brainchild - Kommentare
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Alle Kommentare von brainchild
“Vintage Quentin.”
Fuck, jetzt hab ich auch Bock drauf bekommen!
Erstaunlich, wie sehr sich 'World War Z' und 'I Am Legend' trotz großer inhaltlicher Überschneidungen im Umgang mit den Zombies unterscheiden.
Die Zombies in 'I Am Legend' sind infizierte Menschen, Menschen die durch äußere Einflüsse extremisiert wurden. Wütende Menschen, trotz allem aber Menschen. Was macht man mit ihnen? Man versucht sie zu heilen. Oder sich zumindest mit ihnen zu arrangieren.
Die Zombies in 'World War Z' sind ehemalige Menschen, die durch die Infizierung zu Objekten wurden. Was macht man mit gefährlichen Objekten? Man macht sie unschädlich. Am besten per Kopfschuss. «Unser Krieg hat erst begonnen» – hoffnungsvolle Abschlussworte von Familienmensch Brad Pitt.
'I Am Legend' ist relativ pazifistisch. 'World War Z' ist purster Bellizismus.
Als Hollywood-Blockbuster funktioniert 'World War Z' natürlich gut, alles weitere ist fragwürdig.
China steckt in der Krise. Und diese Krise ist längst Teil, ja sogar Ausdruck der Gesellschaft. Das kommunistische Ideal ist pervertiert, der einzige Ausweg des Individuums liegt in der Selbstjustiz; Motiv ist die Verzweiflung, Motivation die Ohnmacht. Das mag man als Resignation deuten oder als revolutionäres Aufbegehren, so oder so aber: Das Schicksal wird (endlich!) in die eigene Hand genommen.
Viel mehr als bloß "sehenswert" — ein ganz wichtiger Film.
Sehr spannende Analyse für einen interessierten, aber akademisch ungebildeten Laien auf dem Gebiet. Ich bin ja der Meinung, dass Film als Medium über die Jahrzehnte hinweg tendenziell immer gehaltvoller wird, da es heute viel mehr Möglichkeiten gibt, Filme von Literatur abzugrenzen. Stummfilme z. B. haben für mich eigentlich nur eine kulturhistorische und kaum eine künstlerische Relevanz, allein schon wegen der Notwendigkeit von Zwischentiteln. Stummfilme benutzen literarische Mittel, können gleichzeitig aber nicht deren Komplexität ausdrücken. Moderner Film dagegen ist relativ emanzipiert; der Splitscreen ist da ja nur eines von etlichen Stilmitteln. Relikte wie den Erzähler aus dem Off gibt es aber immer noch zu oft, daher bin ich extrem gespannt, wie Filme in 50 Jahren aussehen werden :)
Drehbuchgewichse.
'Der dritte Mann' ist von Carol Reed ;)
Das Jidai-geki-Werk 'Rashōmon' rechtfertigt seine fast beispiellose Kanonisierung in Form der cinematografischen und erzählstrukturellen Nova sowie den erkenntnistheoretischen, letztlich philanthropisch begründeten Diskursen über die conditio humana. Seine eigentliche Raison d'être liegt jedoch essenziell darin, im weitgehend archaisch-paternalistischen, noch immer okkupierten Post-WWII-Japan nicht nur die expliziten Geschlechtsdisparitäten seiner Zeit, sondern gleich das über Jahrhunderte tradierte Hagakure ad absurdum zu führen. Chapeau, Kurosawa-sensei!
#cinehipster
#sovieldazu
Das Handy in den Szenen war tatsächlich unnötig. Eigentlich hätte man Patton Oswalt komplett aus dem Film streichen können. Ein Werbefilm war das aber aus einem anderen Grund: Weil an jeder verdammten Ecke tatsächlich Werbung gemacht wurde!
http://badassdigest.com/2013/11/24/papa-johns-presents-walter-mitty-a-commercial-for-eharmony-and-cinnabon/
Leider weiß Ben Stiller nicht, ob er 'Walter Mitty' als Fallstudie oder als Märchen drehen wollte. Leider weiß Ben Stiller auch nicht, ob er den Humor in 'Walter Mitty' alltagsnah oder slapstickhaft gestalten wollte. Außerdem weiß Ben Stiller leider nicht, ob 'Walter Mitty' ein ernster oder ein lustiger Film sein sollte. Sorry Ben, ich weiß es leider ebensowenig.
