carpenoctem410 - Kommentare

Alle Kommentare von carpenoctem410

  • 5

    Dass die Story Logiklücken hat und irgendwie schwachsinnig ist stört mich nicht, schließlich geht es um mutierte Ninja-Schildkröten. Dass die gesamte Story des Films aber nach 10 Minuten so offensichtlich ist dass ich das Drehbuch völlig korrekt in wenigen Sekunden zusammenfassen konnte störte mich dagegen gewaltig. Ein wenig mehr Fantasie wäre schön gewesen!
    Ansonsten flüchtet sich der Film in fast allen Punkten (CGI, schauspielerische Leistungen, Action, usw.) ins Mittelmaß. Dafür, dass ich deutlich schlechteres erwartet habe, war ich fast noch positiv überrascht. Aber emotional abgeholt haben mich die Bewegtbilder leider zu keiner Sekunde.
    Positiv haben mich dann doch die Turtles überrascht. Das Design an sich finde ich immer noch nicht schön, dennoch wurde offensichtlich Herzblut hineingesteckt: man sieht hier ganz klare Unterschiede in Größe, Statur, Figur, Gesicht, Gadgets ... Auch die sehr unterschiedlichen Charaktere werden herausgearbeitet. Schade nur, dass man den Vieren nicht so viel Gelegenheit gibt, wirklich als Gruppe zu agieren.

    Da der Film bei mir keine Kindheitserinnerungen "zerstören" konnte, da mich die Turtles als Kind nie wirklich interessiert haben, war ich mit dieser Version dann doch irgendwie seltsam zufrieden. Hätten sie eine ordentliche Story drumrum gebaut, hätte ich den Film wohl recht sehenswert gefunden. Besser als Transformers 4 war er aber allemal: Denn wenn Teenage Mutant Ninja Turtles eines ganz wunderbar richtig macht, dann, dass er sich zu keiner Sekunde wirklich ernst nimmt. Und das hätte sich Bay bei seiner vierten Version von transformierenden Auto-Aliens besser auch zu Herzen nehmen sollen.

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    • 7

      Es passiert zwar nicht viel, aber was passiert, hat Herz. Und so beweist der kleine Kurzfilm in den 80ern der ganzen Welt, dass die angeblich so kalte Computeranimation mehr Gefühl haben kann als so manche Schauspieler-Darbietung. Und wir reden hier, wohlgemerkt, von zwei Stehlampen.

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      • 8

        Der Kurzfilm verpackt seine wichtige Botschaft so niedlich und albern, dass ich beim Schauen einfach nur mitwippen und grinsen kann. Ich gehöre definitiv zu den großen Freunden dieses kleinen Filmchens!

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        • Ich sehe das eigentlich recht positiv! Beide Filme haben zwangsweise einiges aus dem Buch kürzen müssen, was in einer Serie im Stil von Hannibal oder Bates Motel aufgerollt werden könnte.Alles, was verhindert, dass Vampire und Co. medial nur noch belächelt werden weil sie selbst nur noch lächeln und glitzern können, ist sehr willkommen! Und die ernsten Themen aus So finster die Nacht würden sich wunderbar dafür eignen. Ich hätte nur gehofft, dass der Vampir diesmal, wie in der Vorlage, ein Junge sein darf. Schade, dass sie hier schon die sichere Bank fahren! Außer natürlich, sie heben sich die "Überraschung" für spätere Folgen auf ...

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          • 5

            Bis auf wenige Lacher leider ziemlich ideenlos, und das Lied, ich muss es leider sagen, nervt tierisch. Und das sage ich als jemand, der es generell sehr begrüßt, wenn Figuren ohne Grund zu singen und zu tanzen anfangen. Auch mein Fazit: Schade!

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            • 8

              Disney geht das Wagnis ein und rebootet ein Märchen NICHT düster, sondern ganz seinem 60 Jahre alten Vorbild nach: kitschig, romantisch, und überaus hübsch anzusehen. Ich habe exakt bekommen, was ich mir von dem Film erhofft hatte. Die Kostüme sind atemberaubend, und werden nur übertroffen von der Schönheit der zwei Hauptdarstellerinnen - man weiß so gar nicht, wen man denn nun hübscher finden soll, die unschuldig-zauberhafte Cinderella mit den wilden Locken und den süßen, ausgestellten Kleidchen, oder die faszinierend-schöne Lady Tremaine in ihren beeindruckenden Kostümen, die fast (aber auch nur fast) Cinderellas Traum in Blau die Show stehlen. Die gezeigten Bilder sind oft von feinster Komposition und überragender Schönheit. Und nebenbei gelingt es dem Film, den alten Klassiker ein wenig in die Neuzeit zu führen. So wird nicht nur die Boshaftigkeit der Stiefmutter nachfühlbar und auch verständlich gemacht, sondern auch das junge Liebespaar bekommt einige Minuten mehr geschenkt, um miteinander zu sprechen und sich nicht nur in die Optik des anderen zu verlieben. Und als kleines i-Tüpfelchen bekommt Helena Bonham Carter als Gute Fee einen feinen kurzen Auftritt, der ganz ohne große Theatralik auskommt und sie sehr liebenswert zeigt.
              Die Perfektion und Modernität verhindert natürlich ein wenig, dass der rohe Charme eines "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" aufkommt, aber an tschechische Märchenverfilmungen hat sich Disney hier sowieso nicht orientiert. Cinderella ist ein feiner Film geworden, kitschbeladen, ja, aber genau deswegen den Zauber alter Disney-Klassiker versprühend. Da freue ich mich direkt auf Die Schöne und das Biest im kommenden Jahr!

