Fando_Y_Lis - Kommentare

Alle Kommentare von Fando_Y_Lis

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    Fando_Y_Lis 27.08.2015, 21:01 Geändert 28.08.2015, 09:11

    Die ersten zwei Drittel des Films sind so öde, dass es wirklich interessanter ist, meinem Kaktus beim (Nicht-)Wachsen zuzuschauen. Ein so gut wie nicht existierendes Drehbuch wird mit dummen und holprigen Dialogen von nicht sehr talentiert wirkenden Darstellern in dämlichem Timing und schlechtem Schnitt in die Tonne getreten. Dabei gehen die eigentlich ganz gute Grundidee und die Chance, mit dem Reboot etwas Besseres auf die Beine zu stellen als die Komplett-Katastrophe der Erstverfilmungen komplett den Bach runter. Der echt ganz gelungene Showdown mit dem super-evil wirkenden und auch gar nicht schlecht ausschauenden Bösewicht kann das Ruder nicht rumreissen. Ab und zu schimmert noch die Idee und die gute Vision von Regisseur Trank durch: was hätte hier für ein toller Film entstehen können! Ein unterhaltsames und vielschichtiges Action-Coming-of-Age-Drama, aber nein......

    ......"Fantastic Four" zeigt erneut: das Böse ist wohl eher im geldgierigen und korrupten Hollywood zu sehen und nicht in irgend einem Marvel-Oberfiesling.

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      Die Story passt - ähnlich wie bei "Mad Max", auf den Rand einer Serviette. Die Umsetzung ist - so wie bei "Mad Max", aber natürlich mit anderen Mitteln - sehr gelungen. Michael Fassbender ist wie immer grossartig, Kodi Smit-McPhee als erster Hauptdarsteller ebenfalls.

      Nomen est Omen: "Slow West" ist ein sehr langsamer Film, in dem nicht dauernd um sich geschossen wird. Dennoch ist der Bodycount - falls dieses Wort zu dem Film passt.... - höher als bei "Friday the 13th" :o).

      Wie nebenbei wird ein wenig Geschichtsschreibung betrieben. Ob dies als Comment zu sehen ist, dass frühere Western oft klischeebeladen oder faktenverdrehend sind?

      Der Look des Films ist super: übersättigte Farben in teilweise stillen (Natur-)Bildern.

      Die Musik fand ich gut, noch besser hätte so ein etwas trockener Score von Nick Cave & Warren Ellis gepasst...

      Krasses und nicht ganz so erwartetes Ende.

      Ich ging ins Kino wegen Michael Fassbender, ich blieb wegen all den anderen gerade beschriebenen Dingen, die das Prädikat "GUTE Unterhaltung" verdienen.

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        Teheran? Ist für die meisten Leute wohl lediglich aus den Nachrichten bekannt, und gut sind die Neuigkeiten über diese Stadt und über dieses Land eigentlich nie.

        Wenigstens teilweise hat sich das durch den Film von Jafar Panahi geändert: einem iranischen Regisseur, der Probleme mit dem Staat und den Autoritäten hat und zum Beispiel nicht zur Berlinale ausreisen durfte. Was für den Regisseur noch gravierender ist: er hat Berufsverbot und seine letzten drei Filme hat er alle heimlich gedreht.

        Es ist erstaunlich , mit wie viel Kreativität und vor allem Humor Panahi dieser Situation entgegentritt. Er schafft das Kunststück, einen unterhaltsamen und teilweise lustigen Film über sehr ernste Dinge und Begebenheiten zu drehen, indem er sich selbst ans Taxisteuer setzt und seine Fahrgäste bzw. Figuren befragt oder erzählen lässt. Hier wird die Grenze zwischen Realität und Schauspiel verwischt und eine neue Art von Guierilla-Film präsentiert. Es geht um Todesstrafe, Berufsverbot, Video-Praterie, Zensur in Filmen, thematisiert von Panahi´s junger Nichte, die einen Kurzfilm für ihr Schulprojekt dreht - sowie um zwei ältere Frauen, die aus seltsamen Gründen zwei Goldfische zu einem See bringen möchten.

        Langweilig wird es nie, obwohl die 82 Minuten komplett im Taxi spielen. Neugierige Blicke der Kinobesucher durch´s Fenster auf Teheran zeigen eine grosse Stadt mit ganz unterschiedlichen Gegenden, von der man sonst so gut wie keine "Normalität" im Fernsehen sieht.

        Der Regisseur schafft es, politische Themen mit denen seines Berufs und seinem Bekanntenkreis und Privatleben zu verbinden, dabei ernsthaft und trotzdem humorvoll und lebensfroh bleiben. Damit ist ihm nicht nur ein Portrait über seine Stadt und sein Land gelungen, sondern auch über die Bewohner - und letztendlich über sich selbst.

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          Fando_Y_Lis 31.07.2015, 13:13 Geändert 31.07.2015, 13:14
          über Heil

          Farin Urlaub hat mal sinngemäss gesagt, am besten sei es, Nazis auszulachen. Zumindest teilweise passiert das in "Heil" - teilweise aus dem Grund, dass alle anderen Beteiligten vom Polizisten über V-Mann bis hin zu den Antifa-Leuten ebenfalls komplett stulle rüberkommen.

          Der pennälerhafte Klamauk wird gepimpt mit lustigen Punk-Liedern, einer beeindruckenden Liste von Gastauftritten, einem wie immer guten Benno Fürmann, vielen schlechten Gags und ein paar guten (wie der Nazi-Entwurf einer Schale aus der ein Hakenkreuz aufsteigt, während eine Figur den rechten Arm nach vorne streckt - seit Jahrzehnten bekannt als linkes Avatar/Symbol mit natürlich anderer Bedeutung).

          So richtig funktioniert das aus meiner Sicht nicht: die Gags sind teilweise schon sehr fragwürdig (nicht aufgrund des politischen Inhaltes, sondern weil sie einfadh nicht lustig sind). Dazu sind sie oft schlecht getimt, und irgendwie springt der Funke bei dem Film nicht über. Es handelt sich vielmehr um eine Aneinanderreihung von skuril wirkenden Situationen. Ich hab mich die meiste Zeit gelangweilt.

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            Fando_Y_Lis 23.07.2015, 20:38 Geändert 23.07.2015, 20:46
            über Amy

            Der ganz grosse Wurf ist es dann nicht geworden: Asif Kapadia´s Dokumentation über Aufstieg und vor allem Fall von Jazz-Pop-Hoffnung Amy Winehouse wirkt leicht bieder, vor allem nach herausragenden Dokus wie "B-Movie" oder "20.000 days on earth".

