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Alle Kommentare von craax
Was wäre mit diesen Mitteln drin gewesen... (Gaugamela-Totale)
statt dessen eine Seifenoper in ständig weinerlicher Großaufnahme bei Kerzenlicht.
Und die typisch dummen Sprüche und Vorurteile, die nur geglaubt werden (immer immer noch), weil sie so tun, als ob sie >historisch< sind, was man ihnen nur glaubt, weil sie in >Büchern> und >Mythen< (meist dummdreist) zur Schau gestellt und kolportiert (nicht gelehrt) sind, vor welchen staubbedeckten Trägerregalen von ehrfurchtgebietenden Bibliotheken den kindischen Respekt zu hegen in der Schule apportiert wurde.
Alexander, Caesar, Napoleon : sind in Wahrheit Mythen, deren Größenordnung der üblichen Theaterschminke Hollywoods nicht mal in Ansätzen ahnbar, geschweige denn ausdrücklich +in Bilder übersetzbar erscheinen kann. Alles, was es gewöhnlich zustandebringt, sind >dicke< Bilder; nicht große. "Alexander" von Ollie Stone : müßte "The Fat" oder auch "Big Fat" Alexander heißen : aber nicht "The Great".
Wenn Ptolemaios in Alexandria sich erinnert, ist das ganz sicher nicht Shakespeare. Es ist sogar unter der Würde von Anthony Hopkins. Von Jolie erwart ich nix anderes. Und schade um die erlesene Blüte der Stützgarnitur, s. Jared Letho & & &.
& Colin Farell, den ich sehr mag? Bitte schön : er hat den Alexander sehr vermenschlicht. Das ist auch sehr nötig, wenn man dem Mythos entkommen will, zugunsten von Wahrheit oder Vision, egal, was heute, 21. Jhdt., gängige Münze ist . Aber >"Größe"<, oder auch hinterfragbare Größe / die den legendären Fakten eindeutig innewohnt? Da kriegen wir einen Schuhkarton von fingergroßen Plastikfiguren, auch zu Pferde, samt Federbuschhelmerei, wie wir sie auch als Kind bespielen und in Schlachtreihe aufstellen durften. Wie hohl leichtgewichtig und nur hingestreut für die Kamera das Ganze! - Historie läßt sich nicht filmen. Historie läßt sich nur erzählen. Und sie muß so erzählt sein, dass wir die Stimme des Erzählers vergessen, und sie i n u n s oder vielmehr (freiwillig gestattet) w i r in die Stimme des Erzählers hineinkriechen bis sie unsere wird. Das passiert hier nie. Colin Farrel wird nie etwas, was wir uns unter einer Idee >Alexander<, als einem oder etwas Besonderem hinter dem Allgemeinen, vorstellen können. In jedem Augenblick bleibt er Colin Farrel, unter >romantischer< Perückenprachtgelocke, wie das artige blonde Jungchen, das den Jüngeren gibt. Glauben Sie mir : einen Großen Mann erkennten Sie schon als Zehnjährigen. Nun ja, Alexander selbst wäre unabkömmlich gewesen?, und es war notgedrungen auf einen >Normalo< zurückzugreifen / be with the one you're with" ? - Aber der sollte ja (so wenig wie Farell) WIRKLICH künftig Asien erobern. Kino darf ja statt dessen so tun als ob , zwei drei Stunden lang. Die müssen nicht wahr sein oder werden. Nur den Anschein erwecken; aber in diesem überzeugend. Für 2 oder 3 drei Stunden nur : ist das eine "Lüge" des VORSTELLBAREN, die ohne Nagelproben-Erweis unüberprüft erfüllbar wäre - wenn man es g e s c h i c k t genug anstellte, und nicht so wie hier. Also nicht in dummdreister Theaterpose, mit Pathos, als gälte es, einen Stock zu verschlucken, der hohl sein muß, damit auch zarte Zuschauerkehlen ihn beißen und sich daran verwürgen können, gar noch gewillt den Worten des Zuckerbäckers Glauben zu schenken, der von zertifizierten Delikatessproben in den Kaisers Neuen Kleidern flötet in Hameln. Nein. Es sind keine (Delikatessen); vielleicht 'zuckerüberlackierte Naschproben; sind keine, ohne auch nur eine Alexanderbiographie gelesen haben zu müssen oder auch störend auswirkbar, womöglich drei Dutzend über Diadochen und den Hellenismus. Nein. Das Problem wird sein, dass dieser Film denen vielleicht, und nur denen, Gefallen finden lassen wird, die nur EIN Buch von oder mit des legendären Halbgotts kennen; und stolz sind sind, das Wort >Gaugamela<, >Dareios< oder >Babylon< (...die 'Hängenden Gärten'...) zuvor in ihrem Leben schon einmal ähnlich buchstabiert gehört zu haben und auf Anhieb wiedererkennen.
Was wäre mit dem vertan'en Aufwand möglich gewesen! Was hätte sein können!
Darin, nur darin, gleicht dieser Film der Problematik, die wir so ganz nonchalant herausgenommen mit >Alexander< gleich ganz kumpelhaft beim Vornamen nennen, und nicht nur so nennen, sondern gleich auch bei der Schulter packen. Dieser Film vermittelt höchstens eine Ahnung, wie grandios er danebengreift.
jetzt weiß ich endlich, was viele Communi-tisten den Bewertungen nach als offenbar >dramatisch< /statt künstlich verweinerlicht und vergreinerlicht über jede geschmackvolle wahrheitsgemäß zumutbare Grenze hinaus... finden.
?
Irgendjemand sollte dem Regisseur sagen, dass es noch andere Ausdrucksmittel für >ganz, ganz schlimm< gibt als nur : "schalt den Regenwerfer an, Herbert!". UND auch 'ganz ganz schlimm' lässt sich noch aufdröseln in eine Vielzahl von Unter-Zweigen : traurig, wütend, mutlos, entmutigt, hoffnungslos, verarmt, verirrt, empört, enttäuscht, verlassen, kraftlos, ausgenutzt, heruntergekommen, angewidert, ausgebrannt, verletzt, versklavt, verroht, verschuldet, versoffen, ausgesaugt, vernachlässigt, gebrochen, weggeworfen, abgeschrieben - unzählige. Man muss doch nicht immer mit EINEM zur Verfügung stehenden Holzhammer auf ALLES einprügeln, was sich (eben noch) bewegt und nicht schnell genug wegkröpelt - vom Nagel in der Wand, Türklinken, Matratzen, bis zum zu öffnenden Frühstücks-Einheitsbr'ei.
Kehrt in letzter Minute ein wenig (nicht viel gar) Färblichkeit zurück, wenn die Bewohner unterirdischer tränenzähflüssiger Katakomben und Kloaken zum ersten Mal im Dasein ans Licht taumeln (wie geblendet), ist da endlich die materiegeronnene Erlösungsspritze von aller Not Tod Pest &Cholera (hier Typhus /auch da ist differenzieren) : die leib'sschimmernde Freiheitsstatue in persona, reinkarniertes augengekn'ifftes Symbol der hoffendlichen Trübseligenkeit der Beladenen und Beknackten. Mit genügend Pint intus rede ich sogar mit ei'm Holzhammer im Glauben, es sei mit einem (überkatholischfranziskanischen) menschenwürdi'jen Jejenüber- kaum übers große Wasser getrennt. 'flennt.
'Luc Besson' ? -
Salve in den Ofen.
Der Film ist auf lange Sicht angelegt – auch in der Rezeption. Seine Aussage wird noch Jahren,- nein Jahrzehnten haltbar trotzen : und will es. Er ist nicht leichtfertig zum Konsum hingerotzt. Er ist sich bewusst, dass er in einem prekären Moment der Zeitgeschichte ein Dokument ist,- geradezu an einer Wegscheide. Und das, obwohl er sehr nah //nur wenige Wochen// entfernt von den finalen Ereignissen, die er zuletzt schildert : dem Ende der Jagd, konzipiert und, fast, begleitet wurde: und er weiß es, schon zu diesem Zeitpunkt. Vielleicht deswegen ist er bemüht, und schafft es, ein sehr enges, hautnah aufrückendes Verhältnis zu auch dem Äußeren seines Gegenstandes herzustellen. Keine Dokumentation zwar, sondern ein Film; aber einer, der sehr wohl weiß, und sich bewusst ist dass Film immer ein reales Fundament zugrundeliegt, und letztlich dorthin zurückfinden muss – sollte jedenfalls. Meist liegt dieser Rückweg sehr, sehr weit im Dunkeln dem Tatendrang des Zuschauers überlassen verborgen; >realistischer Film< jedoch nimmt das Handicap auf sich, dieses Nadelöhr dem Zuschauer ganz eng selbst aufzuzwingen und, anders als ein freilassendes, bequemes Märchen, vorzuschreiben : der es sehr kritisch verdenkt, und diesen Zwang mit höchster ungnädiger Krittelei gern verübelt, und auch geringste 'offensichtliche' unwahrhaftige Schwächen innerlich moniert und durch ungläubige Distanzierung und Abrücken von der Zuschauerbannung sanktioniert...; weswegen sehr wenige Regisseure das Wagnis freiwillig unternehmen, auf die Freiheit der erkennbaren Fiktion zu verzichten; um sich dem nicht steigerbaren Höchstanspruchs-Diktat des >Realen< oder Real-Wirkenden, oder >geschichtlich< Exakten auszusetzen,- wie in einer Leprakolonie. >Realfilm< ist die höchste Hürde; und hat nichts mit dem epidemisch um sich greifenden Unsinn zu tun, der sich „nach einer wahren Begebenheit“ unverdient-meritendurchlügt- &schlawienert: und eigentlich wegen fingierten Betrügerischen Bankrott regelmäßig vor den Kadi gezerrt gehörte.
Auch hier werden Menschen gezerrt; allerdings in Blechhütten, mit Handschellen und Seilen von der Decke. Die Folterproblematik-Fama eilt diesem Film weit voraus, und muss erst einmal schuttmässig beiseitegeräumt werden, um an einen Zugang zu dem Kern des Unternehmens (dieses Films) gelangen zu können. Sicher, er ist halb-dokumentarisch; und verzichtet, wie gesagt, nie einen Augenblick darauf, ein Film zu sein (zu wollen), der eine erdachte Idee anhand eines erzählbaren, durchkonstruierten Geschichtfadens abspult. Es ist die Biografie einer jungen CIA-Agentin, von Chastain beklemmend authentisch äußerlich gespiegelt, welche die äußere Fassung des Schausteins dieser Kette bildet. Von a u ß e n : denn in die Seelenregungen müssen wir uns selbst versetzen,- einfühlen, entschlüsseln. Hier wird nicht über Gefühle geredet; kaum welche gezeigt; selten, andeutungsweise. Aber wenn SPOILER Chastain nach dem Tod einer emotional nahegerückten Kollegin („Mutter von drei Kindern“) in der Ecke ihres Arbeitsplatzes unansprechbar auf dem Boden kauert, sehen wir das Äußere : das Innere müssen wir uns dazudenken. Der Film hilft uns dabei nicht und das ist Absicht, denn wir werden Zeuge, wie sie zuerst, von so manchem und allmählich wird uns klar : wir sind involviert. Wir sind Teil, nicht allzuferner, der abgebildeten Ereignisse, die wir aus Zeitungen kennen: die wir lesen, die auf unserem Frühstückstisch liegen oder in Abendnachrichten kontaktsuchen: heute. Gestern. Letzte Woche letztes Jahr. Morgen?
Um gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen (wo hier Sympathie, mit dem Kolleginnen-Schicksal aufzuschimmern scheint : dieser Eindruck ist sehr sehr trügerisch. Bigelow (und Boal, ihr Drehbuch-Kollege, schon seit Hurt Locker dabei) erschaffen alles Andere als eine Apologie und dem erfolgreichen „Jagd“ „Erfolgs“abschluß auf den meistgesuchtesten Mann des Planeten. Um es kurz zu machen : Bigelow schildert höchst ambivalent (ambivalent -: eigentlich überhaupt nicht 'unentscheidbar') nicht eine/n Geheimdienstapparat- oder Unternehmung mit Höhen & Tiefen, Erfolgen Sackgassen Verzögerungen & Fehlschlägen,- nein, sie schildert, auf den Punkt gebracht, ein Land im Zustand des Beschreitens eines Scheidewegs : einer für lange, vielleicht entscheidenden Zeit für alle Zukunft, solange ein >Amerika< vielmehr USA dieses Namens so genannt werden wird. Sie hält sich sehr, sehr zurück, diese Schilderung auszuschmücken. Akribisch ist sie bemüht, Interieurs, Landschaften, Worte, Büroeinrichtungen, Vorgesetztengezänk, bürokratische Engpässe, Entscheidungsprozessabwägungen, Militärlager, Kontrollen, Stadtlandschaften und Bevölkerungshabitusse sichtbar zu machen, indem sie sie nur abbildet : wie sie eine Besucherkamera eines fremdplanetarischen Explorationsunternehmens abfilmen würde. Selten, dass mal ein höherrangiger CIA-Abteilungsleiter sich als Mittagsgebets-Teppich zusammenrollender Moslem, dessen inneren Spagat wir uns gedanklich vornehmen könnten (ohne dazu gezwungen zu sein), erweist; eine Möglichkeit, ein Angebot, aber keine Essenz; sondern eine Komplexität. Näher am Zentrum gibt es allerdings Unverzichtbares : und das sind, hier durchaus, die eingangs erwähnten Folterszenen; für mich gehört, gegen Ende, auch die von Seals bewachten traumatisierten Kinder und Jugendlichen dazu; denn was /hier nähern wir uns dem Zentrum/ ist mit der Menschlichkeit?
- Bigelow stellt eine Frage in-, &mit diesem Film : sie schildert unmenschliche Vorgänge. Sie beginnt mit Terror : mit Original-Tonaufnahmen, Handygesprächen, aus den zwei WorldTrade-Towern, vor schwarzem Bildschirm. Sie reicht Gewußtes, Erinnerbares, das Terror bedeutet; sie liefert die offizielle Begründung. Als nächstes sehen (und wissen) wir, mittlerweile genauer+ bestätigt /am Tag des Herauskommens des SenatorinDianneFeinstein-Folterberichtdossiers 10.12. 2014, wie die USA darauf reagierten; auf den Terror, und was der mit i h n e n wiederum machte, rückwirkte und gestaltete. Und hier gestattet sich Bigelow eben keine Freiräume : für das, was sie ausdrücken will, gilt es, absolut von der Wahrheit NICHT abzuweichen, und möglichst nüchtern keineswegs zu polemisieren, um Ausflüchten und nachgereichter Kritik+Entlarvung bereits im Vorfeld vorzubeugen. Sie deutet nicht, sie gefühlsduselt nicht, sie personalisiert nicht; die Darsteller tun, bloß, ohne Umschweife, und Hektik, und in Ausführlichkeit, die auch Zeit für Nebensächlichkeiten bietet, etwas, das jeder tun könnte oder womöglich würde; jedenfalls viele. Sie nimmt sich Zeit für ihre Figuren. Nicht für deren Seelenleben; aber für ausreichend ihre tatsächlichen Erlebnisse, ihren Alltag. >Life is what happens while you're buisy planning other things<; eigentlich darf man dieses Lennon-Zitat nicht in dieser Umgebung ausführen. Aber es weist aufs verborgen Zentrale im nebensächlichen Detail; und das trifft hier zu. Etwa, während eines Handygesprächs inspiziert Chastain auf einem Bildschirm nebenher das Rencontre einiger dreier Fahrzeuge auf staubiger Landstraße; währenddessen türmt sich über einem dieser passierten Fahrzeuge eine Explosions-Rauchsäule; ein Drohnenangriff. Dies hat „kaum“ mit dem Faden der Handlung zu tun; zeigt aber –dort unten, zugrunde der Aufnahme, starben diesen Augenblicks vermutlich mindestens ein Halbdutzend Menschen– wie die Agentin gewöhnt an tägliches Sterben : nein Töten – völlig ungerührt zielstrebig konzentriert einseitig verbissen hypnotisiert ihr tägliches Einerlei abarbeitet : ihr Tätigsein bedeutet Tod und ist beschäftigt mit Leidnähe; G e w a l tsamkeit.
Was will uns Bigelow mit diesem Ergebnis aus ihrer Schneidewerkstatt vermitteln? - Die letzte Einstellung zeigt Chastains Gesicht und Reaktion auf eine einzige Frage : nach 'erfolgreich' beendeter Mission und Abschluss der zehnjährigen Jagd fragt sie ein Besatzungsmitglied des Großraumflugzeugs, ihre Wichtigkeit feststellend durch die Reservation des Riesentransporters für 1 („zarte“) Personenbeförderung : 'Sie müssen ziemlich wichtig sein' : „WOHIN WOLLEN SIE?“ Chastains Rolle antwortet nicht, sie starrt blicklos erschöpft, eine Träne löst die Wange. Diese Frage galt nicht ihr. Diese Frage stellt Bigelow, nachdem sie eine intensive, suggestive, weitreichende Schilderung nicht einer Handlung, sondern der Verfassung eines ganzen Landes gemacht hat,- d i e s e m L a n d s e l b s t : sie hat ihm vor Augen geführt, wo es steht und was es, die letzten zehn Jahre, getan und womit es sich beschäftigt hat : sie hat Unmenschlichkeiten und Grausamkeiten in Reihe geschildert, ohne den Personen ihre Menschlichkeit weder zu bestreiten noch vorzuschlagen noch einzureden : sie hat sie nur bei ihrem Tun beobachtet, und sich keine – sonst filmischen – Unterstellungen erlaubt. Sie hat Oberflächen, und Authentizitäten gefilmt. Und zwar so, dass bis heute selten das Wagnis aufgetaucht ist, i h r (wiederum) zu unterstellen, sie schiebe unter und schmücke aus und richte her. Im Gegenteil, die Anspruchslosigkeit, die Schmucklosigkeit, die Dürftigkeit ist der Schutzmantel dieses Films, und seiner Absicht. Er ruft Amerika zu : hier ist dein Spiegel : das ist aus dir geworden. Ihr entfleucht nicht : gut oder schlecht. Sondern nur : das tust du, leugnest du?- begründe nicht, ich will es nicht hören. Ich weiß, du bist Opfer, und Täter zugleich : was willst du sein? Wofür entscheidest du dich? - sie zeigt Stationen eines Krieges : Schrecklichkeiten beider Seiten. Bombenanschläge, zerrissene Busse und Restaurantbesucher; sie weist niemandem „Schuld“ zu ; sie zeigt Verwicklungen, Zwangsläufigkeiten, Endstationen: Ergebnisse : Fakten. Wie wir sie bewerten,- findet in jedem Zuschauer selbst statt. Bigelows und Boals Verdienst ist es, die Fakten so genügend zu versammeln, dass sie ausreichen, ein resümiertes und gültig befähigtes Bild daraus (für sich) zu destillieren. Es sind die e n t s c h e i d e n d e n , zentralen Fakten : die, die wir wissen müssen. Wir sehen, was aus Maya Lambert geworden ist; wir spüren, am Ende doch einmal, wie zum ersten Mal?, in welches Loch sie fällt, als ihr einziges und ausschließliches „Ziel“ erreicht und ein Schnitt, ein Fazit, eine Erlösung machbar, zulaßbar ist : ist es eine Erlösung? - ich denke, Bigelow wollte uns sagen : der Triumph ist Niederlage; der Sieg des Bin Laden. Er hat erreicht, was er wollte : die USA zerstören, vernichten. Was ihr geblieben ist, ist ein militärischer Sieg; aber die Zerstörung, und Entlarvung eines Systems, das sich selbst zum Hort der Freiheit, des Menschlichen, und dessen angeborener Seelenglücks-Rechte erklärt hat,- dieses Land, diesen Anspruch hat er überführt und der Zerstörung freigegeben : nicht durch ihn,- durch sich selbst, durch ihre eigene Entscheidung, WAS und WIE gehandelt wurde. Vielleicht ist es zur Umkehr nicht /nie, zu spät; aber wie soll man Chastains letzte Träne deuten? Verbindet Bigelow sehr viel Optimismus mit dieser absehbaren, hoffnungslos in die Zukunft, ins Leere starrenden, entdeckenden Frage : Wohin wollen Sie? Wohin? In welche Zukunft? In diejenige ('verlorene Unschulds-Vergangenheit'), die nicht mehr, nie mehr, existiert? In diejenige, militärisch akzeptierte die, wie der Riesenraum dieses Luftfrachtschiffes, die kleine zarte zähgewordene Gestalt Chastains jetzt umgibt, in sich birgt und umschließt? - Das ist real. Abblende.
?James Ivory? richtet ein Massaker in der bleiernen Mitte eines durchaus ansehnlichen Casts an. Von seiner dilettantisch oscargekrönten Hand ins Unendliche hingestreckt fallen die Namen gleich reihenweise in Monotonie. Man kann dieses blutleere Baden in unnötiger grausamer Gleichgültigkeit kaum mitansehen, wobei der süßlich die Nase füllende Leichengestank einer verwesenden Musik jedoch schmerzlich daran erinnert, wie wenig der Versuch lohnte, die Augen vergeblich vor der unendlich drögen Pappkameraderie zu verbergen. Das Sehzentrum jedoch hat 's noch vergleichsweise ausstaffiert gut, verglichen mit dem Sprachbearbeitungsareal des gefolterten Gehirns. Welch erlesener Sadismus. Was hier ein Drehbuch-Dialogschreiber für historisch, sagen wir rechtfertigbar, hielt, muss eigentlich - erst recht auf einem deutschtonspurigen – Schindanger geahndet werden, denn in der Tat : es ist eine überzeitliche Schande, was einer rührend schuldlosen Sprache hier versucht wurde würgend anzutun.
Der Kontrast zu den sorgsam aufgebahrten Interieurs, welche die geschminkten kostümierten lippenbewegenden Leichen bergen, macht die Diskrepanz zum Nihil des Ausgestellten umso schmerzlicher; das schwache Stöhnen und letzte Röcheln der Entleibten /schlimmer Entseelten erfüllt die Stickluft; es ist schrecklich, während Day-Lewis?' Schatten am Rande des Courts treffsicher eine Anmerkung zu Dante lanciert und geschickt abstehen lässt; touché. „Am unteren Ende der herzförmigen Biegung bildet sich herausperforiert allmählich ein dicker sickernder Tropfen, der unendlich langsam, in schwebender Reihe, zu Bodenbrüdern tropft, einen damastenen Teppich zu bilden“. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tropfen sie noch heute, weil offensichtlich, was hier nicht ganz dicht ist;
was keineswegs vor mehrfachem Befingern des berüchtigten Oscar, und anderen perversen Liebhabeleiern, schützt.
Schade, der allzuviele hanebüchen materialisierte (und nicht parabolisierte) Zauber-HokusPokus verdirbt die ansonsten zauberisch atmosphärischen Film-,- auch Darsteller-Zutaten (Timothy Spall & Dame Maggie Smith). EklaTante Drehbuchschwäche, aber wundergeschmackvoll very british.
Ein Gutes Jahr
Und dann hat der düstere Alienator und Blade Runner-Konstrukteur - doch das ihm am wenigsten anzumuten scheinende Genre inspiziert, dessen DVD-Cover zumeist tendenziös zum Pink neigen oder gleich ein ehrliches Rosa eingestehen : 'RomCom' wie bitte Ridley Scott? - 'bedient er sich dazu eines der männlichsten Schauspieler überhaupt (sofern darunter nicht so was wie Tom Cruise oder Sylvester Stallone verstanden wird) und eine der sexplosivesten Schauspielerinnen, auf Höhe ihres vollmundigsten Jugendelans.
