999CINEASTOR666 - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+25 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later392 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Cannibal Rising (OT: Donner Pass) / US / 2011
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Nach einer Exposition, die den historischen wie kulinarischen Hintergrund des Donner Passes schildert, lässt sich der Film auffallend viel Zeit, Klischeefiguren einzubürgern. Obwohl man auf die Folter gespannt wird, gerät die Wartezeit nicht völlig öde, da ungebetene Gäste hereinschneien, die rüpelhaftes Verhalten an den Tag legen.
Auch wenn man sich nach einer Weile schon fragt, wann endlich kräftig zugelangt und sich die Bäuche vollgeschlagen werden, wird die Sache am Laufen gehalten, durch die Atmosphäre der verschneiten Abgeschiedenheit und der Reibungspunkte der trinkfesten und notgeilen Raufbolde.
Als die Lagerfeuergeschichte endlich zur blutigen Realität wird, werden einige deftige Einlagen ordentlich in Szene gesetzt, das Tempo angezogen und über die nächsten Schritte diskutiert. Außerdem setzen zwei Feierwütige einen eigenen Racheplan in die Tat um, der für die eigentliche Handlung jedoch unbedeutend ist.
Die expliziten Gewalttätigkeiten sind für meinen Geschmack verhältnismäßig rar gesät und welche Rolle der Gastgeber noch spielen wird, ist relativ zeitig erahnbar. Allerdings huscht zum Schluss ein übernatürlicher Twist herein, der zwar überraschend, aber ziemlich absurd ist.
Paranormal Activity 2 / US / 2010
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Die Fortsetzung ist eigentlich keine, da sich die Geschehnisse zeitlich vor dem Erstling zugetragen haben. Reflexiv drangsaliert die dämonische Präsenz kein Pärchen und ihre Beziehung, sondern eine Familie und ihr Idyll. Die vierköpfige Familie besteht aus einem grummeligen Vater, einer Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs, einer forschen Tochter und einem Sohn im Säuglingsalter. Zusätzlich hat die Familie noch einen Familienhund und eine abergläubische, lateinamerikanische Haushaltshilfe.
Da der Schrecken dieses Mal größer aufgezogen ist, weil er auf mehreren Überwachungskameras festgehalten wird und eben eine komplette Kleinfamilie in den Nachtstunden terrorisiert, verfolgt man den Spuk anfangs aufmerksam und mit großem Interesse. Die Fokusse liegen auf dem Wohnzimmer, der Küche, dem Treppenaufgang neben der Haustür, dem Außenpool und Poolroboter sowie dem Babyzimmer und Gitterbett. Nach einiger Zeit ereilen der Heimsuchung jedoch die gleichen Phänomene bzw. Probleme, an denen einst das Original gelitten hat. Und zwar Trivialität und repetitive, altmodische paranormale Aktivitäten, die auf Dauer weder Schockstarre noch Nervenkitzel begünstigen.
Selbstverständlich will man am Schluss noch auf Biegen und Brechen Schwung in die Bude bringen und lässt die Ereignisse hektisch überschlagen. Da die genannten Charaktere bis zu diesem Zeitpunkt nicht an Austauschbarkeit verloren haben, scheidet leider auch diese Wirkung dahin. Dennoch ist diese "Fortsetzung" vergleichsweise unterhaltsamer ausgefallen, da der Kreis eben um weitere Personen und Räume erweitert wurde. Für meine Verhältnisse und hohen Ansprüche (!) ist das aber immer noch zu wenig.
Paranormal Activity / US / 2007
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Das Wackelkamera-Subgenre war zur Entstehungszeit von ... keine Innovation mehr. Dennoch schaue ich mir bis zum heutigen Tage gerne den einen oder anderen Beitrag aus der Sparte an.
... appelliert an die ureigenen Ängste und die fantasievolle Vorstellungskraft des geneigten Publikums. Vielleicht habe ich seit BIS DAS BLUT GEFRIERT schon zu viele Gruselfilme gesehen, aber mein Ding ist ... nicht wirklich. Nicht weil es eine Low-Budget-Produktion oder ein Found-Footage-Film ist, sondern weil es inhaltlich ziemlich altbacken zugeht. Hier werden die klassischsten Gruselfilm-Klischees aufgefahren, die mich beim besten Willen nicht hinterm Ofen hervorlocken. Ich muss jedoch eingestehen, dass mich Haunted House Movies in den seltensten Fällen begeistern (!) können.
Nichtsdestotrotz kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es eine ziemliche Herausforderung ist, anhand von Aufnahmen einer Überwachungs-Kamera, nahezu eine komplette Story zu montieren. Durch diesen Inszenierungsstil und dem dazugehörigen Schauspiel, welches einen improvisierten Eindruck macht, gewinnt die Heimsuchung an Authentizität.
Anfänglich habe ich noch vehement den Hintergrund und die Bildränder nach paranormalen Aktivitäten beobachtet und abgesucht. Jedoch bescheren Gepolter, eine von Geisterhand öffnende Tür und Spuren im Mehl auf Dauer weder Beklemmung noch Hochspannung. Die Faszination des Heimvideo-Schreckens lässt nach und nach nach.
Was mir ebenfalls seltsam vorgekommen und mit der Zeit gegen den Strich gegangen ist, ist, dass das Pärchen der Sache recht lax auf den Grund geht. Anstatt zu versuchen, die dämonische Präsenz unter Aufbietung aller Kräfte zu bekämpfen, lassen sie sich Nacht für Nacht terrorisieren und vom Spuk in eine Art Beziehungskrise manövrieren. Sie legen immer irrationalere Verhaltensweisen an den Tag, bis man sie so langsam nicht mehr ernst nehmen kann und die Dramaturgie den Geist aufgibt.
