dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    Keine Ahnung mehr, wie ich auf diesen Film bzw. Zweiteiler gekommen bin, aber habe es letztlich nicht bedauert. Von der Filmsprache her - Anfang 90er - erinnert das ganze stark an Zeitgeistproduktionen wie Twin Peaks; das ist aber wirklich nur auf das äußere Erscheinungsbild bezogen. Zudem hat "To Catch a Killer" das Problem, dass die Story eigentlich in den 70ern gespielt hat, und manchmal lugt Zeitkolorit durch, manchmal sind wir tatsächlich in den 90ern (vgl. etwa die Telefone - da gibt es sowohl 70er-Jahre als auch 90er-Jahre Exemplare).

    Getragen wird die Produktion von Brian Dennehy, der sicherlich eine ganze Liga "charmanter" oder besser "einnehmender" als der echte John Wayne Gacy rüberkommt. Michael Riley als der Cop, der gerade erst vom Uniformträger zum ermittelnden Zivilbeamten wechselte, ist zumindest "interessant". Das Drehbuch um seinen Charakter ist etwas butterweich, seine Frau und Sohn, letztlich nur Stichwortgeber, maximal, bringen etwas viel Schmalz ins Privatleben des Cops.

    Man wundert sich schon, mit welchen naheliegenden Indizien bzw. Beweisen dennoch der Verdächtige nicht viel früher ergriffen wird. Man kann wohl letztlich historisch es dahingestellt lassen, ob der Film sich hier zu viele Freiheiten bzw. Abweichungen von der realen Story genommen hat, denn zumindest das Hauptproblem gab es auch im realen Fall (http://de.wikipedia.org/wiki/John_Wayne_Gacy). Der Mann ist übrigens zwei Jahre nach diesem Film schließlich hingerichtet worden.

    Für Dennehy-Fans ganz sicher ne interessant Nummer, ansonsten muss man schon einen Zugang zu 70er-Darstellung in Anfang 90er-Technik haben - wirkt doch recht altbacken, teilweise leicht hölzern, aber so war das damals ;-)

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    • 7 .5

      Engagiertes Sozialdrama über junge Menschen, unterdrückte Wut & Hilflosigkeit, und nicht nur am Rande über die Auswirkungen von Missbrauch. Dabei sympathisch und, ohne dass der Film irgendetwas auch nur im Ansatz relativiert, zurückhaltend optimistisch. Diese Mischung war's, die mich am Ende /relativ/ begeistert sein ließ.

      Vielleicht muss man größere Kinder haben oder sonst näher am Thema sein, um dessen Relevanz zu erahnen / verstehen. Die wenigen Verrisse hier sprühen für mein Gefühl etwas vor Empathiemangel. Auf der anderen Seite lässt sich sicherlich dem Film eine gewisse Schablonenhaftigkeit vorwerfen, und Konflikte werden mitunter sehr realitätsfern schnell gelöst.

      Dass die "doppelte" Missbrauchsthematik "platt" sei, kann ich allerdings absolut nicht unterschreiben, denn es geht nicht darum, "doppelte Portion" auszuteilen, sondern schon sehr spezifisch um die Reaktion der einen vor dem Hintergrund der anderen (das klingt ein bisschen verklausuliert, aber ich will nicht zu arg spoilern). Das wiederum war gerade für mein Empfinden großartig dargestellt, die innere Zerrissenheit, das Gefühl des Durchdrehens; auch macht an dieser speziellen Stelle das Skript keine naheliegenden Fehler, sondern ist ganz bei seinen Figuren. Diese empathische Fülle hat für mich letztlich den Ausschlag zwischen 7 und 7.5 Punkten gegeben.

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      • 7
        dbeutner 09.12.2014, 18:04 Geändert 03.01.2015, 15:20

        Sehr spannende Ausgangssituation, die viel Potential enthält. Leider wird das Potential etwas getötet, in dem zum einen auf differenzierende Gedanken eher verzichtet wird, stattdessen wenn schon, dann überzeichnete Reaktionen dargestellt werden.

        Zum anderen nutzt Koreeda den Plot gar nicht so sehr, um auf die Frage biologische versus soziale Eltern einzugehen; die Geschichte wird eigentlich zumindest für japanische Verhältnisse eher da spannend, wo die Frage der Eltern- bzw. der Vaterrolle explizit thematisiert wird, unabhängig von der Eingangsfrage.

        Hier dürfte auch der größte Wert des Films zu finden sein, der in Japan sicherlich ein bisschen sozialrevolutionär sein dürfte.

        Am Ende war genau das mein kleines Problem mit dem Film: Das soziale Anliegen kommt deutlich durch und man freut sich. Die Behandlung des "eigentlichen" Problems wird aber kulturell ebenso fern in sehr groben Zügen angegangen, wo ich sowohl Feinheiten als auch kulturelle Nachvollziehbarkeiten etwas vermisst habe. Noch während des Schauens dachte ich: Das Thema in einem dänischen Remake, welches die Konstellation aufnimmt, aber sowohl mit westlichem Kulturhintergrund als auch die Sache feinfühliger angeht -- das wäre toll. Ob nun, wie ich gerade lesen musste, eine Spielberg-Adaption die Sache mit der "Feinfühligkeit" besser hinbekommt, da habe ich meine Zweifel...

