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Alle Kommentare von dbeutner
Bad Country - oder "American Hustle" zehn Jahre später ;-) Lose basierend auf einer wahren Geschichte eines Kriminellen, der sich mit den Behörden zusammentut, sind gewisse Parallelen nicht zu übersehen. Allerdings ist AmHu Ausstattungskino, wo Bad Country eher auf Mittelmaß abzielt.
Ich glaube, man tritt niemandem zu nahe, wenn man sagt, dass das schon bei den DarstellerInnen beginnt. Willem Dafoe gehört auf jeden Fall zu meinen Favoriten, aber ich mag ihn am Ende sicherlich noch etwas mehr für seine sympathische Bereitschaft, Independent-Werke zu unterstützen, als für seine reinen darstellerischen Fähigkeiten, die alles andere als schlecht sind, aber einen Oscar wird der Mann niemals bekommen. Matt Dillon würde ich schon als fast klassisches Mittelmaß bezeichnen, mag ihn nicht einmal besonders, hier aber spielt er durchaus überzeugend; in jedem Fall einer derjenigen, denen Alter im Zweifelsfall absolut gut zu Gesicht steht.
Die Story wird nicht übermäßig aufgebläht, es geht eher bodenständig zu Werke. Wirklich negativ anzukreiden habe ich alle Actionszenen, die uninspiriert bis lächerlich-langgezogen wirken und der leicht dramatischen Kriminalgeschichte im Hintergrund auch nicht recht entsprechen wollen.
"spannende Sonntagsnachmittagsunterhaltung" hat Chris Brinker mit seinem ersten und letzten Film sicherlich hingelegt. Ob der verstorbene Regisseur später in größeren Kategorien gedacht hätte ("on a grander scale" ;-)) - wir werden es nicht erfahren.
Meine Tochter war schneller - und hatte "Die letzten Glühwürmchen" schon in der Schule gesehen, während ich den Film nun bestimmt ein Jahr oder länger vor mir hergeschoben habe. Sie fand ihn "schrecklich", wobei das weniger den Film als viel mehr das Erzählte meint - da kommt die Differenzierung sicherlich noch :-)
Nun, eine 8.5-Punkte-Vorhersage kann es hier nur geben, wenn sich alle einig sind und hier mit Punkten nur so um sich geworfen wird. Da fehlt allerdings in meinen Augen einmal mehr etwas Differenzierung. Denn so wie meine Tochter (negativen) Inhalt und Film etwas durcheinander brachte, so wird hier zumindest teilweise (positive) Ergriffenheit und Film etwas durcheinander gebracht.
Was mich zunächst am Meisten irritierte ist: Ich sehe "Die letzten Glühwürmchen" ganz sicher nicht in erster Linie als Antikriegsfilm, sondern als Kindheitsdrama (evtl. hatte ich auch einfach eine etwas verschobene Erwartungshaltung); der Krieg ist zwar das sehr konkrete auslösende Ereignis, aber es dürfte klar sein, dass sich solche Kindheitsdramen auch ohne Krieg in jeder Ecke der Welt abspielen.
Die Geschwisterbeziehung wird sehr süß dargestellt - die Stimme Setsuko's ist im Original deutlich süßer und authentischer, daher selbst hier beim Anime wirklich /dringende/ O-Ton-Empfehlung. Die authentische Darstellung der kleinen Schwester haut eh immer wieder um - hier hat Isao Takahata ganze Arbeit geleistet, was die Wahrnehmung der Welt durch kleine Kinderaugen betrifft. Auch die Zeichnungen sind in diesem Bereich unglaublich authentisch, was Staunen, kleine Bewegungen und Bewegungsarten und ähnliches betrifft. Da ist mit viel Liebe gearbeitet worden.
Zu kritisieren habe ich noch, dass die emptionale Seite des Films äußerst konstant ist. Der große, gute Bruder, der meist sehr viel Verständnis für und Sorge um seine kleine Schwester hat, die Umwelt, die spätestens dann, wenn es eng wird, sich entsolidarisiert - das hätte alles auch in einer halben Stunde abgehandelt werden können.
Großartig und wieder extrem liebevoll - an diese Punkten merkt man der Geschichte ihren autobiographischen Anteil an, und wie sehr Akiyuki Nosaka seine Schwester geliebt und getrauert haben muss - die minutenlange Erinnerung an die Kleine, nachdem sie bereits gestorben ist. Ergreifend, menschlich; seeeehr sympathisch.
AmHu punktet vor allem mit der Spielfreude Bales, allerdings sind auch Bradley Cooper und Amy Adams ähnlich energisch (Coopers Rolle/Charakter wird zum Ende hin sehr "verweichlicht" umgeschrieben, aber das ist halt Drehbuch/Regie, nicht dem Darsteller anzulasten).
Die zeitliche und thematische Nähe zu WoWS ist nicht zu übersehen (thematisch im Sinne von "realer Hintergrund, aber fürs Kino sehr selbstständig aufgepoppt"), und am Ende hat der Wolf mich noch einen Ticken besser unterhalten als AmHu, was vor allem daran lag, dass WoWS in seiner Länge viele Geschichten unterbringt, wo AmHu sich eher auf eine beschränkt, wenn auch mit wenigen Unterkapiteln (zB deNiro). Darstellerisches echtes Können kann man aber in AmHu eher finden, der Wolf ist aber eben bunter und lauter.
