craax - Kommentare

Alle Kommentare von craax

  • 2 .5

    Friesenwitze Rubrik >Nichts ist ihnen heilig<

    In Wolfgang Petersens hanebüchenen Propaganda-Reisser „Air Force One“ sind alle die Trompetenfaktoren so wunderhübsch versammelt herausgemeißelt & auf den Punkt gebracht, die auch sein im deutschen Bilderbuchbereich weltberühmtes >Boot< verhindern, zu dem wie so nachgeraunten „Antikriegs“-Epos zu degenerieren,- statt nur zum erkannten äußerst mediengerecht komprimierten Spektakel: hier sehen Sie, sehen Sie! nun in nuce den Meister bei der Arbeit. Ganz wie unter jeder raisonnablen Schamgrenze Gott ihn schuf ohne jedes Feigenblatt /zum Schaffen. Fehlt nur noch die Sonnenbrille.

    Nur dass es diesmal die Amis, auf dem Leim kriechend, erwischt, und nicht das schon verbrauchte >Staatsvolk< >des Deutschen<. (auch wenn Ramstein /=größte US-Airbase außerhalb der Bodenlosigkeit der Vereinigten Staaten/ eine Rolle spielen darf). Na denn Amerika : dann sieh mal zu. Und Popcorn und Strammsitzen nicht vergessen,- wenn Fanfaren bei präsidialem Erscheinen rumposaunen, oder Amtsembleme das mißglückte Herz schwellen & mit patriotischem Gl'Amour füllen (oder gar irrtümlicherweise „rascheln“ lassen)(denn das einzige, was raschelt, sind P'-Tüten, in die zu atmen auch manchmal mitempfohlen ist). Erstaunlich, dass so was, präsidialer als der Präsident, durchgeht – und welche Schauspieler vor einem solchen Drekbuch keine Scham zurückschreckt wie die Katze vor dem leibhaftigen Sack (G. Oldman bin ich aus persönlichen Sympathiegründen gezwungen dabei auszunehmen, aber ungerecht ist das Leben, und Gary : verdient hast du 's nicht!!).

    Peinlich, wenn es nicht Realität wäre : dieses Flugzeug cruist s o rum, selbst da wo es tut, schlimm genug. Und ein irrläufiger Friese auch noch hat die Katze aus dem Sack gelassen. Als ob wir diesbezüglich nicht schon genug Dreck am Stecken hätten.

    PS der Score schießt tatsächlich von allen je pflichtgemäßen Abscheulichkeiten die Spitze ab. Für dieses Bild-Ton-Ejakulat insgesamt gilt : wie kann ein nennenswertes nationalver(s)ammeltes ('r?) ('g?) Publikum das Anschwellen solcher Hahnenkamm-Stirnader nur aushalten, ohne selbst kikerikiiend zu platzen?

    oder?? hab ich den Witz nicht verstanden?

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    • 8 .5

      Tim Burton's Lust fürs morbid-Makabre steppt wieder auf dem Vulkan, zur Musik abwechslungshalber von Stephen Sondheim, mit den Originalspirituosen der Darsteller. Alan Rickman, Timothy Spall, B. Cohen, Jamie Campbell & Jayne Wisener, ...Bonham-Carter & natürlich J. Depp sorgen für angemessene Bewirtung A B 1 8 . Niemand sollte so tun, als ob es sich um einen gewöhnlich publikumstauglichen Film handele; denn diese Abrechnung findet wahrlich außer der Reihe statt satt.

      Zu beschwingter Musik platzen hier Kehlen, fließt bächeweise Blut aus unterirdischen Kavernen in die Abwasserkloaken der Zivilisation. „Ich weiß wohl, mit welchen die... unterminiert ist“ sagte Goethe. So drastisch hat er sich allerdings sein Lebtag nicht ausgedrückt; die Zeiten waren wohl noch nicht so nötig. Am Ende seines krassfolgenden, des zwanzigsten Jahrhunderts, mit den schönen Blicken auf das sanft erniedrigte Weimar aus den umhöherwuchernden Buchenwäldern herunter allerdings, hätte er wohl Lust gespürt, sich zu extremisieren. Mangels zeitlicher Ungelegenheit musste oder wollte sich Tim Burton nun dem Brachliegenden annehmen,- mit tatkräftiger auch stimmlicher Unterstützung seiner >Muse<, >Helena< B.-C. , die zur Akkuratesse eine weitere un-passende Note erteilt.

      >Der teuflische Barbier< lebt von dem reizend drastischen Gegensatz der auf Wellenglitzerpunkten im Sonnenlicht tanzenden unbescholtenen Lebenslust des heiteren Musicals – mit dem nihilistischen-, nein : misanthropischen : nein : kannibalischen Verve eines Menschereiverächters, gegen den sich Schopenhauers Pessimismus – übrigens aus denselben Quellen genährt – wie fröhliches Nachtigallen-Jubilee ausnimmt.

      Rabenschwarz ist die Tinte, mit der die Menschenverachtung hier gezeichnet ist, wie ein Lübecker Totentanz. Was damals die Schwarze Pest gratis besorgte, schäumt heute wohlriechenden erfrischenden Rasierschaum auf, um mit einem Hauch von entlassendem Eau de Cologne die Kehle zu befeuchten.

      Nun also : ist es unnötig zu betonen oder auch nur von den Dächern durch verkohlte Atelierfenster zu pfeifen, dass der ErSchöpfer von /ungefähr äußerlich gleich 'Edward Swissoirhands' etwa ein Menschenhasser wär' : weit trreffsicher verfehlt, oh nein. Auch das hier geschieht aus tief verwundeter Liebe zu den Liebsten, zu sich selbst, den Menschen - die sich liebend gern in den Rinnsalen großer Städte sammeln. An die trimmt er erfinderisch eine Ode. Sie hören's, und wippen fein melodiös verschaukelt mit dem Fuß dazu. Eine bitterbös enttäuschte Seele, der Frau und Kind entwunden wurden, mit allerhöchster Rückendeckung gesellschaftlichen Überbaus, dürstet nach- sucht & findet verkohlte Rache. Enttäuschte Liebe wird ihrer unwürdig. Am Ende sind annähernd 100% der Protagonisten tot – bis auf drei; zwei davon sind theoretisch unverzichtbar; aber der Dritte muss doch auch weiterleben, um zwei drei Generationen weiter die stabile Ergänzung zum notwendigen jungen Glücks-Pendant auch zukünftig in Petto und -Stand zu halten?

      Der Kontrast der luftiglockeren seichten Form eines Musicals, das triefenden Herzschmerz in der höchstens verträglichen Dosis einer Madame Butterfly kennt, - mit dieser rabenschwarzen -Humortragödie?- einer sarkastischen nicht drastischer ausfallen könnenden Diagnose = bildet den reizvollen Kontrast also von Sweeney Tod'd. Kein Geborenes ist hier unschuldig : verhackstückt ein krachendes Genickbruch-Otterngezücht von Selbstnutz, Verkommenheit und Skrupellosigkeit, jeder Couleur und Abstufung. Ein Kaleidoskop zweibeinichter Bösartigkeit verdunkelt den Himmel bis zur stinkenden Verbruzzelung selbst von Filmmaterial hinauf, dass dieses sich vor laufender Kamera am liebsten zersetzt und zu gewohnter Farbbleichung nicht mehr imstande ist, nur noch schwach flackernd (außer in unwahren Traumverfälschungen, des zur Abwechslung einmal Selbstbetruges). Der Phantasie nach unten sind keine Grenzen gesetzt. Der Niedrigkeit menschlicher Gesinnung wird hier immer noch eine neue Finte und Maßlosigkeit eröffnet. Da backt man keine kleinen Brötchen; nicht kleckern, sondern klotzen, und gehörig auf die Schkippe nehmen. Wenn der Barbier einmal einen guten Tag hat, und das Photo lebt, kommt der Klappstuhlbenutzer ungeschoren davon, und ahnt nicht einmal etwas von seinem Glück; naja, vielleicht später, der zufriedene Kunde kehrt wieder, um seine Gelegenheit gebracht. Genug davon. Die Leute geniessen 's, hier ist einer. Wie sich das wohl anfühlt, als Besitzer der Burton'schen Panoptikums-Kaverne, zusehend massenhaft Publikumsverkehr, dem man sein eigenes Gedärm serviert, zu flottem Gin? Hoch die Tassen : auf den Vulkan! (Besteckklappern)

      es ist ja nicht so, dass keine Liebe hier nicht vorkommt : nur so verdammt selten. Und wenn, muss sie einfach Schwein haben. Dem Publikum wird einiges abverlangt : wer Sweeney Tod'ds Schweinereien, Liebe macht blind, tatsächlich schließlich genießen kann, der ist auf dem tinteversetzten Parniß der hart umkrusteten Schale, zu der Publikumsgeschmack sich heute durchbeissen muss, erfolgreich verstiegen. Oh nein : das ist nicht die Spur ironisch. Vielleicht ist dies das zweit-oder drittbeste Werk Burtons,- dass kein bißchen nach nur süßer Schokolade schmeckt. Der Reiz ist : der Gegensätze : dass er beides gemacht hat, zu machen imstande war. Kennen sie Ying und Yang? Wenn Edward Scherenhand Sie schmerzlich berührt : so darf Barber Baker es auf unbeschwerte Weise. Sie sind komplementär. Sein Schmerz ist Ihre Freude, und umgekehrt. Sie sind das Janusgesicht der Kunst : nach beiden Seiten hin offen und durchlässig; von einem Portal schreiten Sie in das andere Über. Was Sie empfinden, was Sie irritiert, was Sie anzieht, ist der Reiz des Übertritts. Und damit liefern Sie sich ans heilende Messer. Und danken Sie Tim Burton : er steckt es Ihnen ehrlich, macht kein Geheimnis daraus, und erzählt das Zyklopische auf der Straße – was sein Schmerz ist, und Ihre Freude, und umgekehrt. Glauben Sie mir, ein ehrlicher Gauner ist bei weitem besser als ein gaunerischer Tugendbold – oder gar Dummbatz. Trau Schau Wem. Wer Ihnen nie einen Rosengarten versprach : dessen grünen Daumen folgen Sie eher getrost. Der wird schon kommen. „Warte, warte nur ein Weilchen...

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      • 7
        craax 28.09.2014, 12:16 Geändert 13.05.2017, 16:34

        erstens natürlich Lubezki, zuverlässig wie längst schon. Ihm gelingen lichtvolle grünbraune Einstellungen aus dem verwunschtriebenen Paradies, dem Innern der verwilderten Strandvilla, von eingekäfigten Papageien, auch von Bancrofts (die fast idente >Reifeprüfung< mit einem verjüngten D.Hoffman läßt grüßen) und, sogar erstaunlicherweiser, Paltrows Gesicht. Dasjenige Ethan Hawkes hat mir noch, aber das mag an mir liegen, nie etwas mitgeteilt. (Moment... Ausnahme Gattaca). Auch hier ist zuverlässig seine Rolle die desjenigen, der selbst nicht agiert, sondern an dem die Ereignisse vorbeiströmen, und, solchenfalls, hochspülen, obwohl er an einer Stelle sogar behauptet, er hätte sich selbst erschaffen (wie das?), war aber in jedem zugänglichen Augenblick sanft wie ein Schoßhündchen zu Geigengezirpe, außer in dem einzigen, wo er der einzelnen Boje eine Rettungsweste verstohlen 'rücktreiben ließ (ach das liebe liebe Zurück', 's war einmal) ; immerhin e i n e Art Aktivität (und je ne suis personne, qui dementi 'bestreitet, das Sehen – oder Sprechen – Handeln sein kann). Überhaupt stimmt : das tatsächlich kraftvolle graphische Art-Work im Film bekannt zu machen / rechtfertigt schon das Konsumieren eines drehbüchlichen Handstrickmusters (wie Linienlesen) um es herum, obwohl das ziemlich viel Butter bei die Fische bedeutet, d e r e n Geschmack es ja wohl ist welcher durch die Beigabe nur verfeinert werden soll(te). Um einen Künstler zu machen, genügt es jedenfalls nicht, dass er nur >dabei< ist; er muss sich schon ebenfalls durchs Nadelöhr des Lebens gezwängt haben + nicht nur zugesehen', wie es andere machen. Das Publikum will nicht sich selbst beobachten, beim in der Regel zugeschnürten Versuch der Unternehmung, sondern Mitteilungen desjenigen, der von Innenansichten des Nadelöhrs berichterstattet die ihm brennend unbekannt faszinierend sind (siehe im ArtWork die in Flammen stehenden unversehrten Giebelhütten). Da wäre schon eher diejenige Rolle Robert de Niros (than'x Bob) für zuständig. Warum wurde eigentlich die eklatante, schreiende Chance verschenkt ('s wäre im Rahmen dieses tagträum'schen >Liebes-Märchens< vollkommen legitim gewesen) d i e s e n Halodri /nicht Bangbüx / als den hochzeits-vergessenen Bösewicht im Leben der überalterten schalwelken dolchgestoßenen Liebe zu präsentieren? - da hat das Regisseurs-Script wohl (wieder, oder Berufung auf Ch. Dickens?) geschlafen. Cuaron? Auch große Geister nutzen ihre/r Lehrzeit. Diese kleine Etude ist ein abgeliefertes Probestück daraus. Location, das Bildnerische : alles mit versponnener Eindringlichkeit schon vorhanden. Leider fehlt noch die passende, rechtfertigende Gebäudegeschichte dazu, die hier ausgeglitscht ist ; die war Müll, Tonnen-Kitsch. Immerhin das Restedepot in der Schmuddelecke hinter dieser großartijen aus der Zeit gefallenen Villa /mit eigens angefertigten Messing-Klingelknopf, samt Gravur-Signet. In solch hochherrschaftlicher Umgebung sorgt selbst das fürstliche Nachtgeschirr noch für zeremonielle Erhabenheit.

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        • 9 .5
          über Sieben

          „I c h war nie außergewöhnlich, aber das, was ich t u e , ist es.“

          Ein sehr alter sehr müder sehr ordnungsbemühter Cop, und ein junger, der das ganze noch für ein riskantes Spiel hält, einen Wettbewerb, eine Champions-League („Sie wollen ein Held sein“), treiben die uralte Beschäftigung 'Mensch verwechsele dich nicht' -mal selbst, mal werden sie getrieben. Zuerst zusammengespannt, widerstrebend, der resignierte, abdankende Veteran und der Begeisterte, Frische, Ehrgeizige, erkennen sie bald, das sie einem Erkennungs-Puzzle nach Zusammengehörigkeits-Hinweisen folgen – dass die verschiedenen Fälle, sie7en sollen es schließlich sein, Teil eines umfassenden Kataloges, der alle betrifft, sind. Die letzte Stufe, die zu seiner Vollendung fehlend noch einsetzen muss, ist „der Zorn“ - altvorder ausgedrückt.

          Selbst das üblicherweise stinklangweilige listing des Credit-Intros wird in solchem zweiten „Fincher“ (der übrigens ironischerweise seinen Vornamen mit dem Detective teilt'? : 'der andere wäre 'Fight Club') zu einem spannend verfolglichen Geniestreich, der schon im Anritzen schaurig zur Story weist, wie das hauchfeine Abtragen des Fingerprints mit biegsamer allerschärfster Klinge. Irgendein also Durchgeknallter mordet nach alttestamentarischer Vorlage – bereits den Vorfahren bekannt – den uralten Schemenata von „sie7en“ Todsünden... Habgier, Völlerei, Stolz... zuletzt Zorn.

          Zwei Polizisten, zwei grundverschiedene Herangehensweisen. Der eine nähert sich dem Verbrechen impulsiv, will es ausrotten, weist es ab, dreht ihm den Rücken zu, verneint es leidenschaftlich, hingegeben, selbst abgewendet eingenommen mit jeder Faser, bestimmend, steuernd, ehrgeizig – der andere nähert sich ihm weich von innen, lässt sich leiten, setzt sich anstatt, besucht Bibliotheken statt Sportschau, versucht ihm gerecht das Auge zuzuwenden, es zu verstehen. Ihn haben solche Eindrücke, soweit er sie glaubt zu verstehen, das Grauen an den Rand der Resignation, der moralischen Ermüdung & des Zusammenbruchs gebracht... des Rückzugs, und nicht nur in pensionärer Hinsicht. Irgendwann sehen sie doch ein beide zugleich : dieser Verbrecher MUß zur Strecke gebracht werden.

          Der spielt scheinbar ein Spiel mit ihnen. Doch es ist kein Spiel, und er spielt nicht. Er ist mitten in der Stadt, Sin City, Gotham, unter den Menschen, dort wie hier : ; und, als obwohl zur Vollendung der Liste noch zwei Leichen fehlen... wird aus dem Spiel, das keines ist, auch nicht auf dem Theater, Ernst. So ernst, das selbst Will Somerset, der Besonnene, der Zögerer, der Skeptiker, das schauernd einseht : „! er ist uns überlegen - -?“ John Doe-? - Sanftmut ist die einzige Waffe. Und ab hier möchte ich lieber dem Regisseur das Wort erteilen. In Fight Club hat er schon gezeigt, dass er das sehr gut selber kann – sich erklären, worum es ihm geht.

          Fincher:
          „Wir setzen das Puzzle zusammen. Wir sammeln Indizien, machen Photos, nehmen Proben, und schreiben alles genauestens auf. Wir notieren, wann sich was ereignet hat.“ „Das ist alles?“ „Das ist alles. Wir machen nette kleine Häufchen, und packen alles zu den Akten. Falls sie vor Gericht noch mal gebraucht werden....-“

          „Als Jemand, der diese Stadt schon sehr gut kennt...“ : die kindrein-unschuldige Tracy (= Spur)
          „...Wie kann ich ein Kind überhaupt in eine solche Welt setzen? Wie kann ein Kind überhaupt in einer solchen Umgebung aufwachsen? - …
          Ich sagte ihr, das ich das Kind nicht haben wolle. In den darauf folgenden Wochen habe ich sie ziemlich fertig gemacht...“ Tr. : „ Ich will gerne Kinder haben“.

          Doe: „Was sind wir doch für kranke, lächerliche Puppen, die auf einer winzig kleinen Bühne tanzen – und was haben wir doch einen Spaß beim Ficken und beim Tanzen – völlig sorgenfrei, weil wir nicht ahnen, dass wir nichtig sind. Wir sind nicht, was wir sein sollten.“

          „Wenn wir uns John Doe schnappen, und wir würden feststellen, dass er wirklich der Teufel ist, Satan persönlich, das würde unseren Erwartungen entsprechen. Aber er ist nicht der Teufel. … Er ist nur ein Mensch.“

          „Am liebsten wollen Sie ein Held sein. Sie wollen der große Champion sein, ich sag Ihnen was, die Leute wollen keine Champions, sie wollen ihren Cheeseburger essen, Lotto spielen, und fernsehen.“

          „Ich denke nicht, dass ich in einer Welt leben kann, in der - ... A p a t h i e uns alle umklammert , und … die wird dann auch noch zur Tugend erklärt.“ „-Sie sind ebenso, und keinen Deut besser!“ „-ich hab nicht behauptet, anders oder besser zu sein. Ich bin 's nicht. Doch ich kann 's nachvollziehen. Ich bin sowas wie 'n Sympathisant – Apathie kann eine Lösung sein. Ich meine, es ist leichter, sich in - in... Drogen zu verlieren, als den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen. Es ist leichter, das was man haben will, zu stehlen, als es sich zu verdienen - es ist leichter, ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen. Liebe ist anstrengend, sie kostet Mühe, und Arbeit.“ „Wir reden von Menschen, die vollkommen geistesgestört sind, wir reden von Menschen, die absolut w a h n s i n n i g sind!“ „ neinnein nein, warten Sie, das tun wir gar nicht, wir reden über das tägliche Leben hier – Moment mal, so naiv - werden Sie doch wohl nicht sein wollen!“

          Das beruhigende, ordnungsstiftende Metronom des Selbstschutzes am Bett auf den Boden schmettern : entlarven der Schein-Ordnung.

          Den folgenden zentralen Dialog bitte auf der Zunge zergehen lassen:

          Sie wissen, warum der folgende Dialog die zentrale Konstellation von sie7en umkehrt.
          Doe_ „Wenn die Leute Ihnen zuhören sollen, reicht es nicht, ihnen einfach auf die Schulter zu tippen. Man muss sie mit einem Vorschlaghammer treffen. Erst dann können Sie sich ihrer Aufmerksamkeit gewiss sein.“
          David_ „Die Frage ist doch wohl - was macht Sie zu etwas Besonderem, dass die Leute Ihnen zuhören sollen?“
          Doe_ „- Ich bin nichts Besonderes. - Ich war nie außergewöhnlich, aber das, was ich tue, ist es. M e i n W e r k .“ „Ihr Werk, John?“ „Ja.“
          David_ „Also ich – ich kann daran beileibe nichts Besonderes erkennen, John.“
          Doe_ „Das ist nicht wahr.“
          David_ „Doch es ist wahr. Und das Komische daran ist, dass von diesem ...'Werk'... - in zwei Monaten kein Mensch auch nurmehr die geringste Notiz nehmen wird. Sie werden 's vergessen haben.“
          Doe_ -“Sie kennen... das k o m plette Werk noch nicht... ...Wenn es vollendet ist... wenn es v o l l b r a c h t ist... dann wird es …- ...- Es zu begreifen sind die Menschen überhaupt nicht imstande. Aber s/S/ie werden es nicht l e u g n e n können. “
          David_„Kann sich diese Missgeburt nicht noch vager ausrücken? - Ich denke, hier geht ’s um Meisterwerke, John?“
          Doe_ „Ich kann 's kaum erwarten, dass Sie es sehen, ich bin richtig neugierig, nein wirklich, es wird Sie überraschen.“
          David_ „Und wissen Sie was – ich werd' dann ganz in Ihrer Nähe sein, also – wenn die große Show abgeht, dann lassen Sie 's mich wissen : ich möcht es nicht versäumen.“
          Doe_ „Keine Sorge. Das werden Sie nicht.
          Gar nichts werden Sie versäumen.“
          ...
          David_ „Wenn ein Mensch geisteskrank ist, so wie Sie, weiß er dann, dass er geisteskrank ist?“
          ...
          Doe_ „Nur in einer Scheißwelt wie dieser können Sie so tun, als ob s/S/ie unschuldig wären, ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen!
          Aber genau darum geht 's. Überall, an jeder Straßenecke, sehen wir Todsünden, in jeder Wohnung - … und wir nehmen es hin. Wir tolerieren es, weil es schon zur Gewohnheit geworden ist! Es ist (verächtlich, hasserfüllt) t r i v i a l – wir tolerieren es morgens, mittags, und nachts.
          Nun... – ab jetzt nicht mehr.
          //(&noch ein bescheidenes Signum von Fincher, der sein Werk zeichnet:) // 'Ich hab hier ein Beispiel gesetzt. Und … über meine Taten wird man rätseln – sie studieren – und ihm nacheifern' – (Doe_) … in Ewigkeit -... .“ David_“Ja-“

          „Ich wünschte, ich hätte so leben können wie Sie. Ich konnte es nicht.“

          „ 'Die Welt ist so schön, und wert, dass man um sie kämpft'. Dem Zweiten Teil stimme ich zu.“

          Im Abspann das Lied vom HULK.

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          • 7 .5

            George Clooney liefert uns ein Beispiel aus dem prekären Dasein einer bedrohten Art.
            In diesem Hybrid aus amerikanischem und europäischen Film bringt seine Rolle ihre längst ausgefeilte, zur Gewohnheit und zweiten Natur gewordene Destruktivität ins perfekt ausgewogene Gleichgewicht, das in nahezu vollkommener Unbeweglichkeit zum statischen Aushaltepunkt stark zerrender vorhandener Kräfte an beiden Enden wird : die Ruhe täuscht.
            Dabei ist es seine, aus amerikanischen Sehgewohnheiten, anerzogene Art, die uns einen unerhörten Akt von Overacting – des Drehbuchs- akzeptieren lässt : denn gleich zu Anfang beseitigt er in einem infernalischen Akt des Schiefgehens nicht nur unvermittelt aus dem Nichts auftauchende Widersacher (deren Herkunft, Sinn +Ziel außer bloßem vorhandenen Vernichtungswillen weiter nichts zu bedeuten haben), - und solches N i c h t s umgibt diesen Killer stets vorerwartet nah drohend-, - sondern er bereinigt und stellt auf Null gleich a l l e s außer ihm /in spontaner Kurzschlußhandlung, was nicht versichert e r ist
            (...und eine Liebe ist nun mal eine notwendige Verlängerung aus uns selbst hinaus).
            : Aber bloßer Instinkterhaltungsreflex existenzieller Bedrohung an der Wurzel eliminiert spontan Sämtliches dem er nicht ur-vertrauen kann,- und da ist nichts mehr : außer dem reduziertesten Kern des eigenen animalischen Selbst, unter irgendwelcher Persönlichkeits- oder Zivilisationstünche. So steht es um ihn : wenn alles und jedes, das nicht zum allerinnersten engstmöglichen Kreis einer Person und Persönlichkeitsbeschränkung gehört, nur zum eindimensional Feindempfundenen, Bedrohlichen wird.

