craax - Kommentare

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  • 8

    Film von Renee Clement: Alain Delon

    Ich wage einmal ein für mich Novum: es muß ungefähr 1976 oder ‘77 gewesen sein, als ich diesen Film – genau wie seinen Komplementär, den >Eiskalten Engel< gesehen habe. Über diese Distanz wage ich es, was vermutlich als ungehörige Unzulässigkeit betrachtet wird (sein müssen), den Eindruck zum Film zu äußern (sicher, ich könnte ihn auch nur mal eben, Fingerschnipp, nochmal ansehen). Warum will ich das nicht? – vielleicht weil ich denke, das ich dem hinterlassenen Eindruck von – wieviel-Jahren? bewahrter natursubjektivitäts-Ehrlichkeit einen, hier, D a n kbarkeits-Tribut genauso pflichtschuldigst bin wie Dem, was immer, der Film, erneut "objektiviert" bedeuten würde,- täte ich es. Eins nach dem anderen. Hier erst einmal ein Schuldabtrag – bevor ich neue anhäufe.

    Ein reicher Mann trotz wahrer Liebe, und das Geschmeiß, das umher von Reichtum sich sammelt, von diesem („Mitteln“) magisch angezogen wie Schmeißfliegen-Motten vom Licht-Schein als purer Vision lange bevor es reale Versprechung ist, eines besseren, eines perfekten Lebens. Sozialneid. Glücksneid. HABEN (statt Sein) : sich selbst bequem übereignen zu wollen. In B e s i t z nehmen: einer Welt, in der Besitz alles bedeutet, oder vielmehr: Un-Besitz alles übel entscheidet. Wo kein rechter Weg geebnet, vorhanden, als nur vermeintlich das : Verbrechen. Das Tellerwäscher-Märchen: ist nichts für Schlaue, die eher eins und eins zusammenzählen, um auf die orthografisch korrekte Lösung zu kommen, -denn an Märchen, längst im Überschrittenen-Alter,- länger zu glauben.

    Der Film lebt, weitgehend unausgesprochen, von einer nur in Bildern sich äußernden, darstellenden Gegensatzentwicklung : er lebt von Alain Delons ikonen-engelhaftem Äußerem – und einer ruchlosen namenlosen Verderbtheit, die ursprünglich nicht vorhanden, doch hervorgelockt, genährt, aufgezogen, durchbrochen, umgesetzt, immer entschlossener entwickelt, geplant, ausgsprochen, gefährlich umspielt, viehisch durchgeführt, perfektioniert, erweitert erwiesen wird, bis sie um ihrer selbst willen das geendet geworden ist, was zu Anfang nie gewollt und beschworen - zu Ende allein vorhanden und ganz und gar es selbst geworden ist. Das ist mehr als abgrundtiefe Verderbtheit, wenn das Meer schließlich seine Geheimnisse preisgibt – das ist, gerade im nicht-mehr-Gezeigten- der vorstellbaren Innerst-Reaktion der F r a u ,- ein Schock, ein klaffendes Nicht-mehr-Begreifen, ein Auseinanderbrechen der scheinbaren Welt, das und die ab hier nie mehr zu kitten und zu heilen sein wird wie nach dem Krieg ein Ding namens Auschwitz allmählich hergegeben bekannt wurde: vor dem man, wenn man Glück hat, unbegreiflich kapituliert und nur noch sagen kann: das gibt es, und ich begreife es nicht : kann es nicht einmal sehen, um ihm und ohne es zu können –wie denn ins Gesicht zu schauen. Die Welt wird danach nie mehr so sein : heile, grundsätzlich im begreifbaren Lot, wie zuvor. Gewandelt, in der erinnerten Imagination, zum Alptraum. Nach diesem ist etwas hineingekommen, das nicht hineingehört, dort nicht sein sollte aber ist : und mit dem wir dennoch Umgang, eine Möglichkeit zu existieren finden müssen, in solcher Gegenwart, die unbegreiflich ist, die man nicht mehr vorstellen mag,- und gar sich selbst: in Umarmung, in Kampf mit ihm – finden muß. Was zurück bleibt, ist ein – auch der: Kampf/- unausgesprochener Schock. Der Film spinnt sich fort: für immer in unsere Gegenwart herüber. Darin gleicht er >The Act of Killing<. Die Schlußfolgerungen daraus : was Nun? wie nun? müssen wir selber ziehen.

    Der Film nährt sich aus einer Konfrontation der Bilder, unausgesprochen, un-formuliert, nur gez e i g t (was Bilder-Kino ja tu'n soll‘n) : dem engelhaften Eindrucks-Äußern Alain Delons – und einem Wirklichkeits-Tun, das, allmählich entwickelt, immer mehr zu etwas wird, eigendynamisch, was eine Grenze, eine Kulmination schließlich findet: einen skandierenden, mit Worten nicht mehr zu beschreibenden höchsten blutgefrierenden Ausdruck, wenn die entbehrungsreiche, sich verschmäht fühlende Liebe, zum längst-Toten, Ermordeten-Vermißten, Inbegriff solchen Leidens, dem die letzte Selbstentwürdigung nicht mehr ein zu hoher Preis für das Wesen seiner un-entbehrlichen Existenz-Bedingung ist, wenn zum Letzten verzweifelt heruntergekommene Liebe, im Namen der Liebe, mißbraucht wird von seinem/ihrem ultimativen Gegenteil. Die gleichzeitige Anwesenheit des verratenen Höchsten, und triumphierenden Niedrigsten, im selben Moment, derselben Einstellung, in einem Bild : das ist eine gegensatzvereinigte Konfrontation, die man erst einmal schaffen können muß: als Vision wirklich, wenn auch nur in der Vorstellung,- als Schlüssel, als Bild – erstehen zu lassen,- "koste" es, was es wolle. Der schwache, verratene Mensch ist für die irre Versuchungs-Erfindung des Geldes und was es bedeutet, welche Macht es errungen hat,- nicht gemacht und länger geeignet. Zeit, diesen Irrsinn zurückzuerfinden - wüßten Sie wie?.... Eben. Also : gewöhnen wir uns lieber? Zu Anfang dieses Films geht es nur um Luxus und wer wieweit zuerst am meisten am längsten profitiert - bald, liebe Freunde, warte, warte nur ein Weilchen,-... wird es nur noch die Wurst, auf dem Brot, dann darum gehen, wer noch leben und wer schon bald, zuerst sterben wird (umlauerte Diskussion auf dem Boot: etwa da befinden wir uns, immer wieder und noch einmal : nur das allmählich der Proviant knapp wird, und die Häfen, die zur Ergänzung: gewohnter Reichtümer-, Bares gegen Wahres, anzulaufen sind in Reichweite , wenn wir ankommen: heruntergekommen wie Delons Rolle: und irgendwann, jaja so wird's wohl kommen,- geplündert sein werden? ...Nein?... -).

    Der Film zeigt den abschüssigen Weg (hinunter: Musiktip: Godley&Creme >Good Bye Blue Sky< -: das g a n z e lustig-groteske vorauseilende Album!)-(vielleicht zum passenden Einstieg: "10.000 Angels"?) ...bis zu jenem abartigen, fremdartigen, jetzt-abscheulichen gewonnenen Bild, sehr >schön<, und unausgesprochen auf. Er ist kräftig, klare Farbe. Er ist erschütterlich. Er ist Salz in der Suppe: soviel Salz, und so viel in dörrender, siedender und drückender Hitze im Filmverlauf unter der Sonne verdampfte Suppe, bis nur noch ein glutentstiegender, unfaßbar glühender kompakter Mineralklumpen (wie im Hals) übrig geblieben ist : ein steckengebliebener schließlich auf alle Dauer schockgefrorener Kristall, in dem sich eine Bild-Bewegung, eine Vision, wie in der Hexen-Kugel, spiegelt : die uns immer wieder, einen elenden, unfaßbaren Moment zeigt.

    Dieser Moment, hat man ihn gesehen, wird nicht mehr zu vergessen sein. Hier ist es das unfaßbar >Böse in einer unendlich Gegenteil versprechenden Schale. Ohne Alain Delon, seinem Versprechen engelhafter Reinheit, hätte dieser Film, mit IRGENDEINEM (beliebigen) Anderen, - nicht derart funktioniert. Dieser Film tut es aus dem Glauben an was wir sehen (möchten), und der tatsächlichen Erfahrung des Seinsdahinter, heraus. Und das –schmerzt nicht nur, ist gelinde gesagt. Das ist ab da, unfaßbar : und man weiß nur noch, daß es D a s gibt. Der Rest ist lebenslanges Rätselraten: -Wie? – ab hier weiter? –womit? –Wodurch? -Wohin? –Warum? – und vor Allem: wie um Himmelswillen NICHT – Das-?

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    Folgt noch ein, etwas gegenüberplazierter, unnötiger? Appendix: der >Eiskalte Engel< ist das genaue Gegenteil,- und doch dasselbe davon. Auch dort begibt sich, etwas atmosphärisch dicht näher monströs gelegen weithergeholt, derselbe ultimative Gegensatz: auch dort ist s e i n Gesicht der Schlüssel. Doch geht Alain Delons Darstellung da die umgekehrte Richtung : vom abgrundtief Dunklen? Feinhäutigen ins (Zwie)Licht – von Verstrickung zu Erlösung – Schuldlosigkeit – Opfer – Mitleid - und Reinheit. Beides läßt die Welt nur als gegenwärtigen -und auch nur von außen beträchlichen- Schauplatz erscheinen: einer ungeheuren diffusen E r s t r e c k u n g , in der irgendwo wir uns : an welchem Ort, in welchem Abschnitt der Strecke – wieder finden müssen.

    Vielleicht sehe ich die Filme demnächst noch einmal genauer (für mich?) an: ob ich es müßte? Muß man altem Jugendvorzug noch einmal in zeitgemäße Gesichtsrunzeln studieren? Wie sagte Wynona am Ende von Edward Swissoirhands? : „‘Want him to remember me as the One I was.“ „But surely yet still dance some times and hope ever ‘will“.

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    • 8 .5

      Big Fish ist zunächst etwas schwerer zu entschlüsseln (nicht von Anfang an klar) wie die anderen TimBurton-Meistermärchen. Was soll der Goldene Ring? warum kein Köder? warum ein Dieb? Warum Ausspucken, warum erst Reinhängen? Warum wiederkriegen ein >Geschenk< /wenn der Fisch entkommen? W a s b e d e u t e t das Geschenk des Goldenen Rings?- es braucht etwas.

      Vermutlich liegt das an seinem Thema, das nicht nur eine zugrundeliegende umrissene Emotion – ein Kern – ist (selbst wenn sich dieser auf das ganze Leben in tausend Facetten auswirkt, wie z.B. in Edward Swissoirhands, das >Lieben< von seiner tiefsten Entbehrung bis höchsten Wesenserfüllung erzählt), sondern ein Thema, eine Erstreckung, die selbst erzählt : erbaut werden muß, ohne das sie einfach nur übernommen und als bekannt vorausgesetzt vorgewiesen werden kann. Der Kern ist hier nicht im Rauminhalt einer Herzens-Hand zu halten, und umzublicken, und von allen Seiten erkennbar als das Eine zu facettieren; Big Fish kann man nicht auf dem Finger balancieren nicht einmal im großen Arm umfangen und bei sich windend halten : dann wäre er nur, wie der Wels, eben nur sehr groß, aber doch EIN Beschränktes. Das ist er nicht; er ist VIELE Dinge, eine Sammlung; nur das in dieser Sammlung alle Dinge zusammenhängen, und so zuletzt, und alle miteinander: Sinn ergeben. Big Fish erhebt sich im ZWISCHEN, und man muß es ungenau fokussieren wie ein 3-D-Bild: denn er ist nicht (nur) das Abgebildete: er ist der EFFEKT, ZWISCHEN den Stühlen und Zeilen, und alles zusammen ergibt, vielleicht : ein Leben.

      Dieses Leben gehört hier einem Geschichtenerzähler. Es könnte eine Autobiographie sein. So könnte Tim Burtons, des geborenen Geschichtenerzählers, Autobiographie ausschauen – einen Eindruck hinterlassen. Wie gesagt, keine Biographie; eines Verehrers. Die wäre vermutlich, da niemand als der Erfinder selbst das recht hat, die Geschichte zu verändern, viel schnörkelloser, und mit mehr Fakten – geschmückt-, wäre unangebracht: entkleidet. So also liefert Tim Burton die Geschichte von seinem Großen Wels selbst, als der er einmal, in den großen See entweichend, bei Mondschein springen wird, um in ihm zu leben.

      Die Geschichte des Großen Wels beginnt wie jede mit einer Geburt. Das ist ein Großes Ereignis, das einer – nein nicht Ausschmückung – der Enthüllung seines Hintergrundes, seiner Wahren Bedeutung, bedarf. Denn jede Geschichte bedarf eines, wenn möglich würdigen, Gegenstands – und Größe, auch wenn sie im Wunder eines winzigen Keims besteht, ist würdig: es ist das Drumherum, das, wenn es so besteht, auf seinen winzigen Baustein zurückwirkt und ihm viel mehr Bedeutung verleiht, als ihm – als bloßer nackter Tatsache – allein zukommt, oder –käme (denn das ist ein Postulat)(das es nicht so ist). (FAKT ist, das es nicht so ist. Fakt ist: alles hängt mit Allem zusammen!) – was zu beweisen ist.

      Edward (was für ein Zufall) hat selbst einen Sohn, einen, der lange Zeit nicht nur ein wenig, sondern schwer enttäuscht ist – von seinem Vater, dessen Geschichte im Lauf des Films wir immer besser – und damit ihn – kennenlernen und vertraut werden (Vertrauen erwerben). (Weil e i n e gute Handlung : noch keinen guten Charakter bezeugt. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer).

      Edward erzählte Filius, auch wenn der wollte, wünschte, forderte, nie die Wahrheit. Immer nur Geschichten: nie die Wahrheit dahinter. Filius denkt: die Wahrheit ist Fakt, und deswegen kann man sie auch nennen + erfassen, durch bloßes Erwähnen des Namens, Anschrift, + Gesicht: und fertig, Geschichte vollständig, Wahrheit erzählt, + auf dem Tisch. Weitermachen. Dienstgrad, Einheit, Standort Meldung – abtreten.
      Der Wels hat keinen Dienstgrad, außer: „Groß“, seine Einheit ist: unbestimmt, nonkonformistisch, und sein Standort ist: überall – der See. Wo Wasser ist; Angelhaken vermeidet er. „Weißt', wieso etwas groß wird? – weil es nie gefangen wurde!“. (Geschichte vom Riesen : die Bedeutung dahinter ist dieselbe, zu entdecken).

      -beginnt also mit der Geburt: einer Überraschung (und jede Geschichte kehrt an ihren Anfang zurück, was diejenigen in dieser Erzählung auch ständig tu‘en, retournieren, bis alles mit Allem zusammenhängt und Sinn ergibt. (Selbst der Wels im magischen Mondscheinwasser ist die erste und letzte Einstellung des Films).

      Die Geburt,- der Beginn von Edwards Geschichte, flutscht nur so, auch zunächst einmal zwischen den Beinen hindurch, bis man sie ihn vielleicht schnappt. Zugegeben, etwas übertrieben: aber auch sonst entwickelt sein Wesen sich, in der kleinen Weiler-Stätte seiner Geburt (viel zu klein eigentlich für einen Großen Mann),- heranwachsend zu einem Tollen Hecht: egal, ob es darum geht, unerschrocken voran ins todweisende (-nicht-bringende!) Auspizien-Glasauge der örtlich ansässigen Hexe zu schauen,- nein, beim Rugby, beim pfiffigen Geschäftsidee-Rasenmähen (Swissoirhands läßt grüßen!) bei Feuerbrand-Rettungsaktionen (auch dort: derselbe Hund!),- oder wenn der Große Riese vorbeischaut: Eddie holt die Kastanien aus dem Feuer, wo seinem Großen Rivalen (der sich selbst so entdeckt, aus Neid+Unbedeutendheit), der Mumm oder das Format fehlt (mit würdigem Ende): irgendwann fällt man derart, und wenn man noch so sehr plakativer Schönheit Tribut zollt, auf die Nase. Das Schicksal ist gerecht+ Tugend belohnt sich selbst?)

      Eddie also, als er //, er hat keine Furcht-&Bescheidenheitsmanschetten (Goethe: bescheiden sind die Lumpe', und es war unausweichlich, das er es war, forsch und selbstbewußt// die Möglichkeit von Größe entdeckt, und zugleich: das Großes einen angemessenen Rahmen braucht, - packt sein Ränzel, und, mit solcher Erwartung zu Großer Begleitung und gleichem Ziel, macht er sich auf die Reise: HöherBerufenem, Besseren+ Größerem, einem Schicksal, auf entgegen.

      Gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Ein Menge Kleinigkeiten und Spinnenwäldler sind zu entdecken, derweil die Größe schon mal vorausschlendert um vornlängs weiter zu warten (John Lennon: „Ich wußte schon als Zwölfjähriger, daß ich einmal berühmt sein würde“.) Nun, auch bei John waren es noch ein paar Jahre; und er heiratete Cynthia, ein gewiß sehr nettes und schwangeres Mädchen, welches er in Spectre traf. Nicht, das Spectre ein übler Ort wäre; dort wäre leicht – und überaus angenehm komfortabel – ein das ganze Leben zu verbringen. Nur, das dort alle barfuß die Stelle ver-treten– und Wanderschuhe, die bei Fortbewegung – auf andere Weise, komfortabel sind (oder Schmerzen lindern/verhindern) allesamt tot über‘n Zaun, einer ziemlich unnütz hohen Wäscheleine, hängen, wo garantiert kein Rankommen, zur Fort-Entwicklung, mehr ist : wer rastet, der rostet – gern. Sehr verpönt, der Gedanke (an Gehwerk allein) daran, - denn ApplePie und Squaredance-Festivitäten von Spectre, dem idyllisch-seßhaftesten Ort der Erde („Spectre ist überall“) (Faust: „Verweile doch, ...“) sind berühmt – wenn auch nicht schreibförderlich. 12 Jahre – für drei Zeilen?! – nun : beschwerlich war’s so weit zu kommen: die Rückkehr, aus so gutsituierten Gefilden, entbehrungsreicher. Denn schließlich war man Blasen an den Füßen – und wohl auch leeren Magen – kaummehr gewöhnt. Dafür: trifft man alte Weggefährten wieder. Glückauf!

      Aber irgendwas muß man ja tun, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und irgendwann trifft man sie: SIE !!-. Ein weitere, andere Art Entbehrungen folgen: und Freundschaften, Kurzstrecken-Abenteuer-Bekanntschaften, die sich so ansammeln: und wenn Kontrakte erfüllt werden („Kennst Du den Begriff ‚Unwissende Knechtschaft‘ (Kant, Was ist Aufklärung‘)? Sittenwidriger Vertrag?“) gibt’s auch, bei Gelegenheit geförderter Katharsis, verdiente Belohnung. Auch da gilt: nicht zu schnell aufgeben: und durchaus ein bißchen verrückt gegen die Norm handeln (und nie zu leicht akzeptieren... ♪Spectre ♫!) und schon kommt, nah der Wunsch-Zielgeraden, ein neuer möglichst fix,- mit Humor und Entschlußkraft zu erledigender Anspruch. Gesagt-Getan; das alles ist (doch wohl) keine Erzählung; kaum der Rede wert, und liefert höchstens das Material: den Startschuß, zum Erreichen der Wahrheit. Was für einer Wahrheit? Immer reden die Leute von Wahrheit, „wollen sie wissen“. Was ist die Wahrheit? Kann das hier irgendeiner erzählen? – Die Wahrheit ist nicht zu adressieren – sie ist höchstens fühlbar zu machen. Sonst könnte man dem Großen Wels oder Manitou auch einen Brief zwischen die Sternaugen schicken: „Wels, groß, im Dunklen See. Unten.“

      Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Was treibt Vater da immer bloß? Wenn er nicht zuhause: bei uns, ist? Hat er eine Geliebte? – Hat er: sowohl als auch. Seine Geliebte war immer : die Welt – des Großen Zusammenhangs, der Erfahrung, und des Sammelns : Material für seine Geschichte,- nicht Geschichten. Denn wir stricken an einer Großen.

      Was er trieb? Er rettete eine bedrohte Gegenwart, eine heruntergekommene, mögliche Gemeinschafts-Zufriedenheit im lebenswerten Augenblick: nebst Menschlichkeit, die ohne sein Zutun zu grauer, lebensunwerter Ein-Öde und flachen Graus zu verrohen drohte, ohne Sinn, ohne Ziel, ohne Gegenwart, ohne Zukunft. Und dabei war, beeindruckt von seinem etwas selbstlos verrückten Versuch, das Gute einfach nur um des Guten willen zu erreichen, das heißt wohl: selber >gut< zu sein,- eine alte Bekannte (sonst immer hier wohl zur Unzeit), die sich in solche – im Grunde unpersönliche – Gutheit gar wohl hoffnungslos verliebte, und auf ihre Weise, war sie doch großzügig, zurückbedankte, mit ebenfalls großzügiger Gabe : Liebe für Gutheit. So geraten eine Menge schiefer Dinge wieder ins Lot, werden –Freundeshilfe- gerade gerückt, und jeder hat etwas davon; und Mythen klären sich auf, und die Wahrheit kommt schließlich doch ans Licht: und ist zwar anders als der Fakt, aber b e s s e r : weil es der Fakt in seinem WAHREN Zusammenhang: mit seiner g a n z e n Geschichte dahinter-, &daran hängend, ist,- die erst einmal aufwendig angehört, erzählt, erfahren und verinnerlicht werden muß, was ZEIT braucht. Eine wahre Geschichte wird nicht :genannt: sie wird entwickelt. Und das dauert mitunter und beansprucht (d)ein Leben, ...in dem jedes Große Ereignis Geburt Aufwachsen Rivalität Einsatz Aufbruch Tätigkeit Verlieben Entscheiden Gewinnen Tat Lieben Bestimmung Kampf Freundschaft Krankheit Tod : der Mytholisierung-, heißt: der Einbindung in die Große Mythologie teilhaftig-, anheimfällt, weil es der V e r b i n d u n g bedarf um das Ganze-Große zu schaffen, und das v e r b u n d e n e zugehörige Viel-Einzelne : größer als das einzeln-Einzelne umwegig ist: ergibt.

      Der Sohn bekommt einen Sohn, und eine Geburt steht ins Haus. Die Geschichte geht weiter. Oder wird sie hier unterbrochen?- abgebrochen? -ist es der Magische Kreis? Wollen die Nachkommenden von Magie nichts mehr wissen, genügen ihnen Fakten? Werden sie dürr, entgegen den Träumen, den Schlenkerchen, den Spinnweben,- die Geschichte neu schreiben, entschlacken, aufs Wesentliche reduzieren,- damit sie sich anderen, nützlicheren, Zeit-gebenden und übrig lassenden Dingen zuwenden können, die nicht neue Freunde wozu auch einwerben? kennenlernen? zur Not-Hilfe rufbar sind,- statt Bezahlung? Wird die Wut des Sohns, zu kurz gekommen zu sein, in all-dem-überbordenden Viel-zu-Viel,- verrauchen? Ist er soweit, dem Beispiel zu folgen, ist er reif, zwischen den Dingen den Zusammenhang zu erkennen, zu folgen, und gar aus eigener Kraft herzustellen, bevor es zu spät ist? Der Vater, der Große Erzähler und Unpunktierbare ausflüchtende Märchenerfinder, die Zeit aus den Knochen gesogen, drängt: wird die Linie mit ihm abbrechen und verstummen? Wird der Sohn die Herausforderung annehmen? Wird er den Traum des Vaters, wenn es aufs Große Ganze geht, erfüllen und erfüllen – (nicht Können, das kann weiß er : W o l l e n, wünschen, das muß er! : denn w o ist, das gesunde, das gerettete Spectre?-, das Große zurück im Kleinen?) : also : -wollen?!

      So geht es zu Ende, oder kehrt, wie eine Gute Geschichte, an den Anfang zurück: denn derart bildet sich als Einziges ein Kreis, eine /die einzige Einzelne Linie ohne Anfang und Ende, die immer weiterreicht. Das ist wichtig: denn nur dann ist es ein Spiegel, von etwas, das ebenso ist, unendlich, ansonsten nur ein Bruch-Stück. Und Stück-Werk : das ist Fakt. Ein Fakt, aus dem Zusammenhang gelöst. Ein Fakt, der nicht viel Mehr, und nicht mehr Viel, bedeutet. Der bald langweilt: weil ihm der Atem-, die Verbindung, die Konstruktion fehlt, die etwas be-d e u t e t aktiv und : Sinn verleiht, der n i c h t in den Dingen allein, sondern aus ihrem Einklang-Händehalten mit dem Drumherum besteht. Ein Einzelnes: vermag kaum etwas. In Verbindung mit seinem Befreundeten: vermag der oder das Einzelne Alles: über sich hinaus, in die Höhe, in die Breite (wie Beethoven sagte) in die Tiefe. Die Magie steht in Verbindung, mit dem Rest, und nicht in der Isolation. Löst Du das Einzelne aus dem, was ihm Verbindungs-Mehrheitsbedeutung verleiht: entziehst du ihm das Leben, und erhältst von einem Feuer die bedeutungslose Asche,- nicht die Wärme, in bedrengender Kälte, die dein Leben braucht. Du müßtest sie erst wieder säen: damit Neues Leben aus ihm wächst, das vielleicht, wenn genug Zeitumgebung, zu Sammeln, und Aufbau, vergangen ist,- neue Wärme, eine wundervolle Zeit lang, knapp angelegt-, spenden & aus sich heraus ins Ganze, das auch uns enthält, entlassen + wohltun kann. Bald erfolgt der Tod. Das aber muß nicht sein.

      Sind genügend Freunde versammelt zum Abschied, die sich erinnern, die Geschichte lebt, erzählt wird, von einem zum anderen, den Alten zu Jungen, erneuert sie sich selbst: und kehrt zu sich, zu Leben zurück. Was zurück bleibt, ist bloßer Fakt,
      ein Häufchen Asche.
      Die Geschichte lebt, und wird sie erzählt, aus Erinnerung, aus Zuneigung, aus erweckter Liebe:
      und dazu braucht es Zeit, und Inhalt zu erwerben, alles nicht von heute auf morgen, sondern Tag auf Tag, Fakt auf Fakt, Geschichte auf Geschichte, Erzählung auf Erzählung, Jahre auf Jahre, Tat auf Tat, Schleife auf Schleife, Erinnerung auf Erinnerung,
      Liebe zu entwickeln, und nicht nur zu nennen: beim gleichgültigen Namen,
      sondern sie zu spüren:
      gibt es kein Ende. Der Wels, in seinem See lebt. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er wohl noch heute – irgendwo da draußen. Siehst du den Magischen Mond?

      --
      PS um noch einmal einen Schlenker an den Anfang zurückzumachen: wie wär's denn wenn man den GroßenWels /und warum und wohin er den GoldenenRing wieder ausspuckt/ 'nicht mit dem GroßenErzähler, also auch Tim Burton nicht,- sondern der GroßenERZÄHLUNG gleichzusetzen mal probierte - dem Größten Erzähler von allen, der ZEIT, die alle falschen Angelhaken, Bedeutung in ihr zu erlangen ohne berechtigt zu sein, und ihren Sinn zu usurpieren und für sich zu reklamieren, ignoriert, um ihn, den richtig gedeuteten erfühlten kostbaren Ring (der wahren Erkenntnis und Folgsamkeit: IHREM EIGENEN Sinn nämlich) allein zu wählen, und, wenn sie ihn erwählt: magisch berührt hat, ihm dem richtigen Deuter (dessen was die ZEIT als Geschichte in sich hat,- wiederzugeben als B e d e u t u n g , wie Shakespeare Cervantes oder EdgarAllanPoe, oder aktuell zu wandeln, MonthyPyton oder DouglasAdams, Gabo ODER eben, auch, Tim Burton (vor allem mit >Edward Swissoirhands<) als Verehrung und Liebe wieder-zurückzugeben? Wer im Guten, Im Besten der Kunst, Geschichte(n) zu erwecken + zurückzugeben, soviel beglückte Liebe erfährt - kann selbst, indem, zu(r) Geschichte werden. Im Grunde ist dies aber die ZEIT (der Menschen) selbst: der Große Wels: IHRE Geschichte(n) - mehr noch als deren Erzähler, denn das, was zuhört, stimmt (wenn es mag)(wenn sie gut ist) mit ein - seiner eigenen zustimmenden und vereinigten Geschichte, die sich selbst mitenthält, und deswegen so gut ist!

