der cineast - Kommentare

Alle Kommentare von der cineast

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    der cineast 06.01.2013, 17:06 Geändert 27.05.2015, 17:00

    Solide erzählter, absolut straighter Copfilm, der zuallerst ein Porträt seines Hauptdarstellers ist. Angenehm ist der Film vorallem dadurch, dass er seine leicht spannende Geschichte nicht überhöht oder nervös erzählt. Auch wenn sie schon damals ziemlich ausgelutscht war. Doch Clint Eastwood im Fokus zeigt wieder, dass er jeden Film tragen kann. Jeden.

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    • 7 .5

      Enthusiasmus durchströmt meinen Körper: David O. Russells Regie ist pures filmisches Glück. Seine Inszenierung tänzelt lustvoll und leichtfüßig von zappelig und wirr zu edel und anmutig von verletzlich und traurig zu lebensfroh und spritzig. Jeder Ton wird getroffen. Klischees werden durchbrochen oder variiert. Das Schauspiel, von den jetzt schon großen
      Schauspielern Jennifer Lawrence und Bradley Cooper, ist jederzeit wahnsinnig aufregend, liebevoll nuanciert und entzückend wie niedlich. Ich saß da wie ein kleines Baby. Mit großen Augen. Ich wurde an die Hand genommen und bereichert. In jeder Sekunde blitzte Leidenschaft auf. Für das Filme machen. Für das Schauspielern. Eine zweistündige Beseelung. Der Film SILVER LININGS PLAYBOOK ist kein Hoffnungsschimmer für das Kino von heute. Er ist dessen Bestätigung im positivsten Sinne. Das gute Kino lebt. Mehr denn je. Ein Film, den ich küssen möchte.

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      • 5

        Kevin Costner und Robert Duvall reiten durch das saftige Grün: Eine Mischung aus Auenland, Postkarten-Paradies und Alpengebirge. Die beiden sind ein Traum. Ein (un)sympathisches Gespann. Es vergeht viel Zeit, bis es mal wirklich um etwas geht. Doch selten ist irgendetwas relevant oder zwingend. Es wird auch in der größten Gefahr rumgeulkt oder Schokolade gemampft. Das ist alles zu glatt fotografiert, zu stark belichtet und es schaut zum Teil anstrengend gewollt aus. Die größten Momente hat der Film als eine leidlich unterhaltsame UNFORGIVEN Reprise: In der veregneten, dunklen Stadt, stehen die beiden der Gefahr gegenüber, erfüllt vom starken Regen, der alles in einen kleinen reißenden Fluss verwandelt. Das ist sehr gemütlich. Der Showdown liest sich dann wieder als unausgegorene Antithese zu UNFORGIVEN: Durch großes Sonnenlicht bestrahlt, wird in Zweisamkeit eine Zigarre geraucht und auf die Fieslinge gewartet. Der schlecht psychologisierte, verschenkte Bösewicht Denton Michael Gambon Baxter gibt viel zu wenig her und wirkt wie eine Schmalspurenversion vom nicht zu toppenden Richard Harris aus Eastwoods Paradebeispiel UNFORGIVEN, den man hier nicht genug nennen kann. Dann wird am Ende nochmal die Kitschtüte bedient und noch ein paar Minuten rumgeplätschert. Das hat alles wenig Power und Zug. Aber es lullt einen doch schön ein.

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        • 6 .5

          THE UNFORGIVEN ist ein großes, episches, teilweise sehr edles Melodram, welches in den formalen Mantel eines Westerns gehüllt ist. Hier geht es um Rassismus in Form von Indianerhass. Ein Gesellschaftsporträt. Eine Familentragödie, die weh tut. Der Anfang ist ein Hohelied auf die amerikanische Westernidylle. Alles strahlt und glänzt. Doch es wird immer schmutziger. Es wird zu viel unschuldiges Blut vergossen. Unschuldige Frauen werden zu Mördern. Der Strick der Zeit liegt eng an. Er kann jederzeit reißen. Burt Lancaster hat alle Zügel in der Hand. An seinen Lippen klebt man. Er lässt einen erschaudern. Dann die finale Konfrontation. Kultur gegen Kultur. Klavier gegen Trommel. Gewehr gegen Speer. Es folgt das scheinheilige Happy-End. Die Hauptfiguren und Helden haben zu viel Blut an ihren Fingern, es sind Menschen, denen man nicht vergibt. Niemals.

