ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

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    ZeddaZogenau 03.07.2024, 13:05 Geändert 03.07.2024, 13:19

    Wie eine bekannte Persönlichkeit mit einer "unerhörten Begebenheit" umzugehen hat, weiß ACADEMY AWARD Winner Helen MIRREN spätestens seit ihrem legendären Auftritt als THE QUEEN (2006). Musste sie als Königin Elisabeth noch mit dem plötzlichen Unfalltod ihrer Ex-Schwiegertochter umgehen, hat sie als Golda Meir (1898 - 1978) in GOLDA (2023) gleich an zwei Fronten einen Krieg mit arabischen Nachbarländern zu führen.

    Der Jom-Kippur-Krieg im Jahre 1973 hatte Israel und die von Meir geführte Regierung kalt erwischt. Der Film von Guy NATTIV verdeutlicht den Druck, unter dem die bereits stark vom Krebs gezeichnete Ministerpräsidentin und das ganze Land Israel zu zerbrechen drohten. Als Minister sind bekannte israelische Schauspieler zu sehen. Rami HEUBERGER (SCHINDLERS LISTE) zeigt als eigentlich hartgesottener Verteidigungsminister Mosche Dajan, wie knapp am endgültigen Untergang der Staat Israel damals vorbeigeschrammt ist. Zwei aus dem hervorragenden Grusel-Thriller BIG BAD WOLVES bekannte Schauspieler bemühen sich um panische Gelassenheit: Lior ASHKENAZI als Stabschef der Streitkräfte und Rotem KEINAN als Leiter des Geheimdiensts Mossad.
    Aber auch das pressewirksame Nachdrängen der nächsten Politikergeneration wird eindrucksvoll deutlich. Ohad KNOLLER (BEAUFORT) zeigt einen erhellenden Auftritt als Ariel Scharon (1928 - 2014), der um die Jahrtausendwende die israelische Politik überdeutlich bestimmen sollte.
    In all diesem Durcheinander hatte sich Meir auch mit den eigentlich verbündeten Amerikanern auseinanderzusetzen. Liev SCHREIBER ist als damaliger US-Außenminister Henry Kissinger zu sehen, dessen US-Präsident Richard Nixon schon mehr mit Watergate beschäftigt war. Dass es unter diesen Bedingungen zu einer Aussöhnung mit Ägypten kommen konnte, muss für alle Zeitgenossen eine besondere Überraschung gewesen sein.
    Als Vertraute der Premierministerin ist die französische Schauspielerin Camille COTTIN dabei, die kürzlich auch in A HAUNTING IN VENICE zu sehen war.

    Die Musik steuert die deutsche Komponistin Dascha DAUENHAUER (1989 in Moskau geboren) bei. Der Film über ISRAELS EISERNE LADY funktioniert vor allem als Polit-Thriller und als Doku-Drama. Die angedeuteten Kriegsszenen sind weniger gelungen, was aber auch nicht weiter schlimm für die Qualität des Films ist. Was bleibt, ist eine gebührliche Erinnerung an die Politikerin eines Landes, das von der Nachbarschaft buchstäblich in die Zange genommen wurde.

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    • Beim diesjährigen Filmfestival von LOCARNO wird der indische Filmstar Shah Rukh KHAN mit dem PARDO ALLA CARRIERA für sein Lebenswerk (Quelle: Blickpunkt FILM) ausgezeichnet.

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      • 01) Oskar WERNER
        02) Horst BUCHHOLZ
        03) Helmut GRIEM
        04) Christoph WALTZ
        05) Erik SCHUMANN
        06) Brad HARRIS
        07) Mario ADORF
        08) Hans ALBERS
        09) Götz GEORGE
        10) Arnold SCHWARZENEGGER

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          ZeddaZogenau 30.06.2024, 06:02 Geändert 30.06.2024, 08:39

          Wenn man einen Film aus der A QUIET PLACE - Reihe im Kino guckt, fällt einem erst auf, wie schwer es uns Menschen fällt, absolut still zu sein und keine Geräusche zu verursachen. Allein das macht diese Filme schon einmal sehr interessant.

          Der Film geht zurück zu TAG EINS, als die auf Geräusche reagierenden Aliens zum allerersten Mal die Erde heimsuchen. Wir befinden uns in der Nähe von New York City. Die junge Dichterin Samira (Lupita NYONG`O) ist schwer an Krebs erkrankt und lebt mit ihrem Kater bereits in einem Hospiz. Der motivierte Pfleger Reuben (Alex WOLFF) bringt Samira dazu, sich gemeinsam mit anderen Patienten eine "Show" in Manhattan anzusehen. Es ist ein Marionetten-Theater, das sich nach einigem Widerwillen als doch sehr interessant entpuppt. Dort gibt es auch ein kurzes Wiedersehen mit Henri (der zweifache ACADEMY AWARD Nominee Djimon HOUNSOU), den Fans der Reihe schon aus A QUIET PLACE Part Two kennen. Aber Samira ist sowieso nur mitgekommen, weil sie sich ein allerletztes Mal noch einen ganz besonderen Wunsch erfüllen will. Plötzlich bricht der Angriff der Aliens los. Samira kann sich mit ihrer Katze zurück ins Marionetten-Theater retten, doch dort wird sie nicht bleiben können. Wie eine Marionette, die die Fäden des Puppenspielers abschneidet, wird die todkranke Frau das zerstörte Marionetten-Theater verlassen, um das zu tun, was sie im verbleibenden Rest ihres Lebens noch zu tun gedenkt. Das erinnert auf erstaunliche Weise an das Essay ÜBER DAS MARIONETTENTHEATER von Heinrich von KLEIST. Regisseur Michael SARNOSKI und Produzent John KRASINSKI ist durchaus zuzutrauen, dass sie mit dem Werk des deutschen Schriftstellers vertraut sind. Auf ihrem Weg durch die zerstörte Metropole wird Samira natürlich immer wieder durch Angriffe der Aliens abgelenkt, kann aber auch anderen Menschen auf ihrem Weg helfen und neuen Lebensmut verleihen. Sehr deutlich wird das an dem Jura-Studenten Eric (Joseph QUINN), dem Samira auf ihrem Weg durch die zerstörte Stadt zufällig begegnet.

          Ein erstaunlicher und in seinem ganzen Schrecken wunderschöner Film ist dem Regisseur Michael SARNOSKI (PIG, 2021) da gelungen. Eine todkranke Frau, die mit ihrem Leben bereits abgeschlossen hat, wird ganz plötzlich mit der Alien-Apokalypse konfrontiert, wächst über sich hinaus und ist in der Lage, anderen Menschen Überlebenswillen und neuen Lebensmut zu vermitteln. Die im WARNER-Studio Leavesden bei London entstandenen Bilder von New York sind überwältigend. ACADEMY AWARD Winner Lupita NYONG`O (im Jahre 2014 wurde sie für 12 YEARS A SLAVE ausgezeichnet) sieht einmal aus wie die bereits verstorbene "Dame im Staub", deren Bild wir vom 11. September 2001 noch vor Augen haben. Die Katze erinnert nicht zufällig an die von Sigourney WEAVER in ALIEN (1979), aber auch an die von Audrey HEPBURN in FRÜHSTÜCK BEI TIFFANY (1961), einem anderen großen New-York-Film. Die Bedrohung durch die Aliens ist durchweg spürbar und sorgt für viele unheimliche Szenen. Da kann ein durchdringender Schrei der Protagonistin während eines Gewitterdonners nur kurz Abhilfe verschaffen.

          Ein Horrorfilm, der für heftige Schreckmomente sorgt, und gleichzeitig eine ganz intime Geschichte erzählt, die sich im Kern um zwei sich zufällig begegnende Menschen und eine Katze dreht! Sehr berührend und nach allen Regeln des Genre-Kinos gelungen! Bestimmte Fragen nach der Herkunft der Aliens werden nicht beantwortet, als Zuschauer wird man erneut in die Apokalypse hineingeworfen und fragt sich, wie lange man selbst ohne ein Geräusch zu verursachen überleben könnte.

