der cineast - Kommentare

Alle Kommentare von der cineast

  • 7

    JONATHAN DEGLI ORSO, der letzte Italowestern der Filmgeschichte, unter der Regie von Enzo G. Castellari (KEOMA), ist der naturalistische, naturverliebte und romantische Abgesang eines Regisseurs, der für das Genre jederzeit gebrannt hat. Von jemandem, der immerzu Feuer und Flamme war für die Reiter der endlosen Prärie. Schönes, überwältigendes, genrezusammfassendes Kino für Liebhaber. Liebe es oder schweige.

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    • 6

      Meine Güte. Bei FAST 5 brennt die Luzie. Justin Lin zieht teilweise wirklich die Wurst vom Teller: in der spektakulären Autodiebstahls-Szene zu Anfang, in Rio, wenn die Gang, um die fünf Freunde, über die Dächer der Favelas abhaut, oder wenn der Tresor den unglaublich dynamischen und alles zerstörenden Schlussakkord einleitet und Rio de Janeiro in Schutt und Asche legt. Eine gestandene Action-Choreographie und ein Regisseur, der in diesem Choas noch merklich Akzente zu setzen weiß. Und schönerweise gibt es wieder reichlich etwas für's Auge geboten, nämlich halzbrecherische Stunts par excellence. Dann kann man tatsächlich erstmalig verstehen, warum die Fans diese Filme lieben.

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      • 5

        Der dumpfbackige vierte Teil einer Reihe, die sich vor allem als Lebensgefühl, für das Proletariat, ausgezeichnet hat. Schicke Frauen, getunte Autos und ordentlich PS in der Hose, darum geht es in FAST & FURIOS 4. Irgendeine saublöde Geschichte um Drogen die über die Grenze geschmuggelt werden sollen und schon dürfen die Autos durch die Wüste brettern und Vollgas geben. Man kann nur froh sein, dass Regisseur Justin Lin ein ordentlicher Action-Handwerker ist und somit eine recht fetzige, leider zum Teil nicht gut genug getrickste, Eröfnungssequenz inszeniert hat. Dann kommt in der Hinsicht leider nichts mehr, sondern nur Verfolgungsrennen, die man so, oder so ähnlich, schon in den Vorgängerfilmen gesehen hat. Das Nitro zu früh verschossen.

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        • 6

          Der Schauplatz? Ein erschaffener Mikrokosmos: Eine Straße, die wohl keiner ihrer Einwohner je verlässt. Das Spießbürgertum sucht hier nach dem großen Abenteuer. Um der Langeweile zu entkommen. Um dem Voyeurismus zu frönen. Es wird dabei entlarvt, mit all seinen Schrulligkeiten präsentiert, aber auch liebevoll skizziert. Das Geschehen nimmt irgendwann immer bizarrer Züge an. Die Frage die sich alle Bewohner immer wieder stellen: Sind die Nachbarn wirklich Satanisten? Regisseur Dante versetzt die immer irrer werdende Satire mit perfekt getimter Situationskomik und brüllendem Witz. Und nicht nur die reale Zuschauerschaft vor dem Fernseher erlebt diese pointierte Geschichte als wahren Spaß. Auch der kecke Nachbarsjunge Ricky Butler begafft die ganze Zeit den Radau und lädt sogar Freunde zu sich ein, um dem Irrsinn beizuwohnen. Und wenn er am Ende den Satz „I love this street“, in die Kamera spricht, um dem Publikum seinen eigenen Voyeurismus vor Augen zu führen, dann kann ihm der Zuschauer nur beipflichten.