            Dennoch sehenswert, da viel Material aus unterschiedlichsten Quellen zusammen gepuzzelt wurde: Interview im amerikanischen Fernsehen mit Jay Leno, in UK mit Jonathan Ross, Auftritte bei Preisverleihungen, der völlig versemmelte Gig in Serbien, Interview mit der Familie und mit den beiden besten Freundinnen sowie dem lebensverzehrenden Partner und Ehemann, mit dem Amy begann, relativ wahllos harte Drogen zu konsumieren...und natürlich Tony Bennett, ein grosses Idol von Amy Winehouse, mit dem sie kurz vor ihrem Tod einige Tracks einsang - wobei ihr deutlich die Aufgeregtheit anzumerken ist.

            Was ich am interessantesten fand: wie unterschiedlich Amy je nach Tagesform, Beleuchtung, Frisur, Make-Up und selbstverständlich körperlichem sowie seelischem Zustand ausschaute. Wenn sie viele Drogen nahm, war sie manchmal fast ein Klappergestell, während sie in ihren Alkohol-Phasen ein pummeliges Gesicht hatte. Mein Bild von ihr ist ordentlich über den Haufen geworfen, da sie viel frecher und irgendwie auch schnippischer und etwas klüger als ich erwartet hatte rüber kommt - vor allem wenn sie in Interviews dämliches Zeug gefragt oder sie zum Beispiel mit Künstlerinnen wie Dido verglichen wird, spricht ihr Gesicht Bände (im letzten Fall Verachtung... ;o)

            Im Nachhinein lässt sich das natürlich immer einfach sagen: aber in der Doku ist deutlich zu merken, wie wichtige Leute an vakanten Stellen krasse Fehlentscheidungen (manchmal aus Geldgier - was natürlich eine ziemlich deprimierende Sache ist) getroffen haben - oder aber ein Egal-Feeling an den Tag legten, wobei etwas mehr Vorsicht bzw. Engagement dazu geführt hätte, dass Amy Winehouse heute vielleicht noch am Leben wäre und wahrscheinlich ganz grossartige Platten aufnehmen würde.

            Der Film ist manchmal schwer auszuhalten. Mir tat es fast schon weh, Amy Winehouse in der zweiten Stunde von "Amy" im Sturzflug zu erleben.
            Im Kino haben ein paar Leute geheult.
            Puh.

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              Fando_Y_Lis 23.07.2015, 08:08 Geändert 23.07.2015, 10:27

              Horror-Experte Kim Newman hat von "The Child" in einer Doku geschwärmt, und ich dachte. bei undefinierbarem 70er-Horror-Trash verknüpft mit einer Coming of age Story mit zwei armenischen Regisseuren und einem amerikanischen Produzenten kann ich einfach nicht nein sagen ;o) Allerdings hat Kim bereits zu der Handlung erwähnt, dass man öfter "What the heck....?" denkt. Und so ist es mir beim Betrachten von "The Child" bei Blitz und Donner vor´m Fenster (was teilweise interessanter war als der Film) ebenfalls ergangen: es geht um eine Babysitterin in einer sehr seltsamen und mysteriösen Familie, in der alle irgendwie bekloppt sind und über die Handlungs-Motive lange Unklarheit (und bis zum Ende des Films Unlogik) bleibt. Die unsympathische, schräge Tochter steht im Mittelpunkt, während es Kamera- und Farbspielereien gibt, mit seltsamer Klaviermusik eingewickelt, ab und zu ist auch ein genre- und jahrzehnt-typischer Waber-Synthesizer mit dabei. Die Darsteller agieren dermassen überkandidelt wie in einer Slapstick-Komödie a la "Little Britain".

              Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei, um in den letzten knapp zwanzig Minuten plötzlich eine Art Zombie-Kino auf die Zuschauer loszulassen, wobei sich teilweise sehr deutlich an "Night of the living dead" orientiert wird, ohne jemals dessen Klasse zu erreichen. Maske & Gore erinnern an Fulci, wobei auch hier ziemlich geschlunzt wird und die Effekte nicht so gut wie beim Altmeister rüber kommen, was vor allem an Timing und Kamera liegt.
              Nach 82 Minuten ist der halbgare Spass vorbei. Ausnahmsweise störte es mich überhaupt nicht, dass die Qualität der DVD unter aller Kanone ist: ständig weisse Flecken und Streifen im Film, das Bild in abwechselnder, aber stets schlechter Qualität, der Sound brummt, wird automatisch leiser und lauter und hört sich sowieso an wie von einem leiernden, alten Tonbandgerät. Irgendwie liess es den Film charmant erscheinen - vielleicht sogar charmanter, als er eigentlich ist.

              Eine wirkliche Empfehlung ist "The Child" lediglich für Genre-Freunde, für die meisten Leute dürfte das Ganze zu langatmig und vor allem zu abgedreht rüber kommen.

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                Fando_Y_Lis 15.07.2015, 22:01 Geändert 16.07.2015, 08:55

                Nach dem Buchstaben M hab ich dann mal ´ne Pause gemacht, mir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank geholt und meine Mails gecheckt. Sonst wäre es ein bisschen Overkill gewesen, worunter ja bekanntlich die Konzentration leidet.

                Denn die wollte ich zum Betrachten von "The ABCs of death" haben. (Ja, ich hab die komplette und ungeschnittene Version gesehen und nicht die für den deutschen Markt bestimmte, um drei ganze Episoden gekürzte Variante) .

                26 kurze Filmchen von mehr oder weniger namhaften Regisseuren (dieses Mal kannte ich weniger als im ersten Teil) bieten alles zwischen Animation, Zombies, Galgenhumor, Splatter, Sci Fi, Wahnsinn, Badesalz, Horror, Trash, und Unterhaltung in wenigstens sechs Sprachen und unterschiedlichster künstlerischer Ausrichtung.

                Und hat es sich gelohnt?
                Auf jeden Fall. Alles ist besser als im ersten Teil: es gibt mehr Gore, mehr Humor, mehr Spannung, etwas Gesellschaftskritik (siehe Episode "U") die obligatorische Sicko-Episode (aus meiner Sicht "V" - wo das Skypen völlig aus dem Ruder läuft) und vor allem weniger Totalausfälle (mir fällt lediglich Episode "P" ein: schwarz weiss gedreht: Leute stellen stotternde Strafgefangene dar, was wohl irgendwie komisch sein soll - wirkt mega-unlustig und ist auch nicht spannend, gruselig oder gory).

