Filmtoast - Kommentare

Alle Kommentare von Filmtoast

  • 7

    Das Krimi-Drama mit seinem schleichenden Thriller-Plot ist ein in weiten Teilen beeindruckendes Debüt, das leider ein paar Einbußen in der B-Note hinnehmen muss. Die Konsequenz, mit der Matthew Pope die Geschichte von Blood on My Name vorantreibt, die schier quälende Langsamkeit der Erzählung dürfte viele Zuschauer abschrecken. Aber sicherlich ist das etwas, das er bereit war, dafür hinzunehmen. Wer sich auf den Film und seine spezielle Art einlässt, wird mit einem atmosphärisch dichten und auch sehr intelligenten Noir-Drama belohnt.

    1
    • 7

      Nimm’s leicht – Nimm Dynamit ist sicherlich kein besonders herausragender Film, aber eben ein durch und durch charmanter. Die sympathischen Charaktere, gespielt von gut aufgelegten Stars, zusammen mit den netten visuellen und komödiantischen Ideen sorgen für eine ordentliche Portion gute Laune. Der deutsche Titel könnte da kaum treffender sein, immerhin wird hier mit großer Freude und fast unschuldiger Leichtigkeit alles mögliche in die Luft gejagt. Schön, dass die Krimikomödie – obwohl doch eher unbekannt – nun eine ansehnliche Restauration und dementsprechend eine Veröffentlichung auf Blu-ray und DVD bekommen hat.

      1
      • 9

        Dokumentarfilme über ökologische Probleme haben Konjunktur. Mal geht es um die Bienen in Land des Honigs, mal um die Wälder wie in Das geheime Leben der Bäume. Angesichts des Klimawandels und der sich abzeichnenden ökologischen Katastrophe kann es nicht genug warnende Stimmen geben. Obwohl sich der Verdacht aufdrängt, dass ihnen ebenso wenig zugehört wird wie der klassischen Kassandra. Unser Boden, unser Erbe zeichnet sich durch große Sachlichkeit aus und lässt dabei auch Stimmen aus dem konventionellen Lager zu Wort kommen. Manchmal spielt er in der Bebilderung einer ländlichen Öko-Idylle zu sehr auf der emotionalen Klaviatur. Doch vielleicht ist dies auch unvermeidlich, um Menschen zu erreichen. Letztlich hängt eben alles am Verbraucher.

        • 6

          Ist Königreich der Bären jetzt also ein Film für Erwachsene oder Kinder? Zumindest sollte man sein Kind nicht alleine vor den Fernseher setzen, dafür kann es hier und da dann doch mal zu creepy werden. Rein von der Thematik her ist es allerdings ein Streifen, der alle Generationen gleichermaßen abholt: Freundschaft, Vertrauen, Loyalität – dazu vereinfachte Integrations-Aspekte und hier und da sogar politische Themen. Dahingehend weiß sich der Film von Lorenzo Mattotti durchaus in der oberen Riege der Animationsfilme einzuordnen.

          Und gerade für Eltern, die vielleicht auch mal weg vom dann ja doch ewig-gleichen Pixar-Flair wollen, ist Königreich der Bären zumindest ein Blick wert.

          • 5

            John Sturges’ früher Western hat trotz vieler Actionszenen und hohem Erzähltempo deutliche Längen. Anders als in den meisten seiner anderen Filme fehlt den Charakteren in Das Geheimnis der fünf Gräber die psychologische Tiefe. Die inneren Konflikte der Figuren wirken nur oberflächlich angekratzt. Ein paar Jahre später hätte Sturges daraus vielleicht ein Meisterwerk schaffen können. So bleibt ein mittelmäßiger B-Western, der stark seiner Entstehungszeit verhaftet bleibt. Und nur durch Richard Widmark aufgewertet wird. Für Fans des sympathischen Darstellers sicher empfehlenswert, für alle anderen nur bedingt.

            1
            • 8

              Ema ist herausforderndes, eigensinniges und kompromissloses Kino, das jede Erwartung, jeden Gedanken, den man sich während der Laufzeit zum unvermeidlichen Ende des Filmes machen mag, lustvoll abfackelt. Mit berauschenden Bildern hält Regisseur Pablo Larraín ein flammendes Plädoyer für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, mag dabei aber einen Großteil des an gängige Erzählweisen gewohnte Publikum abschrecken. Sei’s drum, alle anderen erfreuen sich über das hitzige Filmlabyrinth.