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          • 8

            Zieht richtig an. Nimmt richtig mit. Stark überflutet ausgeleuchtet. Fühlt sich an wie ein Krimi. Ein stringenter Thriller. Um sich dann gegen Ende komplett umzudrehen wie ein billiger Roman seiner Hauptperson. Ein cheesiger, faszinierender Twist nach dem Nächsten. Ein Finale des roten Saftes. Begnadete Musik. Fliegende Kamerafahrten. Bisschen Edgar Wallace. Mit schönen Zitaten aus der Krimi-Literatur von Conan Doyle: "When you have eliminated the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth." Argento schmeißt einem so oft die Lösung vor die Füße. Und man kapiert es trotzdem nicht. Da gibt es so brillante Sätze von Polizisten wie: "I always dont know who the killer is in the books of Christie, Doyle and the other writers" die zusätzlich die Spannung noch einmal anheizen. Erinnert ästhetisch an die aufregende Optik der Scream-Filme und ist doch so eigen. Ich habe ihn geliebt, diesen Film.

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            • 7

              Spannend, wie Argento seine Hauptfigur zur Künstlichkeit führt. Blonde Haare. Gekünsteltes Lächeln. Unechte Bewegungen. Wie sie zu dem wird vor dem sie eigentlich Angst hat, aber auch die größte Faszination bei ihr auslöst: Die Kunst. Ein spezieller Film. Bei dem ich nie wirklich wusste wo hinten und vorne ist. Links und rechts. Anstrengend, bedrückend, hingebungsvoll, erregend, verstörend, fanatisch, fesselnd. Da ist vieles drin. Ein nicht fassbarer Film. Fand's toll.

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              • 3

                Nach dem charmanten exotischen und lockeren Flair von DR. NO folgte dieser düstere Bond FROM RUSSIA WITH LOVE. Der große Fehler ist schon, dass er die triviale Literatur eines Flemmings zum großen Spionagethriller anlegt und umdeutet. Ernst. Langatmig. Ohne Schauwert. Verkompliziert. Verschnarcht. Eine misogyne Wichsvorlage die 15 Minuten lang ein guter Film ist (Orient-Express, Hubschrauber, Bootsverfolgungsjagd) aber ansonsten nur bleischwer jeden Nerv abtötet und sein Spektakelcharakter verrät. Am Ende schießt dann Venedig als letzter Schauplatz den Vogel ab. Sean Connery war niemals dort und agiert vor Rückprojektionen. Ungenießbar. Eine Nullnummer.

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                • 8

                  Ein Flugzeug gleitet durch die Lüfte. Es ist auf in eine neue Welt. Und auch sein Besatzer. Ein Polizist. In ein kleines Fischerdorf soll es gehen. Ganz eigen und traditionell. Die ersten Menschen fangen an zu singen. Ein Musical? Ein Mädchen ist verschwunden. Die Ermittlungsarbeit beginnt. Ein Krimi? Alles beginnt immer unheimlicher zu werden. Schauerlicher. Makabere Fratzen. Bizarre Masken. Skurrile Rituale. Alles wird immer absurder. Ein Horrorfilm? Wie unglaublich spießig es doch ist in solchen Kategorien zu beurteilen und bewerten: Ein Schauermär mit vielen unterschiedlichen Bestandteilen, die perfekt harmonieren. Im wahnsinnigen Finale ist man ergrifen vom Schicksal des Protagonisten, verzaubert von der malerischen Landschaft und schockiert von dem Schrecken und der absoluten Bösartigkeit, die der Hauptfigur widerfährt. Hier ist wirklich nichts wie es zu sein scheint. Ein kleines Juwel.

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                  • 4 .5

                    Das traurige finde ich ist, dass Martin das hier ernst meint: Er benutzt die neue Technik als eine Liebeserklärung an das alte, von ihm geliebte Kino. Anstatt etwas Neues zu erschaffen hängt er nur seinen alten Vorbildern hinter her. Das ist bisweilen dröge und trantütig und nie wirklich gut inszeniert. Und eines wird klar: Wenn Harold Lloyd an der Uhr hängt ist das atemberaubend und spektakulär, wenn aber Hugo an der Uhr vor Greenscreen-Wänden hängt, muss man Gähnen: Romantiker werden das als eine liebevolle Hommage an das Kino selbst bezeichnen. Zyniker wohl eher, als einfallsloses Nachtbuchstabieren ohne Zauber und Eleganz. Ich bin ein Zyniker.