                Mein Lieblingsbeitrag ist - es war nicht anders zu erwarten - der von Bustillo / Maury, die wieder mal mit der göttlichen Beatrice Dalle zusammen gearbeitet haben. Schwarzhumorig wird das "Ich mag kleine Kinder nicht ganz unbedingt" Thema hier flott aufgearbeitet ;o)

                Davon mal abgesehen fand ich dann die letzte Episode "Z" am schönsten, da sie von den Darstellern, dem Licht, der Kamera, der Story und den Bildern her am besten gelungen ist. Ausserdem ist sie teilweise ECHT eklig ;o)

                Unter´m Strich war ich verwundert, wie schnell zwei Stunden rumgehen können. Alles in allem finde ich den zweiten Teil von "The ABCs of death" etwas besser als den ersten Film.

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                  Fando_Y_Lis 15.07.2015, 18:12 Geändert 18.07.2015, 10:35

                  Schon wieder ein Film aus der Reihe "Mutter ist die Beste!"

                  Dieses Mal handelt es sich um eine - wie wir relativ zu Beginn des Films erfahren - Fernsehmoderatorin, die nach einer Schönheitsoperation zurück ins ländlich gelegene, relatix luxuriöse Domizil kehrt, wo ihre beiden Zwillings-Söhne (aber kein Vater/kein Ehemann) auf sie warten.

                  Gleich zu Beginn rennen Kinder in Maisfeldern rum. Dass dies meistens nicht gut ausgeht, wissen wir bereits aus älteren Filmen. Doch erstmal dreht sich alles um unbesorgtes Spielen im Sommer, inclusive Baden im See und Herumkraxeln in einer nahegelegenen Höhle.

                  Das Mama irgendwie seltsam ist, zeigt sich ihren beiden Jungs wie auch den Zuschauern, wenn auch auf leicht unterschiedliche Weise. Aus der anscheinend ehemals fürsorglichen Erzieherin ist ein egomanisches Wrack geworden, welches nur noch darauf abzielt, Ruhe zu haben und schöner als vorher zu sein. Die Jungs glauben irgendwann gar nicht mehr, dass es sich bei der Person um die eigene Mutter handelt, und ab dann nimmt das Verhängnis (ungefähr die Hälfte des Films ist um) seinen Lauf...

                  Die Zwillinge Elias und Lukas (welche im Film ebenso heissen) sind absolut grossartig, und auch Mutter Susanne Wuest spielt eindringlich und gut. Wären wir noch in den Siebzigern, es wäre eine perfekte Rolle für Margit Carstensen!
                  Es gibt auch den ein oder anderen Ulrich-Seidl-Moment (so würde ich das mal nennen) durch zum Beispiel die beiden Rotkreuz-HelferInnen bzw. Geld-Einsammlerinnen vom gleichnamigen Verein. Ulrich Seidl hat den Film produziert und die Regisseurinnen blicken bereits auf eine Zusammenarbeit mit Seidl zurück. Deshalb ist dem Film auch an keiner Stelle anzumerken, dass es sich um ein Regie-Debut handelt. Einzig der Vergleich mit "The Shining" passt für mich gar nicht und ist eher ärgerlich, da er ganz falsche Erwartungen an den Film weckt. Zwar wirken Elias und Lukas (so wie die Zwillinge in "Shining") eigenartig und undurchschaubar, zudem haben sie ungefähr das gleiche Alter, aber das war es auch schon mit den Ähnlichkeiten.
                  Vielmehr ist "Ich seh ich seh" in sehr schräger österreichischer Film, der nicht unbedingt ins Horror-Genre passt, dieses aber allermindestens streift. Teilweise wurde ich ein bisschen an Michael Haneke erinnert.

                  Und ich bin mir sicher: in ein paar Jahren wird dieser Film in der gleichen Liga gehandelt werden wie "Funny Games" oder "Wolfszeit"!

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                    Ich bin erleichtert, dass hier kein Wikipedia-Biopic gedreht wurde, sondern die Geschichte vom Drogen-Baron Escobar eher aus Sicht eines Rucksacktouristen gezeigt wird, der (Alptraum des alternativen Reise-Genres) so was von in den Schlamassel gerät, dass ein Entrinnen nicht möglich scheint. Was muss sich der sympathische Nico auch ahnungslos in die Neffin des berühmten sozial engagierten aber über Leichen gehenden Criminal-of-the-century Pablo verlieben....!

                    Aus einer erst gut gelaunt und sonnigen Liebes-Romanze wird nach knapp einer Stunde der komplette Alptraum mit extrem spannenden Situationen, die vor allem durch das ausgezeichnete Ensemble punkten. Beicio del Toro ist als Drogenbaron kaum wiederzuerkennen (er hat wohl auch ein wenig an Gewicht zugelegt) und Josh Huterchson ist eine gute Wahl: vom Sunnyboy mutiert er zum Gejagten, der auch mal Jäger wird.

                    Als am Ende noch mal eine Rückblende auf hoffnungsvolle und frohe Zeiten kommt, liegt diese Szene wirklich schwer im Magen, weil die Zuschauer durch eine Tour de Force gegangen sind. Die Distanz zwischen Leinwand und Kino-Besucher verschwand hier durch die gute Einführung der grundsympathischen Haupt-Charaktere von Anfang an. Für mich ein Überraschuhgs-Highlight von 2015, nicht zuletzt durch die bisher nicht besonders euphorischen Kritiken, die ich wirklich nicht nachvollziehen kann. Ich hab mich zwei Stunden lang äusserst spannend unterhalten gefühlt.

                    Und der Soundtrack von Max Richter ist auch toll.....!

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                    • 7 .5
                      Fando_Y_Lis 07.07.2015, 16:26 Geändert 10.07.2015, 08:03

                      A. Wir wissen es nicht erst seit Hitchcock: Mama ist die Beste! :o)

                      B. Nick Cave hat sie. Harald Juhnke hat sie. Nancy Sinatra hat sie. Und Elke Sommer ebenfalls: eine ganz tolle Ausstrahlung, die von vielen Leuten wohl als "Aura" bezeichnet wird. Es ist ein Glücksgriff von Mario Bava, dass er Elke Sommer als Haupt-Protagonistin neben dem ebenfalls grossartigen Telly Savalas für "Lisa and the devil" gewinnen konnte.

                      Bevor der Film ungefähr zwei Jahre später aus exorzismusgewollten vermarktungstechnischen Gründen rabiat umgeschnitten wurde (im Grunde genommen ist ein komplett anderes Machwerk daraus geworden) darf Elke Sommer durch das schöne und beschauliche Städtchen Toledo laufen, was ein weiterer Grund ist, den Film gut zu finden: es wurde nämlich an Original-Schauplätzen gedreht, und solche Orte wie Toledo sind entweder verschwunden oder haben an Charakter deutlich eingebüsst, da jetzt überall fiese Kaffeehaus-Ketten, Kitschkunst-Stände und Leute die im Restaurant auf den Stuhl steigen um mit der Digicam ihr Abendessen zu fotografieren solche Gegenden verschandeln.