      3
      • 10

        ))Evergreens revisted, Heute : das >Manche mögen's heiß< aus einer anderen, philosophischeren, und auch polit-bissigeren Welt. Andere Zeiten, andere Sitten. Ach ja: vergessen Sie, wenn Sie menschenfreundlich das hier haben, den französischen Klamauk!((

        Was für ein Feuerwerk!
        Nicht eine Szene, nicht ein Dialog, nicht eine Geste, nicht ein Interieur, nicht eine Idee, nicht ein Ton ein Wort ein Satz ein Fingerheben ein starres Auge, nicht ein Quieckser eine Skulptur oder Ohnmachtsandeutung, Opernarie, Hüftschlag oder buntes, schrilles, Paradiesvogelfederkostüm oder grüne Boa nicht ein Glas Champagner– oder Weiß(-nicht Rot)Wein verschwendet!

        Wenn das alles nur diente, eine als grell und fremdartig empfundene Fassade zu besichtigen, in der reiche Fotoapparatschik-Touristen in Hawaiihemden durch irgendeine malerische Favela oder sonstig exotische Groteskerie getrampelt werden, um sich vor GrandCanyon, der Nimitz, dem TajMahal oder MoulinRouge vor einem Seitengrund anderer gleicher Gestalten ablichten zu lassen, wäre es nichts als nur einen durchtanzten, durchfeierten, vermutlich mit jeder Art akzeptierter Alltagsdrogen unterstützen vorüberrauschenden –versumpften?- Nebelblick zurück wert : oh Mann, hab‘ ich einen Kater, 'war doch ein netter Abend! -dem ist aber nicht so. Hier passiert viel mehr als nur eine Bühne, auf der getanzt –und Camouflage betrieben– wird. Wenn all die jungvereinten Bikinimädchen und Surferboys und überhaupt alle abends einträchtig und vergnüglich und an nichts Böses denken sondern Spaß habend im Leben und es allen jeder gönnend die Partymeile einer mit Lichtern angesteckten erhellten Welt entlangdefilieren in der für alle und für alles Platz ist&hat, so gleicht dies einer Vision, die wir nicht kennen und abstreiten und vielen nicht einmal träumen mag... es ist so anders.

        Ein Witz lebt von Konfrontation, zwischen zwei möglichst weit entfernten Polen, die miteinander verglichen und verschmolzen werden: die Unvereinbaren dato zur komischen Hochzeit wider Willen, die absurd ist, gezwungen sind, so das alle Umstehenden lachen, auf Kosten die sie nicht erbringen müssen, sondern mitnehmen dürfen. Ein Witz ist Erleichterung: das etwas ausgesprochen wurde, was auszusprechen an der Zeit war, o h n e das zu fürchten die Welt untergeht, sondern Undenkbares –wenigstens auf dieser Ebene– denkbar und versöhnlich werden kann. Ein Guter Witz ist Freude über ein vollendetes Gutes Ende, das bis dahin nicht vorstellbar irgendwie eigentlich anders: befürchtet war. Der Witz schafft es: den Moment überraschend Neuland zu erschließen und eine Brücke zu bauen. Ein Witz ist Erleichterung. Das Leben, Friedlichkeit, Versöhnung als Möglichkeit da erlebt wird, wo Vernichtung zu erwarten steht. Ein Witz ist : Überraschung, und zwar –das ist sein Geheimnis, deswegen lachen wir :*-p o s i t i v e*:, was nicht die einzige von zwei gegensätzlichen körperlichen wie geistigen Möglichkeiten ist. Aber d i e s e ziehen wir vor. Und deswegen ist es ab und zu mal nötig, sich r i c h t i g , und gern auch zu guter Musik, und mit netten, so wirklich richtig freundlichen, wohlwollenden und das auch könnenden, gelingenden Menschen, zu amüsieren. Das ist ein Triumph : der Menschlichkeit, die Erfüllung eines Traums, eines besseren Ichs, einer Lösung für Probleme, die uns über den Kopf wie Bretter wachsen. Ein Witz ist eine Abkürzung durch die hölzerne Hintertür, wo vor dem Portal Ratlosigkeit und Abwarten herrscht. Ein (gutgesinnter) Witz ist : eine Gottesgabe. Und gesund – ist Lachen 'selbst heilend - obendrein. Im Grunde sollte man Gott nur durch Lachen feiern : als einzigen erlaubten (nicht-Bären-)Dienst, bzw. offizielles Bekenntnis. Wer nicht lacht, betet nicht. Ich wette, dem Dalai Lama gefällt dieser Film, genau wie >GroundhogDay< : und lacht : wie üblich: denn er ist erleuchtet. Und Lebens-Freudeausbruch : das ist doch schon mal was glaubwürdig anderes von unten herauf als das oft diesbezüglich offizielle getragene steife und puppenspielerhafte Gemurkse von oben herunter: ins und im Tollhaus.

        Nichols spannt den Bogen ganz schön weit auseinander : ist größer klaffende Entfernung denkbar zwischen einer überkandidelten Schwulen-Lebenspartnerschaft wenngleich schriftlich unfixiert - und einem stockkonservativsteifen wenngleich sogar das nicht mal im Grunde unsympathischen /fein, wie Hackman und Dianne Wiest >EdwardSwissoirhands< zwischen Sympath- und Un-pathie die Waage halten-/ Senators-Traditionalistenehepaar aus herbstbunt laubfärbendem Ohio? dieser äußerste Gegensatz mit dem geringsten gemeinsamen Teiler wird liebevoll in möglichst disparate, absurd und treffsicher übersteigerte schwindelnde Höhen geschraubt. South Beach in Florida welches nicht, oh nein, gar nicht Palm Beach ist, eher Eldorado der Transvestitenszene, die sich wie selten einen ganzen akzeptierten Lebensraum erschaffen und aufgebaut, &für sich erhalten haben, wie einen Paradiesvogel-Garten –
        - versus dem Republikanerpaar, Mitbegründer aus opportunistischen Gründen des „Ausschusses für Moral und anständige Lebensweise“, sinngemäß Familie, Vater, Kollege, Mutter, Beruf, Tochter. Die hat auf dem College den Jüngling kennengelernt, den sie zu heiraten gedenkt: der im selben Augenblick denseinen geliebten >Eltern<, unten in dem gewissen South nicht Palm Beach, die gleiche frohe Kunde beizubringen bewerkstelligt.
        Das mag nicht ganz einfach werden, denn geben wir es zu: Barbie-ra’s Erwartungshaltungsumfeld stimmt mit Eheglück doch grundsätzlich etwas geschmeidiger zusammen zumal elterlich zur Not verlockbar mit einem 'griechischlebenden' Diplomaten-Kulturattachee zum Bräutigamsvater solide /statt schwulem Tranvestiten-Nachtklubbesitzer mit dessen Transvestitenstar zur Mama /
        ... denn also die Herkules-Aufgabe, die Val /Zuckerman näher dem eigentlichen Zentrum der Ereignisse, Auge des Hurricans, stemmen muß: denn Robin /Cold-Gold-Coleman(?>mit stummen d<), &, nun kommt es, A l b e r t // NATHAN LANE (Gott segne ihn)// leben und kultivieren alles andere als im Milieu, welches derlei Vorstellungen naturhaft entgegenkommt oder -zu streben einsieht.
        >...Entgegenkommt...< beruht auf einer etwa drei'oder seit Einstein höchstens vierdimensionalen bewältigbaren Raumzeitnachbarlichkeits-Voraussetzung, bei der man sich, nebst vielleicht auch unter Mitführung von bis zu 6 Jonglierbällen, doch im Prinzip von Punkt A nach oder auf zu Punkt B bewegt. Klingt theoretisch machbar. Nun, da seien meinetwegen auch Eisgebirge oder Asphalt-Wüsten dazwischengelegen, welche mit technischen Mitteln von heute zu guter Letzt trotz aller Details doch annähernd zu überbrücken sein möchten. - Was aber, wenn es sich nur um paralellgeschaltete, höchstens wurmlochverzwicktgeschiedene unterschiedene zusammengerollte NEUNTE DIMENSIONEN in in sich zurückgekrümmten Räumen,- &zeitlochverschobene VERSCHIEDENE Antimaterie-UNIVERSEN von stringtheoretisch eingespulten Barfuß-&gehungewohnt rasierten Oberkörperbrust-Spiralen handelt? (*Kopfkratz*) zumindest nachdenken-insistiert muß darüber, zur Problemlösung, kurz getan werden.

        Das Kopfkratzen-, Kraulen-, Jucken-, bis gar die Perücke ver'rückt wird, wird hier ganze Weile lang derb und doch urkomisch feinfühlig emphatisch getrieben, derweil der Höhepunkt :Brautpaarbesichtigung des Alpha-Eltern-Diner-übermorgens abendlich: unerbittlich näherrückt.
        ...derweil sich die Dinge intern gewohnt zusätzlich turbulent verknoten : Partnerschafts-Achterbahnrunden, was verständlich ist wenn man sich eine geborene Diva wie Starleene als Partnersgattin (trotz schriftsunfixierter Offizialität) (wahrhaftig ein Vollblutweib, findet sogar der Senator) erwählt hat...
        ...& andererseits simultan anderswo ein differentabweichendes Malheur vorgefallen ist, welches alle Medienhyänen der letzten Jahrhundert-Geschichte aufscheucht und vor Senator Keeleys Haus knietief versammelt in Aussicht auf ein peepiges Gesellschaftsinterviewfoto : ausgerechnet nämlich der Co-Gründungs-Senatorskollege Jackson des og. rein strahlungsweiß verblichenen Sittlichkeits-Ausschusses (nebst vermutlicher Ehrenmitgliedschaft des Saubermänner-Anstand-CuCluxClans) verstirbt /glücklich lächelnd/ tief mit der Mitgliedschaft „in den Armen“ oder Schlimmeres : einer minderjährigen 'schwarzen' weiblichen (das muß hier gesagt werden) ‚Prostituierten‘. Na denn Prost! &alsbald schleicht ein wenig Scheinwerfer'Licht von seinem Glanz auch seitwärts Richtung des ehrenwerten ebenfalls'wenn auch anders naschsüchtigen Kollegen (Politik ist seine Leidenschaft) – und da scheint einiges nicht zu stimmen. Das Interview auf der Leiter: grandios herrlich absurd, aber längst nicht das Beste. Wie soll man da auswählen?

        In Wahrheit : ist ein Entspannungslacher-Brüller gesteigert und be(un)ruhigt vom nächsten. Die unbestreitbar urkomisch, phantastisch, psychotripgenau übersteigerten herzwärmendst freundlichsten sind jedoch, trotz starker Konkurrenz ringsum (Agado-Spartacus, Büromädels und griechischen Tafelservices) – diejenigen mit einem unglaubwürdig glaubwürdig unglaubwürdigen?(?) /selbstverständlich auch in echt gleichgeschlechtlich orientierten, was nichts zur Sache tut/ wundervollen ...!! Nathan Lane !!... (Obwohl auch Robin Williams, in seiner für mich weitaus liebenswürdig bedeutendsten Rolle -vergiß Garp!- überragend /seinen sonstigen Level/ ist). Die große zum Platzen komische JohnyWayneWalker-Tupfszene im Laubengang als Übungsportal des durchsonnten Gartenrestaurants!! oder jene des im-Anzug-auf-dem-Sofa-Platznehmens! oder wenn er (als schwules Weib zum Mann verkleidet) einem (als Frau im Tuntenfummel travestierten) Senator Hackman zum Squarewalzer sich die Hände (zu reichen versuchen) aneinandervorbeitwisten (kleine Szene'kaum ein Detail wert/ von hunderten! -Gene Hackman ist sowieso der einzige echte Gene Hackman, aber welcher von ihnen?

        Nathan Lane also. Seine Leistung zu beschreiben, ist unmöglich. Das können Sie nur ansehen, anstaunen, sich mitreißen: bejubeln lassen. Eine solche VollHerzblut-Verschmelzung von Rolle und Ideal,- und dabei mustergültige Rolle und mustergültiges dankbares Ideal– ist nicht anders als mit eigenen Augen Seelen Ohren erfahrbar (auch ein Chapeau der überkandidelten deutschen Tonspur). Eine Sternstunde der Hohen Kunst, Kino – als Theater – für die Seele zu machen, Wärme Gefühl und Identifikation und Intuition und Liebenswürdigkeit, Rührung Aufplauschen + Frohsinn –und Nachdenken– zu erzeugen. Was hier gehalten wird, besser als je ein Vortrag eine Of'enbarung ein Plädoyer es könnte, ist nur mit Bildern, mit Vorführen und Erleben – Toleranz, und Freude, Verständnis dabei impliziert. Dieser Rausch der Sinne ist ein ganzheitlicher Rausch der Erfahrung, ja: des Wissens. Dieser Rausch zieht und entschleiert den Vorhang vor KZs, vor homophober globalaktualisierter, instrumentarisierter proliferierter (Vorsicht: L vor F!) Gesetzgebung und Verfolgung. Dieser Film ist ein Kommunistisches Manifest, ein Mahnmal, ein Fanfaranal, ein Trompetenstoß auf Soul&Swing= der Gleichberechtigung, und zwar nicht eines lärmigen Aufbegehrens: sondern der sanften Verständigung, des Mitgefühls, der Solidarität, der Verschmelzung, der Befriedung, und das alles nicht mit einem Fingerheben (oder Abspreitzen *klatsch*): sondern einem, je nachdem, Kichern bis brüllenden Lachen,- zumeist ausgeglichen, auf einem dauerhypnotischen Grund des (mindestens) Lächelns : einer vom Schmunzeln in einen Lacher frei übergehenden Amüsiertheit. Wer diesen Film sieht, für den fallen für einige Stunden alle Sorgen ab: die Welt wird leicht, und schön, und von Versöhnung mindestens aber Ausgleich, darf geträumt werden: Alle Menschen werden Brüder – aber nur, wenn keiner darunter Schwuler wär? -wäre einmal, diese Weile lang, keine nicht auftauchende Frage sondern inexistent, beiseitegeschoben, ohne Belang; und ehrlich gesagt, stehen zwischen uns und der nächsten totalitären Gleichschaltung nur eine dünne Phalanx von Kunstwerken wie diesem,- jedes Einzelne fruchtgeistig kostbar und (über)zeugungsfähig in seinem Gewand von Großmut und Herzlichkeit,- und einem Schuß positiver Anarchie. Sie erinnern sich an den visionären gleichlautenden Klang in Beethovens Erstem Satz, von Schiller? (Kommen Sie-, kennen Sie!) dasselbe Gefühl und derselbe Geist Lauten hier : nur das Sister Sledge „“ * _* _ *_ *we *are *fa *mily * _* _*„ “ hämmert, und dazu ordentlich der ganze hellerleuchtete Laden rockt, swingt, dampft, relaxt, chillt, gen Siebten Himmel samt Kennedyclanhüpfern, hüftschwingt, mitpulst und gar niemand weitum zu Schaden käme nicht einmal Gefahr besteht (außer Blitzlichtern, aber was sollen die schon ausrichten?) : Frieden FRIEDEN auf Erden, trotz gei'ernder Journaille, wenigstens einen Moment, ein wunderbares Song-Auftauchen lang, herrscht. >>...Ich wäre so gern Mitglied Ihrer Familie geworden<< ... ich auch.

        - was?- jaa – zwei Stunden w a r ich’s, so verstanden doch. Und Sie vielleicht auch? >Imagine<? -&außerhalb immer neuer solcher wiederholter zwei oder wieviel geträumter Stunden, aus jeder Quelle, gibt’s /nicht gäb's : gibt's!/ diese Familie gar nicht, so wie auch South Beach >in echt< ein ganz klein wenig anders ist... Aber doch: gibt es sie . Sie existiert und ersteht nur in der Imagination und Inspiration – solcher, hoffentlich nie aufgegebener, jemals Träume. Solche Träume – !Träu'mer-!... halten etwas :und ich halte dafür, daß es etwas Gutes ist, wie Musik: am Leben. Was existierte schon außerhalb von ihnen?

        ( : >>“Du verliebst dich nicht in einen Menschen, du verliebst dich in seinen Traum“<<
        * _* _ *_ *we *are *fa *mily * _* _* _* : )

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        Das ewige resistierende Zweite Kapitel nach diesem phoenix'ischen Ersten schreibt übrigens zu Ende z.B. die Filmversion von >Cabaret< (die mit >NoseStimmröhre< Liza Minnelli). Kaum endet das eine, beginnt das andere - und so im immerwährenden antargonistischen Wechsel, mit ein paar verbindenden Übersetzern/Unterhändlern von dem einen zu den anderen Ufern,- das eine kann nicht leben, das andere nicht sterben. (Oder noch genauer: das eine könnte zwar sehr gut leben, wenn es nur dürfte, das andere verstünde sich zwar vorzüglich aufs Sterben, und zwar so gut das es das auch immer wieder perfektioniert hinter sich bringt, was den Leerraum hinterläßt (könnte auch sagen Machtvakuum), in dem das Erste, weil einmal kein Dirigist vorhanden, sich wieder aufhelfen entfalten (aus erniedrigter Kauerstellung),- und eine gute Weile für sich erobern + geniessen darf was es KANN,- bis wieder...). Das eine versucht ewig endlichheil zu leben, das andere, ewig noch einmal allesamt zu sterben. Das geht nicht, weil jeden Morgen steht ein neuer Dummer auf, will sagen, wird, allen Suiziden nichts gelernt zum Trotz, doch wiedergeboren, und muß da durch, erneut bis zum Ende. Die einzige Möglichkeit wäre, aus dem Trottel einen Schlauen gelingen zu lassen. Aber wie? -Zwei Kapitel und ein Fragezeichen, im ewigen Wechsel.
        Mit w e l c h e m von ihnen wird Menschheit Lust haben, sich dauerhaft zuletzt nach allem hin-und her e n d g ü l t i g zu arrangieren (momentan das Fragezeichen) und sei es nur um des r'eumatischen Alters willen e i n großes pflegebedürftiges gemeinschaftliches H e i m f ü r a l l e - begründen, -Lust haben wird sich strickend zu beschäftigen? -Dem, das immer wieder und stets erneut von Beginn an unausrottbar SPAß macht und FREUDE in sich vorhält: i s t ,- oder das, wo 'Zähnezusammenbeissen' nicht so viel oh nein ganz und gar nichts davon darin (außer Sie lieben, pflichtgemäßer Fatalist zu sein?) ? - -

        und noch ein lustiges PS_: "... Dazu kommen die unzähligen Komödien, mal flach, mal mit Substanz, in denen die klischeebehaftete Homosexualität der Figuren vor allem der Unterhaltung des Publikums dient. Hierfür sind als Beispiele The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel sowie In & Out zu nennen. ..." ):stellvertretend für eine maximale Haltung hier aus einem harmlos gleitförmigen/=heißt journaillistischen die Schere im Kopf funktionalistischen/ Artikel auf moviepilot (. Diese Welt-Vision hat unendlich viele -Feinde möchte ich es nicht nennen; Unverstand, Unzulänglichkeit, dröge Taubbequemlichkeit : moderate verständnisbereite Anhänger. Moderat? Angst wovor? Zu leben? Auszukosten? Immer vernünftig, opportun zu sein? Im Gleise zu bleiben? Übermut zu scheuen, keinen Fehler zu machen? Die Kuh nie aufs Glatteis zu fürchten? Auf der sicheren Seite zu sein? Wenn niemand nicht einmal den Mut aufbringt, etwas ganz anderes zu tun als immer nur auf Vernunft und Rücksicht und Einfühlung und Herunterkalmieren zu pochen :wo ein Befreiungsschlag, ein Regen, ein außerordentliches einmal über die Stränge schlagen und Begeistern nötig ist,- so wird sich außer im bescheidenen Eigenen für alle n i e etwas ändern - sondern ewig gutwillig und Schnauze haltend weiterdümpeln-und regelmäßig -krachen. Die Freiheit wird aktiv verteidigt: entwickelt. Sie wird sich maximal erweitert ja genommen so die Chance besteht, OHNE ANDERE ZU BEEINTRÄCHTIGEN, und damit das geschieht und dabei geschehen verstanden wird :mit einem LACHEN i s t deutlich /bitte meine Dame/ und FREUNDLICHKEIT doch !DEUTLICH! durchgesetzt. In einem echtem womöglich gemeinsamen LACHEN schlägt die Seele Kapriolen und stellt unter Beweis, das sie mehr kann als nur gemäßigt schlau dabei sein : vorneweg! . Gott schütze mich vor lauen Freunden; meine Feinde seien sie so rasend wie sie wollen, übernehme ich selbst -
        so gut ich vermag in einer Welt in der vieles von möglichst Vielen abhängt.
        Allein vermag nicht viel; und aber das
        macht auch nicht viel SPAß oder sei FREUDE glücklicher gewählt?

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          Wer wissen will, was ein Genie von Talent unterscheidet, kann Fear&Loathing mit knumpellhaften Verrenkungen wie Hangover ("1-3" !!) vergleichen,- das eine Bubiversion von was sein möchte, das F&L ist : Anarchie. Das absolute Chaos. Die Verneinung jeder (staatsbürgerlichen) Ordnung. Das Gegenteil dessen. Die pure Unvernunft. Der Zusammenbruch jeder. Die absolute Freiheit //des Andersdenkenden. Die Widerlegung von. Der klaffende Abgrund. Das Zurückschrecken über von & für gegen. Der ultimative Trip. Nein.
          No No Sir. Keine Lehrstunde. Und auch kein Junkiefilm. Ein duales Experiment. Denn Drogen sind hier nur e i n e Seite. Die andere ist die, die nur selten ins (Zentrum des) Bild(es) rückt und trotzdem ständig am Rande (und nicht nur geistig notiert) sondern allgegenwärtig, vor allem gern in den (manchmal dreifach übereinandergestapelten) Fernsehbild-Reportagen unterkriecht: der Wahnsinn der Menschheit. Der Krieg. Vietnam. Amtliche Drogen-Kongrexcesse mit bis unter die Halskrause zugedröhnten Fahndern. Straßenkontroll-Schwulitäten. Kummergewohnten Erwartungshaltungs-Zimmermädchen. Malenden ins Leben gerupften Töchtern. Unerkennbaren Staub-Staffelrennen. Kanonenboot-Suvs. Anwälten... was soll man da raten. Aber vor allem, wohin alles gipfelt: Krieg, Krieg, nochmals (Drogen-)Krieg und wieder Krieg. //Darunter eigenfallendes Kapitel: >Soldat< und >Putschmittel<, aller Zeiten//. Der Wahnsinn der Zivilisation, die hier bis in ihre Grundfesten erschüttert, zertrümmert, verrottet und verwüstet wird, schlimmer als Godzilla in Tokyo. Der Drogensüchtige ist schuld : oder stehen sie sich gegenüber : "Gottes für die Massenproduktion untauglicher Prototyp" und das Werk, naja, ursprünglich desselben Schöpfers, aber, in diesem Fall ein großes, gewaltiges, überdimensional anwachsendes, aufwachsendes, den Himmel ausfüllendes, den Himmel verschlingendes Produkt seines Sprößlings des Menschen: Zivilisation - von Kulturgonzo wollen wir nicht reden.

          (Apropos : Hunter Stockton Thompson >Fear and Loathing Angst & Schrecken in Las Vegas, für wer hochkarätige Zitat-Passagen nicht mühsam aus dem Film abschreiben will. PS / weiteres Stichwort Oscar Zeta Acosta).

          Muß man angesichts von Fear&Loathing von den Gefahren der Droge reden? Und zwar jeder erdenklichen, jeden Betäubungsmittels, das Mensch oder Natur oder Nato bisher erfunden und heraufdestilliert haben, gern auch im Gebrauch in KombiNATION? Muß man eine warnende Rede vor Substanzen und den gesellschaftszersetzenden Ur-Kräften aufsetzen, die mit solcher Einnahme verbunden sind? Muß man auseinandersetzen, warum und ob in etwa welchem Maße es sich hier um einen drogenverherrlichenden- oder "warnens-anliegenden" Film handelt? Ist Fear&Loathing ein Anti-Drogen-Mahnfilm? Wer darüber, über die Anbringung oder Unangebrachtheit einer solchen Plakation nachdenkt, hat noch nicht mal die Hälfte dessen, was der Film ist, und will, mitgekriegt. Er ist die Subsumme einer Zeit; eines Wahnsinns. Eines absoluten Defi-Fazits. Einer Ära. Einer kurz funkelnden Blinksumme der Geschichte, einem Durchschimmern von Vernunft und Herz Beatles und FlowerPower, LSD und MyLai, Leiden, und Mitleiden, einer zerbrochenen, göttlichen Absicht, einem, kaumjährigen, Aufschimmern des Bewußtseins, einem blinzelndem Aufblitzen von umnebelt ursprünglicher Bestimmung, einem Bedauern, einem Aufschrei: >>My God, what have I done (David Byrne-ing Down the House, später)?!?<< denn was hier nicht verrückt ist, bis an die Grenzen des Erträglichen Tragbaren, ohne Humor nicht zu ertragenden, Erträglichen, ist nicht das Duo Benicio/Depp, bzw. ihrer Rollen, für die Raoul >Gonzo-Duke< Thompson nur historisierender Anker ist,- sondern der Schauplatz, Planet Earth Solarsystem 3.links, als einmal eine bestimmte Form verrückten Bewußtseins ihr Dasein, ihre Augen aufschlug und sah, was - nicht sie- sondern wir sehen, und ungläubig anstarren, in diesem Film: einen kurzen Blick durch Reptilienkamera-/auf jeden Fall fremde Augen, durch ein Zeit-Wurmloch, in jenen Fokus, eines "LasVegas"-"SanFrancisco"-"LosAngeles"-Mahlstrom-Wirbelsturmauges von tobenden Chaos durch eine narkotisierte, stillstehende Kreiselnarbe, um welches das anthrogene Universum derwischttobt, und alles zertrümmert. Nicht bekloppte, drogenversumpfte Gäste atomisieren eine erschlichene, geprellte Hotelsuite: die Menschheit als Gast auf dem Planeten geht mit ihm um, wie wir Zeuge werden. Nicht DelToro und Depp sind die Wahnsinnigen: das (Selbstdroge-)Imperium-Drumherum ist es, der Omnipotenz-Einbildungshybris des Wahnsinns, der sich in Fernsehern (dem was sie zeigen) spiegelt.

          Sie werden das eigen (für sich) entscheiden müssen: entweder die Ganze selbstmedikamentierte (Menschen-)Welt ist verrückt - oder diese beiden sind es. Ein paar Argumente zeigt der Film. Vor allem zeigt er restlos, wie abgedreht solche zwei gruppendynamischen mindfucks sind, zugedröhnt und dauerbekifft-narkotisiert bis in die ohrenblutenden nasestupsst/r/äubenden Haarspitzen. ODER die Welt ist es doch, am rundgestickten Bilderrahmen, bis hoch zur Großhirnrinde mittdrinhängenden Aufhängedübelstifts, und diese beiden -wer jetzt?-, wären die Einzigen, die sich adäquat verhielten : Ausdruck geben.

          Die Allermeisten werden sich dafür entscheiden, hier nur einem abgefahrenen Drogentrip zuzusehen, bei dem sie höchstens meinen, abwägen zu sollen, wieweit sie sich moralisch entrüsten und für das >Gute< (Richtige=Enthaltsamkeit) engagieren und aufbauschen wollen/sollen, bzw. das Ganze mit einem Zwinkern abtun,- und als den nicht ernstgemeinten Humor, wie Betrunkene randalieren, ab-eskalieren, und anpaß-distanzieren, beruhigen wollen. Hier gibt's nichts zu beruhigen. Hier sind nicht nur zwei Verrückte entfesselt. Hier ist nur e i n e Verrücktheit entfesselt, und es ist nicht die dieser beiden: die sind nur ein Reflex. In den Sie einzucken, und etwas antworten können / wollen, oder nicht. Es ist völlig egal - auf jeden Fall steckt es drin, denn Terry Gilliam hat dafür gesorgt, das es reingekommen ist ,- überall seine Spuren hinterlassen und wie ein Menetekel an die Wand getackert-geschrieben, mit Ketchup und einer hartglasierten, Senfartigen Masse überstrichen steht-, auffindbar-, ablesbar ist, wie Drogensüchtige am Hosenschritt-Samenfleck kenntlich. Dieser Film ist pure Anarchie und das Ende einer Ära, der Hippie-Ära, die ein kurzes Aufleuchten dessen, ein Augen-Blitz, dessen war, weswegen vor mehreren hunderttausend Jahren der Mensch aus dem Horn von Afrika aufgebrochen und sich auf die Suche (oder Bestimmungs-Folge?) gemacht hat. Dieser Film ist nichts für brave Bürger. Dieser Film ist Baal, in Brecht'scher postapokalyptischer Jim-Morrison-Fassung "Riders on the Storm" von Jefferson Airplane zum Hendrix-Wah. Dieser Film ist Existenzo-Surrealismus. Dieser Film ist der Sündenfall der Menschheit, Dada zugleich, nach Dem Großen Krieg, und mitten drin im unentrinnbaren nächsten, derzeit aktuellen: Syrien-, nein Vietnamkrieg, Nixonbush demnäxt:**? an der Wand, im Fernsehen, überall. WER IST HIER WAHNSINNIG ??

