diceman - Kommentare

Alle Kommentare von diceman

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    Im Drogenrausch schubst Alyce (Jane Dornfeld) versehentlich ihre beste (und einzige) Freundin vom Hausdach; sie selbst stürzt hinterher: durch das allegorische Kaninchenloch in ein paranoides Wunderland voller gewalttätiger Visionen, in der geisterhafte Erscheinungen der verstorbenen Carroll (Tamara Feldman) ihr Gewissen martern. Alyce wagt sich in die Unterwelt; sie braucht mehr und stärkere Drogen um den Alltag erträglich zu machen. Eddie Rouse als asozialer Mini-Ganglord ist ihr behilflich - und will für seine Dienste anständig bezahlt werden. Guess what: Geld hat er genug. Mit Ruhm bekleckert sich Rouse zwar nicht, darf in ein paar guten Monologen aber über die Abgefucktheit unserer Generation schwadronieren. Und das wars dann schon mit Tiefe; ALYCE ist ein kleiner, fieser Trip ohne Anspruch auf Lynch-Assoziationen, selbst die wenigen Parallelen zum Buchklassiker von Lewis Carroll beschränken sich aufs oberflächliche Zitieren: eine Keramik-Spardose in Kaninchenform auf Alyce' Schreibtisch, ein geflüstertes "Off with her head!" Großes Budget brauchen solche Filme nicht, Sound-Design und Schnitt sind das Mittel der Wahl (und werden auch in in ALYCE kompetent eingesetzt). Das billige deutsche Covermotiv verkauft diese eingleisige, aber intensive Underground-Perle sträflich unter Wert.

    Naja, und irgendwann kommt es halt wie es kommen muß: Alyce greift zum Hackebeilchen um sich einen Weg aus ihrer zwanghaften Existenz zu bahnen. David Lynch verschwindet von der Party, Hallo Tom Savini. Während der letzten 20 Minuten reichen sich überzogenes B-Movie-Acting, What-the-Fuck-Sex, und verstörende Splatter-Effekte die Hände; im Abgang sogar mit einer Prise morbidem Humor. Und ein Platz auf dem Treppchen für die Psycho-Bitch des Jahres ist Frau Dornfeld gewiß.

    • 8

      Süßes Laster, bittere Intrigen, fiebrige Spannung: PERVERSION STORY ist die rare Gelegenheit, Lucio Fulci als rationalen Geschichtenerzähler zu erleben; und zwar nicht mit irgendeiner Geschichte, sondern ganz weit oben, zweiter von links neben Hitchcock und all seinen haarscharf gescheiterten Epigonen. Ein echter Film Noir, der sich stilisierter Bildästhetik des Giallos bedient, reich an durchkomponierten Close-Ups, kontrastreichem Schattenspiel, atemberaubenden Perspektiven aufs sonnendurchflutete San Francisco und einer zunehmend degenerierenden, sexuell aufgeladenen Atmosphäre, die einem Minute für Minute die Luft abschnürt. Zum Sterben schön.

      Der gar nicht so perverse, als vielmehr perfide Krimi erzählt von der Dreiecksbeziehung zwischen einem insolventen Arzt, seiner Liebhaberin und einer undurchsichtigen Stripperin (Marisa Mell), die seiner ermordeten Frau zum Verwechseln ähnlich sieht. Und darüber die schwelende Frage: gab es überhaupt einen Mord? Noch mehr Hitchcock und kultivierte Sauereien, und wir wären bei Brian De Palma, dafür jedoch ist der letzte Twist nicht halb so raffiniert gestrickt wie er vorgibt, und mancher Szenenübergang arg abrupt; der jazzige Score von Italo-Veteran Riz Ortolani, sowie zwei sexy Split-Screen-Collagen, wie ich sie höchstens in der 68er THOMAS CROWN AFFÄRE erwartet hätte, haben mich wieder versöhnt. Dabei mit überraschend feministischer Note abgeschmeckt: Fulcis Ladies sind ausnahmslos starke Persönlichkeiten, die beim Sex oben bleiben und, wenn's läutet, die Männer zur Tür schicken.

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      • 6

        Wem AVATAR zu blau war, bekommt hier die Disney-Version in grün; und mit vier Armen. Ansehnlich getrickste Groschenroman-Fantasy, die hoch hinaus will, sich mit einer unnötig komplexen Mythologie allerdings mehr als einmal ein Beinchen stellt: wenn ein gefühltes halbes Dutzend verschiedenfarbiger Fraktionen eifrig bestrebt ist, ihre persönliche Duftmarke auf dem roten Planeten zu hinterlassen, ist wenig verwunderlich, wenn's da irgendwann an allen Ecken und Enden zu stinken beginnt. Als kritischer Zuschauer bleibt man im buchstäblichen Sinne des deutschen Untertitels ZWISCHEN DEN WELTEN. Mehr Science, weniger Sorcery wäre der Schlüssel zum Erfolg gewesen, der ganze Magie-Quatsch kommt nämlich mal wieder reichlich willkürlich und ist nicht gerade hilfreich dabei, eine nachhaltige Bindung zum Geschehen aufzubauen.

