dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    dbeutner 13.02.2015, 14:49 Geändert 13.02.2015, 15:15

    Und ein Stück mehr aus der Kiste "mäßig begabter Filmer inszeniert sein eigenes mäßig gutes Drehbuch mäßig gut". Zu viel "mäßig" in dem Satz? Genau! [Anmerkung an mich selbst: Mach einen größeren Bogen um diese Möchtegernfilmer.]

    Natalie Portman ist der einzige potentielle Lichtblick hier, allerdings liegt die Betonung leider wirklich auf "potentiell". Denn das Trauma eines plötzlichen Kindstots sehen wir in ihrer Person einmal, und da dann auch nur plötzlich, weil [wg Spoiler ausgelassen]. Ansonsten hüpft sie schon überraschend fröhlich durch den Streifen - eine der Nachlässigkeiten Roos'.

    Vor allem aber ist der Film äußerst grob in seiner Schwarz-Weiß-Zeichnung und basiert auf eher ultrakonservativen Einstellungen. Dabei sind die Themen vielversprechend, gerade der Aspekt des ausgeschlossen-Werdens als "Stiefelter" -- da etwas mehr Feinfühligkeit reinzubringen hätte echt massiven Wert bringen können. Aber es ist halt ein durch und durch amerikanisches Drama (Lisa Kudrow bringt durch ihr ins Extreme abgleitende Spiel einen Hauch Komik da rein, aber es ist deshalb nicht im Ansatz eine Komödie); und mir sind schon durchschnittliche europäische Dramen zu wenig innovativ... Schade.

    PS: Achja, der Soundtrack ist nochmal ein echter Abturner. Kitschig und schlecht.

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      dbeutner 11.02.2015, 09:53 Geändert 11.02.2015, 22:51
      über Wolf

      So, dafür ist MP da! Habe den Film letztlich glaube ich auch über dannydiaz' Begeisterung vorgemerkt und muss sagen: Solche Filme sind selten geworden. Starkes Stück rauhen europäischen Kinos, wenn ich auch ein paar Dinge etwas sloppy inszeniert fand - die Geschichte um die "Freundin" herum zB einfach brachial bruchstückhaft oder das Ende erbarmungslos abgeschmackt; letzteres auf der Unverzeihlichkeits-Skala schon fast ganz oben.

      Aber das sind im Gesamtsetting dann doch eher Nebenfragen. Die Charakterzeichnung der eher am sozialen Boden liegenden Hauptfiguren hat Ähnlichkeiten mit den Drogenvertickern von Baltimore in "The Wire": Keineswegs eindimensional, teilweise mit klaren sympathischen Zügen, nur eben nicht wirklich eingebettet in stabile soziale Verhältnisse, entsprechend können sich Lebensläufe verlaufen.

      Für eine Laufzeit von knapp zwei Stunden erzählt Taihuttu insgesamt recht bruchstückhaft, was als Spot in die Lebenssituation meistens in Ordnung ist, aber solche fragmentarischen Erzählweisen machen es sich natürlich auch ein bisschen einfach, weil sie in der Story keine feinfühligen Entwicklungen zeichnen müssen. Auf der anderen Seite zieht bei "Wolf" die (An)Spannung mit der Zeit eher an, was mich immer freut, weil selten. Vor allem aber die Grundstimmung hat für mich sehr gepasst, so dass meine Wertung relativ euphorisch ausfällt, auch wenn ich, je mehr ich über den Film nachdenke, mich ein bisschen über die Rotzigkeit der Erzählweise fast ärgern könnte.

      Noch eher vergleichbar mit "Wolf" als die hier genannten "Pusher" (ist ganz klar dicker, krasser, straighter) oder "La Haine" (mochte ich seinerzeit nicht, muss ich evtl nochmal schauen) finde ich "Nordvest", gleiches Jahr, Dänemark, noch unbekannter, aber in Nuancen - hm, straighter? Echter? Stringenter? Egal, ähnlich aber etwas anders gut.

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        "Kraftidioten" hat kleine große Momente ultratrockenen Humors, aber je länger der Streifen läuft, desto profaner wird er leider auch. Dennoch ein klar überdurchschnittlicher Film, der seinem Publikum aber eine gewisse Geduld abverlangt, packt er seine fast zweistündige Laufzeit doch keineswegs mit Handlung voll.

        Eher: Mit DarstellerInnen. Nicht weil es so viele wären, nein, alles bleibt übersichtlich im hohen Norden, und es gibt mehr Natur als Menschen. Aber der Cast macht FreundInnnen des Skandinavien-Kinos schon grundsätzlich Spaß, und auch Bruno Ganz macht sich als schweizer Darsteller eines Serben außergewöhnlich gut. Lediglich Pål Sverre Valheim Hagen als "Graf" ist mit seiner Rolle relativ durchgehend überfordert. Charisma brauchen solche Leute, Charisma!

        Das Ende ist inhaltlich nochmal sehr befremdlich, wenn es eine Art Schulterschluss zwischen "Nils" und "Papa" gibt. Der Streifen ist eben nicht NUR lustig, sondern verkauft auch ein bisschen ThrillerDrama, aber da macht dieses Ende dann nur wenig Sinn. Die Schlusspointe immerhin ist wiederum in Ordnung.

        In Summe etwas arg unausgewogen und nicht sehr orientiert an einem Genre (will ich witzig sein? will ich Spannung bieten? und wenn ich beides mache, wie vermeide ich, dass das eine auf Kosten des anderen geht?); und hätte ich nicht so eine grundsätzliche Freude an den nordischen Sprachen und den DarstellerInnen, würde ich nochmal 0.5 Punkte kürzen.

