999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 06.05.2022, 14:50 Geändert 15.06.2022, 23:10
    über Kimi

    Kimi - Sie hört nicht als einzige zu (OT: Kimi) / US / 2022

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Die erste Hälfte dieses Paranoia-Thrillers von STEVEN SODERBERGH hat mich beinahe zum Ausschalten bewegt, weil das Kammerspiel banal und monoton anmutet.

    Der intime Rahmen umfasst eine Analystin, die nach einem nicht näher beschriebenen Angriff ihr bildhübsches Loft in Seattle nicht mehr verlässt. Zu ihrem Glück herrscht Corona-Lockdown und sie kann im Homeoffice arbeiten, wo sie die automatische Spracherkennung eines virtuellen Assistenten auswertet.

    Nun sieht man ihr lange Zeit dabei zu, wie sie sich Voice-Streams anhört, in die Pedale des Heimtrainers tritt, mit dem Typen von gegenüber chattet und zu einem Schäferstündchen einlädt oder den persönlichen Zahnarztbesuch durch Tabletten schlucken und ein Telefonat ersetzen will. Das heißt im Umkehrschluss, anstatt diesen ominösen Angriff zu bebildern und dessen Auswirkungen zu beschreiben, die zur ausgewachsenen Agoraphobie führten, kriegt man den öden Alltag einer sonderbaren jungen Frau zu sehen.

    Als nun endlich dieser mysteriöse, womögliche Mord ihr Leben verändert, nimmt das Geschehen auch nur stockend Fahrt auf, da ihr ihr Arbeitgeber zunächst die kalte Schulter zeigt, als sie den Verdacht meldet. Erst ihre Hartnäckigkeit bringt Bewegung ins Spiel, als sie ihren Mut zusammennimmt, das Loft zu verlassen.

    An der Stelle bleiben Überraschungen zwar weiterhin aus, aber die Performance von ZOË KRAVITZ rockt nunmehr und die audiovisuellen hitchcockschen Kniffe wissen zu gefallen.

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      999CINEASTOR666 05.05.2022, 12:43 Geändert 09.05.2022, 09:50

      Paranormal Activity: Next of Kin (AT: Paranormal Activity 7 / Paranormal Activity 7: Next of Kin) / US / 2021

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Um ein bissel Namedropping zu betreiben: ... hat mich an einen Mix aus THE VILLAGE, THE VISIT und BLAIR WITCH erinnert.

      Auch wenn ... versucht, einen anderen Weg als die Vorgänger einzuschlagen und dem Franchise frische Impulse beizusteuern, gelingt es meines Erachtens nicht, dem langlebigen und inzwischen scheinbar ausgebrannten Found-Footage-Film zu neuem Leben zu erwecken.

      Obwohl man das Gefühl hat, das alles schon einmal gesehen zu haben, bietet die verschlossene Glaubensgemeinschaft der Amische eine willkommene Abwechslung. Das schneebedeckte und abgeschiedene Setting weiß ebenfalls zu gefallen. Die als Säugling ausgesetzte und ihre Wurzeln dokumentierende Protagonistin, ihr Boyfriend und zugleich Kameramann sowie der lotterhafte Tonmeister sind zudem ganz sympathisch.

      Dass die Glaubensgemeinschaft der Amische mindestens ein dunkles Geheimnis hütet, steht schnell fest, verhalten sie sich doch zusehends merkwürdiger und verdächtiger. Paranormale Aktivitäten lassen allerdings einige Zeit auf sich warten, da die Dokumentarfilmer zunächst die Lebensart und Traditionen ihrer Gastgeber kennenlernen. Da sie nicht besonders gesprächig sind, erkundet die Crew das Gelände auf eigene Faust und macht seltsame Entdeckungen. Einige unheimliche Vorkommnisse werden eingestreut, die jedoch erst im letzten Akt konkrete Form annehmen.

      Auch wenn kaum ein Klischee ausgelassen wird, wird eine solide Okkult-Horrorgeschichte erzählt, die einige atmosphärische Momente zutage fördert. Da die Darsteller treffend besetzt sind und ihre Jobs sauber erledigen, hält der Stoff bei Laune, bis der gruselige und temporeiche Showdown kleinere Durchhänger im Mittelteil entschuldigt.

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      • 6
        999CINEASTOR666 02.05.2022, 22:31 Geändert 02.05.2022, 22:57
        über Scream

        Scream (AT: Scream 5) / US / 2022

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        Hier haben wir es mit einem sogenannten Requel zu tun. Dass es sich um die Kombination aus Reboot und Sequel handelt, erklärt ein Filmfreak innerhalb des Films, damit es nicht zu Irritationen und Missverständnissen kommt.

        Sowohl einen neuen Weg einzuschlagen als auch den alten Weg beizubehalten, erfordert Mut und Kenntnis. Immerhin muss wieder einmal selbstreferenziell und selbstironisch zu Werke gegangen werden. Außerdem durchlaufen die Regeln und Mechanismen des Slasherfilms erneut die Metaebene.

        Auch wenn sich die Verantwortlichen redlich bemühen, dem Franchise den nötigen Respekt und die Ehre zu erweisen, kennt man das alles schon aus den Vorgängern und es gelingt meines Erachtens nicht, der Filmreihe nennenswerte neue Akzente und Facetten beizusteuern.

        Auch wenn ... das Subgenre nicht revolutionieren kann, unterhalten und amüsieren die zahlreichen Querverweise und das Augenzwinkern. Außerdem beweist die Inszenierung Geschick und Verspieltheit, bei der Jonglage von genrebezogenen Klischees. Darüber hinaus hat man Teile der Originalbesetzung wiedergewonnen, die nicht nur dem reinen Fanservice dienen, sondern effektiv ins Geschehen eingreifen. Zudem geraten die Angriffe und Morde relativ derbe und zum Glück wird auf CGI verzichtet. Das Whodunit habe ich leider relativ zeitig durchschaut, die versierte Kameraarbeit und der forcierte Score generieren aber dennoch spannungsgeladene Momente.