            Clooneys Killer leidet also an einer ausgewachsenen Paranoia – die selbst das verschlingt und mit Untergang bedroht, was er liebt,- oder zu lieben bereit wäre, wenn er könnte. Er ist in des König Midas Rolle: alles, was er berührt, wird zur Quelle seines Aushungerns, durch – in dessen Fall Gier – in seinem durch Angst und Misstrauen + selbstreproduzierter Lohn der Qual : Folge einer elend missglückten Daseinskonsequenz. Am Geld liegt es nicht : finanziell lohnen tut sich solches Manifestieren und handwerkliche Geschicklichkeit schon. Wir dürfen Zeuge werden, wie ein Profi mit einem Kugelkopfhammer und erschauerlichem durch Erfahrung gestähltem KnowHow eine gewöhnliche großkalibrige Unterlegscheibe, unter eben alles einbeziehenden und vorausbedenklichen Vorsichtsmaßnahmen, in nichts als nur das formsanfte Mündungsende einer vollkommen durchtriebenen Zerstörungsmaschinerie verwandelt. Sein vom Sinn der Existenz abgekehrtes Dasein richtet sich an diesem Ende wieder gegen seinen Anfang zurück : erschaffenes Leben zielt auf Zerstörung von Leben, und also: zerstört sich selbst. Er „bemerkt“ es nicht, obwohl er es spürt. Er ist gefangen in einem Kreislauf der Vernichtung : seinem Kreislauf-Käfig, in dem er kreist, und – vergeblich- an Gitterstäben, von Angst und Befürchtung, rüttelt.

            Fast schon zu viel emotionale Tangation bürdet dabei George Clooney oder das Drehbuch der erwiesenen erforderlichen Kälte dieses Killers auf : oder ist es eben nicht Kälte, sondern Unterdrückung, und Ausweichen? Leider steht der Regisseur scheint 's ein wenig zu sehr unter der Kuratel von diesem oder Clooneys Macht der Persönlichkeit, und lässt sich zu folgsam von diesem wohin und wie es will lenken : da hat L. Besson seinen Profi doch mit erheblich mehr glaubwürdig eingeschränkter und doch nicht stumpfer oder dumpfer Realisierungs-Behinderung ausgestattet. Insgesamt ist Clooneys Professionalität doch etwas zu warm und leidenschaftlich empfänglich (wie die Kamera) für jede Form von Schönheit, vor allem weiblicher, und, das kann -ich- allerdings gut verstehen, der Schönheit italienischer abruzzischer Environce: aber da hätte ich mir doch etwas mehr Distanz, und verhalteneres Brodeln UNTER der Oberfläche, statt auf ihr, gewünscht. An Clooney liegt es wohl nicht : ich denke, es war einfach Schwäche von Drehbuch, Schnittregie ODER bereits zuvor erforderlicher souveräner oder entschlossener Einfädelungscapabilität am Set und beim Dreh.

            Wie auch immer : legt >Edward< (erkennbar falsch) ein Stück versuchten Wegs aus seiner Isolierung zurück in Richtung Welt-Anbindung, und Zukunftsentschlusses : anhand des Rufes eines väterlichen 'Priesters', mit dem er über das Desinteresse Gottes : also wahrlich Nihilismus - in fehlender Rücksicht auf ihn spekuliert, viel mehr aber verführt von der Schönheit der Welt selbst: eines solchen „Orts“, den er mit Rückständen seiner Munition verseucht, das ein unschuldiger Bestandteil dieser an ihm verletzt werden kann,- oder weiblicher Weichheit, Sanftheit, und Liebesfähigkeit : alles ruft ihn an; und fordert zugleich, von perfekter gleichgearteter Tarnungs-Mimikry, solcher Schönheit, in einer anderen gezüchteten Killermaschine, weitere verstrickte Funktion in ihr. Das ist sein Zwiespalt. Er spürt beides : Kälte, und Wärme, und streitet in ihm. Zuletzt geht es aus, wie es ausgehen muss : die Maschinerie versagt. Wieviel Absicht und Vorbereitung, Intention, und gar höhere, darin gefeilt lag, weiß nur der sanft zirkelnde aufsteigende, zuletzt beobachtete Flug – einer bedrohten Art.

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            • 9

              Nachbemerkung nach einigen Tagen: Obwohl es mir offensichtlich nicht gelungen ist, den Leser zu meiner nach Weiterem intensivierten Sicht auf den mMn entscheidenden Gehalt des Films zu verlocken, muss ich gleichwohl den Text anstelle der wohl ansehnlicheren ersten Besprechung stehen lassen. Zu deren Zeit der (ersten) Kenntnisnahme war Smiley ein erfolgreicher Ranküne für mich, dem es gelang, seine Aufgabe zur Befriedigung des Sehinteresses des Zuschauers abzuschließen; nun, nachdem ich diese kleine Perle noch ein weiteres und noch einmal erkundet habe, dringe ich, meine ich, nicht nur tiefer, sondern bis an das verschlossene Wesen dieser undurchdringlichen Gestalt vor, und ja, die losen Enden schließen sich zusammen, und bilden ein Ganzes : und, selbst überrascht, stelle ich fest, dass ich diesen Mann so gesehen, sogar mit Bewunderung und Liebe betrachten könnte : und das ist ein Garant. Dieses kleine Werkwunder, nach hunderterlei Variationsstudien des Versagens und des Mißlingens und Widerlegung im bösen, oberflächlichen oder eigennützigen VERRAT, wagt sich schließlich über solche versuchs-ausschlußweise Einkreisung zunehmend an eine positive Formulierung und schließliche Definition von LOYALITÄT ; und sie gelingt ihm, im Nachhinein faßbar und glaubwürdig. Und das ist viel; und das fehlt kaum beachtet und gestreift in meinem ersten, womöglich agileren, auf noch zu viel Nebenfallen abgelenkten Text.
              Bis demnach ein unwahrscheinliches Drittes? zurechtfinden mag, behauptet dennoch diese ungelenke schludderigere, aber kernnähere Auffassung also ihren Platz : er ist es ihm schuldig.
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              Man ist versucht bei diesem Film, zu lange bei der Erzählung des Plots zu verweilen, der die narrative Story der äußeren Handlung verbirgt; denn diese Geschichte ist dermaßen randgefüllt mit Verdächten, Personen, Schauplätzen, Motiven, und Instruktionen /verschleiert, das man wirklich mehr als ein gutes Gedächtnis, Filmerfahrung, und also eigentlich drei Sichtungen braucht, bis man den verlorenen Überblick wieder zu einem fraktur'ten Einzelnen zusammensetzt. Trotzdem, aller Unübersichtlichkeit, verliert der Faden keinen Moment die Magie. Das liegt an dem wunderschönen eingegilbt-schalen sechziger-Jahre-Braunton der tristen Ölfarben-Türrahmen, kondens-stöckigen Einfachverglasungen, elefantösen Treppengeländer; Rollkragen und Druckmustertapeten bilden den perfekten Hintergrund für jede Menge auch emotions- & ausdrucklose Gesichtseindrücke.

              Da geht natürlich undurchschaubar wie je nur ein Gary Oldman voran. Die rechte Hand des Chefs zuckt mit keiner Wimper, als der Überbord-beförderte Lotse 'Control' als MI6-Chef, im Abgang ohne jede Rückkopplung sein unbedingt ergebenes Folge-Boot im Abtreiben gleich mitversenkt hinabnimmt ; allein dieser kurze Augen-Spiegelreflex im unbewegten – und doch kochenden Aufruhr ist schon den Blick wert, was im Übrigen die Schauspielqualität von Dame König As Spion angeht /in deren chargierendem Zentrum natürlich Gary Oldman sein Gesicht hält (wobei man bedauern mag, dass demjenigen John Hurts nur so relativ wenig Raum eingeräumt wurde). Der Cast umfasst eh wenigstens die halbe Creme der erstklassig makellosen Nebenrollendarsteller, welche selten in einen eigenen Fokus rücken, und doch unverzichtbar viel Substanz und Colorit beitragen, und manchen Film veredeln ; viel der Echtheit, die hier versammelt ist, geht in den Film über, und verleiht ihm seinen unverwechselbaren Geschmack.

              Und die Geschichte hinter der Geschichte? - ist vorhanden. Es geht also, in diversen schimmernden Reflexen, um die verräterische Natur des Menschen, die eingekreist wird. Oder um die Kehrseite : Loyalität – die bis zum Schluss, zum letzten Moment, fragil, und fraglich, bleibt. Zählen wir eine Liste auf : Smiley's Gesicht zuckt wirklich - das einzige Mal beruflich (das andere ist privat) - erbärmlich auf, als er auf Controls Verdächtigen-Schachbrett daheim – sein eigenes Konterfei, als Verdächtiger, entdecken muß („C“ schließt nichts aus). So seine Frau Ann : hat ihn verraten; nun jemand, dem er selbst unbedingt vertraut, er, der Loyalität gelernt hat am höchsten zu schätzen. Sein Helfer, der nun ihm vertraut, betrügt den Geheimdienst, indem er (im Archiv) ein wichtiges Protokoll besorgt. „Carla“, der Chef des gegnerischen Geheimdiensts, fliegt vor 20 Jahren, als Smiley ihm begegnet und auszuhorchen versucht /ohne eine Silbe zu erfahren: ...während der Nach-Stalin-Säuberungen in den vermeintlich festangenommenen eigenen Untergang ; aber er fliegt. Haydon :oder komplizieren wir's nicht: C. Firth's Rolle verrät Prideaux -Mark Strong's Rolle, obwohl sie ein tiefes Gefühl verbindet? Hat er das? (das „wissen“ wir nicht mal hinterher; kann sein, dass er auch so 'aufgeflogen' ist, denn nun setzt der „Maulwurf“ alles daran, ihn zu retten.- Prideaux's Motive, als er schließlich reinen Tisch macht, sind unklar: ist es Rache für das eigene Leid – oder bewahrende Liebe für den nun seinerseits Untergehenden? was soll die Träne? - ist das gerächte oder beglaubigte Liebe? - Irina, Agentin, entdeckt, das sie ehelich betrogen wurde – und verliebt sich, um der Gerechtigkeit willen, und vertraut, und wird geliebt, und kann nicht gerettet werden. Das größte Gaudi auf der MI6- Silvesterparty ist, wenn aus vollem Herzen die sowjetische Nationalhymne,- von einem verkleideten Lenin-Weihnachtsmann angekündigt, mit-geschmettert wird: wie hieß es zuvor : was die Verwechselungsgefahr der beiden Dienste angeht, bei denen nach Jahr und Tag wirklich niemand mehr weiß, wie sehr er im Grunde dem anderen austauschbar gleicht? Wir brechen die endlose List ab : Verrat lauert an jeder Ecke, und in jedem Herzen – und lange ist unklar, wo – wenn - wahre Loyalität zu finden wäre : aber es gibt sie. Es muss noch gesagt werden : nicht wenig Salz dieses Films entsteht dadurch, dass bis zur letzten Sekunde völlig unklar ist, ob der Hauptverdächtige – Gary Oldman's 'Smiley' – wirklich etwa nicht aber bestimmt aber wie warum nicht höchstwahrscheinlich der Hauptverdächtige ist. Was natürlich sich, trotz der Bestätigung, als falsche Spur herausstellen kann; denn wäre das nicht fein, wenn der Rehabilitierte nicht doch der wiederübergeordnete Intrigengärtner-Bock gemacht wäre? - aber jetzt übertreibe ich. Wir begnügen uns mit dem guten Gefühl, das 'Control' einen würdigen Nachfolger gefunden hat.

              Was? Das soll 's schon gewesen sein? Das soll die >Geschichte hinter der Geschichte< darstellen? Die volle und ganze, und nichts- als die Wahrheit? - Ich gebe zu, das ist sie nicht. Noch nicht alles. Soll ich es Ihnen verraten? Aber ehrlich gesagt glaube ich : dass es mir am liebsten wäre, sie würden sich selbst darum bemühen, es herausfinden. Nur soviel : ich habe sehr wohl, einen genauen Verdacht. Es ist alles da. Aber ist es zu früh, es Ihnen mitzuteilen? 'Weiß nicht, ob ich Ihnen, hier bereits, vertrauen soll?
              Solches Wissen ist nicht unbedenklich. Es scheint mir in Bezug auf das Glück, Ihr Glück, sogar relevant. Wem oder was sollen wir, wenn ja unbedingt, wenn verzichtbar aufhebbar, erkannt loyal sein? Ist das erkenntlich?

              Ok, ich kann Sie nicht so stehenlassen. Kehren wir nochmal an den Anfang zurück, die entscheidende Sitzung mit Control, als er über /von Bord geht. Die Mitteilung, das Smiley ihn ungefragt begleiten werde. Wie reagiert Smiley? Wie reagierte Clara, als er nach Moskau, vermutlich als Verräter, zurückbeordert wurde?- er sagte keinen einzigen Ton.
              Nun sehen Sie und folgen Sie, wie die anderen, den beiden mit den Blicken, als sie die Stockwerke hinunter und hinausgehen : da und davor steckt die Lösung drin : wirklich. In diesen Bilder, diesem Gang, die Stockwerke hinunter. Das will uns der Film mitteilen. Es geht nicht um Vertrauen, es geht nicht um Ergebenheit, es geht nicht um Würde im/oder Untergang, es geht nicht um Treue und Händchenhalten : es geht um Loyalität. Sie, und was sie ist, steht im Zentrum des Films, und drückt sich hier aus.
              Noch ein Tipp : 'Ergebenheit>' ist etwas persönliches, zwischen Menschen; wie Vertrauen; Treue ist etwas Gutes für nicht unbedingt klug sein müssende Menschen, wie dagegen Smiley einer ist, ein sehr kluger sogar ; Smiley folgt nicht, wie ein Kretin oder treuer Hund, seinem (schon gar nicht bewunderten) Chef (obwohl er es vielleicht doch tut, heimlich).

              LOYALITÄT ist etwas für kluge, und charakterlich starke, eigenständige Menschen; sie fragen nicht, ob, oder wann, sie auf der Gewinner - oder Verliererseite stehen; sie stehen auf der richtigen' -, das ist die einzige Frage, die sie sich stellen, und die für sie relevant ist; und die beantworten sie selbst,- an niemandes statt. Und haben sie geprüft und befunden : sind sie dort, wo sie sind. Und das ist selbstverständlich, und ihr Zentrum. Und dort sind sie, vielleicht auch als Einziges, verletzlich., wie durch Anne. Und wenn sie dann nicht Kretins, sondern Menschen sind, bringen sie vielleicht gar noch die Größe auf : unbedingt zu lieben, trotzdem, und zu verzeihen. Aber dazu steht uns kein Urteil an. Da können wir nur : uns von ferne beobachten : ob wir es vermöchten. Bis dahin : ist Loyalität (wenn man die fragliche Klugheit besitzt, das Richtige jedenfalls zu entlarven) schon mal ein gewisser Anfang.

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              • craax 22.09.2014, 15:12 Geändert 14.12.2014, 14:50

                GRAVITY reloaded

                Gerade noch mal die auseinanderklaffenden mp-Kommentare zu Gravity überflogen : und, wiederum erschüttert, versucht, die himmelschreiende Distanz zwischen Fakt und Akzept zu überbrücken. Wie begründet sich das ungeheure Mißverständnis? Vielleicht einige mögliche Erklärungsannäherungen, nur für mich.

                Erstens. Dem Film wird technische Brillanz attestiert, aber >menschliches Versagen<. Oft genug hämisch an die Person Bullock angeleint. Nähern wir uns dem Fakt zunächst von außen (nicht aus einer Erklärung der Zuschauerpsyche,- sondern des Film-Innern):

                Cuaron scheint nicht ganz gelungen zu sein, die durchschnittliche Optik-& den Wahrnehmungswillen des Zuschauers zu durchbrechen/ erreichen. Denn >Gravity< ist KEIN im Zentrum t e c h n i s ches Monster – sondern ein menschliches Wunder. Der ganze Film läuft auf die Szene hinaus, in die er tatsächlich mündet (und sein Ziel erreicht) : sehen Sie : die Kapsel plumpst tatsächlich wohlbehalten (mit uns schockiert neben 'Ryan') auf die Erde zurück. Wasser, See, Raumanzug zu schwer, entpellt, Frosch, Fallschirm-Netz, entkommen, Luft. Geräusche. Licht, Blau, Wolken, Himmelstrümmer-Glühspuren. An Land. Und jetzt kommts : Ryan, ohne technischen Anzug-Schnickschnack, nicht ganz wie Gott sie schuf, wie aber sie uns und wir uns bekannt vorkommen, erhebt sich, nackten Fußes, versucht es, versagt, verweigert inständig, und erhebt sich trotzdem : willensgezwungen. Keine Schwäche mehr. Zu welcher Gestalt? Riesenhaft in den Himmel sich erhebend eine Apotheose. Die Kamera bleibt am Boden, späht hoch. Lichtgestalt Ryan. Überraschung : die Kamera b l e i b t u n t e n. Sie, die unzählige Freiflüge im All die Gestalt umkreiste, umpflügte, respektlos näherte, einmal sogar schamlos jede Distanz aufgab und ihren Astronautenhelm hindurchdiffundierte, um i h r e Perspektive einzunehmen,- sich an ihre Stelle unvermerkt ver-setzte,- sie verharrt in demütiger Froschaugen-Perspektive reglos zu Füßen der wanken Bullock, die fast in einer Buddhastatuen-Manier Indonesiens oder Sri Lankas in den Himmel ragt und wie ein tönerner Riese in Siebenmeilen-Stiefeln davon wankt – mit einem durchaus jenseitig erlösten erleuchteten freiem Lächeln im Gesicht. Schnitt. Dunkel, Abspann. (& wieder diese enorme Musikunterlegung, Drittel der Miete).

                Analyse: Cuaron geht es – und es gelingt ihm – um das Errichten eines monumentalen Bildes des Menschen,- der Menschlichkeit. Wenige mögen dieser Perspektive folgen oder sie auch nur zu bemerken – ich mag. Gravity ist kein Weltraum-Schrott-Film. Er ist der Weg einer menschlichen Emanzipation. Dieser abstrakte >Mensch< braucht ein repräsentatives Gesicht : zufällig – und das ist und kann wirklich zufällig sein – ist es Ryans. Einzige Voraussetzung : es muss, ja darf, kein Held sein – denn die wenigsten Menschen waren oder sind Helden - : sollten es aber werden, lt. Cuaron. Damit das klappen kann, macht er es ihnen anhand eines Beispiels vor.

                Ryan zu Beginn des Films : gut ausgebildet, gut im Geschäft, nicht glücklich, nicht unglücklich. Sollte sie es sein (z.B. weil ihre vierjährige Tochter starb), so weiß sie es nicht. Oder gibt es nicht zu oder verheimlicht es- auch vor sich selbst. Jene Tragödie passiert (in meiner Filmkritik habe ich Wert auf die Auslösungsursache als >Hybris< gelegt),- und Ryan reagiert : panisch. Sie MUSS es tun, denn f a s t a l l e Menschen würden es,- /und ich möchte nicht wissen, wieviele von denen, die hier lauthals verkünden, dass die nervende Rolle Ryans „sich ja keine fünf Minuten an Bord einer Raumstation aufhalten kann, ohne ein Feuer zu verursachen“, es ihr gleichtun würden. Matt Kowalsky (-aber auch an dem nagt die Kritik, es ist offensichtlich ein Vorwurf, eine Identität wie diejenige George Clooneys zu haben?) reagiert da schon anders beruhigend : er verneint ihre Schuld, und lobt sie sogar. Was für ein Held. Wie auch immer : auf sich gestellt, durch-steigt und durch-windet Mission Specialist Ryan „Stone“ weitere Stufen ihrer Ausbildung: ihrer Selbständigkeit : ihrer Verweigerung, ihres Willens, ihres Entdeckens ihrer Entschlusskraft zu leben, zu kämpfen, eventuell dabei – trotzdem- „zu sterben“ - aber : ihre Todesangst zu überwinden, und aufrecht zu gehen – egal ob in den Tod oder in das Leben, das dann i h r Leben wäre und nur werden kann : ihr L e b e n .
                Es geht um die Entdeckung der Würde über und unter der Bürde, Mensch zu sein : und sich zu wollen und sich zu akzeptieren, und sich zu verwirklichen, und sich zu : erkämpfen, behaupten. Denn das Geschenk des Lebens gab und gibt es zu keinem Preis geschenkt umsonst. Wirklich nicht?

                Neben dieser Haupthandlung : der Selbständig-Werdung-Machung-Selbstverwirklichung des Menschen, in Gestalt der Ryan, gibt es noch Unterströmungen und Nebenhandlungen : so z.B. das Schätzen des Wunders, dass es biologisch terrestrisches Leben gibt : Insekten, Frösche, Vögel, in der Arktis gefrorene Fischleiber – Hundewinseln, Beruhigungsgesang und Babygeschrei. Leben in einer Weltraum-Oase, in ansonsten absolut lebensfeindlicher planetarischer und erst recht kosmischer Umgebung. W e n n die Existenz des Lebens, so nah am Abgrund, n i c h t , anhand solcher Bilder, und Nachbarschaft, und atemberaubender Story ('passt natürlich auf einen Bierdeckel, das würde I h r e Biographie auch!)- erfahrbar ist als Wunder,- dann muss sich Gott oder die Evolution oder Christopher Nolan oder wer oder was auch immer echt anstrengen, einen ganz andersartigen Storyansatz zu erfinden, der Ihrer Kompatibilität affiner ist; 'hätte mir kaum vorgestellt (bei mir funktioniert er'), einen mächtigeren Hebel als diese planetare Existenz, mit realer Menschheitsgeschichte bis zu dieser Hubble-ISS, ausdenk-vorstellbar zu (er-)finden... aber manche Geister sind eben anspruchsvoller. Setzen wir einfach die wagemutige räumliche Behauptung: die Evolution hat tierisches und pflanzliches Leben (die grünen Hügel über dem See!) erzeugt, ernährt, heraufentwickelt : und dieses Leben, Flora und Fauna, sind einfach, ohne jede Willensbefragung (zuvor) mit dem „Geschenk“ : der Aufgabe des Lebens befrachtet / beglückt? -beunglückt?- worden : „umsonst“.

                Da, die vier Wörter zuvor, kommt eine weitere, unendlich wichtige und zentrale Neben-Unterströmenshandlung ins Spiel : Glück oder Unglück. Wenn sich aus Ryans Augen schwerelose Tränen lösen und der Kamera ihr Antlitz umkehrend, entgegenschweben-...
                wird klar, das es nicht um Weltraumtrümmer- sondern humanen Gefühlsschrott geht. Viele haupthocherhobene Filmgucker-Beurteiler glauben sich ja weit erhaben über solche Niederungen emotionaler Tangation. Soll sie doch in ihren Weltraumanzug ko**en und sich nicht so anstellen! rumkreischen! rumhecheln und Sauerstoff verbrauchen! Nicht reagieren, wenn Kowalsky sie ruft! -“ich denke, die Nasa schicke nächstes Mal besser keine Weicheier nach da oben“ ('sondern nehme mich')! - und solche, die am Rande des Todes („die meisten Menschen wissen, dass sie sterben – aber ich sterbe h e u t e!“ „in zehn Minuten bin ich entweder gelandet oder verbrannt“-), -wenn Menschen am Rande ihrer Existenz der wichtigsten emotionalen Bindungen und Verluste ihres Lebens gedenken – nicht hindern können, dass ihre 'Gefühle' – merkwürdige Tatsache- sich Ausdruck in Augenwasser verschaffen? - wer hier gelangweilt abgestoßen reagiert : sollte mal seine Polung überprüfen, statt sich stolz überheben. Wischi Waschi.

                ' - ist auch nur ein Indiz im Laufe unserer Argumentation : und die lautet : >Gravity< (Schwere) ist ein menschliches Drama, und keine Lego-Raumstation-Bastelanleitung, vor Sternenhintergrund.

                Das Leid, der Schmerz, das (entgangene, versäumte, oder nichtverfolgte) Glück ist also nah dem Zentrum : vielleicht IM Zentrum, von Gravity platziert. Der zu Schluss behauptete Aufrechte Gang-, ist unmittelbar gekoppelt an die existentielle Herausforderung des Daseins, an der Wurzelentscheidung zu GLÜCK oder Unglück. Und die Botschaft lautet : es gibt KEIN Glück ohne Behauptung, ohne Kampf, ohne Herausforderung.

