BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    BenAffenleck 21.12.2015, 21:36 Geändert 30.04.2019, 07:59

    Die Gruppe der Nolan Hater halten INCEPTION für eine 160 Millionen Dollar teure Blase, die durch Effekthascherei und Geballer über die eigentliche Leere hinweg täuschen möchte. Da gibt es von mir einen virtuellen Klapps und zur Strafe Zähne putzen und sofort ins Bett. Ich lese noch schnell eine kleine Geschichte vor, und dann aber Licht aus:

    Es war einmal…

    ...ein begnadeter Filmemacher, der von seinen Eltern des Hauses Nolan auf den Namen Cristopher getauft wurde. Dieser Junge würde sich später nicht damit zufrieden geben, normale Filmkost für Jedermann zu drehen. Besonders gerne wird er sich am knisternden Lagerfeuer wilde Geschichten mit seinem Bruder Jonathan ausdenken. Welche, die in wilder Reihenfolge erzählt werden, eine die im nebeligen Norden spielen soll, mit einer menschlichen Fledermaus soll irgendwann was dabei sein, eine Geschichte über die benachbarte Zauberergilde, eine andere über Menschen die in Träume anderer gehen können. Nach einigen Bechern Met wagen sich die Brüder sogar in die unendlichen Weiten des Weltalls hinaus, und lachen sich über ihre eigene Genialität schimmelig, einen Film möglicherweise so verschachteln zu können, dass der Pöbel gar nicht mehr erkennen kann, dass es eigentlich nur um Vaterliebe und Reue geht.

    So lieh sich der Bengel schon früh die Super 8 Kamera seines Vaters, um kleine Filme mit seinen Action-Figuren abzufilmen. Er wuchs wohlbehütet auf, und reifte zum jungen Mann heran. Langsam mit seinen Werkzeugen gut vertraut, wagte er sich an seinen ersten abendfüllenden Low-Budget Film FOLLOWING heran, bei dem er so ziemlich alles selber machen musste, und die Rollen mit Freunden und Familienmitgliedern besetzte. Da der Film schon recht gut ankam, und ein vielfaches seines schmalen Budgets wieder einspielte, durfte Christopher seinen erster großer Film für das hart regierte Königreich Holly Wood drehen. Diesen legte er als filmisches Puzzle an und nannte ihn ehrfürchtig MEMENTO. Die Stimmen der Kritikerzunft frohlockten, und so konnte sich der Nolan Sproß an sein nächstes Werk INSOMNIA machen, einer perfiden Mörderhatz mit Al Pacino, Robin Williams und Hilary Swank in Alaska und Nebel. Daraufhin drückte man dem Könner 130 Millionen amerikanische Taler in die Hand, um die vor etlichen Jahren versandete Legende um einen dunklen Rächer im Fledermauskostüm einer neuen Generation vorzustellen. Das machte er so unglaublich erfolgreich, das es ein Akt in drei Teilen wurde und den Regisseur in den Adelsstand im Königreich Holly Wood katapultierte. Zwischen diesen drei Filmen, die man weit und breit nur noch die BATMAN-Trilogie nennt, lag er aber auch nicht auf der faulen Haut, sondern schuf mit PRESTIGE einen Film über die Zauberergilde mit ohne Kaninchen aber doppeltem Boden. Da Nolan den dritten BATMAN Teil eigentlich nicht mehr drehen wollte, dies aber als Auftragsarbeit trotzdem noch souverän erledigte, gab die Kaste um die Werner Brüder dem mutigen Filmemacher endlich das Geld für seinen Trauminfiltrierungs-Thriller INCEPTION, und wie der geworden ist erzähle ich euch morgen Abend.

    ## Gute Nacht##

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    In diesem Meisterwerk begibt sich eine Gruppe “Krimineller” in ein mehrschichtiges Traumkonstrukt mit dem Ziel einen Gedanken in das Unterbewusstsein eines Großindustriellen einzupflanzen.

    Das vor Kinostart kaum etwas über die Storydetails bekannt wurde, tat dem inhaltlich komplexen und beeindruckend intelligenten Film sehr gut. Die erste Stunde wird beinahe komplett dazu verwendet, die Teammitglieder und die Regeln zwischen Traum und Realität vorzustellen. Was Nolan und sein Team dann abfackeln, ist ein wahres Feuerwerk aus Kunst und Kommerz mit einer geradezu bildgewaltigen Optik, wofür Nolans Hauskameramann Wally Pfister berechtigterweise den Kamera-Oscar einsacken durfte (der nutzte ihm dann bei seinem grottigen Regie-Debüt TRANSCENDENCE auch nichts mehr, hehehe…). Da werden ganze Straßenzüge in Paris als Doublette auf den Kopf gestellt, ein Güterzug rast über L.A.’s Straßen, die Schwerkraft wird in um volle 360 Grad rotierende Sets an kardanischen Aufhängungen scheinbar außer Kraft gesetzt. Der Wahnsinn in Tüten, denn wie immer ist bei Nolan fast alles ‘handmade’. CGI setzt er nur ein, wenn es nicht anders geht, oder als Erweiterung der handgemachten Kunst. So wird dieser Meilenstein auch in 30 Jahren immer noch fantastisch aussehen und den Test der Zeit bestehen.

    Neben der Achterbahnfahrt der Trauminfiltration gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, welcher sich um die universellen Themen Liebe, Verlust, Tod und Trauer dreht, und somit das eigentliche Herzstück von INCEPTION ist. Leonardo DiCaprio und Marion Cotillard harmonieren in ihren gemeinsamen Szene sehr gut und vor allem glaubhaft. Nolans Gespür für eine Idealbesetzung beschert uns auch hier wieder einen ganz starken Cast, mit Joseph Gordon-Levitt, Tom Hardy und Ellen Page in den gewichtigsten Nebenrollen. Abgerundet wird das Ensemble noch von Ken Watanabe, Cillian Murphy, Tom Berenger und Michael Caine. Alleine schon diese Ansammlung an Hollywood-Größen lädt zu erneuten Sichtungen geradezu ein. In bester Bond-Manier werden die Schauspieler über vier Kontinente gejagt, womit genug optische Abwechslung garantiert wird.

    Um endlich mal zum Ende zu kommen, muss ich wohl nur noch Hans Zimmer lobend erwähnen. Sein Score ist so erhaben groß, majestätisch und packend in perfekter Symbiose mit den (Traum)Bildern. Einfach überwältigend, und einer der besten Soundtracks der Filmgeschichte. Ich freue mich schon sehr darauf, den Meister im April 2016 live in Oberhausen erleben zu dürfen:

    https://www.youtube.com/watch?v=cIk-Kxw_7Kc

    Fazit: Bombast-Kino der Superlative für Hirn und Herz, inklusive garantiertem Ohrgasmus.

