Fando_Y_Lis - Kommentare

Alle Kommentare von Fando_Y_Lis

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    Fando_Y_Lis 14.02.2016, 07:34 Geändert 15.02.2016, 09:40

    Aus der Rubrik "Man wird so at wie eine Kuh und lernt noch immer was dazu" heute der Beitrag: "Hurra - mein erster Sergio Martino-Film!" Den Namen hatte ich vor ein paar Tagen in meinem Kalender notiert, da der Audio-Kommentator auf Mario Bava´s Blu Ray "Rabid Dogs" mehrmals seinen Namen erwähnte und dabei Bava und Martino verglich. Zufällig hab ich dann auch noch "Torso" (in deutsch: "Die Säge des Teufels", nicht zu verwechseln mit Franco´s "Die Säge des Todes), bekommen und war doch überrascht, was dieser Film zu bieten hat. In den ersten Minuten leicht enttäuscht, weil ich dachte, hier handelt es sich um billig und schnell runter gedrehten lieblosen Rotz, änderte ich die Meinung recht bald, denn:
    Martini schafft es, eine sleazy Atmosphäre zwischen Softsex, Giallo und Slasher zu zeigen, ohne die Balance zu verlieren. Dabei erzeugt er ein gewisses Maß an Spannung, Amüsement und schockierenden Gore-Momenten, die ihrer Zeit zweifellos weit voraus waren. Letztere sind zwar manchmal etwas zu leicht als Puppen mit Himbeermarmelande oder Ähnlichem zu durchschauen, das bereitet dem Spaß aber keineswegs einen Abbruch. Die Handlung wandelt ständig zwischen den drei obigen Elementen hin und her und wird dabei durch einen ebenso schlafwandlerisch einhergehenden Soundtrack begleitet, der sich zwischen Goblin (noch mal hurra!) typischem Prog- und auch Psychedelic Rock sowie einem gerüttelt Maß an italienischem Easy-Listening bewegt.
    Kleine Bild- und Soundfehler (zumindest auf meiner DVD) lassen das Ganze charmant wirken und erinnern an Tarantino´s Rumspielereien im "Grindhouse"-Double. Das Einfügen von bisher fehlenden Szenen in italienischer Original-Sprache setzt dem Ganzen die Krone auf - der Film ist die meiste Zeit in englisch zu goutieren.

    "Torso" hat durchaus seine Längen, die darstellerischen Leistungen sind meistens nicht der Rede wert und manchmal sogar peinlich, allerdings ist die Atmosphäre als total gelungen zu bezeichnen. Dies liegt zum Teil an der gerade genannten Musik, aber mit Sicherheit auch an dem Setting auf malerischen, unrenovierten italienischen Marktplätzen, den "einfachen Leuten" als Statisten (die könnten aus einem früheren Pasolini-Film stammen) und auch einige fein anzuschauende Kulissen wie zum Beispiel ein nebliger Wald, der so künstlisch hergestellt wirkt, als wäre Mario Bava am Werk gewesen.

    Persönlich gefällt mir die Rollenverteilung nicht: Frauen kreischen, stöhnen und rennen weg, Typen sind Alpharüden und Macker. Das liegt wohl a. an der Entstehungszeit und b. an Italien liegen (meine italienischen Freunde erzählen öfter, es sei heute in ihrem Land in dem Punkt noch ganz genau so...)

    Wie dem auch so: unter´m Strich hat Sergio Martino ein unterhaltsames, fieses Gute-Nacht-Märchen für Horror-, Giallo- und Oldschool-Grusel-Fans gedreht.

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      Fando_Y_Lis 12.02.2016, 22:21 Geändert 12.02.2016, 22:36

      Hitchcock goes James Bond....eigentlich nicht die schlechteste Idee.
      Leider ist die Umsetzung aus gar nicht wenigen Gründen fast komplett in die Hose gegangen.

      Erstmal ist Bernard Herrmann als Komponist nicht mehr dabei. Warum Hitchcock dessen für "Torn Curtain" komponierte Musik nicht mochte, weiß ich leider nicht.

      Paul Newman und Julie Andrews sind jede/r für sich schon mal ´ne Fehlbesetzung, und zusammen passen sie schon mal gar nicht. Ich hätte gerne Richtung Fernseher gerufen: "He, ihr sollt so SPIELEN, als ob ihr euch nicht allzu nahe steht. Die Zuschauer sollen nicht automatisch merken, daß die Chemie SOWIESO nicht stimmt! Vielleicht hätte Hitchcock euch zur Strafe etwas von der völlig überzogenen Gage abziehen sollen, die mitverantwortlich für das Desaster an Film ist, weil ein Großteil des Budgets zu euch beiden gewandert ist!" :o)

      Weitere grausame Kostbarkeiten: die DDR ist dermassen holzschnittartig und klischeehaft dargestellt, so schlimm KANN es dort einfach nicht gewesen sein: es wirkt so als habe es in diesem Land nur Staatsicherheits-Mitarbeiter, bittergesichtige Rentner, völlig verarmte Bauern die leben wie im achtzehnten Jahrhundert, vertrottelte Volkspolizisten sowie EINE verrückte Alte, die sich in Weltfremdheit geflüchtet hat gegeben.

      Technisch gibt es die viel zu vielen Rückprojektionen zu bemängeln, die äusserst auffällig anzuschauen sind.
      Auch diverse Logiklöcher fallen auf, etwas das der Meisterregisseur sonst so gut wie immer vermieden hat. Ob es an der knappen Zeitspanne lag? Es ist bekannt das Hitchcock sich sehr lange und genau auf einen Film vorbereitet hat, bei "Torn Curtain" war dies leider nicht der Fall.

      So - genug gemeckert. Natürlich gibt es auch in diesem Hitchcock ein paar tolle Sachen, so die bereits öfter genannte Mordszene auf dem Bauernhof: super inszeniert, für die damalige Zeit wohl eine eher deutliche und krasse Killer-Darstellung, wobei auch diese albern wirkt ab dem Moment, wo die Bäuerin dem Bösi die Schaufel anstatt gegen den Kopf auf die BEINE haut. Das fand ich schon ziemlich lustig, doch als dabei auch noch ein Geräusch ertönte, als würde ein Hammer gegen ein Metallrohr geschlagen, brach ich wirklich in Lachen aus.
      Ein Freund von mir ist Film-Sound-Designer. Wenn der so was wie diese Szene mitbekommt, ist mit einer mindestens dreißigminütigen Schimpfkanonade zu rechnen ;o) Und bei einem Hitchcock-Film hätte ich so was echt nicht erwartet....

      Die ebenfalls mit dem Film häufig in Verbindung gebrachte Bus-Szene ist zwar spannend, aber auch total unlogisch und viel zu holprig inszeniert. Julie Andrews spielt ihre Verstecker-Rolle hier dermassen auffällig, das jemand schon sehr dumm sein muss, sie zu suchen und überhaupt nicht zu bemerken.

      Interessanterweise sind die drei deutschen beigefügten Darsteller Felmy, Kieling und Strack den beiden Hollywood-Superstars in diesem Film überlegen.