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          • 7

            GREMLINS 2 ist ein anarchischer Überfall auf den man nicht vorbereitet sein kann. Ein Happening dominiert vom Irrsinn, Schabernack und Blödsinn. Der Film gibt sich jederzeit selbstironisch. Ein Meta-Joke jagt den nächsten. Und ein Mann wird endgültig zum Herrn des Wahnsinns. Sein Name: Joe Dante. Ein genialer Regisseur mit Leidenschaft und Herzblut dabei, zelebriert ein Fest der Komik und Absurditäten, der galligen Einfälle und bitterbösen Ideen. Ein urkomischer Klamauk. Ein entfesselter Zirkus. Ein alberner Quatsch. Die kleinen Monster sind der stetige Motor Dantes Regiewerkes; sie halten es auf, kommentieren es, bringen es in Fahrt und dürfen jedes Genre durchexerzieren: Horror, Musical, Komödie, Drama. Die Gremlins sind alles. Dürfen alles. Das ergibt ein übermächtiges Spektakel, eine Art Abrechnung mit der riesigen Filmindustrie. Der große Boss des High Tech-Zentrums Daniel Clamp ist selber noch ein kleines Kind und überhaupt kein Ekel, das man hinter so einem großen Konzern eigentlich vermuten würde. Als wollten uns die Studiobosse von Warner sagen: Wir sind selber noch Kinder im Herzen, deswegen lassen wir so einen grotesken Amoklauf zu. GREMLINS 2 lässt das cineastische Herz höher schlagen. Joe Dante auf seinem Zenit. Ein tricktechnisches Kunstwerk.

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            • 6

              Hier kündigte sich schon die großartige Groteske an, die im zweiten Teil ihren Höhepunkt finden sollte: Ein niedliches Weihnachtsmärchen der Bösartigkeiten, garniert mit der hervorragenden Musik von Jerry Goldsmith und lustigen, wie garstigen Szenen. Ein kleiner Aperitif vor dem großen Hauptgang. Dem Festmahl, welches Joe Dante erst im zweiten Teil richtig zu erzeugen vermochte. Ein schmackhaftes Häppchen.

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              • Diese Kolumne ist eigentlich jeden Mittwoch nur für einen User geschrieben und auch immer eben jenem gewidmet: LE SAMOURAI.

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                • 4

                  Angetrashtes Seventies-Sexfilmchen, präsentiert aus Oberbayern, in bairischer Mundart vorgeblasen. Mit reichlich ulkigen Ficks und blödsinniger Nonsens-Geschichte veredelt. Nach der absolut großartigen Titelmusik von Meister Hans Hammerschmid und dem urkomischen Intro erwartet man sogar anfangs eine gute Komödie, wird dann jedoch nur mit einer etwas langweiligen Sexklamotte abgefrühstückt. Eine gute Befriedigung sieht anders aus. Nächstes Mal bitte mehr Venus und weniger Hügel. Und mehr Tuten, als Blasen.

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                  • 6

                    ANASTASIA besitzt die zeichnerische Klasse der Disney-Filme, aber doch eine ganz eigene Robustheit in Sachen Stil. Der Film ist nicht - wie so oft kritisiert - ein bloßes Plagiat. Das Antlitz der Charaktere zum Beispiel ist weniger weich anmutend, sondern eckig, kantig und hart, trotzdem jedoch lebendig. Arrangeur David Newman beschert dem Treiben klassische, melodiöse Ohrwürmer. Aber auch feinfühlige Passagen weiß er musikalisch zu beglücken. In weiten Teilen ist ANASTASIA ein tollkühner und prachtvoller amerikanischer Revuefilm: Heiter, rasant und im besten Sinne einfach. Für romantische Liebhaber des gezeichneten Musicals.

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                    • 6

                      Artifizielles, überambitioniertes Kunst-Projekt von Darren Aronofsky, das in überbordenen Bildern badet und vom Großen und Kleinen berichtet, in teilweise unerträglicher Pose. Doch kann man THE FOUNTAIN einen gewissen Reiz nicht absprechen. In welcher Kürze er von allem berichten will. Und in welcher Schnelligkeit. Das sinnlich-überstrahlte Werk eines verkopften Philosophen, das so manches Fragezeichen, in gestalterischer und inszenatorischer Hinsicht, hinterlässt. Ein teilweise halbgarer, faszinierender Rausch.

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                      • 5

                        Rick’s Café Américain ist die letzte Festung, der unbeschwerte Ort, das angenehme Exil vieler Außenseiter, Verlorener und Nostalgiker. Doch auch schnell ist es mit dieser Ruhe vorbei. Die Geschichte greift sich diesen Ort ohne Zeit. Die Nazis kommen. Der Frieden geht zu Ende. Inmitten dieses, anfangs noch fröhlichen, Etablissements steht ein, seine Trauer ertrinkender, Kerl. Ein Mann mit Schneid, Würde und Grandezza. Ein verlorener Trinker. Ein einsames Raubein. Rick. Seine kurze, von Liebe durchdrungene, Vergangenheit kann er nur zurückgewinnen, wenn sie ihm wiedergegeben wird. Von einer weichen, zarten Frau. Die sein Herz erweichen konnte. Wie doch die Zeit vergeht und immer wieder stehen bleiben kann. CASABLANCA zeigt dies virtuos.