Heraus kommt dabei ein Lebensideal-Liebesfilm, zu dem auch Freundinnen oder Frauen ihre Männer ins Kino begleiten oder neben ihm auf dem Sofa Platz nehmen können, um etwas von den typischen Vorlieben der Zielobjekte ihrer Begierden erfahren : Brokern und den MegaMacho erlaubt vorzustellen, - und dabei doch heimlich von leibseeleerfüllten Weinbergbesitz-Daseinsverkosterformen im sonnendurchspülten- &liebkosten Südfrankreich, der Provence, durchdrungen zu träumen, von urig-markhaften Bewohnern (und vor allem Bewohnerinnen) umstellt und arrondiert, welche die Lebensfreude- &kenntnis- - und Fähigkeit! wie einen gewissen Grundpegel naturgemäß im Blut haben + leidenschaftlich halten. Nirgendwo sonst auf der Welt (Italien + Griechenland ausgenommen) wird in herrlicher Landschaft und Kultur, vom Essen bis zum charmant im richtigen Verfallsstadium liebevoll nachgesehenen fixierten Gemäuern, und Pflegen Nähren + Hegen des Nachwuchses an Reben Neffen & Cousinen die Zelebrationskunst des Savoir Vivre so intensiv imaginiert : ein derart hartnäckiges, unausrottbares herrliches Vorurteil, dass vielleicht, wenn irgend dann dort, was dran sein muss.
Und so verfolgen wir, falls männlich genug, den Weg von Ekelneffe skrupelloser (Londoner, gerade L o n d o ner !-)Erfolgsbroker (darin steckt eine eigene Anekdote des ebenfalls nachgesagten Verhältbisses zweier Volksgeschichten) zum weise zurückgenommenen Gourmet des Lebensgenusses „auf dem Lande“, der , also d e r , Provinz, wie sie sich kurz und bündig nennt und alleinstellungsbemerkmalt, und ihr vollblütigstes Geschütz zu 's e i n e r' Bekehrung der Rückkehr vom Materialismus zu wahren Genusswerten auffährt (mithilfe eines 'aber oho unübersehbaren Fahrradwiegens auf geschwungenen Serpentinenkurven).- So und zu dem möchte man allerdings bekehrt werden, skorpionwirksamer „Lavellois!“ Lavendel. Hoffen wir, das alle Broker dieser Welt erinnerlich sich zu träumen animieren, und so gesonnen anmutig bekehren erden lassen, - nur jene an besonderer Börse von Los Angeles nicht : denn die wären die wir bräuchten, um weiterhin solche vollmundigen Verköstigungen unter süßen Lebensträumen, gelagert + hervorgeholt + genossen unter idealen Bedingungen,- manchenmals zu destillieren. Ein Platz zum Träumen… ...so Frauen, jetzt wisst ihr Bescheid, und könntet den zugedachten Platz am Olymp unserer vermöglich vorgestellten Seite, in nicht-ehrenrühriger Stellung, einnehmen, und uns wie wohin nach Belieben hinbringen, wo ihr wollt, vorausgesetzt, dass es an (einer) besagten Stelle ist : a) Norditalien (George Clooney), b) Griechenland (Alexis Sorbas), c) ...ein Weingutberg in Leben-wie-Gott-in Südfrankreich, nicht schlecht für das Ende vom Anfang.
Porco Rosso ist ein ganz persönlicher Miyazaki. Hier hat er einen Film mal einfach vor allem für seine persönlichen Vorlieben gemacht,- nicht so sehr, um sein Publikum zu beglücken, und es zeigt sich: was Hayao glücklich macht, vermag es uns genauso. Solches Wiegen in Luftmeeren und auf klaren Wellen, reine Männlichkeit und schlichte Ideale, Konkurrenzen um Maidengunst (der schönsten träumerischsten natürlich), spielerisches Durchkämpfen des Lebens, Gewinn und Verlust auch wirtschaftlicher nachgeordneter Natur,- Rückzugsverstecke und Abenteuerauszüge, heimlicher Freundschaften und ehrenvollem Kräftemessen, um Hohe Einsätze und gewagte Investitionen in Gefühle und Gerät und Perspektiven gefällt uns auch! Ein Schwein wechselt öfter mal die Gesichter – der Welt zeigt es, nach einigem Erleben, das erwachsene Gesicht eines Zynikers, der eigentlich ein Romantiker, nicht der Herzensgüte, sondern des verlorenen Anstandes ist – nicht des persönlichen, sondern einer (faschistischen) Welt, die dabei ist, ihn aufzugeben. D i e s e Art Faschismus ist nicht vorbei – welches Individuum kann und könnte diese große ganze Welt, in die wir uns hineingeboren mehr oder weniger unsentimental uns eines Tages wiederfinden, schon ganz unbedarft zu der ganz seinen erklären? –uns alle trennt ein Abgrund mittlerweile erlebter Geschichte davor, uns bruchlos Zuhause zu fühlen; und je mehr Eigenständigkeit, desto größer die Distanz.
Bei Porco Rosso könnte sie ferner nicht sein. Unzählig die Anspielungen, welche die Welt zur Angelegenheit von >Menschen< erklären – wenn diese von Menschen sich angeeignet wird, verbleiben solche einsamen Gestalten lieber im selbstgewählten Exil als >Schweine<,-merkwürdige Umkehr der Fronten, da es doch in diesem „Schwein“ ist, das ein ungewöhnlich menschliches, ehrenrühriges und ritterliches Herz voller natürlicher Einfachheit, Treue und Empfindlichkeit schlägt – und dabei doch voller Robustheit, Kampfesmut und Vitalität. Es ist eine männliche Fabel. Kindlich ungebrochenen Mutes und Lebensoptimismußes; nicht überzüchtet, und auch nicht verkürzt. Casablanca und ‚Rick’s Cafe‘ und Edith Piaf und Jean Gabin und der Eiskalte Engel und Douglas Fairbanks und ein reiner blauer Himmel, Lagunen und Wellen, Leichtfüßigkeit, Träume und Zuneigung und unerfüllte (unerfüllbare unstillbare) Sehnsucht und absolute Ehrlichkeit: - denn das Leben läßt sich nicht ehelichen und mit einem Goldenen angetrauten Ring gefangennehmen (weswegen Porco und Gina auch auf ewig wie Quichotte und Dulcinea fern beieinander zusammen vor Augen der Welt getrennt bleiben müssen,- egal was sie heimlich so für Geheimnisse miteinander teilen. Es sind Geheimnisse des Augenblicks). Übrigens: Bernini, der in das mythische Elysium des Flieger-Himmels auffährt, von dessen Saum Porco – war er noch ein Mensch – zurückkehrt, war eben Tage zuvor trauzeuglich verheiratet – an „Gina“. Klingelt da was? – genauso wie zuletzt am Abschied ein kleines rotes Flugzeug an der langen Pier rechts auszumachen ist. „Die Besten gehen zuerst“. Sie gehen – oder sie fliegen – sie können nicht bleiben. Denn das Leben ist immer unterwegs. Und es liebt diesen klaren blauen Himmel, das Meer, die reinen starken Herzen und klaren Konturen Großen Gefühls und Einsätze unbekümmerten Risikos. Denn es geht nicht um ein Ruhestandsgehalt. Es geht um Teilnahme – an Großen Wahren Dingen, von denen wir ein Teil sein können. Und solange fühlen wir uns lebendig. Als Individuen. Scheiß auf die Geschichte, die zumeist als diejenige des Herdenviehs in den Büchern steht. Daneben entwickelt sich unsere, ganz persönliche. Und die ist eine andere. Auch wenn es Abseitsstehen bedeutet. Und in seinen besten Momenten wird Porcos Gesicht, von dem abgewehrten des Schweins, das er der Welt zeigt, wieder zu dem menschlichen, was er immer noch ist und insgeheim bewahrt, im Gegensatz. Und wer Porcos (verheimlichte) Ideale teilt: ist er nicht auch ein Außenstehender, Unzugehöriger, Fremder, in dieser Welt der Seßhaften, und Besitztumsverwalter?
Er hat es wieder getan! Ich l i e b e diese WesAnderson-Familientableaus! die sich ständig erweitern + Nachwuchs bekommen! Ich liebe ihre Charmance, ihre Köstlichkeit, ihren Humor, ihre Güte, ihre Feinheit, ihren Geschmack, ihre Wärme, ihren Duft, ihre vornehme Distinktion, ihren Gout, ihre Menschenfreundlichkeit, ihre Weisheit, ihre – duftende Seele. Ist es nicht das, was uns, wenn wir es nur zu selten einmal irgendwo finden und erkennen, uns zwingt, vorbehaltlos und ohne Einschränkung uns zu ergeben und im Innersten glücklich – nur zu lieben? Sind WesAnderson-Kunstturmwerke nicht Liebeswerke? Kleine bescheiden eintretende Liebes-Perlen? Lebkuchen-Herzen, auf Jahrmarktbummeln mit der und den Personen, die wir lieben, können und müssen, umhalst? Deren Schmelz, Stimmung, Bilder uns mehr als die Augen füllen, welche Blicke unserer Seele, nur noch eine bezeugte Gefühlsgewissheit für immer, in diesen Augenblick gebannt, zu sein, uns bereits während des Erlebens klar wird? Wo nicht mehr nur Augen – blicken, sondern das Herzfenster, aufgeschwungen, meint hinaus zu träumen, und einen einmaligen Erlebensmoment festhält, in dem alles sich zusammenöffnet und Referenz erfährt? - derart ist die Kochkunst, die >Mendels'<-Patisserie dieses sanftweiseorientierten Künstlers, inspiriert diesmal von dem ihm da wohlwollend ähnlichen Stefan Zweig. & des Thomas Mann : in dessen Felix-Krull-sonderbarer-Welt, der piekfeinen und nobless charmanten Grand-Hotels (eine verschwundene, abgemagert geleuterte Spezies) wir vordringen,- nein, einen Einblick, einen im Raum verschwebenden Odeur wir nehmen dürfen, von Großzügigkeit, und Herzensgüte – und tragikomischen Klamauk.
Das ist ein Bejahen, das vom Gräßlichen, Schlechten, Unförmigen der Welt weiß. Deswegen ist es ja so gut. Es ist ein Lachen trotz-, - ins Angesicht der Welt, wie sie ist. Und die ist nicht ausgespart. Sie ist, in ihrer verschraubten Absurdität, stets im Zentrum dieser lebensweisen Kunst gegenwärtig ja allmächtig. Sie ist ein Hohnlachen (ganz verschmitzt und verhalten und gar nicht laut) – mitten ins zerschnittene Gesicht der Barbarei. Wir putzen hier das Ende der Geschichte von Monsieur Jean - es gibt übrigens einen ähnlich guten Comic dieses Namens, von Dupuy-Berberian/den ich empfehle – nicht heraus. „Über Gebühr“, wie er bemerken würde, in spitzer, triftiger Wortwahl. Ach, zum Seufzen schön – die überbordende Kunst der Tableaus, und minutiösen Abläufe, der spieluhr'öffnenden Fenster, tippelnden Stufenkehren, aus- & einsetzenden Musiken (wundervoll Desplat), der herbeigeholten vorbereiteten Hocker, Vorhänge, Pappmachee-Modelle, Museumsbesuche, kontrollierenden Meister, verschneiten Sudeten und wurmstichig angemalten beige-rosa'nen (!) Hallen und (wie stets über mehrere Wahrnehmungsstockwerke erstreckten verteilten und verbundenen) Gänge, „PrinzHeinrich“- und „KaiserFriedrich“-Zimmer (-und Dienstboten-Schläuche).
Die Geschichte, die wir erfahren, ist also durchaus tragisch – und wiederum überaus träumerisch komisch: unverwechselbar verwechselbar. Divina Comedia oder Comedia Humaine? Der (verstorbene) Schriftsteller, ein National-Heiligtum – und sein Enkel – und seine Verehrerin (das sind wir) : es ist gar nicht wichtig, wer gerade wo lebt, und wer es derzeit gerade, und wer es wenn einmal nicht mehr täte : wichtig ist, das die Geschichte lebt + webt, und – wie?- erzählt wird. Es lebe die Geschichte! Und die Geschichten der Geschichte! Es lebe das Erzählen – auch von tragischen Gegenständen – sie werden von allein komisch, egal, wie ernst es ist – wenn man sie nur richtig zu erzählen weiß : nämlich die Geheimgeschichte, :ebenfalls – diejenige z.B. nicht verschwiegen sein dürfende/ der Gesellschaft der Schatten,- nein der Gekreuzten Schlüssel, welche, in jener verborgenen Welt, mächtigen Einfluss besaß und ausübte. Eine Geschichte, von Schweijk und Davos, von Zauberberganstalten, Häftlingsverliesen mit gestreiften Anzügen wie Chaplin sie vor-trug, voller Tragik, Heldenmut, und bewahrter Liebe, Einsicht & Tugendstolz. Es ist die Würze vom Salz, die wir hier speisen, und zu verkosten kriegen. Das ist nicht irgendein Klamauk und bester Zeitvertreib, den Sie hier unter die Nase angeboten zum Zerrieb Sie bekommen : das ist, ein altes Lehrer-Wort zu variieren, nicht das Erste-Beste, was Sie haben können, sondern das ….Aller-Beste uneingeschränkt. Etwas Köstlicheres gibt es auf diesem Gebiet, wiedererlangter Reine, und sündebefreiter, überwundener Schwerelosigkeit nicht : Genuss ohne Reue, und, da es Wissen, und nicht Tasten (wie etwa BluesBrothers) entspringt, ist es auch kein Wunder, dass Wes Anderson : uns im stet wachsenden Kreis seiner offenbarten und heimlich angehörigen Freunde, schon zum Fünften Mal – ein solch immer entfaltet aufsteigendes, schöner je länger je lieber werdendes, wie lebendes Kerzenlicht in der Dunkelheit leuchtendes Erzählwunder be-schenkt.
Natürlich betritt hier Robert Altman (wieder einmal) vermintes Feind(bild)gelände – erneut dasjenige von imaginärer Upper Class, und durchaus (wieder) nicht vor allem unter dem Vorwand, allein zu rekogniszieren und denunzieren. Die schlichte und erneut sympathische Wahrheit ist, dass Altman sogar in der Welt der für Ärmere >Reichen< den einen menschlichen Kern entdeckt – das problematisch Fragwürdige ebenso wie die schlicht genialische Lösung – aller über den Kopf wachsenden Probleme – Revolution. (Nicht so sehr das Französische oder Russische Modell – sondern die unerhörte, nie dagewesene, nie ausprobierte urrevolutionäre Revolution – die der Authentizität, die der S e l b s t b e s t i m m u n g (Vorstufenstudie diejenige bereits von Helen Hunter angekündigte Rolle) – und die, hier im Film, (und leider nur dort, trotz allen zeitlebens Bemühungen Altman's) dazu führt, dass, als schließlich der Tropensturm ausbricht und alles hinwegwäscht und in Auflösung begriffen sein läßt und zu Bergen (und Modellsiedlungen in der Wüste) versetzt,- dass die ergreifend schlicht lesbische Reiche-Tochter hin-und hergerissen zwischen Brillenheiratskandidaten und ihrer Liebsten im denkbar unpassendsten - oder doch wieder passendstem?- Moment die letzte Möglichkeit, der einfachen und ergreifenden Wahrheit wählt : und in der zugleich sich selbst. Brav (tapfer) und gut gemacht. Bravo!
Den meisten wird das (wiedermal) Revolutionäre von Robert Altmans Filmikonographie nicht einleuchten mögen. Zu exotisch ist das Objekt: die Anmutung der Welt der Reichen und Extraordinären, welche vielen, die diese Bilder sehen, nur wie eine Fata Morgana aus Morgenland vorkommen (und zumeist zu instinktiven Autoimmun-Abstoßungsreaktionen führen). Wir mögen diese Welt eigentlich im Durchschnitt nicht. Und wie weit muß man sich gemein machen, um zu erkennen, das Altman diese putzige Larve nur nutzt, um erneut, den Menschen auszustrippen, bis auf die Haut zu befreien, ihm den Schlüpfer herunterzuziehen und nachzusehen, was dann, wenn man seinem eigentlichen Intimbereich naherückt, zu untersuchen bekommt? Warum müssen wir, wenn man das menschliche Wesen zu studieren vornimmt,- gerade mit dem REICHEN Menschlichen Wesen beginnen? -Es könnte alles sein: ein Müllabführer, ein Hottentotte, ein Astronaut, ein Sozialarbeiter – warum wählt Altman gerade ein kern-REICHES Wesen? - Aber sehen wir uns schon den Titel genauer an: denn (das gehört nur dazu) es (soll) handeln sich nicht zuerst um eine Reiche Frau – sondern um EINE Frau. Auch hier ist übrigens einen Moment lang bedenkenswert, sich damit aufzuhalten, warum es „Dr. T and the Woman“ und nicht “-Women“ - Singular statt Plural – heißt. Dr T und die Frau? DIE Frau? Wohl keine konkrete (auch nicht die Reiche), wohl aber ein Destillat aus einem Segment. Warum gerade ein begütertreiches? -: Warum nicht? -: Altman liebt Herausforderungen (des Zuschauers, bei jeder Gelegenheit) und so stößt er ihn erst einmal vor den Kopf. Wollen wir doch mal sehen, ob es ihm gelingt dieser selbstgestellten Herausforderung zu begegnen, und ohne oder sogar gegen die Sympathie des Zuschauers aus einem Haufen, wie es scheint, Hysterikerinnen und paralysierten Hennenrennen das durchschnittliche Wesen „der“ Frau herauszufiltern- und zu er-würgen (aus männlicher, wohl eher Verehrer- als Lohnschreiber-Perspektive, denn Ausgangspunkt und Leidtragender ist doch ein zugeneigt harmloses Wesen, Dr. T in Stellvertreter-Praxis für eine sonstige geforderte Hälfte der Bevölkerung. „Hälfte“ – tatsächlich? - möchte man kaum glauben, denn, typisch Altman'scher Spezialauffassung hintergründigen (nicht: -fotzigen) Humors, scheint er bemüht sich ein Gaudi daraus zu machen, Frauen in Scharen, nahezu ausschließlich gipfelstürmerisch dieses Tableau beherrschen zu lassen. Frauen – „innerhalb eines Segments“- in nahezu jeder Form- und Erscheinungsgestalt, wenn auch (eher ein Verständnis-Hindernis, hochgelegte Latte:) alle pleurabel güterlich wohlsituiert. Näheres zum Fächer gleich, nur noch: Altman hat – Humor- offensichtlich versucht, auszuprobieren, wieweit man in einem Film, dessen Personnage Aber-Aberdutzende Personen umfaßt, das Männer-Frauen-(Problem)-Verhältnis in einen einseitigen Bereich zugunsten verschieben kann: es scheint, er hat sich geradezu ein inneres Fest daraus gemacht, das voranzuübertreiben. (Im Übrigen trifft „Fest“-Zusammenhang mit Altmans Spätwerk-Filmen es gar nicht schlecht : jedesmal noble ausgelassene Familienfeier-Jubileen, mit geschmackvollem Feuerwerk).
Aber es wird Zeit, uns um den Fächer zu kümmern. Dr. T ist also Gynäkologe, und zwar einer Haute Volee, einer Wohlfahrtgesellschaft, die alles hat (nur nicht gleichbedeutend unbedingt mit Sinn). So kristallisiert sich auch Dr. Ts Problem heraus (oder ist es doch das seiner Frau, wie Bree evt. anmerken würde?) : seine geliebte Katie soll allem Luxus zum Trotz am 'Hestia-Syndrom' leiden: welcher selten erforschte Problemkomplex zumeist Frauen befällt, die über jede wünschbare Glücksbedingung verfügen – Reichtum, Sicherheit, Familie – und, einen Mann, der sie hingegeben ausschließlich liebt, ihr treu ist, dienend hingegeben, oder, wie Dr. Gere einmal formuliert: „Frauen sind Göttinnen, Heilige, von sich aus gar nicht in der Lage, Schaden anzurichten“ - d a s in ihnen zu sehen : auf ihrem natur-gesellschaftsüberlassen-errichteten Piedestal.
Frauen sind stets in Zugzwang, neurotisch perfekt zu präsidieren : Göttinnen : und als Sieger durchs Ziel zu gehen, in stets präsenten Punkten. Handelt es sich um einen Platz an (nahe der männlichen, sogar geburtshelferlichen) Sonne – oder um eine Zwillingsgeburt: es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen; und eine wird gewinnen. Dieser Kampf ist ihnen nicht in die Wiege gelegt: oder dort vielleicht schon, aber nicht, wenn wir (wieweit noch?) darüber zurückzugehen gezwungen sind: doch wohl nicht in die Gene? Stimmt es, was Dr. T sagt (er behauptet es kaum, stellt es nur hin) : „Wir /Männer/ zwingen/bringen sie dazu“? Nun, weite Film-Läufte hinweg scheinen zu belegen: Frauen sind durchaus selbst dazu in der Lage, dafür zu sorgen, dass das Chaos ausbräche – auch ohne sie.
Die Praxis von Dr. T ist ein brodelnder Vulkan. Keine Menschenseele – außer Frauen, und handelt es sich lustig darum? (eine durchaus berechtigte Frage, sieht man einen Film, der thematisiert /neben äußeren Verstrickungen/, ob 'Frauen' GÖTTINNEN sein müssen/dürfen/sollen,- oder dasselbe gilt als bloßer nackter bedürftiger MENSCH zu sein.)
Dr. T jedenfalls, Vater dreier Töchter, multipliziert mit denen seiner zu Haus scheidungs-interresidierenden Schwester (merkwürdig oder zu heikel, dass das durchaus nicht un-relevante Thema seiner MUTTER ausgespart bliebe – ein zu heißes den Film überforderndes Eisen noch dazu?)- … Dr. T jedenfalls – also?...- Dr. T's Welt dreht sich um und ist bevölkert von nahezu ausschließlich Frauen, in und durch jede Lebenslage : Dicke, Dünne, Alte, Junge, Selbstbewußte, Hysterische, Fleißige, Frustrierte, Eifersüchtige, Vernachlässigte, Süchtige, Eingebildete, Hinterhältige, Neidische, Besorgte, Mütterliche, Versorgende, Konkurrierende, Verliebte – was für ein Knabenverein ist dagegen die monogame Jagdgesellschaft von unilateralen Flintenhockern – nahezu unbedarft, eindimensional, berechenbar, phantasielos – /und phantasievoll (und nichtmal besonders effektiv) - allein im gernsitzlichen beWarten-Auflauern und Figurieren von Jagderfolgs-Methoden /zum von Frauenhand bereiteten Pausenbrot /wo sie dann im rechten Moment nicht zum Treffen kommen, weil sie, verwirrt abgelenkt, vergessen haben, ihr Instrument entsprechend zu präparieren – könnte das turbulent chaotischen Frauenwelten, allzeit spontan bereitet aus jeder tumultuösen Gemengelage heraus instinktiv zu reüssieren, passieren? ist das denkbar? Frauen, die stets bis über die Halskrause in unüberwindlichen Schwierigkeiten stecken, (und mit häme-revanchistischem Genuß zu konstatieren scheinen, wo JFKs männlicher „Kopf explodiert“ ist,) - agieren doch stets offensichtlich durch Adaption gewöhnt zielsicher auf irgendeinen weiter stabil handhabbaren ANDERS chaotischen Unmöglichkeits-Zustand darüber hinweg wie einen speziell zelebrierten Gesellschaftstanz – eine nie abreißende Kette desaströs simultaner Fort-entwicklung, eines freibeweglichen Wiege- Ab-sturzes, der niemals zum Aufschlagen (zu spät?) kommt. Außer, und damit wird Zeit zu Altman's interessantem Fazit zu gelangen,- höchstens
sie entscheiden sich dazu.
