dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7 .5

    Ich mochte den, und zwar aufgrund seines erzählerischen Charmes, der natürlich nicht zuletzt durch Rosario Dawson (♥), Danny DeVito & Robert Forster erst richtig abgerundet wurde. Die Story haut niemanden vom Pferd, aber die Erzählart steht hier auch so etwas von im Vordergrund, dass das wirklich sekundär ist bzw. sein sollte. Für Freunde einer stylishen Version des 40er-Jahre-Film-Noir auf jeden Fall zu empfehlen, wer die DarstellerInnen-Riege auch noch so klasse findet wie ich --> sehr zu empfehlen. Es bleibt zwar am Ende ein eher kleiner Film, aber: nett.

    Und wenn wir schon bei Hotel Noir sind, das hier ist leider nicht im Soundtrack untergekommen (OkOk, hätte auch nicht so richtig gepasst ;-)), aber schöne Künste sind schöne Künste, daher aus Anlass des Titels eine kleine Empfehlung aus meiner Jugend: http://www.youtube.com/watch?v=zcaOPOQ_BF8 - (Hotel Noir von Legendary Pink Dots).

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    • Schön, mal wieder zu wissen, dass hier viele, mit denen man "nett" über Filme plaudert, ganz schöne Ignoranties sind, im besten Falle... Dafür sind die Kommentare in ihrer Einhelligkeit immerhin gut. Vincent Vega, ich glaube, wir müssen eine kleine Untergrundorganisation hier auf MP aufziehen... :-| Kommst Du dazu, Gaffer?! ;-)

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      • 4 .5

        Verliebtsein, sich entfremden, sich wieder verlieben und Probleme haben: Kein Thema, mit dem unmittelbar der Nobelpreis für Philosophie abzuräumen wäre, aber potentiell durchaus spannend. Potentiell. Nicht, wenn Terence Malick es macht.

        Dann redet schon einmal niemand miteinander, oder wenn, hört man es nicht, und daher gibt es keine Chance einer Bindung der Figuren an das Publikum (oder umgekehrt). Dann sind das zwei Stunden Bilder, Bilder, Bilder, mit Flüstern und Bewegungen in Zeitlupe. Für einen Moment geht das sicherlich, für zwei Stunden wirkt es, sorry, völlig bekloppt.

        Auf mich macht der Film im wesentlichen den Eindruck, dass Malick (a) eine religiöse Krise hat, (b) beziehungsunfähig ist, (c) Wasser faszinierend und Industriegeräusche bedrohlich findet sowie (d) zu viel LSD oder Heroin in seinem Leben konsumiert hat.

        Am Ende interessiert mich das gar nicht. Aber mich interessiert auch so ein Film nicht, der vielleicht von tiefsten Gedanken getragen wird, man kommt als Publikum nur nicht ran. Selten so ein pseudo-tiefes Werk gesehen.

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        • 7 .5
          dbeutner 22.12.2013, 15:57 Geändert 15.05.2016, 17:03

          Ob man es liest oder nicht, eine Serie, die in besonderer Natur spielt, in einem abgelegenen Örtchen, an dem die Tochter einer Familie hier: beinahe stirbt und in der sich nach und nach die Geheimnisse des Ortes und seiner Protagonisten entblättern - das erinnert, ob gewollt oder nicht, doch sehr streng im ersten Gedanken an Twin Peaks. Zugleich ist auch denen Recht zu geben, die den Vergleich absurd finden, wobei der Vergleich selbst nicht absurd, sondern fast zwingend ist, allerdings das Ergebnis die Dinge doch weit voneinander entfernt liegen lässt: Twin Peaks lebt von Humor & Mysterie und bedient zu keinem Zeitpunkt Lächerlichkeit. Top of the Lake hat praktisch keinen Humor, und ich habe keine Ahnung, warum die Serie mitunter das Label "Mysterie" angehängt bekommen hat (immerhin nicht in der offiziellen Kategorisierung von MP), denn da ist exakt: nichts. Und schließlich sind Anspruch und Gesamtqualität so weit voneinander entfernt, dass einem beim Vergleich der Gedanke "absurd" schon kommen kann. Um es kurz zu machen: Top of the Lake fügt sich eher in das Schema der neueren, etwas gehobenen TV-Unterhaltung ein und visiert nicht einmal im Entferntesten die Sonderklasse und Innovation an, die Twin Peaks dermaleinst zu dem Juwel machte, der es bis heute geblieben ist. Für den Rest also verabschiede ich mich jetzt vom Vergleich, aber das musste als Einleitung sein.

          Top of the Lake ist vor allem: durchwachsen. Auf der einen Seite hat sie mit Peter Mullan einen Hochkaräter an Board, der seine Rolle auch ziemlich eindringlich spielt. Auf der anderen Seite ist der Rest der Hauptdarsteller genau das gehobene Fernsehniveau, das ich eigentlich tendenziell verachte. Dennoch schafft es die Serie irgendwie, das darstellerische Niveau nie ins bodenlose Sinken zu lassen bzw. nicht einmal unter gewisse Schmerzgrenzen - abgesehen vom Camp in Paradise. Gerade hier lässt sich erkennen, was gewollt aber nicht im Ansatz erreicht wurde. Holly Hunter als GJ ist eine absolute Witzfigur in einem Witzfigurenkabinett, wo jede Darstellerin auch Laiendarstellerin von der Straße hätte sein können, diese Szenen haben mich mitunter Schmerzen empfinden lassen. Wenn ich irgendwann meine Bewertung noch im Nachhinein verändere, dann aufgrund dieses Teils, und: nach unten.

