Andy Dufresne - Kommentare
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Alle Kommentare von Andy Dufresne
War ne geile Serie.
Aber der deutsche Titel (den ich gerade eben zum ersten Mal gesehen/gelesen habe) macht mich grad ultraatom-aggro!!!
Man sollte endlich einen Pranger einführen, für die Leute die die ganzen Originaltitel eindeutschen.
Kaum komplett durchsetzbar wohl leider, ich denke es gibt wahrscheinlich einfach nicht genug Holz auf der Welt um genügend Pranger dafür bauen zu können...
"Ich schlafe Nachts unter meinem Bett, weil ich Angst habe vor den Autos aus "Cars".
Wenn sie sich von Benzin ernähren, warum haben sie dann Zähne?!"
- Milhouse Mussolini van Houten -
„Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg.“
Und:
"Das muss das Boot abkönnen."
Diese beiden Zitate, so unterschiedlich ihre Herkunft ist, so artverwandt sind sie in ihrer jeweiligen Bedeutung, ihrem Wesenskern. Und in ihrer Verbindung zu "Fitzcarraldo", zu Herzog und zu Kinski.
Das erste Zitat, oben in der sprichwörtlichen "Redewendungsfassung", hat seinen Ursprung (unter anderem) in der Bibel , wo es bei Matthäus 17, 21-22 heißt:
"Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein."
Das zweite Zitat ist mein Lieblingszitat aus "Das Boot", dem besten Film (Besser: Der besten Serie) von Wolfgang Petersen.
Gesprochen von Jürgen Prochnow, dem Herrn KaLeun, dem Alten.
Er sagt " Das muss das Boot abkönnen.", nachdem er das U-96 immer weiter absinken ließ, bis auf 160 Meter, obwohl die Werftgarantie bei 90 Metern aufhört, nachdem das Messglas gesprungen war und sich seine Männer im wahrsten Sinne des Wortes im Angstschweiß gebadet hatten.
Was diese beiden Zitate mit "Fitzcarraldo", Herzog und Kinski zu tun haben?
In ihrer Verbindung: Einfach alles!
Da macht sich ein einzelner Mann auf das Unmögliche zu verwirklichen (Ein Opernhaus in den Dschungel zu bauen) und um es zu finanzieren, wagt er etwas noch Unmöglicheres (Um damit später Kautschuk transportieren zu können, will er einen Flussdampfer über einen Berg ziehen).
Da machen sich Herzog und Kinski in den Dschungel auf um den wahrscheinlich erstaunlichsten deutschen Film überhaupt zu realisieren, koste es was es wolle (und es hat wirklich Alle verdammt viel gekostet, wunderbar zu sehen im großartig warmherzig-herben "Mein liebster Feind").
Das muss der Dampfer abkönnen, das muss der Mensch abkönnen, das muss die Realität abkönnen. Wenn große Träume verwirklicht werden wollen, muss der Prophet zum Berg, muss der Prophet über den Berg.
"So wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein."
Wernher von Braun, der umstrittene Wissenschaftler, der aus Hitlers Reihen zur NASA kam und schlußendlich die Rakete baute, welche auf dem Mond landete und die Besatzung wieder auf die Erde zurückbrachte (was ja zuvor völlige Science Fiction war!), sagte einmal:
"Alles, von dem sich der Mensch eine Vorstellung machen kann, ist machbar."
"Fitzcarraldo" ist Wahnsinn, ist Liebe, ist Irrlicht, ist Traum, ist das ganz große Erreichen und das ganz große Scheitern.
"Fitzcarraldo" folgt von Braun, folgt dem Herrn KaLeun, folgt dem Propheten über den Berg, folgt mit letzter Konsequenz, mit Bächen von Herzblut, mit der ganzen Sprengkraft der Seele.
Das "Fitzcarraldo" sich dabei komplett verliert, macht diesen Film nur umso einzigartiger.
Hach ja, American Pie...
Gerade eben habe ich durch Zufall (ich arbeite gerade und einer meiner Bewohner schaute es ) die letzten ca. 20 Minuten von "American Pie - Das Klassentreffen" gesehen.
Und was soll ich sagen...
Die Klarinette, der Sherminator, die beiden MILF-Schreier (inkl. neuer, sehr heißer MILF :D), die Jungs, die Mädels, American Pie halt.
Erinnerungen kamen hoch, vor allem an 1999, als der erste Teil rauskam und wir so ca. zu fünfzehnt im Kino waren.
Ich war gerade 18 geworden, also nicht weit weg von der Lebensrealität der Protagonisten.
Und ja, es war einfach der richtige Film zur richtigen Zeit, damals.
Ein paar Jahre früher, ein paar Jahre später: Es wäre anders gewesen, es wäre nicht so "richtig" gewesen...
Ich war im zweiten Teil im Kino und auch im dritten Teil (beide okay) und sah auch teilweise die Direct-to-DVD Filme (auf meiner Hassfilmliste, jeder den ich gesehen habe :D), ist aber alles recht lange her.
Als ich letztes Jahr hörte das ein vierter Teil in die Kinos käme, dachte ich nur:
Oje, aus keinem ist so richtig was geworden ( einige der Darsteller waren ja schon noch erfolgreich, aber irgendwie doch im Schnitt Alle eher so im "Mark Hamill-Bereich" angesiedelt :D), da müssen sie halt ihre Brötchen mit Teil 4 verdienen.
Muss ich nicht sehen, will ich nicht sehen.
Und jetzt also durch Zufall die letzten 20 Minuten.
Und ich muss zugeben:
Ich wurde gePiet! :D
Ich wurde wieder bissl annostalgisiert, es war doch schon so ein wenig wie eigenes Klassentreffen, so nach 15 Jahren (GOTT, was in der Zeit alles passiert ist!!!), so ein verstehend-nickendes, ironisch-melancholisches Schmunzeln, dazu haben diese 20 Minuten mir dann doch verholfen.
Dick vorgemerkt also (muss den jetzt natürlich mal ganz anschauen).
Denn den richtigen Film, zur richtigen Zeit, den klassentrifft man halt dann doch schon ganz gerne mal ;)
Ich mag ja eigentlich (ziemlich) viele Filme auf der Liste, aber Deine Argumentationen, Dein jeweiliger Standpunkt:
Da ist doch irgendwie immer was dran ;)
Grad erst darauf gestoßen!
" ... weil so typische und gelehrige Philosophiestunde made by Andy. :) "
Fühle mich geehrt und muss selbst bissl grinsen, Danke ;)
Indy und die Kristallscheiße
Ich steh hier drin mit "Die Verurteilten" ( ♥ ♥ ♥ ), dabei müsste es ja schon allein aus missionarischen Gründen "The Mission" sein! :)
Philip Baker Hall...
Was für ein, im wahrsten Sinne des Wortes, ausdrucksstarker Schauspieler.
