craax - Kommentare

Alle Kommentare von craax

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    Dänische Delikatessen v. 2003, Anders Thomas Jensen

    Das Seitenstück zu Adams Äpfel von 2005, vom selben Autor mit gleichem Team, in einem Zuge produziert. Wieder geht es um das Innere des Menschen, diesmal jedoch von anderem Zuschnitt und Ansatz her, gröber gehackt. Dänischer Humor ist wie britischer,- nur ohne süffisantes Augenzwinkern, genauso schwarz, aber gleichzeitig biederer – und schonungsloser, also : womöglich, nochrabenschwärzer. Und immer noch genauso köstlich. Ein Filetstück.

    Das Innere des Menschen: dem Einen liegt es am Herzen und nimmt es zu sich, aus hegender Not. Der andere macht aus ihm eine äußere Tugend, und, bei Gelegenheit und ungesuchtem Anlaß, zur Geburt einer Geschäftsidee, die sich super verkauft,- solange keiner weiß und mitbekommt, das und von welcher, durchaus eigener, Substanz er zehrt. Alle reißen es aus Händen und halten es, verhältnismäßig preiskonform erhältlich, für köstlich, was sich so sonst niemand traut anzubieten : Fleisch von meinem Fleische, vom Nächsten, der du auch sein könntest.

    Normalerweise sind innere Werte nur schwer zu haben, mühsam und selten zu erwerben, und sauer zu bezahlen. – Gibt es sie, verhältnismäßig, einmal zu Schleuderpreisen, kann man davon ausgehen (solange es niemand besser weiß), das es sich quasi um einem Selbstausverkauf handelt (notwendig), denn überall läßt sich nur mit Wasser kochen,- und das wäre geschmacklos (an sich). Schmeckt es also köstlich: muß (sollte) man sich fragen, was und woher von welcher fraglichen, erlaubten oder illegalen, Substanz – dieses einmalige köstliche Geschmacksaroma wohl stammt und herrühren mag?-

    Der „schweißige Svend“ macht, wie der Pfarrer, aus der Not eine Tugend, jedoch nicht unbedingt zuerst aus Liebe. Dazu hat er zuviel erlebt, und erzählt, wie es gründet. Auf jeden Fall so übel, das es s o kam, und s o endete. Dabei muß da Erste Mal nicht einmal böse Absicht gewesen sein: auf jeden Fall, hieb- und stichfest, geliefert der Beweis, daß, wenn er seinesgleichen ans Messer liefert (er darf nur nichts davon gewußt haben), Dinge dabei herauskommen, die dem Menschen kostbar schmecken, und für die er Schlange an-steht. Voller Erfolg: sein Inneres konveniert dem Menschen – solange er nicht mitbekommt, das er, wenn er von sich zehrt, sich selbst verzehrt.

    Und dann ist da das sich unmittelbar ergebende Problem mit dem Nachschub: denn was weg ist, ist weg,- und kann nur auf dem Weg der Wiedergeburt erneut beschafft werden. Zum Glück gibt’s davon genug: an unauffällig verschwind-, verschleuderbaren Menschenmaterial (auch wenn denen allmählich klar wird, wie lächerlich das ist, was sie in ihrem Geschäftsgebaren aus sich machen (müssen)),- herrscht kein Mangel. Die Knochenmühle brummt. Mensch in Massen : bietet sich in Fülle,- Gelegenheit. Es ist wie bei der schrecklichen Ersten Liebe: das nächste Mal ist es schon etwas weniger unfreiwillig, und da der tabubrüchige Skandal – völlig unerwartet – regelmäßig ausbleibt,- und alle zeigen, das sie es, genau das, wollen, : warum nicht? - so wird,- der Mensch lernt schnell, erschreckend rasch fix- aus dem Wahn Methode,- und was zuerst ein vorhandenes Fait accompli-Ganzes aus Tugend und Not wär, vertauscht immer rasanter ununterscheidbar die irren Fehlschluß-Plätze. In den Kühlkammern der Menschheit, in denen sie ihre zum Verzehr aufgesparte Natur aufbewahrt,- stapelt sich das ermordete Leben: so gewöhnlich, wie routiniert geschäftsmäßig im Umgang,- keinem bemerkbaren Augenzwinken auch nur auffällig. Völlig im Usus: ob man nun, am Haken aufgespießt gefaßt, eine Schweine- oder Weibshälfte verschiebt. Vielleicht kommt noch als letzte pietäte Erkenntnisverhüllung eine blaue Mülltüte darüber. Der Kundschaft wärs soweit egal: sie kauft ab, Konsumware, vollmundig, eh ihresgleichen. Nur darf der Betrug niemals offenbaren.

    Aus Opfern werden Täter,- vice versa. Da kann schon mal Neid erwecken,- zum Beispiel, geschäftlicher. Der ortsangestammt sanktionierte Metzger, mit besten Kontakten zu seinem Rotary, nimmt, detektivischen Spürsinns, Witterung auf, und fügt Puzzleteile zusammen, durchaus korrekt logisch aber unlauter, zumal der Pfarrer mit dem grünen Daumen, der einen Kernumstand versteht und dem zumindest das Vegetative unter der Hand zu blühendem Aufschwung gedeiht,- im rechten Momentg von Grä-eten (verdächtig) sinniert. Und schon ist die Ethikkommission des Bundestages, Lebensmittelkontrolle, unterwegs. Alles scheint perdue. Im Letzten Moment wird der Geschäftspartner gehindert, sich selbst ans Fallbeil zu liefern, und da zuvor im rechten haarscharfen Moment,- der Wahnsinn im ständigen Clinch mit ein wenig Restvernunftanstand gerade einmal ein weniges ins Hintertreffen geriet,- läuft es ab wie üblich: kontrolliert auf guten Verdacht hin,- : ergebnislos. Alles in Fett und Butter,- in Ordnung: Huhn bleibt Huhn,- wo immer her sie mysteriös vom Himmel fielen. Und das mit dem kältegeschockten Liebesnachschub war doch nur Spaß. Und überhaupt: das Geheimrezept war doch die MARINADE. Es tut nämlich gar nicht unbedingt Not, den Nächsten in die Pfanne zu hauen: es kann, es IST möglich, auch um seiner selbst Willen geliebt sein: denn ein jeder hat ein vorzügliches liebenswertes verwertbares Talent, das emotionale Dividende zu tragen rechtfertigen vermöchte.

    Das Drehbuch von Anders Thomas Jensen (einem der zur Zeit weltweit Besten) ist komplexer und sehr viel detailfülliger als hier grob skizziert + angedeutet: die Rolle des abgespaltenen Komawerte-Zwillings mit seinem Stoff-Tierfaible , der lernen muß, das zum Leben auch das Verwerten-Müssen gehört, und reines Gutmenschen-Tum zu nichts Gutem allein bereits zum Ende führt,- ist noch gar erwähnt,- auch wenn der sein Bestes über-agiert, anschließend dem Bruder „ermordete“ Hühner zu dessen Herzerwärmung gegenzuofferieren. Die Krematoriumsgehilfin & Rolle der amourösen Zuneigung: nur randlich, aber treffscher (und in Svends Falle ewas gynophob) gestreift. Der alte selbstherrliche Zunftfleischer, das Publikum vor und hinter (und im) Tresen in Einzelausfertigung : das Fernsehen, die Interviews: das gesellschaftliche Erfolgs- und -Belohnungs-Bowlings-System: kaum (hier) angeschnitten aber dort: vortrefflich eingelegt. Die Drehbuch-Geschichte: randvoll gepackt mit Bezügen, Ent-Tarnungen, und spielreichen, unendlich komischen und makaber-absurden Beobachtungen und –Verklausulierungen. Das ist keine Mogelpackung: das ist ein Schlachtplatten-Fest-Tafel-Bankett. Unendliches zu entdecken,- und an Querverweisen, zu real oder irreal existierenden Gesellschaften-, eher als -Individuen, ist sicherlich – beabsichtigt. Sie sind eingeladen, sie zu decouvrieren und auszukosten. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können. Wohl bekomm’s. Mal einmal in anderem einvernehmlichen Sinn, aber herzhaft vom Allerköstlichsten AllerÜnnersten kommend : MAHLZEIT !! Lassen Sie sich’s schmecken! Nach Verdienst!

    Leider noch ein PS: in einigen mp-Anmerkungen finde ich Egils Charakter "überflüssig" genannt. Kann es wirklich sein, das die psychologisch notwendig markierte Persönlichkeits-Spaltung der "Zwillinge" (= gleich ein- und dieselbe "Person") in den verlustverletzten, unempfindlichen Bjarne und die stumm-unvernünftig stammelnde, künstlich komareduzierte "Gewissen-Herzens"-Stimme Egil,- die sich dennoch obwohl schließlich gar zuopfernbereit- dennoch nicht beseitigen läßt,- - unbemerkt geblieben ist? (wieder eins der reich verstreuten Bonscher: Jensens Deduktion des >ethisch< vollkommen indifferenten geschäftsinnigverständnisbereiten "Gesundheits-Apparates") (nimmt wirklich irgendjemand Anstoß an dessen letztendlicher "Verwurstung"?). - Wer "Egil" so auffaßte, rein persönlich beliebig nämlich, hätte die tiefere Symbolträchtigkeit von Jensens Drehbuch noch gar nicht entdeckt: das es sich nicht um eine eingezogene Personen-Camouflage-, sondern um eine überdimensionale Menschheits-Gesellschaftsbefindlichkeits-derModerne-Analyse, ausgeweitet handelt. Was doch gerade das Gute daran ist: wie sich das Größte im Kleinsten spiegeln läßt - perfekt.

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    • 2

      ungefähr 2 Minuten braucht Stephen Sommers, um klar zu machen, das es blöder nimmer geht.

      Ich hab da mit Armageddon etwas wiedergutzumachen. Also hier die Richtigstellung: Trash ist nicht gleich Trash-, ganz&gar nicht, auch nicht punktemäßig. Es gibt "die Guten" (gern zur Selbstbeglaubigigung in irgendeiner Klemme, womöglich auch moralischen); + - aber mancherorts Gelegenheit /auch übersatter Klemme/ wird eine Lücke so richtig deutlich auffällig: warum fehlt egal wie eindeutig das *WIR SIND ja DIE SCHLECHTEN**! - ?

      also wenn das von selbst nicht geht: muß es wohl von anderen erledigt werden. Hiermit bitte X ( -

      das ist so blöd, das es schon nicht mal mehr Spaß macht nachzugrinsen, wie blöd das ist.

      ach ja: je ein Punkt für die jeweilige Körbchengröße rechts+links am Kampfanzug, welche die Waffen einer Amazone mit Babybonusblick und wohl eindrücklichste Rechtfertigung ihrer Anwesenheit solchenorts vorzüglich zur Geltung bringen.

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      • 8 .5

        Zwei Sichtungen zugrunde.
        Auf einer imaginären Skala zwischen Realitätserfahrung und bewußtem Vorhalten eines Vorstellungsversuchs plaziert sich jeder Film. Realität kann er natürlich nie werden,- bestenfalls entweicht das Hirn zum Abspann der Illusion. Hier nun (Thirteen Days) weiß natürlich jeder, von vorhinein, das er einer nachgestellten, aber ernstgemeinten Fiktion beiwohnt – gewöhnlich „Dokumentarfilm“ genannt. Niemand verwechselt da was. Aber, gelingt das, in seinen besten Exemplaren, fährt Dokumentation etwas ein, was den gelungensten Betrugsdurchführungen auch filmischer Expeditionen nie gegönnt ist: das Hirn selbst (und darf es) kommt ihnen zu Hilfe und steuert bei, was Film notwendig in seine Grenzen weist: und ergänzt die fehlenden Brückensteine zur (vielleicht einmal gewesenen) Realität hinüber. Konsumenten, deren Wesen ist, die ganze Realität für konsumierbar zu halten, gleiten darüber hinweg. Realisten, die nur ausnahmsweise einmal Konsumwandel für eine existente Realisierungsmöglichkeit halten,- sind umso erstaunter und lohnender, wenn sie sich im seltenen Befund versetzt sehen: die Turbo-Hilfe ihres Hirns beim Erschaffen von ZweiterHand-fiktiver-Vorstellungsumwandlung dankbar registriert realisiert zu finden. Kompliziert ausgedrückt? – sagt: Film, meist künstlich beliebt als >unernst< fixiert,- chargiert in Wirklichkeit auf einem breiten möglichen Spektrum hin zur Duplizität der Realität – und es IST diese Realität,- mitunter, mehr, als wenn man sie erlebt: denn in der Regel befindet man sich n i c h t im Zentrum der Ereignisse -, eine Luxusrolle, die dem Film aber mitunter erlaubt und gelingt.
        Anwendung: in Thirteen Days kommt der Zuschauer, möglicherweise, zu einem seltenen Genuß: die Korrektheit der Fakten, Personen und Ereignisse, und, was noch viel schwerer und entscheidender ist, MOTIVATIONEN der duplizierten Ereignisse bestätigt und vervollkommnet zu finden im Traumziel, der Wiedererschaffung von Realität in seiner fiktiven Vorstellung näherzurücken – egal, ob er sie als Fiktion in einem Winkel seines Bewußtseins zu leugnen vermag oder nicht oder auch nur sollte. Das Entlarven-Müssen-Können-oder-Sollen ist sekundär. Jeder Zuschauer hier weiß jederzeit, wie die Kuba-Krise „ausging“. Es geht nicht um abgeschlossene Fakten. Es geht darum, wie die Kuba-Krise fortging, und nie zu Ende kam – sondern zu einer Realität wurde, deren Teil wir auch heute noch sind, und deren Ausgang niemand, kein Filmer auf der Erde, auch der Erschaffer des eigenen, der eigenen Realität nicht, wissen kann. Das macht diesen Film interessant: er zeigt uns vor- die Vergangenheit als Teil der Zukunft. Er schafft das. Die immer wiedereingeblendeten Bilder von Atompilzen schaffen das. Fast taub dringt eine Stimme durch den Nebel, von Mitteilung durch die Realität, die ausgerechnet durch das Medium eines Films zu uns zu dringen versucht. Das ist schon komisch; diesen Weg erwählt zu finden. Aber keine Bange; die meisten hören sie nicht, diese zerrissene, unkenntliche, undeutliche Stimmfetzen-Stimme.

        Ein Teil des Films ist klar: Jack Kennedy sowie Bob haben hohen Wiedererkennungswert,- in liebevoller Detailprägung. Die Autos,- Brillen,- Setdesigns: treffen den hohen Ton genau ins Schwarze. Nicht umsonst spielen manche Schwarzweiß-Aufnahmen (damaliger Stand der Technik) in unsere gewöhnlich farbige Welt hinüber. Vermischung historischer und jederzeitiger Wahrnehmungs-Einrichtung, die sich in uns zu „fiktionaler“„Realität“ schafft. (Geschickte Spielzüge). Corsairs-Kampfbomber und U2s : Uboote und Zerstörer : Raketenhülsrohre und, immer wieder, fernzerrissene Atmosphäre wie der aufgerissene Schlund der Hölle: wie soll man noch zu den Menschen sprechen, damit sie aufspringen und erkennen, das es hier um Realitätskoppelung,- nur unvorstellbare, sich handelt?- immer wieder: dieses Zusammenzwingen, von Ausgangspunkten (den Allzubekannten) und Hinweisen, auf das völlig Unbekannte: das diesem Film die innere Stimme verleiht,- die wir nicht hören, die aber da ist (? und wie gesagt: das Billigste, der Ticketsmöglichkeiten der Ausfluchten ist: dies alles nur für ein Remake einer >spannenden< Geschichtsepisode zu halten und zu genießen).

        Der Film ist immer wieder genau, beklemmend und formgerecht im Detail : der Konferenztafeln und Sitzordnungen in Sälen und Versammlungsräumen, der sanftklappenden dicken Türen des Oval Office und heimeligen Luxus-Interieurs,- Frisuren, Beschäftigungen, und Mentalitäten. Er zeigt Probleme auf, die heute noch existieren : verflochtenen Apparate-Filz und Strukturen, die uns zu dominieren, zu überwältigen, sich unserer zu bemächtigen versuchen. Kaum jemand wird je so tief in die wahre Existenz des Weißen Hauses zu blicken vergönnt sein wie in diesem Film. Kaum je wurde ein mächtiger Mensch der Welt so nachvollziehbar präsentiert wie hier. Kaum je wurde Politik, in all ihren Verflechtungen, bis hinunter ganz in die Endpunkte der Befehlskette, zu den Ereignissen hinab, vom Präsident bis zum einfachen Frontschwein, Signalgasten oder Matrosen,- so eindringlich transparent gemacht wie hier,- mit McNamarra zu sprechen (weist verzweifelt auf die riesige Wandtafel ) : „Sie verstehen kein Wort von dem, was hier vorgeht, Herr Admiral, ist es nicht so?! DAS HIER IST DER Versuch des Präsidenten, mit Chruschtchow zu KOMMUNIZIEREN -!“

        -Verflechtung: dessen, dessen Wort alles auslöst (ja, da sind wir nun): mit Beratern, Telefonistinnen, Generälen, Admirälen, Ministern, Redeschreibern, Staatssekretären, Zeitungsbesitzern, Bürgermeisterkandidaten, Pressekonferenzen, Flugpersonal, Ehefrauen, Kindern, Botschaftern, Diplomaten, mit Tauben- und Falken-Fraktionen,- mächtigen und weniger mächtigen, gefragten und ungefragten und machtlosen Gestalten, und denen, den vielen, Ausgelieferten: die wir sind, die wir nur noch beten könn(t)en.

        Der Film nimmt historische Fakten und setzt sie wiedererkennbar, identifizierbar zusammen: zu unser aller Wohl. Er zeichnet akribisch (atemberaubend) wie das Schicksal der Welt, tatsächlich, an einem Faden hing. Tief im Sand im Kopf unten weiß das vielleicht mancher nicht und tut alles, es nie zu erfahren („wie haben Sie geschlafen, Herr Präsident?“). Er zeigt, wie eine erdrückende Fraktion nach Protokoll die Welt unübersichtlich in einen Probe-Krieg, des dritt-letzten, geschickt hätte, hätte sie nur irgendwie ihren beiderseitigen Un-UrWillen durchzusetzen vermocht. Sie zeigt, welch ungeheures Glück die Welt damals hatte, an ihrer richtigen Stelle den richtigen Mann positioniert zu finden,- genauer: eine – sehr kleine- Anzahl von Menschen, auf beiden Seiten des Atlantik oder Pazifik (nach Ost oder West oder umgekehrt, egal). Dieser Film macht die Breite eines Haars in mikroskopischer Vergrößerung sehr schön deutlich. Sie sind so was schon aus unzähligen Darstellungen gewohnt? – Nur: das hier war einmal. Das ist kein Abspruch: das ist eine Auszeichnung, die heute, im Lande der Zeit virtueller Möglichkeits-Räume, kaum noch jemand versteht (Durchdringen der Stimme): es WAR einmal – keine Möglichkeit, sondern Realität, die auf andere, Möglichkeiten, hinweist, die sich ebenfalls von virtuellen unterscheiden. Klar kommt sie selbst in dieser Form: aber : dort erreicht sie ihr sonstwo abwesendes Publikum. Man spricht nicht vor leeren Sälen, sondern in vollen,- also Kinos. Natürlich.

        Hoffen wir, das auch Admirale und Generäle gelegentlich, dort sitzen, und diesen Film sehen. Und etwas Bescheidenheit entwickeln. Die es sonst dort tun, sitzen mein ich, werden nicht gefragt; sie könnten zwar alles bestimmen, haben sich aber an ihr Schweigen und nicht gefragt-sein gewöhnt. Wie bequem: alles funktioniert. Aber Leute, ihr habt es gesehen: in diesem Pilz da funktioniert gar nichts mehr, auch kein Strom, obwohl genügend Lichtluxe, euer finales Memento an den Himmel des Kosmos zu projizieren, wohl da wär. Aber wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein, von so unten: sicher nicht. Und von oben : wer weiß. Einzige Hoffnung.

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        • 8

          Armageddon ist wie Mac Doonalds : politisch völlig inkorrekt und jeden Abend ist die Bude voll.
          Beeindruckender Cast, und ohne Kompromisse wird dem Zuschauer – von vorne, von‘ seite‘ und von hinten – alles reingedrückt, was er am liebsten mag: Zucker, Zucker, und nochmal Zucker. Wir wollen jetzt hier nicht die Zahnfee spielen.

          Nur soviel sei alles verraten: es ist laut, sehr laut. Kracht sehr kracht. Die Udssr spielt auch mit (allerdings politisch korrekt die nach dem Kalten Krieg). Der Fahnenverbrauch ist hoch („Jetzt zeige ich euch mal, wie das dort wo ich herkomme, gemacht wird“). Die (putzige) Anarchogang darf den Regelmuckpimpflingen von der SpaceNASAcademy endlich mal eine Nase lang zeigen, wo der echte Hammer wie richtigrum hängt (Scheißdruckpumpen). Ach ja, und es ist laut, sehr laut, und ziemlich krass, und bangbüchs. Eine Bohrinsel stößt auf Öl, Schwiegerpaps mit PumpGun ante portas demoliert die eigene stieftöchterliche Einrichtung, 100.000 werden verzockt (Mafiageld) (mit 22 Doktorbetiteln in Astrologie und Allchemie), New York bombardiert, Paris ausgelöscht (PinscherWatch monitored), der Taj Mahal spielt mit, der Jemen, ein böhmisches Dorf, Petrie-romheil Johannes Paul, der President, BruceWillis (at its best), der Wahrscheinlich Klügste Kopf auf dem Planeten, Dutzend-Generäle, BillyBobThornton, von Befehlsverweigerung wird gemunkelt, Cap Canaveral und Houston 'hat' ein (!?) Problem, viele Bildschirme und beepbeepblinks, Crackersüße statt Käsekekse , Abendfülle-Rosigkeit,- sowie 2 Space Shuttles, 1 Vakuumtauchübungsbecken, Lunarmodule, Patentklau (mind.), 1 Weltall, Raumanzüge, Atombomben,- Shanghai geht unter, ratzfatz, der Mond (vorüber ohne einen Kratzer?! Jerry-!! Shit),- die Dinosauerier gehen unten, die Erde brennt ab wie ein Streichholz- Kopf im All, 65 Millionen Jahre verstreichen, ein texanischer Ölfeld-Humpen, die Raumstation MIR burnbursts, (die Fähre Atlantis) (ist bereits untergegangen vergaß zu erwähnen kommt vor), ein Scheidungskind kriegt Vertreterbesuch (und darf anschließend zur Wiedergutmachung aufs Rollfeld) (wird bestimmt Pilot //oder FAHNENhändler),- - Steuern -werden verGEsenkt sensationell !! - ,- Achtspur wiedereingeführt, Greenpeace lächerlich gemacht (a-ha! da weiß man doch, woher der Wind weht ToMichaelJerry),- ein paar Bohrköpfe und Getriebe-Stangen zerschrotet, etwas Cometdy-Evil Knivel, Aerosmith, noch mehr Flaggen, Trabantumrunden zu verschmerzen 10 g locker , ein asteroides Minenfeld durchquert, Flugzeug(shuttles fliegen auch)absturz, Menschen von die Windschutzscheibe gewischt, Schiffe versenken, Löcher in fremde Zickenzackenkronen gebohrt, unbekannte Metalle entdeckt, Erdbeben- & Gasexplosionsgeisyre, ein total saurer Asteroid / /gesprengt (der Kosmos lebt), ein Psycho-Duell gewonnen/ Zivil-o versus Militär (psychologische Tiefexploration), Countdowns ständig gestoppt in letzter Sekunde zum mehrmaleins,- nochmalzwei, dreinochmal!, überall tickts und bröselts, - Hand-Knarrenexport in' Weltraum (*v. wg. Vertragsausschlußklausel)*(kein Holwd.-Produkt ohne*), Plan B, Rutschbahn, Ehrengeleit, Salut aus m stolztrauernden Rückenmark heraus Fähnchenschwenken & Weiße(6-Milliarden-)Hochzeit, Satz mit fünf Wörtern nur will ich von dir hören das waren siebenelf fuckoff. - Wenn Sie nicht hören aber erfahren wollen, wie das alles weißrotosternsternhagelblau zusammenhängt-und genäht- ist, kein Problem, dazu müssen Sie nur in den Film spazieren, und kriegen alles erklärt, für 10 Eur. paßt schon. - Ein bißchen viell-e, auf mal? Unmöglich? Aber nicht für Bruckheimer/ Michael (du warst immer wie ein Sohn für mich -immer)! Lassen Sie sich nichtüberraschen! Nehmen Sie in paar Tempos (zum anwichsen) oder Lachsäcke (zum ankumpeln) mit in die Vorführung, je nachdem, und versuchen Sie eine Vorstellung zu bekommen. Das geht nicht? Unmöglich ? (haben Sie Schluckauf?) – aber J A doch: vielleicht, wenn Sie nicht soviel Wert auf Lokickg legen – nein noch weniger – immer noch zu viel – noch mehr weniger – mehr Weniger – m e h r Weniger MEHR (Luft anhalten wegen Lunge vereisen) - SEHEN SIE es geht doch : Badman paßt sehr wohl in einn‘ Kinderanzug, wenn Sie nur vorne und hinten und überall klein‘ aufschneiden! Viel Vergnügen – und vergessen Sie Ihr‘e Flagge nicht!

