BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Trucker Rubber Duck ist wahrscheinlich die coolste Sau mit dem größten Schaltknüppel und eine Blaupause für jeden der wissen möchte, wie man cool mit einer Sonnenbrille auszusehen hat. Die Gummiente und seine PS-Companeros legen sich mit einem Sheriff an, was langsam zu einem Kleinkrieg auf den endlos langen Highways führt, von dem auch schnell die Presse Wind bekommt...
Sam Peckinpah, der Meister des Todestanzes in Zeitlupe, legte 1978 mit CONVOY seinen ungewöhnlichsten Film vor, der allerdings sein größter Box-Office Hit werden sollte. Das Wissen darum, wie viel er jetzt davon tatsächlich selbst gedreht hat oder Aufgrund seiner Drogensucht und mangelnden Arbeitseifers, das Studio hat drehen lassen, soll wohl im Donner der Zugmaschinen und im Dieselqualm für immer verloren gegangen sein.
Als Kind habe ich den Film ja echt geliebt, und so manches Mal regelrecht verschlungen. Heute betrachtet ist CONVOY immer noch eine nette Würdigung an die Könige der Highways, mit etwas Action und einem Hauch Sozialkritik. So richtig bringt dieses gepanschte Gemisch meinen Motor aber nicht mehr auf Hochtouren.
Fazit: Kris Kristofferson ist und bleibt eine coole Socke, Ernest Borgnine geht auch fast immer, trotzdem gibt es hier zu viel Leerlauf und noch mehr fehlende Substanz.
Als ich am Wochenende dem Affenlecker jr. erzählte, dass wir jetzt einen Film gucken der fast so alt ist wie seine Ur-Oma, waren erst einmal große Augen und offener Mund angesagt. Und ich selber musste wieder an meine eigene Kindheit denken, als ich besagten Film bei meiner Oma sah, als diese noch nicht Anfang 90 war, sondern erst Ende 50.
Wer kennt die großen Augenblicke von Chaplins GOLDRAUSCH nicht? Die Hütte, die mitsamt ihrer beiden Bewohner am Abgrund zwischen Leben und Tod kippelt? Das völlig schräge Schuh Dinner? Der legendäre Brötchentanz? Szenen für die cineastische Ewigkeit, eingebettet in einem gekonnten Balanceakt aus Slapstick, Melancholie und Tragik.
Hier konnte Chaplin 1925 zum ersten Mal seinen Hang zum Perfektionismus ausleben, verbrauchte tausende Meter Celluloid, wovon dann nur ein Bruchteil im fertigen Film landete. Dieser Drang zum großen filmischen Denkmal hat sich für den "ewigen Tramp" bezahlt gemacht, ist doch GOLDRAUSCH heutzutage sein populärster Film. Bei der damaligen VÖ spielte er zwar das 6-fache seiner Produktionskosten wieder ein, doch die Leute erwarteten pure Slapstick und waren von dieser frühen Dramödie dann eher enttäuscht. 1942 brachte Chaplin seinen Film dann noch mal in gestraffter Form ohne die im Stummfilm obligatorischen Texteinblendungen, mit einer von ihm selbst gesprochenen Tonspur und neuer Musik von Max Terr in die Kinos. Und in genau dieser Fassung ist GOLDRAUSCH immer noch kurzweilig und wunderbar konsumierbar.
Interessant für alle "Bunte" Leser wäre vielleicht noch, das Chaplins Love Interest in GOLDRAUSCH zuerst von der 15jährigen Lita Grey hätte gespielt werden sollen. Chaplin fand sie dann allerdings so süß, dass er sie gleich schwängerte und heiraten musste, um einer langjährigen Haftstrafe zu entgehen.
Scheint so, als ob ich mir doch mal das CHAPLIN Biopic mit Downey jr. geben muss.
Fazit: Dieser Film, der mit seiner Mischung aus Slapstick und Tragödie seiner Zeit vielleicht schon etwas voraus war, vermag mit seiner warmherzigen und humorvollen Art dem Zuschauer auch noch nach 90, bzw. 70 Jahren ein wohliges Gefühl zu vermitteln.
Oha. Wenn das die Mutti ist, möchte ich niemals den Papa kennenlernen.
MOTHER'S DAY schafft es gerade so ins Mittelfeld des Genre Einheitsbreis. Das Remake des 1980er MUTTERTAG erstickt beinahe an seiner eigenen Doofheit. Getarnt als Home-Invasion-Thriller weiß MOTHER'S DAY seine Karten nicht wirklich auszuspielen. Die Charakter Zeichnung ist unter aller Sau, und somit ist es wieder mal scheißegal, wer es lebend aus dem Haus schafft und wem die Haare abgebrannt, die Wange per Revolver gepierct, die Finger mit Billard Kugeln gebrochen oder die Brust filetiert wird.
Fazit: Für einmaligen Gebrauch erträglich.
Eine Ami-Familie strandet mit ihrem Pickup samt Wohnwagen mitten in der Wüste New Mexicos, und viel zu nah an einem ehemaligen Atomtest-Gelände. Der Mutantenstadl bittet zum Tanz. Die Kapelle spielt "California dreamin'" . . .
