Filmtoast - Kommentare
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Alle Kommentare von Filmtoast
Old Henry ist ein langsam erzählter Western mit stetig steigender Spannungskurve und wunderschönen Einstellungen. Die Handlung fühlt sich im ersten Moment sehr beliebig und vorhersehbar an, was der Film für sich allerdings gut kaschiert und sogar ausspielt. Das Highlight des Films ist definitiv das Schauspiel, besonders das von Tim Blake Nelson, der hier einen sehr authentischen alten und verbrauchten Revolvermann abgibt. Der Film nutzt die kurze Laufzeit von gerade mal 99 Minuten optimal aus und schafft aus den wenigen Mitteln einen Western, der sehr stringent seiner Geschichte folgt. Für Freunde des Genres empfehlenswert!
Yakuza Princess ist ein durchaus ambivalentes Seherlebnis. So trifft der Film von Vicente Amorim mit seiner Optik und seinen harten Gewalteinlagen einen gewissen Zeitgeist, um am Ende leider doch auf vielen Ebenen zu enttäuschen. Vor allem in der unfokussierten Erzählweise und der kulturellen Darstellung bleibt Yakuza Princess weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Was angesichts der sehr guten Leistung von MASUMI und dem großen Potential des Ausgangsmaterials sehr ärgerlich ist.
The Lincoln Lawyer beginnt so antiquiert ohne auch nur ein Fünkchen Hoffnung zu wecken, dass im Laufe der ersten Staffel dem Genre der Anwaltsserie irgendwas Neues hinzugefügt werden kann. Die Charaktere sind weder sonderlich mitreißend gespielt, noch interessant geschrieben und auch der Kriminalfall, mit dem in die Geschichte eingestiegen wird, wirkt, als habe man ihn schon dutzende Male so gesehen. Wer klassische Serien mit Ermittlern im Mittelpunkt mag, die trotz aller anachronistischen Aspekte fesseln und kurzweilig unterhalten, der sollte sich wirklich eher den beiden oben erwähnten Amazon-Serien zuwenden. Und selbst wer diese schon gesehen hat, sollte hier höchstens dann reinsehen, wenn er die Ansprüche auf dem niedrigsten Level voreinstellen kann.
Yasmin C. Rams hat mit Heil dich doch selbst einen sehr persönlichen Film rund um die eigenen Möglichkeiten, den Verlauf einer schweren Erkrankung zu beeinflussen, gemacht. Die Dokumentation missioniert nicht, sondern zeigt lediglich verschiedene Ansätze ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen, denn im Vordergrund stehen vor allem die vielen unterschiedlichen Protagonist*innen, die sich mit alternativen Heilmethoden auseinandergesetzt haben. Ein ruhiger, aber dennoch sehr abwechslungsreicher Film, in dem man viele interessante Menschen und Einblicke in ihr Leben kennenlernt.
Trotz der für einen Actionfilm massiven Laufzeit von 150 Minuten verquatscht sich The Raid 2 in keiner einzigen Szene und ist ohne Längen inszeniert. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Dichte der kämpferischen Handlungen natürlich geringer, wenn es kracht dann jedoch virtuos inszeniert: atemberaubende Choreografien saugen einen mit beinharter Brutalität ins Geschehen und Iko Uwais zeigt einmal mehr, was für ein talentierter Silat-Kämpfer er ist. Evans ist mit The Raid 2 sein persönliches Magnum Opus des modernen Actionfilms gelungen.
Die Symbiose aus Horrorfilm und ernsthafter Gesellschaftskritik benötigt noch etwas evolutionäre Anpassung: Slaxx öffnet zu viele Fässer, kann mit seiner kurzen Laufzeit und seinen stereotypen Figuren dieses Übermaß an gewolltem Inhalt aber nicht ausreichend bedienen. Dennoch ein spaßiges Werk, dessen kritischer Unterton wie angegossen zum angebotenen Sujet des Film passt und ihn nicht seines Unterhaltungsfaktors beraubt. Die Ambitionen sprengen Slaxx aber leider und lassen das solide Grundgerüst etwas ins Stottern geraten.
Sokolov bleibt sich treu: No Looking Back überzeugt wie bereits Why Don’t You Just Die! mit knalligen Farben, comichafter Gewalt und – Überraschung! – viel Herz. Zwar ist Sokolovs zweiter Spielfilm nicht ganz so flott inszeniert, tritt zeitweilig sogar etwas auf der Stelle, aber noch immer ausreichend kurzweilig, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Highlight sind ganz klar, die superb aufgelegten Darsteller, deren Spaß am Spiel sich problemlos auf den Zuschauer überträgt.