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      BenAffenleck 19.12.2015, 00:03 Geändert 30.04.2019, 07:54

      Edwards Zwicks gewollter Message Film zum Thema Blutdiamanten hinterlässt selbst nach gründlichem durchkauen immer noch einen schalen Nachgeschmack in meinem Mund. Nicht wegen der erschütternden Thematik, dass Blutdiamanten an die westliche High Society oder 'möchtegern was auch immer' verschachert werden, um in Afrika einen Bürgerkrieg nach dem nächsten zu finanzieren. Vielmehr, weil ein eigentlich so wichtiges Thema in ein Abenteuer-Epos gepackt wird, und schlicht an seinen eigenen Ambitionen scheitert.

      Die wahnsinnig vorhersehbare Geschichte trieft so dermaßen vor Klischees, dass man nach einer Stunde schon abwinken möchte, um diesem auf westliche Sehgewohnheiten gebürsteten Haufen Katzengold endlich im Scheißhaus runter zu spülen. Ich habe selten einen Film gesehen, der so wichtig hätte sein müssen, es aber gerade mal schafft, dem Zuschauer Anteilnahme zu heucheln. Wer hier noch durch Inhalt geschockt wird, hat die letzten 30 Jahre seinen Kopf im eigenen Arsch gehabt, anstatt sich mal richtige Dokus anzuschauen oder einen Blick in die Zeitung zu werfen.

      DIA. Das Ist Afrika. Wenn man nach Ed Zwicks Film geht, wird alles gut: Die Familien kommen immer wieder zusammen // Dem Kindersoldatenpsycho wird durch etwas Geschwätz und kuscheln die Gehirnwäsche rausgepredigt // Der egoistische Weiße stirbt den aufopferungsvollen Heldentod inkl. Satelitentelefonat zu seiner Gazetten Frontschlampe. Wie es noch schlimmer geht zeigt dann noch TRÄNEN DER SONNE.

      Ohne den sehr guten Leonardo DiCaprio und dem überragenden Djimon Hounsou wäre BLOOD DIAMOND nahe einem Totalausfall. Gut das man von James Newton Howards souveränem Score noch durch den viel zu langen Mittelteil geschoben wird, denn sonst hätte ich bei der Zweitsichtung hier schon abgeschaltet.

      Fazit: Zwei ganz starke Haupdarsteller, kraftvolle Bilder und ein guter Score retten hier, was zu retten ist. Ein mutigerer Regisseur/Produzent hätte hier richtig Großes schaffen können. Meinen Buddies hat er ja durch die Bank gefallen, aber DIA. Dirk Ist Anders! Doof Ignorant Angepisst!!

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        BenAffenleck 18.12.2015, 09:37 Geändert 21.12.2022, 15:59

        Nachdem ich am Dienstag Morgen mit einem meiner besten Freunde auf der Arbeit über den Feierabend des Vortags ins Gespräch kam, wurde ich nur noch müde belächelt als ich sagte, noch nie DIE GEISTER, DIE ICH RIEF gesehen zu haben. Dieser Totalausfall (also der Film, nicht mein Kumpel) wurde am Abend des gleichen Tages beseitigt.

        Als Bill Murray zum ersten Mal in Richard Donners moderner Adaption der altbekannten “Weihnachtsgeschichte” den Mund öffnete, musste ich erst mal zügig auf OmU umschalten. Murray mit Lehmanns Stimme ging für mich gar nicht. Und dann bekam ich die volle Packung 80er Jahre Weihnachtstrash mit urigen handgemachten Effekten. Und ich hatte so r i c h t i g Spaß!

        Bill Murray darf hier seinen göttlichen Zynismus hemmungslos von der Leine lassen. Bei seinen Sprüchen und dem oft überzogenen Schauspiel musste ich tatsächlich ein paar mal laut auflachen, oder hatte zumindest ein Dauergrinsen im Gesicht. Ich möchte wetten, das eine Menge von Murrays Gelaber improvisiert war, und die Crew schon kurz vor Bauchkrämpfen war. Hach, was mag ich den Kerl!
        Murray liefert hier dann auch so eine dermaßen überzeugende One-Man-Show ab, dass der Rest des Casts auch nur noch Staffage ist. Karen Allen ist wieder mal charmant wie eigentlich immer, Bobcat Goldthwait (den ich so gerne als ‘Zed’ in der POLICE ACADEMY Reihe sehe) gibt überzeugend den gefeuerten Halbirren, Alfre Woodard vermag als Franks Assistentin noch schauspielerisch einige Akzente zu setzen, dem großen Robert Mitchum darf man in einer seiner letzten (Neben) Rollen zusehen, und der Zeckenteppich ‘Buck’ aus EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE wurde auch noch eingeladen.

        Am Ende wird einem noch bei der ultimativen Weltverbesserungs-Ansprache inkl. Feelgood-Party die Moral in den Schädel gehämmert, wonach ich zufrieden zur Fernbedienung griff, noch den letzten Schluck Punsch aus meiner Elchtasse nahm und mich zufrieden ins Bett schleppte. Natürlich mit aufgezogenem Santa-Claus-Bettzeug und Weihnachten im Herzen.

        Fazit: Ein herrlicher Spaß. Total bescheuert und trotzdem bewegend. Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte mit Hang zur überzogenen Mediensatire.

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          BenAffenleck 13.12.2015, 12:23 Geändert 30.04.2019, 07:45

          Wenn die eigentlich jedem Kind unaufgefordert zustehende schönste Zeit des Lebens zur Schlechtesten wird, hinterlässt das Narben. Armut, fehlende Vorbilder, ein nicht existierendes Nest der Geborgenheit, Alkoholmissbrauch, Gewalt. Vielleicht hinterlässt das schmerzhafte sichtbare Narben, schlimmer sind meist die Unsichtbaren. Wenn alles was so wichtig ist in der Kindheit fehlt, jenes ersetzt wird durch Weltrekordversuche im Biertrinken, Vaters Kotze wegwischen, Nackt-Radrennen und Roy Orbison, wird DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE zu so viel mehr, als nur ein hingeschmierter Spruch an der Trennwand des Herrenklos.

          Beachtlich finde ich, das van Groeningens Film seine Figuren nicht der Lächerlichkeit preis gibt, wie es so viele "Doku-Serien-Formate" diverser Sender so gerne machen. Die Geschichte einer Familie am perspektivlosen Ende der Gesellschaft im Belgien der 1980er Jahre wird beobachtet, aber nicht verurteilt. Neben all der Tristesse gibt es auch immer wieder kleine Hoffnungsschimmer und Humor jeglicher Couleur. Massen taugliche Unterhaltung geht anders, trotzdem konnte mich diese belgische kleine Perle bis zum Ende mit ziehen, da einem die Figuren sehr nahe gebracht werden. Mitunter unerträglich nahe.