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            In der ersten Hälfte der 1970er Jahre wurden viele Sexkomödien (Commedia Sexy) in der römischen CINECITTA gedreht. Unbestrittener Star dieser Filme war oft der italienische Schauspieler Lando BUZZANCA (1935 - 2022), der wild grimassierend den Vorzeige-Sizilianer zum Besten gab.

            In PLAYING THE FIELD oder THE REFEREE ist BUZZANCA als umtriebiger Fußball-Schiedsrichter zu sehen. Seiner Karriere als Schiri ordnet Carmelo Lo Cascio alles unter. Darunter leidet sogar das Liebesleben mit seiner Ehefrau (GOLDEN GLOBE Nominee Gabriella PALLOTTA wirde im Jahre 1963 für ES BEGANN IN ROM nominiert), wenn der Ehemann vor dem Schlafengehen noch Schimpfwörter in fremden Sprachen büffeln muss. Endlich klappt es mit der internationalen Schiedsrichter-Karriere. Carmelo wird ein Prominenter. Damit kommt es aber auch zu Versuchungen und Verlockungen, denen selbst ein Prinzipienreiter wie Carmelo nur schwer widerstehen kann. Besonders die Sportjournalistin Elena (Joan COLLINS) setzt dem eigentlich biederen Ehemann ordentlich zu. Um dem Druck auf dem Spielfeld und in den lotterigen Hotelbetten standzuhalten, gönnt sich der gute Carmelo auch mal Amphetamine...

            Ein harmloser Spaß für alle, die schon einmal im geheimen Tagebuch eines Fußball-Schiedsrichters blättern wollten. Inspiriert wurde das Ganze vom Leben des italienischen Schiedsrichters Concetto Lo Bello (1924 -1991), der in seiner aktiven Zeit wohl sehr populär war. So pfiff er bei der WM 1966 das Halbfinale zwischen Deutschland und der Sowjetunion (2:1) und im Jahre 1967 in Nürnberg das Finale im Europapokal der Pokalsieger (Bayern München - Glasgow Rangers 1:0 n.V.).
            Für die flotte Musik waren die Brüder Guido & Maurizio De ANGELIS zuständig. Das Titellied FOOTBALL CRAZY wurde vom italienischen Fußballspieler Giorgio CHINAGLIA (Lazio Rom) geträllert.

            Joan COLLINS absolviert hier sieben Jahre vor ihrem ersten Auftritt als Alexis Morell Carrington in der US-Serie DYNASTY einen witzigen Ausflug in die römische CINECITTA. Die Diva bezaubert mit einer Liza-Minnelli-Gedächtnisfrisur und trägt natürlich ausnahmslos todschicke Kleider.

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              ZeddaZogenau 27.06.2024, 07:34 Geändert 27.06.2024, 14:20

              Dieser Sandalenfilm von Antonio MARGHERITI erzählt eine Geschichte aus dem Gallischen Krieg. Im Jahre 52 v. Chr. steht die entscheidende Schlacht von Alesia kurz bevor. Gajus Julius Caesar (Alessandro SPERLI) stellt ein Selbstmordkommando zusammen, das hinter den gallischen Linien eine gefürchtete Geheimwaffe der Druiden auskundschaften und möglichst zerstören sollen. Unter der Führung von Claudius Marcellus (Richard HARRISON) ziehen mehrere erfahrene Krieger (Ralph HUDSON, Ettore MANNI und Goffredo UNGER) los und landen gleich im Kerker von Vercingetorix (Renato BALDINI). Dort treffen sie auf die wunderschöne Patrizierin Livilla (die Haare wie immer perfekt: Wandisa GUIDA) und ihren verletzten und gebrochenen Leibwächter Drusus (Philippe HERSENT). Durch den jungen Ausreißer Valerius (Alberto DellACQUA in seiner ersten Rolle) gelingt dem Kommando die Flucht. Jetzt stehen den Recken noch zahlreiche Kämpfe bevor, und es wird auch schmerzliche Verluste zu beklagen geben...

              Der klassische Sandalenfilm nimmt sich Anleihen bei kommenden Kriegsfilmen wie DAS DRECKIGE DUTZEND und FÜNF GEGEN CASABLANCA, in denen kampfbereite Galgenvögel als Himmelfahrtskommando verheizt werden. Das bietet solide Genre-Unterhaltung, lässt aber auch einen bitteren Nachgeschmack zurück.

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              • Genau wie ACADEMY AWARD Nominee Sandra HÜLLER (ANATOMIE EINES FALLS) ist auch der in Köln geborene Schauspieler Teo YOO (PAST LIVES) gestern dazu eingeladen worden, Mitglied der ACADEMY of MOTION PICTURES, ARTS and SCIENCES zu werden.

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                  Anfangs fährt die blutjunge Daniela (Annarita GRAPPUTO) mit ihrem Cinquecento durch das sommerliche Rom, als sie von einem Vorzeige-Papagallo (Gianni MACCHIA) auf einer Vespa heftigst angeflirtet wird. Eine Paraderolle für MACCHIA, den man schon in BLUTIGER FREITAG (1972), LA MALA ORDINA (1972) und TOY (1980) gesehen haben könnte. Bald stellt sich heraus, dass dieser Valerio von Danielas reichem Vater (Giorgio ARDISSON) quasi als "Deckhengst" (darauf bezieht sich der italienische Originaltitel) für das verwöhnte Töchterchen engagiert worden ist. In Danielas Familie scheint so manches nicht zu stimmen. Sie selbst hängt allzu sehr an ihrem Vater. Ihre Mutter Francesca (Dagmar LASSANDER) wiederum hat so ihre Not mit dem Ehemann, denn im Schlafzimmer läuft so gar nichts mehr. Völlig frustriert lässt sich Francesca mit dem mittellosen Künstler Valerio ein, was wiederum ihren Ehemann wieder wundersam auf Touren bringt. Doch haben die Drei dabei nicht Daniela allzu sehr vergessen? Es wird noch dramatisch...

                  Der Film von Tiziano LONGO wirkt wie eine typische Fotoromanze aus Italien, allerdings garniert mit für die 1970er Jahre durchaus gewagten Sexszenen! Auf YOUTUBE gibt es zwar nur die zensierte Fassung zu sehen, aber man kann sich den Rest schon sehr gut vorstellen! Ein erotisches Sommerspektakel aus Bella Italia, das aber auch mit dramatischen Untertönen gemischt ist.

                  Interessant ist auf jeden Fall die Besetzung! Giorgio ARDISSON, den man aus Heldenrollen in VAMPIRE GEGEN HERAKLES (1961), DIE RACHE DER WIKINGER (1961) und FÜNF VOR 12 IN CARACAS (1966) kennt, überrascht als impotenter Voyeur.
                  Die deutsche Schauspielerin Dagmar LASSANDER kann ihre leinwandfüllende Sinnlichkeit ausspielen. Mit ihrer Vielseitigkeit, die sie in Italo-Klassikern wie RED WEDDING NIGHT (1970), DAS RATTENNEST (1974), DER SCHWARZE KORSAR (1976) und PLATTFUSS IN AFRIKA (1978) zeigen konnte, wurde sie zu einer vielbeschäftigten CINECITTA Diva der 1970er Jahre. Auch in der siebten Staffel von ALLEIN GEGEN DIE MAFIA war sie dabei.

                  Trotz der hervorragenden Besetzung kann der Streifen allerdings dramaturgisch nicht überzeugen. Es geht offensichtlich nur um die zur Schau gestellte Erotik. Nett anzuschauen, aber die dargestellten Konflikte sind nicht nachvollziehbar.

                  Wohl zu Recht in der Versenkung verschwunden!

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                  • ZeddaZogenau 24.06.2024, 13:51 Geändert 24.06.2024, 13:57

                    01) Marlene DIETRICH
                    02) Doris DAY
                    03) Hildegard KNEF
                    04) Marilyn MONROE
                    05) Maria SCHELL
                    06) Liselotte PULVER
                    07) Isabelle ADJANI
                    08) Juliette BINOCHE
                    09) Sandra HÜLLER
                    10) Audrey HEPBURN

                    Lobende Erwähnungen gehen an: Nina HOSS / Ruth LEUWERIK / Sophia LOREN / Lilli PALMER / Romy SCHNEIDER / Elizabeth TAYLOR

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                      Zwischen den Boomphasen für Spaghetti-Western (etwa bis 1968) und für Poliziotteschi-Kriminalfilmen (etwa ab 1972) verlegte sich die römische CINECITTA auf die Produktion von Kriegsfilmen, die unter dem schönen Begriff MAKKARONI KOMBAT bekannt sind. Da Kriegsfilme per se etwas teurer und aufwendiger sein müssen, wurden davon insgesamt weniger produziert als von den im Überfluss vorhandenen Western und Kriminalfilmen aus italienischer Produktion.

