brainchild - Kommentare

Alle Kommentare von brainchild

  • 9

    Ein verglichen mit Finchers anderen Werken weniger auf der Psychologie der Protagonisten aufbauender Thriller als schlicht und einfach eine unglaublich präzise Demonstration des Suspense-Aufbaus, vom bereits unheimlichen Anfang bis zum konsequenten Finale. Fast wie in "Shining" spielt das riesige Haus die eigentliche Hauptrolle. Positiv erwähnenswert ist daneben Forest Whitaker in seiner Rolle als "gangster with a heart of gold".

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    • 6

      Zugegeben, "The Game" ist wirklich spannend und handwerklich gut gemacht. Dazu gibt David Fincher dem aufmerksamen Zuschauer einige interessante Denkanstöße. Und doch fühlte ich mich schon beim vorletzten Twist völlig verarscht. Das ist sogar untertrieben; während ich hier schreibe bin ich immer noch verdammt verärgert.
      Alles fängt so gut an: Nicholas van Orton (Michael Douglas), gelangweilter und frustrierter Investmentbanker, lässt sich von seinem ziemlich entfremdeten Bruder (Sean Penn) zu einem großangelegten Spiel verleiten, dessen Regeln geschweige denn Ziel er nicht kennt. Anfangs verwirrend, aber ebenso faszinierend, entgleitet ihm die Handlung immer mehr, bis er merkt, dass aus dem Spiel tödlicher Ernst geworden ist. Wem kann man noch vertrauen?
      HIER BEGINNEN DIE SPOILER: "The Game" ist im Grunde als Verschwörungsthriller angelegt. Die ins Spiel eingeweihte Christine/Claire (Deborah Unger) erklärt Nicholas das "Spiel" an einer Stelle in etwa so, dass das verantwortliche, verdeckt operierende Unternehmen Cosnumer Recreation Services (CRS) van Ortons Ahnungslosigkeit bei gleichzeitigem Willen zur Transparenz genutzt hat, um an sein beträchtliches Vermögen zu gelangen. Die dafür notwendigen Daten hat er CRS selbst geliefert, ob in den detaillierten Fragebögen zu Beginn des Spiels oder immer wieder über das abgehörte Handy. Dazu kommt ein Einbruch inklusive PC-Hacking. Nachdem er diese Information erhalten hat, fragt van Orton umgehend seine Schweizer Konten ab und nennt dabei auch die dafür notwendigen Passwörter; allerspätestens jetzt wären diese damit auch bekannt. Der Vollständigkeit halber wäre dabei noch zu erwähnen, dass van Orton in dieser Szene mit Christine auf der Flucht vor Mitarbeitern des Unternehmens ist, kurz bevor er merkt, dass diese ihn in doppelter Hinsicht an der Nase herumgeführt hat. Die erwähnten Mitarbeiter versuchen dabei zum wiederholten Mal den Millionär umzubringen; alle notwendigen Daten haben sie ja bereits, tot kann er CRS nicht gefährlich werden. Als er dann nicht getötet, sondern lediglich nach Mexiko verschleppt wird, fangen die ersten Zweifel bei mir als Zuschauer aber an...
      Wenn auch ziemlich unglaublich - aber nicht unglaubhaft! -, ist das alles im Grunde bis dahin erstaunlich plausibel. Vor allem aber steckt eine überaus berechtigte Kritik in dieser Handlung, nämlich die Gefahr des Datenmissbrauchs in Zeiten von PC und Handy sowie der Bereitwilligkeit, diese viel zu offen preiszugeben; der gerne gläserne Bürger sozusagen. Ich stehe dieser Entwicklung bei weitem nicht so skeptisch gegenüber wie viele andere heutzutage, aber ich anerkenne, wie subtil und gleichzeitig eindringlich Fincher diese Entwicklung und ihre immanente Gefahr hier einzubringen scheint, gerade indem er sie bewusst überzieht. Das alles schon vor vierzehn Jahren! Gute, wertvolle Science Fiction basiert auf nichts anderem.
      Tja, und dann ist das alles eben doch nur ein Spiel. Ein Spiel, bei dem es Nicholas' Bruder Konrad darum geht, aus dem abgestumpften Börsianer, dessen Vater sich im gleichen Alter umgebracht hatte, auf den tugendhaften Weg des liebevollen Bruders, des beziehungsfähigen Mannes und, sagen wir mal, des einfachen Bürgers zurückzubringen. Auch eine einigermaßen interessante Pointe, aber völlig unglaubwürdig, wenn man an die über 100 Minuten davor zurückdenkt. Allein schon der unglaubliche Aufwand, der hinter dieser riesigen Täuschungsaktion steckt, die letztlich nicht mehr als eine Geburtstagsüberraschung für Nicholas ist. Ein paar Beispiele: Woher wussten die Verantwortlichen, dass er genau an dieser Stelle springen würde, um auf der vorgesehenen Matte zu landen? Und warum war sein Bruder am Ende doch nicht tot, erschossen? Munition ausgetauscht, aber wann? Das Blut nicht echt? Was wenn er jemand anders "angeschossen" hätte? Alles wird ganz schnell als riesiger Gag abgetan, bei dem der kleine Bruder den großen ein wenig geärgert hat, um ihn eine Moral zu lehren. Naja, Nicholas wurde vorher ja lediglich fast in einem ungesteuerten Taxi ertränkt, beschossen, über die Landesgrenzen ohne Papiere verschleppt etc., das kann man mal eben vergeben und vergessen. Die letzte Szene mit ihm und (jetzt) Claire ist dann nur noch dreist. Das soll glaubhafte Charakterzeichnung sein? Viel interessanter wäre übrigens die Frage gewesen, wie man es bewerten sollte, dass Nicholas einerseits in der Lage ist, jemanden zu erschießen und dann andererseits in den Suizid zu gehen, noch dazu auf die gleiche Weise wie sein eigener Vater, die ihm die größte Horrorvorstellung sein müsste? Aber dann wirkt es wenigstens hübsch symbolisch...
      (SPOILER ENDE)
      Der Film zeigt im Grunde so ziemlich alle Qualitäten des David Fincher, deshalb auch die eigentlich immer noch zu hohe Punktzahl; aber was ihn dabei geritten hat, die so lange so interessante Idee so zu verschenken, geradezu ins Lächerliche zu ziehen, nein, ich will am liebsten gar nicht mehr drüber nachdenken. Hab ich jetzt auch schon viel zu lange getan.