              2
              • 5

                Leider verkalkuliert sich Hot Summer Nights in seiner zweiten Hälfte so dermaßen, dass der starke Beginn am Ende des Tages nicht mehr zählt und man mit einem unguten Gefühl aus dem Film entlassen wird. Das Darsteller-Trio rund um den glänzenden Timothée Chalamet wird leider von einigen dämlichen Drehbuchentscheidungen ausgehebelt, der Film verliert mehr und mehr seinen Reiz.

                Und wenn man dann sogar zu der Personengruppe gehört, die auch mit 90er-Nostalgie nichts anfangen kann, landet Hot Summer Nights auf der „Schnell-wieder-vergessen“-Liste. Schade, denn im Grunde macht Hot Summer Nights wirklich viel richtig, nur um dann am Ende die falsche Abzweigung zu nehmen

                5
                • 8
                  über Crazies

                  In Zeiten von Verschwörungstheorien, einer weltweiten Pandemie, ausgelöst durch ein gefährliches Virus und einer gewissen Skepsis gegenüber den Staatsgewalten erscheint Romeros Crazies tatsächlich weit weniger aus der Zeit gefallen, als es das Produktionsjahr im ersten Moment vermuten ließe. In puncto Schauspielführung und Pacing mag Crazies heute tatsächlich weniger überzeugen, aber Romeros Hintergedanken und sein durchaus außergewöhnlicher Schnitt lassen sein Frühwerk auch in der heutigen Zeit überzeugend wirken.

                  “Die Armee ist für niemanden ein Freund. Wir wissen’s. Wir waren drin.”

                  Darüber hinaus schnürt Capelight für den Interessenten wieder einmal ein tolles Paket. Denn neben der Standard-Veröffentlichung im DVD-Amaray bekommt der geneigte Sammler auch die Möglichkeit eines Mediabooks. Neben dem informativen Booklet hält es nicht nur den Hauptfilm auf Blu-ray, sondern zusätzlich noch Romeros Frühwerke There’s always Vanilla und Season of the Witch bereit. Alle drei Filme liegen in neuer Restauration vor, die beiden letzteren Filme bekommen außerdem ihr erstes Release in Deutschland spendiert.

                  3
                  • 9

                    Delmer Daves hat 1957 mit Zähl bis drei und bete einen häufig unterschätzten und heute eher unbekannten Westernklassiker geschaffen, der schon damals die Genrekonventionen auf den Kopf stellte. Glenn Ford glänzt dabei in einer seiner besten Rollen als ambivalenter Outlaw, der mit Charme und süffisantem Lächeln nicht nur das Herz der Frauen, sondern auch des Zuschauers gewinnt. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihm und dem vielschichtig aufspielenden Van Heflin ist von knisternder Spannung. Wer Action erhofft, wird enttäuscht. Wer Freude an einem gelungen austarierten Psychospiel zweier großartiger Darsteller findet, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Blu-ray von Koch Media bietet gegenüber der schon recht ansehnlichen Erstveröffentlichung etwa im Doppelpack mit dem Remake Todeszug nach Yuma eine noch verbesserte Bildqualität mit scharfen Kontrasten. Gewünscht hätte man sich bei einem solchen Klassiker nur etwas mehr Hintergrundinfos im Bonusmaterial, das sich aber leider auf den Trailer beschränkt.

                    2
                    • 8

                      Die fast schon experimentelle Herangehensweise hebt A Cop Movie erheblich von anderen Vertretern des Doku-Dramas ab. Seine emotionale Wirkung ist durch das passgenaue und äußerst effektive Arrangement wirklich enorm. Denn der Film kreiert eine Fallhöhe, die den Zuschauer einen unangenehmen Blick in einen Abgrund gewährt. Es bleibt letztlich die Frage, ob diese zwei Fallbeispiele zur Verallgemeinerung taugen. Aber das ist nicht der Punkt, den der Regisseur machen wollte. Er zeigt sehr deutlich auf, wie leicht sich die Rädchen dieses Systems festfahren können, sodass es weder vor noch zurück geht. Er erzeugt Unbehagen, ein mulmiges Gefühl, er lässt mitfühlen und regt zum Nachdenken an. Damit hat er seine Mission sicherlich formidabel erfüllt.