Etwas schwierig ist die Klassifizierung: Ganz sicher kein Thriller, aber zumindest Kriminalgeschichte, sicherlich etwas Drama und immer wieder Humor, aber gegen "Komödie" würde ich mich schon wehren wollen. Der eher subtile Humor liegt zB im Spiel Bales mit seinen Haaren (:-)); echt unpassend fand ich Louis C.K. als FBI-Vorgesetzter - das war entweder ein Freundschaftsdienst in der Besetzung (wer da wem einen Gefallen tun wollte, lassen wir mal dahingestellt), aber eher blöd, weil's ins Lächerliche ging bzw. tatsächlich klamaukig wurde, wenn Cooper seinen Chef verprügelt. Hier kommt wirklich so etwas wie "gewollte Komödie" kurz durch, es ist auch unterhaltend, aber es wird kein an und für sich lustiger Film, bei dem man sich ständig die Lachtränen aus den Augen wischt.
Am Ende wieder: Auf jeden Fall unterhaltend, Bale beeindruckend, eher fettes Kino statt Filmkunst. Völlig in Ordnung dafür.
Ach sowas nervt aber echt gewaltig - meine Bewertung & Kommentar zum Film sind verschwunden, vermutlich da der Film jetzt unter dem anderen Titel erfasst wurde ("All Things To All Men" statt "The Deadly Game").
Also aus der blassen Erinnerung: Gabriel Byrne in einem B-Movie, das sich selbst etwas zu ernst und groß nimmt, wobei diese Kritik sich auch direkt auf Rufus Swell beziehen könnte, der seine Rolle mäßig passend befüllt. Ein paar bekannte Nebencharaktere, die man aus England kennt, peppen es wieder auf, die Story nervt dagegen weiter hinten zunehmend - ich glaube, mit 6 Punkten liege ich nicht komplett neben dem, was ich ursprünglich gewertet hatte.
Grrr.
Wer "IT-Crowd" mochte, wird Chris O'Dowd dort liebgewonnen haben. Ganz klar das Zugpferd für "Family Tree", allerdings ist die Serie eher un-nerdig, dafür gibt es ein Hohelied auf den Wert der Familie, merkwürdige Anzeichen eines gewissen Militär-Fetischs bei den Drehbuchschreibern - komische Mischung das Ganze. Sicherlich sollte man die konservative Grundlinie, auf die Family Tree gestellt ist, nicht überbewerten, man kann sie aber auch nicht recht übersehen. Ließ mir mitunter die Gags nur widerwillig die Kehle runterlaufen...
Davon abgesehen ist der Familienplan im Kern völlig uninteressant, jedenfalls für Menschen wie mich, die deutlich mehr im Jetzt leben als sich Gedanken um Urgoßväter zu machen.
Punkten kann die Serie damit in erster Linie durch Chris O'Dowd selbst sowie vor allem durch Nina Conti, die als Bea immer ihr AlterEgo in Form eines bauchgesprochenen Handaffens dabei hat. DAS ist (mitunter sehr) witzig! Da es bei einer Staffel blieb, durchaus leichte Kost für Zwischendurch.
Zu viel Theater, in der Inszenierung, in den Dialogen, mir persönlich einfach zu dick. Selbst im Theater hätte mich - ich kenne die Vorlage nicht - /dieser/ Stoff auf jeden Fall recht bald angeödet.
Sam Shepard hat's richtig gemacht, der ist um den Schinken in dem Stück schlau drumrum gekommen. Absolut verständlich ;-)
Eigentlich habe ich nur das gedacht, was ich immer leidenschaftlich denke, wenn mir der Film anfängt, echt auf den Geist zu gehen, und eine Person dabei kurz vorm Abnippeln ist: Stirb! Stirb doch einfach!
Maryl Streep war noch nie meine Favoritin, unter den Umständen hat sich das auch nicht gerade gebessert. Man könnte eventuell sagen: Sie hat so toll gespielt, dass ich ihre dargestellte Figur hasste, und das trifft auch sicherlich ein bisschen zu. Aber wie gesagt, es war mir zu dick, genau wie das MakeUp von Streep. Dazu noch Botox-Oberlippe bei der Roberts, wo man denkt, ne Woche vorher habe ihr Mann noch auf die Lippe geboxt (pun intended).
Benedict Cumberbatch dann auch noch aus der Riege irgendwie rausfallend und sehr eindimensional (das Leiden wegen des nicht-geliebt-Werdens der Mutter) als schwacher Charakter. Fand ich einfach nur etwas irritierend.
Auf der anderen Seite wenigstens mit Julianne Nicholson eine unverbrauchte Darstellerin, die auch noch - kein MakeUp, da jubelt's ja schon in mir - attraktiv ist. So ziemlich der einzige Grund, der mich über die Zeit ein bisschen erfreut hat.
Pluspunkt: Die ganzen Arschgesichter, die meinen, sich über eine anwesende Vegetarierin bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit weiter lustig machen zu müssen. Ja, so dumm-plump können Menschen sein, sind es sogar meistens.
Louie ist für mich ein gaaanz zweischneidiges Schwert. In der ersten Staffel vor allem immer wieder fast so etwas wie tiefgründige Momente in trockenen Humor eingebaut, mitunter auch humorfrei einfach mal plötzlich und unerwartet ernst werdend. Das sind ganz schön große Momente. Daneben aber auch immer wieder eher flacher Ficki-Ficki-Klamauk. Dieses Nebeneinander hat mich etwas irritiert, aber letztlich das Gefühl gegeben: Ok, Louis C.K. ist halt kein Intellektueller, der Spaß macht, sondern ein eher schlichter Geist, der so ausgesprochen unpolitisch ist, dass tendenziell politische Bemerkungen eher aus einem - häufig recht gesunden - Bauchgefühl heraus kommen. Auch das ist ja völlig in Ordnung.