          „Das Leben ging weiter. Genau das macht das Leben manchmal so schwierig.“

          Fazit: Interessante europäische Kost.

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            BenAffenleck 09.12.2015, 21:16 Geändert 29.04.2019, 21:58

            US amerikanisches Kino zur 9/11 Vergangenheitsbewältigung. Ein leicht autistischer Junge verliert seinen Vater am „schlimmsten Tag“ in einem der Twin-Tower. Durch Zufall findet er einen versteckten Schlüssel seines Vaters, und begibt sich auf eine Reise durch den Big-Apple. Eine bewegende Geschichte über die Wut und Trauer eines Kindes, und letztendlich einer ganzes Stadt.

            Stephen Daldry hat in der Verfilmung des gefeierten Romans EXTREM LAUT & UNGLAUBLICH NAH eine Menge rein gepackt, was im Buch möglicherweise noch besser funktionierte. Beziehungsgeflechte verschiedener Personen, 9/11 und Trauerbewältigung, Autismus. Das ist schon ein ganz ordentlicher Brocken. Eine Kunst für sich, dass das Endergebnis trotzdem sehr stimmig und nicht zu überladen wirkt.

            So ein Film steht und fällt natürlich mit der Wahl des Kinderdarstellers. Hier bewies Daldry wie schon bei seinem BILLY ELLIOT ein überaus glückliches Händchen. Thomas Horn wächst in seiner verschrobenen aber sympathischen Rolle über sich hinaus. Da wird Tom Hanks wirklich nur zum Anhängsel degradiert, während Sandra Bullock in ihrer geringen Screentime durchaus überzeugen kann. Den Hut ziehen muss man allerdings vor Max von Sydow, der in seiner Rolle nicht ein einziges Wort spricht, und seinen beachtlichen Ausdrucksreichtum nur über Gestik und Mimik transportiert. Richtig stark! Trotzdem ist EXTREM LAUT... auch ein Film der schönen Dialoge, im Fall des kleines Oscars auch einiger beeindruckender Monologe, die wirklich berühren. Alexandre Desplat hat hier auch wieder einen wunderschön stimmigen Score erschaffen, der bei mir oftmals für Gänsehaut gesorgt hat.

            Fazit: Sicherlich etwas zu lang, irgendwie auch ungewöhnlich, leicht sperrig ... aber durch das zentrale Thema 'Hoffnung' auch sehr schön anzusehen. Werde ich noch mal zweitsichten müssen, um mir ein endgültiges Bild zu machen.

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              BenAffenleck 06.12.2015, 15:46 Geändert 21.10.2019, 17:09

              Blasphemisch! Gewaltporno!! Antisemitisch!!! Die kampagnenartigen Kritiken und teils unverschämten Schlagzeilen waren für Gibsons ewig lange geplantes Herzens-Projekt eine weltweit mediale Werbung, wie sie besser (und günstiger) nicht hätte sein können. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Film oder der Produktion als solche fand oftmals aber gar nicht statt. Wie dem auch sei, egal was man Gibsons DIE PASSION CHRISTI auch vorwerfen mag, eines ist er sicherlich nicht: Ein belangloser Hollywood-Streifen.

              Dieses bildgewaltige und unvergessliche Kunstwerk über eine der bekanntesten Geschichten der westlichen Welt fordert durch die in kurzen Rückblenden dargelegten christlichen Werte und der gegen-geschnittenen unsagbaren Gewalt emotional heraus. Sicherlich schießt Gibson mit seiner Gewaltdarstellung mehr als 'ein wenig' übers Ziel hinaus. Selten wurde in einem Film die Güte der Menschen und ihre geifernde Gier nach Blut und Gewalt so nah beieinander auf den Zuschauer losgelassen. Das kann schocken, abstoßen und überfordern. Ich bevorzuge im übrigen die Recut-Fassung (auf dem sehr schönen Mediabook enthalten), wo gerade die Tortur durch das Flagrum gekürzt und einige Schnitte bei der Kreuzigung das ganze Prozedere wieder konsumierbar machen.

              Aber es sind sicherlich nicht die Gewaltszenen, die hier die 8,0 Punkte einsacken. Von DER PASSION CHRISTI geht auch vom technischen Aspekt her eine ungeheure Faszination aus. Abgesehen von den Sets und der preisverdächtigen Arbeit der Maske sind es Kameramann Caleb Deschanels Bilder, die mich umhauen. Gerade der Anfang im Garten Gezemane hat es mir angetan. Die Ausleuchtung und Farbgestaltung erschaffen hier pure Gemälde. Sehr beeindruckend, ebenso wie einige Kamerawinkel, wenn Jesus am Kreuz aufgerichtet wird, und die Kamera mit 'aufgerichtet' wird. Die visuelle Kraft dieser zu herzen gehenden Gewaltoper in Verbindung mit John Debney's Score ist schon eine ungeheure Wucht, und geht mir sehr nahe.

              Da sich für so ein gewagtes Projekt keine Geldgeber auftreiben ließen, finanzierte Gibson sein Machwerk gleich selbst (ca.30 - 40 Millionen Dollar). Alleine bei der Kinoauswertung spielte DIE PASSION über 600 Millionen wieder ein, und machte ihn damit zum profitabelsten Film für eine Einzelperson.

              Für Hauptdarsteller James Caviezel war die Rolle des Jesus wie schon zuvor befürchtet, leider ein Karrierekiller. Trotzdem wollte er die Rolle unbedingt spielen, und liefert eine schier beängstigend gute Performance. Beim Dreh ging er weit über seine Grenzen hinaus und wurde dafür mit einem Blitzschlag, einer Lungenentzündung, einer Unterkühlung, einer verrenkten Schulter und keiner Oscar-Nominierung entlohnt.

              Der Community-Schnitt von 5,4 zeigt natürlich, dass ich von Filmen kaum Ahnung habe, oder im Gegensatz zu vielen anderen einen zu guten Geschmack besitze. Wie auch immer. DIE PASSION CHRISTI, dieses mutige Stück Kino und Lehrstück über Aufopferung, Vergebung und Liebe, reißt mich jedes Mal komplett auseinander und setzt mich danach wieder neu zusammen. Und das schaffen nicht unbedingt viele Filme.

              Fazit: Technisch überragender Meinungsspalter mit einer exzellenten Bildsprache und einem überragenden Hauptdarsteller.

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                BenAffenleck 03.12.2015, 21:19 Geändert 29.04.2019, 21:50

                Wie spannend fast 3,5 Stunden lang Dialoge sein können, zeigte uns Oliver Stone 1991 in seinem vor lauter Staraufgebot fast berstenden JFK - TATORT DALLAS.

