brainchild - Kommentare

Alle Kommentare von brainchild

  • 5 .5

    Sicherlich wegbereitend in seiner Experimenterfreude (Tarantino wird den nicht nur einmal gesehen haben), aber damals konnte man eine solche filmische Trickkiste wohl lediglich als ironischen Kommentar auf alles bislang dagewesene drehen. Emotional baut sich da bei mir überhaupt nichts auf, und mein Intellekt ist von den aphoristischen Dialogen doch recht schnell genervt. In Le Mépris hat Godard sich getraut, es ernst zu meinen. Das hier ist dagegen nur Rumspielerei.

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    • 8 .5

      Bester Serienneustart seit Jahren! Bin wirklich selten so positiv überrascht worden, mit Herrn Ansari hatte ich nämlich immer schon eher meine Probleme - und die Themen hier ähneln seinen Soloprogrammen doch sehr. Aber der Typ hat Geschmack! Locker-leicht, unprätentiös und wahnsinnig wortwitzig, dabei immer auch mit dem nötigen Ernst bei der Sache, hat das ganz viel vom Woody Allen aus 'Annie Hall'-Zeiten (natürlich auch aufgrund des Settings in New York). Vor allem diese als Tracking shots gefilmten Walk-and-talk-Sequenzen sind geil und ein interessanter Kontrast zur gerade eher üblichen Mockumentary-mäßigen Kamerahektik. Dazu sind die einzelnen Folgen thematisch clever aufgeteilt, ohne dass der rote Faden zu sehr abhanden kommt. Und hintenraus verliert die Serie auch an nichts. Überhaupt ist da ist an keiner Stelle zu viel. Auch das Ganze bei nur 10x28 Minuten zu belassen, ist sehr konsequent und sehr richtig.

      Die Serie MUSS weitergehen und wird es ganz sicher auch - 8,7 auf IMDb und 9,1 auf Metacritic sind a doch mal ein Statement. Wird jetzt zwar noch ewig dauern, ich freu mich trotzdem schon mal vor :)

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      • Season 2 fängt stark an, hört stark auf, hat in der langen Mitte aber doch ne ganze Menge Leerlauf. Da wird Bojack selbst einfach mal zum langweiligen Nebencharakter degradiert, damit man noch mehr unsubtile Seitenhiebe gegen Hollywood reinpacken kann; mit kontinuierlichem Storyverlauf hat das doch recht wenig zu tun. Die bisherigen Referenzserien Californication und Entourage weichen jetzt tendenziell Mad Men und Family Guy, und dementsprechend inkohärent wirkt das Ganze auch. Vielleicht sind meine Ansprüche an die Serie zu hoch, ich erwarte hier einfach mehr als eine Aneinanderreihung absurder Gags (die ja immerhin funktionieren), ab und zu mal abgelöst von einer ordentlichen Dosis Selbsthass. So ein bisschen ist Bojack Horseman nicht nur als Charakter, sondern auch als Serie noch immer auf der Suche nach sich selbst. Sprechende Tiere in Hollywood reichen da nicht.

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        • 8
          brainchild 22.10.2015, 02:04 Geändert 03.08.2016, 12:08

          Sehr spaßige Dramedy-Serie, die zwar storytechnisch absolut nichts Neues bietet (man nehme 1/3 Entourage & 2/3 Californication), dafür aber mit ganz viel Liebe zum Detail aufwartet. Das Tempo ist hoch, die Gagdichte ebenfalls. Und das Theme vom Black Keys-Frontman ist der Hammer: https://www.youtube.com/watch?v=ikpc1BN4nN8
          Man mag anfangs zweifeln, aber Bojack Horseman funktioniert wirklich. Und zwar verdammt gut!

          Edit: Kleine Abwertung nach Season 2.
          Edit 2: Season 3 geht wieder bergauf!