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          • 9
            über Drive

            Die Aura dieses Films umgibt jeden, der in seinen Bannkreis eindringt, wie ein Silberschild. Der >Fahrer< öffnet den Mund eines unsichtbaren Panzers, der ihn umgibt, etwa so oft wie Alain Delon in „Der eiskalte Engel“, der eine Botschaft gleicher Wellenlänge überbringt : Geld – zwar wichtig aber nicht das Wichtigste, - – weibliche Anziehung – desgleichen -, Nervenkitzel, Rache, Standhaftigkeit, Mut, Schutz - - Verstrickung. Abgerissene Bedeutungsfetz-Notate, der menschlichen Natur, aus welcher und den Motiven heraus wir handeln.

            Die ganze dubiose Mafia- / Fluchtfahrer-/ Stuntman-Geschichte sind nur zusammengeschnürte und nebenlaufende Ideenfetzen, um einer Erzählung einen notwendigen Faden zum Anknüpfen zu liefern- ein Exo-Skelett, ein Gerüst. Ein Skelett kann zwar auch innen sein, ohne es fiele eine Geschichte dann zusammen. Hier sind andere Dinge innen: das Lächeln (wie aus anderer Raum und Zeit), das wesenlos auf dem Gesicht des >Fahrers< spielt, wenn er sich im Umfeld seiner jungen Nachbarin, die mit ihrem fünfjährigen Sohn das bescheidene Appartement neben dem seinen bewohnt, befindet. Eine Unzugehörigkeit wie aus einer anderen Welt – wie der urtümliche Garten Eden, fast, der sich am Ende eines autobahnweitbetonierten Überflutungs-Kanals der Metropole, verlorenversteckt befindet. Der Ruf, der herüberdringt in die Gegenwart des Alltags, die aus adrenalingesättigten „fünf Minuten“ oder einem ahnungslos verantwortungsbefreit gegengezeichneten Stunt-Überschlag,- vielleicht auch einmal dem in Aussicht stehenden Kick zukünftiger Rallyeforcierungen, zum Nächsten, bestehen mag,- dieser Ruf dringt von weit, weit her in diese merkwürdige konkrete gesättigte Gegenwart – oder umgekehrt.

            Das Merkwürdige ist, das die Überbrückung dieser gleichzeitigen Entfernung bei >Drive< funktioniert. Man spürt b e i d e Welten: die ferne, weite-, aus der (z.B.) dieses seltsam unplatzierte Lächeln eigentlich stammen mag, bis hierhin - in diesen engen, manchmal luftabschnürenden, gebündelten, hochenergetisch aufgeladenen Punkt des prallgefüllten einmaligen Daseins. – Zwei Wurzeln : geradezu kosmisch-universell die eine, wie von einem anderen (besseren) Stern,- die andere : sehr irdisch, sehr genau, (sehr brutal) mitunter, sehr – endgültig. Dazwischen passen nicht viele Worte. Der Fahrer seinerseits öffnet den Mund nur selten. Wenn er es tut, kommen nur bündige Ansagen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, passend heraus – seinen zwei Daseinsweisen haargenau entsprechend – wie etwa, wenn er ihn, auch einmal anders, gebraucht, im Fahrstuhl (Spoiler ahead),- um zu küssen, als wäre es das einzige, letzte Mal (was es ja auch ist) – um dann, sehr unvermittelt, konfrontativ in die andere Welt zu wechseln, der er andererseits zugewiesen ist – zu ihrem fassungslosen völligen Unbegreifen und Verständnis-Unfähigkeit.

            Dieser Film hat eine Aura um sich. Wer nur den Faden der Ereignisse (so einsehbar sie sind) verfolgt, ver-paßt sie. Wenn Evira sich einmal mit dem Finger über den Mund in der instinktiven Vorstellung eines Begehrens fährt, ist die Geschichte darin. Wenn man das Herz des Fahrers fast gebändigt geputscht schlagen hört, während er dem Fluchtfahrzeug das Nadelöhr des Entkommens sichert, ebendort. Wenn er sich zurücklehnt, reglos musternd, vollkommen gefaßt, Augen mitteilend statt Mundes, da. Ryan Gosling ist ein Glücksfall für die Rolle: ausreichend weich (die kristallklare Härte kauft man ihm so eben – aber genau das verlangt sie – gerade noch ab). Er steht auf eine undefinierbare: nur: mystisch gelingende- Weise mit je einem sichern Bein standfest in Richtung der beiden Welten, die abverlangt sind: der Tuffe, Selbstbeherrschte, im hier und jetzt – versus des irgendwie unwirklichen Träumers (wie soll man sagen? Idealisten? Traumtänzers? im Sinne von Weichei?- aber gar nicht: ununterbrochene Gegenargumentation) – hier kann man sehen, von welcher ambivalent nährenden Art das Brot, das der Mensch nicht nur ißt, ist: eine prall dollargebündelte Tasche: liegengelassen; der Mann der Frau und Vater ihres Kindes,- nicht wie möglich : beiseitegeschoben,- warum nur? – weil es neben den Dingen, die nur Ersatz sind -, auch jene gibt, die es n i c h t sind,- und Menschen da, die es wissen. An die wendet sich und von denen erzählt dieser Film: den e c h t e n Dingen, und diejenigen, denen diese („noch?“) etwas bedeuten. Anführungszeichen: es gibt sie immer, und wird es immer geben.
            Menschen, die von ganz weit her sind – um ganz exakt, mitten auf diesem Punkt, genau da zu sein.

            Von ganz weit her, bis genau hierhin: und alles zugleich, um es spüren – im Moment zu wissen. Ein ungeheurer Abstand zugleich – und völlig umgefaßte Nähe. Der Film schafft es, dies zum Ausdruck zu bringen – oder vielmehr ihn in sich zu bändigen. Er schafft es vielleicht, uns einen Hinweis zu geben, woher wir kommen- mögen – auch wenn er uns im Unklaren läßt, wohin es den Fahrer, zu welchem Schluß, verschlagen wird. Eins ist sicher: er ist, zwar voll (auch eigenem) Blut, unterwegs - doch.

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            • eigentlich komm ich gerade von >Triage<, den vermutlich die Leute genau durchschnittlich langweilig nennen (tatsächlich), welche diese Bandwummware hier entsprechend für einen gelungenen, knallharten, fundierten Anti(!)kriegsfilm voller ehrlicher, unliebsamer Sätze - ansehen
              (wie wär's mit: >...mich hat keiner gefragt, ob ich ich hierher wollte...< etc.). Oder " 'Ich schreib dir /boyfriend/ nicht mehr, weil meine Collegefreunde sagen, es wäre unehrenhaft'. Deswegen bin ich hier " oder - das ergreifende Andenken-Poesiealbum, das colonelwärts hinten angehängt ist. Eigentlich fragt man sich - >ein jeder kehr' vor seiner Tür, da hat er Dreck genug dafür'< - was die Jungs da auf diesem gottverlassenen Hügel in Indochina zu tun haben, wo sie doch erst einmal viel einsichtiger zuhause aufzuräumen hätten, zwischen all diesem fremdpissertoiletten-Collegegeschmeiß- &-Gesocks. Doch so ändern sich die Zeiten und vertut sich oft die Geschichte arg -
              so wie in den Bewertungsportalen von >H.Hill< und >Triage<...?

              + solange das so ist, ver(k)ehrte Welt, wird >uns< >der Krieg< unbesorgt erhalten sein.

              Also, keine Bange: solange >Hamburg Hill<'er und >Triage<'n nicht flächendeckend die 3.5'er- und 8.'er- Bewertungen - -tauschen, brauchst du, besorgter Antikriegsfilmobjektivist, nicht fürchten, das dir die 8'er-Bewertungslieblinge ausgehen. Je.

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              • 3 .5

                Da fällt das „Rezensieren“ leicht, denn dazu gibt’s nicht zu sagen : Körperfilm. Alle
                übrigen Teile des Körpers außer Faust und Fuß (Sprung- + Nasenbein) (zum weg – oder auch nur hin-und-her-schubsen) (wechselweise in Aktion zu treten)- werden definitiv – Verletzungsgefahr!- NICHT gebraucht und stören nur.

                Es verwirrt zunächst etwas, das >Legenden< wie B. Willis + S. Weaver optisch auftauchen, denn man erwartet so verlockt minutenlang ein A- nicht Bmovie-Pictural. A ist hier höchstens die Mercedes-Sonderklasse der A utoverfolgungsjagden (gern auch mal an einem exotischen Schauplatz wieder: wie wär’s diesmal mit historischer Madrider Altstatdt (weist genügend – Manchen bekannte- Architektur-Eindrücke als vorüberhuschbares Hintergrunddekorum auf)?
                Und das war’s auch schon. Ein ausgedehntes Traumboot auf Glitzermittelmeer (Traum vom anderen Leben); Europa in exquisiter Touristenpos(s)e; zwei große Namen dreingerührt, oder vielmehr drübergestreut (wie ein Sonnenschirmchen auf Eischmelz überflüssig drangesteckt); - und: das angenommene Zwei- oder Anderthalbminuten-Gedächtnis des vermutbaren Zuschauers frißt aus der actionfreude-spendiblen Hand? Wie wär’s mit einem Schuß in die Nierengegend? – kein Problem: mithilfe eines heißen Löffels hüpft der Jungbrunnenspund-ins-Feld-Urbane nach anderthalb Minuten wieder springteufelchenwild als wär nie was gewesen? – oder HansGuck-in-die-Luft: so ein winziger Sprung aus dem achten Stock, mit wattiertem Antennenkabel um den Brustkorb, ein paar Balkon-Aufschläge pflasterwärts einsteckend mitnehmend,- das lockert auf für das nächste Asphalt- Motorroller-Schliddern oder den Sturz aus-, -in-, -durch-, -über-, - (unter fehlt glaub ich noch) rollendiverser Limousine. Ein bißchen inhaltsegales Köfferchen, den hat mal (so schnell wer warum woher kriegt man das gar nicht mit, nicht mal das Drehbuch), - ein bißchen Mossad drein-, ein bißchen „Agency“ (das klingt vertraut wie „Onkel Klausi“) drüber - , (irgendwie) steckt auch noch (wieso & auf welche Motivation hin eigentlich) die örtliche Sekuridad – Dorfstadtpolizei mit drin dran – wer will das eigentlich wissen? und wieso (nur)?- kommt es hier doch einzig darauf an, das die Fetzen fliegen (dürfen, sollen, müssen, & tun , taten, &) allezeit werden. Wer so richtig auf hirnverbranntes zusammenhangloses Metzel und Krakeel‘n steht, Hauptsache bunt, schnell, und schnurz : mit ‘ner Menge PS unter der Haube (des Oberarms- oder schenkels-, und Gasgebe-GroßenOnkels, (besonders der Weaver‘ ihr'n), s.o.), - der - ist hier genau richtig falsch.
                Ein Vorteil: man braucht höchstens das vom Auto(r)-Regisseur angemahnte Gedächtnis, um den ganzen Film komplett – instantan bereits wieder unmerklich vergessen zu haben, bevor der Abspann ausgescrollt ist. Schade um eins: das Altersandenken von Sigourny Dabbelju-Bruce, die sich solchen
                Schund
                nun wirklich nicht an-verdient hätten, sondern Autos zur Not auch ganz anders zusammenkrachen lassen könnendürfen,- wenn‘s denn sein muß und der anspruchsloseste Zugaffer (geben wir’s zu! steckt' in jedem von uns! sind wir nicht alle ein bißchen bluna-?) - verlangt. - Man könnte doch auch auf INTELLIGENTE – nicht ganz so dreiste Weise – ausreichend flach sein! –Sah ich doch letztens „Operation Peacemaker“,- mit Clooney + Kidman: S O vaterlandsunkritisch wird das gemacht,- genügend dummschlau überflüssig zugleich sein. Es muß doch nicht gleich peinlich werden, wenn mal die Fetzen fliegen, und der Zuschauer in Feierlaunencrash ist! - So eine Vergeudung. Die Hauptrolle hätte hier eigentlich einen Ashton Kutcher zieren und gebühren sollen.

                Nun ja. Wenn wir das Nadelöhr schon haben,- wo nehmen wir dann die ganzen genügenden Kamele her?- ergo: es muß mehrere von ihnen geben, wenn ausdrücklich davon die Rede ist. Schön. Hier haben wir gleich zwei, eng Benachb(einbeha)arte. Neben dem Jungdarsteller darf ausdrücklich auch der Regiebeflissene zeigen,- wie er keinesfalls, nicht mal ansatzweise, je hindurchzuzwängen sich in irgendeiner Lage wäre. Wirklich für die ganz Dummen unter uns (zum Kotzen). Viel Vergnügen.

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                • 5

                  Polanski / Oliver Twist
                  Formgeschönter Kinderfilm, der für Kinder gedacht jedoch zu erwachsen - für Verwachsene allerdings zu kindisch ist. Dabei ist es nicht einmal die gezeigte Düsternis“gewalt“, die für Heranwachsende nicht geht : denn Kinder (hier ab 10) könn(t)en sehr gut damit umgehen, was Erwachsene krampfhaft in der Regel vor ihnen zu verbergen bemüht sind. Alles, was dieses bei Kindern regelmäßig erzeugt, ist ein verkrampftes Verhältnis zu etwas, von dem sie spüren, das es verheimlicht- und wichtig ist, ohne das ihnen die Chance geboten wird, es von vermuteten auf wirkliche Füße zu stellen – und das, allerdings, frustriert (und schadet, allein durch Versäumnis). Wenn also der Böse hier, z.B., schließlich baumelt, ist das in dieser Darreichung (die nicht ins Detail geht) eher eine Erkenntnisbewältigung als ein Gefühlserlebnis; und im Ernst: wie lange, glauben Sie, können Sie ihren Kindern verheimlichen (oder sich /das die es längst spitzhaben), das es genau diese Welt ist, die dort auf sie k/lauernd wartet, - zu der Sie ihnen aber jeden rechtzeitigen Erkentnisvorbereitungsgewinn verwehren, bis sie – Punkt achtzehn neunzehn– bitteschön die heimeliche Nestwärme zu verlassen haben um dort draußen ihren Jungs Mädchen (noch längst nicht Mann Frau) gefälligst ad hoc stehen (nicht zu -lernen sondern) - zu k ö n n e n (haben)? Deus ex machina? Klären Sie sie auch erst mit 15 auf, wie Klapperstörche funktionieren? – Nein, d a s ist es nicht was in diesem Film eher nicht geht.

                  Leider ist zu viel an diesem Film nur erkennbare: bedeutet: entlarvbare – Fassade, Äußerlichkeit geblieben – der An s c h e i n von etwas, fatal gerade in bezug auf Moral, die eigentlich alles verträgt,- nur nicht Halbherzigkeit,- so tun als ob (wie die spachtelnde Heimleitung sich bei vollem Wanst entrüstet, wenn ein ungesättigtes Kind Nachschlag fordert). Halbherzigkeit ist eigentlich bei diesem Regisseur, der gerade vom >Pianisten< kam, nicht das Problem. Kann man nur rätseln? Drehbuch? Produktionsquerelen? Schnitt-Entschärfung-,- Verhunzung? – eher n i c h t – kreative -,- sondern emotionale Erschöpfung und Beruhigungs-Verschiebung nach der Tour de Force der polnischen Shoa? – keine Antwort.

                  Nur der Fakt steht dort, vor uns auf der Leinwand: und der bedeutet, trotz netter Darstellerleistungen (am skurrilsten Mark Strong und, mit Abstand der einzige, Ben Kingsley) – das es sich um ein ausgelaugtes, fast schon beschönigendes Stück Erwachsenen-Beruhigung handelt – also für Leute, die theoretisch um so einiges was schief hängt im Segen des Hauses, wissen & irgendwann mal bei Gelegenheit kümmern wollen -, nur bitte schön nicht heute aber, heute nicht: „weiß“ schon Bescheid,- beim nächsten Mal dann.
                  Das ist fatal für Kinder, die es JETZT wollen: Probleme erkennen,- und bitte schön auch einem möglichen Auflöseweg JETZT herausfinden dazu. Da sind sie hier aber falsch: der (Film) biegt lieber ab ohne vorher je auf irgendeiner anderen als optisch aufgehübschten Zielgerade (wie das Gesicht des Protagonisten, das seinen behaupteten Charakter als einziges beglaubigen muß)- sich befunden zu haben - in einen netten Sonnenuntergang-Heimchen-Ausklang, wenn alle Dinge schließlich perfekt zur Zufriedenheit geregelt und der Haussegen damit wieder geradegenagelt ist (womit dann mit 18 die - “!Ü-berrasch-ung!-!“ – perfekt vorbereitet ist, wie eine unvermutete Geburtstagsfeier.) –

                  Dieser Film nimmt weder seine Geschichte, noch sein Moralinteresse, noch seine Erzählweise wirklich ernst (genug) um sich entschieden mit ihr auseinanderzusetzen. Er bleibt die ganze Zeit auf Abstand zu ihm, genauer -, auf dem der Sicherheit. Er macht nichts falsch : aber auch nichts richtig. Deswegen bleibt die eigentlich packende Geschichte auch irgendwie fade, unernst, trocken, wärmt (und fröstelt) nur von außen nicht von innen. Oliver Twist selbst hat eh nichts zu sagen, außer ein hübsches Gesicht vor der Kamera zu präsentieren (wie später einmal ausdrücklich festgestellt wird) wie ein Engelchen. Das war’s dann auch schon mit dem Beglaubigungsschreiben. Fagin, der Hehler, der seine Jungs (und Mädels) liebt und auf Diebestouren schickt,- bleibt der einzige interessante zwiespältige entwicklungsfähige (und nachforschenslohnbare) Charakter. Der Rest ist: Einheitsbrei, so glaubwürdig, wie der Vierzehnjährige, dem der Regisseur – oder das Drehbuch – eine armlange Meerschaumpfeife (ist ja nur aus Holz) an den Mund gedrückt hat, die er vor allem absetzt um kundzutun, das er keinesfalls in die Nähe eines Polizeireviers sich begäbe. Warum eigentlich nicht? – Sehen Sie, da steckt der Film: zuviel Behauptung, rundum – unbelegt. Aber nett, oder vielmehr:hübsch anzusehen. Das war’s dann auch schon. Ein netter Sonntagnachmittag: für denjenigen bedauernswerten Teil unserer Gemeindezivilisation, die sich von dem (geistig) nähren muß, was an Sonntagnachmittagen (den berüchtigten) so zu passieren hat und keinesfalls – alles nicht (Intro). Eine hübsche Larve – aus der leider nichts kriecht. Sie ruckelt, sie krümmt, sie windet sich- ...und bleibt liegen, denn schon – ist die Zeit vergangen, die Sonne am Untergehen, die Droschke langt an, das Haus schimmert in der Abendsonne, die Kamera fährt hoch, linst über den Horizont, die Dinge werden unscharf,- noch unschärfer – und bereits ergießt sich der Abspann... und was immer aus der Larve kriecht oder gekrochen hätte kommen mögen, wir werden es nie erfahren...- denn der Film ist aus und vorbei, bevor er noch ernsthaft angefangen hat für irgendjemand auch nur, von all den verschiedenen potentiell ernsthaft Gefährdeten oder Interessenten, groß wie klein. Jeder geht leer aus, sogar der Regisseur (denn dafür gibt’s bestimmt keinen Preis, außer, für die >Dekorativste Mogelfarbfilter-Packung am durchschaubarsten Setaufbau). Der Score: dupliziert übrigens hervorragend alle bezeichnenden Schwächen des Films, 1:1 (wie auch das paßt). Aus einem (vierten oder fünften Auf-)Guß. Schade - denn eigentlich bin ich beliebter Anhänger dieses treffqualitätssicher geschmackvollen Regisseurs, der hier jedoch in eine aufwendige Provinzial-Filmproduktionsumgebung nach Strickmustervorlage (nein, nicht die von DICKENS) offensichtlich gezwungen wurde (Flucht nach Europa unter den Staatsmittel-Filmförderungsschirm). Eine opulent nichtssagend brav verpulverte Chance. ... Das war’s...dann auch schon... hä?

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                  • Kamui Humor fernöstlich
                    Was jetzt kommt, verdankt sich allein vier moviepilot-Kollegen. Also Damen&Herrens, haben wir uns selbst zuzuschreiben.

                    Im Gegensatz zu den anderen Versuchen hier habe ich geschafft, das Gezeigte zu einem glücklichen Ende zu bringen. Zugegeben, zu anfangs hatte ich mit denselben absurd genannten Schwierigkeiten zu kämpfen – aber irgendwas hielt mich auf dem Boden der Tatsachen, schei* auf die Gravitation. Vielleicht verdanke ich dies der kürzlich bemerkten Un-Fähigkeit, „in keinen Film ganz einsinken zu können“ wie in eine warme Fango-Packung (klingt schön asiatisch). Spätestens nachdem „die edle“ Roß- Darstellung das recht eigene Vorderbein verliert, um daraus magische Fischbarsch-Köder wirksam zu fertigen, gewinnt der Film allerdings epische Dimens-Konstruktion. Denn gezeigt wird, nach Flucht, Kindheitstrauma, multipler Ein-Auge-Schlaf-Hinderung + situativ päßlicher Schizophrenie (nützlich manchmal-), hundertMeter-Beach-Sprint- im Rahmen der Zehnkampf-Ausscheidungswettspiele (mit feststehendem Gewinner) - auch die Gegenseite g a n z e n menschlichen Seins: das Idyll friedlichen Beieinanders in hochkultureller (samt Tuschzeichner auf blütenweißer Linnen-Unterlage) Steinzeit-Gemeinschaft (erinnert uns das nicht an was?). - Wer es bis hierher schafft, in die Friede-Freude-Sushie-Ökoversion (aus regionalem Fisch) des Zeitalters nach-„Strom aus der Dose“, kann endlich die Ausgewogenheit hinter all diesem Unsinn erkennen: fernöstlicher Humor (na, wer könnte das jetzt noch abstreiten?) funktioniert einfach anders.

                    Das Ganze ist japanisch, s e h r japanisch (direkt von einer tokiotischen Leuchtreklame 2009). Die haben eh ein Faible, ja, stehen immer noch „mit einem Bein“ (in diesem Kontext beziehungsreich), im letzten festen Bezugspunkt ihrer Mittelalter-Geschichte: bevor jahredanach (ihrer Erfindung) der Welthandel im Namen eines amerikanischen Kanonenbootes den Binnenhandel eröffnete. Samurais, Ninjas, Kagemusha & Co (längst vor Pearl Harbor,- der ungeschickt einstudierten Antwort auf den scheinbar zugehörig eingegangenen Handel zu geben) (da der Osten den Westen genausowenig versteht wie dieser den Osten)- sind heutzutage Ikonen verlorengegangener Identität und zeigen nur, wie beziehungslos im Raum die losen Enden (wie ab’pe still vor sich hinpulsende Armstümpfe) kriegsversehrter Vergangenheit kreiseln und baum-eln.
                    - Die dörfliche Idylle also, als Gegenentwurf, zur überhüpften Gravigeneratation, die irgendwo im Menschen doch zur Erde zwingt- und rückhält (wenn seine Phantasie selbstwünschliche Kapriolen-Purzelbäume schlagen möcht'). - Sehr westlich: an Super-Batspiderman zwar nichts weiter detestabel zu finden, aber wenn das Ninja sich mindestens so natur-ästhetisch von Baum zu Baum über Traumstrände (statt Backsteinschlucht zu Backsteinklippe über Asphalt schwingt) kurz oder lang verstandesmäßig auszusetzen. Das Ninja ist die Nachtseite (oder der Sonnenaufgang?) des wissenschaftlich erklärbaren Krypton-Übermuskels. Beide haben im Zwerchfell ihren Platz,- irgendwo versus der Bauchgegend.

