Der Dude von Nebenan - Kommentare

Alle Kommentare von Der Dude von Nebenan

  • Der Dude von Nebenan 04.05.2021, 07:45 Geändert 04.05.2021, 07:49

    Oh Hoppla; seit Langem mal wieder Erster. Heute gibt´s mal wieder hauptsächlich Nonsense-Antworten ;)

    1. Wenn du ein Buch schreiben würdest, würdest du es eher für die Nachwelt tun oder für dich selbst?

    Ich will nur so lange Ich lebe Tantiemen kassieren. Nach Mir die Sintflut.

    2. Bist du bereit für den Frühling?

    Ach, gibt es noch Jahreszeiten?

    3. Besitzt du ein Auto? Wenn ja, was für eins?

    Nö, Ich lasse Mich chauffieren.

    4. Warum ist der Mensch im Allgemeinen eigentlich so ein rücksichtsloses Wesen, obwohl er wissen müsste, dass er anders sein könnte?

    Weil Wir evolutionär so programmiert sind.

    5. Hälst du dich für faul?

    Mein Superhelden-Name lautet: The lazy Sloth.

    6. Gibt es in deinem freundschaftlichen Umfeld Menschen mit einer Behinderung?

    Wenn meine 70% zählen, dann Ich.

    7. Bist du lieber draußen oder drinnen?

    Couch-Potato und Stubenhocker.

    8. Was nervt dich gerade am meisten in deinem Leben?

    Etwa 70%.

    9. Was findest du in deinem Leben gerade so richtig geil?

    Die verbleibenden 30%. Ich versuche aber, mehr daraus zu machen.

    10. Wie muss das Geschenk sein, dass du anderen Leuten zum Geburtstag machst?

    Originell, kreativ, wohl überlegt und wie die Faust aufs Auge passend.

    11. Bist du eher der geistes- oder der naturwissenschaftliche Typ?

    Der Pseudo-wissenschaftliche.

    12. Mochtest du als Kind Dinosaurier?

    Ne, die Dino-Welle kam erst, als Ich schon ein Erwachsener war. Dann mochte Ich Sie aber.

    13. Aktiv Dinge produzieren oder passiv Dinge konsumieren?

    So ca. 30/70

    14. Glaubst du, dass das Moderate immer der Feind des Extremistischen ist?

    Andersrum. Das Extremistische ist der Feind des Moderaten.

    15. Was hältst du vom totalen Unpolitischen?

    Gibt es nicht. Alles ist in irgendeiner Form politisch. Selbst unpolitisch sein ist politisch.

    16. Welcher Planet unseres Sonnensystems ist dein Lieblingsplanet?

    Na Unserer natürlich. Auf den anderen habe Ich ja noch nicht gelebt.

    17. Glaubst du an die Aussagen, die über dein Sternzeichen getroffen werden?

    Laut Sternzeichen bin Ich sensibel und kreativ. Tja, Wer würde da schon "Nein" sagen.

    18. Interessierst du dich eher für die Vergangenheit oder für die Zukunft?

    Ich bin nostalgischer Futurist.

    19. Franz Kafka oder Edgar Allan Poe?

    Poe. Obwohl Ich die Auswahl bzw. den Zusammenhang nicht verstehe.

    20. Warum habe ich die tollste Katze der W… lassen wir das! Dann besser keine Frage. Schreib lieber, was dir durch den Kopf geht unter diesen Aufzählungspunkt.

    Cats > Dogs > alle anderen Tiere > Menschen

    16
    • 7 .5
      Der Dude von Nebenan 04.05.2021, 05:10 Geändert 04.05.2021, 06:21
      über Sobibor

      Eindrucksvoller Film über jüdischen Widerstand gegen das unmenschliche Nazi-Regime, anhand der Planung der Flucht aus dem Konzentrations- und Vernichtungs-Lager Sobibor, der sicher nicht mal annähernd die wirklichen Gräuel des brutalen Lager-Alltags in all ihrer Drastik und Konsequenz zeigen und vermitteln kann, und dabei trotzdem noch erschreckend eindringlich und zutiefst erschütternd geraten ist.

      Über eine Stunde zeigt der Film ausschließlich den Ablauf des grausamen Alltags der Vernichtungs-Maschinerie des KZ zwischen der Ankunft neuer Deportierter, ihrer Selektion an der Rampe und ihrer sofortigen Vergasung mit anschließender Kremierung im entmenschlichten Fließband-Verfahren.

      Betrieben und in Gang gehalten wird dieser penibel durchgetaktete und mit deutscher Präzision geplante Massenmord von zwei Dutzend SS-Männern und einer knappen Hundertschaft untergeordneter Hilfstruppen, mit denen Sie einen Grundstock von 600 jüdischen Häftlingen befehligen, die für die niederen Tätigkeiten der Infrastruktur des Lagers, wie dem Sortieren der Habseligkeiten und dem Verbrennen der Leichen der vormaligen Besitzer dieser Sachen notwendig sind, und die sich mit diesen grausamen Aufgaben ihr trauriges Überleben sichern.

      Durch die Ankunft einer Kompanie russischer Kriegsgefangener beflügelt, beginnt sich die zuvor schon angedachte Fluchtplanung nur einiger weniger der jüdischen Insassen, zur Hoffnung auf eine Massenflucht aller Häftlinge auszuweiten. Mithilfe der militärischen Taktiken der Neuankömmlinge und ihrer Expertise im Töten scheint nun sogar die Möglichkeit eines Aufstands des gesamten Lagers greifbar. Doch als dann nach akribischer Vorbereitung endlich der entscheidende Tag gekommen ist, fährt plötzlich eine weitere komplette SS-Mannschaft vor dem Lager vor.

      "Spoiler"

      Von den 600 Insassen konnten ca. 365 aus dem Lager fliehen, aber nur 200 erreichten den nahen Waldrand. Bei Kriegsende lebten noch 47 von Ihnen.
      Einer von Ihnen schrieb später: „Ohne den Aufstand (...) hätte es keine Überlebenden gegeben, die den Massenmord hätten bezeugen können.“

      26
      • 7
        Der Dude von Nebenan 04.05.2021, 03:19 Geändert 04.05.2021, 06:47

        Eindrigliches und knüppelhartes Rassismus-Drama über die inhumanen Auswüchse der Sklaverei in den Südstaaten der USA vor dem Bürgerkrieg.

        Rassismus und das boshafte Herabwürdigen anderer Menschen aufgrund irgendwelcher random Unterscheidungen sind ja eigentlich schon in keiner Weise irgendwie nachvollziehbar. Wie man daraus allerdings den absurden Gedanken ableiten kann, man könne aus anderen Menschen leibeigene Sklaven ohne Rechte machen, verschließt sich jedoch noch grundsätzlicher jeglicher Art von Humanität und Vernunft.

        Die Südstaaten werden hier als marodes und verfaulendes Feudal-System gezeigt, das in seiner Dekadenz jegliche moralischen Werte verloren hat. Inzestuöse, körperlich und seelisch verkrüppelte Plantagenbesitzer, die auf ihren herunter gekommenen Anwesen ihre Abartigkeit zelebrieren, sich in ihrer Unmenschlichkeit gegenseitig übertreffen und ihre Sklaven schlechter behandeln als Gegenstände. Einer dieser pervertierten Auswüchse sind die Mandingo-Kämpfe. Hierbei müssen zwei der entrechteten Schwarzen mit bloßen Händen, bis zum Tod eines der Kontrahenten gegeneinder kämpfen, während ihre "Besitzer" enorme Geldsummen auf ihre Favoriten setzten.

        Als Hammond Maxwell, der Sohn eines Plantagenbesitzers den Mandingo-Kämpfer Mede ersteigert, setzt Er damit eine Kette von fatalen Ereignissen in Gang, an deren Ende sich Bedingungen, Beziehungen und Gewissheiten nachhaltig geändert, bzw. umgekehrt haben, oder auch völlig zertrümmert worden sind.