Dann Staffel 2 Folge 7, Doppelfolge über C.K. beim Truppenbesuch in Afghanistan. Wenn ein Komiker sich dabei inszeniert, wie er vor einer Horde amerikanischer GIs mit Maschinenpistolen um den Hals erklärt, dass Männer nun mal eine bestimmte (grobe) Art haben, Sex zu haben, und alles gröhlt - spätestens da wurde mir ernstlich übel. Nein, Louis C.K. ist kein Militarist. Er ist einfach nur durchschnittlich dumm. Das will ich ihm zugute halten, macht es für mich aber am Ende nicht erträglicher. An dieser Stelle war dann Schluss für mich.
Da die zweite Staffel eh schon qualitativ abgenommen hatte, kein schwieriges Ende. Meine Bewertung ist ein wohlwollender Kompromiss mit nur einem halben Punkt Abschlag für etwas, für das ich an schlechteren Tagen auch gleich Null Punkte fürs Gesamtwerk geben würde.
/Deutlich/ mehr TopOfTheLake als Twin Peaks (in der Richtung geht eher Les Revenants, die ich mal wieder sehr empfehlen möchte). Lebt in allererster Linie von guten DarstellerInnen, mit Olivia Colman und David Tennant an der Spitze, deren HassLiebe alleine schon viel Spaß macht, die aber auch beide grandios spielen. Tennant mit schottischem Dialekt, dass es einem die Schuhe auszieht, Colman so authentisch, dass man ihr sofort abnimmt, dass sie die Männer, wie sie selbst mal in einem Interview gesagt hat, "ins Bett gelacht" habe.
Die Story wird ausreichend spannend gehalten, wobei sie so konzipiert ist, dass am Ende der Gärtner aus der Tasche gezogen wird und mal wieder der Mörder war (nein nein, es gibt gar keinen Gärtner). Also: Mitraten ist eigentlich sinnlos. Es ist daher mehr die Perspektive der beiden ErmittlerInnen und die Innenansicht einer Kleinstadt, die faszinieren. Man könnte dem Drehbuch also vorwerfen, das Publikum gezielt an der Nase herum zu führen, aber wer sich auf die Darstellung einfach einlässt, wird belohnt.
Auf jeden Fall eine kleine Empfehlung, und mE eine Nummer über dem bekannteren TopOfTheLake.
Mar Adentro. Zehn Jahre ist es her, gestern ein zweites Mal, und schon, dass ich praktisch jede Szene noch erinnerte, sagt schon so einiges aus darüber, wie sehr mich der Film schon seinerzeit gefesselt hat. Und: Mir ein völlig falsches, aber sehr interessantes Bild von Javier Bardem vermittelt hat, von dem ich damals dachte: Huch, so ein netter Herman-van-Veen--meets--Uwe-Ochsenknecht--Typ ;-)
Ich hatte dem Film seinerzeit aus der Erinnerung 9 Punkte gegeben, die ich nun ganz leicht nach unten korrigiere, aber: Nach wie vor ein toller toller Film mit charismatischen oder zumindest mit einer Persönlichkeit ausgestatteten DarstellerInnen.
Der Grund zur Korrektur nach unten: Es war mir ein bisschen zu viel Drama und zugleich "selbstverodnete Zwangsneutralität" in die Sache gelegt. Stellvertretend, aber auch ganz konkret leicht nervig empfand ich die Parallelgeschichte mit der Anwältin, die sich auch... und dann doch nicht... aber auch dennoch nicht glücklich... Da wurde für mein Gefühl etwas zu viel Story in den kleinen Kreis der Protagonisten reingedichtet.
Dennoch: Starkes Plädoyer für Toleranz. Philosophisch nicht tiefschürfend, aber zumindest ein guter Anker, um sich mit dem Thema Sterbehilfe in Ansätzen zu beschäftigen. Wer sehr schwarzen Humor sein eigen nennt, kann den Abend mit "Kill Me Please" zum DoubleFeature aufwerten... (der Film ist selbst leider nur mäßig schwarzhumorig, aber so ein DoubleFeature verstößt zumindest ordentlich gegen den Guten Geschmack).
Ich bin ja großer Verfechter der These, dass Buch Buch ist und Film Film und daher Adoptionen sich ihre eigenen Freiheiten nehmen sollen und sogar, wenn es gut gehen soll, mitunter müssen. GoT lebt das recht positiv vor. Aber warum man hier geradezu eine Karikatur einer Vorlage erstellt hat, das erschließt sich gottweißwem...
Mit Dean Norris gibt es ein Zugpferd, der allerdings kaum gefordert wird und in BrBa-üblicher Manier etwas rumgrummelt. Der Rest das Casts ist zwischen ganz nett (Natalie Martinez) und böse peinlich schlimm (Rachelle Lefèvre u.v.a.m.).
Und dann werden noch Pseudo-Cliffhanger zwischen den Werbepausen eingebaut. Sieht man das Ganze ohne Werbung, weiß man nicht, ob man an Stellen wie "Du hättest besser nicht hier her kommen sollen" (was einen Cut später nichts mehr bedeutet) lachen oder weinen soll.
