Filmtoast - Kommentare

Alle Kommentare von Filmtoast

  • 6

    The Soul weiß seine Stärken gekonnt auszuspielen, auch wenn diese nicht jedermanns Fall sein werden. Ein Slowburner, der stellenweise in Dialogen ertrinkt und nicht nicht weiß, wann endlich Schluss sein soll, um das Tempo endlich etwas hochzufahren. Wen das jedoch nicht abschreckt und viel mehr Spaß daran hat von einigen sehr interessanten Charakteren langsam an eine äußerst originelle Geschichte herangeführt zu werden, kann bedenkenlos in die dystopische Welt von Regisseur und Drehbuchautor Wei-Hao Cheng abtauchen.

    • 8

      Schlußendlich bietet Cody Calahan mit seiner Horror-Komödie einen richtigen Crowdpleaser im positivsten Sinne. Unter den Horrorfans sollte Vicious Fun daher bei jedem Festival zu den Highlights zählen, das ist ein zerplatzender Blutbeutel voll guter Laune. Der Film wird einfach nicht langweilig, weiß immer im richtigen Moment einen netten Gag, eine blutige Einlage oder eine verblüffende Wendung zu präsentieren. Das gewinnt zwar keine Originalitätspreise, ist aber ausnehmend gut zusammengeschustert und wird vollkommen fettfrei dargereicht. Wer es also blutig, spannend und spaßig mag, ist hier an der richtigen Adresse. Das ist ein Full Package!

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      • 6

        Einen bluttriefenden Vampir-Splatterfilm oder einen mit expliziten Erotikszenen angereicherten Horrorfilm bekommt man mit Carmilla nicht geboten. Es ist ein stilles, schauerromantisches Coming-Of-Age-Drama ohne Konzentration auf ein ausschließlich für das erwachsenes Publikum gerichtete Schauwerte. Zwar bedient Carmilla auch diese, sie stehen jedoch stark im Hintergrund der atmosphärischen Adaption. Wer einmal einen Film wie Peter Jacksons Heavenly Creatures im Gewand eines Gothic-Vampirfilmes sehen möchte, dem sei definitiv eine Empfehlung ausgesprochen. Für Filminteressierte abseits dieses Nischenpublikums mangelt es dem Film vermutlich an Eigenständigkeit, und er bietet in seinen Stärken auch keine überragenden Leistungen.

        • 8

          Die technischen Elemente könnten gewiss als kleine Spielereien abgestempelt werden, aber ähnlich wie interaktive Elemente in Museen bieten sie doch ein großes Alleinstellungsmerkmal. Man fühlt sich ein bisschen mehr involviert, näher dran an etwas Exotischen. Speziell in der aktuellen Situation fühlt es sich besonders gut an, sich auf eine Reise einzulassen und aus dem bewährten Umfeld auszubrechen. Nicht nur durch tolle Tieraufnahmen und angenehme Erzählungen, sondern auch durch den Ausbruch aus der eigenen Wahrnehmungsrealität dank der produktionstechnischen Kniffe.

          Auch wenn man sich dabei hier und da ein etwas gemächlicheres Tempo gewünscht hätte, denn der Ausflug ist leider nach nicht einmal drei Stunden wieder vorbei. Dadurch, zusammen mit der etwas wirren Erzählstruktur, reicht Das Leben in Farbe mit David Attenborough insgesamt nicht an etwaige Branchen-Primi wie Unser blauer Planet oder Planet Erde heran. Aufgrund der Vielzahl an tollen Impressionen und dem interessanten Blick hinter die Kulissen der Technik und Tierwelt ist der Dreiteiler trotzdem eine volle Empfehlung wert!