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      • 4 .5

        "Fast erstickt die Anne Rice-Adaption in ihren schwülstigen Dialogen, der ausladenden Opulenz und dem überzogenen (Cruise) bzw. gelangweilten (Pitt) Spiel seiner Stars, die sich dem erdrückenden Homo-Subtext mit aller Gewalt zu entziehen versuchen." - Diese Kritik von Mr Vincent Vega entspricht genau meinen Vorbehalten gegenüber dem Film. Alles wirkt unglaublich theatralisch, Cruise und Pitt sind m.E. nicht optimal besetzt und nachvollziehbar bzw. identifikationsstiftend ist nur wenig, nicht nur aufgrund des Genres an sich. Das romantisierende Vampir-Image wird zwar schön gegen den Strich gebürstet, auch überzeugt mich die Erzählweise, in der innere und äußere Handlung langsam verschmelzen, letztlich bleibt aber nur das starke Gefühl, das man sich das ganze besser auf einer Bühne als auf der Leinwand angekuckt hätte.

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        • 5 .5

          "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" (oder kurz: "DEdJJddFRF") bietet zwei unglaublich talentierte Schauspieler, hat einen interessanten, da ungewöhnlich nüchternen (oder ernüchternden) Ansatz und wurde visuell sehr atmosphärisch in Szene gesetzt - und trotzdem musste ich mich noch nie so sehr durch einen Film quälen wie bei diesen 156 Minuten. Es passiert einen Großteil der Zeit über einfach so gut wie nichts, Spannungsmomente kommen, wenn überhaupt, erst gegen Ende auf. Die Handlung nach der Ermordung hätte dann auch einen größeren Anteil am Film verdient, stattdessen "verschwendet" der Regisseur die meiste Zeit damit, die seltsame Beziehung zwischen James und Ford zu erklären. Dass das nötig ist, um Fords Charakter, um den es schließlich geht, zu verstehen, bezweifle ich nicht, aber es ist einfach so überhaupt nicht packend, was sich da abspielt. An James' Schicksal nimmt man gar keinen Anteil, an dem von Ford wirklich erst gegen Ende halbwegs.
          Ich sag's mal so: Der wenig elegante, ebenso wenig einfallsreiche, dafür übermäßig verkomplizierende und in die Länge gezogene Titel spiegelt den Film verdammt gut wieder. Natürlich ist er auch sehr eigen und mutig, da unkonventionell, geraten, das verheißt hier aber leider trotzdem kaum Unterhaltungsqualität.