Stay Out (OT: Stay Out of the F**ing Attic / AT: Stay Out of the Attic / Stay Out of the Fucking Attic) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Drei gemischtrassige Umzugshelfer, die in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, bekommen von einem dubiosen Zausel den lukrativen Auftrag, über Nacht ein gruseliges Herrenhaus auszuräumen. Den Dachboden und Keller soll das vorbestrafte Möbelpacker-Trio allerdings meiden. Aus gutem Grund, wie sie im weiteren Verlauf feststellen werden. Alterchen hat nämlich eine bewegte Vergangenheit und ging als Todesengel in die Geschichtsbücher ein.
Die Prämisse ist meines Erachtens äußerst simpel, liefert allerdings eine optimale Grundlage, um in dreckige Nazisploitation-Gefilde abzusteigen. ... nutzt diese Grundlage auch, aber leider nicht pulpy und campy genug, um über Längen, Leeren und mangelhafte Dynamik hinwegzutäuschen. Der verrückte Wissenschaftler und seine menschenverachtenden, fehlgeschlagenen Experimente kommen nämlich vergleichsweise kurz. Verstörend und etwas gory wird es aber dennoch, wenn sie auf der Bildfläche erscheinen.
Da die Erzählung etwas steif in der Hüfte ist, hält sich die Spannung im Zaum. Aber immerhin ist die Gruppendynamik der Ex-Straftäter derart kumpelhaft, dass man ihnen ihre Fehltritte verzeiht und beginnt, ihnen kräftig die Daumen zu drücken. Man hofft, dass sie dem ehemaligen KZ-Arzt das ewige Leben nehmen, das er durch Trauma-induzierte Enzyme erlangte.
Der Indie-Körperhorror hat wenig Finesse und bleibt hinter den Erwartungen und Möglichkeiten, ist aber dennoch effektiv genug, um kurzweilig zu unterhalten.
Comedown / GB / 2012
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Als Milieu-Slasher recht authentisch, spielt das Ganze doch im sozialen Brennpunkt, wo Jugendkriminalität, Drogenkonsum und Teenagerschwangerschaften an der Tagesordnung stehen. Dubstep, Grime und D'n'B (kleine Auswahl unterhalb) unterstreichen zudem den UK-Impact.
Der Indie-Horror nimmt sich die Zeit, die Charaktere bestmöglich einzupflegen. Da es sich um Problemkids handelt, gestaltet es sich jedoch schwierig, sie uneingeschränkt als Sympathieträger wahrzunehmen. Mit Hilfe abgegriffener Klischees, wird jedoch versucht, einzelne auf der Beliebtheitsskala höher einzustufen. Das gelingt leider nur so lala.
Das düstere, vermeintlich leerstehende, völlig heruntergekommene Hochhaus gibt einen überzeugenden Handlungsort ab und es werden eine Reihe atmosphärische Momente geschaffen. Hin und wieder fühlte ich mich an einen abgründigen Folterporno erinnert. Die Durchschlagskraft fehlt aber letztlich, da Gewalt meistens nur angedeutet wird. Nichtsdestotrotz gibt es einige wenige härtere Einlagen zu sehen. Das Katz-und-Maus-Spiel kränkelt aber mitunter, an einigen Längen und unlogischen Episoden.
Um den tierlieben Killer wird kein großes Geheimnis gemacht, weshalb kein spannendes Rätselraten um die Identität stattfindet. Sein Motiv kommt auch eher mehr schlecht als recht. Wer zu den letzten Überlebenden gehören wird, steht darüber hinaus recht früh fest bzw. ist ziemlich offensichtlich. Ein hundsgemeines Ende entschädigt allerdings.
5,5 Ratten der Lüfte
https://youtu.be/BDYs8giwOu8
https://youtu.be/RDVqOf3gfto
https://youtu.be/0IKk2iTEfuk
Stowaway - Blinder Passagier (OT: Stowaway) / US/DE/GB / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Hat mich stark an GRAVITY erinnert, dem ich ebenso wenig abgewinnen konnte. Unzweifelhaft hat ... sowohl eine kompetente Inszenierung als auch ein notables Ensemble auf der Habenseite, inhaltlich herrscht jedoch beinahe ein Vakuum. Man stößt in die unendlichen Weiten des ethisch-moralischem Dilemmas vor und impliziert existenzielle Fragestellungen. Letzten Endes dreht sich alles, um den Utilitarismus: Wer würde sich zum Wohle der Allgemeinheit opfern?
Selbstverständlich liegt es nahe, dass sich der blinde Passagier opfert, da er eben nicht eingeplant war und seine Anwesenheit die Überlebenschancen aller gefährdet. Weil die Crew ihm das nicht direkt aufs Auge drücken und dazu nötigen kann, wird beklommen herumgedruckst und herumgemenschelt. Da die Story eigentlich nur für einen Kurzfilm reicht, doch auf fast zwei Stunden aufgebläht wird, wird bald die Luft dünn. Demzufolge ist mir das Kammerspiel zu vorhersehbar, um mich spannend unterhalten oder gar emotional bewegen zu können.
Storage 24 / GB / 2012
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Die Story über ein Militärflugzeug, das in einem Außenbezirk von London abstürzt und ein Alien an Bord hat, ist dünn. Inszenatorisch wird jedoch Geschick bewiesen und eine ansprechende Atmosphäre kreiert. Da allem Anschein nach weder die Regierung noch das Militär großes Interesse am Absturz haben, kann es ungestört sein Unwesen in einer Lagerhalle treiben, die 24 Stunden geöffnet hat. Das ist B-Pic-Stoff, wie er im Drehbuche steht.