                    Wenn Sie diesen Film anschauen (Japan 2009),- dann also unbedingt durchhalten bis dahin, wo der Gegenentwurf des Absurden zur dörflichen Gemeinschaft (schönen Gruß aus der Steinzeit) einsetzt; denn die Verfassung der profitierenden Macher und Seher des Films muß auf
                    archaischen
                    Voraussetzungen (evt. auch der phylo- innerhalb der ontogenetischen) beruhen
                    (heißt, eines individuellen Zeitalters vor dem „Erwachsenen“-Dasein, was immer das bedeutet, : -‚erwachsen‘).- -

                    Die Verfassung des Films ist also eindeutig (und wohl nie anders beabsichtigt) als von Anfang an : spielerisch, dramatisch, heiter, kindisch, ‚spannend‘, eskapistisch, ‚unterhaltsam‘, unernst, phantastisch, idio-matisch (auf eigenen Regelbezug hin funktioniert), irreal, sub-modern, ultra-modern, narrativ, dadaistisch, absurd, beyond. Gibt’s auch abendländisch. SinCity und 300 splattern desgleichen nach Herzensblutwurstlust. Mit einem gravierenden Unterschied. S i e haben sich von einer fatalen Tradition zu distanzieren,- die sie innerhalb ihrer zwangsweise m i t transportieren – und t r a n s f o r m i eren m ü s s e n (zwangsweise um nicht schrecklich zu enden. Die Japaner vor Pearl Harbor allerdings: waren schon bereits damals nie „Vorne“ (im historischen Weltmaßstab betrachtet),- sondern schlugen aus der Tiefe ihrer schluckauf-endenden Vergangenheit zu : von Flugzeugträgern statt von Dschunken-Brandbomben. Das tat unsAdolf-Swastika/ten auch, nur runenhaft übersetzt ungeschickt/er? – aber nein nein: denn Made in Germany war damals Qualitätssiegel-, wenn auch wilhelminisch deform, durchaus immernoch weltstandard-setzend-aktuell : und beerb-auftragte gerade damals das noch junge, absolutionistische (enthaltsame) Amerika mit dem übereifrigen Miß-Bildungsauftrag („und morgen die ganze Welt“, selbst jenseits der Memel) (wie man sieht, auch dort fruchtbarer Boden, bis nach China, jetzt) (auch so ein Volk, ohne un-versehrte Vergangenheit) (man darf weit/erhin gespannt sein).

                    Genug der Hieroglyphen („Sprache der Priester, -des Heiligen“). Ich sag ja nicht, das Kamui ein besonders gelungener Film wäre; aber durchaus unterhaltsam (tut man sich ja gerne an heutzutage, zum Abendbrot ein ganzes Dorf ausradiert zu bekommen, während man noch genüßlich kaut: sag doch, zeitgemäß).
                    Satte Farben (das blauperlende CGI-Meer), die goldocker brechenden Schaumkronen, die rotblutenden Hai-Schnittchen, Bösewichter,- Kreuzigungen, gelbgrün-en paradiesischen Strandlandschaften, farbleuchtende Früchte- und Feuerintensitäten- und Strandpicknicks, blitzende gefährlich funkelnde Schneiden, zischende Silberflug- Leuchtkörper-& -klingen (samt abrasierten Haarspitzen) (fönen und strähnen bitte) – weisen darauf hin, das es sich um eine Märchenwelt, einer träumerischen, das Heile im institutionalisierten Gegensatz ersehnenden Rückwärtsgewandheit handelt, auch wenn dabei wie früher üblich übereinkunftgemäß immer akzeptabel ganze Dörfer ausgelöscht werden (müssen) (möglichst sinnlos bitte). Wenigstens vertraut: von der Optik wie vom gefühlsmäßigen Verständnis, wenn auch kein heimeliges, so doch ein gewohntes Erlebnis: und von daher : regelmäßig.

                    Kamui sprengt diese Regel nicht, keinesfalls (und viel Raum für aktuelle Fortsetzungen ist gegeben); aber das tun die uns akzeptableren Rückgewandheiten (zum Beispiel in die Comic-Aura der großen Weltkriege- + deren unmittelbare Blinddarm-Prolongationen) auch nicht. Kamui ist einfach simpel anspruchsloser fernöstlicher Batman; eine Art tragische Gestalt; unschuldig-schuldverwickelt ; bloß im gleißenden Übergang der Tagessonne-, seiner zugehörigen Mondhälfte, zusammenstrebend, gegenüber. Es ist ein kindliches Gemüt, wie dieses; das nach Vereinigung mit einer unverständlichen Welt zwischen rückenden Stühlen spagatmäßig strebt, zwitter, und noch kein Mittel – der Funktion (gefunden), die einspringt, und hinhaut, und etwas bewirkt, und tatsächlich, wie die alleinige Sehnsucht begehrt, zum B e s s e r e n (aus dem sich das alleinig nährt) in sprunghafte, flirrende, unfaßbare Bewegung setzt, (der Naturgesetze spottend wie menschliche Gebundenheit an sich) - gegenüber.

                    Wenn Sie diesen Film sich also (nicht vergebens) geben wollen: 1) halten Sie durch. 2) Nehmen Sie’s nicht ernst. Dann 3) können Sie Ihren Spaß, je länger je mehr- haben, und was das wichtigste ist (im Gegensatz zu so Manchem heimisch ähnlichscheinender Produktion/ und das ist wichtig : OHNE ÜBERSAUMÄßIG SCHLECHTES GEWISSEN,- denn das, w o d a s herkommt, war schon stets vera l tet,- selbst im Moment seiner Geburt (1945 oder gegen 1600) : es ist ein adaptiert unverständliches allzeit-kindliches „Vergnügen“ (welches so zum Spaß unverstanden dem Frosch die Gliedmaßen extrahiert). Wenn Sie das etwa nicht (nie) woll(t)en: fangen Sie h e u t e schon mal an, Ihr Kind richtig („gewaltfrei“) zu erziehen. Sie wissen doch: allein das vorangehende Vor-Bild,- aber konsequent. Falls nicht: (Sie haben es selbst in der Hand:): Sonst bleibt alles beim Alten. Was soll’s: wir sind’s ja dran (ans Ungewöhnliche) - gewöhnt.

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                      über Shame

                      >Scham<. Manchmal ist der Titel der deutlichste Hinweis auf die Untergrundbewegung eines Films wie eines Kunstwerks.

                      >Modern<, zeitgemäß. Film läßt ja seit der geraumen Zeit seiner Entstehung immer mehr die Hüllen fallen und bewegt sich darauf (wie jede Kunst) zu, den Menschen entkleidet seiner verschleiernden Attribute als ganz nur das zu zeigen, was er ist: nackert nämlich, und um so nackter (das ist keine Ironie), desto besser. Unterhaltung ist der alleräußerste Pelzmantel (wahlweise Friesennerz), in dem der mit vollen „Attributen“ noch ausgestattete selbstlobengeneigte Zweibeiner vor unser Kameraaugenlinsen springt (oder schreitet, je nachdem). Je mehr sich Kunst der äußeren Hüllen dieser Verkleidungsnotwendigkeit (in harschen Lebensklimata) entledigt, umso reiner erscheint er den Augen der Wahrheit als das, was er (manchmal schmerzhaft) unserer ERKENNTNIS (nicht des Leibes) vermutlich wohl nicht ausgeschlossen s e i n könnte – und das kann ebenso desgleichen s c h m e r z haft sein.

                      In diesem Sinn ist Shame ein sehr weit fortgeschrittener, uns naher, >moderner< Film. In der selbstverständlichen Nacktheit und Intimität seiner körperlichen Wahrheitsnähe ist er uns (naja, manchen von uns) sehr verwandt: und nah dran. Er zeigt den (mutigen oder selbstgefälligen?) Darsteller nebst Partner/innen bei Masturbieren, Sex, halböffentlichen (schamlosen) Geschlechtsverkehr per Schaufenster, gleich- hetero- oder un-geschlechtlich (oder wie nennt man monolaterale Triebbefriedigungsbeziehungen per Printmedia- oder Internetfake-Vorlage),- er zeigt sie mit mehreren-, mit fik*tiven-, mit eben-kennengelernten Partner/innen,- oder auch entwichenen, ausgewichenen-, und er zeigt sie vor allem bei dem, was mit wem wann wo immer sie es tun: zuletzt einsam, allein, auf sich bezogen,- dem anderen entrückt, dem Dialog, in einem endlos öde lang in eine unabsehbare Zukunftsprolongierung erstreckten Traum-Käfig mit sich gesperrt selbst – allein.

                      Eine der wenigen ernstzunehmenden PARTNER-Möglichkeiten /des Protagonisten im Film/ thematisiert das,- die hübsche sahnenußchen-Kollegin beim Kennenlern-„Date“ im Pinkel-Restaurant (sehr schön, wie der Kellner (öffentlicher Raum) immer im rechten Augenblick aus diesem herzudrängt und jede Intimität (wie der aufdringliche unentreizbare Bildschirm einer weiteren Pornoseite) usurpiert. Die Protagonisten sind niemals bei sich, schon gar nicht gegenseitig. Immer drängt sich das Öffentliche störend hinzu,- und verhindert die Konzentration: und verwirrt die Seelen mehr als die Geister. Sie sind gestört. Sie sind abgelenkt-, mehr als das: krankhaft ins Ungesunde (denn Einsamkeit i s t ungesund) verändert. Was ist denn die Kette? – „Sex knechtet. Sex ist die Peitsche der Mächtigen“ sagt Foucault (d e r Foucault Michel). Der hat gut reden, denn er ist ein typischer französischer triebgesicherter Intelektueller (wenn auch schwul) (gewesen). Und wer ist „die Mächtigen“? – mächtiger als der Mann in Washington oder anderen Kapital(i)en der Welt ist immer noch eins: und das ist d i e Macht, die wir i h n e n - in u n s einräumen. Und welcherart räumen wir sie ein? – indem wir glauben und unverändert akzeptieren, was uns umgibt. Und was umgibt uns? – eine geschaffene Welt, MIT vorproduzierter Sexualität GENAUSO WIE ALDI oder jeder anderen vorqualifizierten kapitalistisch diagnostizierten (und das kennt solche* sogar an Stellen, wo wir gar keine Stellen vermuten, so genau - nicht gut- kennt das uns)- VOREINGERICHTETER BEDÜRFNIS*BEFRIEDIGUNGSEINRICHTUNG – essen, wohnen, schlafen, kleiden, arbeiten, leben, ausgehen (Kino), denken, fühlen, f*cken. Für a l l e s ist gesorgt. (?). A l l e s umgibt uns – perfekt.(?). Wir können es glauben, wir können (uns) daran glauben. (Wir tun nicht gut daran). Der Protagonist hier tut das Weile lang ("glauben", das abnehmen, sich übernehmen lassen - wenigstens zu Beginn). Er akzeptiert, was ihn umgibt: und das ist er selbst, wie ihm suggeriert wird: er ist allein, autark, sich selbst der/das/die - Nächste. Er braucht niemand und nichts sonst. Zum Leben seinen Boß, seine Arbeit (das Einkommen ist Grundlage, auch seiner Appartement-Raumstation-Mondbasis, abgeschnürt, über den Wolken, mit traumhaftem Ausblick auf die Hafen/Uferanlagen von New York (auch ausgezeichnet zum F*cken, im leeren Raumbezug zwischen endlosen Sternreih/en). So eine -Basis braucht der Mensch,- und nicht nur der Mann. Aber was er nicht brauchen will, ist Nähe; sind Menschen, schon gar nicht nervige Schwestern, die beim Onanieren stören,- oder ausgerechnet mit dem Chef innerhalb Minuten zum gierigen (ausgemergelten) Säftetausch „hinüber-spielen“ (welcher (Hungerleider-Boß) so endlich mal zum Stich kommt, wo ihm der Angestellte die anvisierten Bräute (allesamt so veräußert auf sich zurückgeworfen wie der Protagonist in diesem Riesenmoloch der menschen(seel)schlingenden Metropole) selbst –wegschnappt (darf d e r nicht merken, in all den Gemeinsamkeiten, die sie ständig nicht-teilen). (wie die Familie, nicht, ebenfalls- keinesfalls: das wäre die äußere "Endabsage“ – der Familie). (die längst, außer Funktion der „Gemeinsamkeit“, nur zu Aufzuchtzwecken flach-bildschirmlich gekümmert,- perdue ist).

                      Also: der Protagonist ist a l l e i n , und ist es wirklich (nicht nur alleiniger (fast) Appartementschlüsselbesitzer). Er ist es, so, weil das Außen in sein Inneres greift, und er es zuläßt (ZUläßt) –meint zulassen zu müssen, weil dieses Außen in „allem“ für seine Bedürfnisse sorgt: sein Gehalt, sein Appartement (das er nicht selbst gebaut-, nur „bezahlt“ hat), seine Restaurantbesuche, seinen Jogging-dress und –parcour die zubetonierte 28'Street-Urbane-landschaft lang, seine Pornohefte-,-sammlung,- Laptop,- Stereoanlage (Gould/Bach), Bettwäsche, U-Bahn-Setting-,-Dating – alles, womit er scheinrundum (über)versorgt ist. Diesem Außen kann er nicht ausweichen, und so räumt er ihm Macht, d i e Macht, über sich ein. Er selbst ist es. Und er tut es, was ö f f e n t l i c h ist: der Mann in Washington (der selbst ein Unterworfener ist) übt? die Macht auf den Einzelnen mithilfe des Öffentlichen aus – deren Teil er selber wurde ist bleibt (je länger, üblich mehr). Wenn wir weiter oben, mit Foucault, von den Mächten dieser Erde schwafelten: schwafeln wir von der Macht (also), die „wir“ „dem Öffentlichen“ über uns einräumen,- welches wenig Scham kennt, weil es uns, selbst in unserem Intimsten, kennt. Ja? Nein, tut es nicht. Es kennt unsere Bedürfnisse. Alle. Die Säfte. In jeder Form. Nur eines kennt es willentlich (oder akzeptiert es) nicht.

                      Unsere Not, unsere Einsamkeit, unsere verzweifelte zunehmende Frigidität?- -Unbefriedigtheit! (die sie doch so feinkriecherisch zu überlisten,- auszuschalten - betäuben -ver-kaufen sucht). S i n n . U n s: in allem, was nicht länger mehr nur Attribut, Äußerlichkeit, nicht (Be-)Gattungsmerkmal ist: I c h . Was nur einem Menschen allein als seine spezielle Einmaligkeit gehört; die er vielleicht (gibt und gäbe er sich Mühe) mit einem oder immer wenigen anderen (arbeitsreich und mühsam / Bekanntgemachten) teilen oder versuchen zu teilen – könnte.
                      Er/sie (das Öffentliche) kennt alles gemeinsame Äußere; nur das innerste Unterschiedene nicht. Da, wo wir ganz (selbst wenn wir nackt sind) noch nackter werden als nackt: unsere individuelle „Seelen“- E i g e n heit nicht. Dort sind wir am nacktesten: anders, allein.

                      In diesem Film k o n t r a s t i e r t die Schamlosigkeit: der äußeren gemeinsamen Nacktheit : mit der inneren, einzelnen seelischen Nackt- und Un-Ur-Bedürftigkeit. Je nackter hier der Protagonist äußerlich bis auf unter die Haut aus- und abgezogen wird: desto undurchdringlicher erweist sich (nach Foucault) der unabgelegte Seelenpanzer, den er von innen nicht zu durchbrechen vermag,- lange Weile durch.

                      Doch-: eines Tages zieht seine Schwester, ebenso einsam (und verlassen) zu ihm; auch sie mono. Und bedürftig. Und schutzlos. Und ausgeliefert (wie er). Aber sie, die Schwache, die Unkonzentrierte, die Fliehende und Flehende – ist fragil, zerbrechlich, die Starke, die Offene – die rüttelt (verzweifelt) am Tor ihrer Unbehaglichkeit und Einsamkeit, und den Kontakt sucht – zum Anderen, den Nächsten, dem sie sich zeigt, und zuruft, und um Zuwendung anfleht: den Panzer ebenfalls – denn das vermögen wir – abzulegen, und sich schutzlos zu machen: für das Eindringen-, Begegnen, des anderen. Sie beißt auf gefährdeten Granit : er, der in Wirklichkeit viel schwächere >Starke<, verletzt sie (ein weiteres Mal) bis auf Messers Schneide (ihre Arme, nicht nur durch ihn zugefügt, zeugen davon).

                      Die Schwächere ist wahrhaftig (und allmählich „lernt“ er es, und verbannt die Mittel seiner Abhängigkeit)- : diejenige, die stark genug ist, „der Öffentlichkeit“, der Sklavenherrin, die Peitsche (nach Foucault) aus der Hand zu winden,- oder wenn nicht-, so doch wenigstens (das Unmögliche) zu versuchen, -es zu tun: sie zu entmachten, indem sie sich als wahrhaft autonom: als identisch mit ihren eigenen Gefühlen (die also, zum ersten wenigen Male, also ECHT = die i h r e n sind) – erweist. Sie steht zu SICH, als Individuum: als Einmaligen, „Hier und Jetzt“ (wie die Freundinskandidatin auf dem Heimweg-Geleit von sich ‚einzigwünschte‘), als Echte-s. Sie weicht dem Diktat des Außen aus: und wird vom Beliebigen (dem „Abstrakt“ d e s Bedürftnisses) – zu IHREM Bedürfnis,- und d a s bedarf nur eines: des a n d e r e n , einmaligen, Echten – im anderen , unöffentlichen, individuell-wahrhaften Selbst (das jeder andere, auch der Bruder, sein kann, denn Gefühl – heißt n i c h t Sex). („Sex knechtet. Sex ist die Peitsche der Mächtigen“).

                      Gegen Ende, als es fast zu spät ist, erkennt B (Protagonist Brendan) die Falle, in die er getappt ist, etappenweise (nachdem einige Säcke Müll schon auf dem Müll gelandet sind). Der Panzer knackt rissig (eine Weile) – bricht? Die Schwester ist, ein weiteres haarscharfes Mal, davongekommen? Wie lange wird sie, die Empfindlich-Mögliche, möglicherweise noch durchhalten,- in einer derart kalten, übermächtigen, von Bedürftigkeits-Betrug im Innersten vergifteten -, verführten -, am Ende der Kettenpeitsche dirigierten, suchtabhängigen Welt ? – Man weiß es nicht, wie weit die Kraft dieses vergeblichen Bruders, der so sehr an der Nabelschnur seiner sklavischen Triebbedürfniserfüllungsgaukeleien hängt zumindest hing wie der Fixer an der Nadel,- wie weit dieser Sklave, der um Freiheit ringt (mit sich, seinen Abhängigkeiten am innersten Kern, des Triebes selbst (stärkste Droge),- wie weit dieses Geschwister Kraft auf den Weg zur Selbstbefreiung (dauerhaft...?) mitbringt. Der Film läßt das Ende offen, eigentlich ziemlich pessimistischer, (wenn wir mit uns selbst abgleichen) Erwartung? – Ach – niemand sollte vorhandene Kräfte unterschätzen (statt – über-, einmal). Wir sind motivierter, als man denkt (womöglich wir selbst von uns, mit unserer Sklaverei als jahrelange Bekannte mutig). Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Niemand sollte die Machtverhältnisse der E i n s i c h t sbegründung unterschätzen. Denn wenn Mensch e i n e s haßt: ist es Unfreiheit (die e i g e n e ). Dieser Haß ist sogar noch größer als die Liebe: zur Unfreiheit des anderen.
                      Und, wenn, sollte er je erkennen: das die unmittelbare unbedingte unverhandelbare Liebe zur e i g e n e n F r e i h e i t - den mittelbaren bedingten Haß auf die (in Kauf genommene) Unfreiheit d e s a n d e r e n e i n s c h l i e ß t und bedingt,- so könnte daraus ein Gutes, ein Mittel zur Rekapitulation von vereinter Freiheit (von uns allen) erwachsen: denn niemand kann, könnte, frei sein, indem er die anderen versklavt (oder versklavt duldet, von „wem“ oder vielmehr was („öffentlich/ in unsere innerste Seele Geb(r)annt-Gepflanztem“) auch immer. Das muß erkannt werden,- und sein. Das ist nicht einfach. Das ist schwer. Aber das ist der Weg zu gehen. Einen anderen gibt es nicht. Wir können uns nur vereint befreien. Indem wir uns öffnen: und den Weg, zum anderen (schutzlos, verletzbar - : erfüllbar ) gehen – 'riskieren' . Nur dann entkommen wir (vielleicht, haben wir die Kraft?) uns, unserer falschen Isolation: und können das (einmalige) richtige (wahre) Unsere verwenden, den anderen zu erfüllen und zu beschenken: und er -–sie – uns, dafür. Nur so werden wir erfüllt: mit anderem. Nichts, was wir uns selbst geben können (mit rechter oder linker Hand, oben oder unten) vielleicht, könnte uns das verschaffen. Wir brauchen das, was nur der, die, das a n d e r e für uns hat : unser* braucht die/den* . Blöd, aber ist so. Und nur eine Äußerlichkeit. In Wirklichkeit kommt es darauf an: das es e c h t ist. Das wahre Andere. Das nicht wir sind. Der Gegenpol – dem man sich hingibt (aller eingeschlossenen Gefahr). Ein anderer Weg ist nicht offen. Wir sollten das wissen. Wir haben alles probiert. Bis ins Innerste unseres Sexes, Abhängigkeit, hinein. Wir sollten es tun. Das war’s. Nichts sonst.