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          • 7

            Das letzte Land ist kein sehr zugänglicher Film, denn er ist langsam, schwer greifbar und dramaturgisch nicht immer ganz rund. Aber wenn man die Geduld aufbringt, auf Details achtet und über ein paar Schönheitsfehler hinwegblicken kann, dann öffnet er sich in all seiner Pracht und fesselt bis zur letzten Minute. Er belohnt einen dann mit schön inszenierten Szenen, einer sehr dichten Atmosphäre und einer Geschichte, die sehr viel mehr erzählt, als es zuerst den Anschein hat. Wer auch schon die großen Vorbilder 2001: Odyssee im Weltraum, Alien oder Solaris mochte, der kann hier eine Science-Fiction Perle aus Deutschland erleben, wie es sie lange nicht mehr zu sehen gab.

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            • 7

              The Old Ways erfindet das aufgebrauchte Genre des Exorzismus-Horrors nicht neu, aber bringt dennoch ein bisschen frischen Wind und ein paar nette Ideen mit. Der Film fährt ein angenehm hohes Tempo und weist kaum Längen auf. Die handgemachten Effekte sehen, wie der Rest des Films, sehr gut aus und machen Spaß. Am meisten stören dann leider der nicht zu Ende gedachte Subplot und der plötzliche und sehr unpassende Comic Relief am Ende des Films. The Old Ways ist moderne Horror-Unterhaltung im besten Sinne und nach sowohl für Horror-Neulinge als auch Veteranen unterhaltsam und gut zu verarbeiten.

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              • 7

                Die erste Staffel Shadow and Bone macht es ihren Zuschauern nicht leicht. Als Kenner hat man es sicherlich leichter, direkt in die komplexe Geschichte eintauchen zu können. Doch auch als Neuling des Franchise möchte man nach etwas Anlaufzeit unbedingt mehr sehen. Die Figuren sind tiefgründig, und die komplexe Welt will erkundet werden. Außerdem zieht auch die Inszenierung durch Tempo und hohe Emotionalität schnell in ihren Bann. Abstriche gibt es für diese Auftaktstaffel letztlich dafür, dass man sich, kurz nachdem sich die Handlungsfäden endlich treffen, schon mitten im Finale befindet und dieses dafür dann etwas überhastet wirkt. Falls diese Fantasyserie mit weiteren Staffeln fortgeführt wird, wird man hoffentlich von Beginn an das Tempo anziehen. Der Grundstein für eine Serie, die von Staffel zu Staffel noch gewinnen kann, ist jedenfalls gelegt.

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                • 7

                  Boss Level ist simpel gestrickt, und doch irgendwie einfach nur cool und trägt das Herz am rechten Fleck. Joe Carnahan Action-Thriller schafft es eine Menge Anleihen in kurzer Zeit sehr gut unter einen Hut zu bekommen. Der Mix aus charismatischem Hauptdarsteller, hohem Pacing und viel halsbrecherischer Action weiß den geneigten Zuschauer abzuholen, um einen launigen Filmabend zu erleben. Wer also kein Problem mit überzogener Action, brutalen Kills und morbiden Humor hat, bekommt sicherlich viel Spaß mit Boss Level.

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                  • 3

                    Die Dirigentin ist der Versuch, die faszinierende Geschichte einer tatkräftigen und mitreißenden Frau zu erzählen, die für ihre und für die Werte anderer Frauen einstand. Leider verheddert sich der Film zu sehr in handelsüblichen Klischees und nutzt sich trotz einer starken Hauptdarstellerin relativ schnell ab. Für historisch Interessierte ist Die Dirigentin zumindest mal einen Blick wert. Alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.

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                    • 8

                      Komödien sind oft Geschmackssache. Und wenn sie sich nur auf Schenkelklopferklamauk verlassen, geht das meist nach hinten los. Besser wird’s nicht ist da auf angenehme Weise ganz anders. Was auch an dem eigentlich gar nicht witzigen Thema liegt. Entsprechend melancholisch ist die Grundstimmung, aber ohne dabei auf den Magen zu schlagen. So erinnert der Film mit seiner subtilen Komik manchmal auch an die Sozialdramödien eines Ken Loach. Allerdings ohne deren analytische Tiefe zu erreichen. Angesichts der fast zweistündigen Laufzeit kommt mitunter etwas Leerlauf ins Spiel, aber das lässt sich verschmerzen. Besser wird’s nicht ist ein Feelgood-Movie der gehobenen Klasse – und nicht nur für Australienfans empfehlenswert. Das Bonusmaterial der Blu-ray bietet neben einigen knappen aber recht interessanten Kurzfeatures ein neunminütiges Interview mit Sam Neill. Darin verrät der Schauspieler nicht nur, dass er tatsächlich Schafe hält, sondern zeigt auch eine gute Portion ziemlich trockenen Humors.