Die Darsteller sagen mir auf Anhieb nichts, erledigen ihre Jobs aber passabel. Die Figurenzeichnungen sind nicht die Welt, reichen aber völlig aus, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Die seifenopernhafte Beziehungskiste hätte zwar nicht unbedingt sein müssen, bewegt sich aber noch im Rahmen des Erträglichen. Hervorzuheben ist das Creature Design: ein Hybrid aus Amphibie und Insekt, würde ich sagen. Das Alien stammt auch nicht aus dem Computer, scheinbar hat sich jemand in ein Kostüm gezwängt. Zudem gibt es einige deftige Einlagen, eine Gewaltorgie sollte man aber nicht erwarten. Nervenkitzel habe ich zwar nicht wahrgenommen, aber relativ kurzweilig gerät der britische Sci-Fi-Horror nichtsdestotrotz.
Der Wolf und die 7 Geißlein - Theater des Todes (OT: Der Wolf / Der Wolf - Theater des Todes / The Wolf) / DE / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Nach dem Exorzismus-Debakel RAPUNZELS FLUCH - SIE WILL RACHE wirft Filmemacher DAVID BRÜCKNER den nächsten Horrorfilm auf den Markt, der ein Märchen der Gebrüder Grimm als Aufhänger missbraucht. Diesmal handelt es sich jedoch, um einen Indie-Slasher. Ein Killer, der als großer, böser Wolf verkleidet ist, hat es nämlich auf eine Theatergruppe abgesehen, die im Alp(traum)theater Vorbereitungen trifft, das titelgebende grimmsche Märchen aufzuführen.
... hält sich strikt an die Genreregeln und gerät arg konventionell, generisch und vorhersehbar, da jedwedes Klischee plump bedient wird. Die Dialoge sind flach, die teils tatsächlich sympathischen Figuren handeln zuweilen saudämlich und die meisten Darsteller*innen spielen höchstens auf Seifenoper-Niveau. Die Inszenierung setzt zwar keine neuen Maßstäbe, ist aber ganz solide und erinnert stilistisch hin und wieder an Gialli. Obendrein ist der Streifen selbstreferenziell und nimmt sich nicht bierernst. Die Kills werden zum Glück per praktische Effekte umgesetzt und geraten zum Teil recht blutig, sind aber nicht sonderlich originell oder abwechslungsreich. Das Motiv gerät allerdings ganz plausibel.
Rapunzels Fluch - Sie will Rache / DE / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ich konnte mir schon denken, was mich erwarten wird und hätte mich selbstverständlich im Vorfeld darauf einstellen können. Letzten Endes geht es aber um die eigene Meinung, den persönlichen Geschmack, die subjektive Sicht der Dinge. Weswegen kein Grund für mich besteht, Gnade walten und meine Bewertung nicht in den Keller rutschen zu lassen.
Eigentlich ist die Idee nicht total daneben, Exorzismus-Horror und die langhaarige Märchengestalt zu kreuzen. Ich habe darüber hinaus den Eindruck gewonnen, dass die deutsche Low-Budget-Produktion ambitioniert ist. Über das Niveau eines bemühten Studentenfilmchens kommt das Projekt allerdings nicht hinaus.
Die Figuren sind durch die Bank flach und vor allem unsympathisch. Das Spiel der Darsteller erinnert zudem an Laientheater. Grusel, Spannung, Kreativität und überraschende Wendungen kann man direkt abhaken. Unverhofft treten tatsächlich Erotik und Gore auf, aber nicht genug, um von Exploitation zu reden. Ab und an ist ein Anflug von Atmosphäre zu identifizieren, aber zum Großteil wird man gelangweilt und enttäuscht.
Fresh / US / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Es ärgert mich selbst ungemein, stets und ständig das Gleiche schreiben zu müssen. Aber mir bleibt leider nichts anderes übrig, denn ... ist wieder einmal ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial.
... beginnt ausgesprochen ungewöhnlich – und zwar als charmant-bissige RomCom. Erst nach über einer halben Stunde läutet der Vorspann ein, dass es nun ans Eingemachte gehen wird.
Obwohl man das folgende Szenario schon etliche Male in ähnlicher Form gesehen zu haben scheint, bietet es nach wie vor eine grandiose Grundlage für Nervenkitzel, überraschende Wendungen und unerwartete Härte. Von alledem macht ... jedoch nur wenig Gebrauch, da sich zum Großteil auf die einfältige Manipulation eines kannibalistischen Ladykillers beschränkt wird.
Weil es inhaltlich eher abgemagert zugeht, ist der weitere Verlauf nicht vor Vorhersehbarkeit gefeit. Gigantische Pluspunkte sind aber die geschmackvolle Umsetzung und DAISY EDGAR-JONES in der Hauptrolle als gefangen genommenes Frischfleisch, das eigentlich nur auf der Suche nach einem Traummann ist.
Ihr Charakter ist angenehm erfrischend, nahbar, natürlich und vor allem keck. Eine tolle, sympathische und kluge Frau, der man nicht wünscht, dass sie an ein Arschloch gerät. Darum drückt man ihr die Daumen, als sie in der misslichen Lage steckt. Man wünscht sich, dass sie den Arsch (!) in der Hose hat, dem Gourmet in die Suppe zu spucken und den Appetit zu verderben.