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                        • 4

                          GANGSTER SQUAD suhlt sich in einem schäbig-glänzenden B-Movie-Look und Inszenator Ruben Fleischer vermischt diesen mit der Bildästhetik einer Comic-Verfilmung. Gab es in Brian De Palmas THE UNTOUCHABLES (dem wohl inhaltlichen Vorbild des Films) wenigstens noch eine annehmbare Figurenpsychologie, wird in Fleischers GANGSTER SQUAD darauf weitesgehend verzichtet. Warum auch nicht? Doch hier ist auch schon der Knackpunkt: Peinlich wird der nie ausgewogene Film immer dann, wenn er den Kampf seiner schablonenhaften Figuren gegen das Verbrechen mit unnötig-verkrampfter Melodramatik anfüttert. Daraus resultiert ein unstimmiges Filmerlebnis, das weder in seinen schwammigen, wenig kraftvollen Action-Momenten, noch in seinem Versuch seine Charaktere als mehr zu begreifen als dämmliche, unformulierte und bornierte Lackaffen im Krieg gegen noch beknacktere und eindimensionalere Gangster, überzeugt. Weniger wäre da mehr gewesen.

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                          • 5

                            Kathryn Bigelows ZERO DARK THIRTY ist niemals so unverschämt auf den größtmöglichen Effekt gebürstet und von Schwarz­weiß­ma­le­rei bestimmt wie Ben Afflecks dritter Regie-Versuch ARGO. Man merkt geradezu in jeder Sekunde das verspannte Verhältnis der reifen Regisseurin zu diesem unfassbar ambivalenten Thema: Sie möchte nie wirklich den großen Hollywoodthrill bedienen, sondern ihn eher streifen. Hin und her pendelnt zwischen dokumentarischer Aufarbeitung und spannendem Unterhaltungskino wirkt der Osama-Film verbissen, zäh und unausgegoren lang. Komponist Desplat unterstreicht unmerklich das Geschehen, Identifikationsfiguren gibt es eigentlich nicht. Keine Vorwürfe soll es geben. Die große Kontroverse, nach der Bigelows neunter Spielfilm förmlich geschrien hat, gibt es nicht. Die Präsentation des letzten großen amerikanischen Ereignisses soll zwiespältig sein, aber auch irgendwo politisch korrekt. Und deshalb bleibt das abschließende Statement leider aus. ZERO DARK THIRTY regt bestimmt nicht zur großen Diskussion an, sondern ernüchtert das Bild der dramatischen Aktion vollkommen. Diese Geschichte ist zuende. Die Akte Bin Laden wird geschlossen.

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                            • Das Finale und die dann folgende tränenreiche Krönung war an ergreifender und ehrlicher Emotion nicht zu überbieten. Ein Sieg des guten Herzens, der nicht nur Falschheit entlarvt, sondern auch den größten Zyniker verstummen lässt. Großes Kino. ♥

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                              • 6

                                Quentin Tarantino ist fett geworden. Der Gewaltspastiker kredenzt eine postmoderne, überlange Matsche-Pampe aus guten alten Western, die er zum Gewaltporno neu aufwärmt. Wenn Tarantino einmal nicht alte Melodien unter die Landschaft klatscht und nervige Zitate bemüht, sondern einmal selber erzählt, dann ist der Film gut. Eine ganze halbe Stunde nämlich, in der Leo DiCaprio als Calvin Candie vollkommen aufdreht und alles gibt und Waltz und der unsägliche Jamie Foxx endlich mal ihr Maul halten. Die Erzählung (die immer mal wieder voll lässig unterbrochen wird um lustige Zusammenhänge zu erklären), die Dialoge (die sich meistens um nichts drehen, ja hihi), die ganze bemühte hypercoole Art (Waltz dieser lustig-lockere sardonische Gockel) ist schon seit Jahren anstrengend und total von gestern. Mir gibt dieses langweilige Kino nichts mehr. Ein Film für Menschen, die keine Western mögen.