          Und Gilliam tut das Einzige, was man machen kann (?): er jedenfalls mutiert langeschon zum Genie, und lacht ein urdämonisches, unaufhaltsames irres Lachen, ein wahnwitzsinniges Wiehern, das die Jahrhunderte durchschauern wird, das Glas zersplittern das Mobiliar kippend bersten läßt, jede feine Auslegeware, des Etablissements, überflutet, gewürgte Kotze am Wagenschlag krustet, während die Bürger dezent geradeausstieren, bevor sie platzen, ihnen Dämon aus dem Halse kriecht, sie sich in Echsen verwandeln, während die ungerührten beiden, entlängs des Abgrund, mit Messern und Revolvern hazardieren, o h n e das s i e doch je über den Rand der Brüstung hinauswanken: der Dämon hadert zwar auch in Ihnen,- ganz vollendet sichtbar (am Rand) jedoch erst in der anderen, in der W e l t um sie beide herum, e n t f e s s e l t er sich : fast, aber nicht ganz, unentdeckt, dicht versteckt unter und hinter dieser Tünche von Zivilisation, die nur durch eine, von beiden, wirklich entlarvt und entdeckbar wird: im Spiegel, den die irren Handlungen, dieser zwei Ausgeflippten, der Welt, der so geschickt verborgenen, getarnten, entgegenhalten, und in der nur jeden Tag in den >Medien< berichtet: neutral in die Höhe, als NIEMANDEM gehörig, gereckt wird: ES IST NICHT WAHR, es gehört Jemandem. WEM gehört es? Wem gehören, zu wem gehören diese, unsäglichen Handlungen, die nach uns schnappen, wir jeden Tag erfahren/ nicht erfahren wollen, die zumindest geschehen, die von Menschen gemacht werden, jawohl, von Menschen gemacht ihren Ursprung nehmen und zu Wirklichkeit gerinnen. Richtig, auch wenn es keiner hören mag: hier die Antwort, und so, das es alle hören : SIE GEHÖREN U N S , ALLEIN ALLEN : JEDEM EINZELNEN- und nicht diesen beiden, die gleichwohl zu uns passen, weil 'verrückt sind, aber sie sind das einzig verlorene Häufchen-Duo, das es, unter Drogeneinfluss, strafgesetzbuch-fällig, genötigt ist zuzugeben, kamerabeobachtet, für uns alle, und eingesperrt gehörte: der Wahnsinn der Menschheit. Bitte Natur, sperr ihn weg wieder : betäub uns zur Not jeden Mittels, nimm zum Mescalin den Aether, nimm uns den Verstand, das leidende Bewußtsein. Wir gehören weggesperrt - wie man sehen, spüren, in jeder Faser wittern kann. Ende nicht bei so zwei gleichen,- Interruptus. Nimm uns hinterher hopp - es sei zu unserem Besten. Gilliams irres Lachen werde ich noch jahrelang hören; vielleicht andere auch. Denn das ist das Schlimme: er hat recht. Diese zwei haben recht. Die Drogen haben recht, nur insogfern sie ans Licht bringen. Der Fernseher: hat recht, insofern er ist. Aber was er zeigt: gehört uns. Und deswegen: keine Gnade. Einer von Gilliams besten Filmen (und mit soviel absurdem Python-Humor in Szene gesetzt das es kracht). Aber wie "besten" entscheiden? Sie sind (fast) alle genial. Der Inhalt der Klammer bezieht sich nur auf EIN Kriterium: genial s i n d sie alle. Es ist nur eine Frage, wieweit es jeweils erkennbar sein mag, dem, der blickt. Hier ist es relativ eindeutig; bei Tideland oder Brothers Grimm oder Münchhausen mag es verwischter sein. Hier nicht. Das Chaos ist unfehlbar: Robert Crump: >>Das komplette Universum ist vollkommen wahnsinnig!!<< Timothy Leary Handlungsreisender. Kerouac fährt ihn. In der Hotelbar Bukowski John Cage Nico LouReed "guess you know my name"...und zum Schluß Eric Burdon "house in NewOrleans". Derwischtanz auf den Tischen auf dem Vulkan oder NachMirDieSindflutKasaschock. Echsenficken Bomberteppiche. Chaos. Mann. Wahnsinn.

          Wem gehört er? Hier hat jemand ein Chaos hinterlassen - wem gehört er? Alle herhören: wem zu wem gehört das Chaos hier? HALLOO-!! HAALLOOO, zum Teufel verflixt NOCHMAL!!!

          --
          Und jetzt zur tapferen Belohnung, noch ein Bonscher: aus Wikipedia:
          >>In den 1970er Jahren wandte sich Thompson verstärkt der Politik zu. 1970 kandidierte er als Sheriff in Aspen, Colorado. Thompson wurde von einer „Freak-Plattform“ unterstützt, und sein Wahlprogramm enthielt einige radikale Forderungen, beispielsweise die Legalisierung von Drogen, die Umwandlung aller Straßen zu Radwegen und die Umbenennung von Aspen in „Fat City“. Der amtierende Sheriff war ein Republikaner, der stets einen militärischen Kurzhaarschnitt trug, was Thompson dazu anregte, sich eine Glatze zu scheren, um dann seinen Gegenkandidaten als „meinen langhaarigen Widersacher“ („my long-haired opponent“) zu bezeichnen. ...<<

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          • Game of Thrones

            ist etwa insofern interessant, wie auch Gladiatorenspiele – möglichst ausgedehnt, gern auch über mehrere Tage sich erstreckend – für die Bewohner des Colosseums und anderer Provinztheater interessant waren, Bildungsersatz. Auch dort gaben die Darsteller alles, weil es um die Wurst ging. Mit einem Unterschied: es schien ihre, während es in Wirklichkeit diejenige des Publikums war.
            Würde dieses das merken, und sich selbst auch nicht nur als Publikum, auf der vermeintlich sicheren Seite, identifizieren, würde es sich vielleicht genausoviel Mühe geben wie die, die es – immer gleich wiederholt dasselbe nochmal – anstaunt, und berauscht, wie ein Windstoß, der durch einen herbstlichen Blätterwald fegt. Denn der Winter naht.
            Sicher, es e n t w i c k e l t sich was, etwas Großes, Gewaltiges, sicher, das Merchandise blüht unendlich – wie vor einem Vierteljahrhundert sich Trekkies installierten, Potterianer, oder Mittelerdlinge. Die Rowling’sche sind noch bei weitem die sympathischsten, denn sie sucht Menschenerwachsen statt Elfen oder Orks hervorzubringen. Hier sind es Zeitungsleser,- und zwar studierte, die ihr Diplom in Merkelian-oder-Putinismus, ach was das ganze Arsenal, bis zu den Idi Amins und KimYongUns, ablegen, was wohl auch das Ziel ist: niemand von diesen bemerkenswerten Gestalten auszulassen. Wie Kinder Alben-sammeln; und auch das sechshundertste Entenhausen-Taschenbuch brauchen; vor allem, wenn die geordneten Buchrückenreihen im Regal ein – beliebig seitwärts prolongierbares- Bild ergeben.

            Es gönnt langen Atem und viel Rollenschmalzverbrauch sich und ein paar wenig eingeschliffen feststehende Manierismen, wie überraschungsreizloses Entblößen der ganzen urwüchsig-oder einfach plattrunden Pobrüstigkeit j e d e r Darstellerin bei ritualischer Gelegenheit, +etwas speichelleckendem Entgegenkommen jeglichen Realitätsschauers (der als Kreativität verkauft wird, wie das Entsichern von Zentralgeschäftsträgern /Der ganze Friedhof ist voll mit unentbehrlichen Leuten‘) um das Immerselbe zu intensivieren, was es viel zu lange noch einmal hinauszögern will – das ewige Kacheln im Kreise die sich als Spirale geriert, welche ihre zur Demonstration von Corioliskräften eingestreuten Seifenflocken wie z.B. Peter Dinklage oder die Drachendisco-Queen lebenslang zuckergüssig unsterblich machen wird,-... bis zum gewaltigmächtigen finalen Endrundumschlagsrumor, von Götter-und-Götzendämmerung, Wagners ("der war auch so einer!") Endsieg in Etzels Großer Halle, samt allen Burgunderns, Siegfried Hagen Tronje + Kriemhild (ach die blondlangläufige Cercei, wie liebte sie einst), all diesen Intriganten und Schattenspielern, die das Leben der Politik beobachtet, schließlich im Kabinett eines >großen< Sammlers für scheinkleine Leute, während Garcia Marquez stirbt, -...mit Schattenarmeen, Feuersteinklingen, der Schlacht vor Mordor, dem Feuerauge darüberkreisender Drachen welche die Untoten flammenwerfern, während jede Menge visierverdeckte Kämpfer recken, wie in Matrix 3 oder eierlegende Wollmilchsäue wie Alien2-Königinnen, alles damit Nachkommenschaft den Frieden, dereinst, nutz geniessen werden, so wie wir.
            So wie wir. Ihn geniessen. Tun wir doch. Hier.
            Wie wir Rom touristen. Sicher,
            die Hauptstadt des Kaiserreichs ist auch heute eine völlig friedlich ruchrißlose Sache. Pax Romana. Alles, was wir fürder brauchen, und noch je brauchen werden, sind unsere Daumen. Wie schon im Mittelalter...
            bis ein großer Häuptling wie der Große Karl uns renaissance-beehrt und wieder-vereint. Bis dahin brauchen wir nicht um Friedlichkeit uns persönlich kultivieren; es wäre, in solch harschen Zeiten, sogar kontraprodukiv: seht doch, was sie mit den Lämmern machen: sollen wir der Dunkelheit – voller Schrecken- das Feld überlassen? Wenn sie doch so faszinierend ist?

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              Ok ich geb’s zu, ich hab Erkenntnistheorie studiert. Und einer muß es ja tun, zu dem Film stehen und sich outen, und sich nackt auf den Marktplatz stellen und schreien und sagen: einer der besten Filme, die je gemacht (gedacht) wurden. Wer, wenn nicht – du? ich? – >Ich< -? –also gut... los denn.

              Okay, nicht gerade der Herztaschenwärmer. Nolan will nicht unbedingt ein Drama schaffen, in diesem Werk (da kann man das Wort wenigstens noch mal gebrauchen), er will einen Mind – zum Fucken. Und das tut er ziemlich raffiniert,- und überaus effektiv, und über alle Maßen getoppt. Geradezu atemberaubend. Warum kriegt das keiner mit? Weil der Gedanke, der dahinter steht, einerseits, so verblüffend einfach, andererseits so nahezu verzweigt verästelt verkünstelt, wohl nicht – und schon gar nicht auf die Schnelle – mitgeteilt werden kann,- und schon gar nicht in zwei Stunden Filmzeit,- die sich ähnlich komplex verhält wie die im >Traum<. (Und tatsächlich besteht zwischen >Traum< und >Film< durchaus auch weitere Wesensaffinität, wenn man sie so betrachtet wie Nolan es tut). Und ich möchte den Kreis sogar erweitern: denn das Dritte, Fehlende, um den Circulus vitiosus (ein Begriff der Schwarzen Messen-Magie, stellen Sie sich Kreidestriche auf Steinböden, verteilte Schädel, flackernde Wachskerzen, hohen Hallenschall, eine schamanende Stimme und vielleicht sogar ein schwarzgefiedertes Hokuspokusgeflügel vor-) um den Kreis vollzumachen, was noch fehlt (und den meisten auch NACH dem Genuß dieses Werks beim Hinaustorkeln abgehen wird), ist – fehlt – REALITÄT. Nolan meint’s ernst, und das ist es, was dieses Mindfuck-Drama auszeichnet : er meint es wirklich so. Jemand, der Philosophie (ernsthaft recht) studiert hat, wäre ein schlechter Schüler, wenn er es nicht nachvollziehen und ähnlich sehen könnte, dürfte, nein MÜßTE : Realität ist nicht real. Sie kommt uns zwar so vor : jeder Schmerz, jede Wand die sich unserem Kopf entgegenstellt, jede Höhe, von der wir nicht zu fallen wünschen (außer im Traum), belehrt uns zwar eines schein-Besseren : aber, Realität ist das, was in unserem Kopf konstruiert wird,- soviel ist nach fünf Jahrhunderten abendländischer Wissenschaft ziemlich weitgehend feststehend eingekesselt,- im Üblichen Kreis der Verdächtigen : Die Welt ist groß,- der Kopf ‘denkt sich alles bloß. Eine kurze Kreisel-Hilfsvorstellung: Realität ist hart, anfaßbar, ein Stuhl, ein Tisch. Sie können nicht da durch. Jedoch: was ist der Stuhl, der Tisch, Materie, Gegenstands-‚Echtheit‘ (das Gegenteil des Traumes?) – sie sind: wahrgenommen mit den Augen, vielleicht meterweit entfernt, oder die Augen geschlossen, von ausgestreckter Hand berührt. Unsere Hände spüren die Härte, die Temperatur, die vertraute Form. Nervenzellen an ihren Tastsensoren registrieren einen Druck, und lösen ein elektrochemisches Gefälle-Signal aus: ein Nervenreiz rast die Bahn entlang, überspringt an Endknollen der Nerve eine Raumtrenung durch Lösung durchschwimmende Transmitterstoffe, die wiederum weiteren Elektroimpuls auslösen, erreichen + verteilen sich im Gehirn als, können Sie sich vorstellen, lichtschauerartige Reizflut ihres Synapsengewebes in Millisekunden-Zeiträumen: was Sie für reale Härte, Undurchdringlichkeit halten, ist letztlich nur ein subsummierter >Eindruck< - eher logischdifferenter Art – purer Elektromagnetie, deren, wenn Sie so wollen, >mathematisches< Gerüst sich unterscheidet von einer anderen Verteilkerze eines gleichähnlichen Impulsschauers,- den Sie „daneben“ – oder auch „später“ – als „Tisch“ neben dem vorherigen „Stuhl“ „identifizieren“ – im Grunde ist die Materie in Ihrer Hand nur ein Gemisch von Elektro-BioChemie an einem molekularen Ort, den Sie, wenn Sie Ihre Sinneswahrnehmung auf sich selbst richten (der Blick in den Spiegel dürfte Ihnen eine vertraute Gestalt zeigen) als Ihr G E H I R N (hinter dem harten Gewohnheitsschalen-Knochen) lokalisieren können -könnten (aber: haben Sie's schon mal gesehen?-). Der Stuhl – wie ihr Körper – wie Ihre Vorstellung eines Atoms - entsteht in Ihrem Gehirn als materiegestütztes metamathematologisches Konstrukt : .... d o r t.... „steht“ er („auch“?) zunächst in Wirklichkeit, neben allem anderen. Der Tisch, die Freude: bewegen sich als Impuls selbenorts,- ja inein- und miteinander, oft zugleich, in selber Empfindung (und inselber engdurchwebter Gehirn-Arealität) verschachtelt. Nun, natürlich können Sie Ihren Körper einen Raum – oder auch einen Planeten – oder Fahrstuhl - weiter beweglich dirigieren, und Ihr Gehirn dabei mitnehmen. Ein Beweis für die Überlegenheit, der Wirklichkeit, gegenüber Ihren Einbildungen? – Keineswegs. Im Grunde bewegt sich Ihr Gehirn nicht durch den Raum – im Grunde kreist der Raum, die Welt, die Existenz, um Ihr Gehirn, vorstellungsgenerierende –und -evozierende Ströme in Ihrem Kopf. An seine Grenzen gelangt Ihr Gehirn erst in dem Moment, wo seine Vorstellungen nicht konform gehen mit >erwarteter< Realität und der >Krieg< entscheiden muß: wenn Sie sich etwa entschlößen, den Weg in den nächsten Raum (der sich um Ihr feststehendes Gehirn dreht) mit dem Kopf voran mitten durch die Mauer zu nehmen; erst dann erfahren Sie (überlegene, anerkennenswertige) „Andersartigkeit“,- und zwar Überlegenheits-Diktat,- der „Welt“. Diese plumpe Ebene der Widersetzlichkeit werden Sie sehr schnell verlassen : und akzeptieren lernen. Und wenn Sie Akzeptanz >erlernt< haben: sich an Erwartungsmäßigkeiten orientieren - ohne, außer ausnahmsweise, eher irritiert, überprüft worden zu sein finden /öfter als selbst absichtlich sich zu prüfen. Damit ist ein Blankoscheck ausgestellt: zu Automatismus-Konstruktion mit nur gelegentlich verifizierter Rückkopplung; das treibt Erwartungen (trau schau wem) ganz schön schnell ganz schon weit in Höhen - der "Abstraktion", wie ein Parlament, dem Wahlen fehlen - oder die nur noch erwartungsgemäß ausgeklüngelt ausfallen, mit welchen Folgen- ?-
              Jedoch:
              Leben können Sie nicht (nein: Sie Können es Nicht!), ohne sich auf ein weitergehendes Wagnis einzulassen: Sie konstruieren unablässig an elektrobiochemischen Produkten WEIT jenseits von bloßer Materie umrissener Begrenzung, welche Ihnen – freundlicherweise – jeden Moment den Lackmustest der >realen< Überprüfbarkeit zuverlässig garantierte. Sie wären nicht lebensfähig. Ihr Alltag steckt voller („geistiger“, Kant nannte sie synthetische) Konstruktionen zwischen „Realität“ und „Traum“,- nennen wir sie Vorstellungen. Z.B. sind Sie überzeugt, ein Unglück wäre möglich, würden Sie die Hinweise Ihres Chefs auf Ihrem Weg zum Aktenstapel-Abarbeiten auf Ihrem Schreibtisch ignorieren – oder vielleicht auch den Wunsch Ihrer Frau, Ihren Hochzeitstag nicht zu vergessen, sondern ihr ein kleines Aufmerksamkeitszeichen Ihrer nicht nachlassenden Liebe zu offerieren. Das alles sind Grenzbereiche, wo Ihr Kopf Erwartungskonstruktionen erstellt (auch weit jenseits der Basis von David Hume), die Ihren Annahmen, was, positiv oder negativtendiert, aus „Realitäten“ sich entwickeln könnte ,- Ausgangspunkten von motivierten erwünschten oder vermeidens-befürchteten Realisierungen,- ... entsprechen. Sie arbeiten jeden Moment mit „Konstruktionen“, in Ihren Vorstellungen, die sich längst – weit – von der Ebene bloßer materieller Überprüfung (sogar Überprüfbarkeit),- Zusammenhang und Referenz entfernt haben. Sie : Ihre ganze Persönlichkeit : die Welt Ihrer Umgebung, Ihrer Wohnung, Ihrer Eigenschaften – ist ein lebenslanges Konstrukt Ihrer Bemühung, diese Welt zu schaffen und mit Ihren Vorstellungen – in Ihrem Sinne – zu beeinflussen. Die Zeitung, die Sie (eventuell) morgens studieren, hat mehr solange es gutgeht mit der Gestaltung Ihrer Welt zu tun, als der >Tisch<, an dem Sie dies tun, - oder das Rasierwasser, das Sie benutzen, welches Sie riechen können. Wir kommen zum Schluß.

              „Realität“ ist in weiten Bereichen eine unhaltbare Annahme,- ganz entgegen unserem selbstverständlichen Dafürhalten. Selten erweist sie uns die Freundlichkeit, sich auf allerunterster ‚materieller‘ Ebene verifizierbar vorzubereiten – was NATURwissenschaften – gegenüber denen der sog. GEISTESwissenschaften – zu einem von Betreibern der Letzeren sehr simplifiziert um das >Experiment< beneideten Luxusgewerbe macht, wohingegen diese ersten recht eher verlockt wären (mittels erschwerter >Falsifizierbarkeit<, Popper),- das „-wissenschaften“ nach dem des 'Geistes' in Anführungsstriche instinktiv zu setzen.

              Nichtsdestotrotz bleibt das Kreuz: versuchen Sie mal, Weile lang, nur auf Ebene unterster Materialität, der lieben Wahrheit willen, zu existieren, ohne höhere Sphären Ihres Geistes zu bemühen. Mach (der Mach Ernst) träumte davon – denwelchen Einstein witzigerweise früh einmal gewagt für einen möglichen Alternativentdecker der (Speziellen) Relativitätstheorie hatte großzügig genug in Erwägung ziehen wollen. E. Mach, einen weiträumig entgegenkommenden Physiker der (eher existenzphilosophischen Idee-)Theorie des >Positivismus< - welchen man kurz als „Ungläubige-Thomas“-Theorie („glaubt nur was man sieht fühlt anfaßt“) zukurz zusammenfassen könnte (gestatten Sie, nur Hier für jetzt einmal augenblicklich).

              Also: Sie würden nicht weit kommen. All dies, als Exposition für Inception,- ist Ihnen natürlich längst be- & erkannt,- soweit ist Ihnen Inception‘s Anliegenheit natürlich nicht entgangen, Sie wissen, daß es um Träume geht,- und natürlich auch, darum das wir nicht wissen können was Realität wirklich bedeutet, und, ob Sie wissen, das die Realität, in der Sie sich jeden Morgen Erwachens, wirklich in welcher Form von „wahrer“ Existenz exakt konkret befinden,- sich rasieren, frühstücken, ankleiden, ins Büro oder Lagerhalle bemühen,- um abends erschöpft nach Hause zurückzukehren - existiert wie? Ist das Ihre Realität? Inwieweit sind Ihre Gedanken und Wünsche – oder auch Abneigungen Fluchten und Widerwilligkeit, Annäherungs- und Veränderungsversuche beteiligt? Erstreben >glücklicherer< Konstellationen (eventuell auch indem Sie einen konkurrierenden Firmenkorpus zerschlagen durch Manipulation des Erben?)? Sehen Sie, dieser Cobb aus dem Film – der will doch auch nur seine Kinder – seine „wahren“ – wiedersehen (die andern schaut er gar nicht erst an). Oder am liebsten bei seiner – verstorbenen?- Frau bleiben, entbehrlich geliebt – die ihrerseits – andererseits tatsächlich in fünfzigjähriger Ein-Ehe mit ihm verschmolzen – anderseits doch auch ausbrechen,- und zu ihrer >wahren< Exstenz – am besten mitsamt >ihrer< Liebe zu ihm seiner leibhaftigen Begleitgestalt – zurückkehren- erreichen – „überzeugen“ wollte (auch wieder so ein „höheres“ denn niederungs-materielles Konstrukt). Wie war das noch? Menschliche Dimension? Drama? wohl kaum „wahre Personen“. In der Tat: Drama als Definition zwischen verschiedenen beteiligten Personen und gegenstehenden Willen gibt es hier, in diesem Nolan-Werk, nicht; es handelt sich wohl eher um den Dramens-Konflikt INNERHALB EINER 1er Person,- so eine Art Hamlet-Seelenbrust-Effekt (allerdings rasant beschleunigt, und, auch etwas unelisabethanisch mit einem wupperndem Score von Hans Zimmer ziemlich vollbusig unterlegt).
              Aber das hat doch auch bei Shakespeare schon recht ahnsehnlich funktioniert. Orphelia (welche übrigens realitäts-desorientiert ist) übernimmt hier dankenswerterweise Marion Cotillard. Inwieweit sei sie nicht real? Nur weil sie tot ist? Sie agiert doch recht eigenständig und willensstark,- und durchaus nicht nur als Emanation des >Unterbewußten< seiner selbst (wieder so ein ausgiebig eingestricktes in die Struktur des Films/ Reizwort : unterbewußt). Also: blutleer? Keine Gefühle? (Keine Widersetzlichkeit) (Keine Menschen?) – Gedanken nur, über Menschen, oder, im Grunde (Intro) nur über dessen einen Körperteil, trotz Kopf- und Lungenschüssen,- Ersäufungen, Erdbeben, Volksaufständen, ausgiebig martialischer Bemühung Lampenwackeln Gebäudefackeln die man ganz bedenken-gewissenslos geniessen sollen darf weil es sich ja nur um Vorstellungen von -, - nicht um „wahre“ Menschen handelt) - ,- nur um dessen GEHIRN- Körperkonklusem?- Da hat sich Nolan wahrlich reichlich beschränkt, er hat sich, Verzicht auf alle anderen (Personenartigen), bei dem einen Menschen um den es ihm wahrlich geht,- nicht einmal um den ganzen Menschen gekümmert, sondern nur um seine Erfahrungen, und um die auch nur dort wo sie schubladenaufbewahrt werden, im Gedächtnis- und Vorstellungsgenerationsaparat seines (TEIL!-) Gehirns,- nicht mal da des ganzen,- sondern auch dort nur des Stirnlappen– NEOCORTEXES + ?!? – das sei wahrlich mager – empfinden einige.

              Nun gut, kehren wir an den Anfang zurück, einer muß es ja tun. Ich mag es, ich stehe darauf, mindgefuckt zu werden. Irgendwie, mein Unterbewußtsein bewerkstelligt das, bringe ich das - wenn auch als Fragezeichen eben – mit der realen Existenz realer Menschen, wenn ich mich denn als solchen betrachten liebe (Fragezeichen) in Verbindung (Fragezeichen). Für mich sind solche Sorgen und Bedenken real. Ich finde fände es ganz interessant, was Menschen sich so denken (und in ihren Köpfen vorgeht)(Fragezeichen) wenn sie in vorstellungsdivergente Auseinandersetzungen ziehen (nicht zufällig: spritzt hier ziemlich viel bleihaltige Luft, kein Fragezeichen). Divergieren nicht unbedingt nur mit Waffen: auch mit Worten, und Gefühlen (siehe Cotillard) (kein Frage-, Ausrufe!zeichen, weil in solchen Filmen ‘sie Augenweide sowieso gern sehe). Also dramatisch : nicht genug? Die Dramaturgie, jedenfalls, find ich doch, wenn zum Schluß ineinander alle Traumebenengestalten nacheinander, verschachtelt, aufwachen, alle verschobenen gummimembranen logarithmischen Zeitebenen wieder zusammenschiessen, doch recht gekonnt. Der Nachteil: der Zuschauer rafft’s nicht, so fixe, und kommt (käme) erst beim fünften Sehen darauf, alle Verbindungen (in seinem Gehirn)(Ansichtssache, meiner Ansicht nach: KEIN Fragezeichen) fortzuknüpfen – und – herzustellen? Das ganze Konstrukt zu kompliziert und verstiegen? Dafür, daß man den Film nicht unbedingt zuerst verstehen braucht, um ihn a h n e n zu können (eine wichtige Funktion des Gehirns: ahnen und wittern, und er-fühlen, Intuition) (noch so ein öfter auftauchendes Reizwort),- dafür funktioniert er ganz gut.