        Der Film zeigt unverblümt das Elend der versklavten Menschen, und auch ihre Machtlosigkeit, wenn die Flucht von einer Farm, letztlich nur den Weg in ein fremdes und feindseliges Land bedeutete. Die mit brutaler Intensität durchgesetzte Herrschaft des weissen Mannes wird mit grafischer Gewalt ungeschönt dargestellt und auch die Mandingo-Kämpfe sind in konsequent gezeigter Brutalität gefilmt und wirken dadurch beunruhigend glaubwürdig und real.

        Man mag dem Film (was seinerzeit ja auch geschah) sicherlich vorwerfen, dass er sein Thema durch "Exploitation" verwässert oder sogar mißbraucht, sollte aber auch berücksichtigen, dass vielleicht gerade ein sensibles Thema eine so drastische Darstellung braucht, um am Ende auch die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dass es dabei auch manchmal der rüden Überspitzung und Übersteigerung bedarf, sollte zugunsten der vermittelten Aussage da nicht wirklich groß ins Gewicht fallen.

        7 x Rheuma-Behandlung verschreiben

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        • 0 .5
          Der Dude von Nebenan 04.05.2021, 01:18 Geändert 04.05.2021, 21:44

          Was war das denn?

          1977 brachte Robert Aldrich diese schon seinerzeit kontrovers diskutierte und auch aus heutiger Sicht merk-, bzw. besser noch fragwürdige Melange aus Komödie und Sozial-/Gesellschafts-Drama in die Kinos.

          Anscheinend plante Aldrich hier tatsächlich eine der Vorlage entsprechende Satire und Kritik in Bezug auf Rassismus, Mysoginie und Homophobie in den Reihen der amerikanischen Polizei abzuliefern. Und mit viel gutem Willen kann man diesen Ansatz wohl auch Heute noch erkennen. Die Form und die Art der Umsetzung sind jedoch aus heutiger Sicht, gelinde gesagt, ruinös zu nennen.

          In einer einleitenden Sequenz, die auf ein anschließend folgendes Drama schließen lässt, sieht man wie zwei US-Marines im Vietnam-Krieg nur knapp dem Tode entrinnen. Doch was dann folgt, macht eher den Eindruck eines total aus dem Ruder gelaufenen Vorläufers der "Police-Academy"-Filme.

          "Handlungs"-Ort ist jetzt ein Polizei-Revier in New York, wobei Handlung hier letztlich auch der falsche Ausdruck ist. In Cartoonesken, kurzen Szenen verfolgt der Film zehn unterschiedliche Streifen-Polizisten, die sich selbst die "Chorknaben" nennen, bei ihrem Job und in ihrer Freizeit. Dabei ist dem Film kein Witz zu schäbig und keine Pointe zu zynisch. Die Cops werden als moralisch verkommener und menschlich verdorbener Haufen dargestellt, die in ihrem Beruf und ihrem Privatleben unfähig zu einer Kommunikation abseits von dummen Sprüchen und üblen Diskriminierungen sind. Frauen sind hier alle Nutten, die geschlagen und erniedrigt werden dürfen, Schwule sind durchweg Perverse und Schwarze sind schon grundsätzlich und durch die Bank Verbrecher. In den richtigen Kontext gesetzt, könnte daraus sicher eine ätzende Kritik an der Polizei und ihren Strukturen erwachsen, würde der Film in seiner Umsetzung nicht jedes Klischee und Stereotyp komplett undifferenziert bestätigen. Man merkt an jeder Ecke, welche Ressentiments hier eher befördert, als in Frage gestellt werden. Frauen brauchen halt auch schon mal die harte Hand, Homosexuelle sind eigentlich wirklich Perverse und Schwarze sind natürlich auch alle notorische Kriminelle. Diese ganzen Verunglimpfungen werden dabei völlig unreflektiert in einen unerträglichen "humoristischen" Kontext gestellt, der die im Prinzip tiefe Verwurzelung von Vorurteilen auch bei Denen offenbart, die sich mit diesem Film als aufgeklärt und weltoffen darstellen wollten.

          Man schaut da doch schon etwas erstaunt auf den Cast, in dem sich unter anderem Burt Young, Charles Durning und die damals blutjungen Talente Randy Quaid und James Woods tummeln. Ob die sich wohl je aufrichtig für diesen sich vordergründig aufklärerisch gebenden, aber von tief sitzenden, bösartigen Stereotypen geprägten Scheiß geschämt haben?

          Als der Film dann im letzten Drittel versucht seinen schäbigen Charakteren im Zusammenhang mit der Eingangs-Sequenz eine gewisse Tiefe und Tragik zu verleihen, wirkt dieses leider auch nur noch absurd und unangemessen, was sicher auch der zwiespältigen Inszenierung im Gesamten geschuldet ist. So ist es eigentlich kein Wunder, dass der Film seinerzeit hauptsächlich als Komödie wahrgenommen wurde und auch beachtliche Zuschauerzahlen generierte. Was dann auch wieder viel über das krude Humorverständnis und den reaktionären Zeitgeist in den scheinbar liberalen 70ern aussagt.

          Ein Film der dauernd nur fadenscheinige Statements setzt.
          Im Prinzip wie gemacht für Leute, die gerne "Ich bin kein..., aber ..." sagen.

          Ich bin kein Rassist, aber ... die N ... sind ja im Prinzip doch meist kriminelle Drogendealer.

          ich bin kein Homophober, aber ... diese schwuchteligen Tunten gehen Mir schon auf den Sack.

          Ich bin kein Frauenfeind, aber... manchmal brauchen die Weiber halt auch mal Einen Klaps auf den Arsch und in die Fresse.

          Ein zeitgeistlicher Zerrspiegel über das, was man mit "gut gemeint" so Alles falsch machen kann. Aus heutiger Sicht ist das quasi unschaubar und noch nicht mal von der ursprünglich wohl kritisch gemeinten Herangehensweise irgendwie wohlwollend bewertbar.

          0,5 x dem Schwulen raten sich behandeln zu lassen

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          • Ich werfe dann mal noch die "Super Mario Bros." in die Runde ;)

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            • 4 .5
              Der Dude von Nebenan 02.05.2021, 05:45 Geändert 02.05.2021, 18:11
              über Mile 22

              Generischer Martial-Arschtreten und Menschen-Abmurksen-Actioner, mit richtig harten Jungs und echt toughen Mädels, der vergeblich versucht mit zappeliger Schnitt-Montage, fadem Eye-in-the-Sky-Tech und pathetischem Geschwafel von seiner drögen Mittelmäßígkeit abzulenken. Eigentich würde es für den überraschend zynischen Twist ja noch einen Extra-Punkt geben, würde dieser nicht den gesamten Film zu einer bloß überlangen Präambel degradieren.

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              • Ich würde gerne noch die Aufnahme von "Der sechste Kontinent"/"At the Earth´s Core" (1976) in die Liste beantragen ;)

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                • 7 .5

                  Bonbonbuntes, hyperaktives "National Lampoon´s Vacation" und "I, Robot" CGI-Crossover über Tech-Wahn und Familienwerte mit lustigen Insta-Filtern aufgepeppt und gekrönt von einem sich irrwitzig ins Absurde steigernden Finale, das neo-nostalgisch an einen Pionier des Computerfilms erinnert.

                  7,5 x vom schielenden Mops abgeleckt werden

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                  • "20.000 Meilen unter dem Meer""
                    "Das Boot"
                    "Waterworld"
                    "Fluch der Karibik"
                    "Moby Dick"

                    Honorable Mention:

                    "Pippi Langstrumpf im Taka-Tuka-Land"

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                    • 8
                      Der Dude von Nebenan 30.04.2021, 03:45 Geändert 30.04.2021, 10:40
                      über Angst

                      Er spricht mit Mir. Er sagt, Er wüsste ganz genau, was Er jetzt als Erstes tun müsse. Die letzten zehn Jahre habe Er ja an gar nichts anderes mehr denken können. Zweimal habe Er es auch schon getan, sagt Er. Aber Er war dumm. Zu hastg, zu impulsiv und planlos. Im Zuchthaus hat Er Sie aber Alle leicht zum Narren halten können. Hat Ihnen erzählt Er würde von Blumen träumen. Jetzt sucht Er nur noch nach dem richtigen Ort. Abgeschieden sollte er wohl sein. Wen es dann letztlich treffen werde, sei ihm dabei völlig egal. Aber Sie werden Ihn ganz sicher nicht nochmal erwischen.

