Admiral.Nogura - Kommentare

Alle Kommentare von Admiral.Nogura

  • Ich fand den Twist total doof. Der hat im Nachhinein ganz viel von der Wirlung der stärksten Szenen der Serie veralzen. Ich sehe auch nicht die Notwendigkeit des Twists, weder inhaltlich noch in der Wirkung.

    1
    • 3 .5
      Admiral.Nogura 29.11.2020, 10:56 Geändert 29.11.2020, 12:12

      Eigentlich wollte ich mich nicht mehr weiter mit STAR TREK: DISCOVERY auseinandersetzen, nach den Fake-Dramen und den ganzen uninspirierten Richtungswechsel, die die Serie in den ersten beiden Staffeln auf der Suche nach seinen Themen durchgemacht hat, nur um damit letzten Endes alles noch viel schlimmer zu machen. Aber anscheinend bin ich in Sachen STAR TREK wie eine Frau, die ihren sie misshandelnden Ehemann verlässt, um kurz darauf wieder zu ihm zurückzukehren, in der Hoffnung, dass er sich bessern würde.
      Und die erste Folge der dritten Staffel fängt auch durchaus unterhaltsam an. Denn ich habe schließlich nichts gegen Action und Humor in STAR TREK, und man hat sich hier ausstattungsmäßig richtig ins Zeug gelegt.
      Aber die pathetische Schlussszene, in der die Hoffnung auf die Wiederherstellung der inzwischen aufgelösten Föderation der vereinten Planeten angedeutet wird, ist ein Worst-Case-Szenario für STAR TREK. Es ist ja bekannt, dass die Trekkies total auf pathetisch aufgeladenes Zeremoniell abfahren. Es wird schließlich für die höhere Sache gekämpft. Allerdings verkommen hier die immer so gerne behaupteten STAR TREK-Ideale zur holen Phrase, da überhaupt nicht klar ist, wofür oder wogegen die Föderation eigentlich wiederhergestellt werden soll. Schlimmer noch: Die Föderation steht nicht mehr für eine positive Utopie sondern für eine alte Tradition, die nicht sterben darf. Wofür diese Institution steht, ist irrelevant. Die Insignien der Sternenflotte werden wie heilige Reliquien verehrt. Micheal Burnham sagt sogar, es sei eine Glaubenssache. Damit rückt die Föderation sehr stark in Richtung Religion. So wird der Föderations-Gläubige, dessen Vorfahren seit Generationen alle bei der Sternflotte waren, und der Jahre lang geduldig in der einzigen im Sektor verbliebenen Sternenflotte-Basis auf das Eintreffen eines Erlösers der Föderation gewartet hat, von Burnham zum Ritter der Sternenflotte geschlagen, damit er endlich das Banner der Föderation aufhängen darf. Denn nur ein wahrer Sternenflottenoffizier, darf die Fahne der Föderation berühren. Das Gehabe der Föderationsanhänger erinnert tatsächlich an reaktionäre Gruppen, die das alte Kaiserreich bzw. Kolonialreich wiederherstellen wollen. Paradoxerweise habe ich den Eindruck, dass die Serie mit ihrem Hang zum "virtue signaling" ein Produkt von Leuten ist, die sich als besonders „woke“ verstehen.
      Wenn es irgendwann mal einen aufklärerischen Geist in der Serie gegeben hat, dann ist er hier vollkommen verschwunden. Stattdessen kommt eine reaktionäre und esoterisch angehauchte Gesinnung zum Vorschein, die eine romantische Sehnsucht nach der guten alten Zeit bedient.
      Es geht in DISCOVERY nicht mehr darum, tapfer dorthin vorzustoßen, wo noch niemand gewesen ist, sondern darum, dorthin zurückzukehren, wie es mal gewesen ist.

      (P.S. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt lediglich die erste Folge der 3.Staffel gesehen.)

      12
      • Admiral.Nogura 25.11.2020, 01:42 Geändert 25.11.2020, 05:36

        Was mich schon länger beschäftigt, was aber kaum wichtig für irgendwas ist, ist, wieso man die ALIEN VS. PREDATOR-Filme nicht eindeutig zum PREDATOR-Franchise zählt. Ich habe sogar den Eindruck, wenn man die AVP-Filme überhaupt zu einem der beiden Franchises einordnen will, dass man eher zum ALIEN-Franchise tendiert. Für mich allerdings gehören die AVP-Film zu 100% zum PREDATOR-Franchise, und zu 0% zum ALIEN-Franchise. Ich weiß, dass kann jeder so halten, wie er will, und eine Zuordnung ist auch recht willkürlich. Aber eben nicht vollkommen willkürlich, und dafür, dass die AVP-Filme PREDATOR-Filme sind, sprechen mehrere Gründe.

        1. In den AVP-Filmen kommt dem Predator, seiner Mythologie und der bereits etablierten Ausrüstung eine zentrale Rolle zu. Er ist sogar so was wie ein zweiter Protagonist, während die Aliens als Kollektiv klar eine antagonistische Funktion haben.
        2. Die AVP-Filme habe wie die PREDATOR-Filme ein Setting, das nicht in ferner Zukunft spielt, wie die ALIEN-Filme, sondern sie spielen auf der heutigen Erde, wie die ersten beiden ersten PREDATOR-Filme.
        3. Man könnte die Aliens in AVP-Filmen problemlos gegen andere außerirdische Monster austauschen, während der außerirdische Großwildjäger immer die Züge des Predators haben würde, selbst wenn man nicht auf die Marke PREDATOR zurückgreifen würde.
        4. Die in der Zukunft spielenden ALIEN-Filme stören das PREDATOR-Franchise nicht, während aber die Handlung der PREDATOR- und AVP-Filmen das Geschehen in den ALIEN-Filmen tatsächlich arg in einem anderen Licht stehen lassen würden.