Ob ein Film ein Remake ist, wirkt sich bei mir eigentlich nie auf eine Bewertung aus. Ob das Original ein Kultfilm oder ein Meisterwerk ist, wie viel im Remake verändert wurde oder ob gar gleiche Kameraeinstellungen zum Einsatz kamen, ist mir völlig egal. Ein Film funktioniert und ist wenigstens gut, oder eben nicht.
Wes Cravens Original aus 1977 kenne ich nicht, von daher steht ein Vergleich gar nicht erst zur Debatte. Alexandre Ajas Remake stand jetzt allerdings zur Zweitsichtung an, und der erste Eindruck hat sich bestätigt. Ajas THE HILLS HAVE EYES ist ein Monster, ein Tränenzieher bei der FSK und dazu völlig radikal bis zum Ende durchgezogen.
Der Werbeslogan "The lucky ones die first" ist hier Programm. Wenn die unheimliche Bass-Sirene langsam immer lauter wird, innerhalb weniger Minuten die Teenager Tochter vergewaltigt und dem Baby die Knarre ins Gesicht gehalten wird, der noch milchgebenden Mutter die Suppe direkt am Hahn weg geschlürft wird dann weiß man eines ganz sicher: Das hier ist nicht LITTLE MISS SUNSHINE sondern Terror pur! Knallhart, aber wenigstens ehrlich und mit Teils richtig guten Darstellerleistungen gesegnet.
Die schon beinahe Genre-typischen Klischees und Logiklücken nimmt man bei so einem irren Höllentrip lächelnd in Kauf.
Fazit: Technisch völlig versiert, hat Alexandre Ajas mit seinem US-Debüt mal eben gezeigt, dass sich Hochglanzoptik mit rotzig-gemeinen Bildern durchaus gut vertragen kann.
DER namensgebende GHOSTWRITER soll für eine beachtliche Summe die Autobiografie des ehemaligen britischen Premierministers schreiben. Bei den Recherchen zum Buch stößt er auf brisantes Material...
Roman Polanski schickt in GHOSTWRITER einen ahnungslosen Schreiberling (Ewan McGregor) ins intrigante politische Minenfeld. Bis zum Ende bleibt ungewiss, wem er trauen kann, Stück für Stück setzt sich das Faktenpuzzle gemächlich zusammen. Das ist natürlich nicht mehr Hollywood-Thriller Standard, und mutet in seiner ruhigen Erzählweise schon beinahe altmodisch an. Und trotzdem sind die 128 Minuten fesselnd und auf einem spannenden Niveau, ohne dabei zu kopflastig zu sein. Polanski zeigt hier gekonnt, dass man in einem guten Thriller auch mal ohne Action jeglicher Couleur auskommen kann. Wegen der überzeugenden Darsteller (Olivia Williams, Pierce Brosnan, Tom Wilkinson), den klasse in Szene gesetzten unterkühlten Bildern, ein wenig Humor und der interessanten Geschichte vermisst man diese auch nicht.
DER GHOSTWRITER spielt eigentlich an der amerikanischen Ostküste. An Originalschauplätzen zu drehen war Polanski aufgrund seines US Einreiseverbotes nicht möglich. So mussten die Inseln Usedom und Sylt halt Martha's Vinyard vorgaukeln. Funktioniert hat es prima. In Babelsberg und Berlin wurde auch gedreht. Somit handelt es sich hier schon beinahe um einen deutschen Film mit internationalem, bis in kleinste feine Detail durchkomponierten Look. Sehr lecker fürs Auge.
Fazit: Ein genüsslich ruhiger aber trotzdem sehr spannender Polit-Thriller. Absolute Empfehlung, wer mal aus dem Hollywood-Thriller-Trott ausbrechen möchte.
Ein altersdementer Kauz, jemand der kein Alkoholiker mehr ist da er Bier nicht zum Alkohol zählt, hat eine Million Dollar gewonnen. So steht es jedenfalls auf der Gewinnbenachrichtigung, wie sie jeder von uns mal von Zeit zu Zeit im ramschigen Wochenendblatt vorfindet. Allen Widrigkeiten zum Trotz macht er sich mit seinem Sohn auf den 900 Meilen langen Weg von Montana nach Nebraska, inklusive eines Zwischenstopps in Grumpy Old Mans Geburtskaff...
Um es mal vage zu umschreiben: Alexander Paynes NEBRASKA ist ein filmischer Joint: sieht nach nichts aus, schmeckt vielleicht erst etwas komisch, doch ziemlich schnell fängt man an zu grinsen und ist völlig tiefenentpannt.
Dabei fängt NEBRASKA erst einmal als Downer an, um uns Zuschauer mit fortlaufender Spielzeit mit lakonischem Witz immer öfter ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können. Dieses Vater/Sohn Road-Movie hat sehr viel Wärme, denn es geht ums vermitteln von Lebensfreude und dem festhalten an Träumen. Um vergebene Chancen und einen Blick zurück auf das längst gelebte Leben. Und selbst dann braucht jeder noch etwas, wofür es sich weiterhin lohnt, jeden Morgen aufzustehen. Für die einen ist es der Hund, für andere die Enkelkinder, der Shopping-Kanal oder das Mittagessen. Für Woody Grant ist es der Traum vom eigenen Pickup-Truck, von jeher ein amerikanisches Statussymbol. Das er den eigentlich gar nicht mehr fahren darf, spielt dabei keine wirkliche Rolle...