              Also: ich find’s löblich, einen Film zu existenzberechtigen, auch wenn man gezwungen ist, ihn fünfmal zu sehen zur Not um zu begreifen, wenn jedes Mal dieses Sehens Spaß macht, spannend bleibt (auf anderen Ebenen, des Erschliessens) und man es immer wieder gerne,- ja, ich wette mit Ihnen: eine ganze Anzahl fürder es mit z u n e h m e n d e n Genuß des immer-Mehr-Begreifens täte (was ein anderer Genuß ist als >es krachen< /die Materie nämlich, zu lassen). Der Geist, da ist er wieder, kann das nämlich auch „krachen“– weil die beiden eigentlich, ganz im Grunde, aus demselben bestehen: einem lichtschauerähnlich elektro-Biochemie-mathematischen Gebilde nämlich, das Synapsenbahnen Ihres Gehirns entlang arealeerfassend und stimulierend erschauert: Ihrem innerstgeheimen Seelenort nämlich: Ihrer Gehirnlokalität. Wo auch immer im Universum sich dieses genau befindet, und wer um was kreist. Wir wissen es nicht.
              Wir wissen nur, das es Es, und es, (nämlich sowohl Ihr Gehirn wie Ihr Universum) hinweislich gibt, sogar in Einem Zusammen; wer auch immer zeitweilig gerade das Sagen hat bzw. sich dato unüberprüft (das Universum,- das echte, hätt's nicht nötig-) herausnimmt. Wer ist Hund und wer ist Herrchen? Und was das Stöckchen? – Ich finde, Nolan spielt damit ganz reizvoll – zumal es sich bei dem Stöckchen eindeutig um eine Frau, zumindest einen Menschen,- durchaus etwas Menschliches, und zwar zentral wichtiges: Glücksbestimmend-abhängiges,- handelt. Das ist mir Drama genug. So, nun ist es heraus. Ich mag nein >liebe< diesen Nolan-Mindfuck. Tja, vielleicht bin ich zu abhängig von meinem Gehirn und liebe reale Menschen und Wirklichkeit zu wenig? Moment – wollte ich nicht ins Kino gehen? Warum eigentlich – kommt Mensch auf sowas?

              Gebt’s doch alle zu : ihr wißt, das ihr etwas Außergewöhnliches gesehen habt. Das ihr meint, es auch l i e b e n („“) zu müssen, daß DAS das Qualitätskriterium sei, ist Erziehungs- und Gewöhnungs:Ansichtssache. Es gibt doch zum Beispiel neben Liebesromanen auch Sachbücher,- sogar wissenschaftliche Literatur,- in der Welt der Druckerzeugnisse. Ist ...Kino der Ort berechtigt allein von Herzensschmerzlichkeit? Welche Verarmung! Ich bin’s zufrieden dort auch (passiert selten) einmal anders als nur in Teilen meines Körpers (Bauchgrimm Sorgenfalte oder Schwanz) zugetraut angesprochen zu werden: ich halte das für eine Ehre.

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              • Nett.
                Auch zu solch harmloser Nettigkeit gehört jedoch, wenn sie akzeptabel sein soll, genügend Hintergrund-Substanz, -Können und Bewußtheit, die hier durchaus, wenngleich harmonisisch, vorhanden sind. Und vom heute so beliebten ja beliebigem Guilty-Pleasure zu Unschuldigem-Vergnügen ist wiederum ein kaum bemerkbarer Schritt doch in wünschbare Richtung. Also : fire & forget. Britischer Insel-Sense of Humor ‘in köstlich verschraubten - Miss Chetwode-Talbot - & nicht ganz so hintergründiglosen Dialogen –hinterläßt immer angenehme Nachwürze, und noch wichtiger: hält derweil das Genre am Leben. Auf das insgesamt dann doch ungern, wie leichtfuß-herzig es auch einzeln vorüberschunkeln mag, nicht verzichtet sein möchte. Warum auch? Selbst im und zum Leben gibt es ganz harmlose Gründe; und die sind kostbarer, als was sich oft laut so vordrängt.

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                • 10

                  Geschichten wie der hier dargelegten begegnet jeder, unzählige Male in seinem Leben. In Büchern, Filmen, Zeitungsartikeln, Erzählungen, Hörensagen. Es sind unzählige Varianten des Unbekannten. Wir leben in einem Zeitalter, das mitten angefüllt ist mit diesem Unbekannten. Wir bewegen uns in ihm wie der Fisch im Wasser, in seinem Element. Es umfließt uns, umgibt uns, perfekt. Wir atmen seine Existenz, die unsere ist, wie durch Kiemen, stützen unsere Flossen auf seinen sanften Widerstand, und bewegen uns, wenden uns, winden uns. Unser Fluß durch dieses Element wird beantwortet und ruht auf dem Kontakt und der innigen Berührung und Verflochten-Sein von diesem, dessen ANDERS (als wir) -Sein unsere eigene Abgrenzung ermöglicht / uns unsere einmalige, jetzige, nur von uns erlebte, an diesem einen einmaligen Ort zu diesem Jetzt durch unser Ich , erlebte Bewegung. Der Fisch im Wasser erlebt, schließlich, Einmaligkeit. Der Ozean, und alle Fische in ihm, ist Immer, Alle. Nur Ich bin ich. Und Ich bin jetzt, und hier. Dieser Moment ist durch mich, und für mich, besonders. Dieser Moment und diese Bewegung gehört mir ; und ich bin er, werde zu ihm. Und so wird aus etwas, das immer ist, und etwas, das wir wovon wir wissen, etwas, das nur einmal ist und für immer bleiben wird: unser Erlebnis; unsere einmalig erlebte Variation der Geschichte; die für uns immer bleiben wird. Wo wir mit der Geschichte für immer verschmelzen. Wo von der Geschichte, die wir schon unzählige Male hörten, in der wir uns aufhielten, bleibt wozu wir mit ihr verschmolzen und gleichzeitig wurden; wo wir zur Geschichte wurden und die Geschichte – zu uns, dem was wir taten, was aus uns kam, ihren Ursprung nahm. Denn wir bewegen uns nicht nur im Wasser, einem uns fremden Element; es gibt einen Punkt, in dem wir wiederum werden und uns zurückverwandeln in das, woraus wir bestehen, dieses fremde Element, das wir sind; und dieser Augenblick ist magisch, einmalig und Geschichte zugleich; die Verschmelzung von Wir und Geschichte, und, wenn es schlimm kommt, Ich und Geschichte. Dieser Augenblick wird alles verändern.

                  Waltz with Bashir schleicht sich an den Zuschauer heran (das liegt in seiner Form, das können Sie mit auch noch so viel Vor-Wissen nicht ändern) wie sich Geschichte an den Geborenen heranschleicht, um ihn zu seinem, ihrem Material zu machen, und Immer, und Alle, zu Ich zu verwandeln.
                  Waltz with Bashir schleicht sich ins Erlebnisinnere des Zuschauers. Es bereitet sorgfältig vor. Es erzählt, was Angst ist, woraus sie besteht. Alle die, die am Übersichtspunkt, der beschaulichen Überblicksperspektive genau wissen, wie man sich richtig und nicht so dumm dämlich verhalten hätte, das ja klar ist, was passieren und wie es kommen mußte, und kaum besser verdient war im Glauben, dem (>geschickteren<) Selbst hätte das nicht passieren können,- sie werden in eine Falle gelockt; wollen doch mal sehn, ob sie es (selber) merken,- und anders handeln,- wenn es soweit ist.

                  Waltz witz Bashir nimmt sich viel Zeit; so viel Zeit wie das Leben, sich auf das, was dann doch ganz unversehens eintritt, vorzubereiten. Es wechselt öfter die Perspektive (und wählt sich dabei auch einmal diejenige von Richard Linklater, um zu zeigen, was in ihr steckt, wenn man sich noch ganz anderen Themen als Dieser zuwendet, welche es auch noch gibt, obwohl wir sie alle nie erleben wollen mögen).

                  Waltz with Bashir tastet sich heran und fällt nie mit der Tür ins Haus. So müssen wir beispielsweise unaufdringlich beigebracht bekommen, wer Bashir Gemayel ist oder war (mit unterderhand Verlaub, und ich verrate nichts, war er im Libanonkonflikt 1982 ein gewählter Landesführer /der Christengruppe zugehörig/, der willig war, Verständigung mit Israel anzustreben, bevor er nach kurzen Wochen ermordet wurde) (was dann, wiederum, sich zu etwas entwickelte, womit der Plot zu tun hat).
                  Vieles wird vorbereitet. Er erzählt, der Film, von Angst viel mehr als von Haß; Haß ist etwas, was den meisten von uns fremd ist (und bleiben wird). Wäre das Übel der Welt auf Haß angewiesen,- es stünde schlecht um es. Aber Angst ist sogar ein noch besseres, und umso ergiebigeres Schmiermittel. So wird auch hier plausibel gemacht, warum man in einem Schützenpanzer den ganzen Tag herumfährt, und nur schießt (ohne etwas zu sehen, und auf >nichts<, worauf) (nicht etwa auf Menschen, nur in Gärten, in die Landschaft, das Umliegende umher : egal) ; Schiessen als Selbstzweck, ohne Schaden anzurichten. Aber : die Angst zu bekämpfen. So kommt es auch zum Tanz, mit MG, auf der Kreuzung. Und Begin, und Scharon, kommen auch zu Wort (und vors innere Auge). Tanz mit der Geschichte.

                  Waltz with Bashir kreist uns ein, und bildet ineinandergestaffelte Belagerungsringe um uns, und bereitet uns darauf vor, genauso überrascht zu werden wie jedes Geborene auf die schließliche Erkenntnis, von Geschichte umgeben zu sein, die nicht >Geschichte< ist sondern woran es teilhat: das es >seine< Geschichte ist, und so oder so das wird, was es ist, indem es tut, oder auch unterläßt. Man kann Geschichte durch Unterlassen nicht entgehen. Auch Unterlassen kann Geschichte werden, hat jedes, vielleicht gerade, Potential dazu. Der Haß ist selten, die Angst ist groß. Die Angst bietet das weite Forum, der Fläche, auf dem einzelne Tänzer sich erheben und zu tummeln vollenden können,- genügt. Ich zerschiesse jetzt nicht die zentrale und >hypnotische<, wiederkehrende Szene des Films, in der im Wasser (des unschuldig aufgewachsenen Daseins, wie alle) treibende zarte Jugend sich erhebt, und vorbereitete Uniformen überstreift und hineinschlüpft, noch ganz ohne Bartflaum, bereits Erkennungsmarke; wie schnell kommt dieser Bart, auf die Wangen, kaum Älterer, wenn sie, plötzlich zum Ich gewandelt, anstarren, was, nicht länger bedrohlich, wenn die Angst längst vorüber und unwesentlich geworden... ist, -auf sie sich zubewegt, und nicht mehr zu ändern: Geschichte geworden ist,- zum Teil von Ich, und Ich zu Es.

                  Das ist eine Reise, hin zu seltener Einmaligkeit, auf die uns dieser merkwürdige Tanz, mit der Geschichte, mitnimmt. Die Tür müssen Sie allerdings schon selber aufstoßen, und nicht nur angucken; für den gewöhnlichen Fall, das es bei Ihnen noch rechtzeitig,- nicht zu spät sein könnte. Dann haben Sie eine einmalige, weit aufgebesserte Chance: sich, anders, Ihre Unschuld, vielleicht, doch noch zu bewahren: denn es schleicht sich an, und von diesem Schleichen genau wie es tut, erzählt der Film, zu spät, für ihn; nur für uns, für das was kommt vielleicht noch nicht.

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                  • Um es kurz zu machen: das Beste an Oblivion ist die Optik der Endzeit-Settings von Kosinsky (Tron). Die sind spektakulär.
                    Das Bedenklichste – im sorgenvollen Sinne – ist Tom Cruise, mit dem (bzw. dessen Finanzliktorenbündel im Hintergrund,- nicht einmal dem als Schauspieler-) das Projekt steht oder fiel. Hauptdarsteller UND bewußt gewußter Geldgarant– das ist ein Blankoscheck, eine Allmachtsstellung. Seinen Jack Harper konnte er also anlegen wie ihm beliebte, und was ihm beliebte, war, oh je, Winnetou und OldShatterhand zusammen – in 1 (?) Person – die auch noch fliegen (und sich die augenaufschlagenden Superfrauen aussuchen) kann. Superman? – Im Ernst, nichts kann T. ‚Rex‘ C. stoppen – nicht einmal er selbst. Man fragt sich, wer von den 49 oder 52 je gewinnen können sollte – im gordischknoten-Zweifelsfall einfach: derjenige Tom Cruise, der momentan besser ins persönliche Konzept paßt – natürlich nicht eines so Geringen wie des‘ Film etwa,- sondern TOM CRUISEs‘ natürlich, und im Augenblick paßt besser, das der Bessere schnürbar gewinne.

                    Im Grunde spielt er hier nur gegen, oder auch mit, sich selbst. Das einzige Movimentum der Psychologie dieses Films sind allein Regungen des Helden in & für sich (das KANN interessant und muß kein Gegenargument sein); und alles Außenwerk dreht sich um IHN den Einen und folgt jedem Fingerzeig und Augenbrauenlocke-Hochziehen. Vickie dient als bloße emanzipierte Haushüte(am Terminal)-Stichwortlieferantin (oder wenn man kryptisch so will der Anpassungssucht) und, was Frauen bevorzugt (immer noch) können, sich im planetenreflektierten Himmelspool von Wolkenkuckuckheim vor ferneren Aussichten dekorativ (und ohne Angst vor Voyeuren, die da überall befiedert mit Fern- und Nachtsichtgläsern unterwegs sind) zu räkeln. Seine vom Olymp gestürzte Sterntaler-HimmelsEx (...dient...) nur dazu, den Moment freudvoll zu erwarten, in dem er sich ihrer in besseren Zeiten (natürlich in NY, DC) erinnern mag um wieder ihre Hand zu kuscheln und sorgenvolldurchblickt zu halten,- am liebsten auf umplätscherter Blumenwiese zu Evergreens (statt das sie die aus dem Fenster befördert als Falsche im Erweis). Und dann ist da noch Morgan Freeman (hat sich in keinem Blockbuster rar gemacht)- hier allerdings: bleibt auf der Bühne, die ein T„Rex“C beansprucht, nur begrenzt verfügbarer Raum übrig,- den er aber wie in eine rechtenge Kiste gepreßt ('wieviel Erde braucht ein Mensch'? Tolstoij) weitmöglichst und auch noch mit Zigarre nach durchlöcherten Kräften ausfüllt bis zum letzten gemeinschäftlichen Händedruckhauch,- sogar polaroidet mit im Bilde (keineswegs hierorts selbstverständlich weil) – da ist ja immer noch übrig TC.

                    Und der schaukelt das schon, als gewohnter AutoPilot. - Die bösahnende Tet-Maschine lädt (unser TetraPac im Weltraum), wohlinformiert, das 10 Brennstoffzellen vakant sind, jedoch urvertrauensvoll (wie Maschinen romantisch veranlagt eben so sind) (übrigens wird es allmählich hip in Hollywood, dem möglichst radikal auszuradierenden Gegner eine Maschinenidentität zu verpassen, da das elementare Eliminieren von auch Bösewichts-Menschenformen – welche zur schwankenden Rechtfertigung immer absolut radikaler personifiziert dämonisch !!BÖSE!! werden müssen, immer mehr sich selbst diskreditiert (ich hab mich wohl verhört?!) - -) lädt also einen ihrer repräsentativsten feindkontaktlädierten Ameisenklone direkt zum Rapport ins elterliche Schlafgemach des tiefstinnersten Führerhauptquartiers ein, quasi ins bauchweich empfindliche wolfschanzliche Boudeoir, und muß selbst zusammenreimen was es sich davon verspricht außer Scherereien. -Ich sollte auch mal bei Putin oder Obama anrufen und ihm/ihr in erbetener Aufwartung meine aktuelle Auffassung darlegen.- Doch es war ja nicht irgendjemand, welchen es freihändig über die Schwelle trugend bat: es war – Prominentenstatus (und er wußte sehr wohl davon, seiner Erpressungs-Verfügbarkeit-) Tom Cruise. Wurde er zum Schluß erleuchtet und steht für derlei Heldentum nicht mehr zur Verfügung - keine Sorge. Den gibt’s, wie könnte es anders sein im Falle die Welt ihn nötig hat, unverzichtbar,- jederzeit ein Held, nochmal, weil : etwas so Gutes simpel einfach nicht ausreicht in monogamen PlayOff für solche Verhältnisse. So kann man gar nicht für heimlich genug Bevorratung dafür sorgen: In the refridgerator.

                    Das hätte, hätte man Kosinski weiterprökeln gelassen (der all den Krimskrams Kinkerlitzchen jahrelang mühsam zusammengeschraubt hat,- und zwar vortrefflich!--) ein genialer Film werden können. Aber es gibt ja gottseibeiuns die entschlußfreudigeren Typen, die kurzerhand zupacken, und das ganze ultimativ aufs Ende beschleunigen. Gib ihnen ein Extraktions-Bike, oder sogar chicken Bubblehopperkopter,- und schon preschen sie los, und erledigen innerhalb von Minuten 'tschuldige Tom 'Sekunden, wozu andere Jahre im Werkelschrauben zustande brauchten. All die kleinen liebevoll rasanten Terminatordrohnen, -gestrandeten Rostriesen (deren gewöhnliches Lebenselixier schon abgepumpt ist, -die ausgedehnten unbelebten karstigen Strahlungswüsten (munter mit der Enduro die atomaren Einschlagskrater hinauf, in Bibliotheken hinunter (schon wieder!) oder mal eine andere Perspektive von Periskopplattform des Chrysler-Center – all dies liebevoll desastriert Zerstörte Verklumpte Devaste– umsonst. Umsonst die Mühe, über den Wolken zu wohnen und seine Zeit sinnvoll zu verwerten, die gesammelte Hydrogen-Energie, schwebende makellose Fabriktrichter, erst recht der Triumph im abgewrackten Yankee-Stadion (Cruise, hat’s ihm keiner gesagt, armereißend und frenetischem körperlosem Jubel lauschend zwischen >Global< und >Champion<-)?

                    Die Settings, die Aussichten, die technischen Schnickschnacks: das hätte schnackeln können, das die Wände, gäb’s noch mehr einige davon, gern dazu gewackelt hätten. Jedoch müssen sie leider alle sich mit Spieglein Spieglein bekleiden: in denen Tom seinen geschmackvoll derangierten Anzugsitz – mit perfekt symmetrischer Nasenschmiße- souverain kontrollieren und sich mächtig ohnzwinkernd bewundern kann. Die in jeder Szene und Einstellung spürbare athletisch altersrefüsierende Selbstverliebtheit ist im Abfall zur Kulisse tatsächlich phänomenal.

                    Ergo: dem Maschineninteresse wäre ratsamer gewesen, sich mit Zweiter Garnitur zur Herrschaftszwecken zu begnügen statt sich „Eines unserer Besten zu bemächtigen und ihn gegen uns einzusetzen“. Hättest du das rechtzeitig beherzigt, oh unser TetraPac im All, - und ich könnte dir funktionierende Beispiele, viele sogar davon, nennen ,- - so schlürftest du am Strohhalm unserer beteiligten Ressourcen heute noch, frei, akklamiert sogar gewählt und unbehelligt, wie auf diesem Planeten üblich. Aber so sind die hergelaufene Xenogene: kommen herübergestreunt und wollen alle Gepflogenheiten mirnicht dirnichts auf den Kopf stellen. Das haben sie nun davon. Verdient würde ich sagen. Und jetzt: zurück zum Haus am See. Da wartet die Musik auf mich, dazu noch eine letzte Bemerkung (nichts gegen „Whiter shade of pale“, hören Sie, denken Sie, ich bin beknackt?) (okay!?) - :

                    -paßt der musikalische Untergrund _für meinen Geschmack_ in seiner extrahiert poliertgechromten Magersucht-Dünne (ich zähle jede einzelne Rippe) ganz an verschleierter Oberfläche, darunter nichts an/ auf Dauer sich verflüchtigend, bis man sie gar nicht mehr merkt/ bevor sie anfängt zu nerven,
                    -genau zum wässrigen immer himmelblaueren verlorenen Dunst leider nicht der Kulissen, sondern des Films, der, ob es paßt oder nicht, leider ein Gesamt-Resultat bleibt: und aus den besten sehenswertesten Zutaten ist leider möglich, zu verkochtem, statt knackigen Brei zu verbraten.

                    Trotzdem: wegen der Settings: verlieren Sie nichts, wenn Sie sich derart limitiert mit dem Look dieses Films vertraut machen; geniessen Sie ihn,- soweit es der Durchblick gestattet. Der Originaltitel sollte übrigens wohl lange >Horizons< heißen.

                    Wer noch Lust hat: folgende zum Film -wäre er so viel Beschäftigung weiter wert- fand ich fein und sinnig:
                    http://cellurizon.de/2013/04/11/review-oblivion/
                    http://www.ndr.de/kultur/kino_und_film/oblivion103.html

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                      wahrscheinlich schaffen Die /was ja sogar bis hierher schwappt/ die den durchaus interessant aufgeworfenen Fragen von Pr. nichts abgewinnen konnten (wohl weil sie keine 'Division Weltraumsoldaten kloppt sich mit Hundertschaft Weltraummonster' a la Cameron bekommen haben, dessen Schwächster) - 'es, Ridley Scott dem Genie /nach solchen Reaktionen auf die erste echte Fortsetzung von #Alien#/ die Lust zu nehmen, die dringend nötige (geplante) zweite Hälfte (Vervollständigung) des Gedankens um die Konstrukteure /Wendungen Geschaffenes gegen Erschaffer oder auch Erschaffer gegen Geschaffenes (da paßt aktuell viel rein, die Situation in der wir stecken) - - doch noch zu drehen statt uns mitten im angerissenen Cliffhanger allein zu lassen. Gemeinheit aber verständlich/ sieht und bedenkt man wie gemein auf Ridley's Angebot (völlig inadäquat) publikumstumb kollektivneurotisch kuschel'lemmingisch unverständig statt offen reagiert wurde. Peinlich! Das Publikum bestätigt seinen Ruf (also 'bekommt was es verdient). Im Übrigen entschuldige ich mich für den Satz.
                      Wir werden wohl mit diesem halb-Halben-Meister-werk allein im Raum bleiben. Mit all diesen kundgebungs-blindkommentarwütigen eigen'enttäuschungsenttäuschten irdischen Aliens. Schade, schade ... wenn man es nicht mittlerweile so gewohnt wäre, Übung darin zu haben (haben zu müssen). Was soll's ... Reagieren wir wie gewohnt: Dankbarkeit schon für das wenige, was uns anfangsweise vorgeschenkt wurde... ist immerhin schon eine Erste Hälfte - auch wenn es schade um die so wohl fehlend bleibende, nur vorstellbar'+ denkend unersetzliche Zweite zum Ganzen bleibt - :..(
                      - - ;)

                      PSSS es wäre doch wirklich interessant, ?wäre z.B? zu erfahren, daß Konstrukteure? sich gegen Menschen (ihr Erschaffenes) wenden?, weil sie herausgefunden haben, das Menschen? für die eigenbedrohliche Existenz-Werdung von Aliens? verantwortlich /Voraussetzung sind? das "Menschen" (obwohl aus ihnen/den besserperfekten'bösen' Konstrukteuren stammend - die existenzvoraussetzlichen Entstehungs-Keime zu Aliens, die ihre eigene ?Existenz schließlich bedrohen, sind/waren/wurden? (wäre logisch, wo sonst soviel von >Logiklöchern? die Rede ist ?) am besten selbstverständlich denk'nicht weiter drüber nach
                      ...?
                      (Argumentationskette also etwa:
                      Ausgangspunkt menschliche Gegenwart/ jetzige Ungeklärtheit zwischen Himmel und Höllen schwebend, nur sich selbst momentan wie wir jetzt in diesem Augenblick /unreflektiert/ erlebend:
                      erforscht "göttlichen" perfekten Ursprung /Hoffnung auf das Ideal-Gute ("soviele Fragen"=Beantwortungen)
                      entdeckt/widerfährt "Böses" (Alien personifiziert)
                      schließt vom Bösen in der Welt auf Widerlegung des "perfekt"-"Göttlichen"= Gott (menschlich perspektiviert, ist nicht wirklich "Gott") "wird" schließlich selbst böse (erlebt), verschmilzt mit dem Bösen
                      entdeckt (ausstehender 2. Teil) - das perfektGott 'böse' ist weil der Mensch dem Bösen zum Ursprung /Herkunft dient (Identität Alien-Mensch-Kopplung)
                      Mensch/Sarah erkennt (DarthVader-Effekt) den Eigen-Ursprung-Identität des Bösen, das "Gott" (sind immer die "Konstrukteure") in ihm sich gegen den (unbewußten) Menschen wendet um die Welt zu retten
                      Zuschauer erkennt, daß das Böse : wie das Gute: nur potentiell aus ihm entstammt, und nicht Teil der Welt >des Außen< ist: daß, ob das Böse ('Alien') existiert, davon abhängt, ob e r es (in seiner Gut-Böse-Entscheidung) in die Welt setzen /manifest Gestalt ("Handlung") sich annehmen läßt. Kreis: 'Welt : Mensch :-Spaltung: Gut: Böse : Entscheidung : Welt' :schließbar. -Schon gut, ich weiß, so gut wie keiner hat's diese Weise kapieren können.)

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                      • 10

                        Durch das Nadelöhr der Kenntnisnahme dessen, was den Inhalt dieses ‚Films‘ ausmacht, muß, wenn es eine gibt, menschliche Zukunft - und zwar in jedem Einzelnen.
                        Wer noch zwei Sätze mehr lesen will: in meinem Gästebuch.

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                        • //Die Punktvorhersage entspricht, wie oft, absolut n i c h t meiner Meinung//

                          Wird eine notwendig komplexe Geschichte, und das Leben schreibt nur solche, unter ein gewisses Maß reduziert /dabei leicht auch nach persönlichem Vorzug die Seiten, die einem gefallen möchten, vor allem ins Auge gefaßt - entsteht Kitsch. Egal, wie gut die Geschichte ist. Sie muß komplex g e n u g bleiben.

                          Wird aus einer die Luft abgelassen, muß man aufpassen, das die Teile verhältnismäßig schrumpfen; ihre Größenverhältnisse und zueinander passenden Beziehungs-Orientierungen behalten und nicht verlieren. Ihre Ordnung-auch Unordnungen dürfen nicht verschoben werden. Kein Teil darf auf Kosten anderer übertrieben sein; wenn es ein Brechen oder Verschweigen der Tatsächlichkeit oder Wirklichkeit, auch auf das Maß eines Märchens reduziert, ist. Gerade dann nicht: gerade im Märchen steckt sowohl der Schmerz.

                          Auch wenn man seine Kinder a l l e liebt: darf doch keines vorgezogen: oder vielmehr (das erste wäre nur solange innerhalb des Kreises der Bevorzugung kein Problem) NACHGESETZT sich erkennen. Tut es dies jedoch, kommt mit Gefühl der Wahrheit dieses eine, Vernachlässigte, und schreit, zur Not mitten in diesen hinein, ins Gesicht : Kitsch! Kitsch! Kitsch!

                          (und darin steckte Schmerz ; und das Kind, von außerhalb des Kreises, alleingelassen, diesen störend und zerbrechend, hätte r e c h t !)

                          (Und wenn man dies, nur z.B., belegt haben möchte: der verabschiedete Verlobte,- das Trostpflasterchen der Kriegerwitwe: dringen Sie doch mal ins oldtimer-gepolsterte Innere dieses Films, greifen und fragen Sie sie, was sie von ihrer Rolle halten: würde hier einmal die Luft nicht a bgelassen, sondern auf Lebensgröße a u fgepumpt werden-). (Aber was rede ich – Sie w o l l e n es ja so – und halten das Kino für einen Ort, wo die Naturgesetze erlaubt nicht gelten ja nichts zu suchen haben (um der >höheren Wahrheit< um Gottes/ willen)! Sie irren: gerade im Kino, im Ort nicht des Lebens-, sondern der Erzählung vom Leben, MÜSSEN sie gelten, mehr als anderswo – sonst ist alles, weswegen es erbaut wurde, nichts wert, und diejenigen, die sich erzählen lassen, schrumpfen auf das Maß des fehlenden Falschen-
                          -).

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                            Man braucht ja immer mehr Droge, um denselben Kick zu erhalten. So genügt es zum Beispiel auch nicht, daß Bös Wichtl, um seinen perfiden Plan umzusetzen, ein IT-Pädagogikstudium absolviert, um zwei Jahre die Mühe eines Mittelstufe-Lehrers perfekt auszufüllen, für die sich jeden Morgen akribisch einer Gesichtsmassage-Imageänderung lohnt zu unterziehen,- um schließlich die Freundin des russischen Botschafts-Kindes zu entführen, um an diesen per Zweit-Entführungs-Ablenkung zu kommen: nein,

                            auch wenn Wichtl endlich endsch(l)ossen schachmatt gesetzt und der Thriller für beendet erklärt werden und Morgan Freeman heimwärts wenden und entschlossen Feierabend machen könnte,- muß noch ein Thriller im Thriller den Zweit-Täter präsentieren: und dieser dann (ebenso entsch(l)ossen)(denn drunter geht es nicht) den/&die Dritttäter,- der/die übrigens vom Kind zur Strecke halb gebracht wird (es geht doch nichts über gesunde Instinkte). Übrigens: woher (??) wissen wir, das, wenn der Film zu Ende und Freeman mit ihr aus der Scheune um die Ecke gebogen ist, dieses (Opfer) tatsächlich Zuhause abgeliefert ankam?!