        Die geradezu entwaffnend naive, unironische Machart entwickelt bei ausreichend Durchhaltekraft jedoch einen kruden Charme, und so bleibt JOHN CARTER, dank großer Schauwerte und rasant choreographierter Action-Szenarien, doch noch als kurzweiliges Erlebnis in Erinnerung. Wenn ich's mir recht überlege, sogar ein überraschend sympathisches, und für Disney-Maßstäbe auch ausgesprochen rabiates Abenteuer: splattern tut's zwar nur in schlumpfblau, aber abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen fliegen sichtbar durchs Bild.

        So bunt und nahrhaft wie eine Tüte Haribo-Goldbären.

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          Sechs Millionen Zuschauer in Deutschland, und ich war tatsächlich so naiv, hier was geringfügig Größeres zu erwarten als BULLYPARADE: RELOADED mit ein bißchen Öffentlich Rechtlichem Herz/Schmerz: häßliches, ungeschicktes Entlein (wegen der Brille, weißte?) trifft auf ehemaligen Schulkameraden, der sie in Kindertagen gemobt und gefoppt hat, und muß jetzt dieselben Demütigungen weiter über sich ergehen lassen, und zwar solange, bis sich sich - Tadaaa - in ihn verliebt. Liebe Frauen, ist das wirklich so? Daß ihr auf Bad Boys steht, wissen wir. Aber hat der Bad Boy in KEINOHRHASEN überhaupt Charisma? Ist der nicht einfach nur 'nen Arschloch (das am Ende ziemlich plötzlich einknickt)? Oder gehört ihr gar zu den sechs Millionen Mädchen, die nie eine Zahnspange tragen mußten, und der Humor deshalb genau euren Nerv trifft? Bin ich spießig, wenn ich die Prämisse für reichlich mean-spirited halte?

          Einige gelungene Szenen (Armin Rohde als koksender "Bello der Zauberbär", Jürgen Vogels Selbst-Vertrashung, sowie der titelgebende Keinohrhase) machen leider keinen guten Film; dafür braucht man eine durchgehende Handlung, und nicht einfach eine Sketchparade der Marke: "Hey, ich hab' da gerade so voll den lustigen Witz gehört; überleg mal, wie wir den noch irgendwie ins Skript gebastelt bekommen." Richtig nervig (und peinlich) wird's, wenn KEINOHRHASEN dick auf Authentizität macht und die Schöneberger unter ihrem richtigen Namen über den roten Teppich spazieren lässt. Der Rest der Riege hat genau zwei Funktionen zu erfüllen: sich entweder lächerlich zu machen, oder Til Schweiger die Gags zuzuspielen.

          Puh, ziemlich starker Tobak für einen frischgebackenen Nora Tschirner-Fan ... aber mir bleibt ja noch IJON TICHY ...

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          • 10

            Daß Brian De Palma gern Hitchcock-Motive recycelt ist ein offenes Geheimnis; in BODY DOUBLE guckt ein gescheiterter B-Movie-Akteur durch DAS FENSTER ZUM HOF ins Nachbarhaus, wo die Femme Fatale sich lasziv auf dem Bett räkelt, initiiert so die Metamorphose vom Voyeur, über den ordinären Höschenschnüffler, zum Zeugen eines (überraschend exploitativ inszenierten) Mordes. Und statt der Höhenangst aus VERTIGO thematisiert De Palma Klaustrophobie, mit ähnlich schwindligen Perspektiven. Also nur ein phantasieloses Rip-Off?

            Mitnichten! Sexy, smart und verspielt: BODY DOUBLE ist Hitchcock auf Bubble-Tea, Camp auf allerhöchstem Niveau, ein augenzwinkerndes, sowohl formal als auch inhaltlich doppelbödiges Spiel mit Obsessionen und fetischisierten Genre-Versatzstücken, das sich in einer Musical-Nummer mit dem Frankie goes to Hollywood-Hit "Relax" zum aberwitzigen Delirium hochschaukelt - dabei trotz hinreißend bekifft agierender Melanie Griffith, die als Porno-Göre unserem Anti-Helden frivole Banalitäten ins Ohr säuselt, stetig an der Spannungsschraube dreht. Hollywood ohne Zaun und Zügel; eine berauschende Erfahrung.

            Ein bißchen würde ich mir das von unserem handwerklich versierten, arg verbissenem Perfektionisten Christopher Nolan wünschen: mehr Mut zum Exzess, ein "Ja" zum schlechten Geschmack, einfach mal die Sau rauslassen (buchstäblich) und gucken, wo sie hinläuft ...

