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Alle Kommentare von dbeutner
"Lars von Trier mag sich vielleicht in der Öffentlichkeit das ein oder andere Mal daneben verhalten haben" -- ähm, jetzt wird aus einem fehlinterpretierten Cannes-Auftritt, der sehr viel mehr über die Zerreißer als über den Zerrissenen aussagt, schon "das ein oder andere Mal daneben verhalten" gestrickt, weil's dem einfachen Publikum als Vorspeise so gut runterrutscht? Sowas sollte man sich echt schenken, und wenn man einfach nicht mehr zu sagen hat, dann halt auch nicht mehr sagen...
"Quasi-Prequel zu Jackie Brown" ist wirklich eine gefährliche Aussage hinsichtlich der Ewartungshaltung des Publikums. Ich halte "Jackie Brown" ja für etwas sehr Besonderes sogar im Tarantino-Universum, auf der einen Seite rel. massenkompatibel, auf der anderen Seite trotz einer Grundruhe sehr abwechselungsreich inszeniert.
"Life of Crime" startet mit viel Schwung für ein paar Minuten, dann wird es seeeehr viel ruhiger, fast schon langsam, und aus der Ruhe kommt der Film auch nicht mehr heraus. Das ist etwas enttäuschend, hätte Schechter aber nicht seinen Schwung am Anfang verpulvert und wäre der Jackie-Brown-Vergleich nicht im Hinterkopf, würde das schon viel weniger schmerzen.
"Schmerzen" ist allerdings vllt. ein zu hartes Wort. Denn unterhalten habe ich mich gefühlt, wenn auch für den Erwartungshorizont schlechter als gedacht. Bis auf Aniston - die ich einfach selten mag und meistens etwas unangenehm finde, so auch hier - macht der Rest des Ensembles doch eher viel Spaß. Na klar hat Tim Robbins schon mehr Profil gezeigt, aber Mos Def & John Hawkes als sympathisches "Samuel L. Jackson & Robert de Niro"-Prequel-Gespann / -Ersatz sind ja nette Gesichter (allerdings machen schon diese Namen ein bisschen klar, dass "Life of Crime" auf mindestens zwei Qualitätsebenen unter Tarantino zielt).
Kein Kultpotential im Gegensatz zum großen Bruder, und nicht einmal ein echt scharfer Tipp. Aber für Genre-Fans sollte es zumindest auch eher keine echte Enttäuschung sein; wenn die Erwartungshaltung nicht zu hoch hängt.
Der Vergleich von "Le Prénom" mit "Carnage" (GdG) liegt ja rel. nahe, und so kam auch ich auf diesen Film, da ich über Carnage einmal mehr böse abgelästert und daraufhin diesen Tipp bekommen habe.
Er war besser, immerhin. Die ersten 40 Minuten empfand ich sogar als richtig zufriedenstellend. Leider verabschiedet sich der Film dann doch zunehmend von "stimmigem / wahrscheinlichen Verhalten", und der Streifen rudert dahin, woher er kommt: Theater. Er macht also letztenendes die gleichen Fehler wie Carnage, trägt dabei aber etwas weniger dick auf und ist in seiner französischen Art für mein Gefühl etwas liebevoller inszeniert.
Dennoch: Verfilmtes Theater ohne echte Adaption ist und bleibt halt genau das. Und da werde ich nie von wegkommen, das murksig zu finden. Hier etwas weniger. Dennoch am Ende murksig.
Auf dem FFF verpasst bzw.: Es war ausverkauft(!). Daher hoffe ich, nunmehr die Zeit zu finden und den nachzuholen, geistig im FFF-Kontext, daher sind auch meine Erwartungen absolut gesehen niedrig, relativ gesehen hoch. Freu mich also drauf und glaube kaum, dass ich den öde finden werde...
Und noch so ein fehlgeschlagener Versuch, mal wieder etwas für große Jungs zu schauen. Wobei ich in diesem Fall ja ausreichend gewarnt war - neben den Kritiken hier spielt immerhin John Cusack mit, der in den letzten Jahren absoluter Garant für wirklich schlechte Filme ist (der Mann ist aus der Höhe richtig runtergekracht, auch äußerlich, schade schade).
Also, will nicht viele Worte über so etwas verlieren: Geradlinig, unterkomplex, untinteressant. "96 Hours" für Arme, wobei ich "96 Hours" ja schon als "für Arme" empfinde. Teilweise wirklich recht schöne Bilder für so einen billigen Reißer und Bruce Willis ist der einzige, der sich Schauspieler nennen darf im Ensemble (aber nicht einmal das macht großen Spaß, außerdem auf absolute Nebenrolle reduziert), der Rest ist auf dem ich-hab's-mal-versucht-aber-bin-gescheitert-Niveau. Achja, die Inhaltsbeschreibung hier hat so einige Fehler im Detail, aber was soll's, so gaaaanz grob kommt's schon hin, habe schon noch gröberen Unsinn gelesen.
"die sich ihrem Leichtsinn nicht einmal im Geringsten bewusst sind" --> "ihres Leichtsinns". Signed by the last Genitive-Mohican...