Einen Film lang haben wir (gelassene) Zeit, und Gelegenheit, das Über-den-Kopf-Wachsen und dort -Zusammenschlagen der weiblich typisierten Schwierigkeiten zu beobachten: und das weibliche Wesen bleibt rätselhaft. (Das ist das Angenehme beim Mysteriösen). Altman ist klug genug, genügend intelligente Synergieeffekte zu beobachten und ins Visier zu nehmen: ist die Frau nur deshalb so dekadent, und zum Beispiel fremdbestimmt (von männlicher Wirtschaftserfolg-Hegemonie), weil > die Gesellschaft< ihr Anpassungs-Modell so bestimmt (hat)? Ist sie ein fremdbestimmtes Produkt? Ließe sich dieses unter anderen Auspizien steuern und ersatz-modellieren? Ihr wahres Wesen? Diese Frage bleibt angenehm vage. Scheinen tut es so, dass nicht die Frau allein geformt wurde von Verhältnissen, denen sie antwortet, - sondern das diese Verhältnisse so sind, weil sie Frauen einen passenden Ausdruck ermöglichen – ihnen eine angemessene Lebens-&Daseinsform bieten, die ihr Wesen nicht verkehrt,- gar im Gegenteil sogar diesen gesellschaftlichen Verhältnissen erlaubt, zu sein wie sie sind, w e i l s o Frauen in ihnen (zugleich) auch leben und existieren mögen, auf diejenige Weise welche sie akzeptieren, - womit sich die Frage nach der krummen Banane oder dem zuersten Huhn oder Ei erledigt: eins geht n i c h t ohne das andere, und es ist müßig, diese Frage „ENTSCHEIDEN“ zu w o l l e n (eine typisch männliches tumbes überunnötiges Klarheitsbedürfnis). Eine Frau, wenn man mal das hier so einfältig im Tonduktus aufnehmen will, WILL nicht, sie I S T - im existenzialsten Sinne (d a s sie e x i s t i e r t )(wie sie ist) (wie es dazu k a m, ist nicht nur unnötig, sondern unmöglich- zu beantworten - “wissenschaftlich“). (Sie ist ein Phänomen). Man kann das Problem verkürzen; Altman jedenfalls fällt letztlich auch nicht viel Besseres (ganz tief unten, nach allem Fremdgehen, mit Antworten) ein, und deswegen reduziert er, da Film nun einmal eine Antwort haben & geben muß (wird verlangt), reduziert er sie auf ein pragmatisches Minimum. Und jetzt kommen wir wirklich allmählich zum reduziablen (und so weit nützlichen, sicheren) Kern.
Der wäre: nach viel studiertem Hin-und Her, während dem die bedauernswerte immer unsouveränere Gestalt des gebeutelten Dr. T allmählich die Form-contenance verschmiert,- kristallisiert sich ein Teil des sicher feststellbaren Problems heraus: seine heiratskandidable „fast erwachsene“ Tochter ist nämlich in ihre Brautjungfer – hoffnungslos weil naturgenetisch veranlagt und nicht durch „Umerziehungskurse“ beeinflußbar //ist heute, gerade für texanisches Publikum, unverzichtbar anzumerken// - verliebt. Die Braut verknallt nicht schrägwärts den Bräutigam (das „pflanzt nur die Art fort“) sondern die Brautjungfer direkt. Was machen? Was tun? - wenige würden im amerikanischen Film reagieren wie Altman, der alte Revoluzzer, es tut -
er lässt nämlich den Laden hochgehen, mit Mann und Maus, und nagelt nicht gleich dazu einen neuen Eigentümerhinweis an den Kahlschlag. Die Handlung findet keine konkrete Auf'Lösung'. Sie ist völlig offen (eher geöffnet). Sie gibt zu, /derzeit/ keine zu haben – noch zu brauchen (was der Wahrheit entspricht). Sie tun /derzeit nur: und das ist geradezu revolutionär: das was r i c h t i g wäre (+ ist), nämlich wählen das exakt filmwärts endlich hingebauschte Zutreffende (ohne Verpackung, und Schleifchen) (typisch weibliche Art des Wählens). Das sieht man nicht oft, im Kino, und noch seltener im amerikanischen. Wie gut, das niemand Altman-Filme weiter öffentlich beachtet, zum Protest : sie sind wohl zu – anspruchsvoll? - nö, komplex, zurückgenommen, verfeinert, verhalten differenziert : wenn die Revolutionsbimmel wetterleuchtet schlägt, bei Altman, ist es mehr ein Christglöckchen-, aber kein Donnerschlag (den alle instinktiv erwarten). Dazu ist dieser Grandseigneur einfach zu generös, zu menschensgütig wohlerzogen, evaluiert, und außerdem will er kein Chaos, das unmittelbar (die Massen stets Gewehr bei Fuß) ausbrechen würde, gäb 's einen einleuchtenden Vorwandsalarm aus Fanfarenmund. Er spitzt ihn lieber zu Pan's Flöte. Es genügt (ihm) so, distinguiert – und herzenswarm – und liebevoll ironisch darauf hinzuweisen, das er nicht der Meinung der dargestellten Symbionten wäre ; dass er vorzöge, wenn j e d e r den Mut aufbrächte, das momentan zu tun, was (für ihn, oder sie) richtig wahr gehalten ist /sofern es sich nur um : relevante Anpassungsprobleme (an gesellschaftsverhängliche)(verhängnisvolle) Konvention handelt.
Altman ist großzügig. Er behandelt die – zum Schluß (des Films) auch erkannten gesellschaftlichen Probleme aus der Distanz heraus, die nicht ins Verbissene, sondern Generosität abgleitet-, sondern sich bewahrt: die Distanz. Aus der Ferne klingt sein Lachen – wie sein Bedauern, gleichzeitig. Man kann nicht umhin zu bemerken (sich zu denken, vorzustellen, das die menschliche Komödie -plaudite amici- ihn amüsiert – - mitfühlig erpreßt vor die Entscheidung gestellt, zu greinen, berserkerhaft zu krittelnörgeln, zu randalieren – oder großzügig: sich wenig zu entfernen, danebenzustellen, und zu einem herzlichen Lachen oder wenigstens Lächeln zu synchronisieren – übersetzt, in filmische Reaktion. Er entscheidet sich NICHT versucht zu skandalisieren – sondern zu streicheln, und zu trösten – und zu einem versuchsweise aufhellendem Lachen zu animieren, und es ist erstaunlich, das ihm das bei einigen, die ihm bis hierhin gefolgt sein möchten, gelingt (die Zuschauer zumeist lassen einen Altman-Film, weil er einfach gutgemacht ist, über sich so hinergehen, „plätschern“, und fragen sich nur zum Schluß, aufgenickt : und? wie jetzt? wozu das Ganze? das soll der Schluß sein? - nun gut: hat sie ihn eben nicht geheiratet-...)(was ja im Prinzip auch zutrifft) -
aber diejenigen, denen sich diese Fragerei samt unzugehöriger Antwort n i c h t stellt, lachen überraschend oft gern angesteckt gleichgestimmt mit & lassen sich von dieser Art /im gewissen Grunde überirdischen (so weit entfernt, distanziertem) Humor anstecken, und bekommen Gute Laune – was vielmehr Spaß macht, als anstrengende (weil man vorher weiß : nutzlose) Randale und Gezeter-Mordio (welches die Alternativen wären).
Altman's geplant perfekte Hochzeit scheitert also: das ganze schöne Arrangement löst sich buchstäblich (sinnbildlich) – in Luft auf. Geniessen Sie diese Irrfahrt, wenn Dr. T's Kopf wirbelt. Er versteht die Welt nicht mehr, selbst seine Geliebte kann mit seiner in Aussicht gestellten männlichen freiwilligen hegemonialen Fürsorgeübernahme nichts weiter anfangen. WOZU sollte sie das wollen – ihre Selbstbestimmung aufgeben? Warum sollten WIR es? WARUM TUN wir es dann – TAG FÜR TAG ?!?) Sehen Sie: Altman schafft es doch jedes Mal wieder, den ganz großen Bogen hin zu der (anklagenden) Absurdität des widernatürlich Bestehenden zu bekommen. Und zwar so, dass zumindest ich, wenn mir jemand anfängt vom GroßenGanzen zu klagen: im Sinne, wie es nicht in Ordnung sei -,- ich n i c h t das pure Kotzen und Grausen bekomme. Denn Altman ist zugleich einer der (wenigen) derjenigen, der das angerichtete Chaos nicht zu erkennbaren selbstgenießerischen Zwecken, auch nicht in gesellschaftdenunzierlichen Sinnen, ausnutzen,- um sich zu profilieren, und anklägerisch herauszuputzen. Er lacht einfach – drüber. Und dort oben ist, /scheint's, führts dazu :zu derart Heiterkeit ob Absurdität, & Guter Laune:/ ein scheint's gar nicht übler Platz, zu sein.
Nun bleibt nur noch ein etwas witziger, überflüssiger Nachspann (n a c h dem finalen furiosen Ende, wenn Alles + Dr T umeinander drehen). Der eigentliche Film ist mit dem Platzen der Hochzeit ausgesaugt + durchgeführt. Altman erlaubt sich noch einen verschmitzten hochprozentigen Magenschliesser: nachdem er seinen Triumph noch ein bißchen übertrieben ausgekostet und zugespitzt hat (selbst die Geliebte dessen / T 's Welt auf den Kopf gestellt hat, durch ihre männer-autonome Autarkie, als selbstständig lebensfähiges eigendominantes Wesen),- nach diesem Zusammenbruch aller Werte (und bitte zu bemerken, das diese aktuell gültige Währung sind, die unser aller Gegenwart BESTIMMT de facto, aber wir wollen & durchschauen oder nicht),-...
nachdem also alles, was ist, zertrümmert um Altman's Dr. T herumschwirrt im endlich auch äußerlich formvollendeten Chaos,-
landet der Gute dessen Welt durchgewirbelt wurde, mitten in der mexikanisch mojavischen Wüste. Ein paar Mädels (immer wieder der beharrliche unaufgebliche Altman'sche beständige Humor) holen den sich Aufrappelnden heim : zur anstehenden Entbindung den männlichen Spezialisten (selbst im letzten Kral glaubt man heutzutage nicht, das Geburt Frauendomäne ist). Und er bringt zur Welt – glücklich endlich einen gesunden JUNGEN.
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Wer dazu nun erlöserlich glaubt, ein gesellschafts-mahnliches Bekenntnis Altman's herauszulesen (>Erobert die /entglittene/ Macht den Männern zurück!<) der hat sein Schmunzeln /oder Kichern?, meine ich, nicht verstanden. Aber es ist, zugegebenermaßen, ein netter witziger letzter Seitenhieb – auf uns alle,
die wir sind (zuliessen zu werden) wie wir sind -
/was den unmaßgeblichen männlichen Teil-Teil angeht: nicht so zuletzt nur rein akzeptabel, geheimnisvoll fortbestehend mysteriös das hinanziehende Ewig-Weibliche. Trotz allen zweistündigen Umspielens in wundervoller Gaukelei immer noch unergründlich.
MÜSSEN Sie nach wie vor einen Sinn manifestieren – bleiben Sie vergeblich auf der ewigen Verliererseite. S o ist die Frage falsch gestellt. Es gibt keine Frage. Nur eine vielgestaltige Tatsache: und die ist : keine zu sein. Nur zu reagieren – den Augenblick. Und der kann einen Moment später ein ganz anderer sein.
Man darf, denke ich : dem der solchen Film zu drehen imstande und so zu präsentieren ist,- berechtigt eine Menge Studium, Leiden-schaft und Erfahrung, weit über das Maß hinaus, dazubilligend annehmen. Altman >Homme des Femmes<: steht sicher diesbezüglich Truffauts berühmten Einzeiler nichts nach. Und es ist schön, dass er seinem lebenslangem Studium dies Denkmal zu setzen und mit einer durchaus männlich notierten Anmerkung nützlich versehen- uns nachzulassen vermochte. „Es wird zwar nie tatsächlich fliegen: aber es ist ein schöner Traum 'wie “ (Aviator).
… und Träume s i n d nicht allein notwendig: sie sind s c h ö n ; vor allem zu zweit. Was Männer angeht: mit e i n e m Wesen : „der“ Frau, der unendliche Gesichter zur Verfügung stehen, und doch bleibt : d i e Frau /nach einem langen Leben, mit ihr, immer noch vor ihr knieend: so soll es sein. Ein Leben nicht als Kavalier: lohnt nicht, und geht an der Essenz vorbei. Ein mysogyner, brummbäriger einsamer aussterbender Tropf; und 'recht zu haben, nützt auch nichts'. Ist es ein Traum ; ist es besser ein schöner.
DIE MÄNNER JEDENFALLS NICHT: auch wenn im Falle die Menschheit vielleicht besser : objektiv OHNE Frauen, dran wäre.
Sehen sie, wie unnütz paradox dies gestaltlose Denken, >ohne Frau< (Einzahl), zum Nihil sich entwickelt und 'entpuppt im Nullkommanix?
Das hat ABBA nicht verdient. Zugegeben, das strahlende Hyper-Dur der zweiköpfig-goldkehligen Musikke hat etwas, was den griechischen Kykladen (das Original : Kalokairi) ähnelt,- jedoch mit Naturcharme anstelle des Zuckergusses, der hier mit Feuerwehrschläuchen drübergespritzt - ausgegossen wird. Dazu eine starr krampfige aufgesetzte Lebensernstfreude, die selbst feuerholzsammelnde Urmummen ansteckt, dass einem das Eis in den Knochen gefriert und das Blut aus dem Gehirn weicht, während der Tinnitus zum Herz in den Hose-Beinen zuckt. Die Streep gibt dem Publikum, was der Streep ist : das niemand sich beschwere, denn die Powerfrau steht zu gleichrangigen Zugnummern quer aufs Ankündigungsplakat gedruckt; was also nörgeln, zumal die gegönnt samt Nebenschraubschnecken ihren Spaß haben und erkennbar hatten? Die Bühnenregisseurin hat einen Frauenfilm kreiert im strahlenden Rosa einer Glitzermeers-Hochzeit. Männer, die so beschrieen öfter mal ausziehn, die Rundungen der Welt zu erkunden, dürften eine Weile bis das Ding in Vergessenheit geraten ist, einen größeren Bogen um solche ruchbare Insel der Glückseligen schlagen, um nicht versehentlich von Sirenengetön becirct Gefahr versenkt zu werden laufen.
PS auf Akrotiri (Santorin) gab es mal eine entzückende helladische Insel-Frühkultur. Vielleicht waren Eleven dort beschäftigt, eine Vorform des Musicoperettchens zu proben. Damals war Zeus, der Blitzeschleuderer, noch mächtig.
The Wolf of Wall Street
Die Chance, die Gordon Gecko sprichwörtlich geworden ergreift, etwas über das Getriebegestänge des Kapitalismus in seinem filmreifen Hintergrund zu vermitteln, verstreicht in Scorcese-DiCaprios ebenso filmreif byzantinischem Börsenepos ungenutzt. Orgien, ja ; aber Hintergründe winkt die Wolfsfigur dieses so gewandelten WallStreet-Mythos('hätte beinah –Karikatur gesagt) selbst müde oder irritiert ab :“Sie würden es ja doch nicht verstehen“, 'außer dass Sie vielleicht einen >Brocker<Begriff 'Pennystocks? mit nach Hause nehmen dürfen, und zugeben, dass Sie den ab heute vielleicht schon mal von gehört haben' ? - schade. So sieht man nur zu, wie ein ohnehin kerngesund sich allzeit besten Wohlbefindens erfreuendes Vorurteil, von der hemmungslosen Wolfsnatur gewissenunbelasteter megageldscheffelnder betrügerischer Börsenspekulation, 3 Stunden lang auf jede erdenkliche Art sich die Sonne opulent auf den Bauch scheinen lässt, ohne näher zu ahnen warum nur wie. Das allerdings wird lang und breit wie Caligula geschildert; Drogen, Nutten (mit + ohne Trauschein), Yachten, Lamborghinis (ihre in der Wolle wechselnde Farbe beliebig austauschbar), Dollarbündelleibschnallen, Geldkoffer, Innenarchitekt-Interieurs in Villen am Meer, Europa und Reichenghettos. Und ein u-bahnfahriger, leicht angetrockneter, farblos umständehalbergewinnender schnörkelloser Bürokratenmoralist mit seiner drögen Zweiminute-statt-Viertelstunde Ruhm (undankbar verschleuderte Rolle so!). Danach aber können wir uns also wieder nett abzukupfernden Dingen (weiter) zuwendend etwas über (noch mehr) Orgien, Orgien! im Alten Rom vorstellen, von Saus & Braus; ein hypothetisches Ausdrucksmittel, Geld, wird massenhaft, gleichgültig bis zum Abwinken um sich geworfen (wovon viele sabbernd genug träumen, sich Stück für Stück vorzustellen, um damit reizend ganze Kapitel eines Films zu füllen, nur schnullerhaft dabei zuzugucken, wie man es tut) ; aber der Nährwert, außer um seiner selbst willen, ist gering, und die Story im Grunde bescheidene wenige neureich verprasste unterschwellige Portokassen-Millionen dünne, - das allerdings mit sehr fetten Pinselstrichen, welche, zugegeben, allerdings das eigentliche Metier des Handwerks sind /denn Film ist kein Pamphlet,- oder vielleicht doch, jedoch kein Diskurs und keine Erörterung, obwohl das, bei Meisterwerken, doch immer irgendwie mit untergelaufen, fast wie ohne Absicht, vorkommt. Uff. Jedoch das Publikum geht nicht ins Kino, um zu lernen, sondern um zu gucken (manchmal gesagt, gaffen). Mancher nutzt diesen Impuls, nebenher eine besondere Absicht zu verfolgen; und manche geben dem Kaiser, was des Kaisers, ganz bloß zu seiner stumpfen souveränen Zufriedenheit, genug ist. Das ausschweifend hinzukriegen, ist immerhin bereits schwer & selten; und man muss zufrieden sein, mit dem, was man kriegt. Reich ist, wer weniger bedarf als er hat & Froh zu sein bedarf es wenig; doch wer froh ist ist ein König. Selbst wenn es, so klaug as tuvör', mit ablenkenden Halluzinogenen vollgepumpt bis unter /oder über die Halskrause bis dahin erreicht sein sollte.
Minority Report 2
Dies scheint zwar ein Spielberg-Film, der auch inszeniert hat (und das vortrefflich), ist aber in Wirklichkeit eine Philipp K. Dick-Erfindung. Denn das, was Minority Report für immer aus der Masse der SciFi heben wird, je länger je mehr die Zukunft sich erheben – und von uns im jetzigen Zeitpunkt entfernen (und zahllose Alternativen als lachhaft konterkarieren) wird,-
ist sein unverjährbarer „philosophischer“ Gehalt, der um den - 'Freien Willen' sich dreht.
Dafür findet er allerdings eine zeitlos packende Alternativ-Umschreibung. Natürlich ist Freier Wille auch nutzbar (und wird und muß es'), um die lockere Alternative Stracciatella- oder doch lieber PfirsichMaracuja-Eiskugel beim Italiener genüsslich zu entscheiden (die kleinen Freuden und die großen Schmerzen, alles hat damit zu tun). Aber so richtig ernstlich bedeutsam wird die Frage : ist das, was uns alternativlos so erscheint, mitunter nicht…erst in lebensentscheidenden Situationen, den Finger am Abzug oder um den Hals des Opfers,- nicht die wesentlichste und entscheidendste Frage unserer Eigen-Existenzbedeutung überhaupt?- „Du hast die Wahl...“ „-geh fort von hier , John Anderton, verlasse diesen Ort, schnell“ …
„Du hast die Wahl, John Anderton-...“
- h a b e n W i r und wofür haben wir d i e W a h l ?
–
Normalerweise interessiert uns solches alltagsuntaugliches Geplärre nicht wirklich, unser Leben funktioniert auch so, ohne größere Störfälle oder Zwielichtigkeiten. K. Dick konstruiert also eine einfühlsame Version, indem uns die Relevanz solchen Nachsinnens als durchaus intensiv aktuell schockt und packt. Dazu konstruiert er eine kurze Impression; ein Familienfrühstück, ein Tag wie jeder. Niemand denkt an Mord. Aber das Misstrauen des Mannes ist geweckt. Er stellt eine Falle. Sie klappt zu (auch die von Dick + Spielberg). Unsere Empathie hat keinen Ausweg, sie lässt uns (etwas krass) nachvollziehen, wie ein Mensch, dessen Liebstes einen halben Meter von ihm unentdeckt entfernt seine Welt mit rhytmischen Bewegungen (und ohne Brille) zusammenbersten lässt,-... aus der Fassung geht, und einen Affekt produziert, der haargenau dem gleicht, der seinem Häscher – John Anderton, Agent einer neuartig futuristischen Mordverhinderungskommission – bis kurz vor seinem eigenen vorausgesagten Mord unfassbar unglaublich erscheint : und mit etwas Mühe sollten wir uns wiedererkennen.
Wir leisten uns denselben Luxus (solange wir uns nicht als schuldig e r i n n e r n müssen) – zu glauben, dass unmöglich WIR der-dasjenige sein könnten, der oder das bricht, was uns die meiste Zeit unseres Daseins als unfassbares TABU erscheint: etwas, das nicht mal denk- oder vorstellbar ist.
: Wir als Täter.
Klopfen wir Realität jedoch daraufhin ab, „wissen“ wir, dass jede Menge solche unerhörter, „tabuisierter“ Handlungen, sogar täglich, sich ereignen,-
in die weiter wir uns nicht hineinversetzen, sondern nur sie als „existent“ zur “Aufbewahr-Kammer“ (ohne Verständnis) hinzufügen lassen, als einen unzugehörigen uns fremden, anteilslosen Teil : eine Existenz außer, neben uns, die mit unserer nicht das allergeringste />Willentliche</ zu tun hat. Mit u n s und der Welt, die „Wir“ bewohnen : es ist etwas Ausgeschlossenes, Anderes, Fremdes, Paralleles, Bestrittenes, Verneintes, - „Tabuisiertes“. John Anderton teilt dieses Tabu, sogar an bevorzugter Stelle : er sorgt dafür, solche Täter von ihrer/seiner ungemeinschaftlichen Welt zu isolieren, und „unschädlich“ zu machen. Er ist Schadensverhinderer. Er steht auf Seiten der Opfer. Er hält Täter für Tiere, oder Unmenschen. Es stimmt nicht, es sind nicht Un-Menschen. Es ist sogar sehr ausgesprochen >menschlich<, was sie tun ; bedeutet nicht, dass es nicht schrecklich wäre (dafür sorgen schon die Qualen der Preacogs '', dass zu kapieren /die den Schock jeden Opfers empfänglich miterleiden) – das bedeutet nur, dass der Fehler im >menschlichen System<, und zwar in jedem und allem Bewußten, angelegt ist, und dass niemand, der es von sich glaubte, sicher sein kann, dass ihn seine inhärente >kognitive< Betriebsinstallation nicht dazu zwingen könnte, die abgewiesene Beitrittsseite fließend zu wechseln, ohne dass er wüsste oder auch nur ahnte wie – von Täter zu Opfer, oder Opfer zu Täter – wie John Anderton sagt : „ich kenne den Mann doch nicht mal!“ - oh doch kennt er ihn – oder etwas sorgt dafür : dass er gekannt (und eingeschätzt) wird.
