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Alle Kommentare von brainchild
Drecksfilm. Aber auch recht lustig.
So doof.
Anscheinend was für die Fans. Für mich hat sich das ganze eher gezogen wie ein SLO-MO-Trip. Der Film war uninteressant und ich war recht schnell sehr uninteressiert. Naja, immerhin war Avon Barksdale dabei, den seh ich immer gerne. Mit Stringer Bell wären noch ein paar Pünktchen mehr drin gewesen. Und außerdem find ich 'The Raid' jetzt gleich noch viel toller, thx Judge Dredd! :)
Ganz schön krass und daher auch sehr unterhaltsam, was der alte Mann im Playboy-Interview so raushaut:
http://www.playboy.de/stars-stories/interview/gary-oldman-im-interview
Bin immer noch geflasht und möchte gar nicht viele Worte verlieren. 'The Raid 2' ist die perfekte Fortsetzung und tatsächlich mindestens so gut wie sein Juwel von Vorgänger. Jener hatte seine Stärke in der Kompaktheit der zeitlichen und räumlichen Begrenzung sowie der ungemein effektiven emotionalen Einrahmung. Sein Nachfolger ist viel länger und viel viel größer, dabei aber mit einer für 2,5 Stunden Laufzeit unfassbaren Dynamik erzählt und inszeniert. Das Finale ist herausragend; der letzte große Fight gehört zu den besten 6 Minuten, die je auf Film gebannt wurden. Schlichtweg unfassbar. Ich bin immer noch geflasht.
Das milleniale Lebensgefühl in Taiwan bringt Hou Hsia-hsien teilweise schon echt gut rüber. Allerdings ist 'Millenium Mambo' im Ganzen leider doch sehr anstrengend inszeniert. Die einzelnen Szenen sind komplett ungeschnitten, die Kamerabewegungen auffällig ruhig. Emotionale Ausbrüche muss man ausnahmslos in der Handlung suchen; allerdings ist diese auch nicht gerade spannend erzählt. Am ehesten gestört hat mich dabei, dass die Szenen alle relativ gleichförmig in ihrer Aufmachung und Länge sind; dadurch fehlen die inhaltlich angedeuteten Aufs und Abs. Staddessen dümpelt der Film aus meiner Sicht irgendwann doch arg vor sich hin. Das Voiceover, das aus zehn Jahre späterer Sicht Ereignisse erklärt, die kurz darauf auch gezeigt werden, erschließt sich mir ebenfalls nicht.
Das ist echt schade, denn der Anfang von 'Millenium Mambo' wirkte wirklich vielversprechend; schon die erste Szene ist wirklich wunderschön eingefangen. Qi Shu ist durchweg bezaubernd und der elektronische Soundtrack bringt hier und da doch noch die dringend benötigte Dynamik mit rein. Insgesamt wirkt der Film aber doch in jeder Hinsicht zu distanziert auf mich. Im dritten Teil von 'Three Episodes' hat Hou einen ähnlichen Ansatz verfolgt und dies, für meine Begriffe, mit weit größerem Erfolg.
PS: Der Film, den ich gesehen habe, dauerte 100 Minuten. Gibt es tatsächlich eine zweistündige Fassung?
1 Film, 2 Akteure, 3 Geschichten. An Liebe und Freiheit und Jugend arbeitet Hou Hsiao-hsien sich hier ab, indem er seine beiden Protagonisten in über Generationen verstreute Beziehungen wirft, die einerseits vom jeweiligen Zeitgeist geprägt sind, andererseits sich aber auf die immergleichen Gefühle berufen. Chen Chang und noch mehr Qi Shu spielen großartig.
Teil eins (1966) ist relativ simpel erzählt und vor allem aufgrund der präsenten Popschnulzen ziemlich sentimental. Das kommt in seiner Unschuld sehr sympathisch rüber. Durch die wenigen Schnitte und die vielen Halbtotalen wird eine Langsamkeit zelebriert auf die man sich gut einlassen kann. Schön! Im zweiten Teil (1911) sieht das für meinen Geschmack leider ganz anders aus. Das Aufkeimen revolutionärer Umwälzungen zum Ende des Kaiserreichs bildet an sich einen interessanten Hintergrund für zwischenmenschliche Entwicklungen. Allerdings hat Hou das ganze als Stummfilm inklusive Zwischentiteln und Dauerdudelmusik umgesetzt. Wer Stummfilme mag, den wird das nicht weiter stören. Mein Ding ist das leider so gar nicht. Allerdings ist diese Episode auch die kürzeste und man (bzw. ich) wird anschließend mit einem Setting in der Gegenwart (2005) belohnt, welches deutlich dynamischer inszeniert ist, ohne je auch nur in die Nähe jedweder Hollywoodhektik zu kommen. Als Zuschauer ist man auf einmal viel näher dran an den Figuren; Sex und Intimität brechen sich Bahn, wo sie vorher kaum angedeutet wurden. Gefiel mir wirklich gut.