Tja, in Summe: Viel Potential, komplett vergeigt, einen Namen unter den Darstellern als Zugpferd, der Rest der Besetzung B-Chargen, genauso wie die DrehbuchschreiberInnen und die Regie. Schade.
Nach über 450 Kommentaren habe ich eigentlich gar keine Lust, hier groß Dinge breit zu treten. Daher nur stichwortartig:
1.) Ich beteilige mich schlicht nicht an der Diskussion darüber, ob der Film eine Anklage sei, ob das gelungen sei etc pp. Für mich versprüht der Film eigentlich nur ein Anliegen, und das ist Kino-Unterhaltung. Ohne Zweifel hinterlässt diese Darstellung bei dem Wissen, dass das ganze auf einer realen Geschichte basiert, irgendwie einen fahlen Beigeschmack. Aber ich habe das nicht als Doku gesehen, sondern als schrägen Film. Der hat mich tatsächlich unterhalten. Recht gut sogar für die Laufzeit.
2.) L.DC. - Ich werde mit ihm niemals warm werden und halte ihn nach wie vor für einen der überbewertetsten Darsteller aktuell. Hier allerdings hat es einigermaßen gepasst: DiCaprio kann mE nur grob, aber wo will man lieber einen plakativ overactenden und nicht durch feinfühlige Zögerlichkeit auffallenden Mimen als in einer Arschloch-Verfilmung?! ;-)
3.) Der gesamte Nebencast macht Laune. Auch wenn einige Auftritte arg kurz sind, wenig später kommt der (seltener die) nächste um die Ecke. Auch das hat mich bei der Stange gehalten, wenn ich schon drei Stunden ansonsten vor allem mit Leo kuscheln muss.
4.) Subjektivität vs. Objektivität. Unter der Teilüberschrift lohnt es sich sicherlich, den ganzen Film nochmal vorsichtig auseinanderzunehmen, denn da steckt doch einiges drin. Ganz plakativ natürlich zu Beginn die Farbe des Wagens, später nochmal sehr plakativ der heile Wagen der Erinnerung vs. der zerbeulten Schachtel der Realität. Aber da gibt es noch andere Momente, die weniger dick auftragen, und in 465 Kommentaren hat zumindest noch niemand auf die Treppenstufen hingewiesen, die sich Belfort herunterkugelt. Aus objektiver Sicht (Kamera von der Straße her) handelt es sich um ca. 5-6 Stufen, aus subjektiver Sicht (Kamera aus Belforts Perspektive) um eher ca. 15-20 Stufen (dass mich niemand auf die Zahlen festnagele; "weniger" vs. "mehr" ist das Entscheidende). Solche kleinen Dinge in einem ansonsten eher lauten und grellen Film machen Spaß und zeigen, dass es nicht ausschließlich grobmotorisch zugeht.
Nach alledem keine Erleuchtung, aber (gute) Kinounterhaltung ohne Tiefgang.
Ach, wie schade. Und: Ach, wie merkwürdig. Wie merkwürdig, dass der Kinofilm ja doch recht einheitlich abgefeiert wird, als ob sich Stromberg demnächst für den Oscar bewerben sollte ;-)
Aber im Ernst: Auch wenn die Serie in Teilen - mal in Momenten, mal in einer ganzen (Auswärts-)Staffel - ihren Focus und/oder ihre Qualität verliert, gab es doch eine gewisse Konstanz in der subtilen Form des Gags, der ohne Pointe daherkam und damit sogar mitunter sich das Prädikat "schlau" einfangen konnte. Dass Stromberg daneben auch mal auf Masse und Schenkelklopfer abzielte, konnte man verzeihen. Aber es gab immer zwei Zielrichtungen, und leider setzt der Film ganz klar auf die zweite Form, die laute.
Im ersten Drittel ist noch einigermaßen alles beeinander, das Szenario ist ja auch wohl einstudiert. Aber dann möchte man sich vom Büroalltag lösen, es soll "anders" werden. Grundsätzlich zu begrüßen, nicht aber in der Ergebnisform. Das zweite Drittel verliert bereits ein bisschen den Faden und die Konzentration. Beispiel: Ulf und seine Reaktion auf den Adoptivsohn. Man hätte das im Kern durchaus in diese Richtung laufen lassen können, aber subtiler. Die Serie wäre da differenzierter ran gegangen, hätte Ulf nicht weniger als Arsch erscheinen lassen müssen, aber eben: subtiler.
Und dann wird's richtig laut und albern, wenn man bei der großen 50-Jahre-Party angelangt ist. Wir sehen noch einmal, was für grenzwertige DarstellerInnen Tatjana Alexander (Tuberkel) oder Sinan Akkuş (Turçulu) sind - das hat man zwar auch der Serie stark angemerkt, aber da konnten die Dialoge noch etwas wett machen, insbesondere Tuberkel hatte eine Rolle, mit der sie ihr darstellerisches Unvermögen recht schick kaschieren konnte - das hatte schon wieder etwas. Der Film lässt beide DarstellerInnen voll gegen die Wand laufen, und nicht mehr das Drehbuch verleitet zum Fremdschämen, sondern der Film selbst.
Und dann noch - Musik. Was in der Serie bestenfalls angeklungen wäre, wird hier nun - man bietet ja zwei Stunden Programm - auf die volle Länge gestreckt, gleich mehrmals. Irgendwie konsequent - ist man mal in Deutschland im Kino angekommen, wird die deutsche Kultur auf den Tisch gepackt; da bleibt dann auch am Ende Stromberg keine Ausnahme.