Vorhersage: 1.5. Wow. Jetzt interessiere ich mich noch mehr für den Film :-)
OK, warum nochmal habe ich mir den Streifen angesehen? Achja, genau, Frau ausgeflogen, also war der Vorsatz: Schluss mit Dramen, jetzt mal ein grober Schenkelklopfer für das Kind im Manne. Aber... ganz so grob hatte ich es mir dann doch nicht vorgestellt.
Schon der deutsche Titel hätte einen Hinweis darauf liefern können. Die einsetzende Teenager-Musik mit Kreisch-Potential ebenfalls. Und das nicht vorhandene Schauspiel-Talent von Jake Johnson war auch schon in den ersten Sekunden wahrnehmbar (mannmann, so etwas von schlecht, dass es schon fast wieder etwas Besonderes ist). OK, Rest ebenso: Unoriginelle Story ("vorhersehbar" wäre noch geschmeichelt), weiterhin nervige Musik, und - dem schlechten Umfeld zu verdanken - eine /relative/ kleine Spitze mit Andy Garcia, der zumindest ein bisschen darstellerische Qualität reinbringt, zumindest in dem vorliegenden Zusammenhang.
Zielgruppe offensichtlich Teenager, ohne dass noch eine selbstironische Schicht darüber eingewoben wäre; entsprechend nimmt sich der Film auch auch selbst viel zu ernst. Empfehlung: Einfach sein lassen. Dann wäre mein Fehlgriff immerhin zu etwas nütze gewesen, anderen dieses Erlebnis zu ersparen.
Zu "Wadjda" hatte ich lange schon eine recht festgelegte Erwartungshaltung, die auch einigermaßen exakt bedient wurde: Ein engagierter Film aus Kinderperspektive, der doch primär für das westliche Publikum bestimmt und daher einem relativ groben Schema folgen muss und nicht ganz ohne Klischee-Freiheit daherkommt. Dennoch werden zaghaft differenzierte Gedanken eingeflochten: Die Mutter, die in Summe als "relativ fortschrittlich" dargestellt wird - für sie ist das unverschleierte Arbeiten im Krankenhaus vollkommen undenkbar; geradezu angewidert wendet sie sich ab.
Nicht alles ist also so grob "gut" oder "böse" wie der Freund Wadjdas oder die Schuldirektorin. Eine gewisse Zerrissenheit wird dargestellt, der Reichtum in Saudi-Arabien, von dem allerdings auch die Ausländer ausgeschlossen bleiben. Die sich einem zu groben Schema etwas entziehenden differenzierten Komplexe sind es, die dem Film wirklichen Wert bei bringen. Der Rest ist mitunter etwa zähes und zumindest stellenweise auch zu plakatives gut-mein-Kino.
Ein Blick hinter die Kulissen - etwas in http://www.zeit.de/2012/22/Saudi-Arabien - berichtet noch etwas mehr von diesen inneren Widersprüchen. Dass das Thema im hiesigen Land einmal mehr - siehe dann etwa die LeserInnenKommentare unter dem Zeit-Artikel - nur dazu taugt, den eigenen Rassismus zu hegen und zu pflegen -- traurig, sehr traurig. Aber das nur als Nebenbemerkung.
Der Film bietet also vor allem dem differenziert wahrnehmenden Publikum durchauch einige interessante Nuancen, als Kinderfilm funktioniert eher vermutlich etwas zu grob. Am Spannendsten ist aber wohl die Entstehung und Existenz dieses saudi-arabischen Streifens überhaupt.
Naomi Watts in einer Rolle als Hollywood-Mikro-Sternchen? YESSS -- dachte ich mir, weil da die Assoziation "Mulholland Drive" zwingend war - und sicherlich auch eine Rolle bei der Entstehung des Films gespielt hat. Allerdings ist "Ellie Parker" von M.H. extrem weit weg - Video statt High End, NoBudget statt Lynch-deLuxe.
Zunächst fiel mir der Zugang zum Film extrem schwer, in den ersten 20 Minuten hätte ich auch ohne Mangelerscheinungen schlicht ausschalten können. Nach und nach zieht der Streifen aber etwas an, in gewisser Weise findet sich sogar tatsächlich eine Portion Lynch wieder - Personen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Kamera sehr ins Gesicht, das erinnert tatsächlich ein bisschen insbesondere an Inland Empire.
Aber das sind eigentlich viel zu hoch gehängte Vergleiche. Es bleibt halt noBudget und die Konzentration aufs schräge Business der SchauspielerInnen und auch der Schauspielschule. Wer - spätestens nach "Die Spielwütigen" - grundsätzlich davon überzeugt ist, dass ein Großteil der SchauspielerInnen oder Möchtegern-DarstellerInnen, gäbe es keine Schauspielschulen, wohl eher ein Psychologie-Studium angegangen wäre (mit der bei diesem Studium verbreiteten Motivation, die eigenen Probleme in den Griff zu bekommen), wird hier nur noch einmal kräftig aus dem inneren Kreis heraus bestätigt. Aber immerhin: Mit der besten Freundin von "Ellie" ist auch ein argumentierender Kontrapunkt vertreten.