      Unter´m Strich ist dieser Film ziemlich schlecht. Für einen Hitchcock-Film ist er beinahe eine Katastrophe. Den schaue ich wahrscheinlich kein zweites Mal an, während "Psycho", "The Birds" und "Vertigo" es schon mindestens zehnmal in meinem Leben geschafft haben, im Kino, im TV, auf DVD, auf Blu Ray oder auf .......................... (geben Sie hier in circa vier Jahren das neueste Format ein!) mit grösstem Vergnügen gesichtet zu werden.

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        Fando_Y_Lis 09.02.2016, 23:25 Geändert 12.02.2016, 22:44

        In einer Welt, wo alles komplett durchorganisiert ist und die Leute fast schon ausflippen, wenn die U-Bahn mal zwei Minuten Verspätung hat, bekommt ein Film ganz viele Oscars, der einen wieder erschlankten und intensiv spielenden diCaprio zeigt der in wilder Natur nach der wir uns ja alle sehnen aber die gar nicht immer so toll dafür aber anstrengend und gefährlich ist erst in eine Indianer-Schlacht gerät, dann in einer wirklich wahnsinnig beeindruckenden Szene fast von einem Bären getötet wird, um anschließend einen Wild-West-Survial-Schnee-Trip hinzulegen der sich gewaschen hat - inclusive rennen-reiten-schwimmen-kämpfen direkt nach beinahe tot gewesen sein, dazu aufwärmen in einem ausgenommenen Pferd...igitt.......und weil der Film zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts spielt hat niemand ein Handy und es gibt keinen Internetanschluss....was den Handlungsverlauf deutlich beeinflusst und verlängert, weswegen der Film dann auch über zweieinhalb Stunden dauert.

        Das war meine Ein-Satz-Kritik zu einem guten, aber auch sehr gehypten Film :o)

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          Fando_Y_Lis 09.02.2016, 18:34 Geändert 09.02.2016, 18:36

          Ein etwas anderer Film vom italienischen Maestro: anstatt malerisch-düstere (handgemachte) Wälder sowie ebensolche bunt angeleuchteten Spukhäuser oder Slasher-Inseln gibt´s hier eine realistisch wirkende Gangster-Geisel-Verfolgungs-Autorenn-Story mit schönen Frauen, noch schöneren Männern (die Geiselnehmer ;o) einer unfassbar nervigen Anhalterin (die erinnert eher an Personen aus dem Frühwerk von Almodóvar, ohne deren Lustigkeit zu erreichen) und einem unschuldigen Kind, welches krank in dem bereits erwähnten Auto liegt und so eine Art Trumpfkarte des Geschehens ist. Oder sein sollte.
          Denn weder das Kind noch irgend jemand sonst von den Beteiligten erweckt groß Interesse, da sie alle während der sechsundneunzigminütigen Laufzeit null Entwicklung durchlaufen und auch nichts an ihrem Verhalten Sympathiepunkte erzeugt. Auch das eigentlich erschreckende Arschloch-Verhalten der Kidnapper (erinnert teilweise an Craven´s "Last house on the left") berührt nicht wirklich. Das könnte allerdings daran liegen, dass seitdem in dem Genre sehr viel sehr Schockierendes gedreht wurde.

          Positiv zu bemerken ist, wie flott der Streifen inszeniert ist und natürlich das überraschende und böse Ende.

          Kann man sich anschauen, aus meiner Sicht aber eher auf dem Weg zum Bava-Komplettisten.
          Als Einstiegswerk für seine Arbeiten nicht zu empfehlen, da ein Fehleindruck über den häufig tollen Meister entstehen könnte.

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            Fando_Y_Lis 07.02.2016, 15:34 Geändert 07.02.2016, 16:01

            Als Jungspund sah ich gerne die Schaukästen des Kinos in der kleinen Stadt an, wo ich zur Schule ging. Jeden Freitag wurden diese umgestaltet (damals war der Programmwechsel noch nicht donnerstags) und ich war immer gespannt. Neben dem regulären Zeug interessierten mich vor allem Nicht-Mainstream-Filme, die als Spätprogramm für Freitag und Samstag in einem kleineren Fenster ausgehangen wurden. Meistens handelte es sich dabei um einen Softsex- und um einen Horrorfilm. Neben den abgebildeten Zombies, Ingrid Steeger, Kannibalen und Alpenglühereien gab es dort auch mal ein interessantes Plakat wo drauf stand: "Hexen bis aufs Blut gequält". Gerne hätte ich mir das mal angeschaut, aber ich war zu jung und es gab keine Möglichkeit, so spät am Wochenende in die Stadt zu kommen. So blieb die Frage, ob dieser Film "zu hart" für mich ist, für viele Jahre unbeantwortet.

            Bis gestern.

            Das ganz tolle britische Arrow-Label hat mal wieder eine Referenz in Sachen Veröffentlichung gebracht, denn "Mark of the devil" (so heisst der Film im Original) ist in guter BluRay-Qualität zu sichten, ergänzt wird das Ganze durch viele Bonus-Features (über den Daumen gepeilt hab ich fünf Stunden gezählt).

            Der Film hat ein ambivalentes Gefühl hinterlassen. Im Grunde genommen handelt es sich bei "Hexen bis aufs Blut gequält" um abgefilmtes Bauerntheater, qualitativ aufgewertet durch den etwas gegen den Strich besetzten Herbert Fux, die hübsche Olivera Katarina, und selbstverständlich durch B-Film-Ikone Udo Kier.

            Eine Spannungskurve gibt es nicht, die meisten Darsteller fallen durch pointiertes Overacting auf, und die beiden Regisseure haben offensichtlich noch nichts davon gehört, das Film durchaus auch Kunst sein kann, sondern halten ohne Extravaganzen in Sachen Beleuchtung, Kameraführung oder Schnitt-Gedanken halt drauf. Herausstechend im wahren wie im übertragenen Sinne sind die Gewalt-Szenen, sprich: die Gräueltaten der Hexenjäger. Und hier tritt der Punkt "Ambivalenz" am deutlichsten zutage: der Film zeigt Dinge, die millionenfach in der Realität stattgefunden haben. Das Wissen um diese historische Tatsache trübt den Unterhaltungsfaktor und hinterlässt kein Popcorn-Trash-Gefühl, sondern eher etwas Unangenehmes, ähnlich wie Michael Haneke´s "Funny Games" oder gar Pasolini´s "Salo". Der Film spricht anfangs zwar die Geschichte der Hexenverfolgung an, zeigt sich dann aber als Explotation-Werk, ähnlich wie Kannibalen-Filme.
            Es macht demnach nicht wirklich Spaß, "Hexen bis aufs Blut gequält" anzuschauen und ich fragte mich mehrmals, für welche Zielgruppe der Film eigentlich produziert wurde.

            Positiv anzumerken ist auf jeden Fall, daß es so ein Werk überhaupt gibt und das es Regisseure und Produzenten gab (und gibt) die sich so einem seltsamen Non-Mainstream-Bastard verschreiben. Gut sind - wie schon oben bemerkt - einige der Darsteller, dazu kommt ein teilweise echt interessanter Score von Michael Holm (ja genau, von dem Schlagersänger) und eine sowohl im englischen wie auch im deutschen gut zu goutierende Sprachfassung.

            Wie ich hörte, hat der Film so eine Art Mini-Hexen-Film-Buzz erzeugt, der aber keineswegs an andere heranrollende Phänomene wie Zombies, maskierte Killer oder außerirdische Horrorgestalten heranreichte.

