dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    Wirkt filmisch recht billig hingerotzt (null Gefühl für Bildästhetik, optische Langeweile pur) und steht nicht zu seinem LowBudget-Rahmen. Etwa zweimal mehrminütige Klopperei pro Folge kann ich mir auch bei Banshee abholen, aber die Serie steht wenigstens dazu, Trash zu sein. Und die Superheldeneigenschaften - auch das wirkt nicht mal bemüht (OK, das ist die Vorlage, aber die kannte ich bisher nicht und bin nunmehr froh drum). Wo Gotham noch ein bisschen Atmosphäre zaubert, dennoch ohne sich zu ernst zu nehmen (aber zumindest immer wieder optische Glanzstücke bietet), kann ich mir /diese/ Art von Comic besser schenken... Schade. Aber ich bin wohl auch wirklich nicht das Zielpublikum...

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      dbeutner 06.04.2015, 16:04 Geändert 07.04.2015, 11:46

      Im Zuge meiner persönlichen P.S.Hoffman-Werkschau bin ich dann auch über "Empire Falls" gestolpert - hoppla! 0 Bewertungen, 0 Kritiken auf MP zu einem Zweiteiler, der von der Besetzung her doch mehr als aufhorchen lässt: Ed Harris, Philip Seymour Hoffman, Paul Newman (letzter Film, dem er nicht nur seine Stimme, sondern auch sein Gesicht lieh! Und: tolle Rolle!), Dennis Farina, um nur einmal die männlichen Protagonisten zu listen.

      "Empire Falls" porträtiert das Leben in einer Kleinstadt. Mehr passiert eigentlich nicht. Der Film ist also sehr ruhig, lebt aber von seinen sympathischen Charakteren und liebevoller Darstellung derselben. OK, Helen Hunt ist etwas anstrengend und ihr Charakter tendenziell überzeichnet, aber das geht schon in Ordnung.

      Also so eine Art "Twin Peaks" ohne Krimi, ohne Übersinnlichkeit, ohne den schlau-brachialen Humor und ohne SoapOpera, nur ein bisschen Drama. Ruhiges Darstellerkino, auch wenn es nicht Kino ist (sondern "nur" eine HBO-TV-Produktion). Für gute 8 EUR zu erhalten (http://www.amazon.de/EMPIRE-FALLS/dp/B0009W5IMO/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1428327646&sr=8-1&keywords=empire+falls) -- aber Obacht, nur als Region-1-DVD zu bekommen!

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        dbeutner 06.04.2015, 15:38 Geändert 07.04.2015, 00:30

        Viel Lärm um nichts. Abgesehen davon, dass "Inception" action-lastiger und "gewaltiger" war, merkt man doch die gleiche Handschrift eines Christopher Nolan, den ich schon seinerzeit intellektuell ziemlich abgeschrieben hatte (http://www.moviepilot.de/movies/inception/comments/216586).

        McConaughey sehe ich grundsätzlich gerne, allerdings fand ich seine slow-motion-Art zu reden und zu flüstern charakterlich fragwürdig für einen Astronauten, welche doch auch in der Zukunft eher Schnelldenker sein sollten / werden. Wenn man seine Besetzung hier gg zB seine Rolle in "True Detective" vergleicht, ist die letztere Faust auf Auge, die erstere eher misslungen. Dennoch ist seine - wenn auch in meinen Augen tendenziell unpassende - Performance fast alle Punkte wert.

        Die Story geht eher ins Lächerliche. Zeitreise, die hundertdreiundzwanzigste also, und wo am Anfang noch Ansätze von Physik und Logik und Relativität tangiert werden, müssen wir zum Ende halt einfach mal fressen, dass alles bisher Gesagte für die mehrdimensionalen Außerirdischen Papperlapapp ist, und schon funktioniert Zeitreise wieder. Nolan dreht den Zuschauern einmal mehr eine lange Nase und freut sich drüber, dass die den Unsinn abfeiern. Eben, wie schon in Inception. Und die Referenz am Anfang auf viel "später" - "Zeitkreis" - das war ja schon fast unverschämt billig; in wie vielen Filmen ist das schon verwendet worden? Nolan, Du warst mal originell...

        Und am Ende haben wir eine "gebogene Welt". Da hätte man dann auch Nolans Name aus dem Abspann raus lassen können - das wird jetzt zu seiner Signatur?!

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          dbeutner 02.04.2015, 14:02 Geändert 02.04.2015, 14:03

          "Wyrmwood" ist trashig und tut nicht im Ansatz so, als ob etwas anderes der Fall sei. Eine Kritik à la "Figuren wurden nicht sorgfältig genug ausgearbeitet" läuft daher auch am über die Kritik sich schlapp lachenden Film völlig vorbei.

          Ernsthaft vorwerfbar ist, dass es Szenen gibt, wo die Roache-Turner-Brüder wohl gesagt haben: Ach scheiß drauf, das reicht jetzt - auch wenn die Darsteller gerade eher im Amateur-Textaufsagen-Modus waren (was sie nicht immer sind, daher schon fehlende Qualitätskontrolle der Schauspielführung). Aber selbst das - ach, iss-doch-egal.

          Wyrmwood ist ein bisschen wie der Gegenentwurf vom von mir auch durchaus recht doll gemochten "The Battery" (beide Filme vom FFF präsentiert). Während letzterer eher vor sich hin schlurft und lässig und langsam ist, ist "Wyrmwood" schnell, laut, es ist immer was los -- auch wenn die Hintergründe (fürs erste) egal sind. Vllt werden die in späteren Teilen ("Wyrmwood 2" ist zumindest geplant) noch nachgereicht, aber für die pure Unterhaltung ging das auch so in Ordnung. Viel Situationskomik (und ein paar Charaktere hätte ich gerne länger leben gesehen), trotzdem nicht wirklich "Komödie"; mehr Überraschungsei: Spiel&Spaß&Spannung.