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                      • 7
                        über Dolls

                        Wir haben es hier sicherlich nicht mit einem Klassiker des Genres zu tun, dafür aber mit einem schönen Beispiel effizienter Arbeit. Der ehemals indizierte Dolls ist ein Horrorfilm, der nicht viel mehr hergibt als die Summe seiner Teile, weil er es auch eben gar nicht will. Jedes Rädchen greift hier ineinander, der Aufbau ist dabei so simpel und gradlinig gestaltet, dass der dramaturgische Motor fast gar nicht zum Stottern kommen kann. Das ist spannender und blutiger B-Horror, ein liebliches Kind der 80er, das gänzlich ohne Zeitgeist auskommt. Man kann sich natürlich an dem etwas antiquiert wirkenden Ende stören, das aber eigentlich sehr gut zum Märchen-Charakter des Films passt. Für Horrorfans kann man also ganz klar eine Empfehlung aussprechen.

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                        • 5

                          Im Endeffekt genügt sich Contenti zu sehr damit, auf der Welle der angesagten Retro-Slasher mitzureiten, anstatt dem Genre selbst noch etwas hinzufügen zu wollen. Handwerklich und auch erzählerisch gelingt ihm das zumindest halbwegs passabel, er bietet auch durchaus Schauwerte. Doch für einen guten, eigenständigen Film fehlen ihm einfach eigene Ideen, und als Hommage dann doch die Finesse bei den Anspielungen. Da Optik und Musik stimmen, lässt sich Red Screening – Blutige Vorstellung für den Horror-Allesseher sicherlich gut konsumieren. Wer nicht genug davon bekommt, Filme wie Dämonen 2, Skinner… lebend gehäutet und Scream 2 schon auswendig kennt und einfach nur neues Futter sucht, kann ja mal einen Blick riskieren. Aber Innovationen, zeitgemäße Aufarbeitung oder eine clevere Neuausrichtung des Genre sollte man lieber nicht erwarten.

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                          • 7

                            Auch ohne die Brücke zum beliebten Monsterfilm zu schlagen, kann der Film an und für sich überzeugen. Dan Trachtenberg gelingt es, Protagonistin wie Zuschauer lange im Unklaren über die Situation zu lassen, und so erheblich Spannung aufzubauen, die über die gesamte Länge gehalten werden kann. Dabei profitiert 10 Cloverfield Lane genauso von seinen klaustrophobischen Sets des isolierten Handlungsortes, wie auch durch das Schauspiel der Hauptdarsteller John Goodman und Mary Elisabeth Winstead. Sie verleihen diesem Kammerspiel genug Glaubwürdigkeit, um den Zuschauer zu fesseln und zum Miträtseln zu animieren. Nur selten kommt es dabei zu Längen, wogegen natürlich die ein oder andere Ungereimtheit zu schlucken ist. Das macht den Vergnügen aber keinen Abbruch. Der Plot-Twist zum Ende ist dann nur das Sahnehäubchen auf diesen spannenden Psycho-Thriller.

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                            • 4

                              Was mag sich John Turturro bei diesem Film gedacht haben? Welches Publikum wollte er damit ansprechen, mehr als 20 Jahre nach The Big Lebowski und mehr als 40 nach Die Ausgebufften? Es ist dementsprechend kaum ein Wunder, dass Jesus Rolls am Box Office und bei den Kritikern komplett durchgefallen ist. Auch wenn er die Lokalisierung der Geschichte in Raum und Zeit abgeändert und die Charaktere ausgetauscht hat, fehlen einfach die originären Eingebungen, dies sinnvoll in den Rahmen dieser Geschichte zu integrieren.