                      • 7
                        über Censor

                        Prano Bailey-Bond lieferte hier ein durchaus bemerkenswertes Debüt ab, das vor allem in der Abbildung seiner Zeit glänzt. Auch wenn es im Gesamtbild doch stark vereinfacht dargestellt wird, fängt sie die Atmosphäre jener Tage gut ein. Gerade Horrorfilm-Fans und Kenner dieser Ära dürften, dank so einiger Anspielungen, somit ihren Spaß an Censor haben. Aber auch darüber hinaus kann der Film, vor allem erzählerisch und schauspielerisch, überzeugen. Niahm Algar liefert eine grandiose Performance ab, die den Film auch in schwierigen Phasen über Wasser hält. Insgesamt ist da noch Luft nach oben, aber für eine Debütantin schlägt sich Bailey-Bond mehr als ordentlich.

                        • 2

                          Mit 25 Millionen Dollar Budget mal eben den eigenen Comic verfilmen. Für Dimitri Logothetis geht damit sicher ein Traum in Erfüllung, für den Zuschauer eher nicht. Das happige Budget kann man zu keiner Sekunde erahnen, was sich besonders in miserabler Effekt- und Designarbeit widerspiegelt. Dazu fußt Jiu Jitsu auf einem miserablen Drehbuch, dass selbst seinen simplen Plot nicht halbwegs schlüssig erzählt bekommt. Geht es actionreich zur Sache, hält die Kamera löblicherweise schön drauf, wirklich spektakulär ist das aber nicht. So wird man nie das Gefühl los, das alles schon mal gesehen zu haben – vor allem besser. Das gilt auch für die großen Namen die auf dem Cover prangen.

                          1
                          • 9

                            Schon einzeln sind die Drittel von Wheel of Fortune and Fantasy voll mit zeitgemäßen Diskussionsansätzen, die Autor Hamaguchi in perfekt geschriebene Situationen verpackt hat. Die Einzelschicksale gehen unter die Haut. Die Geschichten berühren und ihre Ambivalenz ist beispiellos. Gepaart mit Gänsehautdialogen und Ausnahmeschauspielern wird das Episodendrama zu einem intensiven filmischen Erlebnis, dessen optimistisch stimmender Ausklang einen gut und gerne mal die Schattenseiten des Alltags vergessen lässt.

                            1
                            • 7

                              Das Weltkriegsdrama zeigt uns die Tragödie der NS-Zeit aus einer ungewohnten Perspektive. Ein wenig erinnert die Standhaftigkeit der südfranzösischen Bergbauern an ein gewisses gallisches Dorf. Nur ein einziges Leben ist ein wunderbar bebildertes Panorama des Heldenmuts einfacher Menschen. Der Film zeigt glaubhaft die Entwicklung eines kleinen Jungen vom Träumer zum verantwortungsbewusst handelnden Jugendlichen. Leider trägt er sowohl in seiner Bildsprache als auch in der musikalischen Untermalung oft zu dick auf. So ist quasi ein klassisches Melodram entstanden, das auch ein tragisches Klischee zum Schluss nicht aussparen mag. Das lässt sich alles schön ansehen. Was am Ende davon haften bleibt, mag aber am jeweiligen Alter des Zuschauers liegen.

                              2
                              • 7
                                über Tokio!

                                Es ist ein schmerzhaftes, aber reales Phänomen, dass die tatsächliche Interaktion von Angesicht zu Angesicht zwischen Menschen in einer Megastadt wie Tokio so schwierig und unmöglich erscheinen kann. Tausende Gesichter jeden Tag, die man Sekunden darauf vergisst und womöglich nie wieder sehen wird. Tausende herumwuselnde Wesen, die den großen Ameisenbau der Metropole aufrecht erhalten. Die Furcht vor sozialer Interaktion und Kommunikation ist ein Motiv, dem sich alle drei in Tokio! gezeigten Kurzfilme mit ganz unterschiedlichen Ansätzen widmen und das man so wohl auf viele Großstädte übertragen könnte. Insofern lässt sich der Anthologie-Film durchaus auch Menschen ans Herz legen, die mit Japan nicht ganz so viel anfangen können.

