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Alle Kommentare von craax
Es gibt Filme, die haben einen weiten Weg hinter sich und gehören eigentlich auch nicht zu unserer Welt, bevor sie bei uns ankommen. Sie stammen sowohl aus und sind verbunden anderen Sternheimaten, und führen hierzulande –fremdelnd, körperlich anwesend, und doch unzugehörig, und immer noch anderswohin trügend- ein loses, irres, lustig und doch irgendwie tragisch wirkendes Fasten-Dasein. Neil Jordan erzählt äußerlich munter (sonst kann mans nur schwer, beides, -wie zuhören) von einer solchen Filmgestalt, die von einem anderen Stern auf uns heruntergefallen ist, Neil Jordan,- der Ire, der Kelte (wie man auch Walisern andichtet), der Barde (für dieses ohne druidale Beimischung-), der Geschichtenerzähler, der versponnenen und ver-rückten Musenlieblinge. Es stimmt schon, den (merkwürdigen) Legenden nach ein ausgefallenes, verschrobenes, feiersingfreudelauniges, zum Exzessiven neigendes eigenhartköpfiges (rotblondes) individuelles Völkchen, spezialisiert auf besondere Vorkommnisse, wie auch ein der Nordirland-Konflikt zeigt(e), Erbe einer ganzen Reihe von historischen Tragödien-bis-Travestie-Linien; hat hier wieder einmal Gelegenheit, durch Hinzufügen oder Weglassen einiger Buchstaben ein besonderes Herumtollen der Phantasie (auf gällisch) zu erschaffen und wie eine Fee Morgana vor unseren Augen herumtanzengaukeln zu lassen (und nicht bumsonst landet Kitten wieder räumlich bei ihren Wurzeln - aber diesmal, nach allerlei festigender Turbulenz, schließlich weich/er und bestimmter). Irland liegt unter dem Sternenhimmel; und immer, wenn es blinzelt umherblick erwachend die Augen aufschlägt und feststellt, daß es wie durch einen tragischen Irrtum und wohl aus Versehen auf irgendeine Ecke einer irdischen Erde gekracht zwischengelandet ist und wie E.T. festhängt ohne vor/erst/zurückzukönnen, wird es tieftraurig und schnell sogar verbiestert, wenn der Kontrast nicht zugleich auch immer wieder Situationen zutiefster Komik heraufbeschwören und in der Luft hängen (kurz vor dem Rückprall) lassen würde. Sie kommen (zu Recht) nicht ganz zurechte in unserer Welt; und diese muß nun auch kopfschüttelnd sehen, wie sie mit ihr, dieser merkwürdigen Insel-im-Dasein längskommt.
Plutonisch: von sehr (sehr) weit weg, ein anderer Planet,- aber zugleich: Gott der Tiefe, des allerdings äußerst irdischen Erdinneren, der Vulkane, biß-Ausbrüche, und Beben, der Unterwelt/en. Der Titel ist keineswegs zufällig (derweil indes von einem -der vielen- Songflairs die Rede ist) (ach die Siebziger', WigWamBAM nana nana-na -naaa ?unsterblicher - ?Trash) (wenigstens greifen d i e Musiker, typisch anfänglich bezeichnet, schon mal nicht zur Knarre) (das bleibt wohl denen vorbehalten, die, wieder, kein eigenzugehöriges Instrument zum anders-Anschmiegen hätten...? oder wenigstens jemanden?-).
-Den Film versteht man nur oder am besten, wenn man von Anfang an akzeptiert, das er aus großer Entfernung vorüberstammt, und eigentlich in einer anderen Sprache (die mehr ein Verständnis-Raum ist, dem wir gebürtlich eben zugehören oder -nicht) erzählt. ‚Sinologie‘, ‚Roman'- oder –Germanistik‘ ist ebenso nicht nur eine Wörterbuch-Grammatik,- sondern eine Kultur-Tradition-Kunde. Also,- wenn wir hier zuhören (wie die flotte Geschichte einsetzt, mit der Aussetzung, eigentlich mit dem Kinderwagen am Baugerüst mit seinen dreist verblüfften wolkenluftigabstrusen Bewohnern vorbei, -jener "heimischen Scholle") sollten wir uns stets klarverbehalten, das wir die Sprache eigentlich nicht verstehen, sondern erst zu hören lernen sollten. Nichts ist so, wie es scheint; die Bewohner/in des Films kommt von sehr weit her und erzählt eigentlich eine unverständliche Geschichte. Wir verständigen uns über Gräben und Gräber hinweg; und wenn der Erzähler dabei doch lacht und schmunzelt (dabei aber blinzelt), ist das ein großes Geschenk, denn eigentlich ist es eine sehr tragische- aber auch wiederum! sehr lustige ko(s)mische– Geschichte.
Patrick, wie der Heilige, oder Paddy-‘cia, oder vorzüglich Kitten- klingt ein wenig nach Küche KatzeKitzeln – wird verkehrt geboren, auch hier die Geschichte einer Unzu-gehörigkeit,- die sich ganz schön ausspinnen wird, Nomen est Omen. Ein strammer Mann der keiner sein darf oder will zur verhobenen Vater‘schaft (hier dürfen diejenigen/später zum zweitenmal lachen-, -einpacken zum Mitnehmen bitte). Ein Weiden(vorerst-)Körbchenhalter als eigentliches Zuhause. Der diskrete Charme der verkneipten Familie, die uns ja sehr symbolisch die Grenzen der Verwandtschaft, „unter“ uns/erer Menschen-Biologie, aufzeigt. Bald eigene Vorlieben und Entschlüsse. Und da, lieber Zuschauer, kommst du ins Spiel: du wirst Zeuge, mit welcher Selbstverständlichkeit Kitten, im Körper des Jungen, bei sich selbst und auf sich selbst besteht,- ganz ohne Konflikt und Rebellion – wie sie sich von Anfang an hingibt. Fremdelst d u da, erwartest eine Widerstands-Reaktion, oder akzeptierst, ganz schlicht, ebenso selbstverständlich? Denn hier findet eine Umkehr der Machtverhältnisse statt: wer spinnt: alle anderen – oder ein verkörntes Einzelnes? – Kitten kommt kein Bedenken in den Sinn: mit schönstem (nicht hergezeigten) Stolperfrei ist sie gleich sie selbst, und richtig – ganz da. Wenn sich das aber /im Äußeren woher nimmt es die Kühnheit! nicht verträgt, beginnt ein lebenswieriges Experiment: zwei Geltungen behaupten, am selben Ort (vergessen wir nicht: Irland) zu sein; eines wird sich (vergeblich) durchsetzen (-zu müssen behaupten, wird jedenfalls immer getan) welches wird es sein? Kann es Platz für beide, zugleich, geben? (wie man den Menschen kennt: wird er es normalerweise nicht versuchen, sondern erst einmal im Busch auf die Trommel-Ka**e zuhauen). Ach ja, es währt nicht lange – und das Schicksal nimmt seinen unveränderten Sprenkel-Lauf. Da wollen wir nicht lange drinrumstochern, denn schließlich hat Neil Jordan (und nicht ich) den Film gemacht,- und ist seiner. (Und soll’s auch bleiben, schließlich hat er es ausgezeichnet hingekriegt). Wir gehen also nicht in die Details. Nur eine Bitte auf den Weg noch: natürlich ist dies (auch der Film) ein Plädoyer. Für Friedlichkeit, für Duldsamkeit, für Verständnis, gar für Nächstens-Liebe (wenn auch ziemlich drastisch,- gar im groben Fall). Man darf die Geschichte nie einfach nur auf sich herunterrieseln laseln – das heißt, soll man schon (sonst ist ja die entspannte Pointe weg-verloren) -nur EINS sollte man, bei allem Erzählen, nie vergessen, bitte, dringend: nämlich daß hier keiner von uns erzählt,- sondern eine Fremdling ein fremde Geschichte, vom Fremdsein. Wir können einfach behaupten: w i r wohnen hier, das gehört uns, scher dich' (verfahren wir nicht mit der ganzen Natur so?). Jedoch: ist dieser Ort der Platz vieler Leben. Und die Stelle, wo Kitten die guns in’n See umplatziert,- ist eigentlich die entscheidende, um die es geht- nicht die, wo sie ihre Nippel (h)er-weisen soll. Das ist bloß eine Spiel. Ein wunderbarer Film. Wer nie auf andere Sterne je seinen Fuß setzte (wennzwar nur als Tourist, aber auch so: eben doch!), -wer es – in dem Fall- wohl weiterhin niemals bis an sein Lebensende vermutlich also tun wird,- erhält hier wenigstens die Chance: es sich, versuchsweise, einmal vorstellen zu können und zu dürfen, und mag sogar ein bis drei Lacher mit nach Hause nehmen, als faden schnöden und doch Lohn ; wer selbst von Pluto oder ähnlichen, wie ausgefallenen etwa Pazifisten-Welten stammen und sich fremd beheimatet fühlen sollte, erhält starkes Nerven-Futter, zum wieder einmal, gegen jede Vernunft und Regel,- glücklich sein und sich einen zweistündigen Moment lang hier, ganz in der Fremde, zuhause und so,- glücklich,- erobert fühlen zu dürfen. Ein köstlicher Moment, danke schön dafür. Neil Jordan /*und natürlich Kumpels: Neeson Gleeson und besonders (und grandesk) C. Murphy!... muß ein ziemliches auch internes Fest gewesen sein, diesen Film zu machen (zu dürfen,- bitte schön zurück): stets gern wieder.
Apropos: Ondine (frei nach Undine, dem Märchen) mit einem weiteren Ir(r)en Colin*, ist auch nicht von schlechten Eltern (aber längst noch nicht das Beste). Ach ja, diese Heimatdichter. Eigentlich ist’s immer besonders dann schön im Falle, Wurzeln spüren zu können.
http://www.filmspiegel.de/filme/filme.php?id=2387
von Thomas Schlörner
wer sonst Lust auf Grillen hat:
Dieser Film *von Chan-wook Park ' erzählt besser vom Verlust und erneuten übergestülpten unverdauten Flachwurzeln der koreanischen Identität seit (spätestens)den Fünfziger Jahren als jedes Geschichtsbuch.
Das könnte Kambodschas Trauma (hätten Länder in der Lage denn Interesse und Geld, Entwicklung einer Filmindustrie aufzubringen) vermutlich ähnlich gestalten.
Der Unterschied ist: Südkorea besitzt eine verwestlichte 'Schwellen'?industrie-Kultur. Und dazu gehört zum Dazu-ZugehHÖRen auch so etwas wie Bilderflutindustrie-Futter-&Fütterungsapparat. Eines der irgendwo hoch entwickelten Bildaufnahmegeräte draufhalten bei gleichzeitigem Vorhandensein eines breitinstallierten und bereitstehenden Rezeptor-Forums (wie eine Kinokultur-Infrastruktur bietet und fordert) ist ja /'scheinbar'/ einfach.
Was macht also etwas, das Möglichkeit besitzt, (nach ‚westlichem‘ Muster) Filme zu konsumieren und zu produzieren, ein bis zwei brutale (Selbstzerfleischungs-)Besatzungs-Kriege hinter sich, Vergangenheit wie Knopf im Ohr-kus, Grundfremdes (sozial unvernabelt) künstlich emporgezüchtet assimiliert, und weit genug weg vom verursachenden Trauma um an scheinbare „Normalität“ sich zu glauben und glauben zu machen,- dabei jedoch gründlich zwischen Vergangenheit und Zukunft luftgenagelt schieffesthängt? – man stößt und pupst – unter Schmerzen – zu Auftriebszwecken? schließlich eine Filmtrilogie wie 2.Oldboy heraus.
Natürlich ist das ein künstlerisch gedeckter Schrei. Der sollte allerdings bekümmern und schmerzen. Nur nah umarmt eingegarnt eingesackt distanzlos zu bewundern und Akzeptanz: als ob das s o w ä r e , /und gerechtfertigt -, statt Hilferuf und Verzweiflungsanmahnung sein: sollte es nicht.
Ein Erzeugnis wie Oldboy ist wirklich recht erschütternd : nur von sehr weit von außen,- nicht dümmlich-nah von innen wahrzu(-über)nehmen : als ob er das wäre (welches Produkt der Kunst ist das schon) was er zu sein vorgibt, -oder gern (wäre es nicht so vergeblich, gerade in diesem Fall) vorgeben würde.
Hier scheint das Nackte Wahre Unbedarfte an allen Ecken und Enden unter dem zerfetzten Gala-Kleidchen durch. Eigentlich sollte die Welt (des künstlichen Menschen) (& wäre ihre Struktur denn gesund) jede Menge Psychologen und Unterstützung schicken. Sie ist es nicht und kann es nicht – und findet sich damit in ähnlich wenig beneidenswerter Lage wie dieser Film: mitten im Abgrund, im freien Fall, und irgendwo irgendwie ungekonnt, und unvollendet – wenn ein Aufschlag denn ein angemessenes, und akzeptables, Ende ist. (Sein wird)
Training Day D. Washington, E. Hawke
In einen Arbeitstag komprimiert wird das Dilemma von vorne bis hinten der legalisierten Exekutive in postmodernden Konsumindustriegesellschaften abgehandelt: der Gewalt, der sowohl Täter wie Gegen-Täter, soll heißen Beschützer, dem Opfer gegenüber sich bedienen (müssen?). Um das Fragezeichen –eben- geht es.
Schauplatz ist „Los Angeles“: ein weiterer –Brocken aus dem unendlichen Spektrum der L.A.P.D.-Filme (Legion). Lebt (und stirbt) von und mit Denzel Washington’s ungeheurem Charisma (neben dem Ethan Hawke auf seine unnachahmliche Weise den Normalo geben – vor sich hinmückern- darf).
Als >wahre< Geschichte natürlich völlig unglaubwürdig. Will aber ja auch keine solche sein,- sondern eine >Parabel< (danke den simplen Gimpeln, die sich nur – ein weiteres Mal – zu Tode amüsieren lassen können, ohne irgendwelche Doppelbödigkeit zu bemerken,- und für die selbst der Joker aus >Gotham City< nur ein exzentrisch äußerliches Einzelwesen etwa nicht aus ‚NewYork‘ (oder auch ‚einem‘ LA-Metropolen-‚Moloch“ – wäre?) -?
Also ein weiteres Mal kreist die Darstellung um die Frage: inwieweit macht oder ist der Kampf gegen das Böse – selber böse? – Fragen über Fragen – oder um im Kontext zu bleiben: Fragezeichen über Fragezeichen.
Wer immer noch nicht über genug Details im Einzelfalle verfügt, sondern ein noch Weiteres Anschauungsmaterial bräuchte, um der Frage weiterhin auszuweichen, kann sich hier – anhand der Darstellung D. Washington wie stets imposantes – Solches pegelhalterisch bestellen und genußvoll reinziehen.
Es bringt zwar sachlich nichts Neues: aber Zeitvertreib. Den Normalos bleibt bis dahin immer noch genügend davon über: zu verschwenden, bis die diskutierte Sachlage auch in ihrem persönlichen Lebensumkreis angekommen ist; und irgendwann nicht weiter diskutiert-, sondern gehandelt werden muß.
Denn eins ist klar: die Weichen sind gestellt, der Zug ist abgefahren. Er ist unterwegs,- länger schon. Nicht ankommen, unterwegs sein sei das Ziel?- ist eine böse Behauptung.
Nichts ist endlos, auch das Leben ist begrenzt: hat einen Punkt, auf den es hinläuft,- und nicht darüber hinweg; einen festen Fix-Punkt, Endstation, sozusagen.
Also nur zu: lassen Sie sich derweil die Fahrt anhält noch ein bißchen unterhalten. Das Ende der Unterhaltung ist gewiß. Und irgendwann: wird es nur noch auf ein einzig davon abgebrochenes Übriggebliebenes: -haltung,- -HALTUNG nämlich, ankommen.
Zu schade, das, wenn es soweit ist, Sie hieran, wie an so vieles, sich auch an dies nicht mehr werden (rechtzeitig) erinnern können.
Ihnen wie mir wird es dann, mit besten Gründen und Gewissen, legal illegal sch**egal sein können. Punkt...
(wie Einschußlöcher in der Heckscheibe)...
außerdem („Aufmerksamkeit lohnt“)? darf sich vor seinen gekniffenen Augenschlitzen die Mendez einmal kurz nackich& schnutich räkeln...
Ausnahme: im Folgenden ein so wie selten unbeschönigter uneingeschränkter !SPOILER. Unbedingt erst NACH Film-Sichtung inspizieren!
„Betty“ ist Teil einer gepaltenen Persönlichkeit : mit ihrem „fühligem unwissenden“ Alter Ergo „Rita“ zusammen bildet sie den hellen „verständigen Verstandes“part der „wahren“ Persönlichkeit DIANE SELWYNs,- deren (eigene) Identität die beiden Abspaltungen – und den fatalen Grund dazu- herausfinden müssen.
Der ‚Grund‘ der zeitweiligen Persönlichkeitsstörung (in den verstandes-und gefühlsmäßigen Anteil) besteht in Verstrickung in unerträgliche Schuld (die „unterdrückt“ sich windende (Frauen)gestalt unter einer Decke in einer der Einführungssequenzen): Diane Selwyn wurde emotional ‚schuldig‘ durch das Anheuern eines bezahlten Killers, der ihre Geliebte Camille (Gestalt der emotionalen Rita) ermorden sollte und jener auch tatsächlich in der Tat ausführte. (Der gräßliche Moment des Schuldig-Werdens durch diese Beauftragung – die in einem schäbigen Lokal erfolgte- ist ein ständig wiederkehrendes,- in seinen Einzelaspekten rekapituliertes Filmoblivion).
Grund für den Auftragsmord ist Eifersucht, beruflich wie privat; denn Diane, die als Landpomeranze, den Kopf voller Traum-Rosinen (so beginnt der ‚eigentliche‘ zusammenhängende Film nach mehreren Präpositionen) zur Eroberung der Filmmetropole Los Angeles antrat (anläßlich der Gelegenheit eines von einer "verreisten" Tante -ererbten Appartements (jener „wahren“ No.12,- NICHT No. 17! ),- jene ungewachsen unvorbereitete zugeflogene Diane, mit nichts belegt als einem gewonnenen Jitterbug-Wettbewerb daheim als traumaufschäumendem Rüstzeug für einen übel vertrackten Filmmetropolen-Moloch (//kein Wunder/, das einige dies als Lynchs Systemkritiksatire auf den Traumfabrikmechanismus lesen, obwohl weit mehr drin steckt,- vielleicht gar das postulierte Aufstecken auch des gutgezogensten vergleichsweisen Winzwesens vor dem aus-ansaugenden etwaigen Forderungskomplex der 'Moderne'//),- diese naiv-ehrlichbemüht-gutgeartet-optimistische "Betty"-Diane' mußte das komplette Scheitern ihrer hochherzigen Ambitionen ("an der Wirklichkeit") erleben: Camille (ihre ihrer Überzeugung nach weniger begabte Schauspiel-Kolleg-Konkurrentin-dochGeliebten,- schläft sich an ihrem überlegenen ‚Talent‘ (doppelbödige Vorsprech-Szene!) als Charakterdarstellerin - -schlicht vorbei nach oben,- in stetig wechselnden opportunistischen Liasons,- zum Beispiel mit ihrem derzeitigen Regisseur-Steigbügelhalter-Benutztem (der sie Diane im Casting vorzog). Als sie (Diane) auch noch feststellt, das sie als (unnütz gewordene) Geliebte abgelegt ist,- brennen ihr, hoffnungslos ernsthaft verfallen „liebend“,- die Sicherungen durch: sie heuert, elendiglich, den wahrlich schäbigen (schon wieder!) Killer, der Camille schnöde ermordet – und verfällt, in lastende Schuldgefühle verstrickt, in eine zeitweilige Verdrängungs-Schizophrenie, aus der sie etappenweise – auf welchem Weg der Film einsetzend sie begleitet – die Wahrheit aufklärend wieder zur (schrecklichen) Realität zurückfindet und Stück für Stück (in genialen Film-Drehbuchsequenzen, von -"Blue Box" (unterbewußte Identitätsgewißheit enthaltend),- bis -Theatro Silencio!) entdeckend -erwacht. Jene schreckliche Realität: das ihre geliebte (und katastrophal entbehrte) Camille tot ist, zerstört durch eine gräßliche „Killer“-Tat, welche sie selbst, verblendet durch allerlei Verführungsträume (von „großem Publikumserfolg“,- verschlüsselt im „lächerlichen‘ schmeichelnd-angepaßt-ahnungslosem Ehepaar, ihrer Flugbegleitung, grotesk dämonisiert entlarvt wiederkehrend zur Schluß-Selbstentdeckung)- in Gang gesetzt hat. Ihre drängende furchtbare Schuld nicht ertragend (und während die Schlinge der auch polizeilich nicht grundlos zu befürchtenden Aufklärung um sie herum sich zusammenzieht) begeht sie, in ihrem tatsächlichen (mit nüchternen Augen betrachteten unendlich tristen Appartement No.12, das „in Wahrheit“ keinem Vergleich standhält mit der idealisierten Wahrnehmung Bettys in ihrem „Tanten“-Appartements zu Beginn des Films) – begeht Diane, auf dem Bette liegend, Selbstmord – und verschmilzt in ihren letzten klaren Augenblicken, der Wahrheitserkenntnis, wieder mit Betty+Rita – oder vielmehr: diese verschmelzen zusammen wieder klarwerdend zu der (einzahligen) Person, die sie ‘eigentlich‘ ist: DIANE -Selwyn.
Der Film zeichnet die (Selbst-)Aufklärung einer zeitweiligen Schizophrenie (fast lehrbuchmäßig) nach: ausgehend von (einer der) abgespaltenen Persönlichkeit(-en), hier Bettys,- als des ‚lenkenden‘, beschönigend-doch ehrlich bemühten -aufklärenden, Verstandes-Anteils ( e i n e r Person, Diane’s) – und deren anderem, gefühlsmäßigen, untrüglichen, unbewußt-emotionalen Anteils: Rita (die konsequent natürlich die Gestalt ihrer /Dianes/ Liebesemotion trägt: Camille's).
Jede einzelne Einstellung in diesem grandiosen Film (der eine ungeheure Empathie- und Mitleidsleistung enthält &bewirkt) ist weder willkürlich noch zufällig,- sondern genaues und nur hierher und in seine chronologische Einzel-Beitragsstellung minutiös passendes exaktes Puzzlestück,- der Selbstklarwerdung (Bettys+ Ritas auf dem Weg zur Erkenntnis,: D i a n e -zu sein). Jede Menge ins (unterbewußte wahrheits-ver-zurückdrängende) Gedächtnis /Dianes) gebrannte Erinnerungs-Detail (vor allem der Schlüssel-Killer-Anheuerungsszene) kehrt in (mitunter absurd) verfremdeter Form zurück: der !blaue (B l u eBox!)Alu-Haustürschlüssel-Tat-Erweis (eindrücklich zum Schluß auf dem Couchtisch das Zeitebenen-Geschiebe entlarvend),- das vor ihm (dem Killer) auf dem Lokaltisch liegende schwarze Notizbuch (das er in einer unendlich komischen vergeblichen Szene zurückerobern - dem sich steigernden übertölpelnden Lügen-Hinweis, der (unmöglich) Wahrheits-Durchdringen verbergen/ entziehen möchte), das hinter dem Lokal lauernde gräßliche unpassende Ungeheuer (der S c h u l d ,- eigentlich des Schuldig-Geworden-Seins, im Moment des nachträglichen Erkennens).
Ich liefere hier (mit ähnlich schlechtem Gewissen) eigentlich nur den nicht-blauen-, sondern blankgerauhten Schlüssel: ins Schloß dieses herrlichen Films stecken und aufklicken müßt ihr schon selbst – und habt immer noch jede Menge versprochenen (auch Spaß)Gewinn dabei. Natürlich ist das Spoilering der übelsten Sorte: und ich bin für etwaigen Protest nicht unempfänglich. Ich weiß nur, das mir der Film, trotzdem, mit jedem Schauem – und Verständnis – m e h r Wissens- Spaß macht, weil er
perfekt
ist. Einer des besten Dutzends, die je gedreht wurden. Und die Bewunderung darüberhinaus ob der Makellosigkeit des ausgefeiltesten Drehbuchs, das je (meinseits) das Vergnügen hatte, mir bekannt zu werden, überwiegt den bohrenden (und horrenden) Reiz, womöglich vergeblich zu entschlüsseln,- ohne drauf zu kommen. Sagt mir bescheid, wenn ich irre; darin,- das es besser sei, nicht zu wissen,- sondern selbst herauszufinden. Es ist so verschachtelt, das man womöglich sterben würde, ohne drauf zu kommen; was ich schade finde. So ein Unglück hat der großartige Film (und sein faszinierter Betrachter) nicht verdient. Deswegen
#.