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          • 7

            The Look of Silence war für Oppenheimer nicht nur ein Herzensprojekt, sondern auch eine moralische Verpflichtung. Man darf bei diesem Thema nicht den Tätern das letzte Wort überlassen, egal wie einsichtig und kathartisch das auch ausfällt. Insofern ist die Existenz dieser "Fortsetzung" richtig und wichtig. Dennoch muss ich mir leider eingestehen, dass ich die Perspektive der Täter psychologisch weit spannender finde als die der Opfer. Die Mischung aus Trauer, Hass und dem Versuch der Vergebung ist logisch und erwartbar - genauso das stille Leiden, wenn du jemandem ein Video zeigst, auf dem die Mörder deines Bruders mit einem Lächeln auf den Lippen ihre Tat in den übelsten Details schildern. Einen großen Teil des Films nehmen tatsächlich Szenen ein, in denen wir dem indonesischen Protagonist dabei zuschauen, wie er sich solche Videos anschaut. In diesen Momenten balanciert der Film doch sehr nah an schlichtem Voyeurismus.
            Ein anderes Problem ist, dass hier letztlich doch wieder die Täter befragt werden, diesmal allerdings nicht vom vermeintlich neutralen Regisseur, sondern mit dem genannten Indonesier von einer Person, die eine weit weniger versteckte Agenda verfolgt. Wie zu erwarten machen die Befragten dann oft ganz schnell zu.
            "Wir wussten davon nichts."
            "Ich habe mein Land verteidigt."
            "Die Vergangenheit ist vergangen."
            Bla.
            Da kitzelte Oppenheimer in The Act of Killing doch deutlich spannendere Erkenntnisse aus den Tätern, deren innerste Gefühle gleichzeitig aber ganz schwer zu deuten blieben. Während die Gefühle der Opfer eben keine zwei Interpretationen zulassen.
            Die schönsten Szenen sind für mich die, in denen der indonesische Protagonist mit seinen Kindern interagiert, mit ihnen rumblödelt, aber auch offen und ehrlich über die Vergangenheit spricht (ganz schlimme Szene, wie der Sohn im Schulunterricht die antikommunistische Propaganda seines Lehrers anhört). Da spürt man, dass die nächste Generation an Indonesiern hoffentlich eine andere, glücklichere sein wird. Dieser Film und sein Vorgänger tragen dazu sicherlich bei und können in ihrer Bedeutung deshalb gar nicht hoch genug geschätzt werden. Aus einer rein künstlerischen Perspektive muss man mit The Look of SIlence aber doch ein bisschen kritischer umgehen.

            7
            • 4

              Ohne den Titel hätte ich den Film nicht kapiert. So ist Leviathan ein cleveres Werk, ein künstlerisch hochambitioniertes und ein in jeder Hinsicht erbarmungsloses. Aber es ist eben auch wahnsinnig anstrengend und ermüdend. Und hässlich. Aber das ist natürlich intendiert und ließ sich bei dem Sujet gar nicht vermeiden.
              War leider nicht meins.

              • 7 .5

                The Act of Killing ist ein Paradebeispiel dafür, wie Menschen mit kognitiven Dissonanzen umgehen. Mit Handlungen also, die offensichtlich falsch sind, aber dennoch begangen werden, ob aus Gewohnheit, Angst oder Autoritätshörigkeit; bekanntestes Beispiel ist sicherlich das Milgram-Experiment (das ehrlichste wäre hingegen der Karnismus).
                Der Film war für mich erschreckend sopranoesk, in einer Szene gibt's sogar einen direkten Verweis auf die Serie. Man könnte aber auch so viele andere Filme oder Serien zum Vergleich heranziehen. Gewalt fasziniert uns, Macht fasziniert uns; Rache ist auf der ganzen Welt mit das beliebteste Filmsujet. Und fiktive Medien reflektieren eben nicht nur diese Emotionen, sondern bündeln sie auch wiederum als Anschauungsmaterial für Leute wie die hier dargestellten. Und zwar nicht erst seit Natural Born Killers, wenn man hört, wie da unter anderem von John Wayne geschwärmt wird.
                Nochmal zur Dissonanz: Das, was wir Moral nennen, ist natürlich immer auch kulturabhängig und Kultur wiederum nicht stabil, aber allein die physiologische Reaktion des Gangster-Protagonisten am Ende des Films bestärkt mich im Glauben, dass es universelle ethische Maßstäbe gibt, die in den allermeisten von uns tief verankert sind. Komisch, dass mich ein solcher Film fast mit einem positiven Gefühl entlassen kann. Wobei ich jetzt wiederum an die heulenden Kinder in der einen Szene denke und den Mann mit dem toten Schwiegervater. Da kippt die Fiktion so schnell ins Reale, dass man als Zuseher fast verzweifelt. Ein hartes, absurdes Psychodrama ist das - so wie das echte Leben halt irgendwie auch.

                PS: Mich würde interessieren, was die Opfer bzw. deren Angehörige von dem Film halten; für manche ist das hier sicherlich ein harter Schlag ins Gesicht. Und natürlich die Reaktion der Gangster, also in Bezug auf die ganzen 160 Minuten. Die von Al Pacino würde mich auch interessieren...