                      Bei LA BATTAGLIA DI EL ALAMEIN (so der passendere italienische Originaltitel) handelt es sich um einen ganz interessanten Genrevertreter, der nicht vollständig zu überzeugen weiß, aber doch passable Genre-Unterhaltung bietet. Erzählt wird die Geschichte der zweiten Schlacht um El Alamein, die im Herbst 1942 den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs in Nordafrika bestimmt hat. Mit General Montgomery (Michael RENNIE) und Feldmarschall Rommel (Robert HOSSEIN) sind auch die wichtigen Figuren der historischen Ereignisse vertreten. Vor allem wird das Geschehen aber aus der Sicht einer italienischen Einheit um Leutnant Giorgio Borri (Frederick STAFFORD) erzählt, der sich mit Leutnant Graham (George HILTON) auf der britischen Gegenseite quasi eine Art von Kriegsduell liefert. Dabei bietet der Film von Giorgio FERRONI (ZWEI TOTAL VERRÜCKTE TYPEN (1975) mit Brad HARRIS und Giancarlo PRETE) aufwendige Action-Szenen und einen passablen Einblick in die tatsächlichen Geschehnisse um die zweite Schlacht um El Alamein. In weiteren Rollen sind Ettore MANNI, Gerard HERTER, Ira von FÜRSTENBERG und Enrico Maria SALERNO zu sehen.

                      In den westdeutschen Kinos war der Film ab Januar 1970 zu sehen. Dort erreichte er mehr als 1,2 Millionen Besucher (Quelle: InsideKino) und erzielte ein Box Office von umgerechnet mehr als 2 Millionen EURO.

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                        ZeddaZogenau 23.06.2024, 09:30 Geändert 23.06.2024, 09:47

                        Anfang der 1960er Jahre befand sich die Filmindustrie in Hollywood in einer schwierigen Umbruchphase. Das Fernsehen ließ weltweit die Zahl der Kinogänge schrumpfen. Dazu hatte es 1960 auch einen Doppelstreik der Schauspieler und Autoren (ganz ähnlich wie das, was wir 2023 erlebt haben) gegeben. Die Major Studios entschieden sich dafür, das Publikum mit gewaltigen Großproduktionen zurück in die Kinos zu locken: CLEOPATRA, MY FAIR LADY und DOKTOR SCHIWAGO entstanden in jenen Jahren.
                        METRO-GOLDWYN-MAYER besann sich auf den Roman MUTINY ON THE BOUNTY von Charles NORDHOFF und James Norman HALL, der bereits 1935 mit Clark GABLE und Charles LAUGHTON verfilmt worden war und sich wenig faktengetreu auf die tatsächlichen Ereignisse auf der BOUNTY bezog.
                        Mit enormem Aufwand und an Originalschauplätzen auf Tahiti und in Französisch-Polynesien entstand ein Filmklassiker, der auch heute noch begeistern kann.
                        Als die Meuterei anführender Fletcher Christian konnte der damalige Superstar Marlon BRANDO (ACADEMY AWARD Winner 1955 für ON THE WATERFRONT und 1973 für THE GODFATHER) gewonnen werden, der mit seiner Exzentrik und übertriebenen Starallüren den Regisseur Carol REED zur Verzweiflung brachte. Lewis MILESTONE sprang ein, konnte den drohenden Kassenverlust aber auch nicht mehr abwenden. Ein großartiger Film ist trotz allem entstanden. Das liegt auch an Trevor HOWARD (ACADEMY AWARD Nominee 1961 für SONS AND LOVERS), der den mit allen Künsten der Navigation gesegneten William Bligh mit einem furchteinflößenden Sadismus zu spielen vermag.
                        In weiteren Rollen sind Richard HARRIS (ACADEMY AWARD Nominee 1964 für THIS SPORTING LIFE und 1991 für THE FIELD) und Hugh GRIFFITH (ACADEMY AWARD Nominee 1960 für BEN-HUR und 1964 für TOM JONES) auf der Besetzungsliste.
                        Als Prinzessin Maimiti erspielte sich Tarita Tumi TERI`IPAIA eine GOLDEN GLOBE Nominierung. Mit Marlon BRANDO hatte die tahitianische Schauspielerin zwei Kinder. Mitte der 1990er Jahre geriet die Familie wegen der tragischen Todesumstände um Tochter Cheyenne BRANDO (1970 - 1995) noch einmal weltweit in die Schlagzeilen.

                        Trotz des finanziellen Misserfolgs ist die Verfilmung der MEUTEREI AUF DER BOUNTY von 1962 auch heute noch ein beeindruckendes Filmerlebnis. Im westdeutschen Fernsehen wurde der Film an Weihnachten 1986 als Höhepunkt des Feiertagsprogramms zum ersten Mal ausgestrahlt. Ein Klassiker, den man unbedingt gesehen haben sollte!

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                          Im Filmland Italien dominirte in den 1970er Jahren das organisierte Verbrechen. In Mailand haben sich die Gangster etwas ganz Infames ausgedacht: Junge Leute aus wohlhabenden Familien werden entführt und nur gegen Zahlung eines hohen Lösegelds freigelassen. Die Reichen halten aus Angst um ihre Sprösslinge dicht, die Polizei ist verzweifelt. Der alte Ex-Quästor Iovine (Lee J. COBB) gibt sein Amt auf und macht somit Platz für den dynamischen Cardone (Enrico Maria SALERNO), der sich in Rom den Ruf eines UNERBITTLICHEN VOLLSTRECKERS (daher also der deutsche Verleihtitel) erworben hat. Und es gibt viel zu tun, auch Streitereien mit dem eher vorsichtigen Staatsanwalt (Jean SOREL). Doch Cardone hat erste Erfolge, bis die Gangster auf die skrupellose Idee kommen, dessen Sohn (Giambattista SALERNO, der auch im wahren Leben der Sohn des Schauspielers Enrico Maria SALERNO gewesen ist) zu entführen. Wird der UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER auch bei seinem eigenen Fleisch und Blut kompromisslos bleiben?

                          Viel Lokalkolorit aus Mailand und Brescia, vibrierende Musik von Stelvio CIPRIANI und tolle Darsteller! Luciana PALUZZI (FEUERBALL, 1965) glänzt als undurchsichtige Millionärsgattin, die entzückende Laura BELLI (in DAS SYNDIKAT war sie noch brutal vom deutschen EUROVISION Star Jürgen DREWS entführt worden) spielt die Freundin eines Entführungsopfers. Mit dem zweifachen ACADEMY AWARD Nominee (1955 für ON THE WATERFRONT und 1959 für THE BROTHERS KARAMAZOV mit Maria SCHELL) Lee J. COBB konnte man auch beim amerikanischen Kino-Publikum punkten.

                          Spannender Kriminalfilm aus der bewährten Poliziotteschi-Schmiede der römischen CINECITTA!

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                            ZeddaZogenau 21.06.2024, 18:09 Geändert 22.06.2024, 11:25

                            Drittes Abenteuer der Kommissar - X - Filmreihe

                            Am Anfang sind Joe Walker aka Kommissar X (Tony KENDALL) und sein Kumpel Tom Rowland (Brad HARRIS) noch in der Ausbildung von Nachwuchs-Privatdetektiven tätig. Unterstützung bekommen sie dabei übrigens von der blonden Schauspielerin Zorica GAJDAS, die als serbische Antwort auf Jayne MANSFIELD durchaus mit ihren kurvenreichen Vorzügen zu beeindrucken weiß.