        Für Freunde des skandinavischen Kinos dennoch eine kleine Empfehlung, nur der Erwarungshorizont sollte (deutlich?) unterhalb ansatzweise vergleichbarer dänischer Kultwerke liegen.

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        • Afonso Poyart ("2 Coelhos", kennt hier *niemand*, ist aber absolut sehenswert) dreht mir Hopkins und Farell... Ich weiß, auf was ich mich 2015 freue :-)

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            über Hell

            Mexikanisches B-Movie, das etwas etwas unentschlossen zwischen Thriller, Drama und bisweilen schwarzer Komödie herumeiert, mit seiner Laufzeit als auch mit der abgebildeten Echtzeit aber deutlich mehr in Richtung Thrillerdrama zielt; fast schon Biopic-artige Züge, wobei der Charakter "El Benny" schon immer wieder etwas locker neben der Spur gezeichnet wird, woraus sich auch mitunter der Humor ergibt. Wirkliche Lacher hat der Film nicht zu bieten, eher eine "komische Spur".

            Die Riege der HauptdarstellerInnen überzeugt im Wesentlichen, wenn hier auch niemand "DarstellerInnen-Kino" erwarten sollte. In der zweiten Reihe wird es dann schon mitunter etwas schwerfälliges Textaufsagen, wobei Estrada auch einzelne Szenen deutlich mehr am Theater orientiert als am Film. Wenn man technisch kritisch sein möchte, gibt es also hier und da schon Qualitätsmängel zu entdecken.

            Für einen solchen Streifen ist allerdings der Unterhaltungsfaktor schon ganz schön hoch. Insbesondere der zweite Hauptdarsteller, Joaquín Cosio, bringt viel Farbe ins Spiel (und trägt dabei auch zur unterschwelligen Komik bei). Er allein reißt 0.5 bis 1 Punkt bei mir heraus und hat mich auch am sehr späten Abend wachgehalten.

            Auf jeden Fall ein kleiner Geheimtipp -- und Dank an Brainkiller007, der mich auf dieses Stückchen aufmerksam gemacht hat. Leicht abseitiges Kino aus der Nachbarwelt - immer wieder schön zu entdecken!

            Daher auch gleich ein Tipp zurück: "2 Coelhos", "südamerikanisches Actionkino" mit hohem Fun-Factor - den hat außer mir auf MP noch niemand(!) bewertet oder gar kommentiert. Der hat aber verdient, mehr beachtet zu werden!

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              dbeutner 31.01.2015, 18:46 Geändert 31.01.2015, 20:45

              Thema grundsätzlich (viel) versprechend, Gyllenhaal zeigt einmal mehr Facette, aber Drehbuch und Regie - Dan Gilroy - steuern die Sache dennoch ein bisschen in Richtung Abseits. Schade drum, aber Gilroy hat sich mit seinem Erstling damit gleich einmal bei mir auf die "muss nicht sein"-Liste gesetzt. Viele Schritte zur "nie wieder"-Liste sind das nicht...

              Insofern ist meine Bewertung auch durchaus noch äußerst wohlwollend ausgefallen, wobei auch noch eine isolierte Gyllenhaal-Anerkennungskomponente drin steckt.

              Mehrmals wurde ja schon der Vergleich zu American Psycho gezogen. Und so unterschiedlich die Thematiken sind, natürlich gibt es zumindest leichte parallelen im Charakter. A.P. allerdings fährt eine sehr stringente Linie, und Bale setzt diese mit manischer Perfektion um. Gyllenhaal traue ich nach diesem Film durchaus nicht viel weniger zu, aber Charakter-Entwicklung und Story wissen einfach nicht so richtig, worauf sie hinauswollen.

              Das Thema >>Mediengeilheit nach "bluten muss es"<< ist an und für sich natürlich ausgelatscht, das bedarf schon einer zusätzlichen Komponente, um es aufzufrischen. Der Versuch, dies zu schaffen, besteht hier im Charakter "Lou Bloom" (wobei die Fokussierung auf den Charakter - so schlecht sie qualitativ gelingt - auch zugleich den Streifen nicht mehr ernsthaft zur Mediensatire geraten lassen kann). Mal offen psychopathisch, mal eher zurückhaltend, mal rational erfolgsorientiert. Nur nicht: Klare Entwicklung. Und auf keinen Fall: Hintergrund. Das ist für eine Charakterstudie, und sei es eine abwegige, schon auffallend wenig. Dann aber noch die reinen Sprechblasen (Handlung gibt es diesbezüglich praktisch keine) im "ich erpresse Dich zu Sex und Beziehung"-Part -- Gilroy scheint mehr auf Reden als auf Taten zu stehen, aber nicht einmal diese Dia- bzw. eher Monologe sind vom Skript her wirklich ausgefeilt.

              Sehr weit weg von Anspruchskino, aber nicht stringent genug für "schlicht böse" und sowohl thematisch in Summe als auch in vielen Einzelteilen zu wenig konzentriert. Bestenfalls unterhaltend und mehr eine Studie über eine weitere Erscheinungsform Gyllenhaals als über Lou Bloom.

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                dbeutner 23.01.2015, 13:22 Geändert 28.01.2015, 19:15

                Headhunter ist für dänische Verhältnisse schon unterdurchschnittlich, sowohl von der Besetzung (die ist aber immer noch grundsätzlich in Ordnung), vor allem aber vom Skript. Hier wird mitunter brachial zusammengeschrieben, auf dass es Sinn ergebe, tut es nur leider nicht. Das beginnt schon beim Grundkonflikt Sohn/Job, geht aber in Einzelszenen mitunter noch viel brutaler vor.