          Achja, und wer die Inhaltsbeschreibung verfasst hat, hat den Film nicht gesehen; da frage ich mich immer wieder, wie solche Unsinns-Texte entstehen...

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            OBACHT: Gibt es jetzt als limitierte BD - 3.000 Stück, regionfree, noch bestellbar via http://www.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/28650/U-TURN-1997 (und ich habe eine davon :-)).

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            • 7 .5

              "Fitz" habe ich sehr geliebt. Very British. Für eine Krimiserie ungewöhnlich eigenständig. Muss allerdings sagen, dass im Serienhimmel - seitdem ich mich da etwas heimischer fühle als vor vielen Jahren - doch einige Engel höher schweben.

              Aber alleine als Dank an die gute Zeit, die ich mit der Serie hatte, die Achtungspunkte...

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                dbeutner 29.03.2015, 18:23 Geändert 02.04.2015, 11:35

                Im Kern erzählt "Spring" eine reine Liebesgeschichte, lediglich angereichert mit kleinen Horrorelementen, die aber eigentlich auch nur dazu dienen, Fragen von "anders sein" und "was hält Liebe aus / was kann Liebe bewegen" zu illustrieren. Das ginge sicherlich auch anders, und selbst wenn man sich für surreale Elemente entscheidet, besser.

                Dennoch ist "Spring" ein ganz schöner Film, und die beiden Hauptfiguren haben für mich auch in Summe durchaus gepasst. Gerade aber das Aufeinandertreffen von "realer Liebesgeschichte" und den eingestreuten übernatürlichen Elementen (wobei die "Erklärung" sich selbst viel zu ernst nimmt!) lässt den Film etwas stolpern. Die "Liebesfragen" (s.o.), die damit eingestreut werden, sind schon arg oberflächlich inszeniert und das Ende entsprechend eher kitschig und irgendwie das, was ich unter "Twilight" befürchte (nie gesehen; und vermutlich bei Spring auch durchaus viel weniger schlimm). Wobei das Ende auch in billiger Action hätte untergehen könne, da war ich fast noch froh, dass das so entspannt gelöst wurde.

                Grundsätzlich sympathisch, aber die Mischung der Genres hat mich in der dargeboteten Form fast etwas beleidigt, weil nicht wirklich eins. Zu flach, zu sehr auf "um die 20"-Publikum gezielt. Trotzdem am Ende ganz gerne gesehen.

                PS: Ha, tatsächlich habe ich Jeremy Garnder (The Battery) wiedererkannt, aber nur nebenrollig. Bleibt einfach ein sympathischer Typ!

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                  BodyHorror ist ja mal so gar nicht meins, und insofern gab es da zu viele Momente, in denen ich mich eher unwohl fühlte. Achja, und für Vergewaltigungsopfer und Menschen mit einem Trauma aufgrund einer Messerstecherei ist der Film auch medizinisch schlicht kontraindiziert.

                  Optisch und akustisch, "inhaltlich" sowieso, ist der Film durchgehend experimentell, darauf muss man sich einlassen können, sonst: meiden. Wem "Upstream Color" zugesagt hat, der dürfte auch hier nicht gerade negativ überrascht werden (und umgekehrt), wobei "Upstream Color" "draußen" spielt, "L'étrange couleur des larmes de ton corps" (wunderschöner Titel im Original und in Englisch, mal wieder komplett verhunzt im Deutschen) dagegen "drinnen" und auch mit örtlicher Beklemmung hantiert.

                  Die Besetzung ist durchgehend ein Glücksgriff. Wurde schon von jemandem erwähnt, ist aber herauszustellen: Keine normalen Kinoschönheiten, sondern wirkliche Figuren, wobei der Erotikfaktor alleine durch diese Besetzung schon funktioniert (also, bei mir jedenfalls).

                  Der Thrill-/Horror-Faktor ist wie gesagt etwas neben der Spur, die ich mag; meine Wertung ist mehr Anerkennung als persönliche Begeisterung. Teilweise wirken die technischen Mittel sowohl auf der Bild- als auch auf der Tonspur (gerade hier ist spielt "Upstream Color" definitiv in anderer Klasse) mitunter "billig", dennoch ist der Einsatz durchaus effektiv.

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                  • 7

                    Beinahe hätte ich den nicht gesehen. Nicht nur, weil "dannydiaz" ihn mit zwei Punkten geradezu öffentlich verbrannt hat (;-)), sondern auch, da die sehr willkürlich vorgenommenen und keineswegs immer zum Besten verlaufenden Änderungen am Vorhersagealgorithmus für merkwürdige Dinge sorgten: Mal eine Vorhersage von 3.5 Punkten, mal keine, mal zum Schluss von 5.5 Punkten. Ach, was leidet ein Herzblut-Mathematiker an diesem so oft extrem amateurhaft verspielten System...

                    Nun gut, ich hätte am Ende nichts Großes verpasst. Aber - es hat auch im Gegensatz zu allen Vorhersagen nicht weh getan. Anderson, der sich bei mir ein paar Kerben im Brett mit "The Machinist" verdient hat, hat danach immer nur mittelmäßige Werke abgeliefert, so dass sein Maschinist doch eher ein Zufallstreffer war. Trotzdem macht er nie billiges Kino, aber eben auch kein wirklich Besonderes.

