Filmtoast - Kommentare
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Alle Kommentare von Filmtoast
Als actionreicher und dramatischer Sportfilm funktioniert Sean Patrick Flanerys Herzensprojekt Born a Champion nur bedingt. Die actionreichen Kämpfe kommen nicht wirklich vor. Das gibt das hier immerhin sehr detailverliebt vorgetragene brasilianische Jiu-Jitsu allein nicht her. Und wirklich dramatisch wird es zwar auf dem Papier, aber jene Augenblicke können nicht so zünden wie vermutlich gewünscht. Viele Momente wirken für sich allein genommen einnehmend oder packend, bei Betrachtung der gesamten Konstellation sind diese dann doch zu erzwungen und zu konstruiert herbeigeführt.
Wer aber ein wenig nachsichtiger ist, der bekommt eine zwar leicht gestrickte, allerdings auch wohltuende Geschichte, die um den Kampsport gebastelt wurde, den der Hauptdarsteller Sean Patrick Flanery so sehr liebt, dass er sein ganzes Herzblut in die Produktion dieses Films gesteckt hat. Allein das macht Born a Champion schon mehr als sympathisch, ebenso wie seine etwas zu konstruierten Figuren. So ist die Handlung vielleicht in fast jeder Hinsicht generisch, aber sicherlich nicht der Sport, durch den insbesondere MMA-Fans ihren Spaß mit dem Film bekommen dürften.
Der Coming-of-Age-Film erzählt die tragische Liebesgeschichte mit einer Lockerheit, die direkt auf den Zuschauer überspringt. Erstklassig mit den beiden Newcomern Félix Lefebvre und Benjamin Voisin besetzt, nehmen wir den Figuren ihre Emotionen stets ab. Zwar mögen die Charaktere etwas dünn gezeichnet sein, dafür sind sie umso universeller – ein jeder Teenager (und jeder, der es einst war) wird sich auf die eine oder andere Weise mit ihnen identifizieren können. Und obwohl Regisseur François Ozon, typisch für ihn, auch schwierige und wichtige Themen anreißt, wohnt seinem Liebesfilm eine gewisse Leichtigkeit inne, die ihn zu einem perfekten Sommerfilm macht.
Wem der Auftakt zugesagt hat, dem wird mit Fear Street – Teil 2: 1978 die Fortführung der Geschichte auf gleichbleibenden Niveau serviert. Frischer Wind kommt durch die Verlagerung in das Siebzigerjahre-Setting rein, wobei man auch diesmal wieder eher auf bewährte Muster zurückgreift, als erzählerische Experimente einzugehen. Damit bleibt diese kleine Reihe eine nostalgische Horrorerfahrung mit einfacher Story, viel Blut und nervenaufreibender Atmosphäre. Man hat das alles so schon zigfach gesehen, aber trotzdem kann man sich dem Sog nicht entziehen. Wie in Teil 1 spielt man mit Klischees und ist sich der eigenen Mission bewusst, in erster Linie Nostalgie zu transportieren. Dementsprechend braucht keiner diesen Teil anzuschauen, dem der Ritt auf der Retrowelle von im Auftakt auf die Nerven ging.
Anrufe in den Sarg, ins Jenseits, zu einem Geist können sehr schaurig sein. Mit dieser Ausgangssituation möchte One Last Call zum Gruseln einladen und überraschen. Nur schafft man das nach stimmigen Beginn nicht und hapert mit inszenatorischen und erzählerischen Schwächen. Tiefgehenden und markerschütternden Horror sollte man also nicht erwarten. Wer aber immer noch gerne in die 80er abtaucht, kann gerne mal einen verhaltenen Blick reinwerfen.
Basic Instinct kann als Thriller heutzutage weit weniger überraschen als noch vor dreißig Jahren. Aber einige einprägsame Szenen, die Bildästhetik von Regisseur Paul Verhoeven und vor allem die Ausstrahlung von Sharon Stone, die hier sogar einen gut aufgelegten Michael Douglas verblassen lässt, machen den Erotikthriller zurecht zu einem Kultklassiker der Filmgeschichte. Die neu erschienene 4K Ultra HD bietet zudem visuell definitiv ein Mehrwert und unterstreicht Verhoevens Bildästhetik.