Sich auf ihre Seite zu schlagen, hilft aber nur sporadisch, wenn es dem Psychospielchen an Dynamik, Spannung, Abgründigkeit, Intensität, Gewalt und Action mangelt. Da diese Attribute fürs Finale gehamstert werden, wird im Vorfeld vieles dem Kopfkino überlassen. Auch wenn der Showdown zu gefallen weiß, fehlt schlichtweg die Steigerung bzw. der Überschlag der Ereignisse vorab.
Choose or Die (AT: CURS>R) / GB / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Bereits beim empfehlenswerten Genrebeitrag STAY ALIVE - STIRBST DU IM SPIEL - BIST DU TOT! beeinflusst ein Fluch ein Videospiel, greift albtraumhaft in die Realität ein und hat tödliche Auswirkungen. Soll heißen, die Prämisse von CHOOSE OR DIE ist nicht brandneu, aber auch nicht völlig abgenudelt wie etliche andere Szenarien und Themengebiete.
Um wohl im Besonderen Xennials zu ködern, kriegen es Z-ler mit analoger Retro-Technik aus den Achtzigern zu tun. Wenn die Story dünn ist und die Möglichkeiten des Szenarios vertan werden, hilft Nostalgie allerdings herzlich wenig.
Da der Streifen seine atmosphärischen Momente hat, der Soundtrack meinen Geschmack trifft (Links unterhalb) und die Darsteller solide agieren, habe ich mich vermutlich nicht zu Tode gelangweilt. Dennoch habe ich mich nach einiger Zeit ernsthaft gefragt, wann denn endlich die Post abgeht. Weil kaum etwas Besonderes passiert und auch das Finale nur halbwegs okay ist, ist leider nur unterer Durchschnitt drin.
https://youtu.be/8IrOPIJ-BUk
https://youtu.be/0a4PD4SwEAs
Candyman / US/CA / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Da JORDAN PEELE als Co-Autor und Co-Produzent fungierte und sich in jüngster Vergangenheit als Offenbarung für den Black Horror etabliert hat, bekommt das Publikum eine moderne, teils eigenwillige Neuinterpretation des symbolträchtigen Mythos um den schwarzen Mann geboten. Zudem ist eine Reflexion über Rassismus, Polizeigewalt, Homophobie, soziale Ungleichheit und Gentrifizierung inbegriffen, die in Traumata gegeißelte Schreckensbilder gefasst ist.
Um ehrlich zu sein, hätte ich lieber JORDAN PEELE auf dem Regiestuhl gewusst. Immerhin handelt es sich erst, um den zweiten Langfilm von NIA DACOSTA. Die Erwartungen ans Genre handhabt die Regisseurin und Drehbuchautorin eher ungelenk und lasst den honigsüßen Hakenschwinger relativ rar auftreten. Die inhaltliche und erzählerische Struktur gerät grobschlächtig, aber die Inszenierung kann zumindest auf visuellem Level bannen. Besondere Erwähnung verdienen dahingehend, die schaurig-schönen Scherenschnitte und Schattenspiele.
Als Abturner empfand ich allerdings, dass das Ganze in der snobistischen Künstlerszene angesiedelt ist. Die offen vorgetragene Sozialkritik hat mir wiederum gefallen, obwohl sie zu breit gefächert ausfällt und es bestimmt besser gewesen wäre, sich auf einen wunden Punkt zu konzentrieren.
Project: Almanac (OT: Project Almanac / AT: Almanac / Cinema One / Welcome to Yesterday) / US / 2015
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Auf der Suche nach Found-Footage-Filme, bin ich über ... gestolpert. Ein Heranwachsenden-Zeitreisefilm, der mitunter von MTV Films und Platinum Dunes produziert wurde.
Bei Filmen, die das Thema Zeitreise behandeln, bemängeln diverse Rezensenten*innen mit dem größten Vergnügen die Logik. Da Zeitreisen wissenschaftliche Fiktion sind und alle "Erkenntnisse" auf bloßen Theorien beruhen, würde es mir nie in den Sinn kommen, die Logik des Zeitreisens zu bemängeln. Darüber hinaus beruhen die Theorien ohnehin auf Anomalien und Paradoxien.
Die Jungdarsteller sind sympathisch und die Story ist über längere Zeit äußerst interessant und unterhaltsam. Nach und nach baut das Ganze allerdings ab, da die Teens mit der Zeitmaschine nichts Vernünftiges anzufangen wissen, außer Unfug zu treiben.
Wie gesagt, ist das über einen längeren Zeitraum witzig und originell, es dauert aber viel zu lange, bis der jugendliche Leichtsinn an der Raumzeit herumzudoktern, ernste Konsequenzen nach sich zieht. Da der Showdown dann nicht mehr als okay ist, kann man leider nur von verschenktem Potenzial reden.
Vidar the Vampire (OT: VampyrVidar) / NO / 2017
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Diese norwegische Indie-Horrorkomödie hat mich in den besten Momenten an 5 ZIMMER, KÜCHE, SARG oder aber auch SIGHTSEERS - KILLERS ON TOUR! erinnert. Bedauerlicherweise besitzt die Therapie für einen Vampir viel zu wenige dieser Momente und liefert weder genügend Horror noch Komödie.
Die dröge, unterkühlte Stimmung und Atmosphäre erinnern ohnehin vielmehr an ein Drama. Dass der sonnenbebrillte, schnauzbärtige Blutsauger auf der Couch eines Therapeuten liegt und ihm seine Origin Story aufs Auge drückt, passt diesbezüglich haargenau und unterstreicht den trübseligen Charakter.