'Three Times' ist eine Fingerübung Hous in großem Stil. Neben der Veränderung von gesellschaftlich geprägter Zwischenmenschlichkeit kann man durch die Arbeit mit den der jeweiligen Zeit entliehenen Stilmitteln auch viel lernen über die Entwicklung der Filmkunst. Für mich persönlich verläuft diese Entwicklung hin zum Positiven, dementsprechend wenig sagt mir die zweite Episode zu; dafür gibt es leider leichte Abzüge. Ich freue mich trotzdem darauf, Hou weiter für mich zu entdecken.
'To the Wonder' ist so sehr Terrence Malick wie vielleicht kein anderer seiner Filme; die 100-minütige Essenz seines Jahrzehnte umfassenden Gesamtwerks. Für ihn ist das Leben eine Aneinanderreihung von Momenten, und Malick hat ein unfassbares Gespür dafür, diese Momente zu finden und zu ästhetisieren. 'To the Wonder' besteht somit aus 24 impressionistischen Gemälden pro Sekunde, die den Menschen als Teil der Natur zeigen und Liebe und Spiritualität – sowie leider auch beider Kehrseiten – folglich als der Natur inhärent. Ein bisschen mehr Storytelling wäre zwar schön, kann man von Malick aber wahrlich nicht erwarten. Stattdessen kann und sollte man sich lieber unentwegt an jedem einzelnen Bild sowie an der unfassbar bezaubernden Olga Kurylenko ergötzen.
Das Leben ist ein Wunder und Malick-Filme sind es auch.
Das Ende ist wunderschön, irgendwie.
Ein Kampf zwischen Gut und Böse und ein Kampf zwischen 'Carnivàle' und mir. Von geplanten sechs Staffeln (3 x 2 "Bücher") wurden nur zwei produziert, und die zwei reichen mir leider auch. Obwohl hier mit hohem Budget wahrlich beachtliches geleistet wurde. Dreckig und im Sepia-Look gefilmt, begibt man sich als Zuschauer mit einem amerikanischen Wanderzirkus in den 30er-Jahren auf eine Reise, (kleiner Spoiler) die letztlich einen jungen Wunderheiler und einen Prediger im Auftrag des Teufels aufeinandertreffen lässt (Spoiler Ende). Dabei lernt man einige auf den ersten Blick kuriose Gestalten kennen, die aber weit mehr als bloße Freaks sind. Besonders interessant empfand ich die Familie im Cootch-Business. Das heißt Mutter und Tochter strippen Abend für Abend gemeinsam unter Leitung des Ehemannes bzw. Vaters für die Augen des zahlenden Publikums. Eine höchst ambivalente Situation für alle Beteiligten, in der familiäre Konflikte vorprogrammiert sind. Vor allem ab dem Moment, wo Mutter und Tochter beginnen um den gleichen Mann zu konkurieren – der gleichzeitig einer der interessanteren Carnivale-Charaktere ist.
Nur: Die Exploration solcher Konflikte spielt sich in 'Carnivàle' lediglich am Rande ab. Weit wichtiger war es dem Schöpfer, die Mythologie der Serie in den Mittelpunkt zu stellen. Dadurch ergibt sich eine Reihe übernatürlicher Elemente, die die Story viel stärker prägen als die Figuren es tun, dabei allerdings in allzu typischen Mustern inszeniert sind. Beinahe jede Szene wird – vor allem auf muskalischer Ebene – mit einer emotionalen Schwere bis zum Überdruss aufgeladen – hier muss man sich wieder gruseln, da droht wieder Unheil. Dabei ist diese Mythologie aber so vertrackt (und letztlich wohl nur für den Serien-Schöpfer nachvollziehbar), dass ich mich als Zuschauer zwangsläufig weniger involviert fühle, als ich es angesichts des faszinierenden Settings und der eigentlich gut entwickelten Charaktere sein müsste. Hnzu kommt, dass die beiden Arcs – also Wanderzirkus vs. Prediger – für mich auch nicht optimal miteinander harmonieren. Das alles führte soweit, dass ich zu Beginn der zweiten Staffel für mehrere Monate ausgestiegen bin. Ab Folge 6 der zweiten Staffel hatte ich dann das Gefühl, dass sich die Prioritäten der Show etwas zu Gunsten meiner Präferenzen verschoben hatten, indem die zwischenmenschlichen, herrlich unprätentiösen Momente zumindest ein wenig zunahmen. Die sich zuvor regelrecht dahinraffende Story kaschierte das aber nur teilweise.