                            Danach geht es aber in Richtung Singapur, wo sich ein zerstreuter Professor (Ernst Fritz FÜRBRINGER) um seine frisch entwickelte Laser-Waffe Sorgen macht. Aber zuerst gönnt sich Brad HARRIS eine Runde Wasserski und stellt das Publikum vor die Frage, wie man einen Revolver in der Badehose transportieren kann. In Sachen Aktionseinlagen wissen HARRIS (auch als Stunt-Koordinator) und KENDALL erneut zu begeistern. Damit umschifft der italienische Regisseur Gianfranco PAROLINI (ZWEI SCHLITZOHREN IN DER GELBEN HÖLLE, 1974) auch so manche Drehbuchschwäche. Natürlich ist bald die einheimische Verbrecherbande des Goldenen Drachen hinter der Laser-Waffe her. Dadurch gerät auch die reizende Professoren-Tochter (Barbara FREY, die mal mit dem Schauspieler Mark DAMON verheiratet war, der später Filme wie 9 1/2 WOCHEN (1986) und MONSTER (2003) mit ACADEMY AWARD Preisträgerin Charlize THERON produzierte) in Gefahr. Sehr beeindruckend ist in diesem Film die junge Gisela HAHN, die als ultrafiese Auftragsmörderin zu beeindrucken weiß. Fünf Jahre später war die aus Westpreußen stammende Schauspielerin in KOMMISSAR X JAGT DIE ROTEN TIGER erneut ein Gaststar des KOMMISSAR - X - Franchises. Und dann ist da noch deren undurchsichtige Schwester Shabana (Luisa RIVELLI), die irgendwie mit allen Leuten in Singapur verbandelt ist.

                            Gute Action-Szenen, interessante Frauenfiguren und das übliche Agenten - Einerlei machen diesen EuroSPY - Vertreter zu einem vergnüglichen Filmspaß. Das westdeutsche Agenten-Franchise nach dem Vorbild der britischen James-Bond-Abenteuer hatte nicht nur in den eigenen Kinos Erfolg (1.494.000 Besucher), sondern wurde auch nach Frankreich (fast 500.000 Besucher) und Spanien (fast 1.000.000 Besucher) exportiert.

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                            • Das freut mich ganz besonders! Jetzt hat es auch John GAVIN in KEINE ROSEN FÜR OSS 117 aus dem tiefen Tal der vielen Filme ohne Durchschnitts-Bewertung geschafft. Eine 6,3 ist für die französische Agenten-Parodie mehr als ordentlich! Zum ersten Mal verabschiede ich einen Film aus dieser Liste, den ich einst selbst angelegt habe. Bin stolz wie Bolle! ;-) (11.06.2024)

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                                ZeddaZogenau 09.06.2024, 12:36 Geändert 09.06.2024, 12:47

                                Lilli PALMER und die Hafenbar von Marseille

                                Der französische Schauspieler Jean Pierre AUMONT (1911 - 2001) hatte schon eine stattliche Karriere vorzuweisen, als er für das Regiedebüt seines jüngeren Bruders Francois VILLIERS (1920 - 2009) vor der Kamera stand. AUMONT hatte in HOTEL DU NORD (1938) gespielt, nach dem Krieg in Hollywood gedreht und sollte auch in den kommenden Jahrzehnten im Hollywood-Musical LILI (1953), in der italienischen Slapstick-Komödie ZWEI MISSIONARE / PORGI lALTRA GUANCIA (1974) neben Bud SPENCER und Terence HILL und im Historien-Drama JEFFERSON IN PARIS (1995) von ACADEMY AWARD Winner James IVORY zu sehen sein. Sein Bruder Francois VILLIERS konnte aber auch eine langjährige Karriere als Regisseur starten, die im Jahre 1959 mit dem GOLDEN GLOBE für L`EAU VIVE / WENN DIE FLUT KOMMT gekrönt wurde.

                                In HANS LE MARIN (so der französische Originaltitel) spielt er den kanadischen Matrosen Eric, den es nach Marseille verschlägt. Dort verliebt er sich unsterblich in die Animierdame Dolores (Maria MONTEZ). Eines Tages gerät Eric mit den Gangstern Aime (Marcel DALIO) und Victor (Jean ROY) aneinander und wird schwer verletzt. Nach seiner Genesung bleibt er in Marseille und sucht fieberhaft nach der verschwundenen Dolores. Treu an seiner Seite steht ihm die Wahrsagerin Tania (Lilli PALMER), die auch zu ihm hält, als sich seine Wege erneut auf verhängnisvolle Weise mit dem bösen Aime kreuzen. Doch auch Dolores taucht wieder auf. Wird Eric mit einem gefälschten Pass als Hans nach Kanada zurückkehren können?

                                Dieses poetische Drama ist sicherlich kein Klassiker des Genres geworden, zeichnet aber ein sehr genaues Bild der düsteren Hafengegend von Marseille. Als Dolores agiert AUMONTs Ehefrau Maria MONTEZ (1912 -1951), die einige Jahre zuvor an der Seite von Jon HALL einige Orient-Abenteuer (ARABISCHE NÄCHTE / ALI BABA UND DIE VIERZIG RÄUBER) für UNIVERSAL PICTURES gedreht hatte. Auch Lilli PALMER (1914 -1986) hatte mit BODY AND SOUL und CLOAK AND DAGGER schon Erfolg in Hollywood gehabt, musste jetzt aber wieder in Europa drehen, da sich ihr damaliger Ehemann Rex HARRISON im Jahre 1948 eine ziemlich peinliche Affäre (mit der durch Selbstmord gestorbenen Carole LANDIS) geleistet hatte. PALMER hat darüber in ihren Erinnerungen DICKE LILLI - GUTES KIND berichtet. Fünf Jahre später sollte Lilli PALMER zu einem der größten Stars der erblühenden westdeutschen Filmindustrie werden. Hier spielte sie eine warmherzige Angehörige des Sinti-und-Roma-Milieus, die verzweifelt um die Liebe von Eric kämpft.

                                Ein durchaus sehenswerter Vertreter des poetischen Realismus mit wunderbaren Schauspielern!

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                                  ZeddaZogenau 09.06.2024, 06:47 Geändert 09.06.2024, 08:19

                                  Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Genau wie ihr Vater M. Night SHYAMALAN (Jury-Präsident der BERLINALE 2022) hat auch Ishana SHYAMALAN eine Vorliebe für Mystery-Thriller mit Horror-Elementen entwickelt. Sehr interessant ist dabei die lokale Verankerung des Geschehens in der Umgebung der wunderschönen irischen Stadt Galway.

                                  Die eher einsilbige Amerikanerin Mina (Dakota FANNING) arbeitet in einer Tierhandlung in Galway. Eines Tages erhält sie den Auftrag, einen bestimmten Sittich (Ein Schelm, wer dabei nicht an Tippi HEDREN aus DIE VÖGEL denkt!) zu einem Zoo nach Belfast zu bringen. Unterwegs verfährt sie sich im Wald von Connemara. Dort geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Sie gerät an eine merkwürdige Gruppe um die barsche Madeline (sehr gut: Olwen FOUERE), die in einer Box mit Panorama-Fenster (im Innenraum als Spiegel) lebt und jede Nacht von unheimlichen Kreaturen (The Watchers!) beobachtet wird. Anders als die naive Ciara (Georgina CAMPBELL) und der unbedarfte Daniel (Oliver FINNEGAN) lehnt sich die von einem düsteren Familiengeheimnis geplagte Mina gegen diese Lebensumstände auf...

                                  Ein typischer SHYAMALAN! Was ist real, was ist vorgetäuscht? Sind außerhalb der Box wirklich Monster unterwegs? Oder ist alles nur Manipulation? Oder vielleicht eine Parabel auf die seit zwei Jahrzehnten so erfolgreichen Big-Brother-Überwachungsshows? Gut an dem Film ist, dass er tatsächlich in der Nähe von Galway spielt und dort auch gedreht wurde. Der irische Horror-Autor A.M. SHINE, der die Vorlage geschrieben hat, ist ein Absolvent der Universität von Galway. Und der Wald im Connemara-Nationalpark spielt die eigentliche Hauptrolle in diesem Film. In Sachen Atmosphäre macht Jung-Regisseurin schon allerhand richtig. Die Charakterzeichnung ist allerdings noch ausbaufähig. Das liegt aber keineswegs an den hervorragenden Schauspielern. Besonders die irische Schauspielerin Olwen FOUERE (im Jahre 1954 geboren) macht ihre Sache sehr gut und ist so etwas wie eine Entdeckung. In einer Nebenrolle ist noch der junge Schauspieler Alistair BRAMMER zu sehen. Und es gibt ein "Found Footage" Wiedersehen mit John LYNCH, den man aus dem CANNES-Klassiker CAL von 1984 (Silberne Palme für Co-Star Helen MIRREN) kennt.