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                    • 8

                      Mit bitterer Komik angereichertes Drama der Grausamkeiten. Ein aufspielender Wood der durch die nächtliche Stadt tigert. Seine Welt - die Welt eines Räubers der Großstadt - wird halluzinierend mit der Musik von The Rob unterlegt und versetzt auch den Zuschauer in einen Rausch der Mordlust. Dreckig und anziehend. Eine manipulative Verbrüderung mit dem Bösen. Klasse.

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                      • 7

                        Die Bühne, auf der alles spielt, steht für die Reichen und Adligen: Alles ist künstlich. Das was aber in wirklich draußen spielt wirkt auf den Zuschauer künstlicher als die Bühne. Weil wir die Küntslichkeit erfahren haben, die alles echt erscheinen lässt. Weil wir ihr so lange beigewohnt haben. So wirkt die schöne Natur artifizieller als die Bühne. Genau so muss es damals oder auch noch heute für die Adligen sein: Die Welt die sie nicht kennen da vor der Tür ist unecht. Ein dramaturgischer und inszenatorischer Glücksgriff. Atemberaubend ist Wrights Film gespielt von Jude Law, Keira Knightley und dem großartigen Aaron Johnson.

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                        • 4
                          der cineast 31.12.2012, 17:37 Geändert 09.11.2017, 03:35

                          Schlimmer Esoterik-Schmu mit einener banalen wie öligen Moral: Es kommt immer darauf an, wie man etwas sieht. Verkitschter Religionsfilm, der nur an der (Wasser)Oberfläche bleibt. Deutlich wird das, wenn der junge Bursche und Tigerfreund die verschiedenen Relgionen ausprobiert und diese nur auf die Äußerlichkeiten heruntergebrochen werden: Teppich für die Muslime. Beten vor dem Essen für die Christen. Die dramaturgische Klammer gibt dem Ganzen dann den Rest: Schicker Ami mit lockerem Bart lässt sich von dem Inder eine märchenhafte Geschichte erzählen: So etwas Tolles kennen wohl nur die Menschen im Osten. Bieder.

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                          • 6 .5

                            Ein durch und durch politischer Film: Hier geht es um das Gesetz und die Entscheidung, die einen Menschen das Leben kosten kann. Hängen oder nicht? Vollgestopft mit ambivalenten Charakteren, einem (un)coolen, zurückgenommenen, gut inszenierten Clint Eastwood und großartiger Musik von Dominic Frontiere. Ein grotesker Mix aus hartem Italowestern und gehuldigtem Amerika-Mythos. Faszinierend.

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                            • 8 .5
                              der cineast 24.12.2012, 15:57 Geändert 10.08.2015, 23:38
                              über Chiko

                              Direkt von der Straße, nach Asphalt riechend, nach Kantstein schmeckend. Wummernd und hämmernd dröhnen die Hip-Hop-Beats. Adrenalin schießt in den Kopf. Koks auf den Tisch. Völlig sauber und begnadet inszeniert, ohne Makel, ohne nervige Schnörkel oder anmaßende, unechte Authentizität. Brutal, echt und ungestellt. Hart, wahr und ergreifend. Roh wie ein Diamant, scharf wie ein Klappmesser, zerbrechlich wie ein Frauenherz. Kein anderer Film ist mehr Hamburg, mehr Straße. Ein Kleinod. Richtig killa, digga.

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                              • 5 .5

                                Mit dem edlen Heldenkitsch hat Burt Kennedys dreckiger Film nichts mehr zu tun. Gab es in dem Erstling eine Truppe hübscher Helden in frisch gebügelten Hemden, die ehrenvoll und romantisiert ein Dorf vor bösen Banditen retteten, so gibt es hier einen Haufen hässlicher Mörder und schiefer Zähne. Das ist psychologisch wesentlich reizvoller und besser ausgearbeitet, als in der Plüschversion von Sturges. Bernsteins Musik wird zum Kontrast. Die lockere himmlische Melodie passt eigentlich so gar nicht mehr zum tödlichen Kampf und erzählt wohl eher von früheren Heldentaten der gefallenen Jungs. Und Yul Brynner steht wieder wie eine eins. Kalt, unnahbar und mysteriös. Ein spannender Typ in einem amerikanischen Western, mit der Rauheit der Italo-Western.