                      Da, ein Haus. Es scheint leer zu stehen. Gewaltsam dringt Er ein. Wenn Er hier ein Opfer findet, dann kann es beginnen. Seine Erregung läßt Ihn fast zittern. Es ist die Vorfreude. Gleich wird Er es tun. Er wird einen Menschen quälen. Vielleicht hat Er ja Glück, und Er trifft gleich auf Mehrere. Hoppla?! Fast wäre Er über den Mann im Rollstuhl gestolpert. "Papa?!" sagt dieser zu Ihm. Nun gut, mit Ihm wird Er wohl erstmal vorlieb nehmen müssen.

                      Doch was ist das? Ein Geräusch; Es ist ein Auto. Und es parkt direkt vor dem Haus. Zwei Frauen steigen aus. Es scheinen Mutter und Tochter zu sein. Sie gehen direkt auf das Haus zu. Vor Freude beisst Er sich fast auf die Zunge. Gleich wird Er sein Spiel richtig beginnen können...

                      Im Jahr 1983 verunsicherte der österreichische Regisseur Gerald Kargl das Publikum in seinem mittlerweile zum Kult avancierten Killer-Thriller "Angst" mit dem radikalen Ansatz, den Zuschauer mitten in die irrsinnige Gedanken-Welt seines namenlosen Psychopathen zu setzen. Zudem irritiert noch die völlige Sinn-, Plan-,und Mitleid-Losigkeit mit der der irre Menschenfeind hier vorgeht und die seine Untaten letztlich total erratisch wirken lassen, welche so im Prinzip jederzeit, jeden Einzelnen aus reinem Zufall treffen könnten.

                      Der namenlose Täter führt sich hier selber in die Geschichte ein und erzählt freimütig von seinen Plänen, während Wir gezwungen werden, Ihn hilflos dabei zu begleiten wie Er seine späteren Opfer erst belauert, bevor Er sich ihrer bemächtigt um Sie vor unseren Augen genussvoll zu erniedrigen. In einem unbeteiligten, nüchternen Plauderton, erzählt der völlig wahnsinnige Killer während seiner Untaten dabei unaufhörlich von seinen bisherigen Verbrechen, seinen Traumata und seinen irrsinnigen Motiven, so wie man wohl auch einem guten Freund völlig ungerührt von irgendeiner banalen Belanglosigkeit berichten würde.

                      Kargl zwingt Einen durch diese perfide Vorgehensweise gradezu in die Rolle eines willfährigen Mittäters, und sorgt damit für zusätzliche Beklemmung. Während die Taten immer brutaler und grausamer werden, redet der Killer unaufhörlich weiter mit dem Zuschauer und erzählt von seiner Kindheit, seiner herrischen Mutter und seinen Allmacht-Phantasien. Das ist oft nur schwer zu ertragen und man fühlt sich im Laufe der Zeit mehr und mehr als willfähriger Komplize und schäbiger Voyour ertappt, dem die schon in so vielen Filmen zuvor genossene reine Schaulust schon bald als Schäbigkeit und Scham in den Adern gerinnt.

                      Selten zuvor hat Mich ein Film so mitgenommem, abgestoßen, zermürbt und gleichzeitig auch so dermaßen fasziniert und gefesselt. Die gezeigte Gewalt ist stets zynisch, rau und brutal, geht ungeschönt über die Schmerzgrenze hinaus, und wird von einer unsteten, gehetzten Kamera dokumentiert, die einmal vorauseilt, dann wieder kurz zurückfällt um erneut zu verfolgen, oder einfach scharf fokussiert, um intensiv in die grotesk verzerrten Gesichter des wahnsinnigen Täters und seiner verängstigten Opfer zu blicken.

                      Zum fast unerträglichen Realismus trägt letztlich auch noch die Wahnsinns-Performance des gruseligen Hauptdarsteller Erwin Leder bei, der nachhaltig zu verstören versteht, wenn Er immer erregter werdend, seine sadistisch geplanten Gewalt-Phantasien verrät und zum hohl und verzerrt tönenden, monotonen Synthie-Soundtrack einen bizarr grotesken Totentanz aufführt.

                      Am ehesten zu vergleichen wäre der Film vielleicht mit dem Kult-Slasher "Maniac" von 1980, doch selbst dort wurde man nicht so unvermittelt und ungeschönt direkt in die komplett gestörten Phantasien des wahnsinnigen Psychopathen versetzt und dort dann über den gesamten Handlungsablauf hinweg mit Ihm allein und auch nicht wieder heraus gelassen.

                      Bisher hielt Ich die Österreicher nur für leicht morbide.

                      Gerald Kargl und Erwin Leder lehren die ... "Angst".

                      8 treulose Dackel mit Stockholm-Syndrom

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                      • 7 .5
                        Der Dude von Nebenan 28.04.2021, 04:35 Geändert 28.04.2021, 20:56

                        In großzügigen Sets ausschweifend erzählte Young-Adult-Fantasy-Fiction mit etwas Steam-Punk-Flair und kalter Krieg-Symbolik in einer alternativen viktorianischen Welt voller Verrat, Feindschaft und Hass sowie Vertrauen, Freundschaft und Liebe. Hier fechten die Menschen mithilfe telekinetisch hochbegabter Mutanten welche die Elemente steuern oder Wunden heilen können, ihren ewigen Kleinkrieg untereinander aus während einige wenige von Ihnen versuchen den Alles bedrohenden Kampf zwischen dem hellen Licht und den dunklen Schatten zu beenden.

                        Vor langer Zeit errichteten böse Mächte einen so gut wie unpassierbaren Wall aus Finsternis inmitten der hier bekannten Welt, dessen Durchqueren von düsteren Kreaturen verhindert wird, die jeden Eindringling töten. Doch einige Menschen haben gewisse Gaben, mit denen man den Mächten der Dunkelheit halbwegs trotzen kann. Diese Grisha genannten, machtvollen Menschen wurden einstmals als Hexen und Hexer verfolgt und dienen nun in Kasten-artigen Strukturen den jeweiligen Armeen der durch den dunklen Wall getrennten, verfeindeten Länder. Laut einer uralten Prophezeiung soll irgendwann eine Erlöserin erscheinen, die die einmalige Fähigkeit besitzen soll, das Licht zu bändigen und somit die Schattenflur, wie die dunkle Zone allerorts genannt wird, wieder aufzulösen.

                        Im Verlauf der 8 ersten Folgen lernen Wir sowohl gute wie auch böse, und manchmal sogar ambivalente Charaktere auf allen Seiten der verfeindeten Lager kennen, wobei sich der wahre Charakter sowohl der Helden als auch der Widersacher dann letztlich erst an mehreren Wendepunkten der Story wirklich offenbart, auch wenn einem schon lange vorher klar wird, wo die Fronten am Ende der Staffel wohl verlaufen werden.

                        Diese erste Staffel zeigt die vielen verschlungenen und gefahrvollen Pfade, welche die sieben jungen und unverschämt gut aussehenden Protagonisten erstmal ganz alleine, zu zweit oder zu dritt überwinden müssen, um sich schon fast zu der bunten Heldentruppe zu vereinen, zu der Sie wohl in den kommenden Staffeln auch zusammenwachsen werden, wobei Sie auch hier schon direkt eine erste große Prüfung meistern müssen. So endet die erste Staffel zwar mit einem Etappensieg, haut jedoch ganz am Ende noch einen erwartbaren Cliffhanger raus, der die sowieso schon geweckte Lust auf eine Fortsetzung in hoffentlich zeitnah folgenden Staffeln noch mal enorm steigert.

