Filmtoast - Kommentare

Alle Kommentare von Filmtoast

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    Nicht nur aufgrund einiger beteiligter Namen wird Jabberwocky immer wieder mit reinen Monthy Python-Filmen verglichen: der Alternativtitel Monthy Python’s Jabberwocky tut sein Übriges. Somit steht er leider oft zu Unrecht im Schatten seiner filmischen Stiefgeschwister.

    In Terry Gilliams erster eigener Regiearbeit finden sich logischerweise Elemente, die sich auch bei Werken des Komiker-Sextetts wiederfinden, aber in erster Linie vollführt Gilliam die ersten Schwünge seiner späteren Handschrift. Bezeichnend sind die für ihn typischen verschrobenen und extraordinären Figuren und eine systemkritische Handlung. Im Mittelteil schwächelt Gilliams Film zwar etwas und verliert die Dramaturgie außer Augen, seine einprägsame Inszenierung hebt ihn aber gekonnt von klischeebeladener Mittelalterromantik ab.

    Wer also in Erfahrung bringen möchte, wie die Karriere Gilliams begann, kommt um Jabberwocky nicht herum. Hier gibt Gilliam bereits einen Vorgeschmack, was in den nächsten Jahrzehnten an Bildgewalt und Skurrilität von ihm zu erwarten sein würde.

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    • 7

      Kultregisseur Francis Ford Coppola nahm sich nach 30 Jahren sein Sorgenkind Der Pate 3 vor, um seine ursprüngliche Vorstellung des Films doch noch umzusetzen. Heraus kommt mit Der Pate Epilog ein Kriminalfilm, der immer noch mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen hat: Durchwachsene Handlungsstränge und teils uninspiriertes Schauspiel mischen sich unter ikonische Filmmomente wie in der Oper, die an die glorreichen Tage der Pate-Trilogie erinnern. Coppolas Fokus liegt klar darauf, Michaels Leitmotiv der Suche nach Vergebung zu priorisieren. Das gelingt durch einen neuen Einstieg und eine veränderte Sichtweise des Endes. Der Film gewinnt mehr Dynamik durch viele kleine Anpassungen in Timing und Ausschnitt, die jedoch nicht über die grundlegenden Schwächen hinwegtäuschen können. Der Pate Epilog: Der Tod des Michael Corleone bleibt im Kern jedoch weiterhin ein merklich erzwungener, wenngleich guter Kriminalfilm, der sich eine Gemeinsamkeit mit Michael Corleone teilt: Beide scheitern an ihrer alles überstrahlenden Vergangenheit.

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      • 4

        Die filmische Neuadaption von Shirley Jacksons Schauerroman Spuk in Hill House verursacht Gänsehaut, jedoch von der unangenehmen Sorte. Jan de Bont inszeniert ein wirres und effektüberladenes Geisterbahnspektakel, das weder gruselt noch gut unterhält. Der Speed­-Regisseur jagt seinen namhaften Cast um Liam Neeson und Co. quer durch das imposant hergerichtete Landschloss, ohne dabei atmosphärische oder schreckhafte Erwartungen an einen Gruselfilm zufriedenstellend zu erfüllen. Lediglich das Produktionsdesign und der Score von Jerry Goldsmith wissen zu beeindrucken. Die Blu-ray-Auswertung tut Das Geisterschloss zudem einen Bärendienst, da die schlechten Animationen noch stärker herausstechen und den Unterhaltungswert noch weiter schmälern.

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        • 6

          Der Film ist definitiv ein Schlag in die Magengrube, ganz gleich, für welche Fassung man sich entscheidet. Regisseur Gaspar Nóe legt den Fokus auf menschliche Abgründe, Monstrosität und die Zerstörung von Schönem und Gutem. Die Kamera bleibt dabei unerbittlich beim Geschehen und bietet keinen Ausweg aus diesem Fiebertraum. Während die Form und ein Großteil der Bilder beeindrucken und nachhaltig im Kopf bleiben, schwächelt der Film an einigen Stellen am quasi inexistenten Drehbuch und an den teils kontroversen Vorstellungen Noés.