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        • 5 .5
          999CINEASTOR666 02.05.2022, 10:13 Geändert 02.05.2022, 10:13

          Halloween Kills / US / 2021

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          Da ... das Mittelstück einer Trilogie ist, hat der Streifen die undankbare Aufgabe, Vorbereitungen für den Schlussakt, das große Finale zu treffen. Das merkt man ... bedauerlicherweise ungemein an.

          Obwohl die Handlung direkt am Vorgänger anknüpft, aus mehreren Strängen besteht, Bezüge zu den Siebzigerjahren aufnimmt und sogar Darsteller aus dem Original aus der Versenkung holt, werden Fragen offen gelassen sowie mit kreativen Ideen und schockierenden Enthüllungen gegeizt.

          Die Stränge, um einen Krankenhausaufenthalt und einem einfältigen Lynchmob, geraten Infolgedessen fade. Die einzige Ausnahme ist der Strang um Michael Myers selbst, der Haddonfield mit Brachialgewalt terrorisiert. Der Body Count ist erstaunlich hoch und die Kills sind äußerst brutal und blutig.

          Ich denke, das Problem ist, dass zu viele Figuren involviert sind, weshalb die Charakterisierungen uninteressant ausfallen. Selbst Omilein wird praktisch zur Untätigkeit verdonnert und auch Töchterchen und Enkelin kriegen kaum die Möglichkeit, entscheidend ins Geschehen einzugreifen und als Helden wahrgenommen und gefeiert zu werden.

          Der Grund dessen ist, dass die Vigilanten das Heft in die Hand bekommen, die von Schlachtrufen angeheizt sind und Hals über Kopf ins Messer laufen. Dass die Kleinstadt wagemutig die Initiative ergreift, führt zwar einerseits zu einem intensiven und temporeichen Showdown, der aber andererseits irgendwie unbefriedigt zurücklässt.

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          • 5 .5
            999CINEASTOR666 30.04.2022, 19:14 Geändert 30.04.2022, 19:15

            Skin Creepers / DE / 2018

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            Treffend besetzte, überzeugend gespielte, schräge Figuren. Dialoge, die Wortwitz beinhalten und nicht gestelzt oder wie aufgesagt wirken. Kompetente Kinematografie, abwechslungsreiche Kulissen und solide praktische und visuelle Effekte. Der Ton ist nicht so toll. Manchmal sehr leise oder es wird genuschelt. Für eine deutsche Independent-Produktion ist der hohe Standard aber dennoch beachtlich und verdient allergrößten Respekt.

            Umso bedauerlicher ist es, dass diese Horrorkomödie unsäglich geschwätzig ist und man ein Kotelett an die Backe gelabert bekommt. Durch die Schwatzhaftigkeit kommt die Handlung nur schleppend voran, der Unterhaltungswert sinkt und es offenbart sich, dass die Story Luft nach oben gehabt hätte. Zudem verhalten sich die beiden Filmemacher zusehends irrationaler, was jedoch auch beabsichtigt sein könnte und humoristisch verstanden werden soll. Nicht zu vergessen, das plastisch generalüberholte Erotiksternchen MICAELA SCHÄFER hat auch ein paar Nacktaufnahmen beigesteuert.

            5,5 Riesendildos

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            • 4 .5
              999CINEASTOR666 30.04.2022, 11:00 Geändert 27.08.2022, 13:59

              Row 19 - Der Todesflug (OT: Ryad 19 / AT: Ряд 19) / RU / 2021

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              Auch wenn mir beim Anschauen mehrere mögliche Inspirationsquellen zugeflogen sind, macht diese russische Independent-Produktion mehr oder weniger ihr eigenes Ding. Hinter das Mysterium zu steigen, ist fortan die Motivation, doch letzten Endes legt es eine unsanfte Landung hin.

              Dass die Passagierliste sehr kurz ist, fliegt direkt ins Auge, ist aber noch das geringste Problem. Ob ein Flieger mit so wenig Fluggästen überhaupt starten würde, halte ich für unwahrscheinlich, weiß es aber nicht besser.

              Da die Besetzung bzw. Besatzung derart überschaubar ist, gelingt es recht gut, die wesentlichen Figuren aufs Radar zu bekommen. Obwohl sich viel Zeit genommen wird, bevor eine wirkliche Bedrohung eincheckt, fallen die Charakterisierungen vergleichsweise down to Earth aus.

              Da Raum und Zeit, Vergangenheit und Gegenwart verwirbeln, stellt man sich unweigerlich die Frage, ob es sich um Visionen oder Halluzinationen handelt. Man hegt schnell den Verdacht, dass Übersinnlichkeit in der Luft liegt. Bedauerlicherweise ist das Verhalten aller ziemlich sonderbar und befremdlich, wodurch die Spannungskurve in Turbulenzen gerät und an Höhe verliert.

              Dass das Budget nicht sonderlich hoch gewesen sein kann, macht sich daran bemerkbar, dass der Großteil an Bord der Maschine stattfindet und das Kammerspiel unterdimensioniert erscheint. Handwerklich empfand ich die Inszenierung dennoch recht hochwertig und professionell. Auch die praktischen und visuellen Effekte sind solide in Szene gesetzt.

              Des Rätsels Lösung ist eigentlich nicht übel und hat sowohl etwas Poetisches als auch Philosophisches, ist auf der anderen Seite aber auch ziemlich absurd und löchrig.