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                                • 5

                                  Elmer Bernsteins legendäre Musik ist die halbe Miete. Das Ensemble dann die zweite Hälfte. Ein großartiges Staraufgebot hilft einem armen Dorf vor (gar nicht so) bösen Banditen. In der Mitte hängt der Film dann ordentlich durch und anstatt seine Figuren mit Seele zu füllen um über die klitzekleine Geschichte und das etwas zähe Drehbuch hinwegzutäusschen, bedient der Film küchenpsychologische Klischees um auch der letzten Mutti mit ihren Bengeln vor dem Fernseher eine Träne ins Auge zu drücken. Der immer gute Yul Brynner in Verbindung mit dem wortkargen Steve McQueen ziehen das Ding schlussendlich dann doch wieder an's sichere Ufer und verhelfen ihm zu einer schönen (un)heldenhaften Schlussszene. Schon okay, dieser Western.

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                                  • 4

                                    BLÜTZBRÜDAZ wirkt in weiten Teilen wie eine Generalprobe: Man merkt quasi, wie versessen Sido und B-Tight an ihrem Schauspiel geübt haben und das wirkt angestrengt und noch mehr, auch Regisseur Yıldırım wirkt bemüht und unsicher im Händeln der hölzernen Neu-Schauspieler. BLÜTZBRÜDAZ Figuren sind nicht wirklich authentisch unauthentisch und auch steht dem Film die aufgesetzte Freshness und Lockerheit nur in wenigen Momenten. Leider wird kein Gefühl der wahren Freundschaft zwischen Eddy und Otis erzeugt. Auch fehlt mir das richtige groovige Feeling für die Musik. Otis ist leider nicht wie Sido ein Faszinosum, sondern ein netter Typ, der ein bisschen rappen kann. Die dargestellte Musikszene ist überhöht, aber nicht wirklich pointiert getroffen. Verkindlicht. Niedlich. Blauäugig. Langweilig. Es fehlen neben den beiden richtigen Rappern aber wirkliche Schauspieler. Denn Sido ist zwar okay, aber über 81 Minuten ist er zu dröge und austauschbar. Noch ist die Inszenierung locker, flott und pfiffig genug um mich für die Zeit an die Hand zu nehmen, in der die Akteure nichts reißen. Das ist nicht der Film, den man mit Sido hätte machen müssen. Der Sountrack ist dann aber natürlich absolut bombig und sollte bei jedem Deutsch-Rap-Fan im Regal stehen. Nach dem Meisterwerk CHIKO bin ich doch etwas enttäuscht von Özgür Yıldırım. Mein Hip Hop Herz blutet ein bisschen...

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                                    • 7

                                      Wenn William Munny kurz vor dem großen, (klein inszenierten) selbstzerstörerischen Showdown zur Whiskey Flasche greift und einen ersten zaghaften Schluck nimmt, weiß man das er verloren hat. Er gibt mit diesem kleinen Zug an der Flasche seine Identität auf, die ihm von seiner verstorbenen Frau gegeben wurde. Selbst wenn er in dieser Nacht nicht sterben soll, ist er doch schon lange tot. Der Regen wischt schlussendlich seine Spuren weg. So beschaut man hier nicht die Dekonstruktion des Westerns, sondern vielleicht sogar den Neubeginn. William Munny konnte sich selbst nicht bezwingen, nur die Liebe konnte ihm zeigen, wer er ist. Tragisch und poetisch. Ein guter Film. Ein noch besserer Western.

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                                      • 5

                                        James Garner in seinem ersten Western, wunderbar unterstrichen von Komponist Neal Hefti. Recht flott geht es zu: Ein Treck wird von den Apachen überfallen. Sie retten sich in die Diablo-Schlucht. Highlight sind nicht die gut gemachten Verfolgungsjagden, sondern ein sich selbst suchender Sidney Poitier unter lauter Weißen, der sich beweisen muss. Business as usual. Nicht schlecht gemacht. Wirklich nicht.

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                                        • 5 .5

                                          Burt Lancaster gibt eine vorzügliche Schweinebacke ab und Gary Cooper den alten Gentleman. Wenn im großartig fotografierten Western VERA CRUZ Cooper dann die Augen voller Tränen hat, dann gibt es keine Helden mehr, sondern nur noch Schmerz. Ein Schmerz der vielleicht von einer, inmitten der Toten stehenden, Mexikanerin gelindert werden kann. So wenig Happy End kann auch ein früher Ami-Western haben. Dank Regisseur Aldrich.