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              • 8

                Gyllenhaals Charakterdarstellung ist wahnsinnig intensiv und hat mich, am Ende, weit mehr gefesselt als die dargestellte, doch stellenweise etwas logikfremde Story. Vielleicht liegt das aber auch an meinem langjährigen Interesse an der Medienwelt, dass mich die gezeigten Bilder nicht mehr richtig schocken können - der "Nightcrawler" selbst aber schon. Richtig eklig ist er, obwohl er sich weder weltfremd kleidet noch sich vulgär benimmt. "Ätzend" trifft es ganz gut, ein ätzender, unangenehmer, doppelzüngiger Mensch, der seine Mitmenschen schnell durchschaut und seine Vorteile daraus zieht. Mit seiner absolut moralbefreiten Grundeinstellung, die nur die eigenen Bedürfnisse zählen lässt, findet er schnell die eine Branche, die sein Wesen widerspiegelt wie keine andere. In Lou Bloom finden wir alles personifiziert, was uns an den Medien so ankotzt. Respekt dafür. Ein wirklich ausgezeichneter Film!

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                • Wenn historische Bilder während des Abspanns gelten werfe ich noch "Argo" in den Raum und "American Sniper". Außerdem habe ich gerade diese Seite hier gefunden: http://aftercredits.com/about/
                  Vielleicht hast du ja mal Zeit und Lust, deine MP Liste zu erweitern, ich finde die Idee für die Liste nämlich total klasse :D

                  • 7

                    American Sniper hinterließ bei mir, wie auch Zero Dark Thirty oder Tödliches Kommando als weitere stark realitätsnahe aber einseitige Kriegsfilme, eine starke selische Leere. Ja, der Film ist patriotistisch und sehr stark schwarz-weiß gezeichnet - aber nicht völlig unreflektiert. Während die eine Seite nur Kanonenfutter zu sein scheint, wird zumindest auf Seiten der Amerikaner auch gezeigt, wie psychisch zerstörerisch solche Einsätze sein können. Das will ich dem Film mal positiv anrechnen. Ebenso sind Inszenierung, Kamera und Schauspiel sehr gut gelungen. Am Ende verbleibe ich bei einer "Sehenswert"-Wertung, denn egal welche Einstellung man zu der ganzen Thematik haben sollte zeichnet der Film doch ein sehr realistisches Bild der Soldaten und ihren Begründungen, sich dem Militär und den Einsätzen im Irak anzuschließen. Wer sind diese Menschen, und sind sie Mörder oder Helden oder ist das schlicht Ansichtssache? Man kann den Film je nach eigener Einstellung für ekelerregend oder für schlicht ehrlich halten. Ich bleibe irgendwo dazwischen und finde ihn als Einsicht in eine mir fremde Denkweise aber durchaus interessant.

                    • 10

                      Kingsman erinnerte mich in Grundzügen an Kick-Ass - konsequent, brutal, gespickt mit viel schwarzem Humor, toller Look, überzeugend besetzt, und immer auf Vollgas. Kingsman knallt so richtig und fürchtet sich nicht vor politisch äußerst unkorrekten Witzen und Persiflagen. Außerdem hat er genau die richtige Mischung aus Vorhersehbarkeit und Unvorhersehbarkeit und gibt dem Zuschauer nur zu gern das, was er sehen will: So verkauft er gekonnt den maßgeschneiderten Anzug für Gentlemen als die Superheldenkluft der Neuzeit - stark! Als Gegenpol zeigt er uns einen lispelnden Samuel L.Jackson in Jogginghosen, der einen Jobs-ähnlichen Personenkult um sich gebildet hat. So viel Selbstironie in einem Film ist gern gesehen und absolut erfrischend! Ich bin begeistert und habe mich im Kino totgelacht. Die Action-Szene in der Kirche wird Kult-Status erlangen, ich bin mir sicher. Gerne mehr davon!