                Fühlt sich deutlich mehr nach Fernsehwertigkeit an als nach Film. Lars Mikkelsen überzeugt darstellerisch natürlich schon, aber reißt die Mängel dennoch nicht raus. Da wollte jemand (Rumle Hammerich, Buch & Regie) relativ viel und konnte es nur nicht. Dass er auch bei "Borgen" Regie geführt hat, macht schon Sinn, denn auch Borgen wirkt mitunter provinziell, gibt sich aber in Summe authentischer und versucht auch nicht größer zu sein als es ist. Liegt also mindestens eine Hausnummer über dem vorliegenden Werk.

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                  dbeutner 07.01.2015, 17:34 Geändert 07.01.2015, 18:44

                  Ach, so ein wichtiges Thema, und so mittelmäßig umgesetzt... :(

                  Zunächst einmal 20 Minuten Exposition des lebendigen Schwul-Lesbischen-Lebens vor 1933 -- in Berlin. Den Berlin-Fokus bekommt der Film auch nicht mehr richtig weg. Das ist einerseits so dermaßen abgeschmackt-typisch, dass aus Berliner Sicht nichts anderes existiert, andererseits sind die Macher Amerikaner, die offensichtlich dennoch durch Szene-Bezug in die Berlin-Falle getappt sind. Sehr traurig, weil dadurch die Breite des realen Lebens und Erlebens ziemlich eingeschränkt wird.

                  Auch feiert die Exposition zunächst einmal sehr doll und lang das, was vor der Machtergreifung war. Hier drücken die beiden Regisseure dem Film ihren "Queer-Stempel" auf, was ich ebenfalls als unangemessen empfand. Sicherlich, es ist schlimm genug, dass sich kaum jemand sonst für die Aufarbeitung des Themas zu interessieren scheint, aber dennoch: Etwas Abstand zum Thema, und sei es nur innerer, hätte den Wert erhöht. Neutralität bedeutet in diesem Fall ja keinen mm weg vom Ergebnis.

                  Dann ist die Sprachmischung auch alles andere als sinnvoll. Die meisten Deutschen sprechen deutsch, mitunter mal englisch, die Interviewer meistens schon auch deutsch. Warum dann immer wieder die Deutschen zwischendurch zu brüchigstem Englisch auffordern, wenn es doch nicht durchgehend klappt?!

                  Die interviewten Charaktere sind so unterschiedlich, wie Menschen halt sein können - dabei auch teilweise so erschreckend unreflektiert, dass man den Mund vor Staunen kaum zu bekommt. Aber natürlich sind auch welche dabei, die Tiefe widerspiegeln, insbesondere ein Charakter rettet einiges, was Filmemacher und andere Betroffene vorher etwas in Scherben gelegt haben.

                  Manchmal wird ein wenig politische Zusammenfassung geboten, dann wieder ins private Klein-Klein abgebogen. Zusammenhänge dagegen eher nicht aufgestellt.

                  Kurzum: Die Macher haben sich ihres eigenen Themas angenommen und dabei offensichtlich die Professionalität, die sie eigentlich wohl durchaus unfraglich besitzen, schleifen lassen, was angesichts der enormen Wichtigkeit des Themas fast unentschuldbar ist. Andererseits gibt es verstreut kleine Lichtblicke und zwei drei Zeitzeugen bringen Tiefe rein, die die Macher schuldig geblieben sind. Wegen dieser positiven Aspekte und der Dankbarkeit darüber, dass es diesen Film /überhaupt/ gibt, dann noch gerade so 7 Punkte.

                  Das Thema ist damit alles andere als abgehakt. Der größte Wert der Doku könnte darin liegen, andere zu weiteren Werken zu motivieren. Das wäre definitiv wünschenswert! (Inklusive Aufarbeitung der Nachkriegs-Zeit!)

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                    dbeutner 06.01.2015, 18:55 Geändert 06.01.2015, 22:35

                    Geschaut wegen Tom Hardy, der auch durchaus im gegebenen Setting soweit darstellerisch überzeugt, wenn er auch sicherlich schon viel stärkere Rollen hatte.

                    Das Drehbuch, also im Kern die Dialogskripte, hat/haben mich allerdings dermaßen oft zum Fremdschämen gebracht, dass auch ein Tom Hardy an der Endbewertung nur noch sehr marginalen Einfluss hatte. Ständig ist der nächste Haken (Anruf) entweder vorausschaubar oder wenn mal ausnahmsweise nicht ganz, dann folgt halt ein Theatermonolog (so etwa die Erzählung des Sohnes über das Spiel und das dritte Tor - der am Ende nicht mal eine Antwort seines Vaters erwartet).

                    Da wurde Film ein wenig mit Theater verwechselt, da werden solche pathosüberzogenen Dinge ja häufig für was Geiles gehalten. Aber bitte nicht im Film. (Auch die Vater-"Dialoge"/Monologe gingen (mir zu) sehr in diese Richtung.)

                    Auch die vollständige Exposition des Themas in den ersten 20 Minuten hätte ganz anders aufgebaut werden können - wenn man zB erst nach und nach sich die Dinge zusammensetzen würde/könnte, und so ein wenig Puzzle entstehen würde. Ich will das ja gar nicht vorschreiben, aber in den ersten 5 Minuten hatte ich ein bisschen das Gefühl, das könnte passieren, und habe mich drauf gefreut. Gut, als ich nach 25 Minuten merkte, dass ich zumindest die Charaktere und Probleme nun alle kenne, wäre auch das ggf. noch rettbar gewesen - aber der Rest war doch eher trist.