Im Übrigen : werden – vermutlich die Mehrzahl /wird – der Leser selbst nicht glauben, was hier geschrieben zu lesen steht,- sondern die eigene Version vorziehen. Es ist, von Herzen, gegönnt, und beglückwunscht. Denn es ist, faszinierend, die Beschäftigung mit einem der größten Film-Kunstwerke, aller (bisherigen) unbestrittenen Zeiten,
/und mein persönlich datobezwungener Rubikon: mich dem Film, als eigenwertiger vollständiger Kunstform-Anerkennung, generell angehoben mittlerweile, nicht nur als Ausnahme,- nicht länger zu verwehren.
Abschluß: nicht Lynch's Hollywood-Satire, vielleicht auch nicht einmal s.o. unausweichliches Überforderungs-Scheitern des noch so gut-normal durch nichts-vorbereiteten Einzelwesens durch eine überkomplexe sittlicherodierte Moderne: vielleicht steckt in diesem höchsten Film-Werk (neben unendlich Detail-Reichtum-Aussagekraft): der schlichte gründlichste fühlbare Erweis, wohin die Straße mündet, die als beschönigender Selbstbetrug: Unehrlichkeit /sich selbst gegenüber/ beginnt, das perverse Heut-Gewordene auszuhalten und sich einzugestehen: letztlich -notwendig - münden muß: welches die -letzt konsequente Frucht des Selbstbetruges,- aus wieviel verständlichen und einfühlsamen Gründen auch immer-, schließlich grausam uns werden wird. Gründlicher kann eine Warnung, bei gleichzeitig aufgebrachtem unendlichen Verständnis, gar Verzeihung, nicht ausfallen: Mitleid,- und Einsicht, und Mut.
True grit Coens
Was für ein köstliches kleines Stück Film, Juwel für sich! – kann man heute, 2012 und etliche Western später, von John Wayne + Winnetou, Matt Dillon + Ponderosa, Henry Ford Carles Bronson Italo-SpaghettiHill-&Spencer bis Eastwood-Django augenkneiferisch- und -beschattet zurückblickend, noch die besondere Eigenartsbedingung des amerikanischen Westkolonisationsmythos ausmachen und beschwören? – man kann! wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet.
Erstens man muß sich genau auskennen – nicht nur in historischer Gemengelage, sondern in mehr noch, dem dazugehörigen Drumherum – den Legenden, ohne die sich eine unterhaltsame Geschichte, die auf sich hält, nicht webt.
Zweitens eine gehörige, aber gehörige, Portion Humor, nochmals abergründigen Humor, aberwitzigen Humor, der bis zur Selbstzerfleischung in Ironie übergeht.
Drittens: da alle Möglichkeiten der Variantenvielfalt bereits einmal aufgezählt und ausgereizt sind und für sich abgenagt bis auf die Knochen- nichts mehr hergeben, -jede Story also bekannt, am Inhalt damit nichts zu drehen ist (außer man begeht einen gelegentlichen Ausflug ins Absurde (wie Kevin Costner + Will Smith,- oder aktuell James Bond auf Cowboys&Aliens) braucht man, da das Was feststeht, einen gehörigen Impuls im Wie & Wer,- was beides fest verquickt ist, wo im Starzeitalter Darstellung des Wie auf persönlicher Eigenart des Wer unentwirrbar beruht. Und, meine Damen+Herren, wer könnte bestreiten, das Jeff Bridges als versoffener Einaugen-Marshall ReubenCogburn nebst Hallee Steinfeld als bärenstarkes Stück nicht Frauen- sondern Pubertantenemanzipation MattieRoss, welche einer schlappschieläugigen Justiz auf die Sprünge hilft,- oder der ganzen erlesenen Darstellerriege, welche insgesamt kaum Beiläufiges,- sondern einen köstlichen Gourmet-Höhepunkt nach dem anderen zu bieten hat,- das also im Wer-machts-Wie-(was weniger warum), die ersten beiden das schwächelnde hechelnde letzte Glied der Kette, das die Hunde längst ewig beißen, grandios zu kompensieren vermag? – Barry Pepper: so wenig er in Kürze zeigen darf: ist er dafür nicht Klasse samt schadhaften Beißern? – die Trockenheit, der Witz, die saftigen, kernausgeschälten, treffenden, kurzen, formvollendet eleganten, wortkargen doch aussagestark markanten Dialoge und Selbstvorweise- und -aussagen der Personen? – und wie ehrenwert simpel bekennerisch das alles (hier, im Mythos davon,) war/ist: selbst das selbstgenügsame Streunertum. Freie Männer auf freiem Grund, und die ganze Relativität des Gesetzes. Männer, die noch Männer, keine Hänflinge, Psychopaten, Ungestillte oder Hanswurste waren – wenn auch Bandit oder Marshall, einerlei nah verwandte (im Ungeiste), im Grunde egal: Hauptsache, Mann. Es gab soviel Männlichkeit, das es sogar für vierzehnjährige Heranwachsende reichte, ohne das man auf allzuschräge Gedanken, was die Zartheit des Geschlechtes angeht, käme.
Ein geradliniges Epos über eine elementare Vernetzung + Verletzung,- und Sühne, des Gesetzes – nicht unbedingt des juristischen,- eher eines alttestamentarischen, wie es sich für eine auf die grundsätzlichen Bestandteile beschränkte Gesellschaft ziemt, Auge um Auge, Zahn um Zahn, welches natürliche Gleichgewicht zwischen ihnen nicht gestört werden darf, ohne daß das Ganze ins Wanken und sturzstrunkene Gefahr gerät. Wie wir alle wissen, schwankte und wankte der wilde Sturz West-wärts nicht, ganz im Gegenteil. Und so ist es eine Spurensuche: unserer eigenen fleischgewordenen Überzeugung, des Gesetzes, nachdem wir heute leben – nur ein Weniges verschlungener. Sezieren wir also ein wenig den legendären Magen der justiziären Historie, um dort nach uns zu forschen: denn wenn wir dergestalt verschlungen sind, sollten wir so auffindbar sein.
Damit dies hartnarblige Mädels-Gör, das man Justitia die Parze nennt, sich das gefallen lasse, muß man ihr gehörig die Wange tätscheln – bis zur Betäubung – mit echt gesottenem Humor. Gelingt das aber, kann man eine derartige Laus aus dem Pelz schneiden, ohne das es ihr weiter mißliebig bemerkbar oder auffällig wird – denn das bedröhnte ehrliche grobe Goldstück merkt die meiste Zeit über wenig und es ist ihr zumeist auch herzlich egal.
Also gebt ihr gehörig einen aus, reizt und malträtiert sie zum Lachen, und schwuppdiwupp, wie Rotkäppchen aus Magens’ Wolf,- springt’s Gewünschte überraschend hervor und erfreut sich quicklebendiger Gesundheit, während wir als Placebo ein paar überflüssige Steine draufpacken mit denen sie sich amüsieren kann, die keinen kümmern. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute – und reiten, ein weiteres Mal, zwar gehörig einarmig doch passend, davon Richtung Sonnenuntergangs-Bandit – Gesetzesbrecher oder –hüter, egal,- Hauptsache (wie Rango ‚die Echse‘ sagt, der Ähnliches mit gleichem Ergebnis vollbrachte-) e s w i r d g e r i t t e n : „Und jetzt reiten wir “ .
Um des Reitens willen : fliegende Pferde, wiegende Hüften, schlagende Hüte, wehende Mähnen (oder Federn).
Und siehe, es war schön
anzusehen gefällig, denn es genügte sich selbst.
Nie genug!
FFCoppulas Dracula 2000
mit Gary Oldman, Anthony Hopkins, Wynona Rider, Keanu Reeves
Was macht man am Anfang des Einundzwanzigsten Jahrhunderts mit einem Aufbegehrungsdrama der verneint geknechteten, ins Unterbewußtsein verbannten wollustschnaufenden Libido gegen ehemals rigide christliche Sexualunterdrückungsmoral?
So antiquiert dieser ehemals schwülleidige Konflikt auch scheint -(/was hat Goethe zum Beispiel darunter bis ins Vierzigste gelitten oder man recherchiere über Byron'/Shelly'sche WGZeiten samt Anhang des wilden FreieLiebe-Konkubinats in Como,- eben mit der auch erfinderisch erugenen Mary -Shelly!- wirklich t u t es!! es lohnt sich!!!-) - was hat also dieses ehemals leidensträchtige ("Gesellschaftsmoral"-)Konfliktpotential zu schaffen, um daraus ein aus dem künstlerisch begrabenen und niedergehaltenen Unterbewußtsein hervorkriechendes Schreckensmonster der >>Blut-<<- oder Körpersaftbegierde - unwiderstehlich lechzend zu kreieren, welches gefürchtet die begierliche Hand nach fremdverbotenen Fleischesfrüchten kos(t)end lüstern ausstreckt//-), - was hat also dieser ausgelebte Konflikt heute mit der mittlerweile ‚aufgeklärt‘-säkularisierten westlichen Postmoderne noch zu tun?-, - so sehr ihm längst das Blut aus den Adern gezapft ist,- so reicht es doch für eine stillebige Hommage an vergangenes Düster-Nebel-Kruzifix-und-Mantel-Genre, - wenn auch nicht gerade gruselig. Ich entschuldige mich offiziell für letzterlittenen Satz.
Der Auslösekonflikt, wenn ein unwiderstehliches Schattenmonster über einen zitternd hingebenmüssen un/-/willigen Frauenleib sich und ihn gemeinsam beugt und schließlich restwiderstandslos das Begehrte in innigster Umschlingung aus dem Fleische anhängend säugt und zu sich ergebend herüberzieht,- wie eine gefürchtete und doch erzwungene unausweichliche innere Zustimmung zur außenrestriktivbelegten >freien< Kopulation,- - ist längst wenn nicht beigelegt, so doch auf „übliche“ Adoleszierungs-Übergangsschwierigkeiten beschränkt. Die moderne Seele hat es geschafft: sie >mag< Sex (mittlerweile wieder), zugestandenermaßen.
Die postpubertäre Seele des Abendlandes jenseits dieser Epochenscheide hat nicht mehr mit Hexenhammern, Knoblauch und schmorenden Brennwert-Kalorien von geweihten Hostien und blutigen Sonnenuntergangs-Kreuzigungen gegen die unauslöschliche fleischliche Vereinigungs-Lustbegier vergeblich an zu kämpfen.
Dieses Problem ist nicht länger unser Problem (einigem im mittleren Osten scheint es eher noch bevorzustehen). Für >uns< bleibt eine Remineszenz: eine liebgewordene Erinnerung an eines ("Problem")-, welches wir einmal hatten,- fast schon wehmütig. So, wie man sich nach überstandener Lebensmüh im Altenheim im Sessel zurechtrückt und seiner greisen Jugendbekanntschaft zulehnt: „weißt du noch“?
Es bleibt - die Lust an schönen düsteren peinlichen Bildern. Kutschen aus dem Nebel geräuschlos gleitend, zinkenthronende Karpatenschlösser wie Satans Zacken, von Zauberhand schließgleitende schwere knarrende Schloßbohlen-Türen, Fledermaus-Monster (Kostüme wohl von Underworld recycelt), - überhaupt die Maske, - Vlad-Der-Pfähler-Impressionen, welcher nach Feierabend wie weiland Adolf Eichmann LiebedesLebens-Rosen züchtet und anbetet,- unverstandene und nichts bedeutende christliche Metaphorik einem dressierten domestizierten Volksaberglauben-Vielgötter-Dämonengeist gleich, der sich mit Knoblauchzehen (mangels wirksamerer Strohhalme) und Bekreuzigung-Weihwasser insonders JesusErlöser-Anrufungen gegen das Böse schützt, magische brennende Kerzen-Behüterkreise- und jede Menge wollüstiger (v.a. weiblicher) Leibesdehnübungen. Das Leckmaul des Bösen stöhnt Kopulationsanimation. Der Böseknülch Gary Oldman (als hingebungsvollste Darstellung) darf auch noch ein bißchen dyonisische Androgene dazumischen. Das Ganze trägt durchaus die Handschrift von ApocalypseNow: als hätte der Künstler Cocain geschnupft, und etwas neben der Spur im vollgekifften Zustand vor sich hingelallt – und als hätte ein unbedarfter Wagner-Famulus (die kurzlebige Nebenfigur in FAUST -, nicht der SchmalzSeich-NigelungenRichard) den Worten des bedröhnten Meisters gelauscht und versucht, es ins Spießige zu rückübersetzen und ein bürgerliches Endzeitdrama daraus zu machen. Es ist eine Höllenfahrt des Kunstwillens. Das Fleisch z/war willig, doch der Geist ist schwach.
Was nun? Ge- oder mißlungen? – „Das Problem“ ist mittlerweile gegenstandslos und erledigt. „2012“ von Roland Emmerich hat mehr aktuellen Ökokollaps-Bezug als die Erlösung Gary Oldmans durch die unauslöschliche Liebe seiner begehrlichen Jahrhundert-Romantik vor Menschenfresser-Hintergrund, welche aus dem mittelalterlichen Dämonenglauben herüberschwappt. Wir leben nicht mehr auf der schloßbekrönten Nippelspitze der Karpaten, in Transsylvanien-Zwickzack-enland. Solche Bilder reizen nur noch durch die Maskierung, und das Pittoreske, und den Wiederbelebungswert- von Klein-Gruselchen. - Auf diese Art erinnern wir uns mit Schaudern an den bösen Zauberer im Hotzenplotz‘ unserer Kindheit, während der die Treppe herunterrast, derweil Kasperle atemlos tief unten die verwünschte Feenunke freiküßt mit dem magisch bei Mondlicht gepflückten Zauberkraut in der Hand. Das waren Zeiten! Das war Spannung! Das hatte menschliche Dimension und Fassungskraft!
So ähnlich – nicht wie wir es damals erlebten, sondern wie wir uns heute daran erinnern – geht es mit den Remineszenzen an diesen Drakul. Schöner Schwulst, belanglose blutleere – und sinnentleerte- Zitationen´, die nun wirklich nicht noch einmal hätten sein müssen... - ?
Hat jemand das Plaisir über?- Nur zu. Er wird ganz locker seine Zeit zubringen. Wer genug davon reichlich hat, sie tagsüber ohne schlechtes Gewissen mit Arbeit zu verbringen, darf genauso verschwiegsam abends einige seiner sonstwie flüssigen Stunden an solche irgendwie etwas, aber auch nicht zuviel bedeutsame Bilderreigen ver-wenden. Es ist halt etwas wie sich ein Pfeifchen gönnen und dann zurücklehnen – das Eintauchen in eine entspannte Traumwelt,- die mit Realität oder Problem nichts zu tun hat,- Gehirn im Freigang. Man kann schließlich nicht ständig arbeiten und wesentlich an der Zukunft bosseln. Es gibt auch die unbedeutenden Momente – die man mit nichts Wichtigem zuzubringen hat. Nicht jeder Geist ist ständig mit Unaufschiebbarem, Bedeutendem beschäftigt. Dies hier ist etwas für solche, bei denen es relativ egal ist,- womit sie ihrem Endzustand näherrücken. Nutzt‘s nichts‘,- so schad’s nix. Manche der Bildchen sind nett angerichtet und artfiziell geschmäcklerisch zubereitet. Das denke ich, haben die dekadenten Römergelage der späteren Kaiserzeit, als mit der Feder der Gaumen gekitzelt wurde um Platz für den nächsten Gang zu schaffen, gemeinsam.- Grüfte und luschtige Vampirinnen, die sich aus bauschenden Laken emporrauschen : das hat etwas Visionäres und hat sicher Spaß gemacht. Leider, wie gesagt, kommt der Traumcharakter zu kurz. Das Böse ist viel zu konkret, viel zu sehr animalisch Tier‘. Weniger Farbe, unschärfere Ränder, weniger Sinn, Folge, Konsequenz und erzählbare Geschichte: mehr Rätselraten,- Dissonanz, Orientierungslosigkeit, Widersprüchlichkeit, Stammeln: hätte dem Ganzen gutgetan. Es ist viel zu glatt, flüssig, nachvollziehbar: zu wenig verstörend und sinnlos. Der Verstand hat gleichzeitig zu viel und zu wenig geleistet. Dies ist ein Kostüm-Film,- ein Maskenfilm. Die Metaphern sind billig. Das Böse ist nicht rational.
Das Begehren auch nicht. Etwas mehr Porno hätte in diesem Zusammenhang unbedingt sein können / müssen . Viel zu zahm. Viel zu wenig böse. Dieses (Böse) hier trägt kennbar Silikonblähbrüste. Alles ist unecht und gemacht. Man hört den Mann hinter der Wind- und Trockeneismaschine förmlich am Strohhalm seiner Colaflasche saugen. Hier ist leider nichts beklemmend. Das Böse,- erst recht die Erlösung bleibt weiterhin unverstanden, und irrt umher wie Ahasver. Es hat kein Zuhause mehr auf diesem Kunst-Planeten. Es muß sich leider weiterhin damit begnügen, seine transsylvanischen Erdcontainer durch die militärische Politik ruhelos dieser Welt zu jagen.
Nun hätte man meinen können, der Ramis des >Murmeltieres< wäre hier möglicherweise an einen adäquaten Stoff geraten. Leider, leider-... klappt’s nicht. Man könnte ein kleines Who’s Who der Filmemachkunst veranstaltend abfragen, an welchen Faktoren Gelingen scheitern- oder vielmehr wieviel Faktoren alle gelingend zusammenspielen- und sich vereinen, amalgamieren müssen,- damit ein Hundertprozent-Treffer zustandekommt. Natürlich zuerst : Idee. Hat sie Biß, Gehalt, Nachgeschmack, Tiefe, Reiz, Appeal, Wirkung, Körper, Frucht? Nun, hätte sie. Schauspieler? Fraser und Hurley (und wer die andere nochmal?) – sind eben nicht Bill Murray und Andie McDowell. Da fängt’s schon mal an. Die Umsetzungsanforderungen,- also an etwa verschiedene Sets : von Kolumbien, Urwald, Unterweltsdiskotheken, Ford's-Theatre 1865, RockGamingshows : wie leicht kann man sich da vertun,- wenn alles gestellt + präpariert werden muß, in der Glaubwürdigkeit – wenn es sich um außergewöhnliche Sets handelt, die nicht dem Alltag entsprechen – inklusive Frisuren und Kostüm-Drapierungen. Da sind wir gleich bei einem klar identifizierbaren Fehlfaktor : Overacting. Fraser ist nun mal ein Clown,- oder schwächen wir ab: „Kom“ödiant. Zwar kein Jim Carrey oder Eddi Murphy,- aber irgendwo auf dem Weg von dort zu Steve Carrel (der dagegen einen Charakter-Darsteller formt) oder Schwarzenegger-LustigVariante stehengeblieben. Die ersten fünf Sekunden machen klar: hier kann man jemandem zuschauen, der schauspielert, wie man schauspielert. Hier agiert eine vorgehaltene Maske,- kein (echter) Mensch. Nun, das ist nicht weiter tragisch,- das ist Komödie. An dieser Art Komödie wird allerdings klar, wie selten, fein, und hochgestimmt die >komische< valentineske ‚Humor‘-Variante des Bill Murray wirklich ist: um was für einen raren, edelsteingeschliffenen Komödiamanten,- /existenzialistischen Willen, das Leben (an dem zu verzweifeln wäre, würde man es allzuernst nehmen-) lieber leicht lustig nicht allzu sehr komisch entgegenzulachen teilzunehmen/- es sich handelt. Das ist kein Verstecken: das ist weise,- und eine recht stille, mürry’sche besinnlich besonnene Art,- weise zu sein.
Nun, bei 'Bedazzled' (sehr viel angenehmer-, sprechenderer Titel als >Evil<) (/würde etwa überrumpelt, im Sinne von /übertölpelt bedeuten) ist das Lachhafte allerdings eine sehr Lächerliche, vorgehaltene Lach-Maske: „Ha!-Ha!-Ha!“. Es ist eine programmierte, starre Lachgeste,- nichts tiefes, lebendiges, organisch Bewegliches : kein Wesen, kein Mensch gegenüber, der lacht,- einen anlacht,- mitlacht, freundlich lacht,- sondern eine Anweisung, eine Verabredung, Losung, hochgehaltene Publikums-Schildanweisung: jetzt !achen,- wenn auch : bitte. Es ist nicht einmal ein selbstbewußtes, herrisches, oder grinsendes, kumpelhaftes, oder ansteckend-natürliches Lachen: sondern eines, das um die Ecke linst, sich versichert (ob der Witz auch wirkt),- das sich sehnt, seinen Zweck zu erreichen, das einen Zweck h a t, spürt, und erreichen will: den anderen zum Lachen zu bringen,- zu zwingen,- zu reizen: ein unfreies Lachen, ein beabsichtigtes, beaufsichtigtes, ein angestrebtes, ein: berechnetes – Lachen. Ein nicht wirklich schönes –Tun. Es ist zu eng. Es hat kein Ziel, indem es eines hat. Es ist nicht bei sich, nicht bei uns, und nicht bei mir. Es ist kein Echo. Es lacht zuvor, oder –nachher : aber nicht, aus s i c h, im selben Moment. Es ist ledern,- vergekauft. Es ist sehr gut eingefädelt, geschönt, gestriegelt, und vorbereitet,- und liebevoll aufgebaut,- wie eine Dominostrecke, die, Stein für Wort-Stein, Witz für Witz, Szene für Szene, fällt. Aber nicht wie Groundhog Day, welches ein sehr innerliches, zustimmendes, verschmitztes, wirklich komisches, ganz bei sich, und nur sich meinendes Einverstanden-Sein-Lachen war. Dies ist anders: vorgehalten, nicht bei sich. Es ist unfrei. Zwar komisch: aber eher so, wie es ein Ausweichen von Druck, von Unglück ist. Es ist ein abwehrendes Lachen,- wie ein Sich-aus-dem-Arm-winden: ein widerstehendes, entschuldigendes, verlegenes Lachen: ein Lachen, das die Distanz wahrt,- halb auf dem Wege, zwischen Abkehr und Zuspruch, ein immer noch hoffendes: aber immer noch nicht erfülltes, gewährendes, erlösendes Lachen, das in die Arme sinkt. Man lacht sich an: aber immer noch jeder bei sich. Zwar zusammen, im selben Raum, über denselben Gegenstand: aber immer noch nicht miteinander, im Arm liegend, den Gegenstand vergessend, und sich, zusammen, vereint, lachend.
Ein solches wäre natürlich das Größte.
Aber das ist hier leider nicht gewährt. Es ist immer noch nett: aber ein doch sehr höfliches, distanziertes Mit-Grinsen-Räuspern-Schmunzeln, das doch nur zur Hälfte zugleich auch ein Darüber-Lachen ist. Schade, aber wie selten ist – das andere. Zumeist müssen wir (uns bescheiden zu) lachen wie hier: zwar immerhin schon aus unserer Gleichgültigkeit und Unempfinden gerissen,- gelockt, gereizt: aber immer noch mehr wie mit einer Feder gekitzelt,- oder Fingerspitzen in den Weichteilen gerührt: ein erzwungenes,- nicht gelöstes, selbstbefreites, freiwilliges Lachen. Etwas, das nicht einmal hörbar sein müßte, so wie in Groundhog Day,- sondern das >da ist<,- >sich ereignet<, präsent ist, äußerlich womöglich unhörbar- und doch innerlich unüberhörbar,- ja stetig dröhnender, und ungeheure Gute-Laune-ansteckend-,- wirkt. Ein solches Lachen wäre, nein ist, nun einmal – wirklich selten,- und unwiderstehlich. Und wie zu wünschen!- jedesmal wieder,- meist vergeblich. Es ist nicht schade, das zu erwarten,- und fast immer erhalten - so. Es ist nicht sonderlich schlimm, wenn es (nicht) passiert. Das ist es laufend, dies Ergebnis. Ein Schritt dorthin ist schon ein Schritt voran. Wir erwarten nicht unbedingt das Gelingen,- und sind schon froh über ein Resultat dorthin. Auch hier. Und so wollen wir nicht meckern. Es war weniger als das,- mehr als nichts. Es war – nett. Danke dafür. Wenigstens der Mund hat schon mal gegrinst,- vielleicht gar gekichert. Soll die Seele es tun: greifen wir halt zu dem anderen Ramis. 'Man kann nicht immer gewinnen'. Aber lernen sollte man: lachend zu verlieren. Und wie gesagt: „du warst der erste, der einen Wunsch nicht für sich verwandt hat“. Das, auf dem Nachhauseweg, kann man doch eine Weile nachwirken lassen. Denn,- war es nicht genau das, was in GroundhogDay zu so ungeheurer innerlicher Belächelung -Freiheit gelöst hat?