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          • 8

            Viel hat man schon von diesem Film gehört, selbst wenn man ihn noch nicht gesehen hat. Umso überraschter war ich danach. "Die Reifeprüfung" ist weit weniger ernsthaft – ja teilweise fast schon albern – als ich ihn mir vorgestellt hatte. Von einer reinen Komödie zu sprechen, wäre aber ebenso falsch. Zwischendurch dachte ich, die Tragödie eines jungen Mannes zu sehen, der aus dem behüteten, zugleich ungemein fordernden Leben eines Spitzenschülers ausbrechen will und dabei dieses Leben komplett verliert. Der Film funktioniert also auf mehreren Ebenen, letztlich nimmt er sich aber weit weniger ernst, als es vereinzelte Passagen suggerieren. Nicht jede Wendung wirkt völlig glaubwürdig, aber das ist auch gar nicht nötig. "Die Reifeprüfung" macht nämlich einfach Spaß, nicht nur wegen dieser lockeren Vielschichtigkeit, sondern weil Mike Nichols ein tolles Gespür für die Inszenierung beweist. Der Soundtrack ist mindestens so legendär wie der Film selbst (mein Favorit: Scarborough Fair), und einige Einstellungen wirken für das Alter des Films fast avantgardistisch. Die Szenen sind oft sehr lang – nie langatmig! - und nehmen sich immer wieder Zeit, in die Psyche des Protagonisten, aber auch einfach in diesen damaligen Zeitgeist reinzufühlen. In jeder Hinsicht eine positive Überraschung für mich.

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            • 7 .5

              Trotz der ganzen Beziehungswirren in der Handlung ist der Film doch ein ziemlich leichtes Melodram, das vom europäischen, genauer vom spanischen Flair lebt. Der Erzähler könnte unmittelbar einem Groschenroman entstammen und eine Botschaft tiefer als die, dass man lieber auf das Herz als auf den Verstand hören sollte, konnte ich nicht entdecken. Aber ich glaube Allen hat das alles so gewollt. Die Schauspieler dienen ihm hier m.E. vor allem als Schauwerte, alles wirkt sehr sinnlich und unverbindlich. Viel mehr als vier große und großartig anzuschauende Schauspieler, einen Regisseur, der sein Handwerk versteht, und einen kleinen spanischen Ohrwurm bietet "Vicky Cristina Barcelona" also nicht. Aber was kann man denn noch mehr verlangen?

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              • 8

                Die Inszenierung des Films ist streitbar, zwar wirklich lustig, aber teilweise einfach kitschig, und Jim Carrey ist hier zwar ernster als meist, aber immer noch zu sehr Komödiant. Ich hätte mir den Film böser gewünscht, mit noch härteren Seitenhieben auf die Entertainment-geile und dem Individuum gegenüber völlig abgestumpfte Gesellschaft. Das Thema gibt dazu wirklich viel her und wird nur aktueller. Die Idee an sich ist jedenfalls großartig und gehört fast zur beängstigsten Science Fiction, die ich mir vorstellen kann, da sie lediglich einen seit zu langer Zeit andauernden Trend weiterspinnt.
                Keine Ahnung, ob das die tatsächliche Inspiration war, ich würde aber Philip K. Dicks Roman "Zeit aus den Fugen" von 1959 zu dieser Thematik empfehlen.