                              Dabei ist der Film an sich nicht wirklich schlecht oder gar unansehbar. Allerdings dürften Coen-Fans deren Raffinesse vermissen, und der jüngeren, in dieser Beziehung unbedarften, Zuschauerschaft dagegen wird der Zugang zu den Charakteren eher abgehen. Was vielleicht Turturros Opus magnum als Schauspieler, Regisseur und Autor werden sollte, wurde nun zu seinem größten Flop. Das ist bedauerlich, gerade weil es dem Film mehr Häme einbrachte, als er wohl letztlich verdient. Denn zumindest ist er nicht langweilig. Und wem das reicht, der kann ja mal bei Interesse reinschnuppern. Große Erwartungen sollte man allerdings zu Hause lassen.

                              • 7

                                Am Ende von Love and Monsters wartet auf den Helden die Selbsterkenntnis und auf den Zuschauer das Gefühl, dass man hier eine richtig gute Zeit mit einem kurzweiligen Actionabenteuer verbringen durfte, wie man es heute viel zu selten hat. Weder will Regisseur Matthews mit Biegen und Brechen irgendwelche politischen Botschaften in seinen Film packen, noch soll die bodenständige Produktion auf visueller oder erzählerischer Ebene irgendwelche Experimente eingehen. Alles in allem kommen genreerfahrenen Zuschauern viele Elemente sicherlich bekannt vor, aber die Puzzleteile sind mit Leidenschaft und Herzblut neu zusammengesetzt worden. Zudem funktioniert Dylan O’Brien exzellent in der Rolle des nerdigen Protagonisten, da man ihm fantastische Co-Stars an die Seite gestellt hat, denen man in jeder Szene ansieht, wieviel Spaß sie bei diesem Projekt hatten. Und selbst wer mit den menschlichen Akteuren nicht warm wird, der wird zumindest mit dem Hund Boy mitfiebern.

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                                • 5

                                  Der erste südkoreanische Seuchenthriller bewegt sich unentschlossen zwischen Katastrophenaction und Parodie. Mit großem Aufwand auch an Statisten umgesetzt und gut fotografiert verliert sich die Geschichte von Contamination – Tödliche Parasiten in konfuser Hektik. Die Charaktere bleiben fahl. Dabei hätte die Storyline mit ihren gesellschaftskritischen Implikationen durchaus Tiefgang haben können, würde sie nicht durch schwammige Dramaturgie verwässert. Was ja zumindest zum Thema des großen Durstes passt. Ein Film, der dem südkoreanischen Publikum sicher stärkere Identifikationsanreize bieten kann, als dem europäischen. Für Fans asiatischer Filme empfehlenswert, für alle anderen nur bedingt.

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                                  • 4

                                    Wie bei vielen Horrorkomödien ist es bei Satanic Panic nicht gelungen, Horror und Humor auf gelungene Weise zu verbinden. Die Geschichte um eine junge Pizzalieferantin, die von einem satanischen Ritual von Reichen geopfert werden soll, ist ein schäbiger Seitenhieb auf die Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der Wohlhabende als die Bösen dargestellt werden. Das Geschehen gestaltet sich weder spannend, noch kann es mit interessanten Ideen aufwarten, die das Treiben aufwerten. Es gibt einige optisch hübsch anzusehende Bilder und gelungene Effekte. Doch diese täuschen nicht über die Kritikpunkte hinweg, zu humorlos und spannungsarm gestaltet sich Satanic Panic. Von Momenten des Gruselns oder der Bedrohung ganz zu schweigen! Häufig wirkt es hingegen so, als sei die Überzeichnung des Geschehens ein Mittel, ausbleibende Schreckensmomente zu kaschieren und Situationskomik zu ersetzen. Wer Horror, Humor und Pizza in einen Film möchte, sollte besser zu einen der Filme um Freddy Krüger greifen!