                        Die abwechslungsreiche und spannende Story springt dabei von dem einen schön ausgestatteten Bühnenbild direkt zum nächsten der vielen oppulent gestalteten Schauplätze, die mit rustikalem CGI budgetgerecht erweitert werden. Vom Härtegrad geht es überraschend robust zur Sache und der so divers besetzte wie charakterisierte Cast besticht mit fähigem Schauspiel in erlesen entworfenen Kostümen.

                        Die Selbstverständlichkeit von Gleichheit, unabhängig des Genders oder der Ethnien, fügt sich hier erfreulich harmonisch und organisch ein, ohne dafür aufgeregt und demonstrativ mit dem Finger aufzeigend, und dabei hektisch schnipsend um Aufmerksamkeit zu buhlen. Hier lenkt auch einfach mal ein Mann einen Wärter mit einem Schäferstündchen von seinen Pflichten ab, und es muss nicht groß geklärt werden, ob Er jetzt Homo-, Bi-, Trans- oder intersexuell, ja vielleicht sogar auch Hetero ist; Wichtig ist nur, dass Er eben genau jetzt, genau der richtige Typ, für genau diese Art von Ablenkung ist. Das kommt erfrischend und überraschend frei von jeder Gewolltheit daher und sichert der Serie somit einen Zusatzpunkt für zeitgemäße Repräsentanz ohne verbiesterte Ideologie.

                        7,5 x mit der Bimmelbahn durch die Schattenflur

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                        • Wenn Ich es beim Überfliegen der Liste nicht übersehen habe, fehlt da natürlich noch der großartige: "Nokan - Die Kunst des Ausklangs"

                          https://www.moviepilot.de/movies/okuribito

                          Hier im O-Ton mit engl. UT zu sehen:

                          https://www.youtube.com/watch?v=cXaMTx3fc7o

                          Toller, tragischer Film mit einer zutiefst anrührenden Musikuntermalung.

                          8 Punkte-Garantie 👍

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                          • Der Dude von Nebenan 27.04.2021, 15:24 Geändert 27.04.2021, 16:04

                            1. Bist du mit den Gewinnern der Oscarverleihung zufrieden?

                            Mein Interesse am Oscar ist über die Jahre versiegt. Gut, meistens stehen die Gewinner schon für gute Filme, aber als Instanz für meine Filmauswahl taugen Sie für Mich schon lange nicht mehr. Hatte jetzt auch wieder kurz eingeschaltet, aber die Verleihung war so dröge, dass Ich auch recht schnell wieder vergrault wurde. Ich habe noch nicht mal nachgeschaut, wer denn jetzt welchen Oscar mit nach Hause genommen hat.

                            2. Wenn nein, was hättest du dir anders gewünscht?

                            Tja, siehe oben.

                            3. Gibt es ein Buch, dass dich so überzeugt hat, dass du es jedem empfehlen würdest?

                            Und wieder ist die überraschende Antwort: "Wassermusik" von T.C.Boyle

                            "Der Klang des Bleistiftes, der zu Boden fällt" von Marie Gate ist aber auch ein sehr schönes und lesenswertes Buch.

                            4. Welcher Schultyp warst du? Streber/in? Außenseiter/in? Klassenclown ...? Oder passt du überhaupt nicht in so ein Schema?

                            Der nonkonformistische Blaumacher irgendwo zwischen Querulant und Einzelgänger.

                            5. Wen hörst du lieber, Frank Sinatra oder Dean Martin?

                            Eigentlich weder noch. Sinatras "My Way" und Dino´s Liedzeile: "When the Moon hits the Sky like a big Pizza-Pie." finde Ich aber großartig.

                            6. Bist du der Meinung, dass jemand der unglaublich vermögend ist, wirklich reich ist?

                            Natürlich. Das altruistisch-nihilististische und nur schönfärberische "Geld alleine macht nicht glücklich"-Gesülze entspringt doch grundsätzlich nur dem Neid-Gedanken, oder soll institutionelle Armut legitimieren.

                            7. Macht Geld glücklich?

                            Siehe oben.

                            8. Glaubst du, dass Menschen wie Jared Leto, Kate Winslet oder Lady Gaga, die unheimlich erfolgreich zu sein scheinen, keine Träume mehr haben, da sie offensichtlich alles haben?

                            Unsinn.

                            9. Findest du es sarkastisch, wenn jemand einem von den oben genannten Personen wünscht, dass alle ihre Träume in Erfüllung gehen mögen?

                            Was hat das denn mit Sarkasmus zu tun? Und warum sollte man reichen und /oder erfolgreichen Menschen denn persönliches Glück missgönnen?

                            10. Warst du jemals richtig verliebt?

                            Ja.

                            11. Glaubst du an die Ehe?

                            Überholte Institution für unbelehrbare Romantiker, die der Natur des Menschen zuwieder läuft, bzw. nur als gesellschaftliches Konstrukt von Staat und Kirche gewünscht ist und deshalb belohnt und gefördert wird.

                            12. Wolltest/Willst du einmal heiraten? Wenn ja, wie sähe deine Traumhochzeit aus?

                            Jeder darf jeden Fehler einmal machen. Habe Ich auch. Geheiratet habe Ich aber nur, weil damals die gleichen Rechte eines unverheirateten Vaters noch nicht gegeben waren.
                            Unsere Hochzeit war auch mehr eine riesige Party mit Live-Band und Besäufnis. Ich trug eine Smoking-Jacke zu einer Hose mit Kuhfell-Muster und dazu Springerstiefel. Die Haare waren dazu passend frisch in Aubergine gefärbt.
                            Meine Frau beeindruckte den Standesbeamten mit einem schwarzen Spitzenkleid mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel und hatte dabei hennarot gefärbte und explosiv auftoupierte Haare.

                            13. Sollte man an Traditionen festhalten?

                            Etwas pauschal, die Frage. Es gibt zum Teil ätzende und zum Teil auch schöne, und manchmal auch nur possierliche Traditionen. Früher war es z.B. mal Tradition, den Göttern Menschenopfer darzubringen.

                            14. Glaubst du, dass du tolerant bist?

                            Eigentlich gilt; Keine Toleranz der Intoleranz. Aber selbst da bin Ich ja noch meistens gesprächsbereit.

                            15. Hast du die vorherige Frage ehrlich beantwortet?

                            Ja.

                            16. Kannst du Fehler leicht zugeben?

                            Manchmal brauche Ich schon mehr als ein Argument und vielleicht auch ein bisschen Zeit. Aber grundsätzlich kann Ich Fehler dann auch eingestehen.

                            17. Schwimmst du mit oder gegen den Strom?

                            Der Mainstream ist Mir oft suspekt. Aus Prinzip dagegen sein, ist aber auch kein Zeichen von tiefer Reflektion des jeweiligen Sachverhalts. Ich bin in meinem Leben wohl auch schon öfter mal nur aus Trotz dagegen gewesen. Und das war tatsächlich nicht immer überlegt oder klug und ist auch nicht immer gut für Mich ausgegangen..

                            18. Weißt du aktuell genau was du willst?

                            Ich weiss recht gut, was Ich nicht will.

                            19. Was befreit deinen Geist?

                            Den muss Ich eher öfter bremsen oder wieder einfangen. Ich hänge Mich oft an einer Idee auf, assoziiere Mich dann quer durch meine Gedanken und bemerke dann irgendwann, dass Ich Mich für eine geraume Zeit völlig in meinem Geist verloren habe.

                            20. Bist du immer du selbst oder schlüpfst du öfter mal in eine andere Rolle?

                            Ich habe Mich schon immer gerne verkleidet, auch noch als Erwachsener. Für Motto-Partys habe Ich Mich immer voll reingehängt, ein möglichst authentisches Kostüm zusammen zu bekommen. Ich wäre wohl manchmal auch gerne jemand ganz Anderes. Im persönlichen Umgang bin Ich aber eigentlich grundsätzlich immer Ich in Pur und in Echt.