                    Andrew Scott's overactende Stimme habe ich leider vor allem am Overacting erkannt, aber das ist halt das Problem dieses Mannes. Passte irgendwie - im negativen Sinn...

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                      dbeutner 02.01.2015, 17:15 Geändert 19.02.2017, 14:10

                      Das war's dann also, James Gandolfini. Aber: Ein angemessener Abschluss!

                      Und neben Gandolfini, der zwar nur in einer Nebenrolle, aber doch gar nicht sooo selten zu sehen ist (lohnt sich ggf. also schon aus sentimentalem Interesse), überzeugt Tom Hardy einmal mehr, diesmal mit mehr dünn aufgetragener Schauspielkunst (und entsprechend konstrastreich etwa zu "Bronson"), aber nicht weniger stark. Der Mann hat einfach eine unglaubliche Spielbreite.

                      Bon Saginowski (Hardy) arbeitet zwar in einer Mob-Bar, gehört aber eigentlich nicht zum kriminellen Umfeld und verspürt auch keinen Drang, hier mehr mitzumischen. Sein Boss (Gandolfini) ist da schon etwas anders gestrickt und würde gerne mehr vom Kuchen abhaben.

                      Dass nun ausgerechnet der gute Bob einen Hund findet, dessen Exbesitzer wiederum zum Mob-Umfeld gehört und die Kreise sich schnell schließen, ist schon arg zurechtgeschrieben, und der Eindruck drängt sich auch auch nicht erst nach längerem Nachdenken auf. Es gibt originellere Drehbücher, aber wenn man fast zwei Stunden aus einer Kurzgeschichte zieht, sind das die Gefahren.

                      Hiervon abgesehen, ist "The Drop" ein ordentlich unterhaltender Film, der mit mindestens 45% nicht-unmittelbar kriminellen Drama-Anteil die reinen Thrillerfreunde vielleicht etwas verschreckt, aber evtl. ebenso die Drama-Liebhaber mit zuviel Coolness. Das geht nicht ganz so weit wie in den ähnlich angelegten, aber noch ruhigeren und noch mehr Meta-Ebene referenzierenden "Killing Them Softly" und "The Counselor", aber auch dieser Streifen könnte ein wenig sein Publikum ob dieser Mischung vor den Kopf stoßen - wobei er ja bisher hier recht gut in Summe ankommt.

                      Mir gefallen aber solche Kombis eher ganz gut. Und, ich sagte es schon, ein würdiger Abschluss für James Gandolfini. "In Loving Memory", wie der Abspann zurecht sagt...

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                        dbeutner 02.01.2015, 16:40 Geändert 02.01.2015, 16:40

                        "Jellyfish" verbindet drei Frauen und ihre Erlebnisse in Israel lose miteinander, kann sich aber schwer entscheiden, was er als Film wirklich sein möchte. Mindestens einer der Geschichten ist durch und durch surrealistisch, aber wird kafkaesk-trocken serviert, also so, als ob alles normal wäre. Das klingt evtl. besser als es soll, denn man kann die Geschichte dadurch nicht wirklich greifen, weicht er doch immer wieder aus und nimmt sich die Freiheit, auf jede Frage nach dem Inhalt zu antworten mit: "Nimm's wörtlich, oder nicht!"

                        Letztlich ist als "Jellyfish" - eine Qualle - ein wirklich gelungener Titel, eben weil der Film selbst nicht wirklich greifbar ist und wohl auch nicht sein will. Es gibt ein paar darstellerisch sehr intensive Szenen, aber leider so viel mehr auch nicht. Durch die Laufzeit von nur ca. 1 1/4 Stunde tut das alles nicht weh, und für Freunde des nahöstlichen Kinos sicherlich ein Versuch wert. Obwohl ich mich sehr explizit zu letzteren zähle, hat es bei mir aber am Ende nur sehr mäßig gefunkt.

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                          dbeutner 02.01.2015, 16:32 Geändert 03.01.2015, 15:02
                          über Hellion

                          In nur sehr, sehr wenigen Momenten ist "Hellion" mehr als ein rein deskriptives Jugend-/Sozialdrama, welches recht eindimensional primär den "größeren Sohn" beobachtet, der aber auch nur ein schweigsamer Problemjunge ist.

                          Juliette Lewis in einer ungewohnt "normalen" Rolle (sie ist neben der Jugendamts-Frau die bürgerlichste Person des Streifens!) wertet das ein klitzeklein bisschen auf, Aaron Paul ist zum in-den-Bart-Nuscheln, häufig in Nahaufnahme verdammt, weshalb man hier kaum eine darstellerische Wertung abgeben kann, allerdings hat die Regie hier eher versagt. Warum denn ein Potential wie Paul, wenn man das nicht mal zu nutzen versucht?!

                          Angemerkt wird in der Story, dass früher mindestens Aaron Paul als Vater anders funktioniert hat, als die Frau noch lebte und die Familie wohl noch heil war. Gezeigt wird aber nur der Zustand "danach", nicht etwa, wie es zu diesem kam. Figurenentwicklungen sind daher auch nicht die Stärke des Films, durch den ich mich entsprechend durchbeißen mussten und der mit 6 Punkten vermutlich von seinem Cast noch etwas profitiert hat bei mir, sonst wäre das auch etwas vielleicht noch niedriger anzusetzen. Dazu passt auch, dass zum Ende hin die Story etwas überzogen wird, damit aber dem ganzen nicht etwa besonders viel Dramatik, sondern eher nicht-ernst-nehmen-Können eingeflößt wird.