                    Das trifft auch auf "Stonehearst Asylum" zu, dessen Kritik an der Psychiatrie zu der Zeit, in der die Kurzgeschichte verfasst wurde, sicherlich bedeutender war, als eine solche Haltung heute im historischen Kontext nachzureichen. Allerdings werden über die zeitgenössischen Fragen hinaus durchaus grundsätzliche humanistische Fragen gestellt - Wer ist der Verrückte, was ist "geistig gesund"? Braucht Naturwissenschaft - insbesondere wenn sie "am lebenden Objekt" arbeitet, nicht immer einen Aufpasser namens Humanismus?

                    Aber diese Gedanken will ich auch wiederum nicht überbewerten. Grundsätzlich haben wir es hier nicht mit einem politischen Statement zu tun, sondern mit einem zeitbezogenen Thriller, der nur mäßig "thrillig" ist. Die Besetzung ist ein kleines "oh" und "ah", wobei zB ein Ben Kingsley natürlich lange dafür bekannt ist, keineswegs nur Rollen in starken Werken anzunehmen, um es zurückhaltend zu formulieren. Ich sehe ich trotzdem (fast) immer wieder gerne.

                    Vielleicht ist die größte Schwäche des Films, dass er nicht überrascht. Er überrascht so wenig, dass er es vielleicht nicht einmal will (hoffentlich, denn sonst muss man schon am Handwerk zweifeln). Dann aber bleibt der Plot ein sehr sehr kurzer - eine Kurzgeschichte eben - mit etwas Mühe auf sogar über 90 Minuten aufgepustet.

                    Mein Glück - ich habe mich trotzdem nicht gelangweilt, mochte das Grundsetting und ließ mich davon also auch gerne länger berieseln, als es nötig gewesen wäre. Das kann einem sicherlich auch anders ergehen, da habe ich keinen Zweifel. "2 Punkte" sind für mich dennoch ein Indikator, dass die Heizung defekt, dass Essen schimmelig oder sonst etwas im Busche war ;-)

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                    • 7

                      Housebound ist ein sympathisches Filmchen, was sich ein wenig schwer einordnen lässt: Es ist keine reine (Horror)Komödie, dafür ist mitunter etwas viel Spannung dring, die Lacher sind auch meistens alles andere als brachial, der Humor vielmehr zunächst staubtrocken und später auch zunehmend schwarz. Neben Spaß&Spannung entpuppt sich die Geschichte am Ende sogar als liebevoll - wirklich von einem Genre-Mix möchte ich auch nicht sprechen, aber irgendwo dahin geht es schon. Habe mich auf jeden Fall ziemlich gut unterhalten gefühlt und mein persönlicher Humor-Nerv wurde getroffen!

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                      • 8

                        Nach "Citizen Four" interessierte mich, bei welchen Werken Laura Poitras noch involviert war, und so kam ich auf "The Law in these Parts" / "Shilton Ha Chok". Anlässlich der Wahlen in Israel, deren Ausgang zumindest auf Jahre weiterhin keine positiven radikalen Veränderung im Nahen Osten erwarten lassen können, nun endlich auch wirklich gesehen.

                        Und muss sagen: Wow. Filmisch sehen wir "nur" Interviews in einem einzigen Raum und ein bisschen begleitendes Filmmaterial aus den Archiven. Aber die Interviews haben es in sich: Ehemalige Militärrichter, der ehemalige Präsident des israelischen Verfassungsgerichts, ein Rechtsberater Sharons - eine ziemlich illustre Menge, die meisten intellektuell durchaus auf der Höhe. Aber dennoch erschreckend. Nachhaltig beeindruckt hat mich der psychologische Faktor - nichts wirklich Neues, wie Menschen in einem System zum Teil des Systems werden, unter mindestens teilweiser Aufgabe der Menschlichkeit. Die meisten der Interviewten zeigen kleine "Risse", in denen sie zu erkennen geben, dass sie "irgendwo" Zweifel an der Richtigkeit der Geschichte haben. Aber eben nur "irgendwo", nur "Zweifel". Wenn einer der Richter plötzlich bei der Frage, ob die Militärrichter von Folter wussten, ausbricht mit einem aggressiven "Ja, das wusste ich alles. Alles!" um dann zu erklären, wie sehr er sich als Teil eines funktionierenden Systems, einer israelischen Gesellschaft in einem Prozess fühlte, dann jagt das viel kältere Schauer über meinen Rücken als jeder FFF-Streifen.

                        Die Dokumentation ist inhaltlich relativ anspruchsvoll, und man sollte ein gewisses Grundinteresse an vergleichenden Rechtsfragen und deren politischer Implikation mitbringen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann man dabei zusehen, wie Alexandrowicz - dessen ernsthafter ruhiger Ton die Basis des Films darstellt - die "Scheinlegitimität durch Scheinlegalität" des Handelns in den besetzten Gebieten - sehr Eindrucksvoll der Abschnitt über die Siedlungspolitik - auseinander nimmt.

                        Der Film legt den Finger nicht nur in die Wunde der besetzten Gebiete, er bohrt förmlich in dieser Wunde herum. Die Ohnmacht über diese Verhältnisse, die auch der Regisseur so offensichtlich tief teilt, macht den Streifen bisweilen fast unerträglich, insbesondere in Kombination mit den Interviewten und ihren Reaktionen. Aber gerade das ist natürlich ein Riesenverdienst. Ich habe keine Ahnung, wie Alexandrowicz seine Interviewpartner dazu bekommen hat, sich diesem Film zu stellen, er muss es sehr geschickt angestellt haben, denn keiner der Betroffenen wollte sicherlich, dass das dabei heraus kommt, was heraus kam.