                            (ach ja, ich vergaß, weil es Morgan Freeman ist; allein dafür wenigstens 3 Punkte).

                            Wie gesagt, hängt man erst an der Nadel: ist nur mehr noch mehr.

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                              am meisten nervt nicht mal das der Film als solcher in aller Hektik, üblem Soundtrack, flacher Typisierung oder gleich gar nicht vorhandenen Kriterien wie psychologischer Entwicklung/ nicht funktioniert, sondern
                              wie immer wo er auftaucht (wagt sich blicken zu lassen) dieser ranzige, faulige Hyperpatriotismus. Den merkt man an >wie selbstverständlich geltenden< Kleinigkeiten: z.B. in der Hochspannungsleitungs-Szene, wo der gezwungene Überbringer-Terrorist aussteigt, weil er nach Daseins-Jahren als "Schläfer" >korrumpiert< ("Ich bin Amerikaner!") die natürliche Überlegenheit des Systems, das er von innen kennengelernt hat, (wie sollte es anders sein?) überzeugt erkannt hat. Viel derart. So ähnlich muß amerikanischer (und nicht nur der) "Patriotismus" (der üblicherweise per Geburt wie ein Orden sich bereits verliehen fühlt) wohl empfinden: alternativlos. Wer >objektiv< bei Sinn und Verstand unvoreingenommen die Daten auswertet (ohne gekauft/dämlich/ein Schuft zu sein), muß unausweichlich zu dem Ergebnis kommen: >Amerika< ist nicht nur good - es ist best. /HighTech-, HighEnd-, das hängt sowieso scheint's aufs Beste indiziös zusammen./ Kann irgendjemand, der nicht Idiot ist, anders denken?

                              Und wie nennt man das, das solchen Glauben befördert? Logik? Wissenschaft? Anstand? Charakter? Courage? Vernunft? Einsicht? Menschenverstand? Selbstverständlichkeit?

                              Ich nenne es Dreck, sittlichen und moralischen. Und ein verfaultes Gehirn.
                              Und e i nmal Sehen lasse ich Ihnen durchgehen, weil man einfach neugierig zu erfahren ist, wie es ausgeht. Wem spätestens bei zweiter Musterung des Machwerks nicht sein modriger, skelettierter Geruch (wie von schlechten Fritten) auffällt, -das der Ketchup pilzig perlt, was man für Mayonnaise hielt gar keine ist, man sein eigenes Wort nicht versteht und das Hinhören auf andere sinnlos ist,- wem nicht auffällt das man sowieso nur ausnahmsweise sich sein Abendbrot bei der Frittenbude in Hauptbahnhofsnähe regelmäßig einzieht,- dem ist eh nicht mehr zu helfen : der hat sich wohl eingereiht, in die endlose Schlange derer, die nicht zählen. Und irgendwie bei Laune gehalten werden: laut, schnell, und endlos dumpf.

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                              • Die Geschichte schwach, die Bilder unvergeßlich. Venedig und dem Schauspiel zu verdanken. Alle Einzel-Beiträge kraftvoll, leider ergeben sie kein Ganzes. Das der Mann mit dem Zweiten Gesicht Einzelmomente seines eigenen Todes vorausschaut, ist dünn. Aber die Zeichnungen der Verbindungen zwischen den Menschen,- und auch ihrer Stadt, in der sie sich (unheimlich schön morbide) bewegen wie Gott sie schuf (das heißt höchstens auf dem Wasser gleitend), sehr fein und geschmackvoll. Die erotische Szene gehört zu den wahrsten Erzählungen zwischen Mann und Frau überhaupt, und hat mit dem schamvoll-schamlosen Rumgeficke-beobachten-Herzeigen Hollywoods nichts zu tun. Kraftvolles Kino ohne tieferen Sinn, die Spielerei mit SignalRot ausreichend schön, die Schatten und bröckelnden Mauern und Marmorböden viel aussagekräftig-tragender. Aber muß es unbedingt immer einen Sinn ergeben? Wer Augen hat zu sehen – der sehe. Und lasse wirken. Das gibt allein, manchmal, schon genug Sinn. In diesem Fall ja.

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                                  Film, dessen stilistisch begabte Macher und Machart ein sehr, sehr viel unendlich besseres Drehbuch verdient hätten. Und Val Kilmer Unglücksrabe, natürlich auch. Und zugleich bleibt eine Idee, wie ein Sam Sheppard annehmen und durch seine Teilnahme bestätigen konnte daß etwas Besonderes möglich sei.
                                  So ein Gefühl Noir, wie Rauch in der Luft.
                                  Voraussetzung: da muß Luft sein, damit sich etwas darin auflösen kann.
                                  So muß sich Talent ohne Inhalt anfühlen.
                                  4 satte Punkte von einem, der ohne Rücksicht auf Filmspezifik-charakteristika sonst zumeist die Geschichte bewertet, die hier desaströs ist.

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                                    Einer der Filme, für die Kino erfunden wurde.

                                    Der schönste romantische Film über die Schmetterlinge beim Verlieben /wenn auch nicht die Liebe, den ich kenne.
                                    Jean Renos größte Rolle, trotz Leon.
                                    Ohne Double, alle Tauchszenen - sogar die im Eis - ECHT (!).
                                    Ein opulentes Epos.
                                    Bessons, des vormaligen Tauchlehrers, 2ter+ Bester,- trotz s.o. 5. Element.
                                    Leicht angelehnt zwar nicht optisch aber ideel überhöht an die Freundesrivalität der beiden anverknüpften Apnoe-Tauchernamen.
                                    - Und keine Sorge, ich werde den jetzt nicht weiter zerreden.

                                    Aber versprechen Sie mir eins: Sie dürfen sich nicht in die unendliche, flutende Schwärze verabschieden, ohne den gesehen zu haben. Auch wenn die hübscheste Delphine von allem Ihrem Wesen gleich Sie lockt.

                                    Und im Übrigen: nehmen Sie dazu gern die längste der verfügbaren Fassungen, die Sie kriegen können, am besten mit 166 min.
                                    Und KEINESFALLS (es sei denn Sie sind wahnsinnig) O H N E etwa den Score von Serra der die Lungen nochmals doppelt weitet (haben die fertiggebracht).

                                    Rosanna Arquette ist eine Göttin
                                    ganz berührbar. Als würde im Tempel nebenan ein Mensch wohnen.

                                    Wozu gab Ihnen Gott Augen?
                                    (Und womöglich dahinter Seele?)
                                    Ins Kino, ab!

                                    Und wenn Sie einen Freund haben: behandeln Sie ihn pfleglich. Das geht auch ohne letzte Konkurrenz.
                                    Bester< sein: müssen Sie nur derjenige von sich selbst.
                                    Gilt auch für potentielle Elternschaft.
                                    Und bürden Sie Ihrer Freundin Ihrer Liebe nicht, keine unmöglichen Entscheidungen auf.

                                    Leben ist viel schwerer.

                                    Nur Ideale sind schwerelos.

                                    Aber trotzdem schön.
                                    Capisce?

                                    (insgeheim ist das ein Film über italienischen Patriotismus,- genauer gesagt sizilianischen. Im Grunde auf die einmalige besondere Art, Spaghetti zu bereiten.) Und jetzt:
                                    habe ich Ihnen ja schon gesagt. Außer Sie waren schon drin. Dann können Sie ihn wiedersehn, wann immer Sie Lust verspüren. Möglichst wenn’s paßt bald.

                                    Keine Lust sich mal wieder zu verlieben?

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                                      über Gravity

                                      Wenn, nachdem er zuvor spielerisch Runde um Runde munter um’s Space Shuttle spazierengeschwebt ist, George Clooney‘s leichthochherziger Rolle Matt am Ende der Sprit fehlt, um die wenigen paar restlichen Meter zur rettenden Luke zurückzuimpulsieren, dann wird damit klar, worum der Film kreist wie besagtes Raumschiff die Erde: Hybris. Auch wir kreisen, oder vielmehr könnten es tun, wenn einem bespaßungsverfaulten Publikum der Sinn danach stehen würde, mit Lubetzkis Kamerablickwinkeln durch ein hochriskant-destruktives zunehmend sich explosionsrisiko gefahrenvermehrendes Trümmerfeld auf einer erdnahen Umlaufbahn um diese, die der Mensch mittlerweile erreicht hat, auf der jene Entscheidung fallen wird, die über Leben und Tod in naher Zukunft entschieden sein wird: Lösen von ihrer perfekten, lebensspendenden Hülle um in selbstverfertigten, ausgewählten bioboxen-Einzelexemplaren auch menschlichen ein hochtechnisiert fragiles Überleben in absolut unbiologischer Umgebung zu garantieren mit welcher Wahrscheinlichkeit sehen wir hier,-
                                      oder
                                      Rückkehr auf unser gemeinsames Raumschiff Erde, auf dem eine ganze aus ihr entstandene Spezies schon seit Jahrmillionen relativ sicher in ganzer wenn auch zerklüfterter biogener Gemeinschaft durch ebendiese, nun gerade erst entdeckte absolute Lebensunwirtlichkeit wie durch ein Wunder bewirkt reist, auch und indem sie davon – von der Qualität der Reise – kaum die geringste gerecht werdende Vorstellungsahnung hat.

                                      Hybris. Technische Hybris? Noch vielmehr lebensverachtende Hybris – ist etwas, was eine raumreisende am Anfang der Unendlichkeit kratzende Dr. Ryan Stone noch gerade eben am äußersten Ende der technischen, finanziellen, politischen und biologischen Möglichkeiten der jetzt lebenden Menschheit und immer noch in unmittelbarer Nabelschnurnähe der schützenden Planetosphäre, am eigenen Leibe realistisch experimentell erfährt – das wahnsinnige, vermessene Experiment, das Mensch mit sich, seinen Möglichkeiten, seinen Ressourcen und seinem Heimatplaneten zu genau dieser Zeit, jetzt, nun vorgehend, anstellt. Ryan >"Stone"< und Matt Kowalsky sind einige Laborratten Cuarons, und Lubetzki sein wissenschaftlich-technischer Berater. Und die Menschheit kann anhand des Verhaltens dieser wenigen Laborratten hochrealistisch eine Menge über sich erfahren, von ihrrem Dasein auf dieser das All durchkreuzenden geschmolzen umkrustenden Gesteinsmasse mit schillernd umflirrenden polarlichterndem Gashüllenlichtspielsonnenreflektierendemwunderschimmer.

                                      Hybris. Auch das auslösende, fatale Ereignis ist menschenfabriziert: denn der russische Satellit (>...„sie schiessen auf ihren eigenen Satelliten?!“< was wie ein Witz daherkommt aber keiner ist, sondern eine genau berechnete Aussage, wie die Menschheit dabei ist, sich selbst zu torpedieren), dieser >russische< Satellit ist nicht zufällig oder von der Natur zerstört worden (auch nicht im Drehbuch), sondern diese (Zerstörung) hat menschlich-militärische Ursache: eine kleine, fatale Unschlüssigkeit eines komplizierten technisch-psychologischen Gewebes, wie vielfach eine Befürchtung bestand und besteht, der Atomkrieg könnte real nicht durch >rationale< Absicht,- sondern vielmehr durch >technisches< Versagen wie etwa 1983 eine Fehlfunktion der Radarschirme ausgelöst werden, die durch einen Computerfehler einen Raketenangriff der Gegenseite irrtümlich anzeigt, wie geschehen: in echt. Der Überlebenspfad der Menschheit hing damals wie schon weiter statistisch immer dünner werdende Male an einem hauch- nicht seidenen vernunftbegabten couragierten Faden, und wer ihn zufallsüberlassen himmelssterntalernd herabgerieselt wohl zitternd (der auch) hielt/fand, - hielt/fund das Schicksal der Menschheit: der Erdmission :in seinen schmalen Händen. Die gehörten 'da wie schwer? zum Beispiel zu einem statistzufälligen :Stanislaw Petrow: 26. September 1983 , oder Wassili Archipow /wer Neigung spürt: Wikipedia/.

                                      ...Hybris. So ein dummer verwickelter Fehler in ungeheuer verkomplizierten Abfolgegeweben abseits aller perfekten Berechnung ist schnell ereignet, und kann man alles bedenken? Die Menschen, die Ryan und Matt in diese biophobe-ja-phage Aufenthaltsumgebung – mit deren vollem Einverständnis ja vermutlich Belohnungswunsch und Karrierekrönung expediert haben – konnten es wohl, irgendwie kams dazu, nicht. Ob Special Missionist Ryan wohl auf eine zweite Mission gehen würde, nachdem sie ganz schlicht wie sie nur selbst - wie das Leben vor Jahrmillionen vom Wasser zurück auf das Land kroch?

                                      Hybris... alles an diesem Film, und er ist realistisch, zeigt das Menschengemachte. Alles? Nein. Über den Köpfen schwebt die ungeheure Kugel der blau-braunen Planetenmasse, alles Dasein enthaltend und beherbergend, wie wir es kennen – unsere ganze/n Vorstellung/en davon. Davon sind wir imstande im Begriff, uns zu lösen. Dieser Film ist kein CGI (natürlich auch das), sondern zeigt weist vor Wirklichkeit/en. Jedes dieser Space Module gibt es so wirklich, und was Cuaron samt Hubble Teleskop munter zertrümmert, zerflammt, atomisiert, ist das gesamte milliardenjahrzehnteressourcenanstrengenverschlingende Weltraumprogramm der Menschheit – amerikanischen, russischen und chinesischen Menschheit, was wohl eine ausreichende auch für Hollywoodverhältnisse suffizient oberflächenhafttransportable Potentialkulisse bietet,- um 1 EIN mager reichbebildertes opulentes Film-Menschendrama daraus zu destillieren. Vielen Zuschauern kommt zuwenig Mensch darin vor. Und Handlung. Und Drama. Und zuviel Spannungsoberflächlichkeit Zufallskrampfhäufung. Wo keine ist: nur Stringenz. Da sind wir t a t s ä c h l i c h . Zu wenig Mensch?

                                      Mir reicht das durchaus. Ich bin immer noch der Ansicht, die Bühne der Menschheit ist der Mensch, ja man kann sogar sagen, das Individuum – wenn dieses potentiell genug ist. Ryan gibt nicht viel her, sei viel zu ungeschickt, schwach, hysterisch, flatterhaft, unkonzentriert? Man hätte lieber Perry Rhodan, oder gleich Super-oder Batman schicken sollen? Wer von beiden entspricht der Repräsentanz wohl mehr? Wen schicken wir denn hinauf, in bisheriger Wirklichkeit? Kann jemand, dessen Raumschiff gerade unter ihm zertrümmert wurde, nicht etwas bloß rein panisch animalisch reduziert außer Atem geraten? M u ß er das wohl nicht? Befinden wir uns sonst nicht im Kino,- statt in Wirklichkeit? Ach – Sie WOLLEN das Kino gar nicht verlassen? Mein Lieber – Sie sind voll dabei, nicht nur das Kino, sondern das Raumschiff Erde zu verlassen, worauf der -Himmel falle Ihnen auf den Kopf- Film Ihnen einen verzweifelten Hinweis versucht zu vermitteln. Wenn auch nur als, und Verzeihung, recht unbedeutender Teil der Menschheit, die dabei ist, diesen Schritt zu vollziehen.

                                      Sie argumentieren nun wahrscheinlich damit, daß Sie nicht vorhaben, für die Nasa (oder ESA oder...) aktiv zu werden. Aber Sie sind es doch schon! S i e zahlen die Steuern, deren Creme in den stählernen Röhren und Kupfernerven und Siliziumchips und vakuumnullpunktstauglichen Akkuschraubern verbaut sich wiederfindet, die ein hochherziger Cuaron da beschwingt verCGIt. Was übrigens auch ganz schön kostet – vor allem Seelenschmalz, in derart Dimension.

                                      Sie sind Teil der Besatzung eines Raumschiffs, das seit Hunderttausend(en) Jahren durchs All reist – vivid, immer noch. Sie nehmen das selbstverständlich hin. Gravity bietet einen Perspektiven-Wechsel. Sie können einmal, EINMAL wie hier Lubetzkis sich Ryans Raumhelm-Konvexscheibe nähernde Kamera ganz langsam durch diese durchdiffundieren und den Wechsel atemberaubend vornehmen vom Blick AUF SIE durch den Blick VON IHR,- i h r e r Perspektive, und ihren Blick, den S i e so persönlich nie erleben werden aber s i e an Ihrer Stelle h a t ,- auf die Erde, riesenhaft nah unerreichbar in der Totalen unter Ihnen. Lassen Sie diesen Perspektivenwechsel zu. Es würde Ihnen Neues bescheren. Wichtiges.

                                      Dieser Planet Erde reist mit seiner Besatzung durch die Zeit. Und die nähert sich einer magischen Schwelle. Wir treten aus dem Horizont, am Limit unseres technischen Vermögens, ja wir haben es bereits g e t a n – diese Raumstationen sind WIRKLICHKEIT! – ! - ,- wir treten aus dem Horizont unseres Heimatplaneten und betreten den Kosmos. Das ist nicht allein ein technischer Akt. Dazu verbrennen wir ungeheure Mittel an Summen von Erträgen und Anstrengungen, wie beim Bau der Pyramiden, bei denen Pharaonen sich entscheiden konnten, wofür sie die Ersparnisse ihrer Völker und Generationenerträge einsetzten,- um einmal für die Zukunft Zinsen anlegbar zu haben. Was haben sie geschaffen? Eine gerechte Welt? Wohlstand für alle? Für jeden ein Haus, eine stabile Heimat, Zukunftsverläßlichkeit? Eine Welt ohne Krieg (denken Sie an den >russischen Satelliten<)? Aber ein die Zeiten überragendes touristisches architektonisches kulturelles Mahn-Denkmal – einen Berghaufen Maßgestein übereinander, mit einer winzigen Hohlblase drinnen, in der in einem Gehäuse >der Pharao< - nein sein geweblicher Trockendörrrest, ist das das Beste von ihm, und seiner damals lebendigen Vollzugsgemeinschaft? – durch die Zeit dem heutigen – Jetzt – entgegen- mitreiste. Ob er zusieht?

                                      Auch wir könnten Häuser bauen – vom Geld, was diese Stationen am Rande der bewohnten Welt bedeuten, jedem Erdbewohner ein Haus, einen Job, Schulen, eine Weltregierung, die vor allem am Geld, und Verteilung der Ressourcen-Zugangsregelung scheitert,- NICHT an ihren TECHNISCHEN Möglichkeiten. Sie scheitert, wie immer, und noch weniger am Gehirn, als am CHARAKTER, und der Kompliziertheit der MENSCHLICHEN Entscheidungen. Damit können wir allmählich zum Schluß kommen.

                                      Denn es geht um Hybris. Die Menschheit erfährt hier ein realistisches Abbild. Ein keineswegs perfekter Mensch, ausgebildet für eine Spezialaufgabe, wird als ausgewähltes Spezialexemplar auf eine Mission geschickt, die sich verselbständigt nein totalisiert und zur konfrontativen Gegenüberstellung von Menschlicher Lebensfürsorgeübernahme durch sich selbst - gegen seine bisheriges gebärliches Fürsorglichkeitssystem, dem selbsterhaltenden Lebens-Schöpfungswundergewinn Erde, inmitten eines schwarzen Nichts und wie schwarz und nichtig ahnt man hier, und damit zugleich das atemschöpferische Wunder schon allein eines Luftholens, Atembewegung, nackten Schritts zu auf einen feuchtigkeitsbenetztem Strand, unter blauem! Himmel an dem Sternenfeuer kredenzt, dem Summen von Insekten umgeben von Vogelschrei Hundebellen Säuglingsgreinen oder auch einem gefrorenen Fischleib in der Arktis oder einer bloßen Gegenwartsstimme in einem anderen wenn auch in seiner eigenen Sprachabgeschlossenheit doch mitfühlbaren Wesens. Für das alles sorgte bisher unbesichtigt eine unmerkliche >Natur< und jetzt tritt Mensch selbst ad hoc an die Stelle und behauptet: ich bin kann das. Wie war es? Hybris? "Ich kann das schon" kindlich, der rote Schuh, ich habe alles berechnet? Ich mach das mal? Ich leg nun los? Technik ist soweit? Aber ist es der Mensch? Er sagt: ich schiebe all diese Fürsorgeautomatik zur Seite und erledige das jetzt selbst. Mit Automatik kenne ich mich aus. Sorge selbst für mich wie Erwachsene : bin ich. Doch! übernehme die Verantwortung. - Der Mensch: tritt aus sich heraus und hält sich für reif geeignet, für alle Folge des Geschehens bereits außer sich nun einzutreten, und die Steuerung leichthin zu übernehmen,- siehe Matt hochherzig - bis es ans Ausklinken geht, auch das hochherzig, ein ferner Punkt. Der Mensch enklappttriegelt die Handstütze des manuellen beidhändigen Joysticks der schwerelos schwebenden Feuer-Stuhl-Steuerung mit weichen Gummizentralpuffern für raffiniert konstruierte (kann denn das Sünde sein/nicht hinhaun so PLIETSCH!!-) Stabilisierungsraketen und wagt sich: ich übernehm jetzt mal das Ganze, von meinen Handlungen her. Der Mensch wird Schicksalsherr, über das, was kommt. Bis hin zu Allem. Schreibt er willens zu in Zukunft an die Wand : für sich mich und alles Übrige (?) sorgend und pflichteinstehend: Mene Mene Tekelnd. Könnend. Meinend. Zutraulich. Beauftragt. : Selbst-Verständlich? Autark. Da steht er nun, endlich auf eigenem Gehwerkzeug, und verlängerter Gliedmaßäugigkeit, der Mensch. Übernimmt das Ruder, samt Rettungsfallschirm. Und sagt: ich will. Ich riskiere. Ich vermag. Ich tue. Ich vollziehe. Ich übernehme. ICH übernehme. Wie war das Wort? -...für allen Rest, von Zeitmöglichkeit, und den Raum, und das Wesen. Ob er kann können wird?-
                                      ...ein Deutscher Bundeskanzler beeinflußt mit seinen Entscheidungen das Leben von achtzig - ?- Millionen Deutschen, Menschen,- aber wievielen darüber hinaus durch das ausgreifende Geflecht der ressourcenintensiv-abhängigen deutschen Exportwirtschaft? Wieviele Leben hängen von den Entscheidungen des amerikanischen oder russischen Präsidenten oder denen des chinesischen Parteivorsitzenden ab? Was hat das mit der Nasa oder diesem Film zu tun? :

                                      „Wir“ ruinieren gerade unseren Planeten, unser Raumschiff. Wir tun es mit technischer Effizienz – und jeder Menge Hybris. WIR Sie und Ich sind George Clooney, auf seinem spielerischen nutzlosen spaßhabenden sinnlosen Umkreisen des Raumschiffs, während Unvorhersehbares sich vorbereitet, weil „Das Unglück schläft nicht“,- so simpel. Wir könnten unsere gewonnene Zeit, des militärischen Friedens (nun ja, im Weltmaßstab), der erwirtschafteten investierbaren Erträge, der Zukunftsinvestitionen, des technologischen Vorsprungs, nutzen, um unser Haus zu bestellen – eine realistische Basis für die nächsten technikveraussichtigten Schritte zu schaffen. Wir tun es nicht. Ersparen Sie mir die Auflistung der Fehlhandlungen, die George Clooneys Umkreisen der Raumstation bedeuten. Zwei Beispiele? Verbrennen der millionenjahre gespeicherten fossilen Energievorräte für den blinden Konsumertrag von drei3vier4 Generationen /von 1000en in wenigen Jahrzehnten,- einem winzigen Zeitsplitter der menschlichen (hoffentlich auch zukünftigen und selbstverständlich persönlichen Wohlfühl-reservierten) Artendauer und erheblichen träumerisch wegverdrängten Risikokalkulationen für das fragile Atmosphärengefüge des Planeten („Treibhauseffekt“, der ein verniedlichender Kosename ist, vergleicht man die >Atmosphäre< der Venus oder des Mars von denselben unwägbar kalkulierbaren Ausgangsbasendaten wie des dritten engbenachbarten Planeten)
                                      oder
                                      die Verschwendung der wertvollen Zeitressource bei der Schaffung einer angemessen effektivglobalen politischen Verwaltungsstruktur,- um auch nur den HUNGER und den KRIEG – im technologischen aber nicht psychologischen Sinne überflüssige Atavismen im anthropologischen Jahre 2014 – zu bewältigen. Syrien muß nun in dieser Form wirklich nicht sein. Was hat das mit der Nasa zu tun, und Gravity?

                                      Wenn Sie das nicht herstellen können, diese Verbindung, so wie man sie bei 2001 –Odyssee herstellen konnte ja mußte – erinnern Sie sich an den wirbelnden Knochen, den Walzertakt vor Raumesschwärze, die magisch säuselnde Stimme, den Schwarzen Monolithen, die Farben-Zeitwurmlochreise des schlohweißen Astronauten, den schwebenden Lebens-All-Gott-Fötus-? – wenn Sie all das, diese Brücken nicht begehen, diese Verbindungen nicht herstellen können, anhand der BILDER, und nicht weil irgendwelche Gummifiguren sabbeln, oder wie wild mit Armen und Beinen rumfuchteln, um irgendwelche (starken) Handlungen möglichst hochexplosiv zu begehen, um in IHNEN schwaches Reflektionsecho auszulösen,-
                                      dann
                                      haben Sie Gravity (noch) nicht gesehen. Es ist da drin. Lubetzki erzählt das Ihnen mit der Kamera und nicht irgendein fadenscheiniges Drehbuch. Zum Beispiel und apropos Fötus: in dessen Mutterleibs-Haltung Bullock beim endlichen Erreichen der Sojus-Atemgeborgenheit erschöpft retiriert, selbst die Nabelschnur ist vorhanden, nur das die Fruchtblase der Lebensspende (der bedrohten (Hybris))- aus Stahl-gewitter, Kunststoffen und künstlichem Konglomerat besteht. So ist Gravity ein Film fürs Auge, und den Sehnerv via dahinter verbundenen Gehirn-Erfahrungshintergrund,- und nicht für die in der Popcorntüte raschelnden Finger, die sich über die Lippen lecken. Was (sich) hier lecken muß, und soll, ist der NeoCortex. Schauen Sie nach, Sie verfügen über einen. Oben am Ende des Rückgrats. Vorne hängen Augen dran. Wenn Sie keine eigenen sich einbilden zu haben (hätten Sie zwar), nehmen Sie die von Ryan. Lubetzki und Cuaron bieten sie Ihnen an. Es ist keine Schande. Probieren Sie. Nehmen Sie einen Schluck. Matt weiß, wo die beiden den Wodka versteckt haben. Aber Sie haben es ja nicht nötig. Ihr Raumschiff reist sicher durch die Zeit. Denn ihr Kinosessel ist ihr Panzerglas. Denken Sie. Meinen Sie? Ihr Panzerglas ist aus Atmosphäre gewebt, und diese ist gerade dabei, sich aufzulösen, und bietet schöne Trümmerstreifen-Ansichten, während Ihre Zukunft in der Erdatmosphäre verglüht, derweil Sie mit Aningaaq telekommunizieren sollten, um I h r -persönliches- Haus zu bestellen, ‚DIESE STUNDE‘. Wollte ich Ihnen nur gesagt haben. Auch Sie sind Teil der technologischen Entwicklung der Menschheit, und diese bastelt gerade an Möglichkeiten, durch bloße Unachtsamkeit das Raumschiff in die Luft zu sprengen? Überraschung? Überraschung. Ok Superman - dann wollen wir mal sehen, ob, wenn es soweit ist, Sie nicht in die Flachatmung geraten wie dieses Weichei Ryan.