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                              Der Dude von Nebenan 26.04.2021, 14:23 Geändert 26.04.2021, 21:54

                              Lustig aus dem Leben gegriffene Culture-Clash-Doku über drei Fahrschüler, die im Ausland ihre Führerschein-Prüfung ablegen wollen, und sich dabei mit den landestypischen Fahr-Gepflogenheiten konfrontiert sehen.

                              Die Doku zeigt eine deutsche Modedesignerin in Mumbai, eine koreanische Musikstudentin in München und einen amerikanischen Designer in Tokio, die alle vom ÖPNV im jeweiligen Gastland so extrem gefrustet sind, dass Sie sich deshalb einem einheimischen Fahrlehrer anvertrauen. Dabei ergeben sich teils hochkomische kulturelle Differenzen und manchmal stoßen auch so hochdifferente Persönlichkeiten aufeinander, das es dann auch schon mal zu leichten ideologischen Dissonanzen führt.

                              Dies wird besonders bei der deutschen Fahrschülerin deutlich, die mit einer unangenehm postkolonialen First-World-Überheblichkeit auftritt, und sich von ihrem kryptisch agierenden indischen Fahrlehrer ganz offensichtlich in ihrem feministischen Selbstbild gekränkt sieht. Für weiteren Unmut bei Ihr sorgt zudem, dass auf dem Rücksitz durchgehend ein weiterer Inder hockt, dessen Aufgabe es offenbar ist, unqualifizierte Kommentare abzugeben und das Kommando zu übernehmen, während der eigentliche Lehrer die ganze Fahrstunde über ungerührt an seinem Handy rumschwadroniert.

                              Am entspanntesten wirkt eigentlich noch der deutsche Fahrpädagoge, der sich als Ur-bayrische Frohnatur von seiner niedlich-verpeilten koreanischen Elevin nie wirklich aus der Ruhe bringen lässt, auch wenn Er bei der nötigen Manöver-Kritik manchmal etwas arg schofelig großväterlich rüberkommt. Bei Ihm hat wohl auch die Dokumentation der Fahrstunden am wenigsten Verwertbares erbracht, bzw. kommt Einem der deutsche Fahrschulbetrieb halt einfach nicht so exotisch vor wie der aus den zwei anderen Ländern.

                              Der übelste ist dann zuletzt der japanische Fahrschul-Faschist, dem sich der amerikanische Driving-Student völlig ausliefern muss. Sein mürrischer Auto-Sensei hat scheinbar vor, Ihn für den schwarzen Gürtel im Autofahren fit zu machen, und quält Ihn, so könnte man annehmen, scheinbar böswillig und mit fernöstlicher Mr. Miyagi-Autorität mit strengen Verhaltens-Kodizes und Vorsichtsmaßnahmen, die zum Ablegen der Prüfung in Japan anscheinend unabdingbar sind, noch bevor Er sich überhaupt zum ersten Mal ins Auto setzen darf, um danach dann erst mal Stunde um Stunde über einen Übungsplatz zu zuckeln.

                              Im Gesamten bieten aber alle drei der bunt gemischten Episoden Potential für einige heitere Missverständnisse, zeigen dem gegenüber aber genauso auch landestypische Besonderheiten auf, bei denen sich Schüler und Lehrer schon mal abseits des unbefangenen interkulturellen Dialogs wiederfinden.

                              7 x die Tür genau vier Zoll breit öffnen

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                                Der Dude von Nebenan 24.04.2021, 02:35 Geändert 24.04.2021, 16:12

                                12-teiliger Marathon über 100 Jahre Hollywood-Movies von 1910 bis 2010, der trotz seiner großzügigen Lauflänge von knapp 500 Minuten, doch eher einem durchgehenden Sprint gleicht, der nach zwei Folgen über die Roaring Twenties und die goldene Ära auch schon im beginnenden New Hollywood der frühen 60er angekommen ist. Von da an widmen sich zwar jeweils zwei Folgen einer der folgenden Dekaden, das Tempo wird jedoch In der hohen Taktung beibehalten Es werden jetzt bloß noch mehr Filme pro Jahrzehnt abgehechelt, deren Entstehungsgeschichte, kaum dass Sie interessant wird, auch schon direkt vom nächsten Movie-Highlight abgelöst wird.

                                Mittels ikonischer Szenen aus diversen Klassikern, filmhistorisch relevantem Doku-Material und Interview-Schnipseln, die jedoch nur kleine Anekdoten oder kurze Randnotizen zum Besten geben oder auf die gegenwärtige und damalige Bedeutung und Rezeption von kontroversen Filmen der jeweiligen Epoche verweisen, geht es stakkatoartig durch die vergangenen Jahrzehnte, wobei eine tiefergehende Beschäftigung mit den dunklen Schattenseiten der "Hure von Babylon" in der gesamten Serie eher unerwünscht scheint.

                                Skandälchen von damals werden milde tadelnd belächelt, zeitgenössische Entartungen, und wirklich gravierende Missstände werden dagegen gar nicht oder nur verschämt am Rande erwähnt. So wird zum Beispiel die gesamte McCarthy-Ära lediglich kurz am Beispiel von Dalton Trumbo abgehandelt, der damals auf der roten Liste stand, und dessen ausdrückliche Nennung als Autor von "Spartacus" im Abspann des Films als engagiertes Statement gegen diese absurde und fanatische Kommunistenhatz angesehen wurde.

                                So geht es in jeder Folge von Stichwort zu Stichwort quer durch alle Genres, und von der einen markanten Szene, und dem wieder anderen Regisseur, schon wieder direkt zum nächsten Darsteller bis hin zu den analysierenden Film-Kritikern oder auch Film-Wissenschaftlern.

                                Wenn man keinen Tiefgang erwartet, und die Serie als Das schaut, was sie nur sein will, dann geht das als kurzweilige Unterhaltung eigentlich völlig in Ordnung. Mehr als Das, sollte man dann aber auch wirklich nicht erwarten. Und als Kinofreund mit einem durchschnittlichen Party-Film-Wissen wird man auch nur wenig Überraschendes oder Neues daraus ziehen können.

                                Nichtsdestotrotz bleibt ein unterhaltsamer Parforce-Ritt durch die großen Zeiten und die kleinen Geschichten Hollywoods. Ordentlich aufgebrezelt, flüssig weggeguckt, gut konsumierbar, aber auch schnell wieder vergessen.

                                Hollywood halt.

                                Die einzelnen, knapp 40-minütigen Folgen sind bis zum 23.07. sowohl im O-Ton, als auch in einer etwas schluderigen deutschen Übersetzung in der ARD-Mediathek abrufbar. Sie am Stück zu gucken, dürfte sich ungefähr so gehaltvoll anfühlen, wie 10-Kilo Jelly-Beans hintereinander weg zu futtern.

                                6 x "Och, schon wieder der Nächste" sagen

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                                  Habe Gestern neue Auslegeware bekommen.
                                  Und Was soll Ich sagen:
                                  "The rug really ties my room together"

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                                    Der Dude von Nebenan 23.04.2021, 03:17 Geändert 23.04.2021, 03:52
                                    über mother!

                                    Kurzfazit, welches eventuell spoilert:

                                    Ein selbstgefälliger, eitler Gott, von der blindwütigen Verehrung seiner schöpferischen Fertigkeiten durch die fanatischen Menschen geblendet, weigert sich beharrlich seine Inkompetenz als vermeintlich unfehlbarer Erschaffer selbst zu erkennen, und wird dadurch zu einem traurigen, armseligen Sysyphos.

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                                      Der Dude von Nebenan 22.04.2021, 23:33 Geändert 23.04.2021, 19:15

                                      Wenn man sein Glück immer als selbstverständlich angesehen hat, merkt man eigentlich erst wie viel Einem davon entgangen ist, wenn Es plötzlich nicht mehr da ist. Man ging ganz selbstverständlich immer davon aus, es würde ewig anhalten und auch so weitergehen, und hat es deshalb viel zu selten so richtig bewusst genossen.