        Auch finde ich, dass man die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren braucht, indem behauptet, dass AVP was ganz eigenes darstellt, da die AVP-Filme eindeutig die Charakteristika der PREDATOR-Filme aufweisen. Man sollte sich nur nicht von dem Umstand verwirren lassen, dass Lance Henriksen im ersten AVP-Film mitspielt, und in beiden Filmen die Weyland-Yutani-Corporation erwähnt wird. Es verhält sich hier wie mit dem Easteregg in PREDATOR 2, in dem in der Trophäen-Sammlung des Predators der Schädel eines Xenomorphen zu sehen ist. Das soll heißen, dass das PREDATOR-Franchise durchlässig für inhaltliche Anleihen vom ALIEN-Franchise ist, aber eben nicht umgekehrt.

        Und dass die AVP-Filme Scheiße sind, ist kein Argument. Das war PREDATORS (2010) auch. Der Film, der leidlich gut anfängt, aber nicht sorgfältig genug ausgearbeitet ist, um richtig in Fahrt zu kommen, und zum Schluss arg in die Klischee-Falle fällt, hat bei mir sogar den ersten AVP von Paul W.S. Anderson nochmal zwei Punkte in der Wertung steigen lassen. PREDATOR – UPGRADE (THE PREDATOR) habe ich leider noch nicht gesehen. Der Trailer jedoch versprach schon nichts Gutes. Der Trailer hat mich sogar ein bisschen an ALIEN VS. PREDATOR 2 (AVP: REQUIEM) erinnert. Ich glaube, was bei vielen für Verwirrung sorgt, ist, dass ALIEN im Titel ALIEN VS. PREDATOR an erster Stelle kommt. Korrekterweise müssten die beiden Filme PREDATOR VS. ALIENS heißen, was aber wahrscheinlich nicht so gut klingt. Ich weiß: Das ist alles sehr nerdig und besserwisserisch. Aber der nächste PREDATOR-Film müsste, wenn man die Filme schon durchnummeriert, PREDATOR 7 sein.

        1
        • Admiral.Nogura 28.05.2018, 16:34 Geändert 28.05.2018, 19:25

          SOLO hätte einen Erfolg verdient, da er erste STAR-WARS-Film seit die RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER ist, der wirklich funktioniert. Sicherlich ist ROGUE ONE visuell stärker. Aber SOLO kommt doch schneller zu dem Kern, was ein STAR-WARS-SpinOff rund um Han Solo sein sollte: Ein Weltraumwestern mir Charme, in dem die filmhistorischen Klischees ins Star Wars Universum eingewoben werden. Bei allen Fan-Service schafft er es sogar ein eigenständiger Film mit lebendigen Figuren zu sein. Schade, ich hätte gerne eine Fortsetzung von SOLO gesehen. Jedenfalls eher als noch so eine EPISODE, die ins Nichts führt.

          5
          • Ist Die unendliche Geschichte kein deutscher Film? :-(

            • 4
              Admiral.Nogura 22.03.2018, 18:37 Geändert 12.05.2018, 02:40

              BLACK PANTHER ist eine mittelprächtige Katastrophe. Dass ich mit dem Film nicht viel anfangen kann, mag daran liegen, dass mir KÖNIG DER LÖWEN/HAMLET-Geschichten nicht sonderlich liegen, also Geschichten um einen edlen Prinzen, der seiner rechtmäßigen Thronfolge beraubt wurde, und der den ihm angestammten Platz auf den Thron zurückerobern muss. Oder es mag daran liegen, dass mir unreflektierte Filme über eine auserwählte Elite mit Superkräften, die der Welt zeigt, wo es lang geht, eh ein wenig suspekt sind.

              Durch die politische Linse gesehen, ist der Film ein gewaltiges Eigentor. Wenn man hört wie der Film in den Medien als große Emanzipationsbemühung des schwarz-afrikanischen Selbstverständnis angesehen wird, weil er angeblich der erste große schwarze Superhelden-Blockbuster Hollywoods ist, kann man eigentlich nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Wenn das afrikanische High-Tech-Utopia WAKANDA als ein Art Afro-Disney-Land gezeigt wird, dass seinen Fortschritt alleine einem fantastischen Wunder-Element „Vibranium“ verdankt, dessen feudales Gesellschaftsmodell allerdings auf vollkommen vormodernen Denkstrukturen basiert, ist das keine Spitze gegen die kolonialistische Arroganz des Westens, sondern eine Demütigung derjenigen, die sich wünschen, dass der Kontinent irgendwann die festgefahrene Realität von Armut, Bürgerkriegen, Ausbeutung und die Tatsache ständig geopolitischer Spielball fremder Mächte zu sein überwinden wird.

              Immerhin wird der Sci-Fi-Fantasy-Staat Wakanda kritisch beleuchtet, wenn die isolationistischen Haltung Wakandas als eine Allegorie auf die aktuellen Einmauerungstendenzen der USA und Europas gezeigt wird. Dieser Kritikpunkt wird aber ohne mit der Wimper zu zucken vom Tisch gewischt, da es Wakanda und der Rest der Welt vor dem bösen, rebellischen Eindringling zu verteidigen gilt, und es wird damit denjenigen Recht gegeben, die einen nationalistischen Protektionismus propagieren. Sowieso ist der Film ideologisch näher an den idenditären Bewegungen dieser Tage als bei denjenigen, die sich dafür einsetzen die Hürden zwischen den Ethnien abzubauen.

              Ansonsten ist der Film nur ein weiteres leidlich spannendes Superhelden-Abenteuer, dass sich deutliche Anleihen bei James Bond nimmt, sich vor Allem in der mit Afro-Kitsch ganierten Oberfläche von anderen Comicverfilmungen unterscheidet (was nicht gerade bei der Überwindung von Vorurteilen hilft, sondern diese vielmehr bedient), und dessen Bilder einmal mehr zu sehr auf die Postproduktion verlassen. Dass König T’Challa als titelgebende Figur recht farblos bleibt (no pun intended), könnte man damit entschuldigen, dass er in seinem naiv-idealistischen, grundanständigen Wesen ein afrikanische Variante des Captain America darstellt, nur ohne dessen ironische Brechung zu erfahren. Überhaupt ist der Film trotz der eingestreuten Gags bemerkenswert unironisch, wie es sonst in diesen Filmen üblich ist. Letztendlich ist der Film das bekannte Spiel mit archaischen Motiven, wie es Hollywood seit eh und je pflegt. Indem nun der Film ideologisch aufgeladen wird, nutzt Disney ganz schamlos einen wunden Punkt aus, den es offensichtlich angesichts des Hypes in bestimmten Gesellschaftsbereichen zu geben scheint, und der von Leuten wie mir wahrscheinklich doch ein wenig unterschätzt wurde. Diesem hier verkaufte Idealismus kann der Film natürlich nicht gerecht werden, sondern steht dem sogar entgegen. Vermutlich wird man sich in ein paar Jahren wegen der Aufregung um den Film schämen.