                      Es bleibt aber nicht sehr lange schön, denn zügig naht Unbill in Form von Telly, der hier den Leibhaftigen gibt oder zumindest dafür sorgt, das wir dies glauben. Und dann ist er plötzlich auch noch der Butler in dem luxusiösen, einsamen Anwesen, wo es unsere Elke nach einer Reifenpanne mit zwei anderen Leuten hin verschlägt!

                      Sehr schön ist es auch, mal wieder Alida Valli als kurz darauf erscheinende mysteriöse und finstere Hausherrin zu sehen. Sie hat ja schon so was wie ein Mini-Abo als böse Mutti in Geschichten die von realer oder vermeintlicher Wahnhaftigkeit handeln ("Suspiria").

                      Was dann folgt, ist eine interessante Spuk-Geschichte mit lebensgrossen ziemlich echt wirkenden Puppen, einem niedlichen Puppenkarussell (für mich eine der besten von sehr vielen guten Kamera-Einstellungen!) un seltsamen (Wach-)Träumen von der Elke. Ein leicht inzestuöses Mutter-Sohn-Verhältnis und diverse ziemlich blutige (jedenfalls für die damalige Zeit) Morde - wobei überraschend schnell der Täter präsentiert wird. Aber es gibt ja noch genug andere Geheimnisse in "Lisa and the devil"....

                      Das die Zeit sich weiter gedreht hat seit den Siebzigern, dürfte für viele Leute in dem langsamen Handlungsfortlauf, den liebevollen selbstgebauten Kulissen und dem relativ klischeebeladenen Verhalten von Männlein und Weiblein zu erkennen sein. Für mich ist es aber der Moment, wo der Telly der gerade ohnmächtigen Elke Zigarettenrauch direkt ins Gesicht bläst - SO WAS geht heutzutage ja wirklich gar nicht mehr.... :oP

                      Am Ende gibt es ein paar seltsame kleine Twists, bevor dann das Finale ein klein wenig die Fragen beantwortet, aber dennoch ein dickes Fragezeichen buchstäblich in der Luft hängen bleibt.

                      C. Interessant, interessant....während des Films lutscht Telly Savalas häufig an einem Lolli rum. Kennen wir das nicht von ihm? Laut dem Beiheft meiner Blu Ray ging der Dreh von "Lisa and the devil" dem von "Kojak" einige Monate voraus (die erste Staffel der Serie entstand im gleichen Jahr wie Bava´s Film). Mario Bava wollte eigentlich, dass Telly Weintrauben ist, aber Telly fand die Idee mit dem Lolli besser....und schon war ohne grosse Hintergedanken eine Ikone ausstaffiert....

                      "Lisa and the devil" kennt in Deutschland kaum jemand. Alle meine Freunde (sogar die Italiener) haben noch nie etwas von diesem Film gehört. Es wird Zeit, dass sich dies ändert. Überhaupt wirkt es so, als sei Mario Bava in Deutschland sehr unterrepräsentiert, was sein tolles Werk angeht. Ich wünsche dem Film viele alte (hab den Film heute zum fünften Mal geschaut) und noch mehr neue Zuschauer!

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                        Fando_Y_Lis 06.07.2015, 22:30 Geändert 06.07.2015, 22:42

                        Achtung Spoiler!

                        In die länge gezogene Gangster-Geschichte mit Christopher Walken in der Hauptrolle, der das hanebüchene Drehbuch trotz einigermassen gutem Acting leider auch nicht retten kann. Die Darsteller wirken meist lustlos, ihre Charakter bleiben eindimensional, es entsteht so gut wie kein Interesse an irgend einem der Beteiligten. Dazu werden einige New-York-Klischees aneinander gereiht (hübsche Bilder gibt´s allemal) und teilweise wird´s in Anbetracht des Filmalters (1990) ziemlich gewalttätig.

                        Am Schluss lässt es sich der Herr Ferrara natürlich nicht nehmen, wieder mal überdeutliche katholischen Neigungen rauszuhauen und beim Zeigen von Kruzifix und Rosenkranz den Obergauner - so wie erwartet, schliesslich herrscht Ordnung in der Religion - über die Klinge springen zu lassen.

                        Da wird ja der Leibhaftige in der Pfanne verrückt!

                        In der Original-Version gesehen auf Blu Ray vom tollen Arrow-Label, dazu uncut. Trotzdem hielten sich Spass und Spannung doch sehr in Grenzen.

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                          Fando_Y_Lis 02.07.2015, 19:59 Geändert 03.07.2015, 08:22

                          Aha....Mann(nn) kann also gleichzeitig Bodybuilder UND Filmregisseur sein? Wusste ich nicht, mir ist auch kein Beispiel ausser Emanuele De Santi bekannt.

                          Ich möchte jetzt nicht "Schuster bleib bei deinen Leisten!" rufen, denn so schlecht ist "Adam Chaplin" ja nun wirklich nicht (insofern es sich um die Uncut-Version handelt, die in Deutschland erhältliche DVD mit 24 Minuten weniger ist selbstverständlich nur für die Mülltonne ein gefundenes Fressen).

                          In "Adam Chaplin" wird versucht, mit einem einzigen filmischen Gimmick (starke Farbfilter) so eine Art Manga-Splatter-Helden-Rache-Comic zu inszenieren. Story? Gibt es nicht oder ist zumindest in einem Satz erklärbar: Muskelheld mit Dämon auf der Schulter rächt den durch mafiaähnliche Typen hervorgerufenen Tod seiner Freundin und mäht blutfontänenerzeugend alles und Jeden nieder. Tatsächlich ist der Film in seiner absurden Brutalität noch krasser als zum Beispiel "Braindead", wirkt auf Dauer allerdings ermüdend (CGI!) und irgendwann reisst einen jede weitere Steigerung der Gore-Effekte nicht mehr vom Hocker, da sich - bis auf den fulminanten Showdown - alles ständig wiederholt und der Film neben seinen irgendwann langweiligen Schauwerten nicht viel zu bieten hat.

                          Positiv bleibt anzumerken, dass es sich um einen Low-Budget-Film handelt, bei dem jemand seine Visionen auf die Leinwand gebracht hat. Ausserdem funktioniert es ganz gut, in diese seltsame Welt hinein gezogen zu werden (ähnlich ging es mir bei "Testsuo")
                          Man kann sich "Adan Chaplin" schon anschauen, vor allem wenn man auf eine Kombi aus Non-Hollywood, Trash und Gore steht, aber der Film ist kein Highlight und wird wohl auch kaum - wie auf der britischen DVD angepriesen - ein garantierter Kultklassiker von morgen sein. Hab den Film zweimal gesehen und das reicht dann wohl auch.