Solche Kenntnis von Einschätzung wertvoll zu vermehren dient das Gedankenexperiment dieses Films. Er legt einen ganzen Weg zurück, uns EINFÜHLEN zu lassen, worum es geht, was uns üblich die Bohne nicht interessiert ja absteht : hier schon. Das weiß, wie wir dieses Wissen fliehen; es zwingt uns eine Beschäftigung, per Faszination und Interesse, auf. Die Geschichte, eines unaufgeklärten (oder zu verhindernden?) Mordes packt uns – und so hat der Wurm-Angelhaken unsere angenehmsempfindliche Gehirnhaut angebohrt. Wir legen den ganzen unfreiwilligen Weg hinab zurück – vom Unglauben, uns könnte es treffen – nicht als Opfer, das glaubt jeder,- sondern als Täter, das glaubt niemand. Hier muss er es angetan erleiden und leisten, dieses unfreiwillige Bekenntnis. Von völliger Unschuld – den Weg zur Schuld..., mit dem gemeinhin man die Täter, allein hin zu ihr, wegsperrt, um sich völlig separiert zu distanzieren, freizusprechen und zu erlösen : solange die Täter hinter Gittern sitzen und zu niemand anlangen können, ist der Rest frei- und sicher. Nur schade, dass es nicht so ist. Das System, der Exklusion, der klinischen Entfremdkeimung, der Unberührbarkeit, des Paria versagt – jeder Tag beweist, das neue, frischenttarnte, überführte unbekannte Täter aufstehn, und „entstehn“, wie aus dem Nichts, von inneren Seelen-Abgründen, und sorgen für einen Fortbestand der Gewalt – auch in dieser Stunde, wo, man denkt es kaum, auch sogar „Menschen sterben“ - unfreiwillig. Notieren Sie den Satz zur Not nochmals durch : sehr oft nimmt in seinem aussagenden Zentrum das Wörtchen „FREI“ in seinen Abwandlungen Aufstellung; fügen wir dieser generellen >Freiheit< noch eine Richtung hinzu, von erwünschlich zu vermeidlich, haben wir die Bedeutung von „Wille-Frei“.
Diese vielen Worte nur, um die hohle Hülse „Mär vom Freien Willen“ wenigstens etwas mit Inhalt zu füllen, dem es eventuell lohnt nachzuspüren, wie ein Fährtenleser, wie John Anderton einer ist, der es stellvertretend für uns leistet – nicht freiwillig', aus Güte, sondern aus Not, bevor es ihn packt (wie es uns packen, erwischen könnte) (nicht als Opfer).
Jeder ist das Opfer des Freien Willens, der durch die Welt marodiert. Wir schätzen diese Gefahr gering; und doch verschlingt sie Tag für Tag mehrfach'e Opfer – nicht die allein (und denen Mitgefühl gebührt) sondern verpönt zur Seite die, die von der Tat mitverschlungen, unbeachtet, unbesungen sind : nicht allein die sterblichen Überreste der Gewalt reißt diese mit in ihren Abgrund: ganz nebenher beschmutzt besudelt das Greuel Grauen alles, was in seinem Kontakt stand – und dazu war Täter so unumgänglich wie Opfer, die uns empören. Warum pflanzen sich Greuel fort? seit solangem? Sind sie nicht verhinderbar? - wir suchen an falscher Stelle : wir lassen den Täter entkommen, und deswegen finden wir die Spuren seiner Taten, seines Amoklaufs, weiterhin fort, Tag für Tag, in der, unseren, Weltgeschichte : unserer, ja auch unserer, persönlichen Lebensgeschichte, die sich vor einem Hintergrund von Geschichte abspielt und ereignet, weit genug entfernt nur, wenn das Glück uns hold ist, wie so vielen – aber unzähligen nicht. Wir sollten uns um sie kümmern. Schauen wir mal.
John Anderton kennt sein künftiges Opfer nicht, wie oft (im Krieg : genügt da nicht eine Uniform?). Das macht es ihm unmöglich, an einen Grund seiner künftigen Schuld zu glauben. Sein Kopf ist nicht überzeugt. Aber unser Kopf entscheidet nicht viel. Unser Leben ist es und tut es. Und unser Leben, auch das John Andertons nicht, ist nicht frei von Schmerz, und Schuld. Schuld muss nicht sein der schuldige Teil von Schuld. Wie gesagt erzeugt Schuld eine erleidende- wie auch agierende Berührung. Aus unbeglichener Schuld– Schuld die Erlösung sehnt – entsteht eine offene gefühlsmäßige Rechnung : der Grund für Rache für Ausgleich. Solange ein Schmerz in uns wühlt : gibt es einen Anlass, für dieses lebendige Raubtier, in uns. Es ist verletzt und bedroht, und es schlägt um sich, schlägt uns mit seiner Pranke : will verletzen, und töten, solange es selbst verletzt ist und von Gefahr, der Vernichtung bedroht. Auch Opfer, gerade Opfer, wollen leben : und vernichten, um es zu tun. Unbewältigter Schmerz : schafft Opfer.
Im Zentrum von John Anderton, dem ambitionierten Sühneengel und Racheverhinderer, tobt als Antrieb ein Schmerz – um Frau und, vor allem, Kind. Dieser packt ihn jeden Tag, und lässt ihn nur mithilfe von Drogen – von Selbsterlebnis' zu Selbsterlebnis'moment (von „Fremdarbeits“Ausfüllung unabgelenkt) weiterexistieren – und illusionär überleben. In ihm tobt ungestillte Rache, etwas mit dem sich nicht aushalten leben lässt, und zerfrisst ihn – sein Glück.
Aus diesem Lebensumfeld erwächst sein Verfolg, Leid zu verhindern. Leiden jedoch kann kein Leid verhindern – dass vermag nur Glück. Leid mag nur die Sinne zu schärfen – für anderes, ereignetes oder ereignendes Leid. Verhindertes Leid ist vielleicht verhindertes Leiden – jedoch noch lange kein Glück. Es ist das Neutrum, um das es geht – steht in uns im Zentrum allein bloß jenes verschobene, zeitschindende Neutrum, eine Aussicht auf Später (oder auch 'Früher'?) ,- oder steht dort : Gegenwart, die (mehr als) lebbar : lohnend ist – glücklich?
Im Falle Anderton ist die Frage eindeutig. Er ist, wie viele, die meisten?, ein Wrack. Er ist es nicht : glücklich. Gewisse Ehre, und Verdienst, sind kein Ersatz. Glück – sind nur in Form bekannt des Ersatzes in kleinen runden Pillen, nach dem Tun.
Damit ist sein Los noch entspannt im Vergleich zu jenem der Praecogs („Vorwissenden“), deren Gabe der einfühlsamen Vorausschau sie jede geschehende Untat im Moment des Ereignens miterleben lässt – wahrlich kein beneidenswertes Los, dem regelmäßig alles was Odem hat von Natur ausweicht und meidet (wie wir, sehr „natürliche“ - eben : menschliche - Wesen).
Den Praecogs, von vielen wie Halbgöttliches verehrt, ist dieses Los nicht in die Wiege gelegt : diese naturunmöglichen? selbst reinen willenlosen unbeteiligten Wesen außer in der Einsicht verfügen über die mitleidlose Unbarmherzigkeit der Gabe der Empathie – sie erleben, anhand von Bildern allein nur, an anderer statt.
(//Übrigens trägt in Wahrheit jedes Gehirn seinen Praecog in sich selbst. Aber das ist eine andere Diskussion, und, nein, der Praecog als Vorwissen ist längst kein End-'Gewissen', es ist schlicht die Fähigkeit, wahrzurechendeuten unvoreingenommen vor jeder Einflussnahme, Vernunft, die schaut von ferne nach und voraus und >erkennt< intuitiv wie es in sich ganz nach Vollendung ist, -gewesen ist, -und voraussichtlich, einfach so, gewesen sein wird, angelegt aus Erfahrenem im Tun. Gewissen fügt dem einen Wert hinzu.)
Nun aber, in diesem filmischen zukünftigen Rechtssystem (durchaus einem sozioviviv-exekutiven) dienen sie dazu, ein Verhinderungs-Übersetzungsgelenk zu ermöglichen : wenn der Wille frei ist, und (soziopathisch) fehlgeht, greift die Gesellschaftsmacht ein : und isoliert unerwünschte Nebeneffekte des >Freien Willens< aus ihrer Mitte, möglichst human. Die Strafe folgt auf dem Fuße : doch wird Strafe allein die Gesellschaft schützen? (die Frage ist beantwortet).
Doch weiter: die Praecogs erleiden und symbolisieren das Grauen des Ereignens, des objektiven, „realen“ Geschehens : des Unbestechlichen, was außer uns tatsächlich „existent“ ist, und grässlich, und zu vermeiden – neben dem bloßen Unterscheidungseffet von polar gekoppelten (egal wie unfreiwillig verbunden unterschiedenen) „Tätern“ und „Opfern“ zusätzlich.
Die logikläsierten Zeitdilatations-Verhedderungen in diesem moralischen Gefüge sind dabei völlig nebensächlicher Natur. Es geht um Psyche, nicht um Physe (außer dem, dass nicht geschehen darf, was >metaphysisch< nicht in Ordnung ist).
Tom Cruise, Verzeihung, J.A. kämpft sich also durch eine feindliche, faszinierend genug ausgeschmückte ähnliche Welt (unserer übereigenvermöglich ähnlich /unsere persönlichen Limits übersteigenden', im Unterschied zu uns E r aber heroisch sieghaft)-... John Anderton also kämpft sich vom Beginn der Überraschung, selbst Täter zu sein, und sich auf die Spur kommen zu müssen, bestritten, vor, bis zu jenem magischen Moment, von vorwissendem reinen Erkennen noch beschützt geschirmt und geleitet, wo er entdeckt : dass er auch tatsächlich Grund zum Töten : seinen Schmerz- durchaus in sich hat und findet – und das ihm nur fehlte eine erklärende Verbindung bisher in seinem Leben, eine identifizierbare Ursache, ein (glaubhaftes) : ZIEL, für diesen damit legitimierten Angriff zu finden.- .
Zu diesem Punkt wird John Anderton auf allerlei abenteuerliche Weise gebracht, zum Beispiele mit Hilfe der abenteuerlichen Episode des Augenscan-reduzierlichen Ersatzes mithilfe des – ebenfalls schuldbegleichenden – Ophtalmologen, und seiner entzückenden Gehilfin. Eiswasser, Spider-Scans, der Kühlschrank-Inhalt – die ganze Palette, die den Zuschauer freut + bei der Stange hält (und die Mühe lohnt, sich mit Unangenehmen zu beschäftigen, wenn jemand anders die Sache, samt Gammelbracke, ausbadet).
Mithilfe der tollkühnen Unterstützung eines unerfindlich ihm wohlgesonnenen Mediums (das seinen Mamafrieden wiederersehnt, verständlich, übersetzt : Gutes Gewissen ist sanftes Ruhekissen') gelangt der Unglaube, selbst das Böse :statt zu sein auch nur: sein zu können, für möglich zu halten / an die punktgenaue Ziellandung des Point of No Return / in einer wohldosiert trefflich zusammengebrauten Finaleskalation aller zusammenschießenden filmlang ausgebrüteten + vorbereiteten Umstände: Der „Täter“ - niemand anders als wir selbst, so unser Grips reicht, das zu erkennen /zu wollen – steht Aug in Aug mit der finalen Eskalations-Herausforderung der Schwere des Freien Willens : die Konsequenzen seiner Taten zu tragen,- je nachdem.
Der Film oder K.Dick (mit unterstützender Beihilfe von St. Spielberg) entscheiden sich wohltuend (im Gegensatz zum Beispiel a la David Fincher in >Se7en<) dafür, mal einen positiven Ausgang zu wählen : was geschieht, wenn man sich im Zweifels-freien (oder auch harten) Falle FÜR sein Gewissen (oder Einsicht Moral Tabu Vernunft „??**??“) entscheidet. Er tut es – soll ich spoilern? -nicht' tu ich's schauen Sie selber nach (ich hoffe Sie haben längst' sonst wären Sie schön blöd, vorher zu lesen). - Sollten Sie übrigens bis jetzt den Erkenntnisgewinne für dünne halten : a la „ das jeder unbewältigte Schmerz gefährlicher Anlass für jederzeit entfesselige Eruptionen sein könne“: so haben Sie den wesentlichen Punkt übersehen : denn aus der Erkenntnis, dass so gut wie jedes Leben durchaus schmerzvoll mehr oder weniger sich ereignet, könnten Sie die Erfahrung ziehen : sich misstrauen überwachen beobachten kritisieren hinterfragen – ZU MÜSSEN, als d e r Grundlage Ihrer gerechtfertigten Existenzpflicht, selbstkritisch zu sein - und nicht allzuleicht gewöhnt zu einverstanden mit sich /weil es sich nur um Sie handelt – ehrlich – bereit den anderen in sich zu sehen und sich in dem anderen - DAS ist der wunde Punkt.
'Also baut Minority Report ein sehr schönes End-Szenario auf, einem jedem die Existenz des Freien Willens worin, sehr anschaulich und nachfühlbar vor Augen zu stellen,- und es belässt, einmal erleichtert, es nicht einmal dabei. Denn immer noch dümpelt der Rest der unaufgelösten (übrigen Täter-) Geschichte knöcheltief um unsere Fußgelenke : Anderton fährt also ein (die Kollegen-Cracks agierten also wohl doch nicht so effektiv wie er – deswegen gebührt das filmische Zeugnis ja i h m und n i c h t Neal McDonaugh) -
und auch um diesen Rest wird sich (Lob der solche Gattin eigen nennt) liebevoll gekümmert. Der Justizirrtum wird öffentlich distanziert, das perfide Verbrechergehirn, zu dem der Mensche fähig ist, konsterniert, das öffentliche System des Strafvollzugs kriegt noch ein Nachtreten wenn es eh am Boden liegt – und J.A. rehabilitiert, und, zuguterletzt, ist nur noch ein Irrtum – ist es einer? - nachzuweisen. Während Anderton & his Wife sich wieder erneut vermehrter und erweister Umstände freuen (das mag bereits glaubhaft sein, ist es doch die hoffnungsgrüne Geschichte von Jahrhunderten) steht ein anderes Experiment anders/als hier in Zukunft noch bevor : das zufriedene in Ruhe-gelassene Welt-Eckchen, des Refugiums, der Praecogs, in der Sanftes Gewissen im endlich zufriedenen oder friedvollen Aus-Einklang mit der Welt sich zelebrieren und den ausgedienten Ruhestand genießen kann – Friede auf Erden, und der Welt – mit sicher wiederaufgenommenen material-unermüdlichen Mord&Totschlagsselbstgewöhnlichkeiten – ein Wohlgefallen.
Mal sehn, was die Zukunft bringt.
In Vielem gleicht der Film seinem Einstieg in den Dialog Theodores mit dem Wagnis seines neuen kommunikativen Betriebssystems. Sogleich, bei den ersten Bildern, ist Affinität da, und sehr bald mehr als das – Übereinstimmung, Wellengleichheit, Schwingungsglück. Alles paßt:
die gegenlaufenden blicklosen Menschen, Köpfe gesenkt, in ihr autarkes abkoppelndes Eigen-Gespräch vertieft, die Berührungslosigkeit, der Arbeitsplatz als Liebesbriefverfasser für andere Menschen, die summenden funktionierenden stillen komfortablen Lebens-Wohneinheiten, Gesellschaftskonflikte sind offensichtlich (dank der, auch übermenschlichen, KI-Beihilfe bewältigbar?) gelöst, der entspannte Alltag gibt den Riesenstadtbewohnern die Muße, sich ganz in den Falten ihres individuell ent-verwickelten Mensch-Seins zu verlieren oder zu entdecken,- und siehe da : die totale Freiheit führt nicht zu Nähe, sondern zum Verlieren eines jeden menschlichen Kosmos in seiner genossenen – und gestatteten- Autonomie, als >Ich<, als Separates, als Selbst-Genügsames, als vom Anderen vorsichtig Abgestoßenen und Verschreckten. Dauernd entschuldigt sich jemand, wenn er sich Grenzübertritten, Intimterritorialanspruchsverletzungen verdächtigt. Dabei hat 'Intimität' kaum mit Sex zu tun : in einer Hammer-Szene treffen sich abends im Chat in Sekundenschnelle verliebt-Verkuppelte fix für einen teils befriedigenden Quickie vor dem Schlafengehen, um sich noch schnell gegenseitig über die lebensalltäglich vermisste Nähe, über all diese Distanz hinwegzutrösten. Von solchen Momenten ist >Her< voll, und es ist atemberaubend – die Kraft der Vision, wo man kaum auf all die rasend geschwellt pickenden Daumen am Kommunikations-Hand*voll Technik jetzt schon in jedem öffentlichen >gemeinschaflichen< Raum hinzuweisen braucht, um Parallelen – und Aussichten – zu finden.
Nur wenige Menschen noch sind es, real, und die sind gleichzeitig sehr fern, und sehr nah. Und nicht auf Kosten der Seele! - denn Theodore ist durchaus ein feiner rücksichtsvoller, auch leidensfähiger, und empathischer Mensch. Seine Kindheits-Beziehungs-Ehemündung mit Catherine halbendete schief; wie ähnlich können wir es gerade bei Amy & Charles beobachten, die es eines Abends innerhalb von 10 Minuten vom Beziehungsstatus >klaglos verheiratet< zu >probegetrennt lebend< schaffen – wegen eines kindisch gegenstandslosen Streits, in dem allein ihre hypertroph erhobenen Identitäten kollidieren. Und das Problem ist : wir kapieren sofort und genau, warum das in dieser Konstellation (von Welt & Zukunft) nicht nur logisch, sondern sogar wahrscheinlich, und womöglich sogar unvermeidbar „akzeptabel“: gesellschaftskonsensfähig ist (denn ist >Ehe< als Zwangsgemeinschaft nicht überholt, und retardiell?). Vielleicht erleiden wir da gerade, alle zusammen im Kino, einen anhand eines Visionärs geführt hellseherischen Moment. Das könnte man vertiefen, aber wir müssen auf >Him<, und >Her<, zu sprechen kommen.
Das ist also ungefähr der Moment, an dem sich Theodore abends, entspannt im Wohnzimmer, an seinen Kommunikationstisch – Arbeits- oder-Schreibtisch ist fürder ungenau – setzt, und etwas zögerlich Bekanntschaft schließt mit seinem neuen vielversprechenden Betriebssystem, für Persönliches. Ein „lernfähige“, sich selbst fortprogressierende Software – darin „euch Menschen ähnlich“. Nun beginnt ein echt aufregendes Kapitel moderner Filmografie. Was herkömmliche Science Fiction kaum schafft, die stets ihre Phantasie auf technologische Aspekte richtet : diese tut es ganz unaufgeregt auf die Lebens-Innenwelt-Psychologie -: der Menschen von Morgen.
Aufregend ist es, wie der Kontakt, das erste zögerliche Gespräch und gedankliche Berühren zwischen „Mensch“ und „Maschine“ stattfindet, dem wir fast 1 zu 1 folgen dürfen, ohne eine Stufe, der eskalierenden Intimität, und Vertrautheit, mit Nachvollzug zu verpassen. Dabei gehört ein unbedingtes Kompliment der ungeheuren Leistung der weiblichen auch deutschen Stimme, die denjenigen Part Scarlett O'Haras im Original übernimmt,- mit der (Stimmüberzeugung) alle Magie steht oder fällt. Sie tut es nicht : fallen,- sondern besteht : und wie : grandios! - das nebenbei, und dankbar dafür. Doch also weiter...
Wir vollziehen also nach, wie Theodore und 'Samantha' angezogen glaubwürdig zueinanderfinden, und mehr als Sympathie allmählich nahe füreinander empfinden. Natürlich darf hier die Beobachtung nicht fehlen, wie es zur ersten intimen >Berührung< zwischen den beiden kommt,- und ich rechne das zu den Höhepunkten der Liebesfilmografie überhaupt : denn es könnte uns Menschen analytisch zu sinnen geben, w a s uns beim Sex eigentlich d a s ist, was es uns interessant und faszinierend und unentbehrlich macht : welcher Art diese Art von Nähe ist – bei einem durchaus fortpflanzungsunfähigen Mensch-Computersystem. Oder was soll herauskommen? Terminatoren? Hologramme?- und ist doch faszinierend (wie Spock sagen würde), denn ein Orgasmus ist eine Konvulsion scheinend nicht eines Körpers Oder einer Seele, sondern einer simultan erreglich schwingenden- & verschmelzenden Körper-Seele-Einheit : des Einswerdens unseres Geistes mit dem stofflichen Gegenüber der Welt, die sich einverstanden erklärt : mit uns, und wir mit ihr. Auch hier fühlen wir jetzt nicht weiter (Taten statt Worte), sondern überlassen diesbezügliche Lieblingsforschungen jeweiliger hegemonieller Autonomie unserer fiktionalen Gesprächspartner.
Zu diesem Zeitpunkt, diesem furiosen Finale, nach dem noch Gute Hälfte Film folgt, hat dieser schon auf ganzer Linie gewonnen und Herz, Konzentration wie Faszination gewonnen. Ähnliche halluzinogene Bewußtseinszustände zwischen Traum-&Seelen- &simultan geführten Kopf-Gespräch erreichen höchstens noch temporäre Transzendenzausschläge im zumeist mäßig dümpelnden Cineastendasein wie alle Jubeljahre ein WakingLife, Paprika oder Lynch-Orgie zwischensubstanzieller Gegenwart. Am Ende erwischt man sich dabei, über Meditationen wie der wahrscheinlichen Gefühlsechtheit von „Realitäts“eindrücken in menschlichen Computergehirn-Analogien zu hocken, wie wir sie zuletzt Stanislav Lem oder Isaac Asimov zu besten Jugendzeiten verdankten; wobei Sören Kierkegard oder auch Ingmar Bergmann nicht ausgeschlossen sein sollen, oder, wo wir schon beim Name-Dropping sind, auch nicht Titan Tarkowski a la Solaris, und was alles dazugehört – unendlich. Der ganze Kosmos zur - >künstlichen<- nein Intelligenz – ohne Beiwort – und Bewußtseins-Realitätsebene von „Körper“„existenz“ und Geist„identität“ ist aufgestoßen. Faszinierend...