              9
              • 1 .5

                Mehr kann man zu dem Film nicht sagen.
                https://www.youtube.com/watch?v=pq1YOQTuNzo

                3
                • Admiral.Nogura 18.10.2017, 03:03 Geändert 18.10.2017, 03:48

                  Die Idee, dass sich das Ganze als der Beginn des „Spiegeluniversums“ entpuppt, welches Mid-Season als großer Twist aufgedeckt wird, ist mir auch schon gekommen. Zwar ist das in DISCOVERY gezeigte Universum noch lange nicht so extrem wie das Paralleluniversum, welches in den vorherigen Serien gezeigt wurde, aber ich könnte mir vorstellen, dass man in der Mode modernerer US-TV-Serien in nachvollziehbarer Weise zeigen will, wie man auf die schiefe Bahn geraten ist. Und damit man die Charaktere zumindest halbwegs lieb gewinnt und es auch wirklich eine Überraschung wird, wenn man enthüllt, auf welchen Abwegen man wandelt, fängt man recht harmlos an. Denn das, was ich in den ersten fünf Folgen von STAR TREK: DISCOVERY gesehen habe, ist ausserhalb des Kontexts von STAR TREK ziemlich uninteressant, ziemlich trivialer Sci-Fi-Quatsch, der sich kaum von dem Space-Opera-Einerlei der letzten Jahrzehnte abhebt. Aber im Kontext mit dem Bild von STAR TREK, wie es Gene Roddenberry und Rick Berman prägten, wirkt es schon recht bizarr, wenn man sieht, dass die Sternenflotte der Föderation der vereinten Planeten ein degenerierter Haufen von neurotischen Egomanen ist, wo sich keiner in seine Karten schauen lassen will, und jeder sein eigenes Ding dreht, während noch immer in hohlen Phrasen von Frieden gefaselt wird, aber in der Tat sich auf den totalen Krieg vorbereitet wird.

                  5
                  • 3
                    Admiral.Nogura 23.05.2017, 01:55 Geändert 26.05.2017, 00:11

                    Die Verachtung des Zuschauers und das geradezu aggressives Desinteresse an seinen Themen und Figuren, mit der ein beleidigter oder sich selbst überschätzender Ridley Scott sein Publikum verhöhnen zu wollen scheint, hat mich runtergezogen, wie es kaum ein anderer Film in letzter Zeit vermochte. Irgendwann habe ich mir dann nur noch vorgestellt, wie das Brainstorm-Meeting zum Film abgelaufen sein muss.

                    Spoiler-Warnung

                    Einige Zuschauer waren mit PROMETHEUS unzufrieden, weil es zu viel pseudo-religiöses Geschrubbel beinhaltete und zu viele Fragen unbeantwortet blieben.

                    Ridley Scott: Ach … so!

                    Vielleicht können einige dieser Fragen in dem neuen Film beantwortet werden.

                    Ridley Scott: Welche Fragen?

                    Na z.B. was mit den Konstrukteuren ist.

                    Ridley Scott: Wer?

                    Die Außerirdischen Wesen, die für die Entwicklung der Menschen verantwortlich sind. Und die schließlich beschlossen habe, ihre Schöpfung wieder zu vernichten.

                    Ridley Scott: Die sind alle tot!

                    Was? Was ist passiert?

                    Ridley Scott: Ich hab sie getötet! Gerade eben. Einfach so. (schnipst mit dem Finger)

                    Okaaay. Aber was ist mit Elizabeth Shaw?

                    Ridley Scott: Wer?

                    Die taffe Wissenschaftlerin aus PROMETHRUS, die sich selber ein Alien aus dem Bauch operiert, und dannach noch durchs Raumschiff rennt und springt und sich mit einem 3 Meter großen Proto-Humanoid anlegt.

                    Ridley Scott: Sie ist tot!

                    Was? Was ist passiert?

                    Ridley Scott: Ich hab sie getötet!

                    Lassen sie mich raten: gerade eben.

                    Ridley Scott: Ganz genau.

                    Und was ist mit David, dem neugierigen Androiden?

                    Ridley Scott: Er hat sie alle getötet.

                    Was? Warum?

                    Ridley Scott: Weil er ein Arschloch ist.

                    Aber wie geht es dann weiter?

                    Ridley Scott: Eine Crew geht einem empfangenen Signal nach und landet auf einen fremden Planten.

                    Wie in ALIEN?

                    Ridley Scott: Genauso wie in ALIEN.

                    Und was passiert dann?

                    Ridley Scott: Was soll schon passieren. Sie werden alle sterben.

                    Aber wie?

                    Ridley Scott: David hat die Aliens erschaffen, die die Menschen dann fressen.

                    Was? Warum?

                    Ridley Scott: Weil er ein Arschloch ist.

                    Dass die Crew einer nach dem anderen von den Aliens gefressen wird, kennen wir ja schon zu Genüge. Spannend ist dann bestimmt, wie das passiert.

                    Ridley Scott: Was soll daran spannend sein. Immer wenn einer von denen pissen muss, erwischt es ihn. Ganz einfach.

                    Das klingt jetzt nicht so interessant. Warum sollte man sich das anschauen.

                    Ridley Scott: Ist doch völlig egal. Die Leute rennen doch sowieso ins Kino, wenn ich einen ALIEN-Film mache, egal ob er interessant ist oder nicht. Ich werde jetzt alle paar Jahre einen von diesen beknackten ALIEN-Filmen raushauen, bis ich den letzten Kringel kacke.