            Als Horror- und Trash-Fan sollte man "Mark of the devil" schon gesehen haben, allein weil der Film wirklich eigenartig und im Grunde genommen sogar einzigartig ist und sich allen Kategorien entzieht.

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              Fando_Y_Lis 02.02.2016, 20:56 Geändert 02.02.2016, 21:07

              Drei (harte) Nüsse für Fando_Y_Lis:

              "Oh je, die reden ständig in diesem Fachchinesisch! Und der Film dauert 131 Minuten! Bestimmt werde ich mich langweilen..."

              "Das ist ja so flott inszeniert wie die Serie "Arrested Development"....mit diesen seltsamen Kamera-Einstellungen und dem semi-dokumentatorischen Rumgewackel...und dann die schnellen Texte....! Bestimmt bekomme ich nur die Hälfte mit...."

              "Christian Bale, Ryan Gosley und Brad Pitt sehen überhaupt nicht so aus wie die handelsüblichen Hollywood-Schönlinge, als die sie sonst so gelten, sondern eher als würden sie frühmorgens gerade die Gartenpflanzen mit einem Wasserschlauch besprühen. Wo ist die Attraktivität? Wo ist der Glamour?" (Da wir hier im Internet sind, wo der Tonfall nicht einzuschätzen ist, sag ich mal: hier waren hochgezogene Augenbrauen im Spiel.... :o)

              Jedoch:

              Der Regisseur lässt (uns) ahnungslose Nicht-Banker kaum im Regen stehen, sondern es wird auf teilweise witzige und auf stets unterhaltsame Weise das böse Banker- und Wolf-im-Wall-Straßen-sein erklärt. Das ist äusserst kurzweilig (auch durch das Auftreten von Gaststars, die einem Dinge erklären, die man unbedingt schon mal immer oder aber auf gar keinen Fall wissen wollte) wobei ganz klar die Ernsthaftigkeit der Situation (allein in USA 8 Millionen Leute ohne Job und 6 Millionen ohne Haus oder Wohnung durch diesen Quark) im Mittelpunkt steht. Häufig schwankt man zwischen Betroffenheit und Kichern. Vor allem kann man kaum glauben, dass diese Groteske auf wahren Begebenheiten beruht. Daran wird man beim Absprann noch mal erinnert, wo zu lesen ist was aus all den Beteiligten geworden ist.

              Dass die Banken nicht zur Rechenschaft gezogen wurden sondern das Milliarden und Abermilliarden zur "Rettung" von diesen abgezogen wurden und gleichzeitig wirtschaftliche Probleme auf Arme, Migranten (und neuerdings auch auf Lehrer, wie der Film sagt) geschoben wurde, ist eine sehr traurige und bittere Realität.

              Dennoch hat der Film es geschafft, das ich hinterher total gut gelaunt das Kino verlassen habe,. Ich bin jetzt noch am Rätseln wie der Regisseur das so gut hinbekommen hat und ziehe echt mal meinen Hut vor ihm.

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              • 8 .5
                Fando_Y_Lis 20.01.2016, 22:17 Geändert 20.01.2016, 22:17

                Bonjour Tristesse...!

                Der erste Langfilm von Aki Kaurismäki - natürlich mit dem tollen Matti Pellonpää und der noch viel tolleren Kati Outinen. Wie so oft geht es um das Schicksal einer - oder hier mehrerer - Personen aus dem Proletariat. Ein Müllmann und eine Verkäuferin finden zueinander. Dies passiert nicht ohne Schwierigkeiten und teilweise gehören auch Widrigkeiten dazu. Allerdings kommt eine seltsame Form von Humor auch nicht zu kurz - außerdem ist der Film einer von Kaurismäki´s Werken welches dann doch noch Hoffnung bei allem grauen Lebensunsinn versprüht.

                Und selbstverständlich wird die ganze Zeit geraucht als gäbe es kein Morgen.

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                • 5 .5

                  Regisseur David O. Russel schafft es, das man sich nach dem Betrachten seiner Filme trotz teilweise guter (Jennifer Lawrence) oder herausragender (Christian Bale) Darsteller nach drei Wochen kaum noch an das Gesehene erinnern kann. Dieses Mal bleiben neben Jennifer (die immerhin in der zweiten Hälfte des Films doch noch einige gute Auftritte hat) Robert de Niro sowie die sonst immer so tolle Diane Ladd etwas farblos (sie ist übrigens in der HBO-Serie "Enlightened" die Mutter von Laura Dern´s Charakter, in der "Realität" ist sie ebenfalls deren Mutter).

                  "Joy" zeigt uns in einer sehr lang gezogenen ersten und in einer etwas spannenderen zweiten Stunde, wie eine etwas orientierungslose Frau einen Wischmop erfindet, der via TV-Shopping einen Siegeszug antritt. Gut sechzig Minuten lang weiß der Film nicht, was er soll und wohin die Reise geht (ähnlich wie die Hauptperson, aber ich traue dem Regisseur nicht zu, dass er dies als filmisches Stilmittel verwenden wollte) und dann wird es etwas spannender und interessanter, aber auch nicht so wirklich,. Ich hab nicht mal den Abspann zu Ende geschaut, was ich nur unterlasse wenn mir langweilig war oder ich mich über den Film geärgert habe.

                  Nicht das "Joy" wirklich schlecht ist: es wurde aber nichts rausgeholt bei der Umsetzung. Sogar Robert de Niro wirkt etwas fade und - wie in seinen meisten letzten Filmen - unterfordert, da er anscheinend nicht mehr als großer Darsteller gebucht wird, sondern dann wenn stereotypische Rollen als etwas grantiger Opa gefragt sind. Schade, schade.

                  Am besten gefiel mir noch Bradley Cooper, der seine ambivalente Rolle als leicht schmieriger TV-Stationen-Manager zwischen sympathisch und Kotzbrocken gut austariert.
                  Cie Musikauswahl ist teilweise sehr gelungen und manchmal hübsch bissig, das rettet den Film aber leider nicht.

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                  • Fando_Y_Lis 11.01.2016, 08:01 Geändert 11.01.2016, 08:03

                    So weit ich die Filme aus der Liste gesehen habe (bei den meisten ist das leider der Fall ;o) stimme ich zu, allerdings finde ich "TCM - The Beginnig" nicht mißlungen - sondern "nur" widerlich, aber das will der Film wohl auch sein.......Technisch und atmosphärisch gut gemacht finde ich ihn auch. Was "Der Anfang" beim Exorzisten angeht: ich finde das Teil 2 "Der Ketzer" der mit Abstand schlechteste aus der Reihe ist - aus meiner Sicht ist er sogar einer der schlechtesten Filme aller Zeiten!

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                    • 5 .5
                      Fando_Y_Lis 10.01.2016, 09:54 Geändert 10.01.2016, 09:54

                      Kleinfamilie ist von London in einen irischen Wald gezogen. Dieser wirkt in den ersten Bildern beschaulich, aber da es sich um einen Horrorfilm handelt ist schnell klar das der erste Eindruck täuscht: es verbirgt sich etwas Böses und Finsteres im Dickicht und im Dunkeln, was auf alten Legenden beruht.
                      Tausendmal gesehener Ansatz, funktioniert im ersten Drittel ganz gut, doch wird viel zu früh ins Licht gezerrt wie das Böse ausschaut. Da die Monster nicht mal gut in Szene gesetzt oder gestaltet sind, war für mich ab dem Moment die Luft fast komplett raus. Da nützt auch das offensichtlich von Cronenberg´s "The Rly" inspirierte Körperveränderungs-Thema nix.
                      Überhaupt: sich woanders bedienen wird bei "The Hallow" groß geschrieben: "The Descent", "The hills have eyes", ja sogar "The Evil Dead" wird deutlich zitiert, ohne jemals die Klasse jener Werke zu erreichen, da ales zu abgekupfert, zu hastig und zu flach inszeniert, zu uneigenständig.