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                            Fando_Y_Lis 02.07.2015, 16:55 Geändert 02.07.2015, 17:01

                            Seltsam halbgarer Versuch, eine Mischung aus Fabel, Horror, Drama und Gesellschaftskritik unter einen Hut zu bringen. Nichts passt in "Underdog" zusammen: die Familiengeschichte wird nur angerissen, es wird aber ständig ihre Wichtigkeit suggeriert. Sämtliche Protagonisten sind einem egal bis hin zu komplett unsympathisch (von den Hunden abgesehen) und der Film hangelt sich von einer Station zur nächsten, ohne die Charaktere wirklich einzuführen oder sie zu beleuchten.

                            Die stärksten Szenen sind die ohne Worte und mit vielen Hunden: die wurden echt klasse in Szene gesetzt, egal ob sie gerade alleine irgendwo rumstehen oder in grossen Gruppen durch die Stadt laufen. Solche Bilder hat es tatsächlich noch nicht gegeben, und das ist ein Pluspunkt des Films. Auch gut: sämtliche Disney-Verkitschung wurde aussen vor gelassen.

                            Leider ist der Plots langweilig und vorhersehbar mit einem erwartet bräsigen Ende - aber immerhin mit einer beachtlichen Kameraeinstellung ganz am Schluss.

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                              über Lost

                              Das dämtliche Ende hat mir die Serie verleidet.

                              Nachdem ich Staffel 1 sehr gut, Staffel 2 herausragend, Staffel 3 gut, Staffel 4 schlecht und Staffel 5 grottig fand, lag Staffel 6 jetzt drei Jahre bei mir rum.

                              Hatte am Wochenende viel Zeit und schaute alle 18 Folgen in 4 Tagen.

                              Fazit: ein paar gute Folgen, herausragend die Geschichte um Richard/Ricardo. Da scheint es nicht nur mir so zu gehen, bei imdb ist die Folge in den Top 10 der "Lost"-Folgen. Der Rest: unnötiges Füllmaterial. Es ist deutlich zu merken, das die Drehbuch-Autoren keine Ahnung haben, wohin die Reise gehen soll - am Schluss soll möglichst viel aufgeklärt und zusammengefügt werden, und was bietet sich da - vor allem im Hause Disney - besseres an, als eine grützige und christlich angehaucht wirkende Eso-Schmonzette mit Wiedergeburts-Garantie im Wald abzuziehen, die komplett lächerlich und unglaubhaft wirkt, womit man sich aber gerade so noch mal rauswinden kann? Das Ganze wird abgerundet mit ständig sülzender Geigenmusik weit über der Schmerzgrenze, verklärten bzw. erleuchteten Blicken und dämlichen Dialogen, die so wirken als hätte ein Drittklässler sie verfasst.

                              Puh, ich bin ganz froh das es vorbei ist. "Lost" hat mir einige spannende und schöne Momente gegeben, aber wie gesagt, das Ende bleibt naturgemäss am meisten in der Erinnerung hängen - und es wurde total verzockt.

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                                Fando_Y_Lis 18.06.2015, 21:12 Geändert 18.06.2015, 21:25

                                Nach den eher mauen und teilweise sogar sehr negativen Kritiken hab ich mich auf die Gurke des Jahres eingestellt und dachte, ich bin gut beraten, wenn ich mir zu dem bereits mitgeführten Energie-Getränk an der Theke im Kino noch eins dazu kaufe, damit ich - anders als bei "50 shades of grey" und "Fast & Furious 7" - nicht einschlafe.

                                War aber gar nicht nötig.
                                Der Film bietet zwar "Urlaub für´s Gehirn" (K. I. Z.) kommt aber seiner Verpflichtung zu unterhalten gut nach. Mir war jedenfalls keine Minute von gut und gern zwei Stunden langweilig. Die darstellerischen Leistungen fallen weder positiv noch negativ ins Gewicht und sind komplett unwichtig. Die Handling ist bis ins kleinste Detail komplett vorhersehbar.
                                Alles dreht sich um die Dinos, welche auch hurtig ins Geschehen eingebunden werden und dekorativ durch die Gegend rennen, fliegen, schwimmen und ab und zu damit beschäftigt sind, Angestellte und Besucher des Freizeitparks (teilweise überraschend blutig) zu dezimieren.

                                Die Charaktere werden zumindest so was wie am Rande eingeführt, es wird kein Klischee ausgelassen (Nerd, Muskelbolzen, Mad Scientist, leicht verschüsselte Tante, Bitch-Leaderin, und wie es sich für eine Spielberg-Produktion gehört: ein bis zwei identifikationsstiftende Figuren im besten Merchandise-Einkaufs-Alter).

                                Da ich schon ganz viele viel viel viiiieeeeeel schlimmere Hollywood-Filme gesehen habe (aber auch schon bedeutend bessere: siehe den neuen "Mad Max") verteile ich mal sechs Punkte und denke daran, dass es nicht ausreicht, animierte Dinos als Knalleffekt einzusetzen (hat bei mir "damals" beim Original schon nicht funktioniert) aber zugegebenermassen hat der Film einige Momente, wo man die Luft anhält vor Schreck und das erzeugt wird, was das ganze Prozedere eigentlich verursachen soll: SPANNUNG und eine damit einhergehende chemische Veränderung im Körper.
                                Und darauf fahren wir alle ab. Vom Kiddie bis zum Oppa,

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                                • Na und? Dem mittelmässigen "Jurrasic World" konnte es nicht allzu schwer fallen, Rekorde von Gurken wie "Fast & Furious 7" oder "Transformers 4" (zwei der schlechtesten Filme, die ich jemals gesehen habe) zu knacken. Zumal Kinotickets ja auch nicht billiger, sondern teurer werden...

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                                    Fando_Y_Lis 16.06.2015, 08:26 Geändert 17.06.2015, 08:25

                                    Ich war damals ziemlich aufgeregt bei der Neuigkeit,, dass Rob Zombie einen "Halloween"-Film dreht, war ich früher doch ein grosser Fan von John Carpenter´s Original und ein Fan von Rob Zombie (erst die Musik, später die Filme) bin ich sowieso.

