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Alle Kommentare von Filmtoast
Licht und Schatten halten sich bei der Umsetzung der populären Anime-Serie Cowboy Bebop ungefähr die Waage. Zwar bietet die nun erwachsenere Ausrichtung ein zeitgemäßes Update auch für ältere Fans, dennoch erweist sich die als epische Tragödie ausgelegte Geschichte als Fallstrick. Zu oft driften deren Entwicklungen ins Banale ab, weil eben auch zu viel Zeit in Stränge investiert wird, die keinen wirklichen Mehrwert bieten. Deshalb verliert diese Live-Action Adaption nach einem starken Auftakt ständig an Verve, was einen unschön an einige Marvel-Serien aus dem Netflix-Katalog erinnert.
Nichtsdestotrotz sollte Cowboy Bebop auch 2021 noch viele alte Fans abholen, denn Anspielungen an die alte Serie und den Kinofilm gibt es zuhauf. Vieles wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt und teils sinnvoll weiterentwickelt. Zudem dürften sich auch neue Zuschauer nicht überfordert fühlen, denn es wird keinerlei Vorwissen vorausgesetzt. Liebhaber von unterhaltsamen Weltraumopern können hier bedenkenlos einsteigen. Eine zweite Staffel befindet sich übrigens schon in Planung, was auf jeden Fall zu begrüßen ist. Damit hätte die Serien-Adaption Chancen, sich ein gänzlich eigenes Profil zu schaffen
Die neunteilige Miniserie kann nur teilweise überzeugen. Die nichtlineare Erzählweise der ersten Folgen kann verwirren, wenn man das Buch nicht kennt. Die Handlung wird weitgehend werkgetreu heruntergespult, wobei die emotionale Dichte der 1500 Seiten dicken Vorlage verloren geht. Den Figuren fehlt es hier einfach an Tiefe. Die Darstellerleistungen sind durchwachsen, einiges ist gelungen, anderes weniger. Die Serie hat ihre Momente, gehört aber sicher nicht zu den Highlights der Stephen-King-Verfilmungen.
Bruised ist ein souveräner Einstand der Schauspielerin Halle Berry als Regisseurin. Sie weiß sich selbst gut in Szene zu setzen und hakt die klassischen Stationen des Kampfsportdramas ab, um jedes inszenatorische Risiko zu umschiffen. Dabei vermissen alteingesessene Genrefans neue Ideen und Überraschungen. Im Rahmen des Abonnements kann man sich diesen Film bei Netflix definitiv ansehen, vor allem als Fan des Ex-Bondgirls. Jedoch trüben die etwas zu lange Laufzeit und die Vorhersehbarkeit auch das Vergnügen der Zuschauer*innen, die nicht jeden Teil von Rocky und co. gesehen haben.
Insgesamt lässt sich der Film sehr passend mit einer vielzitierten Phrase umschreiben: Geschichts-Fans greifen zu, Agentenfilm-Fans gucken Probe. Denn hier trifft eine konventionelle Erzählung wahrer Ereignisse und gute Schauspielleistungen auf eine überraschungs- und höhepunktarme Handlung. Weil der Streifen gänzlich ohne Actionszenen auskommt, ist Der Spion vermutlich eher etwas für Personen, die sich an der paranoiden Grundstimmung des Kalten Krieges und spannenden Figurenzeichnungen erfreuen können. Emotional involviert ist man hier jedoch nur selten und das Rad wird durch den Agenten-Thriller mit Sicherheit auch nicht neu erfunden. Nichtsdestotrotz ist der Film eine solide Spionage-Geschichte, die man guten Gewissens einlegen darf.
Tick, Tick… BOOM! ist ein starker Musicalfilm mit einer Geschichte zwischen Lebensbejahung und Verzweiflung, die auf sämtlichen Stufen des emotionalen Spektrums überzeugt. Das liegt an den starken Songs, den tollen Bildern und einem fantastischen Cast, an dessen Spitze Andrew Garfield sein Ausnahmecharisma voll entfalten kann. Mit dem Popmusical erweitert Lin-Manuel Miranda sein Œuvre nachdem er bereits mit dem Hip-Hop-Musical musikalisch für Furore gesorgt hat. Wer allerdings lediglich aufgrund des namhaften Cast neugierig auf den Film gemacht wurde und mit Musicals per se nichts anfangen kann, der wird hiermit keine Freude haben.
