BobbyStankovic - Kommentare
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Alle Kommentare von BobbyStankovic
[...] Die Kamera ist immer bei Saul und fokussiert nur etwas anderes als das apathische Gesicht des ungarischen Juden, wenn dieser mal in die Ferne blickt. Das passiert äußerst selten und hat dann immer eine explizit dramatische Funktion. Dadurch, dass die Kamera fast immer auf Saul gerichtet ist, simuliert Nemes einen Tunnelblick. Der Schrecken um ihn herum ist für Saul zu einem unwirklichen Rausch geworden, dessen Regeln er verinnerlicht und professionalisiert hat. [...] Realistisch geschweige denn naturalistisch ist “Saul Fia” aber gerade nicht, denn seine rauschhafte Bildsprache und sein strenger Rhytmus, in dem ständig etwas passiert und nie eine Sekunde der Ereignislosigkeit einbricht, hat etwas äußerst Künstliches. Hier tut auch das eher schlechte, weil grobschlächtige Sounddesign seinen Beitrag, welches dem Film mit besonders fies deutsch nachsynchronisierten SS-Schergen und lauten Sound-Effekten etwas von der Brachialität zurückgeben will, die der eingeschränkten Sicht der Kamera fehlt. Durch die Ich-Bezogenheit der Kinematografie und dem Umgang von Saul mit seinen Mitinsassen, mit denen er ab und wann konversieren muss, um bestimmte Ziele zu erreichen, hat der Film auch etwas von einem RPG, also einem Rollenspiel-Videogame. Dieser Modus macht den Faschismus gerade nicht anstrengend und unerträglich wie es Pier Paolo Pasolini beispielsweise in seinem letzten Film “Die 120 Tage von Sodom” zu erreichen vermochte und brachte “Saul Fia” die Kritik ein, den Holocaust zu einem Spektakel zu machen. Auschwitz ist eben nicht Berlin, Massenmord kein Bankraub und “Saul Fia” nicht “Victoria“. [...]
John Q. :D
Ihr habt sie doch nicht mehr alle.
Vorweg: Eingelassen habe ich mich schon auf den Film, bei einem 8.8-User-Rating habe ich jetzt einen der besten Geheimtipp-Filme ever erwartet, auf den ich mich ziemlich gefreut habe.
Die Wahrheit ist aber ernüchternd. Ein schlechterer und längerer Filmakademie-zweiter-Jahrgang-Verfolgungsjagd-Übungsfilm ist das vielleicht. Oder eine Werbung für Straßburger Straßenbahnen.
Ein eher unsympathischer, schnöseliger Schönling flaniert durch die Stadt und verfolgt die Hälfte des Films eine okaye Frau in einer eher schlecht als recht inszenierten Verfolgung.
Dann kommt die zugegebenermaßen beste Szene des Films: Die Frau ist nicht, die für die er sie hielt. Allerdings tut der Schönling jetzt so als sei es das übertriebenste "Desaster" gewesen.
Diggi, wenn sie die Frau deiner Träume wäre, hättest du sie schon früher angeredet und sie nicht 40 Minuten mit teilweise drei Meter Entfernung durch Straßburg verfolgt. Wenn es dir eigentlich egal ist, ob es Sylvie ist oder nicht, dann bleib halt am Ball und lass sie nicht einfach so allein aussteigen. Sie scheint ja ganz sympathisch zu sein. Im Gegensatz zu dir.
Achja, und die Tonmischung. Oh Gott, oh Gott. Was für ein nervtötender Manierismus, immer irgendwelche Touristen oder Autos oder Wasserschläuche oder was weiß ich übertrieben laut in den Vordergrund zu mixen.
Weniger Substanz wird man in den seltensten Langspielfilmen finden.