                                    • 4

                                      Thunder Force hätte gerne mitreißender und auch häufiger kreativ sein dürfen. Optisch wurde hier ordentlich gearbeitet und ein paar ordentliche Action-Szenen kreiert. Jedoch steht der Humor der Kombination Falcone/McCarthy diesen gerne mal im Weg. Da hilft auch eine großartige Darstellerin wie Octavia Spencer nicht, um das Ganze in etwas rumzureißen, das man bedenkenlos jedem empfehlen kann.

                                      Doch auch wenn sich Thunder Force nur wenig von ähnlichen Titeln absetzen kann: Wer mit dem Humor von Melissa McCarthy-Filmen seinen Spaß hat, der wird auch bei diesem Superheldenfilm vollends auf seine Kosten kommen. Wer von vornherein sagt, dass er mit dem Witz, der mit ihr einhergeht, seine Probleme hat, der sollte mit Vorsicht an den Film rangehen.

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                                        Moorhead und Benson sind feste Größen im Genrekino und überzeugten bereits mit Spring oder The Endless – die Erwartungen waren dementsprechend hoch angesetzt. Inszenatorisch wird gerade zu Beginn ordentlich aufgefahren: One Shots, dynamische Kamerafahrten und einen ordentliche Prise Mystery verhelfen Synchronic zu einem gelungenem und vor allem spannenden Auftakt. Der Mystery-Aspekt verblasst ein wenig über die Zeit, jedoch tragen die beiden Hauptdarsteller Anthony Mackie und Jamie Dornan das unter Drogen stehende Pferd ins Ziel. Eine glaubwürdige und greifbare Freundschaft, die im Verlauf des Films weit über das hinausgeht, was sich die beiden vorgestellt hatten, packt somit nicht nur alteingesessene Genre-, sondern auch frische Thrillerfans. Es ist ein gelungener Mix aus Mystery und Thriller, der stets was er will und wo seine Stärken liegen. Ein weiterer starker Beitrag des Regie-Duos, die in Zukunft auch im Regiestuhl der Marvel-Serie Moon Knight zu sehen sind. Seid gespannt.

                                        • 8

                                          Man muss schon offen sein für den etwas anderen Filmgenuss. Denn dem durchschnittlichen Mainstream-Gucker wird Jesus Shows You the Way to the Highway definitiv zu billig, zu schräg und zu anstrengend sein. Wer auf kreative Filme mit surrealem Einschlag steht, ist hier aber genau richtig. Sei es, um sich von dem andersartigen, aber kurzweiligen Filmgenuss berieseln zu lassen, oder auch, um sich an den vielen Referenzen zu erfreuen – wer offen ist für alternatives Kino, wird hier seine Freude dran haben. Der Film gibt definitiv mehr her als nur “Matrix on Acid”, wie das Cover verheißt.

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                                          • 9

                                            Carmen Losmann gelingt mit Oeconomia ein kleines Meisterwerk. In knappen 90 Minuten wirft sie brennende Fragen der Geldpolitik auf, geht diesen zumindest ansatzweise auf den Grund, revidiert gängige Fehlvorstellungen und entwickelt nebenbei eine modernisierte und „realistischere“ Variante von Monopoly in der Fußgängerzone. Dieses Spiel mit verschiedensten Menschen, die über die sich darbietenden Probleme inmitten einer belebten, städtischen Fußgängerzone (also der Gesellschaft selbst) in einen konstruktiven Diskurs treten, scheint die Forderung der Regisseurin zu verdeutlichen. Es müsse dringend über die ökonomische Realität unserer Gesellschaft aufgeklärt werden. Ihr Film liefert dazu einen eindrucksvollen Beitrag, weist zudem noch über sich hinaus und bebildert seine Ausführungen in einer bemerkenswerten Ästhetik. Oeconomia ist in diesem Sinne die vielleicht wichtigste Dokumentation des Jahres und das obwohl (oder gerade weil) sie am Ende mehr Fragen aufwirft als klärt. Allerdings stellt man nun endlich die „richtigen“ Fragen!