                Ryan Kowalski ist bereits entschieden resigniert, aufzugeben. Sie schaltet die lebenserhaltenden Systeme ab – eine Entscheidung, die offensichtlich Kowalsky allein (der für sich andere Gründe fand) selbst so – zumindest in dieser Situation : freiwillige Selbstaufgabe – nie zugegeben hätte. Und Ryans Unterbewußtsein offensichtlich auch nicht. Denn : gleichwohl es andere', vielleicht sogar vielfach, tun („nur noch schlafen“ nicht da-sein wollen) schlummert in ihr (und deswegen hat Cuaron SIE und ebennicht Bullock gewählt!) EINE KÄMPFERIN : als die Erfahrung ihres Unglücks, ihrer Entbehrung, ihres unersetzten Angehörigen-Verlustes („...niemand, der jetzt heraufschaut?“...) sie zu ermatten droht, ihre Kapitulation entgegennimmt,- da erwacht ihr Instinkt, ihr Lebenswille doch noch zu dem einzigen echten Entschluss, in dem der Mensch allein sich wahrhaft gebiert : nicht als Animal,- sondern als jemand, der um des Glückes willen das Geschenk des Lebens, dass ihm oder ihr plötzlich erfahrbar ermessbar wird, nicht ausschlägt, sondern als Herausforderung : zu Bejahung, zu sich selbst heraus, annimmt. Sie erhält Gelegenheit das zu beweisen : und sie belegt: egal, wie dieser bevorstehende Höllenritt der nächsten Minuten ausgehe : sie SEI BEREIT – zu akzeptieren. Leben oder Sterben – aber sie würde, gelassen, das Leben, mit einem kämpferischen Lächeln, wählen : und tun, was sie beitragen hervorbringen kann und ihr erfindbar ist. Niemand kann mehr verlangen : denn den Tod nicht länger zu verachten,- sondern ins eigene Auge zu schauen, und die Angst zu verlieren, die uns versklavt, als einzige : das ist der Tropfen Blut nicht unter Mephistopheles' züngelnden -, sondern den göttlich freien und erhebenden Vertrag. Der Rest ist eine Formalität : sie kämpft : gegen das Auseinanderbrechen, die Hitze, das schwallende ertränkende Wasser, die Schwere, das fangende Netz – und gewinnt – Luft Atem ihren Körper das Land. Ihr Leben. Sie erhebt sich : zur Riesengestalt des Menschen, überhaupt, der, seit Jahrmillionen, in jedem von uns und in allen, ums Leben kämpft – bis heute erfolgreich : trotz des vernichtenden Todes-, der Zug um Zug gegen jede Einzelheit von uns gewinnt bis auf solche Momente, und doch dank ihnen immer (bisher) insgesamt noch verlor und weiterhin verliert? : dem riesenhaften Entschluß des Menschen, die Herausfordung, zum Leben, nicht auszuschlagen, sondern zu akzeptieren – mit dem Tod unsicher, unbeachtet im Rücken : im entscheidenden wagemutigen, Moment der Wahrheit.
                Ryan ist da mehr als Ryan, und das drückt Lubezkis Kamera aus. Was er da filmt, ist nicht Bullock – sondern dich, mich, und sich selbst. Wenn wir es denn, im Einzelnen, vermöchten, diesen Ruf aufzuspüren – aufzunehmen – und standzuhalten, wie diese fiktive, und doch bisher : reale, sicher durch andere, womöglich durch uns gerechtfertigte Gestalt.

                Wer diese Überform in derjenigen der Ryan, die „bloß“ Mitglied einer NASA-Expedition war, nicht zu identifizieren vermag (oder gar zu „kitschig“? findet) : ja soll ich denn von dem annehmen, dass er/sie je so gelitten hat, dass Gravity, die Anziehungskraft der Schwere, ihm/ihr bisher überhaupt, auch in dem Film, untergekommen zur Wahrnehmung emporgestiegen ist? Aber vermutlich : bin ich zu wenig anspruchsvoll, oder aber bereit, zuviel eigene Hirngespinste in irgendein x-beliebiges unsatisfaktionsfähiges Produkt mithinein-zu redigieren & zu beamen: hinzutransportieren, wo es nicht hingehört, und von Natur aus nicht zu finden ist. Wie ein Mensch im Weltraum. Oder, aber, wenn dieses Zuviel an unbegründeter Verleihens-Phantasie mein Fehler- und nicht das Verdienst de Filmes ist, wie ich vermeine, bleibt mir wohl nur noch mit Gina Lollobrigida zu antworten : (Heller: „Sie begehen einen Fehler, wenn Sie jetzt nicht mit mir schlafen!“: „Man muss sich seine Fehler leisten können!“ )
                und ehrlich gesagt : sehe ich die Leben, denen ein rundum (nicht bloß technisch) erschütterndes Erlebnis Drama wie GRAVITY, in einer Reihe mit 2001 ODYSSEE, und ALIEN, nur ein müdes Lächeln hinter dem Ofen hervorlockt, und die nicht genau zu begründen wissen, warum Ryans „Höllenritt“ nur ein müder Abklatsch nicht ihresgleichen ist,- so werde ich annehmen : eigentlich bin ich ganz froh, mich dankbar von solchen mißlungenen Nebensächlichkeiten nicht nur an Nebenschauplätze, sondern an Geburtsorte des menschlichen Kosmos versetzen zu lassen. Cuaron und Lubezki : hier ist der Haustürschlüssel meiner Seele. Kommen und gehen Sie, wann Sie mögen. Sollte ich nicht zugegen sein : haben Sie dennoch freie Hand. Jedoch ich hoffe immer, wenn irgend möglich, Ihnen vor Ort zu begegnen. Denn einige der schönsten , und fruchtbarsten Momente meiner Erfahrung, verdanke ich Ihrer selbstlosen Mühe – für mich. Von daher : meinen ergiebigen Kotau. Und meine Begeisterung. Und meine Dankbarkeit. Und meine Bereitschaft, mich aus dem Sessel zu erheben und Ihnen zur Hand entgegen zu eilen, wenn in meiner Gegenwart Sie an etwas werkeln mögen, das meiner unausgeschlossenen Beihilfe ebenfalls erleichternd bedarf? Belohne ich mich damit nicht selbst, Dinge entstehen zu lassen (für ebenfalls mich), die, wie das Sprichwort behauptet, sich tugendhaft selbst belohnen?! Das nenne ich ein vernünftig göttliches Prinzip!

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                  Ich schrecke nicht dystopisch vor Erstvorstellungs-Entsetzlichkeitsenteckung zurück. Ich mag nicht: Dystopie aus Angst nicht / sondern änstige mich Dystopie zu mögen, über gewöhnliche voyeuristisch plebejisch motivierte Gebühr. Gern würde ich also anstelle etwas von

                  'höchster Bewahrung edlen Menschentums + moralischer Integrität um ihrer selbst willen' /unter den ultimativen Bedingungen eines extrem glaubhaft gemachten, inszenierten + visionierten Kampfes um welche Wurst berichten dürfen. Devast und höchste Glorie zugleich im nicht mehr steigerbaren + provozierten Kontrast. - Jedoch :

                  kommt das triste Endzeit-Setting leider ohne kaum gesellschaftliche Relevanz aus und stellt keine Bezüge her. Redlich wird sich in handwerklich maximaler Kulisse gequält und bemüht,- allerdings hat sich + bleibt die Innere Welt der Protagonisten kaum geändert,- und sie weigern sich schlicht, die neue Welt wahrzunehmen, sondern begnügen sich damit, als Verirrte der alten' ungeschmeidig sich die seelischen Körper einzubeulen (du hast gut reden). "Das Ganze ist ziemlich sentimental und weinerlich, und auf den Mutter-Kind-Effekt spekulierend, ziemlich billig und schmuddelig eingefädelt". Man muss nicht weniger daraus machen, als es ist, da es nicht lohnen würde, wofür? - Käme es dazu, wäre die Suppe nur zuende zu löffeln, schade auch, aber leider wurde, von Vorlage (nicht die literarische, sondern skriptliche) wie Durchführung, konsequent darauf verzichtet, mögliche Brücken von hüben nach drüben zu schlagen – also von dieser Welt, die wir bewohnen, - und jener dieser zwei mal zwei nicht anders als nur bedauernswerten Geschöpfe, die verzweifelt /schön, dass wir drüber gesprochen haben -/ versuchen, das Innere Feuer zu bewahren und keinesfalls Zweifel dran aufkommen zu lassen, wer immer die Guten sind, wozu immer das unverändert stets wichtig wofür bleiben soll. Ganz am Ende, zu der 'ganze Zeit über passenden Musik, wissen wir endlich, warum : der amerikanische Traum, nebst childs Pet, hat überlebt, und ist im passenden Moment /Deus ex Machina, wie die amerikanische Kavallerie/ nebst NRA-Schrotflinte pointiert zur Stelle, wenn man eben dachte, dass der Keks gegessen sein sollte, aber Pustekuchen'& spuckt in die Hände : The dream never will 'over be, still. Und übrigens hält sich der Amerikanische' für den menschlichen' oder besser noch humanen Traum schlechthin.

                  Im Grunde kollidiert der Film unnötig die ungelenke Vorstellung des Jetzt-Menschen, sich in die verbotene Welt hineinzuträumen : Ta-buh! - Er macht das so unsensibel und unflexibel, dass er an den oberflächlichen Unmöglichkeiten scheitert. Die beiden Welten bleiben unverbunden; nichts funkt zwischen ihnen, außer, dass es, wären >wir noch die Alten< („für dich komme ich aus einer anderen Welt, nicht wahr, mein Sohn?“-Kopfnicken),-; sich verdammt hart anfühlen müsste, alles nur wegen einer Zigarette danach zum Whiskey (das ist eine gute Szene, wie die mit der Badewanne). Er, Film oder Regisseur (die Schauspieler+SetDesigner trifft ganz im Gegenteil hervorragend keine Schuld), will es auch nicht wirklich wissen : weder, wie es wäre, noch, wie es schieflaufen konnte (wer will das wissen?), noch wie warum es s o schieflief, das Schieflaufen überhaupt möglich war. Kurz und - „gut“, es ist ein billig zu habendes – und unrelevantes- Gedankenexperiment etwa auf der K(l)assen-Ebene des „Katastrophen“-Spektakels unter „Aufklärungs“-Firmierung Anfang der Achtziger namens „The Day After“, für Leute, die sich bis eben weder ernsthaft Sorgen noch nachher Gedanken um diese mögliche andere,- aber kitzlige Welt machen – einen Abend oder ein paar hartgekochte&abgeschreckte FilmStunden lang. Sorry. >The Road<-Movie empfinde' persönlich als nicht das Schwarze unter dem Fingernagel des ausgeschöpften, bis ins Detail substanziellen elementar echten Dystopie-Schockers =GERADE unverzichtbar für die Bewohner unserer Sphären: Children of Men / obwohl unfair nach Belieben willkürlich künstliche Vergleiche zu konstruieren, doch : Die beiden trennen, und zwar für bzw. ohne diese, Welten. Schön zu wissen, dass eine besteht, in der das immer noch relevant sein könnte.

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                    Cuaron mit Lubezki drehen einen atemberaubenden Film. Es ist nicht auszusagen, wie realistisch diese Dystopie – mit so bescheidenen Mitteln – im Detail perfekt- inszeniert ist. Diese Realität ist so authentisch und vollständig wie die Wirklichkeit. Nichts fehlt. Die Menschen sind echt. Ihr Zusammenbruch ist es. So echt, dass Schauspielen überflüssig ist und auch gar nicht vorkommt. Clive Owen spielt die Rolle naturgetreu so bis in jede Faser nachvollziehbar wie Michael Caine oder der Rastakopf oder die verstummte Frau. Man erfährt die ganze (wesentliche) Geschichte dieser Menschen. Jede Nebenhandlung, jede Motivation – gerade weil Lubezki sie n i c h t aufs Korn nimmt sondern weil sie nebenher mit auf ins Bild geraten,- 'vorhanden sind', entfalten sie eine ungeheure Wucht und Dynamik. Man wird in die Schicksale der vorüberflutenden Menschen und Ereignisse hineingerissen,- gerade in dem sie nicht erläutert und fokussiert werden; weil sie wahrscheinlich sind,- weil wir sie aus unserem wahren Leben mit in den Film hineinbringen und dort nur wieder-identifizieren brauchen. Wir erzählen uns das Wesentliche der Handlung selbst : alles ist bekannt. Der Film funktioniert dadurch, falsche Töne zu vermeiden. Ein Zeitungsartikel, eine Fernseh-Dokumentation verzerrt den Eindruck schon allein dadurch, dass es eine Auswahl präsentiert. Es muss keine Lüge ausgesprochen werden, um den Eindruck von Unwahrhaftigkeit zu produzieren : der Fehler liegt allein darin, dass das Bild nicht vollständig-, sondern gerundet aufsummiert ist; und oft auf das scheinbar >Prägnanteste<, durch Weglassung, verschoben wird. Das Besondere ist nicht das Normale. Der Tinitus ist ein Verabschieden : das letzte Mal, das man in seinem Leben, des Taubwerdens durch Anpassung, diese Frequenz hört. Das Wunder des Realismus ist, auch das Nebensächliche zuzulassen,- oder, wenn das aus Zeit-Komprimationsgründen der zwei Stunden nicht geht,- als Verpackung mitzuliefern. Das Reale ist das Schwere – in der Kunst. Die größte Kunst ist, die Kunst vergessen zu machen : und das Gefühl von Vollständigkeit und Selbstverständlichkeit herzustellen. In diesem Sinn : sind die zwei Stunden einer Welt ohne Kinder : atemberaubend – real.

                    Die Welt der Re '-Fugees' : selbst die Spitznamen wurden nicht vergessen. Es ist erschreckend, wie nahebei unserer' diese parallele Welt wiedererkennbar existiert. Erschreckend : wenn wir erkennen, das wir alle die grauenhaften Einzelheiten, aus denen diese Vision ihre Wahrscheinlichkeit zieht – uns nicht nur bekannt sind, sondern von uns in die Welt des Films aus unserer herüber mithineingebracht wurden. Alles, was wir dort erleben, existiert – in unserer : verstreut in viele verschiedene Orten und Zeiten. Es ist ein Kennen, und ein Wiedererkennen. Visionär, wenn in Bexhill der 'Warschauer Aufstand' -z.b.- „Allahu akhbar“ skandiert; real wenn Straßenbomben zufällig Terror verbreiten; der David Geschmack an Schienbein aus Rost und Edelstahlknochen hat; das mißbrauchte PinkFloyd-Schwein den Ministerhimmel ziert; der Bildschirm-Nebenarbeitsplatz einer triefseligen Rührmeldung zutiefst anheimgegeben erschüttert ist das nur noch der Flachmann bleibt; der politische Ex-Karikaturist bis ans Ende glaubwürdig dem Leben Sinn, Würde, Zuversicht und Spaß verleiht die sogar ein "Faschistenschwein" freiwillig vorzieht; der erstarrte Beton-Triceratops vor der jahre-verfallenen lecken Grundschule die Einzelheit einer aussterbenden Evolution gemahnt; die Erinnerung an Julianne Moore aus anderen Filmen so unvermittelt lebensreal-nah heraufbeschworen, wie gleich wieder schockierend gebrochen beendet wird; die minutenlange Sequenz der Straßenschlacht in Bexhill zum Schluss schlicht die absolut erschütternd unverwechselbar echteste ist /in die ich auf Zelluloid-Bits anhand von des sagenhaften Lubezkis Handführung je mithinein genommen-, hineingeschleudert-, durchgewürgt + ausgespuckt worden bin. Mit Superlativen muss man klugerweise zurückhaltend sein. Hier darf man angebracht aussprechen, was einem angesichts in den Sinn kommt.
                    Cuaron hat übrigens ein Selbstportrait mitgeliefert; er sitzt, zutiefst verstört, mit protokollierenden Elektroden an den Fingerspitzen, an der Ministertafel, die aufgetischte Delikatesse schmeckt ihm nicht, unter einem seitenlangen Tagebucheintrag eines anderen verwirrten Kollegen aus der Geschichte, und spielt ein sehr kompliziertes Spiel.

                    Die Story ist schlicht, aber keinesfalls unbedarft : sie muss es sein, um >real< zu wirken. Sie ist spektakulär genug. Nichts weniger als Zeuge eines Wunders, an die >biblische< Geschichte mahnend (gottseidank in markabstreifender Verzweiflung) wird man. Das Ende des letzten gewaltsamen tagtäglich verdienten+ gerechtfertigten Absterbens vor Augen, erkennt man, und lernt zu würdigen, die unendlich verwund-erbare und verwunderungswürdige Tatsache des menschlichen, unseres-, deines- : Daseins – Lebens. „Es ist phantastisch, wie die Welt sich verändert, wenn das Geräusch, das Kinder machen, aus ihr verschwindet“ : zum Abspann hören wir die absolut echte unspektakuläre Tonspur aus einem Schulhof. Und wer vorher bei einer Geburt, nicht erschüttert war,- der ahnt überhaupt nicht, anhand dieser Führung, was er sich hier eigentlich tagtäglich rumtreibt,- wofür,- wohin. Der ist einfach nur da : und bemerkt es nicht. Anhand der Erfahrung dieser zwei Stunden, in die Cuaron – und Lubezki – uns mithineinnehmen : oder vielmehr durchzwängen, wird, -nebendas dass die Zeit neu definiert wird,- ein ganzes Leben und die Quintessenz seiner Erfahrung durch uns durchgequirlt-, geschäumt gepreßt-, drangsaliert, ausgekauert, zerfetzt, mißachtet, bugsiert, verstümmelt, abgeschnitten, gewürgt, gestopft, zerschlagen, verbeult, deprimiert – und wiederaufgebaut erhalten verletzt: und doch entlassen wird : die Wunde des Lebens ist tödlich, und kann kein gutes Ende nehmen, und doch geht sie weiter – bisher immer. So endet auch der Film. Es ist kein Film: es ist die Zukunft. Und die Gegenwart. Und die Vergangenheit. Es ist jetzt. Und, wenn es schlimm kommt, wird es das sein, was ist. Lehrt uns : dies auszuhalten, und anzunehmen, das es wahrscheinlich ist. Es geht : denn es wird nicht das Ende sein. Es ist unmöglich : und wir werden es, eines Tages, erfahren. Jeder von uns. Mit Dem der Kosmos, der einzige den wir kennen, stirbt. Dieser Film bringt die Tatsache ins Auge : die Menschheit,- sind wir. Sie sind wir. Und wir sollten, verdammt nochmal, die Tatsache des Lebens in ihr, die wir sind, achten. Wir wurden geboren. Andere werden es. Wir sind verpflichtet durch die Tatsache, geboren worden zu sein, die Tatsache, das Leben, außer uns, geboren wird, zu achten : und gebührend zu würdigen. Ein größerer Protest gegen die Mißachtung des Lebens, als dieser Film, mit dem Wunder seiner Begründung, des Lebens, als mehr als Menschen-Recht- : Menschen-Pflicht! - ist nicht denkbar. Es wird nicht ausgesprochen : nur gezeigt. Lubezki vollbringt das Wunder mit der Kamera,- Cuaron mit einer scheinbar simplen, unvollständigen, bruchstückhaften, zerbrochenen Geschichte : alles Illusion. Diese Geschichte ist vollständig: von Anfang bis Ende. Es ist das Grauen und die Hoffnungs-Ausweglosigkeit aller Zeiten,- die sich immer mehr verdichtet : unmöglich wird. Und doch gibt es uns : Dich : Mich. Wir leben – trotz allem. Es ist ein Wunder. Es geht weiter. Es wird weitergehen. Keine Ahnung wie : wenn es einen Anlass zur Hoffnung gibt,- ist er nicht dieser Film,- aber IN IHM ebenso, wie das andere.

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                    • Dieser Film studiert allein die Feindeinwirkung auf die Psyche-, nicht eine (gleichgültige) Fremdkörpereinwirkung auf eine Physis des Menschen. Konsequent kriegt man das ganze Seminar über keinen einzigen körperlichen Feind zu sehen, weil er dazu, außer bloßer ferner Anlaß der Gewalteinwirkung zu sein, nicht benötigt wird : die Druck-Veränderung eines Geistes, der Gewaltaussetzung konfrontiert ist,- zu studieren (darin also ganz ähnlich aktueller Historizität, dessen höchstes Komprimat der >Rote Knopf< darstellt). Wer dementgegen Kämpfer-(statt Aushalte-)Action /statt endloses Gerede erwartet : hirnloses Geballer&Geducke in CouchPotato-komfortablem Heldentum: das übliche Konzentrat des durchschnittlichen >Kriegsfilm<-Derivats : wird abgrundtief enttäuscht (siehe meine Vorrednerin).

                      Wer heute dem Zeitpunkt adäquate >Kriegsfilme< zu Gesicht zu nehmen gedenkt (das aktuelle Deutschland ist dem Genre ja sowohl als auch aus der Zeit gefallen), der sollte seinen Blick unbedingt ins israelische Tele-Mikroskop richten. >Lebanon<, >Waltz with Bashir< oder hier >Beaufort< : sind Zeugnisse einer Nation, die wie kaum eine andere gezwungen ihre Existenz nah am panzernen Dröhnen des Antriebsmuskels von >Krieg< eingerichtet hat, und sich konfrontiert ununterbrochen damit ins direkte Verhältnis setzen muß : irgendein (nicht-schönrednerisches /dazu ist es längst zu spät - zu direkt- zu nah-) Verhältnis vorweisen muß; zu etwas, wozu man sich nicht ...verhalten k a n n, auf das man aber reagieren w i r d - oder untergehen /sei es auch nur im Seelen-Geiste (gibt es noch einen anderen ernstzunehmenden/ Untergang?) Im Grunde ist jeder immer auf allen Krieg unvorbereitet. 'Man kann sich nicht auf ihn vorbereiten'. Und er wird, wenn wir ihn lassen, seine Frage richten an jemand in uns, von dem wir nicht einmal wußten, dass er da vorhanden ist. Wer also diese Frage an eine Person, die oder den er nicht wirklich (unter solchen Umständen) als Mitbewohner der eigentumsbeglaubten Wohnung begrüßen /und auf immer einziehen dasein lassen möchte-, nie aufgeworfen haben will :bei der die unausweichliche Antwort notfalls erfoltert wird, ohne Schutz, ohne Tarnung, ohne Rückhalt, ohne Ausweg-, : der siehe sich vor, beizeiten.

                      Ein Vater versucht im Laufe des Films nur eine diesbezügliche Antwort (gibt nicht eine, nur tausend). Auch das also wieder nur ein weiteres Puzzlestück, eines vor allem :G e s p r ä c h s als Ausdrucksversuchsweise einer seelischen Regung. Wie gesagt : die Granaten im Laufe des Films irritieren nur. Sie sind nur backpfeifendes Transportmittel der Argumentation, die dann am lautesten erklingt, wenn jemand den Mund aufmacht. Wer also denkt, Krieg hat mit Talkshows nichts zu tun : Ohren weg von diesem Film. Wer allerdings mangels eigener Alternative das Gespräch sucht mit Leuten, die diesbezügliche Erfahrungen eher anscheinend vorzuweisen haben ( //und dabei üblicherweise gewöhnlich hochgenommen-, zuweilen regelrecht verar**t wird), wird bei diesem Versuch einer Verlebendigung auch aus dem Libanon nicht ganz mit leeren Händen von dannen ziehn.

                      Das Schöne daran : wer ins Kino geht, wird erwarten, auch wieder herauszukommen.
                      Solange es noch Kinogänge sind, die ihm vonstatten erwartbar bleiben. Fragezeichen? Antwort! ...Fragezeichen? -Antwort!!... - Fragezeichen? - - ! ! ! ?

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                        bin Ang Lee-Fan. Ich liebe die Bildsprache und das >Gefühl< eines Bildes, bei ihm. Kommt dann noch eine (echte) >story< dazu, ist die Sache perfekt.

                        Hier hat er sich mit der Ästhetik, und der Vermitllung von Gefühlswelten begnügt. Ich weiß,- ich habe die Kritiken gelesen : irgendwas mit "amerikanische Siebziger-Schilderung" und "sexuelle Revolution der Sechziger". Leider ist Ang Lee nicht der Richtige, eine Geschichte mit Hilfe des Sexes, und gar lustvoll verhindert, zu erzählen. Das hat schon bei >Gefahr und Begierde< (schreckliche Eindeutschung) nicht funktioniert. Diese Ebene so wenig wie bei dem, dem ich ihn immer schon längstens vergleiche : Thomas Mann.

                        Erzählt er allerdings, was die bloße (kolportierte) Existenz des Sexes in der Welt, die er teilhaftig mit-bezeugt, anrichtet, ist - oder wäre - Ang Lee der Richtige. Ang Lee ist kein außergewöhnlicher Liebhaber - aber ein ungewöhnlicher (distanzierter) Beobachter, und ein wundervoller Mensch. Bekommt er dann einen echten Gedanken, und eine Geschichte in die Hände, entstehen wirklich große Filme : Brokeback Mountain, PI, Hidden Tigers Crauching Dragons, oder entzückende Etüden wie Talking Woodstock. In jedem Fall höchstens geminderte Juwelen wie eben Gefahr&Begierde oder auch dieser >Eissturm<.