In meinen Augen hat 'Carnivàle' einfach das falsche Konzept. Anstatt sich auf das faszinierende Setting und das spannende Thema von Leid, Sünde und Schuld auf eher weltlicher Ebene (die Große Depression, die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges und sogar der nukleare Holocaust spielen hier allesamt eine Rolle) sowie noch mehr auf die Menschen hinter den Figuren zu fokussieren, hat man es als Zuschauer letztlich viel zu oft doch nur mit einer Mysterie-Serie nach Mysterie-Spielregeln zu tun. Vielleicht ist das auch einfach eine Sache der Erwartungshaltung. Gerne wurden ja Vergleiche zum vielgelobten 'Twin Peaks' gezogen, das ich leider noch nicht kenne. Sollte mir David Lynchs Serie auch nicht besser gefallen, liegt es vielleicht einfach nur an mir. Bis dahin muss ich leider das Fazit ziehen, dass 'Carnivàle' eine ganze Menge verschenkt hat.
... Michael Jackson, Kanye West, Kim Kardashian, Justin Bieber, Miley Cyrus, Angelina Jolie, Will Smith, Will Smiths Kinder, Til Schweigers Kinder, ...
Schöne Liste über den in meinen Augen besten Regisseur überhaupt. :)
Extrem beeindruckend, wie offen und unverkrampft man doch mit politischen Anschauungen, Vergangenheitsbewältigung und Sexualität umgehen kann, wenn man denn nur will. 'Le nom des gens' nimmt sich zum Aufhänger, wie sehr allein schon unser Name unsere Identität bestimmt und weitet diese Identitätsfrage immer weiter aus hin zu einem erstaunlich subversiven Statement über Nationalitäten und Gutmenschtum, das aber zugleich unverschämt charmant daherkommt. Das Drehbuch ist wahnsinnig inspiriert und Sara Forestier spielt so süß wie sexy und gegen Ende wird es dann auch noch angemessen rührig. Und mir fallen jetzt kaum noch Adjektive ein. Chouette!
Ein nettes Gimmick, das ich mit meinen 22 Jahren kein bisschen vermisse. Anscheinend war das früher ja eine vertraglich festgelegte Obligation; da hat man eben das beste draus gemacht. Auch heute hat das hier und da, ob als Referenz an ältere Streifen oder als Einführung in die filmische Parallelwelt bei besonders epischen Blockbustern, durchaus seine Berechtigung. Den Verzicht auf exzessive Opening Credits aber als "Indiz für eine Verachtung des Publikums" zu bezeichnen und gleichzeitig anzumerken, dass das Publikum sie schon vor 40(?) Jahren als "altbacken, langweilig und vom eigentlichen Film ablenkend kritisierte", ist dann aber schon ziemlich ignorant. Dann noch ADS als Totschlagargument gegen Leute, die einfach nur den Film sehen wollen (für mich beginnt der Roman auch nicht mit der Danksagung), das ist schon sehr gestrig.
Hmm. Relativ verbockter Einstieg, Unmengen an Genre-Klischees sowie ein Drehbuch, das sich nicht festlegen will und letztlich auch einen Tick zu wehleidig daherkommt. Ziemlich unausgegoren kommt das ganze erzählerisch daher, und gleichzeitig gibt es dann aber doch wieder diese wunderbar melancholischen Momente, wie sie die Coming-of-Age-Filmchen der Amis noch immer am besten kreieren. Der Soundtrack ist top, die Kamera ebenso – lange Einstellungen mit langsamen intensiven Bewegungen, die den beiden Protagonisten ganz viel Platz dafür bieten, ein Maximum an Authentizität aus ihrer Beziehung herauszuholen. Vieles wirkt tatsächlich improvisiert.