Ein neues The Wire ist We Own This City definitiv nicht geworden, aber als weiterer Beitrag, der Missstände auf vielen Systemebenen einer Großstadt offenlegt, ist auch die neue Miniserie von David Simon und seinen Kollegen wieder zu empfehlen. Die sprunghafte Erzählweise erfordert dabei viel Aufmerksamkeit und die Drastik des Gezeigten wird mitunter mehr frustrieren als unterhalten. Damit ist die Serie am Ende womöglich eher aufgrund ihrer politischen Wichtigkeit ein Fingerzeig im Serienjahr 2022, denn als ein spannender Krimi mit Heldenfiguren und ambivalenten Bösewichten.
Ein kleiner Hinweis muss am Ende noch angebracht werden: Die englische Sprachfassung, in der bis dato diese Miniserie zu Streamen ist, erfordert ein hohes Sprachniveau in Englisch, besonders auch wegen der ausgeprägten Akzente der Akteure. Da es leider auch keine Untertitel – weder englisch, noch deutsch – gibt, sollte man eventuell auf die deutsche Version warten, um alle Details, die hier sehr wichtig sind, zu verstehen.
Die Schlange von Essex ist ein langsames Schauermärchen im Historienfilmgewand, das durch einnehmende Schauspielleistungen fasziniert und mit einer mysteriösen Geschichte fesselt. Aufgrund des Settings und insbesondere auch wegen der sich wirklich gemächlich aufbauenden Spannungskurve sollte man schon ein Faible für vergleichbare Stoffe mitbringen. Die Miniserie ist daher wieder ein Titel bei Apple, der bewusst nichts für Mainstream-Zuschauer:innen sein wird, aber in dieser Nische setzt man auch hiermit wieder ein kleines Ausrufezeichen und sollte bei Fans von Filmen wie Brimstone und Co. auf die Watchlist wandern.
Ein ziemlich inhaltsloser Film, nicht über den Eiffelturm, noch über Gustave Eiffel, sondern sein prekäres Liebesleben. Eiffel in Love hat keine packende Geschichte zu erzählen, weder in Bezug auf die Lovestory noch den Bau des Eiffelturms, nichts kann über die Willkür und die Reizlosigkeit des Films hinwegtäuschen. Vor allem, weil es sich wie eine Mischung aus zwei unfertigen Filmen anfühlt. Entweder die historische Rekonstruktion oder das romantische Kostüm-Drama wäre sehenswerter gewesen. So fehlt an allen Ecken die Tiefe. Abgesehen vom 3. Akt tritt die Eiffelturm Konstruktion in den Hintergrund. Und dieser 3. Akt sticht am meisten hervor, auch wenn es wieder ungeklärte Sprünge Richtung Fertigstellung gibt. Da wirkt der Film gehetzt, obwohl eigentlich gar nichts Aufregendes oder Wichtiges passiert. Das Meiste findet Off-Screen statt.
Zu lange, vor allem irrelevante Flashbacks rauben den wirklich interessanten Themen die Zeit: Eiffels Hintergrund, vergangenen architektonischen Realisierungen, der technologische Fortschritt… Wer ein realistisches oder zumindest spannendes Biopic erwartet, ist hier falsch. Hier wird kein gängiges Klischee ausgelassen, sodass der Film äußerst formelhaft wirkt.
Mit Moon Knight hat man eine MCU-Serie vor sich, die eigentlich dieses Branding gar nicht will und braucht. Der Ausflug in die ägyptische Götterwelt und den außergewöhnlichen Verstand des Protagonisten überzeugt auch deswegen recht gut, weil man nicht versucht hat mit Ach und Krach noch hintenraus Querverweise zur großen Marvel-Story hinein zu quetschen. Dementsprechend kommen vor allem auch Fans von Oscar Isaac auf ihre Kosten, die ansonsten mit Comicverfilmungen weniger anzufangen wissen. Die Serie steht nun nach den sechs Folgen als rundes Gesamtwerk da. Doch – und da ist man am Ende doch in typische Muster verfallen – lässt man sich die Option sowohl für eine weitere Staffel als auch weitere Auftritte der Titelfiguren in anderen Formaten des Franchise offen.