Jede einzelne seiner mannigfaltigen Gesichtsfurchen, erzählt vom Leben, von verdammt vielen Leben, von verdammt viel Leben.
Von dunklen Ecken, von Moralbefreiterzone³.
Seine Augenlieder liegen um mehrere Etagen tiefer, als die von Derrick es jemals vermochten, selbst nach hardcore durchzechtester Nacht, wäre Horst Tappert nicht mal annähernd in der Lage gewesen, solch eine Hängepartie von Durchlebtem im Antlitz spazieren tragen zu können.
So sieht gelebtes Leben aus.
Danke für jedes Mal "Durch´s Bild laufen", Sir Philip Baker Hall.
Sauber! ;)
Der Fischerkönig ist tot.
Lang lebe der Fischerkönig!
Wahrscheinlich war Robin Williams einer der bekanntesten
(Film-)Menschen überhaupt, an ihm, der Vielzahl seiner absolut unterschiedlichen Rollen/Filme, konnte man ja kaum vorbeikommen.
Er war in witzigen, heftigen, spannenden, anklagenden, überdrehten, abstrusen, wichtigen, unterhaltenden, abseitigen, ja so ziemlich in schlicht einfach fast allen denkbaren Formen von Filmen/Rollen präsent.
Er war schnell, direkt, drängend und spontan in seinem Witz, seiner eben immensen, direkten Präsenz, aber dennoch umwehte ihn auch immer etwas Melancholisches, etwas Schwermütiges, etwas das mich oft denken ließ:
Man sieht wie er feixt, man sieht ihn immer wie er lacht, man sieht wie er Späße macht, wie er alle glücklich macht.
Aber man sieht ihn nicht, wie er weint, wie er traurig ist, wie er verloren ist, das sieht man nicht.
Man sieht ihn "nach vorne in die Kamera blicken", man sieht ihn Show machen, man sieht ihn liefern.
Man sieht ihn aber nicht "nach hinten abgehend", wenn die Lichter aus sind, nachdem er eben geliefert hatte.
Ich mag momentan vielleicht (zu) viel hineininterpretieren, denn ganz ehrlich, ich bin wirklich verdammt traurig und will einfach nicht, dass der Mann tatsächlich tot ist, aber diese Gedanken hatte ich schon lange/öfter:
Robin Williams´ Geheimnis lag vielleicht in seiner verschleierten Traurigkeit, in seinem äußerlichen Lachen, bei dem man (oder ich) oft dachte, dass es eine Art von Güte war, man will den Anderen seine Zweifel, seine Selbstzweifel, seine Qualen, seine Leiden nicht zeigen, nicht aufbürden.
Also lacht man, unterhält die Anderen.
Wenn sie nachfragen, beschwichtigt man, winkt ab.
"Alles in Ordnung", alles "halb so wild".
Der traurige Clown.
Gerade denke ich, dass Robin Williams dem wohl noch viel mehr entsprochen hat, als ich dachte.
Ich lasse Robin Williams selbst, in seiner Rolle als warmherziger Psychologe in "Good Will Hunting", im Gespräch mit dem selbst nach Hilfe quasi schreienden Matt Damon, "die letzten Worte" sprechen.
Denn hiermit, in der Essenz, werde ich ihn immer erinnern:
Als lebensklugen, starken, kraftvollen, Schwäche zulassenden, empathischen, echten Menschen.
- "Ich hab darüber nachgedacht, was du gesagt hast, über mein Aquarell. Die halbe Nacht hab ich drüber nachgedacht. Bis mir was klar wurde. Dann fiel ich in einen tiefen, friedlichen Schlaf und habe seitdem nicht mehr an dich gedacht. Weißt du was mir klar wurde?"
- "Nein."
- "Du bist nur ein Kind. Du hast nicht die blasseste Ahnung wovon du eigentlich sprichst."
- "Oh vielen Dank."
- "Schon gut... Bist du schon mal aus Boston rausgekommen?"
- "Nein."
- "Fragen zur Kunst würdest du mit einem Vortrag über Bücher zu diesem Thema beantworten.
Michelangelo - Du wirst alles wissen.
Sein Lebenswerk kennst du, seine Ansichten, sein Verhältnis zum Papst, seine sexuellen Neigungen, einfach alles.
Aber ich wette du kannst mir nicht sagen wonach es in der Sixtinischen Kapelle riecht.
Du bist nie da gewesen und hast diese wunderbare Decke gesehen, dort oben.
Bei Fragen über Frauen hältst du bestimmt einen Vortrag darüber wie sie sein müssten.
Vielleicht hast du auch schon 1 oder 2 im Bett gehabt.
Aber du kannst mir nicht sagen wie es ist, neben einer Frau aufzuwachen und sich glücklich zu fühlen.
Du bist cool drauf.
Und wenn ich dich auf den Krieg ansprechen würde kämst du mir vielleicht mit Shakespeare "Noch einmal stürmt, noch einmal stürmt, Freunde"...
Du hast aber keine Freunde.
Du hast nie den Kopf eines Freundes gehalten und musstest mit ansehen wie er dich mit den Augen anfleht während er stirbt.
Wenn es um die Liebe geht, zitierst du wahrscheinlich ein Sonett.
Hast dich aber beim Anblick einer Frau noch nie wehrlos gefühlt, weil sie dich mit den Augen in ihren Bann gezogen hat, wo du dann das Gefühl hast, Gott hat dir einen Engel geschickt, der dich aus den Tiefen der Hölle rettet...für den auch du mal der Engel wirst.
Du kennst einfach nicht das Gefühl für jemanden da zu sein, komme was wolle...wie etwa Krebs.
Du weißt nicht wie das ist, 2 Monate lang am Krankenbett einer Frau zu sitzen und ihre Hand zu halten...
Die Ärzte erkennen an deinem Blick, dass das Wort "Besuchszeit" für dich keine Bedeutung hat.
Du weißt nicht was ein wirklicher Verlust ist, denn das lernst du nur, wenn du jemanden mehr liebst als dich selbst.
Ich bezweifle, dass du dich je getraut hast einen Menschen so zu lieben.
Wenn ich dich so anschaue, dann sehe ich keinen intelligenten, selbstbewussten Mann, ich sehe ein überhebliches Kind das die Hosen gestrichen voll hat.
Du bist ein Genie keine Frage, das zweifelt keiner an.
Dir kann niemand auch nur annähernd das Wasser reichen.
Du glaubst alles über mich zu wissen.
Und bloß weil du ein Aquarell von mir gesehen hast zerfetzt du mein scheiß Leben in Stücke.
Du bist ohne Eltern aufgewachsen, stimmt´s?
Meinst du ich weiß auch nur irgendetwas darüber wie dein Leben verlaufen ist, was in dir vorgeht, wer du bist, nur weil ich mal "Oliver Twist" gelesen hab?