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                • 9 .5

                  "Leaving Las Vegas" ist wirklich kein schöner Film im eigentlichen Sinne, das macht schon die Konstellation des Trinkers (Nicolas Cage) und der Prostituierten (Elisabeth Shue) klar. Die beiden lernen sich in einer Zeit fehlenden Halts ohne Aussicht auf Besserung kennen, verlieben sich und können sich doch nicht vor ihrem jeweiligen Schicksal bewahren. Die zwiespältige Botschaft poetisch zusammengefasst: Liebe kann einen Menschen nicht retten - aber sie kann ihn erlösen.
                  In gewisser Hinsicht also doch ein schöner Film, jedenfalls gibt es wohl nur wenige, die einen emotional so mitnehmen. Welche Emotion das genau ist, weiß man teilweise gar nicht so genau zu sagen. Am ehesten trifft es vielleicht die Trauer, vor allem darüber wie selbstbestimmt die beiden Figuren agieren wollen, und wie hilflos sie tatsächlich doch sind, sich selbst und dem jeweils anderen gegenüber. Diese Stimmung der selten so heruntergekommen dargestellten Glamourwelt ergänzt der Jazz-Soundtrack von Sting unglaublich passend.
                  Cage sollte mal wieder ein Drehbuch solchen Kalibers lesen!

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                  • 8
                    über Chiko

                    "Scarface", "GoodFellas" und "Blow" in die Hamburger Migrantenszene versetzt. "Chiko" bedient fast sämtliche Genre-Klischees und ist anfangs m.E. noch nicht einmal überzeugend gespielt, fesselt aber mit zunehmender Dauer immer mehr. Das liegt vor allem an der solcher deutscher Produktionen immanenten Authentizität. Vor allem Moritz Bleibtreu überzeugt dabei wie üblich durchgängig. Auch Denis Moschitto, als Protagonist zuerst fehlbesetzt wirkend, entwickelt - wie auch Volkan Özcan - in seiner Rolle kontinuierlich eine brodelnde Tiefe. Die Handlung wirkt anfangs weit hergeholt, bleibt aber realistisch durch ihre Verwurzelung in den sozialen Brennpunkten der Großstadt. Zudem erliegt Regisseur Özgür Yıldırım nicht - wie so viele vor ihm - der Verlockung, Chiko und seine Taten zu glorifizieren, nicht einmal mehr schlechte Vorbilder gibt es am Ende noch. Bezeichnend ist auch, wie viele Szenen sich im Krankenhaus abspielen. Somit kann der Film tatsächlich sogar als pädagogisch wertvoll eingestuft werden, damit hätte ich nach den ersten fünf Minuten am allerwenigsten gerechnet.

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                    • 8 .5

                      "From Dusk Till Dawn" ist der wahrscheinlich coolste Streifen, den Rodriguez und Tarantino je gemacht haben, und das soll was heißen! Bestimmt jedem, der den Film gesehen hat, sind ein oder mehrere One-Liner im Kopf geblieben - was man auch unschwer an den anderen Kritiken hier sieht -, die aber im Gegensatz zu Trash von Stalllone und Co. nicht lächerlich aufgezwungen daherkommen.
                      Die erste Hälfte ist ein staubtrockener Roadmovie-Gangster-Thriller, der v.a. in puncto Atmosphäre völlig überzeugt. In der Hinsicht auf jeden Fall auch für Leute geeignet, die mit den beiden Kultfilmern sonst eigentlich nicht so viel anfangen können. Gerade diese erste Hälfte wird vor allem durch den bösartig guten George Clooney getragen, der in dieser seiner vielleicht besten Rolle eine enorme Präsenz hat. Schade, dass er nicht öfter solche Charaktere mimt. Auch die Beziehung zum sadistischen Bruder - gespielt von Tarantino - wirkt erstaunlich glaubhaft.
                      Die zweite Hälfte geriet leider ein wenig konventioneller (wenn man das von einer Vampir-Groteske überhaupt behaupten kann), letztlich ist es dann halt doch eher ein Genrefilm für Fans. Trotzdem hebt der Teil sich durch die Referenzen an das eigene Genre und die skurrilen Charaktere - u.a. ein Vietnam-"Held" und ... nun ja ... Sex Machine - ausreichend von anderen Vampir- oder Zombiefilmen ab.
                      Zusammengehalten werden die beiden Filmhälften, kurz gesagt, durch: Salma Hayek. Ihre Tanzsequenz ist unglaublich erotisch und bleibt einem in Verbindung mit der Musik und der Schlange am ehesten im Gedächtnis. Wer's noch nicht gesehen hat: http://www.youtube.com/watch?v=vdvwQPbhq1E (was danach passiert ist nicht ganz so erotisch)
                      Überhaupt ist der Cast unglaublich. Bisher habe ich weder Harvey Keitel (kaum wiederzuerkennen) noch Juliette Lewis, Danny Trejo oder den dreifachen Cheech Marin erwähnt. In gewisser Weise also auch ein Ensemblefilm. Es gäbe noch so viel mehr zu schreiben, ich beschränke mich jetzt mal darauf, dass "From Dusk Till Dawn" die Substanz von Tarantino auf einmalige Weise mit dem Style von Rodriguez verbindet.
                      1. Teil: 9,5 Punkte
                      2. Teil: immerhin noch 7 Punkte