Don Qujotte ist Terry Gilliams Zehnte Symphonie.
Das zeigen allein schon bekannt gewordene Details wie das Identitätspotenzial der ganz eigen übereinstimmenden Jean Rocheforts oder des >Riesen<-Gehalts.
Terry Gilliam ist selber einer. Leider versagte das Schicksal unkalkulierbar ein zweites der 'Crimson Permanent Assurance' - oder der Umwandlung einer Katastrophe wie in der Beilage zu >12Monkeys< dokumentiert.
Johnny Depp, der doch nahe genug beigesellt war (um sogar zu profitieren, selbst in aussichtgestellten Dollars und Ruhm),- "hätte" seine Mittel statt in irgend verehrungswütige kalte Süffisant-Epik mit Sonnenschirmchencocktail-'Charme' a la Rum Diary bedeutungs- und wirkungslos zu versenken,- lieber in ein garantiert unvergängliches Geschenk an die zukünftig liebende Menschheit investieren sollen: als echter Künstler.
Aber vielleicht gehört solche Kreuzigungselendslegende dazu. Und immer noch besser solch ein zähes Unsterblichkeitsmystagogumsmittel statt eine indiskutant fazitäre Kugel wie bei den Mahatmas oder Lennons - Van Goghs Selbstaufgabe(-mord?) oder Schuberts greuliche Syphillis.
Im Übrigen ist es bereits zu spät: T. G., d e r Terry Gilliam, wird leben.
Und selbst, was von diesem Film übrig ist, wird in manchen Köpfen sich zu einem genugsamen Ergänzungszeugniss zusammensetzen, um bedauernd in dem, was hätte sein können, doch ausreichend andeutungsweise sich zu halten und zu bleiben.
Da muß man erst mal hinkommen: daß ein Projekt eines Filmmachers schon im Kopf des Zuschauers den Schatten des Films vorauswirft.
Metropia
„Dystopien“ leben ja davon, das sie von der Gegenwart handeln,- allerdings deren tiefer (vermuteten) ‚düsteren‘ Schichten. Wo wär denn dann hier die verwirklichte Gegenwart (und nicht die mögliche Zukunft)? Sammeln wir mal ein paar Indizien.
Das Texx-Netz verbindet die Hauptstädte Europas (und von Fernsehturm Alex bis Hauptbahnhof sind auch lokalisierbare, und sicher nicht nur wegen Photoshop, Setmarks gesetzt): „Skandinavien“, „London“, „Bulgarien“, „Frankreich“, „Luxemburg“und und und...wenn in einer Einstellung die Streckenkarte des „Netzes“ von Lichtpulsen, die wohl „Zugverkehr“ symbolisieren sollen, in Draufsicht gezeigt werden, erinnert das nicht zufällig an eine Nevenzelle samt dendritischem Axonennetz (im Hirngewebe) über welches hinweg „Gedanken“impulse sich fortlaufend kommunizieren...und in der Fabrik erinnert der lichtpulsende See von „Dangst“ (womit jetzt nicht Danzig gemeint ist) an Aufnahmen einer lebend computertomatographierten Cortexfläche von mitstenographierten Elektro-Schauern ; wobei, wenn das eine Lügenmeer durchschaut (und „abgelassen“) wird - sogleich das „Becken“ (der „Wahrnehmungsentschlüsselung“) sich mit nächstweiterem Inhalt füllt. Warum ähneln sich die beiden Protagonisten (Kontrolleur und Kontrollierter) dermaßen (ohne eins zu sein)? Warum (und worum) ringen sie im Geist miteinander? Wer spielt welches Falsche Spiel mit wem? Warum trachtet die Tochter dem Vater eins auszuwischen? Was soll die Szene mit der Texaner-Kopfhautmassage- Zaubertrick des ebenfälligen Spürens (die verschwörungstheoriemutmaßlichen >Täter< unterliegen derselben Fremdsteuerungs“identitäts“-Illusionierung)? – Wieso sehen nicht (wie hypnotisiert) die Figuren allein in den Fernseher hinein,- sondern praktisch dieser auch wieder zu ihnen-, in sie, hinaus, -und zurück? Warum handelt es sich quasi um eine symbiotische,- gegenseitig bildzeugende- Beziehung?
Statt jetzt zuviel aus dem Film heraus zu interpretieren,- stecken wir einmal versuchsweise folgenden Schlüssel ins Schloß (für den Anfang):
Nehmen wir einmal an, die jetzt lebende Bevölkerung wäre einmal nicht ganz (weder Herr ihrer Sinne noch) der- ihrer Gedanken und Überzeugung: sie wäre ‚ferngesteuert‘,- und damit meine ich nicht einmal mittels „Fernsehen“ (allein),- obwohl das sicherlich das Haupt-Steuerungsinstrument wäre. Sagen wir,- die gesamte, durch allerlei vielgestaltige „Fremd“- Einflußnahme (Zeitungen, Bücher, Rundfunk, „Rollen“gespräche) würde ein allgemeiner „Sinn“ sich dessen der Menschen bemächtigen und sie unter seine Einheit zwingen,- gegen welche die individuelle authentische Eigenart des Einzelnen kämpft, und sich in seiner wahrhaften persönlichen „Einsichts“-Überzeugung durchzusetzen sucht. Nehmen wir einmal an, die Benutzung zum Beispiel eines Shampoos (wie jedes „konsumierbaren“ Produkts,- das nicht unserer eigenen Bereitstellung seine Existenz verdankt,- sondern unserem „Wahr“nehmen eines simplifizierten Benutzungsangebots) bedeutet, das wir Nutznießer einer für uns (auch „von uns“) eingerichteten Maschinerie werden,- welche, indem sie unsere (unabweisbaren) Bedürfnisse schneller, komfortabler, bequemer und effektiver befriedigt als wir selber durch eigene Anstrengung und Zubereitung vermöchten,- zugleich Abhängigkeit herstellt wie auch seine Prolongierung monumentiert,- eine „Antennen“verbindung in jedem einzelnen „Inneren“,- durch den Shampoo-Zielbestimmungsort gleich in richtige Nähe des „Kopfes“ markiert gerückt?
-nehmen wir an, diese „Gehirnwäsche“ wäre (was gewissermassen einer simplifizierten Sicht der Dinge entspricht) durch die Gleichschaltung des Einzelnen via Medienkonsumierbarkeit (welches in Wirklichkeit, auch im Film belegbar viel komplexer gemeint ist) festgemacht-? Oder doch komplexer: es wäre also jene „Gleichschaltung“, welche jeder durchmacht, der Informationen von außen aufsaugt (durch „Sozialisation"), wie zu einem „Abendländer“ oder „Muslim“ oder „Modernisten /Postindustriellen“ „Zeitgenossen“ schließlich fertiggestellt? – Woher haben wir unsere „fremde“ , vielleicht >moderne< Identität? Gehen wir lieber ins Kino oder Theater? Lesen lieber Zeitung oder ein Buch? Die >Traumdeutung< oder >Stephen Hawking< oder >Lolita< oder >12 Monkeys< oder >Stephen King<? Was macht uns zu dem, was wir /empfindend >denkend gestellt</ sind,- außer der Natur, was wir nicht wären, würden wir noch in einer CroMagnon-Höhle Felle schaben? Woher beziehen wir unsere Identität? – die Gedankenimpulse auf den Vernetzungbahnen unseres Gehirns,- woher erhalten sie ihre Richtung? – und wenn: diese Richtung „düstopisch“ ist, weil Viele dunkel der Verdacht plagt, das das >eines Tages< nicht gut enden möchte,- welches sind dann die verhängnisvollen Autorun-Mechanismen, die uns in die verkehrte, verhängnisvolle, falsche Richtung drängen? Welche dieser >fremden< Einflüsse wird sich dann, jenes Tages, als die verhängnisvolle, uns erblindende, vereintheitlichende, Macht herausgestellt haben,- welche uns allen die gemeinsame (unangemessene) Sichtweise aufgdrängt und uns unter ihrer Fuchtel schrecklich vereint hat,- erwiesen haben? – Sicher, sicher: das „Fernsehen“, der „Bildschirm“, wird gewiß nicht das geringste unserer verblindenden Mittel gewesen sein – und spielt deswegen hier prominente Rolle. Viele merken‘s bereits. Zivilisationskritik: nicht Tyrannenschelte, allein.
Also: Metropia geht nicht unbedingt um das Konkreta einer –ganz ‚realitäts‘verschiedenen – Überwachungsstaat-Problematik, wo „Mikroantennen“ mittels Shampoo die Kopf-Haut flächendeckend infiltrieren. Mit solchen Ideen bescheidet sich jemand, der (bis jetzt) nicht merkt, wo die Antenne („bereits“) in seinem Kopf angedockt i s t . Dieser Film spiegelt uns eine reale „Möglichkeit“ unserer heute gegebenen, individuellen Gegenwart, in der wir auf der Suche – vielleicht uns dystopisch nicht ganz wohl behaglich ident in unserer (eigenen? – Fremd?-) Haut fühlend –nach der besseren, „anderen Wahrheit sind,- allein durch die Unbehaglichkeit, nicht ganz-Heimeligkeit, die uns in unserer verschmolzenen Wohlfühl-Einheit behindert. Vielleicht versuchen wir zu orten, w a rum uns nicht ganz wohl ist-, und uns ein Unbehagen weitertreibt,- auf einer unbestimmten „Suche“. Nach Glück vielleicht? – oder wenn das zuviel, des Guten, wär- : nach Wahrheit,- hinter einem vermuteten Besch*ß? – von Politik und Verschwörungstheorien? Ziehen Firmen- und –Finanzbosse im Hintergrund die Fäden, ist „Demokratur“ nur ein Placeboschnuller im Medienmaul der verlogenen, verheuchelten, dummgestellten, lobotomisierten Öffentlichkeit? – Nun, da sind Sie mittendrin. Davon handelt, wenn, Metropia: auf der (inneren Stimmen-)Suche nach einer ‚wahren‘ ‚Identität‘. Oder vielleicht sollten wir sagen ‚-wahreren‘. Dabei ist der Film kein Meisterwerk; obwohl ich seine Figurenzeichnung, öfter geschmäht gefunden, mäkelfrei in Körpersprache-&-design (Haltungsschaden-Mergelkörper und Aufblaskopp‘) sehr zweckdienlich finde.- Ein weiterer Echtgeist-Comic auf vor Augen (und nicht nur im Kopf laufendem) Film. Er ist kein Meisterwerk an Originalität (obwohl verwunderlich genug seinem anscheinenden Herkunft-Umfeld widersprechend, >international<,- statt deutsch-schwedisch); aber zugleich unterhaltend genug, wenn, während des Guckens, man ständig Hinweise und Anzeichen-, von Entzifferung der stets nachgefütterten Doppel-Bedeutungen seiner Bild-Sprach- und Erzählhinweise,- dechiffriert. Diese Spurensicherung ist ja das eigentlich Interessante – bei Filmen derart. Und da er hier genügend Andock-Futter bietet: reicht es allemal für einen, zwar nicht revolutionären oder ansteckbar revoltierenden -, doch ausreichend beiwohnenswilligen Streifen. K a n n man ansprechend mäßig beschäftigt gucken. Und für den, der das spezielle Aroma von tristen, nicht ganz ausweglosen Dystopien (mit einem Herzwarmschußton ins resigniert persönlich Optimistische, als Schlußakkord-) liebt (nicht jeder hat das Zeug zum >BRAZIL<,- dem Größten Schönsten Besten unentschuldbar Schrecklichsten wenn fehlt seiner Art) : sowieso.
Kaum jemand wird bereit sein, den länger folgenden Text zu lesen. Ein Wort an meine ein-schätzbaren Freunde, die etwas auf die Zusicherung vermuten mögen: hier handelt es sich um eine so kostbare wie unscheinbare –lautlose Filmperle. Unbedingte Empfehlung, sich diesen Schatz zu heben. Zu öffnen lohnt.
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Erwartet: einen normal mäßigen Krimi. Bekommen: ein hochwertiges Drama, welches die eingeborene Amoralität des Menschen vorstellt und beleuchtet. Das sind wir alle! –
Moral, Sitte: eine Behauptung, ein fiktiver, kollektivsuggerierter Wunsch für die Zukunft.
Wird man nicht erwischt-, zwingt einen niemand Farbe zu bekennen: rollenzuspielen: rollenzuübernehmen: uns und anderen adäquat Erwartungen zu erfüllen: sind wir ganz geheim in unserem innersten Selbst,- -kann es sein, daß wir das finden, was dieser Spiegel uns vorhält: zutiefst indifferent der Geschichte und dem Dasein anderer gegenüber,- außer uns selbst. Das wäre erschreckend? – das könnte man ganz einfach leugnen? – Nur zu: seien Sie besser.
Wer sich die Wahrheit eingestehen, erkennen wollte: was und wer er sei,- könnte sich auf die Reise in diesen „Film“, diese Geste, dieses Angebot hinein machen. Seien Sie unbesorgt: niemand beobachtet Sie dabei. Hier spricht Ihr Gewissen. Sie sind ganz allein. Eine Stimme spricht zu Ihnen. Eventuell, wenn Sie sich anstrengen, könnte es sein, das sie sie verstehen. Es mag sein, das sie leise spricht, nuschelt, flüstert, unverständlich, verzerrt. Es kann sein, daß Sie sie nicht zu entziffern vermögen. Dann sagen Sie: ich höre, das da etwas redet, aber ich verstehe nicht, was,- oder wovon. Nur eines können Sie nicht: sagen, das, w e n n Sie sie verstehen-, Sie etwas a n d e r e s verstehen als das, was sie sagt. Die Aussage ist eindeutig. Ist Ihr Gehör geschärft genug, bleibt kein Zweifel, was ihr Sinn und Zweck ist; denn der Zweck ist die Wahrheit, schrecklich genug. Selten genug hört man sie. Selten spricht sie deutlich, von ihren Absichten, ihrem Wesen, ihrem Willen. Hier redet sie Klartext. Und läßt keine Wahl. Es ist eine brutale Aufforderung. Sich zu erkennen,- und zu entscheiden. Sie zeigt, wie leicht es ist, sich durchs Leben zu lavieren; keine Entscheidung zu treffen; sich in Schuld verwickeln zu lassen; schuldig zu werden; Schuld als einen „Unfall“ zu verstehen; zu interpretieren; Verbrechen, die man in der Welt sieht, n i c h t zu fühlen und n i c h t zu erkennen; sich nicht zu interessieren, für etwas, das ein Verbrechen sein könnte, wenn man sich selbst nur bereit- willens wäre, als das zu erkennen, was man ist: schuldig.
Des Verbrechens schuldig, nicht zu erkennen, was man ist.
Viele Leute werden diesen Film sehen und nicht bereit sein, einen Blick in den Spiegel zu wagen,- und eventuell ihr eigenes Gesicht darin zu erblicken. Viele Leute, die meisten sogar (so meine Vermutung) werden nicht einmal ahnen, sich einzugestehen, das in der Welt, der s i e selbst angehören, die zu ihnen gehört, die ein Teil von ihnen ist und deren Teil sie sind,- werden nicht wagen einzugestehen, das Verbrechen 'irgendwo' Teil des i h r e n Daseins ist. Verbrechen, Schuld, gehört einer anderen Welt, einem anderen Leben, anderen Menschenformen an. Verbrechen geschehen, natürlich: aber nicht ihnen, sondern anderen woanders, die ihre Gründe haben, wer in Gefahr sich begibt, kommt darin um. Verbrechen haben ihre Gründe. Wer sich diesen Gründen fernhält, bleibt rein von Verbrechen. Verbrechen ist etwas, was man tut, und man tut es nicht ohne Grund. Niemand ist unbegründet Verbrecher. Verbrecher haben eine Absicht, einen Willen, eine Tat. Verbrechen geschehen nicht einfach so. Verbrechen regnen nicht vom Himmel. Verbrechen sind das Ergebnis einer Reihe von Gründen, die zu diesem Verbrechen führen,- und diesen Weg zu beschreiten,- und er ist ein langer (Weg),- bietet Gelegenheit genug ihn abzubrechen. Wir alle sind Herr und Meister/in unserer Sinne und unserer Ziele. Und Absichten, Gelüste und Entscheidungen. Es wäre schrecklich, wenn keine Entscheidung dazugehörte, ein Verbrechen zu begehen und schuldig zu werden.
Hier setzt der Film an. Er bezweifelt keineswegs die Willensfreiheit; sowenig wie die Verantwortung; ganz im Gegenteil, hier, von außen, wird uns die Gelegenheit eingeräumt, ihrer uns geradezu auf schmerzhafte Weise bewußt zu werden; wenn wir die LEISE Stimme hören (wollten). Diese Geschichte erzählt die Geschichte einer Verstrickung – ins Dasein, weniger als einer „Tat“. Die Tat besteht hier in Anführungszeichen, und in diesen Anführungszeichen steckt die Geschichte. Denn sie gestattet uns, das, was passiert, von uns abzuweisen. „Es war ein Unfall“. Nun: es war keine Tat. Sie sollte nicht geschehen, sie passierte. Kein böser Absichtswille lenkte, den „Täter“. Und doch: war am Ende einer vorhanden, er „entstand“. „Unterlassene Hilfeleistung“,- könnte man sagen. Jedoch Unterlassene Hilfeleistung ist eine Denunziation, die von außen erhoben wird, als Rechtsterminus, der er ist. Nun aber: könnte man ihn sich,- den Umstand, der ihm zugrundeliegt,- auch selber zuführen und sagen. Aber „warum“ sollte man das tun, wenn keine Gefahr besteht?- und nichts einen bedrängt, wenn wir ganz sicher sind, nicht erwischt zu werden und erwischt werden zu können,- wenn wirklich „niemand sieht“,- und völlig ausgeschlosen kein Richterstuhl zu fürchten wäre,- nicht einmal der eigene? – was ist uns die Welt außer uns wert, wenn wir ganz frei sind? – diese Frage nein Antwort liefert der Film. Die Aussage ist pessimistisch, ist negativ: das Ende (des Films, wie vieler Geschichten in ihm, belegt es: einen Scheißdreck ist es uns wert, vielleicht eine Zigarette,- was: nicht wir, uns selbst am nächsten, uns am liebsten,- uns am unmittelbarsten betreffendsten und vorhandensten,- ist: wir selbst und sonst nichts ist, was und wofür wir fühlen und was uns interessiert. Pessimistischer könnte eine Antwort, destruktiver,- kaum ausfallen.
Für den Protagonisten im Film ist nur eines tatsächlich vorhanden: er, ganz alleine, und nur für sich (trotz aller Geschlechtlichkeit, die so nur eine andere Form von Selbstbezug ist). Die Welt, Andere, die Welt von anderen besteht nur darin, für ihn zu existieren, und mit s e i n e n Bedürfnissen in Kontakt und Beziehung zu treten: womöglich sie zu befriedigen (was man so wörtlich nehmen kann). Die Menschen in diesem Film nehmen ihre eigenen Bedürfnisse als vorrangige Tatsache vor jeder außereigenbezogenen Verantwortung; In Graden zwar variiert: jedoch ist kaum jemand weiter vom „Täter“ verschieden,- oder wir erfahren es jedenfalls nicht. Die Schwester, die ohne auch nur den winzigsten erkennbaren Moment des Zögerns den „Zukünftigen“ derjenigen verführt, die ihr versucht hilfreich beizustehen; die der ersten Avance nicht widersteht, sondern sich hingibt, und ihren Mann, Vater des Kindes, tauscht ; der ohne jede fühlbare Regung völlig desinteressiert eine Wasserleiche,- einer schönen jungen Frau, aus ihrem schauderhaften Grab birgt; die Vermieter-Gattin,- die als ‚natür’lich gegebene Sache die Zusatzbeiwohnleistung der Raumesnähe, welche durch Armut diktiert ist,- sowohl beides: in Anspruch nimmt wie gewährt. Und ist der „Täter“ der keiner ist nur „schlecht“? Muß er sich als „schlechter Mensch“-, darf er sich nicht ebenso ‚natürlich‘ als ‚Guter‘ fühlen? Springt er nicht völlig spontan und ohne sich momentlang zu besinnen, dem ausgelieferten Jungen (der ihm nur ‚lästig‘ ist) hinterher, um ihn vor dem sicheren Tod des Untergepflügtwerdens zu retten (wie er der schwimmunkundigen Mutter seines Kindes hätte hinterherspringen sollen – und k ö n n e n ?) – im selben Instinkt? – an solchen kleinen, erst langsam dämmerden Verklammerungen wird deutlich /könnte es werden,- was der Film von uns will: wir m ü s s e n nämlich nicht zu Tätern wider jede Vernunft werden; wir könnten zur (ausbleibenden) Erkenntnis sie ein-handeln; die Möglichkeit zu retten,- und Verantwortung wahrzunehmen,- zu ÜBERNEHMEN,- ist DA und w ä r e g e g e b e n ,- würden wir nur : selbsttätig,- und „instinktiv“ aktiv werden,- wie wir aber zumeist nur instinktiv – i n a k t i v b l e i b e n und verharren-, - und damit Schuld „entstehen“ /geschehen,- uns schuldig-werden- - lassen. Der Film wandelt die Passiv-Form von Schuld, „Schuld geschieht“,- magisch um in jene eine einzig zählende Form von Schuld : „Schuld geschieht, weil ich nicht eingreife“; „-weil ich mich als nicht vorhanden betrachte, obwohl ich vorhanden BIN“ – denn ich sehe es ja, ich bin es, der sieht,- nicht etwas „wird“ gesehen: sondern ICH SEHE. Das Sehen, unbeteiligt, mitleidlos,- wird hier zur (möglichen) Erkenntnis: Die Bilder vor meinem Auge ereignen sich nicht aus eigener Kraft,- sondern das Auge BIN ICH .
ICH bin im Bilde enthalten. Das Bild ist nicht außer mir - es ist in mir. Ich bin zumindest: ebenfalls das Bild,- zwar nicht e s allein: aber auch nicht ohne es.
Diesem Bild ist nicht zu entkommen. Wahrer Teil des Bildes werden wir erst dann, wenn wir erkennen, wie sehr und auf welche Weise w i r Teil dieses Bildes sind, und wieweit dieses Bild für uns da und für uns geschaffen,- und von uns mitgeschaffen wird. Wir sind erst wahrlich im Bild, wenn wir uns einbringen,- und Verantortung für die Bilder, die entstehen, übernehmen und zu übernehmen bereit sind,- oder wären. Denn die Rolle Joes tut es bis zum Schluß (und das ist gut so) n i c h t,- und bleibt bei ihrem Treiben, durch la Geschehnisse; und genau diese verstörende Bereitschaft, das nicht hinzunehmen, als Schluß, und Ende der Geschichte, suggeriert u n s e r e Bereitschaft und u n s e r e unbehagliche Weigerung, sie aufzunehmen und weiterzudenken, und uns als Teil des Bildes,- der Storyline, der Verantwortung, die w i r für sie zu übernehmen haben,- zu entdecken. Wir, eventuell, erschaffen den richtigen, angemessenen Schluß dieser Geschichte: in unserer Bereitschaft, den Joe in uns-, uns als Joe, oder Ellen, oder deren Schwester, oder die am Stammtisch den (unschuldigen, wie w i r wissen) Angeklagten isolierenden und opferbereiten von außen Vor-Verurteilende, zu entdecken und zu werden. Nur wenn wir den grandiosen Akt erbringen: zu entdecken, das Joe, den wir ablehnen ohne ihn zu hassen, mit derselben Ambivalenz zum ‘ich’ identifizieren, mit der wir uns weigern, von jedem weiteren Moment unseres Lebens zum nächsten,- als verantwortlich für die Auslassungen unseres Tuns,- unseres Duldens, von allem, was “ohne uns g e s c h i e h t ” in der Welt,- -doch uns zu identifizieren-,- solange wir nicht entdeckt haben: das Joe’s desinteressierte Fühllosigkeit u n s e r e ist,- solange haben wir den Film nicht gesehen: sondern uns gelangweilt – weil die ganze Zeit kaum etwas passiert,- außer einem Unglück hier und da,- und sonst weiter nichts,- außer das es spannend ist, anderen Leuten in ihren innigen Momenten belauschen zu dürfen. Die Nacktheitsintimität, die sonst nichts stets wohlgelitten ist in meiner Filme-Schau,- gehört hier außerordentlich notwendig zum Näheeinschluß in dieser Erzählung: denn sie bringt uns soweit wie nur möglich an uns heran,- bis an unsere Haut. Sie ist von höchter dramaturgischer Präeffizienz,- in diesen jeweiligen Rollen: bis an die unmittelbar letzte Hautgrenze des “Anderen” hinan: transportiert sie uns: so nah an ihn, und sie, wie es nur und nicht weiter möglich wäre. Ab da müssen wir selbst weitergehen: in die “anderen”: in uns selbst hinein. Es ist unsere denkbar nachfühlenswichtigste Haut, um die -verhandelt wird, und die zur Debatte steht.