Bist du darin beschrieben worden?
Mir persönlich ist das scheißegal, denn weißt du was, ich könnte von dir nichts erfahren was ich nicht auch in irgendeinem Scheiß-Buch nachlesen könnte...
Es sei denn du erzählst über dich selbst, wer du bist.
Das würde mich faszinieren, da bin ich dabei.
Aber du hast keine Lust, stimmt´s?
Du hast Angst vor dem Ergebnis....
Du bist am Zug mein Freund."
Danke Robin Williams, dass Du uns so viel von Dir erzählt hast.
Farewell
Hach, welch großartiger, feiner Humor!
Als Caroline, sowieso schon sarkastisch, insistiert, dass Lester noch langsamer machen könnte, sie käme ja immer noch „noch nicht“ zu spät, im selben Moment, er eh schon hilflos trottend, schnappt sein Koffer auf und alle (sicherlich sowieso nur alibimäßig mitgeführten) Unterlagen fallen raus, verlängern also dann tatsächlich die eben sowieso schon verspätete Situation.
Loriot pur!
„Das ist meine Frau Caroline.
Sehen sie, wie der Griff der Baumschere farblich zu ihren Gartenclocks passt?
Das ist kein Zufall.“
Wie viel Wahrheit hier drin steckt, in einem kurzen, bitterironischen Satz!
Flucht ins Detail, alles nach Außen gekehrt, denn Innen, im Inneren, ist nichts mehr da, nichts mehr übrig.
Humor, in dieser Art, gibt es hier bis zum Schmelzpunkt.
Und doch, ganz klar, von Anfang an unmissverständlich:
"American Beauty" ist ein Horrorfilm.
Ein ECHTER Horrorfilm.
Das Grauen des alltäglichen Lebens, die Ausweglosigkeit des Seins,
ja, die Beschissenheit der Dinge.
Jeder in sich selbst, ist, für sich selbst, klug, gewitzt, speziell, überhaupt ganz besonders.
In unserem Umfeld aber (und ja natürlich, wir sind, jeder für sich, „gleichberechtigter Teil“ dieses Umfeldes!) sind wir alle zusammen ein großes, langweiliges, stetig, zyklisch waberndes Grauen!
Borniert, besserwisserisch, ja mit der Zeit verlogen bis zum Anschlag.
-“Was gibt es Neues, Dad?“
-“Dieses Land ist auf dem direkten Weg in die Hölle.“
Ich denke an „ No Country for Old Man“:
“The point is there ain't no point.”
Welch exquisite Besetzung, gerade auch der kleineren Rollen!
Gallagher, Birch, Suvari, Bentley, Bakula.
Und DER Chris Cooper!
Chris Cooper könnte unter „Unterschätzte; der“ im Duden firmieren!
Das der Mann einen Oscar besitzt (für die Rolle des Orchideenzüchters in „Adaption“), ist wohl leider immer noch Nerdwissen³.
Eine Großschauspieler, ein Gigant, ein Genie!
Leider völlig verkannt (vom großen Publikum).
Annette Benning!
Eigentlich gebührt ihr ähnlicher Ruhm wie einer Streep, einer Close, einer Mirren!
Wie sie hier aus sich rausgeht, sich entblößt, sich degradiert, wie sie verzweifelt, geil ist, zutiefst frustriert ist!
Kevin Spacey hat diesen Ruhm.
Und mit jeder verdammten Faser, er hat ihn sowas von verdient!
Der Niemand, der Schluck Wasser in der Kurve, der, der selbst vor seiner engsten Familie als Versager gilt.
„Schon gut. Ich würde mich auch nicht an mich erinnern.“
Und der doch, man mag es „Eier“, man mag es „Leben“, man mag es „Hoffnung“, man mag es „Selbstbehauptung“, man mag es „Inneren Funken“ nennen, besitzt.
„Und dennoch leben sie“, sozusagen.
Und dennoch lebt er.
Sind wir nicht Alle ein bißchen Lester Burnham?
Wollen wir nicht eigentlich Alle raus aus dieser Scheiße?
-„Ich würde gerne eine Bewerbung ausfüllen [am Burger Drive-In].“
-“Es gibt aber keine Jobs für Manager, nur für den Schalter.“
-“Gut, ich bin nämlich auf der Suche nach dem geringst möglichen Maß an Verantwortung...“
„Sind wir nicht Alle ein bißchen Lester Burnham?“
Das könnte der (logische) Untertitel zu „American Beauty“ sein.
Dieses Korsett, diese Zwangsjacke, dieses Gefängnis, welches Gesellschaft, Leben, Alltag genannt, zuallermeist bedeutet.
Diese Heuchelei des Alltäglichen eben, dieses Mitmachen, Mitschwimmen, Mitschleimen, Mitkriechen.
Dieses abstruse, ungerechte, absurde, an sich, in sich selbst, monströs zum Himmel stinkende Konstrukt.
Dieses „Normalität“ genannte, egoistisch Weiterkommen meinende, schlicht ekelhaft unwürdige, in seiner Ausübung absolut abstoßend unsozial seiende Konstrukt.
„Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich brauch einen Drink.“
Und die (kurzzeitige) Flucht daraus.
„Heute habe ich gekündigt.
Und dann habe ich meinem Boss gesagt er soll sich ins Knie ficken und ihn um fast 60.000 $ erpresst.
Gib mir den Spargel.“
„American Beauty“ ist mit Sicherheit (sowie das natürlich jeder Film ist) ein Film seiner Zeit, ein Film aus einer gewissen Zeit, einem ganz gewissen Zeitfenster, hier eben aus dem Jahre 1999, aus dem „Prä-Millenium-Zeitalter“, vor 9/11, vor Finanzkrise, vor vielem (heute) Bedeutsamen eben.
Und doch hat dieser Film etwas extrem Zeitloses, ja, er funktioniert an sich wahrlich komplett ohne einen bestimmten Zeitbezug.
Was er aufzeigt, war schlicht schon immer so, wird schlicht (für) immer so sein.
Dieses fragile, störanfällige, aufgeschreckte, zweifelnde, wirre Verhalten aller Protagonisten, das war wohl immer so, wird wohl immer so sein.
Dass wohl, im innersten Kern, der Untergang von uns Allen, in uns (Allen) selbst schon angelegt ist.
Wir schauen zurück und verklären es nostalgisch, wir schauen voraus und verklären es hoffnungsvoll.
Dabei ist alles was passiert, IMMER jetzt.
Und es war, wird sein, ist: Verdammt kompliziert.
Wir neigen dazu, die Vergangenheit in einem schönen Licht zu zeichnen, die Zukunft als „alles wird möglich sein!“ zu ersehnen.
Die Gegenwart ist für uns meist nur wie eine Zwischenstation, ein Wartebahnhof, der überbrücken soll, woher wir kommen und wohin wir gehen.