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            • Weiß gar nicht ob ich mich überhaupt bei dir bedanken soll; du machst mich da nämlich gerade arm. :-) Habe mir mal folgende Titel rausgeschrieben:
              - Eraserhead
              - Meshes of the Afternoon
              - Marquise de Sade
              - Singapore Sling
              - Nekromantik
              - Castigata, die Gezüchtigte
              - Black Moon
              - A Hole in my Heart
              - Aftermath
              - Das Erwachen der Bestie
              - The Life and Death of a Porno Gang

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              • 8

                Brian De Palmas faszinierendes Psycho-Puzzle bringt den Twist ganz zu Beginn (der Hauptcharakter hat multiple Persönlichkeiten) und spinnt daraus ein exquisites Verwirrspiel mit flackernder Trumpffarbe, bei dem nichts sicher ist, die Karten ständig neu gemischt werden. Manchmal greift er Ereignissen voraus, um später Lücken aus wechselnder Perspektive zu schließen; das ist aufregend, hält wach und bringt die Synapsen in Schwung. RAISING CAIN ist Kino zum Mitmachen. Anstatt öde zu berichten, bedient sich De Palma visueller Stilmittel und knackiger B-Thrills um uns an der Paranoia des schizophrenen Protagonisten teilhaben zu lassen. Ein freches PSYCHO-Zitat passt da ebenso rein, wie jener ellenlange Tracking Shot über mehrere Etagen einer Polizeistation, inklusive Fahrstuhlfahrt und Payoff im Leichenschauhaus.

                Anspruch und Ästhetik in allen Ehren, RAISING CAIN brettert ein paarmal derart haarscharf am Camp vorbei, daß jedesmal ein Tropfen pikante Brühe übers Becken schwappt und dem ohnehin schmackhaften Cocktail erst die richtige Würze verleiht. Ein erfrischend zügelloser "Anti-Fincher", ein Zuckerstück von einem Thriller, vorzüglich gefilmt, an dem der Meister sicherlich ebenso viel Spaß gehabt hat wie unsereins beim Zugucken.

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                • 8

                  Was haben wir in TOM YUM GOONG die Szene gefeiert, in der Tony Jaa 5 Minuten lang anstürmenden Bodyguards in spektakulärer Manier Arme und Beine brach ... in THE RAID gibt es dieselbe Szene auf 100 Minuten gestreckt, immer mal wieder unterbrochen durch kleine Suspense-Brücken, welche die Story vorantreiben. Die ist minimalistisch gehalten (ein Polizeikommando stürmt einen Appartement-Komplex und legt sich mit dort hausenden Mafia-Schergen an), bietet gerade mal den notwendigsten dramaturgischen Unterbau für kompromißlose, entfesselte Hardcore-Action der Marke: "Wenn du blockst, bist du eh zu langsam und schon so gut wie tot".

                  Die erste halbe Stunde begeistert mit kinetischen Schußwaffen-Gefechten; sobald dann die Muniton aufgebraucht ist, geht es mit Messern, Schlagstöcken und geballten Knöcheln an die Eingeweide. THE RAID setzt die Meßlatte von dem, was wir in zukünftigen Martial Arts-Filmen sehen wollen, verdammt hoch, liefert zudem von ästhetisch-technischer Seite her ausreichend Einfälle um entfernt als sowas wie'n Film durchzugehen (das ist zum Beispiel mehr, als wir aus Thailand gewohnt sind). Iko Uwai, der nette Junge aus MERANTAU, hat hier zwar wenig Gelegenheit sein Charisma spielen zu lassen, angefeuert habe ich das agile Kerlchen dennoch.

                  Bleibt anzumerken, daß das Teil geradezu viehisch brutal ist und nach dem zwanzigsten gebrochenen Genick plus Messer in Halsschlagader durchaus ein Abstumpfungs-Effekt zu verzeichnen ist. Das darf man gefährlich finden ... aber nur, wenn man versehentlich im falschen Saal gelandet ist.

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                  • 7

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                    Daß INVASION OF ASTRO-MONSTER (int. Titel) viele Ereignisse in Tim Burtons MARS ATTACKS! inspirierte, ist unübersehbar; fundamentale Ideen (Radio-Stationen, die schauderhafte Klänge durch den Äther schicken) und phantasievolle Imaginationen (am Himmel taumelnde UFOs) wurden hier zum ersten Mal gedacht. Der Film knüpft direkt an den Vorgänger an, sogar der Monster-Cast ist derselbe (minus Mothra). Daß quasi von Heute auf Morgen interstellare Trips zum Planeten X (gleich hinterm Jupiter links) möglich geworden sind, während der Rest der Welt sich im konsequent psychedelischen Yellow Submarine-Look der 60er weiter dreht, schluckt man halt oder erstickt daran. Nach seiner Niederlage in FRANKENSTEINS MONSTER IM KAMPF GEGEN GHIDORAH ist der dreiköpfige Drache weit hinaus ins Weltall geflohen, wo er fortan mit verheerenden Blitzgewittern die ohnehin unwirtliche Felslandschaft des Planeten X umgestaltet. Dessen Bewohner (die Hai-Männer aus FLASH GORDON, aber mit unendlich cooleren Sonnenbrillen) sind darüber wenig erbaut und möchten sich deshalb Godzilla und Rodan von den Menschen ausleihen; das monströse Tag-Team soll Ghidorah einen kräftigen Tritt in den goldenen Arsch verpassen. Im Gegenzug gibt's ein Wunderheilmittel gegen Krebs. Wer kann da schon Nein sagen? [...]