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                          • 6 .5

                            "The Captive" ist ein relativ gewöhnlicher ich-rette-meine-entführte-Tochter-Streifen, der nur wenig Unterscheidungsmerkmale zu Gattungsgeschwistern aufweist: Eine relativ namhafter Cast, wobei Ryan Reynolds für mich persönlich kein Pluspunkt ist (vorliegend aber auch kein wirklicher Minuspunkt), dafür aber Rosario Dawson (ich mag sie ja sehr, hier aber auch maximal Durschnitt) und Kevin Durand (habe ich erst seit The Strain wirklich im Visier, hier leider im Endeffekt nur Nebenrolle).

                            Zudem springt der Film in seinen Zeitebenen, das wurde hier auch schon mehrmals angerissen, recht beliebig hin und her. Da man sich das auch noch immer zurechtdenken muss und das nicht etwa schick plakativ inszeniert wäre, stolpert man zunächst schlicht drüber, um dann verwundert festzustelllen: Huch, bringt ja nicht mal Mehrwert?!? Warum also dann, bzw.: warum, wenn schon, dann nicht mit größerer Schlauheit, mit Story-Aha-Effekten?

                            Kommt daher in Summe nicht über eine Bewertung, die auch ein B-Movie mit etwas strikterer Ausrichtung bei mir einfahren würde. Nett für Winterabende, an denen man sonst nichts zu tun hat, aber das auch maximal.

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                              dbeutner 01.01.2015, 16:04 Geändert 02.01.2015, 12:06
                              über Lincoln

                              Jahreswechsel - Zeit für lange Filme, Teil IV und vorerst letzter Teil: 2 Stunden 30 Minuten "Lincoln" (nach den bisherigen Marathons fast schon als Kurzfilm zu bezeichnen ;-)).

                              Habe mich eigentlich lange drauf gefreut gehabt, da ich Day-Lewis einfach sehr gerne sehe und ihn immer (oder zumindest des öfteren) ein bisschen wie eine darstellerische Offenbarung empfinde. Gleichzeitig hatte ich mich vor 2,5 Stunden trockener Geschichtsstunde mit erwartbarem eingetreutem Spielberg-Pathos auch etwas gefürchtet.

                              Es kam dann alles in etwa so wie erwartet. Positiv gesellte sich der Rest des Ensembles hinzu, bis auf die übliche Ausnahme Gordon-Levitt, der es in seinem Bübchen-Charme nicht einmal schafft, in einer Szene, wo er wütend sein soll, nicht doch noch ein Lächeln im Gesicht zu tragen. Er mag der Wunschschwiegersohn konservativer Eltern sein, aber aus dem wird wohl doch wirklich nichts mehr Großes.

                              Ansonsten halt Spielberg-Kino: Hübsch inszeniert, mitunter nicht ganz trivial, den politischen Schachzügen im Detail zu folgen, was aber auch eigentlich gar nicht wirklich Not tut; immerhin nur wenige Pathos-überladene Momente. Und natürlich etwas Verklärung. Unter dokumentarischen Aspekten also die übliche Spielberg'sche emotionalisierende Geschichtsglättung, aber solange es nicht um den Holocaust geht, ist mir das an dieser Stelle rel. egal und ich kann zumindest anerkennen: Ordentliches bürgerliches Kino, nur der "mitreißende" Faktor kommt etwas kurz.

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                                dbeutner 28.12.2014, 17:41 Geändert 02.01.2015, 12:08
                                über Boyhood

                                Jahreswechsel - Zeit für lange Filme, Teil III: 2 Stunden 45 Minuten "Boyhood".

                                Linklater hat bei mir ja erstmal einen gewissen "Basisbonus", weil er immer wieder den Mut hat, mindestens "ungewöhnliche" Projekte anzugehen. Außerdem trieft zwar nicht jeder seine Filme vor Intellekt, aber Linklater ist zumindest alles andere als dumm, und manchmal spiegelt sich das in seinen Filmen schon wider, wenn "normale" Fragen mit zumindest überdurchschnittlicher Tiefe angesprochen werden. Und ich spreche dabei nicht nur von meinem "Lieblings-Linklater", "Waking Life".

                                "Boyhood" startet sehr... "normal". Die erste halbe Stunde ist Exposition ohne Tiefe, und ich fing langsam an, mich zu fragen, wieviel Zeit ich dem noch geben soll, denn "nervige Kinder um Erwachsene herum" hatte ich in meinem Leben genug, das muss ich mir nicht nochmal ein paar Stunden wie einen fremde-Familie-Super-8 geben.

                                Immerhin, es wird dann ernster, und ein paar Konflikte bekommen auch eine gewisse nachdenkliche Tiefe, etwa zur Mitte des Films hin, wo ich mich wirklich gefreut habe. In jedem Fall bleibt es unterhaltsamer, nachdem erst einmal verschiedene Entwicklungen eingesetzt haben. Mitunter sind die relativ authentischen Dialoge aber dann auch später wieder eher Zumutung - wenn ein ~18-jähriger meint, sich schwermütig-intellektuell geben zu müssen, und dabei eigentlich nur Trivialkwatsch bei herauskommt. Ja, so sind sie gar nicht so selten. Nein, das macht mich schon im RealLife ausreichend wuschig, das will ich mir gar nicht im Film noch einmal antun, ohne dazwischen rufen zu können: Schweigt doch einfach mal!

                                Auch die Konflikte um die Mutter und ihre Partner herum sind teilweise sehr sehr eindimensional angelegt (gerade hier wäre Differenzierung Gold wert gewesen!). Klar, da werden sehr klassische Fragen aufgegriffen, und das ist erstmal gut und interessant, aber leider geht das nicht ohne Stereotype ab, so dass auch dort mein la-la-Eindruck nicht beseite geschoben werden kann.