                        Wenn man von Deutschland aus verfolgt hat - was zugegebenermaßen einem nicht leicht gemacht wurde - wie in den letzten Wochen Riesendemonstrationen in Israel für einen Wechsel in der Politik demonstriert haben, wenn man ahnt, wie tief zerrissen die israelische Gesellschaft in Fragen des Hardlinertums ggü den Palästinensern ist, dann macht der Film zumindest auch Hoffnung. Ein toller Regisseur, der seinem Land einen unglaublichen Diskussionsbeitrag spendet; und ein Land, das zumindest in Teilen anfängt, seine Vergangenheit in Frage zu stellen. Ich habe die allerunpassendsten deutschen Kommentare zu diesem Film gelesen, aber wen wundert's. Also meine geradezu flehende Bitte: Es ist ein innerisraelischer Beitrag zu einem israelischen Problem. Den Film als Vorlage für plattes Israel-Bashing zu nutzen heißt, ihn zu vergewaltigen. Schockiert sein darf man dennoch.

                        Es gibt den Film synchronisiert auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=THXYs45F3-E -- meine Empfehlung: Hände weg davon. Der authentische Ton sowohl Alexandrowicz' als auch der Interviewten macht SEHR viel des Films aus. Daher bitte bitte, wenn man des Englischen mächtig ist, im Original mit Untertiteln schauen --> https://www.youtube.com/watch?v=TlKcB-ej4vg

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                          Nur anschauen, wenn man in Retro-Laune ist! :-)

                          "Brute Force" ist sehr sehr klassisch. Für Filmstudenten sicherlich ein kleines Fest, was Schauspielführung (der damaligen Zeit) und vor allem Licht betrifft -- ja, so war das damals ;-)

                          Lässt man sich darauf ein, bleibt es dennoch ein relativ beschränktes Setting inkl. Wiederholung von "Hintergrundberichten" (der R17-Insassen). Das besondere sind sicherlich sozialkritische Ansätze: So etwas wie Empathie für die Insassen und ihre Vergehen, Kritik an totalitären Systemen (in Amerika existierenden) und die negative Einstellung, dass das Böse nicht zu besiegen ist.

                          Dass drei Mitwirkende - Regisseur & "Gefängnisarzt" inklusive - kurze Zeit später Berufsverbote durch das "Komitee für unamerikanische Umtriebe" erhielten, passt insoweit.

                          Historisch also schon interessant und wichtig/bedeutend. Dennoch konnte ich dem Film als solchen nur mit mäßiger Begeisterung folgen - der Retro-Faktor war OK, aber die Geschichte als solche gibt am Ende nicht sooo viel her. Da hat es - zugegeben, später - nuanciertere Knastgeschichten gegeben...

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                            Janz schwieriger Kandidat. "Ein Film wie ein Gedicht" trifft es wohl im Kern -- sprich, wer keinen allgemeinen Zugang zu Lyrik hat (an dieser Stelle melde ich mich mit schuldbewusstem Blick), da dürfte es der Film dann auch schwer haben. Und das zielt nicht nur aufs Thema ab, sondern auch auf die Art der Umsetzung; Szenen sind wie sich reimende Gedichtszeilen, die einem mitunter in der Zusammensetzung nicht recht nachvollziehbar sind, aber wohl genau so wirken sollen.

                            Auf der anderen Seite ist es schlicht ein sehr schicker Independent-Film, wie fast immer mit einem tollen Elijah Wood. Die Show gestohlen wird ihm aber mit einem Nebenrollenauftritt von Shirley Henderson - das sind so einige Minuten geradezu göttlichen Schauspiels. Wer den Film sieht - die gesamte Szene ist Cineastenzucker pur!

                            Eigentlich ein Film, der nicht für mich gemacht wurde, aber bei dem ich dennoch ein paar Sachen toll fand und der mich ansonsten nie genervt hat - höchstens etwas verwirrt zurückgelassen -- was wollte uns der Autor eigentlich sagen?

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                              dbeutner 13.03.2015, 13:26 Geändert 13.03.2015, 18:11

                              Als Sportfilm, um mal mit dem Negativsten zu beginnen, versagt Foxcatcher eigentlich. Ein weitgehend abzusehender Raise-Fall-Raise-Fall-Rhythmus, der nie zu überraschen vermag oder ernsthaft in Richtung Spannung entwickelt wird. Da gibt es im Vergleich fast nur bessere Werke. Die Frage ist allerdings, ob man Foxcatcher überhaupt in diese Kategorie stecken und entsprechend vergleichen sollte; ich habe da meine Bedenken. Andererseits nimmt diese Entwicklung bei über zwei Stunden Laufzeit durchaus einen nicht zu kleinen Zeitanteil in Anspruch - genau an diesen Stellen hätte sicherlich zumindest etwas gestrafft werden können.

                              Eigentlich aber ist Foxcatcher ein mehrschichtiges Psychogramm. Steve Carell spielt dabei in der allerhöchsten Liga mit schon fast beängstigender Präzision, ohne mit der Wimper zu zucken ist das Schauspiel auf der Höhe eines Anthony Hopkins. Ich habe "The Theory of Everything" noch nicht gesehen und kann daher nicht beurteilen, ob Eddie Redmayne da ernsthaft mithalten kann (Zweifel!); aber alleine die parallele Oscar-Nominierung von Cumberbatch für seinen Alan Turing -- da liegen Welten dazwischen. Cumberbatch macht den gefühlten 48sten Intelligenz-SozialTrottel-Briten, während Carell schlicht Schauspielkunst am Rande der Perfektion abliefert. Meine absolute Verneigung. Sein Spiel allein rechtfertigt es, sich diesen Film anzuschauen, auch wenn man mit dem Rest gar nichts anfangen könnte. Ehre, wem Ehre gebührt.