          Angemerkt wurde auch schon, dass Top of the Lake eigentlich keine sechs Stunden Spielzeit hergibt, und manche Szene wird wie ein Kaumgummi auseinandergezogen. Ein zweistündiger Spielfilm hätte einigen eher senilen Kram rausnehmen und dafür etwas mehr Dichte hineinbringen können (und vielleicht sogar sollen).

          Und dennoch - deshalb in meinen Augen durchwachsen: Die ruhige Art der Darstellung, eine Elisabeth Moss (Mad Men) als Robin, die zwar immer ein bisschen darstellerisch überfordert wirkt, aber dadurch auch so unsicher, wie dieser Charakter eigentlich gezeichnet ist; ein Thomas M. Wright, der im Kampf der Geschlechter recht schick positioniert wurde (und mich persönlich in einigen Szenen stark an Desmond Harrington erinnerte (Dexters Quinn)); überhaupt die hier teilweise stark angegriffene Darstellung der Geschlechter, was mE eher darauf hinweist, dass der männliche kritisierende Teil sich ein bisschen zu wenig mit den realen Problemen in einer patriarchal geprägten Umwelt beschäftigt hat und auch aufgrund einer Serie, die hier mal einen Denkanstoß geben will, sich beharrlich weigert, dies zu tun (obwohl gerade mit Johnno eine Figur geschaffen wurde, die dies erleichtern soll). Das alles sind eher die starken Momente, und auch die teilweise nicht sehr expliziten Auflösungen bestimmter Fragen sind eher ein Plus, weil die Serie auf dieser Ebene eben nicht jeden letzten Krümel erklärt. Allerdings ist die Geschichte "Wer ist Robins Vater" ziemlich bescheuert angelegt und am Ende eben nur Publikumsverarschung, um ein bisschen Würze reinzubringen, das hätte weniger Plakativität gebraucht.

          Kein Stern am Serienhimmel, und in wenigen Jahren sicherlich - auch berechtigt - in Vergessenheit geraten. Aber schaubar, das auf jeden Fall, und am Ende eben doch ein Quäntchen über dem gehobenenen Fernsehnivau, welches für mich gerade der Gräuel ist.

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          • 8
            über Misfits

            Sausympathisch, kurzweilig und britisch. Etwas zu sehr "Freak of the Week"-Muster, aber dem Zielpublikum wollte man wohl eher nichts zu Komplexes vorsetzen. Dass Nathan ab Staffel 3 fehlt, finde ich nicht sooo tragisch. Der hat zwar mit seiner Art für Dauerlacher gesorgt, aber irgendwann ist es auch mal gut.

            Insgesamt schauspielerisch sehr besonders, da ziemlich stark (Kelly alleine schon), aber auch sehr jung. Top gecastet.

            Technisch verspielt, sehr viele Spielereien mit der Schärfe, was wiederum zu der Empfehlung führt, sich das ganze auf BluRay anzuschauen, dann erst schlägt das richtig durch. Und wirklich beachtenswerter und mit viel Geschmack ausgesuchter Soundtrack.

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            Update nach Staffel 5: Die ersten beiden Staffeln sind schon recht herausragend, danach, insb. 4&5, purzelt es schon etwas abwärts. Ich hatte zwischenzeitlich auf 8.5 erhöht, gehe aber jetzt wieder auf 8 runter. Es hat Spaß gemacht.

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            • 7

              "Bored To Death" ist so ein la-la-Ding. Wenn man das mögliche Serienniveau nach 2010 zum Vergleich heranzieht, schwächelt hier einiges: Mit Jason Schwartzman und Zach Galifianakis schon einmal nur durchschnittlich besetzte zwei Hauptrollen, Heather Burns schon deutlich drunter (die Frau wirkt immer wie dauer-angesäuselt). Auch das Drehbuch sprüht nicht gerade vor großen Grundideen und sicheren Pointen oder intelligentem Witz.

              Auf der anderen Seite ist mit Ted Danson, dem Darsteller der Figur des George Christopher, ein echter Glücksgriff gelungen. Eine liebenswerter Macho, der eben eigentlich kein Macho ist. Alleine die Figur ist einfach sehr interessant gezeichnet und - zugleich sehr pointiert umgesetzt. Auch einige Gaststarauftritte (Kevin Bacon :-)) geben Würze. Und wenn man sich mal auf das chillig-lakonische Niveau von BtD eingeschaukelt hat, ist Weitersehen keine lästige Pflicht. In Summe hat es mir also schon auch Spaß gemacht, wobei die wirklich guten Episoden eher selten sind.

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              • 6 .5

                Kann mich eigentlich meinem Vorredner nur anschließen: Dünne Sache mit ein paar klitzekleinen Höhepunkten in der zweiten Hälfte. Grundtenor und Setting total in Ordnung, aber keine Richtung ernsthaft verfolgend. Sprich: Erwartet keinen "lustigen Film", aber auch keine tiefe politische Aussage oder intellektuelle Auseinandersetzung, kein Drama, sondern halt - leider - nur einen für belgische Verhältnisse vor allem wenig mutigen Film. Ach, was waren das für Zeiten, als ich mit "Mann beißt Hund" mich in den belgischen Film verliebt habe... und was für eine mutlose Entwicklung hat Benoît Poelvoorde seitdem gemacht. Schad'.