                      • 10
                        über Titanic

                        Dieser Film ist einfach nur groß. In jeder Hinsicht.
                        Mit James Camerons Filmen kenne ich mich ansonsten nicht sonderlich aus, aber was er hier schafft ist so ziemlich einmalig: Er kombiniert die Möglichkeiten des modernen SFX-Big-Budget-Kinos mit einer Lovestory wie sie in ihrer Tragik klassischer nicht sein könnte und schöpft damit das gesamte Potenzial eines cineastischen Erlebnisses voll aus. Dazu überzeugt die Rahmenhandlung, die die ganze Historie des Schiffes entmystifiziert ohne ihr auch nur im Geringsten diese eigenartige Faszination zu nehmen. (David Fincher hat sich diese Machart bei "Benjamin Button" etwas zu deutlich zum Vorbild genommen.)
                        "Titanic" ist sehr lang, sehr kitschig und das Ende kennt man schon vor dem Anfang. Aber der Film ist so unglaublich gut geschrieben und inszeniert! Die Bilder, die Musik (Celine Dion ist doch nichtmal zu hören!), das Schauspiel, die Dialoge und immer der Gedanke im Hinterkopf, dass das alles vor hundert Jahren tatsächlich so ähnlich passierte. Dazu kommt noch, dass das damals wie heute aktuelle Thema der sozioökonomischen Herkunft explizit eingearbeitet wurde. Herausragenden Anteil an all dem haben neben Cameron natürlich Leonardo DiCaprio und Kate Winslet. Jeder für sich schon ein überragender Mime, bilden sie hier das ganz ehrlich vielleicht beste Leinwandpaar aller Zeiten. (Dass die Chemie stimmt, bewiesen sie 10 Jahre später in "Zeiten des Aufruhrs" erneut.)
                        Ich bin nicht der größte Fan von Hollywood-Filmen, und "Titanic" ist Hollywood pur, aber diese Werk zeigt all das, wofür es sich überhaupt lohnt, seine Zeit mit dem Anschauen von Filmen zu "verschwenden". Ich habe ihn so oft wie keinen anderen Film gesehen und das wird wohl auch so bleiben.

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                        • 6 .5

                          1st Room: "The Missing Ingredient" von Allison Anders
                          2nd Room: "The Wrong Man" von Alexandre Rockwell
                          3rd Room: "The Misbehavers" von Robert Rodriguez
                          4th Room: "The Man from Hollywood" von Quentin Tarantino
                          Bei "Four Rooms" sind sich wohl fast alle einig. Die ersten beiden Episoden - bezeichnenderweise von No-Name-Regisseuren - kann man völlig vergessen und tut dies auch recht schnell. Der Beitrag von Robert Rodriguez ist da weit unterhaltsamer, sehr stylisch gefilmt und mit einem unglaublich coolen Antonio Banderas, und selbst Tim Roths überdrehtes Schauspiel ist auf einmal nicht mehr so unerträglich. Dazu kommt ein Gastauftritt von Salma Hayek, der schon auf "From Dusk Till Dawn" hindeutet. Während Rodriguez' "The Misbehavers" durch den skurrilen, teilweise grenzwertigen (man denke an das kleine Mädchen, das sich an der Spritze sticht) Witz fesselt, ist "The Man from Hollywood" ein typischer, fast schon zu typischer Tarantino. Sehr lange Einstellungen, ausuferndes, banales Gerede - vorwiegend von Tarantino selbst - und eine krasse Idee, die sich auf die Filmhistorie beruft. Das Ende ist m.E. auch ohne Kenntnis der Vorlage ziemlich vorhersehbar, aber trotzdem gelungen.
                          Also: Rodriguez sehr gut, Tarantino gut, den Rest am besten vorspulen.