Moon Knight ist mit Sicherheit kein Meisterwerk unter den Comicserien, aber hat einige mutige Ansätze, die man honorieren muss. Was jedoch die handwerklichen Aspekte anbelangt, so darf Marvel-Studios sich ruhig etwas mehr an den Qualitätsstandards seiner Kinoproduktionen messen. Selbst da gibt es immer wieder Kritik an der CGI-Güte, doch in dieser Serie fällt es doch mehrfach unangenehm auf.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist ein weiterer extrem unterhaltsamer Blockbuster aus dem Marvel Cinematic Universe, der Dank eines frischen Ansatzes des Regisseurs tatsächlich auch neue Wege geht. Letztlich fehlt dem Studio aber doch der Mut, den zuletzt beispielsweise die DC-Konkurrenz mit The Batman bewiesen hat, tatsächlich „All-In“ zu gehen. Der inzwischen eher abgedroschen bis nervige Marvel-Humor steht einer noch besseren Bewertung genauso im Weg wie die Unausgewogenheit des Drehbuchs. Der Film ist zwar für Marvel-Verhältnisse mit ziemlich exakt zwei Stunden Laufzeit gar nicht so lang, lässt aber daher durch seine teils gehetzt wirkende Erzählweise an der ein oder anderen Stelle nicht die nötige Atempause, um die Tragik wirklich begreifen und mitfühlen zu können.
Zudem ist es nahezu unabdingbar, dass man auch das Seriengeschehen bei Disney+ verfolgt, um alle Zusammenhänge zu erfassen. Auch mit den Überraschungsauftritten von Figuren, die Hintergrundwissen erfordern, macht dieser MCU-Beitrag deutlich wie keiner zuvor: Dies ist ein Film für Fans! Bleibt nur zu hoffen, dass bei all der Formelhaftigkeit in künftigen Projekten jeder Regisseur zumindest so homöopathisch wie Raimi hier seine kreative Vision anklingen lassen darf, denn ansonsten geht dem Franchise irgendwann doch die Luft aus und selbst hartgesottenen Fans verlieren den Appetit auf das stets gehobene, aber auch immergleiche Comicfilm-Menü.
The Painted Bird raubt einem die Kraft. Drei Stunden Horror-Achterbahn, in denen einem gut schlecht werden kann. Die Laufzeit ist für sich genommen nicht zu lang. Für das, was der Film schlussendlich präsentiert, aber schon. Ein, zwei Kapitel zusammengefasst oder gleich ganz gestrichen hätten keinen Abbruch getan.
Eine weitere Ähnlichkeit zu Tarkovsky, Tarr etc. ist nicht von der Hand zu weisen: der Impact, den dieser Film besitzt, ist im wahrsten Sinne des Wortes angsteinflößend. Kein Schindlers Liste, dennoch ein Erlebnis, eine Tortur, die eine lohnende Betrachtung darstellt. The Painted Bird ist ein Film, der über einen langen Zeitraum im Gedächtnis bleibt, nicht nur als Schocker, sondern auch als Anreger von Diskussionen und Gedanken z.B., ab wann man einem Menschen die Menschlichkeit absprechen kann.
Eine surreale Erfahrung, die weh tut, ganz besonders in der aktuellen weltpolitischen Lage, aber ein Zeugnis des Überlebens angesichts jeder Form der Unterdrückung und des Missbrauchs ausdrückt.
Alles in allem schlägt sich Gunpowder Milkshake, aller vorhandenen Defizite zum Trotz, als moderner „Girls with Guns“-Streifen relativ wacker. Sobald die blasse Karen Gillan nicht mehr auf sich gestellt ist, den Film zu tragen, stellt sich für den geneigten Actionfreund stets überzogen wirkender Frohsinn ein. Damit stößt Navot Papushado beileibe nicht zur Speerspitze des Genres vor, aber Fans von comichafter Action der härteren Gangart werden sicherlich passabel unterhalten. Der weibliche All-Star-Cast legt, wenn es darauf ankommt, genug Spielfreude an den Tag, um von ihrer eher lahmen männlichen Gegnerschar abzulenken.
Shining Girls beginnt als Psychothriller rund um eine Protagonistin, der weder das Publikum noch sie selbst trauen kann. Recht schnell schlägt man jedoch schon vermeintlich konventionellere Wege ein und macht die Miniserie zu einer klassischen Serienkillerjagd. So der Stand nach drei Episoden.