                    Der Film hat mich in der Negativität an ALIEN³ erinnert, nur das in ALIEN³ die Unbarmherzigkeit der Natur des Lebens auch thematisch umgesetzt wurde und einem das Schicksal der verlorenen Seelen in dem Film nahegeht, wenn man sich darauf einlässt. Bei ALIEN: COVENANT hatte ich den Eindruck, dass man sich weder für die Themen noch für die Figuren interessierten solle. Im Nachhinein fand ich sogar den erzählerisch misslungenen PROMETHEUS besser, weil der wenigstens noch Ambitionen hatte.

                    32
                    • 5
                      über Oben

                      Mir geht es bei dem Film wie so vielen. Im ersten Drittel steigt der Film ganz noch oben, um in der zweiten Hälfte eine Bruchlandung hinzulegen. Sobald die mit ihrem Haus in dem fremden Land angekommen sind, ist nicht nur aus den Luftballons die Luft raus.

                      Sorry für den plumpen Gebrauch der offensichtlichsten Wortspiele, aber ich wollte nur verkürzt erklären, warum der Film trotz seiner gelungenen Momente von mir nur eine sehr mittelmäßige Wertung erhält.

                      3
                      • Wo ist SWISS ARMY MAN? Mein Lieblingsfilm 2016! (Habe aber auch nicht so viel gesehen.)

                        1
                        • 4
                          Admiral.Nogura 25.09.2016, 23:13 Geändert 30.09.2016, 19:15

                          Überraschend schlecht!!! An sich stand ich einer modernisierten Version der GLORREICHEN SIEBEN recht offen gegenüber, da das Motiv aus DIE SIEBEN SAMURAI so griffig ist, dass es Hollywood schon für viele Variationen derselben Geschichte die Vorlage geliefert hatte, die mal mehr mal weniger funktionierten.
                          Nachdem man die Trailer zu dem Film gesehen hatte, war eigentlich klar, dass man sich nicht so sehr auf die Moral der Geschichte, wie sie Kurosawas Klassiker vorgegeben hatte, stützen würde, sondern mehr im Fahrwasser von Tarantinos Filmen im historischen Setting auf Coolness, Humor und Zitate setzen würde. Was an sich gar nicht so verkehrt ist.
                          Jedoch versagt der Film gerade mit diesen Trümpfen. Eigentlich wird jede Pointe in den Sand gesetzt, entweder weil der Gag schon von vornherein schwach oder an den Haaren herbei gezogen war oder das Timing überhaupt nicht stimmte. Der Film hat keineswegs den Pepp, den der Trailer verspricht, obwohl sich die Darsteller redlich Mühe geben, die abgeschmackten Dialoge so anhören zu lassen, als ob sie aus einem Film von Tarantino wären.
                          Auch wenn sich der Film durchaus Zeit für die Einführung seiner Figuren lässt, bekommt man kein diffenrenzierteres Gefühl für die Charaktere als man bereits nach 30 Sekunden des Trailers hatte, wobei es dem Original in der gleichen Zeit gelingt, ein wesentlich prägnateres und nachvollziehbares Bild zu zeichnen. Zudem bleibt das Potential, das sich aufgrund der stärkeren Diversität der Helden ergibt, ziemlich ungenutzt, um eine eigenständige Dynamik zwischen den Charakteren zu erschaffen.
                          Was den Showdown angeht, hat mich das Set und die Action seltsamerweise an Bad Segeberg erinnert, obwohl ich zugeben muss, dass mich der Film zu diesem Zeitpunkt sowieso schon verloren hatte, und ich mir bereits die ganze Zeit darüber Gedanken machte, was ich mit dem Abend noch sinnvolles anstellen könnte. Der Film wirkt rastlos, aber trotzdem langatmig. Dennoch hat man nach 133 Minuten das Gefühl, nicht viel gesehen zu haben.
                          Allein über den Cast kann man an sich nicht beschweren, mit deren soliden Performances und einem catchy song man einen Trailer füllen kann, um eine auf cool getrimmte Version des Klassikers vorzutäuschen.
                          Leider fehlen dem Film selber sowohl originelle Ideen, Drama als auch Witz. Weshalb ich auch der jüngeren Generation das Original von John Sturges aus dem Jahre 1960 empfehle, wenn man einen Western sehen will, der es versteht, sein Publikum gut zu unterhalten.

                          10
                            • DER FLUG DES PHÖNIX von Robert Aldrich aus dem Jahre 1965 mit Jimmy Stewart, Richard Attemborough und Hardy Krüger sollte auf keiner Top-Survival-Film-Liste fehlen!

                              3
                              • Admiral.Nogura 08.01.2016, 20:40 Geändert 08.01.2016, 20:54

                                Ich weiß irgendwie nicht, wie ich da THE FORCE AWAKENS einordnen soll. Er ist inhaltlich eigentlich uninteressanter als die Prequels, aber irgendwie besser gemacht.

                                4
                                • Admiral.Nogura 03.01.2016, 17:15 Geändert 03.01.2016, 17:38

                                  Häh? Ich finde George Lucas Aussage überhaupt nicht problematisch, weil sie eben sehr selbstkritisch ist und natürlich in seiner Drastik nicht ganz ernst gemeint war.
                                  Die Metapher war vielleicht ein wenig überzogen - sollte sie auch sein. Denn die STAR WARS-Filme sind natürlich keine echten „Kinder“ und Walt Disney ist auch nicht im engeren Sinne ein „Sklavenhalter“. Aber einige scheinen schon allein bei diesem Wort keinen Spaß zu verstehen. Der Focus liegt nicht so sehr auf Disney sondern bei ihm. Es ist lediglich eine persönliche Aussage über seine Gefühle.