[...] Obwohl der Film ununterbrochen mit Levinas, Foucault, Adorno, Schopenhauer usw. um sich wirft, bleiben deren philosophischen Inhalte permanent unausgesprochen. Die Philosophie wird in “Things To Come” zur Oberfläche, die die Figuren des Films und damit den Film selbst ausschmücken. Weder wird über Philosophie und Politik in diesem Film debattiert, noch debattiert der Film implizit philosophisch oder politisch. Und das ist das Schwierige an “Things To Come”, denn er schneidet ja Themen wie soziale Ungerechtigkeit, politischen Revolutionscharakter, Ständeunterschiede usw. durchaus an. Aber indem der Film die geistige Auseinandersetzung mit der Welt nur zu einem Schmückwerk macht, an dem sich zuschauende Bildungsbürger ergötzen können und sich ganz und gar als Teil der Welt fühlen können, da im Hintergrund riesige Bücherregale an der Wand stehen und große Namen der Geistesgeschichte aufgezählt werden, macht sich der Film selbst zu einem arroganten Elfenbeinturm, in deren oberster Etage nichts außer heißer Luft zu finden ist. Wenn Levinas erwähnt wird, dann nur, weil Nathalie ihn von ihrem getrennten Mann wieder haben will (es hätte auch ein Bibi-Blocksberg-Buch sein können). In der Bibliothek wird fleißiges Namedropping betrieben. Wo ist Foucault? Wo ist Adorno? Und wenn die Enkelkinder Bücher geschenkt bekommen, sind es natürlich Kinderphilosophiebücher über die alten Griechen. Philosophie wird in “Things To Come” wie eine Variable behandelt. Es gibt im gesamten Film keine einzige Dialogzeile, die wirklich eine philosophische Diskussion aufwirft. Philosophie ist hier ein kaltes, abgeschlossenes Accessoire, das sich die guten Bildungsbürger um den Hals hängen dürfen und die da unten sowieso nie verstehen werden. Dabei hat dieser Film in dieser Hinsicht nichts verstanden. [...]
Hört den Podcast
https://youtu.be/nxwzJGxA-ww
Kurze Anmerkungen:
- Planet Mars und Saint Amour liefen beide außer Konkurrenz.
- Es gibt mehr als drei A-Festivals. In einem davon, Locarno, hat Lav Diaz sogar bereits den Hauptpreis gewonnen.
http://www.beyazperde.com/filmler/film-228825/elestiriler-beyazperde/
Jemand des Türkischen mächtig?
Diese Entscheidung konnte man sich denken. Auch dass "Death In Sarajevo" einen Preis bekommen würde, ist nicht überraschend (und wurde ja auch schon von mir prophezeit).
Insgesamt sind die Entscheidungen keine Katastrophe. Für Drehbuch und Regie hätte ich mir aber andere Filme gewünscht. Warum "Being 17" komplett leer ausgeht, gerade in diesen beiden Kategorien, ist etwas schade und irritierend.
Dass Lav Diaz einen Preis bekommen hat, ist auch sehr schön, auch wenn er auch den Künstlerische-Leistungen-Bären und den Regie-Bären verdient gehabt hätte (naja, und den Goldenen Bären, aber der ist ja für politische Filme gepachtet).
Auch mein Geheimtipp "Illegitim" hat einen Preis von der International Confederation of Art Cinemas bekommen. Sehr schön.
imgur.com/kKqcSmw
#partyhard
[...] Das Drehbuch ist äußerst detailreich und nimmt sein Thema ernst, was man allerdings auch erwarten kann, bei einer schon so oft gesehenen Thematik wie hier. Gerade in den Gerichts-Szenen zum Schluss beweist Lindholm saubere Recherche. Über den einfachen moralischen Fall hinaus weist der Film aber auch erfolgreich auf die Aussichtslosigkeit des Afghanistan-Kriegs, da er einmal mehr als völliges Chaos dargestellt wird, in dem kaum zwischen Freund und Feind zu unterscheiden ist. Ein Problem des Films “Krigen” ist aber, dass die Emotionalität der Handlung, die in den Familienkonflikten immer wieder als Teil des dramatischen Konzepts hervorgehoben werden, nur sehr schwerlich durchbricht. Es scheint, als wollte Lindholm einen kühlen, männlichen Film drehen, ganz im Gegensatz zu seiner Regie-Kollegin Susanne Bier oder der deutschen Feo Aladag, die mit “Zwischen Welten” einen ähnlichen Film abgeliefert hat. Das ist ihm auch durchaus gelungen, aber ein bisschen mehr lyrische Momente des Mitfühlens hätte ein Film vertragen können, wenn er schon mit einer einsamen Zigarette im Garten endet.
“The Martian” von Ridley Scott, ein Film, der den ein oder anderen Oscar mitnehmen wird und dann in der Versenkung verschwinden wird. Man kann den Film natürlich als Summe seiner Einzelteile konsumieren und an den hochwertigen CGI-Effekten und den braven, humorvollen Tönen dieses Weltraum-Tagebuchs zwei nicht unterhaltungslose Stunden zubringen, aber viel mehr eben auch nicht. Ridley Scott schuf einst mit “Alien” und “Blade Runner” Klassiker des Sci-Fis, die trotz Massenkompatibilität auch für die Filmwissenschaft, samt philosophischer Diskurse, interessant waren. Hiermit legt er einen belanglosen Film vor. Ein ohnehin schon erfolgreicher Roman wird zu einem trivialen Science-Fiction-Blockbuster ausgeschlachtet, der sich dann auch noch die Fragen gefallen lassen muss, wie er sich so leichtfertig utopisch, vollkommen menschenunkritisch und NASA-anbiedernd ausfallen kann. [...]