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                      • Ich traue es gerade Tim Burton eigentlich sehr gut zu, dass er, so er das Original-Ende beibehält, es in ein kritisches Licht setzen kann. Es dürfte gerade PETA entgegenkommen, wenn die Zuschauer nachdenklich gestimmt aus den Kinosälen kommen, anstatt, mit einem Happy End zufriedengestellt, das ernste Thema schnell wieder zu vergessen. Die Bitte um ein nicht-schöngeredetes Happy End im Zirkus kann ich gut nachvollziehen, hätte ich aber bei Tim Burton sowieso nicht erwartet.
                        Abgesehen davon ist Dumbo eine gute Wahl für Burton, um den in meinen Augen eher missglückten Alice im Wunderland wieder gut zu machen. Und egal wie gern ich ihn hab, ich will Johnny Depp diesmal bitte weder in der Rolle des Zirkusinhabers, Tierpflegers, Dompteurs oder gar als Dumbo sehen :D

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                        • 5

                          Der beste King, den ich bisher gelesen habe. Leider können die Romanverfilmungen nur in den seltensten Fällen mit der Romanvorlage des Meisters mithalten - so auch hier. Dass versucht wurde, dem Buch gerecht zu werden, merkt man tatsächlich, doch es fehlt an allen Ecken und Kanten an der nötigen Atmosphäre und Tiefgründigkeit.

                          • 7

                            Mit der Vorlage hat dieser Film nur in Grundzügen etwas zu tun, mit dem filmischen Vorgänger "Interview mit einem Vampir" gar überhaupt nichts, aber dennoch bleibt "Die Königin der Verdammten" auf trashige Art äußerst unterhaltsam. Townsend als halbnackter Rocksänger, der Groupies verführt, und Aaliyah als ebenso halbnackte affektierte Vampirkönigin? I'm in :D Die Musik ist ein zusätzlicher Pluspunkt. Für mich sticht er aus der Masse der Vampirfilme der Jahrtausendwende immer noch positiv hervor. Ein kleines Guilty Pleasure für Fans der blutsaugenden Abendunterhaltung.

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                            • 9

                              Anne Rice hat ohne Zweifel ihrer Zeit das Vampirgenre revolutioniert. Weg ging es vom Horror um das Böse in Form des unsterblichen Vampirs, und hin zu der Tragik dieser Wesen, die ebenso wenig wie wir Menschen wissen, warum sie so sind wie sie sind, und die mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen haben. Schon immer hatte ich eine Faszination für die Kreaturen der schwarzen Romantik: Werwölfe, künstliche Wesen, Dämonen, Doppelgängermotive, und vor allem Vampire haben es mir angetan. Wie glücklich war ich, als ich zum ersten Mal "Interview mit einem Vampir" gesehen habe! Für mich ist dieser Film neben Bram Stoker's Dracula der beste Film um Blutsauger, der jemals gedreht worden ist. Und das gerade, weil er mit einem Minimum an Horror und, in der heutigen Zeit muss das leider gesondert erwähnt werden, ganz ohne romantische Liebesgeschichte auskommt.
                              "Interview mit einem Vampir" wagt den Schritt, den aufwühlenden Aubruch der Menschheit ins Neue Zeitalter anhand zweier konträrer Vampire aufzuzeigen. Sie scheinen allein zu sein und sind schon dadurch aneinander gebunden. Der eine völlig eins mit seiner Natur, der Inbegriff des mächtigen, erotischen, faszinierenden Vampirs, und auf der anderen Seite seine Schöpfung, stets uneins, mit seinem Schicksal hadernd, leidend und sich verzweifelt an einen Rest Menschlichkeit klammernd. Zusammen wandeln sie durch die Jahrhunderte, hassen und lieben sich gleichzeitig, und binden sich durch ein unsterbliches Mädchen aneinander, das seine Vampirnatur umarmt und begreift, wie nur ein Kind es kann, das nie erwachsen genug für Empathie und humanitäre Züge war. Sie töten und trinken, schaffen sich einen Mikrokosmos. Sie finden Vampire, die kaum eine menschliche Lebenszeit überleben, und Unsterbliche, die weit älter sind als sie. Sie lernen deren innere Kämpfe kennen. Sie finden weit mehr neue Fragen als Antworten. Sie kämpfen sich durch eine neue Welt, die sich stetig wandelt, während sie es kaum können. Und dabei bleibt es bis heute. Unsterblichkeit klingt so romantisch - bis man mit ihr konfrontiert wird. Der Film ist aus, doch das Gefühl bleibt, dass die Geschichte um Louis und Lestat noch lange nicht zu Ende erzählt ist.
                              Kein Wunder, dass ich mich recht schnell an die "Chronik der Vampire" von Anne Rice gewagt habe, deren erster Band die Vorlage für diesen Film war. Und überrascht bemerkte ich, wie liebevoll und nah am Buch der Film doch gestaltet ist.
                              Natürlich merkt man, einige Jahre und eine große rosarote Brille später, dann doch, dass "Interview mit einem Vampir" nicht in allen Punkten fehlerfrei ist. Während er optisch noch problemfrei mithalten kann und kaum gealtert wirkt, lässt das affektierte Schauspiel dann doch stellenweise zu Wünschen übrig. Auf die stets bedeutungsschwangeren Dia- und Monologe muss man sich einlassen können, um sie im Ansatz ernst nehmen zu können, und wer das Interesse an der Tragik des Vampirs gar nicht erst aufbringt, wird nicht verstehen, um was es eigentlich geht - denn der Film leitet nicht gerade leicht verständlich durch seine Irrungen und Wirrungen der Seele. Hier hätte zur Verständlichkeit, vor allem in der zweiten Hälfte, eine halbe Stunde mehr absolut nicht geschadet. Oder gleich eine Aufteilung in zwei Filme.
                              Das, meiner Meinung nach großartige, Ende des Films macht die negativen Punkte für mich wieder Wett und ich bleibe, trotz der bei Abstand betrachtet ermüdenden Theatralik des Ganzen, bei 9 Punkten - denn "Interview mit einem Vampir" ist ambitioniert, einzigartig und tatsächlich bei all dem eingegangenen Risiko mehr als gelungen.