                                  Um es mal zu übersetzten: George Lucas fühlt sich immer noch mit seiner Schöpfung verbunden, die er nun an einen mächtigen Medienkonzern verkauft hat, die nun alles damit machen können, was sie wollen, ohne dass er noch einen Einfluss darauf hat. Und nun fühlt er sich ein wenig schuldig, die Verantwortung abgegeben zu haben. Punkt.

                                  P.S. Übrigens halte ich es für eine weise Entscheidung von George Lucas, dass er den Staffelstab weitergereicht hat.

                                  3
                                  • Admiral.Nogura 30.12.2015, 22:44 Geändert 01.01.2016, 00:46

                                    ^^ Oh nein! Leia als Oma. Ja wie schrecklich. Die Mumie hätte lieber zuhause bleiben sollen. Genauso wie Obiwan in A NEW HOPE. Der ist zwischen EPISODE III und IV ganz schlecht gealtert. Und der versuchte dann auch noch mit Laserschwert gegen Dath Vader zu kämpfen. Da musste man ja Angst haben, dass was passiert. Oder Yoda in EMPIRE STRIKES BACK. Der brauchte fast schon einen Rollator. Da hätte man doch echt mal ein jüngeres Alien casten können.

                                    An die unreifen Lästermäuler:
                                    Ich weiß, die Jugend von heute weiß das nicht mehr: Aber Menschen werden alt. Was meint ihr, woher die ganzen greisen Leute herkommen, denen man so begegnet. Die waren auch mal jung - wie ihr. Wirklich! Was glaubt ihr, was mit Euch passiert? Wenn ihr dies mitzuerleben so unerträglich findet, solltet ihr einen Weg finden, vorher abzutreten.

                                    6
                                    • https://www.youtube.com/watch?v=VTGQ_K0DBPo&feature=youtu.be

                                      1
                                      • Admiral.Nogura 19.12.2015, 07:55 Geändert 29.03.2016, 08:45

                                        „Sammlung von Szenen“ trifft es eigentlich ganz gut und deckt sich mit dem Eindruck, den ich hatte, als ich den Film gesehen habe. Und nach den Aussagen der Drehbuchautoren -und jetzt auch von J.J. Abrams- wird klar, dass man sich tatsächlich zunächst einzelne Situationen ausgedacht hat, um sich anschließend zu überlegen, wie man das Ganze in einem sinnhvollen Zusammenhang verbinden kann. Zudem hatte man die ganze Zeit im Hinterkopf, irgendwie Khan da reinzubringen, der einzige STAR TREK-Schurke mit dessen Namen auch Nicht-Trekies was anfangen können. Wie es aussieht, war man sich bis zuletzt nicht sicher, ob man diesen Weg einschlagen solle, weshalb man sich diesen generischen Charakter John Harrison ausgedacht hat, um ihm im letzten Moment das Etikett „Khan“ zu verpassen, mit dem Ergebnis, dass Benedict Cumberbatchs Charakter so beliebig wie inkonsistent wurde.
                                        Einzelne Szenen können zwar durchaus ihre Wirkung entfalten, machen aber im Gesamtkontext nur wenig Sinn. Inhaltlich ist der Film ein konfuser Mischmasch, der ständig seine Richtung ändert. Es werden Themen angeschnitten, die im nächsten Moment fallen gelassen werden. Die Motivationen der Figuren ändern sich von Situation zu Situation, wobei dies dann als „Twist“ verkauft wird, ohne dass sich am Ende ein strigenter dramaturgischer Bogen ergibt. Das einzige, was dieser inhaltlichen Beliebigkeit ein wenig Zusammenhalt gibt, ist auf der formalen Ebene der hektische Inszenierungsstil.
                                        Dass dies von den Machern nun zugegeben wird, ist lobenswert, nachdem man vor dem Filmstart noch die marketing-strategische Augenwischerei betrieben hatte.

                                        Dass es sich bei STAR TREK INTO DARKNESS um ein Remake von DER ZORN DES KHAN handeln solle, wie von einigen beklagt wird, halte ich NICHT für das Problem. Vielmehr ist es doch so, dass bereits beim Vorgänger als auch bei STAR TREK NEMESIS die Struktur von DER ZORN DES KHAN über weite Strecken kopiert worden ist. Anscheinend ist man in Hollywood der Meinung, dass der Plot von DER ZORN DES KHAN, der von vielen als der beste Kinofilm im STAR TREK-Franchise angesehen wird, sowas wie eine Blaupause für einen erfolgreichen STAR TREK-Film darstelle.
                                        Überhaupt sind sich die beiden Filme von J.J. Abrams doch sehr ähnlich. Genauer gesagt gleichen sich keine zwei Kinofilme im STAR TREK-Franchise dermaßen wie die von J.J. Abrams. Deshalb wundert es mich, warum jetzt gerade STAR TREK INTO DARKNESS so sehr in die Kritik geraten ist, während der Film von 2009 eine Art Freibrief für seine generische Story bekommen hat. Auch hier sind die Motivationen der Figuren schwammig und die Heldenreise des heranwachsenden Captain Kirk ist noch reduzierter als bei dessen Vorbildern in KRIEG DER STERNE und TOP GUN. Und von den Themen, die aufgegriffen werden, ist STAR TREK INTO DARKNESS sogar dem ersten STAR TREK-Film von J.J. Abrams aus dem Jahr 2009 überlegen.

                                        Was man allerdings J.J. Abrams zugute halten muss, ist, dass er versteht, mit den Figuren zu arbeiten. Die Charaktere im neuen STAR TREK haben aus dem Stand heraus Charme und die Chemie unter ihnen stimmt. Allen voran sei hier Simon Peggs Scotty genannt, der sich zwar sehr vom alten Scotty unterscheidet, aber sofort eine eigene Dynamik entwickelte, und sogar eine wesentlich bedeutsamere Rolle spielt als James Doohans Scotty in der alten Serie.
                                        Dies ist insofern entscheidend, da sich die neue Crew nicht wie die alte Mannschaft um Shatner und Nimoy auf eine vorangegangene TV-Serie stützen kann. Denn die Stärke der Filme um die alte Crew (Teil1-6), deren Handlungen meist eher schlicht gehalten wurden, bezieht sich vor Allem daraus, dass die bekannten Gesichter dort abgeholt wurden, wo sie bereits waren. Aus der jeweiligen Ausgangslage haben die Filme mit der Original-Crew ihre dramaturgischen Trümpfe ausgespielt, die sich deshalb nicht beliebig reproduzieren lassen. Was nicht heißen soll, dass die Macher nicht mit dem Referenzsystem der Marke STAR TREK und Reminiszenzen gespielt hätten.