Doch die nette Geschichte und die tollen Landschaftsaufnahmen in s/w wären nichts ohne die sensationelle Leistung von Bruce Dern. Herzergreifend und zum niederknien. June Squibb als seine andauernd meckernde Ehefrau ist natürlich auch ganz stark, vom Charakter her aber eher anstrengend und unsympathisch.
Fazit: Ich habe NEBRASKA leider nur auf Laptop gesehen, von daher belasse ich es erst einmal bei einer 7,0. Mal sehen, wie er bald von BluRay und auf Leinwand wirkt. Es ist jedenfalls eine schöne melancholische Geschichte aus dem langsam verfallenden Heartland Amerikas, wie sie auch nicht besser auf Bruce Springsteens gleichnamigem Album hätte sein können. Stark!
Wach auf, Neo...
...die filmischen 90er endeten mit nichts anderem als einem Sci-Fi-Action-Knall mit Grünstich, wie man ihn vorher noch nie erleben durfte. Es waren unbeschwerte Zeiten in der MATRIX:
- die Warschowski Geschwister waren noch die Warschowski Brüder
- eine Bullet-Time war noch ein wahrer Augenöffner und wurde noch nicht in jedem vierten Action-Game, jedem dritten Actionfilm und jedem zweiten Werbeclip verbraten
- man ahnte noch nicht, dass sich das weiße Kaninchen zwar optisch genial vermehren würde, auf dem Hollywood Boulevard aber das ganze Rudel unter einen Philosophie-Laster mit CGI-Anhänger gerät, und als fragwürdige Zen-Matsche am Straßenrand verreckt. Das zumindest finanziell äußerst erfolgreich.
MATRIX ist auch 15 Jahre später immer noch große Filmkunst, dass muss man einfach mal so sagen können, ohne dass die Hater gleich wieder mit Einsen und Nullen um sich werfen. Zumindest kann man sich auf den Begriff „Trendsetter“ einigen, der sehr eng mit dem Begriff „Kult“ verbunden ist. Hier geht Hightech Hand in Hand mit einer mystisch angehauchten Geschichte, die mich damals förmlich aus der Mitternachts-Preview heraus stolpern ließ.
Das Tempo in MATRIX ist nahezu perfekt, kommt doch erst nach und nach Licht in die Handlung. Bis die losen Fäden endlich perfekt verknüpft werden, bekommt der Zuschauer schon sensationelle Action, ein brillant düsteres No-Future-Szenario, innovative Effekte und eine gekonnte Kamera– und Schnitttechnik geboten.
Fazit: Sensationell, was hier für 60 Millionen Dollar von den Waschowskis ausgespuckt wurde. Übertroffen haben sich die nur noch mit dem etwas packenderen Drehbuch zu V – WIE VENDETTA.
_____rec logfile://matrix:reloaded & revolutuions
Die legendär versauten MATRIX Fortsetzungen, die Opfer von Größenwahn und überzogenem Hype. Angaben zufolge irgendwo zwischen 200 und 350 Millionen Dollar Produktionskosten, 2500 Effektaufnahmen und 331 Drehtage haben es nicht geschafft, hier was mit Rückgrat für die Filmwelt zu hinterlassen, weil die Story einfach Käse ist, und emotionsgeladen wie eine seit 3 Wochen offene Tüte naturbelassener Chips. Fettreduziert.
Die beiden Fortsetzungen werden tatsächlich mit jeder Sichtung schlechter, langweiliger und bedeutungsloser. Wäre in RELOADED die starke Highway-Verfolgungsjagd, und in REVOLUTIONS die sehr geilen Kampf-Roboter in Zion nicht dabei, man hätte mich mit einem Sack blauer und roter Pillen wach prügeln müssen. Müdes Geschwafel … schnarch … lahme Fights … schnaarch ... 10 Minuten Kampf gegen 100 x Agent Smith 2.0 … schnaaarch … Messiaskomplex … hust.
Fazit: Wahnsinn, wie die Wachowskis die Nummer an die Wand gefahren haben. Werde mir Teil 2 & 3 nie wieder anschauen, dafür den ersten Teil noch um so öfter.
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Die legendär versauten MATRIX Fortsetzungen, die Opfer von Größenwahn und überzogenem Hype. Angaben zufolge irgendwo zwischen 200 und 350 Millionen Dollar Produktionskosten, 2500 Effektaufnahmen und 331 Drehtage haben es nicht geschafft, hier was mit Rückgrat für die Filmwelt zu hinterlassen, weil die Story einfach Käse ist, und emotionsgeladen wie eine seit 3 Wochen offene Tüte naturbelassener Chips. Fettreduziert.
Die beiden Fortsetzungen werden tatsächlich mit jeder Sichtung schlechter, langweiliger und bedeutungsloser. Wäre in RELOADED die starke Highway-Verfolgungsjagd, und in REVOLUTIONS die sehr geilen Kampf-Roboter in Zion nicht dabei, man hätte mich mit einem Sack blauer und roter Pillen wach prügeln müssen. Müdes Geschwafel … schnarch … lahme Fights … schnaarch ... 10 Minuten Kampf gegen 100 x Agent Smith 2.0 … schnaaarch … Messiaskomplex … hust.
Fazit: Wahnsinn, wie die Wachowskis die Nummer an die Wand gefahren haben. Werde mir Teil 2 & 3 nie wieder anschauen, dafür den ersten Teil noch um so öfter.