[...] Eine mögliche Lesart, die sich daraus ergibt ist eine obligatorische freudianische Lesart, auf die sich schon Slavoj Žižek stürzte. Natürlich ist es offensichtlich, dass das Bates-Haus, ein altes viktorianisches Gebäude, welches sich unweit vom vorgelagerten Motel befindet, eine Verbildlichung des Freudschen Ich-Modells darstellt. Natürlich ist das Obergeschoss, in der sich die Mutter zunächst befindet das Über-Ich, das leere Erdgeschoss das Ich und der Keller das Es. Symnbolisch ziemlich eindeutig: Das Über-Ich impliziert die höhere Etage schon im Namen, der Keller ist schon im deutschen Redewendungsgebrauch (“Leichen im Keller haben”) ein symbolischer Ort der animalischen Geheimnisse und das Erdgeschoss ist der eigentlich wesenslose Mittler zwischen den beiden, der zudem auch den “Eingang” darstellt. Der Weg zum Über-Ich und Es führt über das Ich, genauso wie es auch im Bates-Haus der Fall ist, da der Eingang natürlich im Erdgeschoss ist. Über-Ich und Es sind stark mit einander verknüpft und beeinflussen sich reziprok, weshalb es auch Sinn ergibt, dass Norman Bates seine Mutter vom Obergeschoss in den Keller trägt. Seine Mutter ist als Elternteil natürlich ein klassisches Symbol des Über-Ichs, gleichzeitig konstituiert das Über-Ich aber auch immer das Es. Seine Mutter ist also ebenso das Es, was sich natürlich in der sexuell aufgeladenen Relation zu der Mutter einleuchtend zeigt. [...]
Schmitti ist natürlich unsicher in dieser Rolle, aber umso sympathischer finde ich es. Ich habe großen Respekt vor diesem Move und musste sehr lachen :)
"Das ist cool, hart und das hat Drive" :D
Jau, mit den kleinen Story-Anrissen habt ihr mir richtig Bock gemacht. Obwohl ich mit meinen Bärentipps bis auf "Bal" immer falsch lag, sage ich (vorerst), dass es dieses Jahr Danis Tanovic schaffen wird.
Am meisten freue ich mich aber auf Vinterberg und Diaz.
[...] Was jedoch das größte Manko an diesem eigentlich sehr spannenden Film darstellt, ist sein fahrlässiger Umgang mit Gewalt. Diese wird hier nicht als Naturzustand gezeichnet, auch nicht als einen gesellschaftlichen Missstand, der überwindbar ist, sondern als eine legitime politische Möglichkeit. Denn Gewalt dient hier einer Blutrache, dem Mord an dem Mörder des eigenen Familienangehörigen, anstatt der Gnade oder zumindest non-violenten Rache und wird sogar mit einem Reifeprozess gleichgesetzt. Diese Gewaltanwendung sorgt zwar im Stile der aufregenden Dramaturgie des Films für einen Überraschungsmoment, irritiert aber im Nachhinein umso mehr, ob seiner moralischen Fragwürdigkeit. Denn Gewalt als Mittel gegen Gewalt bzw. was noch viel schlimmer ist: Gewalt als Mittel wegen Gewalt ist doch ein veraltetes Prinzip, über das sich ein oscarnominierter Film stellen sollte. Somit ist “Theeb” nicht wirklich schlauer als der kriegstreibende Westen, der mit seinen Auge-um-Auge-Kriegen im Nahen Osten den Islamischen Staat erzeugt hat.