                                Arquette & Hawke sind zumindest auf der darstellerischen Seite sehr sicher, Ellar Coltrane beim älter werden zuzusehen, ist interessant, und er ist zumindest als Darsteller nicht negativ auffallend; ebensowenig seine "Schwester", lässt man auch hier die erste halbe Stunde mal außen vor, wo ich noch gewünscht habe, sie könnte vom Nachbarshund aufgefressen werden...

                                In Summe spannendes Experiment, dem ich im Drehbuch hier wirklich etwas weniger Gewöhnlichkeit und Klischee-Orientiertheit gewünscht hätte.

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                                  dbeutner 27.12.2014, 16:50 Geändert 27.12.2014, 17:27

                                  Solange Kevin Smith nicht Romanze inszeniert (da liegen wir leider gaaanz weit auseinander), passt es einfach!

                                  "Tusk" ist eine Liga unter "Red State" angesiedelt, ein ganzes Stück mehr abseits und kleiner gehalten, aber doch mit nicht unähnlichem Humor. Wo "Red State" allerdings noch sehr konkrete Realwelt-Bezüge hat, ist "Tusk" einfach nur ein Smith'scher Spaß, der sich zudem etwas zu sehr auf Michael Parks Eloquenz verlässt, obwohl die Monologe auch deutlich weniger beeindruckend geschrieben sind als in "Red State".

                                  Die Motivation des Howe ist auch dementsprechend schräg zusammengeschustert, so dass die Story in der Mitte etwas verschlafft, da dieser Teil einfach mäßig originell ist, aber sehr breit gewalzt wird. Auch macht etwa der Versuch Howe's, erst einen Unfall vorzutäuschen, um dann plötzlich doch ehrlich böse zu sein, keinen rechten Sinn und bringt dem Film keine echte zusätzliche Note oder Komik ein. Kurzum: Bisweilen wirkt das Drehbuch etwas hingerotzt.

                                  Johnny Depp macht das aber wieder wett. Ich glaube nicht, dass ich ihn erkannt hätte, und wenn ich seinen Auftritt mir zwanzig Mal angeschaut hätte. Großer Spaß in jedem Fall, und auch die Töchter-Auftritte von Smith und Depp haben Charme und versprühen Spiellaune - ein Grund mehr, nach vorne zu sehen, auf den nächsten Streifen der True-North-Trilogie!

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                                    dbeutner 27.12.2014, 15:50 Geändert 28.12.2014, 17:14

                                    Jahreswechsel - Zeit für lange Filme, Teil II: 3 Stunden 15 Minuten "Kis uykusu" / "Winter Sleep" mit einer Vorhersage von 8.5 Punkten.

                                    Dazu hat es am Ende leider nicht ganz gereicht. Nach der ersten Stunde hätte ich gedacht, das könnte evtl. noch hinkommen, und auch die letzte Stunde hätte zumindest noch Puffer geboten. Schon "Once Upon a Time in Anatolia" hatte ich allerdings eine mitunter "aufdringliche Inszenierung" vorgeworfen, die mich auch da von noch lauteren Begeisterungsstürmen zurückgehalten hat. Und an dieser Stelle gehen offenbar Ceylan und ich konstant auseinander.

                                    Aber der Reihe nach. Mindestens wie in "Once Upon..." fesselt durchgehend die Kamera, die im älteren Film noch etwas mehr Landschaften eingefangen hat, hier nun aber auch jeden Raum in einer Räumlichkeit geradezu erstrahlen lässt, warme Grundfarben hineinbringt, aber auch die Kälte der Wände widerspiegelt. Kamera und Bild sind fast von einer anderen Welt, wirklich durchgehend großartig und auch nach über drei Stunden immer noch beeindruckend.

                                    Das Casting ebenso. Tolle Typen mit hoher Authentizität in der Ausstrahlung, Gesichter mit Tiefe und einer gewissen Stoik, egal wie doll die Kommunikation sich gerade aufheizt.

                                    In den Kommentaren unter mir sind die Konflikte und ihre Ausbuchstabierungen hinreichend erläutert, ich spare mir daher eine entsprechende und letztlich nur gleichlautende Zusammenfassung. Was allerdings einige als Stärke empfinden, nämlich die teils sehr auseinanderfallenden einzelnen Charakterzüge der Protagonisten, habe ich mitunter als brutal gescripted empfunden; hier wurde der Effekt des "Wow! Der ist ganz anders als gedacht!" mehrmals herbeigeschrieben, ebenso die Zuspitzung einzelner Konfrontationsdialoge, die so gut wie nie sich in Richtung einer Synthese auflösen oder auch nur einen Schritt dahin machen. Das war mir zu sehr "zur Schau gestellt", zu aufdringlich inszeniert. Auch sind einige Dialoge in ihrer Wortwahl etwas pseudo-intellektuell, wo sich der Inhalt am Ende auf vielleicht nicht völlig triviale, aber doch relativ einfache Gedanken reduzieren ließ.

                                    Dass schließlich etwa die Erzählung um Necia am Ende schlicht fallen gelassen wird, verstört auch noch etwas; viele Konflikte werden nicht aufgelöst, das müssen sie ja auch gar nicht, aber mitunter fühlte sich das nicht nach Absicht an.

                                    Und: Im Gegensatz zu "Once Upon..." fehlt bei "Winter Sleep" eigentlich jeder Humor. Das will ich dem Film auf keinen Fall ankreiden, es soll nur dazu dienen, etwas auf diese guten drei Stunden vorzubereiten, weil einige Leute explizit nach einem Vergleich fragen. Der Film ist deutlich ernster, in der ersten Stunde auch auf sehr besondere Art daramatisch-spannend, so wie ich es liebe, aber mir dann etwas zu lehrmeisterartig ausgestaltet. Dennoch stark, keine Frage.