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In Wahrheit ist dieser Bahnhof das Leben.
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Auf seinen Bahnsteigen findet alles wirklich Relevante statt.
Wir sehen es nur nicht, wir sehen es im Rückblick verklärt, im Vorausblick überhöht.
„Ich hatte mein ganzes Leben noch vor mir...“
„American Beauty“ sagt:
Lebe den Bahnsteig, feiere die Zwischenstation.
Das ist der „Kleinteil“ von „American Beauty“.
Alles andere, also der Großteil, von dem was „American Beauty“ sagt, ist dunkel, depressiv und hoffnungslos.
Alles andere, sozusagen, ist die Gegenseite, die meist herrschende Seite:
Unterdrückung, Leiden, Schmerz.
Alles andere macht den Großteil, einen verdammt großen Teil aus.
Wie groß?
Schwer zu sagen.
Mit Sicherheit den weitaus größeren Teil.
Zum einen schlägt das Leben dich direkt. Unmittelbar.
So dass du äußerlich blutest.
Das ist der erklärbare Teil.
Zum anderen schlägt das Leben dich indirekt. Mittelbar.
Das ist der diffuse, weitaus schwieriger zu verstehende Teil.
Das ist der Teil, den du nicht direkt spürst, der dich aber, umso mehr, in deinen Träumen, deinem Unbestimmtem verfolgt, unbewusst, unerkannt.
Das ist der Teil Schmerz, der nie weggeht, weil du ihn nie verstehst, weil du ihn nicht, nie ganz erfassen, kapieren kannst.
Der schlimme Teil, den du nie verarbeiten kannst, der neblig ist, nicht zu fassen, zu packen, zu verarbeiten.
Der mystische Teil des Grauens.
Das Leben.
Was für ein verdammt hartes Stück Brot.
Jeder soll/kann wohl selbst entscheiden, ob er reist oder innehält.
Und ob „Reisen“ oder „Innehalten“ eben „richtig“ oder „falsch“, eben „gut“ oder „schlecht“ ist.
Ob wir das überhaupt entscheiden können?
Wer weiß.
Man wird sehen.
„Es ist was ganz Tolles, wenn man erkennt, das man immer noch die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu überraschen.“
„American Beauty“, das Leben an sich, ist eine Landkarte.
Wohin wir uns auf ihr bewegen, das liegt schlicht bei uns selbst.
Die Essenz:
Ich habe „American Beauty“, nachdem ich ihn erstmals, damals, im Kino sah, jetzt zum zweiten Mal geschaut.
Und zwar ca. 5-7 Stunden lang, da ich immer wieder unterbrach, Szenen nochmal schaute, nachdachte, Gedanken aufschrieb, innehielt (und ja, ich gebe es zu: viel trank...).
Ich habe mich also mit „American Beauty“ beschäftigt,
„American Beauty“ hat sich mit mir beschäftigt.
Satire, Drama, Komödie, Tragödie, (Zeit-)Spiegel, Reflexion.
Ein Ausnahmefilm, ein wahrliches Meisterwerk, ein Stück Kultur gar.
Mehr als Film.
Ein Brocken Geschichte.
„An dem Tag ist mir klar geworden, dass hinter allen Dingen Leben steckt.
Und diese unglaublich gütige Kraft, die mich wissen lassen wollte, dass es keinen Grund gibt Angst zu haben.
Nie wieder.“
Die Wahrheit.
Nichts als die nackte Wahrheit.
In den letzten gesprochenen Worten des Filmes, liegt wohl schlicht alles:
„Ich bin sicher, sie haben keine Ahnung wovon ich rede.
Aber keine Angst, eines Tages verstehen sie es.“
Womöglich.
"Hoop Dreams", ein fast drei Stunden langer Dokumentarfilm über Basketball, ist der beste Film der Neunziger?
Roger Ebert und Martin Scorsese sahen/sehen es so.
"Hoop Dreams" ist tatsächlich ein Dokumentarfilm über Basketball, darüber hinaus ist der Film aber noch viel, viel mehr.
Ein Film über Familie, über das System, über die vielen Zusammenhänge, die selbst von außen simpel wirkende Dinge (wenn er gut genug ist, wird er es schaffen), sehr komplex werden lassen.
„Hoop Dreams“ zeigt auf, dass eben Träume, bzw. deren Erfüllung, an viel mehr (zusammen-)hängen als an reinem Talent.
An familiären Aspekten, an gesundheitlichen Aspekten, an mentalen Aspekten, und, nicht zuletzt, an monetären Aspekten.
Und noch an vielem, vielem mehr.
Ob Du es ganz nach oben schaffst, Deine Träume erfüllen kannst – weit über Basketball hinaus – hängt sozusagen an universellen Zusammenhängen.
„That you can have something today and it´s gone tomorrow“
„Hoop Dreams“ begleitet seine Protagonisten über fünf Jahre.
Fünf Jahre voller Siege, voller Niederlagen, voller Hoffnungen, voller Enttäuschungen, vor allem voller Veränderungen.
Fünf Jahre aus dem Leben zweier hoffnungsvoller Jungs, ihres Umfelds, ihrer Familien.
Fünf Jahre über das Leben knapp an der Armutsgrenze und über den Versuch diesem Leben zu entfliehen.
„That's why when somebody say, "when you get to the NBA, don't forget about me", and that stuff.
Well, I should've said to them, "if I don't make it, don't you forget about me."
Extrem mitreißend in den Basketballszenen, lebensnah, ungekünstelt, echt in den begleitenden Szenen.
So ganzheitlich, so umfangreich, so voller Details, so voller Atmosphäre, so voll mit Leben: Ich habe noch nie eine Doku gesehen, die so voll war, im wahrsten Sinne des Wortes.
„Four years ago that's all I used to dream about was playing in the NBA.
I don't really dream about it like that anymore.
You know, even through I love playing basketball, you know I want to do other things with my life too.“
Wer Basketball mag, sollte „Hoop Dreams“ unbedingt anschauen, eine bessere Doku darüber wie der Weg in die NBA (vielleicht!), von ganz Unten an, gegangen wird, kann es wohl kaum geben.
Wer Basketball nicht mag, sollte „Hoop Dreams“ unbedingt anschauen, eine bessere Doku über zwei schwarze Familien, aus nicht einfachen Verhältnissen, im Amerika der frühen Neunziger, wird es wohl kaum geben.
Bezeichnenderweise ist die allerstärkste, emotionalste Szene des ganzen Filmes (und „Hoop Dreams“ hält einige davon bereit), eine Szene die mit Basketball absolut nichts zu tun hat.
Eine der Mütter der beiden Jungs, bekommt ihr langerwartetes, von ihr selbst für nicht erreichbar gehaltenes, Diplom als Krankenschwester ausgehändigt.
Solche Szenen kann fiktionaler Film nicht, solche Szenen kann nur das echte Leben.