                              Channing Tatum, Mark Ruffalo und in einer vllt. etwas zu kleinen Rolle Vanessa Redgrave ergänzen den Cast durchaus beeindruckend. Tatum passt einfach, Ruffalo zeigt durchaus Varianz ggü seinem sonstigen Rollenklischee; die Nebendarsteller-Oscar-Nominierung erscheint mir allerdings überzogen (aber so funktioniert dieser Unsinn halt, ein kleiner Pool von Filmen teilt sich die Nominierungen, es geht um kommerzielle Verwertbarkeit statt individueller Würdigung von Einzelleistungen).

                              In Summe als Drama mit diesem Carell für mich gerade noch ein 7.5-Punkter. Nicht nur hinsichtlich des Sportfilm-Aspekts hätte etwas mehr Straffung dem Werk gut getan. So habe ich mich mitunter von Carell-Szene zu Carell-Szene gehangelt, mit leichtem Leerlauf dazwischen. Die Geschichte, die das Leben hier schrieb, ist halt interessant, aber nicht der Spannungshammer. Und bei realen Geschichten bin ich ja eh empfänglicher für gute Dokumentationen als für "Nachspielerei".

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                                dbeutner 12.03.2015, 18:58 Geändert 12.03.2015, 18:59

                                Sehr wenig differenzierender, teilweise sogar platter CrowdPleaser ohne Anspruch auf Feinzeichnung mit einem Cast, der geradezu stereotyp ist (insb. Cumberbatch & Dance).

                                Mit groben, teilweise gröbsten Pinselstrichen malt Tyldum hier eine Zwischenüberschrift nach der anderen; in den feinen Text wird nie eingestiegen. Die Gruppe um Turing herum wird als zu dumm dargestellt. Verständnis für Turings Idee und warum diese heute so wichtig ist (wobei es mehr um Programmiersprachen als um "Computer" geht) wird gar nicht erst versucht zu vermitteln.

                                Fühlt sich tw. wie TBBT auf Drama an, wobei zu attestieren ist, dass TBBT strenges Denken unter der komödiantischen Oberfläche sehr viel ernster nimmt als "The Imitation Game" seinen Protagonisten.

                                Als Mathematiker und Filmenthusiast jedenfalls war ich zunehmend genervt.

                                Die Homosexualität Turings wird dann noch vesucht dranzukleben, aber das wird mit Rückblenden und späterer Gegenwart handwerklich mäßig geschickt drumrumgstrickt, im wahrsten Sinne des Wortes. Dass Turings "Heldentum" aus nationaler Sicht "nicht einmal" bei der Frage des Umgangs mit einem Homosexuellen eine Rolle spielt - ein "Aufreger", der serviert wird, der in Wahrheit doch eher eine schallende Ohrfeige für jeden "nicht-heldenhaften" Homosexuellen der damaligen Zeit darstellt.

                                Oh nööö. Da merkt man den US-Einfluss doch etwas zu deutlich.

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                                  "71" ist in der Gattung der "historisch-animierten Nordirland-Filme" sicherlich ein interessanter Vertreter, der vor allem den Wahnsinn aller Seiten als auch die verbliebenen Reste des Humanismus - auf allen Seiten - gut einfängt und damit zwar unpolitisch, aber menschlich "korrekt" daherkommt.

                                  Leider versucht sich der Film in einem Spagat zwischen Thriller und Politdrama und übertreibt es an der einen oder anderen Stelle mit seinem gescripteten Dramaanteil. Die Irrungen und Wirrungen der Iren geben dem ganzen dann wieder eine eher thrillige Note, die nicht recht aufgeht, weil der tumbe Politterrorismus eben etwas platt ist und hier auch nicht mehr Bühne geboten bekommt. Die Spannung, die der Film einigermaßen aufrecht erhält, steckt praktisch allein in der Situation des Soldaten Gary; dessen familiärer Hintergrund, der immerhin irgendwie den Rahmen der Erzählung bildet, wird aber nur in kleinsten Stichpunkten angedeutet.

                                  Wegen der Sprache allemal sehenswert, wer allerdings eine spannungsbetonende Handkamera und Alptraum-Sound eher anstrengend findet, dürfte potentiell genervt sein vom Film. In jedem Fall stehen hier die äußeren Werte vor einer tiefer gehenden Auseinandersetzung um die Sache, der sich der Film eher bewusst verweigert.

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                                    dbeutner 09.03.2015, 18:35 Geändert 15.06.2015, 10:48

                                    Den Episoden in "Relatos salvajes" ist gemein, dass es jeweils um Menschen geht, die aufbegehren und die gesellschaftliche Konvention, wie sie Dinge ertragen, verlassen. So in etwa jedenfalls. Das ist unfraglich unterhaltsam, allerdings nicht im Ansatz anspruchsvoll. Es ist mehr der meist etwas überbordende Konventionsbruch, der irgendwas zwischen lustig und schräg ist. Das Verhalten der Protagonisten ist dabei meist sehr sehr weit von "realer Erwartungshaltung" entfernt, erreicht aber gerade nicht das Absurde. Damit gelingt die Überzeichnung nur mäßig und es bleibt letztlich eine Sammlung von mehr oder minder gelungenen Pointen. Nett, auch gut inszeniert, hätte aber deutlich mehr Tiefe haben dürfen (und Monty-Python-artige Übergänge von Episode zu Episode statt harten Bruchs hätten sicherlich auch das Werk noch einen halben Punkt runder gestaltet).