Schade. Na klar habe ich mich über Teile hinweg amüsiert, insbesondere im ersten Drittel. Im letzten Drittel ging das mehr in Ärgern über, und schloss damit auch zielgerichtet ab. Insofern: Danke. Ich möchte keine Fortsetzung mehr. Jedenfalls nicht im Kino.
Plump inszenierter Film mit plumpem Drehbuch und einer Abigail Breslin, die mal eine Marke legt, wie schlecht sie sein kann. Und Sean Bean brauchte mal wieder das Geld? Merkwürdig...
Will nicht viele weitere Worte verlieren, das würde der Film gar nicht verdienen. Nur so viel: Ständig wird Schach im Hintergrund gezeigt, was schon eine Anmaßung ist, da Schach komplex und winkelzügig ist, der Film aber grob gestrickt und irgendwie doch an vielen Stellen so doof, wie die Dame in den ersten 5 Zügen zu opfern.
Ein paar Nebendarsteller heben das Niveau ein bisschen, so dass es Stellen gibt, die schon ein bisschen in Ordnung sind. Aber wenn das alles ist, was man über einen Film Positives sagen kann (abgesehen davon, dass er auch technisch zumindest OK war), können da nicht mehr als 5 Punkte bei rauspurzeln... Meiden, dann hat man Lebenszeit gespart.
Zwischen Sonatine und Hana-Bi liegen Jahre - und damit tatsächlich auch kleine Welten, in denen Takeshi Kitano auf jeden Fall Tiefe entwickelt hat. Dennoch ist Sonatine nicht oberflächlich, sondern hat seinen sehr eigenen Charme; die meiste Zeit sehen wir Gangstern am Strand zu, die sich dorthin zurückgezogen haben und die Zeit tot schlagen. Spätestens hier bricht sich der trockene und mitunter schwarze Humor Kitanos seine Bahnen, beinahe schon überbordend die Szene, in denen das "Rüttelpappspiel" "mit echten Menschen" inszeniert ist. Im Kontrast dazu dann eben die Yakuza-Härte, die mitunter durchbricht, wobei ich diesen Kontrast keineswegs - im Gegensatz zu einigen Beschreibungen hier - als Kern des Films sehe, dazu wird der Kontrast als solcher zu wenig inszenatorisch abgefeiert.
Als schwierig, wenn auch den Charme des Films mitbestimmend, empfand ich, dass rel viele Szenen (vor allem in der ersten Hälfte) vollkommen unklar waren, was jeweils der Anker der Szene ist oder wer im Hintergrund ggf. zusammengeschlagen wird - den Faden der Story weiterzuspinnen, darum geht es hier eher selten.
Wobei eben "Stimmungen einzufangen" in späteren Werken für mich besser funktioniert, mit Hana-Bi allerdings auch als Ausnahmefilm auf die Spitze getrieben. Man sollte aber nicht immer mit dem Meisterwerk eines Regisseurs vergleichen...
[Werkschau ungesehener P.S.H.-Filme, Teil 5 von 15]
"Romantische Komödien" finde ich ja per se eher schwierig, aber sie entwickeln sich dann zum echten Problemfaktor, wenn man die, die da der Liebe verfallen sollen, einfach nicht mal im Ansatz prickelnd findet. Hope Davis (zehn Jahre später noch einmal mit Philip Seymour Hofman zusammen, in "Synecdoche, New York") tötete also alleine mit ihrer Besetzung den Film ein bisschen für mich, ohne dass ich ihr wirklich Dinge vorwerfen könnte. Aber auch ihr männlicher Gegenpart (Alan Gelfant) - völlig uninteressanter Typ (seine Schauspielkarriere ist auch eher begrenzt geblieben, immerhin).
Die Inszenierung tat dann ihr Übriges - recht hektisch werden die Treffen mit den Annoncen-Beantwortern parallel montiert, wodurch diese Szenen auf einzelne Sätze heruntergebrochen werden und keine längere Szene mit Entwicklung stattfinden kann.
Diese auch sonst umgebende Unruhe und der dadurch eher oberflächliche "Witz" griffen also nicht. Und die übrige Besetzung, die noch etwas hätte retten können (Hoffman, Victor Argo und José Zúñiga) ist zu nebenrollig angelegt, um das wirklich zu tun; einzig Zúñiga bekommt etwas mehr Raum, dafür wird seine Rolle - sehr charmanter und süßer Südamerikaner - recht konservativ als "Macho" enttarnt, obwohl das in der Darstellung eher überhaupt nicht zutraf. Positiv erwähnen möchte noch die kleine Nebenrolle des auch sonst unbekannten Ken Cheeseman, der hier als sympathischer Schwuler ein bisschen Stimmung reinbringt (auch er spielt in "State and Main" und "The Invention of Lying" noch zweimal mit Hoffman zusammen).
Dass Regisseur Brad Anderson sechs Jahre später mit dem Maschinist eine echte kleine Perle verfilmte - Hut ab, nach diesem seinem Erstling hätte ich den Mann als Regisseur tendenziell abgeschrieben. Aber am Ende war das wohl auch mehr ein Zufallstreffer, denn der Anderson-Rest fügt sich doch eher in der Linie von Wonderland ein - halbgar, bestenfalls.
Fasziniert durch die Kombination einer irgendwie einem die Luft langsam abdrehenden unbehaglichen thrillerartigen Psycho-Entwicklung und der darstellerischen Leistung der Protagonistinnen, wobei Judi Dench die böse und zerstörerische Psyche besonders gut umsetzt (und Cate Blanchett darstellerisch zwar nicht schwächer erscheint, aber auf jeden Fall den weniger komplizierten Part hatte).