Und „Hoop Dreams“ ist randvoll mit echtem Leben.
Meine eigene Meinung zu folgendem Inhalt, ausgesprochen vom einzig wahren Lemmy, ist eine andere.
Aber die Antwort gefällt mir, sein Standpunkt besticht einfach, in seiner nonchalanten Analogie, wie ich finde.
- Der Spiegel:
"Sind Sie religiös?"
- Lemmy Kilmister:
"Dünne Geschichte, die christliche Religion.
Jungfrau wird schwanger von einem Geist, bleibt aber Jungfrau.
Sagt zu ihrem Mann, ich bin schwanger, Darling, aber mach dir keine Sorgen, ich bin ja immer noch Jungfrau.
Menschen, die sich so benehmen, verdienen es, in einem Stall übernachten zu müssen."
( - Aus "Der Spiegel" Nr.31/28.7.2014 - )
Differenziert, die einzelnen Charaktere.
Omar zum Beispiel, D., oder Bubbles, oder Wallace, oder Bell:
Fast Alle.
Ja, an sich, wohl wirklich Alle.
Alle haben sie Träume, Alle haben sie eine minderschwer beschädigte oder herausgehobene Moral, beim einen gebogen, beim anderen überspannt, bei manchen völlig abhanden gekommen.
Einem gewissen Kodex aber, folgen sie, auf ihre ganz eigene Art und Weise, Alle.
Menschen sind sie, sind sie Alle.
Die Bullen bilden eine Wagenburg, sind aber auch nicht gefeit vor Maulwürfen, Verrätern, alten Feinden, ständig neuen Feinden.
Und natürlich gibt es überall Verbindungen, Querverbindungen.
„The Wire“ eben.
Tausend kleine Wires, ergeben das große Wire.
Alles hängt zusammen, legal, illegal, alles Ansichtssache.
Arschkriechen, Leistung, Begeisterung, Hingabe, Faulheit, Kompromisse, alles nicht festgelegt, nicht fest zählbar, alles ist möglich, alles ist immer in Bewegung.
Bescheiße den Falschen, bediene den Richtigen, du kannst gewinnen, du kannst verlieren.
Keine Sicherheit. Keine Regeln.
Verdammt gelungen auch diese „Einzelschicksale“, der verdammt kluge, 13j Jahre lang ausgebootete Cop, der Depp, der durchdreht und dann über sich hinauswächst, und auch hier:
Alle eigentlich.
Alle sind nicht eindimensional, Alle haben etwas specielmäßiges.
Sehr lebensnah also.
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„Ich hab für Dich auch gelogen.“
Das ist wohl die Essenz.
Hier und überall und für Alle geltend.
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Und irgendwie kennt Jeder Jeden.
Irgendwie, macht der falsche/richtige Tag/Mann/Ort den Unterschied.
Den Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch, zwischen Geficktem und Ficker, um der hier herrschenden, sehr vulgären, aber eben auch sehr realen Sprachwahl mal entsprechend entgegenzukommen.
Und im Endeffekt ist alles Politik.
Geschachere, Hinterzimmer-Rhetorik, Abwägung eben.
Gerechtigkeit.
Über ein solches Wort, wird hier nur gelacht.
Oder bitterlich geweint.
Ein solches Wort, vor allem, ein solcher Wert, ist schlicht nicht existent.
Ungekannt gar.
Gerechtigkeit schert höchstens die, die sie niemals durchsetzen können, nicht dazu imstande sind.
Die, die etwas durchsetzen, die kennen nur noch Quoten, Wahlergebnisse, Umfragen.
Gerechtigkeit, das kennen sie höchstens noch aus ihren Anfangstagen, als sie noch an etwas glaubten, als sie noch Überzeugungen hatten.
Als sie noch nicht versaut waren, als sie noch für hehre Ziele kämpften.
Lang vorbei sind diese Tage.
Lang verschwunden sind ihre Ideale.
Und auch, wenn man diesen Punkt wohl mit Sicherheit nicht überbewerten sollte, vielleicht entspringt er auch nur meiner Fantasie:
Der Chef der Einheit, Daniels, wenn ich ihn sehe, was er tut, was seine Frau tut, dann denke ich an Barack Obama (und ich sehe gerade Staffel 1, ich weiß nicht was danach passiert), als ob diese erste Staffel eine Ahnung hätte, was Jahre später in Amerika passieren würde (Staffel 1 wurde sieben Jahre vor Obamas Amtsantritt produziert, die Serie endete gar ein Jahr vor seiner ersten Legislatur).
Als ob ein Messias alles richten könn(t)e...
Wen er auch die nächsten drei, vier Stufen nehmen kann.
Wenn gewollt ist, dass er sie nimmt.
Einer mit Idealen.
Einer der noch Mensch geblieben ist, ein wenig, der aber doch eben hoch hinaus will.
Und der, mehr und mehr, vergissst, ja, vergessen MUSS, was seine Ideale einmal gewesen sind.
Und wenn er dann - man wird sehen was noch kommen mag/könnte - mal oben angekommen ist, dann sieht er (was er aber natürlich, im Inneren, schon lange zuvor wusste...), dass er mitspielen muss, alte Schulden begleichen muss, oder eben unweigerlich untergehen wird.
Denn Dreck am Stecken hat er mehr als genug.
Wie fucking Jeder, wie fucking Alle.
Das sein wahrer Spielraum wohl in etwa so groß ist, wie der einer verdammten, in die Enge getriebenen Ratte, in einem voll ausgekachelten Raum, in einem Raum, der keinen Ausweg zulässt, der keine (Hinter-)Tür, kein Entkommen parat hat.
Der dann einen verdammten Scheißdreck abwickeln kann, der dann, trotz Friedensnobelpreis (Was für ein gottverdammter Zynismus!!!), eben schlicht Nichts, Nichts tun kann...
Man wird sehen.
„Er hat noch lange nicht genug.
Er sieht es erst, wenn der Boden auf ihn zukommt.“
Ich freue mich immens über vier weitere, ungesehene Staffeln „The Wire“, über dieses Spiegelbild gesellschaftlicher, trauriger Wahrheit.
So mies das alles ist, so extrem spannend, so unbedingt sehenswert, vielleicht sogar „Sehensmuss“ ist diese Serie.
Und alles in allem, ist „The Wire“ wohl völlig klar ein Anzeichen, mehr noch, ein Menetekel:
Diese Gesellschaft, dieser Entwurf einer Gesellschaft, in der Alle (vordergründig) das gleiche Recht haben, ist am Arsch.
Diese Gesellschaft, der American Dream, ist absurd geworden.
Klar, die Reichen werden (noch) reicher, aber alle Anderen, die darunter liegen, alle die „zu spät gekommen sind“, sind eben abgehängt.
Sind verloren.