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                                            • 8
                                              über Sea Fog

                                              Wer das Korea-Kino liebt, wird auch Sea Fog mögen. Das Mitwirken von Bong Joon-Ho ist in jedem Moment zu spüren, inszenatorisch ist das große Klasse. Für alles weitere sollte man zumindest nicht schnell seekrank werden. Das peitschende Wasser und das begrenzte Setting, welches uns ab Filmmitte erwarten, lässt natürlich nicht mehr ganz so viel Spielereien zu, wie andere Filme.

                                              Dennoch brennt sich Sea Fog am Ende ins Gedächtnis und ist somit eine Empfehlung für Fans des Genres.

                                              • 9

                                                Michael Haneke macht es einem nicht leicht. Der siebente Kontinent ist in gewisser Weise taktlos, er hat keinen Erzählrhythmus, er hat kein Leitthema. Durch immer wieder eingefügte Schwarzbilder drängt er den Zuschauer in sich selbst zurück. Man könnte es fast schon schizophren nennen, dass der Film gerade deshalb so gut funktioniert, weil er inhaltlich eben so banal ist. Das einzige, was seine Wirkung heute etwas abfedert, ist der durchaus vorhandene Zeitgeist, den Haneke zeitweise transportiert. Insofern ein notwendiges Übel, da er sich, um seine Zuschauer derart intensiv einzubeziehen, nicht von der Realität seiner Zeit abwenden konnte.

                                                Camera Obscura veröffentlichte den Film in einer mehr als lohnenswerten Edition. Als Mediabook präsentiert sich Der siebente Kontinent als HD-Premiere zusammen mit Bennys Video und 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls als “Trilogie der emotionalen Vergletscherung”. Als Extras befinden sich eine zweigeteilte Analyse der ersten beiden Filme durch Prof. Dr. Marcus Stiglegger und Prof. Dr. Andreas Hamburger, Interviews mit Michael Haneke zu jedem der Filme und die Dokumentation Michael H. Profession: Director auf den drei Blu-rays. Abgerundet wird das Paket durch einen Essay von Prof. Dr. Stiglegger im Buchteil der Veröffentlichung.

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                                                • 5

                                                  Die Bande aus der Baker Street ist leider eine kleine Enttäuschung im noch jungen Streamingjahr bei Netflix. Die Verortung im Sherlock Holmes Universum ist über weite Strecken eine Mogelpackung und die Serie in ihrer Gesamtheit bewegt sich viel zu sehr in ausgetretenen Pfaden. Wer auch nur eines der offensichtlichen Vorbilder gesehen hat, der wird sich mit Sicherheit langweilen oder sogar ärgern. Nur wer sich auf die doch ganz interessant angelegten und engagiert gespielten Teenagerfiguren konzentriert und das austauschbare Drumherum vernachlässigen kann, der bekommt hier zumindest einen soliden Mix aus den Genres Horror, Kriminalgeschichte und Coming-Of-Age im audiovisuell gefällig inszenierten viktorianischen London serviert.

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                                                    Alles in Allem liefert Julia von Heinz einen überaus wichtigen Film, der auch auf den Internationalen Filmfestspielen viel Beachtung fand. Dennoch bleibt Und morgen die ganze Welt am Ende zu brav, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Auseinandersetzungen mit der rechten Szene in Deutschland hat es schon vielfach gegeben, sodass dieser Streifen im Gegensatz dazu durchaus frisch und mit einem hohen Maß an Authentizität daherkommt. Die autobiographischen Züge der Regisseurin sind durchaus zu erkennen, der Film verliert dadurch zu keinem Zeitpunkt an Dringlichkeit oder Interesse. Das steife Handlungsmuster führt jedoch zu einer wenig ausgeprägten Reflektion der Geschehnisse, letzten Endes bleibt einiges an Potential liegen. Von Heinz war es mit ihrem neuen Werk leider auch nicht vergönnt, eine Oscar-Nominierung zu ergattern. Dennoch sollte der Streifen Vorbild für die Filmlandschaft sein, denn es braucht mehr politisches Kino aus Deutschland!

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