[...] Die Schönheit und Originalität in der Arbeit Triers zeigt sich hier weniger in den lauten Momenten, z.B. den Autounfall-Fantasien Conrads mit CGI in Zeitlupe. Das sind tatsächlich die schwächeren Momente des Films, bei dem ihm die Subtilität abgeht, von denen sich Triers Kunst schon immer genährt hat. Aber diese speziellen Trier-Momente gibt es immer noch. Momente, in denen Trier Dinge einfach anders dramatisch aufbereitet als es ein durchschnittlicher Regisseur angehen würde. Den Brief, den Conrad seinem Schwarm schreibt, findet sein Bruder Jonah nicht hinterrücks, er wird ihm auch nicht in einem großen Outing von Conrad präsentiert, nein, Conrad lässt ihn von Jonah aus einer Word-Datei (!) auf seinem PC-Bildschirm in seiner nervösen Anwesenheit lesen. Sowas ist dramatisch eigentlich unheimlich unökonomisch und wird deshalb im kommerziellen Kino möglichst vermieden. Trier macht es und erzeugt damit Wirklichkeit. Noch besser natürlich die Szene, in der der junge Conrad in der Zeitung von der Todesursache seiner Mutter erfährt (ein MacGuffin! Der Zuschauer erfährt es nämlich nie!). Stattdessen, dass der Junge nun einen Gefühlsausbruch durchleidet, seine Familie und Freunde zusammenbrüllt oder ähnliches, frisst er dieses Erlebnis einfach in sich hinein und geht erst recht auf die Party seiner heimlichen Liebe, auf der er als Außenseiter kaum willkommen sein dürfte. Eine wortlose Darstellung erwachsenen Umgangs mit Rückschlägen. Das erste Mal verhält sich Conrad in dieser Szene wirklich gereift. Das ist einer der schönsten Momente des Erwachsenwerdens der mir bekannten jüngeren Filmgeschichte. Conrad wird danach mit seinem Schwarm zusammen betrunken nach Hause gehen. Sie werden sich nicht küssen und schon gar nicht miteinander schlafen, aber er wird ihr beim Pissen zuschauen und ihr Urin wird seinen Schuh streifen. Ein Moment der Intimität, den Conrad nie vergessen wird. Ein Moment der Wahrheit, den der Zuschauer ebensowenig vergessen wird.
Sieht ein bisschen aus wie Paulo Dybala.
[...] “The Hateful Eight” wird zumindest für ein Kapitel zu einem waschechten Whodunit. Gerade, indem Tarantino sich also am Eigenen ergötzt und seine Standardfiguren auf einander treffen lässt, kann er damit doch wieder etwas Neues anfangen. Der Zuschauer kennt all diese Figuren perfekt und doch scheint es in diesem cleveren Rätselspiel des vierten Kapitels (in das der Erzähler selbst interveniert) so, als halte uns Tarantino einen Spiegel vor, denn so gut scheinen wir seine Figuren eben doch nicht zu kennen. Bis hierhin ist “The Hateful Eight” ein deutlich besserer Film als noch der schlechthinnige Crowdpleaser “Django Unchained“, der mit Dauercoolness ein Publikum beschoss, aber erzählerisch äußerst uninteressant war. Leider verfällt Tarantino an dieser Stelle der Versuchung, seinem Zuschauer doch noch ein explosives Marken-Finale zu bieten und spult ein Gewalt-Inferno ab, das mit dem ruhigen, geduldigen, ja, gereiften Stil des Restfilms doch noch bricht. [...]
http://rettet-die-schwedin.de/
Ihr habt gerade zu Weihnachten 50 Euro von Oma bekommen oder so? Direkt weiterleiten und sich danach wie ein besserer Mensch fühlen, Leute.
[...] In “Bates Motel” funktioniert nämlich rein gar nichts im Stile einer guten Serie, in der ein Dominostein den nächsten bewegt und eine Figurenhandlung die Handlung einer anderen bedingt oder ermöglicht, sondern stattdessen sieht man hier eine Serialität, die an die unausgereifte Narration eines Videospiels erinnert. Die Serialiät der Ereignisse ist in “Bates Motel” in lückenhafte Stationen unterteilt. Ähnlich eines “Quests” eines Videospiels wird eine Nebenhandlung abgeschlossen und eine neue aus einem völlig anderem, lose angeschnittenen Feld ausgelöst. In einer Episode muss dann Norman Bates tatsächlich einen Gürtel bei einem Hauseinbruch stehlen. Dieser Gegenstand wird hier genauso behandelt wie eben ein Quest-Gegenstand in einem Videospiel. Ein an sich bedeutungsloses Objekt muss aus hanebüchenen, hauchdünn von der Vorgeschichte vorgetragenen Alibi-Gründen aus einem Ort geborgen werden, in dem eine spielerische Herausforderung liegt (was hier der Hauseinbruch darstellt). Ich möchte dies deshalb aufzeigen, weil ein Videospiel eine vergleichbare Spiellänge wie eine TV-Serie hat, aber (in der Regel) erzählerisch einfacher gestrickt ist, da die erzähllose Action im Vordergrund steht und ihre Begründung zweitrangig ist. Genau dasselbe Prinzip offenbaren uns schlechte Serien wie “Bates Motel”. Ebenso willkürlich und an Videospiele erinnernd, tauchen Bösewichte von irgendwoher auf und bedrohen die Bates-Familie. Man könnte hinter dieser dramatischen Schlechtigkeit das Sprichwort “zu viele Köche im Writer’s Room verderben den Brei” vermuten, allerdings ist es nicht einmal so, als seien die Handlungen nur einfach schlecht miteinander verknüpft, nein, sie sind auch als einzelne Handlungen lächerlich klischierte Versatzstücke aus allen möglichen Serien und Filmen. Dass “Bates Motel” ohne Recherche geschrieben wurde, sondern sich selbstzufrieden darauf beschränkt, Mash-up aus Genre-Abfällen zu sein, lässt sich an viel zu vielen Beispielen ausführen. Eine Hanfplantage mitten in Amerika, die zwar von Norman Bates und seiner Freundin Emma locker beim Waldspaziergang gefunden werden kann, aber sonst niemandem abfällt? Klar. Auch die stereotypisierten Drugdealer-Thugs machen den Umgang mit Rauschgiftkriminalität hier nicht authentischer. Leider ein Beispiel unter vielen. [...]