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                                • 9

                                  »All of Them Witches!«

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                                  • 7 .5

                                    Die Sumners sind unterwegs in ihr neues Zuhause. In ein schmuckloses und rustikales Dorf, umsäumt von einer ländlichen und tristen Umgebung. Ihre Beziehung scheint nicht die aller glücklichste zu sein. David Sumners Frau Amy bietet ihn um diesen Umzug: „Hier werden wir glücklicher sein.“ Aus der Großstadt auf in die neue kleine, beschauliche Welt. Um sich zu finden. Um noch mehr zueinander zu finden. Nun hängt man mehr aufeinander, kann nicht mehr so einfach flüchten, Problemen aus dem Weg gehen. Hier ist man zusammen einsam. Die einzige Möglichkeit den Alltag erträglicher zu gestalten ist der Schluck Whiskey jeden Tag. Die Beziehung die vorher nur brodelte, fängt jetzt an zu kochen. Streitereien. Ärger. Die Dorfbewohner kennen solche Städter. Verwöhnt. Arrogant und mit Geld. Die sollen in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden? Äußerlich ja. Aber nicht wirklich. Solche Menschen mag man nicht, wenn man hier groß geworden ist. Menschen, die nach eine Dusche riechen und einem angenehmen, aufdringlichen Parfüm. Die Einheimischen, die auch ständig am Brodeln sind und am liebsten kochen würden, aus Unzufriedenheit, haben jetzt eine neue Beschäftigung gefunden. Endlich! So fängt alles geruhsam an. Kleine Neckereien. Die Situation wird immer angespannter. Gefährlicher und bedrohlicher. Köchelnd, aber noch nicht kochend. Die äußerliche Fassade fängt schon an zu bröckeln. Die Garage wird draußen gebaut. Aber sie wird nicht fertig werden. Genauso wie die Sumners nicht fertig werden mit ihrer Situation: Die Ehe ist in einer Krise. Die Dörfler schikanieren sie. Der Erzählton ändert sich entschieden, als Amy vergewaltigt wird. Eine schier großartige Szene, die ihre Person vollständig erklärt: Abwehrend gegenüber ihrem Vergewaltiger, der für ihr neues Zuhause und das Dorf steht. Aber doch ist ihr fester Glaube, dass ihr so etwas immer gefehlt hat. Ihr und David. Um ihre Beziehung zu retten. Also lässt sie es zu. Lässt sich auf das nun Neue ein. Ein Kampf wird in ihr ausgefochten. Wollte sie schon immer so einen Mann haben? Grob. Stark. Hart. Erregung macht sie breit. Aber auch ekel. Er ist all das, was ihr Mann David nicht ist. Sex folgt. Er wird zärtlicher, weil sie es wünscht. Er wird ein wenig zu David. Er bringt ihr altbekanntes und unbekanntes zusammen. Der Akt wird genossen. Ein weiterer Mann kommt hinzu. Der sie nur fickt. Hart und kalt. Wieder ist sie angewidert. Von diesen Menschen. Von dem Haus in dem sie nun wohnt. Von dem kleinen Dorf. Von ihrem Mann. Alles kulminiert. Sam Peckinpah setzt nun erstmalig auf seine berühmten Zeitlupen. Zur Verstärkung der Gewalt. Zur Verstärkung der erregenden Sogkraft. Ein großer Zwiespalt. Doch ab jetzt hat sie sich entschieden. Sie ist nur noch angewidert von allem. Hass. Ekel. Angst. Sie kann nicht flüchten. Ihr Mann ist ein Schwächling. Durch die verlangsamten Szenen, die nun immer wieder durch ihren Kopf geistern, begreift man ihren Wesenszustand komplett. Kein subtiles, filmisches Mittel. Aber was ist an einer Vergewaltigung und den Folgen schon subtil? Die Ereignisse spitzen sich zu: Es kocht nicht nur, alles läuft jetzt über und aus dem Ruder. Das Haus der Sumners ist jetzt umstellt von den Dorfbewohnern. Sie wollen ungesetzlich richten. Einen ihrer Dorfbewohner, den David bei sich beherbergt ist das Objekt ihrer, durch den Alkohol verstärkten, tödlichen Begierde „In meinem Haus gibt es keine Gewalt.“ Sagt David. Ein Schlüsselsatz, der zur großen Groteske führt: David wird verbissener und gewalttätiger, erfinderischer und kompromissloser als die Angreifer vor der Tür. Er geht auf. Wird zum bizarren Teufel mit zerstörter Brille und blutiger Lippe und David und Amy finden wieder zueinander: Im Kampf gegen all das was sie jetzt sind, aber eigentlich nie sein wollten. So wie die Menschen dort vor ihrer Tür. Wie alles Neue um sie herum. David wird in Amys Augen stark, nachdem er ihr einen Schlag ins Gesicht gibt und ihr somit erstmalig zeigt, wer hier das sagen hat. Eine konstruktive Gewaltanwendung? Ist Gewalt manchmal eine Lösung? Der totale innerliche und äußerliche Zerfall. Ein unbändiger Kampf. Gewalt als Befreiungsschlag. Als konstruktives und destruktives Mittel zum Zweck. All das findet sich im brutalen und unbarmherzigen Schlussakt. Alles wird abgeschüttelt: Das anbiedern an die Dorfgemeinschaft und die Rollenverteilung der Geschlechter. Die aufgestauten Aggressionen entladen sich. Gewalt führt zu einem selbst und schmerzt dabei auf das Grausamste. Am Ende steht nichts mehr. Nur das Haus.