In Summe: Für SchauspielerInnen bzw. SchülerInnen des Faches ganz sicher interessanter als fürs breite Publikum. Für Watts-Fans ggf. einen Blick wert, wenn man in etwa ahnt, auf was man sich einlässt. Mir persönlich etwas zu spezifisch, aber in der zweiten Hälfte durchaus mit einem Schuss Schrägheit, der gefallen hat.
Sarah Polley, die ich vor allem als Coixet-Darstellerin kenne (Mein Leben ohne Mich; Das Geheime Leben der Worte) und schätze (deutlich mehr als Coixet selbst), legt eine Puzzle-Doku vor: Vieles, was man in den ersten 20-40 Minuten sieht, kann man erst später einordnen oder korrekt einordnen; vor allem die Personen selbst. Das macht zwar den Einstieg etwas mühsam, wenn man das Ziel der Reise nicht kennt (und das würde ich aber dennoch dringend empfehlen, den Film ohne Wissen um den genauen Inhalt anzuschauen), dafür im weiteren Verlauf umso spannender. Die Struktur empfand ich jedenfalls in Summe als klares Plus.
Inhaltlich will ich eigentlich gar nichts vorwegnehmen. Es ist keine Geschichte, die es noch niemals gab, aber eine, die sehr persönlich präsentiert und an mehreren Stellen emotional sehr kräftig wird. Wenn auch eine Person zum Ende hin meine Sympathien leider verloren hat, gilt über weiteste Strecken eher das Gegenteil: Alle sind irgendwie recht nah, niemand grundunsympathisch, sprich: Man hört gerne zu, zumal sehr unterschiedliche Gedanken zur Vergangenheit vorgetragen werden.
Gestört habe ich mich mehr an der theoretischen Prämisse, die Polley vorgibt: Dass es um Wahrheit ginge und darum, wie wir davon geprägt werden, wer welche Story wie erzählt. Der Begriff "Wahrheit" wird für mich als Mathematiker/Philosoph hier (von mehreren Personen) arg missbraucht, es geht um Wahrnehmung statt Wahrheit, auch wenn das "nur" ein Begriff ist - für mich ein entscheidender. Und aus der Wahrnehmung heraus ergibt sich auch die "Story someone tells".
Diese aus meiner Sicht theoretischen Mängel sind aber letzten Endes nicht besonders tragisch, weil die Geschichte und ihre Psychologie absolut ausreichend spannend sind - auch was die Frage betrifft, wie man selbst in der einen oder anderen Person / Position handeln & denken würde. Der kleine Mangel an Empathie, die etwas überzogene Ich-Bezogenheit fast aller Personen (dennoch mit klaren Unterschieden), das sind Ausgangspunkte, die ich wichtig zu diskutieren finde, aber das kann man ja nach dem Film mit seinen MitschauerInnen machen, das muss der Film nicht auch noch leisten.
"The One I Love" ist ein Independent-Experimentalfilm, der eine Liebesdrama-Story mit einem ordentlichen Schuss Mystery verbindet, ohne dass es für empfindliche Gemüter zu thrillig würde. Das Skript legt einige absolut nicht-doofe Fragen vor und baut sich recht schlüssige Konstellationen dafür zusammen; kurzum: die Twists sind relativ originell und meistens funktioniert die Geschichte in ihrer eigenen Logik stolperfrei weiter (es gibt mindestens eine gröbere Lücke gegen Ende, aber darüber kann man in Summe dann ganz gut hinwegsehen).
Die kleine aber recht feine Besetzung Elisabeth Moss (Top Of The Lake), Mark Duplass & schließlich Ted Danson (Bored to Death) macht es im Vorfeld deutlich: Hier geht es mehr um die Idee als um eine runde Hochglanzsache. Man merkt dem Film immer wieder etwas an, dass beim Drehbuch bestimmte Konstellationen als interessanter Gedankenabsprung erzeugt werden sollten, die Wege dorthin bzw. dazwischen wirken allerdings mitunter deutlich weniger interessant und ausgearbeitet als der Zielpunkt.
Dennoch schafft "The One I Love" es, soviele dieser Ideen zu produzieren, dass der Film nie auf der Stelle tritt. Im Gegenteil werden Konstellationen, wo andere Regisseure ganze Filme aus einem Gedanken ausschlachten würden, recht schnell abgehandelt, um dann zur nächsten Idee voranzuschreiten. Das ist mutig, geht aber nie schief, da ausreichend originelles Material existiert.
Inhaltlich schließe ich mich meinen Vorrednern an: Man sollte wenig über den Ablauf wissen, dann überrascht die Sache ausreichend. Sympathisch, klein, engagiert.
Mit Wes Anderson kann ich ja tendenziell wenig anfangen - zuletzt hatte "Moonrise Kingdom" meine Nerven arg strapaziert und meine Neigung, zum Kindermörder zu werden, forciert ;-)
Und so wollte ich eigentlich um das "Grand Budapest Hotel" eher einen Bogen machen, aber dann wollte jemand, dass jemand anders den unbedingt sieht, und schon war ich mitgefangen. Erwartet habe ich das Anderson-typische Überspiel mit Farben und Ausstattung und den nervigsten Dialogen, die die Welt zu bieten hat.