Ich dachte einen üblichen, wohl gelungenen Krimi vorgeführt zu bekommen: und erfuhr eines der still ausgereiftetsten verschwiegensten Dramen, die ich sehen durfte. Eine Hochleistung, in vielfacher Beziehung; eine der besten McGregors; Swinton erhaben; Emily Mortimer (wie jeder hier) mit Leib und Seele dabei; Kanal(fahrt)bilder; beklemmende 50’iger Jahre-Szenerie; die Bedingungen der Tagelöhner-Armut, und ihrer kaum bessergestellten Mit-Arbeit-erGeber, von denen sie sich nährt, und die höchst förderlich für das Gedeihen solcher Teilnahmslosigkeit,- solcher “Entmenschlichung” hinweisend wirkt. Falsch. Dies ist keine Entmenschlichung,- von etwas, das üblicherweise besser funktioniert. Dies ist die schlichte grausame Selbsterkenntnis-Wahrheit,- vom Üblich-Wahren, zumindest heute (was wir uns üblich leugnen); und wenn wir etwas Besseres sein woll(t)en, was wir könn(t)en (der spontane Rettungssprung ins Wasser zeigt, u.a., es) - - dann sind wir selbst verantwortlich dafür, es zu tun, und etwas Besseres zu werden, als wir sonst nur ungefühlt sind : indem wir es tun und erkennen,- und erkennen und tun.
Es gibt ja auch gute Frauenfilme. Hier ist einer. Das Piano bzw. Pianospielen als Zugang und Ausdruck zur Seele, samt Mutterschaft. Und Liebe natürlich, viel Liebe (selbst in Abwesenheit). Und Begehren, oh ja. Eine Frau will erobert sein werden, und ist überhaupt irrational. Sie hat nicht viel zu sagen, in dieser Welt der (männlichen) Pioniere. Und Landbesitzer. Und Pianobesitzer. Selbst wenn es eigentlich das der Frau ist, über das er verfügt. Obwohl er nichts davon versteht,- ihrem Spiel, dem Ausdruck ihrer Seele. Aber er kann es lernen. Wenn er will. Obwohl er Banause ist. Er muß es nicht bleiben. Wenn ihr Spiel in seine Seele dringt. Und immer verhandeln und kaufen und Geschäfte machen will,- selbst wo es nichts zu verhandeln gibt. Sie gibt, und sie nimmt. Ihr Entzug genügt, um zu gewähren, was nicht genommen werden kann. Trotz aller Schwierigkeiten der Mutterschaft. Denn schließlich ist eine Tochter ein eigener Mensch, die sich ebenfalls aus freien Stücken entschließen kann, >Vater< zu sagen., oder nicht, oder etwa doch, oder doch nicht? Man wird sehen. Aber was kann man tun, wenn man einen Krämer zum Mann hat? Man kramt. Und kann sich durchaus verkalkulieren, weil das Geschäftemachen nicht Sache ist, der Frauen. Sie geben sich ganz, oder gar nicht. Und zwar freiwillig. Wenn man nun mal die einzige ist, die Klavier versteht, obwohl es unanständig ist, so zu spielen, daß es in einen hineinkriecht, Scharren wie ein Huhn. Da muß man sich schon ganz schön was einfallen lassen, bis man mit dem Mann, den man mühsam widerwillig überwindlich lieben gelernt hat (-aus einer Übereinkunft heraus derweil er Musik zuhören lernen mögen kann), -sich auf den Weg nach Newton, dem dato nächstgelegenen Ort der Zivilisation (wie heute Paris oder Rom) -machen darf, -und das Piano entschlossen im Meer des losgelassenen Seelentiefseegrabes versinkt, da man endlich das Leben unmittelbar, ohne die Vermittlung des Musik-Hilfsmittels, selbst, leben darf, will, und tut, freigekämpft, ganz Seite an Seite. Das ist so schön, das man so selbst die anfangs verstummte Sprache wiederfinden mag, mitsamt dem Leben, und der Liebe. Es kann so schön („reich, tief, erfüllend, befreiend“) sein, Frau zu sein. Mit dem Richtigen an der Seite. Das ist schon eine Handreichung und Fingerzeig wert.
„>>Sie sagte, ich habe Angst vor meinem Willen. Er ist so einzigartig und stark.
Sie sagte, laß Baines mich fortbringen. Laß ihn versuchen, mich zu retten.<<“
„>>Nein, sie braucht es. Sie muß es haben.<<“
Wenn schon Frau sein (auch im Bild, selbst total verregnet) : dann so.
Schade, das die Musik nicht besonders war. Tolle Bilder, der Natur, der historisch beobachteten, ergänzten, und phantasiereichen Details (Liebes(ge)schwüre auf Tasten-Seiten wie eingraviert), Mädchenpsychologie (junger, älterer und altjüngferlicher), Farbgebung. Neuseeland hat den schönsten Matsch. Die Maoris an der Schwelle der Zivilisation kommen gut, samt Tunte (diese Zeit ist alle Zeit), auch das Schattentheater, und das Campen in der Krinoline. Die Seeleute sehr authentisch. Hübsche Ocker- und Blaufilter-Töne, und Nebelschwären. Der Cast natürlich schwerblütige Leistung, vor allem aber Sam Neill, mit differenziertester Rolle (seiner besten?) (statt Elfenkönige!!, was für eine Verschwendung), wogegen sogar die von Holly Hunter (dunkle Augen!blicke) noch dankbar war,- und er verleiht ihr differenziertestes Spektrum,- und Reichweite,- von schmierig, erbarmungswürdig, verächtlich, bis edel : der Charakter chargiert so schön, und macht die weiteste Wegesstrecke durch – Entwicklung,- Berührung aller möglichen menschlichen Seinszustände : am feinfühligsten (obwohl rollenundankbarsten) interessant. Aber wie gesagt: ist ja nur'n Kerl - und'n Krämer, tauber spießischer plattstumpfbrutal verdientverzweifelt phantasielos voyeuristisch unempfänglicher - schlechthin dazu. Kriecher; das hat Frau, so reich, so warm, so fein-fühlig-&nervig dunkelblickend eisernwillig entschlossen begabt,- nun wirkich nicht, sondern Besseres, verdient. So unverstanden.
Und während man(n) im Kino (wie Tarzan) all diese (verzichtenden und nicht) Männer, Wogen, und reine Natur, beobachtet,- kann sich die Frau nebenan auf die Klaviatur einstimmen und konzentrieren. So muß es sich für eine Frau anfühlen, die ständig von ihren Kerlen aufs Kinocanapee- sich Filme gemeinsam ansehen gezwungen wird. Tick tick Klack! tick.
Warum das, wieder einmal, n i c h t (bloß) ein Film über einen Medienabstiegskandidaten ist, der mit der Publicity-Ankündigung: sich selbst demnächst in Abschiedsvorstellung vor laufender Kamera zu erschießen, zurück ins umso gleißendere, völlig korrupte Rampenlicht katapultiert,- - sondern ein öffentlichkeitswirksames Nachdenken und Diskutieren über uns und Gott und die Welt und - Öffentlichkeit in aller Öffentlichkeit (also ein Spiegel im Spiegel-) -, - dafür zwei Spoiler, die ich als (unter „massenhaften“-) herausgepickte Belege anzusehen bitte:
>>Elektrisch schließende Vorhänge verdunkeln den riesigen, luxuriös intimen Konferenzraum, darin einer und noch ein Mann, losdonnernd, ehrfürchtig erstarrend der andere:
„S I E H a b e n S i c h I n D a s S p i e l Der Urgewalten Der Natur Eingemischt, Mr: Beale ! ! – und D a s – M ö c h t e I c h N i c h t H ab e n , Klar ?! – Sie denken, Sie hätten lediglich „ein Geschäft“ verhindert-, aber das ist n i c h t der Fall. Die Araber haben Milliarden aus diesem Land rausgeholt, und jetzt müssen sie wieder hereinbringen! !–Das ist Ebbe und Flut, Schwerkraft der Gezeiten, ökologisches Gleichgewicht! ! - Sie sind ein alter Mann,- der noch in Begriffen wie N a t i o n e n und V ö l k e r n denkt - es gibt keine Nationen, es gibt keine Völker, es gibt keine Russen, es gibt keine Araber – es gibt keine Dritte Welt, es gibt keinen Westen,- es gibt nur ein einziges, großes, holistisches >System der Systeme<,- ein riesiges, ungeheuer mächtiges, verflochtenes, sich gegenseitig beeinflussendes multivariables, multinationales Dominion von Dollars – Petrodollars, Elektrodollars, Multidollars, Deutsche Mark, Rubel, Pfund – also jede Art von Geld. Es ist das Internationale Währungssystem, daß die Globalität des Lebens auf diesem Planeten bestimmt. D a s ist die natürliche Ordnung der Dinge heutzutage. D a s ist die atomare, und die sub-atomare -, und die galaktische Struktur der Dinge heutzutage!! – Und SIE,- haben sich in das Spiel der Urgewalten der Natur eingemischt - - Und SIE werden das wiedergutmachen - - ! – (sanft plötzlich) verstehen Sie mich eigentlich, Mr. Beale? – Sie erscheinen da auf Ihrem lächerlichen kleinen Bildschirm. Und wehklagen, über Amerika, und Demokratie. Es gibt kein Amerika. Es gibt keine Demokratie. Es gibt nur IBM –und ITT – und ATNT – und Upound – und Dollar – und UnionCarbite – und Exxon – d a s sind die Nationen der Welt heutzutage. Was glauben Sie, worüber die Russen bei ihren Ministerratssitzungen reden? über Karl Marx? Die holen ihre linearen Programmierungstabellen raus – statistische Entscheidungstheorien, Logarithmentabellen, und befragen die Computer nach dem Kosten-Nutzeneffekt ihrer Transaktionen und Investitionen genau wie wir -. Wir leben nicht länger in einer Welt von Nationen und Ideologien, Mr. Beale. Die Welt besteht aus – einer Gruppe von Konzernen –... Sie unterliegt bestimmten Gesetzen (streichelt sie in seiner Hand),- ...Unwandelbaren Gesetzen der Wirtschaft.
Die Welt - - ist ein Geschäft, Mr. Beale. -....Das war so, seit der Mensch aus dem Urschlamm gekrochen ist. Und unsere Kinder – werden es erleben , Mr. Beale. Sie werden sie erleben – die perfekte Welt.“<<
>>(Rausschmißszene) „Doch- du brauchst mich!- du brauchst mich dringend – denn ich bin deine letzte Verbindung zur menschlichen Realität! - Ich liebe dich! - Und diese verzweifelte, unglückliche Liebe ist das einzig Lebendige zwischen dir und dem kreischenden Nichts, in dem du den Rest des Tages lebst.“ „Dann verlaß mich nicht“ „ Es ist zu spät, Diana. In dir ist nichts mehr, mit dem ich leben könnte. Du bist einer von Howards Retortenmenschen. Ich würde kaputt gehen, wenn ich bei dir bliebe. So wie Howard Beale kaputtgegangen ist. So wie Lawreen Hodge kaputtgegangen ist. So wie alles , daß du und das fernsehen anrühren, kaputt gehen w i r d . Du bist die Verkörperung des Fernsehens, Diana. Gleichgültig gegenüber dem Leid, unempfindlich gegenüber einer Freude. Das ganze Leben ist reduziert auf eine Anhäufung von Banalitäten. Krieg – Mord – Tod – sind für dich dasselbe wie Bierflaschen,- und der täglich ablaufende Vorgang des Lebens ist eine korrupte Komödie. Und selbst die Sensation von Zeit und Raum splitterst du auf in Sekundenbruchteile und sofortige Wiederholung. Du bist der Wahnsinn, Diana. Ansteckender Wahnsinn. Alles, was du berührst, stirbt mit dir.
Aber ich nicht. Nicht solange ich noch so etwas empfinden kann wie Freude, Schmerz, und - Liebe.“ <<
Aus einer anfänglichen unauffälligen Mischlösung meißelt der Film immer weiter auseinandertretende Gegensätze heraus, die sich taumelnd auf die Spitze in Widerstreit treiben und gegeneinanderwirken (und Spannung erzeugen) müssen,- bis das eine stürzt, und das andere übrig bleibt: triumphierend kann man das nicht nennen,- es siegt bloß durch zum Schluß allein ausgefüllte Anwesenheit, nachdem das Gesetz nach dem wir angetreten, sich durch sich selbst vollendet.
-Die beste (persönliche Lieblings-)Szene die, wo massenhaft Leute ihre Frustration zum geöffneten Fenster hinausschreien. Das ist groß! Fein heraus ziseliert auch die merkwürdige glaubhafte Verkettung von speziellen mißratenden Umständen, die manchmal (selten) dazu führt, das Unvorhergesehenes sein Erscheinen in der Sichtbarkeit (fehllaufend, vom Apparat mißkalkuliert) eher-nicht-bewerkstelligt- ,- sondern-ereignet. Der Hauptdarsteller ist hier der D i a l o g , - der Gestalten wie Holden, Dunaway, Duvall und Peter Finch benutzt und vereinnahmt, die hiermit hinterlassend sagen können: ich habe einem Zweck gedient,- und kann beruhigt ins Dunkel zurücktreten- & -kehren. Die Gelegenheit war günstig, besonders auch auf die spezielle Konstellation der Mediokratie jede Menge Saitenhiebe zu verteilen,- kommt doch in dieser Frustration von Öffentlichkeitswirksamkeit gerade auch die Spezialbegabung von Medialen in eigener Sache zum Vorschein,- besonders hierzu geeignet und dankbar entlarvend, und gerade wegen der Selbstironie noch eine zusätzliche Metaebene der amüsanten Doppel-Ironie eröffnend : kurz, dies ist ein vielschichtiges Programm,- das von Geschäftsgrundlage bis zum Willensentschluß der Lemminge den ganzen Bogen spannt und die Schlange sich bis in den Schwanz zurück beißen läßt. Dieser Vorgang, der ins Unendliche detailliert werden könnte, ist trotzdem bereits (im Zweistunden-Takt) bemerkenswert – ausgestaltet – vollständig – genug, um ausreichend Munition, und Entschluß, für jede Tat zu liefern, die, wollen wir wetten,- wieder nicht genutzt, sondern ungenutzt verstreichen wird? –Ist sie es nicht schon? – erneuert sich die Gelegenheit, beim zig-fachen Schauen, mehr als dreißig Jahre danach, mittlerweile, noch immer nicht ein weiteres ausbleibendes Mal – n i c h t ? -Jensen hat Recht, die Worte in diesem Konferenzraum waren W A H R . -.Der Zuschauer w i l l es nicht sehen. Und die, die es nicht mitansehen können, was (alles) nicht gesehen und wahrgenommen werden will, müssen sich zur Entschädigung (damit sie sich bessser fühlen und beruhigen)(mit 3 s) diesen Film zur Kenntnis nehmen. Ungewollter Zweck erreicht.
Aber ich gebe es zu: ich hab ihn genossen,- denn er ist vert e u f e lt gelungen („Ich habe das Antlitz Gottes gesehen“ –)
„v i e l l e i c h t h a b e n S i e r e c h t“.
Was gäbe ich drum, aus diesem Vielleicht ein Unrecht zu machen.
Bewährungsparabel auf variabler, hier: Gefängnistribüne. Wir alle sind Gefangene – unfreiwillig nackt eingeliefert auf dem engen, mauerumfangenen Schauplatz eines Lebens. Gefragt wurden wir nicht, eventuell sogar uns verurteilt fühlend für ein Verbrechen, das wir nicht unbedingt begangen haben müssen, unterworfen der Aufsicht vielleicht eines besonders sadistisch brutalen, gewissens-skrupellosen Handlangers einer prinzipiell ungerechten, selbstdienlichen Herrschaft – einzig und allein Augenhöhe-Freundschaft der Gleichverurteilten als kraft- und- mittelspendende Hoffnung – neben ihr selbst, der „Hoffnung“, die man als Göttin schätzen lernte, wäre man anders in die unangenehme Lage geraten (durch Geburt vielleicht?), sich entscheiden zu müssen,- wie es der Film formuliert, -„zu leben oder zu sterben“.
Die Geburt in das neue Leben geschieht nackt,- wenngleich auch in unseren Krankenhäusern auf die buchstäbliche Läusepulver-erbsünde- Prophylaxe verzichtet wird,- so auch modern scheint‘s nur unwesentlich variiert. Ehe wir uns versehen, verbringen wir zusammengekauert, allen möglichen Ängsten ausgeliefert, die ersten langen bewußten Nächte, schlaflos, endlos, hinter Gittern, in unserer ganz persönlichen Zelle, mit nichts all den allerschmalsten kargesten Notwendigkeiten des Lebens – „ausgestattet“,- welch Zynismus, vorerst. Solche Nächte können währen,- und einige Schwächere werden bereits in der ersten von ihr, zu zeigen, wie wenig ein Menschenleben einem Brutalen Pfifferling wert ist,- von nur ihr selbst allein schon (und etwas Nachhilfe der herrschenden selbstherrlichen Unrechtsgrausamkeit),- verschlungen.
Bei Anpassungs-Ausweichlern muß da perfide zusätzliches Geschütz (keine Bange, zur Genüge vorhanden) auffahren. Die endlose Aussicht auf ein Leben hinter festgestellten, meterdicken unbrechbaren aussichtslosen Mauern (wie denen unserer Sinnes-Zugangsbeschränkung) muß nicht genügen. Die Taten der unlieben Zugleichmit-Gefangenen darüber helfen ein Weiters, den Ort so unanheimelnd wie möglich zu machen- in so manchem Sauberschein zugedachter Reinwäschebügelei gibt’s uneinsehbare Ecken und Plätzchen, genugsam geeignet für allerhand Dreckabscheuliches. –
Mit Wenig kommen wir an; aber wir haben u n s ; um etwas daraus zu schaffen – oder nicht.
Einen Film darüber zu gucken, auf welche der einen unter vielen tausend Möglichkeiten des Scheiterns/ eine besonders dekorativ Ausgemalte unlustig unschön noch einmal weiter anzusehen wäre,- lohnte solche Mühe kaum.
Interessieren tut uns letztlich nur jene, gel u n g ene Ausnahme, -allen Schwierigkeiten, unter welchen Mühen auch immer,- wie, warum, und auf welche Weise oder vielleicht Eigenschaft hin - ein Schnippchen doch zu schlagen wäre. Die e i n e Ausnahme, unter tausend möglichen Fehlschlägen, bezeichnet Kunst : das ist i h r e Ausnahme, Leidenschaft und Bedingung : nichts weiter, als: - nur Gelingen. Kunst zeigt, wie es gelingt. Kunst zeigt, eine Eigenschaft des Gelingens. Kunst zeigt, und macht vor, wie Gelingen aussieht. Kunst ist deswegen interessant, weil sie zeigt, das nicht alles ‚hoffnungslos‘ ist. Kunst ist die Ausnahme. Etwas ist dann Kunst, wahre Kunst, wenn die Sache zu einem guten,- das ist das richtige, Ende kommt – so wie es eigentlich gedacht ist und Sinn machte (oder wenigstens einen richtigen sinnvollen Schritt in dessen Richtung voranbrächte). Das muß nicht Friede Freude Eierkuchen bedeuten: es muß nur w a h r sein. Wenn es dann noch, auch im Äußerlichen, ein s o l c h e s Ende nimmt: ist es fast schon zuviel; zumeist muß die innere Übereinstimmung genügen. Aber man darf auch mitunter das letzte Sahnehäubchen abfassen: aber dann gilt erhöhte Sensorbereitschaft des Kitschalarms. Und so ein Sahnehäubchen will (und ist hier) verdient /sein: durch allerlei Bereitschaft, zuvor den tiefsten Schlammdreck der Kanalisationsschächte des Unterirdischen zur glaubhaften Not durchlitten - und fühlbar (auch) vorgez e i g t , beachtet, beglaubigt : erschüttert zu haben.
>Die Verurteilten< veranstaltet das so gründlich (und meisterlich zurückhaltend ausgeleuchtet, - weniger ist eben mehr) (+ bei umso reicherem Score),- (von den satten dunkelblau-Dräuendfarben bis in das goldhell frohgleißende Mittagslicht des Strandes, umspült zwar von immer noch- aber nun lichtblauem Daseinsmeere)- - das man meint, hinter diesen Mauern gleichsam endlos, abgeschirmt und wie hinter experimentellem eigenem Glas in einer selbststehenden Welt für sich zu existieren – womöglich „immer“ (Wiedergeburten eingeschlossen). Alle Gesetze in ihr sind echt und affirmativ. Sie funktioniert, für sich. Vom Raben, der in die Freiheit entlassen wird, dem alten Mann, der in ihr keinen Platz mehr hat („früher sah ich einmal ein Automobil,- heute sind sie überall“) („die Welt ist ungemein hektisch geworden“),- vom beharrlichen Ein-Brief-pro-Woche-Nervensägeturnus,- dem Abspeisen mit einmalig gemeinten 200$Krümelchen,- dem bibelfesten Zitationieren (der Hypokriten) und Kirchenkreis-selbstgehäkelten Mahn-Sprüchlein (-doch gerichtsinhaltlich s o wahr, wie sich herausstellt, das mit dem Maß gemessen (werden) wird, dessen wir uns selbst mühevoll oder bequem oder gar skrupellos befleißigen) (übrigens die Nichtweiterwürdigungsbeachtung der KZ-Schergenwächter beachtlich) - bis zur (mir persönlich) grandiosest-liebsten Szene des Films – dem Erklingen des Gräfin-FigarosLiebchen-Arien-Duetts aus jedem angeschlossenen Lautsprecher des gesamten unabsehbaren Mitgefangenen-Areals, innen und außen, als Mahnlockrufsvollendung-, der Menschlichkeit, unserer eigenen geschundenen niedergehaltenen Seelen-Sehnsucht. Ist es nicht wundervoll, wie alle diese harten, verknackten hundsgemeinen wächseren Verbrecherknochen stehen wie wir und lauschen, wie Kinder, die es im Grunde sind,- auch und gerade oft die Härtesten unter uns? (selbst wenn es einige sind, die n i c h t hören wollen,- aber irgendwie tragen die Uniform – der außengeregelten Gleichheitsgerechtigkeit,- als mißlingendem Gegenentwurf, der anderen inneren einen, der wir eigentlich unser Sinnenmerk zuwenden sollten, welche einzig gilt. Wie wunderschön das wirkt! – eine der besten (sinnvollsten) Szenen auf Film.
Auch nett, das es offenbar Geschichten gibt (sie kommen t a t s ä c h l i c h vor!) (und deswegen d a r f der Film das auch), wo der eine, Zähe, Unentmutigbare, Hoffnungsvolle, siegt, und entkommt, und es allen Zur Legende) vormacht – wie auch, das dem einen, der nicht länger heuchelt, sondern schlicht Selbstgenügsamkeit riskiert (ohne weiter berechnete Absicht) - geglaubt wird. Dieser darf dann unspektakulärer, doch auch, das Licht der Freiheit, zur Belohnung, der Wahrhaftigkeit, erblicken. Von da ist nur noch (verhältnismäßig) ein kurzer Weg, über unstatthafte Grenzen/ der offiziell aufgelegten ("menschlichen") Gerechtigkeits- Bewährungsbeschränkungs-bedingungen hinweg (wie schön das leichten Herzens dann vonstatten geht, sich ereignet, von (fast) allein sich „vollzieht“ quasi ).
Die Zeit ist egal: Hauptsache, es geschieht, wie lange es auch währen mag, wenn es erreicht wird. Es stimmt, das der Weg das Ziel ist, denn ohne Weg kein Ankommen; aber es stimmt auch, das der Weg ein Ziel braucht; und daß das A n k o m m e n w i c h t i g ist, und letztlich entscheidet, ob der Weg, wie lange und verstiegen auch immer, gelohnt hat. Beide brauchen und bedingen einander: das eine ohne das andere ist sinnlos.