                                    Die Original-Musik von John Carpenter sowie "Mister Sandman" kommen (leicht verfremdet) schon mal vor. Auch zieht der Herr Zombie den Hut vor dem Original, was die zweite Hälfte des Films angeht, denn hier gibt es einige Szenen, die deutlich am Carpenter-Original dran sind. In der ersten Filmhälfte ist dies weniger so: es gibt einen grossen Unterschied in beiden Werken: das kindliche Leben von Michael Myers wird lange aufgearbeitet, die aggressive und leicht psychopathische White-Trash-Familie wird länger thematisiert (ja, auch in diese Film hat Rob Zombie "seine" Frau Sheri Moon untergebracht, und sie macht ihre Sache sehr gut!) Es gibt lange und langwierige Gespräche mit Dr. Loomis (toll: Malcolm McDowell) und vorher gibt´s einige wirklich fiese Kills, die das Original selbstverständlich bei Weitem in den Schatten stellen und vor allem durch Inszenierung und Geräusch-Kulisse äusserst brutal wirken. Teilweise wirkt der Film wirklich unangenehm und gleichzeitig auch schon wieder lustig, weil Rob Zombie ALLES mit dem Holzhammer bearbeitet: Küchentischpsycholie? Check. Gewaltdarstellung? Check. Löst ambivalente Gefühle aus, da so derbe und gleichzeitig wie eine Satire wirkend. Gut gemacht!

                                    Mit dem bitteren und toll inszenierten Ende von Teil eins der Story ist dann Platz für MIchael´s Flucht als Erwachsener und seinen Weg zurück nach Haddonfield.

                                    Michael Myers ist jetzt ein Zwei-Meter-Schrank, noch immer mit langen und jetzt filzig aussehenden Haaren. Schon allein durch seine physische Präsenz wirkt er sehr furchterregend.

                                    Auch im zweiten Teil des Films wird mit Brutalität nicht gegeizt, sie wirkt aber nicht mehr so schockierend wie anfangs, da der Überrachungseffekt nicht mehr so hoch ist und der Film - wie gesagt - jetzt deutlich näher am Originalfilm bleibt. Trotz der erhöhten Spannung gibt es einige Momente, die ich etwas langweilig fand, weil sie - zumindest für Rob Zombie - ein wenig zu konventionell wirken und dann doch das ein oder andere Horrorfilm-Klischee vorkommt.

                                    Dennoch: neben "The devil´s rejects" mein Lieblings-Film von dem Herrn Zombie.

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                                      Fando_Y_Lis 15.06.2015, 08:35 Geändert 02.07.2015, 17:26

                                      Einer meiner Lieblings-Horrorfilme, bei dem es mir nicht so wichtig scheint, dass Logik, Drehbuch und Acting im Vordergrund stehen und dabei Hand in Hand gehen (schliesslich bin ich bei Onkel Argento in die Lehre gegangen :o) Denn all das gibt es in "Inside" nicht. Stattdessen wird eine total krasse, abgedrehte Story mit viel widerlichem Gore gezeigt. Neben der Hauptfigur Alysson Paradis ist die vorher bereits bekannte Beatrice Dalle eigentlich der Star: als Killerin, die ihren geplanten Weg bis zum Ende mit finsterer Konsequenz durchzieht. Die minimalistische Musik, die klaustrophobische Stimmung (fast der ganze Film spielt in einer Wohnung) und der monochrome Look tun ihr Übriges.

                                      Hier wurde aus relativ wenig ein sinistres und bösartiges Meisterwerk erschaffen, welches sich in die etwas ungleichförmige französische Terrorwelle der Nuller einfügt: neben Martyrs, Frontiere(s) und Haute Tension. Der Film ist wirklich nicht für zartbesaitete Menschen und auch Leute, die "schon alles gesehen" haben, dürften bei "A l´interieur" (so der Film im Original) eine nicht so einfache Zeit erleben. Da der Film eher wie ein Arthaus-Movie und nicht wie B-Film-Trash erscheint (teilweise wirkt "Inside" wie ein Kommentar bzw. Gegenentwurf zu den immer dümmer werdenden Teenager-Folter-Filmen) kommt er noch viel finsterer rüber als eh schon.

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                                        Fando_Y_Lis 13.06.2015, 08:49 Geändert 13.06.2015, 12:59

                                        "Jetzt soll ich also berlin-aufgeregten Spaniern und prolligen Einheimischen beim nächtlichen Feiern zusehen? Nicht gerade meine beiden Lieblings-Bevölkerungs-Gruppen..." war mein erster Gedanke, als das Licht im Kino erlöschte und "Victoria" startete.

                                        Bleibt der Film in der ersten Stunde genau auf diesem Niveau, hebt er in den beiden knapp anderthalb Stunden jedoch völlig ab, gerade als ich anfing, mich wirklich zu langweilen. Bis dahin hatte ich die Kamera-Arbeit von Sturla Brandth Grovlen bewundert, die tolle Darstellung von Laia Costa und die ebenfalls gute Arbeit von den vier Jungs, die Victoria durch die Nacht - oder besser gesagt: den frühen Morgen - begleiten.

                                        Der zweite Teil von Victoria ist so ungeheuer spannend, weil er auf dem dann doch als notwendig erachteten nicht ganz so tollen ersten Teil aufbaut. Ich deklariere "Victoria" als Märchenfilm, denn die Story ist nicht sehr glaubhaft und teilweise richtig hanebüchen. Aber darauf kommt es nicht so an.

                                        Was wichtiger ist: hier wird ein sehr gelungenes und in Deutschland in der Form noch nicht da gewesenes Experiment gezeigt, wo man im Sessel sitzt und sich die ganze Zeit fragt: "Wie haben sie das gemacht? Haben sie nachts im Vorfeld alle relevanten Strassen absperren lassen? Hat der Kameramann nicht irgendwann schmerzende Arme oder einen Herzinfarkt gekriegt? Wie hat der Regisseur während den zweieinhalbstündigen pausenlosen Dreharbeiten Anweisungen gegeben? Wie viel von dem Text ist improvisiert? Können die vier Jungs wirklich dermassen schlecht Englisch sprechen oder stand das so im Drehbuch? Hat eigentlich mal jemand "Fehler" gemacht bei der Darstellung? Ist der Verhaspler von Frederick Lau (woraufhin er kurz lacht) in der Café-Szene Absicht oder war es ein Mißgeschick, welches sich super im Film integriert?"

                                        Ein kleiner Kritikpunkt: die (für den Film gestellte) Club-Szenerie fand ich nicht so gelungen. Kein Berliner Club sieht so aus oder wirkt so. Ansonsten kamen Leben, Stadt, Szenerie und Leute sehr authentisch rüber. Das Club-Thema finde ich nicht schlimm, es hat mich vielmehr daran erinnert, hier dann doch einem Film und einem "Kunststück" und nicht der Realität beizuwohnen...

                                        Am Ende von "Victoria" war ich platt und etwas fertig, aber glücklich. Häufig lassen Filme mich einfach kalt. Auch deswegen ein Doppel-Hoch auf dieses tolle und zu Recht mit Preisen ausgezeichnete Experiment!