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                                      "The Armstrong Lie" kommt für eine Doku ungewöhnlich wenig auf den Punkt. Allerdings ist das hier erklärbar: Eigentlich hatte Gibney vor, tendenziell eine Huldigungsdoku über das Comeback zu machen. Das war nur ein halbes und zugleich kam schließlich die Aberkennung aller Tour-Siege und am Ende - immerhin - auch das Geständnis von Armstrong: Jeder Satz zu Doping war eine Lüge.

                                      Der Film verhält sich kaum zum Problemthema Doping. Er ist null investigativ und deckt daher auch nicht einen mm zusätzlich zu dem auf, was schon an ein kleines Wunder grenzt, dass es überhaupt aufgedeckt wurde. Zwar wird an ein zwei Stellen erwähnt, dass die Fahrer freundlich auf "dunkelgelbe Testergebnisse" präventiv hingewiesen wurde, aber das war's eigentlich auch zu diesem Thema in der Breite.

                                      Die zweite Hälfte ist letztlich doch mehr eine Doku des Comebacks 2009 geworden und kritische Untertöne blinken nur noch vereinzelt auf. Diesem Teil merkt man (zu stark) an, dass da eigentlich etwas anderes gedreht werden sollte.

                                      Wenn man die Sache durchdringt, ist es natürlich dennoch nicht zu übersehen, dass in einem "gedopten Sport" die Gewinner ggf. die schlaueren Doper sind, aber eben auch die im Zweifelsfall besseren Sportler -- eben auf Dopingniveau. Diesen Gedanken mag man ethisch verwerflich finden, er ist aber deshalb nicht von der Hand zu weisen. Armstrong denkt ihn offensichtlich nach wie vor ziemlich stark, auch Gibney ist sich dessen bewusst. Mal erliegt er dem Gedanken, mal führt er ihn explizit an, um sich davon etwas loszutreten.

                                      Diese mangelnde klare Stoßrichtung ist wirklich schade, denn das Thema gäbe sicherlich viel für einen Krimi her; aber auch als Psychogramm stößt die Doku nicht wirklich tief vor. Da haben die ganzen Formel-1-Dokus mal klargemacht, wie Sport-Doku auch für am konkreten Sport Uninteressierte aussehen kann...

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                                      • 6 .5

                                        "Still Alice" ist eines dieser Dramen, die von Szene zu Szene hüpfen um dem Publikum jeweils mit der Zaunlatte Message um Message einzuprügeln. Von subtiler Erzählweise weit entfernt, sich auch nicht schämend eine Message im Zweifelsfall zweimal einzuprügeln, wenn die Intention der Regisseure eigentlich schon wirklich angekommen ist.

                                        Das ist schade. Denn die (gedachten) Überschriften vor jeder Szene sind jeweils schon nicht uninteressante Aspekte einer solchen Geschichte, aber der Aspekt als solcher ist eigentlich jeweils trivial. Spannend hätte es werden können, jeweils tiefer zu graben; so komme ich mir intellektuell massiv unterfordert vor und denke: ja, tragisch; Empathie aber fällt mir schwer zu entwickeln. Zuzugeben ist, dass das auch an Julianne Morore liegt, mit der ich einfach nicht warm werden kann. Objektiv kommen aber auch noch einmal grobe Maskenhandwerker hinzu, die es am Ende wirklich ins Lächerliche übertreiben.

                                        Letztlich sehr bürgerliches Tragik-Drama, ohne Tiefgang und Erkenntnis über das Offensichtliche hinaus.

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                                        • 6

                                          Den "Vorgänger", Teil 1 sozusagen -- "Page Eight" von 2011 -- hatte ich gar nicht bewusst im Kopf, kann mich aber im Nachhinein recht gut dran erinnern. Damals ging es etwas mehr um Nighys Figur, so dass neben dem unthrilligen Thriller auch noch etwas unabhängiges alter-Mann-Drama geboten wurde. Gefiel mir damals besser, ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, dass die Dialoge seinerzeit mitunter sooo herb hölzern ausfielen. Nur Walken schaffte es, auch noch die unnatürlichste Textzeile authentisch zu interpretieren; Winona Ryder scheiterte leider komplett daran; ich hatte zudem den Eindruck, dass zumindest ihr selbst der Charakter ihrer Rolle nicht klar war -- ob David Hare da allerdings besser dastand, auch daran darf man wohl etwas zweifeln.

                                          Ansonsten ist es schon bemerkenswert, mit wie wenig Menschen hier jemand versucht, einen "internationalen Polit-Thriller" zu servieren, der in seinem beschränkten Setting weder echte Spannung noch zumindest theoretisch spannende Erkenntnismomente erzeugt. Schon damals habe ich angemerkt, dass das fehlende Geld einem aus jeder Bildecke zuwinkte - in der Fortsetzung fehlt neben dem Geld leider auch noch offensichtlicher Regie- und Dialogskripttalent.

                                          Und so sympathisch ich es finde, an welchen politischen Grundsteinen sich David Hare immer wieder stößt und diese in nur mäßigen Abwandlungen zum Hintergrund seiner Geschichten macht -- gut gemeint bedeutet eben leider nicht gut gekonnt.