Man kann nicht sagen, dass Das Dorf der Verdammten nun ein komplett schlechter Film ist. Er hat durchaus seine Momente, verpasst es aber, durchgehend Spannung aufzubauen und die Bedrohung durch die Kinder nachhaltig zu etablieren. Damit reiht der Film sich in die schwächeren Werke des Ausnahmeregisseurs John Carpenter ein, der erst kurz davor mit Die Mächte des Wahnsinns (1994) einen erneuten Höhenflug verzeichnen konnte.
Justin Lees Final Kill – Der letzte Job hätte vielleicht als Komödie leidlich gut funktionieren können – und wird ja sogar entsprechend vermarktet. Doch ein teils amüsanter Hauptdarsteller und einige flache Dialogwitze reichen dafür nicht aus. Als Actionstreifen ist der Film wiederum trotz seiner überschaubaren Länge viel zu dialoglastig und langatmig. Hinzu kommen die wenig inspirierte Kameraführung, statische Schnitte und schlecht choreografierte Kampfszenen. Ed Morrone ist tatsächlich einen Blick wert, aber wenn man zwischendurch einschläft, ist das auch nicht tragisch.
Insgesamt kann man Lucia und der Weihnachtsmann 2 – Der Kristall des Winterkönigs als gelungenes Weihnachtsabenteuer bezeichnen. Mag der Ablauf formelhaft sein, Figuren und Entwicklung üblichen Klischees entsprechen, funktioniert er doch gut genug, um auch Erwachsene nicht zu langweilen. Und die anvisierten kindlichen Zuschauer dürften bei solcher Art von Unterhaltung eh nicht allzu kritisch sein. Um die Familie vor dem TV zu versammeln und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest anzuheizen, eignet sich Lucia und der Weihnachtsmann 2 in jedem Fall.
Gemessen an den Erwartungen, die Netflix mit einem solchen Budget und dem Staraufgebot selbst geschürt hat, ist Red Notice – man kann es nicht anders sagen – eine Vollkatastrophe geworden. Die Gags zünden nicht, Ryan Reynolds nervt bis zum Exzess und nicht einmal die Schatzsuche macht beim Zusehen Spaß. Dieses Hochglanzprojekt fühlt sich über weite Strecken mehr wie ein überlanger Imagefilm für ein Urlaubsland an, wie man ihn oftmals in der Fernsehwerbung zu sehen bekommt. Im Gegensatz kann wahrscheinlich sogar 6 Underground noch mehr empfohlen werden, denn dort haben die übertriebenen Actionszenen zumindest durch ihren Wahnsinn überzeugt, während hier sogar die Action altbacken daherkommt. Der Sargnagel des Ganzen ist dann noch ein völlig aus der Zeit gefallener Score, der die Lächerlichkeit gar noch betont.
Einziger wirklich Wehrmutstropfen: Memory – Über die Entstehung von Alien könnte gern noch ausführlicher in Erinnerungen schwelgen. Sicher ist es nur logisch, dass Regisseur Philippe den Fokus auf einzelne Aspekte legt, ohne das große Ganze aus dem Auge zu verlieren: die Faszination, die Alien noch heute ausstrahlt. Im selben Atemzug führt er die Gründe an, weshalb dieser Film eben ein zeitloser Klassiker ist.
Gleichermaßen ist es schade, dass ikonische Figuren wie Ridley Scott oder Sigourney Weaver nicht zu Wort kommen. Doch dafür gelingt es der Dokumentation aufzuzeigen, dass beide letztendlich „nur“ hinzustießen, als der Großteil des kreativen Prozess bereits durch O’Bannon und Co-Autor Ronald Shusett erledigt war. Für Neulinge des Franchise lässt sich eine Empfehlung aussprechen, da diese so dem Mythos „Alien“ nachspüren können. Für Fans dient die Doku nicht nur der Komplettierung, sie freuen sich sicher auch über die ein oder andere noch unbekannte Anekdote.