                      Schade eigentlich, denn die Darsteller wirken sympathisch und können was, die anfänglichen Bilder des Waldes wirken vielversprechend, und ein paar gruselige bzw. Schreckmomente hat der Film schon. Positiv zu bemerken ist auch wie das Tempo und die Dramaturgie nicht nur auf hohem Level bleibt, sondern sich dauernd leicht steigert. Dennoch tritt nach weniger als einer halben Stunde eine routinierte Langeweile ein.

                      Da dies der erste Spielfilm von Corin Hardy ist, wird es spannend sein zu sehen, wohin die Reise geht. Könnte echt was draus werden beim nächsten Mal, wenn ein paar Kardinalfehler vermieden werden.

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                      • 5 .5
                        Fando_Y_Lis 05.01.2016, 19:14 Geändert 05.01.2016, 19:16

                        Besonders hohe Erwartungen hatte ich an den Film nicht, deshalb war ich auch nicht enttäuscht.

                        So gut ich das zugrunde liegende Buch finde und so sympathisch mir Hape Kerkeling ist: der Film funktioniert leider nicht wirklich. Das liegt natürlich daran, das jemand anderen den sehr bekannten Hape spielt, wobei Devid Striesow nicht schlecht ist, er wirkt halt wie eine ganz andere Persönlichkeit, da nützt es auch nichts, das er - zumindest in "Ich bin dann mal weg" Hape sogar ein bisschen ähnlich sieht.

                        Das Buch lebt von Hape´s Gedanken und von seinem Wortwitz. Das lässt sich nicht einfach so auf die Leinwand übertragen, auch nicht, wenn im Off Zitate aus dem Buch vorgetragen werden. Der Film wirkt ein bisschen so als wüsste er die ganze Zeit nicht wohin. Es dümpelt alles mit einigen nicht besonders starken Pointen vor sich hin und wird aufgelockert durch Kindheits- und Jugenderlebnisse von Hape.

                        Schauspielerisch ist "Ich bin dann mal weg" auch nicht wirklich gut. Lediglich die fast immer tolle Martina Gedeck kann in einigen Szenen wirklich punkten. Der Gitarren-Soundtrack hat mich genervt und erinnert an langweilige Dokus im Nachmittagsprogramm des Fernsehens.

                        Positiv fand ich die Kamera-Arbeit. Hier wurde ordentlich aufgefahren mit Kranfahrten und anscheinend auch Hubschraubereinsatz. Es gibt viel zu sehen vom Jakobsweg: wunderbare Landschaften, mal karg und mal äusserst idyllisch, aber auch eine fies wirkende Stadt und befahrene Strassen - sowie natürlich Herbergen (in denen ich für kein Geld in der Welt übernachten möchte - Hape ja anscheinend auch nicht ;o) und am Schluss Santiago de Compostela, wobei mir hier das christliche Drumherum zu sehr im Mitelpunkt stand, aber das ist Geschmacks- bzw. Glaubenssache.

                        Unter´m Strich: das Buch lese ich mit Sicherheit noch mindestens einmal, den Film schaue ich wohl nicht erneut an.

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                        • 1 B-Movie
                          2 Weekend
                          3 Carol
                          4 Lilting
                          5 Ich seh, ich seh
                          6 Der Staat gegen Fritz Bauer
                          7 Sicario
                          8 Love
                          9 Mad Max Fury Road
                          10 Victoria

                          1
                          • Fando_Y_Lis 04.01.2016, 22:08 Geändert 04.01.2016, 22:23

                            Interessanterweise hab ich fünf Filme aus den "Flop 10" nicht angeschaut, weil mir die Trailer schon suspekt waren. So auch Werner Herzog´s "Königin der Wüste". Von Herzog finde ich fast alle Filme toll, aber das hier sah einfach nach simplem Pathos aus. Siehe auch "Ewige Jugend". In den Programmkinos lief der Trailer gefühlte acht Monate lang, und ich war jedes Mal genervt wenn ich Harvey Keitel und Michael Caine ihrer mega-unlustigen Sätzchen aufsagen hörte.

                            Zu Platz 1 "Jurrasic World": ich befürchte, "wir" werden nicht so viel gegen die Hollywood-Blockbuster-Gigantomanie ausrichten können, da "wir" einfach nicht das Zielpublikum sind und - siehe "Fack Ju Göhte" es darum geht, Teenies das Geld aus den Taschen zu ziehen...und derzeit wird sehr viel dafür getan, dass diese Cola-Smartphone-Fackjugöhte-Weißmehlbrötchen-Me Myself & I-RTL2-Generation gestig und kulturell komplett den Bach runter geht...

                            Zu "Inside Out" (Alles steht Kopf) hab ich allerdings eine ganz andere Meinung: den fand ich gut und lustig, auch wenn ich ein leicht unbehagliches Gefühl dabei hatte, die komplexe emotionale Welt eines Menschen auf fünf bunte Figuren reduziert zu sehen.

                            "Taxi Teheran" fand ich interessant - auch aufgrund der Herstellungsgeschichte. Ich finde es nicht schlimm das ein Film der komplett und mehr oder weniger illegal in einem Taxi gedreht wurde nicht ästhetisch ist.

                            P. S.: Ich bin etwas neidisch auf 170 gesehene neue Kinofilme im letzten Jahr....Ich hab es "nur" auf 99 gebracht.... :oP

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                              Fando_Y_Lis 04.01.2016, 21:19 Geändert 04.01.2016, 22:19

                              Nachdem ich von der ersten Staffel leicht enttäuscht war (weil HBO drauf steht und der Sender fast immer für höchste Qualität steht) bin ich von Staffel zwei relativ begeistert.

                              Etliche Schwachpunkte von Staffel eins finden nicht mehr statt als da waren: unlogische Handlung, nicht unbedingt gut spielende Darsteller, zu viele ungelöste Fragen, Softsex in penetranter Weise als Story-Füllmaterial.

                              Vor allem durch die auf der Blu Ray befindliche Mini-Serie "Banshee Origins" werden einge wichtige bisher nicht beantwortete Fragen geklärt. Die Serie wirkt jetzt nicht nur klarer und strukturierter, sondern auch viel souveräner, was Drehbuch, Regisseure sowie die Akteure angeht. Zudem sind einige Spielereien mit an Bord: parallel verlaufende Geschichten, die zackig geschnitten gleichzeitig erzählt werden. Folge 5 wartet anstatt der üblichen Industrial-Rock-Beschallung komplett mit interessanter Postrock-Mucke auf. Nebenstories stehen auf einmal in der Mitte der ganzen Banshee-Geschichte, was den Focus über ganze Folgen vom Hauptdarsteller Antony Starr nimmt. Der ist ja wirklich niedlich, kriegt die Show aber regelmässig von (natürlich!) Ulrich Thomsen, Frankie Faison und Zeljko Ivanec (der ist bekannt aus gefühlt dreitausend anderen Serien von "Oz" über "Heroes" bis zu "Damages") gestohlen.