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                                          Fando_Y_Lis 27.05.2015, 00:35 Geändert 27.05.2015, 00:50

                                          Mark Reeder beschreibt ruhig, sympathisch und spannend seine Sicht des West-Berlins der Achtziger Jahre, chronologisch geordnet, von seiner "Flucht" aus Manchester bis hin zu den Anfängen von Techno im Ufo-Club. Nachdem Mark aus Manchester und dem dortigen damals tollen Virgin-Plattenladen abgehauen war,, führt er uns über die Transitstrecke in ein besetztes Haus am Nollendorfplatz und von dort aus in das Berliner Leben rund um Clubs, Bars, Kneipen, Plätze und Künstler wie Malaria!, Nick Cave, Jörg Buttgereit, Ideal, Einstürzende Neubauten, Risiko, SO36 und Dschungel. Eine Zeit, in der kaum jemand Geld hatte und meistens auch keinen regulären Job, in der künstlerisch aber so gut wie alles "ging" und teilweise wirklich Neuland betreten wurde.

                                          Bemerkenswert ist, das (fast) der gesamte Film aus Original-Footage besteht und die Künstler NIE im Heute zu sehen (aber manchmal im Off zu hören) sind.

                                          Das ist der Berlin-Film, auf den ich irgendwie immer gewartet habe. Ich hab nicht mehr geglaubt, ihn mal zu sehen - aber jetzt ist er da - und er ist genial geworden! Das sage ich auch aus persönlichen Gründen (war bei etlichen der behandelten Ereignisse im Film dabei) und ich finde, dass die nur ganz leicht subjektive Sicht von Mark Reeder sehr sehr gut die damalige Zeit beschreibt - nicht zuletzt wegen den grossartigen Filmaufnahmen und der durchgehend tollen Musik.

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                                            Fando_Y_Lis 26.05.2015, 10:31 Geändert 26.05.2015, 10:31

                                            Als ich hörte, es kommt ein Dokumentarfilm von und mit Nick Cave raus, war ich genau so gespannt wie skeptisch. Nick Cave ist nicht gerade bekannt für Offenheit gegenüber zum Beispiel Journalisten und hat früher den ein oder anderen Eklat hingelegt, wobei er in den letzten Jahren gesetzter und ruhiger geworden ist - das ist in dem Film deutlich zu merken.

                                            Es ist fast schon unheimlich, wie nah Nick Cave das Produktionsteam wie auch die Zuschauer an sich ranlässt: wir begleiten ihn beim morgendlichen Aufstehen, beim Besuch von Warren Ellis, der ihn zum Aalessen in seinem Landhaus einlädt, beim Sichten alter Fotos und sogar bei einer Therapie-Stunde.

                                            Aufgelockert wird das Ganze durch zwei weitere Elemente: diverse Musikmachereien vom Jammen bis hin zu einem fulminanten Konzert mit sehr viel Publikumsnähe des Künstlers, sowie - vielleicht die Highlights des Films - Interviews, geführt von Nick Cave beim Autofahren, mit ehemaligen Weggefährten wie Blixa Bargeld und Weggefährtinnen wie Kylie Minogue. Das Gespräch mit ihr (sie zeigt sich überraschend intelligend und sensibel) ist besonders interessant, da es nachts stattfindet (an den bunt beleuchteten PIers von Brighton) und so gefilmt ist, als wäre es eine Sequenz aus Jarmusch´s "Night on earth".

                                            Der Film wurde in der Zeit des Entstehens von "Push the sky away" gedreht und bezieht sich darum hauptsächlich auf dieses Album und deshalb ist auch der von mir verehrte Warren Ellis ein weiterer Mittelpunkt des Werks. Die meisten Filmsequenzen sind "aktuell" und neu: altes Footage wird während des bereits erwähnten Konzertmitschnitts eingestreut, was dem ganzen eine interessante Note verleiht - jedoch ist besonders der Vorspann zu erwähnen, bei denen der Zuschauer durch die 20.000 bereits erlebten Tage des Nick Cave geschossen wird wie mit einer Rakete. Klänge, Bilder, Farben, hektische Schnitte: nach drei Minuten hat man bereits das Gefohl von kompletter Überforderung, während der Film anschliessend sehr ruhig daher kommt: ein guter Kontrast. Auch wenn der Film sich hauptsächlich auf die Gegenwart bezieht: durch Interviews, alte Fotos und auch das (wenige) Film-Footage aus jener Zeit hat man trotzdem das Gefühl, die ganze künstlerische Biographie von Nick Cave ist in dem Film vorgekommen. Es ist spannend (wieder) zu erleben, wie aus dem punkigen Krach-Wüterich von "The boys next door" und vor allem "The Birthday Party" über die Bad Seeds der heutige eher ruhige, gesetzte und vor allem drogenfreie Musiker geworden ist,der eher stille Alben produziert, auf der Bühne aber nach wie vor sehr energetisch und auch laut und krachig daher kommt.

                                            Jane Pollard und Iayne Forsyth sind Künstler und haben mit "20.000 days on earth" ihren ersten Film gedreht. Dabei haben sie gleich einen herausragenden Musikfilm entstehen lassen, der fast alle anderen bisherigen Musikbiographien verblassen lässt.

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                                              Was hab ich mich gefreut, dass gleich zwei meiner Lieblings-Akteure (die Gainsbourg und der Franco nämlich) in einem Film gemeinsam vor der Kamera stehen....! Nachdem mir "Das Salz der Erde" als erster Wenders-Film seit vielen Jahren gut gefiel, wollte ich "Every thing will be fine" unbedingt im Kino sehen. Anfangs noch interessant durch Kameraführung, schöne bunte Bilder und die etwas seltsam aufgerollte Story, verschiesst der Film nach und nach sein Pulver und badet in Klischees, inclusive dem unsäglichen Schluss, wo Franco die Morgensonne ins Gesicht scheint....uuuh....Hoffnung....ja haben wir verstanden...! Gainsbourg hat nach "Antichrist" und "Nymph()maniac" ihr Rollenspiel gleich Null geändert, was schade ist....sie kann es wirklich besser!

                                              Ich bin zweimal eingeschlafen und die beiden unbekannten SitznachbarInnen haben mehrmals gelacht aufgrund des pathetischen Geschehens.

                                              Ein Pluspunkt: es ist schön, wenn Filmemacher wie Wenders dem Zeitgeist trotzen und lange Einstellungen mit wenigen Schnitten auf die Leinwand bringen.

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                                                Fando_Y_Lis 17.05.2015, 21:44 Geändert 17.05.2015, 22:43

                                                Na dann wollen wir mal sehen, ob Herr Armstrong mit seinen Prophezeiungen recht hat und der Euro oder die europäische Union im Oktober diesen Jahres den Bach runter gehen oder zumindest die grösste Krise seit Anbeginn aller "E"-Wörter hereinbricht.