                                          Bitte keinen dritten Teil.

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                                          • 7

                                            Definitiv: Interessant :-)

                                            Auch wenn das äußere Setting über weite Strecken die Tourbegleitung der "Nationals" ist, handelt es sich doch um alles, nur nicht um eine Musik-/Tourdoku. Na klar, Fans mögen einzelne Szenen interessanter finden als ich, der ich die Band gar nicht kannte (immerhin gefiel mir aber die Musik grundsätzlich). Ich weiß aber gar nicht, ob so ein "Mehr" an Zugang sich am Ende nicht vllt. rächt, weil man sich dadurch evtl. auch ablenken lassen kann.

                                            Ablenken von dem Psychgramm einer schwierigen Brüderbeziehung, wobei Tom sich selbst natürlich in den Mittelpunkt setzt; soweit hier in Kommentaren vermerkt wurde, dass Matt keine Entwicklung machen würde bzw. klischeehaft wirke, wird dabei auf jeden Fall übersehen, dass Tom eben der Protagonist und Matt auch schon "etwas" ausgereifter ist als sein kleiner Bruder.

                                            Ein Teil des Films hat schon eine beinahe Fremdschämkomponente, weil Toms Horizont eben so deutlich kleiner ist, sein Ansatz, etwas umzusetzen, soooo viel weniger auch nur Professionalitätsanspruch hat, als dass bei seinem Bruder der Fall ist. Auf der anderen Seite kennt man - aus seiner eigenen Geschichte oder aus der Geschichte eigener Kinder oder am besten aus all dem - die spezifischen merkwürdigen Entwicklungen, die Geschwisterbeziehungen prägen (können). Mit dem Wissen im Hintergrund wirkt vieles dann schon etwas weniger schlicht lächerlich, und die Einbeziehung der Eltern macht den Dramateil dann richtig rund.

                                            Bis man dahin kommt, gibt es allerdings auch viele Momente kleiner großer Komik, ja, meist unbeabsichtigt, aber das ist eben der Grundton der Sache: Einer, der mit Film sehr wenig kann, beobachtet mit filmischen Mitteln einen, der in der Musik sehr viel kann, aber der Beobachter interessiert sich für /diese/ Musik eigentlich eher gar nicht.

                                            Was hier "wahr", was evtl. überstilisiert oder -inszeniert ist - es kann am Ende dahingestellt bleiben. "Mistaken for Strangers" ist auf jeden Fall ein kleines besonderes Werk. Weit weg von nüchterner "Doku", eher "selbstreferenzielles Psychofilmexperiment" mit ganz mäßigen filmischen Mitteln, das daher mit seinem Inhalt punktet.

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                                              dbeutner 27.02.2015, 10:24 Geändert 17.08.2015, 20:28

                                              "The Little Death" hat ein paar wirklich witzig-derbe Stellen, die schon sehr überzogen, teilweise fast grenzwertig in ihrem Humor sind, aber letztlich doch schlicht lustig. Von diesen tollen Momenten abgesehen nimmt der Film seine Protagonisten zu häufig zu wenig ernst und ist daher selbst nicht viel weniger verklemmt als etwa die Hälfte der Porträtierten. Etwas mehr Nebeneinander von überzogener Klamotte und ehrlichem Respekt vor "anderen" hätten dem Streifen gut zu Gesicht gestanden.

                                              Die letzte Geschichte bricht dann sehr mit den Vorgängern. Sie bietet zwar auch gehörigen Humor, nimmt aber die Beteiligten tatsächlich ernst und wirft sogar noch eine Prise Romantik rein, was dem Streifen bis dahin völlig fehlte (was eigentlich nicht kritisch gemeint ist). Diese Abschlussstory ist daher zugleich eben überzogen-brachial und doch auch ausgesprochen feinfühlig. Hat auf jeden Fall mehr gefallen als davor, aber passte nicht so recht in den Rahmen.

                                              Kann man sehen, ist aber von "wirklich gut" ein fühlbares Stück entfernt. Für eine Komödie am Ende gar überdurchschnittlich gut, zumindest in den Höhepunkten. Pun intended!

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                                                dbeutner 26.02.2015, 12:41 Geändert 26.02.2015, 12:46

                                                Miles Teller? Really? Und MP sagt mir 8 Punkte vorher? Schon der Ansatz klang unwahrscheinlich. Am Ende ist Miles Teller zwar schon ein Problem, aber immerhin nicht das einzige.

                                                In Teller sehe ich einmal mehr einen (warum auch immer) gehypten Jungschauspieler, der in etwa so verkrampft seine Rolle zu spielen versucht wie die Rolle verkrampft der tolle Drummer sein möchte. KidKino at it's worst.

                                                Aber wie gesagt, damit hätte ich ja eh gerechnet, ich kann dem Bürschlein ganz schlicht gar nichts abkaufen. Simmons hingegen hat die viel einfachere Rolle, die er mit Lust ausspielt, aber da vor allem das Drehbuch auf Nuancen pfeifft und nur die dicksten Register zieht, kann man die Übershow Simmons' auch ein wenig verzeihen. Verwechselt werden sollte das Ganze nur nicht mit HighEndPerformance (aber das verstehen die Leute ja auch bei "unserem Österreicher" schon nicht).