Trotz seiner Unrundheit ist 'The Spectacular Now' also doch definitiv sehenswert. Meine momentane Referenz in dem Bereich bleibt aber weiterhin 'The Perks of Being a Wallflower'.
Sehr schöne Liste mit einem sehr verdienten Platz 1. 'Eine unbequeme Wahrheit' ist trotz allem Gebashe ebenfalls völlig verdient mit drin. Sowas wie 'Religulous' ist dagegen aber nur aufwieglerischer Quatsch.
Park Chan-wook ist trotz allem Kritikerhype doch irgendwie noch unterschätzt. Weil sich dieser Mann partout nicht auf 'Oldboy' begrenzen lassen will. Themen kehren hier und da mal wieder, aber inhaltlich und erstaunlicherweise vor allem stilistisch ist jeder seiner Filme eine völlige Singularität. Während er in 'Oldboy' eine an sich schlichte Rachestory in epische Dimensionen führt, geht er bei 'Durst' den umgekehrten Weg: Er macht den Film kleiner, als er ist. Religion, Sexualität und Familienkonflikte sind nur eine Auswahl aus dem, worum es hier geht – dementsprechend einfach wäre es, sich darin zu verrennen, zumal der Film mit über zwei Stunden Laufzeit auch Parks längster ist. Dafür ist er aber viel zu introvertiert inszeniert, zu elegisch und irgendwie auch zu entspannt. Die Produktion war sicherlich aufwendig, trotzdem wirkt alles sehr zurückgenommen, selbst in den expliziteren Momenten. Park weiß, was er tut, und das tut er konsequent. Vieles bleibt wieder unklar, manches muss sich mühsam erschlossen werden, vereinzeltes (das Ende!) ist einfach nur toll. Eine Sichtung ist sicherlich zu wenig.
Soll heißen: 'Oldboy' ist Parks bedeutendster Film und laut Konsens auch sein bester. Aber das hier ist wohl sein vorläufiges Magnum opus.
Haha, geile Headline!
https://www.youtube.com/watch?v=EBrfzZmllsM
Stilsicher inszeniert, wenn auch völlig höhepunktlos (im Gegensatz zum Hausherrn, höhö). Das Drehbuch wird dagegen mit jeder Minute mistiger. Und das Ende war dann... also wow... das war wirklich beeindruckend mies!
Ein weirder Film. Regisseur Shion Sono packt die ganz großen Themen – Liebe, Sex, Religion, soziale Normen – nicht nur an, er missbraucht sie regelrecht, und er liebkost sie zugleich. Er quetscht sie aus bis zur Ekstase und hinterlässt sie in völliger Erschöpfung. Der Storyverlauf ist dabei nicht immer 100%ig nachvollziehbar, was womöglich daran liegt, dass der Film sogar mal 6 Stunden lang war. Die hätte ich mir liebend gern angetan, denn 'Love Exposure' ist für seine Länge unfassbar kurzweilig. Sono hat sämtliche Register gezogen, um alles an Dynamik rauszuholen – ein bisschen erinnert das mit den gerade zu Beginn sehr kurzen Szenen und dem omnipräsenten Soundtrack an 'Magnolia'. Wo der aber durchweg melancholisch war, schafft es Sono auch noch, die nicht gerade wenigen krassen und manchmal einfach auch doofen Momente nicht ins Lächerliche driften zu lassen. Nicht alles ist nachvollziehbar, aber alles ist nachFÜHLbar. Und vor allem eine Szene ist unfassbar großartig und sollte auch von all jenen gesehen werden, denen die 4 Stunden bisher zu kostbar waren: https://www.youtube.com/watch?v=tX32Aj-5OVo
Schon irgendwie ein Meisterwerk.
'Titanic' zu ignorieren ist natürlich voll cool und anti und so. Ändert trotzdem nichts daran, dass der Film neben 'Casablanca' DER Archetypus des ganzen Genres ist!
Treuer hätte Park Chan-wook sich in Hollywood nicht bleiben können. 'Stoker' ist von vorne bis hinten wieder eine einzige Idiosynkrasie (höchstens 'A Tale of Two Sisters' böte sich als Vergleich an) und stilistisch gerade zu Beginn auch erstaunlich inkohärent. Das macht den Film in jedem Moment so faszinierend wie unberechenbar. Parks größte Leistung dabei ist es, dieses vermeintliche Chaos nie zu prätentiös wirken zu lassen. Die Klavierszene zum Beispiel ist einfach nur in jeder Hinsicht beeindruckend (und sogar besser als die in 'Spring Breakers'^^).