                • 6 .5
                  dbeutner 21.12.2013, 20:47 Geändert 14.01.2020, 11:07

                  Es ist jetzt schon wieder eine Woche her, dass ich Frances gesehen habe, und so kann ich nur noch einen Gesamteindruck wiedergeben: Der Film hat mich die ganze Zeit bei der Stange gehalten, warum kann ich nicht wirklich sagen. Negativ empfand ich mit fortlaufender Zeit das sehr eindimensionale Spiel von Greta Gerwig, wobei das so weit ging, dass ich mich sehr ernsthaft fragte, ob die gute evtl. einfach wirklich eine mir sehr schräg wirkende Art hat (so wie Fassbinder eigentlich auch die Leute nur sie selbst hat spielen lassen, und einfach schräge Leute um sich geschart hat, das hat einen Gutteil seiner Filme und deren Wirkung ausgemacht, aber da konnte ich mit der Art irgendwie mehr anfangen bzw. war diese auch noch ein Stück abgedrehter).

                  Die Fremdschämszenen waren ähnlich wie der ganze Film: Eigentlich etwas over the top, auch mäßig zielführend, aber ich konnte nicht weggucken.

                  Also: Ich kann nicht sagen, dass ich einen tollen Film gesehen habe, aber ich weiß, dass da eine kleine Magie drin steckte, die ich nur nicht in Worte fassen kann. Insofern keine Empfehlung oder Warnung, sondern ein klares: Selbst ausprobieren :-)

                  • 5

                    Großartig - hier kann ich es mal ganz kurz machen: Erste Hälfte völlig bekloppt, Szene an Szene gereiht, der Fremde verführt jeden mit seinen Augen, na super. Das ging stark in Richtung null Punkte. Die zweite Hälfte ist dann auf jeden Fall deutlich interessanter, aber primär auch nur deswegen, da jetzt mal etwas Bewegung ins Nichts kommt. Aber auch diese Bewegung, diese Veränderung der Charaktere erreicht mich nur sehr, sehr partiell. Bin ich zu wenig katholisch? Mir doch egal.

                    Kurzum: Selten dürfte man so sehr attestieren, dass der Film ein Kind seiner Zeit war. Da ich eher dazu neige, Filmen nicht ernsthaft ausschließlich ihre Entstehungszeit zu Gute zu halten, empfinde ich Teorema als einen der wohl überbewertesten Filme aller Zeiten. Er erreicht mich nicht, das ist natürlich subjektiv, aber er bietet in mindestens einer seiner Hälften auch nichts, was über eine Provokation seiner Zeit hinausgeht. Das, was anschließend kommt, das mag mich wirklich nur subjektiv tendenziell langweilen, anderen die Erleuchtung bringen. Aber das Gesamtwerk? Nääää...

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                    • 7
                      dbeutner 21.12.2013, 20:29 Geändert 04.03.2017, 15:42

                      Schwierig. Potential bis zum Abwinken, und in seiner Inszenierung in den letzten zwei Dritteln durchaus ernsthaft spannend. Das Kernelement des Dramas leidet aber an zwei drei Schwächen, die es mir immer schwerer gemacht haben, das melodramatische Element, welches mir verkauft werden sollte, noch abzunehmen. SPOILER ahead...

                      Wirklich nervig empfand ich den "Streit" um die Frage, ob "er" "sie" geschubst bzw. in welche Richtung geschubst bzw. in welcher Härte geschubst habe. Das wird - auch bzgl. der Frage, wie er sich denn verhalten hätte (dürfen), wenn er von der Schwangerschaft gewusst hätte - immer wieder thematisiert, als ob es eine offene Frage sei. Tatsächlich sieht man aber den gesamten Hergang, es gibt eine Berührung, noch vor der Tür, keinerlei Schubsen, schon gar keines beim Tür schließen. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob der Film mich jetzt für blöd verkaufen will oder ob der Regissseur schon selbst vergessen hat, was er da eine Filmstunde vorher inszeniert hat...

                      Dann kommt hinzu, dass jede Person sich eigentlich ziemlich kopflos unsympathisch verhält. Es wird einem sehr, sehr schwer gemacht, Empathie zu entwickeln. Dabei, und gerade das meine mich mit dem Potential bis zum Abwinken, bietet die Grundkonstellation allerlei Möglichkeiten, dass sich alle Seiten unvernünftig verhalten, man aber gerade /jede/ dieser Seiten versteht. Dass aber der Vater etwa immer weiter an der Eskalationschraube dreht, obwohl er weiß, dass er bzgl. des Wissens um die Schwangerschaft lügt und daher eigentlich ein Interesse daran haben sollte, die Sache möglichst leise abzuhandeln - so etwas nervt dann schon mal.

                      Wie gesagt, die rel. hohe Bewertung - allerdings auch wirklich das Höchste der Gefühle - weil unter den Fehlern in der Geschichte immer noch ausreichend Drama und Spannung steckt, wie Situationen, in denen subjektiv niemand "böse" ist, aber objektiv alle alles falsch machen, eskalieren können. In der konkreten Umsetzung leider an zentralen Punkten schwach, und auch verglichen mit anderen iranischen Filmen keineswegs auf voller Höhe.

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                      • 7

                        Für einen Kinderfilm, noch dazu einen, der sein primäres Zielpublikum über Begeisterung für Hundliebe rel. jung ansiedelt, ganz schön politisch, aber mit wenig Erklärung daherkommend - da muss man also vorher und nachher ein bisschen drüber reden, wobei ich das keineswegs negativ anlaste.

                        Meine Bewertung ist aber dennoch erst vor dem Hintergrund verständlich, dass ich eher die pädagogische Wirkung als Kinder-/Jugendfilm bewerte als meine eigene Rezeption als Erwachsener - da wäre weniger bei herausgekommen, bzw. ich hätte den Film - ohne meine Tochter - auch gar nie erst gesehen.