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                999CINEASTOR666 28.04.2022, 22:31 Geändert 28.04.2022, 22:37

                Der Turm der lebenden Leichen (OT: Tower of Evil / AT: Beyond the Fog / Devil's Tower - Der Schreckensturm der Zombies / Horror on Snape Island / Turm der lebenden Leichen) / GB/US / 1972

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                Gespenstig wabernde Nebelschwaden, zerklüftete Pappmaschee-Felsen, ein gruseliger, klassizistischer Leuchtturm, ein nervenzerfetzender Soundtrack und grausam zerstückelte, unbekleidete Leichen versetzen direkt zu Beginn ins Staunen und sorgen für die richtige Exploitation-Stimmung.

                Die einzige Überlebende des Massakers sticht im Evaskostüm panisch einen alten Seebären ab und steht unter Schock und Mordverdacht. Aus der stark traumatisierten, katatonischen jungen Frau kriegen weder die Polente noch der Psychiater etwas heraus. Um ihre Unschuld zu beweisen, engagieren ihre Eltern einen Privatdetektiv, der sich einer Forschungsexpedition anschließt.

                Wie in den Siebzigern üblich, lässt man es erstmal ruhig angehen und frönt dem Hedonismus. Statt der Angelegenheit effizient auf den Grund zu gehen, sind der Schnüffler und die altklugen Köpfe mehr mit Zechen, Buffen und Matratzensport beschäftigt. Die Weibsbilder werden noch zusätzlich zum Zicken und Kochen verdonnert.

                Damit es nicht langweilig wird, werden immer wieder die Lichttherapien des Seelenklempners und Rückblenden eingestreut, die den Tathergang beleuchten. Außerdem wird ein Kult um die phönizische Gottheit Baal zur Sprache gebracht. Nächtliches Flötenspiel lässt die spätpubertären Nullchecker aber erst ins Innere des Filmstudio-Eilands vordringen. Dort erwartet sie selbstverfreilich eine Überraschung, die für den genreaffinen Aficianado jedoch weit im Voraus zu erahnen ist.

                Auch wenn der deutsche Filmtitel auf einen Zombiefilm schließen lässt, kriegen wir es vielmehr mit einem abenteuerlustigen Gothic-Slasher zu tun, der eine klassische Story aufweist, die man immer mal wieder in mehr oder weniger abgewandelter Form zu sehen bekommt. Eigentlich ist ... nur ein mittelmäßiger UK-Schlock, doch die Gruselfilm-Atmosphäre, der Retrocharme der Kulissen, der primitive Splatter, die nackten Tatsachen und die bedepperten und hohle Phrasen dreschenden Figuren machen irgendwie Fez.

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                • 5 .5
                  999CINEASTOR666 27.04.2022, 13:56 Geändert 30.04.2022, 20:53

                  Cannibal Rising (OT: Donner Pass) / US / 2011

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                  Nach einer Exposition, die den historischen wie kulinarischen Hintergrund des Donner Passes schildert, lässt sich der Film auffallend viel Zeit, Klischeefiguren einzubürgern. Obwohl man auf die Folter gespannt wird, gerät die Wartezeit nicht völlig öde, da ungebetene Gäste hereinschneien, die rüpelhaftes Verhalten an den Tag legen.

                  Auch wenn man sich nach einer Weile schon fragt, wann endlich kräftig zugelangt und sich die Bäuche vollgeschlagen werden, wird die Sache am Laufen gehalten, durch die Atmosphäre der verschneiten Abgeschiedenheit und der Reibungspunkte der trinkfesten und notgeilen Raufbolde.

                  Als die Lagerfeuergeschichte endlich zur blutigen Realität wird, werden einige deftige Einlagen ordentlich in Szene gesetzt, das Tempo angezogen und über die nächsten Schritte diskutiert. Außerdem setzen zwei Feierwütige einen eigenen Racheplan in die Tat um, der für die eigentliche Handlung jedoch unbedeutend ist.

                  Die expliziten Gewalttätigkeiten sind für meinen Geschmack verhältnismäßig rar gesät und welche Rolle der Gastgeber noch spielen wird, ist relativ zeitig erahnbar. Allerdings huscht zum Schluss ein übernatürlicher Twist herein, der zwar überraschend, aber ziemlich absurd ist.

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                    999CINEASTOR666 26.04.2022, 16:29 Geändert 27.04.2022, 01:33

                    Paranormal Activity 2 / US / 2010

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                    Die Fortsetzung ist eigentlich keine, da sich die Geschehnisse zeitlich vor dem Erstling zugetragen haben. Reflexiv drangsaliert die dämonische Präsenz kein Pärchen und ihre Beziehung, sondern eine Familie und ihr Idyll. Die vierköpfige Familie besteht aus einem grummeligen Vater, einer Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs, einer forschen Tochter und einem Sohn im Säuglingsalter. Zusätzlich hat die Familie noch einen Familienhund und eine abergläubische, lateinamerikanische Haushaltshilfe.

                    Da der Schrecken dieses Mal größer aufgezogen ist, weil er auf mehreren Überwachungskameras festgehalten wird und eben eine komplette Kleinfamilie in den Nachtstunden terrorisiert, verfolgt man den Spuk anfangs aufmerksam und mit großem Interesse. Die Fokusse liegen auf dem Wohnzimmer, der Küche, dem Treppenaufgang neben der Haustür, dem Außenpool und Poolroboter sowie dem Babyzimmer und Gitterbett. Nach einiger Zeit ereilen der Heimsuchung jedoch die gleichen Phänomene bzw. Probleme, an denen einst das Original gelitten hat. Und zwar Trivialität und repetitive, altmodische paranormale Aktivitäten, die auf Dauer weder Schockstarre noch Nervenkitzel begünstigen.

                    Selbstverständlich will man am Schluss noch auf Biegen und Brechen Schwung in die Bude bringen und lässt die Ereignisse hektisch überschlagen. Da die genannten Charaktere bis zu diesem Zeitpunkt nicht an Austauschbarkeit verloren haben, scheidet leider auch diese Wirkung dahin. Dennoch ist diese "Fortsetzung" vergleichsweise unterhaltsamer ausgefallen, da der Kreis eben um weitere Personen und Räume erweitert wurde. Für meine Verhältnisse und hohen Ansprüche (!) ist das aber immer noch zu wenig.