                In diesem extrem packenden Film wird die Möglichkeit einer Regierungsverschwörung rund um die Ermordung John F. Kennedys abgehandelt. Und das wird in dieser beängstigend langen Laufzeit nicht langsam zelebriert, sondern dem Zuschauer in einem genial geschnittenen Wirbelsturm aus Bildern, Namen, Zusammenhängen, Theorien und Fakten so dermaßen um die Ohren geklatscht, das jeder halbwegs interessierte Verschwörungs-Fan während des Films im 30 Minuten Takt die Unterhose wechseln muss.

                Fazit: Stone und Costner in der Blüte ihres filmischen Schaffens. Von JFK darf man sich guten Gewissens alle paar Jahre wieder mal gedanklich ordentlich durchschütteln lassen.

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                  BenAffenleck 29.11.2015, 14:29 Geändert 29.04.2019, 21:48
                  über Sieben

                  Das Paradies ist verloren, die Zivilisation befindet sich auf der Abwärtsspirale. Mitte der 90er hat uns das niemand gekonnter vor Augen geführt, als David Fincher. Gebeutelt nach seinem Albtraum-Dreh mit ALIEN 3 dauerte es 3 Jahre, bis sich Fincher an sein Zweitwerk wagte: SE7EN.

                  Selbst nach der x-ten Sichtung reißt dieses Meisterwerk immer noch mit. Wie verstörend und schockierend es damals im Kino war, werde ich wohl auch nie vergessen. Ein Film ohne Kompromisse, völlig Hollywood-untypisch, ein überwältigender Grenzgänger der heute berechtigterweise als einer der besten Thriller aller Zeiten angesehen wird.

                  Die Inszenierung ist atemberaubend dicht, selbst in ruhigeren Dialogszenen kommt keine Langeweile auf. Man entdeckt auch immer wieder äußerst interessante Kamerawinkel, zum Beispiel wenn Somerset seinen Taktgeber auf den Boden trümmert. So was lässt den aufmerksamen Film-Gourmet mit der Zunge schnalzen. Die grandiose Optik und düsteren Sets, Howard Shores unheimlicher und nichts Gutes verheißender Score, die Auseinandersetzung mit den sieben Todsünden, die exzellenten Darsteller und ihre Charakterzeichnung, das kranke Drehbuch . . . all das wird einem beim eindringlichen Finale mit 100 Sachen von Kevin Spacey's unglaublicher Intensität direkt ins Gesicht geschlagen.

                  Fazit: Das Thriller Genre kann man guten Gewissens in die Zeit vor und nach SE7EN einteilen. Sensationell!

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                    BenAffenleck 28.11.2015, 15:27 Geändert 26.04.2019, 21:17

                    "Ein Menschenleben ist oft nicht mehr Wert als die Information, die man aus diesem herausquetscht!"

                    Leider ein all zu aktueller Film zum großen „Schachbrett des Terrors“. Hier sind Menschenleben nicht viel wert, im Gegensatz zu Informationen, wen man als nächstes gegeneinander ausspielen, foltern oder töten muss, um an die nächsten Informationen zu kommen, bis man der Hydra endlich wieder mal einen Kopf abschlagen kann.

                    Der Agenten-Action-Thriller BODY OF LIES spielt auf hohem Niveau, eindösen braucht man hier nicht eine Minute. Der Film wurde von Ridley Scott wieder absolut stylisch und modern in Szene gesetzt, wie man es erwartet hat. Leo DiCaprio kann als Agent, dessen Ansichten zum erreichen des großen Ziels langsam ins Straucheln geraten, souverän überzeugen. Ich liebe den Burschen und seine unglaublich gute Rollenauswahl immer mehr.

                    Russel Crowe schiebt auf dem Schachbrett, welches sicherlich 16 Ränder hat, die Figuren von der amerikanischen Seite aus ins Spiel. Sein Charakter ist recht selbstgefällig, skrupellos und nicht weniger fanatisch. Seine Schach-Figuren bewegt er oft ganz beiläufig, während er sich um seine Kinder kümmert, frühstückt oder sonst was macht.

                    Matchwinner des Films ist aber mal wieder ganz klar Mark Strong als Leiter des jordanischen Geheimdienstes, der 'Fingernagelfabrik'. Seine Aura gleicht der eines lauernden Raubtieres, elegant in der Erscheinung, immer bereit zum tödlichen Sprung. Eine geniale Vorstellung.

                    Im Film wird immer wieder gesagt, dass „in diesem Mist niemand unschuldig sei“, und genau darauf wird es immer hinaus laufen. Irgendwann wird es auch die Übertragung des (Terror) Spiels in einer Stadt in deiner Nähe geben.

                    Fazit: Leicht nachhaltiger Agenten-Thriller mit gutem Cast in geleckter Optik, aber sicherlich 15 Minuten zu lang.

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                      BenAffenleck 25.11.2015, 20:58 Geändert 26.04.2019, 21:10

                      Die Werke des Paul Thomas Anderson sind für mich nicht ''die'' besten Filme. Aber sie sind in ihrer Andersartigkeit heutzutage wirklich noch etwas ganz besonderes. Groß und großartig gefilmt, authentisch in Setting und Ausstattung, den Zuschauer fordernd in ihrer Anti-Mainstream Haltung. Zudem weiß Anderson, wie er bei seinen Darstellern das Maximum an Können heraus zu kitzeln hat.

                      Sein THERE WILL BE BLOOD hat mich vor einigen Monaten aus dem Sessel rutschen lassen. Eine Urgewalt von einem Film, wogegen die filmische Auseinandersetzung mit Tom Cruise's elitärem Edelclub „Scientology“ das eindeutige Nachsehen hat. Das es sich hier tatsächlich um „Scientology“ handelt, wird allerdings nicht erwähnt, ansonsten wäre Paul Thomas eines morgens auch wohl mit Elektroden des berühmten E-Meters an seinen Hoden und einem achtendigen Kreuz in seinem Arsch wach geküsst worden.

                      THE MASTER ist bisher Andersons sperrigster Film, sehr unterkühlt und recht langatmig inszeniert. An Spannungsbögen fehlt es eigentlich komplett, und auch die eigentliche Dramaturgie, mit der er sonst immer so gut spielen kann, vermisst man hier. Ich hoffe, das er mit seinen nächsten Filmen wieder etwas mehr den Bogen zum Zuschauer bekommt, denn nur noch Filme zu drehen, um dem Kommerz den Mittelfinger zu zeigen, kann ganz schön einsam machen.