                        Besetzt ist der Film im Kern ganz großartig - mit Tchéky Karyo ist der Pflegevater von Sebastian ein Großer des französichen Kinos (habe ihm vor einem Jahr noch für "A Gang Story" besonders gutes Aussehen und "Charisma bis zum Abwinken" attestiert), aber auch Félix Bossuet als Sebastian ist ein kleiner Glücksgriff, zumindest optisch (während sein Synchronsprecher hart an oder jenseits der Grenze des Erträglichen spricht; ich freue mich darauf, wenn meine Tochter groß genug ist, dass ich mit ihr nicht meine letzten Synchronisationsbauchschmerzen weiter austragen muss).

                        Die an anderen Orten erwähnte differenzierte Darstellung der Franzosen und Deutschen empfand ich tendenziell schon wieder als viel zu platt (und zu positiv), aber bei dem Zielpublikum mögen solche groben Schemata eben der Einstieg zu weiterführender Diskussion sein.

                        In jedem Fall eine empfehlenswerte Alternative für 10-13-jährige, die man nicht in den n-ten Aufguss eines mehr-oder-meist-weniger-witzigen Animationskalauers schicken will.

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                        • 7 .5
                          dbeutner 07.12.2013, 21:13 Geändert 21.05.2019, 17:49

                          Nikolaj Lie Kaas in einem albern-lustigen LowBudget-Streifen, dessen erstes Drittel sicherlich stilsicherer ist als der Rest. Aber: Macht nix, ist halt nur ein Filmchen zwischendurch (und dennoch schade, dass sich weiter hinten so einige Hänger und gewöhnliche Versatzstücke einschleichen).

                          Die Besetzung hört sich alles andere als LowBudget an: Neben Kaas (den ich immer gerne sehe) kommen dazu: Nikolaj Coster-Waldau (Game of Thrones' Jaime Lannister), Nicolas Bro (naja, der lustige dicke Däne, der immer dabei ist), Birthe Neumann (Geister, Das Fest, Open Hearts), Birgitte Hjort Sørensen (Borgen) und Søren Pilmark (Geister, Flickering Lights).

                          Für Freunde des abwegigen dänischen Humors mit einem Herz für LowBudget auf jeden Fall empfehlenswert, alle anderen könnten sich evtl. an der sehr lässig-sinnlosen Umsetzung etwas stören :-)

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                          • 6

                            Ich fand mich ja schon für Teil 1 zu alt, aber dachte: Hey, ein bisschen seichte Unterhaltung schadet nie, give it a try... Aber: Näää, das ging leider nicht mal als lockere Unterhaltung wirklich durch.

                            Die größte Schwäche des Films: Er weiß keinen Moment, was er sein will. Mitunter geht es völlig überzogen ab mit spaßig-herben Szenen, um zwei Minuten später wieder einen auf rel. ernste Moral zu machen - das geht gar nicht zusammen. Und dann noch die halbgaren amourösen Seitengeschichten, och gottchen.

                            Ich bin also nicht nur zu alt für sowas, sondern der Film ist immerhin auch schlicht zu schlecht. Merke: Meide Teil 3, meide Teil 3, meide Teil 3, meide...

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                            • 8

                              "West of Memphis" nimmt sich Zeit. Der Film beginnt mit der Opferseite (und vergisst diese auch nie), zeigt dann den Weg zur Verurteilung mit all den öffentlichen Argumenten, und biegt dann erst ab und blättert auf, was an diesen alles falsch bzw. manipuliert wurde. Dieser Aufbau ist sehr effektiv, überfällt die Doku einen doch nicht mit einem "alles Mist"-Ton, sondern nimmt die ZuschauerInnen historisch mit auf die Reise - umso mehr bleibt einem der Mund offen stehen, wie manipulativ hier vorgegangen wurde.

                              Ich habe - und würde das auch grundsätzlich sehr empfehlen - mich vor dem Film mit der Kritik an selbigem befasst (zB die negativen Rezensionen auf IMDB lesen...). Denn klar ist, dass WoM sehr deutlich Position bezieht, sogar von einem der drei ehemals vermeintlichen Täter co-produziert wurde. Die teilweise sehr absolute Kritik an dem Film ist aber am Ende eher erschreckend; wenn man auch sicherlich an einigen Stellen noch mehr ins Detail hätte gehen können, so wird ausreichend belegt, dass die angeblichen Täter vor allem aufgrund einer vollkommen falschen Prämisse überhaupt "ausgewählt" wurden. Dass Leute immer noch der These "nachhängen", dass die West Memphis Three die tatsächlichen Täter sein (könnten), belegt wohl eher vielmehr, dass Rachsucht irrationale Gedanken hervorbringt. Man könnte über dieses Phänomen sicherlich noch eine eigene Doku drehen, wäre kaum weniger spannend.

                              Es gibt allerdings einen Punkt in dem Film - der auch weit über ein Drittel der Doku ausmacht - der ethisch kaum rechtfertigbar ist (allerdings so "gut gemacht" ist, dass er sehr zur Spannung beiträgt, aber eben eine "ethisch nicht rechtfertigbare Spannung" erzeugt). Dabei geht es um die Suche nach dem wahren Täter. Sieht man nur diese Doku, macht die Täter-These schlicht Sinn. Man muss hier aber etwas weiter ausholen - es gibt ja bereits drei Dokus zu dem WestMemphis-Fall, die Paradise-Lost-Trilogie. Hier wurde im zweiten Teil ebenfalls eine Tätersuche angegangen, nur "leider" wurde (sehr wahrscheinlich) der falsche Typ beschuldigt. Dessen Leben wurde anschließend nicht unbedingt lustiger, und spätestens aus dieser Story hätte auch ein Peter Jackson mE eine Lehre ziehen können: Die Verteidigung von vermutlich unschuldig Verurteilten kann eine Doku sehr wohl leisten, aber wenn "vermutlich Schuldige" durch einen Film angeprangert werden, dann kommt ein leichter Schlag zur Lynchjustiz auf.