                                  Der Film ist sicherlich nicht für jedes Publikum geeignet, aber für SHYAMALAN-Komplettisten und Galway-Fans durchaus empfehlenswert!

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                                    ZeddaZogenau 26.05.2024, 15:14 Geändert 27.05.2024, 18:35

                                    Das Filmgenre des HEIMATFILMs ist eigentlich das Genre des deutschsprachigen Kinos überhaupt. Vor allem in den 1950er Jahren erlebte der HEIMATFILM nach den Millionen-Erfolgen von SCHWARZWALDMÄDEL (1950) und GRÜN IST DIE HEIDE (1951) eine erneute Blütephase. Umstritten und belächelt wird das Genre bis heute. Doch es gibt auch gute und sehr interessante Beispiele aus diesem Bereich. Der Film WALDWINTER von Wolfgang LIEBENEINER ist ein wiederzuentdeckendes Filmjuwel aus dem HEIMATFILM-Genre.

                                    Am Anfang sehen wir einen Gottesdienst in einer schlesischen Kirche. Sabine BETHMANN trägt als Pflegetochter Marianne des Barons Malte (Rudolf FORSTER) einen unschuldig-weißen Pelzkragen. Ein furchterregender Klaus KINSKI betatscht während der Andacht ein kleines Mädchen. Plötzlich ist Wehrmachtssoldat Martin (Claus HOLM), ein Enkel des Barons, vor dem Kirchenportal zu sehen. Die Rote Armee rückt immer weiter vor. Der Baron und die Baronin (Helene THIMIG) beschließen, mit dem ganzen Dorf in den Bayerischen Wald zu fliehen. Dort haben die Adligen ein wenig komfortables Jagdschloss, in dem alle erst einmal provisorisch unterkommen können...
                                    Zehn Jahre später ist aus dem Provisorium ein blühendes Gemeinwesen geworden. Alle haben sich gut im Bayerischen Wald eingelebt, wenn auch die Sehnsucht nach der schlesischen Heimat bestehen bleibt. Mit Glasbläserei und Holzverarbeitung lässt sich auch einiges verdienen, so dass es für die ganze Dorfgemeinschaft reicht. Doch der Verwalter Stengel (Willy A. KLEINAU) und seine durchtriebene Ehefrau (Ilse STEPPAT) haben so ihre eigenen Pläne. Sie möchten gern, dass dort ein großes Hotel entsteht. Da trifft es sich gut, dass Martin nach zehn Jahren in Paris der Familie mal wieder einen Besuch abstattet. In Paris mit der mondänen Französin Simone (Erica BEER) verbandelt, gefällt ihm jetzt auch seine Pflegeschwester Marianne (BETHMANN eben!) ganz gut. Und dann ist da noch die bildhübsche Inge (Susanne CRAMER), die inzwischen mit dem tatschenden Otto (Klaus KINSKI) eine Art von On/Off-Beziehung führt. Für genretypische Komplikationen ist also gesorgt. Es fällt auch ein fast tödlicher Schuss, bei dem die famose Margarete HAAGEN als Kräutermarie zum Einsatz kommt.

                                    Dieser Film ist wirklich richtig gut gelungen. Tolle Farben, tolle Kostüme, wunderschöne Bilder von der weißen Schneepracht! Gedreht wurde in Viechtach im Landkreis Regen, die Handlung spielt aber angeblich in Falkenstein. In den west-deutschen Kinos wollten 2.876.000 Besucher den Streifen sehen, der als WINTER IN THE WOODS sogar in die USA verkauft werden konnte.
                                    Von der Mentalität und den Problemen der 1950er Jahre erfährt man durch diesen gut gespielten und effizient geschnittenen Heimatfilm erstaunlich viel. Heimatverlust, Neuanfang, Tradition und Kommerzialisierung sind Themen, die mit gut geschriebenen Charakteren zum Leben erweckt werden. Der Film ist wie ein sehr unterhaltsamer Ausflug in die frühen Jahre des Nachkriegsdeutschlands. Sehr gelungen!
                                    Die Schauspieler sind alle hervorragend! Neben Klaus KINSKI ist mit Gert FRÖBE ein weiterer zukünftiger Weltstar zu sehen. Schade, dass die tolle Sabine BETHMANN wegen anderweitiger Vertragsverpflichtungen die ihr angebotene weibliche Hauptrolle neben Kirk DOUGLAS in SPARTACUS nicht wahrnehmen konnte. Ilse STEPPAT konnte kurz vor ihrem Tod noch als Bond-Bösewichtin in IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT (1969) in die Filmgeschichte eingehen. Die ebenfalls zu früh verstorbene Susanne CRAMER (1936 - 1969) sollte in Hollywood zu einer vielbeschäftigten Seriendarstellerin (BONANZA) werden. Claus HOLM war in jenen Jahren der kernige deutsche Schauspieler (DER TIGER VON ESCHNAPUR) schlechthin. Und die drollige Margarete HAAGEN kennt man aus der erfolgreichen Trilogie um DIE MÄDELS VOM IMMENHOF.

                                    Wahrlich ein kleines HEIMATFILM-Juwel aus der Blütephase der westdeutschen Filmindustrie!

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                                      ZeddaZogenau 26.05.2024, 06:04 Geändert 26.05.2024, 11:16

                                      Nach einer Vorlage von Christiane ROCHEFORT inszenierte der französische Meisterregisseur Henri Georges CLOUZOT (LOHN DER ANGST / DIE TEUFLISCHEN) dieses brillante Gerichtsdrama. Und mit der Besetzung von Brigitte BARDOT als Mordangeklagte gelang ihm ein unerhörter Coup. BB war mit ihren als seichte Sexkomödien konzipierten Filmen inzwischen zu einem französischen Exportartikel geworden, als Schauspielerin ernstgenommen wurde sie dadurch aber nicht. Das änderte sich mit dieser Rolle.

                                      Die junge Dominique (Brigitte BARDOT) wird des Mordes an ihrem Geliebten Gilbert (Sami FREY) angeklagt. In Rückblenden wird aufgeschlüsselt, wie das Leben von Dominique bisher verlaufen ist. Von den Eltern gegenüber der angepassten Schwester (Marie Jose NAT) zurückgesetzt, flieht Dominique geradezu in die Großstadt. Sie führt ein Leben in absoluter Freiheit und sexueller Selbstbestimmung. Wie so viele junge Menschen in ihrer Generation. Dabei lernt sie Gilbert kennen, der eigentlich mit ihrer Schwester Annie zusammen ist. Eine verhängnisvolle Leidenschaft nimmt ihren Lauf...

                                      Der Mordprozess wird von CLOUZOT brillant in Szene gesetzt. Im Grunde steht BB selbst als Angeklagte vor Gericht. Und zwar als Teil ihrer Generation, die freigeistig, in sexueller Selbstbestimmung und mit ganz viel Lebensfreude das eigene Leben zu gestalten versucht. Das kann den alten Herren der Gesellschaft natürlich nicht gefallen. Charles VANEL (bekannt aus LOHN DER ANGST) als Verteidiger und Paul MEURISSE (bekannt aus DIE TEUFLISCHEN) als Ankläger stehen für diese Generation. Besonders bedrückend ist das Spiel von Paul MEURISSE. Wenn man ihn als ultra-fiesen Schulleiter in DIE TEUFLISCHEN gesehen hat, wirkt sein heuchlerisch-bigottes Auftreten in DIE WAHRHEIT noch beklemmender.