                      Ein allerletztes Wort zum Film, über die (lobenswerte) Absicht hinaus. Was er will obengenannt, ist viel. Kanndiedat? – eingeschränkt: ja... immerhin waren diese Gedanken (durch ihn) herbeigezwungen-, waren also wohl weitläufig enthalten (erleide keinen Urheberanspruch).
                      Eingeschränkt: denn er (im Bemühen, sich ins Innere der Absicht-Ereignisse zu begeben) folgt mehreren instinktiven Spuren – und verrennt sich so manchesmal dabei (in Unglaubwürdigkeit, Ferne, Unemphatisches). Was soll zum Beispiel die überflüssige Homosexuellen-Einlage, zum Schluß (etwas mehr Respekt, bitte), genügten vorherige Holzhammer-Eskapismusmethoden nicht, die unbefriedigbare Berührungsgefühls-Sterilität des wildrumrammelnden Protagonisten/ nach Karnickelart zu demonstrieren? Nicht zuviel berührt (wie Worte auch): weniger ist manchmal mehr (wem sage i c h das, sagen Sie? – nun denn : I h r Spiel!) –
                      Also: etwas unsicher bewegt sich der Film durch seine Absichten, nicht immer stilsicher (und manchmal etwas zu dick aufgetragen). Nicht alles anlangen: und etwas Behutsamkeit (s.o. :Respekt), vor Wirklichkeiten, bitte. Nicht zuviel: und alles funktioniert, doch. Genügend bleibt: das dieses Kriterium erfüllt. Doch, alles in Allem (von der ewigen Moderne, deren Problem immer war und seinbleiben wird: nur ganz VORNE wahrzunehmen -zu scheinen-,- abgesehen): ein genügend authentischer, sehr nackter (in seinem ‚Synecdoche‘), wurzel-bemühter Film. Man glaubt seinen Protagonisten (die ein verschobenes Selbst der/des Machers ist) sein /ihr L e i d e n . Das Leid ist echt. Das wollen wir glauben. Danach ist noch ein weiter Weg. Doch dies, wie der kostbare Moment der (leicht übersehenen) Müllsäcke, ist ein Anfang; und der aller, wie das Sprichwort sagt, ist „schwer“ – sag sogar, das Schwerste. Das ist hier geschafft. Und dafür gibt’s ein Like: für Wahrhaftigkeit, des Beginnens, bei übrigen Schwächen, die in Wärme sich noch nicht so bemerkbar machen, wie wünschbar wäre (denn Wärme, in tiefster Eisesstarrheit, macht agiler, denn bloß die echsenhafte Erkenntnis, das in Sibirien der unliebige Ort ist, wo man kalt sich befindet). Immerhin : Ortskenntnis hilft,- wenn man anhand der Sterne schon ablesen könnte (aber wo lernt(e) man das), wo (‚tropischer‘) Süden ist ?- Das also, zusammen: ein unleidlicher Ort, plus die Erkenntnis: anderer, besserer Klimata, irgendwo, dort, in weiter Ferne, Ortskenntnis, die man (hier) wohl aus sich selber schöpfen muß. -Gäbe zusammen ein Ganzes, zu dem Gegebenem noch einiges fehlt. Ausnahmsweise. Ein Anfang, der vielen (die lieber selber gehen als wie komfortabel immer sich getragen fühlen) (was ebenso lobenswert ist) das Wesentliche ist. Denn heute: leben w i r (nicht), und das ist unser Problem, korrekt benannt. Das muß (und kann) für den /wahren/ Beginn genügen. Und reicht nun, bis hier. Der Rest gibt sich,- für jeden Einzelnen von uns; wie wir vermögen – möchten ... und in Folge, irgendwann, für uns alle. Denn wir alle: bilden zum letzten „Öffentlichkeit“ - die letzte, oberste Form von (nötiger, unvermeidbarer, unausweichlICHem Zwang zur) „Gemeinsamkeit“. Gutes Gelingen, in jedem von uns, uns Allen : viel Glück!-

                      7
                      • 2 .5

                        Ihr königlicher Vorkoster ist an Krämpfen verreckt. In seiner erstarrten schneebedeckten Hand ein Notizzettel, darauf zu lesen stund 1 1/2:

                        ‚Das zerklüftete Logikloch, in dem die Ereignisse dieses Films sich irgendwo unklassiert abspielen, ist so tief, das vom Rand, an dem sich der gesunde Zuschauer normalerweise befindet, leider nichts zu erkennen ist.
                        Zu den wenigen ungewöhnlichen Vorkommnissen, die mit Sicherheit festgestellt sind, gehört erstens) die vorausschauliche Freundin des diensthabenden Helden verstarb zu Zweidriitteln fristversäumtunzeitgemäß sexueller Einspeichelreflexe- nur vor den Kopf* gestoßen erstaunlich an praecoxsiver *-nuß (Verstoß gegen die Senf'er Konfektion inkl. Reinhaltungsvorschriften von Studiohalle *AB12) und
                        mußte in der Rollenlückenlage improvisiert zurückgesetzt werden. Filmbeobachter rätseln noch, ob irrtümlich eine der Blindwaffen absichtlich mit echter Munition (von der Nebenschauspielerin-?) gefüttert war oder ob es sich um eine ordinäre Blinddarmfehlzündung oder gar -Fehlgeburt handelt? Zweitens) mittlerweile scheint
                        sicher, das sowohl Ethan Hawke (einträglich starkem Intro) sowie der vierschrötige Lawrence >The Square< M. Fishaug am gewohnten Set in verschieden quadratidentischen Hauptrollen gefilmt worden sein sollen. Vermutlich handelt es sich dabei um ein Verwirrungstiftensollen haltlos unappetitliches Gerücht. Drittens) ist tatsächlich
                        eine Seite des Drehbuchs spurenmusealgesichert, die möglicherweise das Motiv des Films enthält. Dort steht beschrieben, wie
                        Polizisten, in voller Montur, als das mumifizierte Böse verkleidet versuchen, während bürgerkriegsähnlich andauernder Zustände in ihr revierliches Krauchnest mittels Handgranatwerfern, Panzerfäusten, Stalinorgeln und Helikoptereinsatz möglichst un-auffällig von außengekehrt rückeinzudringen (obwohl sie doch gerade erst mutwillig den Umzugskarton planten?!),-
                        wohingegen eine moussierende gutperlige Melange aus (auch ernstlich böse oft) HausHof+Heimbesetzernovember-Verbrechern/ verschiedener Couleur innen alles mögliche unmöglich macht + tut + sich einfallen läßt, sie daran zu hindern & ihren dorthin verbrachten kargen baufälligen Zellentrakt keinesfalls un-freiwillig vorzeitig räumenverlassen zu müssen - (/...derweil
                        im ausgedehnt bewaldeten Industriegebiet zu Füßen der Skyline Chicagos* Seattles oder Detroits*/, in dem sich die Nacht der lange feuernden Laser-Messer abspielt, kein trottelich'ter Unbekannter irgendwie irgendwo irgendwas (Irr-Reales) mitkriegt, solange
                        es auf die Minute genau geplant sinnvoll majestätisch herzutritt“) ; uff; uff... unsere Psychologen... -leiten daraus einen hinreichend starken Verdacht ab,
                        w a s der ursprüngliche Drehmoment-Appeal für das schließlich angerichtete Chaos unter den überall sinnverwirrten Beteiligten, die allesamt von einem riesigen Gullydeckel auf Nimmerwiedersehen fortgeschwemmtabgesaugt abortiert wurden, einst gewesen sein möchte. Allerdings
                        handelt es sich nur um eine unsicher beschriftete von Hieroglyphen und Kindskritzelei unterbrochene Seite, die unmöglich ein gesamtes ernstzunehmendes Drehbuch repräsentieren kann Diem perdidi aber keinesfalls Sol lucet omnibus. Womöglich handelt es sich um eine ernstzuverwechselnde Finte. Die
                        Psychologin, sofern sie wie berichtet den Anschlag überlebt hat, bedauert jedoch, auch das Erste sei möglich, da niemand einen sonstigen Sinn oder Unsinn in den vermuteten Ereignissen feststellen könnte. Viertens) es gibt in Wirklichkeit keine Ereignisse. Fünftens) nicht einmal die Wirklichkeit gibt es. Sechstens) gibt es ...ebenfalls nicht; vermutlich aber an Neujahr. Dada lebt und läuft frei herum. Gib mir eine Zigarette.“

                        Bleibt nur noch anzumerken, das es diese schneebedeckte Hand (weil der Schnee nicht echt war) niemals gegeben hat. Den Krampf dagegen schon.

                        2
                        • 7 .5

                          Keine Zahl!bewertung (irgendwo gleitschig zwischen fünffünf und neun)
                          ("Hab ich da tatsächlich irgendwo etwas von ">Komödie<"?! idiotisch gelesen) (wenn DramÖdie nur von TRAG-ödie, aber nehmen Sie's nicht so penibelbe/schwert!)

                          S. N.Y. bewegt sich unentschieden und unentscheidbar zwischen zwei Polen: großer Abstoßung und Attraktivität. Wenn es in Selbstdarstellung versunken einer eigenbenabelten „Künstlerseele“ sich kreischend egomanisch selbstbespiegelnd unendlichliebevollzugetanumkreist,- (zuerst) wenig anziehend,- und dann doch wieder, in Momenten, großer Ehrlichkeit, Unbedingtheit und Klarheit (und Aussagefähigkeit) (zunehmendem Reifen), entschiedenes Gegenteil.
                          Zu großen Teilen möchte man (gerade in erster Hälfte) das zu Zeugen-Bezwungene in die Tonne kloppen: und dann doch wieder abgelöst von immer unzaghafter zu bejahenden Teilen etwa ab dort, wo klar wird (grandiose Idee mit der Verdoppelung des Regie-Schauspielers, der sich selbst beim Agieren und Entwickeln zuschaut,- und allmählich ein Universums-Dach über dem Dach der Darstellungshalle entstehen läßt (bis hin zum Klebezettel auf Klebezettel auf Klebezettel- CityMap- Führungshilfeweis)-, bishin zu dem Augenblick und in Sätzen also, wo und in denen klar wird, das hier das architektonische geistgebaute Gefüge einer rastlos tätigen >organischen> Seele ein Lebensdenkwirklichkeitsfühlgefüge nachbaut,- wenngleich großer Einsamkeit, Selbstzentriertheit und daraus folgender (beulenpestbehafteter) Leiden, /wo schließlich Tacheles geredet werden soll. Spätestens ab da wird der Film interessant: nicht nur durch sein Bemühen um bedingungslose Ehrlichkeit (auch schmerzhafte Sätze zuzulassen) (denn das Leben M U ß keinesfalls ein schmerzhaftes bedeuten, traut man sich erst den heute verschrienen Mut zum Kitsch),- aber er spiegelt doch die hervorragende Einsamkeit der Elite (des Geistes), der unterwegs vergessen hat, so langsam zu fahren, das die Seele noch Zeit genug hatte mitaufzuspringen und die Fahrt ins Nichts (denn es ist die Seele, die den Lebensplan ins Kostüm mit eingepackt (heimlich –genäht) bekommen hat,- mitzuunternehmen /zu beginnen. So allerdings ist hier jemand mit allerlei psychogenorganischen Übeln behaftet (behext?) allein unterwegs; scheinbar auch wirklich aus NewYork und fester Absicht, diese Stadt – Richtung provinziellem Grünen &Blühen, womöglich-, niemals (mehr) zu verlassen. Der Bewohner dieser Stadt ist der aus New York. N.Y. meint nicht Amerika: es meint : h. sapiens sapiens (wie er sich buchstabiert) in der Moderne. Das hier ist hier und heute: für den, der wirklich ganz vorne angekommen ist,- die einsame – Avantgarde, ganz allein und nur, des gottverdammt verlassenen Geistes.
                          Ein Schimpanse der von einem anderen beobachtet wird, der sich für etwas (Besseres), nein, Klügeres hält; und die aufgefundene Zwickelbrille auf der Nase balanciert, und wohlgefällig von einem Dritten dabei photographiert wird,- als ob es eine Bedeutung hätte.

                          Sie werden mit diesen Sätzen nicht viel anfangen können; denn es ist anzunehmen (außer es den Sätzen zuzuschreiben teilrichtig), das Sie nicht derart zur Elite gehören (mögen). Seien Sie froh drum; denn Sie sehen ja wohin das (allem technischen Riesenaufwands-Brimborium nach‘abgesehen (denken Sie mal allein an die Kulissen)) - wohin das (nicht) führt. Möchten Sie, bei aller Ehrlichkeit, mit diesem etwas unansehnlichen künstlerischen Würstchen, bei allen zunehmenden sympathiebindenden Eigenschaften (seinem unausweichlichen unbedingten Authentizitäts-Wahrhaftigkeits-Beharren-Bemühen als größter bewunderungswürdiger Eigenschaft geschuldet) wirklich tauschen? – kaum. Seien Sie froh, wenn Sie diesen Film – trotz seiner surroundenden Grandesse – nicht wirklich einnehmen und (sich)herzen lassen wollten; denn ehrlich gesagt, so schlecht, wie sein (vorauseilender) Ruf- ist der Geist gar nicht. Das kommt vielleicht daher, das hier nur reflektiert – niemals gehandelt + eingegriffen (außer geputzt + vom Dach gesprungen, bedauerlich, reklamiert-) wird. Denn alles (Weltliche) wird hier nur von fleißigen Theaterkulissenbauern (im Hintergrund) errichtet und „ist“ ansehnlich bereitgestellt ; es sind aber die Kulissen, in denen wir t a tsächlich leben,- und man braucht sich nicht n u r in ihnen aufhalten (‚bewegen‘ wäre bereits zu aktiv): MAN KANN/könnte sie auch anfassen,- und von Kulisse zu wirklichem, benutzbaren, dienlichen,- Lebenshintergrund – nicht mehr – sondern Lebenseinrichtung WANDELN. Die Welt muß nicht bloß, für den Künstler, bloße zu betrachtende KULISSE bleiben. Er kann eingreifen; vom Betrachter zum Teilnehmer (wie der Film vormacht) sich wandeln,- und die Kulisse zu Echtheit vera r b e i ten. Denn wie sagt dieses Werk:
                          Wenn wir hinter der bloßen Stellwand – die echte bauen, -mauern, -mit Rohren und Gas- und Wasserwerken versehen,- Türfluchten mit echten, benutzbaren Räumen dahinter errichten,- kann, allmählich, die bis dahin unbenutzbare Kulisse zum „echten“ Lebensraum, mit tatsächlich möglichen Menschen-Bewohnern darin,- sich wandeln – die dann keine Schimpansen in bloßer Käfig-Genügsamkeitshaltung (erzwungener) mehr bleiben müßten. Wir basteln soviel an überdimensionaler Kulisse: das sich oftmals der Aufwand schon für das Herstellen eines kleinen bescheidenen „echten“ Biotops gelohnt und aufwändig ausgewogen hätte. Aber aus irgendeinem Grund: bauen wir lieber gewaltige Kulissenscheinbarkeiten um uns her, als kleine, bewohnbare, echte Wirklichkeitsteilwelten. Es muß wohl menschlich sein. Oder ist es das Problem des Künstlers? – wir werden es nie erfahren – denn wenn wir außer Haus gehen, erfahren wir nur, was alle für gemeinsame Kulisse, von unzähligen (Händen) instand und am Leben -gebaut, halten. Allein zuhause wissen wir sicher Bescheid: wo die unseren eigenen* (Eingriffstätigkeiten) das Wenige Niet-&Nagelfeste schufen, des täglich benutzbaren Umgangs, tatsächlich. Das andere ist, was Trumanshow leistet – hier allerdings sehr erwachsen, und existentiell – aber im Grunde, das Gleiche Selbe. Bloß mit weniger Zwinkern; dafür aber mit entschiedener, ernst-haft-er Geste. Ach Hazel – sturbst du, da wäre es doch gut gewesen – aber gut ist langweilig; und das fürchtet der Künstler wie die Pest. Statt rot lieber langweilig – dann stimmt der Bartspruch wieder,- besser zu tun. Sie werden’s kaum nachzuvollziehen bereit sein, denn ich fürchte, Sie werden’s nicht lohnend finden. Im Grunde haben Sie recht; aber ich mag’s durchaus ernst. Aber Ernst ist nicht alles: es ist nur der Anfang. Allerdings reicht ein Leben manchmal nicht; und dann wäre es schön, mehrere zu haben; damit, was begonnen wurde, zu einem guten Ende zu führen wäre. Beim nächsten Mal. Bis dahin: dürfte dieser Film in NewYork –zig-Uraufführungen erleben. Denn dort gehört er hin und drückt sich auch adäquat aus: in größter, moderner, Stadt – ganz ganz ganz (weit) vorne – so weit, das man ihn weiter hinten fast schon wieder aus den Augen verliert, ohne zu denken, (?) etwas (dringend Nötiges?) verloren zu haben. Vielleicht stimmt es ja; vielleicht auch nicht. Kommt drauf an. Auf Wen. Vielleicht.

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                          • 8 .5

                            animee ist(wie Animation) nicht so meins ("reale" Ablichtungswahrheit schleppt immer noch eine übergeschenkte Natur-Dreingabe mit sich herum, den man so rein beabsichtigt Erschaffenem nicht an/umhängen kann)-,- aber
                            dieser Film stößt bis an die Grenzen dessen, was so möglich ist, vor.

                            Kann "Lieblingsfilm"-Klicker gut verstehn (und anfeuern!!). Nach oben ist immer noch Platz; nicht ein derartiges Gedräenge wie andernortsab/wärts. Sie mögen verzeihen, wenn ich die alleroberste Spitze der (stets persönlichen)(deswegen lohnt kein Streit/Naserümpfen nicht) Pyramide a la Magnolia&Co reserviere. Schönen genießerischen Höhensonnen-Teint kriegen alle hier. -Doch egal SCHAUT nur! -dieser Ausblick!-rundum!-

                            6
                            • 3

                              Sie haben diesen Film gesehen und wollen noch tatsächlich etwas über ihn l e sen (um zu wissen, was Sie von ihm halten sollen?) (Ich denke, Sie haben ihn ges e hen?) Nun denn...: betrachten Sie das Schlittenrollgefährt (shit SchiefeEbene) des bis dato zugehörigen Lebenspartners (bis dieser Typ auftaucht) der Protagonistin dieses Films genauer: da steckt a l l e s drin(&dran), was Sie als Einschätzungsbeihilfe über die Inhaltsgewichtsklasse des Films und dessen, was er über die verkörpert sein sollenden Personen und ebensolche Lebensinhalte aussagt-, bedürfen. Mehr muß man(n) darüber (eigentlich) nicht wissen, denn, wenn, ein bißchen was müss(t)en Sie selbst, als Vollweib, auch schon dazutun & herausknobeln.

                              Davon lebt der Film, tatsächlich.. Ach ja, und von den gewaltigen vier Möpsen auf Highheels dieser (protagonistischen /„weiblichen“/ Verkörperung- und seiner entsprechend treckerfahrenden „männlichen“)(>Aura<)(die vor allem dazu da ist, derart Trecker zu fahren).(Und bedient sogar den ÖkoHipe mit seiner regaleinzelhoch gestapelten Art, seinen Regional-Käse zu produzieren -zu beabsichtigen,- wenn Frau da nicht dahinschmilzt, ein bravo in Richtung Produktdesign/er!)-. -(Und ansonsten 'seine' „weibliche“ Lebensbegleitungs-vorbereitungsumständezeit damit verbringt, in den richtigen Momenten, zu genau den richtigen also dazu vorgesehenen Zeitpunkten, Trecker auf d i e Art fahren zu dürfen zu sollen zu müssen).-Ach ja, und auf die Weise kann man sich Vorstellungen, w i e das, was sich so fortpflanzt, zu seinen Befruchtungen und Lebensgrundkonstellationen (Weich/enstellungen) kommt, -auch zusammenreimen, und kriegt s o eine Vorstellung davon. Dieser Film müßte eine dergestalt geforderte Vorstellungskraft also eigentlich überunterfordern. Tut er aber nicht. Kaum jemand von dem, was so guckt (und angenehm findet) dürfte sich in irgendeiner Richtung gefordert wie&wohin auch immer/ fühlen (vermutlich) –/ geschweige denn ÜBERfordert. Das ist einfach s o. Und amüsiert. Sich. Dabei.

                              Auch nicht schlecht. Denn kommt es schließlich nicht letztendlich einzig darauf an, sich zu amüsieren? Und das Leben zu genießen? – „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Also gut- wenn das also die einzige Art ist, auf die an die feinen, guten, besseren Dinge im Leben heranzukommen wäre: tun wir es. Lassen wir es zu. Das Lachen hat /und fordert seinen Preis. Sonst blieben wir ja ewig Single – z.B.. Womöglich. Bis auf den Hund natürlich. Und die Zwillinge. Und ... die n e u e Schwangerschaft klaro. Aber zum Glück gibt es-, gäbe es ja, Mülltonnen. Irgendsoetwas ist immer im rechten Augenblick da-, könnte da sein, wo man sie braucht, wenn man sie braucht. Was man durchaus sollte. Sonst die ganze Schweinerei ja mitten auf dem Bürgersteig, wo alle es hin-sehen ... bäh.
                              (-Aber die (vier?fünf?) Möpse s i n d so herausgeputzt eindrucksvoll. Da läßt sich schon Schauwert dranherum stricken. Oder vielleicht doch nicht lieber einfach/er zehn Seiten Centerfold? – das wär direkter, offenbarer, ehrlicher, kurzer, knapper, bündiger. Und man müßte nicht so- ‚lachen‘ dabei. Aber geht es eben nicht darum, im wahren Leben? Genau darum? Das Lachen ... im Mittelpunkt ...nie zu vergessen
                              ?).
                              Was bliebe sonst? Womöglich wäre das ... zum Weinen
                              ?
                              Sie möchten unbedingt noch ein abschließendes Resümee zum Film, aber von den seinen, nicht -meinen Innereien her?- nun ja: Sie können hier beobachten, wie die Schauspielkunst-(p)funde der Lopez sich auf welche Art wuchernd auf/an verschiedene Stellen ihres äußeren Eindrucks oder einigen Äußeren verteilen.- . Eine typische Actrice, oh, Eva (M). aus Hollywood, in seinem/ihrem typischen Ho-rrmonpegel-Ambiente. Die Roberts hatte auch ständig das Pech (oder Rollenwahlunvermögen), in diese grauenvolle Kategorie-Absicht heruntergestuft werden zu sollmüssen. Aber im Vergleich zu Lopez: kann man da sehen, was purer Charakter (an der richtigen Stelle) (im Positiv-er/en) doch /immerhin noch/ vermag. Nicht wie hier. M wie Mahlzeit. Wer's brauchtwillkannmuß.

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                              • 10

                                Herzwärmender Märchenfilm im modernen Gewand. Satt farbenfroh getönt mit hochkarätigem Cast. Wer Edward Norton nach obenohne /oder einszuviel in Fight Club/ nun einmal in fescher Pfadfinderleutnants-Uniform sehen will, oder wie Bruce Willis (ohnehin mit einem Faible für junge kids in Schwierigkeiten) trotz echt feschem Sonnenbrillenschlips matronenmäßig verständnisvoll abblitzt-, oder Bill Murray endlich das wahre Hemd über dem schaurigen Geheimnis von EmberCity lüftet, kommt hier nicht ungeschoren vorbei. Ein Muß nicht für die ganze Familie, sondern für jede/n.

                                Ein Märchen-Realfilm, in traumhaft echter Kulisse, + - natürlich – auch einem dazugehörigen Märchenonkel (aber irgendwie alien) der gleich – in die herrlich skurrile Pippi-Lagerstrumpf-Idylle, das dringend nötige dräuendramatische Horrorelement einbringt ; in dem er schrecklich allwissend auf die Armbanduhr schaut zu verkünden: noch 3Tage17 Stunden bis zur größten auf neuenglischem-N.Penzance-Island-je registrierten Unwetterkatastrophe...()). Ab dieser Sekunde unterliegt den scheinbar heiteren (warum eigentlich? im Grunde werden wir Zeugen einer (Umwelt)katastrophe nach der anderen?)-den scheinbar heiteren Ereignissen ein also dunkel pochender Kontrabaß wie ein cellomäßig durchzogener Ton; wir kapieren, das es hier nicht allein um un-ernstes feelgood-movie geht.

                                Warum komisch -?- es ist schon erheiternd, die jugendlichen Pimpfe (die doch auch schon der vernageltaufgepumpten Waffenstarretechnik der Erwachsenen sich versichert haben) bei der Vorbereitung auf den Vierten Vietnamkrieg (oder ist es nur die Härte des Beruflebens-?) –zu beobachten oder wie Mama mit dem Megaphon (im Meerfamilienhaus) zum Essen ruft – das übrigens innen mindestens doppeltgeräumig so breithoch ist wie außen (magisch)-, in seinem hübschen äußeren Schwedenrot am Rande des Atlantik, auf der wassergenährten Chickchaw-Insel 25 x 8 km, - mit gerade mal (vermutlich) dem Kranken-, dem Müllauto-,- neben demjenigen des praktischen Polizei-Universalkombis (mit Funk) (Mississippi am Schaalsee). Das alles ist nicht wirklich tragisch; das die Ehe der Eltern-Kinderschar gespalten ist; Daddy Zeitung liest, während die Kinder idyllisch vor sich hin dümpeln; Mama (stets Tacheles') (stringentbereite Notbedarfsanwältin wie ihr Mann (der -zuhause, nicht im Auto)) duschend grübelt, wie die nächste Prozeßklimme einzufädeln wär ; vielleicht aber auch löblich die grandiose(n) Erkenntnis(se), zu denen sie spät abends einmal das Gelage im elterlichen Spät-Gemach (anlaß ihrer Problemtochter ausgebüxt') –eingeständig inspiriert (um auf konstruktive Resonanz überraschend zu stoßen) (damit könnte man doch arbeiten).

                                Das Graben nach dieser gemeinsamen Basis, von der aus, /sieht es mit Augurenfern/glaskugel/augen betrachtet auch mißlingisch aus/, -bei genügend Bemühen und Einsatz-Willen weiterzuarbeiten möglich w ä r e -,- ist dabei vielleicht sogar das (auch da also) unterschwellig grummelnde Geheimnis des wirkungsmächtigen Zaubers von Moonrise Kingdom. (Märchenbücher kommen in dem Film auch gehörig zu Wort). (Ich gehe übrigens davon aus, das es sich allesamt – obwohl „Kinderbücher“– genausogut um Lieblingsbücher-Kollegen, von Wes Anderson handelt). (Gibt ja Kinderbücher und Kinderbücher. Die einen sind von Kindern verfaßt, die nie das Erwachsenenalter erreich(t)en-, andere (wenige) von Erwachsenen, die nie die Kindheit verlassen haben; und daher für -Kinder sowieso, und aber auch jenen Teil der zwiespältig großgewordenen Menschheit, der sich in derselben Zwischenfahrstuhl-Klemme schief befindet – studienmäßig interessantiert sind (darf auch eine Film-Studie sein).