Am Ende ein wenig enttäuschend, weil das Gesamtsetting die Story zu "einer unter mehreren" macht und damit den spannenden Focus auf /genau dieser/ Geschichte etwas pointless erscheinen lässt. Kostete einen halben Punkt etwa.
Achja, Bill Nighy mag ich ja sehr sehr gerne; etwas wenig Rolle ggü den beiden Frauen, aber auf jeden Fall unter Pluspunkt verbucht.
Kraftvolles Sportlerdrama, sicherlich nicht dokumentarisch und mindestens teilweise überstilisiert und -dramatisiert (wobei die Filmmusik an wenigen Stellen schon ins Kitschige abzugleiten droht), aber - mitreißend und spannend (evtl. noch etwas mehr für Leute wie mich, die sich eigentlich nicht für Rennsport interessieren und daher die Geschichte auch nicht im Detail kennen). Vielleicht (a) für Männer, die (b) zumindest auch gerne mal NeedForSpeed gespielt haben, zugänglicher als für andere, aber das muss auch nicht so sein.
Daniel Brühl erinnert zwar durchgehend etwas mehr an Daniel Brühl als an Niki Lauda, aber wer ihn wie ich mag, für den ist das kein Nachteil. Wobei ich damit die darstellerische Leistung von Brühl nicht in Abrede stellen will.
Wenn man die realen Personen & Verhältnisse zum Vergleich heranzieht, ist die Darstellung Laudas schon teilweise sehr kritikfrei; da ich den Film aber in erster Linie als spannende Unterhaltung "mit realem Hintergrund" (aber auch nicht viel mehr) wahrgenommen habe, will ich das nicht ernsthaft ankreiden.
Dass Niki Lauder mit Sarah Wagenknecht zusammen war, war mir allerdings auch neu ;-)
Die Idee ist einigermaßen witzig (das Potential des Settings wird aber leider bei weitem nicht ausgeschöpft) und Peter Dinklage ein Argument für den Film, auch in der konkreten Umsetzung. Mehr als ein paar Sympathiepünktchen will "Knights of Badassdom" auch kaum einheimsen, dazu ist der Film zu offensichtlich auf VeryLowBudget getrimmt - schon die "Spezialeffekte" sind teils zum Gruseln ob ihrer groben Umsetzung. Aber wie gesagt - die stehen dazu, dass sie kein Geld hatten :-)
[Werkschau ungesehener P.S.H.-Filme, Teil 4 von 15]
Was war denn DAS, bitte? "Montana" ist so gezielt schlecht, dass es irgendwie nahe liegt, dass es auch so schlecht sein soll, um damit irgendwie wiederum witzig zu sein, eine Satire auf LowBudgetProduktionen oder was weiß ich. Meine Bewertung mit drei Punkten hat dabei noch einen "da-wird-schon-was-gewesen-sein"-Bonus drin, denn eigentlich ist alles Schrott.
Akustik? Schrott. Licht? Schrott. Drehbuch? Holzschnittartig ist ein zu filigranes Wort dafür. Also: Schrott (oder vorpubertär, von einem mäßig begnadeten Drehbuchautor im Alter von 10 Jahren verfasst, oder so). Darstellung/Regie? Schrott. DarstellerInnen? Würde man nur "Montana" kennen, müsste man wohl sagen: Schrott. Auch wenn P.S.Hoffman sich noch am ehesten zu weigern schien, bewusst die schlimmste Performance seines Lebens abzugeben.
Ich hatte mich noch gewundert, warum ein solch besetzter Film (Tucci beinahe in so einer Art Hauptrolle, Hoffman, Robbie Coltrane, Mark Boone Junior (SoA)) hier in der Bewertungs- und Kommentarlosigkeit versinkt, aber: Mehr hat er auch wirklich nicht verdient. Geradezu "witzig" (oder: bedenklich?) ist die IMDB-Wertung mit 6,4 - und Kommentaren, die den Film ernst nehmen und gut finden... Schräg, sehr schräg...
Elijah Wood (immer wieder: so ein cooler Typ mit so einer präzisen Rollenauswahl), Jason Gann als Wilfred, Kifferhumor und eine gewisse Tiefsinnigkeit, die aber eben locker-luftig daherkommt und nie auf die Nerven gehen will. So schön unaufgeregt kann Serie sein. Da kein wirklich großer Bogen erzählt wird, nichts was süchtig macht wie Heroin, mehr ein kleines Betthupferl.
Die dritte Staffel wirkt ein wenig bemüht, evtl. hätten zwei gereicht. Aber Spaß macht's trotzdem.
Schicke Mockumentary, die sicherlich an einigen Stellen von MathematikerInnen / InformatikerInnen mehr wertgeschätzt wird als vom Durchschnittspublikum (etwa, wenn jemand im Hintergrund nebenbei die Lösung des Springerproblems aus dem Kopf, sozusagen zum Langeweile totschlagen, nachzieht), ebenso von älteren Semestern mehr als von Jüngeren, schon beim Erblicken der Rechner der 70er... Ach, was waren das für Zeiten... :-)
Die Inhalte verlaufen zwischen schräg und leicht intellektuell, im Wesentlichen ist es aber ein Späßchen und eine Erinnerung. Ein "Film über künstliche Intelligenz" ist es ganz sicher nicht, da werden nicht einmal Ansätze des heutigen Diskussionsstandes erreicht, was auch wenig Sinn machen würde - immerhin sind es die 70er.