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                              • 9

                                Was für ein wahnsinniges Erlebnis. Whiplash ist auf vielen verschiedenen Genre-Ebenen ein toller Film geworden und gerade in seiner Mischung wirklich einzigartig.
                                Zum einen erzählt Whiplash die Geschichte eines jungen und talentierten Musikstudenten, der eine Leidenschaft für sein Instrument entwickelt hat, die ihresgleichen sucht. Wir sehen Proberäume, kurze Nächte in einem winzigen Appartment, und wieder Proberäume, Konzertsäle, nur selten einen Ausflug hinaus in eine Welt, in der Andrew schon deplaziert wirkt. Sogar das gesellschaftliche Unverständnis wird aufgegriffen, mit dem wohl jeder, der etwas Künstlerisches als seinen Beruf anstrebt, schon einmal konfrontiert wurde.
                                Zum anderen ist Whiplash ein grandioser Musikfilm. Wie fühlte ich mich zurückversetzt in meine eigene Zeit in diversen Orchestern, an die stickigen Proberäume, die angespannte Atmosphäre in den Registerproben, und dieses krasse Gefühl, wenn man zusammen mit anderen einen Haufen Noten zum Leben erweckt hat. Whiplash beschäftigt sich ausschließlich mit Jazz, aber das sollte niemanden abschrecken, denn die Musik wird grandios in Szene gesetzt und lädt zum Mitwippen und, durch den Fokus auf das Schlagzeug, natürlich zum Finger-auf-dem-Oberschenkel-Mittrommeln ein. Besonders eindrucksvoll ist das Ende des Films, da es sich schlicht die nötige Zeit nimmt. Wahrlich intensive Minuten, die mich, wenn auch mit einem ganz anderen Gefühl verknüpft, an den Film "Das Konzert" erinnert haben.
                                Ganz besonders beeindruckend jedoch ist Whiplash als Drama, einer weiteren Genre-Ebene. Andrew und sein Mentor und Lehrer Terence Fletcher (großartig gespielt von J.K. Simmons!) gehen eine sehr intensive, von Autorität geprägte Bindung ein, und bald ist Andrew emotional den Machtspielchen von Fletcher hilflos ausgeliefert. Fletcher will die Talente unter seiner Obhut fördern bis zur Selbstaufgabe, will aus ihnen die Musiker herauskitzeln, die es in die Geschichtsbücher schaffen. Schnell weckt das, wenn auch im Film ungenannt, Assoziationen mit all den großen Namen, deren Träger viel zu früh verstorben sind, und es kommt die Frage auf, ob Genie und Wahnsinn soweit miteinander verknüpft sind, dass man das eine sein muss, um das andere zu werden.
                                Diese Frage, und auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit, beantwortet der Film verbal nicht. Eine optische Antwort kann man finden, so man will, in Nahaufnahmen von blutbespritzten Trommelfellen, hüpfenden Schweißperlen auf glänzenden Becken, einem Körper kurz vor der Bewusstlosigkeit. Besonders der Blick des Vaters ganz am Schluss, beim spähenden Blick durch die halboffene Tür, auf seinen Sohn, hat mich besonders beeindruckt - ich sah darin Stolz, natürlich, aber auch eine tiefe, allumfassende Furcht vor dem eigenen Kind, davor, was aus ihm geworden ist und werden wird, und in der halbgeschlossenen Tür sehe ich die kappende Verbindung, deren letztendlichen Trennung der Vater hilflos ausgeliefert ist.
                                Ob die Entwicklung und vor allem die Leidenschaft, die Whiplash uns beispielhaft anhand eines jungen Drummer-Talents zeigt, nun faszinierend oder erschreckend ist, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. "Wo ist die Grenze?" wird im Film gefragt, und die Antwort dem Zuschauer überlassen. Ich bin begeistert von Whiplash, und kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen!