Die pure Inkonsequenz, aber audiovisuell ein Genuss. Bisher auf Platz 1 der schönsten Enttäuschungen 2014.
Im verlinkten Artikel der NY Times ist sein Alter mit 68 angegeben!
Ansonsten: :(
Lange Takes, tolle Performances, bittersüße Pointen — manchmal braucht ein guter Woody gar nicht mehr :)
"Sometimes the illusions work better than the medicine."
So ein bescheuerter Film! Widerspricht sich ständig selbst, nimmt sich abwechselnd überhaupt nicht und viel zu ernst. Ja klar, total kreativ und französisch ist das. 'Amélie' war auch total kreativ und französisch (noch nicht gesehen). Eigentlich genießen hier ALLE Figuren meine Antipathie. Wenn Liebe oder Seelenpartnerschaft wirklich so ist, dann will ich allein alt werden.
Hassfilm.
Und ein ganz bisschen Liebesfilm. (Lieblingsfilm?)
Und ich war so motiviert. Dreieinhalb Staffeln hat 'Treme' letztlich bekommen, und ich wollte sie - ohne zwischendurch wieder zu einer anderen Serie abzuschweifen - hintereinander weg schauen. Jetzt bin ich mit Season 2 durch und muss mir eingestehen, dass 'Treme' mich fast nur noch enerviert. Dabei war die Prämisse doch so vielversprechend: Die neue Serie von David Simon, als Setting das Post-Katrina New Orleans, ganz im Mittelpunkt der absolut einzigartige Vibe der Stadt. Und so fing es auch an; von Anfang an ist man mittendrin, Seite an Seite mit dem in die Stadt zurückkehrenden Posaunisten Antoine Batiste, gespielt von Wendell "The Bunk" Pierce, und so vielen anderen interessanten Charakteren.
Kennern sind jetzt sicher schon einige Verweise auf 'The Wire' aufgefallen, und natürlich sollte ein Kunstwerk immer für sich stehen, aber der Vergleich mit der Serie, die wohl zurecht als eine der besten überhaupt gilt, drängt sich zwangsläufig auf. Nicht nur der Schöpfer ist der gleiche, so einige der Schauspieler sind ebenfalls von Baltimore nach New Orleans gewechselt. Im Mittelpunkt von 'The Wire' eine Großstadt, zerrüttet von Gewalt und Korruption. Im Mittelpunkt von 'Treme' eine Großstadt, zerrüttet von Gewalt und Korruption (man addiere natürlich noch Katrina). Großer Unterschied und vielleicht DER Knackpunkt: David Simon mochte Baltimore nicht, zumindest bekam man als Zuschauer dieses Gefühl. New Orleans mag er. Und dementsprechend ist 'Treme' netter als 'The Wire'. Auch hier sterben zwar unverhofft Menschen, auch hier ist der Polizeiapparat nicht dein Freund und Helfer, auch hier gibt es so einiges an einschneidenden Life events. Trotzdem, die Konflikte, die regelrechten Abgründe, die 'The Wire' auszeichneten, sind passé. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf den Gangstern und Cops, sondern auf den Künstlern, vor allem den Musikern der Stadt. Hier gibt es keinen Omar, keinen Stringer Bell, keinen D'Angelo. Und auch keinen McNulty, der für seine Überzeugungen die Grenzen der Moral immer wieder durchbricht. Ohne polemisch klingen zu wollen, fehlt den Charakteren in Treme diese Vielschichtigkeit, das Entwicklungspotenzial, sie sind zu soapig angelegt und werden dementsprechend irgendwann uninteressant. Jeder kennt jeden, da bleibt kein Platz für Geheimnisse.