                              Auf der anderen Seite hat der Staat hier der "korrekten" Vorgehensweise keine Chance eingeräumt: Indem zur Freilassung ein juristischer Trick angewandt wurde, mit dem der Staat insbesondere um jede Art von Wiedergutmachung herum kam, wird es niemals eine neue Anklage geben. Somit würde auch die Auslieferung allen möglichen Materials an die Staatsanwaltschaft nichts mehr bewirken. Ich verstehe diesen Frust und das Bedürfnis, korrigierend einzugreifen - für ethisch falsch halte ich es dennoch.

                              Die Perfidität des Justizsystems und die generelle Neigung desselben (bzw. seiner personalisierten Protagonisten), Fehler auf keinen Fall einzugestehen, ist das, was dieser Fall exemplarisch sehr schön demonstriert. Daher - von allen ethischen Fragen und zu erhebender Kritik abgesehen - ein starker Film, eine starke Doku, die zeigt, das nicht alles, was der Öffentlichkeit von der Justiz serviert wird, glaubhaft sein muss (um es mal jaaaanz diplomatisch auszudrücken).

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                              • 6 .5

                                Nach "A Case of You" innerhalb weniger Tage der zweite Film, der mir eine Liebesgeschichte mit Evan Rachel Wood verkaufen will, die ich aber leider so sexy finde wie verschimmeltes Graubrot - damit funktioniert ein Teil der Geschichte schon mal nicht. Kann keiner der Beteiligten etwas dafür, aber so funktioniert zumindest ein Teil einer Bewertung nun einmal - höchst subjektiv.

                                Objektiv ist der Film von der Story her allerhöchstens B-Movie-Niveau, eher "B-Minus", spielt aber recht durchgehend mit einer A-Liga an DarstellerInnen, die allerdings mitunter entweder schon so wirken, dass sie eigentlich eine Trash-Geschichte inszenieren helfen (Mikkelsen) oder am Ende eben doch ganz gut reinpassen (Schweiger).

                                Positiv ist auf jeden Fall hervorzuheben, dass das - vor allem zu Beginn des Films - "Lost-in-Bucharest"-Gefühl von Shia LaBeouf gut gespielt wurde und aus dieser Konstellation auch der größte Witz der Geschichte gezogen wurde - teilweise am Rand des Slapsticks (Wait at the door!), aber in einem B-Movie sollte man nicht zu streng sein. So war auch Rupert Grints Grinsen als "Boris Pecker" extrem köstlich :-)

                                Kurzum: Film aus der Schublade der nicht richtig ernstzunehmenden Werke, der schon unterhält und seine Spitzen hat; sollte man Evan Rachel Wood mit rumänischem Akzent mehr abgewinnen können als ich, funkt vielleicht auch noch die Liebesgeschichte, und damit wäre ggf. Platz bis 7.5 Punkte. Nur nicht bei mir.

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                                • 6 .5

                                  Das ist also das gehypte Kino von heute... Jeden Tag verliere ich etwas mehr den Glauben ans Kino - nicht nur aufgrund schlechter Filme, aber durchaus auch aufgrund von undifferenziertem Hochjubelgeschrei.

                                  Gefreut hatte ich mich auf Prisoners, sowohl wegen seiner sehr positiven und beinahe einhelligen Rezensionen (oder ist es genau das, was mich skeptisch machen sollte!?), aber es schien auch zu passen, mag ich Jake Gyllenhaal doch recht gerne (er wäre mir als Schwager willkommen, und ich rede hier /nicht/ von /meiner/ Schwester ;-)) und versprach auch die Story doch zunächst mal Potential. Allerdings war da auch schon im Vorfeld die Ahnung, oder besser: die Befürchtung -- das könnte auch platt nach hinten losgehen. Zumindest was die Inszenierung des Folterexzesses, insbesondere unter Beteiligung der "Birch"s, angeht, ist hier am Ende wirklich nur Plattheit herausgekommen, die leider vom Anspruchskino so weit weg ist wie das Wetter draußen von Sonnenschein.

                                  Neben Gyllenhaal spielen - von der erwähnten Foltergeschichte abgesehen (aber das ist zunächst dem Drehbuch anzulasten) - Terrence Howard & Viola Davis noch am angenehmsten differenziert. Gerade Howard hätte hier noch Potential gehabt, Differenzierung in die Geschichte zu bringen - das Drehbuch ließ dem keinen Raum. (Ebenso wie der Charakter Loki's für einen Ermittler in solchen Sachen doch etwas arg grob und hart rüberkommt, das erste Gespräch mit den Eltern ist echt für die Tonne inszeniert.)

                                  Die (über)konstruierte Gesamtstory wäre vielleicht nett/lustig/interessant, wenn es um reines Unterhaltungskino ginge. Die Frage ist ggf. gar - will dieser Film gar nichts anderes sein? Denn moralisch-ethischen Fragen wird wirklich kein Raum gegeben. Und neben durchaus storymäßig vorhersehbarer Dinge (hier fallen recht schnell Puzzleteile zusammen, man möchte es nur nicht glauben, weil es so an den Haaren herbeikonstruiert ist) ist auch die Besetzung von Melissa Leo (die leider nicht ihren stärksten Auftritt der Filmgeschichte hat) geradezu verräterisch.