                    --> Review in voller Länge:
                    http://www.dasmanifest.com/03/1982.php

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                    • 4

                      Zwei nervige Upper Class-Partybirnen from the Heart of the US of A stranden in Moskau inmitten einer Alien-Invasion; die Bezeichnung "Software-Entwickler" tragen die beiden wahrscheinlich auch nur, weil sie eine App auf dem iPhone installieren können ohne sich dabei die Zunge abzubeißen. So verwundert es kaum, wenn nach der ersten Angriffswelle erstmal Wodkaflaschen gehortet werden; weil, stell dir vor, da ist auf einmal 'ne Party und die Chicks sind alle nüchtern!

                      Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie regelmäßig den GALILEO-Fake Check gucken, um dann auf der Arbeit mit ihrem physikalischen Wissen zu prahlen, denn, wie wir alle wissen: nichts geht über eine solide Achtelbildung! Die grundlegenden Mechaniken des Faradayschen Käfigs kann man googeln, den Rest hat man sich gerade mal so ausgedacht wie es am besten ins Drehbuch passt. Und wenn alle Mittel versagen, hilft es manchmal, E.T. einfach ein Brikett an den Kopf zu semmeln. This is Science!

                      Kann man als Semi-High-Budget-Trash ansonsten ganz gut weggucken (das menschenleere, verwüstete Moskau gibt ein dankbares apokalyptisches Szenario ab), nur nicht zulange in die Mikrowellenstrahl gucken, sonst findet man das auf einmal besser als BATTLESHIP.

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                      • 8

                        Ja, das waren noch Zeiten, als Clint Eastwood Frauen vergewaltigen, und anschließend sagen durfte: "Warum, es hat ihr doch gefallen", und am Ende trotzdem als coole Sau in den filmmernden Horizont reitet. Heutzutage undenkbar (und natürlich auch besser so). Die feministische Bewegung hat Eastwoods zweite Regiearbeit nun nicht gerade vorangetrieben, dafür ließ in HIGH PLAINS DRIFTER er den anarchischen Hauch des Euro-Western über die amerikanische Prärie wehen, und traut sich am Ende gar (zumindest in der Originalfassung), mit einem schier ungeheuerlichen Twist unsere Erwartungen ans Genre komplett auf links zu stülpen. Die launig-lakonischen Dialoge funktionieren auch auf deutsch, allerdings hat man hier mit eigenmächtig veränderten Worten mal eben den essentiellen Gedanken zerstört, welcher den Geschehnissen, bei genauer Beobachtung, einen reichlich surrealen Touch verleiht. Andererseits: wer guckt heutzutage noch synchronisierte Filme?

                        (Sorry, wenn das arrogant klingt, aber euch entgeht da tatsächlich was ...)

                        Mehr Corbucci als Leone, aber mindestens so erinnerungswürdig; Eastwoods Regie ist dynamisch, mit dem einen oder anderen abenteuerlichen Winkel, und sogar Ego-Shooter-Perspektiven. Dazu eine geradlinige Rache-Story, die den Archetypen rund um den namenlosen Fremden ein staubiges Denkmal setzt. Das ultimative Denkmal. Die Abgänge sind zynisch, und im Finale reitet das böse Dreigestirn durch eine wahrhaftige Hölle auf Erden.

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                        • 5

                          La Petite Mort, so lautet in Frankreich der geläufige Euphemismus für den Orgasmus. Daß sich im Horrorfilm kleiner und großer Tod vortrefflich verstehen und seit jeher faszinierende narrative Symbiosen zeugen, wissen wir nicht erst seit HELLRAISER. Im vorliegenden Film lassen uns drei britische Regisseure an drei kleinen, fiesen Visionen teilhaben. "Sex und Tod" lautet der gemeinsame Nenner. Vorweg eine Warnung: LITTLE DEATHS geht visuell keine Kompromisse ein, wurde spürbar für ein erwachsenes Publikum produziert.

                          Die erste Episode (HOUSE & HOME von Sean Hogan) arbeitet mit einer spannenden Prämisse, da sie uns lange im Unklaren lässt, welche der beteiligten Fraktionen Hexe, wer Hänsel ist. Am Ende fließt viel Blut, abgesehen davon scheint Hogan nicht recht zu wissen, wie übrige Körperflüssigkeiten schlüssig in die Handlung zu integrieren sind; es bleibt bei oberflächlichem Shock Value, die Auflösung ist erschreckend trivial. MUTANT TOOL läßt etwas Body-Horror in die Gleichung einfließen, so richtig verstanden hat das Konzept aber erst Simon Rumley: BITCH setzt ganz auf psychologischen Gehalt, erzählt von einer aus dem Ruder laufenden S&M-Beziehung. Sexualität und Substanz bedingen einander unmittelbar.

                          Die grandiose dritte Episode reißt's raus, der Gesamteindruck bleibt schal; eine Vagina Dentata mit abgewetzten Zähnen: zu uneben die Interpretation des Kernthemas, LITTLE DEATHS fehlt eine Rahmenhandlung, ein roter Faden. Wieviel interessanter wäre es gewesen, Filmemacher zu fragen, die sich nicht erst etwas ausdenken müssen? Denen das Thema bereits im Blut liegt? Clive Barker, David Cronenberg, Shion Sono ... ?

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                          • 3

                            Etwas ist faul im Staate Großbritannien. Sonst würden uns viele solcher halbgaren Youth Violence-Filme, wie sie immer mal wieder zu uns herüberschwappen, erspart bleiben. Selbstverständlich ist es wichtig auf gesellschaftliche Mißstände aufmerksam zu machen, aber wenn es abseits davon nichts interessantes zu erzählen gibt, kann man's vielleicht auch einfach mal sein lassen (und das Geld stattdessen einer Streetworker-Stiftung überantworten). Und auf jeden VETERAN und jeden HARRY BROWN kommt mindestens ein SHANK ... ich hätte es besser wissen müssen: SHANK war einer der größten Stinker des letzten Jahres; SKET ist dasselbe mit Mädels, dabei geringfügig besser, da weniger nervös gefilmt, und die HDR-Cinematographie kriegt ein paar atemberaubende Bilder vom nächtlichen London hin. Dafür nervt der kreischige Staccato-Girlie-Hip-Hop umso mehr, und das unverständliche Cockney-Gerotze lässt einem auch bald die Ohren bluten.

                            Die Crime-Story vom Geordie-Lass, das den Tod ihrer älteren Schwester rächen will und deshalb einer Troublemaker-Gang beitritt, spult ihr Ding überraschungsfrei nach Schema F durch. Und hat am Ende nicht die Cojones, den eingeschlagenen Weg bis zum bitteren Ende zu beschreiten, versackt stattdessen in einem klischeehaft-versöhnlichem Cliffhanger, und verbaut sich so die Chance, tatsächlich mal ein aufrüttelndes Statement herüber in den Kinosaal zu schicken.

                            • 6

                              Was Bang-for-the-Buck-Value angeht, bislang der ertragreichste der Reihe; zwar kein herausragendes Glanzstück der 90er Skin Flick-Welle, lässt aber zum Glück den biederen Moral-Subtext des Zweiten missen und wartet sogar mit interessanten Figurenkonstellationen auf. THE NEW SEDUCTION ist halt was er ist: 'nen Skin Flick. Und dafür darf man ihm wohl kaum böse sein. Außer vielleicht, daß er im Finale plötzlich mehr Thriller als Familiendrama sein will, sich dabei dennoch nicht traut, sein trashiges Camp-Potential voll auszuspielen. Zumindest schreitet Jaime Pressly mit respektablem Körpereinsatz zur Tat, gibt als titelgebende Protagonistin endlich die waschechte Soziopathin, deren Giftstachel nicht bloße prätentiöse Behauptung bleibt. Im Endeffekt, nämlich immer dann wenn er versucht kinky zu sein, ist POISON IVY 3 aber natürlich immer noch viel zu artig (und amerikanisch) um wirklich nachhaltiges Interesse zu generieren.

                              Kurioses Detail: Der Film wurde im Vollbild-Format gedreht, die optionale Widescreen-Fassung bietet lediglich einen gematteten Ausschnitt, dessen keusche Balken uns all zu inflationäre Anblicke auf böse Brüste und Jaimes ansehliches Hinterteil ersparen. Good Job, Censors. Wieder eine Seele vor dem Verfall in die Dekadenz bewahrt!

                              • 8

                                In seiner Essenz sicherlich keine Ausgeburt an Feminismus, aber deswegen gucken wir ja auch 'nen Giallo und nicht ADELHEID UND IHRE MÖRDER ... tatsächlich verbirgt hinter dem bescheuerten deutschen Titel sich ein stilsicher inszenierter Spaghetti-Krimi, in dem ein maskierter Killer einigen der heißesten Ladies, welche jemals italienisches Zelluloid in Flammen gesetzt haben, die hübschen Hälse durchschneidet - manchmal auch in Zeitlupe, selten mit nur einem Stich; ist dabei zumindest so fair, ihnen ausreichend Zeit zu lassen, vorher ihre Kleidung abzulegen. Für adäquaten Adrenalin- und Hormonausstoß wäre also gesorgt, aber wie schaut es mit dem Rest aus?

                                Schwarze Handschuhe, blutige Klingen, eine großzügige Prise Sleaze for the sake of Sleaze (sowie Argentos psychologisches Fingerspitzengefühl - haha), sind präsent, inhaltlich natürlich irgendwo Dutzendware, aber nicht ohne Atmosphäre. Um bei den ganz Großen mitzuspielen fehlt RIVELAZIONI DI UN MANIACO SESSUALE AL CAPO DELLA SQUADRA MOBILE in letzter Instanz das entscheidende Quentchen Wahnsinn, macht das aber mit Production Value wett, sowie einem traumhaft schönen Soundtrack, den ich, wüßte ich's nicht besser, ohne weiteres Ennio Morricone zugeschrieben hätte - Giorgio Gaslini heißt der Mann, und hat später auch beim Score von PROFONDO ROSSO mitgemischt; wenn das mal keine Referenz ist ...

                                • 5

                                  Oui, ich hab's kapiert. Jean Rollin will nur schöne Frauen filmen. Was bei so einem Cast ja auch irgendwie verständlich ist. Dasselbe könnte man über Jess Franco sagen, nur daß jener über wesentlich breiter gefächertes technisches Know-How verfügt, als bei einer Kamera den An/Aus-Schalter zu betätigen.

                                  LA VAMPIRE NUE, meine zweiter zaghafter Flirt mit Rollin, ist ein mindestens ebenso frustrierendes wie faszinierendes Erlebnis. Faszinierend dahingehend, wie Rollin zu jeder Aufblende zwar Personen zu formvollendeten, berauschend sinnlichen Stilleben anordnet, sobald diese anfangen sich zu bewegen, zu sprechen, zu handeln, jedoch in amateurhaftes Stümpertum verfällt. Rollin inszeniert seine erotische Vampir-Mär mit den reduzierten Ressourcen einer Theater-Aufführung: von SFX, Blue Screen und dynamischem Schnitt hat er anscheinend nie etwas gehört, sein einziger Spezialeffekt ist holde Weiblichkeit, welche mal im Evaskostüm, mal gekleidet in fetischisierte Designer-Outfits, auf astralen Sohlen durch surreal anmutende europäische Architektur huscht. Solcherlei Impressionen entwickeln auf Dauer durchaus Sog-Wirkung, werden aber wieder und wieder durch unbeholfene Versuche, eine Geschichte zu erzählen, unterbrochen - und schon bröckelt die poetische Fassade, alles wirkt aufeinmal so trist und nüchtern wie ein Montag-Morgen nach einem schönen Traum.

                                  Ich gebe zu, ich bin ratlos: benötige ich akademischen Rat oder einfach nur den nächsten Titel in Rollins Œuvre? Mag sein, daß ich zuviele Filme geguckt, dabei zuwenig filmwissenschaftliche Abhandlungen gelesen habe. Oder die ignorante Sau bin, welche die Perlen im Trog von Küchenabfällen nicht zu unterscheiden vermag. Auch möglich, daß irgendwann sich mir der Genius von Jean Rollin, auf ganz organischem Wege, von selbst erschließt, und dann aus retrospektiver Warte selbst so etwas wie DAS LUSTSCHLOSS DER GRAUSAMEN VAMPIRE (dt. Titel) in hellem, psychotronischem Licht erstrahlt.

                                  So schnell gebe ich nicht auf ...

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                                    Lakonische Gangsterballade vor europäischer Kulisse. Hervorragend besetzt in den Hauptrollen: Brendan Gleeson, Colin Farrell, Ralph Fucking Fiennes, Brügge. Das malerische Städtchen ist der eigentliche Protagonist in einer tragikomischen Konfrontation, die zwar blutig endet, immer mit einem Augenzwinkern überrascht wenn man es am wenigstens erwartet, aber letzten Endes erst in ihren melancholischen Momenten so richtig genießbar wird. Und zwischen all den lockeren PULP FICTION-Dialogen mogelt uns Regisseur McDonagh sogar ein paar denkenswürdige Themen über Schuld und Sühne unter. Länger drüber nachsinnen ist aber zum Glück nur eine Option; sich von der dicken Atmosphären aufsaugen lassen, die wunderschönen (naturbelassenen) Bilder genießen, das spannende Schauspiel beobachten, reicht.
                                    Ahh ... Verficktes Brügge. Du bist so schön!

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                                      Die Welt gerät aus den Fugen ... ein bißchen kann man das auch über das Skript von Richard Kellys größenwahnsinniger Vision sagen. Eine futuristische Crime-Saga mit metaphysischem Einschlag, und ob nun gescheitertes Epos, brillianter Arthouse-Trash, oder verkannte Sozi-Satire: Wenn ein Film mich auch beim wiederholten Ansehen mit offenem Munde abhängt, ich zweieinhalb Stunden schier aus dem Staunen nicht herauskomme, muß etwas dran sein. Wir sind nur noch nicht bereit dafür.

                                      Während der letzten Tage vor dem Weltuntergang, unter dem allwachenden Auge der amerikanischen Sicherheitsbehörde US-Ident, wandeln wir auf den verschnörkelten Pfaden dreier Menschen durch Los Angeles, welche den Schlüssel zur Antwort auf die Frage in sich tragen, ob die Zerstörung unser aller Existenz Nirvana oder Neuanfang bedeutet. Ein Hollywood-Schauspieler mit Amnesie (Dwayne Johnson), die Pornodarstellerin Krysta Now (Sarah Michelle Gellar), und ein Cop (Sean William Scott), der als Marionette im Namen einer terroristischen Vereinigung von Neo-Marxisten einen Putsch in die Wege leiten soll.

                                      Messy-Skript, wüste Dramaturgie, kryptische Dialoge, und popkulturelle Zitate en masse. Too much of everything. SOUTHLAND TALES wurde auf den Cannes-Festspielen ausgebuht, und ist nach wie vor eine distinktive Love/Hate-Angelegenheit. Geheimtip oder Stiefkind? Für den Heimkino-Markt wurde der Film um 20 Minuten gestrafft, und als jemand, der beide Versionen gesehen hat, kann ich mit gutem Gewissen verlauten lassen: ja, die Schere war nötig! Die Release-Version ist immer noch ein ziemlich wilder, inkohärenter Ritt, wirkt dennoch aufgeräumter und zieht ihr Ding ohne Handbremse durch. Ich habe noch lange nicht jeden Winkel dieses filmischen Brainstormings erforscht, was wahrscheinlich auch gar nicht möglich ist: zuviele Ambivalenzen, welche multiple Interpretations-Ansätze möglich machen. Eigentlich ein Gütekriterium. Ein Labyrinth von einem Film, eine überbordernde Nerd-Phantasie, zornige Abrechnung mit viralem TV-Marketing und Republikaner-Idealen, ein Zeitreise-Verschwörungs-Terror-Musical-Thriller.

                                      Richard Kelly hat für sein bislang persönlichstes Werk einen hohen Preis bezahlt: wahrscheinlich wird er nie wieder ein Studio finden, welches die Zügel derart locker lässt und ihm ein ähnliches Budget zur Verfügung stellt. Aber, Fuck It, das war es wert. SOUTHLAND TALES ist eine Epiphanie!

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                                        über Maniac

                                        William Lustig hat einen Slasher ohne Final Girl gedreht, mißachtet auch sonst fundamentale Regeln des Genres, lässt dabei jedoch einen erstklassigen Visionär, Handwerker und Provokateur durchblicken. MANIAC macht kein Geheimnis aus der Killer-Identität, erzählt seine Geschichte von vorne bis hinten aus Sicht des Psychopathen; zur Abwechslung mal kein ansehnlicher Teenager, sondern ein schmieriger, übergewichtiger, oller Kerl, der sich an den Brustwarzen rumspielt, stöhnt, permament vor sich hinmurmelt, während er junge Frauen belauert, sie tötet und anschließend skalpiert, um mit deren Haartrachten Mannequins zu schmücken. Für die entscheidenden Wegpunkte seines Traumas gibt's keine Flashback-Sequenz, die müssen wir uns aus Satzfetzen seiner schizophrenen Selbstgespräche selbst zusammenpuzzlen.

                                        Gesondert vermerken möchte ich den hervorragend abgemischten, minimalistischen Soundtrack, der mit psychedelischen Synthesizer-Effekten und grummelnden Bass-Riffs die degenerierte Atmosphäre unterstreicht. Ganz ohne Comical Relief (das lustigste am Film ist tatsächlich der Nachname des Regisseurs) - selbst die von Tom Savini kreierten blutigen Momente driften nicht ins Groteske ab - ist MANIAC nach wie vor eine Herausforderung für emotional gefestigte Filmfreunde. Und die Geschichte wird nicht verdaulicher, wenn Lustig in einigen wenigen Momenten sozialer Interaktion seinen Hauptcharakter gar als erschreckend normalen Typen präsentiert, der sogar zu geistreicher Konversation fähig ist. Das antiklimaktische Finale zieht mit wahrhaft alptraumhaften Impressionen uns dann endgültig den Boden unter den Füßen weg.

                                        Eine aufwühlende Charakterstudie durch die B-Movie-Linse; ein abscheulicher, faszinierender Film.

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                                          über Offroad

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                                          Die Nora sehen wir gerne, solche Filme allerdings weniger. Dabei ist ja gegen TV-Dramen prinzipiell nichts einzuwenden, aber muß sowas unbedingt auf die Leinwand? Ist BANG BOOM BANG wirklich schon so lange her? Hier hat wohl jemand Ecgonylbenzoat mit THC verwechselt: statt aufputschender Wirkung gibt's an der Kinokasse bloß einen abgebrannten Joint-Stummel. Und davon wird man nicht high, nur müde. Ganz zu schweigen von dem klebrigen Belag auf der Zunge; und dem Hunger. Auf was Richtiges. [...]

                                          --> Review in voller Länge:
                                          http://www.dasmanifest.com/01/offroad.php

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                                            Während der Vorgänger zumindest belanglos war, ist POISON IVY 2 regelrecht uninteressant. Fast möchte man hiernach das Drew Barrymore-Teil heilig sprechen, so tief ist das Gefälle. Im Grunde haben wir es nichtmal mit einem Erotik-Thriller zu tun, bestenfalls einem Coming of Age-Drama, welches mit den prätentiösesten aller dramaturgischen Stilmittel sich zu erderschütternder Relevanz aufplustert: eine brave, biedere junge Frau kommt in Kontakt mit ihrer Sexualität, lernt ihre Macht aufs andere Geschlecht kennen und experimentiert halt ein bißchen mit ihrem neu entdeckten Selbstbewußtsein. Und weil das für US-Bundesstaaten, in denen Männer- und Frauenunterwäsche per Gesetz nicht auf derselben Leine aufgehängt werden darf, nicht schockierend genug ist, kommen noch Bauchnabel-Piercings, schwarzes Make-up und Zigaretten hinzu. Klar, daß das arme Mädchen dann irgendwann vergewaltigt werden muß, und aufgrund ihres losen Lebenswandels ja irgendwie auch selbst ein bißchen schuld daran ist. Heilung erfolgt durch Beichte, und Absolution durch den einen richtigen Partner, dem wir für den Rest unseres Lebens unseren Körper zum Geschenk machen. Kaum zu glauben, daß hier eine Frau Regie geführt haben soll; Alyssa Milanos Brüste geben ihr Bestes - gegen soviel konservativ verbohrten Fanatismus vermögen jedoch auch sie nichts auszurichten (und bleiben das einzig Sehenswerte an dem Film).

                                            Bis es zum Äußersten kommt, kann man schönen Menschen bei politisch korrektem (und so ästhetisch wie aseptischem) Sex-Posing zugucken, und wenn sie sich nicht betatschen, führen sie hochgestochene, humorlose Reden in denen Floskeln wie "Self-Expression" und "fighting inner demons" seelische Zerrissenheit implizieren sollen, prosten sich dabei so feingeistig und stilsicher mit trockenem Rotwein zu, wie es im Weinkenner-Knigge auf Seite 48 beschrieben wird, und wie man es von gebildeten Menschen ihres Standes erwartet. Zum Kotzen.

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                                              Das Franchise ruht sich mittlerweile ganz auf abgefahrenem Alien-Design aus und erinnert damit stark an jünger zurück liegenden Output eines gewissen Herrn Lucas. Ist damit auch der zweite Film dieser Woche, welcher diese Assoziation bei mir weckt, nur eben nicht sonderlich viel tut, um den Eindruck zu relativieren: sechs Arme sind besser als fünf; Riesenfische sind lustiger als Riesenraupen. Geschwätzigkeit ist das neue Synonym für Wortwitz, und der beste Charakter der Reihe, Frank the Pug, taucht nur noch als Poster auf. Warum's trotzdem kein kompletter Reinfall ist? Der Zeitreise-Plot lässt mit seinen (vorhersehbaren) Paradoxen etwas frischen Wind wehen (der Sprung als solcher zurück in das Jahr 1969 ist zudem DAS komödiantische und visuelle Highlight des Films) und die grantige Chemie zwischen Jones und Smith hat immer noch ihre charmanten Momente. Meinetwegen darf jetzt aber auch mal Schluß sein.

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                                                GODZILLA UND DIE URWELTRAUPEN ist phantasievolles Event-Kino aus dem obersten Regal, reich an menschlichen und monströsen Konfrontationen. Tricktechnisch schöpft der Film tief aus der Nostalgie-Kiste und zieht alle Register dessen, was man damals für perfektes Make Believe gehalten hat. Selbst auf Blue-Screen basierende visuelle Effekte können überzeugen, und fusionieren mit liebevoll designten Kostümen, detailreichen Miniaturen und animatronischen Konstrukten zu einem Fest an abenteuerlichen Impressionen. [...]

                                                --> Review in voller Länge:
                                                http://www.dasmanifest.com/04/godzillamaerchenvoneinerechsedieauszogkaratezulernen/godzillaunddieurweltraupen.php

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                                                • Naja, prüde ist hier wohl das falsche Wort. Nur weil's eine harmlose Kinderserie ist, muß man doch deswegen nicht sofort eine Verschwörung wittern? Wo bleiben die wirklich verdienten Backlashes? Serien, die so tun, als wären sie voll offen und liberal und so, aber letzten Endes doch wieder nur auf der konservativen Schiene entlang eiern? Verräterisches Merkmal: ganz viel ganz laut über Sex reden, aber wenn's dann mal tatsächlich in die Kiste geht, wird schnell das Handtuch zur Brust genommen und alles über Missionars-Stellung ist Pfui und/oder "Hihi Voll Peinlich".

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                                                    Wenn Guillermo del Toro einen neuen Eintopf im Ofen hat, muß man zuerst fragen: sind diesmal 11 Kreaturen am Start? Oder doch wieder nur 9? Im ersten Teil gab's Steampunk-Nazis, in THE GOLDEN ARMY erhöht del Toro auf Zahnfeen, Trolle, Goblins, und eine mächtig angepisste Bohnenranke aus dem gleichnamigen Märchen. Und 9 von 10 hat der Computer ausgespuckt. Aw, Crap ... hört sich ganz nach George Lucas an. Trotzdem ist der Output von Peter Jacksons Hobbit-Bruder im Geiste so unendlich viel cooler als der gesamte Post-Millennium-Bullshit vom bärtigen Bankster mit der Brille. Aber warum eigentlich? Weil sich del Toro eben nicht nur für komische Köpfe (in 3-D) interessiert, sondern auch, wie so ein komischer Kopf ticken könnte. Hellboy und seine kleine Freak-Armee sind uns näher als wir glauben; manchmal lachen wir über ihre kleinen, drolligen Macken, aber meistens freuen wir uns mit ihnen (nämlich immer dann, wenn sie noch komischere Köpfe in den Arsch treten).

                                                    Soviel ungezähmte Phantasie in einem Film - fast gerät er darob aus den Fugen, was auch ein Zeichen dafür ist, daß man hier einfach mal jemanden hat machen lassen, anstatt jedes Fünkchen Persönlichkeit mittels Nachdrehs und endloser Re-Writes gleich wieder zu ersticken; HELLBOY 2 traut sich ein paar schräge Szenen, die man sonst höchstens als Outtakes zu Gesicht bekäme. Und missen wollte ich keine einzige davon. Höchste Zeit, daß del Toro eindlich die geforderten Kohlen für den ersten, großen Lovecraft-Film made in Hollywood in die Pranke bekommt. Der Mann hat Visionen.

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