                        Das die ganze Geschichte >in real< von vorne bis hinten (auch im übertragenen Sinne) allemal in erster ahnungsloser Annäherung nicht stimmt, und nie wirklich die oberste Schicht der menschlichen oder gar geschlechtlichen Erdkrume durchbricht,- macht nix. Es macht einfach Spaß diesem Regisseur bei der Arbeit und beim Erleben zuzusehen, auch wenn er sich Dingen annimmt, von denen er (außer im gesellschafts-allgemeinsten,- also abstrakten, Sinne) kaum etwas versteht, - um mehr als nur ein Vexierbild hochzuhalten- aber leider keine Lebendigkeit. Was hier lebt, ist also höchstens (authentisch identifizierbar) Ang Lees verschiedene Dimensionalitäten- aber keinesfalls die geschilderten Figuren und Gefühle. Die sind gelernt, oder abgehorcht. Sie erzählen, sehr verhalten, um was es ihnen offiziell gehen soll. Mit ein wenig Erfahrung : weiß man, dass diese Raconte so nicht stimmt. Das Wesentliche Geheime fehlt. Das Berichtete ist nicht echt; jedenfalls nicht nur (wie bei Brokeb.M.). Interessant wäre die Frage : w a r u m mögen sie uns nicht rückhaltlos, die Wahrheit, die echten Gefühle, die simplen Tatsachen, wie es ist und war,- berichten? - das wäre es, was mich (wie immer) an dieser auch-Geschichte von Ang Lee dagegen zum Sinnen bringt. Denn ich frage mich: w a s ist genauer dieser Zwiespalt des 'Ang Lee', eines begnadeten Künstlers, der sich herzeigt (ungewollt, und über seine (hier fehlkalkulierten) Absichten hinaus? (Natürlich geht es nicht darum, seine Gleichgeschlechtlichkeit festzustellen, weil die Erzählung dieser Schwierigkeit damit allein nur begönne. Ich will aber die ganze hören.)

                        Wer sich von der sexuellen Erfahrung hinter dieser Geschichte für bare Münze faszinieren läßt,- hat nicht wirklich eigene. Zuviel davon greift weder als Fakt -noch als Interpretation ineinander. Als Anfänge-Aufhänger für individual-Gesellschaftliches kommen wir der Sache, wie immer bei AngLee, schon näher : denn es ist selten der Einzelne, der ihn interessiert : es ist allein eine Struktur, und zwar die, die Einzeln-uninteressant (oder unbeträchtlich zu fokussieren-)-Menschliches in Reibungs-&Verhinderungskonflikte mit dem >Gesellschaftlichen< oder Über-Ich bringt. Ang Lee ist ein Philosoph, der das Gesellschaftliche bei der Arbeit, +in seinen Erzeugungsprozessen studiert. Das Einzelwesen ist nur das Material dafür : da genügt (ausnahmsweise) eine Schablone. Das ist kein Nachteil. Als >Wesen< sind wir eh allein gestellt /oder zumindest auf uns zurückgespiegelt. >Wir< zählen, in unseren gegenseitigen Nachrichten (die man manchmal auch Kunst nennt) insofern, wie wir, aus unseren Quellen (füreinander sprudelnd), etwas Beeinflussendes und gegenseitig Wirksames ausüben : wo und wie Einzelnes aufs Gemeinsame produktiv wird, &, vielleicht, in eine bestimmte Richtung wünschenswert gedrängt-, und woandershin abgehalten diffarmiert werden soll. Kunst ist eine Sache ZWISCHEN Menschen. IN ihm - nennte man's Religion. Darüber gibt's auch Filme. Ang Lee zumeist, dreht jedoch welche /und manchmal im interessantesten/ ZWISCHENreich, z w i s c h e n den Menschen. Und sehe ich einen AngLee-Film : genügt mir das, & WIE er's macht, durchaus. Ich glaube, ich könnte ihm beim Kartoffelschälen zugucken : und würde noch was draus lernen /mögen. Wie sagte der junge, mit Philipp Seidel als einziger Beihilfe frisch ins Gartenhaus gezogene Goethe, als ihm aufgenötigt war, eine zu verschickende Postsendung selbst - und ungeduldig belästigt - zu verpacken : "-Geduld! -auch das will g a n z getan sein! Nur Ruhe!" Am Wie ist ablesbar : wie Ganz schon jemand ist. In diesem Sinne : ist Ang Lee einer.

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                        • Menschliche Hintergründe wie Jenkins sind, what really happens, while you're buisy planing others things

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                            Nur mit Dir

                            war im Doppelpack zum L. Hallström: „Im Leuchten der Stille“ mit dabei. Nicht zum ersten Mal: erweisen sich die nebenbei abfallenden, unvorhersehbaren Ergebungen als die besseren. Ist die Hallström-Erwartung ein Totalausfall, an Kitsch, genauso wie etwa die empfohlene, aber unerträgliche anspruchsvolle Klitscheeverschwendung „Wiedersehen in Brideshead“ /beide mit "ernsthafterem" Cast, so erweist sich die Nullnummer mit dem unsäglichen Titel-Downer „Nur mit Dir“ als überraschend solide. Warum? - Nicht dass die Erzählens-Anhörung anders hoffen ließe : aber was würden Sie erwarten, wenn Sie vernähmen : College-Flegel mit eingebildeten Brando-Allüren verliebt sich ins hyperanständige Strickjacken-Pfarrers-Ascheputttel, wird richtig aufgemischt von ihrer schlichten Aufrichtig-Sauberkeit, und erfüllt ihr (und sich) den todkranken Wunsch, in elterlicher Kapelle in Weiß& Goldring zu heiraten, während er den Schwieger-Ex rumkriegt, und sich mit allen gebesserten Flegeln - & Scheidungspapa dazu versöhnt, zum Dank für selbstlose Pflegekosten-Übernahme für eine Unbekannte? - Noch irgendwelche Rechnungen offen? - Sie würden sagen: das KANN rauhbeinig NICHT gutgehen,- geschweige denn vorangeschoben überhaupt im Rollbett. Und? das Wunder? Worin besteht es?

                            Nach einigem Nachdenken komme ich zum Schluss: das besteht NICHT in den mäßigen Schauspielern, die oberflächlich dankbare Rollen nicht overacting-versemmeln können; es besteht n i c h t in dem am Kaminfeuer behaglich zusammenspitzen-gehäckelt-geklöpelten Storyboard, die kein unoriginelles ranziges Schmalznäpfchen auslässt; nicht die Schüler-Aufführung, nicht das Paulus-Zitat, nicht das Sternenglitzerrohr, die gemeine Kommilitonen-Unglimpfe, nicht die böse KrebsBleiche, trauliche Hochzeit, von Vaters wohlweislich frommen Händen, die Damaskus-Wandlung vom Quartalssäufer zum humanitären MedizinHeilForschungs-TraumSchwiegersohn. WORIN also? zuletzt?... : ganz einfach :
                            so in erster Linie KITSCHIEG die Story auch daherbaldowert, in ungelenken Hopsern, wie wenn eine Kuh Foxtrott tanz-versucht,- so ist die Musik dazu DOCH NICHT IRDISCHEN URSPRUNGS – sondern nur von einem unvollkommenen menschlichen Ohr -zugehört + -Mund nachgeträllert; unschön & unperfekt, aber es ist eine mehr als menschliche Melodie. Ein Beispiel (warum es funktioniert) :

                            nehmen wir die Einführung. Ein wie es leibt und lebt Jungbullen-& Zuchtstuten-nächtliches Tollen&Toben : Gesicht-Wahren, Dazu-Gehören (-Wollen), Gruppengockeldynamik und Imponiergehabe, und wie gesagt, Mutproben-Zwang: „Ihr seid die Jungs, vor denen uns unsere bÄltern immer gewarnt haben“... wer träumte mal nicht dazu, in wilder verklärt-kalkter Jugend? Wer hat es (sich) nicht später bereut? - hier wird ein exemplarischer Gund angegeben, weswegen wir es später tun (werden) oder bereits getan haben : denn es ist nicht auszuschliessen, dass überhaupt einmal ein Zeitalter der Unvernunft ein böses oder anderes Ende nimmt (hier eines, dass gerade noch einmal nicht schiefgegangen ist, wie der See-gen überm Haus hängt) + anschließend herum& in Krankenhausbetten. Zur Strafe muß man sich von der ortskeuschen Pfarrerstochter verführen lassen bei der ganz&gar unweltlichen Besserungsanstalt Schultheater – versus Relegation: Gelegenheit für MariaMagdalena, den ruchlosen BlauenEngel-Vamp dauerwellen-heraushängen zu lassen,- und so JamesDean spontan-zu-verblüffen. Abgeschweift : das Wirkungsgeheimnis dahinter entpuppt sich als : dem Lebensfazit so gut und treffsicher abgeklaut, dass es einfach – im höheren Sinn- keine Fiktion mehr bleiben kann, wie es eigentlich will+entschieden verlangt,- jedoch, im märchenhaften Sinn, höhere als göttliche : menschliche Wahrheit, nämlich gewinnt. „Realistik“,- ganz im bornierten Klischee. Genauso wie die todkranke Geschichte vom unbösen Happy-End : unsere Erlebnis-Vergangenheit bezeugt überwiegend, dass nichts so gut auf den Tisch bis zur Nachspeise wie gekocht kommt : irgendwo steckt immer erfahrungsgemäß spätestens zum Aperitif eine Gräte quer bis zum Hals sperrangelweit im Schlund, ist das Tischtuch zerschnitten, der Ober hinkt hinterher, womöglich mit Rechnung, die Schlachtplatte stinkt, die Tafelmusik spielt Foxtrott, der Wein ist in Wasser oder Essig-SaureSahne verwandelt oder sonst irgendwas stimmt – NICHT!! - auf jeden Fall : ist's Geschichte mit dem n i e rundum gelingbaren HappyEnd (jedenfalls im strikt irdischen Sinne). Und so weicht das überzeitliche Skript also hier selten von der Romanvorlage des Lebens-Drehbuchs n i c h t ab. Die Story ist Kitsch wie unsere Träume : das Drehbuch dieser filmischen Parabel, sorgt in den entscheidenden Momenten für eine Erdung, die so nicht – nicht einmal von den Betreibern – übertrieben zur Erwartung steht. Im Grunde : ist das Drehbuch, so flötend es auf Wolke 7 vehement daherschwebt, realer, als ihm lieb ist, und es nicht-zugeben mag, aber -muß: es stellt sich den (ach Gott glaub' es nicht) „Realitäten“ wie sie allzuoft geschehen : und damit entpuppt es sich (unfreiwillig, unbeabsichtigt?) vielleicht nicht als g u t , -aber g u t g e n u g , & jedenfalls - völlig überraschend – weit besser, als sein klappentext-vermutlicher Ruf.

                            Setzen wir dagegen einen Kontrast : das elendiglich verendende Machwerk eines an für sich renommierteren Regisseurs: erwähnter Lasse Hallström, mit seiner Südstaaten-Klischeeballung vom 'Stillen Leuchten', an dem nichts poetisch ist außer das –verstiegen verlogene- poetische Titelsäuseln. Darin : gibt’s gestählte bodies (erste Lüge) für jedermann und blondlockig'te Kuhaugen (zweite, zur Not vermitelbare-Lüge) (da jedermann im >"Zustand der gefüllten Samenblase in jedem Weib eine Aphrodite sieht"<-Brecht.) Der Surfbodie taucht als Erstes spontan lässig in traumtänzerisch gleitender Bewegung nach dem Schatzkästlein (während das Weichei vergeblich scharwenzelt) und überreicht es persönlich : der Rest der story ist bis hintern Horizont angeschnallt absehbar. Er führt unsinnige Dialoge : ficken will er-, wolln sie, vielleicht im nächsten Leben : bis dahin ist kein Unterleib spürbar : weggeleugnet, in allerglaubhaftester amerikanischer Prüderie (natürlich muß in solchen Film trotzdem eine voyeuristisch-keusche Peepshow-Kopulationsszene). Das Hüne von Sensibelchen-Jungstier führt sie ins Abend-Fischrestaurant, und muss beinhart am Eingangs-Portier vorbei : und deutet mysteriös verlockend auf eine dunkle Schläger-ruchlose BadBoy-Vergangenheit (wie sie Mr. Tiefergelegt-Wupperbass-CityCowboy gern hätte); wie die ganze Zeit von diesem Stiernacken-Lamm fromm etwas Berserkerhaftes, Animalisches ausgeht (wie von ihr vorgeblich ein betörendes Weibchen-Lockvögel-Veilchenduft). Sie wartet ein Weilchen. Sie träumt vom Ponyhof, und kümmert sich aufopferungsvoll um : knapp-autistische Väter, voll-autistische Kinder, Hurricane-Obdachlosen-Opfer, bloße-Oberkörper-Bauarbeitermuskivität, Georgia-Veranden vor Glitzer-Brandungsschaum, Beschütz-Sprüche, die Twin-Towers, den US-Patriotismus,- der ungezählten Lügen viele, bevor die richtig dicken Hunde kommen : behauptet uns dieser Regisseur tatsächlich, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, er ahnte es nicht, dass er seine Boyscout-Jungs völlig im gefleckten Gutmenschen-Tarnanzug auf die weltweit brachial- agierende Imperialismus-Eroberungstour schickt, ohne harmlos, ja tapfer was zu merken (weder wir-, der-, noch er-) :
                            SOGAR der Iraker liebt seine omnipotente Besatzungsmacht so sehr, dass er seinen rechten Arm dafür geben würde, sie vorm Hinterhalt seiner irregeleiteten Mißgunst-Brüder zu rettungswarnen, welche mit Vorderladern vergeblichen Widerstand gegen die Wunderkinder der technischen und moralischen eindeutig überlegenen,: selbstverständlichen Fraglosigkeit löcken. - Allerdings europäisch 2014 : selbstverständlich nicht mehr? -? - Ab da wird es richtig im Falschen unschön,- und wir können das QED hier abbrechen :
                            an diesem künstlerischen Puzzle, das so viel ernsthafter daherkommt als der Löwe im Schafspelz „Nur mit Dir“, stimmt nicht nur fast überhaupt nichts, sondern, bis auf das gelungene Münzen-Parabel-Beispiel WENIGER ALS GAR NICHTS : es ist nämlich knapper als die verfehlte Wahrheit, es ist das verlogene, absurde, und bewußte Auftischen der Unwahrheit, unverfroren ohne Narkose, und wirkt nur bei denjenigen, bei denen Hopfen&Malz eh schon nie gedieh verloren ist + immer war + sein wird : Freizeit-Vertreiben für die, ja auch beschäftigt werden müssenden, Ar***löcher /bei denen es nicht darauf ankommt, außer dass sie während des Fronturlaubs friedlich im Kino, mit ihrer Kuhaugen-Schickse, von >männlicher< Kerls-Romantik weicheiig träumen, statt knochenaußen irgendwelche Bars zu zertrümmern, Strandpartys platzen zu lassen, und uneheliche Kinder in die Welt außer ihrer Angebetenen- -streuen, welche gefälligst die Freuden des Zuhause-Wartens, auf einen evt. Zusammengeschossenen, gebührend würdigen + vorausgenies-en anschauen sollen. Eine große Verar***e. Ein Ausbund an Lügenboldigkeit. Im höheren Sinne: so erstunken + erlogen, wie es nur balkenbiege sein kann : bis zum letzten Kraushaar im Blondschopf der Zurecht-Phantasierten.

                            Genau dagegen/+in diesem Sinne versündigt sich das ganz bescheidene 'Nur mit Dir' eben n i c h t. Es schwebt wie ein rosaroter Strickpulli vorüber : und will gar nichts Böses. Und oh Wunder : in dieser schwülstigen Gelassenheit : der einfaltslosen Melodei, aber in der richtigen Akkord-begleitung (die bei Leuchten d.S. immer falsch tönt) gelingt ihm ganz unbeabsichtigt eine schlichte, obwohl süßliche Melodie ; es ist ganz seltsam. Das ist kein Beethoven und auch kein Mozart : aber ein „Air that I breathe“ von den Hollies oder „Lollipop“ oder „Never ending story“-Evergreen. Man muß sich nicht direkt unbedingt schämen, das zu mögen. Es ist keine große Kunst : aber es ist auch nicht schändlich. Es ist ein solides Bröckchen Schmalz, ohne Korn, und ohne Käse:; und, wenn die echte Mahlzeit ausbleibt, hat man doch k e i n Stroh zurückgeblieben im Mund, und erreicht, ohne zu hungern und ohne Knast, halbwegs kalorientechnisch grundversorgt, die nächste Sitzung, bei der es vielleicht Kulinarischeres als bloßen Brennwert, hoffentlich aufgetischt gibt?

                            ...-während das leuchtende Stroh eigentlich nur für's Lagerfeuer taugt; aber so romantisch, wie ein höllisch knurrender, schmerzender Magen dabei eben zulässt. Also: wer es männlich schafft, über einen Titel-Schatten ins weibliche Schmonzettenlager zu springen, mag sich zwar ständig verteidigungsbereit über die Scham-Schulter zurückblickend im Gelände sichern : findet aber hier kaum Grund dazu. Selbst Männer dürfen anständiger Verführungskraft erliegen,- nur gewöhnlich heimlich. Vielleicht lernen sie : eines Tages nicht nur darauf-, sondern auch dazu zu stehen. Es ist viel peinlicher, den Schmuh von „Ansprüchlichkeit“ bei „ernsthafter“ Kunst- wie dem angeführten Regisseur, oder, schauderhaft, „Brideshead“ nicht als das Unter-jedem-Niveau zu durchschauen,- als sich von der im höheren Sinne durchaus ungelogenen emotionalen Schlichtheit, in der die meisten von uns (anständig) ihren Alltag tatsächlich ungekünstelt fristen, - berühren zu lassen. Warum nicht?

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                              Die Taschentuch-Brigaden fordern unbarmherzig ein neues Opfer : eine Kuhleraugen-Soldatenbraut-Schickse nimmt untapfer ihr Zurückgebliebenen-Schicksal auf sich, und dient zaghaft/nicht dem Andenken des Irgendwo-auf-der-Welt-verschollenen-Lovers, den Einstürzende Neubauten ins Gefühlschaos aller Zeitsoldaten stürzen: >““Was soll ich tun? Sag D u es mir, Capt'n, ich weiß nicht, was ** ich soll es bedeuten tun soll?““< - -merkwürdig, dass er es mit dieser Eignungstest-Bravour nur bis zum Sergeanten bringt, er muss wohl ebenfalls etwas zurückgeblieben gelten,- und bildet in dieser Hinsicht eigentlich also ihr Traum-Counterpaarungs-Paart.
                              Ach ja dazu passt : dass sie schlicht ein herzensgutes Mädel ist, das vom therapeutischen Ponyhof vor rosa Sonnenuntergans-Szenarien träumt, während e r auf der Welt („wo sie uns hinschicken“) für den heimatlichen Freie-Weltfrieden selbstlos rührig strammsteht,- aber eben auf Georgia-Männerart, wo Weicheier wie Hacken zusammengeschlagen gehören, wenn infolge unangebrachten Echtheitsnatur-Zweifels zum Anhang /das Blut verständlich in ruckzucke Wallung gerät; und kernliche Männer – rauhe Schale, weichgekocht innen - zwischen zusammengekauerten Zähnen hervorstoßen: „Wenn du ihr wehtust, muß ich dir irgendeinen harten Knochen in deinen unteren Extremitäten brechen,- an Vaters Überzeugung statt, gehört sich so!“ „ Okay, ich wünsch' Dir auch eine Gute Nacht, Tim!“ - „&danke für's Mitnehmen, egal wohin!“

                              Lasse Hallström schraubt zwar nicht an HighHeels, aber doch an eigentlich ansehbaren Filmen, wenn man sich in anderen Umständen findet. Wie kam es h i e r zu? - wie konnte d i e s dabei herauskommen? - es passt so gar nicht in seiner Inferiorität (mit profundpassenden Schauspielereiern,- Ausnahme: Richard Jenkins als rand-autistischer Vater) zu diesem zarten Regisseur. Ich werd es wohl nie erfahren. Die bloße Absicht, Channing Tatum zuzuziehen : hätte ihm doch bereits genügend intern Warnleucht-Blinken sein müssen : was stimmt in diesem Puzzle-Teil mit mir nicht?

                              Fazit : ein Film-chen für Leute, die sich in Körper statt Geister verlieben; mit allen Systeminvarianten voraussetzlichen Niveaus. Das geht übrigens auch in zwei Minuten,- statt zwei Wochen. Und nährt seinen Dentisten wie Zuckerwatte.

                              Lasse Hallström : wenn man sonst immer wieder davon träumt, gern glaubwürdig Film-chen mit Anspruch zu vermitteln, wie z B. >Gottes Werk & Teufels Beitrag<- so hat der peinlichst wie tunlichst darauf achten, seine Weste ansonsten reinzuhalten und seinen kommerziellen Philosophenmantel nicht mit so unsäglich dummklen Ätzflecken wie dies >Mein Schwarzes Licht, man sieht es nicht /in Stillem Leuchten< zu bekleckern.

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                              • Man kann es einem der wenigen letzten wirklich kreativen UND verantwortungsbewußten Künstler /hier des Films, auch wirklich schwer machen mit Korinthenkackerei, -statt sich einfach darüber zu freuen, das der eigene kreative Impuls in HerzKopf &Seele eines immens begabten Anderen ein Echo und eine Wiedergabe auszulösen vermochte. Selbst wenn es nicht nur um Schnöden Mammon-, Reputation, Publicity, sondern verletztes Ego geht : es ist ein Zeichen der persönlichen Unbedeutendheit. Als Künstler ist man vielleicht nicht-, SOLLTE sich aber immer bewußt sein, dass die eigene künstlerische 'Bedeutendheit', wenn, immer nur vielgestaltiges Bündeln unzähliger Einflüsse und Aufmerksamkeiten in einem sinnhaften Aussprechen,- ZUSAMMENFASSEN besteht : wo gerade nicht viel "Eigenes",- AUßER in dieser "persönlichen" Art des Fokussieren besteht. Gerade der Verzicht aufs dagegen unbedeutende "Ego", und das Verschmelzen mit dem "Außer-Sich": also dem, was für andere bedeutend und schmerzvoll ist,- macht geradezu den Wert der "Kunst" aus : ü b e r - p e r s ö nl i c h bedeutend zu sein,- sich um "andere" & anderes zu kümmern (: heutzutage : am besten um das, worunter sie LEIDEN").
                                T. Gilliam tut das, sein überwiegendes Leben lang. Er hat Dankbarkeit verdient, Unterstützung, Mitgefühl, Lohn : dass er sich um u n s (in sich) kümmert, auf eine Weise, die zumindest viele von uns : ein Publikum, schätzen. Die meisten darin werden wissen, mit welchen Schwierigkeiten,- ja Heimsuchungen, er bei der Suche nach Ausdruck kämpft, und welche Dämonen ihn geradezu auf dem Kicker zu haben scheinen- eben wohl diejenigen, die es nicht schätzen, wenn man hrem Werk zuwider handelt und SOLIDARITÄT herstellt und den Anderen in sich verwirklicht : empathisch.
                                Diese drei Graffitti-Künstler haben offensichtlich nicht viel Liebe für Terry Gilliams Werk über, und sehen keinen Grund für irgendwelchen falschen Respekt. Der Buchstabe des Gesetzes mag ihnen recht geben, und Zustimmer, für welche damit alles gesagt ist. Terry Gilliam hat sich nie um den Buchstaben des Gesetzes gekümmert : ihm war der Geist über den Buchstaben allemal auch deswegen wichtiger, weil er sein Leben im schmerzlichen Bewußtsein verbracht hat (sein ganzes Film-Werk zeugt, vom ersten an, davon) : dass der Buchstabe, ohne den Geist, grotesk, tragisch, sogar verbrecherisch IRREN kann- und zum Gegenteil dessen mutieren, was echt und wahr und gut ist.

                                Zu einem Handlanger /gar Nutznießer des Buchstabens gegen den Geist sollte sich niemand, der nicht nur den Namen Künstler sondern auch nur eines Menschen schätzt, nicht machen lassen. Wer es tut, zeigt, wes' wahren Geistes er (nicht) ist.

                                Es gibt eine Filmsequenz, die George Harrison zeigt 1972 beim Unterzeichnen des Splitting-Finanzvertragwerks im Zuge-Folge der Beatles-Buchstaben-auf den Punkt-komme-Fixierung. 'Sagt er, während er gezwungenermaßen schreibt, einmal, zweimal, dreimal, viermal, -ihm Papiere hingehalten hingewiesen werden: "I haven't any reasonnable Mean what I sign here." (moment later) "...God give, that this will come to a good end." SO geht man, wenn man muß, im erzwungenen Umgang mit den Tot-Buchstaben des Gesetzes um. Jeder Gang ins Öffentliche ist ein Tanz mit dem Teufel, vollen Risikos, wenn alle Welt guckt, auch da, wo man nicht mehr kompetent ist. Wenn man es nicht mehr ist : hebt man die Hände, weist sie leer vor, und sagt es.
                                Man gibt sich nicht geschäftig, und erwachsen, und auf der Höhe, um den Preis scheinbarer Dazugehörigkeit, und tut, was "alle" tun (würden). Diese drei zeigen da, wie sehr sie wie "alle" sind : und glauben daran. Terry Gilliam hat beides nie gekonnt,- in all dem Vielen, dass er nie konnte : war's am Ende dann doch eins, dass er, e r, besser vermochte, in unbescheidener Bescheidenheit, als viele, viele, darunter auch diese drei.