                          • 8 .5

                            Überragend gespielt von Sean Penn und Susan Sarandon. Das faszinierende daran, wie mit der Thematik hier verfahren wurde, ist sicherlich (ACHTUNG: SPOILER), dass der von Penn gespielte zur Todesstrafe Verurteilte eben nicht unschuldig ist. (SPOILER ENDE) Dazu tut er auch noch auf cool, greift die von Sarandon gespielte Nonne mit sexuellen Anzüglichkeiten an und kokettiert mit Nazi-Ideologien. Regisseur Tim Robbins schafft aber eine so differenzierte Darstellung dieses Charakters sowie der generellen Abwägung des Für und Wider, dass sich am Ende jeder Zuschauer selbst eine Meinung bilden muss. Der Film drängt einem diese glücklicherweise nicht auf, liefert aber ganz objektiv gesehen den Gegnern der Todesstrafe bessere Argumente. Besonders hart ist das Ende, dass zwar einerseits typisch weinerlich und betroffen daherkommt, gleichzeitig aber immer wieder Bilder von der grausamen Tat einblendet. Der Film wird die Befürworter der Todesstrafe damit höchstwahrscheinlich nicht bekehren (geschweige denn die Gegner), sondern eher noch bestärken.

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                            • 9 .5

                              Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen, dass die neueren Simpsons-Folgen so verhasst sind. Natürlich, die Highlights der Serie und damit auch die Highlights ALLER Comedy-Serien befanden sich zwischen der 3. und der 8. Staffel. Aber hätte hier wirklich jemand gewollt, dass die Simpsons auf ihrem Höhepunkt eingestellt werden? Besser gar keine Simpsons mehr als solche, die nur noch gehobener Durchschnitt sind? Sehe ich anders. Zudem gab es auch damals schon vereinzelt schlechte Episoden, u.a. "Das magische Kindermädchen", "Ihre Lieblings- Fernsehfamilie" (St. 8) oder "Und nun alle singen und tanzen" (St. 9) wirken reichlich ideenlos.
                              Die zu Beginn des neuen Jahrtausends produzierten Folgen gefallen auch mir größtenteils weniger. Aber auch diese unterdurchschnittlichen Simpsons-Episoden enthalten zumindest vereinzelt noch sehr lustige Szenen. Spätestens mit der 15. Staffel trat für mich dann eine Art Comeback ein, da die Folgen nicht nur lustiger wurden, sondern auch wieder öfter etwas von der Dramatik und der Gesellschaftskritik der "alten" Simpsons enthielten, letzteres teilweise sogar deutlicher als früher. Als Beispiele nenne ich nur:
                              "Häuptling Knockahomer"
                              "Der große Nachrichtenschwindel" (St. 15)
                              "Drum prüfe, wer sich ewig bindet"
                              "Das große Fressen" (St. 16)
                              "Gott gegen Lisa Simpson" (St. 17)
                              "G.I. Homer" (St. 18)
                              "Vergiss-Marge-Nicht" (St. 19)
                              Danach wird es zugegebernermaßen schwer, wirklich gute Episoden zu finden. Ich traue den Simpsons-Machern aber auch heute noch zu, wirklich lustige und relevante Folgen zu produzieren. Anschließen kann ich mich den Aussagen, dass Gaststars seit geraumer Zeit nur noch show-off-mäßig verheizt werden und aktuelle Trends leider den Vorrang vor zeitloseren Themen bekommen. Auch ist der Nebenplot, wenn vorhanden, seit langem meist völlig belanglos.

                              • 5 .5

                                Interessant inszeniert und gegen den Strich besetzt, aber das Drehbuch ist vollgepackt mit Ideen bzw. Ideenskizzen, deren Zusammenhang und Bedeutung wohl nur Richard Kelly selbst wirklich versteht. "Southland Tales" wirkt erstaunlicherweise gleichzeitig zu durchdacht und zu unausgereift. Reizvoll ist der Film trotzdem, vor allem durch die Kombination (meta-)physischer Gedankenspiele - das erinnert an Donnie Darko! - mit den gegenwärtigen Problemen der republikanisch gefärbten Politik in den USA. Außerdem ist der Soundtrack von Moby toll. Vielleicht sähe die Bewertung nach dem zweiten Anschauen auch ganz anders aus...