KILL THE BOSS fand ich schon im Kino nicht wirklich zum Verzehr geeignet. Was immer mich auch dazu bewogen hat, mir den noch mal zusammen mit meiner Frau anzuschauen, ich hatte es nicht anders verdient. Klar waren ein paar kleine Lacher drin. Aber die 3 elenden Killer-Furznasen gingen mir so auf den Sack, dass ich den Rest auch nicht mehr genießen konnte.
Fazit: Ohne die „richtigen“ Schauspieler (Spacey, Farrell, Fox …) in den Nebenrollen wäre der hier kurz vor Hassfilm.
THE WALKING DEAD geht über die Farm direkt ins Gefängnis. Staffel 3 hatte für mich Suchtfaktor². Die „Familie“ ist einem schon richtig ans Herz gewachsen. Und gerade weil der Tod vor niemandem halt macht, es kaum „sichere“ Charaktere gibt, ist die Spannung enorm hoch.
Selbst die Action kommt in dieser Staffel nicht zu kurz, die dann auch richtig brachial inszeniert wurde. Und mit „The Governor“ wurde für mich der fieseste Fiesling seit langem auf die Mattscheibe geschissen. Sensationell. Emotional. Hart und spannend.
Fazit: Bisher die einzige längere Serie, die ich für meine Sammlung in Anbetracht ziehen würde.
Wenn sich Hollywood fast 25 Jahre bemüht, eine Comic-Verfilmung auf die Leinwand zu bringen, sollte das Ergebnis auch mindestens sensationell sein. Die Moore/Gibbons WATCHMEN Graphic-Novel brachte ja bekanntlich 1985 frischen Wind und lang vermisste Ernsthaftigkeit zurück in den bunten Bilderreigen, komplex und erwachsen gab sie sich. Nicht wenige hielten die Geschichte in nur einem Film verarbeitet für "nicht machbar". So wurden die Rechte immer weiter gereicht, Regisseure wie Terry Gilliam oder Paul Greengrass kamen und gingen, bis der Stoff letzten Endes von Zack Snyder verfilmt wurde. Der bedankte sich für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen mit einer zwar immer noch komplexen, aber geradezu großartigen visuellen Umsetzung.
Ich persönlich bin bei WATCHMEN immer etwas im Zwiespalt, denn der blaue Strahlemann Dr. Manhattan ist mir zu abgefahren, seine Entmenschlichung und sein erhabener Gottstatus zu strange. Da bin ich jedes Mal leicht angenervt von. Gut, dass der Rest des Films mehr überzeugen kann.
Schon die Vorspannsequenz ist eine der besten, die jemals gemacht wurde. Zu Bob Dylans "The times, they're a changing" bekommt man in Form einer Nachrichten-Collage eine informative Einführung in das Watchmen-Universum. Bei diesem gekonnten Einstieg gaffe ich immer völlig fasziniert die Leinwand an. Ganz groß, ebenso wie die unglaublich vielen liebevollen Details der Kostüme und der atmosphärischen Sets. Das Auge bekommt hier so einiges geboten, Design und Gestaltung vom Feinsten. Alleine schon deswegen landet der Film alle Jahre wieder in meinem Player, obwohl er von einem Lieblingsfilm bei mir weit entfernt ist.
Die Besetzung ist stark, wobei mich da aber keine Leistung aus dem Sessel gleiten lässt. Sehr gut gefallen hat mir der „Comedian“ Jeffrey Dean Morgan, die Entdeckung des Films war für mich allerdings Jackie Earle Haley als „Rorschach“, durch dessen Zynismus auch ein wenig Humor in diese triste Veranstaltung gebracht wird. Aufgrund der teils expliziten Gewaltdarstellung und des dunklen Tons ist WATCHMEN von einem AVENGERS-Kindergeburtstag dann aber immer noch Welten entfernt, denn letzten Endes geht es hier nur um eine Frage: Wer und wie viele Menschen dürfen geopfert werden, um den Frieden zu sichern. Das ist schwerer Stoff, der einen auch noch nach dem Abspann beschäftigen kann.
Fazit: WATCHMEN ist anspruchsvolle, visuell berauschende Kunst. Und das es kein Glückstreffer war, hat Zack Snyder 2 Jahre später beim genau so starken SUCKER PUNCH bewiesen.
John Moores Film-Debüt ist ein überlanger US-Navy Werbeclip, in dem Owen Wilson „Auf der Flucht“ „Behind enemy lines“ ist. Das liest sich scheiße, ist eigentlich noch beschissener, wird durch Gene Hackman erträglich und macht dann doch irgendwie Spaß, denn Moore holt hier einige sehr geile filmtechnische Spielereien aus der Zauberkiste: furiose Ballereien, ein Run in Slow-Mo durch ein Minenfeld und schnelle Schnitte retten hier den Film bis kurz vor die Ziellinie. Um der Unglaubwürdigkeit dann doch noch ein Krönchen aufzusetzen, hat man das Finale souverän bis zum fremdschämen versaut.
Fazit: Der Sound der BluRay ist unglaublicherweise ein Ohrenöffner, der Film ist Eye Candy, und wenn man sein Hirn auf Äther getränkte Watte ablegt, kann man sogar den Patriotismus mit einem kühlen Bier herunter spülen.