Dafür wird der Nerd-Herde als Kontrastgruppe eine Paartherapie-Gruppe entgegengesetzt, was eine nette Idee ist, die aber in der konkreten Inszenierung etwas plump wirkt.
Mitunter - vor allem im letzten Drittel - geht manchmal der Schwung verloren; die wirklich netten Momente sind etwas isoliert, aber die Gesamtstimmung passt.
Für nerdig Interessierte (also die, die in TBBT mehr sehen als oberflächliche NerdSoap und insbesondere in den ersten Staffeln den tiefer liegenden Witz erkennen) auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
Style over substance. Wobei der Style schon Grund genug sein kann, einen Blick in die Serie zu werfen, zumindest dann, wenn man grundsätzlich ein Herz für einen knallbunten comicartigen Look hat. Wem das alleine noch nicht reicht, der kann sich noch durch einen auf jeden Fall interessanten britischen Cast locken lassen: Adeel Akhtar (Four Lions), Paul Higgins (In the Loop / The Thick of It; auch hier großartig), Nathan Stewart-Jarrett (Misfits' Curtis). Diese und der Rest liefern sprachlich nicht weniger ab als optisch - also einen Hardcore-Mix aus Irisch, Schottisch, Cockney oder einfach tiefstem Britisch. Kein echtes Wunder, dass es ein US-Remake geben soll ;-)
Inhaltlich hat mich die Serie weit weniger gefesselt als von den äußeren Werten her. Im Wesentlichen geht es um Verschwörungstheorien, dabei werden natürlich ein paar Referenzen auf echte Skandale und politische Verstrickungen eingeflechtet, vor allem aber springt die Story doch auch ungezügelt hin und her, so dass eine roter Faden, dem man konstant folgen möchte, kaum gegeben ist. Da kann Staffel 2 ggf. aufholen - die Grundlage ist schon sehr interessant.
[Werkschau ungesehener P.S.H.-Filme, Teil 3 von 15]
P.T.Anderson ist ja eigentlich nicht so mein Ding. "Magnolia" (ging so) und "Punch-Drunk Love" (ging so gar nicht) haben bei mir deutlich weniger gezündet als bei vielen, und "There Will Be Blood" ist in meiner Wahrnehmung vor allem ein Daniel Day-Lewis Film. Daher war "Boogie Nights" auch nichts, wo ich das Gefühl hatte, etwas nachholen zu müssen, zumal Mark Wahlberg mich sowieso eher abhält.
Also auch dieser Streifen nur gesichtet, um die Geschichte des verstorbenen P.S.Hoffman zu vervollständigen. "Boogie Nights" gilt allgemein als der Durchbruch von Hoffman - nun denn, seine Rolle ist eben sehr sehr nebenrollig, aber mit mindestens einem intensiven Moment. Ahnen, dass das mehr kommen könnte, kann man schon, aber in zweieinhalb Stunden ging seine Performance auch etwas unter.
Der Cast ist wieder mal hochkarätig, aber die Story, die Story... Sie hat mich gar nicht erwischt, auch wenn der junge Wahlberg nicht die Aggressionen in mir freisetzt, wie es der gleiche Mensch zehn Jahre später tat. Aber eine absolut untypische und unrepräsentative Darstellung eben nicht "des" Porno-Gewerbes, sonder einer Anderson-[John Holmes-]Version desselben, erreicht mich einfach nicht.
Wenn etwas wertvoll am Film ist, dann die Subplots. Also die leichte Sozialkritik beim Aussteigeversuchen (allerdings in seiner Tiefe sehr dünn, in seiner Plakativität schon wieder zu dick aufgetragen); oder die kleine Gauner-Einlage beim Deal, wo der Film mal 15 Minuten in eine witzig-spannende Richtung läuft. Vor allem aber die filmischen Reflektionen, die waren schon wieder richtig witzig: Der DP, den das Licht und die Bildwirkung interessieren, und nicht die auf der Straße gefickte Frau; die Diskussionen um Film und Video. Da ich gerade tags zuvor "Side by Side" gesehen habe, war dadurch erst meine Wahrnehmung dieser Ebene voll geschärft - das hat Spaß gemacht und war eher ein schlauer augenzwinkernder Teil.
Insgesamt aber zu wenig, um mich über zwei Stunden hochinteressiert bei der Stange zu halten.
Auf der einen Seite: Eine Perle! Was kann einen Cineasten mehr begeistern, als eine Creme-de-la-Creme-Riege von Filmschaffenden, die mit meist eher großem Enthusiasmus über ihre Überzeugungen sprechen, wie Film funktionieren soll - hier auf die Frage bezogen: analog oder digital. Wobei nicht auf das Filmen selbst beschränkt wird, sondern vom Editing über das Filmen bis zum Vorführen viele Stationen beleuchtet und in einen historischen Zusammenhang eingebettet werden. Wenn dann auch noch David Lynch und Lars von Trier unmittelbar hintereinander geschnitten sind, hüpft mein Herz.