                              Die Experimentierfreude steht der Serie gut und war auch nötig, um über einige Mängel der ersten Staffel hinweg zu kommen. Ich bin gespannt auf die Staffeln 3 und 4. Danach ist Schluss.

                              Es gab die Übereinkunft, die Story sei bis dahin auserzählt. Ist vielleicht auch besser so. Ein Desaster wie die letzten Staffeln von "Lost" oder "X-Files" muss ja nun wirklich nicht sein...

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                                Da in achthundert Trilliarden Fernsehsendungen, Zeitungen, Magazinen, Foren und Webpages schon geschrieben wurde, wie toll dieser Film ist, brauche ich das ja jetzt nicht noch auch zu tun :oP

                                Medien-Kenner und Medien-wie-sie-funktiionieren-Durchschauer J. J. Abrams hat beim Buzz vor´m Release fast alles richtig und beim Relaunche des Spielzeug-Verkaufs-Franchises vieles richtig gemacht: herausgekommen ist eine leicht oldschoolige Erzählung mit "richtigem" Star-Wars-Feeling (das weiß ich weil ich als Dreikäsehoch die ersten drei Filme im Kino sah) aber es ist auch ein bisschen Reißbrett-Berechnung im Sinne "Wir machen es jetzt wirklich ALLEN recht" dabei.

                                Zwei alles andere als langweilige Stunden mit neuen Darstellern und so einigen wichtigen alten Haudegen sind vergnügliches Popcorn-Kino und zeigen noch mal auf, wie sehr Hollywood in den letzten Jahren den Bach runter gegangen ist, im Gegensatz zu den aufgepumpten, seenlosen, superteuren, konfusen, häufig viel zu komplizierten Produktionen (insbesondere bei bereits etablierten Franchises wie z. b. Comic-Verfilmungen) ist der neue "Star Wars" zwar nicht zwingend notwendige, aber gut gemachte Kinounterhaltung.

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                                  Fando_Y_Lis 22.12.2015, 20:21 Geändert 22.12.2015, 21:46
                                  über Carol

                                  Nach dem gestrigen Kinobesuch (Gaspar Noe´s "Love", ein sehr guter Film, in dem häufig und explizig gevögelt wird) heute ein weiterer, ebenfalls sexueller, aber ganz anderer Sprung ins kalte Wasser mit Todd Hayne´s "Carol", super besetzt mit Cate Blanchett und Rooney Mara. Nach den beiden Haynes-Meisterwerken "I´m not there" und "Far from heaven" hatte ich Angst, das meine sehr hohen Erwartungen enttäuscht werden. Dem ist nicht so.

                                  Als ich noch sehr jung war und auf dem Land wohnte, wurde die Verfasserin des zugrunde liegenden Romans Patricia Highsmith gerne von Schwulen und Lesben gelesen. Das konnte ich mir nicht so ganz erklären und wurde informiert, das "ihre" Romanfigur Mister Ripley möglicherweise schwul sei, und es wurde auch was gemunkelt von einem lesbischen Roman, den Highsmith unter einem anderem Namen veröffentlicht habe. 1990 kam dann heraus, das diese Vermutung richtig war, denn die Autorin gab das kleine große Geheimnis um ihr Buch "Salz und sein Preis" bekannt.

                                  Der Film "Carol" ist melodramatisch, ruhig und sachte wird eine relativ übersichtliche und einfache Story in wahnsinnig schönen Bildern und einem unfassbar guten Setting erzählt: eine Verkäuferin und eine obere Mittelklasse-Dame verlieben sich ineinander. Wenn wir 2015 hätten, wäre die Story eventuell damit zu Ende - mal mit Happy End, und mal halt auch nicht. Da der Film aber im New York (und New Jersey) der Fünfziger Jahre spielt, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten: die Mittelstands-Frau (Cate Blanchett als Carol) ist nämlich verheiretat und die Ehe geht dem Ende zu - die Scheidung steht an. Therese (Rooney Mara) ist viel jünger als Carol und streckt gerade die Fühler nach einer ersten Beziehung mit einem jungen Mann aus, der sie aber manchmal ganz schön nervt und der ein wenig zu fordernd ist bzw. ihr dauernd in alles reinredet. Übrigens ist Sarah Paulson, die ich in "American Horror Story" sehr mag, in der möglicherweise wichtigsten Nebenrolle zu sehen......

                                  Die Story geht so weiter, dass die beiden Lovebirds erstmal über Weihnachten mit dem schnieken Wagen von Carol durch die Lande fahren und in Motels übernachten, während sie sich ganz langsam näherkommen.
                                  Weiteres möchte ich aus Spoiler-Gründen nicht notieren.

                                  Um noch mal indirekt auf Noé zurückzukommen: in "Carol" zeugt Haynes den Fünfziger Jahren Tribut, indem so gut wie kein Sex gezeigt wird: es gibt eine Liebesszene zwischen Carol und Therese, bei der einmal eine Brust zu sehen ist: der Regisseur schafft es dermaßen gut, die Zuschauer in die Fünfziger zurück zu versetzen, das diese halbe Minute fast schon skandalös wirkt - ganz anders als heutzutage und auch ganz anders als modernes Kino sonst so ist.

                                  In gewisser Weise ist der Film durchaus politisch, trotz seines überbordenden Melodrams (was Todd Haynes sich ja nicht unbekannterweise bei u. A. Douglas Sirk abgeguckt hat) zeigt er auf, wie sehr sich die Welt in dem Bezug Sex - Beziehungen etc. gedreht hat: ich bin froh und erleichtert, das es heute (zumindest in größeren Teilen der Welt) viel einfacher ist so zu sein wie man (und frau ;o) sich fühlt und das zu machen worauf Lust besteht - ohne auf ziemlich dämliche Konventionen hören zu müssen, die auf Politik, Religion, Patriarchat oder was auch immer fussen....

                                  Ich weiß gar nicht was an diesem Film am herausragendsten ist: vielleicht doch Cate Blanchett, die in jeder Rolle (sogar als Elfenkönigin oder was das war in "Lord of the rings" ;o) ganz große Klasse ist. Ich kann mir keine andere Schauspielerin vorstellen, die dermassen toll in der Rolle von Carol brillieren würde.

                                  Eventuell wird aus dem alten Buchtitel "Salz und sein Preis" mal "Todd und seine Preise", denn (auch wenn es mich gar nicht so besonders interessiert) es ist davon auszugehen, daß es für diesen Film ein paar Oscar-Auszeichnungen geben wird. Zu wünschen wäre es ihm.

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                                    Fando_Y_Lis 22.12.2015, 09:54 Geändert 22.12.2015, 10:14
                                    über Love

                                    Oops, he did it again.....Gaspar Noé hat einen weiteren Film gedreht, der zum Skandal taugt. Es st sein vierter und er ist fast genau so gut wie die drei zuvor. Allerdings punktet "Love" nicht mit Gewaltexzessen und hält sich auch mit Experimenten zurück, wobei die typischen Noé Trademarks alle vorkommen. Aber sehr reduziert zugunsten der tasächlich (mindestens in zweifachem Sinne) liebevollen Story.