                                        Die viel beschworene STAR TREK-Philosophie, die man in J.J. Abrams Filmen so vermisst, war auch in den alten Kinofilmen zuweilen entweder ein wenig vordergründig aufgesetzt oder schwang eher unterschwellig mit. Sicherlich war es in den 60er Jahren noch ein großes Ding, wenn sich das eine oder andere Weltraum-Abenteuer von Kirk und Spock als gesellschaftliche oder moralische Parabel entpuppte, oder mal ein humanistisches Plädoyer für Toleranz und Vielfalt, für friedliche Koexistenz, Verständigung und Zusammenarbeit, für Fortschritt und Weiterentwicklung, und für Forscherneugier und Pioneergeist gehalten wurde. Allerdings musste man letztendlich feststellen, dass Star Trek zwar in dieser Richtung fortschritlicher als viele thematisch ähnlich gelagerten Science-Fiction-Serien jener Zeit war, aber letzdendlich doch die Kanonenboot-Diplomatie auch in STAR TREK dominierte. Dieser besagte Roddenberrysche Idealismus wurde in der Nachfolgerserie THE NEXT GENERATION 20 Jahre später mit seinen Anwaltsserien-artigen Plädoyers konsequenter und offenkundiger artikuliert, weshalb diese Serie dann auch von einigen als moralisierend kritisiert wurde.

                                        Trotzdem bin ich NICHT der Meinung, dass die STAR TREK-Philosophie inzwischen obsolet geworden ist. Filme der letzten Zeit wie ELYSIUM, INTERSTELLAR oder EX MACHINA haben gezeigt, dass man immer noch spannende Science-Fiction drehen kann, die sich mit politischen, gesellschaftlichen und philosophischen Themen befaßt. Leider scheinen die Verantwortlichen bei Paramount, die sich der Bekanntheit ihrer Marke sehr wohl bewusst sind, mit dem Franchise eher in Richtung des Superhelden-Genres zu schielen, wobei die neuen STAR TREK-Filme vielen Vertretern dieses Genres hinterherhinken.

                                        3
                                        • Admiral.Nogura 18.10.2015, 23:35 Geändert 26.10.2015, 04:56

                                          Es ist doch bemerkenswert, wie sehr sich der „Franchise“-Gedanke in den Köpfen der Zuschauer etabliert hat. Hätte jemand vor der Jahrtausendwende den Bergriff „Franchise“ für Filme außerhalb des Bereichs des Marketings benutzt, hätte man angenommen, man wolle hier auf spitzfindig-kritische Weise die kommerzielle Ausrichtung Hollywoods aufs Korn nehmen. Denn wenn man sich mal den Begriff auf der Zunge zergehen lässt, der den Verkauf von Nutzungsrechten an Marken unter vorgeschriebenen Konditionen beschreibt, und der direkt aus der Distributionspolitik von Konzernen stammt, dann zeugt das Konzept des Franchises doch eher von eingeschränkt kreativen Produktionsbedingungen.
                                          Natürlich sollte man einräumen, dass die Verquickung von Kunst und Kommerz beim Film nicht neu ist, sondern seit seinem Bestehen existiert. Schon die relativ hohen Produktionskosten gegenüber anderen Kunstformen machen ein wirtschaftliches Denken verständlich. Und wenn man bedenkt, welch ungeheures Risiko Produzenten eingehen, wenn sie die vollen Produktionskosten vorab tragen, ohne eine Abnahmesicherheit für das Produkt zu haben, kann man nachvollziehen, warum sie nicht nur das Publikum an bestimmte Marken konditionieren wollen, sondern auch die Risiken auf eine besser kontrollierbare Produktpalette von Kinotickets für mehere Filme, über TV-Serien, DVDs, Blu-Rays, Computerspielen und weiteren Merchandising umverteilen wollen.
                                          Dass eine Marke bis zum geht nicht mehr ausgeschlachtet wird, ist in Hollywood nichts Neues, aber dass eine Marke vorab als ein ganzes Paket an Produkten geplant wird, hat mit den Marvel-Filmen eine neue Qualität erreicht. Dies erfordert entsprechend eine sehr genormte Herangehensweise an die Planung, Produktion und Distribution. Kreative Wagnisse sind da nicht so sehr gefragt.
                                          An sich ist nichts Verwerfliches daran, einen Stoff zu einem größeren fiktiven Universum aus mehren Filmen auszubauen. Aber inzwischen nehmen die Franchises derart viel Aufmerksamkeit in Anspruch, dass alternative Ideen kaum eine Chance haben, so dass eine Art Monokultur der Sehgewohnheiten droht. Dass der ökononmisch geprägte Begriff „Franchise“ nun auch von den Zuschauern angenommen wird, um sowohl das Unterhaltungsprodukt als auch die Kunstform Film zu beschreiben, zeigt doch, wie fest sich inzwischen die „Mehr vom Selben“-Mentalität in den Köpfen der Zuschauer -ich sollte besser schreiben: Konsumenten- verankert hat.

                                          8
                                          • Admiral.Nogura 05.10.2015, 02:48 Geändert 05.10.2015, 02:51

                                            Sehr schön und ungewohnt differenziert und wenig polemische Analyse zum Thema. Bravo!