Das Ziel wird gern, unterwegs, unterschätzt; doch erst dort angekommen, zeigt sich, das alles einen, d e n Sinn hatte und machte. Es ist nicht unwesentlich, anzukommen; und wer es tut, nach langer, elend endlos suggerierter Gefangenschaft (einzig mit „Glauben“ an die „Hoffnung“ gegen jede Vernunft-„Aufgabe“-Einsicht), weiß dieser Art gewonnene Freiheit, im Leben, zu schätzen. Erst wer weiß, das es gelingen k a n n , das der Sinn nicht nur ein verborgener, ewig, bleiben muß, sondern auch ein äußerer Punkt erreicht und erfüllt werden möglich ist (und muß),- hat die Grenze zur Kunst überschritten: denn, noch einmal, Kunst ist Ankommen – und Gelingen.
Gibt es das, ist Kunst erfüllt, und nur dort.
Unterwegs sein sollten wir (fast jeder gibt es zu) alle. Aber dort, wo das Ziel erreicht, erkannt, und (planvoll) verdient wurde, ist Kunst. Das ist hier der Fall. Der Weg des unschuldig Verurteilten, nah am Zerbrechen vorbei, bis an hin jene Küste des Pazifik, der nicht einmal ein Gedächtnis kennt (in der Auffassung jener Erwählten, die dort leben) (und Schach, das Spiel der Könige, spielen), welche die Kunst des kunstvollen Erreichens erlernten, das alles Ü b e l vergißt, und nur noch, nach lange verinnerlichter Mühe, in angelangter Gegenwart lebt,- ist wirklich Kunst – eine reiche, gültige Oper des Lebens – schrecklich zu erleiden und womöglich schön anzusehen, während es geschieht, aber vom Ende her womöglich der einzige Sinn – wenn er, es, zu erreichen war. Das Leben sollte ein Beispiel sein, wie hier – für die Kunst des Lebens, überhaupt. Dann machte alles zuletzt Sinn: die Geologie, der Hammer, die Bibel, Rita Hayworth, Marylin & Rachel (und der zungenweisende Alte im genauen Blick-richtwinkel darüber,- ! ),- die Konten und Zahlungsanweisungen der Ungerechtigkeit, ihr langwährendes Schuheputzen auf-Hochglanz-bringen und bedienliche Anzugpflege, das aussichtsverhängnisvolle Strick-Zeug, das sowohl zum Scheitern wie Gelingen zutragen kann,- die endlosen Hofgänge, ‚Der Graf von Monte Christo‘ ("also Fortbildung“)(„solltet ihr auch lesen!“) (haben Sie’s?) (hier fehlen: Casanovas venezianische Bleikammern, & Trenck vielleicht?)-, das Steinesammeln, die langen dunklen Nächte, fünf, vier, zwei Jahrzehnte Buße – um endlich, am Gestade des gedächtniszeit-losen Ozeans, wirklich zu leben – womöglich nicht allein, sondern mit jenen, die diese langen Nächte („wer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die langen
langen Nächte / auf seinem Bette weinend saß/ ...) - auch kennten (die himmlischen Mächte) – um durch pure Reinheit, statt auch Kraft, Willen, oder List-,- und Zuversicht: Ausdauer : -tätigen Hoffnung, Hoffnung zur Tat -, ihre, andere Form der uns allen, vielleicht, offenstehenden Freiheit, zu verdienen. Wenn es geschieht, ist es Lebens-Kunst. Und endlich, endlich - vollkommen schön.
Waking Life Richard Linklater
Dieser Film ist in seiner F o r m einmalig, ein einmaliges E x p e r i m e n t und eine einmalige E r f a h r u n g.
(+ eine Legitimation für die gesonderte Existenz des Herz-Buttons).
Dieser reine Dialogfilm (wirklich, er besteht a u s s c h l i e ß l i c h aus aneinandergereihten etwa fünfminütigen Gesprächen des jungmännlichen Protagonisten mit wechselnden, männlichen, weiblichen, jüngeren, älteren Gesprächspartnern in einer äußerst unfest konturierten Welt-) in denen er ein Verständnis von ihr,- seiner Stellung, Bedeutung und Funktion in Bezug auf sie zu entwickeln sucht,- indem sie sich dazu einer einzigartigen comico-graphischen Form bedient. Er setzt reinen Dialog in sanft schwappende Comicumrisse flächig skizzierter reinfarbgefüllter Kontur, welche ausschließlich (m i teinander,- nicht z ueinander) Sprechende – ohne größere Handlung – wie herumgehen-, sitzen, sich angucken oder flippern - inszenieren. Diese Bilder sind ansprechend schön- menschlich, und die Comicfiguren sprechen nicht in Blasen,- sondern natürlichen Stimmen. Es ist sozusagen ein sprechendes Buch in Bildern, die sich bewegen – ?„Film“?. So etwas haben Sie noch derart nie gewagt vorgeführt zu bekommen und werden Sie so schnell, vermutlich nie-, noch einmal so zu sehen kriegen.
Dieser Film ist einzigartig, einmalig. Erfahren, nachdenklich, klug, genial (‘tschultigung) und sogar (am Ende) weise; ungeheuer einsichtig, und schrittweise nachvollziehbar, in seinem (Aufbau)Gang, auf den es hier (ohne vorschriftsmäßige >logische< Reihenfolge) ankommt. Er ist >Ein-Denken<-Lernen an sich (und sich Hinein-Meditieren) (in Form eines sokratischen Dialoges) pur. Und er überläßt (wie Sokrates) die Lösung: geliefert. Dieser Film ist eine Vision; ohne Drogen; aber wie eine solche, instinktiv, einsaugend, restlos. Hinterher würden Sie nicht wissen, wo sie waren. Dafür gibt es (oh Wunder) die Return-Taste (die man zugleich nicht mißbrauchen darf/sollte). In früheren Zeiten hätte man die Erinnerung an ein gebanntes Wunder (dessen Inhalt nicht rekapitulierbar-, nur resümierbar gewesen wäre) nur diffus bewahren können: das Gefühl, Zeuge eines Besonderen gewesen zu sein, ohne es genauer beschreiben (wieder hervorrufen) zu können. Schätzen Sie sich glücklich : Sie verfügen über Elektrizität.
Den Rest (ab dem PressPlayButton) müssen /sollten Sie (sich) selbst erfahren.
Nachfolgend (nächster ganz unspektakulärer Abschnitt) einen kleinen Hinweis auf den Inhalt, aus dem Film selbst genommen (denn es geht um W a h r n e h m u n g s a n a l y s e , und die Frage, was Realität eigent-wesentlich ist.) (Es geht NICHT um einen krankheitsstörbaren Halbwachen, der unter Schlafmangel leidet,- und seine freiticken-schlingernden Halluzinationen). /(In d e r Ebene 'ginge' es e v t. um jemanden, der soeben einen Autounfall hatte, und dessen Gehirn, nach seinem Körper'tod', wie einmal zur Sprache kommt, noch in der auflösenden "14-Sekunden"-Zeit, sich zu erstaunlichen Erkenntnis-Seins-Fort-schritten er-löst)/. - Es geht um eine philosophische Diskussion (auf erstaunlich schließlichem Niveau). Es geht um jenen halbklarbewußt erhaltenen Erkenntniszustand, in dem wir unser Leben üblicherweise verbringen – fast alle. Bis auf jene /wie Richard Linklater und seine Gesprächspartner, welche mit den Beschreibungen der Transzendenz, denen man hier auf die Spur kommen kann,- auf Anhieb im Abgleich mit ihren eigenen Erfahrungen, Gedanken und Meditationen etwas recht Konkretes anfangen + übersetzen können. Diese Aufhellung ist nicht für Täumer,- /oder Allzeit-Traum"tänzer" (obwohl man hier tanzen lernt) : sie sind die Beschreibungen des Erwachens,- nicht aus Schlafes‘ Nacht,- sondern z u m B e w u ß t s e i n : zum E r k e n n e n , w a s I s t .
Bevor wir diesen Film also entlassen (denn mehr ist in diesem Rahmen - sehe auf die Armbanduhr -schwer möglich) :
>>(Er):..„-muß ich dich aber trotzdem vorher was fragen, ich weiß gar nicht wie ich’s sagen soll : ehm, äh - was ist das fürn Gefühl, eine Rolle in ‘nem Traum zu spielen? – ich bin nämlich im Augenblick gar nicht wach, ich hab seit der siebten Klasse keine Uhr mehr getragen,- phh,- und es sieht so aus, als wär’s dieselbe Uhr, - mhm, ja,- ich bin nicht mal sicher, ob du die Frage beantworten kannst, aber ich versuch im Augenblick nur festzustellen, wo ich gerade bin, und was hier eigentlich abläuft.“ sie:„Und, wie sieht’s mit dir aus? Wie heißt du? und wo wohnst du? Was machst du so?“ –er verlegen: „tja, mh, mh – tja ich kann das im Augenblick gar nicht sagen, ich kann mich nicht erinnern, aber das ist auch nicht der springende Punkt, ich meine, das mir dazu irgendwas einfällt oder nicht, verstehst du, ich meine, meine Anschrift, oder- ... der Mädchenname meiner Mutter-,...oder sonstwas. Ich fühl mich in gewisser Weise wohl in dieser - - R e a l i t ä t ,- wenn ich’s mal so nennen kann, wohl- in einer einheitlichen Perspektive.“ -„Und worin besteht diese einheitliche Perspektive?“ –„Im Wesentlichen besteht sie darin, das ich mit vielen Leuten zusammentreffe, die-...mir ne Menge Informationen und Ideen liefern, die...mir einerseits vertraut sind, andererseits...aber auch... ziemlich fremd vorkommen. Ich bin in keiner objektiven, rationalen Welt, es- es ist n Gefühl, als würde ich fliegen, oder... ich weiß auch nicht, es ist ...irgendwie schräg, kein stabiler Zustand, es ist das gesamte Spektrum des Bewußtseins.... ‘Ne Art Luziditätsflackern, ich weiß im Augenblick, das ich träume, -und wir reden sogar darüber, soweit- ...soweit bin ich bisher noch nie in mich selbst und meine Gedanken vorgedrungen, ich meine, daß ich darüber reden kann, das ich mich in einem Traum befinde. Aber mir wird gerade klar, das ich sowas eigentlich noch niemals zuvor erlebt habe, es ist etwas völlig Neues, wie die Qualität der- der Umgebung, und die Information, die ich erhalte. Zum Beispiel die Sache mit deiner SoapOpera- ich find das ist ne supercoole Idee, das wär m i r nie eingefallen! Ich hab das Gefühl, als wär da irgendwas außerhalb meiner selbst, als würde da irgendwas an mich gesendet- verstehst du, ich weiß nur nicht, was es ist.“ sie: „Willst du etwa damit sagen, das wir durch unsere Welt und deren- deren Grenzen völlig eingeschlossen sind; -Aber diese Grenzen haben wir selbst geschaffen! Ich weiß, du versuchst dahinterzukommen, aber ich habe den Eindruck, das jetzt, da du weißt, daß du träumst, so gut wie a l l e s erreichen kannst,- du ...t r ä u m s t ... aber bist auch w a c h , du hast, mh, so viele M ö g l i c h k eiten , und, darum geht es doch im Leben.“ er:„Ja, ich glaub, ich versteh was du meinst, i c h b i n d e r T r ä u m e r , ich hab es selbst in der Hand. Ist schon verrückt, ich habe so vieles erfahren, alles, was mir diese Leute mitgeteilt haben, ja, und dennoch, liegt mir das alles ganz schön quer im Magen.“ sie:„Und wie fühlst D u dich?“ er:„Na ja, manchmal fühl ich mich ganz schön isoliert, aber meist hab ich das Gefühl, daß ich dazugehöre-, daß ich Teil dieses aktiven Prozesses bin. – Das klingt schon irgendwie schräg, weil ich nämlich die meiste Zeit passiv bin, ich brauch immer ein bißchen,- abgesehen von der jetzigen Situation.- Gewöhnlich laß‘ ich die Information über mich wegschwappen.“ sie: „- Es muß nicht heißen, daß man PASSIV ist, wenn man nicht verbal reagiert. Wir kommunizieren schließlich auf unterschiedlichen Ebenen, und zwar gleichzeitig. Vielleicht empfängst du – deine Informationen auf direktem Wege.“ er: „die meisten Menschen, denen ich begegnet bin, und das Meiste, was ich von denen erfahren hab, ist genau das, was ich auch sagen würde, es ist wie’n Stichwort, das spielt sich gleichzeitig in mir ab. – es ist aber kein Alptraum, nein, es ist n schöner Traum,- nur...so ganz anders als die Träume, die ich vorher hatte. Es ist der....- absolute Traum - –... -als würd‘ ich auf irgendwas vorbereitet.“<<
- Worauf, erfährt man im letzten Kapitel. Da dort –tatsächlich- ALLES erklärt wird (stimmt wirklich und ganz ernst), kann ich mir das ja sparen. Wem sich die hierzu gegebenen Aussagen des Films nicht von selbst erschließen (sind sie doch insgesamt genommen selten deutlich), dem könnten keine meiner möglichen Worte auch nichts weiter geben,- was nicht dort klipp, klar, und durchsichtig verständlich wäre. Lady Gregory: „Ich verrate Ihnen jetzt das Geheimnis des Universums“. In der Tat. Nichts weniger. Zumindest dürfte danach die Herkunft, der Ursprung, der Erhalt der Zeit und der Welt und des Eigenen geklärt sein. Mit wenigen, absolut nicht mehr Worten,- als möglich ist. Aber auch wirklich nicht viel mehr. Also hören Sie sich’s sich an. Es ist eigentlich ganz einfach. G e n a u s o ist es. Dem habe ich kein Yota, aber auch gar keins hinzuzufügen. Was ich hiermit getan habe. Es lohnt sich! sich diesem Experiment zu überlassen. Es ist ganz einfach,- auch a u f z u w a c h e n (wovor sich alle immer zumeist so panisch fürchten, ohne jeglichen Grund). Auf denn!
Unbedingt ansehen! Sie ärgerlangweildiffusen sich sonst eines Tages zu Tode!
(S o l l t e es sein, daß sich gern jemand auch mit mir über einzelne Dialogausschnitte- &Sequenzen + eventuelle Dunkelheiten austauschen will (da Viel zu VIEL, es hier abzuhandeln),- ist herzlich eingeladen, dies in einer persönlichen Kontakt-Erläuterung anzuknüpfen! )
PS dazu: meine persönliche Lieblingsszene ist übrigens, wie sich die beiden Cafehaustisch-Unterhaltenden ("Caveh Zahedi" und "David Jewell", danke Fumer_), gegenseitig von ihrem Gespräch -eher Monolog, und doch Zwiesprache und intimer Austausch-Gleichklang offensichtlich- inspiriert (beglückt) gegenseitig in Wolken auflösen, und weit-er Himmel werden. So soll es sein!
„Die Hausfrau ist ein müde gewordenes Wesen...“
DER Werbefilm.
(auf den ich solange gewartet-, den ich so oft vermißt habe. Herbeigesehnt. DAS ist ER!
>>Man kann alles kaufen – - Die Liebe, Die Kunst, Die Erde,- Sie, - und
mich. Vor allem Mich.
Der Mensch ist ein Produkt wie jedes andere.; mit einem Verfallsdatum. Ich bin Werbefachmann, einer von denen, die Sie von Dingen träumen lassen, die es für Sie niemals geben wird - ein ständig blauer Himmel, makellose Mädchen,-
perfektes Glück, retuschiert mit Photoshop.
Sie glauben, ich würde die Welt verschönern? – Falsch.
Ich mache sie kaputt.
Alles ist nur provisorisch, die Liebe, die Kunst, die Erde,- Sie -und ich –
vor allem Ich.
...
I C H .
...
Es tut mir leid, das ich Ihnen so weit voraus bin, aber
ich bin nun mal der, der heute
entscheidet, was Sie morgen denken.
Ich mache Sie süchtig nach Neuem, und das Schöne am Neuen ist,
das es nicht lange NEU b l e i b t.
Sie sollten anfangen, mich zu hassen, bevor Sie
irgendwann die Zeit hassen, die mich hervorgebracht hat.
...
Mein Job ist es, Sie für 75.000 Franc im Monat zu manipulieren.
Wenn Sie genug Geld zusammengespart haben, um sich endlich Ihr Traumauto kaufen zu können,
habe ich längst dafür gesorgt, das es nicht mehr angesagt ist.
- Ich sorge für Ihre Frustration.
'(verführerisch gebannt flüsternd...) I c h bin es, der Ihren Geist penetriert und in Ihrer Rechten Gehirnhälfte zum Höhepunkt kommt...'
S i e haben kein eigenes Verlangen mehr. Ich zwinge Ihnen meines auf.
Kein verantwortungsloser Idiot hatte in den letzten Zweitausend Jahren
jemals soviel Macht -... ' - <<
Perfekt.
Ein Feuerwerk. Visualität (wie von einem Werbefilm zu erwarten) a b e r DIALOG ! (Beigbeder) (Beg-bee-därr) (Spiegelszene)
Mit einem grandiosen Jean Dujardin (wie die Marke) (Sie wissen schon: „Das ist schon einen * * * ...wert “)-
/ Das unpassende Ende: rechtzeitig, passend (natürlich) korrigiert. Eins fehlt:
der Werbespot hätte wie eine Bombe einschlagen müssen, und Star-light (aus dem Dschun-Gel zurück) (m i t Sophie + Tochter plus), an die Spitze katapultiert wiedergefunden werden müssen! & Octave + Charlie als Juniorgenius-Dreamteam der Werbebranche gefeiert! Mit unausschlagbaren TopJob-Werbeangeboten! Die sie angenommen hätten, um noch weiter >andere< >entlarvende< Werbung zu machen! Und es wäre ein Renner geworden, egal was sie versucht hätten! und im erneuten Ausstieg wären sie zum Werbeclou-Koryphäen-„Der Fuchs“ des Jahres gekürt worden! Und Pulitzer-Preisträger! Jedes ihrer Clochard-Outfitsettings wäre hip geworden – man hätte ihnen alles und jedes umsonst verpaßt! Jede Einzelheit ihres ratlosen, abwehrenden Tun + Lassens Ausgangspunkt einer (megarespondierten) Franchisekampagne! Verzweiflung, frenetischer Jubel. Abblende.
Wie gesagt, ich habe lange gewartet.
Und ich werde es wohl noch, trotz Film (der nur eine Brechstange, aber nicht der InhaltsSafe selber ist)- weiter tun,- meine Enkel werden's vermutlich sogar (noch und noch + noch...) (denn wer will schon freiwillig die Wahrheit zu sich nehmen, die nicht gerade wie ein Schokoriegel sich erfährt... und schmilzt und schmilzt und vor sich hinschmilzt, ohne Dreck zu hinterlassen (wofür gibt es die teure Mogel-Verpackung?)
(-im freien, rasenden, zu konturierenden Wettbewerb?) ("die Klienten wissen, das sie keine Idee haben - wofür engagieren sie schließlich die Agency?") -
bei 500 Mrd.$/Jahr zu erwarten, eigentlich selbstverständlich.-
Die Tür Mads Mikkelsen
Gehobenes Schülertheater. Ganz eng und gegängelt, am kurzen Band gehalten eines überväterlichen Regisseurs, der penibelgenau weiß, das die Plotidee (etwa eines Shakespeare-, Brecht- oder Ionesku-Stückes, das er da am Wickel (im Schwitzkasten?) hat,- erstklassiges Material ist. Er hat recht: es ist erstklassig : nur wird leider unter solchen Umständen die Inszenierung ihm nicht gerecht werden können. Das liegt nicht am „hölzernen“ Schauspiel: der einzige, der über genügend Selbstbewußtsein verfügt, um sich freizuspielen gegenüber der guten Absicht und dem Übersetzungskrampf des Regisseurs,- und anfängt, sich von der Inspiration des Stückes selbst (statt den Winken und Direktiven des hauptverantwortlich amtlich Berechtigt-Beauftragten) einfangen zu lassen und bedeutend, verkörpernd, wahrheitsgemäß, eigenständig im Sinne der Eigenbewegung des Stückes, der Idee, der Intention selbst ZU ATMEN beginnt,- ist Mads Mikkelsen. Alles andere sind Oberschüler, vielleicht sogar (Daseins-)Studenten, die Theater anspruchsvoll spielen und auf der Bühne zur Darstellung -, aber nicht zum Leben erwecken : hochkulturell und ganz im DIENSTE des Stückes und des Regisseurs, der es selbst ist und demütig d i e n t (der 'Kunst',- heißt hier: dem Künstlichen).- Das ist nicht rettbar. Wer sich so dem Dienen hingibt,- statt der Freiheit, etwas mit sich und aus der Idee werden zu lassen, als Ausgangspunkt, von dem her etwas Neues, Einmaliges, e i n e subjektive konkrete Version der Verwirklichung einer v i e l f a c h allgemein theoretisch m ö g l i ch e n Wahrheit , einmalig individuell in einem Gemeinsamsabenteuers- statt -unternehmens Gestalt annimmt und f r u c h tbar wird, wo sonst nur Sterilität herrscht, im pausengeregelten Dienst,- statt Hingabe. Der Regisseur leidet am Regie-Krampf. Er spürt und weiß genau, was die Idee, die ihn beherscht, will-, braucht- und bedarf. Sie beflügelt ihn nicht: sie beherrscht ihn; und er das Stück und die Schauspieler. Die (Selbst-) Beherrschung schlägt allmächtig durch, - von Absicht-, Kamera-, Schnittt-, bis zum Schauspiel,- nur, wie gesagt, Mads Mikkelsen ist selbstbewußt genug,- SICH zum Schauplatz zu erküren, indem die I d e e tobt,- und sich selbst überraschen läßt mit dem, was sie aus ihm macht und zu machen gewillt ist – weil er sich zur Disposition genügend stellt,- sie (die Inspiration) statt (den Worten + Erklärungen) des Regisseurs, der eine Idee-Vision besitzt,- zu hören + zu folgen + auszuführen. Er folgt, als Einziger, dem eigenen Instinkt und besitzt genügend Freiheit (und Überlegenheit) das zu tun. - Eine erwürgte gute Idee, beim von besten Absichten geleiteten Oberpacker (der nicht genügend Format besitzt, loszulassen, und nachzuschauen, was dann passiert): ist diese >Inszenierung<. Er hat kein Experiment mit offenem Ende gestartet: er hat str/eng verwirklicht, mit fremder Zuträger-Beihilfe-Vertragsregelungsvorschriftlichkeit, was er vor sich sah, möglichst kurz an der Vorlage, seiner Idee nahezukommen und –gefesselt gestrebt. Was dabei herausgekommen ist, - ist das Bild eines Käfigs mit goldenen Stäben: scheinbar gelungen, die Larve einer Gelungenheit,- ein Bild der Freiheit im Käfig, die man genau betrachten wollte,- statt zu sein. Seht genau hin: so sieht Gefangenschaft und Unfreiheit aus, dargestellt von einer äußerst anmutigen, sehenswerten, in allen Einzelheiten sonst schönen Gefangenen: der Kunst. Den einzigen, den das erbost, und der an den Gitterstäben knüttelt und rüttelt und knurrt,- ist Mikkelsen. Alle anderen finden’s schön,- mitzumachen und –dabei sein herumstehen zu dürfen (wie gewiß alle persönlichen Freundesbekannten des Regisseurs auf der illustren Geburtstagsparty der /mäßigReichenundSchönen/ die immer schon mal in einem Film sein wollten -,- // g u t e Idee: mit den nicht ausblasbaren wiederentzündlichen Geburtstagskerzen als Zeitschleifen-Symbol!-, so wie das "Schutzengel-lyrische" der Aussprache zwischen Töchterlein und (besserem) Paps! - leider reicht's nicht// - - 'alle gewißlich persönlichen Freunde' umher: wo sie im Hintergrunddekorum entspannt stierend auf ihren Einsatz warten: jetzt-! umarme-,- komm auf die Kamera zu-,- knuddle deinen Bären -,- lächle hinein- : hier gibt’s nicht zu lachen!
Man könnte das Ganze auch bündiger formulieren : deutsches Kino wird im Sitzen gemacht.
("Aus dem Sitzen heraus gemacht +/ ebenso gesehen").
Die documenta ist der hessische Nobelpreis für Kunst - aber Filme dürfen doch nicht 'eingeladen' nobilitiert werden-?