Immer wieder erstaunlich also, was man aus Sex & Violence heutzutage noch rausholen kann.
Eine sentimentale, unaußergewöhnliche Lovestory, die viel durch den Einblick in die kulturellen Gegensätze zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland gewinnt. Ich liebe diesen urbanen 90s-Look, in dem hier so wunderbar imperfekte Bilder eingefangen werden. Auch der Cantopop hat durchaus seinen Charme. Viel zu aufdringlich ist dagegen dieser Piano-Score, der etliche Szenen auf Teufel komm raus emotionalisieren will. Immer dann, wenn eine Szene mal nicht vom verkitschten Gedudel untermalt wird, offenbart sich die wahre Schönheit dieses Films. Eigentlich ist er nämlich wunderschön.
Entgegen aller Unkenrufe: Der Film funktioniert in der heimischen Flimmerkiste genau so gut wie auf der Riesenleinwand in 3D. Dadurch zeichnen sich wahre Meisterwerke aus, und 'Gravity' ist ein Jahrhundertwerk.
James Franco mag noch so viele Elite-Unis besuchen, der smarteste 30-Something in Hollywood ist Joseph Gordon-Levitt. In 'Don Jon' kulminiert diese Smartness in gewisser Weise. Nicht nur durch seine Doppelrolle als erstmaliger Auteur und Hauptdarsteller, sondern vielmehr durch die Art, wie er seine über Jahre gereifte Idee auf formaler Ebene widerspiegelt und dabei Geschlechter-Archetypen gleichermaßen reflektiert wie das hollywoodsche Mainstreamkino. Thematisch könnte 'Don Jon' nicht unkonventioneller sein (stereotyper Jersey-Guy leidet an Pornosucht). Umgesetzt ist das wiederum in den ganz klassischen drei Akten, in denen der Protagonist eine Läuterung zum besseren hin durchmacht. Diese Trennung ist teils ganz subtil, teils bewusst platt und in ihrer Konsequenz durchweg genial.
1. Akt: Postmoderne Exzess-Komödie: Jon wird als gestählter Ladykiller eingeführt, der sich die Nächte in den Clubs um die Ohren schlägt und tagsüber seiner Porno-Leidenschaft frönt. Begleitet wird das von schnellen Schnitten (erinnert an 'Requiem for a Dream'), EDM-Soundtrack und coolem Voice-Over. Blau dominiert.
2. Akt: Klassische Hollywood-Schnulze: Jon trifft seine Traumfrau Barbara. Die beiden sehen sich typische Romanzen an, Barbara will mit dem ersten Mal warten, damit es es etwas besonderes wird und schließlich stellt er sie seinen Eltern vor. Happy End? Nein. Barbara ist herrisch, will einen "echten Mann". Jon wichst derweil weiter. Die Beziehung zerbricht. Unterlegt ist das mit opulenter Musik, wie man sie seit den 50ern in Filmen kaum noch hört; die Kamera fängt derweil wunderschöne Bilder ein. Rosa dominiert.
3. Akt: Indiefilm: Jon freundet sich an der Abendschule mit Esther an, einer Frau in den Vierzigern, die mit einem Verlust umzugehen hat und ihm zugleich über die Trennung hinweg hilft. Jon lernt die Gegenseitigkeit, die Akzeptanz und Unterstützung in einer Beziehung kennen. Die Beiden geben sich halt und verlieren sich ineinander. Gefilmt wird mit Handkamera, geschnitten wird wenig. Die Musik ist spärlich und gitarrenlastig. Naturfarben dominieren.
Wiederholung der immer gleichen alltäglichen Rituale bestimmt dabei circa die ersten zwei Drittel des Films, bevor sie gegen Ende dann doch noch aufgebrochen wird. Letztlich schafft Gordon-Levitt es sogar, aus dem Porno-Thema die Universalität von Geschlechterrolen, unerfüllbaren Erwartungen an sich selbst und das Gegenüber sowie die Gefahr der Materialisierung des ganzen Lebens herauszuarbeiten. Aufhänger dafür sind Pornos und Filmschnulzen. Wenn das nicht smart ist...