                                -Probleme gibt es also genug, wie im wahren Leben, mitten im Märchenonkelland. Eigentlich i s t das gar kein Märchenland. ?. (Märchen schon-, aber -onkel-? -Land-?) ? -Die Eltern des Mädchens lesen Wie-Mißrate-Ich-Meinem-Balg-Ratgeber (wissenschaftlich hochkarätig) (während ihre wohlgeratene Mama-Fargo (Frances McDormand, wie immer ein !Charakter-) sich mit dem feschen Dorfpolizisten /Bruce Willis: ich liebe ihn für solchen Rollenausgleich zu DieHard-Fundamenten/ hart an der Klippe -stelldich-vereint). /derweil der Papa mal draußen „ist“ einen erschöpften Baum zum beinahe-Umhacken sich zu suchen (um sich dann in Fallrichtung niederzuschlummern) (berühmt für seine Tränensäcke: Bill Murray, das unvergessene Murmeltier, na sowas, schon wieder so'hn Märchen!). Na wir waren bei den Problemen; eigentlich hat jeder hier so niedergelegt seine, großen+kleinen. Ob einen jetzt das Wegsterben der Elternschaft zur unfreiwilligen Waisenschaft im akkurat befeindeten Pimpfelager verdammt (wie kann man sich mittemang da nur wegwünschen?!), -die Latrine dort zwar vorzüglich in Schuß gehalten, -der vorschriftsmäßige Stranguliervorzeige-Knoten aber nicht ordnungsgemäß gewiesen angebunden ist : man gar Degradation (oder vom Gallier-Blitz getroffen werden) zu fürchten hat: niemand ist hier außen vor (außer dem Märchenerzähler, der mit dem Ganzen kein Problem zu haben scheint. Der hat gut reden, der weiß ja auch– alles bereits im Voraus - schon Bescheid, ent-spannungsfördernd.)

                                Alle anderen müssen ihre kleinen/großen Probleme durch: Ausbüxen-Organisieren (von langer Hand selbst während der Schulaufführung vorbereitet)(man glaubt gar nicht, was alles in so harmlosen Bubenaugen stecken möchte, die derart unterdimensioniert für die Rolle scheinen)(ganz im Gegensatz zu den IHREN). Ach ja, i h r e Augen-Unterstützung (Detailsicht-Problematik): Fernglas(zum Nah-einsehen)-stets-Parat-Halten (und NIE vergessen, wegen der benötigten Zauberwirkung). -Dafür sorgen, das ausgeliehene Plattenspieler rechtzeitig zurückkommen. Kinder rechtzeitig zurückkommen. Fluchthelferei. Zickenterror. Kirchtürme reparieren. Flugprobleme. Jugendamtprobleme (und das hat betoniersprayige Frisierungsprobleme) (und einen unheimlich putzigen Kleidergeschmack samt Käppi a la SPIROU) /lila Modep r o b l e m, mit Henkel. – +der Pfadfinder-General darf doch in seinem Alter nicht mehr Huckesack spielen (vor versammelter Mannschaft! – Autoritätsproblem!) – Der Hund hat allerdings – ein existentielles- Problem(schließlich sind wir auf Chickchaw-Territorium), -das einzige echtfundamentale, wie’s scheint. Aber was sollen alle Proble-mata: wenn es eine abgeschiedene, stille farbintensive Meeresbucht (mitten am..Chickchaw-Strand *aaha-!) gibt, welche die und das alles, was man zu wahrem Leben braucht, bietet (+!Morgens-Aufstehprobleme)(inklusive Hubschrauberschleife, haben Sie das unheimlich sa-nftsatte Einwiegen von 'offseitwärts beobachtet, in dem sich so wunderbar der Schwung des Films eindrückt!?) – -bietet Chickchaw-Charmanenzauber also alles Notwendige UND&....(nu is aber gut nö/) ...omnipotente Pfadfinder-mitSchiffskapitänsmajoratsrecht versehene Lagerproviantprofoße samt eigener Nebenkapellen-Erwerbsquelle (nebst Stola, lila; was sagt das Jugendamt wegen dieses Amtmißbrauchs dazu?). - Das ...alles ist schon ernst; & unheimlich komisch zugleich. - Das alles wird auf die Spitze getrieben; denn soviel nach Aufknüpfung schreiende Problematik M U ß sich, zuletzt, dramatisch, zuspitzen. Das eintreffende Unwetter übernimmt pünktlich den Kontrabaß selbst; das Cello kann – endlich- austriefen, während es Blitze (wie gut, das jemand an den Hanf gedacht hat) schüttet. Und so, gefhangend zwischen Himmel und Erde, kommt doch noch alles zu einem guten Ende, während wir eine aussagekräftige Insel-Abschlußvorzeigepromenade (wie charmant, dies alienartige, ich glaub wir mögen es, wirklich) zum Ausatmen bekommen. Selbst das Jugendamt ist einverstanden; der Polizist hat endlich angemessene Gesellschaft und kann eine Familie grundernähren, weil keiner ohne (Anhang) sein sollte; Mama ruft megaphonetisch zum Essen, und Shakushkys Sam/ für seine Freunde, kann heimlich weiter Aktbilder malen – aber tagsüber nur-, für alle, wunderbar, ersprießliche, gern gesehene Stranddiapanoramen.

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                                  Epos.

                                  The Hunter ist n i c h t ein Film über einen einzelgängerischen Industrieschergen, der sein Geld ungern als naturbürschlicher Grenzgänger des Gesetzes-, sondern weit jenseits davon als illegaler Ressourcenwilderer-Beutegänger für skrupellose Gentechnik-Mafia verdient, dabei in eine urwelt-gefühlsverhalten starke Liebesgeschichte nordisch wikingschen Ausmaßes verstrickt wird /während er einem der letzten seltensten, vermutlich d e m letzten Exemplar des „tasmanischen Tigers“ (in einem grandiosen Auftritt) (Original aus den Dreißiger Jahren) so unendlich zäh wie –beinahe- lange Zeit erfolgspurlos hinterherstellt, bis die – homerische – Odyssee ein ebenso mächtig verhaltenes Ende nimmt. D a s ist diese Jagd einem imaginären menschlich irdischem Ziel, wie einem Schemen nach, nicht. The Hunter ist eine Rolle, wie sie einem Schauspieler nur einmal im Leben (außer man heißt &formt so etwas wie einen Robert deNiro)– über den Weg läuft.
                                  William Dafoe hat auf solche Rolle lange etwaig warten müssen. Keine gipbsysche Jesusleidens-Dornenkrone, kein Leuchtgummibällchen-schmissiger Skateboardfliegenderholländer oder schiffssenkender rachgieriger Poseidonist, nicht einmal als kompetent benachteiligter Redford-Entführer füllen diese filmische Biographie angemessen aus (und schon gar kein noch so schillernder Nebenerscheinungsauftritt bei Ol‘ Stone). Good things ‘ll come to those can wait. Das Warten hat sich gelohnt. Dies ist, glaube ich, die Rolle, die auf den selbstaussprechenden starken Wangenknochenhager – den Wildwuchstrapperbart – den endlich einmal ein wenig (im Laufe des Films) verwuselten tadellosen 1a-Lockenstufenhaarschnitt-, und, s c h l i e ß l i c h, -die vermaledeite Natur – des zumeist verschenkt verborgen schlummerden Schauspielpotentials dieses „Körpergebenden“ bisher vergeblich hingestrebt hat. Auch (verehrter) Sam Neill /+ die übrige/n machen ihr Jeweiliges tadellos und glaubhaft, und sind, bis auf Letztgenannten(vielleicht), sicher aber Frances O‘Connor nicht wirklich Fünfrädler. Dagegen garkeinenfalls die kaum computergenerierte Ex-Dino-Darstellung des ungeheuer eindrücklich (bis an die Schmerzkäfiggrenze) freiheitsenbehrten tasmanischen Wolfes, einiger sonstiger hervorragender Nebencastleistungen (tatsächlich gibt es hier gar keine schlechte), -UND, schließlich, des letzten wahrhaften Hauptdarstellers neben dem „Hunter“: denn was wäre wo zu hunten, ihn weit umgeblich, wenn nicht er – in ...NATUR...,- einer letzten, wilden, gewaltigen, mensch-entleerten, Rückzugs-Bastion aussterbender Gen-Jahrmillionen, verschneiter-, windiger-, beregneter-, flußrieselnder, nebelziehender, steinüberflossen-herabstürzender, überdimensionaler, sumpfiger, lagerfeuerrauchender, schweigsamer, zweigknackender, Zielfernrohr-hochpräzisionstötlicher-, ausgelieferter riechen-schmecken- klammfeuchtschneidendkalter- blauweißgrauer, grünbemooster, baumleibriesengefällter, sumpfig modernder, schädelbergender, zivilisationsspurenzersetzender-, und doch bald verschütteter-,- Schöpfermächtigkeit? – William Dafoe ist inmitten solchem Ein-Ergreifen - The Hunter.
                                  Paßgenau - Statur, Alter, Gesichtsmimik, Ausdruckszähigkeit, Faltenaugen, Coolness, Sensibilität, Entschlußwillensstrahlkraft, Abhärtung, Entbehrungsglaubwürdigkeit, Fingersprache, Empfänglichkeit, Reifung. Die richtige Mischung zwischen Härte und Weichheit, Skrupellosigkeit und rücksichtsvoller Empathie, schweigendem Verstehen ja Mitfühlen,- Stärke und entwickelbarer Eigenständigkeit für den immer fragwürdigeren Job. Zwischen Himmel und Hölle, mitten in allemögliche Natur geplatzt : wie ein fragwürdig hintersinniger Mensch.

                                  Ähnlich korpulente Rollenleistungen fallen einem bei,- Aranowsky-Gestalten, Wrestler, (Ballerina) Portman, DeNiros Taxidriver, Hackmans oder Eastwoods Upcome-Identitäten, die einzig sinnstiftend mit ihnen, so auf ihr einmaliges Zusammkommen, hin funktionierten, <glücklicher> Umstände, Fügungen, Geschicke, Geschenke : der Film-Geschichte,- Novellen, wie sie früher die Literatur-, heute das zeitgemäße (massenhaft kolportierte, vervielfachte, Bild-Macht-Gestengesteigerte) Medium boten- und (auf)bietet dagegen.
                                  Ein Satz beschwört eine JackLondon-, eine JosephConrad-, eine Joseph&seineBrüder-Welt, Bildreichtum eines Ben-Hur-, eines Star-Wars-, eines Alien-Kosmos; ein avatarisches; ein Mission’sches-, Piano’sches-, Priscill'endes-, Kontinentpanorama, das weitgespannt lange da ist, und langsam von seinem hohen Sockel herabsteigt um zu vergehn, wie ein später Hermann Löns, in großen Bildern eingefangen, wie ein schneisengerodeter, mitten durch die Urwelt geschlagener, zugekarsteter, mit einem schütteren moosgrün unzulänglich mitleidig zerstörungsspuren-zugedeckter Urwald-Wegbruch, durch den mittig der Hunter auf Suche nach letzter, verschluckter Ursprünglichkeit, dem versprochenen Gen-Geldreichtum nach, sich traumhaft, einen speckig absolut authentischen Rucksack/Jagdklappmesser/Einmannschlafsackzelt -und immer die Hochleistungstodesmechanik- geschultert, wie in jedem Detail so, zielstrebe-geduldig bewegt – einem entweichenden, umkreisenden, -vorhandenen Ziel nach oder entgegen oder ist es ein sich verflüchtigender Traum?- nachher-,- sich tastet, bückt, mustert, agiert, reagiert, Fallen aufstellt, mit zarten, gefrorenen Fingern, behutsam, Schlingen lockernd, Fleisch -- spießend, fädelnd, auf dünnes Ästchen, Räuber-Pfoten-Eisenfallen aufbiegend gnadenlos mühsam spannend-, Hände-blut seewaschend, dreckig-rissiger Fingernagelhaut, dazwischen auch heimwärts mietgekehrt Stromgeneratoren reparierend, behutsam schleichendes Gift entfernend, aus ausgelaugten Menschen-Körpern- und Kinder-Geistern, die wie Lautsprecher vor Jahren festgezurrt in selbstzweckendem genügsamen Geäst, funktionslos, herumhängen, da niemand sie in (den ihren eigenen) Betrieb nimmt und nutzbringend einer Bestimmung zu(rück)führt. Unter ihrer Last zusammengebrochene, ächzende, trotzdem ihrem Sehnen entgegensprießende Seelen, alt und entmutigt, zerfressen, kraftlos zum Spielball geworden -, - oder jung noch diesem Spiel nicht entwöhnte und immer noch hoffnungs-kraftsammelnde und bündelnde-, tatreifende Seelen. Steinharte, urwelt-lebensunterhaltsvernichtende abgehärtete-, wenn nicht abgestorbene Verwandtschaften, die ihre skelettigen Finger wie die abgestorbenen, beschädigten Ast-Finger in die Luft strecken, Rudimente der Verwüstung; oder skurrile, bunte, uneingewurzelte, irgendwie-Lebens-wie naturfremd deplaziert wirkende, zu ungeprägte-, optimistische?- „Natur“schützer-Seelen, was >beschützen< sie dagegen eigentlich, wissen sie „wirklich“ davon, oder verharren sie am Rand in einer aus genau dieser Welt-zivilisationserzeugten, plakativ-unsicheren, auf jeden Fall aber unauslotbaren, unrückführbaren, eignem Ursprung bis zuletzt nahekommenden - „Haltung“?, - einer gestischen-?
                                  -der einzige da Relevante, der sich wirklich in diesem Natur-Gerichteten zielsicher wie erfahren, einfühlsam, horchend, sich ihren Gesetzen und Anforderungen genügsam wissend unterwirft, stellt, und einpaßt, nachfühlt, ist, eigentlich, The Hunter; unerbittlich seinem äußerlichen Ziel sich innerlich entgegenbohrend; vielleicht noch die gebrochen chargierende Rolle des (SamNeill) „Jack“, der aber in seiner Wurzel, in der Berührung mit einer zu großen, uneinnehmbaren Gefühlsbarriere, gespalten ist,- UND das letzte, schwindender Chance, sich verbergende, verengende, zur Neige gehende, auf einem unaufhaltsamen Rückzug (wie die Artenvielfalt) befindliche, schemenhaft unwirkliche >Tier< , des >Tasmanischen Tigers<, um seiner beutelähmenden „Gift“-biochemisch-molekulen Einzelheit wegen gejagt, aufgescheucht, nachgestellt, hinterhergespürt, aufgetrieben, kaum mehr als lange Zeit ein Schatten, eine Idee, ein instinktlockender geschäftsvermöglicher Anreiz. Was jagt der Hunter – der Mensch? Auf welches Fallen-Steller-Ziel ist er gespannt, alle inneren Kräfte gebündelt, fokussierend-, mobilisierend-, witternd, kosend, einfühlend, unerbittlich, bemüht, aggressiv? – Wir ahnen es längst: es ist nicht der Tiger, das letzte Tier, seiner Art – wegen einer biochemischen Einzelheit. Auch nicht seine Verflochtenheit mit einem anderen Urgrund menschlichen Seins – der Anziehung der anderen mysteriösen Personen-Geschlechtlichkeit, die auf uns unwiderstehlich, genauso bannend, keimend, entwickelnd, mächtiger werdend, wirkt – nicht das Angesicht des aufkeimenden, jungen, sich des Lebens bemächtigenden, und dabei solchen Leiden, doch auch solcher Hoffnung ausgesetzten Lebens. Es ist nicht das Außen-, mächtig, Sichtbare: es ist das stille, verborgene, der erfahrbare SINN dahinter, der den Hunter antreibt. Der Sinn, der einzige, eigene, in ein Dasein geworfen, in dem man einem Ziel, in ungeheurer Weite, die sich gibt, unsicher, unwissend, und doch spürbar zielgerichtet nachspannt – bis man es (vor Augen) hat, und eine ungeheuer schwere Entscheidung fällt – und nichts Positives, Menschliches, außer der harten Wahrheit, ist über – und eine Moral, ein Handeln, so hart es angeht.

                                  Das alles ist zu kryptisch gesprochen?- wohlan. (folgen SPOILER) Der Film bricht : -wohltuend, mit einiger eingebürgerter Tradition. Die Liebesgeschichte bleibt (nein bleibt sie nicht) unerfüllt und kommt interruptiv zu einem vorzeitigen Abschluß; ein süßes Mädchen und eine charakterreife Mama kommen trostlos unbeobachtet um; ein verzweifelter, zerbrochener Mann (in einer wirksamen Gestik fernkameratechnisch-aufgenommen vor seinem Haus im Kreis – ohne äußere Stäbe- herum>tigernd< wie weiland das gefangene Tier – bleibt zurück,- ein anderes "Heim" ( es waren viele „echte“ Einzelheiten, die es zu einem solchen machten, es mußte jammerschade sein, es zum Abschluß der Film-Szenerie niederzubrennen) (beachten Sie – nur z.B. – die ölbunte Willkommens-Verabschiedungstafel wegesrandlich der Grundstücksgrenze, „Elsewhere“ markierend, haben sie es bemerkt – und einen Gedankengegensatz daran verschwendet? – an den aus Kupferheizungsrohr Improvisiertem mit angelötetem neunzig-Grad-Krümmer,- als Wassereinlauf über der Badewanne? Den detailliert heruntergekommenen Generator-Schuppen?, die Lichterketten/& Lautsprecheridee im Geäst: die Veranda, das unikate bunte Glasstäbe-Windspiel- das alles ist besonders : ist e c h t , so echt wie das schmierige Kneipen-Ambiente, und die eindrücklich vielsagende Aufnahme, wie eben noch ein Stamm - mitleidlos sekundenschnell, brutal, empörend, entrindet, degradiert, zu einer bauholzgeschundenen Fleischauslage wird.

                                  Das alles ist, einiger Film-Erfahrung gewohnt entgegen, wenig „illusionär“; mit Grund. Man könnte sich anhand des Films von einigen liebgewordenen Illusionen angemessen trennen. Man könnte, sich, einigen Wahrheiten, die auch das eigene Leben betreffen, stellen. Der Film verzichtet (zunächst) auf ein rückhaltloses Happyend. Ein junges Mädchen, und ihre Mutter, gehen den Weg vorschnell, allen Seins; ein schonungsloser, brutal bezeichneter Endkampf, zwischen zwei verschiedenen Versionen des gnadenlosen Umgangs mit der Natur; ein fühlloser Auftragskämpfer unterliegt. Ein trauriges Tier, das seinem Schicksal nicht länger entgegenstrebt, gibt sich hin. Der es vollzieht, das Schicksal, zieht eine bittere Lehre, und tut das Unvermeidbare. Er stellt sich seinerseits einem anderen Schicksal in den Weg; er versucht, den Schaden größtmöglichst zu begrenzen; opfert, was muß; doch nicht mehr, als ihm möglich ist, zu verhindern. Und was er gelernt hat, wird in der letzten Szene des Films, wie dieser die ganze Zeit unprätentiös, unübertrieben, und doch dramatisch, laut- und reglos, sichtbar; intensiv. Hätten ein paar weitere menschlich zum guten Schluß herumgeschnäbelt, wäre das zwar persönlich angenehm, doch leider auf jeden Bezug des zu Erzählenden wenig produktiv, weil verlogen unpassend, gewesen. Wir haben den Schleichweg des Jägers, wie dieser geduldig, stundenlang an den Felsen, reglos, ereignislos, geschmiegt, nachzuvollziehen; ganz gespannt, ganz in der zu erzählenden situativen Gegebenheit, ganz zur Geschichte. Es geht nicht um einen Säftebausch einiger Hormone, des lohnbaren Sexes-, der Krimi-, der Jagd-urspannung; es geht um eine Idee von erwachtem Respekt – weniger – : als V e r a n t w o r t u n g , die aus liebe-erzeugendem Hinschauen, durch Aufmerksamkeit, erwächst. VERANTWORTUNG – heißt das Zauberwort, das dieser Film uns aufgibt, zu erkennen. Verantwortung, was wir für das umgebende Sein um uns diagnostizieren, und was, heutigentags, Lagebericht zugleich einer ungeheuer bedrohten Art ist. Nicht nur die Welt des tasmanischen Tigers ist am Untergehen, Vergehen; auch der Mensch muß sich stellen, seinem Schicksal, der Verantwortungs-Übernahme, und des Besten-daraus-Machens. Der Hunter tut es. In seinem letzten Einstehen, der Geste des Films, ist viel mehr Verpflichtung der Liebe gegenüber (weil kein Lockhormon ihn scheinbar zwickend belohnt, zum krönenden Abschluß der Nacht des Tages; als nur eine ganz unentgeltliche Liebes-Müheübernahme wahrhaft walten zu lassen, dem Sein gegenüber, das bedroht, und leidend ist. Der Hunter, der die Gefährdung, durch das, was er selber ist, erfahren hat, /die Bedrohung (durch sich) – aber auch die Schönheit des Bedrohten, der Welt –Schöpfung kann man da schon sagen (der Film hat es sich verdient)/,- zieht am Ende den richtigen Schluß. Und das: ist, der Erkenntnis – und Verbundenheit – des Zuschauers: mit seiner Welt, ungeheuer förderlich.
                                  Ich glaube nicht, das W. Dafoe das, was er in diesem Film geben und transportieren durfte, noch einmal überbieten kann, und darf (klar DÜRFTE er recht gern sehr, bitte). Aber das muß (er) auch nicht. Denn wer einmal so etwas abgeliefert hat, abzuliefern erlaubt war : ist gerechtfertigt, für eventuelle Rest-Zeiten, die noch bleiben, mehr als genug. Wenn W. Dafoe für nichts anderes als nur dafür: dieser Hunter gewesen zu sein, im Gedächtnis überlebt: war es genug, und ist ein Gehalt -nach einem guten heißen Bad- jedenfalls soweit es den Film angeht- in trockenen Tüchern. Diese epische Odyssee die sich ins Wirkliche unendlich fortsetzt (Katastrophen-Kette + eine winzige Durchstoßlücke möglicher Linderung und Welt-Sanierung) wird man so schnell nicht über, so oft zu sehen, wie man kann: denn alles, vor allem ihre Idee (dahinter), ist echt, und wird es – solange noch ein bißchen immer geringere Rest-Welt zu retten übrig wäre,- wäre - -, es bleiben.