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                                          • 6

                                            Peckinpahs Film ist so verkommen, unmoralisch und kaltschnäußig wie wenige Filme. Im schwülen Mexiko beginnt die Geschichte eines Mannes, der bald nichts mehr hat, nur noch den Kopf des Liebhabers seiner Freundin, den er eigentlich hassen sollte, der aber bald sein einziger Freund sein wird. Das bringt einen Funken tragischen Humors mitsich. Sein hoffnungsloses Gesicht bedeckt von einer schwarzen Sonnenbrille, dazu die tiefen Narben. Leere und Bitterkeit sieht man in den Augen für einen kurzen Moment, in dem die Brille abgenommen wird. Unaufgeregt aufregend kommt es in der letzten halben Stunde zu Schusswechseln, die in Leichenbergen enden. Ein Mann der letztendlich an nichts mehr glaubt, glaubt auch nicht mehr an das Geld. So banal, wie verstörend. Kein Wunder, dass Tarantino und Rodriguez sich hier ungeniert bedienen.

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                                            • 4 .5
                                              über Rob Roy

                                              ROB ROY ist langatmig, zuweilen auch sehr träge, mit einer dahinplätschernden Dramaturgie, die erst am Ende ein wenig an Dramatik und Zug gewinnt. Tim Roth trumpft auf, Komponist Carter Burwell lullt einen hübsch ein und der deutsche Kameramann Karl Walter Lindenlaub erzeugt ein erhabenes Gefühl der Highlands. Zwischen Mantel-und-Degen-Film und ROBIN HOOD-Romantik ist ROB ROY ein angenehmer, belangloser Film. Aber bestimmt der bessere BRAVEHEART.

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                                              • 3 .5

                                                Recht billige und inspirationslos runtergenudelte Ulknummer, die alles ist, aber bestimmt nicht ambitioniert. Einzig der immer gute und vielseitige James Garner beweist sein komisches Talent. Müde und lasch.

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                                                • 4

                                                  Weit weniger Blockbuster-Spektakel, als man zuallerst vermuten könnte: gepflegte Langeweile, Geschwätzigkeit und äußerst versemmelte 1 1/2 Kampfszenen. Das ganze wird gekrönt von verheizten und lustlosen Stars wie Jeremy Irons und John Malkovich, die ihr unanstrengendes Schema F Schauspiel in vollkommener Lässigkeit runterkurbeln und mit den Gedanken (so scheint es) ganz woanders sind, aber bestimmt nicht bei der Arbeit. Kann man so weggucken, aber ob das gut ist?!