Der erste Teil der Trilogie ist eine Hommage an die Teenie-Slasher aus der Neunzigerjahren, der ganz gut funktioniert, weil man entscheidende Elemente auf heutige Maßstäbe hin angepasst hat. Als Auftakt taugt Fear Street – Teil 1: 1994 sehr gut, lässt aber trotzdem für die beiden Fortsetzungen Teil 2: 1974 und Teil 3: 1666 noch Luft nach oben, vor allem, was die Eigenständigkeit betrifft. Bei Brutalität und Produktionswert hat man jedoch schon jetzt ein Niveau erreicht, das man nicht mehr toppen muss. Lediglich, ob man mit der Trilogie tatsächlich die Leser der Vorlage adressiert, kann man bereits nach Film Nummer eins bezweifeln.
Und wieder weiß ein unkonventionelles Filmchen aus den koreanischen Gefilden zu begeistern! Memoir of a Murderer ist ein durch und durch spannender Mystery-Thriller, der besonders mit seinem fantastischen Hauptdarsteller und dem komplexen Storytelling punkten kann. Auch die Inszenierung lässt keine Wünsche offen, auch wenn der Film ab und an ein wenig zu hochglanzpoliert aussehen kann. Trotz seiner ernsten Themen besteht der Spaß hauptsächlich darin, sich von den unzähligen Twists und Wendungen mitreißen zu lassen und dem Mysterium auf die Spur zu kommen. Dabei bleibt er spannend bis zum Ende, das es dann tatsächlich schafft, einem noch ein letztes Mal die Kinnlade runterklappen zu lassen. Ein Muss für Fans des koreanischen Kinos und Psycho-Thrillern generell!
Flüchtlingspolitik und die meist damit einhergehenden, menschenverachtenden Umstände sind heute aktueller denn je. District 9 trifft hierdurch einen wunden Punkt in der Gesellschaft und übersetzt die Problematik in relativ ungewöhnliches Science-Fiction-Kino. Indes stimmt Blomkamps Leinwanddebüt nachdenklich, ist gekonnt ekelerregend und verfügt über ein hohes Produktionsniveau. Wer sich der Handlung nicht zu kritisch nähert, erhält bemerkenswerte Unterhaltung mit einer äußerst kreativen Entwicklung.
Die geheime Benedict-Gesellschaft ist eine tolle Buchverfilmung für kleine oder große Detektiv-Fans.
Bereits nach wenigen Minuten wird man von der detailreich ausgeschmückten Fantasiewelt der Geschichte mitgerissen und ertappt sich selbst beim Miträtseln. Somit wird es nicht langweilig, dazu kommt noch eine passende Portion Humor daher.
Außerdem wird eine wichtige Botschaft integriert: Mit Freundschaft, Mut, Toleranz und Intelligenz lässt sich nahezu alles schaffen. Dabei ist es egal, wie die eigene Ausgangssituation aussieht oder für wie speziell man sich selbst hält. Denn es gibt irgendwo immer Gleichgesinnte, die ähnlich denken und fühlen wie man selbst.
Alles in Allem eine einfallsreiche Geschichte mit charmanten Charakteren, bei der sich ein Blick auf jeden Fall lohnt.
Katla ist das erste isländische Netflix-Original und gleichzeitig die erste Mysteryserie seit Dark, der es gelingt einen vergleichbaren Sog zu entwickeln. Dabei ist diese Produktion wesentlich linearer erzählt, bei weitem nicht so fordernd und insgesamt auch nicht annähernd so bedeutungsschwanger. Die Konzentration auf wenige menschliche Schicksale in der Verpackung eines sich langsam erschließenden Rätsels geht voll auf. Am Ende bleiben einige starke, berührende Momente in Erinnerung. Genauso auch die wohldosierten Überraschungen, die das Format endgültig vom großen deutschen Vorbild emanzipieren. Wer neben der Vorliebe für Geschichten zum Miträtseln auch ein Faible für die atemberaubenden isländischen Landschaften mitbringt, der kommt gleich doppelt auf seine Kosten. Und wer zusätzlich auch noch mit der Lovecraft-esken Atmosphäre etwas anzufangen weiß, der findet in Katla vielleicht schon sein Highlight des Serienjahres.