Ich weiß nicht, wie viele Leute Dagobert Disney mittlerweile beschäftigt, um das Schimmeln der Dollarbündel durch ständiges Umschichten zu verhindern....es sollen wohl so einige sein. Und zum Jahresende müssen wohl noch 20 Neue eingestellt werden, die sich nur um die grünen Sternenkrieg-Noten zu kümmern haben.
Disney hat sich ja mittlerweile mit Lucas Film, Pixar und Marvel äußerst geschickt und vielseitig aufgestellt. BAYMAX ist nun der erste Hybrid aus dieser Verschmelzung. Disney jagt Marvel mit einer Portion THE INCREDIBLES durch den Mixer. Das Ergebnis ist mehr als brauchbar.
Ein knuddeliger und hilfsbereiter Erste-Hilfe-Roboter im Marshmallow-Design wird der Buddy des kleinen Jungen Hiro. Gemeinsam mit ihren Freunden kämpfen sie als BIG HERO 6 gegen das Böse in San Fransokyo.
Die Geschichte von unbesiegbaren Jugendlichen, die versuchen, die Welt zu retten, ist natürlich keine Neue. Eigentlich ist die Vorhersehbarkeit der Handlung auch der einzige nennenswerte Schwachpunkt dieser 165 Millionen Dollar Produktion, denn neben rasanter Action und dem Herzen am richtigen Fleck fehlt es weder an Spannung noch an Humor. Für letzteren ist hauptsächlich Baymax verantwortlich, bzw. Bastian Pastewkas tolle Synchronisation. Die Synchro des Plasma-Klingen schwingenden Wasabi lässt sich hingegen nur als nervigen Totalausfall bezeichnen.
In BAYMAX gibt es auch noch einen heimlichen Star: San Fransokyo. Welch geiles Design, was für eine gekonnte und charmante Verschmelzung beider Metropolen. Allerfeinstes Eye Candy für Genießer.
Das in einem Animationsfilm auch noch ernste Themen angesprochen werden, wie zum Beispiel den Tod eines Familienangehörigen und moralische Fragen bezüglich Rache-Gelüsten, macht ihn schon beinahe pädagogisch wertvoll und auch für ein älteres Publikum interessant und sehr glaubwürdig. Den Oscar als besten Animationsfilm kann sich die Micky Maus jedenfalls berechtigt ins Regal stellen.
Fazit: Mit BAYMAX gelang Disney eine wunderschöne Kumpelgeschichte über zwei ungleiche Typen, die nach und nach zusammenwachsen. Und wenn nach der besten Szene des Films, dem wunderbaren Flug über und durch San Fransokyo, die beiden Helden auf einem Windradballon verweilen, und sich den unfassbaren Sonnenuntergang anschauen, weiß ich eines wieder ganz sicher: Ich liebe Animationsfilme.
Ein wie immer sehr guter Paul Dano und eine gute Zoe Kazan in einer nicht so guten Fantasy-Rom-Com mit lächerlichen Ausflügen zu MEET THE FOCKERS und irgendwie jedem Film, in dem eine unmögliche Figur zum Leben erwacht.
Das Regieduo Jonathan Dayton und Valerie Faris haute mit ihrem Kinodebüt LITTLE MISS SUNSHINE eines d-e-r Feel-Good Movies überhaupt raus. Nach 6 Jahren warten und mit einer gewissen Erwartungshaltung war ihr zweites Werk, RUBY SPARKS, schon etwas enttäuschend.
Fazit: Kann man bestimmt ziemlich gut finden, da die Message, einen Menschen ohne Konsequenzen nicht ändern zu können, sehr gut ist. Unterm Strich war das aber doch alles viel zu wenig, und der Funke wollte einfach nicht überspringen.
- - Never give up, never surrender - -
Außerirdische entführen eine abgehalfterte Sci-Fi-Serien-Crew, die sich von nun an als vermeintliche Retter jener Spezies bewähren muss.
GALAXY QUEST ist eine ungemein liebevolle Breitseite gegen Gene Rodenberrys Kult-Franchise. Ich selber war nie ein Trekkie, habe diesen kostümierten Fan-Stamm immer etwas belächelt, aber niemals ausgelacht. Dafür ließ ich mich viel zu gerne in die unendlichen Weiten des Star Trek Universums entführen. Und genau so ist auch diese unglaublich amüsante und wunderbar selbstironische Parodie angelegt.
Mit viel Liebe zu den Details erschuf Regisseur Dean Parisot diese kleine Perle, die im Kino leider (besonders außerhalb der US und A) ziemlich unterging. Sehr schade, denn einen größeren finanziellen Erfolg hätte GALAXY QUEST mehr als verdient gehabt. Die Gags und deren Timing passen einfach, das Erzähltempo lässt keinen Leerlauf zu, und die Chemie zwischen den Darstellern ist der Knaller. Tim Allen als äußerst überheblicher James T. Kirk Verschnitt überzeugt auf ganzer Linie, der ständig genervte Alan Rickman ist wie immer göttlich, und Sigourney Weaver als blondes Serien Klischee sexy as hell. Weaver nimmt ihr Alien-Kampfamazonen-Image auch völlig auf die Schippe, was für so manchen Schmunzler sorgt. Wenn man die Nebenrollen dann auch noch mit Sam Rockwell und Tony Shalhoub besetzen kann, hat man alles richtig gemacht.