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                                      Ich wies schon einmal darauf hin, dann wurde der Kommentar von MP gelöscht, insofern mache ich es nochmal, aber nunmehr SOWAS von oberneutral:

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                                      haben auf MP bis zum heutigen Tage NICHTS anderes gemacht, als hier ihre Wertungen und/oder Kommentare zu dieser Serie abzugeben.

                                      Jetzt kann sowohl zu diesen Profilen als auch zum Verhalten der MP-Redaktion jeder seine eigenen Schlüsse ziehen...

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                                        Viel Wirbel um eine letztlich leider relativ triviale Geschichte. Del Toro hat sicherlich ein indianisches Vorbild in Sprache und Geste studiert/kopiert, der Eindruck einer gewissen Hölzern-haftigkeit bleibt dennoch. Amalric wirkt wie ein verjüngter Polanski, nur deutlich weniger stark.

                                        Am Ende sieht man einem psychotherapeutischen Ansatz in vergangener Zeit zu, dessen Ende beinahe in Richtung banal geht. Eine Weltkriegserfahrung wird zum beinahe-Nichts heruntergespielt (die Deutschen waren halt schon wech...); von daher am Ende eher belanglose Erzählung, die zwar einen gewissen kleinen Reiz durch die beiden Protagonisten noch entfaltet - aber wirklich nur: kleinen.

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                                          dbeutner 26.12.2014, 14:57 Geändert 26.12.2014, 18:45

                                          So, es ist "eine Art Urlaub", alle Kinder außer Haus, der Abend kann früh beginnen -- Zeit, mal die ~3-Stunden-Schinken anzugehen, die ich sonst tendenziell fürchte, zumal, wen ich mir bezüglich des Ergebnisses sehr unsicher bin.

                                          Start: Cloud Atlas. Oder eben auf deutsch: "Cloud Atlas - Alles ist verbunden". Der Titel ist auf der einen Seite furchtbar platt, aber eigentlich ist diese Plattheit durchaus dem Film vorzuwerfen, dass dessen "Anspruchs-Subtext" in einen Untertitel reingequetscht werden kann. Im Film gibt es dann gefühlte drei Stellen, in denen das nochmal etwas ausbuchstabiert wird, aber größere Tiefe bekommt es davon nicht.

                                          Und zu Beginn ärgerten mich die Zeitsprünge beinahe, denn jede Geschichte hatte schon für sich immer ein bisschen mein Interesse geweckt, aber dann wird man wieder rausgerissen und verliert den dramatischen Faden.

                                          Die größte Leistung des Films war am Ende für mich, dass genau diese Problematik zwar nicht aufgehoben werden konnte, aber zumindest sehr gut relativiert. Schnitt und Erzählung der einzelnen Ebenen bekommen zusehends einen Rhythmus, die Dramaturgie der Geschichten ergänzt sich, so dass trotz zunehmend kürzerer Verweildauer pro Ebene diese derart miteinander verwoben werden, dass die Summe schon wieder Sinn macht. Zweite Hälfte (mit Einschränkung s.u.) insofern deutlich besser zu sehen als die erste.

                                          Ein bisschen fragt man sich, wie wohl die Schaffensanteile zwischen Tykwer und den Wachowski-Geschwistern aussahen. Denn so behutsam die Geschichten zunächst aufgebaut werden, so entlädt sich doch kurz vor dem Ende etwas viel Action und over-the-top-Inszenierung, bei der die Wachowskis ganz klar ihre Signatur hinterließen - aus meiner Sicht nicht zum Vorteil des Films! (Und die Referenzen an "Logan's Run" etwa waren mir persönlich auch zu dick aufgetragen.)

                                          Viel wurde gestritten, ob die DarstellerInnen in den unterschiedlichen Zeitebenen einen echten Mehrwert oder eher eine (ggf. auch nicht so gute) Maskenarbeit ausstellen. Ich denke, alles ist hier mal wieder der Fall, in ein paar Konstellationen ist die Maske mit Gewalt gestaltet worden, aber keineswegs gibt es hier keine darstellerischen Künste zu beobachten. Am Ende ist mir diese Frage aber nur zweitrangig wichtig, da mich die Dramaturgie deutlich mehr beeindruckt hat.

                                          Und die Aussage? Die finde ich tendenziell irrelevant. "Alles ist verbunden" ist halt Vorschul-Esoterik, auf keinen Fall Philosophie, jedenfalls nicht in der dargebotenen Art und Weise. Die Verknüpfungen der Geschichte sind halt gescripted, so dass "Aha"-Effekte sich nicht auf gedankliche Ergebnisse, sondern die Drehbucharbeit bzw. die Arbeit an der Buchvorlage beziehen. Das mit Anspruch zu verwechseln - was die Macher wohl mitunter getan haben - schmerzt schon wieder etwas, aber vielleicht ist ein Puzzle - und mehr ist es nicht - eben schon "die Philosophie des kleinen Mannes", weshalb viele Menschen diesem Film (deutlich zu viel) "Anspruch" zusprechen.

                                          Für mich ist der Film in Summe interessantes und über weite Strecken auch gutes Kino, Unterhaltung, Puzzle, aber nicht im Ansatz erhellend. Muss ein Film aber auch nicht sein.

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                                            Wenn drei mäßig witzige Hauptdarsteller einen Film hindurch fast immer gleichzeitig quatschen, dabei auch noch im Kern jeweils dasselbe sagen, und das, was sie sagen, alles, nur nicht schlau ist - dann schaut man "Kill the Boss 2".