                      Wo die Geschichte nicht richtig packen kann, müssen es dann halt die Schauspieler richten. Phoenix und Hoffman spielen sich hier die Seelen aus ihren Leibern. Der eine ein nuschelndes alkoholbesessenes Monstrum mit Kriegstrauma, während der andere redegewandt, verführerisch, charmant und nur in Extremsituationen schreit und wütet. Die 'No blinking Scene' ließ mir den Mund tatsächlich offen stehen, und verdeutlichte mir mal wieder, warum Joaquin Phoenix seit GLADIATOR einer meiner Lieblingsschauspieler ist.

                      https://www.youtube.com/watch?v=3kPurV5qsL0

                      Oder die packende Gefängnisszene:

                      https://www.youtube.com/watch?v=85cAFs65o1U

                      Diese beiden Hochkaräter werden noch verstärkt durch das zurückhaltende Spiel von Amy Adams, die mittlerweile auch in jeder Rolle zu gefallen weiß. Alle 3 Schauspieler waren für ihre Rollen übrigens oscarnominiert.

                      Johnny Greenwood' Score konnte mich auch nicht so begeistern wie in THERE WILL BE BLOOD.

                      Fazit: Als eine der ersten 65 Millimeter Produktionen der letzten 20 Jahre hätte ich mir eigentlich ein Meisterwerk gewünscht. Davon ist THE MASTER aber weit entfernt. Für eine Einmalsichtung mit etwas Zeit/Ruhe aber ein Must-see. Gerade wegen der sensationellen Schauspielleistungen.

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                        BenAffenleck 25.11.2015, 16:04 Geändert 26.04.2019, 21:13

                        Du gehst durch deine Stadt, deinen Block, deinem Viertel. Läufst kopfschüttelnd an einem Plakat mit der Ankündigung der morgigen Pegida-Demo vorbei, machst eine kurze Rast auf der Parkbank mit den eingeritzten Hakenkreuzen in der Rückenlehne, wenigstens einige davon mit „Nazis raus“ Stickern überklebt. Mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln stehst du nach kurzer Zeit wieder auf, und denkst noch mit einem letzten Blick auf die Gravuren:“ Wer nicht mehr kämpft, hat schon verloren“ und „Keinen Schritt zurück weichen“.

                        Du gehst weiter, und je länger deine Tour dauert, umso mehr Fragen über das alltäglich Gesehene hast du dir insgeheim vielleicht schon gestellt:
                        - Wartet die Clique Halbstarker Asylbewerber dort drüben vielleicht doch auf das nächste Opfer, dem sie ihr Taschengeld und Handy abknüpfen können?
                        - Wieso gehört jedes Internet-Cafe auf den letzten 500 Metern eigentlich immer nur Ausländern, von Second-Hand Handy Shops mal ganz zu schweigen?
                        - Würde ich meinen Wagen dort in die Werkstatt bringen, wenn ich den Namen des Besitzers nicht mal aussprechen kann?
                        - Ein Kamelschubser kommt mir entgegen. Heilige Scheiße … hoffentlich hat der Hosenträger und keinen Sprengstoffgürtel.
                        - Wenn ich jetzt beim China Mann fritiertes Einerlei bestelle, ist da dann Hund oder noch schlimmeres drin?
                        - Wieso gucken alle den 180 Kilo schweren Mann dort vorne so bemitleidenswert an, soll er doch einfach weniger fressen?
                        - Was bettelt die Mutter mit ihren 2 kleinen Kindern hier in der Einkaufsstraße, wohl nichts Anständiges gelernt?
                        - Ist die große tätowierte Kante da, ja … genau … der mit dem rasierten Schädel, wohl ein braunes Stück Scheiße?

                        Bin ich selbst nicht in braune Scheiße getreten, wenn ich mir solche Fragen stelle? Wird es erst gefährlich, wenn ich diese Fragen laut äußere, oder reicht das Gedankengut schon aus? Viel zu schnell lassen wir unsere Meinung über unsere Mitmenschen durch Äußerlichkeiten beeinflussen. Diskriminierung im kleinen. Alltagsrassismus.
                        Unterschwellig brodelnde Vorurteile, manchmal giftig und hochansteckend.

                        Ein filmisches Statement zum Thema "alltäglicher Rassismus" schenkte uns 2006 Paul Haggis in Form des bitteren und emotionalen Episodenfilms L.A. CRASH, basierend auf seinem eigenen Drehbuch. Haggis wirft in seinem Werk einen gekonnten Blick auf den multikulturellen Schmelztiegel Los Angeles, wo jeder mit jedem kollidieren kann: Weiße mit Schwarzen. Schwarze mit Latinos. Latinos mit Moslems. Einige Figuren werden an der Kollision zerbrechen, andere ihre Lehren ziehen, und gestärkt aus ihr hervor gehen. Ein Tag, der so oder so bei allen Beteiligten seine Spuren hinterlassen wird, und den Zuschauer mit seinen eigenen Gedanken und „Maybe Tomorrow“ von den STEREOPHONICS aus dem Kino zurück in unsere tolerante Gesellschaft fegt.

                        Auf dem Rückweg durch meine Stadt, meinen Block, meinem Viertel male ich noch jedem Lutz Bachmann, der mich von Plakaten anstarrt, ein Adolf Bärtchen. Sieht so aus, als hätte es dort schon immer hingehört. Never give up. Never surrender . . .

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                          BenAffenleck 25.11.2015, 10:13 Geändert 23.10.2019, 11:42

                          Mit der Spiele-Verfilmung PRINCE OF PERSIA bekam Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer eine gehörige Portion vom Sand der Zeit ins perfekt laufende Getriebe. Über 100 Millionen Dollar Verlust bei der Kinoauswertung. Upps. Kein Wunder, dass die TRANSFORMERS und die PIRATES ohne Ende ran müssen.

                          Dabei ist PRINCE OF PERSIA ein wunderbar zusammengeklauter Husaren-Ritt aus 70 Jahren Filmgeschichte, ein Mal durch den HD Mixer gejagt und an die Leinwand geklatscht. Hier gibt es dann eine Bilderflut aus Versatzstücken von ALADDIN / DER HERR DER RINGE / DIE 3 MUSKETIERE / INDIANA JONES / DIE MUMIE und LAWRENCE VON ARABIEN, die als entspannendes Popcorn-Kino richtig Laune macht. An den Kostümen, Drehorten und Kulissen kann ich mich auch nicht satt sehen, weshalb das jetzt schon die Drittsichtung war, obwohl die Charakterzeichnung recht flach ist, und es der Story auch an dem gewissen Etwas fehlt.

                          Jake Gyllenhaal weiß als persischer Prinz zu gefallen, während Gemma Arterton als Prinzessin Leia-der-Wüste ihr Zickending souverän durch zieht. Alfred Molina ist solide, Ben Kingsley wie immer (in den letzten 15 Jahren) verschenkt.

                          Fazit: Die momentan modernste Variante des 1001-Nacht-Themas, welches Audio/Visuell wirklich zum niederknien ist und richtig derbe Spaß macht.