Nun kommen wir – da wir den Film nicht komplett enthüllen wollen – zum einzigen Wermutstropfen. Vielleicht habe ich den Schluss auch nur noch nicht richtig verstanden, oder aufgefasst. Wenn die Eifersuchtsarie losgeht : hätte ich mir, Mensch der ich bin, eine menschliche weise Konklusion gewünscht, die sage ich mal, MÖGLICH GEWESEN WÄRE. Ich will nun nicht (tu' sowieso) den Alten Sack spielen. Da wäre, etwas Nachdenken – wozu allerdings ein Vorleben Voraussetzung ist – mehr drin gewesen, sagen wir, an – ganz allgemein – lebensfähiger Weisheitspraktikabilität. Aber ich will es nicht zerstören. Es war eh bereits bis hierhin zu acht bis neun Zehnteln eine Wunderkerze, für die ich überaus dankbar bin. Vielleicht dreht in zwanzig dreißig Jahren – Mr. Jonze (momentan eine daseinsunmögliche Kreuzungs-(nicht Kreuzigungs-)vorstellung zwischen Charlie Kaufman und Terence Malik-) eine Fortsetzung zu >Her<, die dem finalen Elfmeterentscheidungstreffen den letzten wahrscheinlichen und auf menschliches Lieben passenden (das geht!!) 'symbolischen Schliff verleiht – oder besser, der TerenceMalik-Anteil (ich denke da mehr an den philosophischen als den ästhetischen', wenn es möglich wäre zu trennen was es nicht ist -) übernähme das besser gleich allein...
Aber man kann nicht alles haben. Auch so bleibt ein phantastisches Stück Seelenkultur, und jede Menge wahrscheinlicher und voraus-&nachsichtlicher Hintergedanken, und beängstigender Aufblitze der Gegenwart der Vergangenheit der Zukunft : das ich bin oder sein werde übrig. Ein feines, ein wirklich sehr feines Stück Film-Imaginationsgewebe. PS. Ich darf die Stimme von Scarlett Johannson nicht zu oft intensiv demnächst hören, sonst verliebe ich mich noch in sie. Entzückend.
Der Geburtsherzfehler dieser Killertomate ist : wenn amerikanischer OttoWaalkes-Klassenclown Jim Carrey (//bemerkenswerte Ausnahme : Vergiss Mein Nicht!//) sich mit seiner Gesichtsgymnastik einem Thema nähert, dass - zumindest aktuell – keine Scherze auf wessen Kosten verträgt. Und das ist in europäischen Gesellschaften, die sich einer aufklärerischen Epoche nähern, wo tatsächlich Themen wie Homoehen oder Unrechtssensibilisierung für Schandtaten, die einer Minderheit ganz normaler (nur in einem unverschuldeten Punkt abweichenden) Menschen seit Urzeiten mehrheitlich aufgezwungen sind,- auf dem Programm stehen/ wenigstens die Schwelle der Verdrängung durchbrechen und öffentlich thematisiert wenn längst auch noch nicht (nie?) absolviert sind,- unhaltbar.
Im amerikanischen Porzellanladen mag das (noch) eine weitere Weile so (durch)schlüpfern. Hierzulande (und das meint eher einen Kontinent) stellt das, soweit es nicht zu einem No-Go bereits bewusstgeworden ist,- eine Stufe darunter wenigstens eine diffuse Unbehaglichkeit von Unstimmigkeit: 'Stimmt Was Nicht' her? Da nützt auch Ewan McGregor nicht viel, der neben der vordringlichen Ulknudel Carrey (sie haben das so an sich) keine Chance realisiert, durch glitschige Ernsthaftigkeit das Steuer mehr als unter der Gürtellinie zu berühren; eigentlich hätte ihm das klar sein müssen und war' bestimmt auch, welches Risiko er eingeht, aber, es hätte ja auch gutgehn können,- und dann wäre es ein emanzipatorischer Kracher (was wohl McGregors', der ein Europäer ist, Motivation war') geworden!- allein : J. Carrey hat sein früchteschüttelndes Über-Ego vermutlich längst also chancenlos zur innerglaubwürdigen Perfektion eskaliert, was das Schicksal aller ist, die lange intensiv sich mit etwas ausdauernd beschäftigen : sie werden wie jeder was er tut nicht was er will.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich zumindest nicht fraglos pudelwohl /und allein nur höchst ungestört unterhalten fühlen bei dieser mehr als „schrägen“ 'Dramedy' : mit einer noch so diffusen Unübereinstimmigkeit wären Sie einem Qualitätsmerkmal selbst auf der Spur.
wunderschöne Interieure eines mittelalterlichen Japans, hervorragend gefilmt (ist ja auch ein TomCruise-Film,- d.h geklotzt + nicht gekleckert, sondern aus allem inszenatorischen personellen Vollen Hyperaktiv geschöpft). Wer würde nicht gern in einem solchen Holz-Haustempel, am Busen der Natur, in solch erdig naher überschaulicher über-menschlicher Gemeinschaft (& in Gesellschaft verehrungswürdiger Göttinen (kaum anzurühren?) leibhaftig residieren, ...den Tag mit edlen Betrachtungen würzen und den Kirschbütenblättern wenn die Zeit gekommen wäre beim Fallen zumeditieren? - das hat seine Stärken. Außerdem darf man die US-Kavallerie beim verschwiegenen Metzeln von Frau und indigenen Kindern zusehen : ist der Film also wohl heimlich aufklärerisch bemüht? eher aufrüttelnd statt reaktionär? Ein Fanal inneren endlichen Widerstands, welche zum Beisprung des einem Untergang geweihten Guten gegen das allzeit-technologisch künstlich ungerecht verstärkte Böse, dass einen schon einmal an den Suff zu bringen vermöchte, aufstacheln + animieren /im Armieren will?
Kommt drauf an. Wenn Dulce et decorum est pro patria mori' d a s Allzeit-Gütesiegel darstellt, dann ist das Erzählte zeit- statt wertlos. Man bekommt richtig Lust, ein wenig im Kugelhagel spazierenzugehn... oder zu -reiten, und dabei den Sonnenschirm aufzuspannen, damit nicht etwa eine nichtabgeprallte Gesichtsbräune das Heldengemüt färbt, wenn man zur sinnformidablen Liebsten ins fremdheime Tal -bernakel, zu Laren + Penaten, zurückkehrt - natürlich nicht, indem man nicht vorher mit dem Kaiser noch Tacheles geredet + ein bekehrend ergreifendes Wörtchen für die gute alte richtige Zeitmaschinen-Suche (">modern, aber nicht ohne Tradition<") eingelegt hat. Wer also Lust auf Schwert-Schwingungen, zu heldengestrichengeigenvoller dezenter Lautmalerei hat (gibt gerade aktuell wieder reichgedeckte historische Tafelgelegenheit zum Ausreisevisum dazu) : nun denn, hier ist ausgespreitet Lehr-Lernobjekt in Einfühlung + Überlauf genug, in ein quasi unsterbliches Heldenformat, wie Achilles ohne Sehnen, von dem, thermopropyläisch, noch die nachfahrenden mind. 300 Engeln denjenigen ein Liedchen singen könnten. So wie's aussieht : ist ausnehmend für alle da. Niemand kommt zu kopfkürzer. Übergenug noch an verhackstückl'er Masse, auch tatsächlich für jede Menge Nachkommenlassenschaft also. Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
Schöne aufwendig gestellte Bilder, es knackt auch ordentlich im Gebälk, und entwickelt ne Menge bunter Dunstschwadenaufwendigkeit,- aber der Sinn vom Heldenepos, der ein Mythos ist, & freudig Hekatomben sich opfert : sollte heute echt gar nicht mehr gehen, und wohlfühlen dabei. Und jetzt kämst Du?
>Die Stadt der Verlorenen Kinder<
ist ein geradezu psychoanalytisches Verwirr- Verwechsel- und Vexierspiel, oder : eine Aufgliederung der Seelenkräfte. Ich weiß, kaum jemand hat Lust, solchen Analysen auf den Grund zu kommen : für mich macht das gerade den Spaß der Sache auch, wenn viele meinen, Kanonen hätte solch eine leichte Muse wie "ist doch bloß ein Film" nicht verdient. Falsch. Wenn Dostojewski von einem einschlägigen Hrn. Freud als potentieller Vaterentdecker der Seelenkunde-Mechanik ins Spiel gebracht werden konnte, ist es wohl durchaus erlaubt, zu überlegen, inwiefern die Verzückungen eines französischen Filmemachers um die Jahrtausendwende vielleicht einem Enkel oder Urenkel (und weiter fortschrittlich) desselben entsprungen sein könnten. Und lohnend zu betrachten.
Die Weltseele : ist krank. Eigentlich ist das offensichtlich. Die Zeit leidet. Kriege, Lieblosigkeiten, Vernachlässigungen, wohin man blickt (und liest). Kindsmißbrauchende Seelsorger, Waffenhändler, Sterbestationen mit Wartenummern-Zieh-Abstellräumen in Altenheimen. Desolat. Gewaltpornos auf Leinwand und in Computerspielen. Heroin- & Crackkonsumgesellschaften. Organisiertes Verbrechen. A, B- & C-Waffen - auch mal im Einsatz. Faßbomben. Enthauptungen. Drohnenhimmel. Ganze abgeschriebene Länder + Weltteile. Ansteigendes Öko-Desaster bei hemmungsloser Vermehrung. Gummigeschosse auf Mitbestimmungsforderungen. Gläserne Daten"bürger". Existenzentwürdigungen in Dauer-Arbeitslosigkeiten. Altersarmut. Ertrinkende Flüchtlinge. An beliebiger Stelle hier : Cut. Was das mit Jeunet zu tun hat? - eine ganze Menge.
Denn das ist der Hintergrund, von dem sich das Werk Jeunets' erhebt - und abhebt. Es existiert nicht losgelöst davon. Es ist geradezu die Voraussetzung für dieses Werk : nicht realitäts-, & auch nicht betriebsblind zu sein.
Nehmen wie Delicatessen (nur ganz kurz) : wer nicht begreift, das dieses "kannibalistische" "ehrenwerte Haus" (Udo Jürgens) auf einen menschenrechts-egalen globalen Vernichtungs-Feldzug von autonomen Staatsmoralitäten, denen der Einzelne en detail schnurz ist, beruht,- dass wir alle, ob wir wollen oder nicht, Mitglied eines real-kannibalischen Gesellschaften-Gefüges-Technologie-Standardnetzwerkes sind, dass sich längst nicht mehr nur mit >politischen< Kriterien beschreiben läßt (etwa die beliebten : "bürgerlichen oder sozialistischen", oder gar noch antiquierter: "kommunistisch/ kapitalistischen"),- sondern im Grunde nur noch angemessen : mit e t h i s c h - m o r a l i s c h e n (Maßstäben),- bei dem ist wohl immer noch der Groschen nicht gefallen. Politik ist die Fortsetzung des Versagens mit anderen Mitteln. Politik ist ungenügend. Politik ist nicht grundlegend, heilsam genug. Politik versucht vielleicht zu ändern, was änderbar ist, ohne sich die Mühe zu machen, das, was geändert werden m ü s s t e , in Angriff zu nehmen, - soll sich tatsächlich etwas ändern : der M e n s c h - selbst. Und was ändert den Menschen? - zumeist kuriert er sich selbst. Fremde Hände, als regelmäßig zu ungeschickt agierend, werden weggeschlagen (zu Recht). Sie sind unbeholfen,- nicht behutsam genug. Selbst-mißbräuchlich verdächtigt+ gefährdet, aus gutem Grund. Wer helfen will, muss vorsichtig sein - und nicht die Würde verletzen. Welcher Politiker mag das schon? - Hier ist grundsätzlicherer Ansatz gefragt. In der Regel nennt man so was : Kunst. Denn da geht es um die Verführung : durch Überzeugung. Durch selber-Fühlen - und man nimmt, wie Krank, womöglich in einem künstlichen Traum und Aroma : die Perspektive des anderen ein : sieht + benutzt SEINE Augen. Das allerdings ist überzeugend. Denn Politik : wirbt nur um die Übereinstimmung und Überzeugung. KUNST aber : ist,- der andere zu SEIN. Sonst wirkt sie nicht. Und schon gar nicht : nur auf Verstand (der billig zu kassieren ist, weil er sich nichts kosten lässt, obwohl er zu kaufen ist). Verstand : ist billig weil man nur seine Überzeugung hergibt. KUNST aber : ist Überzeugung egal. Sie fordert weit mehr. Sie braucht, um zu wirken :
etwas Kostbares: eine Änderung von tatsächlichen Lebensgewohnheiten vielleicht? -aufgrund von Einsichten? von Schmerzen? von Mitmenschlichkeit? Solidarität? Mitgefühl? Bereitschaft zu Verzicht? - da gibt es einiges.
Jeunet also : ist jemand, dessen Werk einen Migrationshintergrund von Mitwelt mit sich bringt. Nun lassen wir uns nicht freiwillig auf solches ein. Es muss uns eingeschmeichelt werden. Wir glauben etwas zu bekommen (so eine Art Geschenk) und deswegen lassen wir es ein : illusionäres Trojanisches Pferd. Wir glauben zu genießen. Und werden, wie mit einem stiefmütterlichen Apfel, mit Konterbande und unterschwelligen Viren, ihre DNA (Meme) in uns zu vermehren, verseucht.
Nun gut, es handelt sich tatsächlich um eine Impfung. Auch das sind künstlich entkräftete Mikroorganismen-Kulturen, die berechnet sind, unsere Selbstheilungskräfte zu mobilisieren + zu stärken + "immunisieren". Das tut Jeunet : er immunisiert uns. Z.B. gegen Krieg, den Ersten (Mathilde). Oder Delicatessen : er stärkt uns, auszuhalten, zu erkennen, in welchem desolaten Ar** der Welt diese aktuell wirklich gelandet ist (was die meisten Menschlichen annähernd fürchten wie der Teufel das Weihwasser). Geht man nicht gerade ins Kino, um die Malaise zu vergessen,- und eine Gute vom Übel der Welt verschonte Zeit zu haben?! - Jeunet, jeder Künstler weiß das. Und deswegen verpackt er sehr unangenehme Dinge so wunderschön, das man nicht anders als angelockt werden kann und die bittere Pille (mit)schluckt - und siehe da, so bitter ist sie, in dieser Ummantelung zugänglich gemacht gar nicht. Sogar im Grunde : wohltuend. Was man für Gespenster hielt, entlarvt, das Kopftuch abgezogen, als der Schlachter von nebenan - nicht der Teufel (und gegen den einen kann man sich Hilfe verschaffen, das potentiell andere nicht). Und sitzen zum Ende nicht Liebchen und sein' Nervensäge traut auf der abschüssigen Dachschräge und katzenjammern wunderstill vor sich hin? Hat die Geschichte kein Gutes Ende? und sie hat - und sie weiß auch wie (dieses Ende herbeiführbar ist) : der Australier ist nämlich ein Bumerang, der Gewalt. ("Wer das Beil wählt, wird durch den Australier umkommen", oder, "wer Bohnen sät, wird Wind ernten" oder so ähnlich.) Auf jeden Fall : bereitet Jeunet ein gesellschaftlich - approbates defensiv gemiedenes Mittel vor : wir KÖNNTEN der Gewalt Ade sagen und eine solidarische Gemeinschaft begründen. Humbug? Visionen /zum Arzt? Heilsarmee? -ABER : Utopien waren schon immer das Gebiet - der Träumer und Denker – oder - - : Künstler?
Gibt es noch irgendein Gebiet im Sankt-Nimmerlein, auf dem die quälenden entflohenen Träume der Menschheit auf eine bessere, friedlichere, funktionierendere Welt hin - abgeschobenes, unzynisches, kinds-arm naives Territoriums-ASYL finden können - ohne das jemand lacht? Wohin flüchten sich die Träume? Woher kommen die Alp-Träume, die schon längst zu unserer zweiten assimilierten Natur zu werden drohen, wenn sie es nicht schon sind? -Kichert nicht jeder bereits, der das Bunnie-Wort >Weltfrieden< in Schönheitskönigs-Küren (auch nur von Ferne) vernimmt?! - DAS - sind Realismen!!
Tja, in der Kunst - vermag, vielleicht zuletzt, der Mensch noch zu träumen. Aber es ist schwer, ohne das Publikum zum abwehr-dankenden Lachen zu bringen. Jeunet (gern mit Caro)('auch so einer, siehe Dante01) ist einer der rar gesäten Geister : der merkwürdige Dinge erzählt, die an irgendetwas - Positives - erinnern (man weiß nicht was) – o h n e z u l a c h e n, und ohne das das Publikum es tut, das krampfhaft versucht, sich an etwas, An-Gemahntes während es Jeunets kruden Winkelzügen und abnormen grünlichen Exaltationen folgt, zu erinnern.... w a s war es nur? ... wäre es sehr überrascht, wenn ich ihm sagte : >"Weltfrieden"< ? in uns? -
so klingt es lächerlich. Ist es aber nicht.
Nehmen wir >Die Stadt der Verlorenen Kinder<. Ich sprach oben einleitend von der "Zerlegung der einzelnen Seelenkräfte",- oder Bestandteile (in psychologisch-philosophischem Umfeld).
Krank heißt nicht umsonst so. Seine sechs Söhne : seine "geschaffene" zukurzgeratene >Ehefrau< : >One<, der Seemann: ebenso . JEDE Figur die hier auftaucht, kriegt dann erst Sinn, wenn man sie zu der großen Parabel hinzuaddiert, dem Kunstspiel, im Zusammenwirken wieder ineinandersetzt, zu einem Individuum („Unteilbaren“) : dem "heute" vielfach zerfallenen leidenden Menschen. Und dieser eine Mensch leidet (zunächst) erst einmal nicht an für sich : er leidet an "Welt", wie sie nunmehr ist, und wie sie ihn schließlich Folge seiner Vorläufer-Taten dominiert + gefangennimmt, Traditionen, die er festigt und fortführt. Denn w e r könnte sagen, e r vermöchte seine Welt „frei“ zu gestalten? Wir sind schwache Geschöpfe : wir sind es, zuerst nichts, die geschaffen werden, und allmählich entstehen.
Und das ist ein komplexes Geflecht. Es ist ja nicht so, dass wir dabei ohne Einfluss wären. Wir k ö n n e n etwas tun (sonst könnten wir uns gleich wie der Bärtige an den Turm geschnallte abgetauchte irre "Wissenschaftler", oder die todessüchtige stimmengequälte Bürgerliche aus >Delicatessen<,- gleich selbst mit hochnehmen. Nein : wir glauben an uns, unsere Möglichkeiten.
Das Problem ist wie und wo? - denn regelmäßig versagen unsere alleinigen Ansätze,- selten genug gehen unsere Kalkulationen außer im Allerprivatesten auf. Die >Kunst< : verrät größere Zusammenhänge. Unser intimes Dasein kennt sie meistens nicht?(sie errät es, wenn sie gute, große Kunst ist, ohne uns je gesehen zu haben). Sie vermag es, weil wir zumeist vorhersehbare Geschöpfe sind : eines großen, eines r i e s i g e n Getriebes sind : von Geschichte (Historie), die uns in der hohlen Hand hält und formt.
"Kunst" ist etwas, das sich mit Kenntnisnahme oder auch Erkundung dieses Getriebes beschäftigt.
Das ist durchaus nicht brotlose oder aussichtslose Kunst. Man vermag in ihr etwas - auch an (Erkenntnis-)Ergebnissen - zu erreichen. Es gibt recht gute und genaue Karten und Verlaufsverzeichnungen der Geschichte– & der Gesellschaftsverzwickungen, die sie enthalten,- und erzeugen.
Jeunet gibt so eine Kartenübersicht an, wie er sie sich erarbeitet hat, und wie er meint, es lohne, den Versuch zu machen, sie uns mitzuteilen und teil-haben zu lassen. Feiner Kerl. Erfolgreich ist er, wenn es uns S p a ß macht, ihm zuzuhören– oder zu -schauen? Denn was er uns verpult, ist eine Gaudi – und mitmarschiert, in Reih' und Glied, tuen tut das Trojanische Pferd, vollgestopft mit skurrilen Gestalten, Bürschlein und Frolleins,, denen man kaum anzusehen vermuten würde, dass sie Soldaten'nen sind.
Versuchen wir es also mal :
„Stadt der Verlorenen Kinder“< ist eine Gesellschaftsgeographie – der SEELE. „Seele“ heißt : „wir“ als Auswurfprodukte der Gesellschaft – sind ihre INDIVIDUELLEN Träumer : scheinbare (oder auch wahrhafte) Personen (wie der an den Eisenpfosten geschnallte Nobel-Jünger zuletzt auch im Blätteraufzeichnungsregen, zu spät, Zauberlehrlingsschicksal, erkennt).
Die Seele der Einzel-Person : des Gesellschafts-Identes : das - und der – in der Person „Krank“ - nicht mehr zu träumen vermag. Moment? Sind wir jetzt „Krank“(also der Weihnachtsschreck-Glatzkopf?) - mh : Ja unter Einschränkung. Die meisten von uns. Ich würde sagen, diejenigen, die eben bei Erwähnung des Wort „Weltfriedens“ gelacht haben. Die sollten, ganz gründlich, sich schnell einer Therapie a la Jeunet unterzu-*in Erwägung ziehen. Aber weiter.
'Krank' ist also jemand, der unter Abwesenheit – oder vielmehr Mutation – der Träume leidet. Er hätte so gern welche : schöne Träume : wie sie Kinder offenbar zu träumen fähig sind. Hier kommt wieder das Klischee der reinen, unschuldigen Kinderseele ins Spiel. Klischee? Nein. Unverdorben : glücksfähig : sind wohl im Allgemeinen nachweisfähig tatsächlich diese frischgeschlüpften,- in der Regel noch behüteten und leidensabgeschirmten (von weltweit ähnlich ersparten Eltern) Seelen . „Kinderträume“ - die von Erwachsenen-Welten noch nicht wissen (und viele sie fürchten, sobald sie ihrer gewahr werden : Peter Pan?) -?
'Krank' sehnt sich nach (verlorener) Unschuld. Er kauft einer betrügerischen Seelenperversions-Organisation entführte, unbeaufsichtigte, sich selbst überlassene Straßenkinder ab. In der Tat : um wieviel Kinderseelen wird sich nicht gekümmert : wenn es „Fernsehen“ gibt : und Kindergärten/ Erziehungsanstalten a la Schule : das wird die Gleichschaltung schon vollbringen. Machen sie glücklich, diese Institutionen? Hat Schule s/Sie erfüllt, und gründlich mit einem glückskeksigen Lebenssinn versehen? - Hut ab, Linse-Sehapparatus (Godley&Creme) rein : meist laufen unsere Kinder wie Freiwild rum, „der Kosmos erzieht sie“ (>Biutiful<).
Solche wohlfeil zu erhaltenden Kinder also organisiert 'Krank' sich für seine selbstheiler-versucherischen 'kranken' Experimente, auf der Suche nach Wiedererlangung „seelischer“ Gesundheit + Gleichgewichte. Kurieren wir nicht auch noch, als Gesellschaft, in zahllos generations-wiedergeborenen Deutschen z.B., noch am Laboratoriums-Killerbienen-Experiment des, allmählich ausheilenden, Nationalsozialismus? -Also : unsere Nachgeborenen, Kinder, sind tatsächlich Versuche, in jedem Einzelnen immer wieder, sich insgesamt zu heilen, und einzeln zu Glück zu gelangen / das Glücksziel zu erreichen.