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                                  Madagaskar 3 kann leider mit seinen zwei Vorgängern nicht mithalten. Der Film startet so rasant, dass den Charakteren von Beginn an nicht nur jeglicher Tiefgang sowie Zeit für Charakterentwicklung fehlt, sondern auch der Aufbruch an sich schlicht zu kurz kommt. Die reine Trimmung des stereoskopischen 3D-Effekts auf Zuflieg-Elemente störte mich ebenso wie die allgemeine Hingehudelte-Fortsetzung-Optik und das, in meinen Augen, wenig durchdachte Charakterdesign der neuen Nebenfiguren. Sobald es der Film schafft, mit den Zirkustieren einen gewissen Handlungsverlauf (wenn auch einen sehr vorhersehbaren) zu schaffen, wird Madagaskar 3 deutlich besser. Nicht alle Gags zünden, manche dafür umso mehr, und manches ist herrlich originell-abstrus (King Julien und der Bär! Das Gesundsingen der Handlanger!). Leider bleibt es trotzdem bei einem rasanten und hektischen Abenteuerfilm, der seine Zielgruppe klar bei den Kindern feststeckt - denn die stören sich weder an dem Retortenskript noch an der Tatsache, dass die Charaktere auf ein Minimum an Charaktereigenschaften heruntergebrochen wurden.

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                                  • 0 .5

                                    Nach einem skurrilen und daher irgendwie vielversprechenden Trailer beweist der Film an sich schließlich, dass eine witzige Idee allein keine 85 Minuten tragen kann.

                                    • Ich kann die Kritik jetzt nicht so ganz nachvollziehen. Von den angesprochenen Filmen habe ich bisher drei gesehen (Ziemlich beste Freunde, Monsieur Claude, Willkommen bei den Sch'tis) und die Beliers werde ich sicher die nächsten Wochen auch noch ansehen. Alle drei empfand ich als äußerst herzlich und amüsant. Es stimmt sicherlich, dass die Themenwahl der erfolgreichen Komödien aus dem Nachbarland sehr begrenzt scheint, und das mag auch für die deutschen Komödien gelten - letztere finde ich aber bis auf wenige Ausnahmen äußerst unlustig.
                                      Klar gehen die Witze oft auf Kosten der im Film gezeigten Minderheiten. Aber na und? Ist es nicht so, dass gerade Behinderte nicht immer dadurch abgegrenzt werden wollen, dass man sich nicht traut, Witze über sie zu machen? Man gehört doch erst richtig in eine Gesellschaft hinein und ist integriert, wenn man behandelt wird wie alle anderen auch, und man keinen Unterschied mehr macht zwischen Hautfarben und Behinderungen und Co - dann ist ein Witz darüber wie ein Witz über Haarausfall oder Körpergröße oder Tollpatschigkeit oder Ähnliches. Es mag stimmen, was die Französin schreibt, dass gerade die Franzosen noch starke Probleme im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund haben, (wir Deutschen ja irgendwie auch), aber tun dann diese Filme der Gesellschaft nicht eher einen Gefallen?
                                      In all den genannten Filmbeispielen entdecken die Protagonisten am Ende, wie viel sie dann doch gemeinsam haben mit den mit Vorurteilen belasteten Fremden. Sie mussten sich nur die Mühe machen und sie kennenlernen.

                                      Ich glaube, solche Filme haben nicht wirklich den Auftrag, die Menschen zum aktiven Reflektieren anzuregen. Aber unbewusster schleicht sich in den Köpfen der Menschen ein Stück Normalität ein. Wie wenn man erst 10 Jahre lang Filme macht in denen schwarze oder weibliche Präsidenten von Amerika vorkommen, und dann tatsächlich entsprechende Präsident_innen zur Wahl stellt. Was erst undenkbar war, kann man dann in Betracht ziehen - man hat es ja in Filmen und Serien schon gesehen und erlebt.

                                      Ich gebe dir allerdings recht, dass eine andere Herangehensweise an diese Thematiken in französischen Filmen mal eine schöne Abwechslung wäre. Oder überhaupt mal andere Themen. Sehr gerne würde ich wieder etwas in Richtung Fabelhafte Welt der Amélie oder Die Kinder des Monsieur Mathieu sehen. Aber das ist momentan wohl so wahrscheinlich wie ein aus dem Filmgeschäft aussteigender Schweighöfer. Solang die Kinokassen klingeln, wird am Kurs wohl nichts geändert.

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                                      • 7 .5