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                                    • 7

                                      Das Märchen von dem kleinen süßen Rotkäppchen erzählt eigentlich die Geschichte eines Werwolfs. Der böse Wolf verkleidet sich als liebe Großmutter. Dadurch gelingt es ihm fast das naive Mädchen zu täuschen. In Joe Dantes THE HOWLING taucht auch eine Zeichnung dieser Kindergeschichte auf. Dieses Märchen lässt sich wunderbar auf den Film übertragen: Es geht um den tierischen und menschlischen Werwolf. Denn bekanntermaßen steckt in jedem von uns eine dunkle Seite. Eine, die würde man sie ausleben, nichts menschliches mehr besitzt. Die Unterscheidung von animalisch und human, wie bei Rotkäppchen (Großmutter oder Wolf?), wird immer schwerer. Sie wird zum Teil sogar aufgehoben. Das menschliche Wesen besitzt diese düstere Ader, die ihn zu einem Werwolf werden lässt. Das erste Mal taucht der menschliche Werwolf in Gestalt des Serienkillers Eddie auf, der den tierischen Bestien fast gänzlich ähnelt. Die (nur körperliche) Verwandlung ist also dann die methaphorische Hingebung und Zuwendung zur besagten dunkelsten Seite, die jedem innewohnt. Die, der Triebe und Grausamkeiten. Aber der Fluch potenziert die sexuellen Gelüste auch: Er führt zu dem besten Sex, den man haben kann. Ein Segen?! Eine Befreiung?! Die hier gezeigten Werwölfe leiden niemals unter ihrem Zwang menschliches Fleisch zu begehren. Sie lieben es. Ein Werwolf zu sein ist schön. Und auch sehr romantisch. "Die Humanisierung des Mythos" wird das von einem Kritiker bezeichnet. Anders als in anderen Horrorfilmen ist das Menschen zerfetzende Monster nicht das vollkommene Böse, das darunter leidet, ein Monster zu sein. Nein, hier kann es eben auch in den Genuss seiner Situation kommen oder sowohl gut, als auch böse sein. Diese Ambivalenz wird durch die Figur des Dr. George Waggner manifestiert. Er lebt für die Werwölfe, aber möchte keine unnötigen Opfer bringen. Höhepunkt des gemächlich erzählten Films, bildet die Transformation Eddies zu einem Menschenwolf, der an Intensität und Schauerlichkeit kaum zu überbieten ist und den Körper des Betrachters erschaudern lässt. Ein Fest der handgemachten, hydraulischen Trickkunst, die jede digitale Verwandlung in den Schatten stellt. Eine Meisterschaft Rob Bottins. Gleichzeitig ist die Metamorphose auch Scheitelpunkt des Filmwerks, das von nun an seine Ironie und Komik abschüttelt und wahrlich zu fesseln und schocken beginnt. Ehe es dann gegen Ende wieder zu seinem beißenden Witz zurückfindet. Dante gelingt die Ehrung der Kunstform Film virtuos: In einer eindringlichen Szene zu Anfang in der Karen sich in einem Pornokino ihrem Stalker gegenübersieht wird sie nicht von ihm vergewaltigt, sondern von dem (Rape)Porno, welcher ihr von ihrem Peiniger gezeigt wird. Das Zelluloid ist die Projektion ihrer Angst vor dem was nun folgen soll. Die Macht des Films. THE HOWLING ist einer der ersten Genre-Mosaiks des neuen Werwolfhorrorfilms, der Humor und Grauen perfekt zu verbinden weiß.