Die Sekte ist übrigens eine hübsche Nebenher-Allegorie des 'göttlichen Duos' / Caro/ Jeunet,-
auf das Schließen der Augen, um >innen< die 3. wahre Wahrheit – gegenüber dem Augenschein – zu sehen. An für sich nicht viel gegen zu sagen. Aber wenn Behauptung und Wirklichkeit auseinanderklaffen (wie bei diesen Ledermänteln)? Wenn sie Schmerz zufügen? Sich und anderen? Kinder zur Zerstörung verkaufen? - war es wohl nicht weit her mit ihrem behaupteten Paradies. Sollten sich auch alle, die aktuell über aktives Engagement in Selbstmordattentats-Angelegenheiten nachdenken, sich fragen.
Die kranke Organisation betreibt also Organ-Kinderhandel für die Traumversorgungs-Fabrik des ebenso kranken Dr 'Krank'. Dessen verwandtes Gehirn schwimmt in einer Suppenschüssel-Petrischale (die 'Söhne' nennen ihn 'Onkel') und scheint bei leidlicher (geistiger) Gesundheit; wir sehen gleich nach. 'Krank' selbst braucht also gesunde Kinder-Träume, assistiert bei seinen Bewerkstelligungen von seinen 'Geschöpfen', 'Söhnen', Ausgeburten seiner Phantasie (wie sein „Eheweib“, mit dem er /sie also wohl mit-er-zeugte/ retortierte),- ein sechsfaches Hoch auf Pinon! - oder eigentlich siebenfaches, denn es gibt ja auch immerhin noch das bärtige „Original“ (auch der : ein und derselbe desselben Abziehbildes derselben Person??- (WER SIND NUN „WIR“ - schwirrmt als Identitätskrise immer im Hintergrundhaupt als zentrale „uns interessierende“ Frage mit herum).
Krank und Onkel-Gehirn und seine Ehgespons-Söhne : (und sein entschlüpftes 'Original') : sind Gestalten Ausgeburten, Ausziehungen im Kopf eines heute lebenden Menschen : Attribute seiner Geist-Seele.
'Krank' ist das willentliche Ich, der Bestimmer, Hosen-Anhaber, dem alles auf jeden (solchen Umstands gern sadomasochistischen) Wink ausführend zu dienen und beizuspringen hat : genauso geht unser willentliches Begehr auch mit unseren „Einsichten“ und objektivitätsverpflichteten Erkenntnissen um : das (im Grunde wohlmeinende) „Gehirn“ weiß sehr wohl oft, was eigentlich besser wäre als unser Wunsch – kann sich aber nicht durchsetzen. Die Kinder-Ausformungen unserer Handlungsdirektiven sind unseren Willens-Anordnungen (wie Kuchen besorgen, wenn wir Hunger auf Zucker haben) eh ausgeliefert, und müssen bedingungslos – wie einem Vater – gehorchen.
Nun schließt sich 'Krank' an Kindergehirne an : ihrer Seele, ihrer Träume willen, die, wie er sich erinnert (ohne länger fähig zu sein) glücksspendend sind (für ihn, für viele von uns, die Kinderzeiten nachtrauern : w a r e n ). Hier sollten sich nicht wenige wiedererkennen – können (keine Bange: es ist niemand in der Lage, - außer Sie- Sie zu verraten. Es ist Ihre ganz eigene innere geheime für jeden anderen verschlossene Welt. Sie könnten nur versuchen, Jeunet zu verstehen, sollten sie denken, das Sie ähnliche Stimulanzien aufweisen).
'Krank' versucht in endlosen Experimenten, das Kind oder den Traum zu finden, der seiner rücksichtlos erwachsenen Power-Analyse (seiner Ent-täuschung) widersteht – robust vom Instinkt her, „Kinds“ genug ist. Er findet es, scheinbar (:er würde auch dieses zerstören) : aber es hat Hilfe. Und jetzt kommen allmählich die Gegenpendel ins Spiel.
Denn das Kind, das fünfjährige mit gesundem Appetit gesegnete Bürschchen, hat einen mächtigen Beschützer und Freund : >One<. Merkwürdiger Name. Aber er ist : unverwechselbar, kein Duplikat: er ist das Einmalige, das in jedem nur einmal auf dieser Welt (gewesen) ist. Auch Sie sind One. Sie sind: Jetzt und Hier, in Ihrem Körper, Teil der Welt, einmal für immer : Ihre Chance.
One sucht seinen entführten kleinen Bruder. Es ist nicht sein leiblicher : er fand ihn, nach einem anderen Filmzitat (aus Coppolas >Cotton Club<) zufolge : wohl in einer Mülltonne. One ist außer in seiner zentralen, ungeheure Kräfte entbindenden+bündelnden Eigenschaften ansonsten eher schlicht einfältigen Gemüts ('muss auch kein Intellektueller sein: solche Vorzüge sind anderer Natur).
One hat zentral, neben seiner Einmaligkeit, ein weites (unverdorbenes) gutes Herz : und deswegen nimmt er den Kleinen auf und nimmt ihn an Bruders statt auf : er ist der Seelenverwandtschaft, des Engagements („mußt du laufen“) fähig („was ist Liebe“). Viele Kinder sind auf der Suche nach einem Gefährten, nach etwas, von dem sie Liebe empfangen – und selber rückerstatten entwickeln können: die (junge) Seele ist so ungeheuer liebebedürftig! (-und FÄHIG!) - die scheinbar Kleinen kommen ganz gut zu recht, und büchsen + stiebitzen auch den Erwachsenen (nicht Schlaueren) allerhand aus den Rocktaschen. Dann aber trifft Mielle (klingt wie 'Ciel', > MeinHimmel)– ein göttergleiches, von allen Kumpels verliebtes Mädchen – auf One – oder ist es umgekehrt? - es ist nicht wichtig, wichtig ist : dass auch ein Erwachsener, wenn er noch ein wenig wie ein Kind (zurückgeblieben + reinen Herzensbildung fähig) sein kann (Verstand stört), >Freundschaft< schließen : seinem Egoismus entsagen + für andere zentral dasein kann : echtes >WIR< und kein >Ich<.
Dies feine Paar macht sich auf die Suche – nach dem bisherigen Wir (wenn es auch erst fünf zählt) (egal, das entscheidende Eigenschaft ist : 'wir').
Es muss allerhand durch : die klumpfüßige Gier (ein Zwitterwesen, der Perversion eines „Wir“). Warum ein Zwilling? : weil das Egoistische Wir denkt : was gut für mich ist, ist alle-gut : es weiß wohl, dass es nicht allein ist auf der Welt: ersetzt aber die Stelle des wahrhaft respektierten „Anderen“ durch die eigenen, vorgezogenen Bedürfnisse: es missbraucht das Andere, extrem, und setzt sich selbst total sogar, trotz theoretischen Wissens, an 'seine' zweite zukommende Stelle : des zweiten Stuhls in meinem Kopf : der Gipfel duplizierter Verneinung, die so faktisch Bösartigkeit wird. Dann ist da noch zweierlei : der Floh-Dresseur, sein giftbringender 'Zirkus, - UND der Zufall, eng verquickt (und unheimlich komisch). (Dafür lieben wir Caro/Jeunet). Der („Marcolo“) muss den Anweisungen seiner Ex-Unterstellten folgen : mit und trotz äußerst schlechtem Gewissen. Könnte man es eine (schlechte) Gewohnheit, Suchtzwang, Selbstversklavung durch Charakterschwäche nennen? - Wenn wir (in unserem Ich) etwas anordnen und handlungs-bestimmen : müssen die Naturgesetze uns zu Gehorsam sein : 'wille' befiehlt der Hand – sie drückt den Auslöser. Sie mag nicht glücklich sein : aber sie ist (womöglich wie der Rest des Körpers außerhalb der Hörigkeitsschwäche) traurig, zur Erfüllung unserer dunklen Wünsche + Befehle Beihilfe zu leisten (torpediert uns aber gern solchenfalls unterbewußt, wenn wir selbst zwiespältig Stolperfallen basteln) : dabei bedient sich leiblicher (aus der realen Welt stammender) Hindernisse. Die werden in zwei herrlichen Szenen, unwahrscheinlichen Zufalls, konterkariert : unwahrscheinlich, woher manchmal Ereignisketten ihre Genese – doch zielstrebig – zu Anfang, über welche Umlenkungen,- nehmen. Und zuletzt wird womöglich unser Charakter über unsere Schwäche Herr. Und hat die Schnauze, von uns selbst angewidert, und einen Schlußstrich ziehend voll: ein selbstverächtlicher Entschluß.
One und Mielle haben also endlich vom auch einmal nützlich kaufbaren Chinesen den Lageplan durchs Minenfeld (des orientierenden Navigations-Bescheid-Wissens) bekommen (Jeunet ist auch so ein gebeugtes perückenloses Haupt) und sind rudernd unterwegs. Nun fehlt noch der Bärtige/ Verrückte : tja, und der sind nun am Ehesten -'wir' ? - immerhin ist er ein Original. Eigentlich sind wir – entweder einzeln 'er' (in schiefgelaufener reumütiger- &fähiger Vergangenheit, als noch-einsam-verkorkstes-'Ich-allein') oder bereits das Gespann One-Miette : als echtes 'wir', in Anerkennung des gleichberechtigten Anspruchs anderer Wesen außer uns und sehr viel fröhlich-besorgt-optimistischer.
Allen hilft treibend der unverträgliche grüne Wabber-Traum zuletzt auf die Sprünge : zum gesellschaftlichen Ziel (der Erkenntnis) : das die Gesellschaft (>der Schatten<), draußen ankernd vor der Bucht der bedürftigen Stadt der Menschen insgesamt, das dunkle Geheimnis, das alle terrorisiert, enthält. Der schiefgegangene Alptraum eines nicht mehr träumen (glauben) könnenden erwachsenen Kindes. (Kind = Synonym „mit Traum“ - setze ridicül 'Weltfrieden' /Erwachsener : „ohne Träume“/Utopie: nur noch unglücklich 'real'- angepasst, ausgeleert, enthüllt, missglückt – allein nur noch funktionabel in einer grotesken Welt, ohne sie zu ändern (verändern zu vermögen – wissen – wollen) (der Alptraum des Peter Pan, oder auch Pippi Langstrumpfs).
-Sind die beiden, alle eigentlich, unterwegs zum „Turm : und haben entdeckt, dank des bösen Alptraums, den 'Onkel' (die sehnsüchtige Objektivität) illegal (unterbewusst) mithilfe des reinen Instinkts produzierte + auf die Reise ins Ungewisse schickte in Hoffnung irgendeines unterbewussten Empfängers (im Ich) ) - sind alle die verschiedenen widerstreitenden Kräfte des Ich (die eine Person ausmachen) unterwegs, um der brutal-rücksichtslosen Herrschaft der missgeleiteten Willens-Willkür im Falschen im erkannten Besseren (und endlich zu einem Reue-Beschluss der Umkehr) den Garaus zu machen : WIR DENKEN UM , und besinnen uns eines Besseren, und schaffen tatsächlich, nach hartem inneren Ringen, uns eine Möglichkeit zukünftig triftigerer Übereinstimmung mit dem Geforderten : DES WIR, statt des ICH (das in seiner der Allgemeinheit noch unverpflichteten Einzel-Form untergeht + selbst in die Luft sprengt, obwohl es auch gern mitgekommen wär') … zu eröffnen. Puh. Verzeihung.
Das einzelne Ich, und seine 'kranke' Perversion, die seine leidende Einsamkeit (trotz aller Terrorisierung des ganzen willenunterworfenen Handlungskörpers) bewirkt hat, geht unter zugunsten eines künftig dem gesunden WIR verpflichteten, glücksverheißenden erweiterten Ich- Gespanns; das endlich, wahrlich kann man wohl sagen, nunmehr (hoffentlich) reißfest bewährt v e r b u n d e n ist; hoffen wir, dass der Schuh immer weiter passt und wir die Lektion gelernt haben : allein sind wir nichts. Wir müssen nicht zu „zweit“ sein : äußerlich / sondern „verbunden“. I n n e r l i c h ist es wichtig, nicht allein für sich dazusein : der – oder sogar d a s - verbundene Andere muss immer mitgedacht präsent bleiben. Nicht in Form 'einer' konkreten Person : sondern aller anderen Wesenheiten, die nicht wir sind, denen wir aber verpflichtet : einzig wahrhaft – träumerisch in Gedanken oder gesunder ganzheitlicher Seele - glücksspendend verbunden sind. Besser ist. Weltfrieden. In UNS. Ist der Anfang.
Sind Jeunet und Gilliam eigentlich verwandt?
das ist so selten, dass ein offizielles Rating g e n a u dem entspricht, wie ich es vornehmen würde, dass ich das (ohne irgendanderen als kuriosen Mehrwert) mal uninteressanterweise anmerken möchte.
Nur vielleicht noch : dass ich für jeden einzelnen unendlich mühevollen, lohnenden Arbeitsseeleneinsatz von Jeunet, bis auf die Fremdcharter-Karrierestufe-Unternehmung des Alienfranchise vielleicht, dem also des spezifische Jeneut'sche Objekt wenn auch nicht die >Handschrift< fehlt -
für jedes einzelne Optimal-Original genauso unendlich dankbar bin.
Jeunet ist ein phantastisch optimistischer, stammzellenauffrischender Depressionsblocker, Analyst + Aufheller für robust gegenwartsmaltraitierte Seelen.
...>“Es wächst nie wieder was nach, n i e w i e d er ! /tatsch tatsch/ Das müsst ihr doch langsam mal in den Schädel bekommen!!“<<...
Caro & Jeunet geben eine kleine Parabel auf das Leben am Rand der Existenz, unser aller Leben, am Rand-, wenn wir Pech haben, i n der Geschichte. Es beginnt : wenn man die schummrig-verduftet- trüb-lichtlose Umgebung gewahr wird, die unsere Wohnstatt beherbergen soll? - ">Delikatessen<"?! - was ist da nicht alles versprochen. Allerdings hören wir zugleich, wie ein Messer wetzt zur Morgenmilch in jeder Zeitung, jeden Tag: hören wir es, trinken sie morgens, trinken sie mittags, trinken sie abends. Eine brutale massige kräftige Gestalt, offenbar in bestem Futter : schärft ihre zahlreich instand gehaltenen Klingen. Eine schmächtige absurd getarnte andere (eher ein Gestältchen, das irgendwie unserer Statur gleicht)...versucht zu entkommen. Sogar sich als Müll zu tarnen, wertloser der Beachtung nicht werter Müll, hilft nichts. Die Geschichte findet uns, in unserem Versteck. Und schlägt zu. Ende der Geschichte – zumindest für uns?
Moment. Es geht, einen Augenblick der Beachtung, noch weiter – wenn wir uns die Zeit gestatten, vorzustellen, die wir evt. noch haben? - nach allerlei dissonanten, verschrobenen, defekten Einführungen, ständig schräger Töne, - strenggemeinschaftlich unisono zum Takt vorgegebener Instinkte - kommt wohl doch noch eine reine Seele an : wieder so ein ein Schmächtling, mit viel zu großen Clownsschuhen, wieder uns ähnelnd, und ergattert doch noch, die Stelle (von was muss man ja existieren) – und ist heilfroh, zunächst scheinbar untergekommen zu sein.
Jeunet und Caro bieten eine wahrlich auf den Hund /gar Affen heruntersingende Sägenparabel auf unseren modern mühseligen Überlebensversuch am Rande der Zivilisation, wie sie sich, wohl den Erfahrungen des gepriesenen - „Delikatessen“ – letzten Jahrhunderts nach, Volkswagen vor jedem Eigenheim, darbietet. Das ist Wort für Wort, Bild für Bild, Einstellung für Einstellung, unzählig skurillem Detail nach skurilem Detail (das fahrradgefl'ickte Kondom! „Troglodyten“ /s. Herodot! Selbstmordapparatschicks im Schlachthaus! die Rattenpfeife! Der Lächerlichkeitsdetektor! -"schon wieder baden?" "wieso?- du schärfst deine Messer doch auch!"...) Durchblick für Durchblick, einer nach dem anderen, köstlich!
Die Liebe und Solidarität kommt auch vor ! (wenn ihnen das Wasser zwischendurch auch mal bis zum Hals steht)! doch schließlich siegt! -wie es uns mundet. Wahrlich delikat! Meine Herren, ich habe das von Ihnen offenherzig Gebotene mit jeder Faser sehr genossen -
oder, mit Worten der Turteltäubchen : „Heutzutage ist das nicht mehr selbstverständlich. Die Leute kümmern sich nur noch um sich selber.“ (-er glückskeksdankbar:)„Ha-ach -...es fehlt den Menschen eben an allem. Im Grunde sind es anständige Leute. - Ich freu' mich ja, dass sie mich mögen. Alle sind sehr freundlich. Mit Ihrem Vater klappt es auch ganz hervorragend-“... den Rest des Filmes samt der genialen ausgeklügelten Burmerangs-Bestimmung des Australiers als selbsterfüllender Fleischer-Prophezeiung, die oder der in uns allen stecktt, sollten Sie sich schon von ihm selbst darlegen lassen. Ich möchte nur Ihren Appetit anregen.
In Costners elegischem Culture-Crossing-Traditionsepos feiert eine Wissenslücken-Erfindung der Europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts fröhliche Urständ und Wiederbelebung : die Mär vom >Edlen Wilden<. Der engagierte und auf volles finanzielles Eigenrisiko leibseelespielende Star hat in seinem Liebhaberprojekt nicht einer Studio-Marktanalyse gehorcht, sondern einem involvierten Menschherzensverstand – und Selbsterkundungsbedürfnis – …für einen großen erratischen unbewältigten Findlingsblock der /in einen bloßen Kitsch-Mythos verwehten ansonsten verschmähten/ US-Geschichte, nachspürend nachgegeben :
der Randexistenz an einem unvorstellbar weiten, fremden, unberührten Welt-Westen, die, wie diffus bewusst war und ist, durchaus nicht allein m e n s c h e n l e e r e Ödnis oder auch nur paradiesisch war. Ist Amerika je, bis zum jetzigen Moment, bewusst geworden, dass eine kaltherzig, sagen wir mal nicht >begangene<, sondern >zugelassene< Extinktion dort durchaus vorhandener Völkerschaften zur Errichtung ihres >Sweet Home Alabama< vornehmlich war? Ist es gewillt, diesen dunkel erratischen Block aufzuschliessen,- oder überhaupt ersteinmal außerhalb eines unwahrnehmlichen Klischees als existent zu akzeptieren?
- Costner's Film hat das Verdienst : wieder einmal auf das einzig mögliche Eintrittstor zur eigenen Individual-Genesungsgeschichte : nämlich diejenige an entsprechender Stelle befindliche im eigenzugehörigen zu sondierenden Kulturverband, hinzuweisen. So wie der Deutsche heute nicht angemessen die Stelle des Deutschen einnehmen (und auch für seine Person glücklich gelingen ausfüllen kann) indem er sich der Kenntnisnahme des Nationalsozialismus entzöge,- wird der in Amerika sesshafte eurogene Weiße niemals Frieden finden, wenn er sich nicht den Tatsachen stellt, die dazu geführt haben, dass Amerika heute sein beanspruchtes Heim ist. Es führt kein Weg gen Westen daran vorbei. Wer waren die und was geschah mit den Menschen, die dort, längst vor seiner Ankunft, inständig lebten? Vielleicht nähert man sich der erstaunlichen Tatsache, des schlechten Gewissens, d a s s s i e l e b t e n , in der Vorstellung, w i e sie lebten.
Costner 's Zauber in diesem Film entfaltet sich aus dem schlichten Umstand, dass er bereit ist, diese Frage ohne Vorurteil zu stellen, und sich anzunähern. Er tut es in einer Ein-Mann-Unternehmung; einem persönlichen (anders als konformen) Gewissen verpflichtet. Er widerspricht der – immer noch gängigen Münze – der Mehrheitsauffassung. Nicht dass diese Auffassung das Gegenteil behauptet : sie behauptet überhaupt nichts. Sie verdrängt. Das ist logisch : jeder, der bei Verstand ist, kann die Tatsachen – :einen, sprechen wir es aus, Völkermord,- nicht leugnen. Also, wenn die simplen Tatsachen unumschiffbar sind : und es ganz leicht ist : sehen wir einfach nicht hin, und reden nicht darüber, was nicht angesprochen wird, im allgemeinen schweigenden und wie nicht vorhandenen Konsens. Dies drückende Schweigen und neblige Unbestimmtheit durchbricht ein Ansatz-Mut wie Costners wie ein Nebelhorn : und das ist das Gute daran.
Und das wirkt auf viele instinktive Einzelne, die durch einen Einzelnen /der den - ?Stupor - hat, an das quälende verdrängte Schweigen zu rühren, wo durchaus Bedürfnis ist,/ angesprochen zu werden- ...wie ein verlockender Zauber. D a r a u s entfaltet sich die romantische Anziehungskraft dieses Films. Hier bietet sich ein Führer an, der Vertrauen verspricht. Er gewinnt dieses dadurch, dass er – selber Patriot, Bürgerkriegshelden-Vergangenheit – sich den in der Geschichte rumorenden Altlasten unvoreingenommen nähert, und die Ureinwohner,- als Menschen entdeckt – was sie waren : M e n s c h e n , wie du und ich. Nun gut, nicht eben z i v i l isiert ('civitas', 'Stadt'). Eine städtische Kultur kannten die Indigenen nicht; ein Tippi ist kein Opernhaus. Aber doch durchaus ein mögliches, menschliches, warmes, Geborgenheit ja Freiheit – in einem zivilen unbekannten Sinne – Hochkultur Erfüllung und Wesensverwirklichung bietendes Heim. Das kostet Costner näher aus : die Darstellung der Gleichberechtigung der Geschlechter, gute intensive Väter und Autorität, Sinnstiftung im zusammenspielender Überlebenstradition im Einklang mit der Natur, Unverfälschtheit, Solidarität, Freimut, Würde, Mannhaftigkeit (der >gefundene< Hut), Spontanität, ja, und auch echter, gelebter, und verwirklichbarer >Demokratie< (siehe die Stammes-/MIT-Glieds/-Beratungskommitees, wo etwa zuerst, eine Haltung zu diesem in Ft. Sedgewick aufgetauchten Fremd-Abgeneigten gemeinschaftlich gefunden werden soll,- und KEIN Großer Zampano Befehlsgewalt ausübt oder innehat,- sondern echte Beratung, mit Primus inter Pares, sich –weislich- klarzuwerden sucht, und Rückhalt, und Einsicht, beweist. Das klingt zu verlockend, um irgendwo einmal wahr gewesen zu sein?
Der Reiz von Costners Epos liegt eindeutig in zweierlei : neben dem individual-ermöglichten „Gewissens-Ehrlichkeitsansatz“ zum Anderen derjenige des erkundlichen Ethnologischen (>Völkerkundlichen<), und viele der malerisch oder auch subtil vermittelten Wissenswerte entsprechen den Tatsachen (soweit bekannter Notate zu Steinzeitvölkern) : die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau (körperliches Spitzenlast-Risiko dem Mann, mühevolle kleintägliche Kärnerarbeit der Zähigkeit der Frau), durchaus darin ein Machtgleichgewicht der parallel geschalteten aber ausbalancierten jeweiligen Geschlechterwelten (soviel 'Emanzipation' wie eine 'Feminismus' nötig habende abendländische Gesellschaftsordnung nie vorzuweisen besaß – oder besitzt), sinn-identer Lebens-&Gesellschafts-Unterhaltstätigkeit statt „Arbeit“, kein Geldmittelwesen, Freiwilligkeit, Selbstbeibringung, Würde, weitgehende Herrschafts-Freiheit außer Ansehen, Gleichrangigkeit, Mitbestimmung, und ein Leben in freier und im Austausch mit in Saft und Kraft stehender vollwertiger „Natur“ - ein traumhaftes Dasein. Für einen „in Verhältnisse“ eingepferchten eingezwängten ja zunehmend verstümmelten Euro-Ameriko-'Weißbrot'igen jedenfalls : eine reizende Vorstellung – die durchaus in vielem diesen zivilisations-(sogar kultur-)Überforderten einen ungeheuren Sog von ausgleichender Anziehungskraft verspricht. Das Problem : vieles davon ist – nicht gelogen – aber doch ausgewichen. Und da liegt die entscheidende Schwäche des Films – wie bei zuvor schon derjenigen Vision der >Aufklärung<.