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        • 7
          dbeutner 09.12.2014, 17:54 Geändert 10.12.2014, 12:15

          Greenaway nach langer Zeit mal wieder. Und das mit Martin Freeman! Dass ich den Streifen so lange übersehen habe... ts ts... Naja, nachgeholt.

          Greenaway hat für mich immer zwei Seiten: Eine, die ich richtig liebe - dort, wo Kunstthemen ggf. abstrakt eine Rolle spielen, aber es deutlich mehr um Menschen geht (vor allem "Der Koch...", aber auch Prosperos Bücher et al); und eine, die ich mag, die mir aber zu nah am Thema Kunst ist und ich mitunter das Gefühl nicht loswerde, dass Greenaway fast lieber einen Vortrag halten würde, er ist aber nunmal Regisseur und dreht stattdessen dann doch einen Film. Ist sicherlich eine sehr subjektive Einteilung, mitunter grätschen sogar für mich einige Filme in sich auseinander in diese beiden Teile.

          Nightwatching würde ich tendenziell in die zweite Kategorie einreihen (und dass Greenaway ein Jahr später "Rembrandt's J'Accuse...!" als eine Art Doku nachgereicht hat, unterstreicht mein subjektives Gefühl noch einmal). Es ist kein Biopic, sondern ein "Kunstdrama nach Motiven Rembrandts". Freeman spielt großartig, wenn auch ungewohnt leger für Greenaway. Das macht den Film aber vor allem relativ konsumierbar. Auch gibt es grandiose Szenen, wozu ich zB die Vorstellung seiner Frauen zähle, die erste am allerbesten. Was für eine toll inszenierte Szene!!!

          Nun haben wir es aber mit einem 140-Minuten-Brocken zu tun, und so großartig durchaus so einige Szenen angelegt sind, so wenig hat mich die Summe berauscht. Die Entstehung von Rembrandts "Nachwache" als Krimiplot ist mindestens interessant, wobei der erste Teil sehr viel mehr die Lebensumstände der Zeit beleuchtet und eher reines Drama ist. Beides für sich genommen besonders, aber zusammen mir zu wenig konzentriert.

          Für Leute wie mich, die sowohl Greenaway als auch Freeman jeweils schätzen: irgendwie schon so eine Art Must-See, tut auch nicht weh, ist in Szenen sogar richtig toll, aber letztlich keiner der großen Würfe Greenaways. Für andere mit mehr Entfernung zum Genre potentiell überfordernd bis langweilig; dabei kommt noch hinzu, dass das Stück noch deutlich mehr als andere Greenaway-Filme theatralisch inszeniert ist, eine Bühne, eine Kamera ohne Bewegung. Nicht durchgehend, aber viel. Vielen sicherlich zu viel :-)

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          • 7 .5
            über Lucia

            Soderle, nach dannydiaz' Tipp habe ich also dieses indisch-kwietschige Etwas von Film reingezogen... Und definitiv nicht enttäuscht worden. Kurzzusammenfassung: Macht schon Spaß!

            Zwei drei Sachen sind leider nicht meine: insbesondere die indische Vorstellung von Gesang (auch wenn hier "Musikfilm" steht, sind die Gesangseinlagen selbst für meine da eher empfindliche Seele relativ zurückhaltend, aber mir am Ende doch noch etwas zu viel) und die Tontechnik (ich bin mir rel. sicher, dass zumindest einige Personen nachsynchronisiert wurden, in jedem Fall ist die Tonmischung von Sprache und Umgebung ganz ganz furchtbar --- allerdings bin ich akustisch bei solchen Sachen auch definitiv "überempfindlich"). Die Story ist sympathisch gestrickt, aber keineswegs in Details ausgearbeitet.

            Aber sei's drum. Ist halt eine Indie-Produktion, die vor allem den Mut hat, eigene Wege zu gehen. Insbesondere Achyuth Kumar als Shankranna macht richtig richtig viel Spaß, "Spielfreude" at its best!

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            • dbeutner 09.12.2014, 12:31 Geändert 09.12.2014, 12:34

              Tja, da haben die Drehbuchschreiber echt den Bogen überspannt. Lockharts Figur mag mitunter leicht widersprüchlich sein, aber erstmal ein paar Leute erschießen zu lassen um dann doch "nachzugeben" - viel weniger professionell kann man kaum sein (und so sehr ich mir sicher bin, dass CIA-Chiefs Arschlöcher sind, so wenig gehe ich davon aus, dass sie dumm bis unter die Nullgrenze sind). Im Übrigen fällt die Herausgabe der Akte unter "Aiding the Enemy" und wäre eine mit der Todesstrafe bedrohte Tat - klar, ob dass dann einen CIA-Direktor wirklich so treffen würde, sein dahingestellt, aber dass Lockhart zumindest als CIA-Chief wegen so einer Sache absolut erledigt wäre, keine Frage (und Angst haben müsste, dass die Sache bekannt wird, denn zumindest ordentlich lange Knast wäre dabei kaum zu ersparen).