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                                • über Ring

                                  http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/aufzeichnungen/default.asp?linkvideo=%20http://rzglab15.rz.uni-kiel.de/philosophieNdl/wise05/V131205h.wmv

                                  • 9

                                    Nachschlag1: Ein Geheimtipp, ein das Zeug zu einem für Eingeweihte habenden Untergrund-Kultfilm von

                                    Dark City

                                    verwandten Freunden der Nacht wie von Blade Runner : dessen etwas mysteriöser, schweigsamer und überlegener (nicht so formgerechter aber mehrdeutiger) Cousin.
                                    Der Schmerz ist derselbe. Die Sehnsucht auch.

                                    Auch Dark City erzählt die selbsterkenntliche Geschichte eines Bewußtseins, mit allen Akteuren: bis es nach dem Durchbruch durch die Außenmauergrenze sich als eine gestrandete, von der Endlosigkeit des Alls umgebene winzige Insel im schwarzen Nirgendwo des Seienden erkennt, an dessen Firmament in unendlicher unerreichbarer Ferne höchstens ein paar glitzernde Sterne funkeln,-
                                    muß es die ganze Palette der Bekanntschaftsphänomene durchlaufen:

                                    logisches wahrheitsgemäßes Bekanntmachen (Aufdecken) von >Wirklichem< (der Kommissar),

                                    die Umbaulichkeit der scheinbaren Welt, die nur geglaubt wird, aber über Nacht veränderlichen Metamorphosen unterworfen ist, wie uns Dinge auch plötzlich mitunter in neuem Licht erscheinen,

                                    die dunkel formenden willkürlich normierenden ernennenden ja bestimmenden Kräfte des allmächtigen 'Untergrundbewußtseins', die Herrschaft ausüben +übernehmen wollen, und dabei sich des Mechanismus bedienen +herauskriegen möchten, der wirklich (diejenige) Sache ist, nach der Menschliches tickt, dabei aber Herz und Verstand : Wunsch und Wirklichkeit : Henne und Ei: ursprungsverwechseln und die Milchmädchen-Rechnung ohne den Wirt machen,...

                                    das-oder diejenige, das wir zu lieben vornehmen, in welcher Aufscheinensgestalt auch immer,

                                    & den dubiosen Verräter, der uns an die Mächte der im hintergrundverborgenen sinnestäuschenden Herrschaftsinteressen übereignet : sagen wir unser Erkenntnis-apparat, -jener der Ich-Genese, -der crazy Wissenschaftler, -der Apparate-Bediener & Cocktail-Brauer, -das im Kopf lokalisierte Erkenntnis-Genese-Vermögen : das >Realität< substituierende Gehirn : unser Alter-Ergo.

                                    Und wer bin ich? Der Held der um Identität ringt, und verzweifelt einen Film lang versucht herauszukriegen, wer er ist,
                                    und vor allem (viel lieber) : sein möchte: sich entscheidet, entschließt, zu lieben - an seine Liebe zu glauben: sie selbstherrlich suggestiv einmalig zu erschaffen : sie als Vorleistung hervorzubringen + zu verschenken, und sich selbst zu glauben, besser auf einer treibenden Insel im Unerreichbaren.

                                    Dark City ist wieder mal ein klein weniger Grundkurs in Psychologie, Seelenkunde, als vielmehr einer in Philosophie, Abteilung Psychogenese : Herstellung der bewohnbaren Appartement-möblierungen des Ich, des Personells, mit allem, was es interessiert. Und das ist, zentral-kreisend, natürlich das abgründige Motiv der Liebes-Sehnsucht,- oder sagen wir auch: sexuellen Kohäsion,- Anhaftung, Begehr (das kann nicht ausbleiben, besetzt man die Rolle des Objekts der Begierde mit einer der anziehendsten Projektionsflächen nach Marylin Monroe, Jennifer Connelly (die ähnlich wie diese nicht >schauspielern< muß /was sie wohl >könnte<, und gar nicht mal schlecht/, sondern weit darüber hinaus einfach nur >persönlich abenteuerlich da< ist weit gelingender und darbietender mehr als nur irgendetwas vorzuspielen. Connelly ist Connelly, und eine Rolle ist nur ein Vorwand, Connelly zu liefern, denn nur wo Connelly draufsteht, ist auch Connelly drin: und das ist mehr, als jeder Mann zu träumen wagte zu bekommen, blätterte er nur einfach ein paar Pennys für Eintrittsgelder hin. Solch ein Geschenk : kann es vergleichsweise nur umsonst geben, und dann ist das Verpackungsschleifchen egal : man nimmt es einfach nur dankbar, an. Wenn man Anstand hat).

                                    Derjenige, der dieses Geschenk hier bekommt, ist sich die ganze Zeit nicht sicher, ob er der ist (zu dem fähig), wofür er sich wohl gezwungen ist für möglich zu halten. „Identität“ ist austauschbar. Aus ehrbaren Bürgern können, in den richtigen Ausgangslagen von Schicksalskonstellationen, Schufte beliebig sogar Mörder werden,- und aus armen Schluckern Arrivierte, Geldsäcke : es bleiben die gleichen (Seelen),- oder fast,- Spielmaterial-Bälle des persönlichen, im Grunde gleichen menschlichen, Geschicks zum Herumschubsen,- mit austauschbaren Identitäten - auf verschiedene Rollenaffenausdrucksexperimente dressiert,- zu Forschungszwecken (Horaz: 'Nichts Menschliches ist mir fremd').

                                    Murdoch/Sewell also wird gejagt, von seiner Erinnerung: und von der Wirklichkeit, der Wahrheit (der Kommissar). Was wird sich herausstellen, wer er ist? Beging er die Tat, die zweifellos historisch installiert wurde (was ist mit der Gerechtigkeit dem Opfer gegenüber)? Ist e r verantwortlich? Ist er n u n , vergangenen Augenblicks derjenige, in anderer neuen Konstellation, derjenige, von dem damals das Geschehen ausging, im Bestimmungszentrum der Ereignisse? Ist er >verantwortlich<? Ist er „dieselbe“ Person, wie damals? Inwieweit ist ein Heutiger für Ereignisse der Vergangenheit haftbar /zu machen, von außen, von der Wirklichkeit, von sich selbst? Inwieweit ist er gezwungen, sich selbst mit für ihn >jetzt< unannehmlich erscheinenden Erinnerungen >sich< zu identifizieren, sie als >seine< anzunehmen, und sich ungewollt gleichzusetzen? Wer, wenn nicht der Auslöser von Ereignissen, die unbestreitbar >von Wirklichkeit< übriggeblieben,- Teil von >wahrer< Geschichte sind, MUß dafür, warum und wozu und wohin, Sinn all dieser Auslöschung, geradestehen? Welchen Zweck + Nutzen hätte das? Und was hat d a s mit dem, was wir w i r k l i c h wollen, annehmen, uns wünschen + begehren-, zu erringen-, wiederzuerlangen suchen - zu tun? Inwieweit sind wir zu erreichen fähig, das was wir uns w ü n s c h e n zu verwirklichen, und können a b s t r e i t e n / abwenden das, was wir (für) uns NICHT so tun,- aber doch Teil unserer (eigenen) Geschichte und >Identität< ist/ wäre? Ja? Nein? (schon die Frage ist komplex und im Grunde nutz-sinnlos?)Welche Antwort hat der Film? (>Film ist nur ein Film<) (?)

                                    Ganz einfach: >wir< werden gemacht. Wir sind, in unserem Überzeugungsglauben von uns, >mix-aggregarlich zusammengewürfelt<,- Schein-Konstruktionen, Erinnerungscocktails, Zusammenbrauten-Liaisonen von Hintergrundmächten und womöglichen >Verrätern< - die aber zu Verbündeten werden können, wenn wir sie genügend löchern + piesacken (und immer genug Versteck-Wasser da ist, wo es für sie schwerer ist, an uns /bzw. unsere potentiellen Verbündeten, zu gelangen.)

                                    Eins ist klar: ist >man< immer nur gehorsam und schön folgsam -, übt/baut 'man' nicht gewissen Druck aus/auf und fragt sich nachstellend selbst,- so wird nur d a s geschehen, was ohnehin vorgesehen ist: und das mag nur Manipulation bedeuten; dann erfüllt >man< Klischees,- und ist mehr oder weniger gutsituiertes Versuchskaninchen der Geschichte, ob arm, ob reich, ob glücklich -, oder unglücklich liebend, verzweifelt oder erfolgreich : Spielball, Marionette, Zuckendes, Verletztes, Unechtes, Gleichgültiges, Gewohntes: Unauffälliges. Eine winzige herunterrinnende Blutspur auf der Stirn, im Nervenzentrum der Ich-Einbildung. Zu allem fähig : und niemand glaube sich erhaben! (ein kleiner hilfreicher Link in der aktuellen Zeit, wo förderlich wäre festzustellen: inwieweit bei weisenden Zeigefingern durchaus vorhandene Daumen rückwärts deuten:)
                                    http://www.zeit.de/2013/49/opa-nazi-auschwitz

                                    Das Verhältnis zu dem, was wir lieben und zu erreichen suchen, ist schwierig. Eins ist klar : ohne ein bißchen Nachhilfe geht es nicht. Was hilft letztlich dem Helden aus der Patsche, und macht die Wirkmächtigkeit /Deutungshoheit des Kommissars zum letztlich überzeugten Verbündeten, der selbst nicht mehr so genau weiß und für sich sicher annimmt, das alles, was zu Erscheinung gelangen scheint, wirklich das ist, was ist? Was setzt die, eigentlich den eigenwilligen Untergründen, eigenen Transformer-Manipulationskräfte frei,- so daß Unterbewußtes mithilfe der Wirklichkeitserkenntnis neutralisiert,- ja sogar besiegt werden kann,- und, egal wie dunkel die Welt lange Zeit war,- tatsächlich zu Ende die Sonne aufgehen (sei sie auch nur eine geforderte, eingebildete) lassen kann? (!?)

                                    Der Held hat die Mächte des Unterbewußtseins erkannt und durchschaut und sich ihnen gestellt; ohne zu wissen, ob er sie wird besiegen können, aber er versucht es. Er bedient sich Kräfte des Instinkts, und der Intuition, der Eingebung, der instinktiven Erkenntnis-Erzeugung, er wird selbst zum Künstler, der Wirklichkeiten formt,- und sich ihnen hingibt, und an sie glaubt. Und in dieser hingegebenen Intuition, in der Geschaffen Wahres und Wirklich Erkanntes verschmelzen, indem er, /um die Grenzen der unabhängigen Wahrheit wohl >wissend<,-/ doch die seine schafft und gegensetzt,- &überzeugt als die >seine< überlegene einzig zum >Ich< neu annimmt,- indem er >an sich glaubt<, und sein Unterbewußtes entwaffnet in instinktiver Übereinstimmung, in (Selbst)Erkenntnis instrumentiert und integriert,- erlangt er die Herrschaft über seine Welt: und es ist nicht länger wichtig, ob seine Geliebte unterdessen mit einer anderen, (für 'sie' inhärent wahren + eigenen geglaubten) Identität „neu“ versehen wurde: er knüpft einfach in seiner überzeugten Gewissheit : das es nur nötig ist 'sie' zu lieben (zu wollen),- an diesem neuen Gestaltungsausgangs-Möglichkeitspunkt an, und nimmt sie als identitätsgleich gegeben (und zugleich selbstkonstruiert, wie die zum ersten Mal scheinende, von i h m (selbst) her überstrahlende Sonne,) - hin.
                                    Mitten im künstlichen Licht einer Sonne, die im >Nichts< (: nein einem unidentifizierbar-näher zu bestimmenden wahrheitsungewissen sternenbestückten Fern-Firmament) schwebt, eine kleine glückliche Insel vom begrenzten Bewußtsein einer Identität, über der nunmehr die Sonne, den Liebenden zukünftig vereint, scheint (.)

                                    - vielleicht zwar solange der Wille dieser Kraft nur andauert und aushält. Bei Jennifer Connelly: das ist ihr konstitutioneller Beitrag hier: dürfte der glaubwürdig begründet wohl wollen dauerhaft (um zu einer Identität, glaubwürdigen Gewohnheit, heranzuwachsen). Und wenn sie nicht gestorben sind, die Willigen: erschaffen sie (ihre gemeinsame) Wirklichkeit wohl noch freiwillig glücklich heute.

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                                      über Matrix

                                      Faschismus IV, der letzte Teil : MATRIX

                                      >>“ Neo, genau wie ich wirst du irgendwann einsehen,-...
                                      das es ein Unterschied ist, ob man einen Weg nur kennt,
                                      oder ob man ihn beschreitet.“ <<

                                      Matrix hat einige unvergängliche Ikonen beigesteuert: (die Regel ist, das pro Film nicht eine /nur in statistischer Bruchstückteilhabe vorkommt): die grünphosphoreszierenden Zeichen-(nicht allein Zahlen-)Kaskaden, die den Bildschirm herntertropflaufen; zähnebeißender AgentSmith in der umwerfenden Performance von Forever-HugoWeaving, wie er menschlichen Schweiß grundangewidert degoutiert und vom Pestbeulenquarantäne-Virus nasereibend doziert und seiner Sehnsucht einzig nach einem ausgelöschten Datennirwana hernach; die wändehochstrampelnden waagerechten Hand-Fuß-SaltoMortale-MartialArt-Kloppereien; und, LastButNotLeast die grandioseste (Szene) von allen, und eine der für mich einmalig-unvergeßlichsten der Filmgeschichte, gleich wie der im Schönen-Donau-Takt-verwandelte Raumkreisschiff-Kuchenknochen / oder Chaplins Tanz mit dem Weltkugel-Ballon / oder zwei EasyRider-Cowboyhut-Chopper nebeneinander im Wind / oder Jake &Elwood in weißem Hemd, dunklem Jackett Hut und Sonnenbrille / oder der Pumpgun-Terminator, wie er ein Lächeln versucht oder sein Kinderspielplatz in Nagasaki im atomaren Blast verglüht / oder die straffgezogene Hautwange von Brazils Mutter bis zu den an Ohren ansteckbaren Klammern (das MUß doch weh tun:) : HIER also die phantastische Szene, in der ein geleekahler Zukunfts-Neo in der Retortenwanne schlauchbestückt an türmendem Wabenturm atemraubend entsetzt die ungläubigen Augen reißend aufbäumt, und zum ersten Mal ganz wirklich außer sich blickt.
                                      Solche, ins kollektive Gedächtnis der Zukunft gegrabenen Momente sind, ab dem Moment, heilig, und befreiende, unvergeßliche Zeichen, und Weichensteller von veränderter Zukunft.

                                      Was die Wachowsky-Brüder mit MATRIX auf die imaginären Beine stellten, (auch wenn es weilelang anstrengen mag, sie mitten aus einem atrophierten Schlafzustand herauszuwecken), ist ein graphischer Einschlag in die illusionäre Wahrnehmungs-Meme der Moderne, -und durchaus unnötig, in der Betrachtung über den Ersten Teil hinauszudehnen (der bereits a l l e s enthält,- auch die Wiedererweckungs-Wanderwunderjesus-Auferstehungsszene von-den-Toten, /als so eine Art >“messianische"< Reminiszenz-, weit mehr als z.B. in deren vielgescholten deswegen pseudobiblischen 'Book of Eli'...) - - als Inbegriff dessen, was dereinst der Maschinenherrschaft inklusive Isoldes Venusberg-Auslöser das erzene maschinelle zahnradwerkelnde geistlose unfühlbare Automaten-Genick zuletzt brechen wird.

                                      Es ist ein ZweiStunden-Kurs in revolutionärer geistsinnesöffnender Wahrnehmungslehre; wenn Neo, nach seinem >spirituellen?< Erwachen : >>“Willkommen in der Wirklichkeit“<< neu zurück im Trainingsprogramm eines inszenierten Raums,- vielleicht zuerst nur als >White-Screen<-Projektionsfläche betritt, mit spärlicher andeutungsweiser Probe-Möblierung ausstaffiert /um das Prinzip klarzumachen,
                                      dann - ist der Weg schon vorgezeichnet /der im wahrnehmungs-übersetzungsgewohnten Mit-Lesen der ablaufenden Symbolkaskaden auf der inneren Bildschirm-Projektionsfläche des :>“Ich“<- von simultaner Gehirnskript-Illumination geübt 1:1 gleichwertig enden wird.
                                      Wer nun so "weiß": muß nur noch sich zu "gehen" entschließen.

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                                      Wer h i e r innerlich endlich anlangt, hat, bedenke die Überschrift, eigentlich der omnipotenten Herrschaft der AKTE, des Großen Bruders aus Terry Gilliams >Brazil<, das entscheidende Quellwasser abgegraben, umgeleitet und verstopft wie dem zugepflasterten Poloch des lächerlichen Schoßpudels dort : von hier gibt es kein Zurück: WER WEIß, auf welche Art er m a n i p u l i e r t und manipulierbar i s t -, : wer weiß, w i egestalt der Hase läuft //“Follow The White Rabbit“//,- der wird, wie Neo T. Anderson= jener endlich erstrebenswerten Konvertierung in Fascho-AgentSmiths' Alptraum, in den (ihnen schrecklichen) Programmkonvertierungs-Sabotage-IdentitätsVirus „NEO“... - kaum entgehen können, und das gräßliche inbetriebliche System >des Faschismus< (ist nur ein Wort, in Wahrheit aber ein Wesentliches)< in sich isolieren + zuletzt überlegen zu sprengen vermögen ; "good for the goods, bad for the bads"; es kommt nur noch auf Wachstum an, aber aller heilsame Anfang: ist gemacht!, und unumkehrbar.

                                      >>“Willkommen in der Wirklichkeit“<< - Ihr Leben beginnt jetzt. Um dies zu verstehen, bis hierhin: ist die Lüge bereits von innen entscheidend angefressen, und e i g e n e r Denkauseingang geboren: es muß nur noch in die richtigen Weg-Zunahmen und Wahrnehmungskanäle : nicht 'geleitet' werden-, sondern sich selbst :arrondieren, orientieren,- und umsetzen: lernen. Aber h i e r ist der Kern, der Faschismus korrodiert. Warum?

                                      Denn der Kern des Faschismus ist : Manipulation,- - und der geborene, unwiderstehliche Kern dessen, was ihn erstickt, bekämpft und erschlägt: ist das Individuum, das von sich selber weiß, und s e i n e r Eigenzugangsmächtigkeit zum Anderen.

                                      Faschismus ist: das Leben in der Matrix, als Angepaßter dort wo Mord & Elend festintegriert im Programm miterzeugt abläuft /wennauch außerhalb direkt nur indirekter Sichtweite vor der >man< die Augen verschließen kann..., man sich damit begnügt zeitungsweise medial wegzusehen, im perfekt eingerichtet persönlich wohlstands-funktionierendem Leben im eigenheimkeimschmerzfreien >Man<, wo "Schmerz" nur "gewußter", tolerierter, akzepierter Teil allein d e s unbekannten, verschollenen "A n d e r e n" ist. Das Ich ohne das Du : das Höhere bewertete Pseudo-Ich (des fatalen >Egoismus<) über das realgeleugnete, leidende, unbekannte Du
                                      : kristallisiert in der allverhafteten Pseudonym-Verpflichtung des gewöhnlichen >man tut< :
                                      ist Kern des >Faschismus(ist nur ein Wort)<,- gesellschaftlich herrschend gemacht, im Einzelnen, in der Doktrin, wie in jeglichem Durchsetzungs-Feldzug,- zuletzt durchaus auch versucht erreichbar mit kriegerischen oder Alles gegenstehend vernichtenden Mitteln.

                                      Wer das >Man< auflöst: läßt nur noch eines übrig, als Alternative : das Ich. Und wer das Ich entdeckt, ist nur noch eine Naseweite vom >Nächsten Ich< des D u entfernt. Und wer das DU weiß: der weiß, warum es nicht länger lohnt, im Faschismus, der Entselbstung, ein nichtlohnenswertes, fremdbestimmtes Dasein zu fristen, in der niemand lausig haust als das unfühlbare Wohl einer unbegabten Maschine: ohne Seele : Maschinenseele. Maschinen"seele". "Maschinenseele".

                                      Das Einzige, was Seele besitzt, ist ein möglich Persönliches, eine Entdeckung des Ich::fühle - DU::fühlst - Wir::fühlen, womöglich zusammen. Das >Man tut< eines Maschinellen, eines unpersönlichen Automatismus, kann nicht fühlen, und auch nicht mit-fühlen : und auch keinen Schmerz fühlen.
                                      Und nur wer keinen Schmerz kennt, aus E i g e n e m : kann, solange er n i c h t fühlt, Schmerz ZUFÜGEN. Und d a s ist das Wesen des Faschismus: der S c h m e r z immer eines, ungefühlten, A n d e r e n , und Schmerz erträgt niemand: höchstens im Placebo-Gaukelspiel der „PFLICHT-en“ (gerne auch in Mehrzahl), deren Wesen es ist, immer UNANGENEHM von niemand gesucht höchstens ausgehalten zu sein. Im Faschismus ist der 'Schmerz' -des Anderen- ein Dekorum, ein Abstraktum, und das einzige gesellige Pflicht"vergnügen' des >man<, das ihn leugnet (-leugnen kann nur solange es ihn nicht am eigenen Leibe wiedererfahren spürt, und da muß +wird es als Echo der Taten jedesmal im neuen vergeblichen Versuch enden : wer nicht hören will-!).

                                      Ein in Entstehung Persönliches dagegen vermag von vornherein den Schmerz annehmend fühlen, zuerst, wie die Einsicht, mit Protein-Mineral-Vitamin angerührten Einheitsbrei zu frühstücken: aber wenn das der Keim von Wahrheit ist (:vom >man< befreiter Schmerz OHNE Pflicht, als fühlbare erste Ich-Ankündigung, wie in Fight Club), welcher nur noch den richtigen Wachstumsweg finden muß um auf jeden Fall besser als jedes pseudo-dekorausstaffierte >man ist hat tut< zu sein ("Statussymbole" + Schlipserkennungssignale der Angepaßtheit),
                                      -um nur hoffentlich bald noch zu entdecken: das besser als >schmerzendes< Ich (besser nur zu Anfang) - ein freudiges und freundliches friedbeglücktes Ich ist-,
                                      -der ist dem unwiderstehlichen Anziehungsreiz des Du erlegen, das dies zu sprengen vermag und bis dahin immer weiter zu gehen verlockt -
                                      um nicht aufzuhören, bis das Fühllose – das Fremd-Gelebte – das Gelebt-Werden- ,- sodann der Schmerz, sich auflöst und schließlich der Lohn, nach allem Aushalten, nach allem Kummer,
                                      der Weg ins eröffnete Du beginnt, und es antwortet endlich: uns erweckte, ermunterte, vertraute Mitwirkung des Du erreicht, bitte zuletzt so nicht möglich wie bis dahin der gewohnten Form der Faust,- sondern einer gegengestreckten Hand und Umarmung, eines liebevollen Umfangens - seit Kindertagen nicht für möglich gehalten aber auch darüber hinaus : möglich!.

                                      --
                                      Zu Anfang von Matrix gehen eine Menge kluger, sehr fotogener Dialoge vor sich. Neo- Noch-Anderson, entdeckt das Geheimnis hinter der alltäglichen Erscheinung der Dinge. Wir brauchen diesen Weg nicht nachzeichnen, weil es das Film-Werk selbst so überaus produktiv und fasziniert erledigt, und in Folge ausübt. Es reicht der Schluß, zu dem wir hier jetzt alsbald kommen: wer den Weg von Neo nachvollzieht, dringt ins innerste Herz der Finsternis vor, demjenigen des Faschismus, der nicht ER SELBST man ist,- aber Aus-Weg werden kann, mithilfe des ersten Augen-Öffnens von Neo : der Entdeckung, in einer fremdbestimmten Retorte, bis zu diesem Augenblick, herangezüchtet worden zu sein, zu Effizienz, und abzapfbaren Mehrwert,- eines geölten Räderwerks, in dessen Kreisläufen kein Blut,- sondern Zahlen kreisen, und der entgegenhalten kann, was dieses Räderkaskadenwerk aufhält, und es zu sprengen vermag: Gefühl zuletzt, am Ende des Erkenntnisprozesses: Rückkehr von Humanität-...

                                      ...die, und das sei als letzte Anmerkung erlaubt:

                                      wenn sie erwachsen geworden ist, NICHT, wie in Matrix (das ist Hollywood und würde sonst keiner von dort nicht abnehmen mögen),
                                      NICHT in Kampfeswut und Schlägerei-Tobsucht ausartet, mit höchstens Hoffen auf ein Wunder, sich zu äußern gezwungen ist: sondern in einem
                                      //:und hier verlassen wir jetzt den Boden von Matrix und winkewinken seelenruhig://
                                      gelassenen
                                      s a n f t e n Ü b e r w i n d e n der Angst: das Undenkbare z u d e n k e n , und irdische Bodenhaftung zu überwinden //denn die Schwer-Kraft ist das Gewohnte, + indem man dessen Grenze überschreitet /die, die alles zurück- und am Boden hält// : indem man das bis dahin nicht Vorstellbare d e n k t , und w a g t , zum ersten Mal ohne Absturz-Furcht, für w a h r und m ö g l i c h zu halten:
                                      eine Welt z.B. o h n e W a f f e n , o h n e F u r c h t , o h n e F e i n d b i l d , o h n e zerstörerisches M i ß t r a u e n , o h n e Gegen-"Feind", ohne Negierung:
                                      wer es schaffte, die Negation in sich zu 'verneinen' : in Gedanken als nur der Matrix teilhaftig zu verschieben und aufzulösen & von sich zu abzulösen, zwar noch zu "wissen" aber nicht mehr zu "sein",-

                                      :kann d e r S a n f t m u t , d a s G ö n n e n , das Barmherzige, das Mitfühlen, das Anerbieten Ausliefern Freiwillige im Maße dementsprechend wachsen lassen,
                                      und bloßer Herrschaft, die sich erringen willmuß: zeigen, wie wertlos sie ist, : Herrschaft : ohne
                                      Beherrschte
                                      oder auch nur Beherrschbare
                                      auch wenn alles Entstandene vergänglich bleibt : das ist es unwesentlich sowieso.