Greenzone von Greengrass
Real Military-Politthriller. Noch schneller/intensiver kann man einen Actionfilm nicht in Szene setzen. Doch k e i n Actionfilm: es geht darum, der eigenen (amerikanischen) Regierung Geschichtsfälschung und Betrug vorzuwerfen,- wenn auch am Ende, im ungebeugten Entschwinden des aufrechten Roy Miller in den nächsten Einsatz,- eine grandiose Rechtfertigung des Systems mitschwingt: nach dem Motto .böse Buben gibt es überall, sogar in der Regierung, aber die guten Jungs ebenso' – und notfalls schicken die per Internet-Investigation fällige Berichte an alle Zeitungen der Welt, auf daß ? das Gute siege (denn h a t es nicht ge s i e g t? wissen wir nicht inzwischen alle (aus derartigen verdeckten unliebsamen Quellen) längst, das die böse Massenvernichtungswaffenzeihung eine Kriegsargument-Einmarsch-Ente war?) (Entenmarsch im Kampfanzug, pardon Roy', du Gut-Gläubiger?) -?
Darum spinnt sich ein hochatmiger, rasanter, über-realer Set mit einem hervorragenden Matt Damon, der sich fleißig, zielstrebig und nicht verbissen sonstwie talentiert einen Weg bis in die oberste Darstellerriege Hollywoods freigedreht- ,- eher -geschossen hat, und, merkwürdig fremdelnd als solch Charakter, sich in der Gewichtsklasse >James Bond< zwischen Evan Hunt, bis TripleX, ein eigenes Büroschild als Jason Bourne an die Wand genagelt bzw. daumenfestgeschraubt hat (und einen zunehmenden Geschmack am realen >Politisch-Sein<, an Clooneys grüner Seite /'danke euch/, findet).
Hier ist er nun ein an das Gute des Menschenarten-Schutzes glaubfesthaltender Spezial-Infanterist, mit Durchblick, Mut, und Körperrückhalt, der die Schnauze endlich voll davon hat, ständig aufs Neue gelackleimtmeyert zu werden von irgendwelchen Sondermission-Druckeinsätzen auf hochkarätige Spitzelvorgaben hin,- wo statt Chemiebiobomben Pinkelbecken-Produktionsstätten fälschlich dekontavisiert werden. Allmählich ist /ihm klar: hochkarätig ist nur das Brisanz-Gewicht (des Ausmaßes) der Fehlinformation (weil Quantität irgendwann umschlägt in Qualität), & der ein gesamter Weltöffentlichkeits- Militäreinsatz (es handelt sich gar um einen Landes-krieg nebst Sturz von Regierung + global verschiebenden Ressourcentransfer) aufsitzt.
Bagdad, vier Wochen nach Besetzung. Nichts funktioniert, Wasserversorgung stockt, Plünderungen, Anarchie. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Nicht nur besiegte Landesverwaltungsstruktur, heillos divergent nach Jahrzehnten der zerfleisch-ten tyrannischen Diktatur (Sadam-Hutträger mit Maschinengewehren haushoch angepinselt)- liegen sich in den Haaren,- die,- sollte man annehmen,- einige und alleinige Sieges-besatzermacht zerfällt ihrerseits ebenso in eine Unzahl verschiedener Orientierungen: militärischer, geheimdienstlicher und politischer Richtung/en, in jeder von dieser wieder Tauben und Falken, eine eigenzielroientierte Medienrotte eingemengt, verschiedene Hierarchieebenen welche gegeneinanderintrigieren, Verräter-Überlaufer-, Überzeugungswechseltäteropfer in dichtem Verkehr zwischen allen Seiten, darunters viel Volk-, Leid- &-Waffentragende – solchletzte, allerdings, hat jeder, in Massen zur Verfügung, daneben aller Verständigungs- und Übersetzungsschwierigkeiten zwischen den Sprachbarrieren. „Eigentlich“ stellt man sich so Anarchie vor. Mehrere viele Leute, die (für länger) zusammenarbeiten, gibt es hier nicht. In fluktuierenden, schwankenden Loyalitätsverhältnissen neigt immer einer mal mehr auf diese, dann auf jene Seite. Wer nicht aufpaßt, wird erschossen. Da hilft auch kein Hubschrauber. Eben noch Freund,- bist du jetzt schon, Pech, Feind, aber, macht nix, nicht für lange, gewiß. Gewiß ist nur eins: das Chaos, hervorgerufen, un-zufrieden, wird bleiben und richtet sich ein. Quod erat demonstrandum, Internet auf.
Damon braucht eine Weile, bis er herausgefunden hat, wer welches Spiel falschspielt – und das es keine Massenvernichtungswaffen (genau wie wir) gibt. Er hat seinen Job hervorragend erledigt – u n d überlebt (bis da-s kann man nicht von jedem sagen). Wir wissen inzwischen außerdem, wie es aussieht im Bagdad gekreuzter Schwerter-,- in- und außerhalb zehn abgesperrter Quadratkilometer „Regierungs“viertel der „Green Zone“. Das mit den Waffen wußten wir s c h o n : w a s aber nicht: das s o Krieg heute aussieht – so real. Und das sich das filmen läßt. Die Produktion spielte knapp die Hälfte der Herstellungskosten (biskurz) wieder ein. Schade: das ermuntert nicht, weiterhin hochbrisante, schockierende Real-Verfilmungen firmenmäßig anzugehen,- müssen da Staaten ran? -. Denn
eines ist sicher: langweilen wird Sie dieser Film nicht – als ob das wichtig wäre. Besser ist: während Sie sich nicht gelangweilt werden,- kriegen Sie eine hochdosierte Wissens-Injektion verpaßt, die, nicht ganz genau so, aber doch hinreichend illustrierend, Ihnen Zuhausegebliebenem vermittelt, in welcher Liga das annähernd so spielt, was sie täglich im Alltag auf ein zwei dürftigen Zeitungs-halbseiten alles nicht-erfahrend verpassen. Eventuell ziehen Sie in ein zwei Jahrhunderten doch einen (packenden) Schluß daraus : Ihre Nase nicht voreilig zu tief in anderer Leute Rohstoffmißgelegenheiten zu stecken,- denn: ein jeder kehr‘ von seinem Haus (weg), da hat er Öl genug dafür. Man solle seinen Landsöhnen nicht vorschnell zu viele Uniformen schneidern – und sich selbst nicht zuviel Regierungsverlautoffenbarungen. Das ändet in Anarchie. Und das rächt sich. Ist das Kind aber erst einmal in ein tiefes, tiefes Bohrloch gefallen,- ist es klasse, solch einen Bergungs-Rettungsmilitärapparat zu haben, um es mohrrübenschwarz wieder hervorzuholen: mit einem Kopfüber-Kran namens Greengrass, steht drauf geschrieben, mit Matt Damon am Steuer: der vermag das, im Sinne von Können.
Mystic River Clint Eastwood
Schwergewicht. Oberste Liga. An der Schwelle zum reifsten Alter und dichteste, atmosphärischste Leistung des abgeklärten, lebenslangen Wissens- und Könnensaufbaus eines
gründlichst Filmkunsterfahrenen. Eine Königsperle. Ein funkelndes, glasklares Stück seltensten Edelsteins. Keine Schwächen; auf jeder Ebene, Technik, Gehalt, Drehbuch, Atmosphäre, Bedeutung, Kunst, Um- & in-Szene-Setzung ein staunenswerter, verwunderungswürdiger Genuß. Und die größte Leistung ist: die der zentralen Darstellerriege (doch bis in die Nebenrollen hinein Juwelen), und unter diesen einer : Sean Penn. Dessen Rollenbedeutungszuwachs- & ausfüllung stetig steigt und steigt, bis zu einem fast zum Platzen verhaltenen Druck – nicht dem der Gewaltexplosion,- sondern einer fragwürdigen, ehrlichsten und kompromißlostesten Szene danach, die einem persönlichen Bekenntnis gleichkommt und eines der still gewagtesten Resümee-Fazite der Filmgeschichte zieht, merkwürdigerweise ohne Eklat „passiert“, hingenommen, untergelaufen, ohne großes Aufsehen (doch lebenslang hin- und herwend- und bedenkbar,- lohnenswert). – Das Eastwood republikaneraffin ist und sein Leben lang war, ist bekannt. Das diese lebenserfahrene- beinahe „realistische“ Position zu allerlei moralischen individuell entschlossenen und gewagten risikobehafteten Stellungnahme-Konsequenzen führt, ist inklusive. Dazu gehört ein Wille, sich an Gottes Stelle in seinem moralischen Selbstbestimmungssystem zu setzen, welcher einen >Mut< oder Entschlossenheit erfordert, den nicht jeder aufzubringen bereit ist,- der sich lieber solange aus den Dingen raushält, wie es ein nachlässiges Schicksal ihm weich gestattet und dabei hofft, um diese Stellungnahme, im besten Fall, bis zum Schluß herumzukommen,- was ein Maß von Bequemlichkeit womöglich miteinschließt. Eastwood weicht nicht aus. Seinen lebenswierigen Verkörperungen getreu, nimmt er hier eine Positionsbestimmung vor, aktiv und vorauseilend, v o r dem etwaigen Fall : und ich sage Ihnen: ohne seinen Standpunkt zu teilen: diese Charakterstärke, ja, sage: Mut,- ehrt diesen Mann und seine Art zu denken und zu sein. Er spielt mit offenen Karten. Er wagt zu denken, was er dann auch sagt. Es taugt was: denn er formuliert behutsam und so nah an der erfahrbaren Wahrheit, die jede Zeitung täglich liefert + Behauptungen aufstellt und belegt, von der Welt, die wir bewohnen,- geradezu erdrückende Beweise liefernd,- so nah, sage ich, wie möglich. Es ist schwer, angesichts dieser Welt seine Träume, vom besseren Menschen in jener, die er geschaffen hat, zu bewahren. Eastwood inszeniert still, und unaufdringlich, und spricht nicht laut, nachdrücklich oder respektlos. Er berichtet verhalten, nicht ohne Sympathie, ohne Gestus, ganz wie es ist. Das ist schlimm. Das ist erdrückend. Man glaubt es fast. Die Atmosphäre saugt einen in sich; und es ist nicht schlimm (wie es nicht gut ist) es ist wahr : fast könnte es so sein. Und eins ist sicher: u m uns her,- ist es (scheinend) so. Und wie ist es innen, i n uns? Geben wir uns geschlagen? Glauben wir der Welt endlich? Werden wir auch s o – wie das, was uns umgibt, andere, immer noch Gläubige, zu erdrücken,- ohne gerade zu wollen und es zu steuern,- zu treiben wie auf dem Rücken eines großen, uns wiegenden Stromes, die Augen gen Himmel zu richten, wie die Kamera hier zu Beginn, sich senkend, und zum, Schluß, hebend zurückkehrend, sich öffnen?
Durch Boston fließt der Mystic River – so genannt. An seinem Ufer einige Siedlung,- eigentlich Moloch: davon ein Teil, von der Brücke aus zu sehen: dort, den Menschen, nicht reich, nicht arm (eher das), passiert alles, was Menschen in ihrem Leben (und Sterben) so passieren kann. Grausam; drei Jungen wachsen auf, zu einem bestimmten Alter. Exposition: einem von ihnen geschieht, was, wiederum, ich berichtete von Zeitungen. Drei. Ihre Wege kreuzen und verschlingen sich; wie es so ist, wenn keiner >weg< bleibt, und alle die gemeinsame Welt miteinander teilen. Nun brauchte es einen epischen Titel wie aus einem anderen Zeitalter: Schuld und Sühne.
Die Kamera und das Team dahinter (wir unter ihnen) dringen allmählich ein und vor in diese verschlossene, schlingernde Welt. Wir sehen, Zeitsprung, die Kinder, Jungen von damals,- den einen, den es erwischt hat, und die anderen, beiden, Freunde, - nun: Männer,- jedenfalls bejahrt, sind sie geworden: der eine gebrochen, ein Mitläufer, Ausgebremster, un-auffällig Beschädigter, wie eine zerbrochene Puppe, die weiterhin im Kinderhaus wohnen darf, obwohl sie selten noch nur noch angefaßt und bespielt wird: still fristet sie ihr eckiges unbemerkliches Dasein im Hintergrund, dazugehörig, ignoriert, unter den Schrank gerollt wie ein Centstück. Das Leben ist nicht so. Niemand wird vergessen. Jeder hat eine Funktion. Der Schrank wird gerückt, der Groschen, ans Licht, wieder hervorgeholt werden.
Der nächste wurde Polizist; wer weiß, in welcher Zusammenhang-Erzeugung mit diesem fernen, verschollenen Erlebnis der frühen Jugend, die wohl ein später Kindheits-Abschied war. Kevin Bacon, einer der stillen im Lande des Glamours der Filmweltmetropole, nie zum großen Schlag ausholend, oft herzugeholt, nie nach (ganz) vorne gelassen, hat mir, unter diesen behutsamen Händen des Altmeisters sicher angefüttert und begossen, nie so gut gefallen wie hier.
Der dritte geriet-, der Film rückt allmählich nur -, sehr sich Zeit lassend (2 h 18 Minuten gibt er sich, und jede davon ist kostbar),-- heraus damit,- auf die gegenteilige Bahn, welche ein wenig auf die Schultern-, nicht den Bauch, das emotionale Zentrum (spielt später noch eine Rolle) drückt: war im Loch, sechzehn Jahre her, zwei Jahre lang, schuf Kontakte,- hat also Geschichte: kennenlernen jedoch tun wir diesen Tante-Josef-SuperKlein-Ladenbesitzer um die Ecke als (guten) Vater, der seine Tochter liebevoll verabschiedet, aus ihrem Blick, mit dem sie sieht, als ihn „nie wieder“. Der Knoten ist längst geschürzt, nun, das Schicksal rückt Schränke, die es ewig unbeachtet ließ, die Zeit kommt, und ist um. Es ist geschehen, einige Jugend wird eingeführt in das, wie die Welt der Großen sie gerne hätte, das sie im Kleinen funktioniert: doch nicht weit die Kraft noch länger währen wird, vorzumachen, bis sie begreifen, das es ganz anders, in Wirklichkeit, (siehe Republikaner), ist: ihre große Schwester, flügge bereit, das Nest zu verlassen, Vegas - - ist unglaublich, tot, der Täter unbekannt.
Eastwood gelingt das Hollywood-Kunststück in Boston, heulend kreuzende Polizeisirenen zu zeigen, das sie echt sind, obwohl in einem Film. Vielleicht weil kein Täter weit und breit in Sicht ist (wie es regelmäßig geschieht im wahren Leben, wenn sie Ton geben), aber alle sind alarmiert: und ein Wettrennen entwickelt sich, zwischen gut und böse, demselben Gut hinterher, den Täter zu stellen, ausfindig zu machen, herauszuklügeln, mit Wissensvorsprung des Zuschauers: denn er wird zeitiger Zeuge des Hauptverdächtigen: in der Tatnacht-Mitte, als, ausgerechnet, Dave Boyle, Mißbrauchsopfer-Junge von damals, elf Jahre alt (und wie gesagt, alle es irgendwie blieben von da im Moment der Schreckerstarrung, als die Welt der Großen-, die Große-nWelt),- über sie hereinbrach, zu schwer, um gehoben und ergriffen-, bewegt bezwungen zu sein. – Dave Boyle, blutig (nicht das eigene), kehrt in der Tatnacht verstört in die Arme seiner (liebenden, tröstenden) Frau zurück, seinen eigenen Sohn kinderzimmerlich oben schlafen habend,- und berichtet von einem möglichen Mord, eines Mannes, den er vielleicht begangen hat?
Der einzige Tote, der allerdings nächsten (zeitungsberichtenden) Tages auftaucht, ist weiblich: ausgerechnet jene Tochter seines Jugendfreundes, die, frisch, blühend, aufbrach in jene feierlaunende, tragische, stühlerückende Nacht.
Der Plot ist gestellt,- fast könnte man sagen Falle: in der wir alle uns finden,- geboren in Nähe, die Stäbe allmählich ertastend wie unsere Augen sich öffnen, Geruch von Verlockung in der Nase.
Mit großem Können hat uns Eastwood in diese wenigen Straßen eng benachbarter Heim-lichkeiten gesogen und seiner uns flugs wie längst bekannten Einwohner: des Freundes der Tochter, dessen stummen Bruders und baseball-affinen Freundes, ihrer erzeugerischen Haushütte-Xanthippe, des verschollenen dito –Erzeugers (eines Tunichtgutes), und jenes Vaters (der Ermordeten: erschrecklich realistisch, das wäre vor drei Jahrzehnten nicht durchgegangen, Kojak war der erste, der sich traute, einen bedenklich zurückhaltenden Weg einzuschlagen wer kennte ihn noch) ,- - nunmehr, neunzehn Jahre lang, Vater tatsächlich sich nennen lassen durfte, - seiner 2.ten Frau und weiterer Teen-Töchter,- eines Brüderpaars (bald wissen wir mehr),- etwas genauer des Söhnleins von Dave und dessen sanftmütiger Mutter (die ebenfalls unter dem Schrankfeststeck hervorgeholt werden wird, um ihr Schicksal zu beweisen) .- Die Cops, und weitere Entourage (bemerkenswert ein Nebenrollen-Auftauchen in der Speisekammer, typisch für das Gefüge-Gewicht des Films: wie leicht hätte man und würd man das woanders bereits vergessen haben, bevor die Tür ins Schloß gefallen wird).- Das alles wiegt sich im großen Reigen und wogt (wenn das nicht ein zu starker Ausdruck für ein fast statisches sich-allmählich-Voranbewegen und –Hervorkeimen wäre – durch die engen Straßen und Stätten, Parkanlagen, Sport- Verhör- und Einkaufs- und Feiergelegenheiten eines metropoleneingeschlossenen Dorfes, so dicht, das wir dort fast aufgewachsen sind (und wissen, unter welchem Gullydeckel die Murmelgolfbälle „einer?“ verlorenen Generation eingeschätztlagern...) oder einer unmerklich grob davonrollenden Limousine nachstarren, in der ein so schmales Baseballcap immer kleiner wird. Wir hocken mit auf Veranden und Stufen, und verharren in den Abend. Und überlegen.
Polizei und Hüter des Dorfes ermitteln auf eigene jeweilige Weise, unerbittlich. Die Maschen um das Geschehen ziehen sich zusammen; nicht hektisch (ist hier nichts), doch fatalistisch. Vier fünf Personen kommen in Frage. Der Film ist eine große Ermutigung, sich auf die professionelle Arbeit der Polizei (wie gesagt: Republikaner!) zu verlassen,- und die Frage ist, wie weise es ist, das (auch) zu tun oder (eher) nicht (zu glauben). – Wie auch immer: wer es war (Spoiler, Obacht, weghörbereit sein) ist nicht so entscheidend (und stellt sich nachher auch ziemlich Banane heraus) (wie oft mußten wir an die Verunfaller-Szene ganz zu Anfang auf der Brücke denken) (kaum ein Detail des Films vergißt man dank der intensiven Inszenierung nicht) : „-Er hat mich geschnitten! Er hat mich geschnitten!-“ als ob das (noch) von Wichtigkeit wäre. (Wir denken ebenfalls an : „...wandert in den Knast wo er eigentlich schon immer hingehörte, aber das Opfer bleibt tot, als ob das was...*“. Ja, Republikaner). – Also,- wer’s wie’s war, eigentlich nicht so entscheidend, denn die Lebenden sind das Kameraziel, nicht länger das Unabänderliche. Sean Penn darf eine der (die?) beeindruckendste/n Leistung/en (Dead Man Walking kenn ich noch nicht) hinlegen, auf der erschütternden Suche nach Sinn-Rache für den Todes-Raub seiner Tochter, die er auf der Veranda (mit dem Haupttatverdächtigen, den wir doch gleichwohl alle, gerade wegen des erdrückenden Verdachts, für Haupt-Unschuldigen halten müssen) beklemmend eindrücklich betrauert (Drehbuch, Dialog, Kulisse, Regie: kulminierend: D a r s t e l l u n g : Filmpreis!).
Sean Penn mausert sich zum Dreh-und Angelpunkt des Films, selbst Kevin Bacon (hart konkurrierend) gerät aus den Fugen und fällt in eine Ritze. Die Tat ist geklärt, einer hat Erlösung gefunden (der Himmel zeigt späte Einsicht, gleißende Helle läßt nichts Ungutes ahnen),- doch Schuld: ist eine Klette (wie Polizeiermittlung, „Mordkommission“). Die altbekannten „Freunde“ nun wie?- stehen sich gegenüber, beieinander, umeinander – wie? Was zu wissen, ist bekannt. Die Folgen? Die Tat? – hier beginnt der gewagteste Teil, der (ein Wunder?) – kaum Wellen geschlagen hat, vielleicht, weil jeder, der’s sah, so erschlagen war, von der Kraft und dem Gewicht, der Kette, an der er bis hierhin geführt ist : und lieber, dem Schrank, ausrollt und schweigt, um nichts (vorschnell) Unkluges und Unangemessenes von sich, aus der Hand, dem Eigenen, zu geben; denn, wie gesagt, Vorsicht, das Schicksal hört mit, jetzt, sehr genau, mit spitzen Ohren, und achtet notizbereit auf alles, was jetzt zu sagen gehört-,- hörbar werden könnte, und, wie gesagt, das Schicksal verfügt über die Macht, desgleichen verloren geglaubte Schränke zu verrücken. Also Obacht, schweig fein stille, rede gerade, bedenke was du sagst.
Eastwood ist Republikaner. Sein bedächtige feste Rede platzt in die vorbereitete lastende Leere und bricht ein, indem sie, im harten wahren Mund einer Gehörigen und Mutter (nicht eines Söhnleins), von Städten, die regiert werden (können) müssen -, wagt (sich traut) zu reden, von Fähigkeiten, Gerechtsamen, Taten, die schwer – getan sein müssen, und Bereitschaften, alles Nötige zu ergreifen, und dem Fähigkeitsentschlußmutwillen dazu (sic). Das ist ein Wort, gegeben, gefallen. Das Kratzen eines Griffels über – Papier? Gesetzes-Tafeln? Was regiert hier wen? Über was und welche wird das Gesetz wachen, herrschen, und richten? Es wurde gehört, und es wird ausführen: das Gesetz, das nicht gerufen, nicht verhängt, nur notiert wurde. Tat twam asi. Wir brechen die Stille nicht, wer in ihr hören will, soll den Film selber schauen. Nur eins ist versprochen: es lohnt sich,- es sei denn, Sie wurden ohne Sinne geboren, wie das annehmliche Schicksal? Hören Sie das leise Klappen der Tür? Es war nicht das letzte Mal.
Die Dielen biegen sich. Etwas von großem Gewicht hat den Raum verlassen.
Ein Alterswerk, ein großes Werk. Dies bringt kein Mann zustande, auch kein großer. Nur ein Leben, Weisheit, langer Erfahrung. Übrigens: ich wähle und denke (immer noch) nicht Rep.
Lächerlich.
Wenn nicht von der Pike auf
Amokläufer
an dieser Schule eingelernt würden.
--
Betriebsanleitung gebrauchsfertig bereitgestellt
mit freundlicher Unterstützung eines überraschenden Casts durch
den famosen hippen
Robert Rodriguez.
Alles was grundverkehrt ist
kann hier in Reinkultur
selbstverständlich
studiert werden.
Eine Gemein-schaft hat die
Schulen die sie verdient.
Und 'Filme'.
---
Und deren
vollkommen
durchgeknallte
ahnungslose
merklose
pocorncrashende Bewunderer
deren Gehirn
merkwürdige affine Kau-ähnlichkeit besitzt
mit dem Zeug von dem sie sich nähren.
-
(Das letzte kataStröphchen nach dem Besuch der moviepilotseite)
---
1,5 Punkte für den Monsterdesign-Umsetzer; NUR für ihn; nicht mal für Framke Janssen, diese bitch.
jung ist doch nicht gleich blöd!
--- 2 PS
Lächerlich
-auch für damit gern „entschuldigte“ (freigehaltene) Teens, da
I n t e l l i g e n z (wie solches Gegenteil)
nicht betone N I C H T
an ein Alter g e b u n d e n ist.
-Das tut weh wie der Witz, die Intelligenz hier quasi von einer gemeinen Übermacht an den Beinen gezwungen mit den Eiern an einen Laternenpfahl gerammt zu sehen
(mal schaun, wann die ersten derartig geschulten Idioten dankbar diesen Tip aufnehmen)
wie l u s t i g ! dieser L o o ser
der zum Held auf die Titelseiten avanciert -
-zum Gottseidank kann man sich GEwehren!
und auch gleich schauenlernen, wie man abdrückt!
sind doch alles eklichte Aliens!
darauf noch eine Nase lang!
und auch das Vouyeuristische kommt nicht zu kurz!