Natürlich habe ich das /auch/ bekommen. Aber auf zwei Ebenen hat es doch funktioniert: Die Story hat mich, das ungewöhnlichste wenn Wenderson und ich aufeinandertreffen, interessiert und ihre Inszenierung fand ich in Summe nicht enervierend. Und natürlich: Der Cast. Also das war eine solche Freude, denn fast durchgehend traten DarstellerInnen auf, die mir sehr grundsätzlich Freude bereiten. Das war geradezu Party pur.
Da konnte ich dann auch die sehr gewöhnlichen & handwerklichen Kniffe, mit denen Anderson für mein Gefühl immer Kunsthandwerk dem gemeinen Publikum als Kunst verkauft, beinahe verzeihen. Naja, für manche Szene und manche Dialoginszenierung hätte ich den Mann schon gerne wieder geohrfeigt, aber insgesamt überragten Interesse und Spaß die Nervigkeit.
Wer starke Empathie-Fähigkeit hat, wer Kinder hat und liebt, wer sich mit Kinderpsychologie grob auskennt - für all die ist "Children Underground" ein sehr schwerer Brocken. Wenn man alles drei in sich vereint, fast unverdaubar.
Die Situation von Straßenkindern "um die Ecke" in Europa, wo Rumänien ein besonders negativ herausragendes Beispiel ist, macht vor allem sehr hilflos. Denn im Gegensatz zu Dokus über politische Missstände, bei denen politische und/oder wirtschaftliche Interessen und dementsprechend "das Böse" noch rel. klar herauszuarbeiten ist, sind Straßenkinder in dieser Dimension das Ergebnis eines äußerst komplexen Prozesses. Dass "Armut im Kapitalismus" zumindest ein Anheizer ohnegleichen ist, ist noch einfach nachvollziehbar; dennoch reicht so eine Floskel nicht als breite Erklärung, sieht man doch zu, wie menschliche Standards in einer Gesellschaft völlig erodiert sind und ein Spruch wie "Ich schlage meine Kinder nicht" das Maximum an Menschlichkeit ist - und dieser Satz wird dann auch nur wenige Sekunden später mehr als relativiert.
Die Darstellung des Lebens der Kinder, des (geradezu aus dieser Situation heraus zwingenden) Drogenkonsums, der teils brutalen Ablehnung durch nicht-Betroffene, der Gewalt untereinander - sehr harter Tobak. Wenn aber zwei Familien der Kinder besucht werden, taucht man in gespenstische Verhältnisse ein, wo nur zu erahnen ist, was hier unter der Oberfläche schlummert. Gruselig ist gar kein Ausdruck.
Die Doku nimmt sich mit Stellungnahmen mehr als zurück. Teilweise sind Szenen zu sehen, die die Grundfragen der Ethik des Dokumentarfilms berühren (was kann man noch abbilden, ohne einzugreifen). Es werden wenige helfende, sehr engagierte Menschen gezeigt, und fragwürdige HelferInnen, wie die Engländerin, die zwei der Kinder in eine Unterkunft mitnehmen will, ohne sich zu fragen, wie so ein Hilfesystem wohl funktionieren kann. Oder der Pfarrer einer Gemeinde, die sich um Straßenkinder kümmert, aber die Kinder, die sich nicht bereitwillig von außen helfen lassen, verachtet. Typen, bei denen der Humanismus soweit reicht, wie er das eigene Ansehen steigert - und keinen mm weiter.
Etwas mehr Fragen, etwas mehr Hintergründe hätten der Doku gut zu Gesicht gestanden. Etwa ein bisschen Kinderpsychologie, damit das Publikum nicht in die gleiche Arroganz wie der Pfarrer verfallen kann. Oder warum die U-Bahn-Station später geräumt wurde und die Kinder in "noch schlechteren" Verhältnissen leben müsse (Systemfrage stellen! ... wenn der Kapitalismus seinen Dreck unter den Teppich kehren will...). Also unter dem Aspekt der Möglichkeiten eines Dokumentarfilms ist da Platz nach oben. Dennoch, auch in seiner speziellen sich zurücknehmenden Art zumindest für das empfängliche Publikum stark, aber eben auch fast grenzwertig hart.
"Nurse" ist storymäßig dermaßen auf Trash gebürstet, dass man auch über die Grundlage - untreue Männer sind lieber zu beseitigen, damit es der Familie besser geht - gar keine Sekunde nachdenken geschweige denn diesen Ansatz zu ernst nehmen und sich ärgern sollte; das könnte insofern schwer fallen, als dass der Film sich genau an dieser Stelle eben doch selbst ein bisschen zu ernst verkaufen will. Aber wie gesagt, der Storyverlauf schreit einem dermaßen "Trash" ins Gesicht, dass man jeden ansatzweise ernsten Gedanken dazu besser gleich erstickt.
Unter dieser Prämisse hätte das ganze dann schon ein Spaß werden können, denn einmal von jeder Seriosität befreit, kann so ein Filmchen ja nett um sich schlagen und auf alle Konventionen und Regeln verzichten. Spielraum, der zu Spaß führen kann. Kann.