                                Schlussendlich fasziniert die Vielseitigkeit und der Ideenreichtum, mit dem alle drei Segmente aufwarten können. Mal mehr, mal weniger gut gelungen, ist die Anthologie ein buntes Potpourri mit innovativen Ansätzen und massig Mut. Trotz dessen, dass der zweite Film leider nicht ganz überzeugt, mag man das dem Gesamtwerk, ob der Absurdität und der Skurrilität vieler kleiner Momente gerne verzeihen. Insgesamt bietet Tokio! einen kunstvoll abstrahierten, aber dennoch intimen und persönlichen Einblick in das Wesen der japanischen Metropole, fernab von Anime-Mädchen und Kirschblüten.

                                2
                                • 5

                                  Der Film von Ronny Trocker ist ein erzählerisches Experiment, das schiefgegangen ist. Die Fragmente fügen sich zu keinem runden Gesamtbild zusammen, die Botschaft verpufft durch fehlendes Zielbewusstsein und die Figuren bleiben durch die Lücken im Skript uninteressant und distanziert. Dass Der menschliche Faktor keine Vollkatastrophe ist, liegt daran, dass man das Potenzial durchaus in Ansätzen erkennt und einzelne Dialoge haften bleiben.

                                  • 8

                                    Nach der großen, medialen Resonanz des kraftvollen Vorgängers hält sich Céline Sciamma in Petite maman nur scheinbar vornehm zurück. Denn auch wenn das Drama intimer und weniger relevant erscheint, beweist die Regisseurin erneut ihr großes Können und ihr Gespür für tief sitzende Emotionen. Sie nimmt den Zuschauer an die Hand und versetzt ihn ein Stück weit in seine eigene Kindheit, denn die Nöte der jungen Nelly sind an den entscheidenden Andockpunkten universell, sodass es leicht fällt, die Welt für eine kurze Zeit wieder durch Kinderaugen zu erleben.

                                    2
                                    • 7

                                      Ein Jahrzehnt hat Regisseur, Drehbuchautor und Komponist Thomas Clay an Die Erlösung der Fanny Lye gearbeitet. Am Ende ergibt sich eine wilde Mischung philosophischer Gesinnungen in Form von Aufklärung, Humanismus, Emanzipation, Katholizismus, weiterer Glaubensrichtungen und Vorstellungen über die Sexualität des Menschen. Im Kleinen wird hier eine bedeutende Phase der gesellschaftshistorischen Entwicklung mit den Mitteln des Kammerspiels und des Genrekinos inszeniert. So ambitioniert dieses Unterfangen auch ist, so sehr muss man diesen beeindruckenden Film anerkennen, der eine noch zu geringe Beachtung in der Filmlandschaft findet. Auch wenn der Streifen sich gelegentlich zu sehr in seiner Attitüde suhlt und an manchen Stellen einen stärkeren Fokus auf die Bildsprache hätte vertragen können, so kann man sich der eigenartigen immersiven Kraft der Aufbruchsstimmung und dem Willen zur Neuordnung der Welt nur schwer verwehren. Treffend formuliert es die Figur des Thomas (nicht umsonst ein Namensvetter des Regisseurs): „Entmanne dich, Weib! Brich aus, aus deinen Fesseln!“

                                      4
                                      • 7

                                        Leicht verdaulich, betont unspektakulär, quasi fluffig wie eine Wolke am Sommerhimmel, präsentiert Alexandre Koberidze seinen Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er zeigt uns dabei nicht einfach nur schöne Seiten seiner Heimat, sondern kleine Momente des Lebens, die, weil so flüchtig, auch so kostbar sind. Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? ist ein Film, um sich treiben zu lassen und zum Träumen. Und das muss ja auch zwischendurch mal erlaubt sein.

                                        1
                                        • 9

                                          Das episodisch aufgebaute Drama ist ein echter Höhepunkt unter den Wettbewerbsbeiträgen der Berlinale 2021. Natürlich muss man sich auf die Erzählweise und den unbequemen Themenblumenstrauß einlassen können. Für einen leichtfüßigen Filmabend ist Forest – I See You Everywhere mit Sicherheit der falsche Film. Doch jede einzelne Miniatur bietet neben einer verblüffenden Wendung so viel Fleisch für Diskussionen, dass der Film seine Zuschauer noch tagelang beschäftigen wird.