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                • 7 .5
                  über Sicario

                  Alter, was hat Emily Blunt hier einstecken müssen. Sicario zeigt beinahe mehr Geschlechter- als Drogenkrieg. Ist es jetzt sexistisch oder doch eher komplimentierend, dass in Frauen offenbar nicht genug Wolf für solch einen unmenschlichen Job steckt?
                  Anyway. Der Film kommt sehr ehrlich rüber, sehr ungeschönt. Die USA werden in die Mangel genommen, aber nicht auf eine platt moralisierende Weise. Dass der War on Drugs in seiner offiziellen Form nicht funktioniert, sollte mittlerweile sowieso jeder wissen. Sicario konzentriert sich stattdessen lieber auf das subjektive Erleben der Protagonistin als Teil der Einsatzkräfte in diesem Krieg. Wo sie praktisch die ganze Zeit gar nicht weiß, was da eigentlich gerade abgeht. Mir ging's ein bisschen ähnlich, weshalb mich der Film doch die längste Zeit über nicht wirklich fesseln konnte. War angesichts haushoher Erwartungen schon ein bisschen enttäuscht.
                  Aber: So ca. die letzte halbe Stunde ist dann der Hammer! In jeder Hinsicht. Was Villeneuve da auf einmal wieder für Bilder zaubert, wie er die innere Zerrissenheit nach außen kehrt, wie er uns auf die andere Seite der Medaille (--> Mexiko) schauen lässt. Davor hab ich das aber leider nicht so stark gespürt, so dass Sicario, wie schon Prisoners, nicht an seine "kleineren" Filme heranreicht. Naja, schau ich die eben nochmal. Jetzt überwiegt jedenfalls erstmal der recency effect, so dass ich hier gerade doch verdammt beeindruckt sitze.

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                  • 6 .5
                    über Everest

                    Der Gipfel-Abstieg ist soo unangenehm anzuschauen. Aber irgendwie auch nur unangenehm, nicht mehr als das, so dass ich mich letztlich gefragt hab: Warum schaue ich mir das eigentlich an? Klar, der Film ist gut gemacht. Aber warum existiert er? Was nehme ich daraus mit? Ich fühlte mich an Into the Wild erinnert, wegen dieses Ausgeliefertseins an die Natur (und wegen Jon Krakauer), aber dort ist die Motivation des Protagonisten das Thema. Warum er ausreißt und die Wildnis, das Unwägbare sucht. Man kann über den Sinn seiner Entscheidung und die resultierende Konsequenz herzlich debattieren und dabei bestenfalls seine eigenen Wertvorstellungen reflektieren. Das hier hingegen, das wirkt so sinnlos. Mich hat der Film nur deprimiert. Aber der ist schon gut, geb ich ja zu.

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                    • 7 .5

                      Klasse Film mit einigen durchaus denkwürdigen Szenen. Erinnert an das koreanische Memories of Murder, steht aber offenbar in einer eigenen neuen Tradition des chinesischen Kinos, das in kargen Bildern mit vereinzelten Gewaltausbrüchen die Tristesse einer ganzen Gesellschaft aufzeigen will - und interessanterweise auch darf. Siehe auch A Touch of Sin.
                      Frage: Gibt es neben den beiden noch weitere Filme in die Richtung?

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                      • Danke für diese tollen Berichte aus Zürich! :)
                        Hier scheint sich meine Erwartung bestätigt zu haben, dass dem Film schlichtweg die Relevanz fehlt. War von Coopers Out of the Furnace schon recht enttäuscht.

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                        • 5 .5

                          Ein paar Impressionen:

                          - Malick zieht sein Ding echt von Film zu Film härter durch
                          - jeder einzelne Frame ist zum Niederknien, wie immer eigentlich
                          - bitte Oscar für den Schnitt
                          - zu viel Religionsschmu, wie immer eigentlich
                          - KOYAANISQATSI
                          - viel viel zu lang
                          - Natalie Portman hat hübsche Zehen
                          - warum hüpft Bale ständig in voller Montur ins Wasser?
                          - nie ein gutes Zeichen, wenn man den Kommentar noch während der Film läuft in Gedanken fertig formuliert hat...

