dass Trelkovskys von etwas bedroht, verfolgt oder erschreckt wird, sondern, und das ist das wirklich Furchteinflößende, ist er selbst Quelle und Opfer der Bedrohung. Es steckt in ihm, es ist der verzweifelte Kampf gegen sich selbst, ein aussichtsloses Unterfangen und genau darin liegt das wahre Grauen. Die Entfremdung von sich selbst und der Gesellschaft nimmt immer weiter zu und es gibt kein Entkommen. Dabei bewegt sich der Zuschauer stets auf einer Ebene mit dem Protagonisten, sieht was er sieht, fühlt was er fühlt. So funktioniert Immersion, so funktioniert echter Horror.