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                      999CINEASTOR666 25.04.2022, 22:38 Geändert 25.04.2022, 22:42

                      Paranormal Activity / US / 2007

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Das Wackelkamera-Subgenre war zur Entstehungszeit von ... keine Innovation mehr. Dennoch schaue ich mir bis zum heutigen Tage gerne den einen oder anderen Beitrag aus der Sparte an.

                      ... appelliert an die ureigenen Ängste und die fantasievolle Vorstellungskraft des geneigten Publikums. Vielleicht habe ich seit BIS DAS BLUT GEFRIERT schon zu viele Gruselfilme gesehen, aber mein Ding ist ... nicht wirklich. Nicht weil es eine Low-Budget-Produktion oder ein Found-Footage-Film ist, sondern weil es inhaltlich ziemlich altbacken zugeht. Hier werden die klassischsten Gruselfilm-Klischees aufgefahren, die mich beim besten Willen nicht hinterm Ofen hervorlocken. Ich muss jedoch eingestehen, dass mich Haunted House Movies in den seltensten Fällen begeistern (!) können.

                      Nichtsdestotrotz kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es eine ziemliche Herausforderung ist, anhand von Aufnahmen einer Überwachungs-Kamera, nahezu eine komplette Story zu montieren. Durch diesen Inszenierungsstil und dem dazugehörigen Schauspiel, welches einen improvisierten Eindruck macht, gewinnt die Heimsuchung an Authentizität.

                      Anfänglich habe ich noch vehement den Hintergrund und die Bildränder nach paranormalen Aktivitäten beobachtet und abgesucht. Jedoch bescheren Gepolter, eine von Geisterhand öffnende Tür und Spuren im Mehl auf Dauer weder Beklemmung noch Hochspannung. Die Faszination des Heimvideo-Schreckens lässt nach und nach nach.

                      Was mir ebenfalls seltsam vorgekommen und mit der Zeit gegen den Strich gegangen ist, ist, dass das Pärchen der Sache recht lax auf den Grund geht. Anstatt zu versuchen, die dämonische Präsenz unter Aufbietung aller Kräfte zu bekämpfen, lassen sie sich Nacht für Nacht terrorisieren und vom Spuk in eine Art Beziehungskrise manövrieren. Sie legen immer irrationalere Verhaltensweisen an den Tag, bis man sie so langsam nicht mehr ernst nehmen kann und die Dramaturgie den Geist aufgibt.

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                        999CINEASTOR666 25.04.2022, 16:09 Geändert 29.07.2022, 17:19

                        Stay Out (OT: Stay Out of the F**ing Attic / AT: Stay Out of the Attic / Stay Out of the Fucking Attic) / US / 2020

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Drei gemischtrassige Umzugshelfer, die in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, bekommen von einem dubiosen Zausel den lukrativen Auftrag, über Nacht ein gruseliges Herrenhaus auszuräumen. Den Dachboden und Keller soll das vorbestrafte Möbelpacker-Trio allerdings meiden. Aus gutem Grund, wie sie im weiteren Verlauf feststellen werden. Alterchen hat nämlich eine bewegte Vergangenheit und ging als Todesengel in die Geschichtsbücher ein.

                        Die Prämisse ist meines Erachtens äußerst simpel, liefert allerdings eine optimale Grundlage, um in dreckige Nazisploitation-Gefilde abzusteigen. ... nutzt diese Grundlage auch, aber leider nicht pulpy und campy genug, um über Längen, Leeren und mangelhafte Dynamik hinwegzutäuschen. Der verrückte Wissenschaftler und seine menschenverachtenden, fehlgeschlagenen Experimente kommen nämlich vergleichsweise kurz. Verstörend und etwas gory wird es aber dennoch, wenn sie auf der Bildfläche erscheinen.

                        Da die Erzählung etwas steif in der Hüfte ist, hält sich die Spannung im Zaum. Aber immerhin ist die Gruppendynamik der Ex-Straftäter derart kumpelhaft, dass man ihnen ihre Fehltritte verzeiht und beginnt, ihnen kräftig die Daumen zu drücken. Man hofft, dass sie dem ehemaligen KZ-Arzt das ewige Leben nehmen, das er durch Trauma-induzierte Enzyme erlangte.

                        Der Indie-Körperhorror hat wenig Finesse und bleibt hinter den Erwartungen und Möglichkeiten, ist aber dennoch effektiv genug, um kurzweilig zu unterhalten.

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                          999CINEASTOR666 24.04.2022, 12:40 Geändert 21.05.2022, 10:32

                          Comedown / GB / 2012

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Als Milieu-Slasher recht authentisch, spielt das Ganze doch im sozialen Brennpunkt, wo Jugendkriminalität, Drogenkonsum und Teenagerschwangerschaften an der Tagesordnung stehen. Dubstep, Grime und D'n'B (kleine Auswahl unterhalb) unterstreichen zudem den UK-Impact.

                          Der Indie-Horror nimmt sich die Zeit, die Charaktere bestmöglich einzupflegen. Da es sich um Problemkids handelt, gestaltet es sich jedoch schwierig, sie uneingeschränkt als Sympathieträger wahrzunehmen. Mit Hilfe abgegriffener Klischees, wird jedoch versucht, einzelne auf der Beliebtheitsskala höher einzustufen. Das gelingt leider nur so lala.

                          Das düstere, vermeintlich leerstehende, völlig heruntergekommene Hochhaus gibt einen überzeugenden Handlungsort ab und es werden eine Reihe atmosphärische Momente geschaffen. Hin und wieder fühlte ich mich an einen abgründigen Folterporno erinnert. Die Durchschlagskraft fehlt aber letztlich, da Gewalt meistens nur angedeutet wird. Nichtsdestotrotz gibt es einige wenige härtere Einlagen zu sehen. Das Katz-und-Maus-Spiel kränkelt aber mitunter, an einigen Längen und unlogischen Episoden.