Die MCU-Formel zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen und steht dem Film letztlich total im Weg. Viel zu erzählen hat er ohnehin nicht, wofür er dann allerdings mehr als 2 ½ Stunden benötigt. Marvels Eternals soll eine neue Ära einleiten, scheitert aber bereits daran, ein für sich stehender, guter Film zu sein. Wer hätte gedacht, dass der von den vier MCU-Filmen des Kalenderjahres 2021 wohl mit der größten Spannung erwartete Eternals der bisher schwächste ist?
Toshiaki Toyodas Erstling wirkt immer noch so bedrückend und bitter-komisch wie zu seiner Erstveröffentlichung vor mittlerweile 19 Jahren. Die Neuauflage des Films kann man daher nur begrüßen, auch wenn das (kurze) Bonusmaterial von damals fehlt. Denn Pornostar verdient definitiv eine Wiederentdeckung, gerade weil er heute vielleicht noch aktueller als zuvor erscheint. Seit dem Ende der „Bubble-Economy“ hat sich gesellschaftlich nicht viel geändert. Die Yakuza sind seither viel tiefer in Wirtschaft und Politik vorgedrungen, während auf den Straßen die Gewalt durch neue, junge Banden stetig zunimmt. Es können sich zwar immer wieder junge Leute in neuen Nischen der Leistungsgesellschaft entziehen, jedoch fordert diese im Gegenzug der verbliebenen Majorität noch mehr Aufopferung ab. Und es gibt nur wenige Filme, die diesen verheerenden Kreislauf so konsequent abbilden, wie dieser
Mitunter werden viele Zuschauer von Finch etwas anderes erwarten als das, was der Science-Fiction-Film tatsächlich liefert. Was man bekommt ist ein philosophisches Drama mit einem altersweisen Tom Hanks in Bestform, der als letzte Aufgabe vor seinem Dahinscheiden versucht einem Roboter zur Menschlichkeit zu verhelfen. Erwartet man keine Action, keine Twists und kann man mit dem feingeistigen Humor etwas anfangen, so wird man von diesem Film auch noch lange nach dem Schauen etwas haben.
Fans von Buddy-Cop-Komödien und Actionfilmen kommen bei Cop Secret definitiv auf ihre Kosten. Aber auch alle, die intelligenter gemachte, selbst-ironische Action-Komödien mögen, werden an dem Film ihre Freude haben. Endlich ein moderner Actionfilm, der dabei gleichzeitig herrlich oldschool daherkommt. Toxische Männlichkeit, Frauenfußball und Bankraub in einem Film, und dann noch lustig? Kein Problem für die Isländer!
Die neue Crew rockt, der Brückenschlag zu den originalen Ghostbusters sitzt und erzählerisch orientiert man sich am Kino vergangener Tage. Ghostbusters: Legacy ist die Fortsetzung, die die Geisterjäger verdient haben und verbindet behutsam die Vergangenheit mit der Moderne. Es mangelt zwar an wirklichen Action-Highlights, dafür punktet man aber auf emotionaler Ebene. Dazu charmante und wohl pointierte Gags und fertig ist Rundumsorglospaket für alte und neue Fans der Geisterjäger.
Midnight ist kein wirklich schlechter Film, aber gemessen an dem, womit uns das Thriller-Kino Koreas die vergangenen Jahre verwöhnt hat, ist dieses Werk deutlich unter dem Durchschnitt. Am Ende bleiben auf der Habenseite ein starker, diabolischer Killer und ein paar starke Kamerafahrten. Der leichte Hang zur Melodramatik und die überraschungsarme Handlung sorgen letztlich jedoch dafür, dass man diesen Psychothriller am ehesten dann schauen sollte, wenn man noch nicht allzu viel Vergleichsmaterial gesehen hat. Dann bekommt man einen soliden Genrebeitrag, der zumindest genau die richtige Länge hat, um einen kurzweilige Filmabend zu füllen.