                                                Könnte hinhauen, da der Film es so darstellt, dass sich der Hauptakteur sich noch nie getäuscht hat.

                                                Der Film: ein bisschen zu zerfranst erzählt, natürlich etwas einseitig - wobei der Vorwurf entkräftet werden kann durch dem Umstand, dass die "andere Seite" ja nun seit Jahrzehnten die Welt manipuliert. Weggefährten, Kollegen und Familienmitglieder von Martin Armstrong erzählen mal mehr und mal weniger spannend ihre Versionen, Anekdoten und Meinungen zum Geschehen. Der "Held" selbst ist meist in Vorträgen, auf Zeichnungen und in relativ aktuellen Interviews zu sehen.

                                                Kann man anschauen. Noch besser: die Geschehnisse und die Weltpolitik via Net und hoffentlich klugen und ausgewogenen Medien erforschen. Dazu animiert der Film nun wirklich relativ stark. Das ist ein Pluspunkt.

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                                                  Fando_Y_Lis 15.05.2015, 11:30 Geändert 17.05.2015, 22:12

                                                  Doku über Fassbinder mit unter Anderem drei "seiner" Diven (Ingrid Caven fehlt aus unerfreulichen Gründen, die fetten Punktabzug bedeuten) die in längeren Interview-Szenen Sachen erzählen, die Filminteressierte und besonders Fassbinder-Fans längst schon wissen.

                                                  Wir waren zu viert im Kino und für zwei von uns gab es keine EINZIGE Neuigkeit im Film zu entdecken - wirklich nichts.

                                                  Dennoch ein sehr kurzweiliger Film, der mit bisher nicht gesehenen Outtakes etlicher Spielfilme des Regisseurs aufwartet. Auch die Interview-Passagen mit Margit Carstensen, Irm Hermann und Hanna Schygulla sind interessant, vor allem weil zu sehen ist, wie unterschiedlich und in welche Richtungen sich die drei Damen im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt haben: nicht nur durch das was sie sagen sondern auch besonders durch die (Selbst-)Inszenierung in dieser Doku. Hanna Schygulla bewegt sich allerdings deutlich an der Grenze zum Infantilen, wenn sie beim Erzählen vorgedruckte Bildchen bunt ausmalt. Ist das ihre Reaktion auf die anscheinend ziemlich unerfreuliche Nachlassverwalterin? (Siehe den unten angefügten Link).

                                                  Etliche Zeitgenossen jener Tage sind in der Gegenwart des Films aus dem einfachen Grund nicht präsent, weil sie leider verstorben sind, wie zum Beispiel Brigitte Mira, Kurt Raab, El Hedi Ben Salem und Peer Raab. RIP.

                                                  Die Doku hat ein etwas wiki-mässiges Filmwissen bebildert. Das kann man sich durchaus vergnügt anschauen und gut finden (so wie ich) aber es ist kein Meilenstein der Dokumentations-Historie.

                                                  So, hier ein Link der mal ein bisschen Licht ins leider etwas traurige Dunkel bringt: http://www.morgenpost.de/kultur/berlin-kultur/article140250045/Die-alten-Weggefaehrten-arbeiten-sich-an-Fassbinder-ab.html

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                                                    Fando_Y_Lis 27.04.2015, 08:20 Geändert 17.05.2015, 22:17

                                                    Achtung Spoiler.

                                                    Was sagt der nette türkische Gemüsehändler hier um die Ecke zum ersten Teil von "Freitag der 13."? "Is Klassika!"

                                                    Das gleiche gilt für Lucio Fulci´s "Woodoo" oder "Zombie Flesh Eaters" oder "Zombie" oder "Island of the living dead" oder "Zombi 2" oder "Sanguelia" oder wie auch immer der Film in verschiedenen Zeiten und Ländern heisst und hiess.

                                                    Es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen dem italienischen (Fulci etc.) und dem amerikanischen (Romero etc.) Zombie-Film: Geld für die Produktion ist immer knapp. Dann gibt es zwei deutliche Unterschiede: Romero: politisch, Fulci: nicht politisch. Romero: die Zombies sehen eher glatt und blau-grau-grünlich aus. Fulci: die Zombies sehen total verschmoddert aus, als hätten sie sich nach 400 Jahren in der Erde liegen gerade ausgebuddelt.

                                                    Damit sind wir auch schon beim grossen Plus von "Woodoo": die Maske sowie die Special Effekts Leute haben ganze Arbeit geleistet: auch auf der rekonstruierten Filmversion auf BluRay gibt es absolut nichts zu meckern und gerade jetzt ist zu sehen, wie liebevoll und gut die Masken sind - die Gore-Effekte ebenfalls, auch wenn diese sehr handgemacht und nach künstlicher Farbe ausschauen. Der Film hat nämlich was, das perfekten Hollywoodproduktionen komplett abgeht: auch bei holprigem Drehbuch und meist nicht besonders guten Darstellern (von den beiden Charakter-Darstellern Ian McCulloch und Richard Johnson mal abgesehen) ist der Film sehr charmant und punktet vor allem durch seine ATMOSPHÄRE! Gepaart mit der wundervollen MUSIK! Dazu gibt es teilweise sehr schöne Kameraaufnahmen und -Perspektiven zu sehen, sowie eine der absurdesten Szenen der Filmgeschichte:

                                                    Die bestaussehendste Dame des Ensembles entkleidet sich, um zu tauchen und oh nein! Es sieht so aus als ob sie von einem Hai gefressen wird! (Haie waren ja neben Zombies zur Entstehungszeit des Films der Renner, und da es üblich war, Genres nicht nur zu kopieren, sondern auch durcheinander zu bringen, passte das mit dem Hai ja ganz wunderbar. Fulci hatte 20 Minuten Unterwasseraufnahmen von Haien, und die wollte er auch mal unterbringen - hier passte es!) Aber da naht auch schon neues Unbill in Form eines Unterwasser-Zombies, wodurch die Frau allerdings gerettet wird, da Hai und Zombie sich einen erbitterten Fight liefern!

                                                    Die Schluss-Szene mit den vielen Zombies, welche über eine Brücke nach New York gehen, während der Radiomoderator apokalyptisches Zeug im Äther erzählt, ist grandios (das es inzwischen diese beiden Türme nicht mehr gibt, die hier links im Bild zu sehen sind, macht die Szene nicht weniger gespenstisch).

                                                    "Woodoo" ist aus meiner Sicht eins von über den Daumen gepeilt fünf Meisterwerken von Fulci und stammt aus der Höhe seiner Schaffensphase. Es ist der Antagonist zu Romero´s "Dawn of the dead" und steht, so wie der Romero-Film - als herausragender Beitrag zum Genre an dessen Spitze.

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