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                                • 7 .5

                                  Etwas lang geraten und letztlich doch immer noch den Action-Genre-Konventionen unterliegend, aber so wunderbar selbstreferentiell - sowohl was Schwarzenegger als auch das ganze Genre anbelangt -, dass es wirklich Spaß macht, den Film zu sehen. Schwarzenegger wirkt durch die eigene Demontage so human und sympathisch wie nie zuvor (geschweige denn heute). Übrigens auch gut geeignet als Familienfilm!

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                                  • 3 .5

                                    Hätte Guy Ritchie die Regie übernommen, hätte "Mean Machine" wahrscheinlich mehr zu bieten als einen irre dreinblickenden Jason Statham, dessen Rolle als Torhüter/"Mönch" für die einzigen Highlights in diesem ziemlich schlecht inszenierten Film sorgt. Tipp: Auf YouTube nach "The Monk Best Bits" suchen!

                                    The Monk: calm and calculated

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                                    • 9

                                      Mein absoluter Lieblingsfilm.
                                      "Collateral" verbindet Elemente der Genres Psychothriller, Drama und Action in einer atmosphärisch (fast) einmaligen Qualität. Regisseur-Legende Michael Mann nimmt sich Zeit um den Protagonist Max (erstaunlich ernsthaft gespielt vom Komiker Jamie Foxx) gebührend einzuführen und ihn dem Zuschauer greifbar zu machen. Max ist ein vielschichtiger, oberflächlich immer positiv denkender Taxifahrer, der sich nicht eingestehen will, dass er seine hochtrabenden Ziele langsam aus den Augen zu verlieren droht. Bewusst wird ihm das unfreiwillig durch den Kunden auf seinem Rücksitz: Vincent (Tom Cruise' m.E. beste Rolle), der als Auftragskiller eine gute Menschenkenntnis mitbringt, selbst aber auch nicht so eiskalt ist, wie die Taten, die er im Zeitraum einer Nacht in Los Angeles begehen soll und will.
                                      Mann lässt den Zuschauer an Vincent nicht so nah heran wie an Max und trotzdem wird auch diese Figur im Laufe der knapp zwei Stunden immer plastischer. Beide haben eine Biografie, die ihr eigenes Handeln genauso beeinflusst wie letztlich auch das des jeweils anderen. In diesem Punkt erinnert mich der Film an "Heat", Manns fast 10 Jahre älteres Meisterwerk; auch hier treffen zwei Menschen mit einem völlig unterschiedlichen Welt- und Menschenbild aufeinander. Wo bei "Heat" die beiden Protagonisten in Bezug auf ihre innere Obsessivität aber stellenweise kaum noch zu trennen sind, muss es in "Collateral" zu einer finalen Konfrontation aufgrund der gegensätzlichen Lebensauffassungen kommen. Aufgebaut wird diese rund um eine Frau (überzeugend: Jada Pinkett-Smith), die auf unterschiedlichste Weise mit beiden Charakteren verbunden und schließlich, indirekt, für deren Untergang bzw. Aufstieg verantwortlich ist; beinahe schicksalhaft wirken diese Verflechtungen der drei Persönlichkeiten. Insofern ist "Collateral" im Grunde eine klassische Tragödie um Gut und Böse, in der die Katharsis auf beiden Seiten angedeutet wird.
                                      Um es nochmal halbwegs kurz zu machen, bevor ich mich um Kopf und Kragen rede: Der Film ist sowohl etwas für Cineasten mit Hang zur ins existenzielle abschweifenden Dialoglastigkeit als auch für Suspense-Fans, die Wert auf Tom Cruise und einen gehörigen Showdown legen. Langweilen dürfte sich keiner, und das sollte noch immer das Hauptkriterium hinsichtlich der Bewertung eines Films sein. Nicht zu vergessen sind dazu noch zwei Dinge: Der Soundtrack ist großartig, steht einerseits für sich und andererseits immer für das, was sich gerade auf der Leinwand abspielt. Der heimliche Star des Films aber ist Los Angeles; Mann hat wirklich beeindruckende Bilder einer der kulturell diversesten Städte dieser Welt bei Nacht fotografiert.

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