                          Um den tierlieben Killer wird kein großes Geheimnis gemacht, weshalb kein spannendes Rätselraten um die Identität stattfindet. Sein Motiv kommt auch eher mehr schlecht als recht. Wer zu den letzten Überlebenden gehören wird, steht darüber hinaus recht früh fest bzw. ist ziemlich offensichtlich. Ein hundsgemeines Ende entschädigt allerdings.

                          5,5 Ratten der Lüfte

                          https://youtu.be/BDYs8giwOu8

                          https://youtu.be/RDVqOf3gfto

                          https://youtu.be/0IKk2iTEfuk

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                            999CINEASTOR666 23.04.2022, 12:11 Geändert 23.04.2022, 12:12

                            Stowaway - Blinder Passagier (OT: Stowaway) / US/DE/GB / 2021

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            Hat mich stark an GRAVITY erinnert, dem ich ebenso wenig abgewinnen konnte. Unzweifelhaft hat ... sowohl eine kompetente Inszenierung als auch ein notables Ensemble auf der Habenseite, inhaltlich herrscht jedoch beinahe ein Vakuum. Man stößt in die unendlichen Weiten des ethisch-moralischem Dilemmas vor und impliziert existenzielle Fragestellungen. Letzten Endes dreht sich alles, um den Utilitarismus: Wer würde sich zum Wohle der Allgemeinheit opfern?

                            Selbstverständlich liegt es nahe, dass sich der blinde Passagier opfert, da er eben nicht eingeplant war und seine Anwesenheit die Überlebenschancen aller gefährdet. Weil die Crew ihm das nicht direkt aufs Auge drücken und dazu nötigen kann, wird beklommen herumgedruckst und herumgemenschelt. Da die Story eigentlich nur für einen Kurzfilm reicht, doch auf fast zwei Stunden aufgebläht wird, wird bald die Luft dünn. Demzufolge ist mir das Kammerspiel zu vorhersehbar, um mich spannend unterhalten oder gar emotional bewegen zu können.

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                              999CINEASTOR666 22.04.2022, 16:04 Geändert 22.04.2022, 19:48

                              Storage 24 / GB / 2012

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              Die Story über ein Militärflugzeug, das in einem Außenbezirk von London abstürzt und ein Alien an Bord hat, ist dünn. Inszenatorisch wird jedoch Geschick bewiesen und eine ansprechende Atmosphäre kreiert. Da allem Anschein nach weder die Regierung noch das Militär großes Interesse am Absturz haben, kann es ungestört sein Unwesen in einer Lagerhalle treiben, die 24 Stunden geöffnet hat. Das ist B-Pic-Stoff, wie er im Drehbuche steht.

                              Die Darsteller sagen mir auf Anhieb nichts, erledigen ihre Jobs aber passabel. Die Figurenzeichnungen sind nicht die Welt, reichen aber völlig aus, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Die seifenopernhafte Beziehungskiste hätte zwar nicht unbedingt sein müssen, bewegt sich aber noch im Rahmen des Erträglichen. Hervorzuheben ist das Creature Design: ein Hybrid aus Amphibie und Insekt, würde ich sagen. Das Alien stammt auch nicht aus dem Computer, scheinbar hat sich jemand in ein Kostüm gezwängt. Zudem gibt es einige deftige Einlagen, eine Gewaltorgie sollte man aber nicht erwarten. Nervenkitzel habe ich zwar nicht wahrgenommen, aber relativ kurzweilig gerät der britische Sci-Fi-Horror nichtsdestotrotz.

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                                999CINEASTOR666 22.04.2022, 00:13 Geändert 31.12.2022, 18:45

                                Der Wolf und die 7 Geißlein - Theater des Todes (OT: Der Wolf / Der Wolf - Theater des Todes / The Wolf) / DE / 2021

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                                Nach dem Exorzismus-Debakel RAPUNZELS FLUCH - SIE WILL RACHE wirft Filmemacher DAVID BRÜCKNER den nächsten Horrorfilm auf den Markt, der ein Märchen der Gebrüder Grimm als Aufhänger missbraucht. Diesmal handelt es sich jedoch, um einen Indie-Slasher. Ein Killer, der als großer, böser Wolf verkleidet ist, hat es nämlich auf eine Theatergruppe abgesehen, die im Alp(traum)theater Vorbereitungen trifft, das titelgebende grimmsche Märchen aufzuführen.

                                ... hält sich strikt an die Genreregeln und gerät arg konventionell, generisch und vorhersehbar, da jedwedes Klischee plump bedient wird. Die Dialoge sind flach, die teils tatsächlich sympathischen Figuren handeln zuweilen saudämlich und die meisten Darsteller*innen spielen höchstens auf Seifenoper-Niveau. Die Inszenierung setzt zwar keine neuen Maßstäbe, ist aber ganz solide und erinnert stilistisch hin und wieder an Gialli. Obendrein ist der Streifen selbstreferenziell und nimmt sich nicht bierernst. Die Kills werden zum Glück per praktische Effekte umgesetzt und geraten zum Teil recht blutig, sind aber nicht sonderlich originell oder abwechslungsreich. Das Motiv gerät allerdings ganz plausibel.

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                                  999CINEASTOR666 21.04.2022, 18:32 Geändert 21.04.2022, 18:32

                                  Rapunzels Fluch - Sie will Rache / DE / 2020

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                                  Ich konnte mir schon denken, was mich erwarten wird und hätte mich selbstverständlich im Vorfeld darauf einstellen können. Letzten Endes geht es aber um die eigene Meinung, den persönlichen Geschmack, die subjektive Sicht der Dinge. Weswegen kein Grund für mich besteht, Gnade walten und meine Bewertung nicht in den Keller rutschen zu lassen.