Der Vollständigkeit halber:
Ich habe das Ganze in deutscher (in meinen Augen sehr gelungener!) Synchro geschaut, mein sehr bescheidenes Realschulenglisch, das (leider) kaum Gelegenheit hat, real sprachliche Anwendung zu finden, reicht schlicht und einfach nicht aus, um einer so komplexen, vielschichtigen Handlung adäquat zu folgen.
Alles was mir aber „originalhörenswert“ erschien, habe ich zurückgeswitcht und nochmal, in eben Originaltonspur, geschaut.
Es mögen so wohl minimum zwei bis drei Extrastunden „The Wire Staffel 1“ zusammengekommen sein.
Jede Sekunde davon war es wert :)
„Weißt Du, das ist die Sache, die alle wissen, die aber keiner sagt:
Folgst Du den Drogen, kriegst du einen Drogenfall.
Folgst Du dem Geld, kannst Du überall landen...“
"Network", was der Film damals schon wusste, vorausgesehen hat, ist einmalig.
Dazu "Die 12 Geschworenen" und den nicht genug gewürdigten "The Verdict", alleine diese Werke machen Sidney Lumet schon absolut unsterblich.
Und in seinem letzten Film zeigte er nochmal seine ganze Größe.
Ethan Hawke war wohl selten besser, man kauft ihm den labilen, schwächlichen, absolut unzuverlässigen Bruder komplett ab.
Marisa Tomei, für die ich ja sowieso eine riesige Schwäche habe, ist supersexy und gleichzeitig phlegmatisch und ziellos, wunderbar gespielt.
Und Albert Finney (der "alte" Big Fish) ist ja eh eine Bank. Immer.
Und doch gehört der Film Philip Seymour Hoffman.
Was er hier abliefert ist schlicht, auf mehreren Ebenen, herausragend.
Er ist ein Riesenarschloch, er ist todtraurig, er ist voller Ängste, die er nicht im Stande ist zu zeigen, er presst sie durch Zynismus hervor, kann sie nur kurz an die Oberfläche lassen, wenn er sich einen Schuß gesetzt hat. Er ist ein Betrüger, ein Süchtiger, ein verlorener, ungeliebter Sohn, er ist tough und gleichzeitig ein totales Wrack.
Und, ohne zu spoilern, was er in den letzen 20 Minuten an Urgewalt und innerem Druck loslässt, aus sich herausbrechen lässt, ist schlicht Wahnsinn. Sein früher, total unnötiger Tod, wird mit jedem gesehenen Film trauriger und trauriger.
Eine an sich sehr simple Geschichte, um einen komplett aus dem Ruder laufenden Raub, wächst zur Familientragödie epischen Ausmaßes an.
Hier verlieren wahrlich Alle, auf grausame Weise.
"Before the Devil Knows You're Dead" hat alles, was großes Drama braucht, was großer Thriller braucht, was großer Film braucht.
Hervorragende Schauspieler, ein reflektiertes, auf allen Ebenen durchdachtes, zielführendes Drehbuch, detaillierte, sehr real wirkende Sets und mit eben Sidney Lumet als Regisseur, einen Großmeister des mehrschichtigen Spannungskinos. Dies Alles vereinigt dieser Film zu einem sehr stimmigen Großen und Ganzen.
"Before the Devil Knows You're Dead" ist ein mehr als würdiges Vermächtnis des großen Sydney Lumet, wer eingangs genannte Meisterwerke von ihm gesehen hat, weiß, dass es ein größeres Lob für diesen Film kaum geben kann.
Für die nicht ganz so Anspruchsvollen:
Beim Intro kommt, nach dem Produzentennamen, direkt der Regisseursnamen, also nicht, wie üblich, „Written by“, nein, das taucht hier nicht auf.
Wahrscheinlich, weil den Film eben keiner geschrieben hat, weil der Film wohl einfach so gemacht wurde.
Ohne großen Skript.
Da wurde wohl einfach gedacht/gemacht:
Wir haben den ersten Mad Max durchgezogen, quasi komplett ohne Kohle.
Jetzt ist Kohle da.
Lasst uns loslegen.
Lasst uns einen ECHTEN Actionfilm drehen!
Wieder mal ein Film, dessen ersten vier, fünf Minuten für mich ca. eine halbe Stunde dauerten, einfach weil ich immer und immer wieder nochmal und nochmal zurückswitchen musste, nochmal und nochmal sehen musste, was da genau abgeht, wie Max mit seinem 600 PS Vehikel, dem letzten V8 (überhaupt) mit obenliegender Nockenwelle, die Angreifer wegschnetzelt.
Ein PERFEKTER Einstieg, Full Throttle, voll Biss, voll meins einfach.
Es war also schnell klar:
Wird meiner sein, der Film wird meiner sein!
Gott, ich LIEBE Endzeitfilme und "Mad Max 2" ist Endzeit at its best.
Es ist trockene, ausweglose, sonnengeburnte Endzeit pur.
Und es ist alles so nah, dass man den Sand im Mund schier knirschen spürt, schmecken kann, den Dreck, den alten Schweiß schier kleben fühlt, riechen kann.
Und ich mag diese Kompromisslosigkeit, diese Stringenz des Ganzen:
Wenige Worte, viele Taten.
Hier geht es ab, hier wird nicht lang gefackelt, hier wird entschieden und dann komme was da wolle: Los geht’s!
Und Mad Max 2 geht dann einfach wirklich los, keine Gefangenen.
Stunttechnisch schlicht Nonplusultra.
Da wird draufgesprungen, überrollt, in voller Fahrt alles riskiert, geballert, verbrannt und vernichtet.
Und auch der innere Druck aller Beteiligten kommt gut rüber.
Hier wird um das Letzte gekämpft.
Nicht um Möglichkeiten, Ideen, Prinzipien.
Hier geht es schlicht um alles, weil sonst ja nichts mehr da ist, KANN es nur um alles gehen.
Hier geht es eben um die letzten, die allerletzten Dinge.
„Wenn ihr es immer noch wollt, dann fahre ich den Tank!“
Und die Dynamik des Schlussakkords, der Showdown, dieser fast direkt spürbare Druck der finalen Minuten: Ohne Gleichen.
Hier hat Actionfilm wohl wahrlich seinen handgemachten Höhepunkt erreicht, hier hat CGI-Losigkeit wohl wahrlich ihren Zenit berührt.
Ein wahrer Actionfilm, ein wahrer Endzeitfilm.
Ein wahrer Film eben.
Diesem wahrhaften Endzeit-Actionfilm den Schneid abzukaufen, das wird wahrlich schwierig werden.
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Für die dann doch etwas Anspruchsvolleren:
Öl raffiniert man ja, eben, denn nur durch die Raffinade, wird aus etwas völlig Beliebigem, ja, in seiner Ursprungsform völlig Nutzlosem, ein dann erst nutzbarer Wert, flüssiges Gold.