                                      Brigitte BARDOT ist in diesem Film eine Naturgewalt. Sie spielt voller Lebenslust, aber auch mit einer großen Verletzlichkeit. Dabei ist sie in ihrer Rolle wahrlich kein Sympathieträger, aber eine überzeugende Streiterin für individuelle Freiheit für ihre Generation. Das schließt aber auch mit ein, dass derartige Lebensentwürfe richtig böse scheitern können. Für ihre großartige Darstellung wurde Brigitte BARDOT mit dem italienischen Filmpreis DAVID di DONATELLO ausgezeichnet. Der Film selbst erhielt im Jahre 1961 eine ACADEMY AWARD Nominierung und wurde mit einem GOLDEN GLOBE ausgezeichnet.
                                      Auch mit nunmehr fast 90 Jahren (ihren Geburtstag feiert die BILLANCOURT-Vedette im kommenden September) mischt sich die BARDOT noch immer ein. So hat sie jüngst der tapferen israelischen Sängerin Eden GOLAN einen offenen Brief geschrieben und ihr zu ihrem Auftritt gratuliert, der beim EUROVISION Song Contest in Malmö von einem Teil des Publikums übelst ausgebuht wurde.

                                      Sowohl in Frankreich (5,6 Mio. Besucher) als auch in West-Deutschland (3 Mio. Besucher) war DIE WAHRHEIT ein enormer Publikumserfolg im Kino. Und auch heute noch ist dieser Film absolut sehenswert: als spannendes Gerichtsdrama und als erhellendes Porträt einer Generation, die noch mit ganzer Kraft um ihre Freiheiten kämpfen musste.

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                                        ZeddaZogenau 19.05.2024, 13:05 Geändert 19.05.2024, 13:11

                                        Fünf Jahre nach ihrem phänomenalen Hollywood-Debüt mit MAROKKO (ACADEMY AWARD Nominierung für Marlene!) ging die DIETRICH erneut in die Wüste. Dieses Mal aber sogar in den Farben von TECHNICOLOR und nicht für ihr Heimatstudio PARAMOUNT PICTURES, sondern für den unabhängigen Produzenten SELZNICK INTERNATIONAL. Die erzählte Geschichte beruhte auf einem Roman von Robert SMYTHE HICHENS und wurde von Richard BOLESLAWSKI in Szene gesetzt.

                                        Die fromme Domini Enfilden (Marlene DIETRICH) erbt nach dem Tod ihres Vaters ein gewaltiges Vermögen. Erschöpft von der langjährigen Pflege, weiß die junge Frau nichts mit ihrem weiteren Leben anzufangen. Auf Anraten von Mutter Oberin Josephine (Lucille WATSON), die sie erzogen hat, geht Domini in die Sahara, um mit Hilfe von Exerzitien den Sinn des Lebens zu erfahren. Dort lernt sie Boris Androvsky (Charles BOYER) kennen, den aber ein großes Geheimnis umgibt. Erst nach der Hochzeit mit ihm erfährt die gottesfürchtige Domini, dass sie mit einem entlaufenen Trappistenmönch verheiratet ist. Nach einigem Hin und Her fassen beide einen folgenschweren Entschluss...

                                        Im Hollywood nach der Pre-Code-Ära konnten wieder Filme voller religiöser Inbrunst gedreht werden. Unglaubwürdig und nah am Kitsch, aber in wunderschönen Farben und gewaltigen Bildern der Wüste bei Yuma. Mit ihrem Filmpartner Charles BOYER (vier ACADEMY AWARD Nominierungen) hat sich Marlene DIETRICH wohl nicht sonderlich gut verstanden. Auch setzten der überteuerten Produktion schwere Sandstürme zu.
                                        In weiteren Rollen sieht man den späteren Sherlock-Holmes-Darsteller Basil RATHBONE (zwei ACADEMY AWARD Nominierungen) und John CARRADINE. Eine sehr vergnügliche Rolle hat der in Wien geborene ACADEMY AWARD Winner Joseph SCHILDKRAUT (im Jahre 1938 wurde er für seine Rolle als Alfred Dreyfus in THE LIFE OF EMILE ZOLA ausgezeichnet) als Batouch inne. Im Jahre 1960 spielte Joseph SCHILDKRAUT auch noch den Vater von Anne Frank (in THE DIARY OF ANNE FRANK), wofür er eine GOLDEN GLOBE Nominierung erhielt. Als Tänzerin ist in einer kleinen Rolle die Wienerin Tilly LOSCH (1903 - 1975) zu entdecken.
                                        Für die wunderschöne Musik wurde der Wiener Komponist Max STEINER (1888 - 1971) mit einer ACADEMY AWARD Nominierung bedacht.

                                        DER GARTEN ALLAHS ist ganz sicher nicht der stärkste Film in der langen Karriere von Marlene DIETRICH! Aber man kann die schöne Berlinerin in Farbe und auf dem Höhepunkt ihres Ruhms erleben. Allein das ist eine Sichtung wert, was vor einigen Jahren auch die BERLINALE erkannt hat, als sie diesen ästhetisch beeindruckenden Film im Rahmen einer Retrospektive erneut auf die ganz große Leinwand brachte.

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                                          Wie bekannt die zweifache GOLDEN GLOBE Nominee Lilli PALMER (im Jahre 1960 war sie für die Hollywood-Komödie BUT NOT FOR ME und 1987 für die Mini-Serie PETER THE GREAT nominiert) auch international gewesen ist, zeigt sich an diesem spanischen Schocker (im Giallo- und Slasher-Stil) aus dem Jahre 1969. Und noch eine Kontinuität: Wie schon in MÄDCHEN IN UNIFORM (1958) mit Romy SCHNEIDER spielt PALMER auch hier wieder eine Internatslehrerin, allerdings in einer bösartigen Weiterentwicklung ihrer Rolle im westdeutschen Klassiker.

                                          Senora Fourneau (Lilli PALMER) ist die respektgebietende Leiterin eines Mädcheninternats, in dem so manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Die aufblühenden jungen Damen werden mit strenger Hand zu Zucht und Ordnung angehalten. Aber der Schein trügt. Untereinander herrscht ein rüder Umgangston, Mobbing ist quasi Pflicht! Den eigenen Sohn (John MOULDER-BROWN) versucht die gestrenge Schulleiterin von den moralisch verwahrlosten jungen Damen so gut es geht fernzuhalten. Das gelingt natürlich nicht. Schülerinnen verschwinden spurlos, das in die Jahre gekommene Gebäude pfeift auf dem letzten Loch. Da kommen einige Schülerinnen (Cristina GALBO, Mary MAUDE und Maribel MARTIN) einem bizarren Geheimnis auf die Spur...

                                          Dieser bemerkenswerte Grusel-Schocker lockte 2.924.836 Besucher in die spanischen Kinos. Das lag wohl vor allem an den ausgiebigen Dusch-Szenen der bezaubernden jungen Damen. Aber auch Lilli PALMER macht ihre Sache gewohnt sehr gut. John MOULDER-BROWN sollte im Jahre 1982 als FELIX KRULL in der Mini-Serie vom damals noch westdeutschen Fernsehsender ZDF zu sehen sein.

                                          Richtig guter Schocker aus Spanien, der späteren Filmen des Giallo- und Slasher-Genres als Vorbild gedient hat!

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                                            ZeddaZogenau 18.05.2024, 15:39 Geändert 18.05.2024, 15:53

                                            Rom steht in Flammen! Irgendwo in der Nähe der italienischen Hauptstadt brennt es. Über der Ewigen Stadt liegt eine unerträgliche Hitze, als Vasco (Adriano GIANNINI) für seine beiden Söhne Pasta zubereitet. Seine Augen wandern aber immer wieder zum Tablet, auf dem Bilder einer merkwürdigen Party zu sehen sind. Dort ist der 16 Jahre alte Manuel (Gianmarco FRANCHINI), der sich gerade eben noch um seinen alzheimerkranken Vater (Toni SERVILLO) gekümmert hat, in irgendeiner seltsamen Mission unterwegs. Durch den Waldbrand in der Nähe gibt es immer wieder kurze Stromausfälle. Die Geschehnisse auf der Party werden immer obszöner. Bald wird klar, dass Manuel dort nicht freiwillig ist. Er will einfach nur raus. Aber in der erbramungslosen Stadt Rom kannst Du in manchen Kreisen ohne die richtigen Leute nicht überleben. In Manuels Fall sind das alte Kumpel seines Vaters (Valerio MASTANDREA als Pol Niuman und Pierfrancesco FAVINO als Cammello). Mitv diesen Urgesteinen des römischen Verbrechens kann es Manuel mit seinen Erpressern aufnehmen...