                                  Eigentlich ist die Idee nicht total daneben, Exorzismus-Horror und die langhaarige Märchengestalt zu kreuzen. Ich habe darüber hinaus den Eindruck gewonnen, dass die deutsche Low-Budget-Produktion ambitioniert ist. Über das Niveau eines bemühten Studentenfilmchens kommt das Projekt allerdings nicht hinaus.

                                  Die Figuren sind durch die Bank flach und vor allem unsympathisch. Das Spiel der Darsteller erinnert zudem an Laientheater. Grusel, Spannung, Kreativität und überraschende Wendungen kann man direkt abhaken. Unverhofft treten tatsächlich Erotik und Gore auf, aber nicht genug, um von Exploitation zu reden. Ab und an ist ein Anflug von Atmosphäre zu identifizieren, aber zum Großteil wird man gelangweilt und enttäuscht.

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                                    999CINEASTOR666 20.04.2022, 18:26 Geändert 21.04.2022, 10:44
                                    über Fresh

                                    Fresh / US / 2022

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                                    Es ärgert mich selbst ungemein, stets und ständig das Gleiche schreiben zu müssen. Aber mir bleibt leider nichts anderes übrig, denn ... ist wieder einmal ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial.

                                    ... beginnt ausgesprochen ungewöhnlich – und zwar als charmant-bissige RomCom. Erst nach über einer halben Stunde läutet der Vorspann ein, dass es nun ans Eingemachte gehen wird.

                                    Obwohl man das folgende Szenario schon etliche Male in ähnlicher Form gesehen zu haben scheint, bietet es nach wie vor eine grandiose Grundlage für Nervenkitzel, überraschende Wendungen und unerwartete Härte. Von alledem macht ... jedoch nur wenig Gebrauch, da sich zum Großteil auf die einfältige Manipulation eines kannibalistischen Ladykillers beschränkt wird.

                                    Weil es inhaltlich eher abgemagert zugeht, ist der weitere Verlauf nicht vor Vorhersehbarkeit gefeit. Gigantische Pluspunkte sind aber die geschmackvolle Umsetzung und DAISY EDGAR-JONES in der Hauptrolle als gefangen genommenes Frischfleisch, das eigentlich nur auf der Suche nach einem Traummann ist.

                                    Ihr Charakter ist angenehm erfrischend, nahbar, natürlich und vor allem keck. Eine tolle, sympathische und kluge Frau, der man nicht wünscht, dass sie an ein Arschloch gerät. Darum drückt man ihr die Daumen, als sie in der misslichen Lage steckt. Man wünscht sich, dass sie den Arsch (!) in der Hose hat, dem Gourmet in die Suppe zu spucken und den Appetit zu verderben.

                                    Sich auf ihre Seite zu schlagen, hilft aber nur sporadisch, wenn es dem Psychospielchen an Dynamik, Spannung, Abgründigkeit, Intensität, Gewalt und Action mangelt. Da diese Attribute fürs Finale gehamstert werden, wird im Vorfeld vieles dem Kopfkino überlassen. Auch wenn der Showdown zu gefallen weiß, fehlt schlichtweg die Steigerung bzw. der Überschlag der Ereignisse vorab.

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                                      999CINEASTOR666 19.04.2022, 20:30 Geändert 02.06.2022, 14:17

                                      Choose or Die (AT: CURS>R) / GB / 2022

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                                      Bereits beim empfehlenswerten Genrebeitrag STAY ALIVE - STIRBST DU IM SPIEL - BIST DU TOT! beeinflusst ein Fluch ein Videospiel, greift albtraumhaft in die Realität ein und hat tödliche Auswirkungen. Soll heißen, die Prämisse von CHOOSE OR DIE ist nicht brandneu, aber auch nicht völlig abgenudelt wie etliche andere Szenarien und Themengebiete.

                                      Um wohl im Besonderen Xennials zu ködern, kriegen es Z-ler mit analoger Retro-Technik aus den Achtzigern zu tun. Wenn die Story dünn ist und die Möglichkeiten des Szenarios vertan werden, hilft Nostalgie allerdings herzlich wenig.

                                      Da der Streifen seine atmosphärischen Momente hat, der Soundtrack meinen Geschmack trifft (Links unterhalb) und die Darsteller solide agieren, habe ich mich vermutlich nicht zu Tode gelangweilt. Dennoch habe ich mich nach einiger Zeit ernsthaft gefragt, wann denn endlich die Post abgeht. Weil kaum etwas Besonderes passiert und auch das Finale nur halbwegs okay ist, ist leider nur unterer Durchschnitt drin.

                                      https://youtu.be/8IrOPIJ-BUk

                                      https://youtu.be/0a4PD4SwEAs

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                                        999CINEASTOR666 19.04.2022, 13:59 Geändert 22.04.2022, 03:17

                                        Candyman / US/CA / 2021

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                                        Da JORDAN PEELE als Co-Autor und Co-Produzent fungierte und sich in jüngster Vergangenheit als Offenbarung für den Black Horror etabliert hat, bekommt das Publikum eine moderne, teils eigenwillige Neuinterpretation des symbolträchtigen Mythos um den schwarzen Mann geboten. Zudem ist eine Reflexion über Rassismus, Polizeigewalt, Homophobie, soziale Ungleichheit und Gentrifizierung inbegriffen, die in Traumata gegeißelte Schreckensbilder gefasst ist.