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                                  • keine Zahlenbewertung
                                    Der erste Kommentar eigens rücksichtlich moviepilot-Mehrheit:
                                    SinCity (wie jeder Film) zielt darauf, eine –lacht nur- „empfindlich“ entschiedene Verwertung/Gefühlserregung zu provozieren. S.city ist einer derjenigen, die es schaffen, zu polarisieren.
                                    Jede Seduktion nach schein-"ästhetischen" Gesichtspunkten ist – so oder so, fördernd oder absprechlich - ein letztlich verpuffendes undiskutables Deckmäntelchen. Das die erstgenannte Funktion- der Gefühlserregung warum - kaschiert. Was im Grunde bannt, ist das Unfaßbare: >Atmosphärische<, der Stil, der Geruch eines Dings- oder Werks. Gefühl.
                                    Sprich: unnütz, davon zu reden, ob die SchwarzWeiß-Optik, mit (gern Blut)Rot- oder (Engels-)Gold oder BlueScreen-Machart oder hypertrophe Gewaltdarstellungen FÜR oder WIDER den Film sprechen. Das alles führt nur in die Irre – von den wahren Gründen, wegen denen einem (und das werden VIIELE..sein) – dieser Film überwiegend schlicht gefällt oder -nicht.
                                    Sagen wir’s so: der muß ein Troll sein, dem die außergewöhnliche Formsprache dieser Bilderzählung fremd und unwirksam bleibt. Diesen Film empfindet man,- und er (m.E.) i s t stark zu empfinden. Viele taten’s zumal. Das sollte ein Zeichen sein. Das sollte man nicht leugnen. Wer dieses Produkt n i c h t mochte und sich abbröckelnd auf filmästhetische Kriterien (letzter Bastion) zurückzieht, um seinen Degout zu begründen („Gründe“ müssen ja her),- „verletzt“ die Euphorischen, die den starken Atem der Bild-Geschichte durch ihr Inneres unzweifelhaft empfunden haben; und für blöde halten, wer solcher erfahrener Gewitter-Gewalt nicht anteilig wurde,- stumpfe taube Seelen. Es gilt, diese Kritik vom Kopf auf die Füße zu stellen, und, hiermit,
                                    klar zu sagen, weswegen SinCity, liebe Verehrer, nicht geht: wegen dem „moralischen“ boaahh! man! – Unwort!!– Stinkefinger. 9 von 10 einer bestimmten affirmativen Zielgruppe werden jauchzen – ein paar dröge Seelen wider den Stachel löcken und allen die Suppe verpissen. Das es solche Krakeeler auch immer geben muß! Die sich stets gegen die genießende Mehrheit, die doch nur in Ruhe gelassen werden will, stellen muß, um ihre Profilneurosen zu frisieren, vor aller Augen, unschamhaft, wo man sich mit solcher unflügger Unterboden-Verhaftung eigentlich ins tiefste (Scham)Loch verkriechen sollte müßte hätte – ginge es mit RECHTEN Dingen zu. Ok genug..
                                    Ein paar Idioten ohne Voll-Check gibt es immer. Bin einer davon. Ich sag also warum mir das Ding NICHT gefällt, die blödesten Gründen von allen: NICHT weil die Story langweilig und simpel wäre (ist sie nicht, schlimmer als andere, hochgelobte); NICHT weil die CGI alles verkünstelt und pseudoblutleer (XD‘‘!) macht; NICHT weil die Optik eine anfangs coole Idee alsbald totwalzt – tut sie nicht (zum Beispiel ist LaAntenna deswegen ein genausog u t e r Film, wie es SinCity- deswegen!- sein k ö n n t e); NICHT weil etwa die Schauspieler ihrer Jobanforderung nicht nachkämen (spielt doch die Creme de la Creme der weltbesten Darsteller allen voran meine charismatisch geliebten Bruce Willis und Mickey Rourke – nicht umsonst – mit, und zwar ausgezeichnet; NICHT weil etwa die Dialoge nichts als posierte totgequetschte Oneliner wären, eloquent wie ein Terminator (k a n n Poesie sein); NICHTS DAVON oder ähnlich Ausgedachtes; NEIN, all das spielt perfekt zusammen und schafft ein dichtes, unlösbares Netz höchster Wirkung. Was dann? Einfach nur das: diese Wirkung ist höchst unerwünscht, und dient dazu, ein absolutes Scheusal auszustaffieren + hoffähig zu machen. Siehe zuvor: entschiedene „moralische“ Wirkungserregung (ich benutze noch einmal ausdrücklich dieses verfemte Wort, das sofort seinen Benutzer entlarvt: unmodern, unempfänglich, unsensibel, plumb, taub, verjährt, überaltert, hölzern, dämlich, unsympath – daneben/ kurz ein ridiculer, lächerlicher Troll & Trottel, der auch noch gestelzt sich ziert daherredet oberdämlichlehrerischen Quatsch. Sie wollens nicht hören; denn das schmeckt –vom bequem ersessenen Sessel aus – doch gar so gut – köstlich, das man mit allen Sinnen saugt. Und jeden in die Fresse-, der einen etwa da aus artfremden Gründen wegziehen-zerren will/wollte. FRESSE-N!! Schon merkwürdig : wer das gut find‘t, ist künstlerisch eben hochsensibel,- nicht wie die spießigen selbstberufenen Oberlehrer der Gemeinde. Ich : mag das also nicht. Es kommt mir nicht hip- es kommt mir barbarisch, und voll daneben, - GEFÄHRLICH vor. (wer’s tatsächlich ausführlicher wissen wollte: wer wollte schon? – könnte einiges diesbezüglicher Diskussion umfeldig >300< *gähn* ausbürsten). - Damit ist’s im Grunde schon gesagt. Wer sich in diesem Film fasziniert bannt : ja euphorisch jubelt: sollte sich besser einen guten erfahrenen (Seelen)Arzt suchen. Lachen Sie ruhig (solange noch Gelegenheit ist). It’ll soon be here (Fleedwood Mac). Das war’s.

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                                    • 9 .5
                                      über Mission

                                      The Mission läßt kaum etwas hinzuzufügen übrig. Seine Geschichte findet nicht hinter-, sondern auf der Leinwand statt. Und das reichlich. Sie ist wie das Leben selbst: üppig grüne Gegenwart. Und, wer genau hinguckt, findet dort alles; nicht mehr, nicht weniger. Reiches, opulentes, rauschendes Kino, das keinen feinen Hintersinn braucht, um sich dort – in der Oberfläche – ganz zu geben: alles, was drin steckt, ist – und wird (auch) sichtbar. Keine Mogelpackung: sondern transparente Folie. Einige ergreifende Momente: DeNiros Kerkerszene, -Buße ,-"Bekehrung" Saulus/Paulus, nicht umsonst zitiert in/zu seinem Besten. Der Klarinette spielende Padre (Jeremy Irons) im Urwald. Das verweigert schlachtbare Schwein. -und auch Bilder: besondere Arten überriskanten Wildwasserfahrens („bindet mich auf einem gekreuzten Holz fest....“) - Das ist groß: denn eine riesige Hintergrunderzählung schiebt sich hier nicht vor, nicht hinter, nicht neben: sondern ist alles sichtbare Panorama. Dies alles wird konkret und ganz – da gegeben. In wundervollen-, wunderschönen, realer als realen Bildern. Schöner kann Kino nicht sein. Mehr kann Realität nicht geben. Mehr geben beide dem Erlebenden nicht, nur leider, selten, allzuselten: das Innere ganz – ganz im Äußeren.
                                      So nah am Sein, das man ihren Puls schlagen fühlt- und sieht. Ein ganzes Land, eine ganze Epoche, eine ganze Geschichte – das man meint, Jahrhunderte würden nicht vergehen. Ein pessimistischer Schluß: aber das ist, zum Ausgleich, wenn nicht wohltuend so doch wohlgetan. Denn von all den (mir) gestohlenen happy ends ist unser Blutspiegel schon ganz verzuckert. Und : es ist w a h r . Denn nutzt nichts sich vorzumachen. Und alles, was dazu zu sagen ist, wurde (sag ich doch) ja ausgesprochen: „Nein. Sie ist, was wir daraus gem a c h t haben.“ Und mehr muß man ja wohl nicht begreifen – auch für das, was Optionen der Zukunft angeht, - nicht.
                                      (übrigens ist dieser zwiespältige Marsch in eine Zukunft auf jeden Fall von einem schaurig schönen Score (Morricone) unterlegt. Steh im Allgemeinen wenig auf "klassische" Filmmusik (v.wg. eben dem streng zu observierenden Blutzuckergehalt), hier aber fiel mir's auf: es tat einmal nicht weh, sondern paßte zur grundkonservativen Darstellungssymphonie. Auch er: sehr üppig - fein!)

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                                        Box office: 248 Millionen bei 5 Produktionskosten. Gigantisch : Erfolg nennt man so was. Wie? – nun wohl der Sehnsucht geschuldet. Sehnsucht nach dem Heilen Leben+Dasein, Freunde, Friede, Eier“band“kuchen. Es ist billig, diesen Film puren Eskapismus zu nennen (der er ist). Das Bedürfnis ist unausrottbar und unheilbar; und das mag gut sein, denn es hat mit Hoffnung zu tun. Wir wollen es denjenigen, die ihren vielfach geringfügigen Obolus dazu taten, nicht vorwerfen, auch wenn u n s e r Spaß begrenzt war : wenn wir zu gleichen Vorschußlorbeeren nicht in der Lage sind, und ein einziger skeptischer Schritt zurück die instinktive Reaktion ist, wenn ein übermächtiger Familienclan sich auf das mundoffene Einzelne stürzt, um es schier zu erdrücken und jeden Freiluft-Raum zum eigenen Atemholen nimmt. Dieser Film suhlt sich in Familienkuscheln; er tut es jedoch so übertrieben, das man es nicht ernst nimmt, denn er macht sich auch nicht die geringste Mühe, seine eigene total unwahrscheinliche Verlogenheit wie ungeschickt auch immer zu verbergen. Ein Film, bei der jede Kopfhochtrageleistung wie die eines Kropfes überflüssig ist: „drei Eier“ und ein ausreichend vielversprechend gebärfähiger (Familiensinn-)Schoß genügen. Wer damit kein -Problem hat, braucht sich um -dessen stete Erneuerungsevakuierung, wie auch die nächsten anderthalb Stunden lang seines Lebens jeder echte Gedanken aus seinem diesbezüglichen Schädelort sich abhalten ließe, fernerhin keine akuten Augenblickssorgen mehr zu machen; ja, es kommt noch besser, denn der Wahn wird sicher noch eine wohlweiterwirkende Nach-Betäubung geschickt genug platziert zurücklassen, - die bei entsprechender Pflege und Zuwendung womöglich zu einer lebenslangen Vollrausch-Sinnesnarkose sich leicht evaluieren ließe. Nur zu, was scheints wahrlich nicht wenigen gelingt (box office!), kann so unzumutbar frischweg fröhlich verlangt -unmöglich denn doch nicht sein! –
                                        Bleibt noch zu bemerken, das beim griechischen Rosa - -um ein hellstrahlendes Himmelblau es sich handelt offensichtlich. Und das ist nicht die einzige Finte, mit der dieser Film unsere ungläubige Skepsis überrascht. Noch einiges so lauert hinter und in seinen Kulissen auf uns (Nicht-Griechen)(sag „Kimono“). Wenn Sie ein wirklich kühner Mensch sind, schultern Sie die Toga und ziehen los, nachzuforschen,- um das womögliche Schmunzelviech zu erledigen- und zu sehen, wie es in Wahrheit ist – &ausschaut.

                                        • über Goethe!

                                          VORHERSAGE heißt: ich habe NICHT gepunktet. Täte ich's, käme MAX. 3- 2.5 raus - oder wie bepunktet man einen Kotzbrocken?- nach Gewicht?-
                                          Da können wir uns mit einem kurzen Prozeß begnügen – Freude für so manchen. Über den größten deutschen Dichter wären (zusätzlich zu vorhandenen) Bibliotheken zu schreiben – auch heute noch, im Zuge notwendigen Architekturangleichs Modernisierung genannt. Wie wenig Ahnung die Deutschen gerade vom größten (bedeutendsten!) Dichter ihrer Sprache haben – ja nicht einmal den geringsten S c h i m m e r einer E x i s t e n z von diesem (vergliche man etwa mit der Shakespeare-Rezeption auf der Insel!),- - das kann man sehr schön an dieser Schmonzette deutscher Zunge und Provenienz einzustufen bitter sehen – und bereuen. Deutschland, deine Dichter und Denker – sind wie geronnen so zersonnen. Ihr wißt nicht einmal, das es sie bloß g i b t (außer das ihr den Namen schon mal gehört habt – als Firmierung der prangend schönen Folterinstrrumente in den sog. Bildungsinstitutionen, die ihr eure „Schulen“ zu nennen euch erdreistet– (und welche Ferkelbeschmutzung ihr dem edelteuren Namen Kestners angedeihen duldet!...) -
                                          Ach was, das nützt alles nichts.
                                          Goethe, ich schäm mich schon ein wenig, wiedereinmal immer noch.
                                          Tut mir leid mein Lieber. Komm nächstes Jahrhundert wieder – vielleicht probieren wir’s dann noch mal.

                                          PS und bring schlicht deine Autobiographie mit. Die setzen wir dann einfach einszueins um, auf Leinwand. Was das soll? – das Publikum wird toben, wenn es sieht, was einfach wirklich real war – vor Begeisterung. So ein dämlich ahnungsloser Nerd warst du nämlich eigentlich gar nicht. Wäre Zeit, das sie es erfahren. Aber wie gesagt –
                                          Es fehlt einfach jedes Talent.
                                          Du bist diesem Volk einfach immer noch ein paar Jahrzehnte – optimistisch betrachtet – voraus.
                                          Und da du dich ständig aktualisierst: fürcht ich manchmal, es könnte lang, lang noch so weitergehen.
                                          Das deutsche Volk ist schon ein europäisches Unikat: es hat zwar einen („weltliterarischen“, Erfindung von Goethe) Nationaldichter-, weiß aber nicht einmal, das und wie es ihn je gab. Geschweige denn, um wen es sich handelt(e). Kurios.

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                                            Üblich tauchen meinerseits ja kaum „Thriller“/ vielleicht mal ein „Insomnia“ auf. Thriller dienen dem selbstregelnden Spannungsauf- und -wiederabbau und pegeln ein Durchspülen des reinigungsbedürftigen Systems mit Hormonen und Adrenalinen. Sie sind wie ein regelmäßiges Durchpusten verstopfungsneigender Röhren oder, wie wenn man Diesel fährt, ab und zu mal dem Einheizen auf der Autobahn mit voller Pulle statt immer nur Stadtverkehr. Tut dem Kolben gut. Da brennt sich was frei. Jedoch muß um diesen selbstzweckenden Hygieneakt kein großes Aufsehen gemacht werden, wenn man nicht gerade als Michael Schuhmacher/ beruflich unterwegs ist. Wenn ich jedoch einmal den Michi gebe (ohne versuchen zu crashen), so belebt Ausnahme die Regel. Krimi also – warum? weil TexasKillingFields heimlich wieder keine Formel 1-Peitsche-, doch insgeheim eine Familienkutsche ist, gefahren am Sonntagnachmittag von einem kurz auf der breit gefahrlosen Piste kontrolliert ausrastendem Familiendaddy. Da Familiendaddys mein Steckenpferd sind, hier ein kurzer (Mit-)Fahrbericht des Frontladers.

                                            Bereits die erste Einstellung, ein verlassenes Fahrzeug, Tür offen, am Wegesrand einer sumpfigen Einöde, geht >irgendwie< unter die Haut (und hinterläßt übrigens in der Spur einer „schlängelnd bemerkenswerten“ Kamerafahrt ein überdurchschnittliches Markenzeichen seiner anschmeckbaren Qualität). Die Szene wirkt (für den, der nicht viel Außenanstoß braucht, um Dinge zu registrieren, weil ihm mitgebracht viel Inneres antwortet). Die unheimliche Reg-lautlosigkeit dieses gespenstischen Einblicknehmens lockt in mir bereits den inneren Betrachter hervor: hier werde ich nicht abgefüllt (-ist Ziel des Films-) sondern hier werde ich zum Mit-Tun-, Mitfühlen-, Selbst-aktiv-werden aufgefordert; hier muß ich die stumme Stimme dessen, was schreiend erzählt werden will, ersetzen. Dies Auto, dieses Blickstreifen strahlt Tod und stille Dramatik aus. Nun versuchen viele „Krimis“ solchen Einstieg, und verlegen sich dann fix alsbald auf übliches Rohrfrei-Geballer. Hier aber ist dieser erste Eindruck ein Versprechen. Es bleibt (überwiegend) dabei. Innere Aufmerksamkeits– nicht Spannungserregung- bleibt das Markenzeichen des Films, für den, der auf sowas steht. Die anderen bekommen ein mäßig aufregendes Durchschnttsepos auf üblichem Groschenromanniveau bis zum fast herkömmlich erwartungserfüllendem Shootout-Finale geboten, nach dem sie Gang raus-, die Viertürer-Kiste (mit Heckklappe fünf) - wieder ausrollen lassen und in ihr Stadtschleiche-Dasein nach kurzer Neandertaler-Showeinlage, zurückfallen. Die anderen, die auch vorher geneigt waren hinzugucken und zu registrieren, was sie selbst dazu mitbringen – und beitragen möchten, bekommen einen der atemberaubendsten, beklemmendsten, schaurigsten Thriller der letzten Jahre zu sehen, der vor allem vom grandiosen Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, die sich die Seele aus dem Leib spielen, lebt. Jeffrey Dean Morgan (erstaunlich die Nähe zu einem gereiften Rob.Downey, der seine "iron(i)sche" Phase überwunden hätte um zu ernsthaftem Schauspiel zurückzukehren) für mich ein (wie ich jetzt gestehe: leider!) unbeschriebenes Blatt, und für Sam Worthington (der mir immer mehr auffällt als zukünftige Hoffnung Hollywoods für eine bestimmte typische Art SteveMcQueen-Nachfolgelücke) – gilt sowieso, ohne einen Patzer bis jetzt: wo Sam Worthington draufsteht, ist Sam Worthington drin,- und ist es worth. Das beziehe ich ausdrücklich auch auf sein Vorhanden-Auftauchen im beim Kritiker-Frühschoppen nicht so gern hochgelobten AVATAR-Franchise. Avatar nämlich, liebe Wörtliche, ist ein Meilenstein, und überhaupt nicht so belanglos, wie ihr Sinneswünschelrutengänger gern immer hättet. Hier müßte man nämlich die Physikratio mal außen vor lassen und nur mit aufgerissenen Augen hinsehen-&erleben, um reich belohnt zum Planeten Erde, einer unter vielen, zurückheimzukehren. - Bei TexasK.Fields ist das jedoch anders : hier handelt es sich nicht nur um einen Zusehens-Schocker, sondern um ein Mitbringsel: das Schleifchen drumrum bindet das liebe eigene Selbst. –Hat man eins zur Hand, und macht(e) sich die Mühe, - hat man hinterher ein wirklich präsentables Geschenk, das sich zu jedem festlichen Anlaß sehen lassen kann. Dann, liebe Freunde, entwickelt sich TexasKillingFields zu einem wirklich außergewöhnlichen Empfindungs-Schocker – für die Frau in dir. Sorry. Da ist eine. Oder sollte sein. Würde der NEBEN dir auch gefallen.

                                            Regisseur in Männerdomäne : eine Frau? (Ich hasse es, gleich wie jedermann mit dem üblichen BlahBlah,...Tochter von Michael Mann,- nicht Schuhmacher-.... usw. ins Haus zu fallen). Hier ist gezielt auf : FRAU, nicht Mann, macht Krimi-Spannung. Nun sehen Frauen ja bekanntlich (ohne den Gynophoben zu geben) anders ins Leben (als wir Mitglieder). Sie reden, bemerken, zielen auf Differentes (?). Ihre Prioritäten sind leicht verschoben, gegen die „unseren“. (Wollen hier keine grundlos künstlichen Gegensätze konstruieren). Aber doch: das „kommunikative“ empathische Menschliche liegt ihnen näher. So kriegt hier auch das Erzählte erst dann den richtig dimensionierten Sinnkern, wenn zu dem Zusammenspiel der beiden >Alpha-Löwen< der Partie ein ganz anderes, verwundbares, schutzloses, ausgeliefert bedürftiges dreizehnjähriges Mädchen-Schicksal kommt. Ohne dieses (hervorragend: Chloe Moretz, Narnia) funktioniert das Gerangel der beiden ihre unterschiedlichen Akzent-Zielsetzungen ( da tut sich ein ganzer Wald von Eisbergspitzen auf) abreibenden und -austobenden Verbrechensbekämpfer-Aufklärer-/ und, nach Möglichkeit, -Verhinderer/ - nicht oder höchstens auf üblichem Unterhaltungsniveau. Durch das Mädchen: bekommt das „Ganze“ jedoch neuen Umkehr-Sinn. Epische Tiefe. Alltagsnähe. Emotional fassbare Anbindung. Schutzbedürfnisspende. Ohne unschmackhafte übermäßige Ausbeutung des Kinds-Effektes. Glaubhaft. Leider gibt es das wirklich. - Ehrlichkeit. Authentizität. Packt es. Potentiell.

                                            Schwer zu sagen, woran das exakt liegt und wie funktioniert. Ich bin immer bereit, auf dieser Wellenlänge zu funken. Meist stecke ich in einem Funkloch fest. Bleierne ödeste Stillestschwärze, no one hears, no one cries. Hier jedoch: deuten tausend kleine Anzeichen: die eigentlich weniger gemacht als v e r m i e d e n werden (vermieden wird, immer ständig noch einmal, in Klischees rein zu fallen) – -deuten tausend kleine Anzeichen darauf hin, das die Regisseurin in der Lage war, tausendmal etablierte und festgefressene- und gezurrte Denk-Empfindensfallen unserer Agents-Detectives-Officers-Beziffer-Bebilderung zu umgehen, und auszuhebeln. Wie oft haben wir schon Ermittler über „frische“ Leichen sich beugen sehen,- gern auch bei Regen? – hier ist das aber irgendwie anders (obwohl es auch gerne, imagewirksamfördernd, regnet). Es liegt an der Art, wie die Charaktere bereits eingeführt sind: denn, Verzeihung, Polizisten, Morddezernenten, haben auch ein Innenleben. Wie ist es denkbar, das einer solchen Berufsalltag aushält und Umgang mit ihm pflegt? Auf irgendeine Art muß er sich ja auch ihm stellen und ihm ein geregeltes emotionales Auskommen zugestehen,- oder vielmehr: bekriegen,- sich einkriegen. Hier haben wir Zuschauer ja schon alles erlebt: der Cop, der brutal, abgehärtet ist – trinkt (RichardGere), lutscht (Kojak), wie eine Eule guckt (Colombo), glaubwürdig (FrenchConnection oder Rob. deNiro) – flapsig ist – gleichgültig – unappetittlich witzig („Hard Boys“), unintelligent doof (Stallone), obenhin lustig (A. Schwarzenegger), cool unbeindruckt überlegen (Bruce Willis DieHard) philosophisch übermannt (Se7en) ,- Legion – wir kennen alles, bereits, dutzend- hundertfach, jede Variante.
                                            Hier bekommen wir was Neues.

                                            Dieses Cop-Duo ist vieles zugleich : tuff, fähig vorgesetzt-, durchsetzungsstark, diszipliniert, zusammenspielsroutiniert (ohne viel Worte&Geplänkel an einem Strang ziehend, gleichzeitig regeleinhaltend- und doch (im Sinne „gesunden Menschenverstandes“) –überschreitend.) Und, vor allem: sie sind „normal“. Sie sind keine mutierten Schafswölfe unter dem Deckmantel des Gesetzes, die selber in der Wolle gefärbt rumtoben dürfen (wie Rampart oder Dirty Harry). Man glaubt ihnen, das sie mitleiden, mit jenen, die unter „Gesetzes“bruch ächzen: denn Gesetze, diese heute vielfach in den Hintergrund getretenen Benimm-Regeln (als die sie eigentlich einmal gedacht waren) haben doch verwurzelt einst den Sinn gehabt, uns allen ein womöglich friedlich bekömmliches Auskommen miteinander zu ermöglichen, so banal das klingt. Irgendwie gut. Denn, mit Verlaub, wir alle sind ganz schön angepißt und angefressen, wie der Hase heut läuft. Und Gesetze – ach was, das sind Uroma-Ladenhüter, (im Glauben daran, von beiden Seiten) – von vorvorgestern...