Dem steht leider Paz de la Huerta entgegen. Wo der Film technisch doch eher solide ist und keineswegs billig daherkommt, darstellerisch ansonsten zumindest für ein bekennendes TrashMovie auch alles grün ist, redet die Hauptperson in einer Mischung aus Dumm-Trance und der definitiv falschen Menge an Tranquilizern im Blut den Film um Kopf und Kragen. Erklingt ihre Stimme, erschaudert das Publikum. Nun ergeht das ja scheinbar wirklich dem gesamten Publikum in etwa so, so dass man sicht fragt: Was soll das? Ich habe keine Ahnung...
Und damit floppt "Nurse" dann einigermaßen. Dass in einem Streifen, der sich trotz Hochglanz inhaltlich doch eher auf Exploitation-Ebene bewegen will, dann die sexuelle Freizügigkeit mitunter so beschnitten wirkt, als wolle man doch noch eine FSK-6-Wertung herausholen, ist noch so ein Stolperstein. Man wollte sich viel trauen, am Ende ist aber ein abgesägter Arm die herausragende Spitze - im Umfeld vom FFF etwa, auf dem "Nurse" dieses Jahr lief, nicht gerade das, was mit "mutig" zu betiteln wäre.
"Gone" + "Affleck" war für mich bisher zwingend assoziiert mit "Gone Baby Gone" - ein kleines inhaltliches Meisterwerk, inszeniert von Ben, Hauptrolle Casey. Anspruchskino, wie man es sicht wünscht.
Nun also "Gone Girl", Hauptrolle Ben, inszeniert von Fincher, dem Garant fürs Unklare - Meister des "Fight Club", wahnsinnig solide Handarbeit bei "Zodiac", aber eben auch vor allem bekannt für hoffnungslos überbewertete Filme, vor allem 7 & Panic Room. War für mich sehr zweischneidig im Vorfeld, aber am Ende hatte ich schon eine positive Grundstimmung.
Das hielt auch noch eine Weile. Natürlich war die Eskalation der Vermisstensuche viel zu schnell und heftig, dafür sorgte das Zusammenspiel der Charaktere auf Polizeiseite für gute Unterhaltung, vor allem Kim Dickens (Bordellbesitzerin in SoA) war überraschend überzeugend bzw. solide unterhaltend. Auch hat meine Frau die überamerikanisierte Dramatisierung viel früher nervig gefunden als ich selbst; aber es wurde am Ende alles viel zu viel. Die bis ins Lächerliche gehende Überspitzung der Medienpräsenz mag als Kritik gemeint sein, aber wenn Kritik dermaßen platt rüber kommt, dann geht sie bei mir nur als Beleidigung meines Intellekts durch.
Dennoch hat mir das erste Drittel noch einigermaßen zugesagt. Dann aber war die Story im wesentlichen durchgekaut, und spätestens zur Hälfte waren mir alle Figuren völlig egal. Inzwischen war ich weniger dabei, einen runden Film zu sehen, als dass ich vielmehr einen Film sah und mir jede Minute das hölzerne Drehbuch dazu vorstellte, wie dieses auf mitunter brutale Weise zusammengehämmert wurde.
Das Ende? Zum Aufstöhnen. Mir ist ehrlich gesagt völlig schleierhaft, wie ein vernunftbegabtes Wesen diesen Streifen toll finden kann. Da ist soviel so dermaßen krude und blöd oder schlicht schlicht, dass es schon ins Schmerzhafte geht. Optisch sieht der ganze Streifen natürlich professionell aus, aber das bleibt doch im Wesentlichen das Positive, was darüber zu sagen ist - und das bedeutet nicht viel, denn das ist das Minimum, was Fincher abliefern würde.
Aber was soll's - Fincher ist offenbar kein Kandidat für den Philosophie-Nobelpreis. Wenn die Vorlage toll ist, macht Fincher mit seinem soliden Handwerk entsprechend großes draus. Ist die Vorlage wie hier eher Schund, hat Fincher offenbar auch keinerlei Ambition, das im Ergebnis zu ändern. Das Kino bekommt man so offenbar voller als mit Anspruchskino... Aber so sind die Menschen halt...
Dass ich das noch erleben darf... Noch einmal Kyle MacLachlan als Agent Cooper, das ist ein bisschen wie die Wiederauferstehung eines tod geglaubten besten Freundes... ;-) Und Lynch gibt das Regiezepter nicht aus der Hand - offensichtlich haben die beiden Großes vor und wollen die Fehler von damals ausbügeln. "Schön" ist überhaupt kein Ausdruck!
"In Bloom" ("Grzeli nateli dgeebi") eröffnet auf der einen Seite einen ganz sicher interessanten Einblick in das Leben in Tiflis, Georgien, 1992: hart & kriegsversehrt, in einer Gesellschaft, wo fast alle entrückt sind und harmonische Zustände eher fremd. Auf der anderen Seite werden zwei Mädchen porträtiert, die trotz dieser widrigen Umstände ihre Freundschaft leben und versuchen, sich in ihrer kleinen Welt zu arrangieren - nicht ohne, dass es auch lauten Protest und Ausbrüche aus der vorgegebenen, teilweise irren Enge gibt.