Die Verschönerung des >Wilden<- der lebendig Skalps häutet – geht zu Kosten der Denaturierung des -militärischen- Zivilisationsmarkierers. Die Weißen, denen 'Dunbar' (Costner) bei deren Wieder-Inbesitznahme des Army-Brückenkopfs in der Wildnis begegnet, sind – wie die verschollenen Vertreter der verheerten abscheulichen „Wildplünderer“-Lagerstätten – Karikaturen der Wirklichkeit, nur zweckdienlich einem konstruierten Szenario. Zwei Seiten einer Münze, die aber einen Vorteil hat : die lange vernachlässigte Ehrenrettung der Indigenen-Perspektive, die womöglich in durchaus nicht Wenigem dem Monopol der Welt-Deutungshoheit der Stadtkultur die Waage halten könnte - wird ein wenig – übertrieben – gestärkt, um vielleicht in ferner? (wenn überhaupt eine?) Zukunft sich in die empfohlene richtige Richtung wieder in Bewegung setzen zu können. Immerhin wird die Kultur (ohne Anführungszeichen) des Indianers – der kein Inder sondern Amerikaner war – überhaupt angesprochen, und aus einem schwarzen Loch herausgeführt und als existent, wenn auch in welcher Richtung fraglich, bekannt gemacht : es gab sie, solche Hoch-Kultur. Und sie funktionierte, lange Zeit, länger, als die Zivilisation bisher (leider nicht) funktioniert,- sondern immer nur ihren verschling-drohenden Problemen eine Nasenspitze vorausexpandiert : auf unablässiger Flucht, vor dem aufsperrzackigen Maul, ihrer unendlichen Gefrässigkeit, dass sie selbst zu verschlingen droht („ Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man … Geld nicht essen kann“.!)
Der >Wilde< erscheint Costner >schöner< und ehrwürdiger, als er ist, und der >Zivilisierte< traumatischer. Vermutlich hätte Dunbar, arretiert, nur seinen fern-östlichen Geburtsort, Volksschulstandort und absolvierte Regimentskarriere nennen + sich nach dem Stand des Bürgerkriegs realistisch erkundigen dürfen,- um herzlich trotz Haarfeder zum Abendessen eingeladen zugezogen zu werden. Kleideretikette im Wilden Trapper-Westen?- Liest denn niemand mehr heute Fennimore Cooper, MarkTwain-zeitgenössische Literatur (oder auch nur Karl May, und wenn ich s o l c h e Einfühlungs-„Sachkenntnis“ eines artfremden Kolportage-Sachsen zulasse, will das schon was heißen!) Da zeigen sich die Grenzen von Costners Romantik, die z.B. vor allem auf ein wildbegehrtes Liebesabenteuer hinausläuft : keine Ahnung, ob sich leidenschaftlich verliebte gestandene Sioux-Stammeskrieger so mit ihren Frauen gegenseitig kopulativ öffentlich die rückkehr-überfrohte Zunge selbstvergessen in den Hals gesteckt hätten, wie es Costner und seine Leidenschaft vor aller Augen ganz unverschämlich praktizieren. Demonstriert dies, zur Variation, auch sexuell-gesellschaftliche >freie< Libertinität? - wohl aber auf jeden Fall Costners >individualistischen<, allein emotionaler Selbstreflexivität verpflichteten Ansatz : jeder große Odysseus nimmt vor allem seine Persönlichkeit, als Rückhalt, mit in das (hier auch filmisch stattgefundene) Abenteuer ; und Liebe ist nunmal (neben Hass) einer der stärksten Antriebe, auf die Grenzsituationen, wo jede Faser mobilisierbar sein muss, selten verzichten können. (Und hat auch mit anders unablässiger Triebhaftigkeit gesund zu tun).
Also, endlich schlußwärts zu bewegen : bei allem >romantisch-abenteuerlichen< Verdienst von Costners regielicher Unternehmung : dem Verdienst, einen womöglich ungetrübteren Blick auf die jahrzehntausendegewurzelten „steinzeitlichen“ Indianergesellschaften zu ermöglichen; dem Verdienst, die Amerikaner an die immerhin Existenz eines betrüblich hinderlichen /und g e r a d e im Western, einer Ersatz-Erinnerung : einer LÜGE, beiseitegeschobenen + verdrängten/ 'Schwarzen Loches' in ihrem kollektiven Selbstverständnis zu erinnerungsgemahnen, und das wirksam zu vermögen,-
stolpert Costners realistisches natur-urzeitliches Romantik-Drama (wie er sich den Kopf stößt, 'in die Fahne wickelt) doch in eine -wohl in jeder Person – enggezogene Grenzsituation : die Welt der Indianer, solch friedvoll ausgeglichener Lakota wie Pawnee und wie sie alle ins Spiel kamen : ist so gesehen eine wildromantische, in vollkommene irreführende /einer in jedem Menschen bedürfnisvorhandener/ persönlich gönnbaren Verstiegenheit; das bietet zwar viel Platz für individuelle Hingabe und Eintauchen,- kollidiert jedoch zunehmend mit der Pflicht zum wirklichkeitsbezogenen Selbstkontrolle-Rückhalt. Es ist ein schöner Traum, der an jeder entscheidenden Kreuzung, zwischen Wahrheit und Traum, f a l s c h abbiegt, ohne zuvor jedoch nicht die Blinker gesetzt zu haben : wie eine schöne großgehaltene deutsche Parteiorganisation ihrer Tradition gemäß heiligt : „links blinken, rechts abbiegen“,- beherrscht auch Costner generös. >Die Wahrheit ist konkret<, vermerkt ein Leitspruch. Costners Jugenddrama, Karl May für zeitlich Fortgeschrittene, sollte niemand verwechseln. Es taugt zum Anfangsstadium einer Annäherung : erst einmal überhaupt das Interesse, und einen Gegenstand zu wecken. Wenn dann, falls man /nicht der, aber:/ einer fortgeschrittenen Wahr-scheinlichk-heit auf die Spur geraten möchte, allerdings in vielem, sehr vielen, allzuviel,-:
genau das Gegenteil dessen, was Costner vorschlägt, : nachvollziehen, gegensteuern, und zurückrudern muß : den zurückgelegten Erkenntnisweg wieder rückzuverfolgen hat, um an längst überschrittener Stelle doch in die wahrscheinlichere, engere, unbequemere scheinbare gemiedene Nebenpfadlichkeit abbiegen muss : muss und darf und sollte einen das vielleicht doch nicht an dem Genuss dieses Films hindern. Er ist ein schöner Traum, in engen Grenzen : ausgedacht + vorgestellt und künstlich retortiert im Los Angeles der Reagan'schen Endachtziger Jahre in California, USA. Immerhin : dafür ist er schon ein gut Stücks Weg weit gekommen. Aber jeder sollte daran arbeiten, zu erkennen : wie himmelschreiend hochherzig entfernt jeder Wirklichkeit – die alleine heilt – diese Halluzination doch ist. Wer die Romantik von DerMitDemWolfTanzt wirklich berühren-, und anheischig anteilig werden wollte : darf das nur als allerersten, reichlich unbeholfenen und ungeschickten tastenden Schritt, in irgendeine Richtung, jedoch auf ein imaginäres richtiges Ziel hin zu, tun; nun nur noch die Richtung richtig (zur Selbstkritik,- und -distanzierung) ausloten; und heraus kann bei beibehaltenem Ziel /etwas Wundervolles, Überraschendes, Neues, Wohltuendes, Kurskorrigierendes, in zunächst Reue, kommen; ganz woanders als es der verdienstvolle Pionier Costner vermutet; und doch dasselbe, nur ungeschönt & ungelogen.
'The Shawshank Redemption' (>Die Verurteilten< mit Tim Robins) im europäischen Jugendknast.
Diesmal aber mit musikalischer Bescheidenheit /statt Leistungsethos zu Mittelpunkt des Chors, - ...jedoch derselben Art bösen Rektors, dessen verdientes Ende allerdings kürzer resümiert ist. Hier geht es auch nicht, obwohl weithin zum Verwechseln, nicht so sehr um entsprechendes Verdienst, erntender Tugend, wie eingebrockter Unschuld resp. Untugend,- sondern um das, was in Shawshank zurückbleibt (oder ketterauchend einem un-gewissen Schicksal sich abwendet) : ein Hoffnungsschimmer für den C h o r .
…& Pepineau natürlich, der t r o t z d e m mitdarf, weil das Glück genauermaßen unverdienterweise? doch eines schönen Tages ihm gleichwohl lächelt? – einfach so. Aus Barmherzigkeit. Und Mitgefühl. Und allzu bescheidener Mitmenschlichkeit. Nicht immer sind wir selbst es, die entscheidend aus dem Zopfsumpf mitziehen. Manchmal sind da säend einfach nur welche, die da sind – für andere.
man darf sich beim Einstieg in diesen farbnostalgischen und asiatisch-gefühlsrückhaltenden Film (unter dessen kaum gekräuselter ansehnlicher Oberfläche es brodelt) nicht von der zunächst störenden Tatsache ablenken lassen, dass der zu attentatende 'Kollaborateur'-Minister sehr viel leichteren Umstands als plottauglich geschildert / hätte solcher Bestimmung sich zuführen lassen,- sprich : ihn schlicht zu Tode zu bringen/ wenn es d a r u m ging. Es ging – eben – nicht.
Die intensive Schlüsselszene ist diejenige zum Schluss beim Juwelier, wenn die junge Frau den ihr einsverschmolzenen Diamantring – nicht mehr vom Finger bekommt,- und stattdessen im Moment des Vollzugs, ihrem V e r r a t e n e n die T r e u e h ä l t , und ihn warnt.
Schon vorher konnte ihr vorsetzlicher Instrukteur kaum aushalten, wenn sie ihm detailreich ihr warnendes unausweichlich obszön anscheinendes Zusammenwachsen und Einswerden mit dem Eindringling, „in ihren Körper“, berichtet – wie auch der Junge, den sie „eigentlich“ geliebt "hätte" (wäre er einst zu unzwiespältigem Eins-Bleiben in der Lage gewesen), /und der sie immer noch liebt (hinter seiner weiterhin ablenkenden ausweichenden Deckung /von lebensfernhaltendem ideologischen Panzer-Zerfall)/ - wie der kaum seinerseits die Vorstellung in ihrem fremden Hingegebensein erträgt, den Gedanken auszuhalten,
wie wir werden, was wir sind / und uns erlauben zu tun. Wie wir verschmelzen mit den Folgen unserer abgespaltenen oder zufliessenden Handlungen : Gefahr und Begierde:
wie unsere Taten Macht über uns gewinnen, und allmählich uns, von uns fort, ihren Schöpfer, versklaven lassen in den Gespinsttentakeln ihres von ihnen fortwebenden geisterhaften Geschwebes. Der Geist unserer Taten, in immer unentrinnbar gewaltiger auftürmender Summe, umgibt uns, nähernd oder entfernend, und raubt uns im Falle allmählich Freiheit und Atem. Deswegen sorgten wir besser dafür : dass unsere einsbleibenden Taten für uns sprechen, und frei machen,- statt – im Namen der entflohenen Unentschiedenheit – immer enger wie ein Netztrichter zuschnürende Gewalt über uns gewönnen : und wir schließlich geworden sind, was wir zu tun beabsichtigten.
Das kann man als zu eng >politisch< eingefasst ansehen. Ang Lee ist Künstler. Als solcher ist die Art, w i e er - eine Ambivalenz betreibt und im Entstehen beschreibt und beobachtet – der eigentliche Sinn dessen, was er tut. Unendlich schön, wie er, zu Anfang, die Reinheit der jugendlichen Akteure einführt, ihren Idealismus, unendlich rührend, wie ihm gelingt, die echtgemeinten Tränen auf der Bühne beim Aufführen ihres patriotischen Stücks – wie beim historischen Karl Moor in Mannheim - , wie bei ihrem jugendlich von sich selbst ergriffenen Geliebten – auch an unser idealistisches Herz rühren zu lassen. Diese Gefühle sind echt! und wahr, und tief, und allzeit-aktuell, auch wenn wir uns lieber auf die Zunge beißen : so wie Ang Lee sie filmt, und zur Darstellung bringt : fällt schwer, sich ihrem leichten Zugriff zu entziehen. Und die Verschwörung, halbseiden, und fast unentschieden eingewilligt, beginnt ihren verhängnisvollen Lauf.
Was Ang Lee filmt ist, wie wir verwickelt werden – und wieviel dabei vom - Zufall? - abhängt : nein, von dem Geschick, Gespinst, das uns umgibt. „Verwicklung“ : ist das Zauberwort. Wang wird in das Komplott verwickelt : aus Liebe, und Verantwortung. Die Frucht-Einsicht ihrer Tat löst sie daraus (einmal noch vergebens). Wieder verwickelt sie sich : und, wie sie sich von den Absichten ihrer Ziel-Schönheit umfangen lässt, verwickelt sie sich wieder : und beginnt den Mann, unterdessen sie sich in ein gefangennehmendes Verhältnis mit ihm einwilligend einbegibt,- zu lieben wider Willen. Sie will ihn täuschen, gefangennehmen, in einer Hinterhalt führen : und während sie sich, diesen Zwecks, darauf einlässt, nimmt diese andere, selbstbestehende Wirklichkeit sie in sich auf, inhaliert sie, atmet durch ihren Mund, und spannt ihre Eigenmacht duftend, über sie : ihre Verführbarkeit. >Wir werden, was wir tun< während wir es tun. Wir dürfen uns keinen Zerfall : unserer Identität- leisten. Wir müssen eins bleiben mit uns selbst; wir dürfen das Schicksal, unsere Zeit, nicht betrügen und einzuspannen versuchen. Wir sind Werkzeug, nicht Benutzer : und wir sollten die Wegmarken, nicht über dem Ziel aus den Augen verlieren.
Wang verliebt sich in ihren Peiniger : der er werden wird. Er spricht sanft : und ist doch ein Tier. Er wird mit brutaler Gewalt, quasi nein faktisch: einer Vergewaltigung : Herr über sie – dem sie absichtlich zustimmt. Sie ist hingegeben : dem was sich ereignet, und was wider Willen, in ihr Herz schleicht. Unser Herz ist nicht Meister des Geschicks. Unser Herz horcht : blind : und gibt sich hin, um zu erkennen. Und was es erkennt : ist auch, eine, Menschlichkeit, in diesem verunstalteten Anderen, der doch eine eigene Deutung beharrt, zu sprechen, und aus sich heraus sich zu erkären : und ebenso leidenschaftlich vorausgesetzt sich hingibt,- einwilligen muss. In diesem Bild : der auf dem Bett leidenschaftlich ineinander verknotet Verbundenen ('Liebenden'?) wird ein zutiefst buddhistisches Bild deutlich : wie sehr uns die Erscheinungs-Verwicklung der Welt in ihrem unentrinnbaren leidenschaftsergebenen Griff hält, und wie sehr wir in ihr ihn hingegeben – ausgeliefert nur berührbar sind. Sie nimmt uns, mit Gewalt – und jeder sehe sich vor, welchen Teil von ihm er ihr darbietet, wenn sie sich gemeistert, verplant, hingibt, um beherrscht zu werden.
Wir werden das, was wir sind und zu erreichen beabsichtigen, während wir es tun. Es ist ein gefährliches, unterschätztes Spiel, auf das wir uns einlassen. Wir glauben Freiheit im Sein, im Meinen, zu besitzen : und werden doch besessen. Es gewinnt Macht und Gewalt, Ausdruck über uns. Wang schwebt zwischen Abscheu und Liebe. Die Liebe siegt – was so ihren Untergang bedeutet. Nicht in jedem Fall : bliebe die Liebe rein : täte sie es nicht.
Die Liebe siegt, für dieses Mal, endgültig, vor der still drohlich schlingenden Schwärze des Sees. Sie siegte, als sie den Ring nicht vom Finger zu streifen vermochte, in ihr. Nicht in dem : denn er bleibt das Tier, das er wohl war. Ist das wichtig? (Er erinnert an den zurückbleibenden Gemahl von Effie Briest). Wichtig ist : dass die Liebe eins wird mit ihrem 'Schicksal'und es einsbleibend teilt – so dunkel untragbar wohin auch immer aber doch erfüllt/ es in solchem Moment auch scheinen mag. Denn wichtig ist, dass sie eins bleibt : dort, wo sie natürlich hingehört, eins mit dem Leib, dem sie innewohnt. Die Köstlichkeit dieser Gabe, der Warnung, ergibt einen wunderschönen Film.
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Damit dieser Konflikt allerdings so richtig nahbar werde, sei eine Abschweifung erlaubt : ohne zu verpönen, wie ich hoffe, und wie schon seit Brokeback Mountain herleitbar : damit dieser Konflikt so richtig einsichtig werde, tut man denke ich gut daran, sich zu vergegenwärtigen, wie heimliche hochbegabte Künstler, deren geschlechtliche Neigung von einer sie umgebenden mitleidlosen gesinnungslosen Welt in einen gräßlichen entartenen, defensiven Folterkeller-Untergrund getrieben werden, der sie Macht über solche suggestiven, unentrinnbaren Leidensmetaphern gewinnen lässt : denn wie muss man gelitten haben, um - "körperliche" - Liebe – als derart obsessiv quälendes aber siegreiches Schwert zu Ausdruck zu bringen? - Die (körperliche) erlebte Liebe : wird bei Ang Lee zur ergreifenden Fessel, zum Knechtschafts-, zum Unterjochungs-Instrument : wie seine filmgewandelte „Realitätsbegriff-Metapher“ hier („Folge-Netz der Handlungsintentionen“).
Liebe, der eine exorbitante Schauspielleistung in einer begnadeten Performance unschuldig-rührendes Leben einhaucht, ist bei Ang Lee erlebt ein höchst zweischneidiges Ding : der Einnahme wider Willen, der Qual, und doch gleichzeitig totaler Erfüllung; ein sadomasochistischer Bezug : von etwas Unerlaubtem - Unentbehrlichen; einem Konflikt in/mit der Natur. Niemand kann in diesem Konflikt als Sieger zurückkehren. Liebe ist (hier) Schuldbewusstsein, und kann nur durch einen rührenden Akt von Entschuldigungs-Versuch : mit nicht weniger als Einsatz der Lebens-Verwirkung gebüßt werden. Die Welt, jeder Einzelne, täte gut daran : die Schuldbefrachtung von (allein unkonformer?) Sexualität, die in höchster Verzweiflung solche wunderschönen Blüten zu ihrer – Entschuldigung?- ihrem nichts als bloßen : vorgewiesenen Dasein hervorbringen kann,- in sich gehend: von sich ausgehend?- zu überprüfen. Hören wir doch endlich auf, >Naturwahrheit< ein scheußliches, menschenunwürdiges Exil zuzuweisen (nicht zuweisen z u l a s s e n , da gibt es keine Wahl) ; unsere unentrinnbare Naturverhaftung, Im Erkennen, und Bestimmen, ist schlimmes Schicksal genug : denn wenn wir nicht wahrhaftig, nur rein bei unserem selbstzugewiesenen verantwortbaren Bereich, unserer auch im Äußeren bereits signalisierten ehrlichen und ungeschönten aufrichtigen Ungeteiltheit bleiben : haben wir eine Chance, bereits vor unserem Ende einen womöglich ausgedehnteren Lebens-Moment des Glücks, unschuld-reinhaftigen Eins-Seins mit uns und der Welt,- genußhaft zu erlauben : und ganz ohne, man denkt es kaum, vorstellbar, Reue.
Der Plot von Cotton Club ist Nebensache. Eine Ikone, oder was imagemäßig von ihr übrig war & ist, steht im Mittelpunkt. Black Hot Jazz, bevor er (immer noch hot) intellektuell wurde, aber noch Swing und Dixie für die Beine und Sex und pure überstandene Lebenslust war (es schien, als könne man den Betriebsunfall des Großen Kriegs allmählich doch vergessen + verdauen) – ein
an einem winzigen Punkt + Ort aus der Zeit und Geschichte ausgelassen gefallenes Choreografie-Gesamtkunstwerk, zu Stepptanz ebenso wie für Kostüm und Körper, ...das keine Ahnung hatte, dass es je etwas mehr zu bedeuten haben könnte als eben Folies Bergeres nur dies: Hier und Jetzt /dort und damals, einmalig wie es uns und Coppola heute nun verklärend und inspirierend erscheint.
Um diese Lebenslust, im Konzentrat um und in der Lebenswelt des NY- Harlemer Cotton Clubs pulsierend, im halbseidenen EndZwanziger-Milieu der Prohibition, kreisen Ausbrüche musikalischer und zahm mafiöser Art, von Coppola's überschäumender Inszenierlust opulenten Bildern gegönnt. Bekannte Namen helfen mit. Ein Stück Sahnetorte, oder eher doch ein Champagnerkelch? Wer nicht weiß, wo der Duke performte, und wer Cab Calloway nur diffus aus der Weltgegend der BluesBrothers vermutet, ist als in der Wolle noch unbestimmter Farbfellparia noch nicht zum kochenden Innenkreis des Clubs eingelassen. Die anderen : lasst uns amüsieren – aber schießen Sie nicht auf den Pianisten!
