Die Auszeit der 7 Fragen war ganz schön lange (wenn auch mit 7 Wochen erstaunlich passend), aber jetzt ist unser Fragebogen wieder da - und kann auch gerne jederzeit wieder von antworthungrigen moviepiloten eingefordert werden! Einfach eine kurze Nachricht an Kängufant (denn der ist auch wieder da), und schon ist der Fragebogen unterwegs!
Alle in den letzten Wochen und davor eingegangenen Fragebögen sind natürlich nicht im Nirvana verschwunden, und werden an den kommenden Sonntagen veröffentlicht! Genug auf die Folter gespannt, ihr müsst ja regelrecht ausgehungert sein... Ladies und Gentlemen: Frameguard!
Welches war die passendste Besetzung der gesamten
Filmgeschichte, welches die unpassendste? Kolossale
Fehlentscheidungen finden hier auch ein Zuhause...
Schauspieler sollte man in ihren Rollen nicht bemerken. Ein guter
Schauspieler lässt den Zuschauer vergessen, dass er spielt. Das macht es für
einen Filmstar extra schwierig, die Bestbesetzung für eine Rolle zu sein: Es
wird immer der Star hinter der Figur durchscheinen.
Am besten hat das wahrscheinlich Marlon Brando in Der Pate vergessen
lassen. Niemand bietet dem Zuschauer einen Deal, den man nicht ablehnen
kann, so an wie er. Kein Al Pacino, und auch kein Robert De Niro (Don Vito
Corleone in Der Pate 2), obwohl die beiden auch grandios in ihren Rollen
waren.
Was Fehlbesetzungen angeht, so würde ich am ehesten an Nicolas Cage in Kick-Ass denken. Dem Typen kauft man den ultraharten Ex-Cop, der seine
elfjährige Tochter zur Killermaschine drillt, einfach nicht ab. Er kommt eher
wie eine Heulsuse rüber.
Aber das ist bei weitem nicht die ärgste Fehlentscheidung aller Zeiten. Die war John Wayne. Ihr wisst, wovon ich rede. Der Eroberer von 1956 – John
Wayne als Dschinghis Khan. Das war extrapeinlich.
Dass die Dreharbeiten auch noch im Snow Canyon (Utah) stattfanden, der zu
der Zeit (als Folge eines Atombombentests 1953) schwer radioaktiv verseucht
war, führte dann auch zum Tod John Waynes, eine bittere Ironie der
Filmgeschichte...
Wenn deinem Leben ein Soundtrack gegeben werden
müsste, welchen würdest du wählen? Und warum?
Ich würde ganz altmodisch einen Komponisten beauftragen. Ich mag diese
zusammengestoppelten „Best of“-Soundtracks, mehr oder weniger lieblos aus
irgendeiner Hitparade abgeschrieben, nicht.
Ganz, ganz selten schafft es jemand, die Auswahl so zu treffen, dass eine zum
Film wirklich passende Klangkulisse daraus wird, zB Tarantino bei Pulp Fiction
oder Kill Bill: Volume 1 (und selbst da hat er sich teilweise bei guten, altmodischen
Filmkomponisten wie Ennio Morricone bedient).
Und so ein Menschenleben, das hat ruhige, besinnliche Passagen wie die
Musik von Francis Lai für Bilitis (grauenvoller Film, aber, oh Gott, was für eine
Musik!!!), dramatische wie „L'estasi dell'oro“ aus Ennio Morricones genialem
Schaffen, hier für den Film Zwei glorreiche Halunken, und düstere wie John Williams' Imperial March aus Krieg der Sterne. Ja, ich glaube, ich würde Ennio
beauftragen. Mit Sopran, Chor (wie in The Mission) und Mundharmonika.
Welcher Film drückt jedes Mal auf deine Tränendrüse, ob du
willst oder nicht? Und welcher Film schafft es jedes Mal, alle
Wolken weg zu schieben?
Ich weine nicht bei Filmen. Kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass mich
jemals ein Film dazu gebracht hätte. Aber es gibt Filme [Achtung, Spoiler!], die mir nahe gehen,
und die mich noch lange beschäftigen können. Und ja, beinahe hätte ich
geweint, als Ofelia in Pans Labyrinth (Guillermo del Toro) starb.
Doch schwebt der Hauch der Schwermut über meinem gebeugten Haupt,
umweht meine Seele der kalte Wind der Nacht, so ... werner ich beinhart.