Anfangs weckt die skurrile Therapiesitzung und groteske Ursprungsgeschichte tatsächlich Interesse und erweckt den Anschein, sich aufregend zu entwickeln. Dabei handelt es sich jedoch, um einen Trugschluss.
Dass der Durst nach dem Blut junger Frauen als Suchtkrankheit verkauft wird, ist ein vielversprechender Ansatz. Was mich jedoch irritiert und mit der Zeit total genervt hat, ist, dass die titelgebende Figur scheinbar nicht auf dem Schirm hat, ein Vampir zu sein. Immerhin hat er Jesus um Hilfe gebeten und hat nicht mit einem Vampir gerechnet, der sich als Messias ausgibt. Kirchengänger*innen ist ... demnach wahrlich nicht zu empfehlen, da es doch äußerst blasphemisch zugeht.
Auch wenn es einige bizarre und eklige Einlagen gibt, ist der Unterhaltungswert schlichtweg unterdurchschnittlich, da die unkonventionellen Zutaten nicht vernünftig untergehoben werden. Da ... kein typischer Vampirfilm ist, würde ich nicht generell davon abraten. Letzten Endes ist es eine Frage des Geschmacks.
One Girl Army (OT: Army of One / AT: One Woman Army) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Rache ist eines der ältesten und beliebtesten Motive der Filmgeschichte. Für mich persönlich ist Rache ebenfalls eines der beliebtesten Motive. Weil das Motiv Rache dermaßen beliebt ist, existieren logischerweise etliche verschiedenartige Rachegeschichten, die zusätzlich in unterschiedlichster Art und Weise realisiert werden. Was mich betrifft, muss die Rachegeschichte nicht zwingend wendig und verschnörkelt sein. Ich brauche keine durchgestylten Set-Pieces, keine top designten Settings und keine schwindelerregend choreografierten Konfrontationen. Ich bevorzuge sogar, eine geradlinige Vendetta sowie wuchtige, intensive und vor allem effiziente Kills. ... liefert genau das und hat mich in den besten Momenten an MOTHER'S DAY - MUTTER IST WIEDER DA oder I SPIT ON YOUR GRAVE erinnert. Ich will nun aber keine falschen Erwartungen wecken, ... kann weder die Abgründigkeit noch Intensität oder Härte der genannten Werke erreichen.
Eine Bewertung von 6,5 ist für meine Verhältnisse nicht schlecht. Es wäre jedoch weitaus mehr drin gewesen. ... hat eine toughe, fitte, superheìße, widerstandsfähige und gnadenlose Rächerin am Start, der man die Kampfamazone voll und ganz abnimmt. Darüber hinaus fällt die Vergeltung angenehm bodenständig und die Kills nicht gerade harmlos aus. Die Backwoods haben zudem den Naturburschen in mir angesprochen. (!) All diese positiven Eigenschaften werden allerdings von stumpfen Klischees und gigantischen Logiklöchern überschattet. Obwohl ich mit Klischees in den meisten Fällen kein Problem habe und auch eigentlich kein Typ bin, der permanent auf Logik pocht, da ich mir viele situationsbedingte Verhaltensweisen selbst erklären kann bzw. von einer inneren Logik ausgehe, stand mir bei ... leider des Öfteren cringy ins Gesicht geschrieben.
Tokyo Gore Police (OT: Tôkyô zankoku keisatsu / 東京残酷警察) / JP / 2008
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Zweifelsohne ist diese japanische Splatterorgie vollgepfropft mit
bizarren bioelektronischen bzw. transhumanistischen Ideen. Ob Tumore in der Form von Schlüsseln, eine Kettensäge als Arm, Kanonenrohre als Augen, eine Schneckenfrau, eine Art Krokodilmaul als Unterleib oder eine Sexsklavin, die sich auf Samuraischwerter fortbewegt.
Darüber hinaus ist der abgedrehte Streifen sozialkritisch und dreht Phänomene bzw. Probleme der japanischen Gesellschaft satirisch durch den Wolf. Ob Selbstverstümmelung, fragwürdige Fetische, Prostitution oder die rekordverdächtige Suizidrate.
Bedauerlicherweise sind sowohl Timing als auch Pacing für die Tonne. Die Narration ist total fahrig und die Figuren sind allesamt spröde und unwirsch. Der Humor ist nicht meiner, der Soundtrack ist unpassend und die Qualität der Inszenierung und der Effekte schwankt extrem.
Trotz der zahlreichen verrückten Einfälle, die man mal gesehen haben sollte, und den gesellschaftskritischen Spots à la PAUL VERHOEVEN, baute der Unterhaltungswert für meinereiner sukzessive ab. Ein kompakteres Skript, eine strukturierte Erzählung und greifbarere Charaktere hätten mir gefallen.
Nomis - Die Nacht des Jägers (OT: Night Hunter / AT: Nomis / Die Nacht der Jäger) / CA / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Auch wenn ... ein superb besetzter, atmosphärisch dichter und dramaturgisch phasenweise laudabler Serienkiller- Thriller ist, sollte man keinen abgründigen, nervenzerfetzenden, ethisch-moralisch ambivalenten Nagelbeißer à la SIEBEN oder PRISONERS erwarten. Obgleich ... es gerne wollen würde, spielt er nämlich nicht in deren League, weil er ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial ist.