Apropos Soap: Was mich schon an 'The Wire' etwas gestört hat, und hier einfach zu viel des Guten ist, ist dieses ständige Hin und Her zwischen den verschiedenen Figuren und deren Storys. Manchem gefällt vielleicht gerade das, aber dieses teasermäßige der vielen kleinen Szenen unterbindet konsequent jede Anbahnung eines Spannungsbogens. Potential dafür wäre da, aber gerade wenn man sich mal in eine emotional zugkräftige Szene eingelebt hat, wird man schon wieder rausgeschmissen für die nächste Bandperformance in irgendeinem Club. Dadurch fehlt es zum einen an Höhepunkten, oder generell Aufs und Abs, zum anderen werden die Szenen in ihrem Ablauf generisch: Entweder gibt es die Standard-Musikperformance oder eine Dialogszene. Da die Dialogszenen einerseits unbedingt kurz gehalten werden, andererseits aber so gehaltvoll wie möglich rüberkommen sollen, gibt es am Ende einer Szene ganz oft eine altklug-wehleidige Katrina-Phrase oder einen bedeutungsschwangeren Blick ins Weite. Für einen Fernsehmacher, der sich dem Dokumentarischen so verpflichtet fühlt, ist das schon verdammt trivial.
Und dann noch die berüchtigte Musik. Klar, New Orleans hat eine lange und spannende Tradition in der Hinsicht. Der Sound der Stadt ist einzigartig, dynamisch, lebendig. Aber das hier ist einfach zu viel! Gefühlt jede zweite Szene besteht aus Musikauftritten, ob in Clubs oder auf der Straße, ständig hört man Musik! Und da die Musiktradition der Stadt vor allem auf Blasmusik basiert, ist man irgendwann, solange man nicht ausdrücklich Fan dieses Sounds ist, ziemlich genervt. 'The Wire' bestach durch seine Ruhe, durch die Betonung der Essenz einer Szene. 'Treme' ist laut. Die Musikszenen sind lang. Schwierige Kombo.
Auf der Habenseite steht bei all der Kritik natürlich trotzdem noch einiges: Die Authentizität ist trotz ihrer Nachteile begrüßenswert; in erster Linie ist die Serie halt auch für die Einwohner von New Orleans gemacht. Die Akteure und Aktricen sind sehr gut gewählt, die Laiendarsteller gefallen ebenfalls. Die Storylines umfassen, wie auch schon in Baltimore, so ziemlich jeden Aspekt der Stadt, wenn auch die negativen hier eher indirekt gezeigt werden. Formal ist das alles auch sehr qualitativ und konsequent gemacht.
Und zugegeben, dieser sehr trockene Inszenierungsstil, wie eben auch schon bei 'The Wire', ist ganz einfach nicht so meine Sache. Nicht umsonst wurde besagte Serie ja schon öfter mit den großen literarischen Wälzern verglichen. 'The Wire' war oft anstrengend, aber man wurde für die Anstrengung belohnt. In Baltimore gab es immer mal wieder eine ganz große Szene, immer mal wieder eine Storyline, die all die Mühe mehr als kompensiert hat. 'Treme' hat mich bisher nicht belohnt. Deshalb: Keine Ahnung, ob ich die Motivation nochmal finden und dann zurückkehren werde.
Der Typ is'n Arschloch.
PS: Ich hätte Nicolas Cage gecastet.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41303/1/1
'Ein unmöglicher Härtefall' mit eingerechnet, ist die Trilogie doch schon komplett..?
Erich Kästners 'Fabian' ins 21. Jahrhundert verfrachtet. Die Nazis sind mittlerweile nur noch im Filmstudio und in längst vergangenen Erinnerungen präsent. Sonst scheint sich seit Weimar nicht viel verändert zu haben. Orientierungslose Twens, die den Königsweg zwar kennen, ihn aber trotzdem nicht zu Ende schreiten. Die durch Begegnungen so zufällig wie alltäglich stolpern und irgendwie nirgendwo so richtig reinpassen. Immer kurz davor, von Berlin aufgefressen zu werden. Man muss sich auf die Stadt und ihre Bewohner einlassen, sie zugleich ernst und mit Humor nehmen. Und dann sind es gerade diese Begegnungen, die dein Leben unglaublich bereichern.
'Oh Boy' ist genau so.
Ein Soldat findet auf seinem Weg ein lumpiges Paar Schuhe im Schlamm und lässt dafür seine eigenen zurück. Der nächste Soldat findet diese und lässt dafür wiederum seine eigenen zurück. Der nächste Soldat, Protagonist des Films, findet jetzt diese und betrachtet sie: Keine Sohlen mehr, fast nur noch zwei umrandete große Löcher. Seine eigenen dagegen höchstens noch extremst schäbige Sandalen. Er geht barfuß weiter.