                                      Das wurde auch Tony Johnson schmerzhaft bewusst, als seine geliebte Frau unerwartet an Brustkrebs verstarb. Tony, einst ein geselliger Zeitgenosse, versank daraufhin in Trauer und Depressionen, die Ihn sogar an Selbstmord denken liessen. Wieviele Gespräche hatte Er nicht mit Ihr geführt, wie viele Tänze nicht mit Ihr getanzt? Wieviele Chancen verpasst, Sie einfach mal in den Arm zu nehmen und "Ich liebe Dich" zu sagen?

                                      Nach Aussen hin scheint Er mittlerweile aus dem Gröbsten raus zu sein. Er arbeitet wieder in seinem Job bei der Lokalzeitung im Alltags-Skurillitäten-Ressort, besucht täglich seinen demenzkranken Vater im Pflege-Heim und geht regelmäßig zum Grab seiner Frau. Und Abends, wenn Er sich die alten Videos aus den gemeinsamen, glücklicheren Zeiten ansieht, kommen die düster-traurigen Gedanken dabei auch nicht mehr ganz so häufig zurück.

                                      Für vermehrte Lebensfreude in seiner getrübten Verfassung und für Lacher, Schmunzler, aber auch mal tiefsinnigere Gedanken beim Zuschauer sorgen zum Glück seine spleenigen Kollegen und diverse Zufallsbekanntschaften, die Ihm mit Humor, Anteilnahme und vereinzelt auch richtig lebensklugen Weisheiten, mit der Zeit sogar teilweise zu echten Freunden werden. Und natürlich ist da noch sein treuer Hund, der manchmal sein allerletzter Anker ist, um Ihn vor einer finalen Dummheit zu bewahren.

                                      Der melancholische Grundton wird mit einem meist ironisch sarkastischen, aber trotzdem lebensbejahenden und niemals wiklich bösartigen oder gar herabwürdigenden Humor abgefedert, wobei Ricky Gervais als liebenswert tragikomischer Tony in einer Mischung aus Kampfgeist, Verletzlichkeit und Galgen-Humor versucht, aus dem trüben After Life wieder in ein halbwegs lebenswertes Leben zurück zu finden. Beim Zuschauen können Einem dabei schon mal ein paar nützliche Erkenntnisse kommen und sicher auch mal ein paar Tränchen die Wangen runterlaufen. Manchmal vom Mitleiden, manchmal vor Lachen ;)

                                      8 x der Tragik lächelnd ein Bein stellen

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                                      • Der Dude von Nebenan 20.04.2021, 14:47 Geändert 20.04.2021, 20:42

                                        1. Was denkst du über die „Jugend von heute“?

                                        Die sind echt arm dran. Das muss doch extrem Scheisse sein, jetzt unter Corona-Bedingungen zu pubertieren ohne die dazu gehörigen Rituale und Erfahrungen erleben zu können. Ansonsten; The Kids are allright.
                                        Mich wundern eher die Erwachsenen, die meinen, nach Jahrtausenden der Evolution noch immer über die Nachfolge-Generation meckern zu müssen.

                                        2. Bist du ein Tierliebhaber? Hast du vielleicht selber Tiere zu Hause?

                                        Ich mag viele Tierarten gut leiden. Manche können tolle Weggefährten sein, bedeuten aber auch eine Verpflichtung. Nachdem meine zwei Katzen vor zwei und drei Jahren verstorben sind, denke Ich seit kurzem über eine Ratte als Wohnungsgenossen nach.

                                        3. Was ist dein Lieblingsdessert?

                                        Oh, das ist schwer; Da gibt es so viel Leckeres ...
                                        Eine gute Mousse, ein Tirami Su und ein Karamell-Eis rangieren da schon ganz oben. Es gibt aber auch soviele hervorragende Kuchen-Spezialitäten.

                                        4. Was ist dein Lieblingssong von einer Serie!

                                        Die Titel-Songs von "Rockford" und "Ein Colt..." sind schon ganz knorke.
                                        https://www.youtube.com/watch?v=yg1Cx26-928&t=66s
                                        https://www.youtube.com/watch?v=yAIDqyi2XsM

                                        Ich nehme aber den hier aus South Park:
                                        https://www.youtube.com/watch?v=fanKfOOpvhc

                                        5. Was dein Lieblingsbuch-Genre?

                                        Pixie-Bücher

                                        6. Wer ist deine Lieblingsschauspielerin? Wieso magst du sie?

                                        Lieblings-Irgendwas-Prominente habe Ich nicht.

                                        7. Was denkst du über die Deutsche Sprache?

                                        Ich denke in der deutschen Sprache. Ansonsten ist sie sehr konkret und kennt viele Nuancen. Das mag Ich.

                                        8. Was hast du letztens gegessen?

                                        Heute Morgen gegen 3:00 eine halbe Tüte Funny-Frisch Chips "Ungarisch". Seit Ich wach bin noch Nichts.

                                        9. Was denkst du über Piercings und Tattoos?

                                        Jeder nach seiner Fasson. Meine Ohrringe sind seit ca. 20 Jahren raus. Mein Tattoo (Gecko auf der rechten Schulter) liebe Ich immer noch.

                                        10. Was hast du letztens geträumt?

                                        Ich bin im Urlaub am Abreisetag nicht voran gekommen, weil dauernd irgendwas Dummes oder Beklopptes dazwischen kam. War aber lustig.

                                        11. Was ist dein Lieblingsbuch? Erzähl mal die Handlung davon?

                                        "Wassermusik" von T.C.Boyle. Die fiktive Geschichte erzählt anekdotisch von der irrwitzigen Erkundung des Flusslaufs des Niger durch den realen aber verpeilt dargestellten britischen Forscher Mungo Parks, vermischt mit den turbulent schrägen Erlebnissen des cleveren Tagediebs Ned Rise in den prekären Vierteln des viktorianischen London.

                                        12. Wie viele Sprachen sprichst du denn?

                                        I Am a little bit of english speaking i can; und Prost in 20 Sprachen ;)

                                        13. Disney oder DreamWorks?

                                        Mir sind Thema und Umsetzung wichtiger als der Finanzier.

                                        14. Was hast du als Kind gerne gespielt? Waren es Brettspiele oder waren es Videospiele?

                                        Bis 12 Jahre gerne die Brettspiele-Klassiker. Mit Pong begann dann meine Videospiel-Ära. Mitllerweile kommt Mir wieder Beides auf den Tisch.

                                        15. Welche ist dein Lieblingsschokoladensorte: Edelbitter, Vollmilch oder Weisse Schokolade?

                                        Caramell, Pistazie, Waldmeister

                                        16. Wovor hast du Angst?

                                        Gelähmt aber bei vollem Bewusstsein als Pflegefall ohne die Fähigkeit zu kommunizieren noch über Jahrzehnte dahin zu vegetieren.

                                        17. Was ist deine Meinung über RTL?

                                        Ein Privatsender der meistens Mist und selten Sehenswertes produziert.

                                        18. Glaubst dass es ein Leben nach dem Tod gibt?

                                        Ich glaube an den Tod nach dem Leben.

                                        19. Bist du ein politisches korrekter Mensch?

                                        Ich bin ein liberaler Pragmatiker und versuche Sinnvolles von Sinnlosem zu trennen. Grundsätzliche allgemeingültige Menschenrechte bedeuten Mir viel. Selbstgerechtes und lautes Aufbauschen von Partikular-Interessen zu Lasten berechtigter Anliegen empfinde Ich als unsolidarisch und egoistisch.

                                        20. Wie geht es dir?

                                        Den Umständen gemäß, ganz O.K.

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                                        • Der Dude von Nebenan 20.04.2021, 03:34 Geändert 20.04.2021, 03:40

                                          Und hätte man Sie offenkundig als Bisexuell eigeführt, dann hätten wieder Andere dran rum gemeckert, wie LGBT*-feindlich es doch mal wieder wäre, dass ausgerechnet der queere Charakter jetzt eine saufende Schlampe sein muss.

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                                            Der Dude von Nebenan 20.04.2021, 02:50 Geändert 20.04.2021, 05:44
                                            über Erde

                                            Jeden Tag bewegen geophysische Umwelteinflüsse 60 Millionen Tonnen Erde auf unserem Planeten. Eine imposant anmutende Menge, die den enormen Einfluss der Naturgewalten auf das Ökosystem verdeutlicht.