Statt einer spannungsgeladenen Hetzjagd nach dem Mädchenmörder zu initiieren, liegt der Fokus nämlich überwiegend auf der Befragung eines geistig behinderten Verdächtigen. Obwohl BRENDAN FLETCHER den zurückgebliebenen möglichen Täter grandios verkörpert, nimmt man ALEXANDRA DADDARIO ihre Rolle überhaupt nicht ab, als Hosenanzug tragende Psychologin. Die Rollen von STANLEY TUCCI, NATHAN FILLION, BEN KINGSLEY und HENRY CAVILL werden zudem sukzessive zu Nebenfiguren degradiert, die keine nachdrückliche Tiefe entwickeln.
Zugegebenermaßen ist die Rolle von BEN KINGSLEY schon ein Highlight, als ehemaliger Richter, der das Justizsystem anzweifelt und Selbstjustiz übt. Mit einer Komplizin lockt er Pädophile in die Falle und legt ihnen das Handwerk. Da habe ich mir beinahe gewünscht, dass der gesamte Film diesem Charakter gewidmet ist, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Damit muss man sich abfinden oder es sein lassen.
... hält zwar mit einigen Überraschungen bei Laune und hat auch noch einen Twist auf Lager, der nicht von schlechten Eltern ist, aber ist letztendlich dann doch zu konstruiert, klischeehaft, irrational und gewöhnlich, um mir eine höhere Bewertung zu entlocken.
Gaia - Grüne Hölle (OT: Gaia) / ZA / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Dieser faszinierend-bizarre und enigmatisch wirkende, südafrikanische Genrefilm hat allem Anschein Inspiration geschöpft, bei der griechischen Mythologie und der Gaia-Hypothese. Das Unikum wird als düsterer, mystischer, naturreligiöser, bisweilen psychedelischer sowie vor allem zivilisations- und kulturkritischer Creature- und Survival-Horror aufgezogen. Weil gerade die Zivilisations- und Kulturkritik äußerst hintergründige und vielschichtige Themata sind, über die man ganze Bücher schreiben kann, will ich mich so kurz wie nur möglich äußern.
Da der Film in einem Nationalpark gedreht wurde, sind die Naturaufnahmen authentisch, beeindruckend, betörend und beängstigend zugleich. Das dunkle Herz des Dschungels wird phänomenal visualisiert und Mutter Natur wird als immanente oder auch pantheistische Gottheit dargestellt, die sich zurückholt, was ihr der Mensch genommen hat. Sie verschlingt und scheidet den Parasiten sozusagen aus, den sie selbst gebar. Das regt zum Nachdenken an, in Anbetracht dessen, dass sich der Mensch immer weiter von seinem Ursprung entfernt. Die naturverbundenen Kreaturen-Effekte sind ebenfalls schaurig-schön.
Outback / AU / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
OUTBACK beruht auf einer wahren Begebenheit und genau das ist womöglich das große Problem. Selbstverständlich weiß ich nicht, wie nahe die Verfilmung an der wahren Begebenheit liegt, jedoch fängt es schon damit an, dass das Pärchen sich nicht ganz grün ist, als es australischen Boden betritt. Durch die garstige Art, sammeln sie anfänglich keine Sympathiepunkte.
Als sie sich trotz alledem dazu entscheiden, die Strände hinter sich zu lassen, um viel lieber einen Ausflug ins einzigartige Outback zu unternehmen, fiel mir nicht mehr ein, als selbst daran schuld und wie blöd kann man sein. Sie verfahren sich im Outback, verlassen das Fahrzeug ohne Proviant oder sonstige Ausrüstung und laufen und laufen, bis sie die Orientierung verlieren und nicht mehr zum Auto zurückfinden. Nun beginnt das Survival-Drama, der Überlebenskampf gegen die unbarmherzige Hitze, den Durst und gefährliche Tiere.
Inszenatorisch und auch schauspielerisch ist fortan alles dufte, aber das Zweipersonenstück ist mir dann doch zu minimalistisch. Die meiste Zeit laufen oder liegen sie dann nämlich völlig dehydriert in der Gegend herum. Sie verlieren sich zwar aus den Augen, aber spannend gerät die Suche nacheinander nicht gerade.
Dramaturgisch konnte mich das Outback-Kammerspiel leider nicht packen, auch wenn sich der Herr der Schöpfung nicht unklug anstellt, wenn er den zurückgelegten Weg markiert und durch Eigenurin versucht, seine Herzallerliebste zu retten. Da er dazu bereit ist, sein Leben für sie zu geben, nimmt das Ganze logischerweise eine dramatische Wendung.
The Sadness (OT: Ku bei / 哭悲) / TW / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ja, THE SADNESS ist auf jeden Fall gewaltverherrlichend. THE SADNESS verherrlicht aber nicht nur Gewalt, sondern sexuelle Gewalt. Menschenverachtende, sexualisierte Gewalt ist für die Behörden in den meisten Fällen ein heißes Eisen oder gar rotes Tuch. Es ist wirklich ein wahres Wunder, dass THE SADNESS ungeschnitten veröffentlicht wurde. Die FSK verweigerte THE SADNESS mehrfach die Altersfreigabe, weshalb der Gang zur Juristenkommission unumgänglich war. Ich kann mir dennoch sehr gut vorstellen, dass die Uncut-Fassung in naher Zukunft doch noch indiziert oder gar beschlagnahmt wird, denn THE SADNESS macht keine Gefangenen. Das ist echt starker Tobak, von dem zartbesaitete Zeitgenossen und Zeitgenossinnen lieber die Finger lassen sollten.