Natürlich. Es gibt nichts Besseres, um so richtig abzulachen, als die
Fußballplatz-Szene in Werner - Beinhart!. „Toäää, Toäää!“
Herr Verteidiger, Sie haben das Wort: Welcher Film, welche
Serie hat, deiner Meinung nach, eine viel zu schlechte
Bewertung auf moviepilot?
Hohes Gericht, liebe Geschworenen, C.H.U.D. II - Bud the Chud ist mit einer
Community-Bewertung von 5 absolut unterbewertet.
Natürlich ist er Trash. Aber das ist, weil der Film an zwei Dingen krankt, und
das führte wohl zu dieser Bewertung: Mangelndes Budget und ein Titel, der
eine Fortsetzung von C.H.U.D. - Panik in Manhattan suggeriert. Das, obwohl
Bud the Chud damit genau gar nichts zu tun hat, sondern ein völlig
eigenständiger früher Versuch ist, dem Zombie-Genre seine eigene
Lächerlichkeit per Komödie vor Augen zu führen.
Ich mag Zombies. Bitte nicht falsch verstehen. George A. Romero hat mit
seiner Die Nacht der lebenden Toten ein Genre quasi erfunden, das für
Filmemacher anscheinend bis heute nicht ganz ausgereizt ist (immerhin gibt
es sogar eine ganze Fernsehserie über Untote, The Walking Dead).
Es gibt gute Zombie-Filme, und es gibt schlechte Zombie-Filme.
Und es gibt Bud the Chud.
Kurze Synopsis, für die, die's nicht kennen: Ein Soldat wird sinistren
Experimenten eines durchgeknallten Cornels (ich weise an dieser Stelle auf
die sichtliche Spielfreude, mit der Robert Vaughn den Cornel gibt, und Gerrit Grahams Bud) unterzogen, tiefgefroren, von ein paar bekloppten Teenies
aufgetaut, und schwupps, Zombie-Apokalypse zum Totlachen. Einer der ganz,
ganz wenigen Filme, von denen man vielleicht doch einmal ein Remake
machen sollte.
Bibbedi-bobbedi-buh: Du bist jetzt König von Hollywood!
Was würdest du als erstes ändern?
Die Republik ausrufen? Scherz beiseite. Als erstes würde ich M. Night Shyamalan die Plot Twists verbieten. Auch wenn ich zugeben muss, sehr zu
meinem eigenen Erstaunen mochte ich The Happening sogar. Nette,
harmlose Familienunterhaltung. Ach so? Was? Das sollte was sein? Ein
Horrorfilm? Ähm. Ok. Gut. Zur Kenntnis genommen.
Und als nächstes würde ich verbieten, mehr als 10% einer Filmhandlung mit
CGI zu füllen (ausgenommen natürlich Animationsfilme, da geht das ja
gewissermaßen nicht anders, außer man macht es wie früher, und verwendet
handgezeichnete Folien). Heute ist das ja oft so, dass das Drehbuch eines 90-
Minuten-Filmes aus zehn bis zwanzig Minuten Handlung und ansonsten nur
CGI besteht.
Hallo, Hollywood, das ist fade! Da schlafen mir die Zehen ein! Ich will einen
Film sehen, und nicht einen Werbespot für die Computerindustrie!
Außerdem würde ich natürlich dem ganzen Remake-, Relaunch-, Pre- und
Sequelkrempel einen Riegel vorschieben. Gibt es denn keine neuen,
originellen Drehbücher mehr?
Oder werden die nur umgeschrieben... zum Beispiel bei Paul Verhoeven RoboCop von 1987 konnte ich mich des Eindrucks nie ganz erwehren, dass
man da eigentlich eine Judge-Dredd-Verfilmung vorhatte, und, aus welchen
Gründen auch immer, das Buch dann auf einen Roboter-Polizisten umschrieb.
Vergesst einmal Sly Stallones Katastrophenverfilmung von Judge Dredd und
seht euch die neue, näher am Comic orientierte, Version mit Karl Urban an.
Man meint, das schon mal gesehen zu haben, nur wo? 1987 bei Paul
Verhoeven...
Welches Filmzitat wolltest du schon immer mal anwenden,
hattest aber noch nie die Gelegenheit dazu?