                                            Regisseur Stefano SOLLIMA lässt sein Publikum erst nach und nach die komplexen Hintergründe seiner Geschichte entschlüsseln. In wunderschönen Bildern der Stadt Rom, die selbst nachts vor Hitze flimmern, erleben wir eine moderne Verbrechergeschichte mit den ewig neuen Zutaten Korruption, Erpressung, Mord und verlorener Ehre. Meisterhaft inszeniert!
                                            Zwei Mega-Stars des italienischen Kinos liefern eine absolute Glanzvorstellung ab. Pierfrancesco FAVINO (EUROPEAN FILM AWARD Nominee 2019 für IL TRADITORE und 2022 für NOSTALGIA) und Toni SERVILLO (EUROPEAN FILM AWARD Winner 2008 für IL DIVO und 2013 für LA GRANDE BELLEZZA) könnten in die Jahre gekommene Wiedergänger aus den Blütezeiten des italienischen Gangsterfilms der 1970er und 1980er Jahre sein. Dabei kommt es sogar zu einem cleveren Zitat aus dem Hollywood-Klassiker DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN (1995), über das allerdings nicht zu viel verraten werden sollte.
                                            Als Sohn von ACADEMY AWARD Nominee Giancarlo GIANNINI (im Jahre 1977 für PASQUALINO SETTEBELLEZZE nominiert) kennt sich Adriano GIANNINI mit den Genre-Meisterwerken der CINECITTA sicherlich bestens aus. Mit Filmen, die schon Stefano SOLLIMAs Vater Sergio SOLLIMA hätte inszeniert haben können. Außerdem hat Adriano GIANNINI vor 20 Jahren ja auch Mega-Star MADONNA in SWEPT AWAY (2002) zähmen können. Hier spielt er einen treusorgenden Vater, der es mit seiner überbordenden Fürsorgepflicht allzu sehr übertreibt und auch noch zwei Kollegen (Francesco Di LEVA und Lorenzo ADORNI) in den Höllenschlund des Verbrechens zieht.

                                            Im Jahre 2015 hat Regisseur Stefano SOLLIMA schon mit dem italienischen Gangsterfilm SUBURRA schwer beeindruckt. Danach war er reif für Hollywood: SICARIO: DAY OF THE SOLDADO (2018) und WITHOUT REMORSE (2021). Nach dem Geldverdienen konnte er jetzt wieder in Italien ein Genre-Meisterwerk abliefern. Die Geduld hat sich ausgezahlt. Im Jahre 2023 war SOLLIMA mit seinem bemerkenswerten Genrefilm im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig vertreten. In meinen Augen ein Ritterschlag, der auch noch all die Filme des POLIZIOTTESCHI-Genres der 1970er und 1980er Jahre mitwürdigt!

                                            Im Box OFFICE vermochte der Film nur 1.225.737 USD (Quelle: IMDb) umzusetzen. Mögen ihm im Programm des Streaming-Giganten NETFLIX mehr Zuschauer beschieden sein!!!

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                                              ZeddaZogenau 17.05.2024, 20:07 Geändert 18.05.2024, 08:19

                                              Als die österreichische Schriftstellerin Elfriede JELINEK im Jahre 2004 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, kam das zu der Zeit schon etwas überraschend. Dabei war die Autorin auch in anderssprachigen Ländern sehr bekannt, und ihre zahlreichen Werke lagen in verschiedenen Übersetzungen vor. In Österreich selbst hatte sie sich da schon weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

                                              Zwischen 1985 und 1995 sah das noch ganz anders aus. Als Fernsehzuschauer hatte man in jenen Jahren den Eindruck, das öffentliche Leben im Nachbarland Österreich sei ohne "die JELINEK" (siehe auch ein entsprechendes Lied der Musikgruppe WANDA) gar nicht mehr denkbar. Angefangen hatte alles ab Mitte der 1960er Jahre, als Elfriede JELINEK vor allem durch Experimente mit Sprache und Literatur in Erscheinung getreten ist. Im vorliegenden Dokumentarfilm über ihr Wirken wird das sehr schön an ihrem Abarbeiten an den Schlagertexten des EUROVISION-Siegers Udo JÜRGENS (für Österreich gewann er im Jahre 1966 den EUROVISION Song Contest mit MERCI, CHERIE!) deutlich. In den 1970er Jahren war sie auch als Übersetzerin tätig. So übertrug sie den Jahrhundertroman DIE ENDEN DER PARABEL von Thomas PYNCHON ins Deutsche. Anfang der 1980er Jahre folgte ihr wohl bester Roman DIE KLAVIERSPIELERIN, der 20 Jahre später von ACADEMY AWARD Winner Michael HANEKE erfolgreich verfilmt wurde.

                                              Richtig (skandal-)berühmt wurde JELINEK allerdings erst im Jahre 1985, als sie im Theaterstück BURGTHEATER die Beteiligung der ikonischen Schauspielerin Paula WESSELY am NS-Propaganda-Film HEIMKEHR (1941) zum Thema machte. Von da an gab es kein Halten mehr. Geradezu verbissen stritten sich die beiden Literaturkritiker Sigrid LÖFFLER und Marcel REICH-RANICKI im deutschen Fernsehsender ZDF über JELINEKs Roman LUST. Die Gespenster der Vergangenheit ließ sie zombiehaft in DIE KINDER DER TOTEN wiederauferstehen. Ebenso ein lesenswertes Werk dieser bemerkenswerten Autorin.

                                              Auch nach dem Nobelpreis blieb Elfriede JELINEK weiterhin sehr produktiv. Noch heute zählt sie zu den meistgespielten zeitgenössischen Dramatikerinnen der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Da liegt es nahe, ihr einen aufschlussreichen Dokumentarfilm zu widmen. Die wahre Bedeutung dieser Schriftstellerin ist in ihren erhellenden Texten zu finden. Ein JELINEK-Stück in einem deutschsprachigen Theater zu erleben, ist und bleibt ein Ereignis. Lust darauf zu entfachen, ist ein Verdienst dieser Dokumentation.

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                                                ZeddaZogenau 13.05.2024, 19:28 Geändert 24.06.2024, 04:12

                                                Im Jahre 1992 erinnerte der deutsche Regisseur Helmut DIETL in seinem Welterfolg SCHTONK! (ACADEMY AWARD Nominierung 1993) nicht nur an die gefälschten Hitler-Tagebücher, sondern auch an die Operetten-Seligkeit des großen deutschen Filmkonzerns UFA. "Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder" trällerte die unvergessene Lilian HARVEY im opulenten Operettenfilm DER KONGRESS TANZT von Erik CHARELL aus dem Jahre 1931.

                                                Christel Weinzinger (Lilian HARVEY) ist ein ganz gewöhnliches Wiener Madel, das zur Zeit des Wiener Kongresses (1815) zufällig beim Heurigen auf Zar Alexander von Russland (Willy FRITSCH) trifft und mit diesem Weltenherrscher ein paar schöne Tage in Wien verbringt. Eine belanglose Geschichte, die aber so sinnenfroh und funkensprühend erzählt wird, dass sie noch immer zu den Klassikern des deutschsprachigen Unterhaltungsfilms gehört. Zum Liebesgeplänkel gehört ein geheimnisvolles Zarendouble (natürlich auch Willy FRITSCH), ein eifersüchtiger Verlobter (Carl Heinz SCHROTH) und natürlich der legendäre Fürst Metternich (Conrad VEIDT). Herrlich, wie der umtriebige Fürst ein Abhörsystem installiert hat, durch das er immer bestens informiert ist. Die Herren aus dem Silicon Valley scheinen bei ihm in die Lehre gegangen zu sein. In weiteren Rollen sind Lil DAGOVER, Adele SANDROCK und Otto WALLBURG, der im Jahre 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde, zu sehen. Was für eine Schande!
                                                Einen besonders schönen Auftritt hat Paul HÖRBIGER als Heurigensänger in Grinzing. Dort ein Glaserl Wein zu verkosten, sollte bis in unsere Tage zum Standardprogramm eines jeden Wien-Besuchs zählen.