THE SADNESS beginnt wirklich vielversprechend und man kann es kaum erwarten, bis es endlich losgeht. Auch das junge Pärchen wird sympathisch vorgestellt und man haftet sich an ihre Fersen. Was mir jedoch schnell aufgefallen ist und Magenschmerzen bereitete, ist das irrationale Verhalten. Wenn die grinsenden Infizierten zur Tat schreiten, stehen die Mitmenschen wie angewurzelt in der Gegend herum, anstatt einzugreifen oder die Flucht zu ergreifen. Natürlich kann man nun den Vorwand einschieben, dass sie unter Schockstarre stehen und nicht klar denken können. Auf mich wirkten die Reaktionen dennoch konstruiert, um die Gräueltaten selbstzweckhaft in voller Länge auskosten zu können.
Dass das Verhalten aufgesetzt wirkt, hätte ich noch verschmerzen können, denn immerhin wird hier mit einem notgeilen Lächeln auf dem Gesicht bestialisch gefoltert, vergewaltigt und abgeschlachtet, was das Zeug hält. Bedauerlicherweise aber auch kaum mehr als das. Soll heißen, dass sich die Geschichte weder interessant noch spannend entwickelt. Baldigst reihen sich nur noch von lautem Gelächter begleitete Abscheulichkeiten und Brutalitäten aneinander. Selbstverständlich ist die Atmosphäre dicht wie ein Rastafari und die handgefertigten Effekte sind Weltklasse, aber inhaltlich herrscht tote Hose. Auch wenn das Ende an Nihilismus kaum zu überbieten ist, empfand ich es ebenfalls als recht abrupt und wenig zufriedenstellend.
Bloodthirsty / CA / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Kennt ihr diese Filme, bei denen sich die Entscheidungen nicht erschließen, die das Drehbuch gefällt hat? Filme, bei denen man sich fragt, wofür dies, das und jenes eigentlich gut gewesen ist, da der Anschein erweckt wird, dass es für die eigentliche Geschichte unbedeutend zu sein scheint. BLOODTHIRSTY ist meines Erachtens solch ein Film. Vielleicht liegt es aber auch an der Vermarktung. Vielleicht sollte man sich die Handlungsbeschreibung bzw. Inhaltsangabe vorab nicht durchlesen und auch den offiziellen Trailer links liegen lassen. Diese Entscheidungshelfer verraten nämlich, dass es sich um einen Werwolf-Film handelt. Der Film selbst macht allerdings lange Zeit ein Geheimnis darum und zieht das Ganze als eine Art psychologisches Drama auf. Allerdings läuft die Geheimniskrämerei aus gegebenen Anlass gänzlich ins Leere.
Die Entscheidungen des Drehbuchs, die ich als äußerst konstruiert und unglaubwürdig empfand, sind, dass die Protagonistin zwingend eine Sängerin, Lesbe und Veganerin sein muss und warum ihr nicht bewusst ist, dass sie ein Wolfsmensch ist. Warum der Musikproduzent, der ebenfalls ein Lykanthrop ist, dermaßen lange die Wahrheit verschleiert, anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen, gab mir ebenfalls Rätsel auf. Warum die Sängerin den Botschafter kurzum killt, um danach ihr Leben "ganz normal" weiterzuführen, hat mich nicht minder irritiert. Vielleicht steckt hinter alledem ein tieferer Sinn und ich bin einfach zu blöd, um es zu verstehen. Ich könnte jetzt den Larry raushängen lassen, würde mir aber nur selbst etwas vormachen, wenn ich mit Begriffen um mich werfen würde wie Kunstfreiheit, Selbstverwirklichung, Selbstgefühl, Geschlechtsidentität, Sexualpräferenz, Animalität usw.
Creatures / GB/MX / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Als ich die ersten Computeranimationen gesehen habe, fühlte ich mich auf den Arm genommen und wollte das Handtuch werfen, habe mich aber zum Glück am Riemen gerissen. Davon abgesehen, dass anschließend vermehrt praktische Effekte sowie Puppen eingesetzt werden und man sich in die 80s zurückversetzt fühlt, entwickelt sich die Handlung nämlich in eine unterhaltsame und kurzweilige Richtung. Wenn man nicht mehr erwartet, als eine kostengünstige, britische Science-Fiction-Horrorkomödie, wird man durchaus positiv überrascht.
Die Figuren, die sympathisch sein sollen, sind es auch. Zudem gibt es eine geheimnisvolle, wortkarge japanische Studentin, die sich als Samurai ausprobiert. Außerdem werden immer wieder neue Charaktere eingepflegt, um den Body Count zu erhöhen. Da neben den blutrünstigen Außerirdischen auch parasitäre Egel herumkrauchen, die Tote zum Leben erwecken können, ist zusätzlich für Abwechslung und unverhoffte Härte gesorgt. Der Humor hat zwar nur selten meine Lachmuskeln angespannt, aber amüsant ist das Unterfangen allemal.
Gunpowder Milkshake (AT: Bloody Milkshake) / DE/FR/US / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Diese Profikillerinnen-Actionkomödie wirkt, wie das Brainstorming einer Clique hysterischer Teenagerinnen, die ihrem Schwarm, John Wick, eine Liebeserklärung zukommen lassen wollen. Solche quietschbunten, temporeichen und popkulturell geschwängerten Filme spülten in letzter Zeit vermehrt auf den Markt, weshalb ... nur einem Trittbrettfahrer gleichkommt.
... erweckt zwar den Anschein vor Kreativität überzuschäumen, weil das Ganze eben auch in einer hochstilisierten, Genrefilm zitierenden Fantasiewelt spielt, aber liefert im Grunde genommen wenig, was man nicht schon einmal gesehen hat.
Auch wenn etliche Zutaten in den Mixer geworfen werden, die nicht zwangsläufig zusammenpassen, kann man trotzdem seinen Spaß haben, denn KAREN GILLAN und CHLOE COLEMAN sind in Spiellaune und werfen sich die Bälle zu. Zum feuerkräftigen Frauenpower-Team gesellen sich außerdem, LENA HEADEY, CARLA GUGINO, MICHELLE YEOH und ANGELA BASSETT.
Tiefgründige Charakterisierungen sowie aufschlussreiche Hintergründe und Zusammenhänge kann man zwar nicht erwarten, aber alles in allem wird nicht mit knalligen, actionlastigen Set-Pieces gegeizt. Zum Beispiel halten eine harte Prügelei im Bowlingcenter, eine Auseinandersetzung unter Invaliden auf der Krankenstation und ein Feuergefecht in der Bibliothek bei Laune.
Masquerade / US / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Filme über Hausfriedensbrüche existieren inzwischen in rauen Mengen. Wenn ein fähiges Drehbuch zugrunde liegt und auch Cast und Crew positive Beiträge leisten, lassen sich Spannung und Atmosphäre nämlich für verhältnismäßig wenig Geld realisieren.
... ist nun ein ziemlich konventionell inszenierter Home-Invasion-Thriller, obwohl gleich zwei parallel verlaufende Handlungsstränge genutzt werden, um die Geschehnisse komplexer zu gestalten. Das hilft zwar tatsächlich, um Langeweile auf Abstand zu halten, man registriert aber dennoch, dass die Story mager ist und das Erzähltempo eine ruhige Kugel schiebt.
Davon abgesehen sind die Charaktere nicht wirklich interessant, weil sie nur angerissen werden und dem Mittel zum Zweck dienen. Aufgrund dessen war ich genötigt, dass Treiben aus gewisser Distanz zu verfolgen. Dafür gibt es zwar kein Bienchen ins Muttiheft, aber da die Performances allesamt im akzeptablen Bereich liegen, ist es verschmerzbar.
Was ins Auge fällt, ist, dass die Ausführung des Einbruchdiebstahls der als Fechter*innen maskierten und aus unerfindlichen Gründen per Stimmenverzerrer kommunizierenden Eindringlinge bzw. Kunstdiebe ziemlich unüberlegt sind. Ihr Handeln kann man aber mit der Erklärung abtun, dass sie keine Vollprofis sind und der Selbstschutz des Mädchens zu unerwünschten Überraschungen führt, mit denen sie überfordert sind und ihr eigentliches Vorhaben vernachlässigen. Für Dynamik und Nervenkitzel sorgt der Selbsterhaltungsdrang der Tochter und das Spiel gegen die Zeit aber dennoch nur bedingt.
Zum Schluss treffen die beiden parallel verlaufenden Handlungsstränge logischerweise aufeinander und eine schockierende Wendung flattert ins Haus, die allerdings ziemlich löchrig daherkommt und den Kohl kaum fetter macht.
Starship Troopers (AT: Bug Hunt at Outpost Nine) / US / 1997
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
"Ich leiste meinen Beitrag!"
Nach wie vor und vor allem aktueller denn je ist ... eine verdammt sehens- und empfehlenswerte politische Satire, die lose auf dem gleichnamigen Roman basiert und von PAUL VERHOEVEN (ROBOCOP - DAS GESETZ IN DER ZUKUNFT /// DIE TOTALE ERINNERUNG - TOTAL RECALL) als beeindruckender Science-Fiction-Actionkracher inszeniert wurde.
"Möchten Sie mehr erfahren?"
Auf satirische Art und Weise werden zum Beispiel faschistoide Ideologien, Massenmanipulation, Kriegstreiberei bzw. Bellizismus, Heroismus und Hurrapatriotismus dekonstruiert. Neben den splattrigen Schlachtengetümmel, geben die propagandistischen Werbeeinblendungen der Föderation und die übertriebenen Pathos einzelner dem Ganzen den letzten Schliff und stellen die Militär- bzw. Regime- und Medienkritik unverkennbar heraus.
"Nur ein toter Bug ist ein guter Bug!"
Darüber hinaus hat ... eine ausgesprochen hintergründige und vielschichtige Handlung, die die üppige Laufzeit absolut rechtfertigt. Die erste Hälfte nimmt sich nämlich die Zeit, den Fokus auf Freundschaft Beziehungsgeflechte, berufliche Perspektiven bzw. Zukunftspläne und eben die militärische Ausbildung samt ihrer Höhen und Tiefen zu legen, bis es in der zweiten Hälfte in die Vollen geht. Gerade die erste Hälfte halte ich für besonders wichtig, damit man in der zweiten Hälfte ungehindert mitfiebern kann.
"Hunde, wollt ihr ewig leben?"
Timing und Pacing sind also meines Erachtens on Point und dulden weder Längen noch Leeren. Auch der Cast kann sich sehen lassen und allesamt spielen äußerst überzeugend und glaubwürdig blauäugig-pflichtbewusste Marionetten, damit die subversive Weltraumoper umso mehr funzt.
Sowohl die praktischen als auch visuellen Effekte sind zudem Spitzenklasse. Zugegebenermaßen sind manche CGI aus heutiger Sicht schon ein wenig cheesy, aber das sorgt für einen gewissen Edeltrash-Charme. Eigentlich handelt es sich um einen 10er-Kandidaten, aber um mir den letzten Punkt aus den Rippen zu leiern, hätte der Showdown noch eine Schippe drauflegen müssen.
9 Brain Bugs