Ein bisschen hat mich die Erzählung von ihrem Stil her an das Kino Asghar Farhadi's erinnert (wobei ich letzteren definitiv als wärmer und professioneller empfinde, wenn auch auf Dauer als zu einseitig): Inhaltlich eher stark und mit Statements, filmisch aber mäßig ambitioniert etwas zu sehr an der Erzählung seiner Story klebend. Mehr dokumentarisch anmutende Dramaerzählung als Filmkunst.
Im letzten Drittel entwickelt sich etwas Wucht, bis dahin gab es Momente, die mich beinahe gelangweilt haben. Nebendarsteller Data Zakareishvili schaut zwar primär süß in die Kamera, transportiert dabei aber fast mehr als alle Worte drumherum. Da blüht kurz auf, wie Emotionen ohne Drama erzählt werden /können/, und wie man Menschen ins Herz blickt. Das schaffen zwar auch die beiden zugegebenermaßen recht starken Hauptdarstellerinnen, aber müssen dafür viel mehr Text und Drama bewegen. Mir etwas zu viel, ohne dass dabei wirklich ein Aha herauskommt.
Ganz klar: Der Coolnessfaktor von Teil 1 wird nicht erreicht, die Story und ihre Inszenierung bleiben zweifelsfrei ein sehr merkliches Stück hinter "dem Original" zurück. Darstellerisch habe ich meine persönlichen Probleme mit Gordon-Levitt (dem sage ich seit Jahren hinterher, dass er sein Jüngelchen-Image nicht losbekommt, und nun versucht sich der Knabe im Sündenpfuhl -- für mich persönlich schlicht lächerlich; aber da gibt es viele, die das anders sehen), Eva Green (habe ich noch nie ohne Overacting erlebt, und auch hier meine ich durchaus: mehr Zeilen-Aufsagen als es einer Comic-Inszenierung gut tut) und, leider muss ich das sagen, Rosario Dawson. Die war zwar auch schon im ersten Teil dabei, aber ich habe sie nicht mit Fremdschämfaktor in Erinnerung (ich finde sie ansonsten eine tolle Darstellerin), hier aber hatte ich das Gefühl: Das hier kann'se einfach nicht.
All das zusammen passt einfach nicht mehr auf 8 Punkte oder drüber (Teil 1: 9.5 Punkte). Jetzt aber zur Ehrenrettung: Visuell wurde mitgehalten bzw. draufgesetzt. Vor allem in der Schärfe, aber auch viele kleine Details. Vom 3D mal abgesehen, mit dem zumindest ganz lustig und dem Comic-Genre entsprechend umgegangen wird (habe nur in 2D gesehen, man erkennt aber die 3D-Elemente meistens, und sie wirken auch in 2D nicht mal schlecht). Ich halte es für einen unglaublich undifferenzierten Vorwurf zu sagen, dass der Film optisch nichts Neues bieten würde - auf der einen Seite fast eine triviale Aussage (es SOLL ja "gleich" aussehen), auf der anderen Seite wurden Details verändert und durchaus der Zeit angepasst. Ja, es wirkt dadurch mitunter glatter, aber eben auch noch stilisierter. Das muss nicht gefallen, aber eine eigene kleine Note hat die Optik dennoch.
In Summe habe ich visuell meinen Spaß genossen, die Handlung war mir mitunter zu linear und die DarstellerInnen, s.o., für mich ab und zu im Grenzbereich. Das vermutlich Zutreffendste, auf das sich viele einigen können, dürfte sein: Diese Fortsetzung wäre bei dem Ergebnis-Gesamtniveau schlicht nicht notwendig gewesen. Trotzdem für mich unterhaltender als die meisten Filme, die ich dieses Jahr sehen "durfte".
Wird "Jiro Dreams of Sushi" mitunter leicht ironisch als Food-Porn bezeichnet, musste ich als Vegetarier und ethischer Mensch an mehreren Stellen doch eher einen Food-Torture-Porn mir antun. Sicherlich geht es am Ende nur in zweiter oder dritter Linie wirklich um Sushi, aber man kann es auch nicht recht ignorieren. Immerhin wird sogar das Thema Überfischung angesprochen, aber so unreflektiert, dass auch das schon beinahe schmerzt.
Daneben gibt es interessantere - und weniger abstoßende - Themen: Akzeptanz von Arbeit, Verbesserung, Perfektion; Familie und die Schwierigkeit, aus großen Schatten herauszutreten.
Einiges wiederholt sich leider ohne Erkenntnisgewinn, zB die Zutatenzulieferer. Und dass nun primär genau ein Kritiker, der schon fast homoerotische Züge ggü Jiro entwickelt, wertend zu Wort kommt, macht die Sache auch nicht runder. Im Reich der Dokumentarfilm also sicherlich nicht Weltspitze, für Vegetarier mitunter sogar schwierig zu ertragen. Aber durchaus mit interessanter Note.