Bei den Studentenoscars hat noch Ilker Catak den Oscar in Gold für "Sadakat" bekommen, Patrick Vollrath für "Alles wird gut" nur den bronzenen.
Jetzt ist aber "Alles wird gut" als einziger deutschprachiger Film und als einer von nur zwei fremsprachigen Filmen für den Kurzfilm-Oscar nominiert. Schon verblüffend und beeindruckend. Viel Glück, Patrick!
Super Nachricht. Ich liebe Fury Road. Aber daraus noch eine Trilogie machen zu wollen, hätte eigentlich nur schief gehen können. So wird er als Legende abtreten, als derjenige, der im Franchise-Aufwärm-Wahnsinn das einzige sinnvolle und herausragende Sequel gedreht hat.
So sehr ich deine Analysen liebe, so sehr wundert es mich hier im negativen Sinne, dass du es hier der Klatschpresse gleich tust und allen Ernstes (mehr oder weniger) einzig DiCaprios Schauspiel und seine Rolle für die Academy Awards kommentierst. Dass du dabei Agamben zitierst, ändert nichts daran, dass diese eingeengte Herangehensweise grundfalsch ist und es der Film nicht verdient hat, auch wenn du wahrscheinlich alle Punchlines schon in früheren Malick- und Iñárritu-Verrissen verbraucht hast ;)
[...] Die reale Geschichte des Hugh Glass, der sich mit einem Grizzlybär schlug, überlebte und auszog den Mörder seines Sohnes zu rächen, ist eine bekannte Figur in der amerikanischen Folklore. Er ist als Vater eines indianischen Sohnes ja auch so etwas wie ein Brückenschlag zwischen Siegermentalität der Euroamerikaner und den spirituellen, uramerikanischen Wurzeln. Als politische Parabel auf Rassismus oder ähnliches lässt sich “The Revenant” aber nicht zufriedenstellend auflösen, da ist selbst Tarantinos Winter-Western “The Hateful Eight” der aussagekräftigere Film. Die Fragen, die “The Revenant” aufwirft, sind elementarer. Es geht um das nackte Überleben, um die Gleichheit des Menschen mit dem Tier und — wenn man “The Revenant” zwangsweise philosophisch betrachten möchte — um einen leicht fortgeschrittenen Naturzustand im Hobbesschen Sinne, in dem es bereits erste Bündnisse unter Menschen gibt, das alles aber noch derart lose und opportunistisch ist (man denke an die Bündnisse der Franzosen mit den Indianern im Film), dass man dies noch kaum als kulturell-fundierte Parteien betrachten kann. Dabei ist am ehesten noch die Lesart offenkundig, dass es beim Duell des von DiCaprio gespielten Hugh Glass und des von Tom Hardy gespielten Fitzgerald um das Duell verschiedener ethischer Ansätze an das Leben bzw. Überleben geht. Ein humanistischer Ansatz, der sich im Falle Glass’ auch auf metaphysische Hoffnungen stützt, gegen das sehr realistische und kalt-antihumanistische Denken Fitzgeralds, dem auch verständliche Motive zugrunde liegen, der aber vom Film trotzdem deutlich wenn nicht diabolisiert, so doch antagonisiert wird. Das Starke an “The Revenant” ist aber wohl, dass er trotz seiner Versuchungen der Esoterik viele Momente sprachloser Schönheit bietet, deren Symbolik nicht oktroyiert wird, sondern sehr frei interpretierbar ist. Die Simplizität der Rachegeschichte ist hier vielleicht nicht nur Fluch, sondern durchaus auch Segen, da sie eben auch Universalität ist. [...]
Letztes Jahr haben sie den Auslandsaward ja klüger verteilt als die Academy. Mal sehen, wie es dieses Jahr sein wird.