              Ich mag ja die Spannung, die Homeland immer wieder aufbaut. Aber die Serie verkommt doch langsam zu einem Unsinns-Zeug, gemischt mit zunehmend unausgeglichenen rassistischen Ressentiments, dass es langsam anfängt, unangenehm zu werden. Sowohl die Serie als auch Folge 1 der aktuellen Staffel waren da doch unter anderen Vorzeichen gestartet...

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              • Tja, da werde ich Dich in Deiner Funktion tendenziell schon vermissen. Du hast wirklich allerallermeistens ein sehr dickes Fell und sonniges Gemüt bewahrt und bist vor allem auch Dinge immer mit im Sinne der Community angegangen, nie einseitig aus "Betreiberinteresse". Genau damit habe ich bei Kollegen/Chefs von Dir teilweise extrem arge Bauchschmerzen (unzufrieden ist gar kein Ausdruck). Insofern: Dir viel Spaß in neuer Funktion, schön war's!

                • 7
                  dbeutner 04.12.2014, 13:04 Geändert 04.12.2014, 13:54

                  Cuba Gooding Jr. weckt in mir sofort Assoziationen zu "gutmütig, aber etwas platt". Insofern ist er sehr passend gecastet worden für dieses real-life-inspired Drama, das letztlich ebenso charakterisiert werden könnte.

                  Die Story und ihre Charaktere, Probleme & Lösungen oder auch dramatische Einschnitte sind ziemlich durchgehend etwas zu sehr in Klischee-Sauce getunkt. Auf der anderen Seite ist der Film sehr engagiert, in Summe etwas zu optimistisch, aber dennoch einfach sympathisch, so dass ich unter der einseitigen Überzeichnung vieler Dinge nicht wirklich gelitten habe. Ein zwei mal wurde es mir dann doch too much.

                  Letzten Endes hat der wahre Hintergrund der Geschichte noch einen halben Punkt gerettet. Rein fiktiv wäre alles zu rosa am Ende gewesen, da es aber immerhin um eine Geschichte geht, die sich zumindest im Groben tatsächlich ereignet hat, konnte ich nochmal einen kleinen Bonus geben und die too-much-Dinge ein bisschen verzeihen.

                  Etwas kritischer könnte man auch anmerken: Toller Film für vom Realismus noch nicht eingeholte zukünftige SozialarbeiterInnen -- yes, you can ;-) Und da es ein Film und keine Doku ist, ist so eine zumindest im Grunde positive Perspektive ja auch etwas Schönes.

                  Wer dort mal Schach spielen möchte: http://www.bigchairchessclub.org

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                    dbeutner 03.12.2014, 16:26 Geändert 11.12.2018, 18:21

                    Sehr unterschiedliche Geschichten, und da die erste Geschichte noch mit zu den intensivsten gehört, am Ende leider auch mitunter etwas dröge / sich-ziehend. Aber wirklich nur: mitunter. In Summe auf jeden Fall kontrastreich und stark, mehr in Momenten als zusammenhängend über zwei Stunden, und auf jeden Fall ein sehr kritisches und breit gefächertes Bild über Probleme im heutigen China. Schon von daher sicherlich sehenswert, wenn die Gesamtinszenierung sich auch beinahe wie ein Episodenfilm mehrerer Regisseure anfühlt, die entsprechend unterschiedlich wirken.

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                      dbeutner 01.12.2014, 13:37 Geändert 01.12.2014, 17:30

                      Wenn "Deux jours, une nuit" einen echten Wert hat, dann den, dass der Film zeigt, mit wieviel Schlichtheit man heute ins Kino kommen kann, wenn man nur "einen Namen" hat. Kunst muss man zumindest offenbar nicht mehr abliefern.

                      Die Ausgangsposition ist schon etwas gewagt, aber das hätte ich gerne ganz locker akzeptieren können. Die Entscheidung "Bonus oder Nicht-Kündigung einer Mitarbeiterin" dürfte in Frankreich vermutlich rechtlich so abwegig sein wie in Deutschland. Aber das könnte künstlerische Freiheit sein, die, wenn sie eine tiefere Funktion inne hätte, auch richtig viel lostreten könnte. Tut sie nur nicht.

                      Der Film hätte mit dieser Ausgangssituation zu einer Parabel über Solidarität werden können, mit Gedankenexperimenten, mit Streit, mit Tiefe. Stattdessen sehen wir die Protagonistin (a) auf dem Weg (b) ihren Text runterleiern, (c) ein Ja oder Nein abholen (mit Reaktionen zwischen trivial und lächerlich überzogen) (d) auf dem Weg und, beinahe vergessen, (e) beim Pillen Schlucken.

                      Der Film verweigert sich dabei geradezu jedem intellektuellen Gedanken oder auch nur Gedänkchen; am Ende scheint es mehr um die Darstellung einer Depression als um die Arbeitssituation zu gehen. Da gibt es aber (extrem viel) bessere Filme, etwa "Oslo, 31. August".