Nach 16 Jahren funktioniert und unterhält GALAXY QUEST immer noch gnadenlos gut, was auch für den Bereich Special-Effects gilt. Das ist ja nicht immer eine Selbstverständlichkeit in dem Genre.
Ich bin jedenfalls sehr froh, dass nun endlich die BluRay veröffentlicht wurde, da meine alte DVD bestimmt schon kurz vor „durchgelasert“ war. Das Bild ist zudem erstaunlich gut, und der deutsche Ton als verlustfreie DTS Spur. So sollte es immer sein.
Fazit: Nicht nur für Trekkies geeignet, sonder generell für Filmfreunde, da es hier zig Anspielungen auf diverse Sci-Fi-Klassiker gibt. Mit den besten Freunden in einer Bier und Chips Runde hat sich GALAXY QUEST auch schon so manches Mal gut behauptet, und um mit Sigourney Weavers Worten abzuschließen: „Schächte. Wieso sind es immer Schächte?“ (LoL)
Paul Thomas Anderson, ein Wunderkind des modernen Kinos, nahm sich mit THERE WILL BE BLOOD erstmals eines historischen Themas an. Herausgekommen ist eine extrem detaillierte und scharfsichtige Charakterstudie eines Öl-Tycoons. Kapitalismus im frühen 20ten Jahrhundert. Selbe Scheiße/andere Zeit, denn es geht wie immer nur um Geld und Macht. Menschenleben zählen nicht, Skrupel gibt es nicht, Gewissen duldet man nicht. Auf geht’s, in die Abgründe der menschlichen Seele...
Das von der Gier getriebene Monster wird sensationell von Daniel Day-Lewis verkörpert, zweifelsohne einer der größten Schauspieler aller Zeiten. So eine Performance sieht man wirklich nur selten, obwohl ich von Paul Dano eigentlich genau so begeistert war. Dano fällt der Part des Gegenspielers zu, ohne ein Bösewicht zu sein, eher ein undurchsichtiger religiöser Scharlatan. Somit ergibt sich die Konstellation zweier völlig gegensätzlicher Ideologien, was in einigen Szenen purer Sprengstoff ist.
Der Film soll ja ein Budget von ca. 25 Millionen Dollar gehabt haben, und das ist sogar glaubhaft, denn man benötigte ja keine riesengroßen Sets. Und trotzdem wird man von der Authentizität sofort eingefangen. Auf der BluRay ist noch ein ca. 5 Minütiges Bilder-Feature, wo alte Bilder der damaligen Zeit gezeigt werden, und wie Schächte, Bohrtürme, Kleider uvm. dann für den Film umgesetzt wurde. Sehr interessant.
Neben dieser großartigen Ausstattung ist THERE WILL BE BLOOD aber vor allem auch ein Film der großen Bilder, wieder gefilmt von Andersons Stamm-Kameramann Robert Elswit. Welch großer Künstler, ein Zauberer bedeutungsschwangerer Einstellungen und langer Kamerafahrten.
Johnny Greenwood, der Gitarrist einer meiner liebsten Bands (Radiohead), wurde mit der Arbeit für den Score beauftragt, und lieferte unglaublich fett ab. Oft konträr zu den gezeigten Bildern, entstand hier ebenfalls etwas ganz besonderes. Von völlig beängstigend bis wunderschön ist hier alles vertreten.
Fazit: M-u-s-s man gesehen haben. Ganz ganz großes Kino, intensiv und trotz der langen Laufzeit sehr unterhaltsam. Könnte nach der Zweitsichtung noch ein 9,0er Kandidat werden.
PAYBACK konnte mich damals schon im Kino nicht überzeugen. Bei der jetzigen BluRay Sichtung der Kinofassung -und- des Director Cuts hat sich das leider nicht geändert. Ich bevorzuge hier auch ganz klar die Kinofassung, da diese nicht ganz so grimmig ist, und mir Kris Kristofferson als Obermotz einfach gut gefällt. Zwischen den beiden Schnittfassungen liegen jedenfalls inhaltlich Welten, man kann schon beinahe von 2 völlig verschieden Filmen sprechen.
Mein Problem mit PAYBACK ist eigentlich, dass alle Figuren einfach nur unsympathisch sind, und damit eine Identifikationsfigur fehlt. Der geringe Actionanteil und die eigentlich völlig fade Handlung reißen es dann auch nicht mehr raus.
Die Optik, in kaltem blau und völlig ausgewaschen, hat mir sehr gut gefallen, und Lucy Liu als Domina Lady ist für einige Schmunzler gut.
Fazit: Wer also Bock hat auf einen mürrischen Gibson, einen im wahrsten Sinne coolen Look und ein wenig Action, ist hier gut aufgehoben. Sofern man das Gefühl unterdrücken kann, dass hier unglaublich viel Potential verschenkt wurde. Ich persönlich ziehe mir lieber zum 10ten Mal LETHAL WEAPON rein.
Schon 2 Jahre, bevor der kleine Leo mit Camerons TITANIC ablegen würde, wollte er als drogenabhängiger Milchbubi zeigen, dass er irgendwann mal zu den Besten gehören möchte. Das er heute zu meinen Lieblingsschauspielern gehört, und ich seine vielfältige Rollenauswahl bewundere, sei hier nur am Rande erwähnt.