Ein bisschen Disney-mäßige Musik drunter und man hätte eine wirklich witzige Szene. Stattdessen ist das hier blanker Zynismus in Kombination mit bittersüßer Poesie. Wofür entscheidest du dich, wenn es eigentlich keine gute oder "richtige" Entscheidung gibt? Und wofür entscheidest du dich, wenn dir die Umstände eigentlich schon fast die Entscheidung abgenommen haben?
In seiner Wirkung wohl nur noch von 'Idi i smotri' getoppt.
Boah, ganz schwierig zu bewerten. Die film- oder sogar kulturhistorische Relevanz tropft fast jeder einzelnen Szene aus den Poren. Beeindruckend ist dafür weit untertrieben. Herausragend bemerkenswert ist die einmalige Zeitlosigkeit. 45 Jahre soll das Ding alt sein? Nichts hieran lässt sich auch nur annähernd mit Zeitgenossen des Mediums vergleichen. Ein Großteil der 142 Minuten wäre so auch im titelgebenden Jahr als Neuerscheinung durchgegangen. Wie revolutionär das in den eh schon revolutionären Endsechzigern gewirkt haben muss – wohlgemerkt in Prä-Mondlandungs-Zeiten! –, ich kann es mir nicht ansatzweise vorstellen.
Sicherlich das Werk eines Meisters, aber ein Meisterwerk?
Auf die Story will ich eigentlich gar nicht eingehen. Ich halte es für relativ sinnlos, sie in analysier- und interpretierbare Fragmente aufzudröseln. Für mich besteht der Film aus einer riesigen Menge an Eindrücken, die sich langfristig sicher miteinander vermischen und dann einen holistischen Gesamteindruck ergeben werden. Darauf bin ich gespannt. Konkretes konnte ich hier nicht rausziehen, geschweige denn auf mich oder meine unmittelbare Umwelt beziehen. Klar, irgendwo Sinn unserer gesamten Existenz, bezuschusst mit etwas KI-Problematik. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die wirklich menschlichen Ansätze Kubrick und Arthur C. Clarke (schrieb der nicht sowieso eher Hard-Sci-Fi?) gar nicht so wirklich interessiert hat. Zumal die Psychedelia gegen Ende mir auch zu sagen schienen: Versuch gar nicht erst, hierüber nachzudenken. Sei einfach froh, dabei zu sein. Thank you and enjoy your ride.
Genießen konnte ich ihn aber leider nur bedingt. '2001' ist lang. 142 Minuten klingen an sich noch einigermaßen akzeptabel. Man bedenke aber, dass 142 Minuten im Weltall langsamer vergehen! Vielleicht ist das auch einfach was persönliches, ich ziehe kurz und knackig dem Epischem eher vor, aber hier wird halt echt jede Minute bis zum Äußersten zelebriert. '2001' ist einerseits sehr ruhig inszeniert, schreit einem andererseits aber ständig "KUNST!" ins Gesicht. Das Ding labt sich an seiner Ästhetik wie der HAL 9000 an seiner Menschlichkeit. Wenn ein Film schon mit 3 Minuten Schwarzbild beginnt, ist das eben ne Ansage, und dass dann unter anderem so einige dieser 142 Minuten mit Wiener Walzer unterlegt sind, macht die Sache für mich nicht leichter. Anscheinend gab es ja sogar eine 20 Minuten längere Version des Films. Puh.
Also: Ist '2001' eines der audiovisuell beeindruckendsten und zeitlosesten Werke bis heute? Aber sowas von!
Werde ich ihn mir in absehbarer Zeit wieder anschauen? FUCK NO! Dann lieber nochmal 'Gravity'.