                      Da kann das Schauspiel von Marion Cotillard nur wenig gegensteuern. Sie spielt gut, aber die Dardenne-Brüder haben halt ein Drehbuch und eine Regie abgeliefert, in der diese Rolle weitgehend funktionslos ist.

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                        dbeutner 30.11.2014, 19:38 Geändert 01.12.2014, 13:10

                        Nick Cave hat mit "The Mercy Seat" immerhin einen meiner zentralsten Spätjugendsongs verfasst. Musikalische Grundsympathie war vorhanden, Erwartung hoch (Vorhersage 8.5), Film ab.

                        Der Anfang weckte in seiner stackato Art noch Interesse; immer wieder gibt es auch kleine Momente, insbesondere wenn sich echte Dialoge zu Erinnerungen entwickeln, wo man Substanz spüren kann. Leider leider - bleibt das greifbare Positive für mich wirklich in diesen einzelnen, in Summe eher wenigen Momenten.

                        Der Rest ist Show, und leider nicht die Beste. Gerade unter dem Aspekt des Filmischen - und immerhin will 20.000 Days on Earth sicherlich etwas Besonderes sein, den Anspruch spürt man hin und wieder - liefen die Minuten und meine Freude arg auseinander: Da werden, um irgendwelche Dinge im Leben zu präsentieren, Statisten in den Raum gestellt oder gesetzt, die keinerlei eigenen Wert haben, darstellerisch auch eher versagen bzw. einfach überflüssig und inhaltsleer wirken. Das verdichtet mit der Zeit so sehr den Eindruck doch eines eher armseligen Narzissmus, dass da schnell die Luft raus war.

                        Selbst Momente, die wieder etwas mehr sein könnten, Begegnungen mit Weggefährten, werden zu Kleinstnummern heruntergespielt. Blixa Bargeld wirkt dabei überfordert, Kylie Minogue wirkt leicht angeduselt und fährt die Vergötterungsschiene, und Ray Winstone, noch einer der interessantesten "Support-Charaktere", ist arg abgefuckt (das ist übrigens gar nicht mal unbedingt negativ gemeint) und letztlich aber auch verheizt.

                        Die einzige Figur, die dem Film eine Prise Authentizität einhaucht, ist Warren Ellis; viele Momente dachte ich: Schiebt doch Cave beiseite und macht ne echte Doku mit Ellis, das dürfte sooo viel sympathischer und auch substanzieller werden.

                        In Summe für mich eher gescheitertes Experiment, dass zu sehr auf pseudophilosophische Ergüsse (die in ihrer Art eher unangenehm an die Off-Stimme der schon mit aureichend Fremdschämfaktor versehenen Ausführungen von "Jax Teller" in SoA erinnern) und den Protagonisten setzt und dabei dessen Schwächen übersieht und sich entsprechend auch nicht darum kümmert, dass die Personen neben "dem Gott" auch noch einen Wert beisteuern /könnten/.

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                          dbeutner 28.11.2014, 15:16 Geändert 17.12.2014, 17:14

                          "Gründungsmitglied der Terror-Organisation Hamas" -- das ist mal wieder diese westliche Einseitigkeit. Man muss die Hamas ja nicht abfeiern, aber differenzieren könnte man schon. "Gründungsmitglied der Hamas" wäre wohl am Angebrachtesten und wahrlich neutral. (Hamas ist eben /auch/ politische Partei.)

                          PS: 19 Tage nach meinem Kommentar: "EU muss Hamas von Terrorliste nehmen" (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-12/eu-eugh-urteil-hamas-terrororganisation).

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                          • 5 .5

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                            Knapp anderthalb Stunden gibt es zwei Protagonisten, die zwar ein bisschen Bezüge zueinander entwickeln, aber auch auf einer am Ende eher irrelevanten Ebene. "Gary Newman" heißt der eine Protagonist im Film, und ich weiß nicht, ob der Name einen Bezug haben soll zu DEM Gary Newman, musikalischer Held meiner Jugend, oder nicht. Entdecken konnte ich da nichts... Dank der wenigen Dialoge ist diese Zeit meistens dennoch auszuhalten, und man wartet auf Einsicht, wartet auf das Besondere Element - das allerdings vergebens. Und wenn "Gary Newman" einen längeren Dialog mit seiner Frau hat, dass er sein altes Leben abschließen will, so haut man sich dort alle 30 Sekunden mit der flachen Hand vor die Stirn, so, sorry, grottenschlecht sind diese Dialoge geschrieben (Pascale Ferran ist für Drehbuch & Regie verantwortlich und kommt damit direkt auf meine schwarze Liste).

                            Und plötzlich passiert doch etwas, reißt den Film aus seiner Lethargie; "Bird People" bekommt seinen Anteil. Und das ist über Minuten dann wirklich süß umgesetzt, geradezu ein Musterexemplar, wie man mit Vogelaufnahmen, Off-Stimme und einem geschickten Kameraeinsatz eine Story erzählen kann. Ohne diesen Teil hätte ich den Film mit mindestens einem Punkt weniger abgestraft.