Also wird aus Nichts, wenn man so will, Etwas.
Dieses Etwas ist dann, wenn nichts anderes von Wert mehr da ist, schlicht Alles.
Der Mensch, seinem nahen Ende sich bewusst, tötet, verrät sich selbst, setzt sich amoralisch also in Bewegung, für etwas schlicht absolut Vergängliches, für etwas, dass das Gegenteil von Bleibend, das Gegenteil von Nachhaltigkeit, das Gegenteil von Zukunft ist.
Der Mensch wird , in letzter Konsequenz, zu des Menschen Wolf für Nichts.
Für etwas, das verdampft, das verbrennt, für etwas, das metaphysisch gesehen, eigentlich nicht mal wirklich existiert, dessen Wert, eben rein temporär existiert, dessen Nachweis, wenn es erst mal verbraucht wurde, nicht mehr zu erbringen ist.
Der Mensch bindet sich also an Nichts.
Und gibt seine Menschlichkeit auf, um es, dieses eigentliche Nichts, zu erreichen.
Was ich damit sagen will:
Der Mensch in sich, ist so unraffiniert, das er sich flüchten muss in Trugbilder, in Ersatzdrogen, in Luftschlösser.
Und langsam, aber stetig, vergisst er worauf es eigentlich ankommt, auf was es wirklich ankommt.
Auf das Gegenteil von Hass nämlich.
Liebe hat aber keinen Platz mehr, wenn es hart auf hart kommt.
Wenn es hart auf hart kommt, dann zerfleischen sich die Menschen in Unwürde, anstatt eben würdevoll, mit Liebe im Herzen, eben ehrenhaft, ihrem wohl garantiert ausweglosem Untergang entgegen zu schreiten.
Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass der vorletzte Mensch, wohl eine große Wahrscheinlichkeit in sich trägt, durch die
Hand des allerletzten Menschen zu sterben.
So wie ihre Vorfahren (im „kainundabelistischen" Sinne) es angefangen haben, so werden die letzten Menschen wohl auch einmal zu Grunde gehen.
Durch ihre eigene Hand.
Plätschert, vor allem in den letzen beiden Dritteln, ziemlich vor sich hin.
Trotzdem sehenswert, weil recht ironisch-augenzwinkernd aufgezogen und mit einer recht untypischen Story aufwartend.
Wenn man dieses Werk, den letzten Film des Sir Alfred Hitchcock, aber mit "Psycho", oder "Vertigo", oder "Das Fenster zum Hof" vergleicht...
Nein, das sollte man echt nicht machen, denn dann verraucht dieser (Family)Plot schneller als eine Feuerbestattung.
Australien in naher Zukunft.
Im „Halls of Justice“-Schriftzug fällt langsam das u raus, nur eine Frage der Zeit bis das ganze System ebenso auseinanderfällt, Drifttendenzen zeigt es schon ganz deutlich.
Das Benzin wird immer knapper, langsam geht alles vor die Hunde, die Strassen sind voller Unheil und Chaos.
Auf der einen Seite gewaltgeile Cops, deren Captain gerne mal Arbeitsanweisungen wie folgende gibt:
„Okay, solange die Anwälte uns nicht am Arsch haben, könnt ihr tun was ihr wollt.“
Auf der anderen Seite Motorrad-Marodeure mit pathologischem, psychotisch-mordbrennerischem Verhalten und Gebaren.
Folgendes, sehr schön griffiges Zitat, wie ich finde, beschreibt einen der ihren, man kann es aber getrost auf sie alle anwenden:
„Dem haben sie heiß ins Hirn geschissen, der ist vollkommen irre.“
Der junge Mel Gibson, Karren mit 600 PS, Blut, Schweiß und Tränen, Knarren, Feuerzeuge, Handschellen und Sägen. Und Explosionen.
Fertig ist ein kleiner Klassiker, der sichtbar in die Jahre gekommen ist, sichtbar billig produziert wurde, und der dennoch etwas absolut zeitloses hat und der es geschafft hat trotz finanziellem Großengpass (der Wohnwagen am Anfang gehörte zum Beispiel dem Regiedebütant Miller selbst, es war einfach keine Kohle da um einen anderen zu kaufen) wirklich alles rauszuholen aus seinem begrenzten Spielraum.
Sicherlich jetzt nicht DIE große Story, sicherlich auch nicht DAS große Logikwunder, sicherlich gibt es Filme die viel fließender in ihrem Aufbau/Überbau sind.
Trotzdem ein echtes Brett, ein Film der in meinen Augen völlig zurecht diesen Kultstatus innehat und der mir sicherlich noch öfter über den Weg laufen, äähhh fahren wird.
"Das da ist Cundalini. Und Cundalini will seine Hand wiederhaben!"
Ende eines Jahrhunderts, Ende einer Epoche, Ende von „Wild&Free“.
"Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" spielt an einem Wendepunkt amerikanischer Geschichte und der Geschichte überhaupt.
Eben am Ende von wildem, freiem Gebaren, eben am Anfang von (echter) Rechtstaatlichkeit, am Anfang von Moderne, von Neuzeit.
Das Alte existiert noch, das Neue ist schon da, beide Seiten suchen ihren Weg, ihre Zuständigkeit, ihre Daseinsberechtigung.
Und das Alte geht nicht so einfach weg, ist nicht bereit kampflos die Segel zu streichen.
Alles ist hier immer diffus, alles ist immer voller Verrat, voller Möglichkeiten zum Verrat.
Und es gibt keine Helden.
Die Helden gehen selbst Kinder an, wenn sie etwas wissen wollen, ihnen etwas im Nacken sitzt.
Die Helden heulen, wimmern, sind sich selbst nicht gewiss.
Leiden. Sind Getriebene. Sind Opfer ihrer selbst.
In der TAZ war zu lesen:
„Es ist ein Western, der dort anfängt, wo andere aufhören.“
Ganz genau so ist es.
„Western“ greift hier sowieso nicht so wirklich, „Western“ umreißt es höchstens.
Hier geht es um Gruppenprozesse, um Menschliches, um Rollenbilder.
Um Dynamik an sich.
Und um Die Geschichte(n) und ihre Klitterung.
„Das ist alles gelogen, weißt du...“
Der Film erinnerte mich, gerade gegen Ende, an "Der Mann der Liberty Valance erschoß", seine Herangehensweise ist eine völlig andere, aber die Grundaussage ist bei beiden Filmen die Gleiche:
Lug und Trug sind oft die wahren Wurzeln großer, verklärter Helden.
Und der Mord an Jesse James ist eigentlich ein Selbstmord.
„Ich bin für mich selbst ein Problem geworden.“
Und Robert Ford ist somit mehr Sterbebegleiter als Mörder.
Grandios, wie der Film es durch seine nie unterbrochene Ruhe schafft, seine Charaktere unverhüllt aufzuzeigen, in sie rein zu schauen sozusagen.