*PS ein Dialog darf nicht untergehen : >“Wie heißt du?“ Ganove: „-gar nicht.“ „Mann' deinen Namen!“ „ 'Hab keinen Namen.“ „-'wie hieß deine Mutter?“ „ 'hab keine Mutter. Ich wurde im Mülleimer gefunden “ <
Apocalpse Now Redux
„Antikriegsfilm“? Das erste Mal, 1982, war ich damit beschäftigt, dem Film diese ihm umgehängte vorauseilende Kuhglocke zu entfernen, und beim zweiten Mal, vor fünf Jahren, den Abhänge-Fakt zu bestätigen. Erst jetzt, beim Dritten Mal, komme ich unabgelenkt dazu, den Film für das zu nehmen, was er fürchte ist. „Antikriegsfilm“?- er ist viel mehr, viel schrecklicher als das. Er ist das Ende allen leichtfertigen Glaubens, allen Schönredens. Apocalypse? -richtet sich gegen mehr als nur einen Teilaspekt der Zivilisation, die sich seit Jahrhunderten, immer schon, in ewig ausbrechenden und wiederholenden Kriegen äußert. Im Saigoner Hotelzimmer – eine der brachial porentief wirkenden Szenen der Filmgeschichte - zertrümmert Martin Sheen – übrigens spontan, und verletzte die Hand wirklich - sein Spiegelbild. So ist dieser Film : versumpfend eingetigert laufen wir=das was zusieht, am Spiegel dieses Films vorbei, und spontan kracht eine Faust und das Bild zerfällt, zersplittert, in DutzendHundert zackige und scharfkantige, verwirrende Teil-Siegel -:Nase, Ohren, Kußmund, Hände, Seele – und die Faust langte nicht aus uns, sondern aus dem Film, und was zerfällt, ist unser im Ganzen intaktes Bild von uns – unser Selbstverständnis, das in Teile zerspringt, und untersucht : und nicht zu „unserem“ Vorteil prognoszitiert wird. Der Film i s t (Amerikas) Saigon, Vietnam (-Trauma). Er ist keine erlebte oder erlebbare – außer im Original – Situation oder Hergang. Er ist ein Delirium, anschließend nachgefiebert, ein kaltes schweißgebadetes tropfendes Fieber, eingeschlossen in einem gefangenen Vorstellungsraum. Er ist ein PingPongBall machtlos umherspringender, ermüdeter, erschöpfter Laisionen und Rückversetzungen. Er ist ein hilfloses um sich schlagendes Resümee voller Gewalt. Er hat keine Erlösung. Es ist nicht einmal in ein kongruentes Beieinander,- Hintereinander, ein schein- schlüssiges Gesamtbild, zu zerbringen. Er ist der Versuch, allein, und damit meine ich wirklich allein, in einem gottverdammten verlassenen, vom Staat ?-was immer das ist?- im Auftrag bezahltes Hotelzimmer irgendwo an einer gottverlassenen Rektum-Ecke eines im Ar*** der Welt befindlichen Planeten,- zersprungenes Spiegelbild wieder mit Tesafilm im betäubten Dämmerzustand zusammenzukleben, das es einen Sinn ergibt oder ergeben möge. Es ist tatsächlich Apokalypse – das Ende nicht etwa eines Krieges, einer Zivilisation, sondern des angekündigten Zerfalls der Welt, zumindest unseres geborstenen, verfugten, mit Tesafilm blutstropfig überquerten Bildes von uns in ihr...? Etwas Zuviel, des angekündigten Guten? Ok, reißen wir uns noch einmal zusammen, kalte Dusche, und beginnen, ganz mit einfachen Gedanken, und Worten, von vorn, diesem erratischen Findlings-Block großer Bild-Darstellungsgewalt, uns zu nähern. Aber ich warne Sie. Es ist eine apokalyptische Reise, übrigens ohne oder nur scheinbarer Wiederkehr, ins Herz der Finsternis, ins Auge des Sturms. Und Marlon Brando, zu dem ja wohl nicht nötig ist etwas zu sagen, i s t - wie in Wahrheit – Col. Kurtz. Er hat, auf seiner Pazifik-Insel-, beim verlorenen Häufchen eines Indigenen-Aufstands-, lange daran redlich gemühwerkelt. Schließlich funktionierte alles wie man 's sieht. Also von vorn?
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Seit Urzeiten bestehen und bestreiten sich zwei Auffassungen, auch der Kunst : die eine sieht den Sinn der Malerei – z.B. - in möglichst abbildungsgetreuer Wiedergabe des Ersichtlichen -, nicht von Wirklichkeit, die stets Interpretation wäre. Solche Menschen hängen sich Hirschgeweihe, Seestücke und Alpen-und Sonnenuntergangspanoramen an die Wand. Sie überlegen, ob im Grunde die Geschichte der Malerei nicht mit Erfindung des Photoapparates erledigbar ist. Solche Auffassung zu widerlegen,- könnte man ihnen Apocalypse Now entgegenhalten.
Gemäß der Geschichte des Individuums im Krieg zerfällt auch Apocalpyse Now in zwei sehr konträre Blick-Fluchtpunkte- oder-Pole : ein schein-konkreter, umschränkter, fassbarer - „realistischer“- etwa in dem Figurenbeschreibenhandeln dessen, was 'auf dem Boot' abstrus vernünftig und, wenn schon grenzwertig, so doch immer noch irgendwie scheinbar „nachvollziehbar“ vorgeht – und der zunehmend surrealistischen zooleologischen Umgebung von Begegnissen, durch die es schifft, ständig von seltsam leuchtenden farbigen irrealen Nebeln umwabbert, die stets irgendwo quellen und markieren : hier geht es um mehr als sichtliche Realität. Die Decke zum Wahnsinn ist extrem dünn, und als Cpt. Wilard zur Auftragsentgegennahme aus dem Hotelzimmer eskortiert wird, ist er schon diffus schuldfertig („Wie lautet die Anklage...?“) nah am Wahnsinn gekratzt – aber noch nicht obsolet verabschiedet (phantastisch, wie in der Hotelzimmerszene das kraftlose sinnlose Suppen-Rühren der schlappen Zimmer-Ventilatorschlegel in das hyperventillierende Luftpeitschen der Helikopterskalpelle aus einer andersparalellen Dimension übergeht). Noch vermag sich Cpt. Wilard innerlich wieder zusammenflick-reissen, hilft eine kalte Dusche – später, wie er sagt, nachdem er nie wieder weitere Aufträge anzunehmen gewillt ist – wird die Erinnerung, des Einsicht-Trips aus der/in die Hölle – nie wieder abzuwaschen, tilgbar, entrinnbar, auslöschbar sein.
Jede Einzelheit/Szene in diesem Film atmet Wahnsinn. Geordneten, offensichtlichen, blöden, amtierenden, oder ausgebrochenen 'wahnsinnig' um sich schlagenden, heillosen, explodierenden, furiosen Wahnsinn. Die Porzellan-Glastürvitrine und die gehäkelten Gardinen im Generalquartiers-Befehlsausgabecontainer, die scheinbar vernünftigen Worte der instruierenden Offiziere (samt CIA-Schnürling) stehen im krassen Gegensatz zu dem, wovon sie berichten, und was sie scheinbar in eine vernünftige Fassung bringen wollen: ein Aufbäumen der Zivilisation, ein verzweifeltes Klammern an den behaupteten lückenlosen Umfassungsbereich ihrer Grenzen. Jedoch schon die übergriffige Wahl Kambodschas in die man einen Auftragsmörder schickt : als Rückzugareal des >wahnsinnigen< Col. Kurtz, eines extraordinären Elite-Offiziers, befähigungs-gleichrangig ebenbürtig ihres eigenen Führungsanspruchs' – ein >neutral< exterritoriales Gelände des „Konfliktbereichs“,- als Ziel ihrer entschönten Operationswillkür lehrt und überführt sie eines anderen – als Behaupteten. Entgegen allem Fadenschein zersplittert Anspruch von Regelnormalität endgültig, wenn der Geheimdienstler das Tonband abspielt, und Col. Kurtz Stimme erklingt, der von über Rasierklingen gleitenden Schnecken erzählt – gefährlich, eindrucksvoll, hypnotisch. Trotzdem : der Anspruch des Menschen, eine vernünftige, umgrenzte, einheggbare Lebenswelt zu bewohnen, funktioniert nirgendwo den ganzen Film über so noch einmal, wie in dieser letzten Bastion der Zivilisation : einem europäischen Wohncontainer-Standard, womöglich mit Gartenzwergen im angegliederten Vorgarten, - mitten am Rande eines subtropischen tigerbergenden Dschungels, außer zentimeterdicken Wänden. Benjamin Willard akzeptiert, aus schlupfloch-alternativloser gewohnter Fatalität. Er wird im Sinne der Zivilisation losziehen, auf sich zurückgeworfen gestellt, Col. Kurtz finden – und „Schluss machen“. Ein Patrouillenboot, der „Schlagader des Krieges“ mitten durch das zerborstene Land nachspürend, soll ihn hinbringen.
Was folgt, ist eine fatale Odyssee, ins Nichts, deren zunehmend absurder werdende Entwicklungsphasen des Wahnsinns wir nicht verraten wollen – dazu ist der Film da. Er findet Bildausdrücke ohnegleichen.. R. Duvall spielt einen Husarenoberst, dessen Performance für künftige Zeiten legendär werden dürfte – und nur e i n Ausdruck, des >'helden'mütigen< Wahnsinns,- eine von dutzenden weiteren Varianten. Wagners Walkürenritt mischt sich mit den Endzeit-Klängen der Doors – mindestens ebenso ruinös wie in Oliver Stones Film, der sich wahrscheinlich gegen die lauteren Absichten von Coppola unter demselben Substanzen-Einfluss geschlagen geben muss. So ist Gen. Lt. Kilgore siegreich und unverwundet hervorgegangen, während sich Stones Doors-Film den Topf-Deckel auf die Eingeweide presst, dafür aber würdig aus des Generals Feldflasche persönlich zu belohnungs-naschen bekommt. Auch Cpt. Willard entkommt - seinem inneren Auftrag entgegen, sogar samt einer düpierenden Trophäe, um die allein wiederzubeschaffen Kilgore vermutlich ein widergespenstigeres Land wie solches >Vietnam< in Stücke sprengen, hauen, sengen, würgen, racheengeln, verkohlen, entlauben, vergewaltigen, raubmorden würde.
Apropos rauben, morden : bemerkenswert, wie wenig Hintergrundanalyse Coppola darauf verwendet, irgendwelche moralischen Ansprüche darzulegen,- um sie zu widerlegen : nicht eine Minute verschwendet er an fadenscheinige Beweisführungen. Eine schlagkräftige (amerikanische) hochtechnisierte Armee, zahllose jungmännliche 'Soldaten' sind einfach da und zerlegen praktisch ein Land ; die Bilder sprechen für sich. Eine friedliche Dorflandschaft in der Morgensonne – Bauern, Feldbestellung, ein Schulplatz, Ordnung, Kinderschar – dann bricht die Hölle herein und los. „Charlie“ genügt als Begründung für jegliches Tun. Ein Dschunke auf dem Fluss wird kontrolliert : es ist wie ein Tiger, der unversehens aus dem Busch bricht. Es ist eine Hinrichtung. Es gibt keine Gründe, keine Herleitung, keine Konsequenzen; es gibt, was passiert, diesen Augenblicks, im nächsten ist er vorüber. Man ist am falschen Moment zur falschen Zeit – einen richtigen gibt es nicht. Er ist so unauffindbar wie den ganzen Film über die vergebliche Frage nach dem >diensthabenden Offizier< ("ich dachte, das sind S i e- "?!). Auch ihn, den Befehlshabenden, gibt es längst nicht mehr. Vielleicht ist er vor Wochen, vor Monaten verschwunden, auf eine Mine getreten – die Maschine läuft längst selbstvollkommen, auf Volldampf im Schlamm gestellt steckend, Amok, oder was auch immer – einige Male kommen Lyndon B. Johnson oder Nixon ins Spielgerede-– sie sind fern, ungreifbar, irrelevant – niemand selber Puppen ahnt, was vorgeht, keiner der Beteiligten hat Einfluss oder Eigenverständnis, Richtung oder Ziel – die Maschine läuft, und sie wird laufen, bis sie sich totgelaufen hat, beiläufig. So gelingen phantastische Bilder des „Ewigen Krieges“, des MenschengeSchlechts, des Politischen, die Brücke bei Do Lung - „Jede Nacht zerstören die Viets sie, jeden Tag bauen wir sie auf, damit die Generäle behaupten können, sie sei frei passierbar“ ...im endlosen Kreislauf der Zerstörung ; das betrifft (wie jeder gesprochene Satz hier) weit mehr als nur solchen einen Ort : der Ort ist die militärische Geschichte /ja die der Zivilisation, seit Ausgrabe-Begebung des Bronzeschwerts.
So könnte man sagen :von der Kolonisten-Bewirtungsgesellschaft, an der das (fast) allein am Tisch verbliebene militarfanatisierte französische Familienoberhaupt (offiziell „half“ Amerika nur im antikommunistischen Selbst-„Verteidigungskampf“ der halbabgenabelten französischen Ex-Kolonie),- wie dieses urabkömmliche Kolonistenhaupt, ohne jeglichen Widerspruch zu bemerken, auf die aufgelöste, widersprüchlich zerfallene und zurückgezogene Tafelrunde weist : „Das, was diese Familie zusammenhält...“ - kann man eigentlich noch tiefer eine absurde, entsetzliche gottmenschverlassene Situation erschaffen als in diesen unablässigen Bildern? - der Hohlheit und Widerlegung aller behaupteten Kultur, die durch Taten, durch ALLES und jedes Detail widersprochen, ins Gegenteil verkehrt wird, wie in der schlammigen Bunny-Szene (nicht der der Bühne), sondern im trockengelaufenen Helikopter, wo für ein wenig (übrigens ö l igen!) Betriebsstoff vergeblich alles Ideal geschundener Liebesträume verflüchtigt, verraten, umso schmerzlicher entbehrt wird, je mehr die Zitzen-Bratwurst vor der Nase, unerreichbar, baumelt+zurechtgerückt wird, dem Ertrinkenden ein Strohhalm, dem meerwasser-Verdurstenden eine vorgegaukelte Fata Morgana, zur Steigerung jeglicher Entbehrungs-Qual, im Vollzug des Aktes zugleich vor Augen geführt/ vorent-halten wird? Ist ein Überstieg solcher Liebesunfähigkeits-Desillusions-Entbehrung im "Nächsten" vorstellbar? - Wenn endlich Col. Kurtz sich aus dem Halbschatten erhebt, als haltloser Gott, als jemand, der der Absurdität des verrotteten, verkommenen, wahnsinnig gewordenen Werte-Kanons modern-westlicher „Kultur“ sich für immer überhoben und entbunden hat wie Nietzsches Übermensch,- dann ist gar nicht mehr zu wissen, w e n man eigentlich vor sich hat – den Propheten? die Zukunft? Hitler? Pol Pot? die Vergangenheit? den Urmenschen? eine Kannibalen-Idi Amin- Vision? Satan persönlich? Baal? die Negation des Nihilismus? Wischnu, den 'heiligbejahten' „Blauen Zerstörer-Verneiner- Gott“? den Übermenschen? Zarathustra? - nicht umsonst kamen Rimbaud /Baudelaires >Blumen des Bösen< unter.
Apocalypse Now ist kein „Antikriegs“film (sowenig oder viel zu wenig wie 'ein Kriegsfilm). Er ist mehr als das : er zielt ins Innere unseres Herzens, der Zivilisation. Krieg ist für ihn nur der Höchste Ausdruck dessen, was wir als Inbegriff auf diesem Menschenplaneten seit fünftausend Jahren sterben lassen. „Antikriegsfilm“ würde voraussetzen, dass das Anti eines („sinnvolleren“, verletzlichen) Gegenpols bedarf. Der Antikriegsfilm ist eine Negierung von etwas Positiven. Hier jedoch : ist kongruent Positives oder auch nur in sich-Stimmiges für immer aus dem Horizont getilgt, fragwürdig entzaubert, in Schlamm+Dreck versunken+verschwunden. Vielleicht noch die Französin? Ist das, was von Liebe noch möglich ist? Eine Opiumpfeife zu entzünden? Ist „Liebe Opium für das Individuum“, ein fader schöner verflüchtigender, schemenhaft vorüberhuschender und bereits wieder aufgelöster Traum verlockend verborgen hinter Netzen,- ein Schemen, eine schöne Augenblicks-Vorspiegelung, unwißbar, ob real – oder in einem Rausch vorüber-hergeträumt gewesen?-?...
Hier ist n i c h t s mehr übrig. Die >Realität< ist, wie echt, etwas, das bis zehn Metern vor Armlänge-Ausgreifweite real, und halbwegs noch nachvollziehbar erscheint. Auf größere Distanz verwischt sich alle Kontur und wird unfassbar, uneinschätzbar – wie zwei entgegenkommende („eigen-zugehörige“) Kanonenboote auf spielerischem Kollisionskurs, die mal übermütig grölend high eine Brandgranate auf der Oberdeckplane platzieren. Wer „befreundet“ ist? Wer oder was 'feind-lich'? WAS das überhaupt bedeute? - das Eigene Fremde -? müssen die Bunnies nicht vor ihrem wildgeworden austickenden 'Zielpublikum', dem sie die Erfüllung ihrer aufgeheizten Phantasien besser schuldig bleiben müssen - alles ist möglich- , sich nicht letzten Augenblicks in die rettende Luft sich entziehn? Womit bleiben die dann zurück? Und womit w o h i n weiter, als nächstes? 'Rettet' der Gen.Lnt. nicht ein versehrtes Vietcong-Baby, samt zugehöriger Mutterschaft, ohne einen Moment Differenzierung (nachdem vorher das er die Wunde verursachte („wir zerschiessen ein Land mit MG-Garben in zwei Hälften und legen ihm anschließend einen Verband um...“),- ist noch irgend klar, wer warum auf wen schießt, ins Dunkle oder den Dschungel hinaus, hinein,- bis Willard endlich im Baumbuskäfig des Dschungelherrensitzes, machtlos, entwaffnet, gefangengesetzt, ganz nackt bei sich selbst, in seinem Innersten, was nicht Heiligstes ist, reduziert anlangt?
Für diesen Dschungelthronsaal: wie eines perversen gescheiterten Alexanders (>...Exterminate them all < ... ) : gibt es kaum Wörter, nur halluzinogene Äquivalente, Derivate, Fetzen, Bruchstücke einer Genese. Willard ist im Herzen der Finsternis, im Herzen der Wahrheit, über sich, über uns, über Kurtz angekommen. Es ist dunkel, blutig, wahnsinnig : so blutig, wahnsinnig, entfremdet, wie das Herz unserer Zivilisation, wie sie existiert, ist.
Sie ist kein Konzertsaal, kein Plenum, schöner Töne, und Erklärungen von Menschenrechten. Sie ist ein Stall, ein Beinhaus, ein rituelles bebeiltes Schlachthaus, ein Purgatorium mit einem gegenstandslosen photoapparatumhängten wirren Berichterstatter in ihm, irrlichternden Halbschatten, erdfarb verdreckt-beschmierten Tarn-entleibten-Gesichten und Inkarnationen, Götter-Versteinertes aus mörtelverfugten Quadern, lianenhängend überwuchert und in den Dschungel lepragefressen, kaum noch irdisch' humanen' Antlitzes, im brackwassern flammenzüngelndem Widerschein von Feuer- und Fackelhuschen, von treibenden Dunstfetzen verborgen oder augenblicksweise schrillkreischend enthüllt /aufdringlich, gefährlich, menschenfressend vorgewiesen, und entlassen, in ihm und in ihn.
Der Mann, nackten verkörperten Leibes, entkleidet, schweißtriefend, versengt, reflex-ölig rückschimmernd, zumeist schweigend, sieht sich der massig gedrungenen, unbesiegbar aufwachsenden Übermensch-Vernichtungsgestalt von Col. Kurtz gegenüber, der für sein >Volk< ein Gott ist. Das ist, wie in Fight Club, das Herz des wahren 'Faschismus', einer Wahnidee, einer hinter sich zerlassenen zivilisatorischen Schranke, - eines Faschismus, wie er enthalten, unentrinnbar im Kern der heutigen, kriegswirtschaftenden Gesellschaftsrealität >eines Welt-Westens< immer, knapp(er) unter der Tünche wohlmeinend gewollter Kultur steckt. >„Antikriegsfilm“<? Apocalypse Now? - i s t k e i n Antikriegs-Film. Er zielt auf das Zentrum des widerlegten, ad absurdum geführten, ungeschönten brachgelegten aufgebrochenen, innerste Herz des Welt-Westens, unserer moralischen Gesamtverfassung. Die Erfahrung Vietnam ist an Apocalypse Now nicht vorübergegangen, sie ist nicht repatriiert, geheilt, gesundet, gesprächstherapiert, enttraumata-lokalisiert worden. Sie i s t (eingegangen in dieses jetzt-mythische) 'Vietnam'. S i e i s t V i e t n a m . Sie ist der nicht wiedergutzumachende, offenlegende Bruch in der Zivilisationsgeschichte,
aktuell vermöglicher Selbsterkenntnis. Dem ist nichts mehr zuzufügen oder entgegenzusetzen. Sie ist eine Analyse, und diskutiert nicht : denn sie ist nicht nur ein Argument : sie ist das Vorweisen dessen, wie was so erlebt wurde : war: gewesen ist : ist. Sie ist nun das gültige Fazit, für den Rest. Niemand wird es bestreiten können. Man kann nur abtauchen, wegschauen, und muss – und will - doch wiederauftauchen, um zum Ende zu kommen. Auch Col: Kurtz : gewaltsames Ende : wird solches nie mehr aus der Welt schaffen, und schon gar nicht heilen. Col Kurtz lebt und ist unsterblich. Das ist die bittere Lektion, die Cpt. Willard in Zukunft davon abhält, weitere Aufträge zu übernehmen. Was wird das nützen? Es wird andere geben – andere, wie Col. Kurtz, und andere Willards. Es braucht diesen einen, speziellen Cpt. Willard nicht mehr. Danach kommt nichts mehr – weiteres anderes. Nur eine endlose wiederhervorgeholte Kette von exhumierlichen ....Kurtz' und Willards, Kurtz & Willards.... Das heißt Geschichte. Das ist Apocalypse Now. Es spart sich die Spekulationen. Das ist drin in dieser Verpackung : und nichts weiter : und sonst nichts. Im Herzen, im Auge des Finsternis : und immer wieder : Willards Auge, das nur sieht, und sieht, & sieht, & . Und immer seltener redet : verstummt : nur hinschaut, und sieht, was wir, durch ihn, ebenfalls sehen – oder sehen könnten – wenn es erträglich wäre?
Und deswegen, deswegen hat es v i e l l e i c h t (die Wirkung eines) Antikriegsfilms -:weil es nur, und nichts weiter, zeigt, was ist, und was immer war, so wie es ist : nicht, wie es aussieht, aber so, w i e e s s i c h a n f ü h lt : von innen heraus.
Die Leute, mit den Hirschgeweihen und Alpenstücken an den Wänden : werden vielleicht, weil es in Apocalypse Now a u c h Schauwerte gibt,- dieses statt eines Deliriums vielleicht eine gewohnte Weile identifizieren und auf ihren raisonablen, wiedererkennbaren Inhalt hin verwechseln "sieh mal, ein Zwölfender! - und das ist ein Fels, vor Tanne, auf dem er steht !" - Es ist jedoch keine "Realität" : er ist, von Anfang bis Ende, eine leibhaftige Vision, aus dem aufgestobenen Siebten Kreis der Hölle, seinen markerschütternden Reitern, allein innen erschauerlich fühlbar, und aufrührbar. Manchmal fetzen Bilder, galoppierende + überschlagende Erinnerungsbruchstücke aus Realitäten (wie Apache-Hubschrauberkavalkaden) darein und peitschen auf; aber das ist ein ablenkendes Zitat und Zierat, welches von der Selbst-Erzählung, der Reflexion, kreisend in einem geschlossenen inneren Selbst wie einer Krankenstation, einer Psyche, -nicht einer -Physis, abschweift :
wie gebrochenes Wellenglitzern vor der Sonne. Und Kurtz ist nur ein Aufblinken-schimmern, eines tausendfach gespiegelten Sonnendolches : und es geht nicht um das untertauchende Verglimmen eines Blinkreflexes, sondern die unbarmherzig lautlos brennende, überm Horizont stehende (und lautlos sich absenkende) Sonne -
d a h i n t e r , von der her auch ein Kurtz nur sein eindrücklich vorüberhuschendes Aufschimmern und Daseinsmoment teilt. Was nicht leiht, sondern ver-leiht, das ist der über dem Augenblick stehende Glutball. Und das hat die Augen von Apocalypse Now, wie die für weiteren Einsatz untauglichen', von Willard ' für immer verbrannt + geblendet.