                            Selbst diesem Teil geht aber nach der Hälfte die Erzählkraft aus, trotzdem wird's weiterverfolgt. Um am Ende dann irgendwann wieder ins "Normale" zurückzukommen und mit einer Art "offenem Ende" auszuplätschern.

                            • 6

                              Na, wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen: "The Guest" ist B-Ware, sicher nicht völlig doof, aber doch mit relativ wenig Facetten. Insbesondere der hier durchaus hochgelobte Dan Stevens trägt mit seinem eindimensionalen Spiel zu dieser Wahrnehmung bei, wobei zuzugeben ist, dass Drehbuch und Regie das wohl auch genau so umsetzen wollten - facettenreicher wird es dadurch trotzdem nicht.

                              Dazu kommt, dass der Hintergrund der Geschichte nur am Rande erwähnt wird und letztlich nur dazu dient, der Story scheinbare Plausibilität zu verleihen. Tatsächlich wird die Grundkonstellation leider dadurch nicht einen mm plausibler, entsprechend wird der Hintergrund auch keineswegs zur echten Story ausgebaut.

                              Und zum Schluss werden auch noch Thriller-Standards ausgepackt, dass einem das ärgerliche Gähnen kommen kann - "Böser verfolgt die Guten in einem Grusellabyrinth". Oh nööö...

                              Eher leicht unterdurchschnittliche FFF-Ware - in Teilen originell, in der Gesamtumsetzung mau. Lance Reddick, "The Wire"-"Cedric Daniels", macht eine Sekunde Freude beim Erblicken, aber als er dann vom oberen Anzugträger zum schießwütigen Helden mutiert, merkt man den geringen Anspruch wieder zu deutlich. Und der letzte Moment - nur noch lächerlich. Schade, hatte ganz andere Erwartungen aufgrund der hiesigen Kommentare.

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                              • Mit die größte Spielfreude dürfte er in "Game Change" gehabt haben - wer gerne mit ihm zusammen lacht bzw. über Sarah Palin aufstöhnt, sollte den auf keinen Fall übergehen :-)

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                                  dbeutner 23.11.2014, 21:55 Geändert 24.11.2014, 12:15

                                  Notiz an mich selbst: Nein, Du findest Marvel-Filme nicht als gute Unterhaltung zur Zerstreuung; jedesmal ärgerst Du Dich wieder über die flachen einfallslosen Schinken! Lass es ganz, oder erwarte weniger; lern das endlich mal!

                                  Ja, so in etwa also. Und dabei wusste ich nicht einmal, dass der Regisseur James Gunn war, der immerhin den durchaus sehr originellen "Super" gedreht hat. Sehr gut, hätte meine Erwartungshaltung nur erhöht und den Frust noch verstärkt.

                                  Technisch ist das alles top. Aber hey: Es ist ein Mega-Blockbuster, in den so viel Geld gepumpt wurde, dass man den Abspann auch in 8-facher Geschwindigkeit sehen kann und alle DigitalArtists immer noch eine gefühlte Ewigkeit in Anspruch nehmen.

                                  Ansonsten ist es eben genau das: Blockbuster-Kino mit nahezu 0 Punkten Originalität. Dialoge aus dem Setzkasten, Gags aus dem Setzkasten, und bei den DarstellerInnen fehlte dann wohl am Ende auch ein bisschen das Geld, weil die DigitalArtists auch bezahlt werden wollten: Ganz schlimm Zoe Saldana als "Gamora", die bei Dialogen wirkt, als bräuchte sie noch 120 Takes, bis es nicht mehr aufgesagt wirkt. Zum Schütteln.

                                  Und eines sei bedacht: Es ist nicht so, dass ich nichts mit Comics anfangen kann, beinahe im Gegenteil. Nur nicht mit diesen Kommerzschinken, die die mögliche Coolheit des Genres in Action (beinahe verzeihlich) und (viel weniger verzeihlich) Pathos ersäuft.

                                  Würde es nicht schick aussehen und mich mit Kawumm gut wachhalten, oder wäre heute nicht so ein sonniger Tag gewesen - ich könnte sicherlich auch böser abstrafen. Und habe Verständnis für jede deutlich vernichtendere Bewertung. Es war mir halt nicht langweilig, nicht unmittelbar, aber ein bisschen geärgert habe ich mich sehr schnell durchgehend. Da sind mir am Ende die B-Movies, die sich wenigstens noch mal trauen, etwas auszuprobieren, selbst wenn amateurhaft umgesetzt und/oder gescheitert, irgendwie lieber.

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                                    dbeutner 23.11.2014, 21:30 Geändert 23.11.2014, 21:58

                                    "Citizenfour", der in Deutschland mit nur gut 30 Kopien vertreten ist, aber sehr wohlorganisiert in 125 Kinos läuft (https://citizenfourfilm.com/kinofinder - bis Anfang 2015!), macht Geschichte greifbar. In erster Linie ist es die spannende Geschichte der Aufdeckung des NSA-Skandals - die ersten Kontakte und das Treffen in Hongkong, die ersten Leaks in der Presse, während man noch im Hotel zusammensitzt. Ein Innenporträt, nicht ohne auf die Inhalte einzugehen, um die es eigentlich ging, aber nicht unbedingt in erster Linie.

                                    Genau darüber könnte man sicherlich streiten, ob der Film am Ende mit seinem Fokus nicht etwas vom Thema ablenkt; auch ist dies ja unmittelbar Thema der Auseinandersetzung im Film selbst (das potentiell vom Geleakten ablenkende Interesse am Leaker). Da aber auf der einen Seite schon auch Inhalte präsentiert werden, auf der anderen Seite diese Doku eben anderthalb Jahre nachgelagert präsentiert wird, denke ich, sollte sich hieran nicht die größte Kritik entfachen. Relativ unsinnig ist jedenfalls (wie man sie immer wieder mal liest) eine negative Kritik wegen des Vorwurfs, dass die Doku nichts Neues oder das Bekannte zumindest so präsentiert, dass das Volk nicht zum Sturm auflaufe - das geht einerseits an der Intention des Films vorbei, andererseits ist das grundsätzlich wohl kein Kriterium, denn es gibt zuhauf Filme, die ausreichend über schlimme Dinge aufklären -- das revolutionierende Publikum wird es aber in Deutschland eh nie geben...

                                    Neben der sehr spannenden Zeit, die sicherlich noch einmal mehr wirkt, wenn man damals mehr oder minder dicht an der Außendarstellung dran war und nun die Innenansicht präsentiert bekommt, bringt der Film insofern doch auch eine kleine neue "Erkenntnis", weil die Dokumentation Snowden als sehr sympathischen, vor allem aber extrem durchdachten Menschen zeigt. So, wie einerseits die Anspannung und Zuspitzung der Emotionen in diesen Tagen durchaus greifbar ist, so klar ist aber auch, dass Snowden "verhältnismäßig" abgebrüht damit umgeht. Der Mann wusste schon sehr sehr doll, worauf er sich einlässt. Auch werden viele kleine Nebenstories angerissen, etwa die Vernehmung des Lebenspartners von Glenn Greenwald am Londoner Flughafen - hier wird weniger politisiert als ganz pragmatisch unaufgeregt aus der Distanz gezeigt, was solche Dinge mit sich bringen.

                                    Eben weil der Film nicht in erster Linie aufklärt ist das Zielpublikum sicher eher eines, welches die Enthüllungen Snowdens einigermaßen auf dem Radar hat. In diesem Kontext ist der Film wirklich ein dickes dickes Plus, zudem eben mit greifbarer Spannung versehen. Wenn ich auch an zwei drei Stellen für mich selbst "Kürzungspotential" vermerkte, ist auch die zweistündige Laufzeit gut, gerade weil kleine Extra-Infos so die Möglichkeit haben, erwähnt zu werden.

                                    Im letzten Viertel hatte ich das Gefühl, dass Poitras beim Schnitt etwas das Gefühl für den schlauen Aufbau verloren gegangen ist, aber darüber kann man in Summe letztlich großzügig drüber hinweg sehen.

                                    Starke Doku in ihrem Kontext, unbedingte Empfehlung für jeden, der sich mit NSA und/oder Snowden eh schon mindestens am Rande befasst hat.

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                                    • 5 .5
                                      über Horns

                                      Ui-ui-ui. Idee klang nicht übel, und bei Daniel Radcliffe war ich zumindest neutral interessiert. Aber dass Radcliffe in einer völlig unausgegorenen B-Movie-Inszenierung landen würde, die nicht einmal den Charme des Billigen hat, sondern nur die Ausstrahlung des nicht-Gekonnten, das hat dann doch überrascht.

                                      Mal ist es ein bisschen witzig, mal ansatzweise spannend; im Grunde ist es aber ein absoluter Standard-"ich scheine jemanden umgebracht zu haben, habe es aber gar nicht, wer zum Teufel war's?"-Thriller, der seine baukastenartige Zusammensetzung gar nicht zu verstecken versucht, dem lediglich durch die Hörner versucht wird, eine Nebennote zu geben.

                                      Gerade dieser Zusatz geht dann aber nie recht auf. Mal geht es in eine komische Richtung, mal in eine angedeutet düstere, am Ende wirkt es aber immer etwas albern, weil eben kein Konzept zu erkennen ist und so doofe Dinge im Drehbuch verankert werden wie die Tatsache, dass kaum jemand auf die Hörner reagiert. Fast C-Movie. Überflüssig. Und wenn Radcliffe nicht ganz schnell ein Händchen für bessere Rollen bekommt, dürfte der ein Fall für Drogen oder Selbstmord werden, dann viel tiefer als vom Harry-Potter-Hype auf dieses eher schundige Niveau kann man ja nun kaum fallen. Würde ihm die Rollenauswahl eines Elijah Wood wünschen, aber da muss man wohl auch attestieren, dass Wood einfach deutlich mehr drauf hat...

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                                        dbeutner 23.11.2014, 20:15 Geändert 30.09.2017, 16:52

                                        Und es gibt sie doch noch: Gute Komödien. Sicher maximal eine im Jahr, aber 2014 hat es zumindest wieder geklappt!

                                        Und dabei hatten der Film und ich ernste Berührungsschwierigkeiten. Zunächst lief der Streifen beim FantasyFilmFest - und war dort ausverkauft! Dann wollte ich ihn in Mainz an einem Mittwochabend probieren, letzte Vorstellung - ausverkauft. Donnerstagsnachmittags in Frankfurt, im schönen "Orfoes Erben", wo ich viel zu selten bin, hat es dann doch geklappt.

                                        Nach dem Film fiel mir vor allem ein Wort ein, und ich musste feststellen, dass den gleichen Gedanken schon viele vor mir hatten, macht aber ja nichts: Charmant. Charmant charmant charmant und nochmal charmant.

                                        Eigentlich legt sich ein freundliches leichtes Dauergrinsen beim Film übers Gesicht. Es gibt auch ein paar wirklich witzige Stellen, die dann doch auch zum Lachen herausfordern. Aber für mich lebt der Film von seiner Grundstimmung. Dass nebenbei das Genre der Dokumentation auch noch sehr süß "nachgemacht"? "persifliert"? oder - ihm "gehuldigt" wird? -- wie auch immer, ich als einerseits Dokufan und andererseits Liebhaber des schrägen Geschmacks dürfte voll in der Zielgruppe des Streifens liegen.

                                        Man merkt, dass nach dem Abbrennen der guten Themenideen irgendwann die Luft dünner wird, aber mit 86 Minuten Lauflänge haben die Macher das wohl immerhin auch selbst gemerkt. 75-80 wären vielleicht noch realistischer gewesen, oder jemand hätte doch noch etwas mehr Ideen reinbringen müssen. Egal. Der Film will gar nicht der Kultstreifen des Jahrtausends sein, dafür ist er zu höflich, freundlich, niedlich, bescheiden -- zu charmant.

                                        Und für mich, um als echter "ganz großer Geheimtipp" durchzugehen, auch zu wenig bissig (Pun intended). FSK 12 geht ganz sicher in Ordnung, wenn auch 12-jährige (hoffentlich) nicht die Referenzen durchgehend erkennen ;-) Für mich persönlich hätte es mitunter einfach etwas böser sein können; etwas mehr "Mann beißt Hund", wo auch etwa die Involvierung des Kamerateams viel stringenter umgesetzt wurde (das wirkt vorliegend etwas haspelig hier und dort). Aber egal: Für mich der komischte Film des Jahres, im Nachhinein auch wohl doch das Highlight des FFF und absolut ein würdiger Kandidat für die Sammlung besonderer Nebengleisigkeiten im heimischen Regal. Empfehlung!

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                                          Natürlich hat Tommy Lee Jones mit jedem Tag mehr eines der zerfurchtesten Gesichter der Filmlandschaft und entsprechendes Charisma. Darstellerisch empfand ich allerdings Hilary Swank noch ein ganzes Stückchen mehr als den echten Hammer - großes Kino, tolle Rolle, tolle Umsetzung.

                                          Die Erzählung ist langsam und eher episch angelegt. Wer also Western sein Genre nennt und damit (auch) Action assoziiert, dürfte eher enttäuscht werden. Auch werden die psychosozialen Hintergründe des Plots nur angerissen; es geht also thematisch auch nicht unbedingt in wirkliche Tiefen. Leider, muss ich sagen, ist das der Stoff, den ich von Lee Jones auch erwarte, der Mann ist inhaltlich einfach kein Messias ;-)

                                          Trotzdem: Wer eine wahnsinnig tolle Western-Frauen-Rolle mit bärenstarker Umsetzung sehen möchte, unter dem Aspekt gewinnt der Film einiges. Dass Lee Jones sich zum Ende in erster Linie eben selbst inszeniert und damit für mich der ganz große "Spaß" leider dahin war, auch so ein ein bisschen erwarteter Nebeneffekt. Mehr Bilderkunst und elegische Erzählung auf hohem Niveau als irgendwie ernsthaft bedeutungsschwer.

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                                            Meine Tochter steht so sehr drauf, also habe ich mich drauf eingelassen. Ich mag ja ihre Begeisterung, allerdings kam ich nach einer guten Stunde nicht umhin immer deutlicher zu äußern, dass /mir/ der Film "nicht ganz so gut" gefällt... Und das, obwohl sie sie für mich sogar auf O-Ton eingelassen hat :-)

                                            Es ist halt vom ersten Teil an eine recht schlichte Hollywood-Umsetzung eines Bestsellers - ich weiß nicht, ob die Geschichte im Buch ausdifferenzierter ist, ich vermute es aber ganz stark. Man merkt der Inszenierung an, dass diese von Themenblock zu Themenblock springt, die szenischen Vorhersehbarkeiten bringen Fremdschämfaktoren hinein, und - Jennifer Lawrence ist eines meiner Hauptprobleme. Ich kannte nur den Hype-Namen, jetzt weiß ich, dass ich eine sehr große Abneigung gegen die Frau empfinde. Hat bestimmt etwas mit meiner persönlichen Erfahrung mit dieser Art von Frauentyp zu tun, ist also sehr sehr subjektiv, kann ich aber ja auch nichts dran ändern :-)

                                            Zu dem ganzen Teen-Zielpublikum-Gedöns kommt dann noch hinzu, dass die "Tribute von Panem" in Gänze ja geradezu damit beworben werden, dass die Auflehnung gegen ein totalitäres System ja auch noch Pädagogik enthielte. Zumindest den ersten Teil in sich würde ich da gerade eher ins Gegenteil bewerten: Es gibt praktisch keine Hinterfragung des Faktischen, obwohl so viele Stellen sich dazu angeboten hätten. Echte Konflikte werden auch ausgespart, damit die Heldin entsprechend sauber dasteht. Das ist geradezu schmerzhaft billig.

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                                              dbeutner 23.11.2014, 19:30 Geändert 23.11.2014, 22:04

                                              James Franco ist inzwischen eine Art Garant fürs mäßig-Mittelmäßige. Beim Cast haben mich eher Tim Wilkinson und Anna Friel (Pushing Daisies) angesprochen, wobei letztere wirklich nur Kleinstauftritte hat. Die Story hat auf der einen Seite alles, was ein Standard-Skript in dem Genre und-plötzlich-stecke-ich-in-Schwierigkeiten so zu bieten hat - also zugleich auch keine echten Überraschungen oder Originalität. Daneben sind einige Entwicklungen arg herbeigescriptet. Dennoch - unter dem reinen Faktor Unterhaltung hat es für mich ganz gut funktioniert. Erwartungen sollten jedenfalls nicht zu hoch geschraubt werden, das Genre als solches wird alles andere als neu erfunden, aber wer es eh mag, dürfte keinen völligen Reinfall erleben.

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                                                "Frontera" ist auf jeden Fall ruhig und stark erzählt, Michael Peña (End of Watch, Babel, L.A. Crash) einmal mehr recht überzeugend und sympathish.

                                                Was als Drama mit viel Konfliktpotential aufgrund einer Mischung von Ressentiments und Missverständnissen beginnt, verliert sein komplexes Potential leider, weil vor allem die Figur von Ed Harris eine dermaßen schnelle Wandlung durch macht, die auf feinere Personenzüge und psychologische Entwicklung pfeift. Na klar ist die Motivation grundsätzlich verständlich, sich nicht mit dem erstbesten Polizeiergebnis zufrieden zu geben, sondern /wirklich/ wissen zu wollen, wer seine Frau umgebracht hat. Aber wozu die Andeutigen über den Rassismus eines älteren Mannes, wenn das dann nicht für innere Konflikte und eine langsame Entwicklung genutzt wird. Stattdessen geht es etwas mehr in Richtung Thriller - bleibt alles recht unterhaltend und gut anzusehen, aber letztlich auch entsprechend ohne Tiefgang oder besondere Pluspunkte in einem durchschnittlichen Genre. Für Ed Harris Fans aber sicherlich dennoch interessant, ausreichend Charisma versprüht er mal wieder.

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                                                  dbeutner 23.11.2014, 18:01 Geändert 21.05.2019, 17:51

                                                  DarstellerInnen (Antonio Banderas, Birgitte Hjort Sørensen (Borgen), Robert Forster (Jacky Brown)) und Grundidee hätten ja was hergeben können bzw. haben etwas Hoffnung / Vorfreude gemacht; aber die Umsetzung... Roboterstimmen in der Zukunft klingen also wie Sprachausgabe am C64 um 1990 herum, aha... So als kleines Detailbeispiel.

                                                  Was zunächst von der Story her dann auch tatsächlich noch Potential bietet / bieten könnte, wird zunehmend billigen Platitüden geopfert; dass das Ensemble dann auch noch darstellerisch teilweise über den Grenzbereich ins Schmerzhafte gehende Leistungen abliefert, passt am Ende, leider; Melanie Griffith etwa - da bekommt man beinahe Mitleid. Selbst Sørensen wirkt in ihrer Nebenrolle teilweise völlig überfordert, obwohl sie in "Borgen" wirklich Schauspiellust versprühte. Schade drum, und für alle da draußen: Kann man sich /definitiv/ schenken.

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                                                  • Also, auch wenn ich das Zeugs weiter unterhaltend finde, auch ohne intellektuelles Sezieren kann, ja eigentlich muss man so einiges an der Folge auseinander nehmen. Aber mal geschenkt.

                                                    Am besten fand ich eigentlich Lockharts "und das dritte T habe ich vergessen"-Auftritt, der so dermaßen nah an Merkels "das dritte F habe ich vergessen"-Auftritt (https://www.youtube.com/watch?v=rybZh5ZPyMo) dran war, dass die Frage berechtigt erscheint, ob Homeland sich "aktuelle Bezüge / Witzchen" erlaubt und entsprechend dynamisch ist... So oder so, entweder oberkrasser Zufall oder großartiger Seitenhieb (und dann auch noch ein absoluter "Insider" aus US-Sicht, was die Sache noch sympathischer machen und die Frage aufwerfen würde, was uns da noch alles so entgeht).