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                          • Mal was Provokantes:
                            "Es ist so, dass in Deutschland der Nationalsozialismus einen direkten Einfluss hatte auf die Etablierung der Synchronisation. Es gibt eine Studie in einem amerikanischen Fachjournal aus dem Jahr 1950, und diese Studio listet 60 Länder aus der ganzen Welt auf, darunter 16 europäische Staaten, und von diesen 60 Ländern gibt es nur drei Länder, die ausschließlich Synchron-Fassungen akzeptieren: das sind Italien, Spanien und Deutschland. Alle anderen Länder der Welt, die in dieser Studie aufgelistet werden, synchronisieren standardmäßig nicht. Man kann sich jetzt berechtigterweise fragen, was haben diese drei Länder in den Dreißiger Jahren gemeinsam? Und man sieht schnell, dass es die drei Länder des europäischen Faschismus sind. Das bedeutet natürlich keineswegs, dass Synchronisation in irgendeiner Weise faschistisch ist, es bedeutet nur, dass Länder, die einen besonderen Wert auf ihre kulturelle Spezifik legen, die die eigene Sprache und die eigene Kultur höher schätzen als die Sprachen und Kulturen der Nachbarländer, dass diese Länder einen besonderen Wert darauf legen, dass alles Ausländische quasi in die eigene Sprache übersetzt wird."
                            http://www.deutschlandradiokultur.de/das-kino-spricht-deutsch.984.de.html?dram:article_id=153454

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                            • Kill Your Friends please! :) Weil Nicolas Hoult halt immer geil ist und ich als armer Student keine 9,50€ locker machen kann/will.

                              • 6

                                Bin absolut kein Experte in dem Bereich, aber auf mich wirkte der Film wie ein Brückenschlag zwischen den damaligen Entwicklungen des französischen Kinos: Das junge Pärchen scheint bereits der Nouvelle Vague entschlüpft zu sein, während der zentrale Krimiplot noch eher klassisch in Richtung Film Noir/Hitchcock geht, und Jeanne Moreau läuft gedankenverloren herum wie in einem Resnais-Film, was dann wohl die Left Bank der Nouvelle Vague wäre. Für Filmwissenschaftler also wahrscheinlich ein Schlüsselwerk, mich haben leider dennoch die lahme Handlung und das teils zu theatralische Schauspiel gestört. Die Inszenierung ist insgesamt auch eher noch dem Alten als dem Neuen verpflichtet, schade drum.

                                • 8

                                  Gestern zum zweiten Mal gesehen. Immer noch der Wahnsinn. Ein Film der Bewegung (das Theme von Atticus Ross heißt passenderweise 'Movements'), der Körperlichkeit, der Externalisierung von technologischen Prozessen und menschlichen Regungen gleichermaßen. Mit Momenten der Ruhe, in denen das Durchatmen schon fast eine kathartische Wirkung bekommt. Insofern hat Mann nicht nur die Essenz des Kinos, sondern auch die unserer derzeitigen Gesellschaft auf den Punkt gebracht. Beeindruckend.

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                                  • "Trans*Personen" - Ist diese Beschreibung und Schreibweise mittlerweile so formalisiert? Würde mich als Linguistikstudent interessieren :)

                                    Und zum Thema: Ich halte es für sehr bedeutend, dass DIE beiden Comedy-Breakout-Charaktere (Barney Stinson, Sheldon Cooper) unserer Zeit von Homosexuellen gespielt werden. Mittlerweile ist das Wissen darum doch sehr verbreitet und soweit ich weiß hat das weder den Figuren noch den Schauspielern noch den Serien irgendwie geschadet, ganz im Gegenteil. Außerdem ist die so konsequent übertriebene Klischeeumkehrung von Neil Patrick Harris doch erstaunlich subversiv.

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                                    • Fuck yeah! Carnahan kann das. Und selbst wenn es scheiße wird, wird es schon irgendwie geil werden :)

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                                      • Philip K. Dicks 'Ubik'. Befindet sich ja auch schon seit mindestens ner halben Ewigkeit in der Entwicklungshölle.

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                                        • *bestbewerteten
                                          (oder wenn schon konsequent falsch, dann bestbewertetsten^^)

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                                          • Ich freue mich jetzt einfach mal weiterhin auf Sicario. Villeneuve kann Regisseur, und das Drehbuch war ja auch bei Prisoners schon nicht so 100%. Der neue Zhangke klingt auch sehr vielversprechend. Mir gefällt die Cannes-Reihe sehr - wäre schön, wenn diese Art der Filmberichterstattung noch mehr Platz auf MP hätte :)