                                  Dass ich trotz allem 2.5 Stunden ohne direkten Ärger oder Müdigkeit durchgehalten habe, ist dann wieder auf der Haben-Seite zu verbuchen, wobei es mir hier im Nachhinein fast schwer fällt, dies auch konkret zu begründen. Bei allen Schwächen sinkt die Erzählung wohl einfach nie unter ein gewisses Niveau.

                                  Double-Feature bzw. Alternativ-Empfehlung: "Big Bad Wolves". Ähnliches Thema, aber der tut wenigstens nicht so, als ob er intellektuell sein könnte oder wollte, sondern ist ein charmanter Spaß, nicht auf höchstem Niveau, aber doch ehrlicher als "Prisoners".

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                                  • 7

                                    Schade. Einfach nur schade. Sooo gefreut auf "noch einmal", auf schlurfigen Witz, absurden Humor, und viel Spaß. Bekommen: Eine verdammt sympathische Einleitung, die zumindest als Aufwärmer für Weiteres mir völlig gereicht hätte, dann aber die Wandlung zu reiner "Kloppen-und-weiter-geht's"-Slapstick-Action, wo so etwas wie ein "Drehbuch" wohl eher zur Seite gelegt wurde, bzw. es zumindest nicht sehr dicht bedruckt gewesen sein kann, und schließlich das überflüssigste, was es in diesem Genre geben kann: Pseudo-Ernsthaftigkeit, eine babyphilosophische Rede gegen das große Böse (mit dem, das haut mich doch aus den Latschen, Leute hier - wenn auch nur vereinzelt - besonders glücklich waren, tststs). Cornetto war für mich (gerade sehr schön in HotFuzz) die Abkehr vom Ansatzweise ernsthaften, das Feiern des Spaßes, der seine eigene Schlauheit hatte. Mir von einer Horde Betrunkener erklären zu lassen, warum die Menschheit das Recht hat, abgefuckt zu sein, läuft bei mir nicht unter "britischer Humor"; ab da war ich auf der Seite der Aliens ;-)

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                                    • 5 .5

                                      Die Grundstory reicht nicht mal für einen Kurzfilm, und Liebeskomödien der 50er waren durchaus schon frecher als dieser Streifen - der zwar schön bunt daherkommt und der auch ordentlich besetzt ist, aber über eine französisch-leichte Standardunterhaltung kaum hinauskommt. Kurze Momente des Schmunzelns existieren, können aber an einer Hand abgezählt werden. Mir leider zu wenig.

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                                      • 6

                                        Ohne die Nebendarsteller - insb. Dinklage, Rockwell und Vaughn - wäre das eine salzlose romantische Liebessuppenkomödie. Das bisschen Salz macht zwar keine Delikatesse draus, aber erfreut aufgrund des Rests doch umso mehr.

                                        Überraschungsfrei, mit Justin Long noch halbwegs sympathisch besetzt, mit Evan Rachel Wood allerdings schon bemerkenswert langweilig, traut sich diese romantische Liebeskomödie einfach nichts. Vorhersehbar, dann noch etwas dümmliche Darstellung im letzten Drittel - schade. Angefangen hatte das ganze noch recht sympathisch, vor allem Peter Dinklage spielt mal wieder mit großem Spaß (aber nur ganz wenige Minuten), und dann versinkt nach und nach alles in Standard. Genau das, was ich in diesem Genre gerade nicht sehen will.

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                                        • 7

                                          Als bekennender DiCaprio-Verächter wurde mir immer wieder nahegelegt, "Shutter Island" zu schauen, um meine Meinung zu revidieren. Ernsthaft ist das nicht gelungen.

                                          DiCaprio selbst spielt hier rel. durchschnittlich, wobei ich bei der zweiten Sichtung zugeben muss, dass er die Intention der Geschichte schon recht gut umsetzt. Zu der zunächst "verkauften" Geschichte passt er allerdings nicht so recht, was mich initial wieder gestört und scheinbar bestätigt hat, aber am Ende muss ich halt zugeben, soll das ja wohl auch ein Stück so sein. Es bleibt bzgl. DiCaprio bei meiner Einschätzung, dass er sich selbst (und diverse Regisseure mit ihm) für gewichtiger hält, als er an Tiefe und Ausstrahlung tatsächlich mitbringt.

                                          Und gerade da wird ja hier einiges aufgeboten, vor allem natürlich Ben Kingsley. Mark Ruffalo hingegen eher blässlich, Max von Sydow dafür auch mit einer gehörigen Portion Charisma.

                                          Inhaltlich: Naja. Die erste Sichtung hat mich zunächst an einigen Stellen gestört, dann aber eine gute halbe Stunde wirklich positiv gereizt, in der zweiten Hälfte kam dann zunehmend Langeweile auf; insbesondere das letzte Drittel tritt doch nur noch auf der Stelle herum, die massive Überlänge belegt, dass auch Scorsese sich hier zu wichtig nahm (aber wer so mit DiCaprio verbandelt ist...).

                                          Aber vllt. ist das auch dem Durchschnittspublikum gewidmet, welches zB hier im Forum wiederholt ernsthaft behauptet, der Film lasse sich verschieden interpretieren. Hm, wie deutlich muss man es eigentlich noch erklären?!