Da jubelt das zu kurz gekommen (gehaltene) Teenager-Herz
und raschelt in der Popcorntüte.
War es etwa nicht nur die Gehirn-S(t)imulation?
Man könnte sich fragen (und es wäre legitim) angesichts meinseits gewohnter Verrisse in ausgreifender Bandbreite von zertifizierten „Anti“kriegs-Filmen (darunter phantastisch meisterlicher Klassiker a la ApocalypceNow, Das Boot, Private Ryan u.v.m.) (gar nicht zu reden von Klarsicht-Müll in Plastiktüte wie Stealth oder Behind Enemy Lines),- wie ein akzeptabler Anti-Kriegsfilm /der auch meinen Augen gnädig erschiene... denn !auszusehen hätte. Apropos Augen: sie spielen eine ungewöhnliche intensive Rolle in >Lebanon<. Warum? – vielleicht, weil in ihnen die Seele dessen, was innen vorgeht, am deutlichsten sich spiegelt. Und ein Kriegsfilm spielt, eben, nicht alein >außen<. Krieg, das meiste von ihm (egal, wie sehr es andernorts kracht und in Trümmer legt), ist ein gegen jenes geringfügiges Maß von etwas, das aus persönlicher Perspektive vor allem I n n e n zerstört und zerbricht. Unser Körper steuert sich durch unseren Geist,- die eigentliche Kampfmaschine. Selbst ein Panzer, dessen Anzeigen defekt sind und überall Öl und schmierigen Rauch verteilt und versickert, läßt sich noch starten, rasselnd vibrieren, und (angesichts ohrenbetäubendem Lärm) bewegen. Die Maschine ist Teil des Willens,- der Person. DIESE steht und erlebt im Zentrum. Körperlichkeit ist, ab einem gewissen Streßpegel, gar ein mutant selbständig garantierter Reflex, fern funktionabel gerückt. Was nie fern rückt (außer im Naherücken des Wahnsinns) ist Person – (reduzierteste) Wahrnehmung im Ich-Gefühl,- Spüren, Atmen, Erleben, Reagieren, Interpretieren, Agieren, Schmerz oder Angst erleiden -: SEIN. D a s ist die konzentrierteste Substanz : INNEN. Und das, bei zumeist einhergehendem Verlust aller (bis auf eine: destruktive) äußeren Kontroll- und Eingreifmöglichkeiten,- ist Krieg. („Das, was da draußen vorgeht, ist Krieg. Und Krieg ist immer gefährlich“).
Verlust der Kontrolle als eigentlicher Spiegel der Kriegserfahrung : diese Darstellung teilt >Lebanon< mit obengenannten Beispiels-Werken, der „Anti“kriegskunst, n i c h t . Denn jene haben einen nachweisbaren, nachvollziehbaren Handlungsstrang, geordnet in Raum und Zeit (und einer Handlungs-Entwicklung,- einem synkopischen Aufbau- und Steigerungskulminante des Erzählerischen). Nicht das Lebanon nicht stringent,- und (un)rein chaotisch wäre: aber man verliert doch das Gefühl für vorher oder nachher, früher oder später. Man taucht ein in das gestaltlose gepreßte Gebaren einer Sardine in einer Büchse – vorausgesetzt, diese Büchse hätte ein oder vielmehr eine Mehrzahl von Löchern, wodurch das blind-totgeborgene ehemalige Wesen in seinem gefangenen Innern als Vorbereitung eines Nährverbrauchsvorgangs nach außen periskopisch linst, Geschirr, Besteck, das Innere einer Fangmaschine, einem Blechstanzendröhnen-, einer Rauchküche wahrnehmend, bruzzelndes dampfendes Öl einer Pfanne, das in alle Knopfaugen und Hemdsporen eindringt,- hinter tote Armaturen drillt und gerinnt, zittert und winselt, schwappt, wiegt, sich schmießrußig auf Stahl, Metall und Glieder legt, und alles, was kaum noch (im Halbdunkel) organischen Gesichtern ähnelt.
>Außen< ist hier kaum vorhanden,- eine Handlung ebenfalls (nicht). Es ist ein Geschehen; das sich kaum entwickelt und aufbaut, und auch nirgendwohin führt, nur irgendwann zu Ende ist, im Feld einer zentral tottraurig kopfhängenden Sonnenblume. Wie erleben eine Fahrt hierher im Innern eines Panzers (einer bisher so noch nicht kamerabeobachteten Filmmaschine) (wie wärs also mit dem kritischen Attest einer „Novität“,- werden doch Panzer bisher >von außen< stets mit einer >Panzerfaust<-Granate getroffen und in einer Dampf-Explosionswolke „lahmgelegt“ - ?) ? und Innovation ist doch ein begehrliches Kunst-Kriterium. – Panzer also-, einmal von innen. (Bitte immer dieses Innen doppelbödig im Hinterkopf behalten). Vier Leute: Fahrer, Munitionsartillerist, Kommandant, Richtschütze,- letzter ein Teamneuling. Eingeblendete Ein-Satz-Rahmenanzeige: Libanon, 1982, ein israelisch-seitiges Gerät also. Ein Außen-Einsatz,- eine Handvoll Infanteristen, im Verbund deren Gefechts-Befehlshaber, wiederkehrlich im Kurzbesuch,- das Kriegsgeschehen als einziger (während bis zum illegal abgehörten Lagebericht) scheinbar überblickend und steuernd, verstehend, wollend vorantreibend auf einen fernen sichtbaren sinnvoll gereimten Hoffnungspunkt, St.Tropez genannt,- zu (als Nahziel). (In Höhepunkten der nicht ausbleibenden gereizten Streitgespräche wird von jeweils höherer Stelle versichert, durchaus >verborgene Gründe< zu kennen und zu verfolgen. Puren anarchistischen Lebensinstinkt unten bändigt das nicht.)
Das Innere des Panzers. Kontakte nach außen, technikgestützt- & scheinverstärkt (Nachtsichtoptik!) und doch nur ausschnittsweise-vorselektiert („Du überschaust nie das Ganze!“) jeden Ersteindruck gleichzeitig in ein Ziel-Fadenkreuz markierend (wie das Feindes-„Vorurteil“). Alles außen ist zuerst, die eigene Mannschaft eingeschlossen (und bestätigt) potentielles eingehendes nur wegselektiertes Mündungsanlangen der vom Panzer ausgehenden Todesstrahlgeraden. Die Kriegshandlung (der Regisseur berichtet aus Eigenem) spricht für sich, und immer wieder in Augen-Blicken: ich werde das hier nicht vorzerren. Aber wie filmt man das, wie eine verschluckte Träne sich bildet, wenn man eben Zeuge von Ungeheuerlichem, Unfaßbaren geworden ist? Wie bildet sich kaum eine solche Träne? – aus ungerinnbarer, eines Tages verständlicher Erinnerung? Wie ist es mit dem Auge des Zuschauers? Bildet sich dort irgendetwas? Wie ist es um das Zielpublikum solcher Darstellung(en) bestellt? Gibt es dort irgendwelche (persönlichen) Erinnerungen? – Müssen erst diese zu einer möglichen Wirkung gerinnen? Kann man Erfahrungen mit-teilen und fremd-bilden? Vergebliche Liebesmüh? Ist es sinnlos, solche Bilder zu bemühen? Welche Saat schlummert in den Blicken des versteinert dasitzenden Schachspielers, im zerstörten Dorf, der unsagbar in die Kamera blickt? Wie nimmt man solche Bilder auf? – gibt es dazu irgendeine Zuschauer- oder Kritiker-Reaktion? Wie kann man, als Darsteller, so gucken? Gibt es irgendeinen Maßstab?
Die Weicheier in diesem Panzer sind keine Kampfmaschinen („Harte Jungs“,- wie der Falangist es nennt). Sie rollen durch ein imaginäres Schlachtfeld, zerfetzter Eindrücke, in dem die reale aufein-nacheinander bezogene Abfolge sich auflöst zu bloßer Intensität, konturloser Gegenwart. Irgendwann öffnet sich die Luke des Panzers wieder, und niemand kann sagen, wo dieser Panzer war. Oder wann. Er war an einem Ort, den niemand sehen oder begegnen sollte. An einem Ort der Erfahrung, die für keinen Menschen ist. So kurz dieser Zeitabschnitt, in einem Leben war,- gemessen in einer Uhren-Verständlich- oder Zugänglichkeit: dies ist alles nur Schein. Er war in einem Zustand. Der Totalität. Die locker die ganze Schein-Gegenwartsabfolge-Umfassung eines übrigen Lebens austarieren kann. Vielleicht kann man ihn Hölle nennen; diesen Ort. Er ist kein Ort. Er ist eine Gegenwart, ein Wissen, eine Erfahrung, ein schwere-&gewichtsloses unvergängliches Sein, innen. Intensiv und wahr. Vielleicht nicht >real<, weil Realität relativ ist. Wahrheit nicht. Und dort war er, dieses Panzer-Gerät, samt Inhalt. Von Menschen ist nicht zu reden. Sie sind Material,- Roh-Material. Beliebig. Nutzbar. Sprechend. Sehend. Schmerzempfindlich. Doch nur Basis:- Ausgangsmaterial für einen möglichen Menschen. Ob nach diesem je noch bis zum Ziel ganz erneut oder überhaupt zum ersten Mal (wieder?) zusammensetzbar, fraglich.
Also: gerade indem der Film im entscheidenden Augenblick (der Wahrheit) in dem die Luke sich schließt, einsetzt,- und ebenso irgendwann >aussteigt<,- und dazwischen eigentlich kaum etwas Sinnvolles, eine Handlung, einen Zusammenhang, einen Geschichts-Aufbau >erzählt< und installiert,- sondern mehr oder weniger zusammenhanglose einzelne Momente, manchmal unerträglicher Intensität, >reiht<,- kommt er einer möglichen individuellen Kriegs-Wahrheits-Erfahrung näher als jeder Zusammenhang. Denn Krieg hängt nicht zusammen. Er beginnt, wie eine Naturkatastrophe, und endet wieder. Das ist die Wahrheit. Und deswegen handelt es sich hier (von der Perspektive eines Einzelnen aus beobachtet,- denn nur dieses erlebt >Krieg<), um einen wahrheitsgemäßen Kriegsfilm. Der Rest ist einfach. Denn der Krieg selbst ist Anti. Den Krieg zur Darstellung zu bringen, heißt, ihn (wäre man Mensch) zu hassen. Der Krieg haßt nicht; Leiden haßt (sich). Denn Leiden tut (nur) der Mensch . Krieg ist Leid. Darum, wenn man Mensch ist (der einzige, der Krieg erleben kann): ist echter Krieg inhaltlich seine Widerlegung. Dieser Krieg fasziniert nicht. Seine Protagonisten sind keine Helden. Ihre größte Erleichterung ist, in eine Dose pinkeln zu dürfen, die sie anschließend fein säuberlich im Nachbarschaftsregal begleitet (und jemandem zu pissen gestatten, ein Akt der Menschlichkeit,- über alle installierte Feindschaft hinweg,- wird.). Hier ist nichts, aber auch gar nichts faszinierend oder nicht-abstoßend oder erstrebenswert. Ideale existieren fern abstrakt gegenstandslos wie ein Eltern-Heim,- begründlich in der Luft hängend, irreal, unzulässig, unbefragbar, unspürbar. Alles, was hier zu spüren ist, ist gammeliger dosenknülliger Zigaretten-Stink in vibrierender Bodensatznässe auf der Schwimmhaut-Wanne des keifenden grollenden Urgetüms, das seine Insassen waidwund mitschleppt wohin (ziellos) irrend geborgen-verratend auch immer. Diese Wurmfortsatz-Auswuchswesen des Ungeheuers sind keine Bestimmer: sie sind ausgeliefert, und machen nicht vor-, sie werden voran-mitgetrieben wie Schlachtvieh, aus Angst vor dem eigenen Tod, zu dem sie momentan gewappneter lieber, wie unschuldig die auch immer,- anderen werden. Das sei heldisch? Genau das stimmte nicht? Das wäre gelogen? Es gäbe auch ganz andere Menschen, unter solchen Umständen? „Echte Helden“? – Die Alternative macht der Film mehr als klar: angesichts des Zögerns-, des Unvermögens des Schützen, „zu feuern“,- wäre noch weniger als das: pures letztes, gewissenloses, „unmenschliches“, - Verbrechen - , wo (derartiges) „Versagen“ noch zu einer, im Sinne reduziert letzt-menschlichen -, Auszeichnung wird. Dieses „Versagen“ ist solchenumstands bereits das Höchste der Gefühle, was Rest-„Humanem“ (mehr im Sinne des Anthropologischen) - noch erreichbar übrig bleibt. Jenseits davon beginnt endgültig die Hölle, ihr wahrer Kern, zusätzlich eigener Unterworfenheit, auch noch jener der Verantwortung und, einzig, Schuld. Diese Übelkeit ist noch der mildeste Vorwurfs-Schuldfreiheitsspruch, der Unbeteiligtheit, der übrig ist. Das ist zu begreifen: noch weniger Unschuld ist derart nicht möglich. In der Hölle: ist so Furchtbares das größtmögliche Maß an Himmel. Da das wahrlich ein unwahrnehmbares Weniger-als-Nichts ist, bleibt : Krieg ist nur abscheulich: und deswegen,- ist >Lebanon< das rare Exemplar eines Antikriegs-Films- tatsächlich.
Die psychologische Stumpfblödheit dieses Fernseh-Machspiels schmerzt umso mehr, als mehrere sehr große Phänomene im heimeligen Ofenrohr verheizt werden (man hätte doch auch Stirnbrettscheite verwenden können), für ein abendlich bloßes Kaminfeuerlein : warum gleich ein Ouevre Goya (dekorativ abfackel),- die Ideal-Reminiszenzen der Französischen Revolution (weltentflammich),- oder auch (das einzige intern weit überdurchschnittliche positiv Bemerkbare),- historische Präzision in Kostüm und Alltagsabglanz (für ein wenig Strahlungswärme-Hintergrund)? – was hätte man mit solch äußerlich eingehaltener Maßfälligkeit,- im Innern nicht auch bewerkstelligen können! Das in solchen Angelegenheiten Schwerstfälligste war doch bereits in Tüten. Wie konnte man nur die hirnrissige Uneinfühlsamkeit, Borniertheit, Ahnungslosig- ja Dämlichkeit eines unwahrscheinlichen Drehbuchautors (oder war es etwa doch- Schnitt-Regie? Forman!-) mit soviel kulissenhistorisch belegter Akkuratesse, Rücksicht und Ergänzungsüberblick paaren?!? Wie amalgamierte das überhaupt? Pflanzen sich unterschiedliche Arten nicht untereinander auch gezwungen nicht fort? – in gewisser Weise be-zeugen wir hier Fruchtbarkeits-Wunde(r)n.
((Nun ja, ein wenig wie bei 'Amadeus' schon: dort aber war die konstituierende Lüge geschickt/er verborgen,- und immer noch (um des gleichen Dekorums willen) ein schau-barer Film herumgekommen. -Mit >Lüge< meine ich übrigens nicht die Salieri-Mozart-Gewagtheit,- sondern die, kann es nicht anders nennen, Plattitüde der Genie-(Be)zeichnung.)) Immerhin damals noch eine vorwegplätschernde Geschichte, film-gerechter Inszenierung : schmatzige Bilder. So äußerlich hier. Aber die i n n e r e W a h r h e i t , oder auch nur Wahrscheinlichkeit, oder auch nur Anschein : grottenübel, erfüllt den Tatbestand einer Verunglimpfung. Das rettet kein Cast, auch keine vergeblich kerkerlichtwankende Portman: nur schuldlos erschütternd lächerlich, einer Narretei hingeworfenes (veropfertes) Kanonenfutter.
(Doch Goyas Vorlagen waren real. Das machte-, käme man auf die Idee ins Gedenken gebracht,- nur wütend).
Die Punkte gibt’s außer Kostümtreue dafür, das man lernen kann (beste Szene), wie eine Aquatinta zeitgenössisch hergestellt wurde (aufwändig, so etwas mit Handwerkskönnens-Erfahrung und benötigtem Geräte nachzustellen!). Sollte man ausschneiden und in Schulmaterial einarbeiten - schade drum.
Da kann man sich kurz fassen (?wüßte wie). - Science Fiction?- Eigentlich alles genau wie bei uns: einerseits ist die (Gen)Technik raffiniert genug, bionomisches Altern auszuhebeln (der Countdown wird freundlicherweise erst mit 25 eingetakt-schaltet, was viele für den äußeren Haltehöhepunkt ihres Körper-Lebens halten),- andererseits hat dieser physioforensische Quantensprung soviel geistigen Pepp verbraucht, das praktisch alle übrigen Innovationsansprüche- und -be-dürftigkeiten im Status Quo Ante verfroren sind.- Ach nein, eins hat sich auch noch hin-fortentwickelt : die Währung : Penunse ist out, Zeit ist in. „Ein Becher Kaffee 5 Minuten“, „eine Busfahrt 2 Stunden“, eine Übernachtung zwei Tage“, und die Huren locken mit einem Tausch „eine deiner Stunden für 10 Minuten mit mir-?“. – Niccols Grundidee ist genial, und bringt soziales Dilemma genau auf den Punkt: wieviele Menschen leben (äußerlich nicht) tagschaffenslang (monatsgehaltsweise) von der rechenden Hand direkt in das Mundsieb? Und die "Reichen" innerlich (nicht)? (beschämend die Psychocharakteristik des Vater-Tochter-Verhältnisses selbst für diese Film-**-). - Es gibt sauber (bis drecksarbeitig) fraktionierte Zeit-Zonen,- nein, Status-Areale: strikt gesonderte Lebenswelten: der Reichen und Armen,- wie bei uns. „Wie bei uns“: genau darum geht es dieser Abwandlung „Science-Fiction“,- nur das man hier dit Science weglassen kann (wenn, handelt es sich höchstens um eine von Sozial-Wissenschaftsdisziplinen,- wenn auch nicht gerade Politik: denn dazu wäre dann doch mehr Hirnvergeschmelz anzuschlagen). Niccols parallelisiert und synchronisiert sehr schön diesen zweistrangigen Schienenverlauf –Zeit ist Geld oder Geld ist Zeit - als Lebensmittelsyndrom. Zählt Sport übrigens so auch zu den Geisteswissenschaften? Corpore sana in Mens insano? – denn so gut die Grundidee wäre, gut für ein gehirnjoggendes Seelenflorett vom Feinsten,- so sehr mündet im Ist-Redukt der Film, hüpfend und Bungee-Springen in Logik-Zufallslöcher riesig fünfter Dimension,- z.B. dem zufälligen zur Stellesein um die nächste Straßenecke biegen keine Sekunde zu früh oder zu spät /in einem Gebiet der Größe Bayerns oder LosAngeles'- genau der richtigen Personen in genau den richtigen Gesinnungsumständen mit genau der richtigen Zweckdienlichkeit,- mündet der Film also mitten während des Entwicklungs-Genußes einer richtig schönen Plot-Idee (wenn auch keiner scien-tifischen) in ein blödes ständiges HighHeel-Joggen Knuffen und Reifenbrennen auf herkömmlichen Asphalt (bloß mit schickeren Radkappen, Goodyear war wohl eine der wenigen Firmen, die den Fortschritt nicht vertrödelt haben - - gun-mündet also ein herkömmliches Cop jagt Gangsterbraut-TimeBandits-Szenario: wieder sprungfedernd : Cillian Murphy, den ich gerne noch einmal in einem richtigen A-movie sehen würde, bevor ich hinfällig werde (Herr, laß es ihn drehen das Ding). Hier ist die A-movie-Idee in die Hände eines (Drehbuch, Regie und Produzent in einer Hand) B-movie-Drehbuchschreibers gefallen,- woran man-, weil es sich um dieselbe Person handelt, sehen kann, das es besser sein mag, die Last auf verschiedene Schultern zu verteilen, nicht zur Gewichtserleichterung, sondern um durch Quervernetzung Risiken der ausbleibenden Fehlerkorrektur (im funkstillenden anspruchsvoll schweigenden Unterlassungs-Gespräch) zu minimieren. Also eine wunderschöne Idee verwurstet und verkarstet zu einem fensterkreuzspringenden (nicht mal sprengenden) einbahnstraßenquerfeldeinrennenden Türverammel- Gasgebe-, Rockfordwende- und Knarrenfummel-dirigier-und-quatsche-sinnlos-dazu -Gassenhauer nach entsafteter Kleiner-Leute Manier (lustig, wie die Fluchtlimousine an der Zonengrenze der tonnenschweren Betonmonsterblockbarriere zweihalb Meter weiter links /immer noch derselben Straße/ durch ein übertapeziertes Poster bricht). Es hat wohl entweder an Geld oder an Zeit,- nur einmal nicht an der grundlegenden zugegeben genialen Idee-,- gemangelt oder an beiden bis auf den fehlenden Mangel, der erwähnt wurde. Schade, das nicht mehr Mühe in die Ausarbeitung des mangelnden Mangel gesteckt wurde, um die hingetuschte sonstige Mängelrate zu reduzieren, was doch so leicht- ab da /das Schwerste getan/ gewesen wäre. Das also absolut vorhersehbare Spiel war mit der Idee doch eigentlich schon in der Gestapoledermanteltasche – und doch noch verloren (schade um den Hirntod-Tod von Cillian Murphy, >warum guckt denn hier keiner auf die Uhr?!< – siehst du, lieber einmal zuviel, zumal ’s pressiert,- als einmal zuwenig.- Wie war das letztens, als Bayern eine 8:1 Führung in einer zweiten Halbzeit verramschte?
Damit das klar ist: die sieben Punkte gibt's für den 10'Zündfunken, der einem 'sonsten 4-4,5er aufgepropft (vorausgegangen) ist.
Nicolas Winding Refn (UND Mads Mikkelsen) erzählen ihre (gemeinsam entwickelte) Geschichte in Bildern statt mit Worten oder gewohnheitsverschleierten hinplätschernden Erzählstrukturen. Ein aufs Äußerste (auch wohltuend im Budget) reduziertes minimal-existentialistisches Drama über – nicht Gott und die Welt (obwohl viel vom Kreuz mit dem Glauben nicht die Rede ist) sondern von MENSCH und NATUR und seinen bisherigen Weg durch sie-, aus ihr und – wohin? – heute ( denn Einauge< stirbt nicht / am Ende, sondern existiert - wie vorher – als blasses Geistgesicht, „weiter“,- d.h. stets). Kurz gesagt, wenn es nicht zu blöd wäre, Bedeutungsoffen-hoheit zu sehr einzuengen + zu konkretisieren damit zu beschneiden, ist es eine „Bedeutungssymbolisierung“ der bisherigen Menschheits-Zivilisationsgeschichte,- aus animalischen, elementaren, sehr überlebens-gewaltnahen Anfängen heraus („Kampf-Sklave“),- über das „Krieger“-Stadium (Emanzipation aus unmittelbarer direkter Reaktionsabhängigkeit, Aufstieg zu etwas „persönlicher“ Bewegungs-Entscheidungsfreiheit),- zu einer Weltsicht- Glaubensfundamentation der Selbstbefragungsdeutung nach Sinn („Kreuzzugsgottesritter“-Stadium,: unter einer „Glaubenssymbolisierung“ einem überpersönlich organisierten Staats-Plan der Selbstverständigung gemeinsam folgend bei aller weiterhin vorhandener unterirdisch grummelnder autarker Anarchie) bis hin zu dem etwas verklausuliert vernebelten undeutlichen Übersetzungsende (Rückkehr zur Natur, zur Mensch-Sterblichkeit, vom Ideen-Bau zu sich selbst, seinem Körper, seinem umgrenzten Personen- & Persönlichkeits-Raum, aus der „kosmischen“ Deutungsweite ins enge, zeitliche, körperliche konkrete Sein: zum Staub, der aus Staub hervorgekrochen, und sich kurzerhand auf den Weg zu und den Griff nach den Sternen aufgemacht hat,- um zurückzukehren und nur zu sterben – oder in Anderen, einem naturhaften Menschen-Dasein (das viel wahrer und dauerhafter ist als alle „Zivilisations“-Entwicklung),- weiterzuexistieren, aufs Neue, oder vielmehr -Alte, als existenzialistische Frage im umgebenden Sein, des Geschaffenen, der Natur. Ein kurzes Gleichnis des inneren Zivilisationsgehalts. Belassen wir’s dabei,- denn Refn /Mikkelsen selbst sind gerade bemüht, BILDER zu liefern, die symbolhaft „monolithisieren“,- statt für sie zu erzählungsinterpretieren (wie üblich).