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                                        Nach Pennälerhumor, Pennälersex, nun die Umwidmung von American Pie in Pennäler-Horror. Die Darstellerriege scheint allein nach Brustumfang und Oberflächeninhalt für die Bedeckungskontrastion mit Schweineblutsirup berechnet zu sein.
                                        Die geradezu lächerliche Dämlichkeit von Motivation, Dekorum, Aktionage und Personell – scheinbar ausnahmslos einer Altersklasse gerade eben unreif künstlich der angekündigten um fünf Jahre hinterher- (bis auf den Schulrektor und 1 dickliche Hofschülerin) oder -vorhinkend (Übertragungs-„Reporterin“ /mit Lippenstift auf Alter getrimmt) – ist in ihrer Unbeholfen-wie-glaubwürdigkeit von nahezu epischem Ausmaß.
                                        Pennälerhumor Pennälerwollesex und Pennälerhorror schal- ich sage Ihnen, und verrate nicht viel, von der unwiderstehlichen Reife und Durchschlagskraft eines in einem Kuhfladen steckenden Böllers, > Spiel-Sprengen von Kuhwaiti<. So bekleckert kommen etwa alle Teilnehmer und Verantwortlichen an dieser Chose heraus, und das ist nicht Ruhm, sondern bedauerlich. Das Ganze tut mir sehr leid. Ich schäme mich ein bißchen. Vielleicht sollte ich den Aufrechten Gang verlassen,- um mich zu konstatieren, und wieder auf Kniescheiben und Handflächen fortbeweglich veräußerlichen, aber dann kommt einer von diesen schreienden Dämlacks, pflanzt sich auf mein Hinterteil klatscht dran und grimassiert Hüah wie peinlich. Nein kommt (auch) nicht in Frage. Eine Horrorvorstellung man ist damit (wieder) konfrontiert etwas (immer stets) hilf-und ratlos. Fürchtet gleichzeitig, daß d a s jede Menge Folgen hat und zugleich, daß nicht k e i n e s w e g s die geringsten es haben+ sich je ändern wird. Denn es scheint ziemlich genau das zu sein was i s t und was ist, ist das. Nicht mehr und nicht weniger genau d a s. Und das ist, allerdings, zum Schreien Horror. Unfreiwillig.

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                                        • es fehlt an Geld ... könnte >man< nicht so etwas wie fund-raising starten?
                                          ähnlich Iron Sky, aber diesmal eben nicht für xxx, sondern für
                                          TERRY GILLIAM Don Quichotte!
                                          Gebe freiwillig 500 EUR

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                                          • Der Kampf eines der absolut überragendsten Film-kunstgenieherzens unserer (+ ich halte dafür zukünftiger) Zeiten FÜR sein nicht sterben könnendes klaffendes Wundprojekt hat etwas von dem Kampf seines Titelgebers- GEGEN alle diese widerlichen Windmühlen!
                                            Das hat ebenfalls was von Beethovens Zehnter Symphonie...
                                            &>the man who killed...< läßt Abgründiges erwarten.

                                            ach käme es doch dazu!

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                                              Ein Mädchen erleidet bei dem Versuch, ein merkwürdiges Ballonwesen als Werbeträger für >Eigene Standpunkte oder Sichtweisen< am Davondriften zu hindern, zwar lebendigquick doch schmerzhafte Reibungsverletzung. Etwas Trost widerfährt ihm, die Träne am Knopfloch ( in diesem Fall auf der Wange), als sein Vater dieselbe alte Narbe- an passender Stelle (wie auch Großvater später) vorweist, hindeutend auf einige uralte Familientradition. Tatsächlich erwerben sich etwa in diesem Lebensalter, im Öffnen des politischen Blicks, gängige Vorurteils-Münze der Jetzt-Lebenden.

                                              Väterchen, übrigens vom Mütterlein auseinandergelebt getrennt leidend, nährt sich mehr recht als schlecht kümmerlich mit der nützlichen Teilhabe-Instandhaltung einer weiteren gesellschaftlichen Institution: der Reparatur und Betriebsbereitschaft-Herstellung von Fernsehern,- in einer allgegenwärtigen Fernseh-Kultur. Selbst die dort beworbene >TV-Nahrung< wird im volkseigenen Medium hergestellt und prangt mit ihrem Logo – einer spiraligen Ziffer SECHS. Durch einen winzig kaum bemerkbaren Trennstrich wird bei geeigneten Drehwurm aus dieser 6 im kreisläufigen Wechsel eine chargierende kopfstehende NEUN ,- oder doch wieder 6 ?, oder doch wieder 9 ? -was nun?– ununterscheidbar doch werden wir es bald erfahren. Denn, nachdem Vaters Sohnetöchterchen bei Muttern in derem dortigen Heim abgeliefert hat, Heim Nr. 16-6, ist schon ein Bote unterwegs – mit wichtiger Nachricht von Mr.TV-Chef persönlich für die Zweiergemeinschaft des ganz nachbarschaftlichen Gegenüber-Hauses Nr. 16-9. Dumm nur, das ein schadhafter Fixierungs-Nagel (schwierig bei derart wechselhaften Verhältnissen) bei den Hausnummern für Verwirrung sorgt: schwupps wird flugs, falscher Mann falscher Ort falsche Zeit falsche Gelegenheit aus der 6 eine kopfnickelnde 9 und der wichtige Umschlag landet an falscher Adresse – in den genau richtigen jedermanns-&kindes-Händen. Doch zuerst noch ein Wort zu den ebenfalls merkwürdigen Bewohnern der zutreffenden,- in Wahrheit Nr. –9. Wahrheit trifft es ganz gut, denn es ist die frauliche Besitzerin – samt etwa neunjährigem Sohn – der entscheidenden STIMME einer abhanden gekommen verstummten Stadt, deren Bewohnerschaft sich nurmehr per schweigender Sprechblasen oder in Untertiteln mitteilt – IHRE magische Stimme aber hat die Fähigkeit, HÖRBAR direkt, einleuchtend, mitteilbar, mehr als logisch schön übersinnlich wahrnehmbar zu sein – diejenige der akzeptablen Wahrheit eben - einer Tatsache, der sie ihre bühnenadorierte Exklusivität auch bei den staatlichen Multimedia-Korporationen des wirklich sehr mächtigen Mr. TV verdankt,- welcher seine Finger in allem zu stecken haben scheint. Vor allem streckt er sie begehrlich in Richtung auch der schönen von allen wahrgenommenen gar beliebten Sängerin aus. Er war es, der ihr den Umschlag schickte – mit einem Brillen-Augenscheinimplantat für ihren blindgeborenen Sohn,- Bewohner des Hauses, dem kleinen Mädchen nebst Mutter gegenüber.

                                              So klaubt diese jenes merkwürdige Geschenk aus der Zusendung, voll damit beschäftigt, herkömmliche Sichtweisen bis dato kopfhörerüberstülpt zu übernehmen und Sechser-Kekse aus der Groß-Packung zu knabbern, wie, kann man sagen, alle Stadteinwohnerschaft ringsherum simultan in ewig rieselndem Ascheregen-Schnee (wo der herkommt, erfahren wir nehnher ganz zum Schluß). Doch zurück: alsbald rührt sich ihre Ehrlichkeit und sie macht sich dran, die Fehlsendung dem rechtmäßigen Besitzer weiterleiten zu wollen in folgenreicher Bekanntschaft – wenn nicht mittlerweile auch anderweitig ein Malheur passiert wär. Muttern nämlich – die seine, die schöne all-betörliche Sängerin, mit dem unerkennbaren Wesensantlitz in der Mitte statt eines Gesichtes doch sonst perfekter Körperlichkeit, -welche zunächst bereitwillig Mr. TVs von einer rattenähnlichen Mißgeburt gesteuerte Limousine – wegen Hupfehlers kaum nicht zu bemerken – bestieg, verweigert sich in Folge seinem zudringlichen Begehren mit Hinweis darauf, das er ihrem Sohn das versprochene Geschenk, des mitmenschlich akzeptablen Jedermanns-Äußeren, noch nicht angelangt zu verweigern scheint – woraufhin er kurzfristig andere abkürzende Krumme Touren als pure Freiwilligkeit beschließt. Nämlich, anordnend, in Gegend des bürgerkriegähnlichen >Diskussionsforums< der Box-Arena, ihre gewaltsame betäubte Entführung erzwingt, um ihre Stimmkraft-Magie in den geheimen dunkelgräßlichen Labyrinth-Laboratorien den unheimlich experimentellen Machenschaften des dienstmäuligem Dr. Y auszuliefern und an dessen gestörte Propaganda-Maschine aufs Nackteste reduziert und entwürdigt anzuschließen,- und so ihre den Massen vertraut begnadete Stimme ausbeutbar herrschaftlich umgedeutet nur noch scheinwahrnehmlich zu machen – bedeutet mehr als die Wahrheit zu zerstören: sie selbst wird Mittel ihrer Pervertion.

                                              -Dumm nur – der Zufall ist neutral und „bevorteilt“ beide Seiten -, das zu gleichen Zeit auch ein hier störanfälliger Allgegenwarts-Fernseher zur Reparatur anstand und frisch instand >Renovado< ausgeliefert wird – es gibt Zeugen, ihrer Geiselsnahme-Entführung. Eingangs-Mädchens Vater beobachtet das heimliche Wegschaffen,- entsetzt am schwarztrauernden obwohl sonst lichtstrahlenden Handschuh die opferliche Identität erratend, und erkennt Mr. TV höchstnebst Ratte, samt Schergenschaft. Selbst der stets mißtrauische Mr TV geht davon aus, das sein ‘werfliches Tun nicht unbemerkt bleiben mag; noch macht er sich keine weiteren Sorgen, denn sein Sattel dato sattelt fest. Sein Plan steht,- und ist annähernd perfekt. Goebbels fürchtet nur eines: eine ZWEITE Stimme, welche einen Eklat heraufbeschwören könnte ja muß. Fürsorglich regt er bereitwilligen Boden an, etwaige Sprößling zu eliminieren – denn die Stimme könnte erblich sein (und tatsächlich gelang es der Mutter bis dahin, mit allerlei Dämmaterial und sparsamsten Ermahnungen die Modulationsfähigkeit ihres Kindes zu verschleiern). Es ist eine Tatsache: die Wahrheit steht – prinzipiell- nicht allein in der Welt. Andere Wesen können sie teilen,- und fortpflanzen. Und während Mr.TV vorsorglich das Alleinstellungsmerkmal seiner in Gewalt gebrachten einzigen Monopol->Stimme< befiehlt durch prophylaktisches Anordnen des Beseitigens jeglicher Konkurrenz,- dabei vom aufmerksam gewordenen Vater belauscht und bemerkt,- zeigt Töchterchen bereits ihrem liebgewonnenen neuen wahrheitsgemäßen Freund, begabt, allweilige nähere Heimumstände ihres von dem seinen bis dahin abgesonderten Zuhauses (zum Glück wie sich herausstellen wird) – und nimmt erstaunt unterdessen wahr erstmalig die durch ihn überraschend enthüllte Bezeichnung all der nie bisher gehörten Wesentlichkeiten der Dinge ihres bis dahin unbewußt hingenommenen Lebensumfelds. So langen die Schergen an die unwirksam verlassene Heimstätte der Wahrheit um nur sie nutzlos zu verwüsten – + unverrichteterdinge ihren eigentlichen Zweck verfehlt wieder abzuziehen, und nicht ahnend, das nahgelegner Teil der Bevölkerung schon beobachtend etwas ahnt,- ja informiert ist. Mutter und Vater nehmen ihr Kind und deren neuhinzu gekommenen merkwürdigen kindlichen Wesens-Gefährten in die Arme,- gerade entschlüpft. Was aber ist zu tun? –die Schergen haben Verdacht geschöpft,- und suchen alsbald auch seinen bescheidenen Lebensunterhalt mit kennzeichnender Brutalität heim. Großvater woanders liefert dafür einen nützlichen Hinweis: in alten klammheimlich zugänglich gewordenen sprich beschafften Unterlagen berichtet er vom Wissen von einer dem allgemeinen Bewußtsein entschwundenen doch vorhandenen Sendeanlage für Gedanken – irgendwo versteckt in Form einer Antenne in abgelegen montaner Berggelegenschaft – einer Hochkultur, betrieben installiert mit schreibmaschinenähnlich-architektonischen Tastenbögen, scheinrostigen Zahnrad-Mechaniken und Tipptanztönen. Diese Gegenwahrheits-Entwurfsanlage gilt es zu nutzen,- mittels nichts als den scheinkreativen Fäden auf dem eigenen Leibe. Aus dem und denen wird eine praktikable wunderliche Reisebekleidung aufgeschäumt – ganz gleich dem anfangs zuvor entschwundenen Ballonwesen der eigenen "Sichtweise-Standpunkten", die –im Grunde- Auslöser der ganzen Malaise waren. Ergo: >NIE AUFHÖREN, DIE EIGENE WARHEIT ZU VERTRETEN<. Aber weiter, immer höher, immer schneller: so unvermittelt, ohne es selbst zu ahnen oder zu wollen, werden aus allein wahrheitsliebenden Unvermittelten harmlos bis gestern angepaßten Bürgern unter un/passenden Umständen von selbst Subversive,- die Staatssicherheit unter Führung der hörigen Ratte – warum macht sie das bloß? - auf den Fersen. Es wird eng, aber gleichzeitig ihr – der Subversiven- wenig äußerlich übriges gefährdetes Wesen leicht. Unversehens und mithilfe etwas kreativer Spontanität sind sie selbst zu heliumbeflügelt abdriftendem (mittels Propellersteuerung) Ballon-Quartett geworden,- nicht ohne weiteres ihre Flucht deckendes selbstvereinigliches Opfer. Früher oder später ziert unter solchen Umständen jedes Mitglied der Gemeinschaft die Tränenwange erfahrenen Kristallleids – und doch auch heilen alte Risse in Seelen wieder,- wenn sie sich dem opferungsvollen Dienst an der Wahrheit hingeben, wie vom Optimist erhofft. Ob es stimmen mag? (man frage Erprobte). – Mütterchen ist von solcher Hingabe jedenfalls neu entflammt, und kümmert sich ums nächste Wohl, während Papa am ferner Zugradebiegen schiefer Weltordnung schaffend bewundert ist und Töchterchens großer Sehnsuchtswunsch zunächst dabei ist in Erfüllung zu gehen hoffentlich. Doch noch erfreut sich überwältigendes schwarzdenkendes Malheur bester Vitalität und brutaler Robustheit – und hat eh per Staatssicherheit frische Windahnung bekommen. Da hilft kein gelegentliches Stänkern. Da muß entschiedene Aktion ran, Alles oder Nichts. Es geht aufs Ganze.

                                              Also wie nicht anders möglich und gerade im Film strebt alles einem vorläufigen Showdown-Höhepunkt, entrückt in einsamer Bergzuspitzung, hin. Der entscheidende Abend von allesriskanter Inbetriebnahme von MrTVs höllischteuflischer Propagandamaschine, welche über Leben und Tod der Bevölkerung jener unvermerkt leidend verdammt verstummten Stadt voller nichtsahnend parteinehmender Wesen (nicht nur die Wahrheit ist traurig) entscheiden soll,- nähert sich, ja ist angebrochen, derweil aussichtslos ein winziges belagertes Widerstandsnest nördlich unter verzweifelten Umständen an Ausmerzung grenzt. Wird die Widersetzlichkeit rechtzeitig fertig? Oder wird die nachjustierte in Undosis tödlich unglaubwürdige Schein-Wahrheits-Stimme wie gewünscht (von MrTV und Konsorten, vor allem sein gräßlich entstellter Ober-Propagandeur) die Bevölkerung in Tiefschlaf versetzen? um sie im Zustand der entseelten Hörigkeit zurückzulassen /zu übereignen? Wird Mr TV nicht nur den Staat, die Gebäude, die Macht, die mobilen Floten, den Reichtum, die Autorität, die unbedingte erkaufte Schergengefolgsamkeit, die Medienkontrolle, die Fabriken, die Geheimanlagen, all die zahllosen seinen Unternehmungen dienstbaren und steuerbar abhängigen Kleinbetriebe besitzen,- sondern sein Anschlag auch auf das Innere und die Seelen- und Wort-Gedanken-Besitz-Unabhängigkeiten der Bevölkerung gelingen?! Wird er In Zukunft die Seele seiner dann ihm zu Besitz verfallenen Stadt-Bevölkerung ebenfalls verfügen? – dann wird seine (erträumte) Herrschaft, aus seinem schwarzhegenden Gehirndeckelkropf entsprungen, total sein. Denn, wie gesagt, auch unbedarfte Vorurteilsgewöhnungs-Unwissenheit ist, nicht nur Stimmenbesitz, potentiell erblich. Erst nahm „er“ ihnen die STIMME – nun beschäftigt, ihnen auch die WÖRTER noch, Kennzeichen ihrer letzten Wesensbastion, zu nehmen : ihre Benenn-Fähigkeit, ihren Glauben, ihre Selbst-Verständlichkeit, ihre Unabhängigkeit, ihren Selbst-Ausdruck, ihre Sprache: eigenen Identitäts-Kern. Die Maschine springt an, das Gemisch aus gequälter gefangener angezapfter gefesselter Wahrheit und Verquickung mit den Absichten der Maschine fährt aus ihrem verwirrenden Mund, scheinbar Stimme der Wahrheit doch unverifizierbar, in den Äther. Tausend Ohren lauschen, hunderte mal mehr Allerwelts-Augen suchen, Verwirrung geistert, erstarrte Aufmerksamkeit. Wird die Dosis zu stark sein? wird die Lüge glaubhaft sein? oder verrecken? hat Dr. Goebbels ganze Arbeit geleistet? – die Menschen - fallen in entrückte Ohnmacht, bewohner-weit, gerade, als der Fingerzeig-Widerstand fertig werden will, aus fremden Lückenbußen her, -treiben ihn die Schergen vom Startknopf des Gegengiftes in Form des bereits angeschlossenen nichts als seine Mutter, die Wahrheit, ersehnenden Söhnchens fort –
                                              und während die entwendeten (der Jedermanns-&-fraus) gestohlenen herrenlos bedeutungslos gewordenen Wortbedeutungen sich sammeln, und das final verzweifelte Ringen zwischen Scherge und Aufrührer heiß sich entspinnt,
                                              springt doch der außer Übung geratene rostig riskante Übertragungsapparat irgendwie an, und eine flehentlich suchende Stimme des blinden hilflosen Sprößlings der ausgesetzten Wahrheit dringt fern über den Äther bis in jedermanns allgegenwärtiges unlöschbares Bewußtsein, stimmlich HÖRBAR wahrheitslegitimierend für jedes Einzelne–

                                              Goebbels tobt entsetzt auf, bevor Mr TV ihn wegwischt: die ZWEITE Stimme, der Wahrheit, ist WAHRNEHMLICH geworden! Katastrophe! der ausgeheckte Plan mißlingen untergehen müssen wird er! Die tausendfüssig tippelnde Lügenmaschine verharrt unterbrochen stoppt, auf der Stelle, unwirksam gemacht entlarvt, inaktiviert, entmachtet, die bis hierhin wehrlos ent-seelten entwendeten Wörter, deren jede für sich ausgeliefert zermahlte Substanzkraft einfloß gelenkt wurde in die von Mr TV hergestellte Ersatzpseudo-Lügennahrung, bleiben fürder verschont– und gewinnen ihre Kraft angesichts bloßer Sehnsüchtigkeit nach Wahrheit durch ein Wunder, diese Sehnsucht, zurück. Den Schnuller der uralt gerunzelten Lüge entnommen, die Ratte entfleucht, die Menschen erwachen, die Macht Mr TVs ist gebrochen, er selbst alsbald Geschichte /wir erfahren nicht einmal mehr sein Ende – nur noch das verwürgte Münder sich öffnen, und wiedergewonnene Stimmkraft, eines jeden einzelnen Bewohners, in mächtigem, unbeholfenen, befreiten Aufatmens-Chor sich Bahn bricht. Ein schöner Traum: eine wiedergewonnen heile, heilsame, geheilte Stadt, in der jeder wiedergefunden seine eigene Sprache im eigenen Tone aus ihm gehörenden und beinhalteten Wörtern spricht. Ob wir ihn wohl je erleben werden?

                                              (/nur ‘paar Kleinigkeiten stören: die Swastika mag als Symbol noch hingehen, den Widerstand allein auf einen Davidsstern zu reduzieren wo gewöhnlicher Menschenverstand ausreicht ist leicht mißbillig, und am störendsten die Überambition durch ein auch ohnedas funktionierendes CCCP; aber in einer solchen Fülle von (nötigen) und ansonsten zweckerfüllenden Hinweisen ist das nur ein verschmerzbares Maß von Disfunktionalität; wo viel zu hobeln nottut fallen ‘paar der Reine-Absaugung entgangene Späne nicht ins Gewicht./)

                                              -- II -- alternativ: dasselbe als Vorgänger anders nochmal : für Unermüdbare...-- :

                                              Esteban Sapir ist Argentinier. Wir erinnern uns? Richtig, Videla Schwippschwager von Pinochet, 1976. 2007 kam in kleinem Rahmen diese >Remineszenz< („Mann im Mond, Metropolis“) an den >Stummfilm< heraus (mit freundlich in Dedikation erwähnter Finanz-Notspritze eines Mäzens: danke!) und dümpelte kräuselte am Horizont ferner vor sich hin bis er unter ihn aus dem Blickfeld versank. Aber keine Sorge, er wird wiedergekommen. Es gibt Branchen wie zum Beispiel Bestattungsunernehmer, für die immer Bedarf /und, zu ihrer Zeit die kommt, unbesorgt, Nachfrage/ herrscht (:woanders, etwa Nordkorea) :oder herrschen wird. Welches Metier bedienstleistet denn La Antena („Die Antenne“) ?

                                              Anspruchsvolle Gemüter winken ja etwas müde einem weiteren >naiven< Arthouse-Produkt zum leicht ausgeleierten Themenkreis „Faschistisches Umfeld“ im weitesten Umfang ab. Geht es nicht etwas konkreter? Mit Autojagden, vermummten nächtlichen Übergaben und so?- aber kommt doch drin vor... na ja, von Anfang an. Und wir müssen den Umkreis etwas erweitern; :um so etwas: wie stellt man den Übergang von Pressur der Presse-Freiheit zu der der Redefreiheit zu der der Denkfreiheit dar? Wo liegt da der Unterschied? Wie definiert man überhaupt das Wesen der >(Rede)Freiheit<? Ganz einfach? „Man kann sagen was man denkt, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen“ – gratuliere, Sie sind ein Prachtexemplar. Sicher glauben Sie, in einem Land zu leben, wo im allervollsten Umfang Rede-, Presse-, Meinungs-, Versammlungs-, Denkfreiheit herrscht. Schopenhauer sagt im Klassiker dazu: Sie können zwar tun (auch reden), was Sie lassen wollen/ aber nicht w o l l en, was Sie wollen ...schlimmstenfalls gewollt werden. Jetzt nähern wir uns dem Thema Antena. Denn dort wird der Schnitt nicht üblich da gemacht, wo die Dunkelmänner und Limousinenchauffeure steuern und ballern und reifenkreischen. Natürlich w e i ß der Limousinenchauffeur WO die Straße der Bordstein verläuft auf der er rumschliddert und weicht dem Laternenpfahl (geschickt) aus. Aber WARUM fährt er? Weil der Tyrann doof ist? Und WARUM ist der Tyrann doof? Weil er Leute umbringt. Und Warum bringt er Leute um und fügt Leid zu? Weil er... –Antena versucht Antworten auf Fragen längst vor dem Wo und Wann. Er versucht sich ganz vorne, am Warum. Und da kann man eine Menge weiterfragen; nicht wie Sie denken, wo alles selbstevident ist. Immerhin bei Tyrannenbekämpfung ganz praktisch. Aber ein wenig Hintergrund darf doch sein. Wie sagt Obelix im >Kupferkessel< so philosophisch: „Aber du sagst es mir hinterher, ok? Im Allgemeinen weiß ich ganz gern, WARUM ich mich schlage...“.

                                              Nach dieser Einleitung können wir uns um die Sängerin kümmern? Oder doch lieber den weggewehten Ballonmann? Der Reihe nach; manche Dinge erklären sich besser von hinten. Abgesehen davon, das Sie natürlich keine Erklärung nötig haben. Sagen wir Explikation dazu? Macht die Sache auch nicht besser. Also gut, Phantasie; eine recht überflüssig mit viel zu viel Worten dahinplätschernde Verausführung über Dinge, die ohnehin schon jeder weiß. Also vielleicht einfach ein bißchen Zeittotschlagen (macht doch immer Vergnügen) weil nichts Besseres anliegt? Entscheiden Sie. Ich fahre, nur mal für mich so, fort...

                                              Die Sängerin hat kein Gesicht aber einen schönen Busen. Der wird später kurzerhand auf ein Sendegerüst geschnallt wo sie ihre Bestseller wieder-herträllern soll; der kommt aber merkwürdig verfremdet rüber. Wir kennen die Melodei; denn zuvor einmal hatten wir mit zwei bebauchnabelten Hula-Tänzerinnen schon das Vergnügen. Klang aber irgendwie anders. Was liegt dazwischen?
                                              Die Sängerin mit dem schwarzen unidentifizierbaren Antlitzstatthalter in Kopfnähe, ist schlicht zu sagen (wie sie es liebend tut),- (vor allem)die gute WAHRHEIT – und kein Mensch. Schöne Schenkel hat sie auch. Und einen Sohn. Dem fehlen zwar Augen, aber er hat ihre Stimme - & sagt eine der wenigen (ergreifenden) Worte im Film - nicht wie ich hier. Und da dem Sohn die Äußerlichkeit fehlt, kommen einige Dinge in Gang – denn die Wahrheitsfamily wohnt nicht allein (ohne Nachbarn) in der Stadt; sie lebt mitten unter ihnen; und diejenigen, die sie so täglich rumwerkeln zusahen, ganz nah bei sich, sind (nicht) zufällig die Helden die die Geschichte erzählen – sondern haben sie selbst erlebt. Das ist kein an den Haaren herbeigezogener Filmgrund – das hat tiefste logische Begründung, und beruht auf Tatsachen. Wie schön. Versichere ich Ihnen. Gehen wir weiter. Die Leute, die diese Geschichte erlebten, weil sie zufällig tatsächlich in der Nähe der Wahrheit wohnten und sie bei ihrem täglichen Einerlei beobachten konnten, erzählen uns nun folgende (ihre wahre, denn danach liegt sie einem am Herzen) Geschichte:

                                              ES war einmal... eine Stadt, der die Stimme fehlte. Die war schwarzweiß... nein. Da lebte ein Mann, dem kam ein an einem Seil hochschwebendes Ballonwesen – irgendwie menschlicher Erscheinung – abhanden, auf das er irgendwie aufpassen sollte, nennen wir es unser Menschenwesen, das unter kollektiver Beobachtungs-Bewachung stand (steht); unserer; aber irgendwie fühlte es sich flüchtig entkommensdürftig & entkam vereinzelt hinter den Horizont und das paßte jedesmal >dem Staat< gar nicht. Er will das das Menschwesen unter seiner Ägide bleibt. Aber zuvor hing gar noch ein kleines Mädchen am Seil dieser flüchtigen Freiheit die es verzweifelt ungern missen möchte und um alles in der Welt anklammert (denn sie weiß wie wichtig das ist was sie da für sich hält: Übereinstimmung ihres Innern mit ihrem vorfindbaren Äußerungsumgebung) ...und war aber nur (noch)kindesschwach und konnte sich gerade rechtzeitig lösen bevor ein noch größeres Unglück geschähe; und trug identitätsverletzt dieselbe grausame gesellschaftsübliche Handwunde davon, wie zuvor schon traditionell Vater und Großvater (und Ur-UrGroßvater....)...; denn in d e m Alter beginnt das (& längst vorher dem geistigen Erwachen) das d i e s e Art Wunden – der übernommenen Vorurteile und Akzeptanzgewohnheiten – übernommen werden. Und weil d i e (Vorurteile) nicht die letzte Wahrheit darstellen (wir sind höchstens auf einem Weg), sondern um i h r e r der Wahrheit willen (und d i e macht ja glücklich) diese Bewahrheitungs-Sehnsucht uns halbgar entflieht und in einer halbwahren Lüge (die nicht alleinganz die gesellschaftlich gemeinte momentane bittere Realität ist) zurückläßt,- d a h e r tut das weh; vermeintlich gar nicht so dolle (der Schmerz der Anpassung) aber nach Meinung der Filmautoren doch weh genug, um die gleichgeartete Träne an die Backe zu heften wie diejenige, die entsteht, wenn man einen Großvater erschießt. Die Wunden, die wir bereits in frühestem Denk-Erfassen beim Integrieren der Wahrheit in unser Weltbild verpaßt kriegen, tun weh; und nicht wenig; führen sie, später oder früher, zu Leid, wie die Entstehung/Bestehensentdeckung von ("konstruierter") CULPA>Schuld<-Empfinden Leid ist. Es wird gleich klarer. Wenden wir uns nun der Strafe zu; warum reagiert der Staat alsbald sauer? (weil das Spitzelgehemnis der gegenseitigen Kontrolle +Aufpassens /Gesinnungsschnüffelei/soziale denkkategorische Uniformität zugunsten des was ist=‚Herrschenden‘/ verletzt wurde...) Moment. Papa also kehrt in seinen heimischen Bauchladen zurück; der Impuls, der frei der Wahrheit folgen/ keinen Bock auf Konformität mehr hatte, ist vom Winde verweht, Papa zurück im Metier. Er repariert was; was, wie alles in diesem Bild, mit „Fernsehern“ zu tun hat; also Fernseher; die er repariert im Funtkionszustand hält und davon sich mittelerwirtschaften kann. Im Schaufenster stehen zwei, und sehen wir uns ihr gesichtsähnliches Logo genauer an: eine kreisende Spirale, in der sich laufend eine Sechs in eine Neun eine Sechs eine Neun... verwandelt was ist jetzt oben was ist jetzt unten (diese winzige beachtenswerte Trennlücke im Schlangenband) ? W e l c h e Zahl gilt? – ich werde es ihnen gleich sagen (absolut). Genial. Ich muß das erst noch auskosten. Und kurz anfügen: das, was nach Herausnehmen der >BOX<-Visitenkarte (später) auch dringend als der Reparatur bedürftig behandelt wird, und sich nur sehr unbehelf als Wunsch-Kaschierung per Tesafilm aneinanderhält, ist das persönliche Familenglück, das auseinandergerissen ist; denn er hat zuvor seine Tochter beim getrennt lebenden Mutter-Heim verloren abgeliefert; und jetzt können wir entscheiden, ob es sich um eine Sechs oder Neun handelt.