Mit Sweet Tooth ist Netflix eine sehr herzliche Fantasyserie gelungen. Diese kommt jedoch düsterer daher, als die farbenfrohe Optik vorgaukelt. Im Kern ist es ein klassisches Abenteuer mit aktueller Relevanz, das durch fantastische Landschaftsaufnahmen, liebevolle Figurengestaltung und eine extra Portion Herz aus der Masse hervorzustechen weiß.
Am Ende lässt man wieder reichlich Raum für eine Fortsetzung offen, aber auch für sich genommen, ist diese erste Staffel eine klare Empfehlung für Fantasyfans, die reif genug sind, um die intelligent eingewobenen Botschaften zu umreißen. Hauptfigur Gus schafft es dabei genauso schnell das Publikum für sich zu begeistern, wie er es in der Geschichte schafft die verschiedenen Fraktionen zu verbinden.
Sweet Tooth ist aufgrund fehlender Innovationen sicher nicht die beste Serie des Jahres, aber hat durchaus das Potenzial bei Netflix noch zu wachsen. Die postapokalyptische Welt, die man hier zum Leben erweckt, lädt ein noch weiter erkundet zu werden und auch die Geschichte des Protagonisten ist noch längst nicht auserzählt.
Es gibt Filme, bei denen macht es Spaß, den Schauspielern beim Nichtstun zuzusehen. Into the Ashes zählt nicht dazu. Aaron Harvey hat in seinem Rachethriller viele gute Ansätze, doch das Konzept der entschleunigten Handlung unter Vermeidung von Klischees funktioniert nicht reibungslos. Für einen guten Thriller fehlt auf Dauer die innere Spannung, für ein Charakterdrama sind die Charaktere zu uninteressant. Dank vieler guter Ideen gerade auch in filmischer Hinsicht kein Flop. Aber auch kein Highlight.
Es wird sicher noch einige Zeit brauchen bis Themen wie Geschlechtervielfalt und -diversität ihren Sonderstatus verlieren und vollständig zur Normalität gehören. Genau deshalb sind Filme, die sich dessen annehmen, extrem wichtig. Zwar wird dem Thema heutzutage schon mehr Aufmerksamkeit zugetragen als noch vor einigen Jahren, aber viele wissen vermutlich dennoch nicht, wie sie im Falle von Jakes Eltern agieren würden.
Ein Kind wie Jake geht aber einen anderen Weg als die meisten Filme dieser Art. So steht hier nicht Jake und seine „Findungsphase“ im Mittelpunkt, sondern seine Eltern und deren Beziehung zueinander. Das beeinträchtigt das Filmerlebnis erheblich, auch weil die Hauptdarsteller nicht überzeugen können. Das Kind selbst bleibt dem Zuschauer über die knapp 87 Minuten nahezu fremd. Dem Film fehlt zudem der Schwung und die Handlung verliert sich immer wieder in Nebenschauplätzen. Nichtsdestotrotz schafft der Film Aufmerksamkeit und gibt immerhin ein paar positive Denkanstöße für dieses gesellschaftlich relevante Thema.
Alles andere als Einheitsbrei: Die Friedhof der Kuscheltiere--Darstellerin Amy Seimetz präsentiert mit She Dies Tomorrow einen ungewöhnlichen und enorm eigenwilligen Mysterystreifen, in dem sich unterschiedliche Menschen virusartig mit dem Gedanken infizieren, dass sie morgen sterben werden. Mit teils wilden, experimentellen Farbspielereien, skurrilen Situationen und einer Vielzahl an Deutungsmöglichkeiten verlangt ihr bisher zweiter Langfilm dem Zuschauer alles ab. Dabei sitzt der Film selbstbewusst zwischen allen Genrestühlen, treibt seine Handlung bruchstückhaft voran und verliert sich gerne in stimmungsvollen Einzelszenen.
Wer bereit ist, mitzudenken, mitzurätseln und sich aus allen möglichen Lesarten seine Wahrheit zu basteln, der kommt mit Sicherheit auf seine Kosten. Leichte Unterhaltung ist She Dies Tomorrow also nie, aber ein besonderes Filmerlebnis allemal.