In THE BASKETBALL DIARIES spielt DiCaprio Jim Carroll, ein Kid aus Lower Manhattan. Jim ist weder dumm noch hässlich, dafür aber erfolgreich im Basketball-Team und beliebt bei seinen Freunden. Und er mag den Rausch. Doch mit den Drogen ist es so, wie mit vielem anderem im Leben: Je höher man fliegt, desto tiefer wird der Fall.
Regisseur Scott Kalvert verschont den Zuschauer hier nicht mit drastischen Bildern der Verwahrlosung. Er hält die Kamera gerne in die menschlichen Abgründe, zeigt uns die Beschaffungskriminalität und Prostitution, alles basierend auf Jim Carrolls Tagebüchern, die dieser im Alter zwischen 12 - 16 Jahren schrieb. Allerdings wurde die Handlung von den 60er Jahren in die 90er gelegt, was ich persönlich etwas schade finde, sich aber letzten Endes natürlich nicht auf die Grundaussage dieses solide inszenierten Dramas auswirkt.
Die Nebenrollen wurden mit Juliette Lewis und Mark Wahlberg besetzt. Als DiCaprio damals erfuhr, dass er mit Wahlberg drehen wird, sagte er, er "...habe keine Lust, mit diesem Marky Mark vor der Kamera zu stehen". Hehe, wer konnte es ihm damals verübeln.
Für einen Skandal sorgte dann im nachhinein vor allem des Öfteren eine Drogenrauschsequenz des Films, in der sich DiCaprio mit schwarzem Mantel und einer Pumpgun durch sein Klassenzimmer metzelt. Dementsprechend oft fand JIM CAROLL nach Schul-Amokläufen Erwähnung in den Medien. Immer schön die Schuld bei anderen suchen, wenn Marilyn Manson mal gerade nicht in der Stadt ist...
Ich hätte es als Rockjunkie natürlich gut gefunden, wenn noch etwas auf Carrolls spätere Musik eingegangen worden wäre, die absolut gelungen ist. Das „Catholic Boy! Album der -The Jim Carroll Band- zu einem vernünftigen Kurs suche ich immer noch...
https://www.youtube.com/watch?v=QPNqojbyIDk
Fazit: So bleibt „nur“ ein weiteres gutes Drogen Drama, was vor allem auf DiCaprios dünnen Schultern lastet. Stemmen konnte er es aber trotzdem.
Danke an Euch, ihr lieben Buddy und Buddylinen, grob verschwägerte, zugezogene oder schon lange in der Nachbarschaft (Dashboard) wohnende Filmfreunde. Werde mich Eurer Antworten noch annehmen, aber die Uhr spielt diese Woche (und auch schon gestern) ein grausames Spiel mit mir...
Ein Baum, nahe der Baumwollfelder in Louisianna.
Alt und erhaben, schon vieles hat er gesehen.
Ein Sklave hängt an einem seiner Äste.
Die wertvollen Hände auf dem Rücken gefesselt.
Seine Zehenspitzen berühren noch gerade den Boden.
Es ist heiß.
Stunde um Stunde.
So heiß. D u r s t...
Nachgeben heißt Erlösung.
Die Zeit dehnt sich zur Unendlichkeit.
Jeder Atemzug, jede Sekunde eine Qual.
Kinder spielen im Hintergrund fangen.
Andere Sklaven nehmen wieder ihre Tätigkeiten auf.
Beiläufig. Scheu. Verstohlen zum Baum blickend.
Sie wissen wie man überlebt.
Leben lassen.
Hoffnung begraben.
Sich entmenschlichen lassen.
Unangenehm. Beschämend. Intensiv.
Bei BORDER PSYCHO handelt es sich um ein brasilianisches Rassismus-Drama, welches einem die Ohnmacht südländischer Einwanderer gegenüber der US-amerikanischen, mit rassistischen Vorurteilen durchwucherten Zollbehörde näher bringt.
Dabei ist die gelungene Erzählweise dieses Dramas aus der Dollarkategorie C seine größte Stärke. Die Ereignisse im Flughafen JFK sind parallel zu einer etliche Jahre später stattfindenden Handlung geschnitten, in der einer dieser Zollbeamten (sehr starker David Rasche, SLEDGE HAMMER), mittlerweile todkrank, ein Mädchen in Brasilien sucht. Also ein ständiger Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Schuld und der Suche nach Vergebung.
Das ganze wird handwerklich souverän serviert, ganz ohne einen Score, was BORDER PSYCHO noch ungewöhnlicher macht.
Der Film als solcher ist eigentlich ein 5,0er Kandidat, allerdings ist die deutsche Synchro eine lächerliche Zumutung, und von daher sollte man ihn unbedingt im O-Ton oder als OmU anschauen. Da ich für den DVD kauf leider zu geizig war, musste ich mir dieses Übel leider geben, was gerade mal eine 4,0 wert wäre.
Fazit: Die Macht in den absolut falschen Händen und völliges ausgeliefert sein lassen den Zuschauer manchmal schon schlucken. Letzten Endes hätte es ein ganz großer Film werden können, wenn man den Nebenfiguren auch noch Tiefe verliehen hätte.
Köstlich!
Ein Junge und sein Spielzeug, oder besser gesagt eine Geschichte über Spielzeug. Erzählt aus der Sicht des ..... Spielzeugs.