Auch wenn ich ganz gerne über Superheldenfilme und dergleichen herziehe,
gehört doch V wie Vendetta zu meinen Lieblingsfilmen. Das Zitat:
„Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte
Angst vor ihrem Volk haben.“
Obwohl ich politische Diskussionen nicht scheue, den Spruch konnte ich noch
nie anbringen. Weil trotz allem Gejammer (das besonders bei uns in
Österreich ausgesprochen beliebt ist), unsere Regierung ist demokratisch
gewählt. Sie hat keine Angst vor dem Volk, und das Volk keine vor der
Regierung – man nimmt einander hierzulande nicht einmal ernst. Was für die
Demokratie als solche nicht ganz ungefährlich ist, hat es doch zu einer
Beliebtheit rechter Populisten geführt, die am Verstand des
Durchschnittswählers zweifeln lässt.
Und der Spruch hat noch ein Problem: Er bezieht sich im Film auf eine
Diktatur, und Diktatoren fürchten ihr Volk immer. Das viel zitierte Schwert des
Damokles in der griechischen Sage – was ist es anderes als eine Metapher für
den Volkszorn, der den Tyrannen stürzt, mit für diesen in der Regel letalen
Folgen? Also versucht der Diktator, dem Volk Angst vor der Regierung zu
machen.
Denn ein solches Volk erhebt sich nicht. Das geht übrigens bei der Damokles-
Sage gerne unter: Dionysios von Syracus, der Damokles so drastisch die
Schattenseiten der Macht vorführt, ist genau so ein Diktator bei Cicero, von
dem die Sage stammt (Randbemerkung: Ja, das ist der Dionys, zu dem
Damon schlich, den Dolch im Gewande...).
Betrachten wir denselben Spruch jetzt aber im Zusammenhang mit der
Demokratie. Sollte eine Regierung wirklich Angst vor dem Volk haben, also
nur das tun, was dem Volk gefällt? Die Antwort darauf muss jeder für sich
selbst finden...
So gut das Zitat klingt: Anwendbar ist es in der täglichen Lebensrealität leider
nicht.
Gibt es ein Buch, eine Serie, die du abgöttisch liebst - und
deren Verfilmung dich maßlos enttäuscht hat? Was hätte besser
gemacht werden müssen?
Jede Buchverfilmung muss zwangsläufig Kompromisse machen, und manche
machen's besser, andere schlechter.
Aber man kann Bücher auch schlachten, wie zwei Filme (ja, zwei) bewiesen,
die auf Geschichten aus demselben(!) Buch basieren:
Einmal Der 200 Jahre Mann mit Robin Williams (schade um sein Talent), der
aus einer zutiefst philosophischen Kurzgeschichte eine platte, halbkomische,
ermüdende Liebesgeschichte macht (Portia kommt im Original nicht einmal
vor, die wurde dazuerfunden).
Und dann I, Robot. Isaac Asimov, bitte, bitte, komm zurück und tritt diesem Alex Proyas kräftig in den Hintern! Der Film hat bestenfalls am Rande mit der
gleichnamigen Kurzgeschichtensammlung von Asimov zu tun, er ist eine
Frechheit, eine Verhöhnung Asimovs, dessen ganzes Werk mit diesem Film
grausam massakriert wurde.
Was man hätte besser machen können? Na ja, zu erst einmal wäre es
vielleicht hilfreich gewesen, wenn die Autoren des Drehbuches Asimov gelesen
hätten. In diesem geht es nämlich um grundlegende Fragen rund um die drei
Asimov'schen Gesetze der Robotik:
1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch
Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden
zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen
gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins
kollidieren.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz
nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
Welche Entscheidungen wird ein Roboter treffen, wenn diese über die drei Regeln hinausgehen? Ist, wie bei Spock, das Wohl von vielen wichtiger als das Wohl eines einzelnen? Und wenn ja, wie ist das von einem Roboter zu handhaben, dessen erstes Gesetz ja dann doch relativ starr ist: Wenn seine Handlung zwar einen Menschen rettet, dieser sich dann aber als Massenmörder erweist, der fröhlich weiter mordet, mit dem Ergebnis, dass der Roboter durch seine Handlung im Grunde den Tod von weiteren Opfern verursacht hat, was dann? Wie verhält sich also ein Roboter in moralisch grenzwertigen Situationen? Solaris galt als unverfilmbar, obwohl die sowjetische Verfilmung Lems Buch recht nahe kommt (die amerikanische Neuverfilmung kann man getrost kübeln), das gleiche gilt wohl für Isaac Asimov. Vielleicht wäre die beste Lösung gewesen, überhaupt gleich die Finger davon zu lassen.