Absolute Weihnachtsfans auf der Suche nach einem Heile-Welt-Film ohne große Konflikte könnten an Christmas on Ice tatsächlich ihre Freude haben. Es gibt keinen wirklichen Antagonisten oder allzu überraschende Wendungen und der Film kann problemlos rund um die Uhr viele Jahre immer zur Weihnachtszeit im TV laufen und man kann ihn auch gut nebenher, mit Kleinkindern oder Großeltern gucken. Für alle, die lieber mehr Emotionen oder Spannung in einem Weihnachtsfilm möchten, gibt es sicherlich bessere Alternativen.
The Nest bestätigt eindrucksvoll die erzählerischen Fähigkeiten des Regisseurs Sean Durkin. In seinem erst zweiten Langfilm kann er sich auf die Extraklasse von Jude Law und Carrie Coon verlassen, die sich in ihrer toxischen Ehe gegenseitig an die Wand spielen. Auch wenn man dazu noch Bilder bekommt, die einen so schnell nicht loslassen werden, muss man definitiv wissen, worauf man sich bei diesem Psychodrama einlässt. Denn auch wenn das Finale schon eine Form von höchster Eskalationsstufe darstellt, einen Showdown mit Spektakelcharakter sollte man nicht erwarten. So ist The Nest auch am Ende nicht ganz so schmerzhaft im Nachgang wie das Vorgängerwerk, aber in puncto schwelenden Unwohlseins macht Durkin derzeit kaum einer Konkurrenz.
Wie schon gesagt, würde Stargate heutzutage wahrscheinlich weitaus kontroverser wahrgenommen, als es damals der Fall war. Sei es wegen kruder Theorien über Außerirdische, die die Menschheit versklaven wollen, oder wegen der Verbindung dieser martialischen Befreiungsgeschichte mit einer eher in Naivität badenden, klischeebeladenen Geschichte. Als fettfreier Blockbuster für die ganze Familie ging das Konzept seinerzeit jedenfalls auf. Das Potenzial dieser durchaus fantasievollen Fiktion wurde dann aber erst in den TV-Ablegern voll ausgeschöpft. Denn so gut Emmerichs Sci-Fantasy heute noch aussieht, ein wirklich guter Film ist er eben nicht.
Ob er für einen selbst trotzdem funktioniert, hängt vor allem davon ab, inwieweit man ihm eben seine Schwächen in der Erzählung verzeihen mag, indem man sie am besten schlicht ignoriert. Das wird bei einem jungen Publikum sicherlich der Fall sein, während einige Erwachsene eher mit dem Kopf schütteln mögen. Abseits davon wird es aber auch noch viele Nostalgiker geben, die mit Stargate eine schöne Kino-Erinnerung ihrer Kindheit verbinden.
Ron läuft schief ist ein sehr knuffiger und herzlicher Animationsfilm mit vielen tollen und wichtigen Botschaften für Junge und jung Gebliebene. Aber im Grunde ist es eine Geschichte über Freundschaft und dass man diese auch dort findet, wo man es nicht erwartet. Ein Film, der wichtige Themen wie Mobbing, sozialen Druck, Mitläufertum und die Gefahren von Social-Media anspricht, ohne dabei den Finger zu heben und die Plattformen zu verteufeln. Und das Ganze mit dem genau richtigen Maß an Witz, ohne diese Dinge ins Lächerliche zu ziehen. Für jüngere oder technisch nicht so versierte ZuschauerInnen könnte der Film etwas zu technisch sein, aber das schwächt die Botschaft nicht ab. Ganz im Gegenteil, er bringt ihnen sogar die Vorteile nah und gibt ihnen mit den Barneys Großmutter auch eine Bezugsperson an die Hand.
Mit Ron läuft schief gibt es zum Jahresende noch einen Animations-Überraschungshit in den Kinos. Der Film schafft es, eine ganze Palette von Emotionen abzudecken, Probleme anzusprechen und löst zum Schluss alles sinnvoll auf.
Der muntere Streifen stellt einen gelungenen Hybriden aus Action-Spaß, Thriller und (schwarzer) Komödie dar. Serviert mit extrem viel Blut, genauso wie man es von Regisseur Tommy Wirkola kennt und vielleicht auch erwartet. Das Filmgeschehen bleibt allerdings bis zum Schluss recht oberflächlich und setzt den Wert eher auf die Ausgestaltung und Unterhaltung. Dennoch ist The Trip – Ein mörderisches Wochenende wunderbar kurzweilig und garantiert ein unterhaltsames Seherlebnis. Darüber hinaus werden besonders Splatter-Fans hierbei definitiv auf ihre Kosten kommen und sollten den wilden Trip mit Noomi Rapace und Aksel Hennie schleunigst auf die Watchlist packen.