                                              Denn das Haus gegenüber, in dem’s Mädchen – so etwa 12 Jahre alt, wo man die Politik entdeckt so unschuldig – wohnt hat die Hausnummer 16!6. Durch einen tragischen oder dankenswerten Beschluß hat das Schicksal oder die Natur jedoch durch einen losen Nerven-Nagel-Trick dafür gesorgt, das wir per unserer Sinne mit der zugrundeliegenden Realität so verbunden sind, das aus der relativen 6 eine heruntergekopfkippelte absolute 9 werden kann – wo zufällig No 16!9 Frau reine (absolute) WAHRHEIT mit ihrem sprachfähigen aber blinden (emotionsgeladenen) Kind (etwa acht-neunjähriger Junge, nah verwandt auch übrigens der dunkelharigen Schönen aus Mulholland Drive,) gegenüber wohnt... jeder von uns hat die Chance, die ganz in der Nähe des Dinghintergrunds (Kant): lokalisierte zuusammenhängende (mit uns) Wahrheit zu erkennen und kennenzuLERNEN. Und bereits passiert das Malheur: durch den Trickfehler der Hausnummer-Verwechslungsgefahr gerät eine Botschaft, die der zufällig gerade momentan Herrschaftsinteressierte – ein eleganter Herr mit Limousine- an die Wahrheit geschickt hat, an den falschen Adressaten -Ottonormalverbraucher – in den Haushalt, mit dem jungen Mädchen, der (nicht das, noch nicht) gespickt ist mit den falschen Attributen der verwechselnden Verwirrung Wahrheit-Unwahrheit. Deren (Letzteres) markantestes Symbol ist die ‚TV-Nahrung‘ welche im Sender nicht nur beworben sondern auch hergestellt wird; denn, um genau zu sein, es ist unser MAGEN mehr als Konformitäts-& Harmoniesucht, der uns an die Akzeptanzbrücke der herrschenden >Verhältnisse< koppelt, ohne das Rad einjeder branchen-ernährungstechnisch neu zu erfinden; fügen wir uns in das bereits vorgefundene Getriebe, zu dem auch das Aufsaugen des Weltbildes, das zum Räderwerk des Bestehenden gehört, unvermeidlich angeschwenkt ist. Im Leben v i e ler Menschen, das hier gespiegelt ist, gehört – nach täglicher Arbeit „Nahrung verdienen“ – per Fernsehen abends an gemeingesellschaftlicher Weltbild-Überlieferungskonstruktion ganz natürlich teilzuhaben – als Übermittlungsweg dazu. Nicht nur Fernseher; j e d e s Medium, j e d e Kommunikation, jede Zeitungsnachricht, jedes Gespräch, ja, jede (konformistische regelhalterische) GEDANKENbestätigung – übernimmt Konditionierungszweck-Aufgaben. Doch kann man sagen : die BILD-Medien (wie Fernsehen) sind die beliebtesten. Deshalb passend gewählt das Symbol.

                                              Während also Mädchen TV-Nahrung (mit frischer schmerzender vertrauend hingenommener Spaltwunde (in Echtheit und Angepaßtheit), bei Älteren längst unbemerkt vernarbt vorhanden verinnerlicht akzeptiert) arglos schlabbert auf dem Weg, Kopfhörer auf dem Schädel und alle Poren weit geöffnet >das was ist< aufzunehmen,- gleitet die Nachricht der Macht bezüglich der Wahrheit unter der Wahrnehmungs-Türritze durch; und so kommt die Jungfrau zum Kind, als sie später die unverstandene Nachricht überbringen wird zu ihrem Glück. So macht man kaum bemerkt die Bekanntschaft des wichtigsten Elements in unserem Leben; die mit dem was einzig zählt; erwähnte den Familiennamen schon.

                                              Allein bis zu diesem Punkt der Erzählung habe ich bereits ein Dutzend erquicklicher Symbole, Zusammenstellungen, Wirklichkeitsumschlüsse und Metaphern (des Films) weg- und unerwähnt gelassen; die Sie beim zweiten Sehen ( beim ersten kann es nicht gelingen) mit Vergnügen erkennen und selbst befriedigen werden. Soviel Reichtum. Ich beschränke mich auf den absolut kernreduziertesten Erzählstrang (der Filmhandlung) die in Ruhe verraten werden soll. Verrat ist hier ein wichtiges Thema.

                                              Also; da der Umschlag verspätet ankam und die WAHRHEIT ihres Kindes wegen wozu sie vereinbart bereit gewesen wäre (vielleicht wäre er auch nicht Diktator geworden) DEM sich also NICHT hingab nimmt er sich seinen Zweck mit Gewalt (und wird vielleicht so erst der perverse Finsterling, wo bis dahin bloß skrupelloser Herrschaftsnutznießwille war; er schlägt die Wahrheit nieder und gefangennimmt entführt sie, um sie in seinen geheimen Machenschafts-Laboratorien, deren er in Fülle des ganzen Land-Besitzes verfügt,- seinen Zwecken gefügig dienstbar ausbeutbar zu machen. Sein Plan: die Bewohner mit s e i n e r verquickten Version der von ihm mutierten Wahrheit, die so zu unerkennbarem Halb-Wahrheits-Lügengemisch in seinem Sinne betörend geworden ist (wie Sirenengesang),- seinem damit unentzifferbaren Herrschaftsgefüge – aus ÜBERZEUGUNG(smanipulation) der Bevölkerung – zu versklaven. Herrschaft lügt nicht; sie (er) liefert Halb- oder nicht die ganze vermischte Wahrheit. Er verdreht sie, deutet sie um, verfremdet sie. Er bzw. sein System macht unerkennbar, was Wahrheit und was Lüge wäre; er verwebt sie, seine Lüge mit ihrer Wahrheit, bis seine Lüge wie sie erscheint und nützlich wohl auch-, ihre Wahrheit als verwischte nicht eindeutig entwirrbare – Was Denn Nun? Während die Menschen die Lüge um des Geschmacks der Wahrheit willen schlucken +lutschen +zuhören +sich schmeicheln +nicken +genießen beschäftigt sind, kann man sich so schön-... „mit /leisen Sohlen /sein Schäfchen /ins Trockne holen...“: eine fast vergessene Reinhard Mey-Melodie, als er Anfang der Siebziger noch politisch versuchte, Erfolg zu singen.
                                              So der Plan. Gelingt ihm, die Menschen nur von der Wahrheitsgültigkeit seiner Bemühung zu überzeugen, hat er sie. Ein geschickter Plan, und die Wahrheit in Person hat er jetzt in seine Gewalt gebracht : Deutungshoheit. Sein Chefwissenschaftler was Wahrheitstechnik angeht, mit Mega-Maul, warnt ihn: entscheidend ist, das nur e i n e Wahrheits-Stimme je zur Zeit ertönt. Zwei Wahrheiten sind Sch**kontraproduktiv: zwischen zwei? Wahrheiten füngen die Menschen an zu überlegen und von da ist es nicht mehr weit zum denken erkennen und das ist der Anfang vom Ende. Gewißheit ist schön; wünschbar; fruchtbar. Erntemäßig.
                                              Simpler Plan, guter Plan. Ein Haken schwimmt in jeder Suppe. Sein brutaler Fruchtzweck wie jedes Verbrechen in seiner Mitte blieb nicht unbemerkt; wie auch. In jeder Gesellschaft ist einer, der die Wahrheit merkt, wenn sie bemerkenswert und nicht die Wahrheit ist in Widerspruch mit dem, was offiziell dröhnt. Meckerer gibt’s immer. Was aber, wenn er die Wahrheit sagt? Das etwas mit ihr passiert ist?
                                              der Chef schickt gleich die Schergen los. Da gibt’s einmal die schlichten Killer. Sie stehen beschäftigungslos an jeder Ecke rum und sind froh, wen Zeiten kommen, wo sie etwas zu tun und einen Unter-Halt haben; sie ballern rum, wie man’s ihnen sagt, kassieren ihre Provision und ballern weiter. Glückwunsch, wenn sie so jemand in ihrem Bekanntenkreis; gar Familie? – kennen. Vor zwei Generationen hatten viele Söhne/ Väter dieses Glück. Schwamm drüber mittlerweile; kann man/die das Gras drüber wachsen hören.
                                              Und dann sind da noch die Ratten. Die unterscheiden sich von den identitätslosen Gelegenheits-Killern von Wesensgeburt an und den Schwanz und die unbedingte Häßlichkeit. Kreaturen gibt’s!... sol lucet omnibus. Leider. Diese fährt nicht Bus, sondern Limousine. Leider. Drin sitzt auch noch der Chef. Leider. Gehört sie ihm. Beides mein ich. Die Ratte – ist sie froh darüber? –man weiß es nicht. Zu fürchten steht, sie tut es nicht – klar wegen Geld nicht – vielleicht nicht einmal des Spaßes wegen – vielleicht ist es ihre Natur. Leider. Wie schön, das sie offensichtlich nicht menschlich ist, obwohl sie sich auf zwei Beinen erhebt, genau wie wir. Schauderhaft Nosferatu. Ehrlich gesagt, sie wünsch(t)en die Bekanntschaft nicht. Freut euch moviepiloten; die meisten haben den geringsten Anlaß, sich mit diesem Film auch nur soweit auseinanderzusetzen, um zu verstehen, das wo es Ratten gibt. Sancta Simplicitas! Das (gesellschaftliche persönliche) Leben kann so rein schlicht sein... Glückwunsch.

                                              So also der Plan: Die Wahrheit singt s e i n e ähnlichen Noten, und der Keks ist gegessen. Gehört ihm nicht allein das ganze Land, sondern auch sämtliche Einwohnerschaft. So weit zum „faschistischen Umfeld“.
                                              Aber wo mächtig Schatten ist auch mindestwinzig Licht. Die Bemühung des Verbrechens-Beobachters- und–Nicht-Hinnehmers,- den Chef via persönliche Beziehungen davon zu überzeugen, diesen böswilligen Unsinn doch bitte zu lassen – obwohl er den denkbar bestgeeigneten Botschafter zur Verfügung hat, eigen Fleisch&Blut sagt man ‘tut man doch alles für‘,- beschließt dieser doch was zu erwarten stund und will‘s nicht lassen. Der Streß folgend der Tapferkeit, die immerhin der Wahrheit dient und diese ihre Strahlen zusendet, bringt die Familie wieder zusammen,- gar entflammtfacht die alte Liebe neu: definiere: ringender Einsatz für die WAHRHEIT ist das, was die Menschen liebefachend zueinanderbringt und hat mehr Sexappeal als die Erzeugung einer Familienunternehmung samt angeschlossenen Unterhaltsanforderungen. Wichtiger bezüglich Liebesbelangen als gutes Ernährer-Equipment ist Hingabe an die allzeitgute allgemeine Sache. Dienst an der Wahrheit ist Dienst an der Liebe und wirkt sogar erotisch. Ein Kindheitstraum wird wahr (wenigstens im Film). (Ich kann das bestätigen, denn wegen meines Gesichts oder Reichtums ist meine Frau bestimmt nicht bei mir vielleicht nicht einmal wegen unseren Kindern. Warum eigentlich?- Vielleicht riskiere ich später noch einmal (nach dieser Besprechung) sie zu fragen.- Gut gehört nicht hierher. Fahren wir fort.

                                              Der Papa hat also beim Ratschlag eine Idee. Er hat da mal sowas gehört ... es gibt eine alte Sendeantenne. (Buchdruck vielleicht? Musik? Nein nicht Musik allein; etwas verständlicher. Zu Musik braucht man Ausbildung. Etwas einfacher bitte. Wir können es uns aussuchen. So in der Richtung Borges Gabriel Garcia Marquez oder südamerikanische Literatur. Kann alles sein. Hat Heimvorteil. Egal – wichtig ist, das es über die Sendeanlage der Verbreitung zu den Menschen kommt.

                                              So machen sich vier Terroristen auf den vorgezeichneten Weg des Nonkonformismus; Mama Papa Tochter Anhängesorge-Sohn (leicht zwielichtiger Herkunft). Opa hätte auch mitkommen sollen, wurde aber verhindert. Die Subversivlinge (ab jetzt) streifen, was niedergehalten hat, ihre Vorurteile, ihre Angepaßtheit, ihren Opportunismus ab; sie machen sich auf eigene Faust davon – in recht eisigeinsame lebensungemütliche-ja-feindlich harsche Gefilde nur umsomehr bei sich – und entdecken die Sendeanlage, am A++ der Welt. So entlegen ist wahre Kultur heute. Die Träne an der Backe des Leides trägt jeder mit dahin.

                                              Wir haben’s fast geschafft. Der – nunmehr subversive – vor kurzem noch pausbäckige leidgeprüfte Vorsteher- gelingt, die Produktionsmechanik des Widerstands (in der Welt in sich) wieder in Gang zu bringen (der Mauerbogen sumiliert die Erscheinung einer mittelalterlichen Schreibmaschine. Kennt hier eigentlich noch jemand das Erscheinungsbild des Innern einer Typen-Reiseschreibmaschine?) .
                                              Kurz vor dem Ziel, der emotionale Sohn der Wahrheit ist an die Verbreitungsmaschine schon angeschlossen, treffen die Kopf an Kopf-rennenden Häscher ein. Es entbricht der entscheidende dramatische Hintergrund, während in der Stadt der unheilvolle Plan des fiesen Herrschers Erfolgsnatur annimmt: eingelullt von den Säuselsirene allseits beliebter Scheinwahrheit (des in ihr enthalten bemerkten einzig WAHRHEITSsanteils wegen) fallen den Menschen die "winzigen" Diskrepanzen (wie verfassungsmäßige "Reisefreiheit in der DDR"?) nicht auf und sie selbst massenhaft in Glaubens-Schlaf–Betäubung-Leblosigkeit UND..., während dieses Komas...: kommen ihnen unvermerkt ihre dato Gewißheits-Worte abhanden: bald gehören ihnen Überzeugungen wie Treue, Freude, Verrat, Zuverlässigkeit, Wohlfühlen, Vertrauen, Ehrlichkeit, Fürsorge, Miteinander, Wohlwollen, Empathie, Grausamkeit, Barmherzigkeit, Selbstverzicht, Teilen, aber auch bald ganz unbedeutende Namens-Wirklichkeitsentsprechungen des Alltagsgebrauchs wie Badewanne Information oder Straßenbahn nicht mehr; praktisch jeder Redeinhalt wird entwendet: im Zitat: (frei übersetzt): nach der offiziellen – Presse-Freiheit wird nun auch die Rede-Freiheit (oder die der Gedanken-Identität, ihre innere Überienstimmung ihrer Sprache mit ihrer Realität,- ihnen genommen. Das heißt man nimmt ihnen, könnte es gelingen, ALLES. Woher Rettung naht (muß doch?) (denn dies wäre das Ende der Welt?) (war doch nicht?) (nur Puppen würden zurückbleiben, die nicht einmal mehr wüßten, das sie Puppen sind?) (perfider Plan, Dr. Goebbels! Eines Chef-WissenschaftlichenAngestellten würdig)...

                                              Rettung woher? Wodurch? Gut, dekorativ ringen also Held gegen Ratte in Mund-Zu-Mund-Beatmungs-Distanz. Da schaltet sich der Apparat vor dem sich die bedürftigen Wörter der Menge herrenlos auf der Suche nach einer Heimat versammelt haben ('Ja, er beschreitet, Freund, die enge Welt wie ein Kolossus, und wir kleinen Leute, wir wandeln unter seinen Riesenbeinen und schaun umher nach einem schnöden Grab' Shakespeare, Julius Caesar)—wo waren wir, ach ja: schaltet sich von selber ein, und der Vernichtungsvorgang der Wörter, wie sie zwischen riesigen Zahnrädern zermahlen werden (um Teil des täglich konsumierten Gesinnungs-Einheitsbreis zu werden – richtig, ‚TV-Nahrung‘-) STOPPT. Und die Stimme des jungen auf die Folter gespannten Knaben ertönt: (‚er kann sprechen!‘ Pythons, Leben d Pr.) er sagt (Mulholland Drive, emotionale Dunkelhaarige, Lynch) : sagt: und bitte halten Sie sich gut fest: Mama. Mama wo bist du. Mehr nicht. Immer wieder. Und Sie wissen doch, wer die Mama, die Mißbrauchte, mitten in den Fängen der Schergenhäscher,- ist? Klar doch, war niemals schwer oder zweideutig. Mich nimmt sowas jedenfalls mit. Weil ich die Sehnsucht nach solcher ausgesprochenen,- nein: von außen wahrgenommenen zu mir herübergetragenen wehenden Bedürftigkeit kenne. Weil ich schmelzen kann, wenn ich >jemandes< nein eine Gemeinschaft sich nach Wahrheit, nach nicht öffentlich geduldetem längerem Selbstbeschiß, SEHNEN merke (n würde, ob ich es nochmal erlebe?) – mich erschüttert sowas. (PS und ich bin kein DDR'ler, nie dort geboren gewesen) (Finde aber subjektiven Ersatz). ...Und der Schmerz in dieser öffentlichen Sehnsucht, in dem reinen Fragen dieses kleinen Jungen, der seine >Mutter< vermißt, die in diesen wenigen ständig nur wiederholten LeidsGEFÜHLEN erfahrbar wird (das Bandwurmsatzbilden daraus überlassen Sie an seiner Stelle besser mir des untergeordneten Botenjungen des Betriebspersonals) ,- wenn dieser Junge also nur –glaubwürdig, und paßt dieses Bild schon ergreifend schön – durch den Äther bis zu jedem Ohr, einer ertaubten Gemeinschaft dringt, diese Sehnsucht nach Erlösung, nach Wiedererweckung, nach Zurückkehren der Identität der Eindeutigkeit des Wahrheitsgehalts der Sprache – die mit *Innerem * Erleben* der Alltagswirklichkeit übereinstimmen muß,- wenn diese Stimmen-Sehnsucht schließlich in jedes Ohr stärker tröpfelt wie der allgegenwärtige endlose umfassende Beschiß des Möchtegerns zuvor,- dann kehrt das Leben in die Menschen zurück. Nun. War Ihnen das genug Auto-Aufholjagd?

                                              Der Rest ist nur noch eine Frage der Formalität, von Bürokratie. Der Möchtegern wird entsorgt; Rattengesicht enttummelt sich (keine Angst, ist noch da, nur momentan verkrochen. Die Waffenträger finden überall Verwendung; nur hoffentlich nicht zuhause. Finden Sie. IHR Zuhause.- Egal: später. Nicht mehr in diesem Film.

                                              Family happy together again. Der Einsatz für die Wahrheit lohnt doch. Nun DARF sie wieder trällern. (? "darf" ...?)

                                              Dieser Film ist mit Herzblut geschrieben; und soo einfach. Ein bißchen Pappe Papier-Schnipsel ein altes Sofa, Buntstift ein JoJo-Pendel, Cookies und eine Schreibmaschine; soviel braucht es nur, neben einer Erfahrung, die spürbar aus dem Leben stammt, und 1,5 Mill. Kröten (was wenig ist) einen guten, bemerkenswert schlichten, ja geradezu spartanisch genial simplen einfältigen vollwertigen Film zu machen. Vollwertkost; nicht ‘TV-Nahrung‘. Und jetzt reden Sie meinetwegen weiter von ihrem „faschistischen Umfeld“.

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                                                Ich fordere alle, die ungern mehr als zwei drei knackige Impost-Sätze lesen, auf weiterzugehen, denn was hier kommt, ist v i e l und nur s e h r b e d i n g t eine Filmbesprechung ; also Leute, was soll nachher das Klagen? Ihr könntet doch gewarnt sein ; und wer echten Stil hat dann, erinnert sich.
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                                                Als Artist geht es Jean Dujardin ja wohl ganz anders: er ist stark im Kommen (unvergessen 39,9o) allerdings jetzt auch in Hollywood, dem Heiligen Gral der Filmgeschichte, wo alles begann.

                                                Keine Ahnung, warum so ein Gewese darum gemacht wird, ob man heute 20XX einen Stummfilm machen d a r f oder m a c h e n kann. Siehe La Antenna; natürlich kann und darf man – das Drehen einer Hand kann ausreichen, eine Botschaft zu übermitteln. Mensch kann alles in Ausdruck verwandeln, und Geschichten komplex verkürzen /wie ein Grundgerüst von Mathematik – ausreicht, die experimentelle Welt nachzuerschaffen. Und dem Eingeweihten komplett nachzuerzählen. Ein Mathematiker steht auf und verändert das Summenzeichen einer an die Tafel geschriebenen Formel, und der Sinn wird ein komplett anderer,- ins Gegenteil verkehrt. Natürlich können in einem hochdiversifizierten und artifizierten Kanon durch winzige symbolische Zeichenvarianten weitreichende Konsequenzen ausgelöst werden. Natürlich ist ein Stummfilm machbar,- heute sowieso nein erst recht, wenn 1911 schon längst bewiesen war, das es prinzipiell geht – Aufblende The Arist: die Kamera schwenkt vom Leinwandgeschehen auf den stillen Saal: eine simultane Bewegung geht wie Meeresrauschen über die Menge, die aus zugewendeten Gesichtern besteht, die alle ähnlich (niemals ganz gleich) reagieren: sie werden regiert vom magischen Kameralinsen-Auge – zeitversetzt zwar, doch was es sah – sehen und tun jetzt viele.
                                                1911, 1921, Der Tramp, Harold Loyd, Buster Keaton, bald Errol Flynn – ging das. Was nicht geht aber entscheidet ist der Anspruch des Publikums : worauf hat es Lust? Konsum? Bequemlichkeit? Dann wird es Bequemlichkeit kriegen. Wenn es wie ein Mastschwein allein auf dem Apfelmaul-Präsentierteller liegt um sich mit Steroiden vollpumpen zu lassen bis ihm der Kamm schwillt,- wird es werden wie es will. Wenn es sich öffnet um !W e l t aufzunehmen und nicht s i c h... zuzugucken,- wird aus dem Servier-Tablett erst ein Diwan und dann die Welt, es selbst: wird es fähig, nicht dem Film vorzuschreiben zu zeigen was e s liebt, sondern was d e r F i l m liebt (und der findet immer, neben viel Ausschuß, doch auch einige Regisseure die das wissen) -dann kann es langsam beginnen zu wachsen – Film und Publikum und Regisseur und Szenen und Skript und Ausdruck und Können, zusammen. "Zusammen" heißt wachsen und "Wachsen" heißt wandeln : "Wandel" Ausdruck zu verleihen : ist Aufgabe dessen, wozu der Mensch kommuniziert – und e i n e Art Kommunikation ist Film. Und bisher und noch immer wandelt er (Film) sich; ja, unbestritten ist er wohl in diesem Moment die populärste Kunstform (noch nicht lange). (Bis vor kurzem war er zumeist mehr der einstmaligen Kirmes verwandt,- wiederum selbst ein fast ausgestorbenes Genre.)

                                                Eigentlich ist das ganze Leben Wandel, und einiges paßt sich an, anderes nicht. Normalerweise unbemerkt ; die meisten Menschen kriegen kaum je mit, wie sehr down und out sie persönlich – antiquiert – in ihren Ansichten und Auffassungen sind. An diesem Punkt wird The Artist interessant. –Kurz noch den Satz zuende: an der Spitze der Bewegung der Zeitgemäßheit: dem Künstlerischen Ausdruck,- funktioniert der Riecher allerdings sehr fein. Im Grunde lebt die ganze Bande-Branche /der Kunst/ davon - heute schon zu erklären, was warum – morgen out sein wird. 2014 ist mittendrin in einer Epoche, in der Kunst VOR ALLEM daraus besteht, zu erkennen vermuten erklären: warum das, was eben noch hip und over the TOP!!! war,- gerade eben dies (!OVER...the top) bereits begonnen hat zu sein – - im Augenblick seiner Geburt bereits als veraltet zu gelten. Sie hat vielfach gar keine Zeit mehr gelassen, überhaupt eben die ersten Kindheitsjahre zu erleben: da muß es schon über Erwachsenenfähigkeit verfügen schon geschickt und mit Stil, und niemals jammernd oder beleidigt, sondern generös, abtreten auslöschen– und aktualisiert werden. Die Kunst ist brandaktuell – und besteht geradezu darin (jetzt) nicht zu veralten, sondern veraltet: zukünftig zu sein, heute von morgen. Morgen auf heut zu verschieben; und morgen übermorgen notiert sein zu erleben. Im Grunde ist Kunst jetzt ein ewiges Versetztes: wir leben und erschaffen uns: morgen. Das ist schade.

                                                Manchmal allerdings gelingt es an der Spitze der Avantgarde, für einen Augenblick einen bleibenden Moment zu erschaffen; das ist dann ‚e i n e E p o c h e‘ . Die des Stummfilms zum Beispiel; der dann übergeht in den Tonfilm, in den Farbfilm, in den Singfilm, in den Nazifilm, in die Hollywoodkomödie, in den Western, in den Film Noir, in den ScienceFiction-Film, Spagetthiwestern, in den Horrorfilm, Zombiefilm, 3-D-Film,... Geruchs-Geschmacks-Schüttelfilm –
                                                bis schließlich Elektroden am Kopf sitzen, die direkt Sprach- Tast- und Audiovisa-Zentren stimulieren. Das könnte man dann schließlich Realität nennen. Moment ist das nicht schon so? stimuliert nicht bereits Realität unsere Sinne? Fein – da fehlt nur noch gelenkte, wünschbare Realität – und genau darum bemüht sich Kunst – die uns beliebt sein möchte (/muß). Denn Kunst ist eine Realität die wir uns aussuchen. Und d i e s e Realität buhlt um uns (was sie normalerweise # n i c h t # tut.) Je perfekter sie die Stimulation wird: umso wichtiger wird es, das /diese zwei Quellen des Erlebens/ nicht zu verwechseln. Das wird aber umso schwieriger, je weniger direkte Realität unserem Erleben noch geboten ist – je mehr Film-Kunst,- Kunst-Film – unseren Sinnen geboten sind – je mehr die Sehgewohnheiten-&Erfahrungen zunehmen, je mehr Zeitaufwandserfahrung der Mensch vor der Glotze, dem Bildschirm, der Leinwand verbringt statt in s e i n e m Leben. Das i s t eine Gefahr ; die zunimmt.