                                        Armageddon ist das Paradebeispiel eines Hollywood-Popcornkino-Blockbusters. Er ist prall gefüllt mit Spezial- und visuellen Effekten, namhaften Schauspielern, aufwändigen Sets, epischer und kitschiger Musik, Pathos, Patriotismus, Klischees, Dialogen zum Fremdschämen, und über allem noch eine Prise Rasissmus. Doch trotz den Charakteren vom Reißbrett, komplett unrealistischer Handlung, zig ermüdenden Rettungen in letzter Sekunde und einem Drehbuch, das jeden Funken Kreativität in Sachen Handlungsverlauf im Keim erstickt, kann er mit Atmosphäre, Spannung und Optik punkten und trotz der langen Laufzeit durchweg sehr gut unterhalten. Auch der bay-typische Humor kommt hier nicht zu kurz und fließt mal mehr, mal weniger passend immer wieder in die Endzeit-Handlung mit ein. Dennoch konnte mich die pompöse Inszenierung dann doch nicht ganz vom Überschwall an Blockbuster-Klischees ablenken.
                                        Mich störte stellenweise besonders die kühle Berechnung, mit der Bay hier ans Werk ging: Man weiß bei jeder einzelnen Einstellung und auch bei jedem einzelnen Charakter, warum es sie gibt und warum sie genau dort eingesetzt wurden. Emotionalität kommt da bei mir nicht auf. Auch habe ich selten eine so unglaubwürdige Schauspielerkonstellation gesehen wie bei Bruce Willis und Liv Tyler als Vater-Tochter-Gespann. Die recht ähnliche Familien-Story funktionierte selbst in Transformers 4 besser - und das will was heißen! Livs Charakter Grace fungiert zudem fast ausschließlich als emotionales Bindeglied zwischen Zuschauer und den Astronauten und soll Empathie wecken, zu mehr ist sie nicht vorgesehen, und das ist nicht nur schwach geschrieben, sondern fast schon vergeudetes Talent.
                                        Nun tat ich mir nach meiner tatsächlich ersten Sichtung gestern ein wenig schwer mit der Bewertung. Irgendwie kann ich jede mögliche Bewertung anderer Moviepilot-User nachvollziehen und könnte selbst genügend Gründe sowohl für 4 als auch für 9 Punkte finden. Letztendlich liegt Armageddon klar im Auge des Betrachters und welche Faktoren diesem wie wichtig sind. Und da ich mich sehr gut unterhalten fühlte, der Film auch optisch kaum gealtert ist und ich der Meinung bin, dass Unterhaltungsfilme nicht immer das Rad neu erfinden müssen, empfehle ich Armageddon klar als sehenswert - falls es neben mir überhaupt jemanden gibt, der ihn anno 2015 noch nie gesehen hat ;)

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                                        • Ich hatte bei der Überschrift erst riesige Zweifel, doch der Pilot hier zerschlägt sie alle. Das ist nicht nur um ein Vielfaches besser als Dragonball Evolution, sondern beweist auch, dass hier Fans am Werk sind. Da ist sicherlich auch nicht alles perfekt, aber man kann es ernst nehmen. Toll, was man hier auf die Beine gestellt hat! Ich werde es definitiv weiter verfolgen :)

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                                          • Schön, dass da endlich auch mal ein Gegen-Statement kommt. Klar, die Menge an Superhelden-Filmen, die gerade und auch in Zukunft über uns hereinbricht und brechen wird, ist tatsächlich extrem und nimmt sicherlich vielen anderen, sehenswerten Stoffen die Möglichkeit zur z.B. Finanzierung. Trotzdem sollte man das Superhelden-Genre nicht verteufeln - es ist ja nicht umsonst so beliebt geworden. Gerade die Beispiele aus den letzten Jahren zeigen doch, dass man die Stoffe mit sehr intelligenten Drehbüchern umsetzen kann und hier keinesfalls zur Volksverdummung beigetragen wird.

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                                            • Ich gehe Ca 40 mal im Jahr ins Kino, weil ich Kino liebe. Das ist gut 38x mal mehr als der deutsche Durchschnittsbürger. Dann kaufe ich noch Ca. 5-10 Filme im Jahr auf Blu-ray. Die handvoll Filme, die ich dann im Jahr streame, weil ich sie im Kino verpasst hab oder sie schlicht schon deutlich älter sind, machen aus mir unterm strich immer noch einen Gewinn für die Industrie. Mein schlechtes Gewissen hält sich daher in Grenzen. Und so gibt es noch zig andere Beispiele, deren Einzelfall der Industrie mehr hilft als schadet. Und ich glaube diese Beispiel-Personen sind nicht die Minderheit.

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                                              • 7
                                                carpenoctem410 20.02.2015, 00:48 Geändert 20.02.2015, 12:41

                                                Vorab: Wer Musical-Filme im Stil von Sweeney Todd oder Les Misérables nicht mag, sollte hiervon sofort die Finger lassen. Es wird fast pausenlos gesungen. Wer sich von der niedrigen FSK und dem Namen Disney dazu verleitet fühlt, ein Kind mit ins Kino zu nehmen, sollte obendrauf darüber nachdenken, ob das Kind fähig und gewillt ist, zwei Stunden lang schnell wechselnde Untertitel zu lesen - das dürfte den meisten 6-9-Jährigen eher schwer fallen.