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                            BenAffenleck 21.11.2015, 22:40 Geändert 07.10.2019, 14:58

                            Ich finde es unsagbar schade, dass Mel Gibson sich selbst keine neuen Regiearbeiten mehr zutraut, oder darf ihm von Studioseite her nichts mehr zugetraut werden? Wenn man in Hollywood auf der schwarzen Liste steht, werden die Hürden anscheinend unüberwindbar. Oder lässt der Stress des Filmemachens Gibson schneller zur Flasche greifen, seine inneren Dämonen unkontrollierbarer werden?
                            Wie auch immer, gerade so ein interessanter Filmemacher wie Gibson gehört einfach hinter die Kamera. Jemand, der einen scheiß darauf gibt, ob sich ein Film als OmU verkaufen lässt oder nicht. Jemand, der auf Einspielergebnisse und Kritiken pfeift. Jemand, der richtig fett und authentisch abliefern möchte. Jemand, der den Film macht, den er machen will, und andere von seiner Vision überzeugen kann. Jemand, der sich epischer Themen annimmt, provoziert und gerne kompromisslos inszeniert. Jemand wie Mad Mel.

                            Mit seiner letzten Regiearbeit APOCALYPTO gelang ihm schlichtweg ein gefühlt sehr authentisches und atemberaubendes Meisterwerk über einen Maya-Krieger, der die Anfänge des Untergangs seiner Zivilisation miterlebt und seine Familie retten muss.

                            Für APOCALYPTO sollte man schon ein wenig "bereit" sein, soweit man es für so ein in seiner Machart ziemlich einzigartiges bildgewaltiges Meisterwerk in Mayathan-Sprache überhaupt sein kann. "Bereit" für Gewaltszenen, wo die Kamera drauf hält. Hineingezogen werden in eine untergegangene Kultur, die nicht historisch genau sein will, sondern als Rahmen einer unglaublich spannenden Geschichte dient.

                            Ein großer Pluspunkt war auch Gibsons Entscheidung, alle Rollen nur mit mexikanischen Laiendarstellern zu besetzen, die durch ihre physische Präsenz und Natürlichkeit einiges an fehlender schauspielerischer Erfahrung wett machen konnten. Besonders hervorzuheben ist sicherlich Rudy Youngblood als "Pranke des Jaguars" und Raoul Trijillo als „Leitwolf“, der eine sagenhaft bedrohliche Ausstrahlung hat. Sie können wirklich in allen Belangen restlos überzeugen. Die Darsteller lernten im übrigen ihre Textpassagen, indem sie diese auf MP 3Player bekamen, und immer wieder nach sprachen. Letzten Endes sollen aber viele benutzte Passagen des gesprochenen Textes völlig sinnfrei sein, was natürlich nicht auffällt, sofern man die Bierflasche nicht gerade auf einem Mayathan-Deutsch / Deutsch-Mayathan Wörterbuch von Langenscheidt stehen hat.

                            Für die Darsteller waren an einigen Tagen über 250 Makeup Künstler und Stylisten am Set, um die unglaubliche Vielzahl an Körperbemalungen und Frisuren bewältigen zu können. Zusammen mit dem nicht enden wollenden Ideenreichtum der verschiedenen Kostüme, Masken und Requisiten, wie Schmuck und Waffen, ist es beinahe nicht zu glauben, dass es sich hier um eine "unter 50 Millionen Dollar" Produktion handelt.

                            Der Regenwald Mexikos diente als atemberaubende Kulisse, perfekt mit digitalen Kameras von Dean Semler eingefangen, der auch schon den großartigen DER MIT DEM WOLF TANZT abfilmte. Es gibt hier wirklich einige richtig starke Kamerafahrten und Einstellungen zu bewundern, gerade wenn man den unwirtlichen Drehort bedenkt.
                            Der Schnitt bei der Hetzjagd auf "Pranke des Tigers" macht im Verbund mit Horners Score richtig Tempo. Handwerklich ist dieser Film wahrhaftig ein Meisterwerk, welches nur mit einigen wenigen digitalen Effekten auskommt, und ihn somit zu einem der besten "handgemachten" Filme des neuen Jahrtausends macht, welchem dankenswerterweise auch eine überragende BluRay-VÖ beschert wurde. Bild und Ton sind hier auf Referenz-Niveau.

                            Fazit: APOCALYPTO ist perfektes Kino. Handgemacht, groß, packend und spannend. Wahrlich ein echter Augenöffner.

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                              BenAffenleck 17.11.2015, 20:01 Geändert 18.02.2019, 20:40
                              über Frank

                              Der alte Affenlecker schnallt sich auf seine rasende Banane und besucht den mp-Buddy Holger „sachsenkrieger“.

                              Filmcheck 1/3

                              Wie lange sind Fragen interessant, wenn es zu wenige Antworten gibt? Was will der Film von mir? Wer ist dieser Frank? Was soll dieser riesengroße Pappmaché Kopf? Ist mein Kopf auch so groß, wenn es den Abend vorher nur Rolinck Bier gab? Wieso hat man eine Band, wenn man keine Musik spielt? Wann sollte man für den Erfolg kommerzieller werden? Was würde passieren wenn ich jetzt aufspringe, mir Holgers Fernbedienung ins linke Auge ramme und dann nur noch die Hälfte sehen könnte? Wäre der Film dann halb so gut, oder doppelt so skurril?

                              FRANK war für mich leider nicht wirklich greifbar, aber trotzdem nicht so richtig übel. Man darf hier allerdings mit 2 Sachen nicht rechnen: Mit einer Komödie (obwohl es viel zu schmunzeln gibt) oder einem Musiker-Biopic (weil es keine Musik gibt...äähh...also...keine richtige jedenfalls). Dieses Porträt über die Kunstfigur Frank Sidebottom (unter dessen hohlem Kopf sich der 2010 verstorbene britische Komiker Chris Sievey verbarg) ist viel mehr eine Auseinandersetzung mit der Genialität eines psychisch kranken "Künstlers" und der Musikbranche im multimedialen Social Network Zeitalter.

                              Fazit: Irgendwie ein guter Film, den man erst mal ein paar Tage sacken lassen muss. Unterm Strich hätte mir aber eine kleine Heroisierung der Band mehr gefallen, anstatt sie in den letzten Einstellungen als das dastehen zu lassen, was sie wirklich sind: In ihrem Mikrokosmos glückliche Freaks.

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                                BenAffenleck 17.11.2015, 19:55 Geändert 07.04.2019, 09:05
                                über Ted 2

                                Der alte Affenlecker schnallt sich auf seine rasende Banane und besucht den mp-Buddy Holger „sachsenkrieger“.

                                Filmcheck: 3/3

                                Der fiese kleine Arschbär ist zurück und nimmt alles und jeden auf seine pelzigen Arme. Völlig geschmacklos, politisch unkorrekt, drogenverherrlichend und total Banane. Dazu gibt es Cameo-Auftritte und geniale Popkultur-Referenzen in so einem Tempo, dass man sich nach fast 2 Stunden schon das Grinsen aus der Fresse rausmeißeln lassen muss. Hammerhart, irrsinnig komisch und Donner-Buddies forever.