                                        Um ehrlich zu sein, hätte ich lieber JORDAN PEELE auf dem Regiestuhl gewusst. Immerhin handelt es sich erst, um den zweiten Langfilm von NIA DACOSTA. Die Erwartungen ans Genre handhabt die Regisseurin und Drehbuchautorin eher ungelenk und lasst den honigsüßen Hakenschwinger relativ rar auftreten. Die inhaltliche und erzählerische Struktur gerät grobschlächtig, aber die Inszenierung kann zumindest auf visuellem Level bannen. Besondere Erwähnung verdienen dahingehend, die schaurig-schönen Scherenschnitte und Schattenspiele.

                                        Als Abturner empfand ich allerdings, dass das Ganze in der snobistischen Künstlerszene angesiedelt ist. Die offen vorgetragene Sozialkritik hat mir wiederum gefallen, obwohl sie zu breit gefächert ausfällt und es bestimmt besser gewesen wäre, sich auf einen wunden Punkt zu konzentrieren.

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                                          999CINEASTOR666 17.04.2022, 22:31 Geändert 18.12.2022, 10:34

                                          Project: Almanac (OT: Project Almanac / AT: Almanac / Cinema One / Welcome to Yesterday) / US / 2015

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                                          Auf der Suche nach Found-Footage-Filme, bin ich über ... gestolpert. Ein Heranwachsenden-Zeitreisefilm, der mitunter von MTV Films und Platinum Dunes produziert wurde.

                                          Bei Filmen, die das Thema Zeitreise behandeln, bemängeln diverse Rezensenten*innen mit dem größten Vergnügen die Logik. Da Zeitreisen wissenschaftliche Fiktion sind und alle "Erkenntnisse" auf bloßen Theorien beruhen, würde es mir nie in den Sinn kommen, die Logik des Zeitreisens zu bemängeln. Darüber hinaus beruhen die Theorien ohnehin auf Anomalien und Paradoxien.

                                          Die Jungdarsteller sind sympathisch und die Story ist über längere Zeit äußerst interessant und unterhaltsam. Nach und nach baut das Ganze allerdings ab, da die Teens mit der Zeitmaschine nichts Vernünftiges anzufangen wissen, außer Unfug zu treiben.

                                          Wie gesagt, ist das über einen längeren Zeitraum witzig und originell, es dauert aber viel zu lange, bis der jugendliche Leichtsinn an der Raumzeit herumzudoktern, ernste Konsequenzen nach sich zieht. Da der Showdown dann nicht mehr als okay ist, kann man leider nur von verschenktem Potenzial reden.

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                                            Vidar the Vampire (OT: VampyrVidar) / NO / 2017

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                                            Diese norwegische Indie-Horrorkomödie hat mich in den besten Momenten an 5 ZIMMER, KÜCHE, SARG oder aber auch SIGHTSEERS - KILLERS ON TOUR! erinnert. Bedauerlicherweise besitzt die Therapie für einen Vampir viel zu wenige dieser Momente und liefert weder genügend Horror noch Komödie.

                                            Die dröge, unterkühlte Stimmung und Atmosphäre erinnern ohnehin vielmehr an ein Drama. Dass der sonnenbebrillte, schnauzbärtige Blutsauger auf der Couch eines Therapeuten liegt und ihm seine Origin Story aufs Auge drückt, passt diesbezüglich haargenau und unterstreicht den trübseligen Charakter.

                                            Anfangs weckt die skurrile Therapiesitzung und groteske Ursprungsgeschichte tatsächlich Interesse und erweckt den Anschein, sich aufregend zu entwickeln. Dabei handelt es sich jedoch, um einen Trugschluss.

                                            Dass der Durst nach dem Blut junger Frauen als Suchtkrankheit verkauft wird, ist ein vielversprechender Ansatz. Was mich jedoch irritiert und mit der Zeit total genervt hat, ist, dass die titelgebende Figur scheinbar nicht auf dem Schirm hat, ein Vampir zu sein. Immerhin hat er Jesus um Hilfe gebeten und hat nicht mit einem Vampir gerechnet, der sich als Messias ausgibt. Kirchengänger*innen ist ... demnach wahrlich nicht zu empfehlen, da es doch äußerst blasphemisch zugeht.

                                            Auch wenn es einige bizarre und eklige Einlagen gibt, ist der Unterhaltungswert schlichtweg unterdurchschnittlich, da die unkonventionellen Zutaten nicht vernünftig untergehoben werden. Da ... kein typischer Vampirfilm ist, würde ich nicht generell davon abraten. Letzten Endes ist es eine Frage des Geschmacks.

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                                              One Girl Army (OT: Army of One / AT: One Woman Army) / US / 2020

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                                              Rache ist eines der ältesten und beliebtesten Motive der Filmgeschichte. Für mich persönlich ist Rache ebenfalls eines der beliebtesten Motive. Weil das Motiv Rache dermaßen beliebt ist, existieren logischerweise etliche verschiedenartige Rachegeschichten, die zusätzlich in unterschiedlichster Art und Weise realisiert werden. Was mich betrifft, muss die Rachegeschichte nicht zwingend wendig und verschnörkelt sein. Ich brauche keine durchgestylten Set-Pieces, keine top designten Settings und keine schwindelerregend choreografierten Konfrontationen. Ich bevorzuge sogar, eine geradlinige Vendetta sowie wuchtige, intensive und vor allem effiziente Kills. ... liefert genau das und hat mich in den besten Momenten an MOTHER'S DAY - MUTTER IST WIEDER DA oder I SPIT ON YOUR GRAVE erinnert. Ich will nun aber keine falschen Erwartungen wecken, ... kann weder die Abgründigkeit noch Intensität oder Härte der genannten Werke erreichen.