                                          Bence Fliegauf hat mit dem Episodenfilm sowohl ein sehr großes Talent für spitzfindige Gesellschaftsbeobachtung gezeigt als auch, wie man die Konfliktthemen auf fesselnde Art transportieren kann. Schon jetzt darf man gespannt sein, welche heiße Eisen er in künftigen Projekten anpacken wird.

                                          1
                                          • 8
                                            über Limbo

                                            Der neue Film von Cheang Soi ist ein ästhetisches Highlight auf optischer wie akustischer Ebene. Die schwarzweißen Bilder in Hochglanzoptik kontrastieren perfekt die abstoßenden Verbrechen. Inhaltlich verlässt man sich auf Altbewährtes, aber dies trägt mit höchster schauspielerischer Güte vor. Für Fans klassischer Copthriller mit melancholischem Einschlag, sowie für Anhänger des Hongkong-Kinos ist die Produktion eine glasklare Empfehlung, die man am besten auf der Leinwand erfahren sollte.

                                            • 4

                                              Die langsame Erzählung baut in der ersten Hälfte des Films durchaus Interesse an der Hauptfigur und seiner Tätigkeit auf. Nachdem sich Albatros aber zu seinem dramatischen Höhepunkt zuspitzt, fällt er, gleich seinem Protagonisten, in ein tiefes Loch. Er verliert sich in Andeutungen und baut so eine Mauer zwischen dem Zuschauer und dem Geschehen. Das erweist sich dann als sehr frustrierend. Ich möchte nicht ausschließen, dass dieses Gefühl von Regisseur Xavier Beauvois sogar bewusst impliziert wird. Wenn am Ende dann aber keinerlei dramaturgische oder emotional nachvollziehbare Auflösung steht, der Erkenntnisgewinn gegen Null tendiert, kann man jedwede Intention aber leider nur als gescheitert bezeichnen.

                                              1
                                              • 6

                                                Wenn ein drohender Kometeneinschlag Chaos bei den Menschen auslöst, geht die Gefahr nicht mehr nur vom Himmelskörper aus, sondern erweitert sich auf das direkte Umfeld. Diese Situation spielt Greenland gerade zu Beginn stark aus und zeichnet ganz ohne krachende Schauwerte ein spannendes Szenario. Schade, das man dieses bis zum Finale nicht vernünftig ausspielt und sich trotz des vielversprechenden Beginns in ausgelutschte Klischeepfade begibt. Eine Spannungsrunde weniger und ein konsequenteres Finale, und wir hätten hier einen richten Überraschungshit. So bekommt man aber immerhin noch einen ordentlichen Katastrophenfilm mit interessanten Ansätzen und einigen packenden Momenten geliefert.

                                                2
                                                • 4

                                                  An und für sich ist Night Raiders sicherlich ein bemerkenswerter kleiner SF-Film, der auch zum Nachdenken anregt. Allerdings ist der idealistische Unterbau der Geschichte mehr als fragwürdig und hinterlässt einen grimmigen Nachgeschmack der Verbitterung. Unterhaltungstechnisch wird eh auf kleiner Flamme gekocht, denn Danis Goulet verschleppt immer wieder das Tempo. Gewalt, und damit Action, wird hier entweder als Mittel der Unterdrückung oder der Erlösung eingesetzt. Der Film differenziert hier wenig bis gar nicht, was es umso schwerer macht, Sympathien für das transportierte Anliegen zu hegen.

                                                  1
                                                  • 9

                                                    Wörter wie Zurückhaltung, Beschwichtigung oder gar Tabu kennt der Wortschatz des Filmemachers Radu Jude sicher nicht. Seine groteske Gesellschaftskritik teilt famos aus und trifft zwar nicht immer ins Schwarze, aber zumeist die richtigen. Dabei lässt sie sich auch nicht von Fragen des guten Geschmacks oder der bürgerlichen Moral beschränken. Hier wird die ganze Palette an Gefühlen aufgeworfen – von ungläubigem Erstaunen über hämisches Gelächter bis hin zur Wut nahe der Ohnmacht. Bad Luck Banging or Loony Porn ist radikales Kino in Form wie Inhalt, für Zuschauer, die die Provokation lieben.