                                            Die Besetzung wie schon im ersten Teil: Die Nebenrollen mitunter pointiert besetzt (Waltz spielt mal wieder Waltz, so langsam muss doch auch der Rest der Welt merken, dass der Mann halt arrogant ist, aber kein oberbegabter Darsteller), Spacey macht Spaß, Aniston - hmm (halt Aniston).

                                            Deutlich überkandidelter als der erste Teil, den ich angeblich sogar lustig gefunden habe, was dann auch die Sichtung dieses Streifens vllt. entschuldigt. Alllerdings habe ich mich schon gefragt, ob ich beim ersten Teil nicht einfach nur "zu gut" drauf war, denn das hier fand ich wirklich viel zu pubertär und nicht witzig. Die Story hat alle gefühlte 20 Minuten mal einen Minihöhepunkt, der Rest: Belanglos.

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                                              dbeutner 21.12.2014, 17:12 Geändert 21.12.2014, 17:13

                                              Hollywood zeigt der Politik, wo der Hammer im Baumarkt hängt und wie man mit solchen Geräten mal "richtig wirkungsvolle" Wirtschaftssanktionen gegen das böse Russland und seine fiesen Geschäfte vollzieht.

                                              Au weia. Selbst wenn man den Hintergrund, wie ich es wirklich versucht habe, ganz doll ausblendet, bleibt es ein überzogener Actionstreifen, der sich selbst zu ernst nimmt, aber mitunter so übertreibt, dass eine gewisse Lächerlichkeit bzw., wenn man's halt super-locker nimmt, Lustigkeit nicht ausbleibt.

                                              Hauptsache, Washington bleibt Schauspieler. Das kann er nämlich, und umgeben von doch eher mäßig begabten KollegInnen stellt er das natürlich umso mehr heraus. Nur bitte jetzt nicht "Washington for President"...

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                                                dbeutner 16.12.2014, 15:39 Geändert 17.12.2014, 12:03

                                                "Before I Disappear" wird getragen von einem leisen lakonischen Humor und einer gewissen Spannung, die dem Streifen schon kleine Elemente eines Thriller gibt (was dem Unterhaltungswert, zumindest mit meiner Brille betrachtet, schon sehr zugute kommt).

                                                Shawn Christensen, der sich hier selbst inszeniert hat und auch sein eigenes Buch verfilmt - wir haben es also mit einem kleinen Autorenfilm zu tun -, trifft die Stimmung schon recht genau, alles andere wäre aber auch komisch in dieser Konstellation. Dafür geht Fatima Ptacek als seine Nichte einem recht schnell auf den Senkel, und wenn ich nicht Grund genug für einen Selbstmord hätte - so eine Nichte könnte dann doch noch Grund werden.

                                                Das Ende ist leider ausgewalzt wie ein Kuchenteig, aus dem man anschließend nur noch Pizza machen kann. Zu klassisch und zu explizit und damit zu platt. Von den störenden Faktoren abgesehen, habe ich mich dennoch recht gut unterhalten gefühlt.

                                                Das ganze basiert übrigens auf dem Kurzfilm "Curfew", für den Christensen 2013 den Oscar für den besten Kurzfilm erhalten hat. Die Kurzversion habe ich nicht gesehen, da aber ebenfalls die Nichte gleich besetzt ist und wohl auch gleich geschrieben, muss das am Ende auch nicht zwingend sein. Dennoch werde ich Christensen sicherlich ein bisschen im Auge behalten, schon tendenziell ein sympathischer Kerl, der sicherlich noch ein bisschen an expliziter Ausrichtung seiner Werke feilen muss und wird.

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                                                  Inhaltlich kann ich mich nur MrDepad's Beschreibung anschließen.

                                                  Man muss schon mehr einen Zugang zu dem Drama-Aspekt des Films haben, um dem dann wirklich etwas abgewinnen zu können. Allerdings fand ich den weniger stark, vor allem hat mich die allenthalben um Längen vorhandene Vorhersehbarkeit gestört. Seinen Zeitreiseaspekt nimmt der Film leider etwas zu ernst, worauf man sich nicht einlassen sollte, sonst muss man doch hin und wieder genervt aufstöhnen.

                                                  Als reine Unterhaltung - und man nimmt halt einfach mal die Story und die Zeitsprünge und Probleme der Linearität/Nichtlinearität so hin und stellt das nicht in Frage - völlig in Ordnung, aber auch nicht mehr. Ethan Hawke stellt die darstellerische Basis, wird aber vom Rest des Casts auch angemessen supported, wobei Sarah Snook schon hervorzuheben ist.

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                                                    dbeutner 12.12.2014, 20:16 Geändert 27.05.2015, 12:50

                                                    Straighter Western, der inhaltlich wenig bzw. nichts Neues zu bieten hat. Solide umgesetzt, und ohne den guten Mads hätte ich zu meiner "ordentlich für ne kleine Nummer"-6.5-er-Bewertung gegriffen. Habe aber noch 0.5 Mikkelsen-Bonus oben drauf gelegt und finde es am Ende auch passend so. Achja, und Jonathan Pryce (Brazil!), immerhin inzwischen fast 70 Jahre alt, mal wieder in einer netten Nebenrolle. Er wirkt wirklich alt, und da er nur noch einen Film pro Jahr macht, muss man wohl ernsthaft einkalkulieren, dass es jeweils der letzte sein könnte...

                                                    [Nachtrag sechs Monate später: Pryce ist im Moment wöchentlich in GoT zu sehen :-)].

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