                                            Und hier haben wir nun zwei, die von Berufs wegen tagtäglich unterwegs sind und dem Frieden in der Welt hinterherzuhecheln haben (ohne große reele Chance, Achilles und die Schildkröte). Warum tun sie das? Wir hörten bereits davon, das es –zig Spielarten von filmisch vordemonstrierten Antworten gibt. Hier, und deswegen ist der Film gut, nein, außergewöhnlich, sehen wir nun einer neuen Variante zu: die beiden sind in Ordnung. (!). Verdammt, das ist lange her. Das wir das sehen durften. Die beiden haben kein zerstückeltes Moral-hüben-oder drüben-Problem. Sie sind nicht lieb; aber auch nicht ver-böst, durch täglichen Umgang mit dem Unaus- (und unauf-)haltbaren. Sie stemmen sich – auch nicht gerade erfolglos – gegen eine ziemlich schmierig düstrig-klebrige Verkettung von widrigen Zeitumständen: dem Leben im modernen Zivilisationsgeflecht, mit Drogen-Ziegenbärten, tätowierten Zuhältern- und Kindesverfolgern,- friedlich alleinstehenden Jung-Müttern als ausgewähltem Ziel von duplettierten Vergewaltigungsattacken vorm Laufgitterbettchen,- Frauenhaus-Bruchbuden und Jugendlichen, die durch miesig-modrige Umstände zum Anschaffengehen gezwungen werden. Und ach ja, Sheriffen übrigens, denen der Hüte-Stern, auch für Betrachtungseinsicht von Elfjährigen, in den Ar*** - Allerwertesten wollte ich sagen – gerammt gehört, besser wär’s. Das tut man natürlich nicht; aber beinahe (gefährlich funkelndes Augendräuen). Diese beiden Aufklärer halten stets immer noch einmal die Balance. Sie tun, wozu nur ein Frauenblick (scheint’s) sie ermutigen konnte. Sie rocken ordentlich ab in Harnisch – und überschreiten doch nie die magische unerlaubte Grenze. Sie tun, was nötig ist, ihren Job ergebnisorientiert effektiv zu resultieren (Resultate zu liefern) : das heißt, schlicht, das bedrängte Gute vor Vernichtung zu bewahren und das Böse zu hindern. WANN haben wir, nach einer ganzen Epoche von demonstrierten Gesetzes-Fragwürdigkeiten (Infragestellungen?) – oder Rachefeldzügen?- FELDZÜGEN überhaupt (beiderseits der Gesetzes- und ethischen Normierungslinien)- etwas so – jahrelang zurückliegendes Pseudo-„Gesundheits“-Ähnliches erlebt? Erinnern wir uns noch, nach all den Filmen?

                                            Hier funktioniert das so: (nur ein paar Beispiele): nach dem Leichenfund (ok, im einsetzenden Regen), erster-Hilfe-Spurensicherung, nachdem die nötigsten technischen Einzelheiten geklärt sind (Griff, „keine Leichenstarre“ „ok keine zwei Stunden her“, „hier ist ein ABDRUCK!!“),- nachdem das Fleisch, als Berufsauftrag, als Indiz, begutachtet ist, kehrt dieser tote Leibes-Rest, dieser gewesene Mensch, vor unseren Augen und unter den Händen des Polizisten in sein Mensch-sein zurück: zwar nicht ins Leben,- aber in seine Würde. Bereits unter einer (ver)hüllenden transparenten feuchten Plastikplane, das starre Mädchengesicht, die toten Augen,- nachdem das Unausweichliche des Berufserforderlichen getan ist, legt der Polizist seine gefalteten Hände zum Gebet auf dieses Gesicht und erweist ihm, in einem kurzen Innehalten, Liebe und Ehrfurcht – spricht ein gemurmeltes - Gebet, das wie ein Versprechen klingt. Man spürt in diesem Moment etwas (auch sein Kollege, der diese empfindliche Seite aus Selbstschutz haßt und piesackt),- spürt etwas, das anderen „Krimis“ fehlt; Respekt. Nicht unbedingt allein der Toten – Gemordeten – gegenüber – viel mehr etwas dem Filmemachen sehr Nötiges: der WIRKLICHKEIT gegenüber. Wie schnell verkommt Film – oder sogar Kunst – zur inhaltslosen Geste!

                                            Anderes Beispiel: am späten Schluß dieses Abends, nachdem wir den Aufklärer über diverse Schauplätze seines greulichen Lebensunterhaltserwerbs – der wohl doch wortlos mehr ist – begleitet haben, legt er sich ins gemachte Ehe-Bette; die seine schlummert längst, erwacht aber doch genug, um zu verbinden, wie es „heute“ war. „nichts Außergewöhnliches...“, murmelt der. Da sollten wir genau hinhören und registrieren, WAS da alles mitschwingt. Wer das überhört,- für den verfällt nicht-,- sondern entsteht nie der (mögliche) Reiz dieses Films,- denn: das alles i s t da drin. Es muß nur entdeckt werden,- wo woanders –anderen Genreexemplaren – tatsächlich höhernorts nichts sich tut, hosenbodenschwer. Hier aber. Ja doch. In Mengen.

                                            Die beiden Cops, ein eingespieltes, und doch ohne viel Worte, gegensätzliches Team (allein ihr diskrepantes Reibungs-Verhältnis ist einen Roman dieses Ergründungsumfangs wert (keine Angst);),- die beiden Cops haben je ihre eigene (effektive) Art, mit dem Unerträglichen umzugehen. Die simpelste ist : es zu verhindern,- n i c h t geschehen zu lassen,- wiedergutzumachen (was nicht wiedergutzumachen geht?). Die beiden haben – jeder für sich, und jeder anders – NICHT dicht gemacht. Der eine ist wütend (hat auch jede Menge intern persönlichen Ärger, mit seiner Jessica Chastain (auch hier: hervorragender Cast!! – wieso erkennt niemand das Juwel in diesem kleinen smarten >Krimi<??)) zu verdauen – der andere ist eher betroffen, verwundet, philosophisch – und doch tatkräftig. Eindeutig wird hier das Pferd (von beiden) von vorne aufgezäumt: der Erfolg zählt (ohne das der Weg nicht n i c h t der Mittelzweck zum Ziel sein dürfte). Der anderswo breit – breitest ausgewalzte Fladen-Konflikt des moralischen Dilemmas stellt sich hier nicht: die beiden wissen ziemlich genau (wie wir alle es tun) was gut und was schlecht ist; und sie – setzen es durch; und es klappt, durchaus. Aber im Hintergrund entstehen jede Menge emotionale Unkosten – und die hat, ohne großzügiges beruflich vorgesehenes Spesenkonto,- jeder von ihnen selbst, im stillsten Kämmerchen, für sich allein, zu bestreiten. Und tut’s auf unterschiedliche Art und Weise. Der eine hat seine Familie, Sinn – und NICHT demontiert – genug (das wäre ja auch noch schöner!) (Die Überzeugungs-Yuppies, die auf derart traditionelle Werte bei einem Sinn-Thriller a la SinCity pfeiffen), kommen schon noch dahin (wenigstens ein Fragezeichen – hinter ihr Ausrufungszeichen - zu setzen).- Der andere sitzt schlicht einfach abends bei Neonlicht mit einem gespielten Tennisball vor offener Veranda und Kühlschrank, nuckelt ein Bier, grübelt über seine Ex und wirft Kreisrunden, Stück um Stück, ergebnislos – doch nicht entmutigt. Und Sonntags treffen sie sich bei der Arbeit. Überstunden machen. Denn draußen nah seinem Lieblingssumpf mordet ein Lust-Serientäter. Es sind diese Fein-Freiheiten, die das übliche Schablonenmuster durchbrechen. Ich weiß nicht, warum: irgendwie – für zumindest meine Empfänglichkeit – funktioniert es (und anders als Se7en, das "einfach" nur eine personalisierte philosophische Diskussion ist). Hier: werden die Menschen 3 Stockwerke tiefer real - potentiell (kommt auf Sie an). Sie k ö n n t e n es. Es ist merkwürdig ein erdverbundener ‚Krimi‘ für Erwachsene. (Behaupte ich mal aller Inklusionen gewahr/ so). Er funktioniert einfach: das heißt, man wird nicht g e s t ö r t , w e n n man den Krimi m i t b r i n g t, ihn sich selbst zu erzählen, ohne das eben der außen sich ereignende Eindruck diese innere Erzählung aufhebt und behindert: erst zum Schluß, wenn die Einschläge dichter werden, verstummt allmählich – ohne großen Schaden, aber auch Gewinn – diese innere eigene, nicht zufällig ständig erlaubt gehaltene und Stützung erfahrende Stimme, und beugt sich dem Diktat des sich immer mehr überstürzenden Geschehens. Selbst der eine muß sich über den Haufen schießen lassen (das geht aber nicht ganz, weil er zum Schluß, zu einem großen finalen adoptiven Salatblatt-Essen, wie am Stock, noch gebraucht wird; zum Glück erspart uns außer dem entscheidenden Hinweis der Film hier mehr als ein Indiz).

                                            Viele Kleinigkeiten : sehenswert, bemerkenswert! -: das Abendrot über der Sumpfpiste, in der, immer wieder dräuend, das ganz junge Mädchen, ein wehrloses, schutzloses, schutzbedürftiges Kind noch, verlassen ins Zwielicht geht, die Rücklichter sich entfernen; die verkommene Mutter, wie sie „wenn ich Begleitung habe“ spricht; die einzige etwas ktischige – doch unerläßliche Szene, vom trauten Familien-Abendbrottisch (wir hätten gern drauf verichtet, ging aber nicht: solche „Kitsch“ macht tatsächlich, wir hohnlachen, unser lebenswertes Leben aus, lästert nur),- die Landkneipe mit ihren steinharten Bewohnern (du hast keine Ahnung, wo du hier eigentlich bist“) („dicker NewYorker Macker“) (ich mußte in der tat öfters an Kojaks ersten Fall denken, wie er, Lutscher im Mund, den blutüberspritzen schaurigen tatort betritt, damals eine neue ungewohnte beklemmende Schock-Zumutung, heute Urväter-Hausrat hinterdrein gestopft) (was sind wir mittlerweile nicht schon gewohnt!),- Jessicas ebenfalls tuffe Rolle (nur wenn sie einen doppelt großen Kerl ohrfeigt und anschnauzt, etwas glaubwürdigdünn) (und die kurze sprechende Berührungsszene im Auto – die Regisseurin läßt grüßen) (wohl ihre persönliche Identifikation, aber gern doch bitte recht sehr und nochmals beid dieser Gelegeneheit dankeschön),- die Puffmutter, die Wellblechszenerie; die weite Sumpf-Landschaft, mal anders als unter ökologischen gesichtspunkten betrachtet (und betrachtbar) (und ein wichtiger Mitspieler= Natur), der schwebende Vogel, das leere Auto in der Ödnis, die Mädchen-Hurenopfer im Frauenhaus, das Schlafsofa, das versoffene Gesicht (wie bloß so hingeschminkt?) der Mutter, und, nicht umsonst ganz zum Schluß, schließlich (darf es mitumziehen) das entscheidende kleine Stück Rechteck-Kristall, handgroß bequem, in dem kitschig doch sprechend und unverzichtbar die Träume eingeschlossen sind : Ritzzeichnungen einiger Pferde, Symbole von glücklicher Freiheit und Ungebundenheit, im durchscheinenden Licht. Das ist ergreifend. Und, nachdem alles vorbei (und durchaus nicht wieder gut) ist: haben wir doch überlebt, und sind, vielleicht, stärker geworden, auch wenn das Leben einen, womöglich, an den Stock bringen kann oder könnte: wenn man ihm nicht einen anderen Sinn: einfach verleiht – und es tut.

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                                              entgegen meinem letzten Satz unten: 1 Anerkennungspunkt für die Mühe des Geborenwerdens

                                              Produkte wie Skyline haben einen großen Vorteil.
                                              Man kann in den Internetkommentaren studieren, wie einige begabte Sprachformer ihrem völlig zu recht erregtem Unmut auf kreative, originelle Art derart Ausdruck zu geben angesägt sind, das dieses brachiale, willkommene Schimpfen und Heruntermachen einem im Herzen wohltut. Es ist immer fein, wenn zwei komplette Vollidioten (Regie), gnadenlos unbegnadete grottenschlechte C-Movie-Schauspieler, ein nicht vorhandenes Drehbuch („Los! Sag etwas! Irgendwas!“ -„Die spinnen die Römer!“) , dämliche Dialoge- Charaktere– (Fehl)Handlungen-, Logiklöcher–, (dämliche Logiklöcher?!- da tun sich ja Abgründe auf! – ja d ä m l i c h e Abgründe!) – ihr wohlverdientes Fett üppig wegkriegen. Aber es zeigt noch etwas wie einen äußerst tragischen, beklagenswerten Verlust auf – an allgemeinmenschlichen Durchschnittsgehirnsubstanzpotential - denn, Gottseisgeklagt, kommt man nicht umhin, Kenntnis zu nehmen, das glatt die Hälfte der Meinungen diesem Schwachsinn eine Punktzahl auf einer imaginären Bewertungsskala (bis zehn etwa) von über drei (!!) abgibt – und dies wäre schon eine Bezeugung von komplett amplitudentoter Überbewertung. Eventuell kann man einige Punkte für die herkömmlichen SpecialEffects zugestehen – müßte aber sofort wieder wegen diesem oder jenem unzumutbaren Schwachsinn gefühlte Strafpunkte abziehen, so das, solange die Skala in den Minusbereich zu verlängern unzulässig ist, eine glatte unschlagbare, auf ewige Zeiten zementierte eindeutige 0.0 = Haßfilm sauber herauskommt. Dieser Murks quetscht sich wirklich bei den drei schlechtesten **Urgs!- der Jahrzehnte herum. Absoluter Nobrainer in diskrepant dazu auffälliger Optik, was es nur umso schlimmer, langweiliger und unerträglicher macht. So was ist keine Zumutung mehr, das ist bereits eine Beleidigung! - Das nehm ich persönlich! *Börks**!-

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                                                Wie immer gilt: mein Text ist gespickt mit SPOILERN! Hände weg! wer das nicht will. Diese Besprechung bereitet nach-, nicht -vor!

                                                (Hinweis : Mose, Exodus 8:2 : „Aaron streckte seine Hand über die Gewässer Ägyptens aus. Da stiegen die Frösche herauf und bedeckten ganz Ägypten.“
                                                In der Gameshow im Publikum versteckt ist zu sehen, wie ein Mann eine Tafel mit der Aufschrift EXODUS 8:2 hochhält)

                                                Ich las in den Internetrevues sogar, das der Vorspann mit dem Film nichts zu tun hätte und als Apercu, quasi Aperitif, angehängt sei. Wie will man dieses Werk als solches der Kunst recht verstehen können, wenn man die zwingend erforderliche Klammer, mit der die Aussage dieses Vorspanns die vielen folgenden ‚auseinandergerissenen‘, selbständigen Episoden der Erzählung erst, mit der höhermächtigen instruierten Kulmination des Froschregens, zu einem Ganzen zusammenfügt, nicht begreift?
                                                Green/Barry/Hill, die drei Hinrichtungs-Sühnekandidaten der mörderischen Eingangssequenz - es wäre vielleicht doch nützlich gewesen, den Bedeutungskern dieser Szene in der deutschen Synchronisation vollkommen deutlich herauszuschälen, etwa in der Art: „...die drei Täter Atze Fried, Butz Hofs und Curt Hügel, welche den Apotheker X schändlich ermordeten und dafür büßten : Fried/Hofs/Hügel, wenn das kein Zufall ist!“ „...Denn ich sage Ihnen : e s g i b t k e i n e n Z u f a l l “- . – Der siebzehnjährige Verzweifelte, der von seinen gnadenlos harthörigen Eltern, besonders der offensichtlich-so xanthippischen ‚Mutter‘, bis in Todes-Verzug getrieben wird, sein Schicksal aber so schlicht doch keineswegs selbst in der Hand hat (nicht einmal Selbstmord ist eine eigenmächtige Ausflucht) (- wie auch später eine unrechtmäßig sich richten wollende Pistole vorderhand ab-gewiesen wird -),- diese desavouiert Eigen-Willigen reüssieren nicht sondern müssen einem höhergefügten Plan sich zur Verfügung halten und ihm bereitstehen ; der obskure Taucher im Baum, der aber gleichfalls vorher in eine schicksalhafte Verstrickung mit jenem Piloten des Löschflugzeugs verwickelt war – der wiederum daraufhin -...usw. -, - all das konstatiert:/‚Zufall gibt es nicht?‘/ Zufall ist mangelnde Übersicht & vorbereitet auf die verwickelte, eigentlich kaum verständliche Frageantwort in einem dicht zerstäubten Fadengeflecht, das sich alsbald im Tuch der Filmerzählung in hohem Tempo und zunehmender Verzahnung zusammenweben wird.

                                                Dabei ist jede Episode, die für sich vorerst noch kaum einen echten Sinn macht, phantastisch gelungen erzählt und hält den Zuschauer immer noch wieder (trotz anfänglicher Desorientierung) bei der Stange - weil sie, jede ganz bei sich, ein kleines kaleidoskopisches Juwel in sich birgt, das liebevoll seine fragmentierten Charaktere vorstellt,- initiiert- und -bereitet: den „naiv“ ambitionierten und beistehen-erwünschlichen Polizisten, der wie ein liebevoller Chirurg am offenen Geschwür der Gesellschaft operiert im bescheidenen Bemühen, das Leben und Wohlergehen des Patienten herstellend zu schonen - ; der nunmehr nur noch enttäuschend ungeschickte cheflich zu demissionierende Angestellte Donnie Smith (William H. Macey, wieder einmal adorabel), hinter dem doch ein respektableres Geheimnis ruchbar ist - ; die koksende, promiske junge Claudia (Melora Walters, brillant), die in einer erbarmungswürdigen Szene unleidlich einen alten Herrn an ihrer Wohnungstür, ihren - Vater also, heruntermacht und gnadenlos abweist;- welcher mitleidheischend und unendlich verständnisbemüht – jedoch vergeblich- seiner drogengestopften Tochter klarzumachen versucht, das er in wenigen Wochen an Knochenmarkskrebs sterben wird ; fat Tom Cruise als supermarkekliger Genitalienbereichs-Macho, der mit einem visuellen Trainingsbasiscamp vor laufender Kamera für frauengeschädigte zukünftige Vergewaltiger& quasidiplomierte Lustmordkandidaten einen überdurchschnittlichen Einkommens-Karriereerfolg anzielt ; weiter eine hyperventillierende steinbegüterte Megaschickse; deren Mann im Sterben liegt; -die im desolatem Zustand lange unentscheidbar zwischen freiwilligem oder unfreiwilligem? Dämon schillert, bis eine völlig überraschende, s o nicht erwartete und wohl selten derart sich ereignende Offenbarung statthat;- Phil der assistierende Krankenpfleger, den seine Weich-Anteile an diesem besonders forcierten Tag noch bis zur Erträglichkeitsgrenze tränenbewahr(heit)en (müssen); und welchem der in diesem Zusammenhang bemerkenswerte Satz /am Telefon zufällt (weiteres Puzzlestück! hier im amüsant narrativem Spiel) – „Ich weiß, dies klingt alles völlig unglaubwürdig, wie eine Szene in einem Film, doch Sie müssen es tun, weil – dies ist die Szene im Film, in der Sie mir helfen müssen!“ (und es gelingt, wie man im nächstgespanntem Abstand erfährt) .- Noch dazu ein überirdisch begabter „Wunderknabe“ Stanley, der in der Quizshow lange auf die unwahrscheinlichsten Narretei-Anfragen eine noch unwahrscheinlichere korrekte Antwort bereithält; sein fühllos egoistischer nur selbstbezogener Vater; die unbedarfte Tussie von der Produktionsleitung die später "keine Ahnung" mehr hat (vom eigenen Tun),- dem Jungen den gehorsamsdressierten unausweichlichen Natur-Gang zum Klo verweigert und damit letztlich die katharsysche Wende-Volte der ganzen Filmerzählung auslösen wird - - die groteske Szenerie in der Bar mit dem sexy Zahnspangenkeeper und einem immer gern wiedergesehenen Henry Gibson („...Ich habe Sie immer geliebt mein Führer-“ /aus Blues Brothers) – - - das alles sind wundervoll eigenwertige und für sich selbst einstehen-könnende -brillant & markant- haftenbleibende Einzelpartituren – und nun kommt das Eigentliche: denn die Komposition! – dazu.
                                                Denn all dies mustergültige Einzelne will & muß noch mehr – und darf in eine Verbindung, die am Ende überraschenden,- na ja,- aber wohltuenden und vitalen Sinn - entfaltet, - sich fügen.
                                                Denn MAGNOLIA, das Sinnbild des Films in einem spreitenden, aus vielen Blütenblättern sich öffnenden Blumenkelch, ist eine offenbare K o m p o s i t i o n ,- zum Bersten – und beinahe Platzen – gefülltem Kelch aus neun (!) Einzelflechtwerken, die sich zu einem gemeinsamen Gesellschaftsschicksal kulminieren-, verdichten- und zusammenfügen wollen. (Und in einem Augenblick des Innehaltens allen fadenscheinigen Storyline-Trägern Gelegenheit gibt, ihre jeweiligen Stimmen wunderschön gehalten in einer magisch isolierten gemeinsamen schütteren Sangesrezitation - wie in einem Stelldichein mit dem Schicksal selbst, vorher, nachher ("it's not going to stop..." preiszugeben).- Wie traumhaft verdichtet gelungen, ja geradezu eine wirkungsmächtige Höhepunktverzauiberung dieses Films das auch ist (für mich),- (tatsächlich kündet die zunehmend sich verdichtende Magie solcher Momente die alsbald erfolgende, kaum noch auszuhaltende, phantastische Spannung des endgültigen Durchhaus des lange geschürten und stetig gesteigerten Gordischen Knotens an), geradezu erlösend - erkennt man: das es sich um eine Komposition handelt, indem man sie erkennt, befreit, aufgelöst, glücklich.
                                                Das alles, diese ganze Unsumme an geballtem in eine Zusammenfassung gepaßtem Einzelnem, ist vielleicht etwas zu übermenschlich viel, um je vollkommen zu gelingen (wie sollte d a s auch gehen?!); nur der Liebe Herrgott hat demgemäß alle paraten verschlungen getrennten Fäden in der offenbaren Hand, einem immer noch an irdische Begrenzung gekoppelten Regisseur mag das saurer angehen. Trotzdem ist das Unhandelbare in bemerkenswertem Maße gelungen: der pseudogotisch inspirierte göttliche Funke des geerdeten Regisseurs erfüllt doch zumeist das vorhergehende Einzelne bis zum schließlichen erlösten inneren Erschauern und Erstaunen, ja Erschütterung, - wie fast alle gewesenen Augenblicke zuvor mit angemessenem, reizvollen, und weiterspannendem Leben,- so das man sich zwar zuweilen - unabgelenkt - fragt, w i e in Herrgotts Namen das alles am Ende adäquat kulminieren können soll (ohne getürkt und verkrampft zu wirken), aber er (das Kreative der Erzählung) hat am Ende gar den Mut, die Beschränkung irdischer Gebundenheit abzustreifen und ins Biblisch-Elegisch-Mystische abzubiegen und auf Flügeln, doch nicht der Taube, zu erheben: wo (Ochsen-)Frösche (aus Silikongummi natürlich! wie Sie hoffentlich zusehen -)- sie am Ende sich wohl auch sehnlichst herbeiwünschen täten.

                                                Ich will den Film ja nicht, wie ein Goethe-Gedicht in der Schule, durch Sezieren ganz ertöten; diese zweifelhafte Ehre habe ich nur einmal halbwegs Mulholland Drive erwiesen. Hier müssen einige niedrigere Hinweise genügen; denn an den unerreicht perfekt stringenten und folgerechterzwingenden logischen Aufbau jenes Werks langt auch Magnolia ...(immer noch nicht)... heran. Mulholand Drive ist unerbittlich konzentriert; Magnolia ist elegisch,- und breit ausufernd, weise, weich und warm, Wohlfühl-Kino,- wo M. Dr. von kristallharter Kläre und, höchstens noch, unendlichem Mitleid ist ; Magnolia präsentiert uns einen versöhnlichen, wiedergutseienden Schluß, wo bei M.Dr. ein unausweichlicher und erforderlicher TAT-Apell, an unsere (zukünftige) Menschlichkeit, stehen würde. Magnolia sagt, es IST bereits alles gut (wenn wir nur bereuen und zugeben) ; Lnych sagt uns, es kann (KÖNNTE noch) alles gut werden, wenn wir nur das Unsrige dazuzutun bereit wären, um unhaltbare Dinge (die TV-Zuschauer!) (doch noch) zu revidieren und (rechtzeitig) zu handeln.
                                                Doch genug davon, artfremden Belang hier einzumischen; dieser Ort hier gebührt Magnolia.