                                                Nun zum Film: Ich hatte meine Erwartungen nach der ersten Kritik-Welle bereits deutlich heruntergeschraubt, und mich dadurch letztendlich positiv überraschen lassen. Ich mag Musicals, und ich mag auch wenn man versucht, einen guten Film daraus zu zaubern - was einigen Regisseuren bereits wirklich gut gelungen ist. Schön, wie man bei Into the Woods spürt, dass wir hier eigentlich ein Bühnenstück sehen. So wird vieles, was andere Filme als selten nötige Action-Sequenzen eingebaut hätten schlicht weggelassen und nur im Nachhinein erzählt, und das reicht hier auch völlig. Into the Woods wagt es zudem, die Märchen, die es anspricht, deutlich näher am Original der Brüder Grimm anzulehnen als es Disney die letzten 100 Jahre überhaupt versucht hat - was fürs Herz romantisiert wurde, wird in Into the Woods genüsslich aber nicht zwanghaft-übertrieben demontiert. Das macht den Film deutlich düsterer und erwachsener, was er ja auch sein soll. Gleichzeitig scheint er aber auch unbedingt die jüngere Zielgruppe ansprechen zu wollen, verpasst deshalb einige Chancen zu mehr Würze, mehr schwarzem Humor und Satire, und wird dadurch weder Fisch noch Fleisch. Besonders die zweite Hälfte, die nach dem Happy End spielt, hätte bei einigen der Teilgeschichten deutlich konsequenter beziehungsweise "krasser" sein können, und dümpelt vor allem die letzten 20 Minuten überraschend lahm dahin. Hier scheint der Film auch stark von der Bühnenversion abzuweichen, die ich leider nicht gesehen habe. Positiv hervorzuheben ist aber noch der äußerst gut ausgewählte Cast, das schöne Setting und viele urkomisch-ironische Momente (AGONY!!!).
                                                Ich halte Into the Woods durchaus für sehenswert, habe aber, im Gegensatz zu all den Hauptcharakteren, nichts wirklich Neues dazugelernt. Dass das, was man will, nicht immer das ist, was man braucht, lernt man in der heutigen Welt nur allzu schnell. Ich halte mich daher in Zukunft lieber an die großartige Sweeney Todd Verfilmung - deren Songs sind merkbar eingängiger, die Charaktere einzigartiger, und das Drehbuch geradliniger, schwärzer und konsequenter ... und Johnny Depp noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Da tausche ich nur allzu gerne Agony gegen Epiphany und wechsle von der Bäckerei zum Pie-Shop. I wish!

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                                                • 7
                                                  über Boyhood

                                                  Wie sehr einen das Konzept, selbst wenn man Boyhood gerade deswegen ansieht, dann doch verdutzt, merkt man recht schnell in den ersten Minuten - der Junge schaut Dragonball Z, und seine Schwester singt ihm Oops, I did it again vor. Mein erster Gedanke: Was die Kinder wohl gedacht haben beim Dreh, die kennen die Serie / das Lied bestimmt nicht mal - bis mir kam, dass das ja wirklich 2002 gedreht worden ist, als beides total in war - und auch ich selbst, Jahrgang 1990, mit beidem aufgewachsen bin. Dementsprechend nostalgisch geht es weiter, und auch die Geschichte verzichtet auf einen wirklichen Spannungsbogen und konzentriert sich allein auf das Aufwachsen eines Jungen in den USA, der es weder besonders gut noch besonders schlecht getroffen hat, und schafft dabei einen hohen Vergleichswert mit dem eigenen Leben. Zu gern hab ich mich beim Schauen an Dinge zurück erinnert wie Harry Potter Buchevents, erste Golfversuche mit meinem Vater, den Obama Wahlkampf, oder die immer wiederkehrenden Belehrungen meiner Mutter, nicht mit Ohrhöhrern einzuschlafen, da ich mich sonst im Schlaf erwürgen könnte. Zudem muss ich gestehen, bin ich ein großer Fan von Transformationen, ich sehe sehr gern in kurzen Zeiträumen Leuten beim Altern, Dünner-werden, Geschminkt-werden und Co. zu, und erfreue mich am Vorher-Nachher Effekt. Da spielt Boyhood klar seine Karten für mich aus. Nur leider war mir der Hauptcharakter nicht sonderlich sympathisch, er wirkt ständig gelangweilt, und auch wenn es schwer sein muss bei einer so lebhaften Schwester mal zu Wort zu kommen, hätte er doch ein paar mehr Emotionen im ersten Drittel des Films zeigen können. Dafür gefiel mir der leibliche Vater als Charakter umso besser.
                                                  Der Film punktet also eher auf dokumentarischer Ebene, und hat durch sein Konzept einen hohen ideellen Stellenwert. Wer allerdings lieber Filme sieht, um dem realen Leben zu entfliehen, ist bei Boyhood wohl eher schlecht bedient.

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                                                  • 9 .5

                                                    Mein 100er Kommentar - nach langer Überlegung geht er nicht an ein sowieso vielgelobtes Meisterwerk sondern eher an ein viel zu oft übergangenes und unterbewertetes: den Glöckner von Notre Dame.