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                                                  • Lucky McKee steht genau wie Ti West vielleicht für den ursprünglichsten Horror unserer Tage. Man sollte sich nicht um einen hanebüchenen Vergleich der Genre-Meister bemühen, doch haben sie beide etwas Wichtiges, Fantastisches gemein, was sie zu den interessantesten und spannendsten Regisseuren macht, die ich mir im Moment nur vorstellen kann:
                                                    Modetrends interessieren nicht. Das gegenwärtige Horrorkino wird nicht gesehen und noch mehr: es wird vielleicht noch nicht mal beachtet von ihnen. So werden Filme geschaffen, an denen man sich nicht satt sehen kann. Die, in denen es um kein postmodernes Rumgejuckse geht und keine Demonstration der eigenen Cleverness oder Überlegenheit gegenüber des Genres. Es werden keine Horrorepigonen geschaffen, keine Imitationen oder sonstige Plagiate. Der rohe Film interessiert. Der natürliche, unverfälschte Film wird somit gemacht. Der Ballast der heutigen Trends fehlt. Er ist von ihren Werken weggespült. Eine Reinheit entsteht. Mit MAY (eigentlich ALL CHEERLEADERS DIE, seine erster Low-Budget Versuch von 2001, der 2013 wohl neu verfilmt in die Kinos kommt) beginnt McKee mit seinem ersten famosen Streich: Eine verletzliche, gestörte Frau verliebt sich und wird enttäuscht von ihrem Schwarm. Ein anfänglich zartes, leises Drama um die erste Liebe wandelt sich zum absolut grotesk-verstörenden, jedoch nie humorlosen, spannenden Außenseiterhorror. Mit einer unglaublich schönen alles erklärenden Schlusseinstellung noch dazu. Zärtlichkeit vermengt mit grotesker Brutalität. Das eine kann wunderbar mit dem anderen funktionieren und harmonieren. Etwas, das immer wieder auftaucht in McKees bisher eher kleiner Filmographie. MAY wird gespielt von Angela Bettis. Eine Frau, die schon längst zum Hollywood-Himmel gehören müsste. So verspielt sind ihre Bewegungen, so verzaubernd ist ihre Ausstrahlung, so sinnlich ihr kleines, zartes Lächeln, so scharf und doch zurückhaltend ihr Blick. Angela Bettis, oder das gelungene Underacting. Lucky Mckees Muse wird gefunden. In der Master of Horror Episode von 2006 spielt sie erneut die Hauptrolle bei ihrem neuen größten Fan McKee: SICK GIRL. Mit kleinen Mitteln erzeugter, erstaunlich ergreifender und ungemein ekelhafter Body-Horror. Die lesbische Forscherin Ida Teeter hält sich Insekten und eigentümliche Wesen in ihrer Behausung, um ihrer Einsamkeit entgegenzuwirken. Sie geht vorschnell eine Beziehung mit einer anderen lesbischen, faszinierenden Frau ein, doch nun wird eine von ihnen zum Wirt einer ekelhaften Spinne. Der bosärtige Schrecken einer zu schnell eingegangenen Beziehung. Gehässig und wahr. Und wiedermal komisch. THE WOODS auch von 2006, ähnelt Argentos Überfilm SUSPIRIA nur partiell und höchstens thematisch. Ein Mädcheninternat in den Wäldern. Eine Außenseiterin (!) hört Stimmen aus den unheimlichen Wäldern. Etwas Schreckliches ist hier passiert und wird wieder passieren. Der Kampf gegen Hexen. Märchenhaft. Unheimlich. Traumähnlich. Es geht um Fleisch, welches auf die Natur trifft und sich verformt. Eine pubertäre Selbstfindung, inmitten der großen Wälder. Der unerforschten Angst machenden Natur. 2008 bringt Lucky dann den Film RED mit Regisseur Trygve Allister heraus. Etwas, das man auch merkt. Leider. Ein Mann verliert seinen Hund durch die Mordlust einiger Jugendlicher und fängt an sich zu rächen. Der Film geht nicht ans Eingemachte, aber erzeugt eine ergreifende Wehmut und Trauer. Keine HARRY BROWN Selbstjustiz, sondern der wirkliche Wille nach dem Verständnis unerklärlicher Grausamkeit steht im Vordergrund. Beeindruckend gespielt wird Außenseiter (!) Avery von Brian Cox. 2011 kommt dann das erste und bisher auch einzige Meisterwerk von Lucky McKee in die amerikanischen Kinos: THE WOMAN. Wieder mit Angela Bettis. Diesem absoluten Lieblingsfilm von mir habe ich meinen bisher längsten Text gewidmet. Frau gegen Mann. Umschlossen vom Wald. Das Patriachat wird gebrochen. Ein feministischer Beißer von einem Film, der einem den Atem raubt und noch vieles mehr mit einem anstellt. Eine Urgewalt. Ein Terrorfilm. Ein leidenschaftlicher, beherrschter Regie-Exzess. Bei Regisseur McKee geht es immer in vielschichtiger Weise um den wahren Schrecken. Hier wird sich nicht lustig gemacht. Vor allem in THE WOMAN wird der Horrorfilm auf komische Art und Weise todernst genommen. Die Figuren finden sich im wahren Horror wieder. McKee gelingen gerade auch deshalb kleine Perlen. In einzigartige Bilder gehüllt werden Protagonisten immer ernst genommen. Sie fungieren nie als bloße Behauptung um des Effektes Willen. Um einfach dahin zu sterben. Sie werden Teil des Ganzen. Bei ihnen handelt es sich immer um erklärte Persönlichkeiten. Menschen mit echtem Atem. So entstehen schlussendlich groteske, zärtliche und teilweise wahnsinnig brutale Filme, weit weg von Sehgewohnheiten oder Klischees. Filme, die entdeckt werden sollten. Auch wenn es nur eine Handvoll sind. Oder gerade deswegen. So ein kleines feines Horrorkino darf nicht sterben. Für Lucky McKee schlägt mein Herz.

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