                                          Dafür, und ohne diesen Ansatz hätte der Film bei mir def. noch weniger Punkte eingefahren, hat die zweite Sichtung der ersten Hälfte (die zweite kann ich mir einfach nicht noch einmal antun) ein paar Punkte gut gemacht. Zwar ist Scorsese vorzuwerfen, dass die Story mit einer gehörigen Portion Taschenspielertricks so aufgebaut wird, dass sie zunächst "scheinbar funktioniert" (das Gefühl hatte ich auch schon nach dem ersten Sehen, was zugleich ein bisschen Wut über die Plattheit ausgelöst hat). Zugleich ist eben - das Spiel DiCaprios, aber auch aller anderen eingeschlossen - an vielen Stellen die Umsetzung /auch/ schick insofern, dass das falsche Spiel eigentlich immer durchschimmert, aber fast nie viel zu viel (die Abgabe der Waffe durch Ruffalo übertritt die Grenze zB beinahe, oder auch wirklich, je nach Geschmack).

                                          In Summe also am Ende interessant, und gerade dass die zweite Sichtung eher Positives brachte (das ist für mich die Voraussetzung eines wahren Qualitätssiegels bei MassiveTwist/PseudoMindfuck-Filmen) soll zu ein paar (ja: widerwilligen) Anerkennungspunkten führen. In Summe aber dennoch: Heillos überschätzt.

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                                            Ich könnte jetzt aufzählen, an welchen DarstellerInnen ich mich erfreut habe (ein paar sind ja unfraglich dabei). Aber: Die Story ist so dermaßen platt und überzogen, insbesondere der Charakter von Gingers Vater so etwas von schlicht (Rosas Charakter steht dem aber kaum nach), dass solch eine Drama-Darstellung bei mir einfach nichts Gutes mehr auslösen kann. Differenziertheit, Verständnis für mehrere Seiten - Fehlanzeige. Daher persönlicher Schlag ins Wasser.

                                            Sally Potter - Drehbuch & Regie - ist bisher an mir vorbeigegangen und ich hoffe, es mir zu merken, dass ich das auch in der Zukunft so handhaben sollte.

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                                            • 6 .5

                                              Zufallsfunde dürfen verwendet werden ;-) Zufällig gefunden via DVD-Vorhersage bei MP (mit 8.5 Punkten schien das sehr verlockend) - dazu hat es leider wirklich nicht gereicht.

                                              Thailändisches Essen ist mir nah, thailändische Filme so gar nicht, dafür legt Headshot aber eine interessante Messhöhe vor. Die Story - Mann im Gefängnis bekommt Chance als Killer (ok ok, in der Filmgeschichte ist Frau fast beliebter ;-)) und irgendwann kommt eine Schwierigkeit dazu - bekommt sicherlich schon einmal keinen Originalitäts-Oscar. So etwas muss also mit einer besonderen Würze daherkommen, sonst sieht sich das wie Schwarzbrot ohne Butter.

                                              Und ja, zumindest streckenweise schafft Headshot eine eigene asiatische Stimmung und lässt Szenen aufblitzen, in denen Spannung erzeugt wird. Das ist zwischendurch sehr schick, aber wenn ich schon schreibe "streckenweise", geht die erste Kritik an die durch nichts zu rechtfertigende Überlänge. Die zweite harte Kante richtet sich gegen das unmotivierte Hin- und Herspringen in den Zeiten - gutes Stilmittel, wenn dadurch Dynamik erzeugt, Dramatik verstärkt wird, die Geschichte inhaltlich so angefüttert wird, dass das Seherlebnis ein anderes wird, wenn man das Vorher hinterher sieht etc. Hier habe ich all das nicht erlebt, sondern mich sehr schnell gefragt, was eine chronologische Verfilmung denn weggenommen hätte; ich befürchte nicht nur: nichts; sondern ich glaube, es hätte sogar Wert addieren können, da die Zeitsprünge primär aus der Geschichte reißen, wenn diese einen schonmal etwas mehr angefixt hat.

                                              Dass der Protagonist die Story an einer bestimmten Stelle nicht durchschaut, tut dann auch noch etwas weh, denn hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Schwachsinniges Drehbuch oder eben die Story, die serviert wurde. Auch die am Ende mäßig originell, aber zumindest rund.

                                              Hört sich jetzt in Summe zu barsch an. Ich würde sagen: Der Film hat einiges an Potential, was bei weitem nicht rausgeholt wurde, ist aber von Schund weit entfernt. Wäre ein würdiger Kandidat für den asiatischen Thriller-Teil beim FFF gewesen: Charmant, aber noch nicht ausgewachsen.

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                                                über Passion

                                                Das war mal wieder ein Kandidat aus der Kategorie: MustSee & AvoidCompletely - Brian de Palma auf der einen Seite, Allen-Blondchen Rachel McAdams auf der anderen Seite. Na gut, da "Redacted" das letzte war, was de Palma gedreht hat, und da ich ihm beinahe auf Knien danke für dieses wütende politische Statement, hat de Palma gewonnen - so: see.

                                                Gewarnt war ich ja nicht nur dadurch, dass diese blonde Schnepfchen mitspielte - auch, dass hier die Inszenierung auf unangnehme Art dazu passen würde, ist ja durchgehend zu lesen gewesen, und da kann ich also auch nicht viel Neues zu beitragen. Hätte Woody Allen sich nur das Pseudonym de Palma zugelegt, ich wäre nicht überrascht.

                                                Nach 30, 40 Minuten einer gewissen schauspielerischen und auch plotmäßigen Niveaulosigkeit (allerdings muss ich sagen, fand ich Noomi Rapace durchgehnend interessant und, "Ver*" im Hinterkopf, vielseitig) kommt leidlich Spannung auf, und am Ende hat es der Film geschafft, meine Bereitschaft zu wecken, mir die Vorlage anzuschauen - nicht den *Wunsch*, aber sollte ich drüber stolpern, nehme ich die mit. Nach allem, was zu lesen war, soll die ja ohne die Peinlichkeiten dieser Version auskommen - was es einen vllt. ganz guten Film sein lassen könnte.