                                    Auch dieses Mal werden Leute gezeigt, die nicht besonders gut miteinander umgehen. Nicht weil sie von Grund auf böse sind, sondern weil sie ihren Emotionen erliegen, zu viel Drogen nehmen, zu verwirrt, zu jung, zu fremd in der sie umgebenen Welt, zu leicht beeinflußbar sind.

                                    Wir folgen dem amerikanischen Künstler Murphy und seinen beiden Freundinnen bzw. Liebhaberinnen Elektra und Omi durch Paris, sehen sie in Clubs, bei Spaziergängen, in Galerien und beim Ficken. Und zwar in 3D. Oft zu zweit, manchmal zu dritt.

                                    Sex ist explizit, wohl auch die "treibende Kraft" zwischen den dreien und in der Story, aber nicht das Wichtigste im Film. Das ist nämlich Folgendes: Verlustangst, Eifersuicht, Freude, Isolation, Kommunikationsfähigkeit und -versagen - und damit letztendlich eine existenzielle Frage nach dem Sinn von all den Dingen die wir im Leben tun. Besonders Murphy spielt hier eine tragende Rolle, da sein Charakter in der Mitte der Story steht und das was er tut, so wie sein Gesichtsausdruck dabei ist und wie unterschiedlich er sich in der jeweiligen "aktuellen" wie auch "erinnerten" Situation verhält....das ist großartig.

                                    Ganz nebenbei ist der Film vollgestellt mit tollen Filmplakaten, T-Shirts etc. zu Pasolini, Fritz Lang, Fassbinder, D. W. Griffith usw, so das einem als Filmfreund das Herz lacht. Auch schön zu sehen wie das "Love"-Hotel aus "Enter the void" als ZItat in Murphy´s Zimmer steht.

                                    Wieder mal ist die Kamera von Benoit Debie perfekt und Die Filmmusik ist ausgezeichnet und bewegt sich zwischen Mirwais, John Frusciante, Glenn Gould, Death in Vegas und Pink Floyd.

                                    Die "Auflösung" bzw. das Ende ist wunderschön eingefädelt und dargestellt. Es ist ja nicht unbedingt so, daß man nach einem Noé-Film das Kino besonders glücklich verlässt - so ist es auch dieses Mal - allerdings ist die Landung nicht wie bei den ersten drei Filmen ein Aufprall, sondern ein abgefedertes Ankommen.

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                                      Danny Boyle und Michael Fassbender....hier haben sich zwei Multitalente gefunden....ein Regisseur der so gut wie in jedem Genre tolle Filme dreht (von "The Beach" mal abgesehen, das ist aber auch der einzige Film von ihm den ich nicht gut in Erinnerung habe) und bei Michael Fassbender sieht es so aus, als könne er wirklich JEDEN Character herausragend darstellen: egal ob hungernder IRA-Häftling, Wahnwitz im Sklavendrama,, sexsüchtiger Yuppie, Shakespear-Hauptfigur, Superheld und jetzt: Steve Jobs.

                                      Ich hatte keine besonders hohen Erwartungen an den Film, da ich das Thema etwas "trocken" finde, auch wenn Jobs bestimmt ein interessanter und zwiespältiger Mensch war. Der Kniff das es nicht nur um Computer geht, sondern auch das Familienleben des Hauptprotagonisten deutlich beleuchtet wird, funktioniert und macht den Film etwas emotionaler als gedacht. Die Bilder sind klasse geraten (so wie erwartet) und die Musikauswahl ist wahnsinnig gut: an den richtigen Stellen wird sie neben Fassbender zu so was wie dem Hauptdarsteller. Es ist auch nicht schwer der Musik und den gleichzeitig stattfindenden schnellen Dialogen zu folgen. Es wird generell sehr, SEHR viel in dem Film geredet - eigentlich ununterbrochen.

                                      Nuir als Steve Jobs am Schluss im "Showdown" mit seiner Tochter auf dem Dach steht, ist der Film mal für eine längere Zeit etwas ruhiger. Besonders gut gefallen hat mir die Stelle wo er sagt, er wird ihr Musik für die Hosentasche mit 1.000 Songs zur Verfügung stellen, weil Menschen nicht mit Ziegelsteinen am Gürtel (Walkman) rumlaufen sollten.

                                      Ein weiterer Pluspunkt ist so was wie eine indirekte und direkte Ehrung von Alan Turing, dessen Portrait überlebensgroß in den spartanisch-langweilig eingerichteten Räumen hängt und von dem Jobs sagt, er sei ein Pionier, von dem jedes Schulkind wissen müsste. Zu der Zeit als er das sagte, kannte kaum jemand Turing, inzwischen hat sich das ja zum Glück deutlich verändert.

                                      Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Film, der trotz einer gut zweistündigen Laufzeit keine Längen aufweist.

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                                        Fando_Y_Lis 14.12.2015, 22:08 Geändert 14.12.2015, 22:33

                                        Im Horror-Genre sind Fortsetzungen ja traditionell ein schwieriges Thema: selten wird auch nur annähernd das Original erreicht, meistens wird halt eine Idee gemolken, wenn es ganz schief läuft auch bis zu einem Dutzend Mal ("Friday the 13th") und "Wrong Turn" schickt sich an diesen traurigen Rekord irgendwann mal einzuholen. Bei "Saw" war nach dem siebten Mal zum Glück Schluss, aber wer weiß, ob das nicht doch noch mal reanimiert wird? Natürlich gibt´s auch tolle Fortsetzungen wie "Nightmare 3" und "Evil Dead - Dead by dawn", aber das sind doch eher Ausnahmen.

                                        "Exorzist II - Der Ketzer" fand ich als Jugendlicher schon total grottig, und damals hatte ich noch nicht viele Filme gesehen und weder groß Vergleichsmöglichkeiten noch irgendwie "Ahnung". Im Zuge eines Kaufs der Blu Ray Box mit allen Exorzisten-Filmen hab ich mir den Film gestern und heute (an einem Stück hab ich es nicht geschafft....) noch mal gegeben und die Bewertung von 1 auf 0 Punkte runter gesetzt.

                                        So ein unfassbar grottiger Schmarrn mit der arg gebeutelten Linda Blair als Regan (hier in der Pubertät in einer Funktion als Aushilfs-Lolita) ohne wesentliche Charakter-Eigenschaften, Effekte wie im Original-Exorzisten gibt´s sowieso keine, ein unfassbar mieses Drehbuch, absolut kein Gespür für Schnitt und Timing eines Films, kein Horror, kein Suspense, kein Spaß...der Film dümpelt knapp zwei Stunden komplett inspirationslos vor sich hin und ist eine Beleidung für nicht nur jeden Horror- sondern generell für jeden Filmfreund. Wenn man denkt es kann gar nicht mehr schlimmer werden, geht´s irgendwie um Heuschrecken-Schwärme und es werden Klischee-Bilder von Afrika aufgefahren, bei denen sofort die absolut miesen Kulissen als solche zu enttarnen sind.

                                        Die Handlung ist dermassen behämmert das man zwischendurch ruhig mal in die Stadt fahren kann um drei Gin Tonic zu trinken. Beim Nachhausekommen sind die Dagebliebenen die den Film weiter geschaut haben auch nicht schlauer als man selbst, aber sehr wahrscheinlich gelangweilter und genervter.