                                                Letztlich also: schälen sich aus den vielfältig eingeflochtenen und mitpräsentierten Facetten einige besonders als skeletttaugliches Gerüst des Filmes heraus: das immer wiederholte Mantra des: „Wir haben vielleicht mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber die Vergangenheit nicht mit uns“ (zigfach von fast jeder Figurennuance des Films variert),- als Ausweitung davon der Gedanke, das uralte Konflikte von Eltern an Kinder weiterverabreicht werden,- bzw. in einem Konflikt zwischen altverjährtem Problem („Eltern“ bes. „Väter“) - und neuerlichem Lösungsansatz („Kinderzukunft“) bes. Stanley, Donnie, Tom C. oder Claudia, welche die ererbten Sünden abbüßen müssen; - oft verzweifelt ausweglos,- b i s Stanley (gerade das Kind, als Erster), an der Wurzel herausgefordert, sich kulminierend verweigert und revoltiert, länger zu „funktionieren“ und sich der Herausforderung der lieblos erblastigen Direktive gleich welcher Kosten für seine persönliche juvenile Katastrophe,- a b s a g t und sich entledigt – und damit das biblische Richtspruch-Intermezzozeichen erkennbar auslöst, wie auf ein erlösendes Wort hin.

                                                Und damit fällt der entscheidende Hinweis: das erlösende Wort. Diejenigen „Täter“,- Tat-Schuldigen (personifizierte Erblast-Konflikte),- die es schaffen, sich „auszusprechen“ („Sprich es aus! Ich will, das du es sagst!! gestehe!“), erfahren in aufrichtiger Reue Absolution – diejenigen, die es nicht vermögen, stürzen in den Abgrund. Die schwankendsten und zu Beginn unsympathischsten Gestalten der Erzählung sind die wandlungsfähigsten: denn sie leiden (verhüllt) am offensichtlichsten, an ihrem „Unrecht“,- werden aber, wie es sehr deutlich durchscheint, „gerettet“ (Tom Cruises & Julianne Moores Gestalten). Zwei abgrundtief uneinsichtige „Unheilbare“ stürzen in Verdammnis: der (vermutlich) tochterschändige ‚Vater‘ und derjenige (Tiefversunkene), der den abschließenden Appell des Sohnes -„Vater, du mußt mich besser behandeln – Father, y‘ have to treat me better!“- mit uneinsichtig stur wiederholtem: ‚Marsch ins Bett!‘- Abbefehl alleine kontert. - Ein verkrüppeltes Opfer Claudia kann nicht „gestehen“, was es nur als seine inkrustierte „Schande“ empfinden - und nicht überwinden- kann, darf aber trotzdem weiter angedeutete Hoffnung auf Rettung erfahren (durch die eine der zwei symbolisch reinen "zugetanen Engelsgestalten“),- weil keine Täterschuld es belastet. Gleichwohl bleibt es in die Tat verstrickt. Ein anderes Opfer vermag sich -reuig- zu befreien, Donnie, der vom Blitz geschlagen- und wohl auch erleuchtet wurde. - Der seine Verfehlung (spät) eingestand (Geständnis ablegen durfte), entschläft befriedet im Bett, angesichts seines zurückgekehrt-geholten Sohnes, den er sich /zum Bekennen herbeiwünschte (Gottseidank ohne kitschige Versöhnungsgestik) (außer einem flehend-verzweifelten „Geh nicht!, du verdammter Hurenbock-“). - Bleiben noch zwei bemerkenswert: Jim, den Polizisten, haben wir schon vorgestellt; Phil, der Krankenpfleger (Philip Seymour Hoffman), wurde bisher kaum erwähnt. Dies vielleicht, weil es ein würdiger Abschluß ist, und wir gerne versöhnlich entlassen werden (die ewig magische Sucht des Happy-Ends): gut, das es solche Gestalt(en) gibt in unserer Mitte. Phil („das Befreundete, -Freundliche“) (siehe z.B. Philantroph - ‚Menschenfreund‘, oder Philosoph - 'Freund der Weisheit‘)- handelt, weit mehr als es sein Job wäre, aus nichts Weiterem heraus als weil er die Möglichkeit, Dinge ins Lot zu bringen, aufspürt und h a t . Natürlich ist, wie bereits beim Ordnungs h ü t e r , seine Berufswahl wohl durchaus schon bezeichnend : Kranken p f l e g e r . Phils Gestalt (obwohl er etwas an Tränen zugeteilt bekommt, es sei verziehen) wird dankenswerterweise einmal, vom Medium dem dies schwerfällt - weder verkitscht noch lächerlich gemacht: er darf, welche Wohltat, schlicht ein guter Mensch sein. Er als Zeuge der letzten Stunden des bereuenden Sterbenden bemüht sich eigeninitiativ, den gewünschten Sohn gleichsam aus dem Hut herbeizuzaubern; wobei eine der weiteren Wandlungs-Überraschungen des Werks sich hergeneriert; denn wer (modern an Kummer Gewohntes) hätte schon gewagt zu denken, wozu eine geballte Ladung Playboy, Cosmopolitan und Hustler in den Händen /eines Engels sonst noch gut sein könnte? – und so müht sich Phil, am Telefon, mit –Zungen zu reden, um etwas völlig den erwartbaren Resultaten Widersprechendes doch wie durch ein Wunder (die hier nie fern sind) zu erreichen: -wobei oben erwähntes Zitat der Überredungskünste fällt- – und es GELINGT, völlig überraschend, (mit himmelsfrö(sc)hlichem Beistand?) - gegen jede, siehe eingangs, Wahrscheinlichkeit. -

                                                Gut, das es Menschen wie Phil gibt; der nicht geläutert werden muß, nur tief mitempfindet; und Wunden, die er nicht geschlagen hat noch erleidet, doch nach Kräften beiträglich zu heilen und zum Ausgleich zu bringen bemüht ist. Der beisteht, selbstlos; eine schöne Rolle. Und das wahrhaft Schöne ist: der Film, der ein Märchen ist, fabuliert wie diese nicht immer. Auf die verborgenen Phils, ohne die nichts läuft, in unserem Leben! – und P.T. Anderson, der mit diesem Werk einen Phils ähnlichen Beitrag und Leistung, uns zu lindern und zu kühlen -, unseren täglich geschlagenen Wunden Balsam zukommen zu lassen,- tatsächlich erbracht hat : denn es war gelungen angenehm, ach was: zum Schluße S C H Ö N ,- diese gut drei Stunden dabei sein zu dürfen. S o l c h e r F i l m e w e g e n g i b t e s K i n o . Also bitte - Dank dafür!

                                                PS‘ was auf keinen Fall vergessen werden darf gebührend zu loben: der auch weit- !weit überdurchschnittliche Score von Aimee Mann! Tolle Songs! Weit mehr als nur „Unterstützung“: ein eigenständiges Kunstwerk. Magnolia eben: in allem Einzelnen bereits für sich gut, und zusammen: -Whow!

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                                                • VORHERSAGE heißt: i. habe NICHT gepunktet! "6.x" ist weitab

                                                  Ungeschickt luschig verpfuschte Script- und Regiearbeit, die auch die beiden erstklassigen Darsteller nicht retten können. Man sieht, wie sie ihr Gewicht in die Waagschale werfen, man weiß nur nicht wofür. Ein beeindruckendes Beispiel für das Studium der Schauspielkunst: : man kann verfolgen, wieviel Präsens Darsteller, die wirklich alles zu bieten haben, was im Fach erreichbar ist, aufbauen und suggestieren können,- und eine Art von pseudo-substanziellem Hologramm zu errichten in der Lage sind,- wo im Grunde nichts-, nur heiße Luft,- aber sonst auch gar nichts ist. Wenn der Film weiter nichts taugt: an Schauspiel-Schulen, anhand geschickter Analysten und Instrukteure, müßte er ein hervorragendes Lehrmaterial bieten. „ Seht ihr hier, wie man das Gefühl hat, es wäre etwas verborgen, wo doch nichts ist, durch die Art, wie Gene Hackman –jetzt- die Augen aufhebt?“ – SO agieren echte Menschen – bloß, das in ihrem Leben, wenigstens für sie, ein tatsächlicher Inhalt und eine Plausibilität vorhanden ist.

                                                  Wie wichtig ist doch die geheime Wirkmächtigkeit der Identifikationsrolle im Film. Der Regisseur wirft uns von Beginn an in eine orientierungslose Situation: zwei alte Herren und offensichtlich „Freunde“ beharken sich zunehmend mit Worten. Man steht ohne Anhaltspunkte: erstens worum geht es überhaupt? Zweitens wer ist die Leitfigur? Drittens wo spielt das Ganze überhaupt: Karibik, aber die amerikanische Staatsflagge im Ständer? Wie vielen Leuten vor der Leinwand ist die besondere Situationsbeschaffenheit in Puerto Rico auseinandergesetzt bekannt? Dann die Rollen-Aufgaben: wo ist also der Anknüpfpunkt meiner Führungs-Sichtperspektive„der Gute“ genannt,- und sind es etwa beide „Gute“,- wo ist dann der handlungsnötige Gegenschwerpunkt im dramatischen Widerrist? Wenigstens eines wird nach fünf Minuten klar: der Kommissar scheint ein aufrichtiger „Freundschafts-Motivierter“ zu sein, aber der andere: ist er nun ein Kotzbrocken? Ein Heuchler? Ein Mörder? Ein Unschuldiger? – denn etwas wird, endlich spät, an diesem Punkt (nach ungefähr sieben Filmminuten) klar, nachdem die beiden schon jede Menge Geplänkel, das nicht recht zu verorten ist, hinter sich haben: es gibt eine, vielmehr zwei Tote,- vorpubertäre Mädchen,- und wo es Ermordete gibt, gibt es auch ein Böses. Unser emotionaler Aufwand, einen Gegenstand festzustellen, lohnt sich erst nach soviel langen Minuten: endlich haben wir einen Gegenpol gefunden: es geht um eine kriminelle Tat, und also eine Aufklärung. Oder? Schon verwirren sich die Dinge weiter.

                                                  Nicht, das dies Katz und Maus-Spiel an sich etwa verwerflich wäre: es ist vielmehr genau das, was ein Kunstwerk ausmacht: um den heißen Brei herumkreisen. Den Prozeß dieses Kreisens nennt man Kunst erzeugen. Aber man sollte schon etwa zu wissen kriegen, wo ein Brei steht, was das für ein Brei ist, und das da überhaupt etwas steht,- und sollte erfahren (am besten in einem zeitlich sauber getakteten Erweiterungsverfahren), wer warum wann unter welchen Rahmenbedingungen in welchen Umgebungen gerade kreist: man sollte, wenn man die Beschaffenheit des Drehangelpunktes selbst nicht klar offen demonstriert kriegt (und eben beabsichtigt nicht klarkriegen kann und soll),- doch um so genauer wissen, wer warum wohin wie entgegenkreist. Genau dieser Gegensatz erzeugt den Wirkungsgehalt eines Werks: einerseits im Einzelnen immer genauer „eingefangen“ und ausgefüllt und informierter im Detail zu sein, - und andererseits immer ungewisser um den genauen Zuordnungspunkt des jeweils ganz klaren Puzzlestücks in einen immer zwielichtiger zu deutenden Gesamtzusammenhang – eben NICHT - Bescheid zu wissen: also gezielt verunsichert gehalten zu werden. (Dazu gehört ein Ziel und jemand der zielt und etwas, womit gezielt wird). - Man muß die Puzzlestücke immer genauer kennenlernen, und ihre mögliche Re-Kombinationen exakt durchgespielt haben – und doch dürfen sie nicht vorzeitig irgend zusammenpassen, & in den nur so bisher erkannten Möglichkeiten KEINEN Sinn ergeben – der aber doch offensichtlich da sein MUß: das nennt man Spannung erzeugen. - So werden wir gedehnt auf die Lösung des Rätsels hin: bis uns das Werk die übersehene Knoten-Auftrennung anzeigt und vorführt: und dann muß die Überraschung und Begeisterung echt sein: es muß uns frappieren, wie nun plötzlich alle bekannten Bausteine, über die man längst verfügte, in den einzig möglichen,- echten und wahren Zusammenhang einfallen,- und etwas ergeben, was uns im besten Fall einer Erkenntnis eines im „wahren“ Leben problematischen Punktes auch näher bringt. Denn daher unser in der Tiefe wahres Interesse: in dieser „Kunst“ werden Lösungsmöglichkeiten des echten Daseins durchgespielt und vorerprobt. Die Kunst puzzelt am Lebensrätsel der echten Realität, unseren wirklichen Schmerzen und Leiden, und Daseinswidersprüchen. Und Kunst ermöglicht eine überraschende neue Sicht auf die Dinge, die, wenn auf so vorher unbekannte Art darauf aufmerksam gemacht und hingewendet, plötzlich Sinn und Zusammenhang in Wirklichkeit ergeben. Kunst geht es um einen,- wenigstens-, Erkenntnisfortschritt, denn: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“. So in etwa dreht es sich um Kunst. Kunst ersetzt nicht das Handeln: aber Kunst bereitet sinnvolles Handeln vor, denn in der Regel wird nicht gehandelt, weil nicht gewußt wird, wie und wo sinnvolles Handeln genau einzusetzen hätte und wie es denn, gäbe es die Möglichkeit, auszusehen hätte. Kunst löst diesen Handlungsvorsprung des Sinns auf; Kunst ergibt den Sinn, - und Handeln dann die Besserung – etwaiger schiefer Situation.

                                                  Die Situation haben wir ja jetzt: es gibt einen Krimi-Tod, also gibt es auch einen Täterwicht. Lustmörder, die Kinder erwürgen, sind normalerweise keine Sympathieträger. Nun schwanken wir in unserem Verdacht (jedenfalls sollen wir) hin und her: ist er, der Hackman-Hearst, ein Monster? (Was den „Guten“ angeht, den Kommissar, so sind wir ziemlich fix im Bilde: er ist wohl ein „Guter“, wenn auch mißlich, warum er soviel Rücksicht nimmt auf eine nicht näher begründete doch offensichtlich vorhanden sein sollende „Freundschaft“, die aber in keiner Sekunde belebt wird oder deutlicher in Erscheinung tritt außer in der Behauptung. Eine weitere Ungeschicklichkeit, und, je weiter der Film ungeklärt ungenau fortschreitet,- zunehmend zu einer Unverschämtheit sich ausweitet. – Ist der alte „mächtig reiche“ Notabel Hearst/ Hackman nun also ein Mordmonster,- besonders abscheulich, weil er unschuldige Mädchen-Wesen reißt? Geht es um die Entlarvung eines gesellschaftlichen Kontextes, das Mächtigen zum Schutz gereicht, und gewohnheitsmäßig Unrecht/ Rechtsbeugung erzeugt? Geht es um eine Unschulds-/Schuldfrage,- soll der scheinbar Verdächtige in Wirklichkeit unschuldig und Hackman „lieb“ sein? Wird hier also um Verständnis-Konflikt für zu Unrecht Verdächtigte geworben? – Oder ist er etwa doch der Böse, und gibt aber einen Hintergrund, der die hundertprozentig verabscheuenswürdige Tat trotzdem von einem Menschen begangen erscheinen läßt, dem man einen gewissen Verständnisbonus, eine Art Mitleid „Das könnte auch Ich sein“,- einen dramatischen Impuls, wie schrecklich verwickelt das Leben und die Schuldfrage sein kann,- nicht versagen soll? Geht es um das Aufzeigen des pervertierbar-Guten bis zum schließlich-Schrecklichen? Oder geht es nur um die Spannungs-Entlarvung des bösen Täters: den Nachweisprozeß, wie diese undurchsichtige Rollengestalt der Hackman-Darstellung einfach doch nur der Täter war, dem man auf die Schliche durch Überführungskunst gekommen ist, nämlich durch diejenige des „guten“ Kommissars, der den „Bösen“ schließlich durch seine Bemühungs-List-Gescheitheit, welche der Kunst-Gegenstand dann wäre,- zur gesellschaftlichen Strecke bringt ( denn wir alle arbeiten doch auch für solche Ziele, „gegen“ jemanden/etwas Schlechte Tendenz)? Worum geht es , was ist eigentlich das Interesse dieser Film-Handlung? Man sollte es schon wissen- ahnen worum es eigentlich geht.

                                                  – Der Film ist schon halb vorüber, und wir wissen noch immer nicht Bescheid: wohin soll unsere Muster-Identifikation sich wenden? –wird sie überhaupt geleitet? (Denn wenn der Zuschauer legitim noch keine Ahnung hat – der Vorgabe-Künstler MUß sie haben, sonst ist er keiner!) . – Unsicher gelassen sein: Das klingt besser, als es ist: den Mensch vor vorschnellem Urteil und Festlegung abzuhalten: bemühen sich Generationen erstklassiger Künstler: die Enthaltung vor unrecht überstürzter Wertung ist zu loben! Das IST gut! – (durch den überraschenden Nachweis-Effekt, wie die Dinge gegenteilig das waren, was sie erschienen). - Dies erfordert allerdings in der Tat genauere Demonstrationen und Bekanntschaft als üblich, eine größere Dichte an Informationen, als wir sie sonst ermangeln, um zur Kenntnis durchzudringen. Ein „gutes Werk“ vermittelt also ein Plus an Dichte; hier aber spüren wir latent ein immer gewisser werdendes Minus, einen Mangel an Hintergrundinformation: je mehr Filmmeter abspulen, um so dichter wird unser Verdacht: das das alles keinen Hintergrundzusammenhang ergeben wird. Es fehlt einfach Hinweismaterial,ien- sie selbst als Baustoffe, die doch nötig sind, eine Geschichte zu konstruieren,- wenn der Clou auch darin bestehen mag, sie am Ende um-zu-konstruieren. –Diese Möglichkeit, der überraschenden Verwendung und Um-Konstruktion ist ja dunkel bis zum Schluß dieses Film-„Verdachts“ immer noch vorhanden, wenn auch das Mißtrauen unsererseits wächst: und- , um es kurz zu machen,- am Ende sich dann auch als gerechtfertigt herausstellt, das dieser Verdacht der eigentlich begründbare Hauptverdächtige des Films war: das es kein geheimes Ziel gab -, nur eine dunkel ahnbar gewesene Absicht, die etwa wie folgt zu lauten hätte: „Jemand kann völlig unschuldig sein, obwohl alle Umstände gegen ihn sprechen“ (Hackman also weder gut noch böse, sondern einfach latent ein durchschnittlicher Niemand – sehr sympathisch - sei) ; oder das der Kommissar, der der „Gute“ schien, in seiner voreiligen Verdachtsbegründung der enttarnte „Schlechte“ war und sich, (und wir, die wir mit ihm auf den Leim gekrochen sind) was schämen sollte; eine „Freundschaft“ entlarvt als oberflächliche menschliche Regung, die ein biologischer Reflex und nichts weiter wert ist; eine eheliche Gemeinschaft („Liebe“ möchte man da nichts nennen) ist vertrauensgebrochen worden und unrettbar auf die zugrundliegende Wahrheit des Nichts reduziert ( da müßte man aber vorher etwas Gutes, das sich verliert, zu bedauern kriegen, was jedoch niemals erschien) , kurz überall Ansprüche, die nicht erhoben sondern höchstens nur angespielt und niemals durchgeführt wurden – Absichten, Vorgaben und nichts als Inhaltsangaben ohne Text dahinter – und so entpuppt sich der Streifen als riesige Schlamperei, als gigantische Aufhäufung von Diletantismus erschrecklichen Ausmaßes, dem man nur solange die Stange hielt bis ans bittere Ende der Erkenntnis, das es sich um ein Nichts handelte, - weil die erstklassige Schauspielkunst der beiden Handlungsträger die ganze Zeit den unsicheren Verdacht aufrecht zu erhalten in der Lage war durch IHRE tatsächliche Gegenwart und Präsens,- das da etwas womöglich Übersehenes sei, was aber schließlich in der bitteren Erkenntnis gipfelt, das da niemals Etwas gar nicht war, erschrecklich langweilig niemals war. - Wie gesagt, ein Lehrbeispiel für Schauspielschulen: wie erzeuge ich Darstellungsdichte unabhängig von jedem Sinn noch Handlung? Wie bin ich „da“ und bringe mich ein und etwas zur Geltung, egal, worum es sich – oder auch nicht – handelt bei beliebiger Themenvorgabe? –
                                                  Lehrmaterial für Schauspielschulen, ja ok.,- aber keinesfalls für solche der Regie – oder Drehbücher: denn für derart Absolventen wäre hier nur eines zu lernen: das es nichts, aber auch gar nichts bei diesem Werk zu lernen gibt, was als Erkenntnisfortschritt irgend taugte. (Und wie man danebenhaut-, braucht man nicht groß zu lernen: das kann jeder, von Geburt an, wenn er sich nur etwas Mühe gibt.)

                                                  An diesem Film sind selbst die Basics im lächerlichen Ausmaße mißlungen außer der Schauspielerei, die vom Feinsten ist; merkwürdig allerdings diese Kombination von hohem Gelingen auf der einen - und totalem technischem Versagen auf der anderen Seite. Wie die Kreuzung von einem Nilpferd mit einer Spielzeugmaus. Das Ergebnis ist als solches erstaunlich. Aber wozu? – Sparen Sie sich das, außer,- Sie lernen oder lehren an einer Schauspielschule. Und wenn es sich aber um Regie oder sonstiges Filmfach handelt: prüfen Sie sich ernsthaft, ob Sie in der Lage sind, diese Klippen zu umschiffen: und wenn Sie nicht ganz sicher sind, das Sie dies unterste Niveau schaffen: ersparen Sie sich und der Welt ihre Produktivität,- Zeit ist kostbar, und sie zu verschwenden,- Ihr und unser gewohntes Handicap, das uns daran hindert, mehr Gutes zu schaffen und geradezubiegen und einzurenken. Sie haben gewiß bessere Möglichkeit. Wenden Sie sich lohnenderen Aufgaben zu. Auf Gutes Gelingen also - für uns Alle!

                                                  Schade – ich wollte eigentlich gar nicht soviel über diesen Schatten von einem Versuch schreiben. Wegen der handwerklichen Anmerkungen mag es durchgehen.

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                                                    Wollen Sie wirklich in die Abgründe einer weiblich ehegeschiedenen amerikanischen Upperclass-Seele, die sich selbst für Mittelstand hält, blicken? – Dann können Sie das hier tun. Bitte den zynischen Ton zu entschuldigen. Man muß als Apfel nicht weit vom Stamm fallen, um die Vermutung aufzustellen, das hier a) eine Regisseurin b) fortgeschrittenen Alters < 55 Jahre plus c) ihre eigene Trennung (nach)verarbeitet. (d.h. der Zeitpunkt ihrer eigenen Scheidung ungefähr zehn Jahre zurückliegt).

                                                    Ein Film besonders für dich. Man riecht förmlich die Lagebesprechungen im Vorfeld des Films, als das mögliche Zielpublikum abgesteckt wurde, nach vorigen Kriterien. Was kann (fast) jede Frau? –ihren Mann durch Kochkünste beglücken. Das wird denn auch wichtiges Bindungsvehikel hier. Was geht sonst? – Sex,- kann auch jede. Ach, wenn die abgenabelt wunde Seele baumelt: was wäre, wenn ER (/-SIE) zurückkäme /- wollte? der heimliche Traum vieler Verlassener (mänlichen und weiblichen Geschlechts. Hier nun eine weibliche Perspektive).
                                                    Träumen wird ja wohl erlaubt sein. Was wäre, wenn ER (also hier) zurückstrebte? Merkte, wie gut er es hatte, und den schnöden Fehler beging, eine langjährige zuverlässige Partnerin um einer zwanzig Jahre Jüngeren, mit der er fatalerweise auch noch ein Kind hat, willen, zu verstoßen? – was kann ER da schmerzlich entbehren? – natürlich IHRE Fürsorge (her mit dem Salz, ist nicht gut für dich!). Natürlich IHREN Schokoladenkuchen / Nudelsalat / Croque francaise. Natürlich die gemeinsamen Urlaubserinnerungen. Natürlich den PHANTASTISCHEN Sex („home again“), nirgendwo schmeckt‘s so gut wie bei Muttern! NATÜRLICH... hätten die (erwachsenen) Kinder dann auch wieder eine Familie! Und man konnte so gut zusammen lachen! Und die Probleme haben sich in Luft AUFGELÖST!

                                                    Dieser Film steckt in der Arztroman-Klemme. Schamlos werden alle (verständlich regen) Tagträume und Sehnsüchte verwundeter Seelen benutzt und ausgeschlachtet. Glauben Sie mir, nicht die Seelen sind Ziel meiner Vorhaltungen – die skrupellosen Ausbeuter, Aufspringer und Profiteure jeder Couleur, von Drehbuch, Regie bis Produktion sind es, die mir quer liegen.

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