>Einauge< ist, gleich Odin (der Vorchristliche), nicht nur auf einem Auge blind, sondern vor allem auch stumm. Ob er nichts sagt (wie Gott), weil er nicht will oder nicht kann, bleibt offen,- und damit ist er beredter denn viele Dialogfilme. Er ist, was andere in ihn interpretieren. Da er, ganz naturhaft, am überlebensgewandtesten (und dauerhaftesten) ist, ist klar, das er als Interpretationsaufgabenmonolith für die anderen schließlich geradezu zu einem mit einer göttlichen Schicksalsbestimmung ausgestatteten Propheten-Folge-Psychoführergestalt (du gestattest doch) wird – um gleich darauf seinen fortdauernden Menschgleichheits-Status zu beweisen (zu müssen). (Und wieder in der Natur-Masse, auch seinesgleichen, unterzugehen, erneut zu verschmelzen).
Refn (der NewYorkerUpperclass-Sprößling) erzählt auf metropolitische (was die so für elementar halten) elementare Weise. Sätze sind (wie bei ‚Bronson‘, um dessen Nachfolgeprojekt es sich handelt) gezählt, Farben offenbar auch. (Eigentlich „existieren“ nur rot (imaginär, wie Glück) und Blau (vorwiegend) ). Blau ist dabei die gewöhnliche Farbe der Hölle auf Erden (willkommen in der Realität). Ab und zu, wenn er sich ihrer erinnert, kommt als redundanter Ideensplitter ein wenig Natur-Grün hinein (die Toten bergend),- doch mehr rudimentär: denn der Mensch, in seinem vorwiegenden Existieren, gehört sich selbst und seiner engverwandten selbstgeschaffenen Hölle vornehmlich an. Denn eins wird deutlich: homo hominus lupus,- D A S ist die Hölle (wird vor allem in den ersten zwei Stadien, so bluteklig wie möglich, deutlich). – Also Bilder,- sofern der weithin alle Ferne und Klarsicht undurchdringlich stets übermäßig vorhandene Vernebelungsmechanismus der Welt dies zuläßt. Eigentlich sehen wir nur Nähe: des engumgebenden, was uns Trittwiderstands-Festigkeit gewährt (wenn wir nicht gerade mit einer Verdunkelungstüte über dem Kopf einherstolpern).
Refn/ Mikkelsen (den man gar nicht hoch genug loben kann) trauen sich einiges, von guter Musik, über Splatter (was der Zuschauer ja schon schockerstarrungs-adaptiert hat) bis zu dem, was er nie akzeptieren wird, und, je länger, je mehr (er es verlernt),- immer aufs neue und weitere Stärkere s c h o c k ieren wird: nämlich: Ungewöhnliches schlucken zu sollen-, zu interpretieren-, offen-zu-konkretisieren,- sich s e l b s t bemühen und engagieren zu müssen. Valhalla Rising ist kein ‚leichter‘ Film,- aber ein ‚guter‘ (gelungen expressiver) (gäb’s doch mehr davon). Er gibt nicht vor, was jeder Zuschauer zu denken und zu sehen hat, interpretiert nicht für ihn,- sondern liefert, trotzdem bedeutungs-eindeutig wie gute Musik (die hier wieder außergewöhnlich ‚gut“,- besonders gelungen gekonnt ausdrucksvoll überdurchschnittlich, film-gewagt regelbrechend eigenständig / ist) - - eine Interpretationsgrundlage für die notwendige Eigenbemühung des „Zuschauers“ – Deutungsaufgeforderten. – Was nicht beliebige Meinungsvielfalt bedeutet,- sondern Entschlüsselungsbemühung,- Einsatzwillen. Durch diese hohle Gasse muß er kommen: und damit ist seine (zumindest kurzfristige) Erfolgshoheit bereits ausreichend bekanntlich limitiert. Dies Filmwerk ist einfach zu gut, zu cineastisch, zu mühe-inklusiv, für eine breite Erfolgsangelegtheit. Damit sind „die Kenner-Genießer unter sich“? – schade, wenn es so ist. Die Natur: liefert großartige, ja grandiose Kulisse. „Far North“ läßt grüßen: jedes Versprechen, das dort nicht gehalten wurde, wird hier eingelöst – durch geschicktes Verstummen (sic!), Weglassen, und konsequentes Verschweigen dessen, was nicht dorthin gehört,- sondern Vorzeige-Zulassen dessen, was (dort) i s t : u.a. (auch) des Menschen (für seinesgleichen wichtig), - aber beileibe nicht nur. Denn der Mensch ist nicht allein,- auf diesem Planeten. Er glaubt es nur,- an sich. Daneben gibt es noch das Existierende. Und davon ist, und bleibt er, ein Teil,- wenn auch ein gewalttätig harthöriger. (Vielleicht deswegen gut, sich an andere Sinne zu wenden).- Vielleicht auch vor allem, wenn die Frauen so komplett fehlen, wie hier, und das weiblich-mütterliche, also: das matriachalische.
Aber so existieren Männer derzeit und Söhne, nun mal (Jung-Blondie übrigens als Jesus, der für „Gott“ seinen Willen interpretiert?) (der „General“ und der „Priester“: weltlicher und geistiger Überbau, am Ende verlassend/zerstritten,- : der Staats/„Kirchen“-Apparat?) (das „General“sschicksal: läßt nichts Gutes hoffen,- zumindest im Zutrauen des (h)eiligen Nicolas nicht,- hoffen wir, das er nicht wie ein Künstler kein zutreffender Prophet sein wird).
RefnMikkelsen finden also (zusammen) im Einklang mit der Natur eine bildgewaltige Formsprache: ein kunstvoller, ein bedeutungsvoller, ein wort-reduzierter, ein opulenter gewaltiger Film-Monolith. Man muß nicht über-interpretieren. Aber anschauen sollte man sich ihn (am besten mit keinen oder so wenig Erwartungen wie möglich). Wer hier auf nichts Besonderes meint zu stoßen: kann unverhofft reichtief fündig belohnt werden. Er ist keine Offenbarung: aber ein tolles, elementares Film-Gestammel, das wieder einmal zeigt, wofür wodurch dieses Medium wirkt (kann & soll) : Bilder zu liefern, die man für lohnend hält, eine Geschichte zu symbolisieren: und wenn die Bilder schön und groß sind, vielleicht der Geschichte hinter ihnen nicht zu vergessen und sich für sie zu interessieren – und vielleicht hier und da ein passendes Puzzlestück anzufügen. Denn alles Gelöste,- der Mensch ist so, früher oder später : wandert schnurstracks gen der riesigen Halde, die der einzige zukünftige Ort des Erledigten bedeutet.
Refn ist der bessere Tarantino (nicht so saturiert,- vertaub-stummt, ans Schreckliche erfolgsver-gewöhnt : hohnepiepelnd). Hier lohnt sich mehrfach sehen, unabgelenkt konzentriert von äußeren mit inneren Augen.
Hervorragende Performance namentlich der Keener; von Owen so lala, vom Mädchen wie zu erwarten. (Beschädigbares Ur-) „Vertrauen“ ist der Grundton der moralischen Debatte, die geführt werden soll,- doch leider nur an vielen gesetzten Eckpunkten scheitert. Hier diskutiert sich amerikanisches Selbstverständnis, des „prüden Amerikas“, eben leider nicht,- weil es sich gar nicht in Frage stellt. Der Film dreht sich eigentlich kaum – was lohnend gewesen wäre – um die Betrugsentdeckung im verheerten Gefühlsleben einer Vierzehnjährigen an der Schwelle körperlicher Liebesreifung, (vielfach in der Tat geschickt angedeutet in sexploitiver Werbe-Fotoposen von „Jungmädchenreiz“ zwiespältig auch im väterlichen Berufs-Alltag,- schäkerischer Restaurant-Jung-Servicen-, oder folgerichtig angefixtem Middleschoolmädchen-Partygerede-dahinverführter Selbstverständigungs-Veräußerlichungspräsentation) ("Unterweisung wie man 'bläst ohne zu würgen' “,- oder schließlich im vergeblich elterlichen Klärens-Versuch danach „das ist wichtig, wenn ich mich selbst nicht aussperren will im Kreis meiner maßgeblichen Umgebungskonstellation“),- an solchen zwiepältigen Schizophrenien unserer praktizierten westlichen Lebensmoderne und deren Entlarvung orientiert sich der Film leider wenig, um von dort auf die gründliche Positionierung einer schwierigen „heutigen“ Erwachsenen-Reifung fortzuschreiten in den Brennpunkt der geheimen Individuation (und damit auch ganz nah an den uns persönlich interessierenden Punkt) hinein - sondern leider vielmehr akzentuiert aufan den RACHEDÜRSTEN des Erzeuger-Innenlebens, Muster-Paternalen einer Vorzeige-Musterfamilie, die in d e r (perfekten heiltoleranten und liebegeschwängerten und ausgereiften) Form eins zu einhundert vorkommt,- und mehr wie das Vorgenommene auch einer fixierten Idealisierung-, -denn einer Realität entspricht.
Als Vater von zwei Töchtern, - einer davon gerade im angesprochenen Alter,- und selbst nicht pädophil,- möchte ich nicht, das meine Tochter zum aufgedrungenem Sex mit einem systematisch im Kindsbereich aktiven 35jährigen verführt wird. Das wäre tatsächlich eine Opferrolle. Straftäter derart müssen verfolgt und solche Straftaten gebüßt werden. Doch halten wir uns an die auch im Film präsentierten Tatsachen: das Mädchen, wenn auch nicht verantwortungsfähig, da ein Kind in der Schein-Larve einer äußerlich bereits Herangereiften (wie so oft heute),- trifft sich mit einem bekannt bedeutend älteren 15-19-25'-?'- Mann in der Stadt; begleitet ihn nach vertraulichem (erschlichenem) Gespräch in ein Stundenhotel; präsentiert sich (unsicher) in der von ihm gebotenen Reizwäsche; und macht, verhängnisvoll-neugierig-verführt 'doch zulässig von sich aus', die erste körperliche Annäherungserfahrung (bestätigt in der anschließenden zu filmthematisch-entlarvenden 'Verliebtheit'-), mit solchem skrpuellos verstelltem „Ausnutzer“. – Das alles ist, soweit, gemein, hinterhältig, skandalös, traurig, menschlich empörend – doch andererseits – nicht „unfreiwillig“. Natürlich wird ein exorbitantes Erfahrungsungleichgewicht zuungunsten der Unterlegenen radikal rücksichtslos aus niederen Motiven zu deren Nachteil ausgenutzt. Im Wirtschaftsleben finden wir das löblich,- in der Außenpolitik ebenfalls,- in vielen weiteren Lebensbereichen,- selbstverständlich hingenommenen, fraglos akzeptiert, manchmal bedauert, selten gegenan-engagiert. In vielen mittelöstlich-asiatischen Paternal-Patriarchismen werden Sie eine unberührte 15jährige, die regelmäßig dem gekitzelten Appetits-Degout von machtkammgeschwellten höherjährigen Männs-Persönlichkeitchens in einem pervers adorierten „Jungfräulichkeitskult“ „geopfert“ und zugeführt werden,- mit der Lupe suchen – ohne daß das nicht ein verabscheulicher eingeschliffener Gesellschafts-Usus wäre. Nur -: das dort, seit Jahrhunderten, keine „polizeilichen“ Maßnahmen taubprovoziert sind. Sind wir also „weiter“? – nein (nehmen Sie 'taub' // unsere ebenso(?) skandalöse gesellschaftliche öffentliche Duldung der Waffenexportindustrie),- also nur persönlich verkorkst-versnobter : leisten wir uns „emotionale Schmerz-Punktierbarkeit“ willkürlich im individuell anrührigem Selbstbestimmungs-Intimbereich,- wobei das gleiche Recht für Gleichgeschlechtigkeits-Problematiken zum Beispiel schon nicht mehr gilt, „wo Liebe kann doch keine Sünde sein -“ : Homophilie doch war bis vor kurzem, ohne gesellschaftliches Wimperzucken, noch gnadenlos im KZ zu büßen,- oder wen stört es, das Heerscharen von Männern blutjunge sozial schlechtgestellte Frauen aus Not-Gefallen weltweit in die wirschaftsabhängige Prostitution zwingen,- wenn auch nicht aus „guter Familie“,- und wenn auch in einem unbeachtlichen, sich über den Zeitraum von ein zwei Jahren erstreckenden, hinführenden Gewöhnungsprozeß? – schon ist der im Gegenstand (des Films) bedauerliche Umstand der verlorenen Ursprungs-Kinds-„Unschuldigkeit“, des Welt-Vertrauens,- einer positiven, menschenfreundlich-förderlichen Welt,- kein Thema mehr. Sondern eine Zustimmens-Einwilligkeit der mitbeteiligten Profiteure. Oder hat jemand etwas dagegen, in den Genuß von Billigst-Qualitäts-Produkten etwa der Wohnungsverschönerung via IKEA zu kommen,- und will man wirklich so genau wissen, woher und auf welche Art und Weise der Herstellung,- es muß nicht einmal Kinderarbeit sein,- es reicht, wenn Erwachsene in Billiglohn-Ländern ausgebeutet werden? – Solche Art Empörung, wenn angesagtes Verwunderungs-Fragen unterbleibt, grenzt leicht an Heuchelei,- Hypokrisie. Ähnlich verhält es sich mit der Thematik dieser Film-Behandlung. Das Problem, angesprochen, besteht, tatsächlich; nur das der Film, leider, den Akzent völlig falsch und verkehrt, zu einer der verletzten Moral des ahndenden Vater-Schuldgefüges umstülpt (Keener hat dagegen einige gute auch im tieferen Sinn „wahre“ argumentative Szenen zu liefern und tut das gewohnt auch voll bringen); und die Knarre auf dem Cover entlarvt diesen Film, ziemlich bezeichnend, letztendlich als das, was er, meinerseits empörend, ist: ein geschickt-ausbeuterisch auf der Klaviatur persönlich (auch wahr angemessener) Schmerzempfindlichkeit spielendes, gestelltes, scheinheiliges, selbstgenießendes und fragen-unterlassendes Ausnutzer-Schmarotzer-Produkt, das in einer richtigen Sache aus verkehrten Ausgangspositonen heraus mit den falschen Mitteln und ungeschickten Akzenten zu durchaus kontraproduktiven Ergebnissen kommt und allgemeine empörliche heuchlerische Doppelmoral befördert.
Vor einigen Monaten war ein weiterer Fall „Kindsmißbrauch“ in den Medien: ein von England mit seinem siebzehnjährigen Schülerin-Verhältnis nach Belgien geflüchteter und dort verhafteter Mittdreißiger-Mathematik-Lehrer,- den nun an die fünfzehn Jahre Haftstraße jurifiziert erwarten. Ist das gut oder schlecht, in welcher Richtung „skandalös“? – kann die Gesellschaft hier nach dem Rasenmäher-Prinzip unverhältnismäßig eingreifen und zumindest ein Leben sicher zerstören? Vertut sie sich womöglich derart gleichgeschoren nicht leicht? Ist die Alternative von „Liebe“, was wir aufrechtbeiniges Vieh gewohnt so nennen (wenn wir das Tier "mit den zwei Rücken“ formen), nicht zumindest denk-konstruierbar und müßte daraufhin selbstkritisch „geprüft“ werden? Muß der Staat von selbst „kommen“ oder darf er sich jedenfalls auch selbst rufen (mal sehn wer das versteht)? – Das Einzige, was diesen-lehrer-schülerinnen-falls festzustellen war, wurde schon abgeprüft: das bloße Alter der Beteiligten. Vierzehn ist allerdings etwas anderes als Siebzehn. Aber prinzipiell : GILT die Selbstbestimmung des Individuums,- und nicht das Bestimmungsrecht leiblichfähiger Erzeug(t)er/innen,- über den Rest aller Welt,- sondern die Natur-Verpflichtung: größtmöglicher Rücksichtsnahme und Verantwortlichkeit : auch Liebe genannt. Warum glaubt der Mensch so liebend gern, das ihm ein Richterstuhl dazu in die Wiege mit-eingeboren wurde? Könnte er hier mehr differenzieren: wo die selbstverzichtliche Liebe aufhört und die selbstgefällige besessene Fallbeil-Jurikative beginnt,- wäre schon viel gewonnen.
Mene Mene Tekel – wie von unsichtbarer Hand erscheint eine Geisterschrift an der (Kinolein)Wand und erzählt uns von Zukunft,- alten Königen und neuen, wiewo der Kunde ist.
(Spoiler). Ein alter CIA- Fuchs, undercover unterwegs am heißen Pflaster des Nahen Ostens, um seine tickenden Zeit-Angelegenheiten – ein Bomben-Geschäft – an den richtigen Mann zu bringen, gerät dabei zugleich an den falschen (das Falsche läßt sich nicht kontrollieren). In schöner Parität geht dabei einer von den zwei HighTech-Sprengsätzen – uneingeschränkt selbst vom Gegner statdardmäßig bewundert „-Made in America!“ – einmal in den >richtigen< terroristisch gelenkten Kanal,- zum anderen dagegen „verloren“ in den falschen, noch unabsehbaren, unkontrollierbaren,- vorerst verschwundenen. Der alte Fuchs, eigentlich auf gut Per-Du mit seinen >rechten< Terror-Kumpels (vielleicht gilt es irgendeinen Assad politisch korrekt zu bekämpfen?),- ist beunruhigt. Wenn das Bomben-Geschäft nun in die falschen (vielleicht chinesischen?) Hände gerät?- Ist das nicht schon?- Wo ist sie hin?- Vorerst nur: verschwunden, aus dem übersichtlichen, geplanten, beab-aufsichtigtem Blickfeld – verloren.
Ein kleiner Anlageberater wittert die große Chance. Ein superreicher Öl-Fürst aus derselben mit Hochhandels-Valuta gesegneten Region lädt ein zum vergnüglichen Wochenende. Und er und seine Familie, in Marbella, darf dabei sein. Und nebenher: ist der Kontakt geknüpft zum ambitionierten Prinzen einer zukünftigen Machtfolge. Der Prinz ist ein >Guter< (nicht für die CIA) : er träumt (westwertlich aufgez/sogen) in seiner Ölmilliardärs-Enklave im Vorhinein schon übers Geschäft hinaus von Pluralität, freier Presse, (echter) Demokratie, Menschenrechten, Wohlstand für alle, Entwicklung, Aufklärung und- Gerechtigkeit. Ein Idealist eben, Träumer, Utopist. Kein ‚Realist‘ (wie viele der übrigen). Ein „Gutmensch“ (mit Familie und vier entzückenden unschuldigen Kinds-Töchtern übrigens) (wie auch der Anlageberater zwei kleine Söhnchen übrigens hat,- bald hatte, zumindest dieser Zahl, welche sich ja eigenschaftlich ständig ändern). Der Prinz hat gute Absichten. Und auch einen Bruder,- der allerdings ganz anders tickt: gut Freund ist,- weitläufig, auch ganz anderer raffitückischer Bekanntschaft. Und noch nicht an der Macht. -Genauer gesagt geht es darum, welcher von den beiden, gegensätzlichen Brüdern und Richtungs-Vertretern,- die Erbfolge antritt: und in welche Zukunft hin damit festgelegt sich das entwickeln wird.
3. ein unbedeutender Staatsanwalt in Usa kriegt von hoher Stelle einen Geheimermittlungs-Auftrag: im Ölfirmen-Geschäft en Gros, welches immer auch ein politisches Gerangel ist um die wahre Macht im Staate, geht Dubioses,- das heißt, Zu Kontrollierendes-, in die richtigen Kanäle zu Lenkendes vor. Wie mit Waffen-Versorgung ist (die mit Öl wie geschmiert) ( des öffentlichen Getriebes) -das nicht so leicht. Aber vielleicht springt ja wie viele dabei eine Villa auch heraus, etwa „die Ihre“? – Träume sind verschieden.
4. ein paar Geschäfte-Macher-Makler- Vorstandsetagen,- mit Sitzungen, Hochhäusern, scheinbaren Glasfronten, Telefonaten, Rosenzucht-Grillabenden, in Wahrheit verdunkelten Luxus-Limousinen, und allem. Ein geplantes Kartell, und ein paar (echte und unechte) Widersacher, darunter ganze Kontinente. Eine Pipeline quer durch die Landschaft. Projekte. Die Chinesen rauszukanten. Prämierungen, Festversammlungen, Bauernopfer. Visionen. Organisationen. Politik. Wirtschaft. Rohstoff. Gesellschaft. Macht. Recht (juristisch und sozial). Wahrheit. - . ...
... und endlich,- fünftens, und schließlich letztens. Ein vollkommen verträumter, kindlicher unbedarfter, rundum ahnungslos und naiver, Papa und reifbarer Fremdarbeiter-Sohn, geknechtet, entrechtet und schikaniert-, ja mißhandelt, bei jeder Gelegenheit,- von den Chinesen (die auch nicht besser sind) an die Luft gesetzt, in Baracken hausend, von entfernter Mamas Heim-hol-suchung (versäumt) träumend, Ball tretend, beschäftigungslos beiseitegeschoben überzählig egal ignoriert, (von Zukünften) träumend und - erfahrend (immer diese etwaigen Träume) (immer diese möglichen Zukünfte).
5 verschiedene Fadenstränge verflechten sich eine Geschichte lang kunstvoll wie ein Zopf (die abmüssen alten). Stattdessen bleiben (alles beim). Eigentlich ganz anders (zu wünschdenken): aber wie dann doch die Gleise sich erhalten im- , wie’s stets so kommt und war wie's ist und zur wißbaren Geschichte wird,- davon erzählt (auf's neubekannte) diese.
Die Bombe ist natürlich n i c h t verschwunden-, aufgelöst-, nur weil man sie, einmal hergestellt,- und unter die Leute gebracht,- nun einmal in ihren Schlichen-Wegen eine Weile außer Sicht, nicht weiters wahrnehmen und notifizieren konnte. Sie i s t noch d a,- und bekommt ihren Letzen Wortes-Willen-Auftritt. Mene mene tekel. Die Schrift an der Wand, für alle sichtbar, wie von Zauberhand, von selbst entstanden,- und fruchtbar dort, ein Wüstenland, von Staub zu Staub heimkehrend. Dazwischen die Geschichte,- des achsoklugen, dummen Menschen. Eine Geschichte von Söhnen, von Opfern, von Foltern, von Leid, von schiefgegangenen Absichten, von Wähnen, (>guten< und weniger guten, zinsenden) Absichten, Ignorierungen, Rücksichtslosigkeiten, Blindheiten, Fanatismen, Täuschungen, Festhallen- &- Reden, saufenden Vätern, Milchkühlschränken, Swimmingpools, Elektrizität, Müttern, Wüsten, Villen, Oasen, HighTech, Käuflichkeit, Fatalismen, Weltpolitik, Zukunft, Gegenwart, und, ganz schlicht, - von zwei Bomben: oder vielmehr,- hier einer von ihnen. Denn die andere, wie jede/s Einzelne, gibt es auch. Aber das ist eine andere, besondere, ebenso einmalige Geschichte, die ihre eigene, schon aus Bedürftig-Faßbarkeitsgründen, erfordert.
Mene mene tekel. Die Kunst ist ein Zukunfts-Stundenglas, durch das zu schauen ist. Hier kann man sich herbeugen, und einen tiefen Schluck-Blick dahin tun. Alles löst sich auf in einer - blendenden Helle,- hier,- letztlich besonders einen,- aber eigentlich aller anderen mit-betroffenen- und –verwickelten, zu einer verschmolzenen Masse mit. Ein großes Kuddelmuddel,- aber mit viel Struktur und innerer Differention. Das Ganze ist kompliziert,- aber hier kann man schon verstehen und sich einiger falscher Vorstellungen, wie das alles immer so kommt und zusammenhängt,- ja: eines das andere hervorruft- & dazuzwingt,- entledigen + bereichern (auch wenn man es mehrmals wiederholen muß). Denn indem man das Falsche loswird: gewinnt man – noch nicht– das Rechte. Aber immerhin folgerichtige Grundbedingung dafür. Eine bloße Möglichkeit, immerhin. Eine Vorbedingungs-Erfüllung. Ein notwendiger Schritt: zur, für uns, wo wir mittlerweile stehen, schrecklichen Einsicht hin. Aber auch den Schrecken verlieren zu müssen,- erschreckende Voraussetzung,- doch unumgänglich. Denn sonst: mene mene Tekel, wir alle immer zu -sehen es –
nicht?