                                                Dieser im STUDIO BABELSBERG gedrehte Klassiker sollte jedem Filmfreund ein Begriff sein, auch wenn er in wenigen Jahren seinen 100. Geburtstag wird feiern können. Spätestens wenn Lilian HARVEY zu den Tönen von "Das gibts nur einmal" ihren Triumphzug durch Wien antreten darf, bleibt kein Auge trocken.

                                                Carl Heinz SCHROTH (1902 - 1989), der ihren vernachlässigten Verlobten spielt, erlebte ab Weihnachten 1982 ein wunderbares Fernseh-Comeback, als er im damals westdeutschen Fernsehsender ZDF an der Seite von Brigitte HORNEY (1911 - 1988) bis 1989 mehrere Folgen der Serie JAKOB UND ADELE drehte.

                                                Conrad VEIDT (1893 - 1943) wurde nach seiner Flucht aus NS-Deutschland auch in der anglo-amerikanischen Welt ein Superstar. So spielte er in den Klassikern DER DIEB VON BAGDAD (1940) und CASABLANCA (1942).

                                                Und Lilian HARVEY war im deutschsprachigen Raum der allergrößte Star der 1930er Jahre. EIN BLONDER TRAUM und GLÜCKSKINDER sind weitere Filme, die sie an der Seite von Willy FRITSCH drehte.

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                                                  ZeddaZogenau 11.05.2024, 17:12 Geändert 11.05.2024, 17:20

                                                  Seine besten Filme hatte der französische Regisseur Yves ALLEGRET im Jahre 1958 sicherlich schon hinter sich. Zehn Jahre zuvor hatte er mit seiner damaligen Ehefrau Simone SIGNORET den Klassiker DIE SCHENKE ZUM VOLLMOND / DEDEE dANVERS (1948) gedreht. Ein französisches Meisterwerk der Schwarzen Serie! Aber nun setzte er Hildegard KNEF als MÄDCHEN AUS HAMBURG in Szene.

                                                  Der Seemann Pierre (Daniel GELIN) ist mit seinem Schiff erneut in Hamburg. Fünfzehn Jahre zuvor war er im Hamburger Hafen als Kriegsgefangener ausgebeutet worden. Dabei lernte er ein junges Mädchen namens Maria (Hildegard KNEF) kennen, das ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. Sogleich macht er sich beim Landgang mit seinem Kumpel (Jean LEFEBVRE) auf die Suche nach der lange nicht gesehenen Schönheit. Und tatsächlich wird Pierre fündig: Im Vergnügungsviertel St. Pauli erkennt er Maria in einer vulgären Schlamm-Catcherin wieder. Die Jahre sind vergangen, und was sich verändert hat, ist nicht unbedingt schön und lieblich. Maria ist nebenbei nämlich noch als Animierdame tätig und geht für ihren Zuhälter auf den Strich. Nichts ist mehr so, wie es der verklärte Blick in die Vergangenheit vermuten ließ. Doch auch für Pierre lief nicht alles rund, seine Ehe in Frankreich ist so gut wie gescheitert. Die beiden desillusionierten Mittdreißiger kommen sich trotz anfänglicher Bedenken näher. Ein Neuanfang scheint möglich, doch in einem Film der Schwarzen Serie kann es natürlich nicht mit einem Happy End ausgehen...

                                                  Vom legendären französischen Filmstudio PATHÈ produziert, ist dieser Film doch eine zum größten Teil deutsche Produktion. Viel Lokalkolorit aus Hamburg, die wirtschaftswunderliche Entwicklung des Hafens nach dem verlorenen Weltkrieg ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung.
                                                  Hildegard KNEF (1925-2002) parliert auf Deutsch und auf Französisch. Nach dem Ende ihrer Broadway-Karriere mit SILK STOCKINGS fasste die Schauspielerin allmählich wieder Fuß in der westdeutschen Filmindustrie. Ein Jahr später wurde sie für ihre Nebenrolle in DER MANN, DER SICH VERKAUFTE (1959) mit dem GERMAN FILM AWARD ausgezeichnet. Für Hildegard KNEF selbst gehörte DAS MÄDCHEN AUS HAMBURG zu ihren fünf Lieblingsfilmen aus dem eigenen Werk. Das ist sehr nachvollziehbar!
                                                  Auch Daniel GELIN (1921-2002) kann man einige Sätze auf Deutsch sagen hören. Man kennt den Schauspieler aus dem Hitchcock-Klassiker DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE (1956) mit Doris DAY und James STEWART. Im Jahre 1989 war er im damals noch westdeutschen Fernsehsender ZDF einige Folgen lang als französischer Liebhaber von Gräfin Guldenburg (Christiane HÖRBIGER) in der beliebten Familienserie DAS ERBE DER GULDENBURGS zu sehen.

                                                  Yves ALLEGRET (1905-1987) ist ein wunderschöner Film Noir gelungen, der stimmig und stimmungsvoll in die Hafenstadt Hamburg der späten Fünfzigerjahre versetzt wurde. Kurz nach seinem Tode wurde der Regisseur mit dem CESAR FILM AWARD (h.c.) ausgezeichnet.

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                                                    ZeddaZogenau 10.05.2024, 17:50 Geändert 11.05.2024, 06:27

                                                    Mit diesem Gruselkrimi aus der beliebten deutschen Edgar-Wallace-Filmreihe wurden einige wichtige Änderungen etabliert. Zum ersten Mal war das ikonische Intro mit der Begrüßung durch Edgar Wallace zu sehen und zu hören. Außerdem war dies der erste Wallace-Krimi, der im ULTRASCOPE-Verfahren gedreht wurde. Neben bewährten Kräften wie Heinz DRACHE als Inspektor, Eddi ARENT als trotteliger Journalist und Klaus KINSKI als Irrer vom Dienst gaben Publikumslieblinge wie Barbara RÜTTING, Günter PFITZMANN und Agnes WINDECK ihr Debüt im WALLACE CINEMATIC UNIVERSE.

                                                    Seit Jahren macht ein als ZINKER bekannter durchtriebener Hehler London unsicher, indem er Konkurrenten und Feinde mit dem Gift der Schwarzen Mamba ins Jenseits befördert. Zum Glück bekommt der Inspektor Zugang zu der Tierhandlung von Nancy Mulford (Agnes WINDECK), in der einiges anscheinend nicht mit rechten Dingen zugeht. Nichte Beryl (Barbara RÜTTING) und Geschäftsführer Frank (Günter PFITZMANN) tappen auch ziemlich im Dunkeln, bis immer mehr Morde geschehen...

                                                    Dieser Gruselkrimi lebt ganz besonders von seiner prägnanten Besetzung. Vor allem Agnes WINDECK gibt einen bemerkenswerten Einstand: Mit dieser alten Dame sollte man sich keineswegs anlegen. Die beiden GERMAN FILM AWARD Winner Barbara RÜTTING (im Jahre 1953 für DIE SPUR FÜHRT NACH BERLIN ausgezeichnet) und Klaus KINSKI (im Jahre 1979 für NOSFERATU prämiert) werten sowieso jede Produktion auf. Die fabelhafte Inge LANGEN spielt eine feine Schlüsselrolle und Siegfried SCHÜRENBERG läuft sich als Verleger Sir Geoffrey schon einmal für den gehobenen Polizeidienst warm. Günter PFITZMANN konnte man bis zu diesem Film noch kaum in Kino-Hauptrollen sehen, da er zu der Zeit ein vielbeschäftigter Theaterschauspieler (MY FAIR LADY) war. Ab 1987 wurde er zum Hauptdarsteller in der beliebten Familienserie PRAXIS BÜLOWBOGEN des damals noch westdeutschen Fernsehsenders ARD.

                                                    Aus der Wallace-Vorlage THE SQUEAKER haben Produzent Horst Wendlandt und Regisseur Alfred VOHRER wieder so einiges herausgeholt. In den westdeutschen Kinos wollten den Film damals 2.900.000 Besucher (Quelle: InsideKino) sehen, etwas weniger als DAS GASTHAUS AN DER THEMSE im Jahr zuvor.

                                                    Sehr sehenswert!

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