                                                Nun wird es Zeit, an den Satz oben (schon vergessen?) anzuknüpfen. Der Wandel des Mediums ist perfekt, denn dafür ist sie Kunst, und Kunst ist heute lukrativ; nun ja, sagen wir, in der Pop-Branche, die ständig sich erneuert,- aufsteigt, zu Kunst wird, damit seltener,- worauf sich Bedürfnis wieder eine neue Popularität sucht, um den Zirkel neu zu spannen. Massenbedürfnis- Pop – Ehrgeiz- Aufstieg, bis zu einem gewissen gerade gemeinsam – Auseinanderfall (manchmal –Bersten) – in >Hochkultur< (meist nicht sehr und nicht sehr lange lebensfähig, nervös, überzüchtet, dekadent, snobistisch, verächtlich, müde, scheintot –) und wieder Rückfall in kerngesunde, vitale Primitiv – oder Elementar-anspruchslose(re) Vergnügungs’Lebens‘Kunst – Pop. „Unterhaltung“. Die Unterhaltung ist die Mutter der Creme de la Creme, der Speerspitze, der Avantgarde. Der Walzer, der CanCan, der Swing, der Charleston, der Tango, der Fandango, der Salsa, die Beatles, Shakespeare, Moliere, die antike Komödie, das Drama – alles Straßengeburten, auf Fässern, in Spelunken, Kneipen, Lokalen, Hinterzimmern – dann Veranstaltungsstätten, Bars, Tribühnen, Zimmersälen – schließlich Staatsbühnen, Arenen, Schauspielhäuser, L’opera, Odeon, Montreux, Cinemaxxe, Viennale, Cannes – Computerspiele. Immer Wandel, von Aufstieg und Zerfall. In der ‚Kunst‘ kriegen wir das mit, die lebt davon, „obszöne vulgäre Buschmusik“>Heilige unserer Tage John Lennon, aber wie steht es, Satz-Anknüpfen, mit unserem persönlichen VerAlten, das kaum je spektakulär bekannt wird, meist so unspektakulär das nicht einmal wir selbst etwas davon mitbekommen empfunden wird, weil es – bitter ja, ‘kein Schwein interessiert ?...

                                                Tatsächlich fängt da The Artist in seinen Metaphern interessant auf uns zu wirken. Ein mysteriöser Moment, den die meisten nur verschwiegen erleben: wenn sie zuhören, zum ersten Mal erleben,- wie das abgesetzte Glas – CLICKT. Ein magischer Augenblick. Das hat es noch nie getan. Die Zeiten haben sich geändert. Bald hat sich alles geändert. Wie furchtbar: zu erkennen (erkennen zu müssen) (die meisten weigern sich, dem zuzuhören, zu begreifen, die Konsequenzen dieser Wahrnehmung zu ziehen, auszuprobieren: ob die eigene Stimme noch hörbar ist, in dieser neuen Zeit, ob sie auch in Zukunft noch werden mitreden-, ob sie noch zu hören werden sein können – in dieser neuen Zeit, ob sie auch dann noch eine Stimme haben werden, ob sie gewachsen dieser neuen, aufgestiegenen Zeit sein werden; oder ob sie – bei Lebzeiten – tot, Leichnam, Altlast sein werden. Die meisten weigern sich, zu testen. Und wenn, zu spät.

                                                Soweit könnte dieser Film also unter >Hommage< an die >Goldene Zeit des Kinos< laufen. Mal im Ernst, ich möchte den Aufschrei hören, wenn die letzten hundert Jahre Filmsprache(höher)entwicklung ausgelöscht würden und wir plötzlich – immer mit jetzigem Wissen und Auge – gezwungen wären, HaroldLoyd und BusterKeaton-Werke am laufenden Band nachproduziert zu gucken; mit modernem Kopf, aber eine ganze Branche hätte jede Idee, jede Erfahrung von seitdemher wundersam verloren. Wir würden wahnsinnig, vor Seh‘nsucht und Elend nach Heute vergehen. So aber: zählt es als Nostalgie, als wehmütig eingekapselte Erinnerung, als Remineszenz.

                                                -Gotseidank h a t die Kunst uns ja mitgenommen, und diese Variante steht nicht zur Disposition. Aber d a werden wir hofiert. Für einen winzigsten Obolus aus der Portokasse belohnen wir ein Heer aus dienstwilligen „künstlerischen“ Opportunisten dafür, uns auf den Schwingen ihrer durch das Ausmaß der persönlichen Leistungsabforderung mit Herzblut bezahlten mitgemachten Zeit-Vorentwicklung mitzunehmen quasi wie Blinde Passagiere oder Touristenbusklasse ; da sind WIR für nichts verantwortlich; wir werden chauffiert gefüttert gewickelt und abgestillt, bis der Virtuose schweigt auf seinem Instrument sei es die Geige das Didgedeeridoo oder der Abspann; die indische Tonleiter kennt von Oktave zu Oktave 48 Zwischentöne; wir sind froh, wenn wir happy birthday mitträllern können, ohne das die Torte sauert und die Kerze löscht.
                                                Die Kunst nimmt uns (wenn wir wollen und uns minimal mühen) tagesaktualisiert – ständig mit. Wie steht es aber da, wo sich kein Schwein außer uns interessiert, und unser persönliches Eigen-Innenleben ganz der persönlich eigenen Bemühung des Updates überlassen ist?

                                                NUN sind wir by The Artist. Denn er gibt/ versucht auf diese Frage in diesem sensiblen Bereich eine Antwort. -?-

                                                Zuerst einmal: wie der Tod steht uns (fast) allen dieses Schicksal bevor – persönlich zu veralten und hinter unsere Zeit zurückzufallen (zu drohen). Einige stolpern die Hand an der Stange die Füße auf der Straße eine Zeit der davonzockelnden Straßenbahn der Zukunft hinterher : müssen aber irgendwann aufgeben. Die Kunst ist n i c h t das Leben: nicht alle,- eigentlich niemand wird DA (selbstagierend) automatisch mitgenommen: die meisten stellen eines Tages fest, dass sie persönlich out sind. Und jemand nachgewachsen ist, welche/r Bedürfnisse der Zeit, die davoneilt, besser – ohne uns- befriedigt. Wir sind : du bist entbehrlich. >Der ganze Friedhof ist voll mit unentbehrlichen Leuten<. Denken viele. Die Zeit nicht. Sie kommt seit Jahrhunderten, was sage ich Jahrtausenden, - immer eigentlich schon: ohne uns aus. Für die meisten, die einmal das Glück hatten, sich uptodate zu fühlen, ist das ein Schock – ein schwerer Moment. Theoretisch wissen wir Bescheid; doch nicht allgemein bescheidzuwissen: sondern konkret : ICH weiß JETZT bescheid,- das ist ein nicht leichter Moment, welcher für die meisten niemals existieren s o l l . Jean Dujardin in diesem Film hat es geschafft, diesem Moment ins Gesicht zu schauen ; immerhin schon mal ein Anfang – des Endes. Er ist sogar darüber hinaus gelangt: Sie werden jetzt denken, er hat wieder da dieses Engagement gekriegt, und ist mit dem Tanzfilm – und neuem Sweetheart – und selbstüberzeugten Grinselächeln- an die Spitze zurückgekehrt, und hat dem Tod ein Schnippchen geschlagen und von der Schippe gehüpft und wenn sie nicht gestorben sind..., - das... ver-zögert den Moment von Neuem nur ein bißchen (/fast immer) hinaus. Nein. Das mein ich nicht.

                                                Ich meine etwas, was mit der Stummfilm-Ära und ihrem Untergang (der ein Übergang war) direkt zu tun hat. Denn Errol Flynn l e b t ; Chaplin. Was s i e nicht vernichten konnte, weswegen sie bewahrt s i n d , ist ihr – lange noch – in Filmdosen bewahrter und immer wieder aufgelegter zurück-hineinversetzter (persönlicher bald) epochaler STIL; das unvergängliche strahlende schmalzende schmelzende übertriebene selbstbewußte selbstgewisse optimistische süßliche unverwüstliche arrogante penetrante zuckersüße maskenhafte zutiefst innerst überzeugte LÄCHELN von/vor sich selbst,- das eine Ära überzeugte und zur Epoche wurde; einer feststehenden festsitzenden Erinnerungs-Ikone wie der über dem Lüftungsschacht hochgewehte Rock von Marylin oder ihr Wahrhol-Portrait oder der schmauchende Bogart (scheiß LUNGEN!krebs) oder der makellos schiefsitzende Cowboyhut John Waynes oder Cary Grants sublim elegantes herztiefes zurückhaltendes Augenzwinkern ; >for being Cary Grant<, denn keine EINZEL-Leistung war es gewesen. So hat auch die Stummfilmära eine Marke, eine Dufterinnerung hinterlassen; der Tramp, der lange – nie?- sprach /wenn auch schließlich Chaplin.

                                                WAS also macht Dujardin mit diesem übertriebenen perfekten – aber diese Epoche, diese Art Stars,- Filme,- Abenteuer, der Liebes-Frauenschmacht- und Männerangelegenheiten,- zusammenfassendem Breit-Lächeln? Diese sauberen Piraten- und Haudegen-Kostüme, Umhänge, und Augenmasken? Es ist die Erinnerung an eine Epoche die ein STIL ist – und hier liegt das Geheimnis von The Artist, seiner Wirkung: denn er zeigt uns, das die Zeit zwar, weil wir nur Geschöpfe sind, über uns hinweggehen und uns zurücklassen mag,- wahrscheinlich sogar eines Tages wird: aber das wir E i n e s haben, das sie nicht mit sich fortnehmen kann, Erfolg hin oder her-,- den ‚erworbenen‘ Stil, die Sicherheit, die Erfahrung unserer selbst, unser entdecktes Wissen von dem, was wir sind - die Stilsicherheit die wir, zu unserem Zeitpunkt, der uns gehört(e), in Auseinandersetzung mit ihm dem Leben auf Augenhöhe gewonnen haben. DAZU soll uns die Zeit allein verhelfen: nicht ewig mit ihr aussichtslos konkurrieren zu müssen oder meinen zu sollen,- sondern erfahren zu haben, WER WIR SIND, und davon begeistert zu sein; das hat nichts Unrechtes. Denn d e r Mensch veraltet nicht; er erneuert sich nur ständig, und es kommt nur darauf an: dies zu begreifen, WAS ER IST, und weiß man es hat man es einmal, könnte man eigentlich – ganz beruhigt sich zurücklehnen und nichts weiter weiterhin tun als Cary Grant to bein‘ zu sein, und Cary Grant zu bleiben; man muß es nicht herausfordernd, man kann es bescheiden tun,- wie Sophia Loren, oder Marlene Dietrich,- wichtig ist nur: seinen Stil zu bewahren,- und nicht zu verteidigen, nicht zu verkrampfen und nicht sich (wie Malene) zu schämen. Kein Mensch veraltet; er gibt sich nur auf. Und schämt sich für das, was er nicht mehr ist (sein kann) statt stolz darauf zu sein, was er erfuhr zu sein, und es im Geiste weiterhin zu bleiben. Wenn das gelingt, entsteht daraus kein Vorwurf an die nachwachsende Generation und veränderte Welt; das sie anders, nicht mehr das sei was man „besser war“; war/ist man nicht. Es ist nicht besser oder schlechter, früher oder später; es ist dasgleiche, wenn es Stil, und selbst-verständlich bewahrter Stil ist, den NIEMAND aufgeben muß und NIEMAND wegnehmen kann,- nicht länger mehr beinhalten kann,- als man selbst. Das heißt nicht trotzig der Welt einen Anspruch,- Geltungs-Respektsanspruch entgegen zu setzen (den sie nicht erfüllen wird, denn es gibt ihn nicht, diesen Anspruch); sondern sich einverstanden zu erklären und die neue Zeit nicht als Bedrohung, und Scheiterns-Erpressung, zu erfahren. Es bedeutet, mit Wandel, und eigenem Zurückweichen einverstanden zu sein, und sich einzuordnen; und es bedeutet, das „Neue“, welches das Alte ist, indem es gut ist, wenn es das wirklich Neue: zu Neuem FÄHIG,- ist (statt zu verschwinden). Am Alten hängen nur die Sterbens-Unwilligen; die Aussortierten; die Ängstlichen; die Verkrampfer; die Versager; die Aufgeber: die Beansprucher. Beanspruchen steht niemand gut, denn es bedeutet, das gefordert werden muß, was nicht von alleine kommt; vergessen oder verweigert. Was nicht von allein kommt, soll als zu Recht Ausbleibendes hingenommen und nicht vermißt werden : schon gar nicht behauptet erzwungen-versucht. Es wird seine Gründe haben; es wird im Neuen beschäftigt sein. Und das ist gut so. Das alles, was ich beschrieben habe, sind Äußerungen einer persönlichen daseienden, oder nicht seienden, EIGENSCHAFT, eines Besitzes bei und an uns selbst, einer Gewißheit des Habens // und nicht: Haben-Wollens (Entbehrens)- d.h. Nicht-Verfügens; und v e r f ü g t dagegen jemand über diesen Besitz, ganz selbstverständlich, und ganz zufrieden, ganz sicher, dann
                                                hat er dieses gewisse Etwas, das man S T I L nennen könnte.
                                                Und hat man DEN EINMAL - hat man das, was man einzig NIE aufgeben muß und aufzugeben gezwungen werden könnte und niemals aufgegeben werden darf: denn dann sind wir das, was der Mensch überhaupt werden kann, und wozu das Leben ihn bringen und ihm zeigen will: das Unvergleichliche Stil zu haben. Und der ist ewig alt und erneuerungsfähig wie DER Mensch selbst,- der w i r sein könn(t)en aus dem schlichten Grund: weil wir es,- Er-, Sie-, SIND : Mensch. Ich. Du. W i r könnten alles sein, was der M e n s c h sein kann. Und haben wir es erfahren, haben wir es kostbar dahin gebracht, und es i s t das Kostbarste: brauchen wir es nicht mehr aufgeben, und die gleitende Bahn nimmt es n i c h t mit, denn es wohnt, unserem kleinen Lebens-Stückchen, so vollkommen inne wie jede/m andere/n, die menschliches Leben auf diesem Planeten: immer nur in Einzelnen – repräsentieren: jeder von uns ist Menschheit – und jeder könnte das Beste von ihr besitzen, so innewohnend, wie Atem, und ebenso dauernd. Die Würde altert nicht; und der – echte – Stil kennt keine Inkontinenz. Er schämt sich nicht dafür; denn es ist zwar unschön, fällt aber nicht, so wenig wie ein künstliches Gebiß, in persönliche Verantwortung. Die läge bei der Natur; verantwortlich aber sind wir nur für eines, für das, was wir können: und das ist Stil haben; und das ist, uns zu bejahen - selbst nicht zu verachten, was wir nicht verantworten - und verantwortlich zu sein für das, was wir vermögen; nichts weiter, nicht Geld, nicht Gedächtnis, nicht Gebrechlichkeit, Sabbern, sondern nur Würde: Wissen. Persönlichkeit. Wissen um das Edle; und wissen, das es nicht in der Verantwortung, sondern in der Hege jedes einzelnen persönlichen Menschen zur Obhut übergeben liegt und niemanden, niemanden sonst hat; als in uns uns selbst. Das müssen wir fein beachten, ohne uns selbst zu verabsolutieren, denn wir hüten nur,- etwas was nicht uns, sondern dem Menschen gehört; und nicht die andern sind für uns, wir auch nicht für sie, sondern wir für das exemplarische 'ihn' und 'sie' in u n s da; das kostbar zu hütende Wesen des Menschen in uns selbst, ganz einverstanden natürlich anspruchslos. Wer das kann,- und sei es auch nur in Bröckchen,- wer davon erfahren hat, hat im Wesen des Anteils an dieser Erfahrung –
                                                Stil .

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                                                • Hohle Story, Effektbombast, bißchen EgoKitzel. Ohne Tony käme-, aber auch mit Tony kommt totaler Schrott dabei raus. Gottseidank hält sowas wie Pots ihn strikt am Boden und irdet, Scarletts 'o-Ho Verhörmethoden sind ebenfalls originell und gänzlich innerhalb der Grenzen der Genfer Konvention. >Cäpt’n America< übernimmt kraft Amtes seiner Kostümkluft, weil er der einzige ist, dessen Mut als blubbender Patriot soweit geht sich sogar in die Flagge als Hauptbestandteil zu verhülläußerlichen, das Kommando, vor der selbst multipel genialer Individualismus schweigt, um mal so richtig einen draufzuhauen. Üblicher Gigantismus mit eher winzigen Überraschungen und noch mehr Hasbro-Spielutensilien-Werbeträger und am gewaltigsten die unumstößliche Langeweile der harmlos selbstgewissen Unverwundbarkeit. Überhaupt wie soll dieses Milchgesicht, *wie hieß es nochmal, es denn mit 7 solchen Titanlegierungs-Maulhelden mit Schokoriegeln Tütenrascheln und Popcornschmeissen allein aufnehmen? Ach die Armee ich vergaß* /wohl weil sie bis zur Insektig-Jenseitigkeit gesichtslos erschien wie ein lästiger Stechmückenschwarm in Nähe eines Sumpfes den man *wegklatscht.- -Ohne elektrischen Strom bräche das alles von vorne und hinten zusammen. Auch, weil es dann nichts mehr gäbe, wo scheppernd in Massen mitgeschwommen sein dürfte. Mein Tip: bei der nächsten Invasion einfach den Stecker aus der Wand ziehen.

                                                  Gälte allerdings auch für die bröckelnde dünne Linie der Technokratier-Verteidigung. Da wären wir dann wieder: wie im Neandertal,- bloß mit guten alten ehrlichen, ganz analog-mechanischen Knüppeln.

                                                  -Und Manhattan muß wieder mal alles auskauen & wegwischen. Was den Film angeht, wohl noch vor L.A. die gebeuteltste Stadt der Welt. Was soll ich sagen : nicht zufällig...

                                                  >Zwei Terroristen unterhalten sich. Fragt der eine: wohin planst du dieses Jahr in Urlaub? Sagt der andere : New York. Der Erste: Aber willst du denn nicht mal was andres tun und woanders hin?<

                                                  6 überdimensionierte Punkte gibt’s für das Unternehmen des Vergnügens, geizkragende Irrationalität dabei zu beobachten Unmengen von Geld in digitalen Dreck zu verwandeln, nur um Funkeln in die Augen der Kindheit der Menschen zu kriegen,- wenn auch mit Schielen schief auf die Zinsen.

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                                                    Rufer in der Wüste

                                                    >>Die Lustige Welt der Tiere<< heißt im Original
                                                    ANIMALS ARE BEAUTIFUL PEOPLE
                                                    was etwas ganz ganz ganz anderes bedeutet. Man könnte die eingedeutschte Flatulenzia geradezu eine blasphemische Perversion in Unbedarftheit (Unangepaßtheit?) nennen. Typisch. Präludium - für Eilige zwischen Strichen kann weggelassen werden :

                                                    --
                                                    man wird dem Ernst der unternommenen Schippe kaum gerecht werden, wenn man sich weismachen läßt, tatsächlich einer Tierdoku beizuwohnen a la BBC, oder George Orwell. In Wirklichkeit hjandelt es sich um einen Film von einem-, mit, und über -Menschen, und was sie so mögen: z.B. Musik: handelt es sich nicht sogar um ein Musikvideo?

                                                    dieser Soundtrack von Alltime-players (man könnte ruhig sagen eines Samples der bekanntesten und flachländisch beliebtesten Musikstücke der Welt die schon fast überpenetrant allgegenwärtig gleichwohl schön sind,- aber so zu ungeahnten Lebenszwecken erweckt werden) wird mit einigen Naturposteraufnahmen hinterlegt. Im Grunde geht es aber um den besondersten Aspekt der Musik : denn den der Menschenrasse, welche sie (in einigen Vorreiterexemplaren der Art) erschuf-, aus deren Sphäre sie entstammt und in ihr sich erhält (fortgepflanzt erhalten wird). Musik ist etwas Menschliches. Und in dieser Musik erzählt der Mensch etwas von (und für) sich. Hier wählt er eine sondermelodische Tarnungs-Synkopik : denn er verkleidet sich als Tier. Aber wer ist der Vogel Strauß da?
                                                    --

                                                    Also: Jamie Uys, mit einem gebeugten Busch-Popo und einem hochgereckten Stock in der Hand spielt öffentliches Verstecken. Da sind ein paar besondere Eier, auf die er scharf ist. Wir recken den Kopf ebenfalls und checken die Sache. Etwas mißtrauisch. Gelingt der Fake? untermalt mit Musik.
                                                    Kaum haben wir, die Sache durchschaut, Jamie vom Gelege vertrieben, zeigt sich die ganze Durchtriebenheit des Plans. Denn sein – vermutlich ertragsbeteiligter – Komplize in kaum durchschaubar lebensechter Gestalt eines Pavians - sie sind ALLE verbündet !- hat unsere geschäftige Umtriebigkeit genutzt und sich an eine unserer Herzensangelegenheiten – keine Bange, gibt solid einiges davon – rangemacht, und es braucht einige komische Umstände, die Familie beisammen zu halten. Was wollten die bloß? Was ist an unseren Intern-Angelegenheiten denn so interessant und für Außenstehende nahrhaft außergewöhnlich? – Die Erklärung: Jamie Uys ist, nicht wie einer seiner Protagonisten später, Mikrobiologe, sondern – selber – Anthropologe. Er interessiert sich für die menschliche Art (nein, nicht Rasse, wie ihm einmal vorgeworfen wurde, weil er ausreichend Südafrikaner war) (irgendwo muß nun einmal mindestens ein Fuß die Erde berühren, obwohl es auch andere Beispiele eins zwei drei? vier... gibt). -Und er weiß, das man, wie die Schlange, die, um den Gecko zu kriegen, sich im Sand zuerst einmal in Form einer Blattspitze hervor erstreckt. Ants eat Plant, Gecko eats Ant, Sidewinder eats ***. So geht das. Also wirft er einen Angelhaken in Form einer Tierkomödie aus. Und der Mensch beißt an und geht ihm voll ins Netz.

                                                    N a t ü r l i c h ist das k e i n e Tierdoku.
                                                    Tiere sind keine Menschen höchstens >beautiful people< (ebenfalls), mit mitunter gleichen Neigungen,- was z.B. scharfe Getränke berühmt angeht (samt „Morgen danach“). Aber wann wird denn schon mal ausnahmsweise gefeiert? Menschen müssen normalerweise ihren Lebenszweck verdienen genauso wie Tiere, und DAFÜR interessiert Jamie Uys sich meistens. Schließlich ist er Anthropologe. Wie und auf welche Art tun sie das? Heiraten, ein Nest bauen, Katastrophen ertragen, die Liebste adorieren, Zugänge rationell nutzen, für Nachwuchs sorgen-&-schützen, -fürs tägliche Einerlei, auch Entspannung, Spiel Sport und Spaß sich empfehlen, Etikette + (ungeschriebene) Gesetzlage beachten, Schläge einstecken, auch mal Schicht haben, Privilegien seelenruhig geniessen (ohne nachdenken), - vielleicht auch einmal mit brenzligen oder überflüssigen Situationen solidarisch umgehen /geteilte Not ist doppelte Freud'-, und niemals die Contenance verlieren, auch wenn das mitunter schwer fällt vor allem, wenn man noch ein ganz viel junges Warzenschwein und vor allem ein kesser ängstlicher Pechknabe allein vom Unglück verfolgt ist? –Puh spürt man da den heißen Atem des Schicksals manchmal ganz schön nah im Nackenherzen pochen. Wie ist es mit Freunden und Anschluß? – Die ganze Existenz. Wir alle fiebern mit, denn uns allen sind im Laufe einer langen persönlichen Evolution 'Ontogenese in der Phylogenese' eine Menge solcher Situationen (leider, manchmal auch freudig – das man tanzen möchte-) nicht unbekannt. Nun ja,- bis auf Glücksschweine. Aber die sollen ja nur in Zivilisation unterkommen, und die ist hier weit weg?

                                                    Am Ende von Jamies Tarn-Untersuchung über den Menschen haben wir eine ganze Menge über ihn, einzeln und alle, erfahren und dazugelernt; vielleicht nicht ganz so viel Neuartiges über seine derart längst bekannte Musik, aber immerhin: Jamie Uys hat ein Wunder vollbracht, sie neu zusammenzuschneiden und mit unseren instinktivsten, natürlichsten, und ausdrucksvollsten Lebensäußerungen zu koppeln, so daß sie ganz frappant neu sphärenerklingt und wir manches Mal glauben ihn und sie ganz frisch und unvermittelt wie zum ersten wiedererstandenen Tag wahrzunehmen,- der alles enthält: von der Geburt bis zum Tod, vom großen Geschick bis ganz kleinen. Vom Wogen und Atemholen der Schöpfung: von den großen Zyklen, denen das kleine, kaum erwachte Augenpaar ausgeliefert ist, ob es eine Ahnung von seinen Bedingtheiten hat oder nicht,- wenn du das Pech hast in eine Jahresepoche mit ausbleibender Grundversorgung geboren zu werden, die dich mit wenigen übrigen Leidensgenossen in die Wüste treibt um dich deinem Weg auf gut Glück (ist es viel „Keins‘ steht es in den Geschichtsbüchern) zu überlassen. Aber der Zyklus erneuert sich; und, nein, n i c h t i m m e r überlebte jede Art; aber das Leben doch, bisher, schon.
                                                    Darauf vertraut Jamie Uys, in dieser menschlichen Reportage: egal was nach dem Menschen kommt: die Wüste wird weiterblühen. Am besten natürlich mit menschlicher Art; wir sind da voreingenommen. Aber wir haben doch Kumpels. Und irgendeiner davon wird’s schon fitmachen/ übernehmen. In dieser oder jener Aufführungs-Gestalt.

                                                    Je eher wir erkennen, das die Tierform eine Täuschung ist, desto besser für uns. Dann können wir umso besser auf die Musikvideos achten und fast wie von allen jeder Tag sich erneuert von neuem erleben. Verdienen tun sie es. Jamie Uys hat diesen Film allein (mit seiner Frau Hettie) erdacht, gedreht, geschnitten, mit Musik unterlegt, in einem Land derzeit fast ohne Filmindustrie, mit primitivsten Mitteln, keinem Geld, alles selbst gemacht (ähnlich amateurvideo wie später God’s must be crazy). Warner Bros. hat nur den Vertrieb übernommen /gekauft/ geerntet. Jamie Uys, anfänglich mit Hettie Dorfschullehrer/in für Grundrechenarten, am Rande Botswanas /der Kalahari, hat zu Beginn (da kommt dieser Film her) alles selbst gemacht/ausgedacht. Er war nie bemittelt. Er hat viel Zeit in einer Hütte mit Petroleumbeleuchtung ohne viel Gesellschaft verbracht. Er war mal auf Kurzzeit-Stippvisite in LA (nach God’s m be crazy) um ‘wenig Geld für eine Fortsetzung zu pumpen (ohne durchschlagenden Erfolg). Er ist so unbekannt, daß Sie in Google ganz schön kramen müssen, damit Sie überhaupt auf ein zwei unscharfe Photos (no further information) von ihm stoßen. Er ist mit 74 Lebensjahreserfahrungen an Herzschlag 1996 gestorben und hat Sohn und zwei Töchter. Er hat ebenfalls drei der markantesten Filme, die dauern werden, der letzten Dekaden hinterlassen. Sie zählen zu den menschenfreundlich- aufklärerischsten ihrer Art. Sie sind ungeheuer wohlgesonnen. Er hat die Kreatur geliebt. Er hatte Hoffnung für sie. Ich vermute: er lachte gern /über sich. Er hat (oft) sich tierische Gestalt gegeben, als architektonische Gaudi. Es war ihm wohl klar geworden, daß es noch gar nicht solange her zu sein scheint, daß Menschen und andere Wesen hierzulande (die wir uns unverstanden als Tiere gegenüber vorstellen), dieselben Ursprünge haben und bewohnen: unsere Welt, die uns erhält. Ich schätze, ihn trieb an zu wissen, wie wir es solange bis hierher geschafft haben; miteinander. Denn eins steht fest: wir sind nicht allein im All. Es gibt Wesen außer uns. Sie beobachten uns. Und wir senden (musikalische) Signale aus. Zu gern würden wir erfahren, wer und wie sie sind. Warum? Hoffen wir etwas, indem über sie, /von ihnen über uns zu erfahren? Jamie hat schon mal einige Tatsachen + Laute zusammengetragen und zusammengestellt, und ich glaube, er hat in dieser ungewohnten Kombination etwas herausgefunden. Mir scheint, er hat herausgefunden, wer wir in Wirklichkeit waren und einzig + nicht allein sein werden. Sie werden lachen.

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