diceman - Kommentare
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Alle Kommentare von diceman
Niedliche, aber belanglose Interpretation von Lewis Carrolls Kinderbuch-Klassiker. Gelungene "Alice in Wonderland"-Verfilmungen sind rar, meist steht einer packenden Verfilmung der episodische Charakter der geschriebenen Vorlage im Weg; da muß man sich schon was einfallen lassen um all die skurrilen Typen stimmig in einer Filmhandlung zu versammeln, ohne Redundanz und Willkür walten zu lassen.
Eine nette Grundidee hat der Film zu bieten, zunächst macht das eigenwillige, utopische Setting Spaß (der Märzhase als Killer-Android im Business-Suit hat einen eigenen Film verdient) und die Effekte sind für eine TV-Produktion gelungen (Highlight: der Jabberwocky). Caterina Scorsone ist eine tolle Alice; brünett, mit schwarzem Gurt in Karate - nimm dich in Acht, Herzkönigin (Kathy Bates)! Allerdings sind drei Stunden zu lang, vor allem, wenn man wirklich jeder Kreatur (inklusive "Looking Glass"-Sequel) ein Cameo spendieren will; das ist löblich, aber große Momente wie die Lindwurm-Hatz quer durchs Unterholz kommen so unter die Räder, da sie keine Bedeutung für die Haupthandlung haben. Auch die Kamera wächst nie über Fernseh-Niveau hinaus, und zum Ende hin werden Schauplätze immer gewöhnlicher, da anscheinend Zeit und Ressourcen fehlten, den futuristischen Look konsequent aufrecht zu erhalten.
Erstmal großes Respekt an die Multiplexe dieses Landes, welche sich getraut haben, Nicolas Winding Refns Problemkind ins Programm zu nehmen ... meine Prophezeiung: nächste Woche nur noch ein Slot im Nachtprogramm, dann ganz raus. Sowas will in Deutschland keine Sau sehen, ganz zuletzt die 16jährigen, die sich nun dank Freigabe-Lotto der FSK für 8 EURO anderhalb Stunden Facebook-Abstinenz kaufen dürfen. Thank you very much.
ONLY GOD FORGIVES wirkt wie Kim-Ki Duk mit Splatter und ohne Meta-Zeigefinger. Bis auf die Knochen runterstilisierte Genre-Meditation, bei der eigentlich nur noch die Form zählt, jedes Bild penibel genug arrangiert um damit Museen zu füllen. Geile Ultrakunst ohne gemäßigte Mitte. Refn entwickelt einen schönen Rhythmus zwischen schockierenden Gewalt-Intermezzi und antiklimaktischem Kopfkino, der Plot ist griechische Tragödie all the way. Kann man als goldenes Artcore-Kalb in den Himmel heben oder prätentiöse Selbstbesamung schimpfen, beide Parteien haben (irgendwie) recht. Ganz groß übrigens Kristin Scott Thomas - fast ein bißchen schade, daß das Skript so wortkarg ausgefallen ist, und Madame Thomas so über das Gros der Laufzeit eigentlich nur über ihre aggressive Präsenz sprechen darf; die jedoch reicht aus, um damit Refn sein eigenes Werk streitig zu machen.
Hit or Miss-Regisseur Katsuhito Ishii hat es schon wieder getan: er wollte sich nicht helfen lassen und hat alles alleine gemacht: Drehbuch, Regie und Schnitt. Herausgekommen ist dabei, was Ishii am Besten kann: eine Hit and Miss-Comedy.
Ein Bullseye hat Ishii mit der vom unscheinbaren Teenie-Idol zur Diva gereiften Hikari Mitsushima geschossen, die als eiskalte Yakuza-Bitch ihrem Schauspiel-Repertoire eine weitere Facette hinzufügt. Auch für den spaßigen Auftakt hat er sein Timing nach der Atomuhr gestellt. Danach verlängert sich die Wartezeit auf gelungene Lacher exponentiell, und irgendwann werden die supercoolen Zeitlupen nur noch eingesetzt, um Gewaltexzesse möglichst cool aussehen zu lassen. Das kennt man von Guy Ritchie und diversen Tarantino-Epigonen; jetzt will Ishii mitspielen: SMUGGLER ist eine durch und durch amerikanische Gangster-Groteske, in der einmal mehr die Großen sich um das größte Kuchenstück kloppen und die Kleinen zwischen die Fronten geraten, und zusehen müßen, wie sie einigermaßen lebend aus dem Schlamassel herauskommen.
Mit schrägen Killer-Visagen und sadistischen Mafia-Clowns versucht uns Ishii bei Laune zu halten; das geht so lange gut, bis er auf seinem Manga-esquen Amok-Trip mal wieder ein Stop-Schild übersehen hat; Katsuhito Ishii weiß selten wann Schluß ist. Kein Gag ist zu blöd ("Guck mal, der Dicke ist gestolpert und voll mit dem Gesicht in den Teller"), kein Gewaltakt zu verstörend. Und wenn er dafür seinen Hauptdarsteller in einer gut halbstündigen Folter-Sequenz in eine bemitleidenswerte Opferrolle zwängen muß, von deren Folgen dieser sich bis zum Ende nicht erholt. Hat man sich bis dahin von der schicken visuellen Seite erfolgreich einlullen lassen und beständig nach Entschuldigungen gesucht, warum man den Film vielleicht doch irgendwie gut finden könnte, gehen einem spätestens hier die Argumente aus. HOSTEL war lustig genug ... da braucht es nicht noch den River Kwai-Marsch zum heiteren Fußnägel-Ziehen.
Snyder macht frei.
Schöner Text, Flint!
Satoshi Kon ist ein Ultrakünstler und Visionär wie nur wenige seiner Zunft. Habe alles von ihm gesehen, inklusive PARANOIA AGENT, und alles gemocht.
Flott erzähltes B-Abenteuer der späteren Hammer-Jahre, macht Spaß und nutzt auch seinen Zwillings-Trumpf (Mary & Madeleine Collison) nicht ausschließlich für Eye-Candy, sondern spannende dramaturgische Konstellationen. Wen's interessiert: die beiden Damen haben ihrerzeit für den Playboy blank gezogen. TWINS OF EVIL ist zugleich der letzte (und beste) Teil der sogenannten "Karnstein-Trilogie", welche den erzählerischen Schwerpunkt auf die Sexualität im Vampir-Mythos verlagert hat, dabei insbesondere lesbische Themen ins Rampenlicht rückt.
Und wer sich bereits auf unsittliche Inzest-Exzesse gefreut hat ... get down, boys. Der Eros wurde subtil inszeniert, gevögelt wird kaum bis gar nicht (von einer witzigen phallischen Metapher abgesehen), einige schwüle Innuendo dürften Anno 1971 Moralhütern dennoch rote Köpfe beschert haben. Katholische Paranoia vor Weib und Wonne, ein zeitlos rentabler Quell für atmosphärisch dichte Schauermärchen in gruseligem Ambiente, inklusive einiger überraschend rabiater "Splatter-Pointen", die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, daß die Geschichte im Kern nach wie vor dieselben erzkonservativen Ideale predigt wie seine Urgroßväter im Geiste: gottesfürchtige, alte Männer, die mit Kreuz und Feuer und dem frommen Wort auf den Lippen den Teufel austreiben. Naja. Aber dank einer intensiven Performance von Peter Cushing trotzdem toll.
Für sein Skript zu KIDS gehört Harmony Korine gekreuzigt; jetzt, fast 10 Jahre später, kommt mit SPRING BREAKERS die korrespondierende Himmelfahrt: der gestrige Kinobesuch war mein schönstes Ostergeschenk seit Jahren.
Wie den Disney-Herzchen Selena Gomez und Vanessa Hudgens hier mit dem Sandstrahler der keusche Lack abgefräst wird, nein, das geht nicht ohne voyeuristische Schadenfreude über die Bühne - sicher ist es leicht, SPRING BREAKERS als sexistische Chauvie-Phantasie abzutun, hinter der Fassade verbirgt sich jedoch ein überraschend authentisches Porträt der Generation Loveparade: junge Rebellen, die für ihr Recht auf Party über Leichen gehen. Den Kopf in der eigenen Kotze, auf den Titten ein Sud aus Tequila und Koks, zwischen den Beinen ein anonymer Schwanz oder Finger. Und am nächsten Morgen Kater, AIDS oder Knast. Oder alles zusammen. Aber Hauptsache Spaß gehabt. SPRING BREAKERS kommt als psychedelische Oliver-Stone-Variante von PROJECT X daher, ohne die asoziale Ideologie seiner Protagonisten zu verherrlichen, moralisiert aber auch nicht. Aufgrund seiner Ambivalenz nicht ungefährlich, mindestens fragwürdig, momentan allerdings verdammt nochmal 100x interessanter als der ganze andere Scheiß da draußen. Und Bilder gibt's für die Ewigkeit.
Ab der Hälfte verschiebt sich der Schauplatz weg vom Strand, hin zu dekadentem Gangster-Luxus: orangener Lamborghini Gallardo, Berge von Marijuana, bi-sexuelles Gefummel inmitten von 100-Dollarnoten. Waffen trägt man in phallischer Pose. Die trippige Inszenierung erinnert an ein Musikvideo, ist ganz polierte Oberfläche. Abstrahieren wird dadurch zum Kinderspiel: Drogen sind scheiße, SPRING BREAKERS ist geil, dank einem hemmungslos frei drehendem James Franco in seiner bislang schillerndsten Performance: wenn er ohne mit der Wimper zu zucken Britney Spears zur "größten Sängerin unserer Generation" kürt, in die Klaviertasten haut, und daraufhin Korine zu "Everytime" eine vor Pathos überlaufende Collage vor unseren Augen ausbreitet, dafür braucht es mehr als nur eine Portion Wahnsinn, gepaart mit Genie. So etwas ernst zu meinen UND funktionell aufzubereiten, das ist schon ein kleiner Respekt wert.
Es würde mich nicht wundern, wenn SPRING BREAKERS eines Tages in einem Atemzug mit TRAINSPOTTING genannt wird - die Rezeptur für ein Kultphänomen hat er gut studiert, als Statement zur Lebensphilosophie der Generation 2kX-TASY hat er sich einen Platz in der Filmgeschichte redlich verdient - auf daß auch unsere Enkel einst den Frühling mit einem schallenden "Spring Break forever, ihr Fotzen" begrüßen werden.
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Der breiten Masse ein Geschenk zu machen ist grundsätzlich nicht zu verteufeln; der wirtschaftliche Erfolg sei Laugier gegönnt, aber der Einwand ist berechtigt: bei einem Film, welcher ganz und gar auf einen Twist aufgebaut zu sein scheint, was bleibt beim zweiten Mal gucken? An die konsistente, rohe emotionale Wucht seines Vorgängers reicht THE TALL MAN zu keiner Sekunde; welchen Anreiz bietet der Film, ihn zu einem späteren Zeitpunkt nochmal sehen zu wollen um ihm weitere Facetten zu entlocken? Laugier sucht dem Dilemma entgegen zu wirken, indem er der Auflösung des Rätsels einen realen Bezug gibt. Das rüttelt auf, hebt ab von der Masse, hat ihn angreifbar gemacht. Über das Ende wurde viel geschrieben: von einer moralisierenden Botschaft war zu lesen, von prätentiöser Maßregelung. Damit tut man ihm Unrecht, tatsächlich bleibt der Zeigefinger unsichtbar. Was Laugier tut, ist, den schwarzen Mann aus dem Kleiderschrank zu befreien und als globales Gespenst zu interpretieren; die Tür einen Spalt breit zu öffnen in eine andere Welt; eine Welt, die nur in unseren Augenwinkeln existiert, dennoch präsent ist und deren parallele Strukturen unser aller Geschicke maßgeblich beeinflussen. [...]
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Man mag von der Besetzung halten was man will, sicherlich nicht unerheblich kalkuliert, auf daß der Feuilleton einen "Cast mit Kultpotential" heraufbeschwöre, der sich natürlich super als Zitat auf dem Cover der Heimkino-Auswertung macht: John Waters und Malcolm McDowell sind Hausnummern, da braucht es keine Aufschrift auf dem Klingelschild. Genauso könnte man dem Team zu raren Glücksgriffen gratulieren: Paulines religiös-dogmatisch deklamierende Mutter ausgerechnet mit Traci Lords zu besetzen, das hat Witz. Und funktioniert. Lords überzeugt in ihrer zweitbesten Rolle ausnahmsweise nicht als exploitative Staffage, sondern als respektable Schauspielerin. Und wenn vorgestrige Republikaner-Gesinnung von instabilem jugendlichen Wahn gefickt wird, zeugt sie eine kritische Masse, die die Leinwand explodieren läßt und spannende Transitionen zwischen drastischem Horror und Familiendrama ermöglichen. [...]
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Amanda Seyfried, bitte. Danke.
Wer hätte gedacht, daß die titelgebenden Veilchen (Alexis Bledel) und Gänseblümchen (Saoirse Ronan) ihren Lebensunterhalt mit Töten von Menschen verdienen - nach außen hin unscheinbare Teenager mitsamt dem Interessenpanoptikum, welches Mädchen in eben jenem Alter auszeichnet: Pop, Klamotten und Backe-Backe-Kuchen. So etwas wie Jungs existiert in ihrem Vokabular gar nicht; warum auch, wenn es so viel wichtigere Dinge gibt, z.B. den Dress-Kodex von Barbie Sunday, ihrem gemeinsamen Celebrity-Idol... [...]
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Ist ja nicht so, als würde ich aus schlechten Erfahrungen lernen und deshalb nicht wieder und wieder auf solche Filme reinfallen (hätte ich mal auf meinen Papa gehört, der hat seinerzeit dafür ein Kinoticket gelöst) ... statt unsere Augen an hübschen Sklavenmädchen aus aller Herren Länder zu laben, ergötzen wir uns an steifärschigen Scotland Yard-Beamten, die an Schreibtischen sitzen, Tee trinken und Telefonate führen. Und werden Zeuge, wie grauhaarige Science-Nerds mittels dilettantischer Karatehiebe die schlechtesten Ninjas der Filmgeschichte auf die Matte schicken; sowieso niedlich, wie uns hier Pausenhof-Rangeleien als ultimative Kampfkunst verkauft werden.
Zuwenig Harems-Action, zuviel redundantes Recherche-Bla-Bla. Dabei macht der Film mitunter Spaß, nämlich immer dann, wenn Christopher Lee in albernen Outfits in seiner Superhöhle aus Pappe voller Supercomputer aus Pappe chargiert was der magere Gehaltsscheck hergibt, und Marie Versini mit süßem französischen Akzent von der tristen Haupthandlung ablenkt. Es fehlt an Identifikationsfiguren; charismatischen Typen mit Dreitagebart, die sich die Hemdsärmel hochkrempeln und selber Ärsche treten, anstatt lediglich eine Kontaktperson in der entsprechenden Behörde zu informieren, die daraufhin alles in die Wege leitet.
Feiner Zug von Kinowelt: auf dem hiesigen DVD-Release findet sich wahlweise die (zerschnittene und zensierte) deutsche Kinofassung, sowie die Originalversion.
Mit grober Nadel gestrickter Rachewestern der härteren Gangart, nach einem Drehbuch vom Erfinder des 400-Meter-Telefonkabels; Charakteren nachvollziehbares Verhalten auf den Leib zu schreiben war nie Argentos Stärke, so wundert man sich auch hier nicht über Szenen, in denen der behutsame Griff zur Halsschlagader eines Toten Auskunft gibt, daß dieser seit höchstens drei Stunden kalt sei, oder Dialoge der Marke: "Sie müssen nach Norden oder Süden geflohen sein. Nach Westen können sie sich nicht abgesetzt haben, das ist ohne Zweifel."
Besser nicht nach dem Warum fragen, macht nur Kopfweh, lieber die unterhaltsamen Duelle und atmosphärischen Landschaftsbilder genießen. Davon gibt es einige, und in den letzten 20 Minuten gehts den Bösen in Guerilla-Manier non stop an den Kragen. Erst der Showdown fällt mit seiner 08/15-Inszenierung wieder ab. In einer Nebenrolle schießt und reitet ein blutjunger Bud Spencer, dem zwar das Charisma seiner späteren Auftritte abgeht, aber wo er zuhaut, wuchs auch damals kein Gras mehr. Und das ist hier weniger lustig, gar schmerzhaft anzusehen.
Hardcore-Fans des Genres kriegen einen mäßig schmackhaften Eintopf mit den Standard-Zutaten vorgesetzt; der Pöbel ist mit Leone und Corbucci erstmal besser beraten.
Quizfrage: ihr steckt fest auf einer interstellaren Forschungsstation, wo ein Experiment mit genetischem Material aus dem Ruder gelaufen ist; soeben ist die Kreatur aus dem Brutkasten gejettet und hat den Hiwi in Haferbrei verwandelt. Was tut ihr?
a) Erstmal schön frühstücken
b) In die Sauna gehen
c) Mit der Frau Doktor in die Kiste steigen
d) Schreien und Sterben
Keinen der Punkte a-c angekreuzt? Dann guckt ihr wahrscheinlich ALIEN, einen Film, den Jim Wynorski hier (im Auftrag des Großen Corman) eifrig zitiert; im Intro versucht man sich gar an der audiovisuellen Ästhetik von 2001, und wenn man damit den geneigten Zuschauer nicht kriegt, müssen die Damen halt blank ziehen (schöne SFX: Dawn Dunlap und June Chadwick) - so kurzatmig ist Wynorskis Regie, daß er gar Spannungssequenzen mit subliminalen Frames stattgehabter Kopulationen streckt.
FORBIDDEN WORLD ist ein kleiner Klassiker des anspruchslosen Schmodderkinos, immerhin schön bunt geraten und fährt ein paar nette prosthetische Kreationen auf (wenn auch meistens statischer Natur). Glibber und Gedärm verteilen sich gleichmäßig auf 73 Minuten Kurzweil, in denen eine panisch bis hilflos agierende Crew mittels Taktiken aus dem Lemming-Handbuch der Bedrohung Herr zu werden versucht. Und wie so oft bei Roger Corman ist das alles leider selten gut. Aber unwiderstehlich.
Brian De Palmas erstes abendfüllendes Feature ist vor allem eines: sehr, sehr merkwürdig. Und einer der ersten Filme über das Snuff-Phänomen. Die Art und Weise, wie er voyeuristische Schlüsselloch-Perspektiven wählt und seine weiblichen Charaktere mehr zu beobachten als abzubilden scheint, erinnert zuweilen an Jess Franco, allerdings von De Palma ungleich pedantischer arrangiert; das Jump-Cut-Editing erfüllt zugleich eine rhythmische Funktion, legt einem Metronom gleich einen tickenden Beat unter Plot und Bilder. Allerdings schafft es der Sleaze-Auteur selten, ernst zu bleiben und verfällt immer wieder in progressive Faxen mit der Kamera oder stummfilmartige Slapstick-Einlagen - das macht das kleine Krimi-Drama unvorhersehbar und aufregend, und das doppelbödige Film-im-Film-Konzept hat er später in BODY DOUBLE auf die Spitze getrieben. Seiner Liebe zu Hitchcock, die später immer wieder aufflammen wird, setzt De Palma hier ein erstes Denkmal, indem er sich formaler Aspekte von PSYCHO bedient und diese in augenzwinkernder Manier exploitativ umformuliert.
Kann hier nicht abstimmen, solange DIE TRIBUTE VON PANEM nicht gelistet werden. Und RESIDENT EVIL gehört in die Liste mit den Highlights (auch wenn ich da bereits für DRIVE gestimmt habe).
Achtung, wichtige Durchsage: dies ist eine Rezension, in der Robert Pattinsons rektale Untersuchung auf dem Rücksitz seiner Luxus-Karre nicht thematisiert wird!
In David Cronenbergs grantiger Meditation über die Wirtschaftskrise kurvt der schnöselige Multi-Milliardär Eric Packer in hermetisch versiegelter Limousine durch anonyme Straßen einer repräsentativen Metropole, während draußen der Mob gegen das unheilige Konglomerat aus Finanzhaien und Aktien-Spekulanten Sturm läuft. Es sind Bilder wie aus einem Endzeit-Szenario. Eigentlich will Packer zu seinem Friseur, fraglich bleibt, ob er jemals dort eintreffen wird: die Realität in COSMOPOLIS gehorcht primär Gesetzen eines Fiebertraumes, und wer schonmal träumend ein Ziel ins Auge gefaßt hat, weiß, daß er selten dort ankommt. Zumindest nicht, ohne direkt danach zu erwachen.
Auf seiner Fahrt sinniert Packer in wortreichen Zwiegesprächen mit Vertrauten über das kannibalische Wesen des kapitalistischen Regimes, fickt mit ihnen, während sein überragender Verstand unbeirrt Fluktuationen mannigfaltiger Währungskurse kalkuliert und danach fragt, wie die Suche nach immer mehr Geld und Macht unser tägliches Leben bestimmt, was jeden von uns antreibt zu leben, oder wir am Ende gar Ratten sind, die sich untereinander zerfleischen ... manche Metaphern sind derart stark, daß sie sich unmitelbar darauf in der Umgebung als reale Begegnungen manifestieren. Weitaus spannender als der Inhalt der Gespräche ist nur die Tatsache, daß Personen in ihren Unterhaltungen weniger aufeinander eingehen, als sich gegenseitig zu analysieren, und wer da gerade in wessen Praxis auf der Couch die Hosen runter läßt, bleibt beständig im Fluß.
Selbst wenn Packer letztendlich die protektive Hülle der Limousine verläßt, ist an Erwachen nicht zu denken: die verdreckten, degenerierten Schauplätze vor abbruchreifen Fassaden beschwören ansatzweise den Cronenberg hervor, den wir solange vermisst haben. COSMOPOLIS ist ein inverser VIDEODROME - ein Film, der sich nicht mit brachialer Gewalt aus der Leinwand zu befreien sucht, sondern konträr im Schneckentempo implodiert, uns dabei unaufhaltsam in das Zentrum seines asymmetrischen Strudels reißt - und zugleich Robert Pattinson ausreichend Gelegenheit bietet, seine vampirische Natur offenzulegen: in COSMOPOLIS braucht er kein Körper-Make Up um zu glänzen, nährt sich buchstäblich am Blut seiner Schauspielkollegen, bis diese anämisch in sich zusammensinken und jede Szene Pattinson überlassen. Erst in Paul Giamatti findet er seinen Meister, dann sind wir aber bereits am Ziel jener hypnotischen Meta-Odyssee angekommen, und wer dann am Ende die Augen aufschlägt, und wer zu Staub zerfällt, muß noch geklärt werden.
Es gibt Filme, die schaut man mit dem Herzen, andere mit dem Verstand; COSMOPOLIS guckt man mit der Prostata.
Drei ganz und gar unkeusche Geschichten, betörend schön vorgetragen von einer Koryphäe der kultivierten Unzucht, Walerian Borowczyk. In verschiedenen Zeitepochen, von der Renaissance bis hinein in die Neuzeit, werden wir Zeuge, wie schöne Frauen den Männern die Köpfe verdrehen und sie zu guter Letzt ins Verderben stürzen.
MARGHERITA: eine einfache Bäckerstochter als Muse des Malers Raphael. Hin- und hergerissen zwischen Poesie und infantilen Albereien gibt Borowczyk diversen Werken des Künstlers einen spekulativen historischen Kontext (und verliebt sich dabei ins Hinterteil von Marina Pierro). Die windige Dramaturgie lässt selten einen roten Faden durchscheinen, aber schön anzusehen ist das allemal, zumal in dieser Episode auch der Weichzeichner-Filter am häufigsten zum Einsatz kommt. Und wenn Gevatter Tod seine Sense schleift, tut er dies zu wohltemperierter barocker Kammermusik.
In schwindelerregende Höhen katapultiert uns die zweite Geschichte: Das Mädchen MARCELINE hegt eine - bleiben wir euphemistisch - recht spezielle Beziehung zu einem Kaninchen. Als diesem ein Leid angetan wird, knallen bei ihr die Sicherungen durch. Das grausame Drama steuert beständig auf Provokationskurs, verzichtet dabei jedoch nicht auf sardonischen Humor; der unmoralischste Engel von allen beschert uns zugleich den Höhepunkt.
MARIE, die junge Frau eines Kunsthändlers, gerät in die Fänge eines Kidnappers; 500 Millionen Franc soll ihr Ehemann berappen, sonst gehts ihr an den Kragen. Die letzte Elegie aus der Anthologie ist nur auf den ersten Blick belanglos, vor allem da das erotische Element aufgesetzt wirkt. Aber der Schein trügt: Am Abend vor der Lösegeldübergabe will der miese Typ ihr an die Wäsche, aber Maries treuer Dobermann ist bereits auf dem Weg zu ihr - ein Schelm, der Sodomie dabei denkt.
[...]
Die rechtzeitig zum Release eines jeden neuen RESIDENT EVIL-Films laut werdenden Vorwürfe der Zockergemeinde, Eichingers Kopfgeburt würde das heilige Konsolen-Franchise anal penetrieren, sind für Nichtkenner der Vorlage schwer nachvollziehbar, insbesondere da hier alles exakt so künstlich auschaut wie in einem Computerspiel, sich genauso ernst nimmt und darüber hinaus mit flüssigeren Animationen anbiedert: in jeder Testkammer lungert ein Zwischen-Endgegner vorm Ausgang, und am Ende wartet der große Boss. Vom Survival-Element der Spiele indes ist wenig übrig geblieben: Munition gibt es reichlich, und Angst muß man höchstens vor platten, bemühten One-Linern haben [...]
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Das über Gebühr witzig inszenierte Intro erinnert mehr an DIE MUPPETS IN NEPAL, denn eine Hommage ans 80er-Jahre-Große-Jungs-Kino: Kein Gespür für Gefahr, keine Situation zu brisant, um nicht noch schnell einen blöden Spruch rauszuhauen, bevor eine weitere anonyme Schießbudenfigur zerplatzt und als Fischfutter in die Fluten regnet. Erst als unsere Haudegen bei einem Einsatz in Albanien zum ersten Mal wirklich in Bedrängnis geraten, wird aus dem A-TEAM endlich ein "A"-Team. Schuld daran ist Jean-Claude Van Damme, der als Super-Baddie (nur richtig böse mit Satans-Tattoo und Sonnenbrille) nochmal so richtig aufdrehen darf. Den ironischen One-Linern gebietet er zwar keinen Einhalt, aber zumindest verleiht er der Achse des Bösen ein greifbares (und geliftetes) Gesicht. Hier gehts tatsächlich um was - und zwar irgendwas mit Plutonium.
THE EXPENDABLES 2 ist Gewaltverherrlichung mit Herz: es hat schon etwas Wehmütiges, die Helden vergangener Tage versammelt auf einer Leinwand zu sehen. Der Look stimmt, die größtenteils handgemachte Action funktioniert; zwar ausschließlich als Collage, in der viel zu Bruch geht, aber sie funktioniert. Und macht Spaß. Wirklich traurig stimmt nur die Erkenntnis, daß Jet Li offenbar ohne Undercranking nix mehr reißen kann. Vielleicht springt er ja deswegen aus dem Flugzeug und läßt sich nicht mehr blicken. Und es bleibt zu befürchten, daß das Konzept in nachfolgenden Teilen weiter ausgeschlachtet und verwässert wird, und der würdevolle Abgang zur armseligen Clowns-Nummer verkümmert, in der zwangsläufig ausdünnendes Stammpersonal nach und nach mit beliebigen Gesichtern gestreckt wird.
Okay, okay, einer geht noch. Aber nur wenn Steven Seagal mitmacht.
Spätestens nach 10 Minuten setzt die totale Erinnerung ein: Alles schonmal gesehen - ich wollte es nicht wahr haben, aber TOTAL RECALL (2012) recycelt tatsächlich Szene für Szene, bis hin zu Dialog-Inhalten, die Eckdaten des Originals. Nur den Mars gibt es nicht mehr, stattdessen eine Kolonie auf der anderen Seite der Erdkugel, wo das Proletariat auf €400-Euro-Basis Polizei-Androiden zusammenlötet. Das reicht für ein Apartement, stylishe Boygroup-Frisur und jeden Abend einen Saufen gehen, aber eben nicht um glücklich zu werden. Ein Schacht führt durch den Erdkern hindurch und verbindet den Fabrikstaat mit der Metropole, wo die Kulissen nicht länger wackeln wie bei Roger Corman, sondern dank CGI im unvermeidlich blau-sterilen BLADE RUNNER-Look erstrahlen. Das sieht schön aus, ist aber auch ein bißchen langweilig - schöner (und nicht ganz so langweilig) sind die drei Brüste der Kaitlyn Leeb anzusehen. Und das doppelbödige Mindfuck-Potential von Philipp K. Dicks Vision rund um synthetische Erinnerungen nutzt der Film genausowenig wie einst Paul Verhoeven: der Rekall-Laden ist auch 2012 nur ein Gimmick in einem ansonsten ziemlich gewöhnlichen Revolutzer-Epos mit massig Action.
Hört sich Scheiße an, ändert aber nichts an der Tatsache, daß das Remake geradezu scheiße geil inszeniert ist. Für Kenner des Originals hat Wiseman ein paar augenzwinkernde Fallen aufgestellt, die Action baut auch ohne blutige Einschußwunden und abgerissene Arme Druck auf, der dritte Akt überrascht mit eigenständigem Setting. Ein paar Idiotien muß man schlucken: um innerhalb 15 Minuten den Durchmesser der Erde zu durchqueren, müßte der Fahrstuhl knapp 60000 km/h drauf haben - und bei dem Tempo steigen die dem Teil doch tatsächlich aufs Dach! Bzw. daß das Teil eben keine 60000 km/h drauf hat, sehe ich auch; aber dann ist man auch nicht inner Viertelstunde in Australien ...
Fuck the Physics, kommen wir zum Höhepunkt, und der heißt "Kate Beckinsale": Kates Rolle vereint Coolness und dramaturgische Funktionalität von Sharon Stone UND Michael Ironside in EINEM stahlharten Luxuskörper! Nach dreimal UNDERWORLD habe ich immer noch keine Ahnung, ob Beckinsale eine gute Schauspielerin ist, aber, verdammt nochmal, die Frau trägt Waffen wie andere Frauen Parfüm!
Und darum Sorry, liebe Nostalgiker (und andere alte Menschen): selbstverständlich ist das Remake unnötig. Aber leider auch geil.
Mit Sexismus, Charme und Martini: Diana Rigg als Bond-Girl und George Lazenby macht ihr den Steed (mit Anfassen). ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE ist der Versuch einer Dekonstruktion der festeingefahrenen 007-Formel. Das fängt schon mit der Titel-Sequenz an, wo James nur sekundär ein paar Häschern die Fresse poliert; zu allererst läuft er der Liebe seines Lebens über den Weg. Rigg ist kein typisches Betthäschen, sondern tatsächlich eine Frau, mit der man unter der Decke auch nur mal nebeneinander liegt und spinnerten Zukunfts-Träumereien nachläuft. Wie das endet, wisst ihr. Und ich jetzt auch: ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE war tatsächlich der letzte Film aus der Reihe, den ich noch nicht kannte.
Lazenby gefällt mir als Bond-Typ besser als Roger Moore; mit Betonung auf dem Wort "Typ". So lange er die Fäuste sprechen lässt, beim Black Jack abräumt und Ski-Assassinen in den Schnee-Häcksler schubst und dazu zynische Sprüche klopft, ist alles in bester Ordnung. Aber aus Bond machst du nicht mal eben einen Charakter, nur weil du ihn eine Träne verdrücken lässt. Das darf man mutig finden - mich, der die ganze Zeit vergeblich darauf wartete, die von Blofeld angeteaserten "Angels of Death" endlich außerhalb der Bettlaken in Aktion zu sehen, kriegt ihr damit nicht. War nicht mal gerührt; hab nur enttäuscht den Kopf geschüttelt.
Verblendeter Fanboy-Hass, oder warum die Neuauflage nicht nur ein guter Film, sondern gar ein sinnvolles Remake ist ...
Bevor jetzt die Molotov-Cocktails durch meine Scheibe fliegen: das Original von Wes Craven ist in seiner ikonographischen Relevanz natürlich unantastbar! Heather Langenkamp, Robert Englund - das sind Hausnummern, die kann man nicht so einfach ersetzen, auch nicht mit Jackie Earle Haley und Rooney Mara. Und doch leistet Samuel Bayer mit seinem Relaunch so viel Größeres: er boxt das Franchise aus der Sackgasse (nach FREDDY'S NEW NIGHTMARE hätte bestenfalls ein weiterer Meta-Mindfuck im Hollywood-Milieu folgen können, und diesbezüglich hat Craven in seiner doppelbödigen Abrechnung bereits alle Konstellationen durchgespielt), dreht die Uhr auf Null und setzt die Weichen für neue Filme, neue Träume, welche dann selbstverständlich nicht länger an Vorlagen und Déjà Vu-Momente gebunden sind. Auch seine angsteinflößende Fratze erhält der entstellte Teenieschreck zurück: spätestens mit DREAM WARRIORS (1987) war Krügers Transformation vom Schwarzen Mann zum "coolsten Kinderschänder der Welt", der seine Kills mit lockeren Sprüchen konnotierte, vollzogen. Damit ist jetzt Schluß. Endlich sorgt der Klauenkasper wieder für Gänsehaut, anstatt Lachfältchen! Den Appeal der alten Filme macht uns die Neuauflage nicht kaputt: wir haben sie damals geschaut und geliebt, wir werden sie immer lieben; nicht der ausgefeilten Geschichten oder Charaktere wegen, sondern einzig und allein um uns in verschwenderisch designten Traumwelten zu verlieren. Und nie ging es auf der Elm Street derart wild zu, wie im 1988er DREAM MASTER, einer visuell entgleisten Achterbahn mit hervorragend getricksten Ekel-Plateaus, welche uns heute noch die Socken ausziehen.
Szenen wie Brooke Theiss' Verwandlung in einen Käfer suchen wir in der 2010er-Version vergebens: Das Remake gibt sich verhalten, fast schon konventionell. Statt ausufernder Alptraum-Universen thematisiert Bayer mit (immerhin wirksamen Jump-Scares) den tödlichen Sekundenschlaf. Das ist okay, Platz für schöne Bilder bleibt trotzdem. Der Film zitiert fleißig Schlüsselszenen aus Cravens Original, ist dabei allerdings so klug, diese nicht 1:1 nachzuspielen, sondern schlägt stets, sobald man als Kenner der Materie ein Payoff nahen sieht, in augenzwinkernder Manier eine andere Richtung ein. Auch der Mystery-Aspekt rund um Freddys Existenz wurde ausgebaut; die aufgrund Schlafmangels angenehm verpeilten Protagonisten hetzen wesentlich aktiver der Lösung des Rätsels hinterher. Im Finale löst der Film sich dann endlich von seinem Vorbild, und schafft es, den Showdown zwischen Langenkamp und Englund mit neuen Imaginationen und eigenen atmosphärischen Akzenten an Dramatik sogar zu übertreffen.
Die Straße ist geräumt, der Schutthaufen beseitigt, die Schranken geöffnet. Das (hoffentlich zeitnahe) Sequel darf dann gerne wieder das Gaspedal zum Bodenblech durchdrücken. Bis dahin gucken wir nochmal den vierten Teil der Reihe; jener Film, in dem Renny Harlin die Absperrungen von der Elm Street entfernte und mit 180 durch die Vorgärten heizte. Never sleep again ...
[...]
Wie also vermarktet man einen Film wie BUNRAKU? Am besten gar nicht. Da stolpert man zufällig drüber und freut sich, daß Seijun Suzuki wieder einen Film gedreht hat. Hätte. Haben könnte. Wenn er wollte. Who the Fuck is Guy Moshe? Ob sich Suzuki mit solch einer simplen Gut/Böse-Story, die eigentlich nur lose aus Western-Klischees zusammengedübelt wurde, zufrieden gegeben hätte, steht auf einem anderen Blatt; wenn er aber jemals einen Einstand in Hollywood gegeben hätte, dann sähe das vielleicht ein bißchen aus wie wie hier: in der Welt von BUNRAKU existieren Western-Spelunken neben rosigen Sushi-Salons und rauchigen Kosakenbars, in der Luft liegt eine Atmosphäre von Prohibition, grell angezogene Fred Astaire-Killer säubern die Straße von aufmüpfigen Elementen, der Samurai auf einer Rache-Mission (Gackt) und der Cowboy ohne Colt (Josh Hartnett) legen sich mit Ron Perlman an, der als diktatorischer Gandalf mit weißen Rasta-Locken hoch oben über der Stadt thront und seinen Bonsai-Garten in Schuß hält. Zusammengehalten wird der bunte Eintopf von Woody Harrelson als philosophierendem Barkeeper und einem lakonischen Voice Over, der direkt aus SIN CITY herüberzutönen scheint. [...]
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http://www.dasmanifest.com/03/1987.php
Ein abgebrannter Deserteur, seine Schwester, ihr Spaghetti-Stecher und Raimund Harmstorf (in asozialster Tomas Milian-Manier) überfallen die Zentralbank und nehmen Kunden als Geiseln, unter ihnen die Tochter eines Milliardärs und Inhaber einer Supermarkt-Kette. Beim zermürbenden Warten auf das Lösegeld liegen bald auch die Nerven der Gangster blank.
Wüste Exploitation-Granate aus hiesigen Landen, die sich vor thematisch verwandtem Italo-Output nicht verstecken muß. Mit reichlich Lokalkolorit und spürbarer Baader/Meinhof-Paranoia, dabei weit weniger zynisch als erwartet: wenn hier einer ins Gras beißt, schockt das und weckt Empathien; zimperlich und moralinsauer geht trotzdem anders: blutige Einschüsse, politisch unkorrekte Sprüche zum Ohrenschlackern, eine psychedelisch gefilmte Vergewaltigung, und obendrein die volle Dröhnung frotzelnde System-Kritik und Kapitalismus-Schelte. Wirksame Schocktherapie für all jene, die glauben, daß in den 70ern aus Deutschland nur SCHULMÄDCHEN-REPORT und Heintje kam. Großartig. Und, sofern man's zulässt, auch verdammt unterhaltsam. Ein prominentes "Verbrechen lohnt sich nicht"-Zitat im Abspann reizt in seiner Plakativität allerdings fast schon zum Lachen.