                                        Bei "Exorzist II - Der Ketzer" wurden in allen Belangen sowohl Kosten als auch Mühen gescheut.

                                        Ein Machwerk für die Tonne, da gibt es absolut nichts schönzureden. Nicht mal die gewohnt gute (wenn hier auch nicht überirdisch tolle) Musik von Ennio Morricone zieht das Desaster aus der Gülle raus.

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                                          Fando_Y_Lis 13.12.2015, 09:39 Geändert 13.12.2015, 09:42

                                          Seit ein paar Tagen die UK-Ausgabe mit Blu Rays aller Exorzisten-Filme im Haushalt. Ich werde - es ist ja gerade Advent , da passt es gut ;o) - alle Filme aus der Box sichten und was dazu posten.

                                          "The Exorcist - Director´s Cut".

                                          Absoluter Horror-Klassiker, der auch über vierzig Jahre nach seiner Entstehung noch schockt. Gute Darsteller in einem Arthaus-Drama mit einigen Horror-Effekten, in gewisser Weise ziemlich konservativ von Handlung und Message und mit der ein oder anderen Länge. Der Film wäre eventuell viel besser, wenn er eine halbe Stunde kürzer wäre, da einige der Dialoge zu nichts führen und man sich fragt: Warum kam das gerade vor? während andere erst mal langatmig wirkenden Szenen dazu dienen, das spätere Handeln der Hauptfiguren zu verstehen.

                                          Ich bevorzuge den Director´s Cut (Treppen-Szene) obwohl ich die Kritik verstehen kann, dass es stimmiger ist, wenn Regan während des ganzen Films nicht aus ihrem Zimmer rauskommt. Ich mag die Szene, weil es eine der verstörensten des ganzen Films ist.

                                          Mike Oldfield hat in diesem Fall mal gute Musik produziert, die das Geschehen prima untermalt. Die Effekte in Bezug auf Maske und vor allem Ton sind großartig und auch aus heutiger Sicht noch schockierend. Und Sätz wie "Your mother sucks cocks in hell" sowie "Let Jesus fuck you" lassen mit Sicherheit auch in der heutigen Zeit Christen, Pädagogen und Sittenwächtern die Haare zu Berge stehen.

                                          Unter´m Strich ist "The Exorcist" ein ganz wichtiger Film im Horror-Genre, der nicht völlig herausragend ist und zum Teil von seiner Geschichte und seinem Ruf lebt, so wie es manchmal bei einer klassischen Rockband ist, die seit vielen vielen Jahren existiert.

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                                            Fando_Y_Lis 07.12.2015, 19:28 Geändert 07.12.2015, 19:33

                                            Hoffentlich werde ich von meinen Moviepilot-Freunden nicht virtuell gesteinigt, aber ich stelle mal die steile These auf, dass Tobe Hooper noch keinen einzigen wirklich guten Film gedreht hat.
                                            "The Texas Chainsaw Massacre" ist aus guten und richtigen Gründen ein Kultfilm, aber nicht besonders toll inszeniert. "Poltergeist" ist wohl mehr ein Spielberg-Film (Hooper wurde von der Post-Produktion sogar ausgeschlossen), "The Funhouse" fand ich wirklich enttäuschend, "Mortuarity" und "Toolbox Murders" haben ihre Momente, können als Ganzes aber ncht überzeugen.

                                            Ergänzen möchte ich aber, das ich die meisten Hooper- Filme irgendwie mag.

                                            So auch "Lifeforce": wie bei den anderen Werken des Amerikaners hab ich immer den Eindruck, er merkt gar nicht was er für einen Trash auf die Menschheit loslässt und meint das alles ernst - selbst wenn es sich um Alien-Zombie-Vampir-Weltall-KIller-Dingens-Grusel handelt.
                                            Das Ganze startet im Weltall, wo Astronauten drei Körper mit auf ihr Ramschiff nehmen, die sie in den unendlichen Weiten finden. Was sind denn das für Space-Kadetten? Wohl noch nicht "Alien" gesehen....?! Man nimmt doch nicht einfach unbekannte Lebewesen mit auf ein Raumschiff, auch nicht wenn es sich um eine hübsche und dazu auch noch unbekleidete Dame handelt!

                                            Bei "Lifeforce" hab ich schon Tränen gelacht bei den ganzen komplett schwachsinnigen Dialogen. Zudem agieren die Darsteller so hölzern - kein Mensch würde sich im wahren Leben dermassen benehmen. Ständig wird von den Protagnosten irgendwas überdeutliches noch mal - häufig umständlich und in langen Sätzen - erklärt: "The girl from space is totally dangerous!"
                                            Ach was, da wäre ich ja NIE drauf gekommen!

                                            Die erste Hälfte des Films ist wirklich ziemlich langweilig. Ab ungefähr der Mitte dreht das Werk dann deutlich auf, und die Special Effecs sind für die damalige Zeit mehr als ordentlich, wofür es dann auch einige Spezialpresise - wie zum Beispiel in Sitges - gab. Allerdings sagte Colin Wilson (Autor der Romanvorlage), "Lifeforce" sei für ihn der schlechteste Film aller Zeiten. So weit würde ich jetzt nicht gehen. Der hat "Showgirls" noch nicht gesehen - und romantische Vampirfilme für Jugendliche gab es damals ja auch noch nicht...

                                            Schon damals als Jungspund auf dem Land fand ich "Lifeforce" nicht besonders prickelnd. Ich hab dunkel in Erinnerung das er auch damals ab 16 freigeben war. Nicht das es in der Kleinstadt jemanden gestört hätte, daß ich den Film mit 14 gesehen hab - schließliich sah ich ja auch Conenberg´s "Scanners" im gleichen Sommer im Kino! Aber das ist ein anderes Thema.

                                            Ich mag "Lifeforce" wenn ich sehr gute Laune und gerade etwas mehr Zeit als gewöhnlich habe. Dann kann ich ihn - so ungefähr alle acht Jahre mal, das reicht dann auch wieder für länger - mal anschauen.

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                                              Fando_Y_Lis 06.12.2015, 20:00 Geändert 06.12.2015, 20:56
                                              über Baskin

                                              Mit grossem Vergnügen sah ich heute auf den Fantasy Film Fest White Nights Can Evrenol´s Langfilm-Debut "Baskin", der Anfang Januar über Capelight und dem Vernehmen nach sogar uncut ins deutsche Kino (und zeitgleich ins türkische) kommt.

                                              Zu sehen gibt es eine Handvoll Cops, die während ihrer Arbeit im wahrsten Sinne ins Ungemach stürzen und dabei an vorher unvorstellbare Grenzerfahrungen gelangen. Über die Handlung möchte ich nicht mehr verraten, denn der Film wirkt tatsächlich am besten, je weniger man darüber weiß (darum ist der Trailer auch so gelungen: er zeigt nicht zu viel, wie es häufig und besonders auch im Horror-Genre stattfindet). Zwei kleine Minuspunkte: es gibt nicht einen einzigen Sympathieträger in dem Film und die Charaktere durchlaufen keine Entwicklung - das stört das blutige und düstere Vergnügen aber nicht groß. Bei Horrorfilmen sind andere Dinge wichtig. Logik gehört auch nicht unbedingt dazu. Deswegen wunderte es mich auch nicht, dass jemand aus dem Publikum das Ende erklärt haben wollte, und ich freute mich darüber, dass der Regisseur dem nicht Folge leistete ;o)

                                              Beim Anschauen hatte ich den Eindruck, der Regisseur ist zum Einen handwerklich sehr versiert und hat zum Anderen wohl mindestens "The Descent", "The hills have eyes", "Hellraiser", "The Evil Dead" und wohl auch den ein oder anderen Italo-Schocker geshen. Hinter denen braucht sich "Baskin" auf weiten Strecken nicht zu verstecken, auch imitiert er diese Vorbilder nicht, sondern baut eine ganz eigene und eigenwillige Story auf. Darsteller, Musik, Beleuchung, Effekte, Atmosphäre....großartig...!