                                                De Palma - er möge noch ausreichend lange leben, um zumindest "Happy Valley" mit Pacino abzudrehen; denn Passion sollte wirklich nicht die Abschlussarbeit dieses Meisters sein.

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                                                  Margarethe von Trotta inszeniert & Barbara Sukova in der Hauptrolle - das waren noch Zeiten, als diese Kombination tiefe Qualität versprach... Rosa Luxemburg, insb. aber Die bleierne Zeit... Achja, früher war alles besser ;-) Heutzutage greift von Trotta auf Katja Riemann zurück, um geschichtsverfälschend "Rosenstraße" abzudrehen - was ich ihr nie, nie, nie verzeihen werde, um es sehr zurückhaltend auszudrücken. Aber mit Sukova "Hannah Arendt" - das übte zuviel Faszination aus, den wollte ich schon länger sehen.

                                                  Was soll ich sagen - arg durchmischte Gefühle. Das hölzerne Spiel - Sukova eingenommen - berührt zunächst eher peinlich, vermutlich zumindest teilweise den geschriebenen Dialogen geschuldet, die zwischen steif, geschriebenem Text und - ja, auch und immer wieder - banal schwanken. Von Hannah Arendt erfahren wir sehr wenig, es wird fokussiert auf den Teil, der sie so berühmt hat werden lassen; die Rückblenden kommen wenig motiviert daher und beschränken sich auf plakative Überschriften (Heidegger-Verhältnis). Auch im "jetzt" ist zunächst eher Oberflächlichkeit angesagt, und wenn die Original-Aufnahmen von Adolf Eichmann eingespielt werden, schämte ich mich beinahe, da die Ernsthaftigkeit und historische Besonderheit dieser Aufnahmen in zu starkem Kontrast stehen zu einer deutsch-bürgerlich-oberflächlichen Inszenierung (das grenzte für mich an kommerziellem Missbrauch von Geschichtsdokumenten).

                                                  Wenn ich in der zweiten Hälfte dann sehr viel interessierter war, liegt das evtl. weniger an der gestiegenen Qualität des Films als an meinem partiell fehlenden Vorwissen über die Reaktionen innerhalb des Judentums auf Arendt's veröffentlichte Gedanken. (Vielleicht nur) deswegen fand ich diesen Teil zumindest spannender, und die Auseinandersetzung mit den Anfeindungen erreichte zwar nicht gerade philosophische Tiefe, aber zumindest wurde es etwas inhaltlicher (ich empfand in der ersten Hälfte die Inszenierung der - mir insoweit bekannten - Gedanken Arendts nicht gerade auf den Punkt gebracht).

                                                  Daher: Wer sich wie ich nur partiell oder gar bisher gar nicht mit Arendt befasst hat, für den liegt in dem Film vielleicht etwas Anstoß, dies nachzuholen. Weder zu Eichmann (wenn man nicht weiß, wer Eichmann war, hat man Schwierigkeiten, den historischen Kontext zu verstehen) noch zu Arendt wird ansatzweise soviel Tiefe und Inhalt geboten, dass es nicht notwendig wäre, weiter nachzuschlagen. Aber wenn ein Film das erreicht - wenn auch ggf. durch zu grobe Lücken in der Inszenierung selbst - ist das im Zweifelsfallw ja auch schon etwas.

                                                  Meine 7 Punkte also unter dem Vorbehalt, dass ich größtes Verständnis dafür hätte, wenn Menschen, die sich mit Arendt und den Reaktionen auf sie viel beschäftigt haben, diesen Film als deutlich schlechter, vllt. sogar als fürchterlich empfinden (wie mir ergangen in der "Rosenstraße").

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                                                    McCanick erfährt, dass Simon Weeks aus dem Gefängniss entlassen wurde, und setzt sofort alles daran, seiner habhaft zu werden; dabei sehen wir bereits, dass McCanick zu eher skrupelloseren Seite der Polizei gehört - und es wird dem Publikum früh mitgeteilt, dass der Cop den Sträfling wohl für etwas seinerzeit verhaften ließ, was letzterer gar nicht getan hat.

                                                    Während die weitere Handlung des Films einigermaßen spannend daher kommt, natürlich auch getragen von David Morse - der darstellerisch allerdings keineswegs einem die Glückstränen fließen lassen lässt, solides Spiel, mehr nicht -, fragt man sich dennoch parallel die ganze Zeit: Was will der Cop von dem jungen Burschen, der umgekehrt zumindest offenbar keinerlei Interesse daran hat, dem Cop zu schaden. Wozu also der ganze Aufriss, der am Ende mehrere Menschen das Leben kostet?

                                                    Immer wieder gibt es kürzere Rückblenden, die absehbar erzählen oder versuchen zu erzählen, warum alles so passiert, wie es passiert. Könnte man insofern nur vorwerfen, dass die Inszenierung auf einem extrem ausgelatschten "damals war was ganz besonderes, das erählen wir aber erst nach und nach, damit ihr nachher geschockt seid"-Pfad daherkommt, enttäuscht die "Auflösung", weil sie sehr, sehr wenig Sinn ergibt.

                                                    Dabei werden nebenher noch Miniplots wie die Geschichte um den Sohn McCanick's oder seinen Partner und dessen Freundin angerissen, die aber dann auch letztlich im Sande verlaufen. Die Läuterung zum Schluss kommt sehr 90-Grad-mäßig um die Ecke, und soweit die Story im Nachhinein mehr Drama als Thriller sein soll - naja, da fehlt dann eben doch jede Tiefe.

                                                    Eher überflüssig.

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