Man sieht deutlich, dass The Field – Das Geheimnis der Farm von einem Kameramann gemacht wurde. Tate Bunker legt in seinem ersten Langfilm als Regisseur nicht nur Wert auf exzellente Fotografie, sondern reflektiert auch auf inhaltlicher wie visueller Ebene die Themen Sehen, Bilder und Wahrnehmung. Das ist in weiten Teilen gut gelungen. Manche Schwächen im Drehbuch trüben den Gesamteindruck. Doch darüber lässt sich hinwegsehen. Dass die Geheimnisse nicht wirklich erklärt werden, mag einige Zuschauer enttäuscht zurücklassen. Andere freuen sich vielleicht, nicht mit pseudowissenschaftlichen Gebabbel ausgetrickst zu werden. Insgesamt jedenfalls ist The Field- Das Geheimnis der Farm ein atmosphärisch dichter Mystery-Thriller, der gut unterhält. Aber auch ein wenig zum Nachdenken anregen kann – wenn man denn will.
Es geht weiter. Nach katastrophalem Kinostart baut Regisseur Liam O’Donnell die Erben von Skyline zu einem DTV-Franchise aus, dass kurzweiligen Spaß für Sci-Fi-Action-Fans liefert. Mit überschaubarer Computertechnik, sympathischen Gummianzügen und verzwickter Story landet die Reihe mit Skylines endlich mal im durchschnittlichen Bereich. Ohne der überflüssige Nebenhandlung wäre das Ding sogar noch runder gewesen. Dafür gibt es einen Ausblick auf einen möglichen vierten Teil, und darauf hätte ich sogar echt Lust. Dezente Vorfreude, die nach dem desaströsen Auftakt undenkbar gewesen wäre.
Der Film im schon recht ausgelutschten Fahrwasser von Das Ding aus einer anderen Welt oder Alien zeigt, dass russischer Action-Horror durchaus seine Momente haben kann. Aber das weiß man spätestens seit Timur Bekmambetows Wächtern der Nacht. Syuhins Variante eines Monster-Horrors macht vieles richtig, aber leider auch vieles falsch. Während der alternate Cut von Superdeep krampfhaft versucht, die Längen der Originalfassung zu eliminieren, geht dies aber auf Kosten von Atmosphäre und Handlungskonsistenz. Stimmungsvoller und inhaltlich klarer ist auf jeden Fall die Langfassung, die dann aber in der zweiten Hälfte in unübersichtlichem Actionbombast zerfasert. Das ist zum Gähnen und man möchte auf die Werbepause warten. Dennoch einen Versuch wert.
Kevin Hart kann ernste Rollen spielen. Dieses Urteil kann man nach Fatherhood problemlos unterschreiben. Leider macht die Unausgewogenheit im Skript, die Menge an nicht zündenden Gags und die Vorhersehbarkeit aus dem sensiblen Thema am Ende nur eine austauschbare Familienkomödie. Wegen der süßen, kleinen Maddy und ihrem doch gut funktionierenden Zusammenspiel mit ihrem Filmvater Matt kann man den Film trotzdem ansehen, wenn man einen Familienfilm für Zwischendurch sucht und kein großes Risiko eingehen will.
Willkommen in der Nachbarschaft ist eine der wenigen Komödien, die es schafft, durchgehend eine gewisse Leichtigkeit zu behalten. Zwar spitzt sich auch hier die Spannung zum Ende hin etwas zu, wird aber immer wieder durch witzige Randbemerkungen aufgelockert. Die Bösewichte sind dem zu Gunsten auch alle sehr nett und sympathisch verpackt, selbst die Drogendealer wirken fast die ganze Zeit eher wie nette Onkel. Wer vielleicht selber in einem Vorort aufgewachsen ist oder auch in einer Werbe-Agentur arbeitet, wird sicher Spaß an dieser Komödie haben. Für alle, die für einen gemütlichen Abend einfach clevere, aber dabei trotzdem leichte Unterhaltung wollen, eine klare Empfehlung!
Eine lange und komplizierte Produktionsgeschichte findet nun auf der Leinwand ihr Ende. Und das merkt man Chaos Walking leider immer wieder an, wenn eingeführte Elemente nicht mehr aufgegriffen werden. Dazu ein Leinwandpaar ohne Chemie und Gedankenwölkchen, die mehr stressen als erzählen. Zusammen mit den überschaubaren Sets und der unspektakulären Inszenierung ist ein Film ohne Erzählfluss und Höhepunkte das Ergebnis. Kein totaler Reinfall, aber auch kein packendes Young-Adult-Abenteuer im Sci-Fi-Gewand, sondern einfach nur ein unrunder Film, der ziemlich schnell in Vergessenheit geraden dürfte.