                                            6
                                            • 3
                                              • Admiral.Nogura 29.08.2015, 16:24 Geändert 31.08.2015, 22:39

                                                Wenn hier einige der Kommentatoren in der ironisch-satirischen Überspitzung für den neuen Bond Eigenschaften von Minderheiten mit Diskriminierungspotential fordern, wird doch eins deutlich: Ein Markenzeichen des Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten scheint das „politisch Unkorrekte“ zu sein. Auch wenn Bond ein Mann von Welt ist, ist er doch chauvinistisch, sexistisch, arrogant-elitär, nationalistisch und vielleicht sogar latent rassistisch (zumindest haben die Filme der 60er und 70er stellenweise eine rassistische Note). Jedenfalls war Bond in DIAMANTENFIEBER unverhohlen homophob [in der dt. Synchro wesentlich deutlicher]. Als Mainstream-Produkt wurde dies sicherlich immer sehr moderat ausgespielt und auch schon relativiert und selbstreflexiv auf die Schippe genommen.
                                                Und fairerweise muss man sagen, dass die Diskriminierungen andersartiger jetzt nicht die Hauptattraktionen der Filme darstellen, die immer noch der Thrill, das Spektakel und die Schauwerte sind, wozu auch die hübschen Frauen als Accessoire zählen, was wiederum unübersehbar sexistisch ist.

                                                Das Wertegefüge, das hinter Bond steht, kann man natürlich auch anders sehen, wie z.B. John Glen, dem Regisseur der 80er Jahre Bonds (die mMn zu den fadesten Bondfilme zählen), der 1989 einem Filmjournalisten auf die Frage nach der Langlebigkeit der Filmreihe in naiv-einfältiger Weise antwortete : „Bond wurde nie bestochen und war immer ein Bürger unter Verdacht, das Richtige zu tun. In Zeiten gemischter Moral und Zeiten, in denen viele von uns angesehenen Leute Macht missbrauchen, ist es schön, James Bond immer noch unter uns zu wissen, er zeigt uns, dass Helden überall sind!“ [Quelle: de.wikipedia.org/wiki/John_Glen]

                                                Eine lückenlose Kontinuität des Charakters ist schon aufgrund der langen Laufzeit der Serie sowieso nicht mehr gegeben. Rückblickend kann man erkennen, dass über die Jahre mit der Ausrichtung der Figur in einem gewissen Rahmen immer wieder gespielt wurde. Die Varianten sind vielfältig, aber nicht beliebig. Die eigentliche Frage ist, inwieweit man den Rahmen, in der sich die Figur bewegt, dehnen kann, bis sich der Charakter völlig auflöst, bzw. man nicht mehr weiß, was eigentlich die Wesensmerkmale des Franchise ausmacht.

                                                Aber wenn es notwendig sein sollte, die Figur soweit zu verändern, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen ist, dann stellt sich die Frage, inwieweit man überhaupt noch an der Marke James Bond festhalten sollte, und inwiefern sich 007 von vergleichbaren Franchises wie Mission Impossible, xXx oder der Bourne-Reihe unterscheidet.

                                                Zu den wichtigsten Eigenschaften Bonds zählen nun mal seine Sportlichkeit, sein hedonistischer Lebensstil und seine Sexualität, da damit die Bedürfnissen bei junge heterosexuelle Männern nach Abenteuer und Sex angesprochen wird, für die die Figur steht.

                                                Auf der anderen Seite scheint es, seitdem Roger Moore die 50 erreicht hat, sogar zum guten Ton zu gehören, die Rolle einer Alterdiskriminierung zu unterziehen, die eigentlich jetzt über 90 Jahre alt sein müsste, wenn man strikt nach Ian Flamings Biographie der Figur gehen würde.

                                                Im Gegensatz zum schwulen Bond wäre ein schwarzer Bond wahrscheinlich schon vorstellbarer. Man müsste natürlich seine Biographie anpassen, die traditionell eine tiefe Verwurzlung der Familie in der europäischen Kultur nahelegt. Es sollte aber kein Problem darstellen, die Treue eines britischen und schwarzen Bonds zu Königin und Vaterland zu erklären.

                                                Man sollte sich aber dabei überlegen, inwiefern das speziell für den Charakter von James Bond notwendig ist, oder inwiefern ihn das bereichert. Denn "James Bond" ist kein Amt, wie Präsident, Bundeskanzlerin oder Bürgermeister, das nach den freiheitlich-demokratischen Prinzipien allen offen sein sollte, egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, Religion, sexuelle Ausrichtung etc. derjenige hat. James Bond ist ein Charakter. Und als ein solcher zeichnet er sich eben nicht durch die Offenheit für alle zur Verfügung stehenden Kandidaten aus, sondern durch bestimmte Charaktereigenschaften. Manche davon sind bedeutender, manche nicht so wichtig. Zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu alt, zu jung, falsche ethnische Herkunft, falsches Geschlecht waren schon immer Unterscheidungsmerkmale bei der Besetzung einer Rolle. Die Diskriminierung ist ein Wesensmerkmal des Castings.

                                                Wenn man nun den Charakter James Bond aufgrund von demonstrativ politisch-korrekter Aufgeschlossenheit mit Eigenschaften belegt, die seinen bisherigen Erscheinungsformen so sehr widersprechen, dass es absurd wird, droht, dass man die Figur gerade mit diesen Eigenschaften zur Parodie macht. Und wenn schon die Attribute "schwul" oder "schwarz" zum Spot anregen, dann hat man genau das Gegenteil von dem erreicht, was man in seiner Toleranzbemühung angestrebt hat.

                                                Ich jedenfalls bin für Peter Dinklage als 007. Damit könnte man sich dann auch gleich für die unvorteilhaften Darstellung von Kleinwüchsigen durch Schnick Schnack in DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT entschuldigen.

                                                5
                                                • Wie denn? Was denn? Es gab noch keinen schwulen Bond? Und was ist mit Roger Moore?

                                                  Und kommt mir jetzt nicht mit all den jungen Hüpfern, mit denen er im Bett war. Bond ist nun mal ein Profi. Und schick ist das außerdem.