Da die Schauspieler, vor allem natürlich Elisabeth Moss, eine hervorragende Arbeit machen und die Story bestimmt noch einige Male Abzweigungen nimmt, die man nicht kommen sieht, darf man vorsichtig optimistisch sein, dass hier auch im weiteren Verlauf die Spannung nicht verloren geht. Wie bei jedem Krimi muss letztlich dann aber doch die abschließende Auflösung überzeugen, aber der Auftakt gibt genug Anlass, um definitiv Interesse an diesem Ausgang zu wecken.
Die Skepsis war groß. Eine späte Fortsetzung, elf Jahre nach Teil 4, dazu ohne die Beteiligung des verstorbenen Wes Craven – da hätte einiges schiefgehen können. Doch Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett können dem Franchise einen sehr überzeugenden Eintrag hinzufügen. Von der Qualität reiht sich der 2022er Scream direkt hinter Teil 2 ein. Dafür verantwortlich sind das gekonnte Spiel mit Erwartungen an das Genre und die Tropen der Reihe. Ob einem die neue Clique nun weniger zusagt, als die um Sidney, Billy und Stu aus dem Original, muss jeder für sich selbst entscheiden. Als Horror-Slasher funktioniert der Film richtig gut und gehört somit zu den besten Beiträgen der immer noch anhaltenden Nostalgie-Revival-Welle.
Mit Lamb erscheint einer der Festival-Filme des vergangenen Jahres im Handel. Johannssons Film ist kein massentauglicher Mainstreamer, aber auch kein verkopfter Arthouse-Film, der den Zuschauer:innen zu viel abverlangt. Getragen wird er von Rapace‘ Performance, einer stets unheilvollen Stimmung und tollen Bildern. Mit etwas mehr Emotionalität in einigen Momenten hätte das Erlebnis noch deutlich packender ausfallen können. Dennoch sollten Fans von kleineren, leisen, aber nicht weniger sehenswerten Filmen unbedingt einen Blick riskieren, am besten ohne vorheriges Sichten von Trailern oder Sonstigem.
Die ersten beiden Folgen von Winning Time werden all diejenigen, die den Mix aus Mockumentary, Sportdrama und einer Optik, die sich mit Blackkklansman vergleichen lässt, akzeptieren, vollkommen in ihren Bann ziehen. Die Dialoge sind kultverdächtig und das Make-Up sensationell. Außerdem bieten die wahren Hintergründe noch viel Spielraum, um das Publikum immer wieder zu erstaunen. Ein gewisses Grundinteresse an Basketball ist zwar von Vorteil aber kein Muss. Denn hierin decken sich das ehrgeizige Ziel von John C. Reillys Charakter Jerry Buss und den Serienmachern: Der Sport soll zu einer einmaligen Show werden!
Joachim Triers zweifach oscarnominiertes Werk lässt einen am Ende staunend zurück. Es ist eine melancholische Reise durch das Ende der Zwanziger von Millenials und damit ein Abgesang auf eine ganze Generation, die aufgrund ihrer zahlreichen Möglichkeiten sich scheinbar selbst nie gerecht werden kann bzw. will. Aber am Ende von Der schlimmste Mensch der Welt gibt es für sie doch noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont, womit wir uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Kinosaal verabschieden.
Kamera, Schauspiel, Drehbuch – alles überzeugt und fließt dynamisch ineinander, sodass es nichts anderes gibt, als die volle Punktzahl zu zücken. Es ist eines der Highlights der diesjährigen Oscar-Saison und sollte dringend auf der großen Leinwand bewundert werden.
The Northman ist ein gut gemachter Wikingerfilm, der trotz Starbesetzung kein typischer Blockbuster oder gar ein Historienepos ist. Fans von Robert Eggers werden nicht enttäuscht sein, aber auch andere Filmliebhaber werden an dem Film ihre Freude haben. Während die Story sowie ihre Figuren und Ansichten sind nicht gerade neu sind, sogt die detailverliebte Umsetzung hingegen den ganzen Film über für eine spannende Atmosphäre und macht die Zeit der Wikinger in der Gegenwart erlebbar. Die Intensität der Schlachten, aber auch die der spirituellen Erfahrungen ist fast im Kino spürbar. Ein wilder Ritt durch die Vergangenheit, den man im Kino gesehen haben muss.