Malasaña 32 erfindet das Haunted-House-Subgenre keinesfalls neu. Doch durch die Verlagerung des Geschehens in eine Großstadt, durch überzeugend geschriebene und dargebotene Figuren und durch die vielen schaurigen Details abseits der eher konventionellen Schockeffekte reiht sich Albert Pintós Horrorfilm definitiv ins höhere Regal der letztjährigen Horrorfilme ein.
Nach dem eher enttäuschenden Happy Deathday 2U rehabilitiert sich Christopher Landon bei Genre-Fans mit seinem neuen Film Freaky vollends. Denn die temporeiche Melange aus Körpertausch-Komödie und Slasher macht einen Mordsspaß und bietet einige saftige Gewaltspitzen. Mit dem ebenfalls toll aufspielenden Cast wird aus Freaky damit eines der Horror-Highlights 2021.
Mit liebenswerten Figuren und einer traumhaften Mittelmeerkulisse sorgt Disneys Luca für einen dringend benötigten Wohlfühltrip mit Urlaubsflair. Ein Trip der wunderschön animiert zum Leben geweckt wurde und das Fernweh in jedem wecken dürfte. Aber auch ein Trip, der relativ oberflächlich mit seiner Prämisse und Geschichte arbeitet und nicht die Tiefe anderer Pixar-Projekte erreicht. Er fühlt sich in der aktuellen Zeit aber auch wie Balsam auf der Seele an und holt Sommer, Sonne und seichte Meeresluft ins Wohnzimmer.
Als Krimi-Drama zieht Electra Glide in Blue seine Stärken zum einen aus den starken Schauspielleistungen, denn neben Robert Blake glänzen alte Hasen wie Elisha Cook Jr, Mitchell Ryan und vor allem auch Billy Bush als Blakes Partner, der seinen starken Schlussmonolog selbst geschrieben haben soll. Zum anderen rahmt der meisterliche Conrad Hall die bezaubernde Landschaft des Monument Valley gebührend ein, hält den Zuschauer mit aufregenden Kamerafahrten und langen, lebendigen Einstellungen gebannt am Geschehen. Und auch James Guercios Vorstellung des Films als einen Western, sein Gespür für die richtige Musik und die Darstellung der Menschen der Gegenkultur, die hier nicht zur Karikatur verkommen, hat sicherlich sein Scherflein dazu beigetragen.
Camera Obscura präsentiert Electra Glide in Blue als deutsche HD-Erstveröffentlichung in einem schönen Mediabook. Der Print des Films ist astrein, die Tonspuren sind klar verständlich. Als Extras befinden sich ein Vorwort und ein Audiokommentar von Regisseur James Guercio sowie ein Video-Essay von Mike Siegel auf der Disc. Es ist spannend, die Aussagen der beiden zu vergleichen, da es teils eklatante Abweichungen zwischen den Darstellungen gibt, was Siegel in seinem Essay auch gerne aufgreift. Im Booklet befindet sich zudem ein weiterer Essay zum Film von Prof. Dr. Marcus Stiglegger. Das ist ein Gesamtpaket, dass man nur empfehlen kann.
Stowaway hat zwei Probleme: Zum einen die falsche Erwartungshaltung des Publikums und zum anderen die vielen ähnlichen Science-Fiction-Filme und -serien, die sich ebenfalls mit einer Marsmission und den menschlichen Dramen an Bord des Raumschiffs beschäftigen. Während man im Vergleich auf visueller und technischer Ebene wenn überhaupt mit aktuellen Serienproduktionen standhalten kann, gelingt es aber inhaltlich dem Genre durch die Verlagerung eines klassischen Dilemmas ins All etwas Neues hinzuzufügen, was über die knapp zwei Stunden Lauflänge doch ganz gut zu fesseln weiß. Ob man jedoch zwingend ins Kino muss, ist aufgrund der ernüchternden Schauwerte zweifelhaft. Wenn der Streifen irgendwann auch in Deutschland bei Netflix landet, dann darf man gern zugreifen.