                                      Weil wahre innere Herrschaft die falsche äußere übersteigt und- die Erringung der inneren- ein Erlernen von Mitteln erfordert, die diejenige der äußeren obsolet macht.
                                      Und wer zum Ersteren bereit ist aufzusteigen : ist zum Zweiten bereits unbeherrschbar geworden - längst.

                                      Es ist eine Frage des Glaubens: wer sich beherrscht glaubt, -beherrschbar glaubt, - w i r d beherrscht. Wer Angst vor Herrschaft hat : erzeugt Herrschaft. Angst ist Herrschaft.

                                      Wer Herrschaft nicht fürchtet, Furcht aus Angst vor dem Ende, löst Herrschaft auf.
                                      Angst: ist Herrschaft, denn die Angst beherrscht DICH.
                                      Was dich beherrscht, ist ANGST - vor em Ende.
                                      Wer Angst hat, hat sie, weil er keine Alternative von Ende kennt. Die Alternative ist hier.

                                      Wer Angst vor dem Fallen, instinktiv hat, und deswegen fällt : kann sich erinnern, während er es tut, sogar fallen, sogar aufschlagen, sogar sterben: das sein Tod „nur“ in der Matrix stattfindet. Und die Matrix : ist nicht Leben, sie ist Gelebt werden. Und nichtgelebt werden: ist bereits Tod.
                                      Tod in der Matrix ist Illusion, weil Leben, Daseins-Glauben in der Matrix geglaubte Illusion ist. Die Matrix ist der Anfang: und der Weg hinaus: ist zu finden. Wer sein Dasein, und seinen Weg in der Matrix nutzt, am Entdecken des Ausgangs aus dieser Matrix hinaus zu schaffen //und solcher Ausgang existiert womöglich, wonach suchen Sie lebenslang WARUM? !//,- ihn zu finden,- und ihn anderen hinzudeuten, nutzt die Zeit, des Alterns,, des Verbrauchs des Vorrats, der Mittel, zur Neige.

                                      Sollte die Herrschaft eingehen eines Tages mangels Beherrschbarer statt derjenigen, die, eines desselben Tages in individueller Mehrzahl, erwachen um die eigen-unlebbare Matrix zu verlassen und ihren individuellen Ausgängen zuwandern, um einen Versuch von Existenz jenseits der Matrix zu begründen, in echten Argumenten, eigener Glaubwürdigkeit, in Lebenswert, in Überzeugung, im einzigen möglichen zuletzt einmaligen realen Leben,
                                      in ihre wahren, eindeutig allein ihren und niemandes sonstigen Körpergestalten, einmaligen, einzigen, welche nicht länger als >esoterische<>spirituelle<>selische<>“Astral<“-Körper oder unter welchen Namen auch immer geleugnet werden, sondern ihren Trägern wahre Gestalt ermöglichen,
                                      möglicherweise :

                                      dann und erst dann, ist die elend geglaubte Herrschaft,- von „allen über alle“, beendet, und die nur einzig wahre Möglichkeit der Herrschaft eines jeden Ich beginnt: die Herrschaft JEDES EINZELNEN ICH ALLEIN NUR ÜBER SICH SELBST.

                                      (Was zuletzt den ewigen Beweis anzutreten hat: sich bewähren zu müssen im gültigen Erweis der Fähigkeit, niemand ANDERES Schaden zuzufügen: und das meint mehr, als nur Personen).

                                      Nicht zum Schaden und nicht zur Ausbeutung und Instrumentalisierung von niemand anders länger mehr, als nur unumgänglich+ infolge unseres abhängigen Nutzen,
                                      und dazu: ist kein 'Kampf' und kein 'Gegen'- NÖTIG ja nicht einmal MÖGLICH: es ist das Gegenteil des Gegen: es ist FÜR das Andere,- DEN zuerst für mich danach von ihm : den Vortritt lassen.
                                      Denn die Herrschaft des Ich wird, und da schließt sich der Kreis, wirksam und wohltuend im Moment, wo das Ich sich im Spiegeln des Anderen (wieder-)entdeckt: und in d e s s e n Antwort erst erlaubt entgegengenimmt: von dort allein sich beantworten akzeptiert fühlen läßt: vertrauen. Denn Ich bin Du und Du bist Ich, und niemand ist länger sonst leere Hülle des unscheinbaren >man<. Auf sich gestellt allein funktioniert die kollektiv notwendige Aufgabe des >man< gesellschaftlich nicht; aber wir können daran arbeiten, an diesen Ausgang zu gelangen: ihn (gibt's noch nicht) zu erschaffen, und das ist die einzige Aufgabe von Wert.

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                                        über Brazil

                                        Faschismus III : BRAZIL

                                        Der Titelsamba „Brazil“ (eigtl. >Aquarela do Brasil < (aus dem Jahre, was für ein Zufall, 1939), in späteren BossaNova-Versionen a la Joao Gilberto,&des unvergleichlichen Antonio Carlos Jobim ( Musikempfehlung: >Stone Flower<, als rundeste Kompilation) erfüllt exakt die gleiche Funktion wie die Plakatwände, welche die burschikose unerschrockene, und doch so gänzlich vereinzelt machtlose Heldin an Bord ihres Mega-Trums langdonnert: sie bildet hier im Film einen mächtigen Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

                                        Der sanfte wiegentlich beruhigende, ja träumerische wonnemelodiöse Mundklang im ewig freien REICH der Musik kontrastiert die komplett andersgeartete, ausgeräumte, urkomisch bösartige oder bösartig komische Wirklichkeit, die Terry Gilliam hier in einem so nicht gesehenen – nie wieder seitdem – Feuerwerk der Phantasie inszeniert,- nonstop, und ohne Atemholen: ist >Brazil< eine Achterbahnfahrt von Einfällen, Hinweisen, Querverweisen, Indizien, Details, Randnotizen, Zentralvisionen- und Objekten, und unvorstellbaren Vorstelligkeiten, bittersüßer Machart und Überwältigung durch pure Originali-Qualität wie der ausgeschwappte Sarg. Im Ernst : sind Sie je Zeuge geworden einer derart ausufernden, zutiefst innerst schmerzlichen, blutig verwandten, schreiend beherrschten und beschwörenden überbordenden Gedanken-Machts-Beschwörung? Wer wird beschworen? Wer beschwört? W a s wird beschworen? Warum wird beschworen? - mit welchem Effekt : E r f o l g wird beschworen? - ich halte dafür: mein Führer, ich kann (doch NICHT) gehen, wie ich möchte: kaum jemand tut soviel- tat hiermit soviel dafür, weitere gewohnte Katastrophen zu verhindern, wie unter wenigen die einzig oben beantwortbare Frage : Terry Gilliam (Geschmackssache: für andere mag es >Matrix< sein, oder Kubrick, oder: unfreiwillig- ?Zack Snyder? - war ein Scherz, und darum geht es: ob man trotzdem lacht, denn dies ist der einzige diesbezüglich letzte treffsichere scharfe Lindenblatt-Dolch wenn das Monster in Drachenblut badet). Also erreichte er dies durch eins: stockendes L a c h e n , das so rauschend, deutlich, unüberseh- &-hörbar ausfiel, das die Masken vom Gesicht verrutschten (wie jene des Samurais) und erkennbar wurde was uns alle (einzig) bedroht : unsere Gleichgültigkeit, Gesundschrumpf-Beterei, Duckmäusertum um der Bequemlichkeit willen, Nicht-Wahrnehmung (kommt einem diese Liste nicht bekannt vor?? kürzlich gesehen?) und falsche Duldsamkeit, soweit eben andere –nicht man selbst– leiden: rohe Gefühllosigkeit, mangelnde Empathie, Mitleidlosigkeit, Bequemlichkeit im Wegsehen. (Wozu Wegsehen generell monieren, wenn man das Bildschirm-Bild zum HINsehen hat, um umsogenauer WEGzusehen). Terry Gilliam tut das Einzig Mögliche: er zeigt, was nicht gezeigt werden darf, wie diejenigen tun, die die Anfangsszene von >Brazl< bestimmen: er sprengt Fern-Seher-Bild-Schirmer,- mitten in ihrem Kopf. Wenn die Botschaft dort nicht explodiert : tut sie es nirgendwo, und der Kreative bastelt zukünftig lieber wie Kal-El an seiner persönlichen Entkommens-Wohlstandsrakete, zu fernen lebenswerten Planetenvorstellungen (-?im weiter engelhaftlockigen Freiflug-beschwingten Kopf über den Wolken?-), statt am Richtig-Gerade-Rückengrat der Welt, die gerade zuschaut.

                                        Diese volle Dröhnung gilliam'scher Metaphorik wurde n i e übertroffen, in der Wucht ihrer sowohl Mittel wie Anklage, auch das oft kameradlich herbeizitierte Geschwister-Zwilling gilliam'scher >„Dystopie“< (ach, wie handbequem ist doch rechtenaugenblicks eine paßliche Schublade) :auch >12 Monkeys< ist dagegen ein harmlos versaubeuteltes handzahmes Schoßhündchen. Beiden gemeinsam ist dagegen der fehlende Glaube an ein 'automatisch' herbeizitierbares Gutes Ende: dem Punkt, wo gilliam'scher 'Realismus' wohl am sch(m)erzhaftesten mit dem oft erwähnten einstudierten >Hollywood-Wohlfühl-Lügenbold< kollidiert, - obwohl 'Hollywood' ja mittlerweile daran arbeitet diese Letzte Bastion der Bluthirnschranke des Zuschauers zu stürmen,- die Bastion erodiert und demnäxt wohl auch in der Unterhaltungsbranche fällt: als Beleg nehme man die aktuell virulente BlockBuster-Version (in den Köpfen der zuschaugewöhnten Zuschauer) >Game of Thrones< : was da (aktuell) zusammenkracht, ist die Suggestiv-Hypnose, eines zwangsläufig nur als solches >von oben diktierten< allein zumutbaren „Happy Ends“ um nicht „zu verschrecken“: die Ident-Held-Unverletzlichkeitsschranke : der Zuschauer wird allmählich so schonungslos genau nah an die – virtuelle- Ersatzrealitätserfahrung herangeführt, das er sich an den Gedanken gewöhnen darf, den Einstein (längst nicht zuerst) in seiner Eigenschaft als Prophet dermaßen auszudrücken beliebte: >“ D i e M e n s c h h e i t w i r d d a s S c h i c k s a l h a b e n , d a s s i e v e r d i e n t “ < - kürzer und knappbündiger ist es nicht mehr zu formulieren. Die Langfassung liefert Terry Gilliam – 1982. Heute sieht es schon anders aus?

                                        So witzig (ist es nicht) es ist: vielleicht tatsächlich, dadurch, das Terry Gilliam nicht allein für möglich, - sondern sogar wahrscheinlich erklärt, das die Sache bös ausgehen und enden wird,- sind die Weichen – man wird sehen - entscheidend gestellt, den Zuschauer aus seiner versicherten grundurvertraulichen eingelullten „Wird schon gutgehen“- Position zu wecken. Fanfaren verabscheut er; Knarrzgeräusche ebenso. Er möchte angenehm,- sanfter Melodei'n- aus traumsüß angeregten Alptraum-Schlummer-chen hinübergleiten in den morgenstrahlend, weichgetoasteten Prä-servativ seiner Arbeitsalltagsgeschäftigkeit- unter die gewohnte Knute von talent-legitimiertem Mr. Kurtzman, der wohl Begabtere braucht, seinen errungenen Vorsitz als Bürokraten-Hengstschimmel zu behaupten. Der wiehert solange, bis ein übersehenes GUThaben ihm das Bureau-Stuhlgenick - zerbricht. Gottseidank sind da noch diejenigen, von leichten Elektro-schocks behinderten, Träumer, die immer nur ihre in Ruhe-gelassene-Ecke wollen,- voller Degout, und mangelnder Identifikations-Ablehnung. Aber eines Tages: ist es genug mit Träumen, und die Person – mit etwas Locken zugestaltbar – muß r e a l in ihr Leben treten. Und dann kulminiert alles, ein ganzes Sündenregister summiert sich auf, bis zum – und das piesackt ernstlich – Ende. Terry Gilliam häuft ein ganz schönes Sündenregister auf. Wir hören es uns an, weil es so lieblich summtklingt wie Brazil. Dahinter weinen blutige Tränen. Wie, zum Schluß, Sam Lowry.. Mehr könnt ich, wär' bestimmt lustig, da momentan /nicht zu sagen, wie Lowrys stets nach Verjüngung sich verzerrende Mutter. Tu' ich aber nicht. Nur dies noch:

                                        ich sah den Film, tatsächlich, 1983 oder '84, in einem Programm-Mitternachtskino (nicht allein, in liebster Begleitung.) Ich wurde hineingeschleift, weil ich zu dem Zeitpunkt von der Irrealität des Mediums >Film<, seinem Einlullen abgeschreckt war – und in wenigen kurzen Stunden weiter (hart) arbeiten, körperlich, musste. Mein Ärgernis verflog mit der Ersten Einstellung, und wich zunehmender Faszination. Selten je in meinem Leben habe ich so – auf solche Art – einen derartigen Film gesehen, der mich aussprach. Es gibt, bis heute, wenige davon. Wird es, vermute ich, immer geben (nur wenige). Und ich vermute: es wird immer einer von den wenigen bleiben. Jedenfalls für solche wie mich. Wird es je so kommen, wie im Film beschrieben: wird er verboten sein. Also genießen Sie, solange Sie können. Denn eines Tages: wird er vermutlich nicht 'verboten' - sondern einfach nicht mehr gezeigt weil : soviel anderes, vor-hergehalten, >zuerst< dem Auge entgegengenommen sein wird mangels Nachfrage – weil S i e es wünschen,während Sie den Asphalt hinunterdonnern, und es sonst gar zu trist ausschauen würde. Ist eine angenehme Wahrheit nicht viel eher angenehm?

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                                        • Insomnia (Schlaflosigkeit)
                                          Diese Besprechung enthält keine-, sie IST EIN EINZIGER SPOILER!! (Ich spoilere, weil es hier dem Film überhaupt nicht darum geht, "wer" der Tatausführende im Einzelfall war /ist)

                                          Bundesagent 'Dormer ('Schläfer') in Nightmute ('Nächtliches Schweigen') hat in Breitengraden der Mitternachtssonne zugezogen einen Fall zu lösen, die Wahrheit aufzuklären und einen Täter zu ermitteln : denn in der Tat ist dieser, zu dem es ihn vom vergleichsweise sonnigen LAPD in allerhöchsten Norden von Alaskas pitoresker Kulisse verschlagen hat, einer von hohem Belang der Zwischentöne von Schuldig- oder Unschuldigsein, Sühne, Verantwortung und Eigenjustizierbar-Berechtigung&Fähigkeit. Wer Nolan (auch von seinen nur bis dahin geschaffenen Werken) kennte, sollte sich ausrechnen können, das es – vielleicht zwar anhand eines Kriminalfalles- sich doch um mehr handeln müsse als nur um diesen. In der Tat.

                                          Agent Dormer steckt in allerhand Schwierigkeiten. Der bewunderte alte Hase, erfolgreiche Ermittler und berühmte Verfasser kriminalpsychologischer Schulungsliteratur steckt daheim im Kreuzfeuer interner Nachforschung: er soll und hat im längstvergangenen Fall eines brutalen Kindermörders fingierte Beweise geliefert + untergeschoben /haben, um den justiziabel verifizierbar zu machen. Nicht nur der, viel weitere urteilsmäßige Kapitalverbrechensfälle könnten im Verfall seiner Aussagereputation zur Revision anstehen,- sollte sein Kollege ernst machen, und Fälschungsbeteiligung eingestehen, um mit nur weniger Karrieresanktion doch davonzukommen. Dormer, in einer momentan günstigen Affektsituation, erschießt ihn um den Mord leicht dem entkommenen Täter unterzuschieben, dem sie nachstellen.

                                          Die Schlaflosigkeit Dormers ist dabei ein Synonym für lange unterdrückte Wahrheit, die endlich ans Licht zu kommen erschöpft bemüht ist. Dormer selbst geht es dabei darum, die Unversehrbarkeit ihrer /der Wahrheit, die nun einmal unteilbar, dringend und unumgänglich ist, wiederherzustellen. Er selbst hemmt so beispielsweise den besiegelnden, arglosen, aber unzutreffenden Abschlußbericht einer aufgeweckten bewundernden Kollegin, die ihm seine aufgetischte unwahrheitsgemäße Version zum Tode seines erschossenen Partners unbesehen abnimmt, und ermutigt sie weiterzuermitteln, um einer nicht leichtgläubig übernommenen Sache bis auf den Grund zu kommen. Sie ahnt keinesfalls, wen sie als Täter möglicherweise wird (nicht) dingfest machen sollen : die Wahrheit kann immer jeder sein, und niemand.

                                          So belauern sich also demnächst zwei Täter, und versuchen sich gegenseitig zu tarieren und taxieren: denn bald weiß Dormer, bereits vor allen anderen, wer als Mörder der siebzehnjährigen Schülerin Kay vor allen in Frage kommt; dumm nur, daß derjenige ebenso genau weiß, wer Dormers Ex-Partner auf dem Gewissen hat. -H a t er es? Wir selbst meinen den kurzen Moment nebulös eindeutig beobachtet zu haben; inwieweit also wußte Dormer, was er tat? War es doch ein Unfall? Ist es ein Verwechslungs-, oder ein Erklärungs-Glaubwürdigkeitsproblem? (beim Filmschneiden "hätte ich" /hatte da aber nichts zu suchen/ vielleicht ein wenig ausgiebiger mehr versucht, den Konflikt um die Tragweite der Sache zwischen den beiden herauszumeißeln, um nicht die persönliche Motivation, sondern V e r a n t w o r t u n g für den wahren Zweck, den Loyaliätskonflikt FÜR das Eingebuchtet-bleiben der Mörder, deutlicher ins Bewußtsein zu heben...)

                                          Dormer jedenfalls seinerseits ist sicher: das zehnminütige Prügeln, bis zum Tode des Mädchens war es nicht: die bedauerliche Affekthandlung, wie der andere ihm, ihrer beider Fälle paralellisierend, zu vergleichen einzureden mit sanfter Argumentationsstimme versucht ("er wird es wieder tun"). Nach Ansicht Rodry Finchs, des Krimiautors, unterscheidet sie die gegenseitige Tat mit Todesfolge nicht im Geringsten: und wohl kaum,: vertrauenserweckend scheinen die Folgehandlungen, die Dormer nun begeht, geeignet ihn als besseren-, eher denn ruchloseren üblen Missetäter erscheinen zu lassen. Er fälscht Beweise; er verwischt Spuren; er unterschiebt Belastungsmaterial; sogar die fingierte Tatwaffe, nur um den ihn einseitig allein schuldig scheinenden Totschläger des Mädchens an das Gesetz (was ist eigentlich mit dem, unter solchen Gerechtigkeitsbedingungs-ansprüchen?) zu liefern, ungeachtet eigener verwickelter Tatverantwortlichkeit. Hat dieser Mörder, in seiner verhältnismäßig gleichen Un-S c h u l d i gkeit , recht, oder ist es doch eher wie behauptet U n -schuldigkeit? und er macht, zunehmend erschöpft, immer noch, und immer mehr NICHT verhindert, kein Auge zu.
                                          „Es gibt zwei Gründe für Schlaflosigkeit; für den guten Cop, weil er den fehlenden Beweis nicht findet ; für den schlechten, weil ihn sein Gewissen nicht in Ruhe läßt“. Ist er guter oder ein schlechter Cop? Oder Mensch? Ist er, der ebenfalls tötete, anders, besser, oder schlechter, als der Mensch, den er verfolgt, und zur Verurteilung bringen will,- schon verurteilt hat? Ist er dermaßen Heuchler? Sind wir anders? War Dobbs, so beleumundet, eher wohl schuldig oder vielleicht ebenso garnicht? Haben wir anderes als sein Wort, einen Kindermörder verläßlich zu erkennen, wenn er vor ihm steht? Können wir solchen Worten, solchen Menschens, noch trauen? War Dobbs schuldig? War er es nicht, wenn dieser schuldig ist? Können Täter Täter erkennen? Können Unschuldige Täter erkennen oder zu Tätern erklären? Sind Unschuldige unfähig, die wahre Schwere einer Tat zu beurteilen? Kann (nur) ein Täter begreifen, was eine Tat ist, oder gerade eben die voreingenommen nicht? Kann irgendjemand irgendjemand anders wie wahrhaft be-verurteilen? Kann die Gesellschaft zwar überführte Täter wegsperren um sich zu schützen, sich aber kein Urteil über die moralische Qualität erlauben, obwohl sie es leichtfertig tut? Während es Schuld zwar wohl gibt, ist was aber genau wieweit Verantwortlichkeit, und wieweit motiviert sie involvierte Verbrechensjäger, machen die sich ebenfalls schmutzig, wie ein Klempner mit Unrat hantiert? Kann jemand, der n i c h t unschuldig ist, gleichwohl praktischerweise den Ersten Stein selbstberechtigt-instruiert werfen, um andere zu hindern, mit passenden, handlichen, zurechtgelegten Steinen effektiv dasselbe zu tun? Ist so jemand, der verhindern sucht, nicht vielleicht allein nur berechtigt, sondern möglicherweise sogar ein stark motivierter, gerechter Bemühter? -wenn seine ?Motivik? es also wert ist, "gerechte"? Verzerrt auch der Haß auf das Schlechte die Gesichtszüge, und ist es die gleiche Art Zerrung? - Das kann einem schon den Schlaf rauben, und nur wer ganz frei von solchem Gezerre ist, kann rein wie ein Baby oder die Hoteliere, etwas unmotiviert (ohne Liebesgeplänkel angeplünnt) auf der Chaiselongue des Gastzimmers hingestreckt schlummern, wohl nur um in Nolans Sinne dem Verzerrten zu demonstrieren, wie porentief der reine Schlaf vollkommener Unschuld sanfttief sein kann. - Während Nolan uns mit solchen Gedanken abzulenken versucht, gelingt es dem erfahrenen Krimiautor unterdessen, einen Plot zu erfinden, der vollkommen einsichtig erscheint und in der Tat logisch ist.

                                          Ein Täter mit Motiv und, ja, Tatwaffe ist gefunden – nach demselben Muster, wie von Dormer „richtig“ - verkehrt vorexerziert. Im Verhör, des -: allmählich wird es verwirrend, wenn ich behaupte: eines 'Täters',- werden alle Hinweise Dormers, die Schuldablenkungen von dem Unschuldigen wieder zurück auf einen wahren >Täter< zu lenken, weil offensichtlich irreführend und nicht stichhaltig (genug), anläßlich kurz bevorstehender Aufklärung des Falls : einen einleuchtenden >Schuldigen< vorzuweisen, >evident< ignoriert. Dormer kann nicht auspacken, weil er selbst erpreßbar ist. Die Wahrheit ist relativ wahllos konstruierbar, für den Gläubigen, der sich selbst überzeugt, und dem es um >Einleuchtung<, Plausibilität, die Überzeugungskraft einer logischen Geschichte und ihres befriedigenden schuldzuweisenden Abschlusses, geht (wir alle sollten uns diesen jungen Polizisten gut merken). So ist der Fall in der Tat abgeschlossen und wird bei einem Bier (selbst)gefeiert, die Stringenz ist beruhigend erleichternd. In wenigen Stunden ist Dormers Rückflug.