                                Fazit: Etwas stärker als Teil 1, sofern man auf einen spermabesudelten Mark Wahlberg schon immer gewartet hat, und man Bukkake nicht für eine japanische Teesorte hält. Den werde ich bestimmt noch mal sehen, und eventuell noch einen Punkt aufwerten.

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                                • Glückwunsch, mein lieber Burger! Glückwunsch!!

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                                    Ein Bilderrausch. Ein fantastisches Spiel mit den Farben, aufgefordert zum willigen Tanz mit der Kamera. Geil! Ich dachte zuerst, ich sehe einen Danny Boyle Film.
                                    OHNE LIMIT ist stylisches und spannendes Kino, ein moderner Thriller mit einer packenden Geschichte und einem sehr gut aufgelegten Bradley Cooper. Auch Robert DeNiro war endlich mal wieder souverän.

                                    Cooper spielt hier einen Tagefurz, einen Loser der nichts auf die Kette bekommt bis er anfängt die Wunderdroge zu konsumieren und sich sein IQ dadurch vervielfacht…
                                    Die erste Stunde ist einfach absolut genial. Wunderbare Ideen, zum Beispiel die Farbe der Bilder als Gradmesser des Gemütszustandes. Sehr gute Kamerafahrten und ein fantastischer Schnitt machen OHNE LIMIT zu einem Eye Candy. Leider kann er das Tempo nicht bis ganz zum Ende durchhalten. (S*P*Ü*L*E*R) Die Nummer mit dem Blut trinken war einfach doof. Wie viel Blut soll der denn gesoffen haben, damit die Droge auch nur minimal wirkt. Und das Ende hätte ruhig…böser sein dürfen(A*U*S*G*E*S*P*Ü*L*T). Das was am Schluss noch richtig gepackt hätte, fehlte leider. Trotzdem ein Film mit Wiederanschauungswert.

                                    UPDATE 16.11.2015:

                                    OHNE LIMIT bleibt immer noch ein unterhaltsamer Mix aus drogenbejahendem Thriller und Wall Street 2½. Allerdings fingen die völlig bescheuerten Logiklücken jetzt schon an zu nerven, und die Handlung wirkt derbe konstruiert, wenn man von dem Bildersturm nicht mehr ganz so abgelenkt ist wie bei der Erstsichtung.

                                    Die 7,0 kann er noch so gerade eben halten.

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                                      BenAffenleck 08.11.2015, 21:31 Geändert 18.02.2019, 20:31

                                      Ach du heilige tiefe E-Saite. Mit INSIDE LLEWYN DAVIS haben die Coens mal wieder bewiesen, dass sie neben immer mal wieder genialen Filmen noch mehr mittelprächtige Filme abliefern. Hier kann man einem Folker, der absolut nichts auf die Kette bekommt, beim verlieren zusehen. Hört sich langweilig an, ist aber noch viel langweiliger. Die frühen 60ties werden mit gelungener Kameraarbeit hervorragend eingefangen, New York beim Aufbruch der Folk-Szene hätte mir vor Begeisterung eigentlich die Tränen in die Augen treiben müssen. Und dann wird das alles in so eine völlig belanglose Geschichte gepackt, die mir völlig am Korpus vorbei geht und mich dazu zwingt, dem Ding nach einer Stunde und fünf Minuten alle verstimmten Saiten durchzuschneiden.

                                      Fazit: Für mich der ödeste Musikfilm der letzten Jahre.

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                                        BenAffenleck 08.11.2015, 20:39 Geändert 18.02.2019, 20:29

                                        Nach M. Night Shyamalans „Tetralogie des Affenleck'schen Begeisterungssturms“ (SIXTH SENSE / UNBREAKABLE / SIGNS / VILLAGE) nun endlich das Finale seiner „Trilogie zur Studie der psychischen Belastbarkeit bei optisch-akustischer Vergewaltigung“ (MÄDCHEN / HAPPENING / AANG) .

                                        Was immer er sich bei diesem esoterischen New-Age-Ökofistfuck im Arsch des allmächtigen Filmgottes gedacht hat, ich möchte es nicht wissen. Das er seinen nächsten Filme dann „AFTER“ EARTH genannt hat, zeugt schon von Humor.

                                        Fazit: Ja, Genau!

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                                          BenAffenleck 02.11.2015, 19:03 Geändert 18.02.2019, 20:26

                                          Mit ZERO DARK THIRTY präsentiert uns Kathryn Bigelow die Geschichte der Frau, die Osama Bin Laden nach jahrelanger Suche endlich aufspüren konnte. Die eigentliche Exekution mit all ihrer amerikanischen Selbstgerechtigkeit wäre für einen abendfüllenden Spielfilm etwas zu wenig gewesen. Somit gibt ZDT nicht nur die Chronik der jahrelangen Suche nach dem amerikanischen Schreckgespenst wieder, sondern porträtiert die Agentin, die sich durch alle Widerstände biss, und letztendlich Erfolg hatte.

                                          Leichte Kost ist der Film wahrlich nicht, und mir persönlich missfällt es sehr, dass Bigelow die Chance vergeben hat, hier mal klar Stellung zu Themen wie Rache, Folter, Entmenschlichung, Kidnapping und Mord für die Flagge zu beziehen. Wenn ich ZERO nur darauf beschränken würde, dürfte er eine eigentlich verdiente 3,0 bekommen, denn für mich ist die hier gezeigte Neutralität keine Option.

                                          Wenn man diese Hatz aber rein filmisch betrachtet, bekommt man hier einen etwas mehr als passablen Agenten-Thriller geboten, der zwar klar zu lang ist, mich aber trotzdem nicht mit Langeweile in den Schlaf wiegen konnte, was sicherlich auch an Jessica Chastains gnadenlos guter Performance als Maya lag.

                                          Am Ende, wenn Bigelow uns die einsame Maya zeigt, die ihren Job erledigt hat aber vergessen hat zu leben, bekommt ZDT einen dann doch noch, denn das war für mich ein versöhnlicher Abschluss, fernab von jubelnden Kommando-Zentralen und wildem Stars and Stripes gewedel. Die eiskalte Karrieristin, die über Leichen ging, um ein Gespenst zur Strecke zu bringen, und letzten Endes dadurch selbst zu einem wurde.

                                          Fazit: Für eine mögliche Zweitsichtung fand ich ihn nicht gut genug, zum ignorieren hat er aber einfach zu viel Klasse.