Und in ihnen drinnen ist: Nichts.
Sie sind leer, habe keine Ideale, sind eben keine Helden.
Sie sind kaputte, ruhelose Wracks , die die Geister nicht mehr loswerden, die sie einst riefen.
"Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" ist definitiv ein besonderer Film, wahrscheinlich ist er mit das Beste was in diesem Jahrtausend aus Hollywood gekommen ist.
Und "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" ist wahrlich alles andere als ein Hollywood-Film.
"Trotz etlicher Fehler [...]"
Auf die verfluchte Tür passen zwei Leute!!!
:)
Schöner Text, beste Frenzy ;)
Die Dinge des Lebens...
Was SIND die Dinge des Lebens?
Korrekt sein, cool sein, ausgleichend sein, kein Wichser zu sein, klar...
Aber was noch?
Verantwortung?
Fürsorge?
Gut sein, kein Arschloch sein?
Langt das?
Gehört nicht doch mehr dazu?
Gehört nicht doch eine große Portion Selbstlosigkeit dazu?
Eine große Portion "Ich steh darüber"?
Vielleicht.
Vielleicht sogar zwingend, wer weiß das schon...
Was auf jeden Fall dazu gehört:
Eine gewisse Selbstlosigkeit, eine gewisse "Wenn nicht ich, dann wer anders- Attitüde..."
Denn wohl nur wer über sich selbst lachen kann, wer sich von sich selbst gewissermaßen abgekoppelt hat, kann überhaupt frei sein, kann überhaupt einschätzen, was es bedeutet eben wirklich frei sich zu bewegen.
Wer gebunden ist, IST gebunden.
Wer frei ist, IST frei.
Auch wenn man es wohl nicht immer so auf dem (eigenen) Zettel hat :)
Dennoch:
Freiheit, heißt frei zu sein, sofort alles Wichtige vergessen zu können, sofort zu agieren, ohne Kompromiss, ohne Ausredensuchen, ohne Ausschweife...
Warten wir nicht alle auf den/die, die/der uns mitfortnimmt?
Der Unterschied ist ganz einfach:
Die einen sind unfrei, die anderen sind frei.
Wenn Du frei bist, gehst Du einfach mit.
Weil Du es willst.
Wenn Du nicht frei bist, fallen dir zehntausend Ausreden ein, eben warum Du nicht frei bist.
Der Unterschied ist also:
Geh.
Oder geh nicht.
There is no try ;)
Also:
Geh mit, wage, lass Dich überraschen, lass Dich übermannen, lass Dich mitnehmen, lass Dich auf Unbestimmtes ein.
Oder eben nicht.
Aber das Unbestimmte, das kann Dir keiner nehmen.
Du selbst musst entscheiden.
Schau auf Vincent, François, Paul und die anderen.
Dann wirst Du schon sehen...
Ach ja: Wenn nichts von gerade erwähntem Zeug stimmt:
Pech :)
Verrate Dich einfach nicht selbst, vielleicht ist das ja die Wahrheit :)
Helden aus der zweiten Reihe - Ein Film ein Wort!
Haben wir nicht alle so ca. 3-7 Filme, die sprichwörtich eigentlich aus der zweiten Reihe kommen, die es eigentlich nie mit den "großen, echten" Filmen aufnehmen könn(t)en, aber uns doch immer und immer wieder erfreuen, die wir über die Jahre doch immer und immer wieder geschaut haben, oft nebenher, oft nicht wirklich aufmerksam?
Filme, von denen uns bewusst ist, dass sie eben eigentlich "zweite (oder gar dritte) Wahl" sind, Filme die nie dazu auserkoren waren, große Blockbuster zu werden, Preise abzuräumen, oder einen Kult zu entfachen.
Filme, die nie zur Prime-Time laufen, sondern morgens unter der Woche, oder an verkaterten Sonntagnachmittagen.
Filme, die wir wahrscheinlich nie kaufen würden, selbst wenn sie herabgesetzt zu haben wären.
Aber eben doch Filme, bei denen wir immer wieder gerne hängenbleiben, Filme mit denen wir uns "immer wieder gerne treffen", Filme über die wir uns immer wieder freuen, wenn wir sie (meist zufällig) mal wieder herbeizappen.
Also auf ihre eigene Art und Weise eben doch ganz besondere Filme für uns, im Kern, auch wenn uns das wohl meist nicht so wirklich bewusst ist.
Denn diese Filme begleiten uns.
Wie eine Art alter Kumpel, den man oft nicht so wertzuschätzen weiß, wie er es eigentlich verdient hätte, obwohl wir uns dann, wenn wir ihn mal länger nicht getroffen haben und an ihn denken müssen, eben doch dringend wünschen ihn unbedingt bald mal wiederzusehen.
Genau so eine Art von Film sind/ist diese(r) "Helden aus der zweiten Reihe" um Keanu Reeves und Gene Hackman für mich.
Wir sollten wohl öfter von unserem hohen Anspruchs-Filmroß runtersteigen und unseren "The Replacements"-Filmen aufmerksamer unsere Zeit schenken, sie haben es sich mit ihrer langen, bewiesenen Treue mehr als verdient.
"Es geht den meisten Systematikern in ihrem Verhältnis zu ihren Systemen wie einem Mann, der ein ungeheures Schloß baut und selbst daneben in der Scheune wohnt."
- Søren Kierkegaard -
In diesem Sinne versucht der "Architekt" John Cleese in "Clockwise" eine Auszeichnung für besonders gewissenhaftes Schloßbauen entgegen nehmen zu dürfen, daneben brennt seine Scheune ab und das Schloß/das System stellt sich als unüberwindbarer Irrgarten heraus.
Scheitern am System, Scheitern am Chaos des Lebens, Scheitern an sich selbst, Scheitern als große, humoristische Kunst, "Clockwise" ist ein Denkmal für das Scheitern an sich und somit für den Humor an sich.
Denn es ist wohl so, wie der große Loriot einmal meinte:
"Wer glaubt, Humor bestehe darin, sich über andere lustig zu machen, hat Humor nicht verstanden.
Um komisch zu sein, muss man sich vor allem selbst zur Disposition stellen."
Auch wenn dies, wie in "Clockwise", unfreiwillig geschieht.
Im Scheitern, im sich selbst zur Disposition stellen, darin liegt nicht nur das Komische, darin liegt auch und vor allem das Werdende, vielleicht sogar das Sein an sich.
"Just remember that the last laugh is on you", um diesen, wohl doch leicht abstrakt geratenen Gedankengang hier, im brian'schen, pythonesken Sinne zu Ende zu bringen :)
Was mir an Revenge of the Fallen gefällt:
Der Titel!
Spricht irgendwie den martialischen Pathos-Liebhaber in mir an :)
Was mir sonst noch an Revenge of the Fallen gefällt: