EvertonHirsch - Kommentare

Alle Kommentare von EvertonHirsch

  • 7 .5

    Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man vergisst, entsprechend zu schätzen. Williams verhilft als etwas schüchterner Arzt von vielen als hoffnungslos angesehenen Patienten zu einer letzten Phase normalen Lebens, einem Erwachen aus einem dauerhaften Starre- bzw. Wachkomazustand. Williams schafft es dabei sogar (ich würde sagen wie eigentlich kein zweiter) Hoffnung, Zuversicht und Mitgefühl auf die Zuschauer zu transportieren, so dass man nicht anders kann, als sich auf die Schicksalen aller Beteiligten einzulassen.

    Nach Einsatz der "Wunderdroge" geht mir die Regeneration der bis zu > 30 Jahre in diesem Zustand verweilenden Patienten allerdings etwas zu schnell und ist daher wenig glaubwürdig. Sprechen, Laufen etc. können sie quasi auf Knopfdruck, als ob kaum etwas gewesen wäre.

    Ab diesem Zeitpunkt schlägt dann aber auch langsam die große Stunde des Robert De Niro, der eine unglaublich gute Leistung des langsam in seinen Ursprungszustand zurückfallenden Schlafkranken abliefert (aber auch weil Robin Williams sich storybedingt etwas zurückhält). Hier wird sich auch die nötige Zeit genommen für die Charaktere, für Gefühls- und Stimmungsentwicklungen, für die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander. Eben das, was ich mir auch für die erste Hälfte wünschte.

    Vielleicht hätte eine etwas längere Laufzeit dem Film zu einer besseren Bewertung geholfen, mittels der man eben die anfänglichen kleinen Erfolge und den dementsprechenden Eifer Williams sowie die entstehenden Beziehungen nach dem "Erwachen" etwas mehr hätte beleuchten und für den Zuschauer vertiefen können. Nichtsdestotrotz ein gutes Drama, das vor allem mit zwei wirklich guten Hauptdarstellern auftrumpft (Williams sogar einen Tick besser als De Niro), aber aus dem auch mehr herauszuholen gewesen wäre.

    12
    • 4

      Sehr durchwachsener Italowestern. Schauspielerisch werden hier sicher keine Glanzpunkte gesetzt, so richtig gut ist eigentlich keiner. Die Geschichte wird auch mehr runtergerasselt und ist dabei sehr lückenhaft, jedenfalls sind hier diverse Zeitsprünge vorhanden, die einige Fragen beim Zuschauer offen lassen. So reden Ringo und sein Partner davon, dass sie die Gegner in die Höhle treiben müssen, da hier die Chancen besser stehen. Die nächste Szene zeigt dann auch schon den Kampf in besagter Höhle.

      Auch sind hier die wohl schlauesten Akteure im ganzen Westen zu finden. So wird der Junge von Ringo von seinem Großvater versteckt, das interessiert den Kopf der geldgierigen Bande aber nicht. In einer der darauffolgenden Szenen hat er den Jungen als Geisel bei sich - wann und wie er ihn gefunden hat, das bleibt im Ungewissen. Da muss wohl Magie mit im Spiel gewesen sein.

      Hier und da werden noch die Nahaufnahmen in feinster Leone-Manier eingebaut, ohne das wirkliche Gefühl dafür zu entwickeln. Dafür kann die Musik (auch wenn diese ebenfalls stark an Morricone erinnert) überzeugen, sie ist nur leider sehr rar eingesetzt.

      5
      • 8

        Mein erster Giallo, mein erster Argento - und garantiert nicht der Letzte. Die Geschichte beginnt sehr schnell und nimmt dann auch dank dem intelligenten Handlungsverlauf immer mehr Fahrt auf und erreicht einen beachtlichen Spannungsgrad. Tony Musante spielt überzeugend den Hobbydetektiv. Was mich immer ein wenig amüsiert, sind die Rollen Adorfs in italienischen Filmen. Er spielt immer die nicht gerade mit allzu viel Intelligenz gesegneten Raubeine - dafür mit sehr viel Sympathie.

        Einzelne Kritikpunkte gibt es für das etwas vorhersehbare Finale und einige Szenen/Personen, die so überhaupt nicht in den Film passen wollen. So etwa der Insasse Servus, dessen Synchro von Rainer Brandt stammen könnte.

        Ein Lob - wie eigentlich immer - an Ennio Morricone, der die Stimmung musikalisch perfekt unterstützt.

        7
        • 6

          Buddy stark und witzig, wie man ihn liebt. Zum Wegschmeißen sind beispielsweise die Szenen, wo er mit dem Kleinwüchsigen kämpft.

          Was aber wirklich nervt, ist sein trotteliger Polizeikamerad Caputo. Das ist keine Parodie, das ist einfach nur nicht lustig und völlig deplatziert. Dann ist da noch der kleine Besserwisser Bodo, viel besser ist der auch nicht.

          Die Geschichte ist auch etwas langgezogen. Aber die Synchro reißt an einigen Stellen etwas heraus. Insofern kann man den (wenn man Spencer mag sowieso) schon mal gucken.

          8
          • 8

            Wer hat sich denn den deutschen Namen ausgedacht? Da wäre Monty Pythons wunderbare Welt des Schwachsinns eindeutig besser gewesen. Aber was für ein Schwachsinn. Hier reiht sich eigentlich ein Gag an den nächsten, eine zusammenhängende Geschichte gibt es kaum. Dafür lernt man z. B. wie man sich gegen einen Angreifer mit einer Banane wehrt oder was die eigentliche Superwaffe gegen die Nazis im 2. Weltkrieg war. "Der Trottel der feinen Gesellschaft" sucht dann aber seinesgleichen und bildet einen perfekten Abschluss.

            12
            • 6

              Anscheinend sind die Skandinavier so schwarzhumorig wie kaum ein anderer im Filmmetier. Sobald hier der Zynismus vorherrscht, ist "Die Kunst des negativen Denkens" wirklich saukomisch.

              Alles dazwischen hat mir dann eher doch nicht zugesagt. Die ganze Geschichte wirkt einfach zu konstruiert und zu überspitzt, selbst für eine Komödie. Es werden hier aufgestaute Emotionen herausgelassen, die ich den Schauspielern nicht abgenommen habe. Geirr z. B. lernt die Selbsthilfegruppe zum ersten Mal kennen, sagt zumindest, dass er nichts mit denen zu tun haben will, um dann eben doch fünf Minuten später mit ihnen am Tisch zu sitzen. Er kippt mir einfach mit seiner persönlichen Grundhaltung zugunsten der Geschichte zu oft um (im übertragenen Sinn).

              Etwas weniger wäre hier sicherlich mehr gewesen, so hätte man nicht ständig versuchen sollen, noch einen drauf zu setzen, sondern sich eher auf die starken und vor allem lustigen verbalen Auseinandersetzungen verlassen sollen.

              5
              • 8

                Intelligente Gaunerkomödie mit zwei sympathischen Hauptdarstellern zum Dauergrinsen.

                Obwohl das Gespann Newman/Redford immer noch Spaß macht, haben sie mir in "Butch Cassidy und Sundance Kid" besser gefallen, einfach weil sie dort zwei Typen spielen, die sich schon ewig kennen und bei "Der Clou" ein bisschen die Diskussionen zwischen den beiden fehlen. Dafür macht die Story wieder einiges wett, die mit einigen Überraschungen und Wendungen den Zuschauer immer bei Laune hält.

                7
                • 6

                  Starke erste Hälfte. Eastwood als der coole Typ schlechthin, situationskomisch, einige gelungene Running-Gags wurden eingebaut und die Geschichte weckte auch immer mehr das Interesse des Zuschauers. Eastwood wirft hier mit "Noch einmal und ich werde dich auf der Stelle töten" Blicken nur so um sich. Eben so, wie man ihn liebt. Aber die zweite Hälfte verläuft völlig im Sand. Siegel schafft es nicht mehr, ein angenehmes Erzähltempo zu halten. Einiges zieht sich, einiges wird nur noch angerissen. Die Beziehungsentwicklung zwischen Eastwood und der Bewährungshelferin ist eigentlich nur lächerlich (außer den zwei Treffen in der ersten Hälfte gab es gar nichts), umso erstaunlicher ist es, dass sie ihm am Ende hysterisch und mit verzauberten Herzen in den Augen zum Abschied hinterherrennt. Das Verhalten der Freundin des gesuchten Straftäters lässt am Ende auch sehr zu wünschen übrig und hinterlässt neben Gelenkschmerzen (wegen so manchem Tritt in Logiklöcher) größtenteils Fragezeichen. Die finale Jagd per Krad ist allerdings gut in Szene gesetzt.

                  Eastwood top - der Film hat dann nach der Hälfte aber vor seinen o. g. Blicken kapituliert.

                  Achso, und einen Bluff konnte ich hier auch nicht entdecken.

                  6
                  • 9

                    Carlitos Way spielt im Gangstermilieu - aber dieses Mal wird nicht der Weg von unten nach oben, von klein nach groß erzählt. Eine Legende in den Straßen, einer der alten Generation - und er versucht sich langsam von der Szene zu verabschieden. Nur das Schicksal und sein eigenes Wesen lassen ihn eben nicht den letzten Schritt gehen. Genauso wenig wie der Unterweltanwalt nicht den letzten Schritt zu den bösen Jungs schafft, weil es einfach nicht seine Natur ist. Carlito gehört noch zur älteren Schule, für ihn zählen andere Werte als für die, die nach ihm nach oben streben, und genau diese Werte, seine Seele und sein Selbst, müsste er für diesen Schritt aufgeben.

                    Carlito's Way wurde mir nie langweilig, eher im Gegenteil, er fesselte immer mehr. Auch weil mir hier keine einzige Szene einfällt, die irgendwie zu viel war oder nicht gepasst hätte. Dazu der Cast, alle spielen wirklich gut und glaubhaft. Außer einer. Und ich weiß einfach nicht, wie er das immer wieder schafft. Al Pacino. Er spielt hier nicht so vordringlich wie in "Hundstage" oder "Der Duft der Frauen", eher subtil, aber das passt einfach so 100 %ig und sprüht nur so vor Ausstrahlung. Der Mann nimmt sogar einen ganzen Raum ein, wenn er nur auf dem Bildschirm erscheint. Ohne ihn wäre auch Carlito's Way nicht das, was er ist. Für mich sogar besser als "Scarface".

                    6
                    • 9 .5

                      Einen guten Anfang für „Die zwölf Geschworenen“ zu finden, ist meiner Meinung nach nicht leicht. Er hat mir beim ersten Mal sehen schon sehr imponiert. Jedoch legt man beim ersten Mal Sehen mehr wert auf die Argumentation der einzelnen (sich bildenden) Parteien bei der Geschworenenberatung.

                      Beim zweiten Mal sehen fällt allerdings viel mehr auf. So wird das (bei den meisten der Geschworenen) nicht vorhandene Verantwortungsbewusstsein schon durch den Richter verkörpert. Er belehrt die Geschworenen sehr gelangweilt über ihre nächsten Taten, schon für ihn ist die Sache klar und der Schuldspruch eine Frage von Minuten. Seiner Eigenschaft als eigenständiges, denkendes Wesen bewusst ist sich in dem Moment eigentlich nur einer – Geschworener Nr. 8. Aber dieser Anstoß reicht, um eben auch die anderen nach und nach aus ihrem Mantel des einfachen Funktionierens herauszuholen.

                      Dem Zuschauer wird eine Mischung aus 08/15 Typen präsentiert, was es eben jenem so leicht macht, sich selbst in diese Rollen oder als Teil der Geschworenen hineinzuversetzen. Und eben jene 08/15 Gruppe bringt alle alltäglichen Attribute mit sich. So entscheiden einige aus Desinteresse, Egoismus, Gruppenzwang und Vorurteilen. Aber allmählich findet ein Umdenken statt, ein Hinterfragen des Vorgekauten – auch wenn eben nur Möglichkeiten aufgezeigt werden. Was ist Fakt, was ist wahrscheinlich? Ist die Schuld bewiesen? Langsam entwickeln sich Individuen mit einem gemeinsamen Ziel.

                      "Ach, Sie sind genau wie die meisten hier. Sie denken zu viel. Dabei ist noch nie was rausgekommen."

                      Die Stimmung heizt sich langsam immer mehr auf, die Temperatur im Raum sowieso. Der Schweiß steht allen im Gesicht, die Kleidung wird immer nasser. Dementsprechend genial sind die immer wieder eingebauten kleinen Pausen in Form von privaten Gesprächen, die eben den Zuschauer mal durchatmen lassen und alles natürlich hält.

                      Der Cast spielt auf ganz oberem Niveau, allen voran natürlich Henry Fonda. Aber es wird allen genug Raum und Zeit eingeräumt, um sich zu entwickeln, ihre Stärken zu zeigen. So muss irgendwann Fonda nicht mehr als Anführer vorangehen. Es entwickelt sich immer mehr ein intelligentes, dialogstarkes und hochspannendes Drama, dass aufgrund der erwähnten Motive (Vorurteile gegenüber einer neuen Generation von Jugend oder gegenüber einer anderen Schicht) zeitlos ist.

                      Lediglich die Überzeugung des letzten Zweiflers war für mich des Guten ein wenig zu viel und leicht übertrieben.

                      Das ist aber nur ein Tropfen auf einem heißen Stein an großartigem Film.

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                      • 6

                        Nach einem relativ lustigen, selbstironischen Beginn wird schnell deutlich, Django ist tot. Django wurde begraben, sein menschlicher Körper führt nunmehr ein Leben als Mönch. Neros Spiel erinnert ebenfalls mit keiner Miene mehr an seine frühere Rolle.

                        Anfangs wird erwähnt, dass der Westen nicht mehr das ist, was er mal war. Insofern konnte ich mich mit der Geschichte und der für einen Italowestern etwas untypischen Szenerie ganz gut anfreunden. Was allerdings gar nicht geht, ist die schreckliche Musik. Sobald diese einsetzte, hat sie die Stimmung eigentlich völlig kaputt gemacht. Nachdem Django wiedergeborgen wurde kommt aber so ein Hauch von dem Klassiker aus den 60ern hoch, da merkt man, dass Nero noch einmal in seine von Corbucci geschaffene Rolle schlüpft.

                        Nero generell ist in Ordnung, bei Pleasence musste ich zweimal hinschauen und über den Rest kann man getrost den Mantel des Schweigens legen. Teilweise wird hier auf Lindenstraßenniveau agiert.

                        Für mich kein Totalausfall - aber ganz weit entfernt vom ersten Teil und anderen guten Vertretern des Italowesterns.

                        6
                        • 7

                          Carnimeo versteht sein Handwerk und lieferte auch die guten Sartana-Filme. Dieser gehört eigentlich ebenfalls in diese Riege, warum aus Sartana in der deutschen Synchro allerdings Django wurde, weiß wahrscheinlich auch keiner mehr.

                          Eine gute Geschichte, sehr gute Kameraarbeit (vor allem die Pokerszene) und der teils schwarze Humor (gepaart mit einigen lustigen One-Linern) machen "Django und Sabata - wie blutige Geier" wirklich sehenswert. Allerdings ist die 18er Freigabe längst überholt und hier würde sich auch mal lohnen, die fehlenden fast 15 Minuten in die deutsche Fassung einzuarbeiten.

                          George Hilton als Django/Sartana spielt gewohnt sympathisch und trägt den Film eigentlich größtenteils allein, da er als einziger unter den Akteuren positiv zu erwähnen ist. Alle anderen sind höchstens Durchschnitt.

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                          • 9
                            über Casino

                            Für mich Scorseses Bester. Die Geschichte wird (trotz üppiger Lauflänge) nie langweilig, das Interesse an den Personen besteht von Anfang an. Vor allem seien hier die verschiedenen Entwicklungen der Charaktere hervorzuheben, die erst im letzten Drittel so richtig offenbaren, wo sie auf der Machtleiter wirklich stehen.

                            Lediglich die Rolle von Sharon Stone hätte mehr eingebaut werden können (vor allem in der ersten Hälfte). Ihr Charakter erfährt eine extreme Wendung und bekommt dabei eine Bedeutung, die vorher für meinen Geschmack zu wenig angedeutet wurde.

                            Ansonsten spielen Pesci und De Niro richtig stark und verleihen ihren Rollen eine unglaubliche Authentizität, so dass “Casino“ eine richtig beeindruckende Stimmung erzeugt und ihn so zu den stärksten Gangster-/Mafiafilmen aller Zeiten emporhebt.

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                            • 4

                              Schöne Landschaften und wirklich gute Kameraarbeit (vor allem eben in den Gebirgen) und Ledger spielt ebenfalls gut (Gyllenhall fand ich eher durchwachsen). Aber mein Thema ist es nicht und der Film schaffte es auch nicht, bei mir Interesse für die Charaktäre zu wecken. Das liegt wahrscheinlich zum großen Teil an der ermüdenden Erzählweise - und dass eben Wichtigeres gestern um fast die gleiche Zeit lief.

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                              • 4 .5

                                Lange Zeit fehlt einfach das typische Italowesternfeeling. Es wirkt eher wie ein C-Western. Wo ist der Dreck, der Schweiß, die Härte hin? Auch die Landschaften haben mir nicht gefallen, das meiste spielt sich im Wald ab.

                                Zum Ende hin bessert sich das. Die Szenerie wechselt in das kleine Örtchen, die Straßen bestehen aus Matsch und Pfützen, hier schafft es Castellari, den Flair der früheren Filme einzufangen – obwohl das Ende doch stark an Keoma erinnert.

                                Castellari hatte bei Keoma einige wirklich gute Einfälle mit der Kamera, ähnliches versucht er hier wieder. Allerdings eher schlecht als recht. So wird beispielsweise bei einem Kampf zwischen Nero und einem anderen Indianer eine Szene gleich vier mal gezeigt (einmal direkt hintereinander, dann kurze Zeit später noch einmal und direkt danach aus einem anderen Winkel). Erst zum Ende hin gefallen wieder die (auch in Keoma angewandten) Zeitlupenszenen der Kämpfe in den schlammigen Straßen.

                                Ich weiß nicht, ob es an der geschnittenen deutschen Version liegt, aber einige große Logiklöcher sind ebenfalls vorhanden. So spielt eine Szene nachts auf einem Friedhof und nachdem Nero einige Typen umgebracht hat (man sieht es in der deutschen Version nicht) und wegreitet, ist es taghell. Ein anderes Mal gibt er seinem Stamm auf, sich in einer Höhle zu verstecken, beim anschließenden Kampf in der Stadt wird aber eine Frau, die in der Höhle war, als Geisel genommen.

                                Sehr durchwachsen und leider längst nicht so wortstark wie Keoma, aber wegen Nero einen Blick wert.

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                                • 9

                                  Ein Vorzeige-Italowestern. Hier finden sich so ziemlich alle Stilmittel des Genres in 1A Umsetzung. Eine starke Kamera, gute Darsteller, sehr gute Musik, unstereotype Rollen, Härte, Dreck, ein gewisser ironischer Humor und eine wirklich gute Geschichte, die eben nicht schon zig mal erzählt worden ist – für mich Corbuccis bester Film.

                                  Sergio Corbucci schafft es, gerade im ersten und letzten Drittel, großartige Bilder zu liefern. Die ganze Schneelandschaft und die Kostüme (ganz großes Lob) erschaffen eine Ästhetik, die fast schon ihresgleichen sucht. Der schnelle Tod und die Härte der Zeit wurden nie in schönere Bilder verpackt.

                                  Der immer gute Frank Wolff spielt auch hier wirklich stark und stielt Jean-Louis Trintignant die Show. Dies wäre auch mein einziger Kritikpunkt, Trintignant fehlt es an Ausdrucksstärke, um das mittlere Drittel ebenfalls auf dem Level der anderen beiden zu halten.

                                  Kinski spielt – obwohl er nicht ganz das Psychopathische an den Tag legt, wie er es eigentlich kann – wie immer sehr gut, trumpft aber gerade in diesem einmaligen Final mehr als auf. Aber wenn er mehrere Male betont, dass es keiner schaffen würde, ihn zu provozieren, kann man nicht anders als lachen.

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                                  • 6
                                    über Sinola

                                    “Sinola“ hat leider viel zu wenig Handlung und dazu noch zu viele unnachvollziehbare Handlungen der Protagonisten. Punkten können hier eigentlich nur die wirklich sehenswerte Landschaft und der immer wieder mehr als sehenswerte Eastwood.

                                    Saxon konnte ich seine Rolle nie wirklich abkaufen (was aber zum Teil auch an dem teilweise unlogischen Verhalten seiner Figur lag) und auch Duvall fand ich eher schwach.

                                    “Sinola“ hat sich noch nicht ganz von seinen amerikanischen Westernvorgängern gelöst. So sieht man hier z. B. nicht nur fein herausgeputzte Amerikaner, sondern auch gepflegt aussehende mexikanische (relativ harmlose) Rebellen. Einzig Eastwood bildet aufgrund seiner Art und Stellung im Italowestern den äußerlichen und charakterlichen Kontrast, der “Sinola“ nicht zum Totalausfall werden lässt.

                                    Lobenswert ist noch die Musik von Lalo Schifrin, die auch nach Ende noch eine Weile im Ohr bleibt.

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                                    • 6
                                      über Red Eye

                                      Vorne hui – hinten pfui. So könnte man “Red Eye“ wohl am treffendsten beschreiben. Die ersten 2/3 im Flugzeug sind gut gelungen, das Tempo ist genau richtig, es wird genug Spannung aufgebaut, die steigende Anspannung der Protagonisten überträgt sich langsam auf den Zuschauer zu Hause.

                                      Das restliche Drittel spottet dann allerdings jeglicher Logik und fällt von einem Logikloch ins nächste. Die Spannung wird damit komplett kaputt gemacht. Fragt man sich während des Fluges noch, wie die Geschichte ausgehen könnte, errät man das nach Landung viel zu schnell.

                                      Cilian Murphy und Rachel McAdams überzeugen aber weitesgehend, werden aber auch Opfer des total banalen Filmendes.

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                                      • 5

                                        Das Problem bei “The Seasoning House“ ist klar die dünne Story. Diese reicht höchstens für 70 Minuten und schon hier wird mit einigen unnötigen Wiederholungen des Handlungsverlaufes gearbeitet. Danach ist aber eigentlich alles gesagt und getan. In den letzten 20 Minuten wird alles vorherige noch einmal lauwarm aufgebrüht, um so die Laufzeit künstlich zu strecken. Man muss wohl nicht erwähnen, dass das dem Film (vor allem der Spannung und Glaubwürdigkeit) alles andere als gut tut.

                                        Schauspielerisch werden einem keine Glanzpunkte geboten, wirklich abfallen tut aber auch keiner. Lediglich die Synchro von Sean Pertwee liegt auf unterem B-Niveau.

                                        Mit einer strafferen Erzählweise hätte hieraus allerdings ein guter Kurzfilm werden können.

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                                        • 9

                                          "No Country for old Men" beginnt zwar etwas zäh, aber steigert sich immer mehr und das auf fast schon außergewöhnliche Weise. Ich kann es nicht einmal richtig beschreiben, denn das Tempo wird nicht angezogen, es gibt auch nicht den großen Knall-Effekt o. ä., sondern einfach das Interesse des Zuschauers steigt quasi linear mit dem Filmgeschehen. Was mich aber besonders beeindruckt hat ist, dass hier auf typische filmdramatische Elemente verzichtet wurde, also keine künstlich erzeugten Wendungen und Ereignisse eingebaut werden mussten, um auf den finalen Höhepunkt am Ende zuzusteuern. "No Country for old Men" besticht auch gerade deswegen durch eine unglaubliche Authentizität, die fast schon seinesgleichen sucht.

                                          Hervorzuheben ist außerdem der schwarze Humor der Coens, der endlich auch mich erreicht hat (der Humor aus Filmen wie "The big Lebowski" und "Burn after reading" zündet bei mir einfach nicht vollends). Und natürlich alle drei Hauptakteure, die allesamt auf sehr hohem Niveau agieren.

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                                          • 7

                                            ARD strahlte in den letzten Wochen gerne mal kleine längst vergessene Perlen in ihrem Freitagnachtprogramm aus. Leider war ich da meist entweder nicht mehr in der Lage einzuschalten oder es fehlte die Möglichkeit mangels effektiver Tonlautstärke in entsprechend urigen Einrichtungen :)

                                            Aber "Zwei Companeros" (hier in der Wiederaufführungssynchro mit Thomas Danneberg statt Rainer Brandt als Stimme Neros) wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Bereut habe ich den inneren Kampf mit mir selbst um diese nächtliche Uhrzeit nicht, denn "Zwei Companeros" ist so eine Art Gute-Laune-Film des Italowesterns. Nero selbst spielt die ganze Zeit mit einem gewissen Lächeln im Gesicht und schafft es auch, dies auf den Zuschauer zu übertragen. Aber die absoluten Highlights bietet der Film nicht. Stets solide, aber eigentlich nie mit Ausreißern nach oben. Mehr als Schmunzler konnte mir der Film nicht abgewinnen, dafür aber ein stetes Lächeln.

                                            Tomas Milian hat man allerdings schon besser gesehen, er spielt die ganze Zeit mit einem verwundert-verdutzten Blick, der ihm irgendwie nicht richtig zu liegen scheint.

                                            Auch Morricones Musik macht hier keine großen Sprünge und Corbucci hat eindeutig bessere Komödien gemacht.

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                                            • 8

                                              Blöder Titel - da passt das Original doch um einiges mehr und lässt auch vermuten, dass wir es hier mit einem der brutaleren Vertreter des Italowesterns zu tun haben.

                                              Franco Nero gehört zu den wenigen, die mit ihrer Aura und Ausstrahlung einem Film alleine eine unfassbar starke Wirkung geben können. So bietet "Tempo di massacro" ein unglaublich starkes und vor allem atmosphärisch dichtes Anfangsdrittel und hätte er das Level gehalten, würde er wohl zu den Top 10 Italowestern gehören. Allerdings stört es ein wenig, dass gerade im letzten Drittel das Hauptaugenmerk auf George Hilton (der aber auch wirklich gut spielt) liegt, Franco Nero dementsprechend etwas in den Hintergrund ausweichen muss, obwohl die untypisch wendungsreiche Story sich eigentlich um die Rolle Neros dreht.

                                              Aber ansonsten ein wirklich sehenswerter Vertreter seines Genres, der die richtige Balance zwischen dreckig/hartem Western und Humor aufweist.

                                              Und anscheinend ist Nero auch Vorbild für diverse Cyborgs, denn sein Schlusssatz, nachdem er sich vorerst zurückziehen muss, lautet: "Ich komme wieder".

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                                              • 7

                                                John Waynes Oscarrolle. Den hat er auch verdient. Er spielt wirklich nahe an der Parodie, schafft es aber immer, nie die Linie der Selbstironie zu überschreiten um ins Lächerliche abzudriften. Definitiv seine beste Rolle.

                                                Obwohl ich auch hier wieder sagen muss, dass er sein Level nicht konstant hält, sondern zwischendurch immer wieder den eigentlich gutmütigen Kauz raushängen lässt. An die Rolle von Kim Darby (im Übrigen die Miri aus der Raumschiff Enterprise Serie "Miri, ein Kleinling") als Mattie Ross muss man sich erstmal gewöhnen, sie geht einem mit ihrer Klugscheißerei mächtig auf die Nerven, das bessert sich aber. Der Rest bleibt ziemlich blass, bis auf Robert Duvall, der ist aber nicht lange zu sehen.

                                                Auch die Geschichte kommt nie so richtig voran und die typisch amerikanische Westernmusik muss man wohl mögen, meins ist sie jedenfalls nicht. Außer im finalen Duell, da passt sie wirklich perfekt. Im Übrigen auch das Highlight des Films neben John Wayne. Das Ende fand ich allerdings bei der Coen-Version um einiges besser.

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                                                • 5 .5

                                                  Sehr durchwachsener Italowestern. Die Einführung der vier Revolverhelden um Bill Kiowa nimmt eine Menge Zeit in Anspruch, in der es die ein oder andere Länge gibt. Dabei vergisst man aber, die meisten von ihnen dem Zuschauer näher zu bringen und eben eine Bindung entstehen zu lassen; Spencer und Berger sind hier die Prominentesten und stechen aus dem Cast heraus, die anderen bleiben eher blass.

                                                  Lichtblicke hingegen gibt es immer wieder, wenn zur Kanone gegriffen wird. Die Schusswechsel sehen wirklich gut aus und auch die Geschichte wird in der zweiten Hälfte etwas interessanter, einfach weil sie zügiger vorangetrieben wird. Darüber hinaus bietet Tatsuya Nakadai eine ansprechende Leistung als Gegenspieler der fünfköpfigen Gruppe.

                                                  Die Musik spielt dann allerdings schon wieder in der unteren Liga. Sie besteht zumeist aus einfachen Trommeln und dubiosen Geräuschen. Keine Melodie und deshalb auch keine Unterstützung der jeweils gezeigten Szene, was allerdings der Spannung nicht gerade zu gute kommt. Mit besserer Untermalung hätte gerade das Finale viel besser ausfallen können.

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                                                  • 4 .5

                                                    Das Overacting (vor allem Travoltas) und diese "überwitzige" Tollpatschigkeit Macys gingen mir sehr schnell auf die Nerven. Tim Allen bleibt völlig blass. Martin Lawrence ist noch am erträglichsten und das will was heißen.

                                                    Ansonsten eine relativ belanglose und aufgewärmte Komödie, die ohne Brüller auskommt und höchstens hier und da ein paar Schmunzler bereit hält. Über das Friede-Freude-Eierkuchen-Finale will ich gar nichts weiter sagen, ist ja auch typisch für solche 08/15 Komödien.

                                                    Ray Liotta war der einzige, dem ich etwas abgewinnen konnte.

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