                                          Die junge Kollegin, seinen Aufforderungen Folge leistend, findet den entscheidenden unstimmigen Hinweis: in seiner Sache, Dormers Tat ; zugleich, Hals über Kopf, entwickelt sich ihr die wahre Täterschaft im Schülerinnenfall. Nur Dormer selbst, kaum noch reaktionsfähig durch Übermüdung, versucht zuletzt im fehlenden Beweis des Kleides (warum schläft er jetzt nicht?) den Mädchen-Totschlag wahrhaft zu klären, womöglich dazu in letzter Konsequenz eigene Gerichtsbarkeit zugleich auch als Vollstrecker wenn sich Gerechtigkeit so nur klären ließe mittlerweile bereit zu akzeptieren ( da stehen wir in der Sache alle, genauso ratlos, schuldig oder unschuldig)- und langt gerade rechtzeitig an, ihr Leben zu retten. Ein endlich ehrlich erklärtes und in aller Konsequenz 'wahr'haftes Gespräch gibt den einzigen zulässigen Aufschluß über meßbare Schuld oder Unschuld, und das Einzige – und Ehrlichste - was redlichste Überzeugung noch zur Klärung wahrheitsgemäß beizusteuern hätte, wäre also : „Ich weiß es nicht. Ich tat es; aber ich erinnere mich nicht mehr, wie weit ich es wollte oder nicht. Ganz ehrlich: ich weiß es nicht“. ...So wiederbewaffnet kann der finale Shot-Out doch noch stattfinden, um zumindest einen wahren Übeltäter, der nicht einmal wußte, und nicht für möglich hielt, daß er es war, der, was immer es ist, ?Gerechtigkeit-Tatfolge alttestamentarisch zu überliefern,- jedenfalls dem gleichen Augenzahn-Schicksal, das er bereit war (und so handelte) an anderen skrupellos zu tun. Skrupel, Eigen-Mißtrauen, das war es wohl; und Dormer hat wohl doch, zuletzt welche bewiesen: nur einfachen Mut zur Ehrlichkeit, und Ehrbarkeit. Dormer? Der hielt, todmüde zum Schluß (hatte nichts mehr zu verlieren bevor er endlich in Schlaf sank, wieder beruhigt), ...die wache Kollegin davon ab, einen wohlmeinenden verständnisvollen unscheinbaren Schritt davon abzuweichen, was, genau genommen, die einzige und einzig mögliche Wahrheit ist: ganz sie selbst, und nichts von uns. Denn das braucht sie nicht. Sie ist, was sie ist; ganz ohne menschliches Zutun; und nur ein leuchtendes Beispiel, das wir uns an ihr nehmen, allein dienend unterworfen, untertan; nichts zufügend, nichts abziehend; dann tut sie g u t , denn dann tut sie es s e l b s t ; auch n a c h ihrer, und unserer Zeit, immer; denn davon hat sie viel mehr, als wir.

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                                            >>"Brüderchen! –Brüderchen! :
                                            Einst, vor vielen vielen Jahren, in einem sehr fernen und
                                            traurigen Land, gab es einen riesigen schwarzen Berg aus schroffen Felsen.
                                            In der Abenddämmerung erblühte auf den Gipfeln dieses
                                            Berges jede Nacht eine Rose, die Unsterblichkeit verlieh.
                                            Aber niemand traute sich, sich ihr zu nähern, denn ihre zahlreichen Dornen waren giftig.

                                            Die Menschen sprachen nur über ihre Angst vor dem Tod, oder von dem Schmerz, aber niemals von der
                                            Verheißung der Unsterblichkeit.

                                            Und jeden Abend welkte die Rose, ohne ihre Kräfte
                                            irgendeinem Menschen weitergegeben zu haben,
                                            verloren und vergessen auf dem Gipfel jenes kalten Felsenberges, einsam bis ans Ende aller Tage.“<<

                                            Nun, ganz so stimmt das nicht. Denn vielen vielen Nächten und dunklen Abenden (:...wer nie sein Brot mit Tränen aß/ wer nie die langen langen Nächte/ auf seinem Bette weinend saß/ der kennt euch nicht...) verdanken wir doch getrocknete Blätter von Blumen und Andenken an Menschenherzen, die sie pflückten, und liebevoll präparierten fürs Poesiealbum der Geschichte. Auch heute ist es wieder soweit. Das Buch wird geöffnet; und eine sorgsame Hand nähert sich ihr aufschlagend die Seite, um weitere, allersehrdunkelste nichtlange vergangene Nacht miterlöste Rose einzufügen und zu bewahren am sorgfältig bereiteten Platz.

                                            Faschismus Teil 2: Guillermo Del Torro : P a n ’ s L a b y r i n t h

                                            Läßt uns Fight Club einen Blick ins Innere Getriebe dessen was Faschismus genannt (nur ein Wort) ist, die Sinnkrise und Perversion der Moderne, OHNE AUCH NUR EIN ENBLEM seiner vorläufigen historischen Manifestation brauchen/benutzen zu müssen (eine außerordentliche Leistung), so bedient sich Del Torros märchenhaftes Labyrinth dessen ganzen Arsenals zeitgenössischer Zitationen: Uniformen, Barretas, waldhausende Partisanen und Guierrilleros, HorchLimousinen 9mmLuger und Fasces-Blitzbündel-Embleme bis sogar Francos Namen und der Jahreszahl und Navarra-Landschaft.

                                            Zieht der Weg bei FightClub gleich zu Beginn märchenhaft vom Leder, um schließlich, im Zerfallen der Türme, ganz weichgekocht in zuletzt >Realität< angekommen zurückzuerwachen, wie aus einem absurden – und auch irgendwie humorvoll erheitert faszinierten Traum,-
                                            so ächzt und drückt Pan’s Labyrinth von Beginn an unter der Last grauer Blautöne und wohlbekannter, mit Schrecken behafteter unbehaglich bekannter Symbole: diese Uniformen, Mützen, solche Ausdrücke, diese ZweckRottenversammlungen kennen wir doch? Berge und europäischen Höhenlage-wälder? -Kleider und Rockmoden aus nur mit Schwere erinnerbarer Zeit, an die Dunkles sich heftet, gleich zu Beginn? – und doch: schlüpft gerade aus diesem Keim der Beginn eines Märchens, einer steinbesetzten Stele und eines Labyrinths, das längst nach dem Entschlüpfen einer unterirdischen Prinzessin, die in Geburt irdischen Lichts alle Erinnerung verlor und vor dem Eingang eines uralten Labyrinths, bestehend längst vor dem Erbauen der Mühle wo mit des Hauptmanns und seinen Soldaten-, dessen hoschschwangere Gattin und Mutter seiner etwa 14jährigen Stieftochter ihr Hauptquartier aufschlagen.

                                            Spätestens wenn dazu vor unseren Augen wirklich ein Urzeitwesen unter Bocksgeweih und Borkenrinde zugleich die Augen aufschlägt und aus Knorreschlaf erwacht, wissen wir: wir sind, allerdings, in einem Märchen und auf Boden von Mytheland,- einer Parabel, die sich transzendent verschlingt und verknotet mit Bild- und Ausdruckserscheinung von Zeitgenossenschaft. Auch heute: ist Legendenzeit,- Heimstatt von libellenden Feen und Gottesanbeter‘n, sprechenden Säulen, würgenden Grottenolmen (die sich was schämen sollten), Handspreizlesern und Goldenen Schlüsseln. Magische Kreidetüren hinüber in Paralellwelten (du bist immer noch nicht längst zu alt für solchen Kinderkram, Guillermo?) und immer tickt die Zeit, erbarmungslos: Nahstaubkörnig durch Sanduhren, diffusferner wenn der Vollmond sich bereits rundet, um sehr schnell sterblich zu werden und zu vergehen wie ein Mensch, wenn,- nicht eine Zahl Prüfungen, 3 oder wieviel Hahnschreie, abgelegt werden – mit Erfolg (Fehler können unterlaufen) (Nobody’s perfect, let’s try another) (warum fallen wir?).

                                            Ofelia, kaum dem Kindesalter entwachsen, etwa so alt wie Anne Frank, bekommt in kaum begonnenen Jahren die volle Schwere des Gesetzes zu spüren und altert den Prozeß der Frühvollendeten. Ich würde ihnen übrigens vorschlagen, Ihren Kindern diesen Film, nur weil eine Hauptperson ein Kind ist,- keineswegs vor deren Volljährigkeitsprozeß unter den Geburtstagstorten-Präsenttisch giftzu mischen, um nicht die Kerzen ihrer Kindheit mit einem Atemzug auszulöschen in Gefahr zu bringen; denn dieser Tobak, ich hätte ihn Ihnen gegeben wenn Sie gefragt hätten,- ist stark, ultimatives Zeug, das einem schon Seelensausen machen kann, und besser nicht p o s t t r a u m a t i s c h , sondern höchstens unter Aufsicht (eines wohlmeinenden Regisseurs) als vorbereitende p r ä -traumatische steinbodenfelslockernde Säh-Maßnahme für erkennende Existenzbegegnungen mit BlauenUnsterblichkeits-Blumen um Mitternacht, Geisterstunde, geeignet ist – für Nervenstarke. Denn was hier begegnet ist, ist etwas, dem gemeinhingern ausgewichen wird: Schmerz, Tod, und Trauma – Folter, und aufgeschlitzte Joker-Momente, was aber Nolan (wegen der FSK-Klasse) sich nicht traute zu zeigen,- der Stiernackige aber schon: zeigt der das Leben, und sein Gegenteil, das dominiert, mit unschöner Genauigkeit aber: Genauigkeit. „Die Wahrheit ist konkret“- Brecht. Hier wird sie s e h r konkret: und dadurch, sehr wahr, und hilft sich selbst. Sie wird nicht zu dunklen Zwecken benutzt, sondern zu erhellenden. Das ist der Trost. Immer noch besser, so eingebettet, als der tatsächliche Haufen von Schuhen, im Lager. Das Zitat dessen, hier, erleidet ein anderes Schicksal, vorläufig, als diejenigen von Frank, Anne. Wir wissen nicht, wie weit Anne auf dem Weg, Prinzessin doch zu werden, zurückgelangt ist ins Loch des toröffnenden Labyrinths ; deren Schwester, dieses Mädchen, begleiten wir imaginär jedoch das entscheidende kahle Ende letzten Stücks Wegs, zurück hinauf bis zur Blauen zu pflückenden Blume, auf den harten schroffen eisesstarren Felsgipfeln.

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                                            Geht also FightClub den Weg von der durchaus spannend und unterhaltsam, nie vor der Zeit bedrohlich wirkenden Selbst-unterhaltenden Imagination zurück bis zum Erwachen (mit einem Donnerschlag) in der fleischgewordenen Realität, so führt der Weg durch Pan’s Labyrinth aus dieser unter ziemlich schonungsloser Zitation zur Zeugenschaft – nicht bemühten,- sondern aussage-erpreßten („Realität“) in eine höhere Beleumundung hinein: einem zu erstellenden, imaginären Königreich, von jenseits solcher Faßbar-Alltäglichkeit; die aber gleichwohl, nach Ansicht des Films oder Del Torros oder derjenigen, die sie schufen (und der Autor bemüht ist fühlbar erstehen zu machen) lebt-, da ist- und existiert. Und das t u t sie: in unseren Köpfen,- wenn: sie drei oder welche Anzahl von Prüfungen bestehen.

                                            Die eine hat mit einem Goldenen Schlüssel zu tun,- zu gewinnen aus dem über-die-Leber-Gekrieche einer schleimigen, wirklich ziemlich abstoßenden, Herr gewinnorientierter Kapitalist und Profitvermehrer, egal wie >Pecunia-non-olet<-einsichtig das ist,- widerlichen Geldmacherei,- für die in der Tat zu schämen wäre: Einsicht: das der Lebensbaum stirbt,- und es nicht letzten Rodens, letzter Schleppnetz-Fischmahlzeit bedarf, um zu erkennen: das man Schlüssel nicht essen soll, auch wenn sie Gold bedeuten sollten. Die (Schlüssel) sind für anderes da: Selbstdisziplin. Ups; da passiert ein, sehr menschliches, frühungeübtes Malheur,- derweil die Körner prasseln. Durch pures Glück und etwas Magie war, diesenfalls, noch Entkommen; andere hatten nicht soviel Glück, um Prinzesschen zu werden. Niemals – weitere Chance? Zum Glück glaubt dieser irdische Pan an Buddha. Oder die Mutter des Mädchens hat allein daheim einfach ein Machtwort gesprochen; die nächste Prüfung sei auferlegt. Immerhin brachte sie mit: den Dolch.

                                            Erkenntnis was falsch läuft war ja schon mal das Erste; diese nächste Spitzwaffe, der Erkenntnis einer möglichen persönlichen Einflußnahme, schon mal als Mitbringsel, das Zweite. Wie setzen wir diese Waffe allerdings ein; in welchem Sinne; das ist die entscheidende Frage. Auf die vernehmen wir im Laufe des Films mehrere gegebene und tagtäglich bezeugte wiederholte Antworten; eigentlich geht das schon von Anfang so. Die einen quälen und schießen; die anderen zurück. Dabei gibt es >die Guten< und die >Bösen<; tun tun sie beide; die Gründe werden angeführt, und es sind welche, die zu kennen – zu Notiz, zu Herzen zu nehmen – sind. Es sind gute, oder auch schlechte Gründe; aber wieviel Erde braucht ein Mensch? Wo endet das alles – früher oder später? Muß man so genau hinsehen? Muß man wirklich jede Erfahrung machen? Muß der Becher zugrundegeleert werden? Wie alt ist die Menschheit eigentlich? Ist sie zu früh gealtert, vor der Zeit erwachsen geworden,- zum Erwachsen-Sein gezwungen,- genötigt,- erstarrt worden? Werden wir nie die Fee, den Pan (der Pan der erfreulich hier im Film eine stets gefährliche, verdächtige, uneinschätzbare erden-irdische Daseins-Rechtfertigungsdimension behält)(und letztlich dient alle irdische Erscheinung doch einer höher königlichen Idee)-, das Labyrinth, das unterirdische Licht wiedersehen? Wird alles Blut, von welcher Sicht aus, vergebens vergossen oder nicht vergossen sein? Der Leib umsonst, niedergestreckt, bluten, und das Leben, die Identität, das Dasein aushauchen? – etwas gilt es zu bewahren: und das ist das Ergebnis der Letzten Prüfung. Wir sahen: das Schlechte. Wir sahen: was wir tun können, das wir eingreifen,- nicht machtlos nur zuschauen können. Wir sahen: unseren Dolch, zu verletzen, den Tyrannen zu töten. Wir sahen: es kostet Blut, zu bessern,- ein wenig nur,- gegen vergossene Hekatomben anderer Leichtfertigkeit. Wir werden und sind gefragt,- um eine einzige, zentrale, letzte Entscheidung – bevor wir sterben. An der wir sterben. Die entscheidet, ob wir sterben, in welchem Zustand, oder nicht. WESSEN Blut opfern wir? WAS verletzen wir? WEN verletzen wir? WESSEN Blut ist es, das kreist in Wesen, und worüber dürfen wir entscheiden, wenn es fließen MUß, und das muß & tut es : ständig kreist und fließt das Blut, im gemeinschaftlichen Körper, und strömt auch, in großen und kleinen Wunden, hinaus. Was dürfen wir entscheiden – welches/w e s s e n Blut es sein soll? Die Tür, der Eingang ins unterirdische Reich, des Entkommens, schließt sich. Durch eine kleine Tat, fast nicht zu beachten, gegen das Gewinnen: unseres Leibes, getan; ein winziger Beginn; eine Verweigerung, des ganz unschuldigen nur zu verletzenden (nicht gar zu tötenden, wer wird denn soweit denken!) „Bruders“ - Stück vom Leib derselben Mutter. Sie scheut den Goldenen Dolch; auch nur zu kehren, während der tobende Hauptmann – den Zugang sich öffnet, ohne den Dialog zu sehn und zu bemerken, der innen stattfindet, als Selbstgespräch. Der Leib nimmt seinen Weg; historische Gerechtigkeit auch. Die Prinzessin interessiert das nicht mehr. Sie traf nicht die einzig mögliche, aber die richtige Entscheidung. Anne Frank, hätte sie überlebt, wäre tot; oder so bald, das es nicht zählt, und, vor allem, keinen Unterschied machte. Aber sie lebt; denn sie wurde, ihr Leben, ihr hingerissenes entrissenes Leben, wurde zu einer Geschichte, die hier, sehr frei, nacherzählt enthalten ist. Es ist die Hingabe einer unschuldigen Reinheit, die nie Zeit und Gelegenheit hatte, die Erwachsen vielfach gewährt: nicht zu sterben, das ist allgemeiner, menschlicher FAKT: sondern UNSCHULDIG zu bleiben bis ans Ende um ZU LEBEN, das ist : eine Fortdauer wie im Märchen?
                                            -womöglich fortdauernder als die Fortdauer dessen, was ewig von neuem aus der Asche entsteht, um erneut zu sterben, weil es zwar existieren will, aber es nicht versteht um es zu vermögen.
                                            Das eine, Märchen, kann nicht sterben weil es ewig lebt; das andere nicht leben weil es ewig bisher immer wieder und wieder starb. Wollen Sie leben wie im Märchen oder sterbeparteien wie gehabt? Eigentlich eine einfache Frage – Pan kennt die Antwort. //"Die Menschen sprachen nur über ihre Angst vor dem Tod, oder von dem Schmerz, aber niemals von der - Verheißung der Unsterblichkeit""//. Zur Not, wenn Sie wollen, fragen Sie Del Torro nach der seinen, (hier repetierten)(Ansicht). Er hat sie zur Verfügung gestellt. Ein schlechtes Omen? "Antworten ?umsonst"? Das müssen Sie selbst entscheiden – was sie Ihnen wert vielleicht sogar kostbar wäre,- nur weil sie so derart einfach und wohlfeil zu erblicken ist. Gibt es so gute Menschen? Anhören und bewerten müssen, wenn Sie wollen, wohl Sie.

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                                              Fight Club Notizzettel
                                              Vorspann: ein Nerven-Gehirn-Gewebe, übergehend über die Haarwurzeln via Kimme und Korn in den verschluckten Pistolenlauf .
                                              Die geradezu literarische Endlos-Monolog-Szene: Ikea-Lifestyle, YingYang-Couchtischchen, Schlaflosigkeits-Auszehrung, Apoplexie, Selbsthilfegruppen, Elendstouristik, Marla Singer in der Hodenkrebs-Gruppe: dazwischen immer mikro-eingeblendete Standbildaufnahmen von Pitt als Durden.

                                              Fight Club

                                              Der Film, den wir Wladumir‘ichdir Putin an den Hals wünschen
                                              (ober er ihn verstehen kann?)

                                              Ein kleiner Höllenritt in das Innere des vaterlosen Faschismus, der die Welt verändert, der: wie die Geister, die man rief, nicht mehr loszuwerden sein wird, und sich wie ein Virus von Taten in der Welt ausbreiten, bis die Taten, zu Anfang so kleine, schließlich größer wurden als die Welt, die sie vernichten wollten

                                              oder

                                              Die kleine Geschichte von einer Großen Dissoziativen Persönlichkeitsstörung – wessen Persönlichkeit? –der Seele des Heute, der – Kultur: NoWord- der Zivilisation, UNSERER Seele, die wir Geschichte zusehen, und glauben, es sei nicht unsere: eines Jeden von uns: der Seele der Moderne, für die Faschismus nur ein Vorspiel war, weil NICHTS, aber auch GAR NICHTS wir verstanden haben: verstehen wollten, weil wir immer noch dieselben Typen, dieselben Lügen, dasselbe Wischiwaschi, dieselben Ausweichmanöver wählen und praktizieren und vorziehen : und an die Macht, über uns, der Sinnlosigkeit, der Entfremdung, der Entbehrung, putschen

                                              Weil wir immer noch unterscheiden: zwischen DENEN und UNS. MIR und – dem, was Ikea-möbliert, Angst hat und kuscht vor sich selbst, sich unterdrückt, unehrlich ist, und nur verschissen vor Angst: zu leben und sich zu stellen und Verantwortung zu übernehmen, verschreckt und duckmäuserisch in der Ecke hockt, und kreischt, und kauert, und schlottert vor Angst: Ich zu sein,- stattdessen: niemand ist. So muß wohl Tyler Durden ‘ran, und statt meiner handeln: bis wir keine Alternative mehr haben, und nur noch: der Kopfschuß hilft – zu spät: die Traum-Vorstellungen zerfallen, die Wirklichkeit: ersteht, und hat die Welt in ihren Griff genommen: unsere Taten sind sie geworden, und haben ihre Eier im Schraubstock: sie zerfällt. Sie ist zerfallen. Sie wird zerfallen. Können wir sie noch aufhalten – nach soviel Lüge? Und Selbstbeschiß? Und Heuchelei, das es uns gutgeht, so wie es ist? Ist es noch nicht zu spät, zur Vernunft zu kommen? Können wir UNS noch aufhalten? Können wir UNS noch stoppen? Können wir den Amoklauf, mit dem wir in Begriff sind die Welt zu zerlegen, noch rückgängig machen? Können wir das Geheimnis von Tyler Durden noch lüften /statt hüten (Kein Wort über den FightClub?)? Nützt es noch was? Sind wir schon sklavisch den Folgen dessen, was so nicht gewollt war, ausgeliefert, und können wir nur noch erwarten, erdulden, und hoffen, daß noch irgendetwas übriggeblieben sein wird, wenn dies, was aus uns seinen Weg, in Wirklichkeit nahm, sich totgelaufen haben und ausgetobt-, -ausgeschwappt sein wird?

                                              Fight Club klingt die Hälfte der Zeit wie ein literarischer Roman. Die Brillanz des Off-gesprochenen Dialogs, des "Erzählers", allein der ersten ununterbrochenen 10 Minuten,- erinnert, wie in Fear&Loathing von Thomson/ Gilliam an geschriebene (:Chuck Palahniuk:) statt bilderzählte Kunstform,- und kehrt immer wieder zurück,- und wenn, so gesprochen,- erzählt: monologi-dialogisiert wird, ist es, als wenn sich die inneren Gedanken eines Ich, wie wir kennen, selbst gegenübertreten, und sich im Gespräch mit sich sich selbst erschaffen: wir uns, Persönlichkeits-Spaltung: was ist das? Wir betrachten die Welt aus unterschiedlichen Gesichts-Standpunkten, und manchmal tauschen sich diese unterschiedlichen Aspekte, vor allem im Konflikt, wenn unser Welt-Wille nicht mit unseren Wünschen: und Realitäten übereinstimmen, gegeneinander an. Wir und die Welt sind zerfallen. Sie tut nicht, was wir wollen, und wir nicht, was sie will. Wir handeln, immer wieder, und wenn wir erst unsere unterschiedlichen Interessen entdecken, immer öfter, immer heftiger, - GEGENEINANDER. Manchmal wächst unser Protest: zu Widerstand. Manchmal kotzt uns an, was wir sehen, was wir erleben, was uns zugefügt wird, was wir nicht akzeptieren. Manchmal regt sich in Uns der Widerstand. Manchmal stehen wir auf. Manchmal schlagen wir der Welt ins Gesicht: am Ende unserer Geduld, wenn wir es nicht mehr ertragen:
                                              wenn die Welt, zuerst uns, den Krieg erklärt hat, unser Wille, unsere Würde, unsere Person, unser geringer, natürlicher, gerechter Anspruch, mißbraucht worden sind, und wir zurückschlagen: unsererseits der Welt den Krieg erklären,- Scheiß auf sie, Scheiß auf uns, Hauptsache-... .

                                              „Der Erzähler“ beginnt wie ein ganz Üblicher Bewohner dieser an der Zivilisation erkrankten erschöpften allein-sich selbst-überlassenen vom Himmel gefallenen einsamen Insassenschaft von Ikea-beliebigen Wohnlandschaften und beliebigen Jobs und beliebigen Stunden zwischen Schlaf und Halbschlaf zu Tode ausgehungert nach ECHTEM Sinn in vollkommener Entleerung. Die Lücke hat ihn ausgesaugt. Sein Zweck, außer Funktion, ist ihm unbekannt. Hat er eine Seele? Ist er jemand? Ist er ein Produkt? Lächelt er bei einem Flugzeugabsturz, wie eine Hindu-Kuh, während er euphorisiert betäubenden Sauerstoff konsumseeligschnüffelt? Verschmilzt sein Körperfett mit dem geborstenen Polster des Autositzes, während sich die Zahnspange der Jugendlichen in den Aschenbecher verwickelt, und bereits das Baby das Innere durch die Windschutzscheibe katapultiert verabschiedet – als statistische Zulässigkeitsberechnung (auf genau dieser Art geduldeter Kollateralschäden beruht unsere zivilsatorische Lebensspannungserwartung, in Syrien, in Ägypten, in Afghanistan, demnächst in der Ukraine – „In einem genügend groß gewählten Zeitlupenfenster, in dem jede Lebenserwartung gegen Null tendiert“). Gibt es ein Leben vor dem Tode, in portionierten, abgepackten, gefilterten Erwartungen? - So macht „Der Erzähler" schließlich die absonderliche Bekanntschaft, von Tyler Durden, Seifenhersteller, unbedingter Sprecher von tiefster, echtester, unbedingter, unabstreitbarer Wahrheit, - endlich jemand, der sie aussagt und spricht: das unaussprechliche verleumdete Innere zu Worten gerinnen-, zu Satzbau werden läßt: Einsichten, Bejahungen. Das Warten hat ein Ende. Der Anfang ist, endlich, erlösend in die Welt, der Falschheit geboren. Selten hat man so wahre Erklärungen gehört -: schonungslos. Es ist ein Genuß, brutal, und faszinierend - maßlos unproportioniert.