"Killers" lebt vor allem von seiner harten Kompromisslosigkeit, die der Streifen nach und nach und zum Ende hin fast pausenlos zelebriert. Das hat auf mich zumindest einen gewissen Sog ausgewirkt, wobei die schicke Optik des Streifens da recht willfährig unterstützt.
Die beiden "Killers" haben völlig unterschiedliche Ansätze, und einen "Wettbewerb" kann man die Entwicklung nicht wirklich nennen, sind doch die Motive für die Morde grundverschieden. Dennoch gibt es Beeinflussungen, die aber mehr auf den inneren Charakter wirken als auf eine direkte "Kopie" der Handlung des jeweils anderen hinauslaufen.
Insofern hat mich auch die Story die "Originalkillers" weit weniger interessiert, da ich psychopathische Frauenserienmörder grundsätzlich unprickelnd finde bzw. tendenziell nervig im Film. Dennoch ist der Charakter zumindest etwas facettenreich ausgestattet, so dass schon dieser Teil nicht nur vom Standard-Thriller-Feeling lebt. Hingegen war die Story des Journalisten mehr ein Rache-Drama einer verzweifelten Persönlichkeit - hätte geradezu auch koreanischer Stoff sein können.
Dafür, dass der Film wirklich nicht in mein primäres Metier passt, fand ich den Streifen ungewöhnlich spannend, unterhaltend und eben schick gefilmt. Echte Genre-Freunde könnten da evtl. noch mehr Begeisterung entwickeln. Ob der Film wirklich eine Moral hat? Da bin ich dann doch skeptisch... (finde die Frage allerdings auch bei solchen Streifen unglaublich sekundär).
"Coherence" hat mich mit seiner Inszenierung zunächst beinahe gefoltert; das fehlende Skript spürt man mehr als deutlich, mehr noch: Ich konnte mir ständig mehr als lebhaft vorstellen, wie die Regieanweisungen lauteten. Auch reagiert das Ensemble recht durchgehend eine kleine Nummer zu laut und zu heftig, so dass viele Einzelsituation schlicht übertrieben und deutlich zu wenig subtil erscheinen; allein die massive Redundanz in den Dialogen ("Ich sehe X". "Ja, ich sehe auch X!" "Ich auch."; oder Kamera zeigt Y - "Guck mal, Y!" "Ja, Y!") geht ins Schmerzhafte.
All das ist schade, denn die Grundideen sind eigentlich nett: Auf der einen Seite die Umsetzung einer rein gedanklichen "Thriller"-Story (dazu hat "MrDepad" unten treffend geschrieben) und auf der anderen Seite die Betrachtung der Menschen, die alles Fremde bekämpfen - im Zweifelsfall auch sich selbst.
Die Wendungen zum Ende kippen zwar etwas aus dem bisherigen Rahmen, fand ich aber zumindest nochmal selbständig unterhaltend. Dass der Film sich zuvor in seinen Konstrukten mitunter etwas zu ernst nimmt, ist letztlich ggü den Inszenierungsschwächen schon fast zu vernachlässigen. In Summe schwer zu bewerten - nach einer halben Stund hätte ich eher in Richtung 5 Punkte gedacht, später hat mich die Story einigermaßen von den Schwächen abgelenkt.
Da fehlt ein extrem aktueller Vertreter, der auch auf dem FFF zugleich mit "Open Windows" lief: "Killers". Wer sich fürs Genre interessiert - sehr kompromissloser Streifen, in seinem Genre auf jeden Fall eine kleine Note setzend.
Herr Boe liefert die dänische Antwort auf "The Wolf of Wall Street" - und keiner merkt's? Na gut, dann ist das halt der vierte Boe, zu dem ich hier den ersten Kommentar verfasse... (traurig)
Dänemark ist ein Dorf und das politische Setting entsprechend merkwürdiger als der Durchschnitt. Etwas familiär, etwas schräg, von der internationalen politischen Bühne aus betrachtet vielleicht mitunter geradezu ein bisschen lächerlich und klein. Aaaber: interessant.
Wer die Serie "Borgen" gesehen hat, kennt das alles. Und nicht nur diese abstrakte Wahrheit, sondern auch gleich ein paar Hauptpersonen, auf die man in "Spies & Glistrup" trifft. Nun kennt außerhalb Dänemarks kaum eine Sau Herrn Spies oder Herrn Glistrup, so dass der internationale Titel "Sex, Drugs & Taxation" geradezu zwingend war - inhaltlich ist Spies eben ein wenig der Dorf-"Wolf" Dänemarks.
Dieser Spies hatte also in den 60ern ein Reisebüro und einen Freund & Anwalt Glistrup; zusammen mischen sie erst die Reise- und Flugwelt, dann die Steuerwelt auf. Spies wird von Johan Philip Asbæk ("Borgen"; "R"; "A Hijacking" (dänischer Vorgänger von "Captain Phillips"); und nun sogar "Lucy") verkörpert, der einmal mehr Akzente setzt; ach, der Mann ist wirklich gut. Glistrup wurde mit Nicolas Bro definitiv zu komödiantisch besetzt, wenn Bro & Maske sich auch Mühe gaben. In "Borgen" war bereits Ole Thestrup zwar nicht namentlich als Glistrup besetzt, aber Glistrup war die offensichtliche Vorlage für den Borgen-Charakter "Svend Åge Saltum" - das saß besser.