Hunter Hunter beginnt als glaubhafte Aussteigergeschichte, in der die Ankunft eines Wolfes das Leben der dreiköpfigen Familie in Gefahr bringt. Mit unheilvollem Score und wunderbarer Naturoptik zieht Shawn Lindens dritter Film die Zuschauerschaft immer tiefer in die Wälder Kanadas. Die Daumen für die gut aufspielenden Darsteller:innen sind definitiv gedrückt, während die Erwartung auf überraschende Wendungen und ein mitreißendes Finale mächtig angeheizt wird.
Letztlich scheint das Drehbuch aber gar keine Asse im Ärmel zu haben, sondern kommt ein Stück weit als Luftnummer daher. Die unnötig durch eine Nebenhandlung aufgeblasene Geschichte verliert zu oft ihren Fokus und hätte mehr als Kurzfilm getaugt. Wer hier eigentlich wen jagt oder bedroht, wird mit einer mehr als altbekannten Botschaft und plumper Wolf-Metaphorik überraschend simpel aufgelöst. Statt zu verblüffen, nimmt Hunter Hunter am Ende reichlich überhastet die Ausfahrt Richtung Gore und Härte. Bei eingefleischten Genre-Fans dürfte dieser Knalleffekt aber sicherlich sehr gut zünden, weswegen Hunter Hunter gerade diesen wärmstens empfohlen sei.
Vortex ist anders als das, was man sonst von Gaspar Noé gewohnt ist. Wer Gewalt, Sex und Drogenexzesse erwartet, wird wohl leider enttäuscht aus dem Film kommen. Stattdessen bekommt man ein sehr gesetztes, entschleunigtes und intimes Demenzdrama zu sehen. Ein „slice of life“ über das Älterwerden, welches durch die fast schon dokumentarische Inszenierung nahbar und ergreifend ist. Der geteilte Bildschirm wirkt erst etwas befremdlich und kann gerade zu Beginn (besonders, wenn man den Film mit Untertiteln guckt) etwas überfordern. Die schauspielerischen Leistungen von Françoise Lebrun und Dario Argento (!), welcher hier mit 80 Jahren seine erste Hauptrolle spielt, sind ebenfalls beeindruckend. Gerade, wenn man bedenkt, dass der Großteil des Gesehenen improvisiert ist. Vortex fühlt sich echt an, wie das Leben selbst oder eben auch der Ausblick auf das Ende dessen, und das macht den Film äußerst sehenswert.
Farooq selbst sagt „[es ist] ein Fakt, dass der Weg in vielen Fällen aufgrund des kulturellen Hintergrundes der Migration einfach schwerer und steiniger ist“. Während dieser Aspekt in Contra sehr gut vermittelt wird, bleibt der Umgang mit der rassistischen Äußerung des Professors etwas fraglich. Schließlich wird diese im Film stellenweise damit abgetan, dass der Professor halt ein Zyniker ist. Nichtsdestotrotz bekommen wir ein äußerst kurzweiliges Filmerlebnis mit einem brillanten Gegenspieler-Duo um Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq. Die komödiantischen Elemente sind hier nahezu perfekt gesetzt und es macht einfach Spaß, den Streitereien der Hauptfiguren zuzuschauen. Insgesamt also eine schöne Feel-Good-Geschichte, die gerne auf die Watchlist wandern darf.
Mit Pachinko bietet Apple TV nun einen wahrlich großen Fingerzeig in Richtung Streamingkonkurrenz, sowohl was die inhaltliche, als auch die inszenatorische Dimension von Serienproduktionen anbelangt. Auch wenn der ein oder andere aufgrund des auf dem Papier womöglich unspektakulären Plots hier nicht direkt angesprochen wird, so hoffen wir, dass dieser Artikel einen Beitrag dazu leisten kann, dass diese Produktion kein Nischendasein fristen muss und sich schon jetzt als der Meilenstein manifestieren kann, der dieses Epos tatsächlich ist!
Mit seinem vierten Langspielfilm ist Autor und Regisseur Johannes Naber eine überzeugende, stellenweise bitterböse Satire gelungen. Aus dem überzeugenden Cast stechen dabei Sebastian Blomberg und Thorsten Merten hervor. Handwerklich solide ist Curveball ein zwar wenig spannender, dafür umso lustigerer Film, dessen Auszeichung mit dem Deutschen Filmpreis in Bronze zu recht erfolgte. Einen kleinen Wermutstropfen bildet die Veröffentlichung als DVD, ohne HD-Enthusiasten in den Genuss einer Blu-ray kommen zu lassen. Diese können allerdings beim Streaming-Anbieter ihres Vertrauens eine HD-Kaufversion erstehen.