Was waren das noch schöne Zeiten, als es nichts wichtigeres gab, als das Spielzeug. Stunde um Stunde und Tag für Tag baute man Welten, riss sie wieder ein, kämpfte mit seinem geliebten Plastik und Gummi schier aussichtslose Kämpfe gegen böses, und viel stärkeres Spielzeug, nur um am Ende doch wieder zu gewinnen. Und wie schlimm war es, wenn man seine Objekte der Begierde nicht fand. Konnte ja auch niemand ahnen, dass sie sich zwischendurch selbstständig auf Rettungsmissionen begaben, die dann in regelrechte Odyssen ausarteten.
Wie sich TOY STORY 1995 angefühlt haben muss, kann ich leider nicht sagen. In Zeiten der unantastbaren Coolness eines Teenagers war eine Geschichte mit sprechendem Spielzeug in etwas so angesagt, wie Modern Talking hören beim vorsaufen, eingebettet zwischen Silverchair oder den Smashing Pumpkins.
20 Jahre später liebe ich Animationsfilme, denn hier werden oft packende Geschichten mit einer Menge Humor und technischem "Wow" verbunden. Gute Animationsfilme laden durch ihren lang anhaltenden Unterhaltungswert auch immer zu mehrfachen Sichtungen ein, denn viele Anspielungen und Details bekommt man erst nach mehrmaligem Anschauen mit. Ich bin immer wieder davon überrascht und begeistert, wie viel Herz sich mit Bits und Bytes produzieren lässt.
TOY STORY hat natürlich einen besonderen Stellenwert inne, war er doch schließlich das Pionierwerk eines neuen Genres. Technisch mittlerweile ein wenig überholt, überzeugt er immer noch durch Witz, Ideenreichtum und einer Geschichte über Rivalität, die sich in Freundschaft wandelt. Die Spielzeuge wirken so lebensecht, jedes hat charakteristische Eigenheiten, was TOY STORY auch ungemein abwechslungsreich erscheinen lässt. Und das die TOY STORY Reihe mit jeder Fortsetzung noch etwas besser wurde, ist sowieso eine Seltenheit im heutigen Sequel/Prequel/Aufquell-Wahnsinn.
Fazit: Dank revolutionärer Technik, ausgeprägter Charakterzeichnung und einem hervorragenden Drehbuch ist den Pixar Leuten um John Lasseter mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm ein moderner Klassiker gelungen.
Dear Mr. Blomkamp
Helle Sterne verglühen schnell. Was Sie mit DISTRICT 9 aus dem Boden gestampft haben, lässt mich ja immer wieder mit der Zunge schnalzen. Ein äußerst sozialkritischer Sci-Fi-Actioner mit eigenwilliger Optik und starken FX. Die Geschichte war packend, und der bis dahin unbekannte Sharlto Copley konnte amtlich abliefern.
Ihren ELYSIUM habe ich bisher nur ein Mal im Kino gesehen, die schon längst anvisierte Zweitsichtung steht leider immer noch aus, was natürlich auch daran liegt, dass dieser optisch ein Leckerbissen war, unterm Strich aber schon etwas Potenzial Ihres Erstlings vermissen ließ.
Mit CHAPPIE wollten Sie dann den sichersten aller Wege gehen, jedes genregängige Klischee bedienen und einen Blockbuster aus kleinen Teilen aller wichtigen Robotic-Vertreter zusammenkleben. Kann die Optik wieder mal überzeugen, ist das von der Story und der Figurenzeichnung überhaupt nicht zu behaupten. Ihre Einzigartigkeit bleibt hier komplett auf der Strecke. Die Handlung ist bis zum Ende vorhersehbar und ohne irgendwelche Highlights inszeniert. Wenn ein Film die packende Story vermissen lässt, kann es die Technik auch in den seltensten Fällen wieder ausbügeln. Sympathie für irgendeine der Figuren fehlt durch die Bank, dass Ghetto Gelaber in Verbindung mit müden Dialogen und einem extrem schwammigen Drehbuch schaffte es tatsächlich, dass ich mich von Ihrem neuesten Werk zeitweise verarscht fühlte. So einige Momente zum fremdschämen ließen mich schon zu meiner Rum Flasche schielen.
Ach so, wenn ich schon dabei bin, 3 Backpfeifen gibt es auch noch: Eine nachträglich dafür, dass Sie Jodie Foster in ELYSIUM so verschenkt haben, die Zweite für die selten dämliche Frechheit, Sigourney Weaver in CHAPPIE auch noch zu verschenken, und die Letzte für, Sie ahnen es schon, Hugh Jackmans Ruhrpott-Proll-Frise.
Wie ein Roboter Film richtig, oder zumindest halbwegs richtig geht, schauen Sie sich dann bitte noch einmal in freiwilliger Heimarbeit in ROBOCOP, NR. 5 LEBT , REAL STEEL oder ICH, ROBERT an. Wenn Sie jetzt auch noch vorhaben, ALIEN 5 so an die Wand zu klatschen, werde ich mich dafür bei Ihnen persönlich mit einem Analplug in der größe eines Facehuggers bedanken.
In diesem Sinne verbleibe ich mit einem kumpelesken „Yes, Joburg“ und etxrem geschmälerter Bewunderung.
Ihr Affenlecker