Wir folgen diesen beiden schrägen Charakteren also durch die 60er und ein bisschen 70er. (Echtes) Zeitkolorit bringt Boe tatsächlich nur durch Archivaufnahmen rein, in der eigenen Verfilmung gibt es da noch einen Touch von, aber beim Film ist es wohl wie in der Politik: Es ist halt nicht Hollywood, und die Kassen sind arg begrenzt. Das hat mich auch nicht im Geringsten gestört, es ist halt nur so, dass "Spies & Glistrup" nicht etwa allein durch die Ausstattung ernsthaft Punkte einfahren könnte.
Wenn man nicht im Groben weiß, um wen es hier eigentlich geht und welchen Pfad der Film letztlich verfolgt (und so ging es mir leider), der muss sich durch die erste halbe Stunde schon fast durchbeißen, weil die Story, auf die der Film hinaus will, einfach unklar und von zu vielen Steuerfragen beeinflusst ist. Obwohl ich "Filme-sehen-von-denen-ich-gar-nichts-weiß" eigentlich mit das Schönste auf der Welt finde - hier würde ich allen nicht-Dänen oder Dänen unter 30 dazu raten, sich zumindest kurz mit der Historie der beiden Dargestellten vertraut zu machen.
Nach der benannten ersten halben Stunde werden "fachlich-technische Fragen" des dänischen Steuer- oder Polit-Systems deutlich weniger wichtig. Zunächst ist es Spies, der mit seinem Erfolg auf psychischer Ebene mittelmäßig klarkommt und "Mädchen ficktesten" ganz klar für spannender hält als die Leitung einer Firma; der Typ war sicherlich von vornherein ein wenig durchgeknallt, dann kamen noch Drogen ins Spiel, und schon haben wir einen dänischen "Reisebüro-Wolf". Glistrup hingegen ist zunächst der Steuerberater-Trottel, auch wenn diese "Trottel"-Schiene mehr Nicolas Bro geschuldet ist. Später will Glistrup nicht mehr im Schatten Spies' stehen und bekommt allgemeinere politische Ambitionen, allerdings - so /richtig/ ernsthaft wird der Typ nie. Wie gesagt, wen dieser Teil dann mehr interessiert, der sollte nach diesem Streifen zu "Borgen" greifen und schauen, was aus dieser Ecke noch so alles kam.
So, viel geschrieben, aber wie war's? Nett, übertrieben, durchgeknallt, aber sowohl für Dänemark als auch für Boe gerade noch so Durchschnitt. "The Wolf of Wall Street" ist eben teurer & peppiger. Da sich alte Bekannte am Set versammelt haben, und ich das dänisch-dörfliche eh etwas amüsant finde, war ausreichend subjektiver Spaß dabei. Wem diese Dinge nicht zusagen, wird sich vielleicht einfach nur wundern und die dargestellten Typen schlicht abschreckend finden (sind sie ja auch).
Und Boe? Ah, ich glaube, im rein Fiktionalen ist er deutlich stärker. Aber da geht er bestimmt auch wieder hin zurück.
Das war mal ein Kampf, bis dieser Film hier gelistet war. Egal :-|
Und jetzt ist er gelistet und wird gefeiert wie auf IMDB. Für mich sehr unverständlich, da ich als Doku-Liebhaber hier doch zwar interessiert war, aber nach der Sichtung auch ein bisschen enttäuscht.
Zwei Hauptkritikpunkte habe ich: Erstens wird die Historie von Computerspielen im "Weltsportformat" verfälschend dargestellt. Die Macher haben offenbar sich eher mit den konkreten Spielen und ihrer Historie beschäftigt als mit dem abstrakten Thema. Mag sein, dass die Preisgelder immer höher und höher wurden, Computerspiele als Sport mit internationalem Touch gibt es aber schon sehr, sehr viel länger.
Zweitens ist der dramatische Aufbau für eine Doku definitiv bestenfalls Mittelmaß. Es wird zu viel gesprungen, der subjektive rote Faden, den das Publikum für sich entdecken soll, wird immer wieder versteckt.
Am Ende ist es wegen des Themas auf der einen Seite und wegen der Mischung mit den persönlichen Hintergründen der Spieler auf der anderen Seite dennoch interessant. Mehr aber auch wirklich nicht. Das mag eine andere subjektive Färbung bekommen, wenn man selbst Dota-SpielerIn ist und/oder darüber hinaus sich mit den spezifischen Wettkämpfen und dem internationalen Parkett schon auseinandergesetzt hat.
Gerade das aber macht einer sehr gute Doku ja erst aus, dass der Dokugegenstand eben nicht zu den persönlichen Vorlieben des Publikums gehören muss. Daher: Überbewertet, für Dota-Fans subjektiv scheinbar dennoch ein richtig heißer Tipp, für Nerd-Lastige potentiell interessant, aber nicht mehr, für den Rest maximal Durchschnitt.