                                            Der Mensch bringt es auf 156 Millionen Tonnen täglich. Täglich!

                                            Wir sind dadurch letztlich die treibende Kraft und die bestimmende Instanz für das Relief des kleinen, naturgemäß uneben runzeligen Himmelskörpers, den wir unsere Heimat nennen.

                                            Etliche Dokumentationen haben bereits ausführlich beschrieben, was für schreckliche Dinge der Mensch in seiner unendlichen Unersättlichkeit und Unwissenheit der für Uns überlebensnotwendigen Flora und Fauna täglich so alles antut.

                                            Diese hier zeigt in eindrücklichen Bildern, was der Mensch auch mit der als Tot bezeichneten Materie anstellt, die aber erstinstanzlich den eigentlichen Lebensraum aller verstoffwechselnden Strukturen des Planeten darstellt.

                                            Sei es auf der Suche nach Bodenschätzen, dem Gewinnen von Bauland oder dem Schaffen neuer Verkehrswege. Wir bohren und buddeln, schleifen und greifen, graben und schaben, um Uns die widerspenstige aber letztendlich wehrlose Erde nach unserem egoistischen Willen Untertan zu machen und zu gestalten.

                                            Wir durchbohren Berge oder planieren Sie direkt, und kerben tiefe Wunden in die Erdkruste. Wir schaffen Berge aus Abraum, wo vorher keine waren, oder befüllen Täler damit und nivellieren damit die gesamte Oberfläche.

                                            Wir begradigen die Flüsse, treiben kilometertiefe Gruben, und noch längere Stollen in die Eingeweide des Planeten und lagern dann Gift und strahlende Abfälle darin.

                                            Es scheint ein ewiger Kampf gegen die Natur, den Wir mit immer größeren und invasiver wütenden Apparaturen am Ende über kurz oder lang immer gewinnen werden. Ein Tunnelbauer bezeichnet es erstaunlich treffend als, gegen das Fleisch des Gebirges kämpfen.

                                            Dass Wir dabei komplexe Öko-Systeme zerstören, deren tieferen Sinn und wechselwirkenden Zusammenhang für das Große und Ganze Wir wohl noch gar nicht wirklich ermessen können, gehört dabei zur Risiko-Kalkulation. Es ist wohl halt wirklich, wie es ein anderes nüchternes Statement unverblümt zusammenfasst, die menschliche Natur, grundsätzlich immer all das zu tun, was Er auch kann, ganz einfach nur weil Er es halt eben kann.

                                            Die Doku zeigt die größenwahnsinnig anmutenden Bau-Großvorhaben, die manchmal wie eindrucksvolle Paläste, meist aber wie schwärende Wunden aussehen, in denen der Mensch gegen die Maschinen winzig und gegen die monumentale Natur schon nur noch mikrobenhaft wirkt. Wie winzig kleine Bakterien, die aber in Masse ebenso einen ganzen Körper verwesen lassen können.

                                            Ein einzelner Mensch mit nur einer Schaufel wirkt in einem Bergbau extrem ineffektiv. Gib Ihm zwei Jahre Zeit zum Schürfen, und Er wird das Antlitz der Region nicht wesentlich verändert haben. Ein Schaufelradbagger hingegen, verändert eine Grube so nachhaltig, dass man sie nach noch nicht mal zwei Wochen nicht mehr wiedererkennen kann.

                                            Vom abgeklärten Pragmatiker über den aufgeklärten Skeptiker bis hin zum verklärenden Spiritualisten, vom Homo Habilis, dem Mann mit der Schaufel, über den Homo Anthropogenikus, den Mann mit dem Bagger, bis hin zum Homo Ökonomikus, dem Mann mit dem Scheckbuch. Sie alle kommen hier zu Wort, und referieren, mal nüchtern, mal bewegt, und mal mahnend von ihren Eindrücken, Erlebnissen und Prognosen bezüglich der einschneidend verheerenden menschlichen Eingriffe in das komplexe Öko-System Erde.

                                            Mehr als eine Hoffnung auf Ansätze zur Besserung haben Sie aber alle nicht.

                                            7 x die Wärme im Zwischenlager Asse spüren

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                                              Der Dude von Nebenan 18.04.2021, 12:54 Geändert 19.04.2021, 03:24
                                              über MaPa

                                              Eine deutsche Sitcom mit Herz, Hirn und Humor, mit Geist und Esprit und einer nahezu traumwandlerischen Ambivalenz zwischen Komik und Trauer.

                                              Mit zartbitterem Zynismus, feinherber Melancholie und heiter bis wolkigem Sprachwitz protokolliert diese sechsteilige ARD Mini-Serie das Leben des gerade frisch und viel zu früh verwitweten, jungen und jetzt schicksalhaft natürlich auch alleinerziehenden Vaters Metin bei seinem fortwährenden Kampf mit Kinderpflege, Kochen und Chaos, den wohlmeinenden Freunden, der überfürsorglichen Mutti, der streitbaren "Nazi-Nachbarin" und seinem gehässigen Handy, sowie der Wut, dem Schmerz, und der Trauer über den bitteren und grausamen Streich des Schicksals.

                                              Und während Ihn Alle mit Patent-Lösungen bedrängen oder Ihn bei Kritik an denselben mit ebenso end- wie auch fruchtlosen Diskussionen bestrafen, bei denen Er sich um Kopf und Kragen und immer wieder auch mitten ins nächste Schlamassel redet, versucht Metin verzweifelt aber auch möglichst unbeeindruckt, als Mama und Papa zugleich, also als eine "MaPa" für seine Tochter Lene zu sein, und die während dieser andauernden Palaver liegen gebliebenen, bzw. die dadurch noch zusätzlich angehäuften Elternpflichten zu erfüllen.

                                              Emma, die Frau und Mutter, die Ihm und seiner kleinen Tochter genommen wurde, sehen Wir dazwischen immer wieder in Rückblenden zu glücklichen und unbeschwerten Zeiten eines jungen Familienglücks, die aber trotzdem nie den humorvollen Grundton mit Schwermut überlagern, weil sie diesen durch ihren natürlichen Witz viel eher noch pointiert unterstreichen wenn sie als süss-saurer und ironischer Kommentar auf die Gegenwart aufblitzen.

                                              Es ist wahrlich lobenswert und mutig, aus einer solch tragischen Prämisse eine Komödie zu entwickeln, die auch aus Verlust und Trauer noch derart treffsichere humorige Funken schlägt, ohne pietätlos zu wirken, oder gar zu makaber zu werden.

                                              Das Ganze kommt als Mischung aus "Pastewka" und "After Life" mit Ricky Gervais daher, ist dabei sehr fein beobachtet, herrlich natürlich, mit viel Humor und Ironie geschrieben und so unverkrampft und ehrlich gespielt, dass es ungemein unterhaltsam, dabei aber auch eine fast boshafte Freude ist, Metins Lachen und Leiden in seiner neuen Rolle als liebevolles MaPa mit viel Herz, und dabei tragikomisch liebenswerter Anti-Held im traurigen Glück auf dem Standstreifen des Lebens mitzuerleben.

                                              Die Darsteller sind durch die Bank sympathisch und herzerfrischend, und als Schokoglasur, Sahnehäubchen, bunte Streusel und Kirsche obendrauf hat man zudem noch zwei ganz herzige Zwillingpärchen für die Rolle der Lena gefunden, deren treffsicheres Spiel verblüfft, und deren giggelndes Lachen immer wieder ansteckt und damit nicht nur Metins Stimmung wieder hebt.

                                              8 x den Trau(er)-Redner Kinderficker nennen

                                              "Mutter, hast Du etwa die Bullen gerufen?"

                                              "Die Jungs draussen waren doch so unmöglich laut und haben Mich beim Staubsaugen gestört."