Vielleicht hätte Kubrick seine Oper statt mit Clarke lieber mit Philip K. Dick schreiben sollen. Dann würden die Psychedelia auch mehr Sinn ergeben ;)
Wie oft ruft ein deutsches Krimidrama schon Assoziationen zu koreanischen Genregrößen hervor? Und steht dann auch noch qualitativ auf einer Stufe mit ihnen? 'Das letzte Schweigen' ist so ziemlich die Antithese zum deutschen Film: Lange Takes, ruhige Kameraführung, weite Einstellungen, prägnante Perspektivwahl (Vogelperspektive!), spezieller Filterlook (schwül), atonaler Soundtrack, kein eindeutiger Hauptdarsteller, Spielraum zur Abstraktion der Story. Ambivalente Message, Unvorhersehbarkeit, am Ende Unbefriedigung. Und dabei, wohlgemerkt, zu keiner Sekunde artsy-fartsy-selbstverliebt. Also sowohl abseits von 20:15-ARD-Mist als auch von gewollt undeutschen Genrekino-Experimenten in einer sehr eigenen Nische. Große Sujets wie der Wille zur Veränderung und soziale Isolation werden angeschnitten, Konflikte lauern an jeder Ecke. Aber das Ding ist auch ganz einfach spannend! 'Das letzte Schweigen' funktioniert auf allen Ebenen und ist für ein Langfilmdebüt erstaunlich formvollendet. Und ist außerdem endlich mal ein deutscher Film, der sich die Vergangenheitsbewältigung nicht zur Aufgabe, sondern zum Thema macht.
Junge deutsche Filmschaffende, hieran könnt ihr euch abarbeiten!
Ich halte mich lieber an Seth MacFarlanes Auflistung bei den Oscars ;)
'Der letzte schöne Tag' ist mir ein Sinnbild für das Problem vieler deutscher Filme: Diese gnadenlose Entschlackung um all das, was einen Film künstlerisch wertvoll machen könnte. Deutscher Film will kurioserweise oft überhaupt keine Kunst sein, sondern viel lieber ein Lehrstück, ein Paradebeispiel in Didaktik. Deutscher Film will gedacht werden. Gefühlt werden soll er zwar auch, das kann aber so ganz ohne tatsächliche Konflikte und natürliche Dialoge gar nicht funktionieren. Erlebt werden soll er dagegen nicht, mit einer involvierenden Intensität zu inszenieren und zu erzählen wird gar nicht erst versucht. Dazu fehlt nicht nur der Mut, sondern einfach auch die Einsicht, der Wille. Deutscher Film will lieber das Pendant zu Oberstufenlektüre sein, über die man tolle Aufsätze schreiben kann, die einen auf persönlicher Ebene aber seltenst anspricht.
Diesen Ansatz sollte man aber auch nicht verteufeln. Es ist nun mal eine von mehreren Möglichkeiten, ein Thema zu verarbeiten (hier: Selbstmord), und dabei werden auch jegliche Facetten der Thematik geschildert. Allerdings lässt diese Schilderung kaum Spielraum für eigene Gedanken, für eine echte emotionale Reaktion. Deutscher Film nimmt dem Zuschauer das Denken und Fühlen gerne ab. Zwischen den Zeilen ist da nichts mehr zu finden, weil alles schon in den Zeilen steht. Dieser im Grunde kunstfeindliche Ansatz ist mir zwar immer noch lieber als schlechte Kunst. Aber gute Kunst ist dann eben auf einem ganz anderen Level, auf dem Deutscher Film womöglich nie sein wird.
Wo einem das Thema Hitler und der Zweite Weltkrieg auf der Leinwand eigentlich nur noch zum Hals raushängen kann, gibt es zugleich erstaunlich wenig Werke über die Weimarer Republik. Und dabei war sie doch so schillernd! So ausgelassen, so verlockend, so sehnsüchtig. Zumindest wird sie in 'Der blaue Affe' so dargestellt, mittels expressionistischen Kulissen, rauschhaften Kamerafahrten und sinfonischem Soundtrack. Und immer in Andeutung, dass der Grundstein für das Dritte Reich schon lange vor dem Black Friday gelegt war. 'Der blaue Affe' vermittelt in nur 48 Minuten den Zeitgeist zwischen zwei Polen, den 20er und den 30er Jahren. Nach Gründen suchen für alles, was danach kam, kann man ewig. Hier kann man sie fühlen.
“Don ist einer der besten Schauspieler unserer Generation und er wurde für diese Rolle geboren”
– fuck YEAH!
'Capote' (2005) vs. 'Infamous' (2006)
'Hitchcock' (2012) vs. 'The Girl' (2012)
Toby Jones duellierte sich hier gleich zweimal, sowohl mit P.S. Hoffmann als auch mit Anthony Hopkins. Mutig!