                                                Tja, und dann eben der Inhalt. Hier in den Kommentaren - von dem Überhang der Lust am Undifferenzierten einmal abgesehen - gibt es ja schon mitunter geradezu binäre Auseinandersetzungen um die Message. Ich will da mal eine wenn nicht reelle, so doch zumindest rationale Komponente reinbringen: Ich stehe inhaltlich voll auf der Seite der These "Förderung kommt nicht ohne Forderung aus". Das schon. Aber die Message des Films verzerrt das zur Karikatur. Und ja, mir ist schon klar, dass das zumindest in Ansätzen durchaus in der Realität vorkommt, wie es im Film unerlaubt verdichtet dargestellt wird. Nur halte ich beide Seiten für bedauernswerte Psychowracks, die ich auch nur auf diesem Level wahrnehmen kann, weil dieser Level eben in der Darstellung die musikalische Komponente der Menschen zur Nebensache macht.

                                                Dass so ein gepoltertes Grobwerk dann die Zustimmung in der Masse findet, die es findet - wiederum nicht überraschend. Und ein Grund mehr, endlich meine Insel zu suchen.

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                                                  dbeutner 24.02.2015, 16:53 Geändert 24.02.2015, 16:53

                                                  Kurz bevor der Oscar zuschlug, habe ich mich zufällig für Birdman entschieden. Da Oscars für mich in etwa die Relevanz eines Fliegenschisses haben, eigentlich egal, aber dennoch interessant zu sehen, was gerade so gehyped wird.

                                                  Zunächst mal machte der Film große Laune. Spätestens mit dem ersten Auftritt von Norton gibt es ein paar Zuckerle der Schauspielkunst, die mich tatsächlich verzückt haben, und in Erwartung der Steigerung desselben stellte ich mich auf einen echten Umwerfer ein. Aber ein bisschen zu früh gefreut.

                                                  Wer Jazz-Drums mag, hat auf jeden Fall einen Vorteil. Mal, so ein bisschen, wäre auch für mich OK gewesen, auf Dauer haben meine Ohren eine entschiedene Beschwerde ans Kleinhirn verfasst.

                                                  Norton und Keaton tragen den Film darstellerisch schon sehr stark, auch wenn der gesamte Support-Cast durchaus Qualität hat - Galifianakis mal etwas zurückgehaltener und nüchtern - sogar der kommt dann mal mit etwas Anspruch rüber.

                                                  In Summe aber wurde es mir etwas zu "ernst". Natürlich hat der Film immer wieder seine sarkastisch-komischen Momente, aber die "Moral" bzw. das Thema ist ja nun uralt, und wirklich Neues wird dem gedanklich auch nicht hinzugefügt. Das aber genau trägt der Film ein wenig vor sich her, und diesen Anspruch hätte sich Iñárritu einfach schenken können.

                                                  Ein klitzekleinbisschen erinnert "Birdman" an "Barton Fink" ((c) auf eigenen Gedanken, wenn ich auch nach Googeln sehen muss, dass darauf schon andere kamen), der aber - den Coens sei Dank - die Frage von "reiner Kunst" vs. Kommerz nicht neu zu erfinden vorgibt, aber in diesem Universum zumindest in böse Ecken sarkastisch vorsticht. Der "wer führt hier eigentlich Regie"-Wettbewerb in der ersten Norton-Szene hatte etwas davon, eine Mix aus Leichtigkeit und bitterem Unterton. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

                                                  Für Liebhaber der Schauspielkunst und Filmversessene uneingeschränkt "sehenswert", aber für mich zumindest letztlich kein Überflieger.

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                                                    "Rosewater" erzählt die Geschichte Baharis sehr unaufgeregt & nüchtern, wodurch auch jeder mögliche verdächtige einseitige Unterton, den ein Film ja durchaus in diesen Zeiten haben könnte, ausgeräumt wird. Gut gelungen ist die Inszenierung der zeitlichen Abläufe, also vor allem der Verzicht auf eine Parallelmontage der Haftzeit und der Ereignisse "draußen", die erst zum Ende hin nachgereicht werden und dadurch das Unwissen Baharis über diese Dinge während der Haft nachvollziehbarer gemacht wird.

                                                    Gleichzeitig scheitert der Film ein bisschen an der Vermittlung dessen, was Isolation bedeutet. Hier hätten sich lange Einstellungen angeboten, die das Publikum gewissermaßen an eine eigene Schmerzgrenze führen könnten. Stattdessen passiert doch fast immer etwas. Auch das Hin- und Hergerissensein zwischen Hoffnung und Resignation hätte deutlich pointierter ausfallen können.

                                                    Und wer hat diesen Satz in der Beschreibung verfasst: "Dort wird er von einem Mann gefoltert,von dem er nichts weiß, als dass er nach Rosenwasser duftet – denn Baharis Augen sind permanent verbunden." Das hat letztlich nichts mit dem Film zu tun. Bahari ist zwar häufig "ge-blindfolded", aber auch sehr häufig nicht. Im Film sieht er alle Verhörer, regelmäßig.

                                                    Kim Bodnia spielt "Javadi" als eher äußerst tumben Verhörer. Vielleicht war der "Specialist" ein solcher Mensch, aber das ging teilweise schon ins grenzwertige wenig Differenzierte. Auch Bernal hat schon komplexere Charaktere gespielt, überzeugt aber natürlich grundsätzlich.

                                                    In Summe ein sicherlich besser gemeinter Film als das Ergebnis wirklich gut ist, dennoch kein Fehlschlag. Hätte ein etwas erfahrener Regisseur hier die Zügel in der Hand gehabt, da wäre locker ein Punkt mehr im Stoff drin. Daher leider kein Must-See, aber schon wegen der (wenn auch kurzen) Darstellung der Ereignisse von 2009 im Iran sehenswert: Da gibt es so viele, die sich Veränderung wünschen!

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