                                                  2
                                                  • 6
                                                    Admiral.Nogura 25.08.2015, 22:36 Geändert 26.08.2015, 16:23

                                                    ROAR ist kein Film, es sind Löwen, und zwar vielen. Es gibt kaum eine Einstellung in dem Film, in der keine Raubkatze in die Kamera grinst. Angeblich entstand die Idee zu dem Film, als die Schauspielerin Tippi Hedren (DIE VÖGEL) bei einem Afrika-Dreh an einem verlassenen Haus vorbeikam, das von Löwen bewohnt wurde. Allerdings gewinnt man den Eindruck, dass sie mit ihrem Ehemann, dem Produzenten Noel Marshall (DER EXORZIST), es in einem Anflug an Natur-Romantik und Größenwahn einfach für eine abgefahrene Idee hielten, zu Hause mit einem Rudel Raubkatzen verschiedener Art zusammen zu leben, und diese aberwitzige Schnapsidee damit zu rechtfertigen versuchten, indem man behauptete, dass man ja einen Film drehen wolle. Dementsprechend besteht der halbe Cast aus Mitgliedern der Familie, die wirkt wie das Ergebnis aus der Kreuzung von JackAss und Blumenkindern, und die alle ihre Stunts selber macht. Und so wurde der Film nach vielen Rückschlägen auch erst nach 11 Jahren fertig gestellt, nachdem man über 150 Wildtiere von Klein auf, darunter Löwen, Tiger, Pumas, Panther, Leoparde, Jaguare, Geparde und Elefanten, gemeinsam auf einer Ranch in Kalifornien groß zog.

                                                    Der Plot wurde vermutlich schnell auf einer Drehbuchseite festgehalten, die sich ungefähr so liest: Die Familie eines Naturforschers kommt ihn in Afrika besuchen, wo er mit Löwen und Tigern zusammenwohnt. Da man sich aber in der verabredeten Uhrzeit geirrt hat, und der Papa gerade unterwegs ist, muss man erst einmal auf seinem Anwesen mit den Katzen rumtollen. Also beschließt man eine Weile vor den Löwen wegzurennen. Das geht dann anderthalb Stunden so.

                                                    Alles andere muss sich der unberechenbaren Situation am Set unterordnen. Das läuft dann so: Ab ins Haus, die Löwen hinterher, die Treppe hoch, wo sich auch schon Löwen tummeln, die Türen zu, ab in die Schränke, Löwen werfen Schränke um, wieder aus den Schränken heraus, die Leiter zum Dach hoch, doch oben glotzen schon drei Tiger aus der Dachlucke hinab, also Leiter wieder runter, aus dem Fenster, über die Veranda, Sprung ins Wasser, doch Tiger sind nicht wasserscheu, also zurück ans Land, ab ins Haus, die Treppe hoch, usw.

                                                    Das ganze Treiben folgt keinem dramaturgischen Konzept, sondern scheint eher die vorgefundene Situation zu verarbeiten. Und überhaupt scheint man sich der allgemeinen Richtung des Films nie bewusst gewesen zu sein, ob es nun Tierhorror, Slapstick-Comedy, Natur-Drama oder was auch immer sein soll.

                                                    Dementsprechend kann man in der Montage der Bilder auch keine klassische Theorie der Filmsprache wiedererkennen. Vielmehr folgt der Schnitt des mit mehreren Kameras gleichzeitig aufgenommenen Materials der Logik einer Reality-TV-Show oder eines Sport-Ereignisses, wo man versucht, möglichst alles, was da abgeht, mit verschiedenen Kameraperspektiven in den Kasten zu bekommen. Wenn kein vernünftiger Anschluss möglich ist, wird einfach zu völlig zusammenhangslosem Material umgeschnitten.

                                                    Und zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort die Kamera am laufen zu haben, scheint die eigentliche Herausforderungen für das Kamera-Team um den damaligen Newcomer Jan de Bont gewesen zu sein, der während der Dreharbeiten von einem Löwen skalpiert worden ist, und mit 120 Stichen genäht werden musste. Denn ein stolzer Löwe ist selten gewillt, seine Aktion für einen zweiten Take noch einmal zu rekapitulieren.

                                                    Dass vieles von dem, was man in dem Film zu sehen bekommt, ungeplant war, bekommt man auch zu spüren, wenn z.B. Noel Marshall mitten im Satz (als er gerad davon spricht, wie gut er doch mit den Tieren auskommt) von einem Löwen am Oberschenkel aus dem Bild gezogen wird. Dementsprechend war ein Großteil des Blutes beim Dreh echt, bei dem es während Angriffen der Großkatzen auf 70 Crewmitglieder zu Fleischwunden, Knochenbrüchen auch zu lebensgefährlichen Verletzungen kam.

                                                    Auf der anderen Seite glaubt man dem Protagonisten sofort, dass die Kätzchen nur spielen und niemanden ernsthaft verletzten wollen, was allerdings wenig beruhigend ist. Denn auch wenn die Katzen offensichtlich niemanden wirklich verspeisen wollen, kriegt man schnell einen Eindruck, welche Kraft schon dann frei wird, wenn so ein Löwe Dich einfach mal zärtlich mit seiner Pranke umarmen will. Die Omnipräsenz der Wildkatzen und ihr permanentes unruhiges Treiben (häufig auf engstem Raum) gibt dem Film eine unfreiwillig bedrohliche Atmosphäre, die den Film zu einem nervenaufreibenden Erlebnis macht. Zudem gibt das von den Kameras eingefangene Chaos dem Film eine eindringliche Authenzität. Mann fragt sich ständig, wie lange das Ganze noch gut gehen wird, und wann ein Unglück passiert, welches dann verheerende Konsequenzen für die Betroffenen gehabt hätte, und keine Fiktion sondern real gewesen wären.

                                                    Mit einem klassischen Spielfilm mit einem dramaturgischen Aufbau, und einem konsequenten Plot hat der Film nichts zu tun. Auch als Dokumentarfilm, der dem Publikum einen gewissen Ausschnitt dieser Welt näher bringt, taugt der Film aufgrund des unnatürlichen Settings kaum was. Vielmehr ist der Film eine Erfahrung einer Situation, die ebenso konstruiert, wie tollkühn und unkontrollierbar ist.

                                                    ROAR ist ein Experiment, das in seiner Form in der Filmgeschichte einmalig ist.

                                                    7