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                                            • In den ersten Folgen der 3. Staffel krempelt sich House of Lies einfach mal komplett auf links. Auf der einen Seite ist die Figurenkonstellation erstmals gesprengt: Aus dem Viererteam sind drei Grüppchen mit drei separaten Storylines geworden. Das bringt Innovation und beraubt die Serie ihrer größten Stärke, der verbalen Dynamik, die bis dato so verrückt-komisch wie clever eingesetzt wurde und einfach funktionierte. Auf der anderen Seite fühlt sich die Staffel aber auch stilistisch ganz anders an: Die Szenen sind länger und tendenziell dokumentarischer gedreht, musikalische Untermalung gibt's nun seltener. An sich wirkt das alles irgendwie, als wollte man sich stilistisch an Dreiviertelstündern wie Mad Men orientieren; in dem Sinne fühlen sich die Folgen auch weniger in sich geschlossen an. In unter 30 Minuten funktioniert so ein Konzept aber leider eher nicht und so ist das Timing die meiste Zeit irgendwie off. Hinzu kommt dann noch eine komplett gegenteilige Entwicklung, nämlich dass Figuren, Storylines und Stilelemente (Freeze Frame :O) aus Staffel 1 auf einmal wieder aufgegriffen werden, die man - eher zurecht - eigentlich schon abgehakt hatte.

                                              Im Ganzen ist das ziemlich verwirrend, hatte Season 2 doch konsequent auf der Entwicklung in der davorigen Staffel aufgebaut, und das extrem gut. Trotz aller Kritik fand ich die Veränderungen aber nicht unbedingt schlecht. Die Macher haben hier was gewagt, zumindest zu Beginn, bevor sie dann doch ab Mitte der Staffel wieder langsam in eingespielte Konstellationen und Stilkonventionen zurückfinden. Dann wirkt die Staffel doch deutlich souveräner, dynamischer und ... ja, "spaßiger". Das Staffelfinale ist dann mal wieder gleichermaßen geil wie offen gehalten, so dass die 4. Staffel natürlich trotz allem ein Muss ist!

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                                              • Du magst weder Gravity noch Interstellar? Dabei gehen die doch in sehr unterschiedliche Richtungen und letzterer hat doch sowas sehr klassisches we 2001, mMn. Und irgendwie fand ich den sehr flauschig, vor allem aufgrund des einzigartigen Soundtracks :)

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                                                • Season 5 kommt erstaunlich nah ran an die überstarke vierte Staffel. Die Macher beschreiten den Pfad zwischen locker und ernst mittlerweile souverän, und Storylines für weitere Staffeln (Plural, unbedingt!) sind bereits en masse angelegt. Der Fokus liegt diesmal wieder stärker auf Beziehungskram, nicht mehr ganz so sehr auf den inneren Dämonen, ist aber ok so. Jimmy/Steve wird irgendwie ein bisschen abgefrühstückt; mal schauen, ob dazu noch was kommt. Zwei generell positive Sachen zur Serie noch: Keine andere Serie wird so sehr von den Jahreszeiten beherrscht. Shameless im Winter ist völlig anders als Shameless im Sommer, und so sollte es auch sein. Und dann muss auch einfach nochmal Emmy Rossum erwähnt werden. Ihre Fiona ist eine der bestgeschriebenen und bestgespielten Rollen im Fernsehen, nicht nur was weibliche Charaktere angeht. Die Frau gehört mit Emmys beworfen!

                                                  Ach, und die Musik wird immer geiler. Und die Beziehung zwischen Ian und Mickey gehört sicherlich zu den schönsten Serienromanzen überhaupt. Ok, das waren jetzt vier positive Sachen. Fazit: Staffel 6 wird groß!

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                                                  • Alter, wie liefert die 4. Staffel denn bitte ab?! Alles, was bis dahin gut war, ist auf einmal übergut! Ein solches Maß an Abgründigkeit hätte ich der Serie trotz aller Tendenzen bis dato nicht zugetraut. In manchen Folgen überschlagen sich die Gänsehautmomente regelrecht. Die Schauspielleistungen sind nochmal intensiver, der Soundtrack melancholischer und kraftvoller (sucht mal nach "The Cold" von Exitmusic), die Bilder von semidokumentarisch bis vollcineastisch mittlerweile auf Kinoaugenhöhe. Die Storylines bleiben dagegen so krank wie eh und je, aber selbst das kommt jetzt irgendwie total passend rüber. In die alleroberste TV-Liga wird 'Shameless' zwar wohl niemals vorstoßen - dafür ist die Serie enfach zu gehetzt -, aber mehr als das hier hätte ich mir nicht zu wünschen vermocht.

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