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                                            Wieder eine schon hundertmal erzählte Geschichte, die in Wirklichkeit keine Sau ein weiteres Mal braucht. Wenn, ja wenn hier nicht Bill Murray mitspielen würde. Wenn dieser unglaublich lustige, mit Schauspieltalent gesegnete und völlig coole Eiswürfel vor sich hin fluchend über den Bildschirm schlurft, schenkt man der ausgelutschten "mürrischer alter Mann entdeckt sein Herz" Geschichte gerne anderthalb Stunden seiner ach so kostbaren Lebenszeit.

                                            Autor und Regisseur Ted Melfi gelang mit ST. VINCENT trotz all seiner Vorhersehbarkeit eine wunderschöne und zu Herzen gehende Tragikomödie, in der man Bill Murray in Bestform bewundern darf.

                                            Die eigentliche Überraschung ist hier allerdings Melissa McCarthy, bei deren Filmtrailern ich meinen Würgreflex bislang nur beruhigen konnte, indem ich kurz an einem Pritt Stick lutschte. Hier ist ihre Rolle eher ruhig und feinfühlig angelegt. Das steht ihr ausgesprochen gut.
                                            Naomi Watts als "Dame der Nacht" fand ich dagegen schon extrem gewöhnungsbedürftig. Es dauerte etwas, bis man sich daran gewöhnt hatte.

                                            Unterm Strich wurde in ST. VINCENT dann aber doch etwas zu viel "Schicksal" rein gepackt (**SPOILER* Die Nummer mit dem Schlaganfall fand ich dann doch irgendwie etwas drüber, fühlte sich zu rein gequetscht an *SPOILER**), wodurch er etwas überfrachtet wirkt. Das rundum Wohlfühlpaket lässt sich aber trotzdem noch locker schultern, ohne das es irgendwo Druckstellen gibt. Mit der Melissa sollte man das aber sicherlich nicht probieren.

                                            Fazit: Wenn bei den End Credits Bill Murray noch Textschnippsel zu Bob Dylans „Shelter from the storm“ in seinem Staubgarten singt, den Walkman über die Brust geschnallt, muss ich zu der eigentlichen 7,0 logischerweise noch einen Extrapunkt hinzu fügen. Super Film … irgendwie!

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                                              BenAffenleck 25.10.2015, 18:47 Geändert 17.02.2019, 11:53

                                              Pierce Brosnan darf noch einmal als Agent ran, und nimmt hier die Lizenz zum Töten beim Namen. Unterm Strich hat man hier alles gezeigte schon mal gesehen. Manchmal besser, oft noch schlechter. Ich mag Brosnan einfach, er kriegt mich immer wieder mit seinem Charisma, der alte Charmebolzen.

                                              Die Geschichte kommt hier und da etwas ins holpern und straucheln, ohne komplett zu stürzen. Für 24 Millionen Dollar braucht man hier keine sensationellen Actionszenen erwarten, bekommt aber solide Nahkämpfe, klassische Schießereien, ransante Verfolgungsjagden und Olga Kurylenko (**sabber*the*Hut**).

                                              Fazit: Netter Agenten-Happen für Zwischendurch.

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                                              • "...Zum 12. Geburtstag bekam ich dann zum Glück auch das Lexikon des Internationalen Films" ist einfach köstlich. Ich persönlich sehe RAMBO 1 auch als einen Antikriegsfilm mit gehörigem Actionanstrich, und beschäftige mich seit zirka einem Jahr auch immer mehr mit Film Scores. PN und Anfrage ist unterwegs!!!

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                                                  BenAffenleck 18.10.2015, 16:06 Geändert 17.02.2019, 11:42

                                                  In RUHET IN FRIEDEN jagt Liam Neeson die Mörder der Frau eines Drogenbarons, welche sich als soziopathische Serienkiller herausstellen...

                                                  Der späte Action-Star und momentane Viel-Filmer Liam Neeson bringt die Figur des abgehalfterten Ermittlers gut rüber, kann hier aber leider nicht über das unbefriedigende Gefühl einer cineastischen Zwischenmahlzeit hinwegtrösten.
                                                  Ein Thriller Drama mit Elementen des Film-Noir soll es sein. Kann man so stehen lassen, ein wenig SIEBEN und 8 MM wurde noch dazugemischt. Die Atmosphäre ist sehr düster, New York wird mal wieder als schmuddeliger Moloch bebildert, mit kaputten oder zumindest schon angezählten Individuen.

                                                  Nicht gefallen hat mir, dass dem Zuschauer die Identität der Killer schon früh verraten wird, und es überhaupt keine Wendungen mehr gibt. Somit steckt die Spannungsschraube mit gerade mal 3 Gewindegängen in der Decke, während man diesen schweren Film versucht, daran aufzuhängen. Funktioniert nicht wirklich, und der blöde Nebenplot mit dem Jungen hängt sich dann auch noch unten ran.

                                                  Fazit: Irgendwie ein ganz komischer Film. Eine gewisse Härte ist vorhanden, aber Action und Spannung halten sich eher zurück. Dann doch lieber so eine übertriebene Neeson Nummer wie NON-STOP.

                                                  Trotzdem bin ich dem Film dankbar, läuft doch im Abspann eine wunderbare Coverversion von Soundgarden's „Black hole sun“: https://www.youtube.com/watch?v=rwMtc4jgoqo

                                                  Noch geiler ist aber Nouela's Cover von „Sound of silence“, mit einem Emo-Filmszenen-Zusammenschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=Q4oInT79CUk

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                                                    BenAffenleck 16.10.2015, 20:22 Geändert 17.02.2019, 11:39

                                                    Die kleine Schwester von Damien heißt nicht Daim, sondern Esther. Und wenn man sich so einen eviligen laufenden Meter ins Haus holt, muss man auch bereit sein zu dem Song zu tanzen, den die Kapelle spielt...

                                                    Im Kino zu Unrecht völlig untergegangen, gibt es hier einen richtig guten Evil-Child-Horrorfilm zu bestaunen, bei dem auch mal wieder die Charaktere und deren Entwicklung in den Vordergrund gerückt werden. Zumindest mehr wie in dem Genre üblich. Neue Wege beschreiten der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra und seine Drehbuchschreiber zwar nicht, zum Ende hin rutscht man auch leider nur wieder in die üblichen Horror-Klischees ab, aber der Rest weiß ohne wenn und aber zu überzeugen.

                                                    Isabelle Fuhrmann als fiese Schwester Ester liefert eine schlichtweg beeindruckende Performance ab. Hui, was kann das Mädel gruselig sein. Peter Sarsgaard spielt sympatitisch wie immer anscheinend nur sich selbst, während Vera Farmiga unaufhaltsam auf einen eigenen Bilderrahmen auf des Affenleckers in schummrigem Kerzenlicht eingehüllten Altar der Lieblingsschauspielerinnen zusteuert.

                                                    Fazit: Schön beklemmend inszenierter und stetig an der Spannungsschraube drehender Gruseler. Oder doch eher Psycho-Thriller?

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