                                              Eine Bewertung von 6,5 ist für meine Verhältnisse nicht schlecht. Es wäre jedoch weitaus mehr drin gewesen. ... hat eine toughe, fitte, superheìße, widerstandsfähige und gnadenlose Rächerin am Start, der man die Kampfamazone voll und ganz abnimmt. Darüber hinaus fällt die Vergeltung angenehm bodenständig und die Kills nicht gerade harmlos aus. Die Backwoods haben zudem den Naturburschen in mir angesprochen. (!) All diese positiven Eigenschaften werden allerdings von stumpfen Klischees und gigantischen Logiklöchern überschattet. Obwohl ich mit Klischees in den meisten Fällen kein Problem habe und auch eigentlich kein Typ bin, der permanent auf Logik pocht, da ich mir viele situationsbedingte Verhaltensweisen selbst erklären kann bzw. von einer inneren Logik ausgehe, stand mir bei ... leider des Öfteren cringy ins Gesicht geschrieben.

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                                                999CINEASTOR666 16.04.2022, 20:57 Geändert 16.04.2022, 20:58

                                                Tokyo Gore Police (OT: Tôkyô zankoku keisatsu / 東京残酷警察) / JP / 2008

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                                                Zweifelsohne ist diese japanische Splatterorgie vollgepfropft mit
                                                bizarren bioelektronischen bzw. transhumanistischen Ideen. Ob Tumore in der Form von Schlüsseln, eine Kettensäge als Arm, Kanonenrohre als Augen, eine Schneckenfrau, eine Art Krokodilmaul als Unterleib oder eine Sexsklavin, die sich auf Samuraischwerter fortbewegt.

                                                Darüber hinaus ist der abgedrehte Streifen sozialkritisch und dreht Phänomene bzw. Probleme der japanischen Gesellschaft satirisch durch den Wolf. Ob Selbstverstümmelung, fragwürdige Fetische, Prostitution oder die rekordverdächtige Suizidrate.

                                                Bedauerlicherweise sind sowohl Timing als auch Pacing für die Tonne. Die Narration ist total fahrig und die Figuren sind allesamt spröde und unwirsch. Der Humor ist nicht meiner, der Soundtrack ist unpassend und die Qualität der Inszenierung und der Effekte schwankt extrem.

                                                Trotz der zahlreichen verrückten Einfälle, die man mal gesehen haben sollte, und den gesellschaftskritischen Spots à la PAUL VERHOEVEN, baute der Unterhaltungswert für meinereiner sukzessive ab. Ein kompakteres Skript, eine strukturierte Erzählung und greifbarere Charaktere hätten mir gefallen.

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                                                  999CINEASTOR666 15.04.2022, 18:14 Geändert 14.07.2023, 09:37

                                                  Nomis - Die Nacht des Jägers (OT: Night Hunter / AT: Nomis / Die Nacht der Jäger) / CA / 2018

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                                                  Auch wenn ... ein superb besetzter, atmosphärisch dichter und dramaturgisch phasenweise laudabler Serienkiller- Thriller ist, sollte man keinen abgründigen, nervenzerfetzenden, ethisch-moralisch ambivalenten Nagelbeißer à la SIEBEN oder PRISONERS erwarten. Obgleich ... es gerne wollen würde, spielt er nämlich nicht in deren League, weil er ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial ist.

                                                  Statt einer spannungsgeladenen Hetzjagd nach dem Mädchenmörder zu initiieren, liegt der Fokus nämlich überwiegend auf der Befragung eines geistig behinderten Verdächtigen. Obwohl BRENDAN FLETCHER den zurückgebliebenen möglichen Täter grandios verkörpert, nimmt man ALEXANDRA DADDARIO ihre Rolle überhaupt nicht ab, als Hosenanzug tragende Psychologin. Die Rollen von STANLEY TUCCI, NATHAN FILLION, BEN KINGSLEY und HENRY CAVILL werden zudem sukzessive zu Nebenfiguren degradiert, die keine nachdrückliche Tiefe entwickeln.

                                                  Zugegebenermaßen ist die Rolle von BEN KINGSLEY schon ein Highlight, als ehemaliger Richter, der das Justizsystem anzweifelt und Selbstjustiz übt. Mit einer Komplizin lockt er Pädophile in die Falle und legt ihnen das Handwerk. Da habe ich mir beinahe gewünscht, dass der gesamte Film diesem Charakter gewidmet ist, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Damit muss man sich abfinden oder es sein lassen.

                                                  ... hält zwar mit einigen Überraschungen bei Laune und hat auch noch einen Twist auf Lager, der nicht von schlechten Eltern ist, aber ist letztendlich dann doch zu konstruiert, klischeehaft, irrational und gewöhnlich, um mir eine höhere Bewertung zu entlocken.

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                                                  • 6 .5
                                                    999CINEASTOR666 14.04.2022, 14:43 Geändert 14.04.2022, 15:11

                                                    Gaia - Grüne Hölle (OT: Gaia) / ZA / 2021

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Dieser faszinierend-bizarre und enigmatisch wirkende, südafrikanische Genrefilm hat allem Anschein Inspiration geschöpft, bei der griechischen Mythologie und der Gaia-Hypothese. Das Unikum wird als düsterer, mystischer, naturreligiöser, bisweilen psychedelischer sowie vor allem zivilisations- und kulturkritischer Creature- und Survival-Horror aufgezogen. Weil gerade die Zivilisations- und Kulturkritik äußerst hintergründige und vielschichtige Themata sind, über die man ganze Bücher schreiben kann, will ich mich so kurz wie nur möglich äußern.

                                                    Da der Film in einem Nationalpark gedreht wurde, sind die Naturaufnahmen authentisch, beeindruckend, betörend und beängstigend zugleich. Das dunkle Herz des Dschungels wird phänomenal visualisiert und Mutter Natur wird als immanente oder auch pantheistische Gottheit dargestellt, die sich zurückholt, was ihr der Mensch genommen hat. Sie verschlingt und scheidet den Parasiten sozusagen aus, den sie selbst gebar. Das regt zum Nachdenken an, in Anbetracht dessen, dass sich der Mensch immer weiter von seinem Ursprung entfernt. Die naturverbundenen Kreaturen-Effekte sind ebenfalls schaurig-schön.

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