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                                        Schüttelfrost. Übelkeit. Augenschmerzen. Nasenbluten. Krämpfe. Ich wusste nicht, dass Filme so schlimm sein können. Die Hölle auf Erden.

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                                        • ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT III sagt glaube ich alles über diese Liste.

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                                          • Vorzüglich. Aber doch gerade diese Aufbrechung: "So quasseln im kommenden Hitchcock-Film sämtliche Figuren mit einem selbstverständlichen (postmodernen) Wissen etwa über die psychoanalytische Deutung seiner Filme und Person, ganz so, als hätten sie per Zeitmaschine einen Abstecher in die Gegenwart gemacht." Ist doch in Deinen Augen wünschenswert. Die Abkapselung von der Historie und eine Anfügung aus der Moderne. Vielleicht misslungen, aber doch gut gemeint?!

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                                            • 5 .5

                                              KÄPT'N BLAUBÄR-DER FILM ist ein schönes, hemmungslos beklopptes Beispiel für einen urdeutschen Zeichentrickfilm. Alles aus dem Hause Deutschland. Drollig, an den Haaren herbeigezogen, mit spaßigen Wendungen und augenzwinkerndem Humor (gefräsige Immobillienhaie im Wasser kann man mit einem wertvollen Grundstücksbeleg ablenken). Weit weg von Walter Moers literarischer Kunst, aber ein niedlicher Film, der mit schlanken 75 Minuten bestens unterhält. Ein entzückender Seemansgarn, der mich an meine Jugend bindet. Eine gute Erinnerung.

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                                                Kleine Großstadt-Leutchen ohne Eigenschaften haben kleine Beziehungsproblemchen in ihren großräumigen Hipster-Wohnungen. Das Porträt von gelangweilten, gepemperten und orientierungslosen, verloren Seelen. Unterlegt von gefühlvollem Indie-Geklimmper. Mit kleinen zaghaften Gesten spielen die unerträgliche Leinwand-Diva Knightley und der monotone, nie präsente Worthington jeden in den Schlaf. Kein Moment der Ehrlichkeit entsteht. Sondern ein Hochglanz-Selbsfindungstrip für Leute, die auf E-Books lesen. Mit starren Kameraeinstellungen wird sich Figuren genähert die nur eines haben: Leere Augen. Die Verführung von schönen Menschen. Sie ist ominpräsent. Immer möglich und aufregend. Und banal. Ein Debütfilm. Ohne Herz. Ein Film ohne Leben. Mit Menschen, die ich nie kennenlernen will.

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                                                  Konventioneller Monumentalschinken mit massig vielen Statisten, die in riesigen, aber undramatisch inszenierten Schlachten aufeinander treffen. Wie gehetzt geht es von einem großen Fest zum Nächsten, von einer Rede in die nächste Schlacht. Weder genaue Rekonstruktion der Geschichte Alexanders, noch großes, prachtvolles Schlachtengemälde. Eher eine Charakterstudie, die von Richard Burtons Schauspiel facettenreich gefüllt wird und opulent ausgestattet ist. Die unbestritten Fakten und mythologischen Ansätze werden vermischt und ergeben eine unansehnliche, lückenreiche Erzählung.

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                                                    Rüstiger Rentner-Ulk der schlichten, aber versierten Sorte: Viele vergurkte Actionszenen, Sprüche, Gekloppe und kleine peinliche Zwischenmenschlichkeiten. Als Comicfilm zu brav, als Actionfilm zu öde und ohne Schauwerte. Unoriginell. Von einer sonnendurchfluteter Location zur Nächsten. Handschriftsloses Handwerk. Sexy: Helen Mirren. Dumpfbackengesicht: Morgan Freeman. Mr Overacting: John Malkovich. Launig: Bruce Willis. R.E.D: Ein kleiner, schicker Absacker mit knackigem Baller-Baller-Showdown.

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