Auf der anderen Seite, gerade: Warum alle nur hintereinander schneiden? Da werden zu jeder Einzelfrage jeweils ein oder mehrere "Ja" und ein oder mehrere "Nein" aneinandergeklatscht. Das ist im Ansatz nett, weil man so sieht, wieviele unterschiedliche Wahrnehmungen von bestimmten Aspekten existieren, und die haben auch irgendwie jeweils ihre Berechtigung. Aber erst ein sich-Austauschen über diese Standpunkte bringt echten Erkenntnisgewinn, und auf den ist hier leider niemand aus. Keanu Reeves wirft ganz selten (ich glaube nur zweimal) einen zuvor von jemandem anders gehörten Gegenstandpunkt ins Gespräch, aber das ist zu wenig, daraus Diskussion entstehen zu lassen.
Natürlich ist zuzugeben, dass viele der Thesen und Gegenthesen keiner "wahren Synthese" zuzuführen sind, weil es individuelle Ansichten sind, um die es hier geht. Zugleich wird aber eine gewisse Tendenz deutlich, dass es nämlich die klassischen Menschen gibt, die das Gewohnte nicht bereit sind, zu verlassen; und die weniger klassischen Neugierigen, die in jeder Veränderung auch Chance sehen. Dieser Punkte hätte durch Diskussion interessanter herausgestellt werden können, vielleicht auch mit ein wenig Einsicht eines der Gewohnheitstiere, wer weiß.
Den größten Wert hat die Doku eventuell erst in zwanzig Jahren, wenn die nächste Generation, die (fast) nur noch digital kennen wird, mit der Geschichte dieser Entwicklung konfrontiert wird. Das könnte schön werden, den Film dann noch einmal zu sehen...
Abschließend: Hätte nie gedacht, dass George Lucas so ein sympathischer Kerl ist, sorry; und Keanu Reeves: Bitte, bitte bitte, sprich nie wieder den Off-Ton einer Doku. Da wirkt jeder Roboter dreimal so lebendig.
"Allein in vier Wänden" ist eine auf jeden Fall sehenswerte Dokumentation über ein Kinder-/Jugendgefängnis im südwestsibirischen Tscheljabinsk. Man kann der Doku sicherlich einiges formal vorwerfen, dazu komme ich gleich noch, nur eines nicht: "Emotionslosigkeit". Ganz im Gegenteil wird der Film wohl die meisten Menschen mit Empathie, evtl. Eltern mehr als nicht-Eltern, sogar recht massiv ergreifen und Emotionen frei setzen.
Was "Janus Winter" mit "emotionslos" vermutlich meint, ist die zurückhaltende Art der Darstellung - eben kein Off-Kommentar, nicht einmal die Fragen an die Jungs werden vom Film erfasst, nur die Antworten. Hinsichtlich der Emotionalität empfand ich das eher als Pluspunkt, dokumentarisch empfinde ich es eher als Mogelpackung; denn dadurch wird suggeriert, dass die Doku "neutral" sei und nur die Dargestellten sprächen. Was Unsinn ist, denn jede Antwort hat eine Frage (wir sehen / hören sie nur nicht), vor allem aber gibt es auch eine Menge Dinge, die /nicht/ gefragt oder gezeigt werden.
Das Bild der Stadt Tscheljabinsk etwa, in dem das Gefängnis liegt und in dessen Umfeld auch Eltern interviewt werden, ist ein völlig falsches, wenn es nur aus dem Film stammt. Es wirkt, als wäre der Ort einer kurz vor dem Ende der Erdscheibe, und soziale Strukturen glänzen durch Abwesenheit. Nicht, dass das Bild am Ende /völlig/ falsch ist, sind doch soziale und wirtschaftliche Randparameter natürlich Teil des Problems. Aber die Stadt ist eine Millionenstadt mit erheblicher Infrastruktur und Kultur.
Ebenso drängt sich durch die Doku der Eindruck auf - wie auch hier bei Kirsten Liese nachzulesen -, dass das Gefängnis sozusagen der beste Ort sei, an dem die Jungs eine schulische Ausbildung bekommen und sozial miteinander arbeiten und lernen. Auch hier wieder: Eventuell nicht völlig falsch, und bei einigen der Insassen ist zu spüren, wie gerne sie aus dem Kreislauf des Elends und der Kriminalität ausbrechen würden, aber sehen, dass sie das wohl nicht schaffen werden. Dennoch: Wir lernen zugleich, dass das ein Knast der M&Ms ist - Mörder und Marmeladendiebe. Dass Mundraub mit 2 Jahren Jugendknast geahndet wird, ist aber kein pädagogischer Erfolg, sondern das vollständige Versagen von sozialer Unterstützungsinfrastruktur "draußen". Wenn man natürlich "draußen" vernachlässigt, dann sieht ein "drinnen" schon "relativ gut" aus, wenn es nicht ganz schrecklich ist. Und das zuminest scheint der Ort nicht zu sein, das Gefängnis arbeitet, das schimmert an mehreren Stellen durch, mit dem System ständiger Beschäftigung, was auf jeden Fall sinnvoller als das "Konzept" in manchem Jugendknast in Deutschland erscheint.
Insgesamt ist also ein bisschen Vorsicht angesagt. Die Konzentration auf das Leben und Erleben der Jungs ist unter sozialpolitischen Aspekten geradezu gefährlich; die scheinbar neutrale Art ist gerade das nicht. Wenn man sich aber dieser Gefahren bewusst ist, gestattet "Allein in Vier Wänden" auf jeden Fall einen Einblick in eine Lebenswirklichkeit an einem anderen Fleck der Welt, der zumindest mal etwas "erdet". Dafür liebe ich engagierte Dokumentationen, diese halt wegen ihrer Unzulänglichkeiten nur etwas weniger.