                                                    Ich will mal einen etwas unkonventionellen Weg gehen und mich erst über einen kleinen Teil des Films äußern, nämlich die wundervolle Song-Kombination "Heaven's Light / Hellfire" - für mich klar unter den Top 10 der besten Disney-Songs aller Zeiten. Nicht nur, dass der Song den eigentlichen Konflikt des Films in wenigen Minuten erst in leisen Tönen, dann episch-bildgewaltig zusammenfasst, nein, gleichzeitig strotzt er vor musikalischer Rafinesse, emotionaler Tiefe, Ernsthaftigkeit und, statt nur erzählerisch zu sein, auch vor harter Realität und interpretationsreicher Bedeutung. Die erst weichen, dann starken Akkorde, die Alan Menken hier komponiert, verbunden mit den so unterschiedlichen Stimmen der englischen Sänger und den farblich so unterschiedlich gestalteten Szenen, erzeugen selbst ohne den dazugehörigen Liedtext das starke Gefühl von Ambivalenz, von zwei Seiten einer Medaille. Und während man sich als Kind noch von den großartigen Bildern faszinieren und ablenken lässt, hört man als Erwachsener dann doch mal näher hin - und findet sich in einem sehr erwachsenen Konflikt wieder, der der Bezeichnung "Kinderfilm" Lügen straft. Ausgetragen wird er hauptsächlich im Inneren von Claude Frollo, in meinen Augen Disneys gefährlichstem und angsteinflößenstem Bösewicht. Er hat Charakter, hohe Ziele, Macht, aber auch ein schwaches Herz: eine gefährliche Kombination. Das ist so lebensnah, so identifizierungsstark, dass es fast weh tut, und schlägt damit die vielen Disney-Bösewichte, die aus reiner Laune heraus böse sind, für mich um Längen. Wir können unsere eigenen Schwächen in Frollo wiederentdecken, Vorurteile, Egoismus, und das ewige Unterdrücken des eigenen Gewissens und des Wissens um die eigene Schuld. Und während der herzensgute Quasimodo über die reine Liebe des Herzens und der Seele singt, konzentriert sich Frollos Zuneigung zu Esmeralda rein auf die körperliche Anziehungskraft. Er hasst sie, und weil er sich trotzdem zu ihr hingezogen fühlt, hasst er sie noch viel mehr, denn er ist nicht stark genug, den Hass auf sich selbst zu richten und sich mit seinem Inneren zu beschäftigen. So verurteilt er Esmeralda dafür, diese Gefühle in ihm auszulösen, und noch während er die Heiligen um Verzeihung bittet verdammt er die junge Zigeunerin zu Höllenqualen. Sie soll brennen wie seine Seele es tut. Quasimodos Gefühle sind tief und ehrlich, und neben ihm dieser mächtige Mann, der nicht mal ehrlich zu sich selbst sein kann, und sich feige hinter seiner Religiösität versteckt. Wie war das nochmal, ein Kinderfilm?

                                                    Auch um dieses Lied herum erweist sich Der Glöckner von Notre Dame als für Disney ungewöhnlich kontrovers, ja vielleicht ist der Film tatsächlich Disneys kritischstes Meisterwerk. Während zwar die steinernen Sidekicks ein wenig von der Ernsthaftigkeit ablenken, sprechen die angesprochenen Motive eine ganz andere Sprache. Hier wird Kritik geübt an religiösen Fanatikern, es wird sich mit Ausgestoßenen, Außenseitern, Sex, Lust, Liebe, Enttäuschung und Demütigung differenziert beschäftigt. Und wenn man noch ein kleines Kind ist, schockt die eine oder andere Szene sicherlich längerfristig, so war es zumindest bei mir. Warum also sieht man sich den Film trotzdem an und liebt ihn, trotz all der Schrecklichkeit, die gezeigt wird? Weil Disney es trotzdem schafft, in dieser harten Realität wunderbare Botschaften zu vermitteln. Sie sprechen lautstark aus jedem der exzellent gezeichneten Einzelbilder.
                                                    Welcher andere Zeichentrickfilm fragt mich als Zuschauer: Who is the monster, and who is the man? Nicht nur bei näherer Betrachtung eine wirklich tiefgreifende, grundlegende Frage. Und welcher Zeichentrickfilm bringt mir gleichzeitig näher, dass tiefempfundene Liebe ein wunderbares Geschenk ist, selbst wenn sie nur einseitig ist, und dass deformierte, außenstehende und behinderte Menschen genauso wundervoll, talentiert und vor allem liebenswert sind wie "normale" Menschen auch? Dass es oft genau diese Menschen sind, die am nettesten und hilfsbereitesten sind, schlicht, weil sie wissen was es heißt, zu leiden? Obendrauf zeigt uns der Film, dass die Kirche und die Religion, egal welche, ein Zufluchtsort und ein Ort des Friedens sein können, und dass die Kirche nur schlecht ist wenn egoistische, engstirnige, mächtige Menschen sie lenken und sich hinter ihr verstecken.
                                                    Mir fällt kein weiterer Animationsfilm ein, der so viele heikle Themen auf einmal anspricht und trotzdem ein wunderbares Filmerlebnis für die ganze Familie ist. Der Glöckner von Notre Dame ist Kunst mit Bedeutung. Ohne Frage. Und ich bezweifle, dass aus dem Hause Disney jemals wieder etwas ähnlich kontroverses und tiefgründiges an Animationsfilm nachkommen wird. Der Glöckner von Notre Dame ist für mich einzigartig. Und, wie eingangs genannt, schlicht unterbewertet. Ich bewundere den Mut der Filmemacher, und schließe mit dem schönen Zitat aus Esmeraldas Gebet an den christlichen Gott:

                                                    "Yes I know I'm just an outcast, I shouldn't speak to you. But still I see your face and wonder, weren't you once an outcast, too?"

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