                                              ...Und wenn beim nächsten Film (lt. Eigenaussage von Can Evrenol ist die Finanzierung kurz vor´m Abschluss....) auch noch ein guter Drehbuch-Autor mit an Bord ist, könnte dem jungen und sympathischen Regisseur der ganz große Wurf gelingen....

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                                                Fando_Y_Lis 05.12.2015, 10:54 Geändert 05.12.2015, 20:00

                                                Etwas ambivalenter Film, der sehr vielversprechend und mit einem etwas düsteren Humor anfängt, dann aber zunehmend in eher seichte und kitschige fabelhafte Amelie-Momente abdriftet und sich dabei zu wenig um die einzelnen Protagonisten kümmert, weswegen vor allem gegen Ende eine gewisse Gleichgültigkeit eintritt.

                                                Dennoch teilweise lustige Gags, tolle Ideen und eine gelungene Umsetzung in puncto Bildsprache, Musik und natürlich einzelnen Darstellern wie Cathertine Deneuve und Pilo Groyne.

                                                Leider werden die guten Momente auf eine Weise abgearbeitet, dass der Eindruck entsteht es geht darum, viele lustige Ideen zu einem etwas unpassenden Ganzen zusammenzubauen.

                                                Wenn man nicht viel über den Film nachdenkt und weder Logik noch Sinn erwartet, ist "Das brandneue Testament" auf jeden Fall für einen unterhaltsamen Abend geeignet. Aufgrund des Sprachwitzes und einiger wirklich guter Darsteller am besten in der Originalversion zu goutieren.

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                                                  Fando_Y_Lis 04.12.2015, 20:46 Geändert 04.12.2015, 21:16

                                                  Falls jemand fragt: "Was ist für dich das beste am Alpen-Western "Das finstere Tal?" kann ich ohne zu Zögern antworten: "Die Augen von Clemens Schick." In Therese von Eltz´ Film "4 Könige" ist dies nicht anders. Unfassbar, was dieser Mann für eine Präsenz auf der Leinwand und besonders in dieser Rolle als Doktor Wolff zeigt.

                                                  Der Psychiatrie-Arzt lässt über Weihnachten etwas versuchsmässig vier Insassen so ziemlich von der Leine. Diese vier Jugendlichen sind aus diversen Gründen in der Anstalt untergebracht und hier knallen auch gleich ganz verschiedene Welten aufeinander. Die freche Göre mit leicht überbordender Sexualität, der schweigende geheimnisvolle Georgier, der attraktive aber leider aggressive Prügel-Typ und ein Mädchen, die sich ritzt und auch erst mal schweigsam und geheimnisvoll daher kommt.

                                                  Der Film ist staubtrocken inszeniert und manchmal karger als eine Tanne bei der alle Nadeln abgefallen sind. Gerettet wird dieses Kammerspiel durch die super Leistungen der Darsteller, wobei hier in dem Film die Männer doch auffallend besser spielen als die Mädels (ist ja nicht immer so...) Der Kniff, die düstere Geschichte auf Weihnachten spielen zu lassen - dem Fest bei dem auch so genannte normale Menschen mal sehr emotional werden, Krisen bekommen oder ausflippen - gibt dem Film das gewisse Extra.

                                                  Natürlich gibt es eine Gegenspielerin von Doktor Wolff, die ihre Kritik genau dann anbringt, als das Experiment gefährlich in die Schieflage geraten ist und die dann Rückendeckung vom Chef der Psychiatrie bekommt....okay, das kennen wir aus mindestens einem halben Dutzend Filmen, aber in "4 Könige" ist es fesselnd und spannend inszeniert und aufgrund den tollen Darstellerinnen eine rundum gelungene Sache.

                                                  Das Ganze ist von arte und vom ZDF als "Das kleine Fernsehspiel" produziert und ich kann mich daran erinnern, das ich als Kiddie schon darauf abfuhr, weil es endlich etwas anderes in der Glotze zu sehen gab als Schlager, seichte Shows und etwas ältere Hollywood-Blockbuster. Ich war überrascht das es noch existiert und ich hoffe, das bleibt auch so, wenn so tolle Filme dabei rauskommen...definitiv keine leichte Kost und ganz bestimmt nichts für einen entspannten Abend nach einem langen Arbeitstag,....ausgeruht und wach angeschaut ist der Film großartig!

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                                                    Fando_Y_Lis 01.12.2015, 00:52 Geändert 01.12.2015, 01:00

                                                    Dem Trailer nach zu urteilen hätte ich nicht gedacht, welche Wucht hinter diesem Film steckt.
                                                    Ein vierzehnjähriger spanischer Junge und ein arabischer Flüchtling der wenige Jahre älter ist freunden sich in sehr kleinen Schritten an. Im Lauf der Zeit wird beiden klar, dass da wohl mehr als Freundschaft im Spiel ist. Bedroht wird das Ganze durch sowohl ausländerfeindliche wie homophobe "Freunde", eine problematische Gesetzgebung und das einer der beiden sich von fragwürdigen Bekannten in krumme Dinger reinziehen lässt. Neben diese ganzen Schauplätzen ist es spannend zu sehen, wie sich - seeeehr langsam - etwas zwischen den beiden Hauptcharakteren entwickelt. Als es gerade anfängt in dem Punkt "spannend" zu werden, bekommt der Flüchtlingsjunge einen Bescheid per Post, dass er ausgewiesen werden soll..........

                                                    Der ältere Hauptdarsteller ist ganz gut, der jüngere ist eine Wucht. Auch die Nebenrollen sind super besetzt, vor allem die ganzen jungen Leute. Teilweise dachte ich an Larry Clark´s "Kids" (obwohl der Film ein ganz anderes Thema hat). Die Musik ist gut gewählt und changiert zwischen Postrock und Großraum-Disco. Der verwaschene Look des Films wirkt ein bisschen wie ein Lana del Rey-Video. Es gibt ein paar Klischee-Momente, aber wirklich nur sehr wenige (Wasserball...!) die aber durchaus okay sind, weil der Film sonst schon sehr düster ist und mit den "leichten" Momenten einen netten und vielleicht auch notwendigen Kontrapunkt setzt.

                                                    Als der Abspann anfing fiel mir auf, dass ich während der Vorstellung kein einziges Mal auf die Uhr geschaut habe, was sonst eine Angewohnheit von mir ist, auch wenn ein Film gut ist. Also ist " A escondides" wie der Film in der spanischen Original-Version heisst, wohl mehr als gut - auf jeden Fall eine Überraschung und ein Highlight des Jahres 2015!

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