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                                                Der Dude von Nebenan 18.04.2021, 05:12 Geändert 18.04.2021, 14:34

                                                Durch eifrige Dienstfertigkeit, kühle Distanziertheit und eiserne Disziplin hat es Lothar Kellermann zu einem eigenen, kleinen Geschäft gebracht. Voller Begeisterung, Bescheidenheit und Beflissenheit geht seiner Profession als Fliesen-Fachverkäufer nach. Er schwelgt in den Farben und Mustern neuer Kollektionen, und liebt es von Herzen, seine Kunden mit Kompetenz zum Kauf zu bewegen. Seine Scheidung hingegen, und die Trennung von seiner Tochter haben sein sortiertes Leben kaum irgendwie irritieren können. Er ist ein Mann ohne nennenswerte Eigenschaften oder tiefere Emotionen. Selbst eine wahrscheinlich tödliche Hautkrebs-Erkrankung scheint seinen Gefühlshaushalt nicht maßgeblich zu tangieren.

                                                Stoisch und beherrscht ordnet Er seinen Nachlass, verkauft sein Geschäft, bringt seinen geliebten Hund unbewegt ins Tierheim, und begibt sich dann, äußerlich völlig ungerührt, zum ergebenen Sterben ins Krankenhaus. Und erst hier, in seinem Exil für die diagnostizierte Restlebenszeit angekommen, brechen beim Öffnen des Zuhause sorgfältg gepackten Koffers plötzlich und unvermittelt alle Gefühle gemeinsam aus Ihm heraus.

                                                Diese Gefühle werden von Jens Harzer, dem Hauptdarsteller, so ergreifend eindringlich, und in ihrer Impulsivität so nachvollziehbar transportiert, dass man darin all das langjährig verdrängte Leiden eines ganz lange gefühllos gelebten Lebens zu erahnen meint.

                                                Doch schnell gewinnt die prognostizierte Ausweglosigkeit auch wieder die Oberhand, und Er wird zum Patienten, einem Wesen, welches von nun an dem Willen Anderer unterworfen ist. Er ist in diesem Moloch Krankenhaus erstmal hilflos ausgeliefert. Ein Mitpatient ist da, völlig unabhängig von der Diagnose, zuerst einmal ein Leidensgenosse auf dem selben Sachstand und dem gleichen Niveau.

                                                Und so knüpft auch der sonst so reservierte Fliesen-Fachverkäufer schon bald erste Kontakte in der Raucher-Ecke des Krankenhauses. Da freundet sich der des Lebens müde Einzelgänger gezwungenermaßen mit Rosa an, einer zynischen aber lebensfrohen, und dabei todkranken Krebspatientin, die sich den Rest ihres Lebens nicht von Schwermut trüben lassen will.

                                                Ab hier wird gespoilert.

                                                Als Lothar jedoch unerwartet damit konfrontiert wird, dass seine tödliche Krankheit nur eine Fehldiagnose ist, und Er in nächster Zeit ganz sicher nicht sterben wird, reagiert Er darauf bloß mit Unglauben, Wut und Ratlosigkeit. Mit dem neu geschenkten Leben und der damit einhergehenden Freiheit kann Er zuerst gar Nichts anfangen, da Er sein altes Leben nicht einfach so wieder zurück bekommt. Er verzweifelt daran so sehr, dass Er dieses neue Leben direkt wieder wegwerfen will.

                                                Durch einen Zufall von seinem Vorhaben abgebracht, erkennt Er langsam den wahren Wert des Lebens. Er befreit sich von Zwängen und Pflichten, erkennt in der Zuneigung zu, und im finalen Abschied von Rosa das Glück der kleinen Dinge und steckt am Ende sogar noch sein gesamtes Umfeld mit seiner neu gewonnenen Lebensfreude und Spontanität an.

                                                Ein Thema das erstmal totgesendet und notdürftig wiederbelebt erscheint, kann hier mit den nuancierten und pointierten Darstellungen der beiden gegensätzlichen und unterschiedlich Todgeweihten durch Jens Harzer und Corinna Harfouch doch noch eine sehenswerte Lebendigkeit erreichen.

                                                Dafür gibt es auch die 7 Punkte. Könnte aber auch eine Fehldiagnose sein ;)

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                                                  Der Dude von Nebenan 18.04.2021, 01:36 Geändert 18.04.2021, 07:04
                                                  über Herbert

                                                  Intensives Langfilm-Debüt von Regisseur Thomas Stuber irgendwo zwischen Milieu-Drama und Charakter-Studie, das den naheliegenden Vergleich mit "The Wrestler" nicht zu scheuen braucht, da es mit dem begnadet roh und direkt aufspielenden Peter Kurth einen Hauptdarsteller gefunden hat, der sich in der Rolle komplett offenlegt und buchstäblich entblößt.

                                                  Herbert ist ein Boxer der immer schon mehr mit persönlicher Leidenschaft, als mit preiswürdiger Leistung auffiel. Einer, der nie gut genug für den Titel war, der aber halt nicht viel Anderes konnte. Nach einer Haftstrafe reicht es gerade so noch zum Jugendtrainer. Und zum Geldeintreiber und Türsteher, auch wenn Er dafür eigentlich ein zu gutmütiger Riese ist. Aber Er kann gut einstecken. Er hat, wie man so gerne sagt, halt echte Nehmer-Qualitäten.

                                                  Als Er eines Tages beim Duschen wie von einem gut platzierten Leberhaken getroffen umkippt, kommt das zwar unvorbereitet, so richtig beunruhigen lassen will Er sich davon jedoch nicht. Bis Er plötzlich zusätzlich auch noch mentale und motorische Aussetzer an sich bemerkt, die Ihn schließlich dazu zwingen, einen Arzt aufzusuchen.

                                                  Die Diagnose; ALS, oder die Ali-Krankheit, wie sie in seinem Umfeld genannt wird, wirft Ihn völlig unvorbereitet aus seiner eh schon nicht geraden Bahn und Er sieht plötzlich nur noch die Scherben, in die sein Leben schon längst zersprungen ist. Und als Er dann reumütig versucht diese Scherben wieder zusammenzusetzen, verstreut Er sie ungewollt nur noch weiter. Auch den schleichenden, stetigen und unaufhaltsam voranschreitenden Verfall des sonst doch alles ertragenden Körpers kann Er, wie sehr Er auch dagegen ankämpft, nicht bremsen oder verhindern. Ein Kämpfer, der seine letzten Schlachten schlagen muss. Die um sein Leben die um seine Würde und die um seinen Seelenfrieden, in der Hoffnung, dass Er am Ende vielleicht doch nicht gleich alle drei durch K.O. verlieren wird.

                                                  Was Peter Kurth hier als von der Krankheit angeschlagener, an- und später dann ausgezählter Ex-Boxer abliefert ist wirklich unfassbar eindringlich und Nahe gehend. Mit seiner eindrucksvollen Präsenz wirkt Er Anfangs noch wie ein Baum, den Nichts bewegen kann. Die fortschreitende Krankheit macht Ihn dann langsam zu einem dürren Ast, der sich selbst nicht mehr bewegen kann. Ohne Scheu und Scham lässt Einen Kurth am Verlust seiner Autarkie teilhaben, und verleiht der diffusen aber knallharten Diagnose dadurch ein stolzes, tapferes aber auch zutiefst empathisch mitleidenswertes Gesicht.

                                                  Ein mutiger Film über eine grausame Krankheit die Einem Alles nimmt. Ein grausamer Film der Einen ohne Nehmer-Qualitäten mutlos machen könnte.

                                                  ... Geweint...

                                                  9 x die Wut, die Angst und die Trauer in den Boxsack prügeln

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                                                    Extrem nerviges Voice-Over, ätzendes Kind und der ganze Film in seinem World-Building völlig inkonsistent und inkoheränt. Das CGI war auch nur so grade eben Genre-Standard und wenig artifiziell. Und dabei dann noch eine unspannende und lahmarschige Inszenierung mit vorhersehbarer Story.

                                                    Der Hund war aber wirklich toll, bzw. sogar noch das Beste, was dann halt auch wieder viel über den Rest aussagt.

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