                                              Der Erzähler zieht zu Tyler Durden, nachdem ein Unfall, oder welcher Idiot war das, das Leben in der fast formvollendeten und kurz vor Abschluß der Idylle abgestanden /zerstört und nicht länger bewohnbar hinterlassen hat. Und im Gefolge kommt es zu der ersten echten Empfindung zurückgekehrter Wahrheit seit Langem: Schmerz. Schmerz ist echt, Schmerz kann man spüren. Sich. Den Körper. Keinen Gedanken, sondern Nerven, Blut: Realität: Echtheit. Die Basis. Die Kluft. Die Erlösung. Die Einmaligkeit: diesen Augenblick, um den Gedanken nur kreisen, und der man s e i n kann: ganz in sich, pochend spürbar. Der Schmerz sagt: ICH. Köstlicher als alles, :alles bisher: Pseudo. So kam die erste wahre Echtheit seit langem zurück wieder in die Taub-und Blind-&Verkrochenheit, das weggeduckte Wegschauen &Verdrängen &Aussitzen &Ignorieren &Aufschieben und findet schnell Anhänger – erschreckend schnell. Armut, Widerlichkeit persönlicher Lebensumstände: dagegen bedeutungslos. Die Echtheit zählt, köstlicher als jeder Ersatz. Wir sind Jäger und Sammler, elementare Wesen: enthumanisierte Zivilisation statt Kultur ist Fiktion,- Palliativ, Lüge, Beruhigungsmittel, Betrug.

                                              Wer die Echtheit, den Grund spürt, wird in einer illusionären Welt süchtig, nach derjenigen hinter der Illusion, mit Brüdern, die ebenfalls durchgebrochen sind hinter die Erscheinung zum Sein, Brüder im Schmerz, die Verletzung teilen und durch sie geeint, im Widerstand, gegen das Falsche, sind.
                                              Aus einem Klub wird ein Verbund, eine Organisation, eine Vielzahl von Zellen, ein Untergrundzusammenschluß, eine Macht, die unaufhaltsam wachsend, sich ausbreitend, immer höhere Ziele auf dem Weg des Kaputtmachens dessen, was sie kaputtmacht, erkennt. Eines Tages sieht sie, wie wir, ihre Erscheinung in der Wahrnehmung der anderen, wie wir, sich erkennen,- als reale tatsächliche Macht: ein großer Moment. Ihre Ambition wächst, auch der Ernst der Sache, die Gestalt annimmt: ihren ersten Märtyrer-Weggefährten produziert, herausgezogen aus der gesichtslosen, anonymen Masse, die längst nicht mehr einzelnen Personen-Zielen dient, sondern die Kraft aus der Selbstaufgabe, und dem Verschwinden in einer anonymen Macht, größer als der Einzelne, bezieht. >Nach dem Tode, für die Sache, haben wir wieder einen Namen< : nie wurde das Wesen, die Sehnsucht des Selbstmordattentäters so in Ausdruck umgemeißelt. Wer es so nicht versteht, versteht es nie.

                                              Die Sache ist längst ein Selbstläufer, der Gründer der Bewegung ihr hilfloser Sklave geworden,- gelenkt, reagierend, und nicht (nie) lenkend, sondern getrieben. Seine dämonische, antriebsstarke Hälfte verschwunden: Tyler Durden. Im entscheidenden Moment, wenn Entscheidungen fallen, kehrt er zurück: fördert, fordert, klärt, oder behindert: die Macht ist längst in den angeschobenen Ereignissen, nicht mehr in den ursprünglichen Motivationen; die Macht ist in die, denen sie genommen war, zurückgekehrt. Alle Institutionen sind infiltriert und durchsetzt,- der Koloß nur noch eine tönerne Hülle,- der Chef: diese sinnlose, entkernte Witzfigur: machtlos, und beugt sich der Gewalt. In den Keller-Gehäusen, des Unterbewußtseins, in denen Tyler Durden haust, und sich bemerkbar macht, wird Nitroglycerin hergestellt; das Land zerbröselt unterminiert wie ein Käsekuchen, durchsetzt mit Löchern, bereit zum Zusammenbruch. Späte Erkenntnis, einsetzend nach allem Realitätsverlust, wenn der Anspruch der einen Einmaligkeit, Vergänglichkeit, unteilbaren entschiedenen einzigen Wahrheit sich durchsetzt, können die Eigenmächtigkeit der durch uns in die Welt verketteten Ausgangspunkte von Verwirklichungen und Eigendynamiken nicht mehr aufhalten: wir ernten die Früchte unserer Taten, unseres Willens, unserer jahrelangen unterdrückten Triebe und abgefederten transluzenten irrelevanten Selbsterkenntnis, unserer Selbstbetrügereien, Heucheleien, Unehrlichkeiten, Sparsamkeiten, Bescheidungen, Anpassungen, Verstrickungen, Inkonsequenzen, Traumtänzereien, Wegdrückereien, Bestechlichkeiten, Bequemlichkeiten, Gesundbetereien, Hypnotisierungen, Schieläugigkeiten, Fehlinterpretationen: Selbstbetrug, von zurückverkauftem abgesaugtem eigenen Körperfett. Es ist zu spät. Wehret den Anfängen. Selbst indem wir uns auslöschen, können wir, was wir (nicht) taten, nicht ungeschehen machen. Es passiert und ereignet sich: da ist es. Vielleicht sehen wir zu. Mr. Putin. Watch out. Watch this Film – auch wenn ich es lieber auf russisch besser gesagt hätte: die Wahrheit ist die Gleiche. It is You, and It is Me. Both together You in Me and I’m in You & We’re all in Together Now.

                                              Übrigens ziemlich genial wie alles in diesem Fincher/Ch. Palahniuk, wie Tyler Durden in die Welt kam, v o r allem Rollenwechsel und anarchischen Protest-in-die Suppe wichsen: wie Durden/Brad Pitt seine zweitbeste Rolle vielleicht nach – oder vor?- 12Monkeys nur als Mikroblitz-Zensusstandbild einmontiert in die Schnittfolge nanosekundiert vorab-auftaucht, um den Beginn der Spaltung in wahrheitsdrängenden Momenten, noch zwischen den mächtigen Brusttitten der verzweifelten Realität als Elends-Tourist, als selbstankündigende Lösung, auftaucht. Wie alles an diesem Film nebst der vortrefflichen Burton-Muse: genial. Kompromißlos wie Fear&Loathing. Radikal. Literarisch. Ohne Angst vor einem Üblen Ende: denn besser ist es, sich es vorzustellen, als es zu erleben (was fraglich ist, nur dann sicher: wenn es NICHT getan wäre (vorgestellt). MIT : gäbe es vielleicht noch eine Chance. Radikal böse: wie Brazil. Ein Film ohne Kompromisse. Ein Film, der die Wahrheit spricht. Ein Film, dem es um die Wahrheit geht. Ein mutiger Film. Ein brutaler, aber nicht voyeuristisch-grausamer Film. Ein Film der warnt. Ein Film, der Erkenntnis hervorrufen will und kann. Ein Film kurz vor Toresschluß. Ein Film, der nicht beachtet werden wird(?)? Ein Film als Mittel zum Zweck. Finchers beiweitem Bester: dank Chuck Palahniuk. Ach, wie schön, wenn sich Film und Literatur vollkommen verbinden: Großes entsteht. Ein Film, der einen Hoffnungsschimmer hinterläßt: vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wenn viele Menschen erkennen, das Film nicht Selbstbeschiß ist: sondern ein Opern- oder Operetten?-Glas in die Zukunft, in der sie : SICH anschauen können, Hoffnung und Angst, brutal: Wirklichkeit von morgen.

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                                                craax 30.04.2014, 10:38 Geändert 20.05.2018, 11:57

                                                Selbstverwirklichung durch Selbstverzicht -.
                                                Alle Einzelschicksale sind durch ein viel größeres, wichtigeres, Bedeutsameres gehalten, von dem der Sinn auf das Einzelne zurückkommt und ihm Sinn verleiht. Rick, Laszlo, Ilsa, Renault, Strasser - Casablanca verläßt gerade den nur durch sich selbst definierten Rahmen, und wird gut oder schlecht dadurch, wie es sich im viel größerem Rahmen orientiert und entscheidet.

                                                Rick und Ilsa sind nicht pure Romanze, mit einem großen Gefühl, für sich. Ihre Liebe hört nicht am Tellerrand des Gegenübers auf. Generationen sind Sinn und Charme dieser Erzählung erlegen ; warum? Wegen Rick & Ilsa? Ich denke bescheiden: weil Casablanca im großen Konflikt die richtigen Entscheidungen trifft – weil das historische Amerika im historischen Kampf gegen den historischen Faschismus w i r k l i c h die Guten war/en (mit Betonung auf waren). Ein rarer Moment der Weltgeschichte: in der zahllosen Reihe der beliebigen Kriege: eine Krähe hackt der anderen die Augen aus – kam es einmal, selbst unter Kriegen,- zum Kampf Gut gegen Böse. Und die Bösen waren – wenigstens zu dem Zeitpunkt – (noch) nicht die Amerikaner & Co (vor allem England Churchills). (Vielleicht waren sie das geraume Zeit später – der Bombardierung Hamburgs beginnend, oder noch ein wenig intensiver, in z.B. Dresden und Hiroshima). ABER und ein Großes Aber : zu diesem Zeitpunkt: NOCH nicht. 1942, als Casablanca in Los Angeles gedreht wurde Mai Juni Juli : da war der F a s c h i s m u s s i e g r e i c h (Stalingrad stieg gerade in die Stiefeln) – aber NOCH: sah es aus, als könnte Hitler die Welt unterkriegen – die amerikanische Flotte war frisch versenkt, und das Wasser in ihren Schlachtschiff-Rümpfen noch nicht trocken. In der Zeit tat Not, eine Grundsatzentscheidung zu treffen. In den historischen Moment dieser notwendigen Klarwerdung und Selbstfindungs-Entscheidungskulminationsphase platzte, mit nicht viel nötigem Respekt, Casablanca. Die Kernszene in Rick’s Cafe ist nicht >Here’s looking at you, kid< und auch nicht >Play it again, Sam<, sondern – wenn das Horstwessel-Ersatzlied (die Rechte konnten nicht geklärt werden) der berühmten Wacht am Rhein weggeputzt werden durch das freiheitliche Aufbegehren des unwiderstehlichen Aufbäumens der >Marsaillaise<. Der Score, ein unendliches Verschlingen von ‚As Time Goes By' und ebendieser, und perfekt, wie übrigens der tonale Aufstieg der selbstbezogenen >Wacht< übernommen und fort-& übergeführt wird in die viel größer gewaltige unwiderstehliche Wucht des Freiheitsliedes,- ist : merveilleux!

                                                Die zentrale Szene übernimmt Victor Laszlo. Und er ist das heimliche Zentrum, um das Casablanca – auch Rick, Renault + Ilsa + Sam – kreisen : der >Widerstand< als Laszlos, Persona non grata, Symbolkraft. Wenn Rick auch nur von der Balustrade herunter-zuschaut, ist es einer, dem auch Ilsas Augen zärtlich abgewendet folgen und auf d e m ruhen: dem Bewußtsein, das es Wichtigeres, Größeres gibt als das Glück zweier Menschen – gibt es Wichtigeres, Größeres? – nicht gegen es: MIT ihm. Glück ist nicht egoistisch – Glück ist immer nur das Glück des anderen – einen Klassiker abzuwandeln.

                                                Von hierher bezieht Rick und Ilsas Königskinder-Geschichte ihren Reiz nicht viel mehr als Bedeutung: sie steht mit der Welt am Scheideweg-Abgrund – und wie gesagt: zum Zeitpunkt war keineswegs klar, wie die Geschichte ausgeht (natürlich war sie Klugen, wie Erika und Klaus Mann, klar : im Moment, wie Vereinigte Staaten (endlich!!) den Krieg erklärten, seufzten sie erleichtert auf, denn sie wußten: nun hat Hitler verloren!). Übrig blieb allerdings noch, nach der Erleuchtung, die Verwirklichung.
                                                Casablanca ist nicht die Verwirklichung, sondern fängt diesen einen, historischen Moment, der Erleuchtung, und Entscheidung, ein – w i r d dieser Prozeß des Innewerdens, und Aufraffens, Zusammennehmens und –Willens : der Selbstkonzentration und Verschmelzung, mit dem, was Richtig, Notwendig, und Gut und JETZT ist.

                                                Daß das überzeugend und authentisch, weit über ein übliches Maß von etablierter Hollywoodschmonzette, wurde, (‚Drehbuchlektor Stephen Karnot‘ bezeichnete es z.B. als „anspruchsvollen Kitsch“) : d a s es selbsterfüllend viel größer als alle beteiligten Wasserträger der Geschichte wurde, ist vermutlich einer Kulmination unzähliger auf diesen >historischen Moment< selbstzulaufenden Fäden zu verdanken (ach: Dank ist schon kein schlechtes Wort): neben denen der >Geschichte< (des unsagbar summierten Leids und der Empörung zuvor) , bis auch darauf hinunter dem schlichten >Fleisch< des >geschichtlichen Materials<: der Menschen, die beitrugen, wie z.B. so viele viele der Darsteller, die selbst vom Faschismus verfolgte Leidtragende, Kummervolle waren, deren Protest sich in den Dreharbeiten austoben und zu Gestalt gerinnen konnte: hier, einmal, waren Bezahlte sich wohl (unterbewußt oder zunehmend klarer einverstanden)- darüber >bewußt<, daß das, was sie taten, woran sie mitwirkten, etwas war, was sie sogar ohne Geld tun würden: ja, getan h a t t e n ,- und hier: zur Verwirklichung von Überzeugung verhelfen beitragen konnten. Ich glaube, diese tiefere Bejahung und Glaubwürdigkeit spürt man in jeder einzelnen Szene, jedem einzelnen Darsteller, jedem einzelnen – auch längst zuvor gewonnenen Dialog – unter aller HollywoodperfidiegewäschgewohnterGlätte von Casablanca. (Eine Schleife: Peter Lorre – bekannt. Trude Berliner, die Gitarrenschlägerin: aus Europa, neben der Mehrzahl identifizierbarer Rollenträger, entkommene Antifaschistin, viele Teilnehmer namentlich der >Strasser< am Film verloren Angehörige in Vernichtungslagern /siehe den ausgezeichneten Wikipedia-Artikel. Auf einen möchte ich noch, bevor die Schleife schließen muß, besonders hinweisen: CURT BOIS, der eine weitergehende Recherche – nicht nur im Internet, köstlich lohnt. Es sind ein paar famose auch autobiographische, Bücher über /von /mit ihm erschienen. Er ist übrigens von Wim Wenders für der >Himmel über Berlin< wiederhervorgekramt worden : als Hommage. Verdient.). Schlaufe zu).

                                                In Casablanca müssen also die Charaktere über ihren Schatten springen lernen: und egal was in der Vergangenheit war und sie verletzte ja zu zerherzensbrechen drohte,- überwinden. Und da kommt die Person ins Spiel.

                                                Rick hat allen Grund, sauer und ein sympathieverletzter Misanthrop, von Nationalität >Drunkard< im Dauerkoma –als Pegelhalter- zu sein. Das tut seinem persönlichem Charisma und subtilem Charme unter der Maske der unberührbaren Liederlichkeit – unbeteiligt erfolgreich über den Dingen zu schweben- keinen Abbruch. Ohne die kurierte Cleverness zur Abwechslung selbst profitieren (wenn es sonst schon niemand tut außer sich) wäre dieser >Charme< allerdings keinen Cent wert: es ist die mühelose Gleichgültigkeit des scheinbar Erfolgreichen, die so faszinierend interessant die Neugier erregt. Und jeder ahnt: unter dieser teilnahmslosen, neutralen, abweisenden, saturierten Schale schlägt womöglich ein blutendes Herz.
                                                Selbst Renault, der auf dem Weg der revolvierenden Genesung schon sehr viel weiter abwärts gelangt ist, ist immer noch nicht verhornt genug, das nebenprofitabel zu ahnen. Ein Geheimnis hat jeder: es muß nur bekannt sein; dann hat man Ruhe. Nur ein unbekanntes Geheimnis ist beunruhigend : denn es könnte dem verwandt sein, was u n s beunruhigt,- und von dem wir zu gerne ihrer- :unser – Geheimnis lüften würden, damit wir u n s endlich besser kenn(t)en.

                                                Das Geheimnis von Rick schafft ihm – neben seinem Erfolg – Freunde. Eigentlich ist er mit ALLEN unausgewogen befreundet. Liegt es daran, das Alle Geheimnisse, die sich vor sich selbst verbergen, haben? Diese Art Verwandtschaft?

                                                So gelangt Rick in den Besitz der nur Drehbuchverfassern warum bekannt wichtigen Visa-Blankoscheck-Papiere für z w e i (n i c h t drei! mögliche) Personen. Peter Lorre schafft es einmal, Bogie zu beeindrucken. Sam allerdings gefriert kurz darauf das Blut in den Adern: er ahnt schon, das er gezwungen sein würde in Bälde, ein lang nicht mehr ausgeübtes Lied zu spielen: Alptraum jedes virtuosen Pianisten.

                                                Die Frau des erwarteten Widerstandsphänomens Victor L. stellt sich nämlich als die herzensbrechende vorjährige Geliebte des stagnierten Cafehausbesitzers heraus –nebenbei Sam’s großer Liebe (wie eigentlich Jedes‘ im Raum, vom Oberkellner bis zum Tresenwart).

                                                Und bald stürmt der herein: er solle doch dieses Lied nie wieder –
                                                Toll wie Bogie das (nicht) macht. Nur eine zuckende, verdunkel-schattende Augenbraue.

                                                Dann zoffen die sich, ordentlich, während der in nationalen Zeiten vorzüglichen Männer-Berufsausübung (Gewohnheitstrinker).

                                                Hin und Her.

                                                Nachdem sie sich strubblig beharkt gezaust und Mißverständnisse zum Beispiel was junge Dinger die zu Männern aufblicken anstarren angeht überausbaulich gedehntstretcht haben, kommt der Moment, in dem sie sich mit der Waffe – Liebe geht bis aufs Blut – gegenüberstehen. Sie will die Visas – für den. Er macht das Ranking der Gefühle klar – ohne Liebe taugt das alles nichts, die Ganze Welt wiegt nicht innere Leere, die Abwesenheit von Liebe erzeugt (hinterläßt), auf. Stunde der Wahrheit: auch sie gesteht, Weltwohl nicht über persönlichen Horizont zu stellen vermögen. „You have to think for us both“ - ein Satz, auf den Kant stolz gewesen wäre (in Kriegszeiten nützlich).

                                                Das läßt der Erste sich, endlich mal wieder gefordert vereint, nicht zweimal sagen. Da es sich allerdings um ein Geheimnis – und zwar Rick’s Geheimnis- (besonders perfide) (mißtraue dem Alkohol) handelt, müssen wir bis zum Schluß wieder gespannt warten: ist er der Verräter, der er vorgibt zu sein – oder verhilft er nur besonders raffiniert dem Guten zum Erfolg? – Alle Anzeichen sprechen dagegen. Ilsa scheint ihm wichtiger zu sein, als Strasser, und Renault, im genauen Scheinen des Gegenteils. Scheiß auf Laszlo. Wenn Ilsa Witwe sein muß, nur zu.
                                                Selbst Renault hat sich verrechnet,- nur damit nicht. Auf geht’s zum Halali.
                                                Strasser kommt angebraust, zum Glück. So können wir Zeuge der Dummheit der Pflichterfüllung – der falschen, wohlgemerkt, werden. Unterschätze nie den Ernst eines Mannes mit der Flasche.

                                                Nun muß nur noch Ilsa überrascht werden – und die Welt. Laszlo entkommt. Die Welt ist annähernd vorweggenommen wieder heile. (Wahres, echtes, richtiges) Pflichtgefühl hat selbstlos gesiegt. Das Innere (der Stolz, das Gesicht, einleuchtend) ist wiederhergestellt. Das Gute Geschick der Welt ist höherwertig lieblich. Ein echter Charakter noch mehr. Dem (richtigen) Welt-Schickse ist sich demütig zu beugen; das kann sogar Spaß machen. Und wer weiß, da Widerstandskämpfer (von der fernen friedlichen Usa aus??) in Europa ein gefährlicher Job ist, und z:B. Auto- oder Leiterunfälle überall drohen, wer weiß, vielleicht wird das mit der Witwenschaft ja rechtzeitig (aber nur erst wenn der Gewinn der Guten Sache gesichert wäre, so in ein zwei Jahren) ja noch was?
                                                Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Und immer korrekte Haltung bewahren, selbst selbstlos. Dann wird das was.
                                                Der Erfolg von Casablanca spricht für sich. Es lohnt sich. Im richtigen Moment am richtigen Ort der entscheidende Gute Mensch, über sein persönliches Schickse hinaus zu sein. Sie und er wird es dir danken, zuletzt (und wie a n g e n e h m empfunden : o h n e magenausputzende verwrungene Zungenküße). Und selbst, wenn du schon Jahrzehnte perdue und an Raucherkrebs oder Altersruine gestorben bist, wird immer noch alle Welt, die unentwegt Dankbare, edles Knappenvolontärstum freiwillig bestaunen : und darauf kann sie stolz sein. Und ich bin es auch. Love you, kids.
                                                Forever: Here’s a looking at you, again - immer wieder ergreifend schön, und stolz, und mannbar – und frauenstark, in Schwäche – und Echtheit. (die kann man in Geschichtsbüchern nachschlagen: so war’s, wenn auch nicht direkt in Casablanca, wo wenige Wochen nach Erscheinen des Films, übrigens, Stalinmonster, Churchill und Roosevelt sich bezeichnend trafen, um die siegliche Allianz zu formvollenden-schmieden : ein Augenzwinkern der Geschichte?). Trotz allen >gehobenen Kitsches< : darüber weit, hinaus. Und als Liebesfilm ist das bedingt: zur Liebe der Welt, nochmehr.

                                                Im Übrigen empfehle ich immer noch den atemberaubenden Klassiker der Geschichtsschreibung, wie >de bellum gallicum<: Churchills Memoiren des WWII, der ihm den Nobelpreis (als Schreiber, völlig zu Recht) einbrachte. Da kann man, gegen Mitte, sehr schön das Aufeinandertreffen der merkwürdigen Zirkelschlüsse der Weltgeschichte, bis in ebenjenes Casablanca hinein, nachfühlen. Die Kurzversion des Readers Digest, wie wir alle gern wären im entscheidenden Moment, wenn's geht nicht allein, bringt der Film.

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                                                20.05.2018
                                                https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article112397444/Casablanca-war-die-gefaehrlichste-Stadt-der-Welt.html

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                                                • 300 ist nicht zu verzeihen.

                                                  Superman war gut, insofern er von Nolan war (Anteile SEHR klar zu unterscheiden: Nolan zu Anfang, S. zu Ende). Snyder liefert exakt das, was an "Hollywood" immer schon übel war - verantwortungslosen Sense-Appeal. Ich mag, wenn an meine Sinne appeliert wird - verantwortlich. Snyder ist - gefährlich, nicht extrem genießerisch. S. ist der Riefenstahl Hollyw.s - eines Systems, das eh ständig gefährlich an der Klippe laviert: und damit meine ich nicht das System H. - ich meine das System Usa. Es ist gefährlich, bei diesem S, das Gehirn an der Kasse abzugeben, sowohl für Ein-wie Anwohner: nur, weil es so gut vermeintlich schmeckt. Ohne, das ich die ChristopherLee-Rolle in >Charlie Schokoladenfabrik< anstrebe.

                                                  Es gibt andere geeignete schlechte Regisseure in Hollywood, die grottig sind, ohne übel zu sein. Man kann doch auch, wenn man drauf besteht, L. Wiseman (ist mir bei einem perdue geplanten Ding zur Abschreibung völlig egal) nehmen, wenn man schon festentschlossen abkacken will.

                                                  Bin mit Comics aufgewachsen und liebe das bevormundungsfreie Genre (früher galt das als >Schund<). Das konnte etwas formen. Wenn daraus was kommerzialisiert Beliebiges wird-... S. & Konsorten ist der sicherste Weg, das Universum binnen Kurzem zu erschöpfen. Aalglatt, systemkonform, stromlinienförmig, beliebig, gewissenlos - perfekte Form, Null Inhalt: ÜBLER Inhalt, egal, Hauptsache Kohle - das Einzige, was Hollywood vernichten kann, ist Hollywood.

                                                  • 10

                                                    Ein absoluter Knüller-Klassiker, bis zur jetzigen Stunde!

                                                    (bereits seit: 16. Juli 1945)

                                                    eins von Hundert: "Aber meine Herren!! Sie können doch hier nicht Krieg spielen - Im Kriegsministerium!"
                                                    (oder noch ein zweites von zweihundert: der Vorname des Präsidenten Merkin Muffley bezeichnet im Slang ein Schamhaartoupet /Wikipedia) (Des Kaisers neue Kleider, man beachte die Glatze)
                                                    oder noch : mankind als TuttiFrutti-völlig durchgeknallte Bombenreiter

                                                    abgesangsingt Vera Lynn aus voller Brust inständig: "We'll meet again" :- nanana -nananaaa - "dont know wheere - don't know wheeeen..."

                                                    glücklich die Seele, für die das alles VERGANGENHEIT (>Der Kalte K'affee<) ist...

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