Alles in allem kann man nicht behaupten, dass Ich spuck auf Dein Grab ein wirklich guter Film ist. Allerdings muss man Regisseur Meir Zarchi attestieren, die gezeigten Gewaltakte zwar sehr plakativ, aber auch effektiv eingesetzt zu haben. Die Zuschauer*innen sind eindeutig gezwungen, sich mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen, zu derbe, zu real erscheint die langgezogene Vergewaltigung, als dass man sie ignorieren könnte. Kritisieren kann man den Comic Relief, den die Rolle des Matthew zum Teil einbringt, welcher das Ganze ein wenig verwässert. Außerdem gehen dem Skript ganz zum Ende dann merklich die Ideen aus, denn die Fantasie Zarchis hat nur für zwei der Täter gereicht, während die letzten beiden etwas lustlos abgefrühstückt werden.
Mit Midnight Mass kommen insbesondere diejenigen auf ihre Kosten, die bereits mit Spuk im Hill House und Spuk in Bly Manor ihre jeweiligen Höhepunkte vergangener Serienjahre hatten. Diesmal jedoch sorgt der Ortswechsel auf eine Insel, die stark an Shutter Island erinnert, genauso für frische Töne, wie die thematische Verlagerung in Richtung Religionsfanatismus. Einige Bilder und Monologe brennen sich dabei sicherlich genauso langfristig in der Erinnerung der Zuschauer, wie die ein oder andere Kirchenmusik. Lediglich, wer sich mit den ernsten Themen nicht beschäftigen will und wer beim nächsten Binge-Marathon ein hohes Erzähltempo braucht, wird bei diesem Serienhighlight der Herbstsaison 2021 wahrscheinlich gar nicht lang genug durchhalten, um am Ende dann das große Ganze in seiner Entfaltung zu sehen.
Showrunner Oliver Ziegenbalg ist mit The Billion Dollar Code von vorne bis hinten eine runde Sache gelungen. Egal, ob man schon weiß, wie der reale Fall vor Gericht entschieden wurde oder nicht, spannend bleibt es bis zum Schluss. Das liegt an der Erzählweise, die im Wechsel zwischen 1990ern und 2010ern auch die Protagonisten in zwei unterschiedlichen Lebensphasen porträtiert. Für Zuschauer, die komplett uninteressiert an IT-Themen sind, ist die Serie fachlich jedoch zu akkurat. Das sorgt für eine hohe Authentizität, aber auch dafür, dass man sich voll auf die Miniserie konzentrieren muss. Am Ende halten sich der Grad an Information und Unterhaltung die Waage, aber etwas mehr (künstliches) Drama hätte nicht geschadet, um Momente zu kreieren, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben.
Das Prequel zu Army of the Dead ist ein gänzlich anderer Film, als der krass überdrehte Zombie-Action-Reißer, mit dem Netflix im Frühjahr kinowürdige Schauwerte ins heimische Wohnzimmer gebracht hat. Im Vergleich ist Army of Thieves inhaltlich wie audiovisuell bodenständiger, hat aber genauso überzeichnete Figuren, mit denen man sympathisieren können muss. Auf Zombies wartet man vergeblich, dafür gibt es reichlich typische Schweighöfer-Momente, die Fans feiern werden. Ob es diese Vorgeschichte zur Figur Ludwig Dieter nun gebraucht hat, würde ich verneinen. Jedoch versteht man anschließend zumindest besser, weshalb Bautista ihn in der Hauptgeschichte gar nicht lange von der Teilnahme am Coup überzeugen musste. Alles in allem ist dieser Heist-Actionfilm flott inszeniert und macht ordentlich Laune – vorausgesetzt, man geht mit der richtigen Erwartungshaltung und wenig Anspruch an Logik und Innovation ran.