          Der neue Straight Cut ist durchaus einen eigenen Film wert, da er durch die Umkehrung der Szenenfolge andere Akzente setzt und dem Zuschauer eine andere Seherfahrung bietet. Das ist einen Blick wert, auch wenn die ursprüngliche Fassung zweifelsohne die bessere bleibt. Denn ausgerechnet die Aspekte des Films, die Noé mit der neuen Schnittfassung nochmals klarer rüberbringen wollte, funktionieren in der antichronologischen Erzählstruktur deutlich besser und offenbaren hier eher die dramaturgischen Schwächen.

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            Alles in allem ist diese Horror-Komödie sicherlich kein Stinker im herkömmlichen Sinne, aber Vampire in Brooklyn offenbart sich letztlich als weder Fisch noch Fleisch. Die Handvoll gelungener Gags können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film das durchaus vorhandene Potenzial fahrlässig verschenkt. Beinharte Fans werden sicherlich trotzdem ihren Spaß daran haben, denn langweilig wird es kaum. Auch bleibt man in der deutschen Fassung von einer allzu flapsigen Synchronisation verschont, die ja beispielweise Eddie Murphys Regie-Debüt Harlem Nights von 1989 verunstaltet hat. Eine glatte Empfehlung kann man hier nun nicht aussprechen, auch wenn sich Sammler und Fans sicherlich über das eigentlich längst überfällige HD-Upgrade freuen werden.

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              Trotz der merklichen dramaturgischen und komödiantischen Schwächen im zweiten Drittel bleibt Ladykillers durchgehend charmant. Und der bereits nach einer knappen halben Stunde stattfindende Überfall auf den Geldtransporter mitsamt der anschließenden Beförderung des Diebesguts in Mrs. Wilberforces vier Wände sind nicht nur gewitzt, sondern auch toll gefilmt. Das makabere Finale mag – besonders mit der kreativen Leichen-Entsorgung – und dem letzten sympathischen Auftritt von Mrs. Wilberforce den Zuschauer mit einem Schmunzeln zurücklassen. Doch die überbordend herausragenden Kritiken – bei der Wahl der besten britischen Filme des 20. Jahrhunderts des British Film Institutes landete die Komödie auf Rang 13 – sind aus heutiger Sicht nicht uneingeschränkt nachzuvollziehen.

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              • 6
                über Siberia

                Was kommt am Ende dabei rum? Kann man Siberia weiterempfehlen? Dem normalen Filmfan, der im schlimmsten Falle noch nie etwas von Ferrara gehört hat, sicherlich nicht. Für Fans, die Abel Ferrara dafür lieben, was er ist, nämlich egozentrisch, streitbar und unbequem, dem bietet der Film ein reichhaltiges Büffet. Allerdings sollte man sich gewahr sein, dass es sich hierbei aber auch nur um eine Auswahl von Möglichkeiten handelt. Einen unverstellten Blick auf seine Person gibt Ferrara auch hier nicht preis. Und wie auch? Dafür steht er sich, wie immer, selbst im Weg, was ihm aber nur allzu bewusst ist.

                So ist es sehr schwer, ein Urteil über den Film zu fällen, das ihm, aber auch seinem Verhältnis zum Publikum als kommerzielles Produkt, wirklich gerecht wird. Wer wagt, gewinnt. Jedenfalls an Erkenntnis, und ob die lohnt, wird sich für viele vielleicht erst im Nachgang erschließen. Zumindest eine Sichtung des leichter bekömmlichen Tommaso und der Tanz der Geister ist zuvor unbedingt anzuraten.

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                • 7

                  Daniel Radcliffe gelingt es, sich mit Guns Akimbo erneut von seinem Harry Potter-Image zu distanzieren und als moderner Gladiator wider Willen zu überzeugen. Mit Samara Weaving hat er zudem jemanden an seiner Seite, der sichtlich Spaß an ihrer Rolle hatte und eines der Highlights des Films darstellt. Leider fehlt es dem Film an einem gescheiten Antagonisten, denn dieser besitzt deutlich zu wenig Tiefe. So schmälert das schon mal ein wenig das Vergnügen, da man das Gefühl nicht los wird, dass hier mit einem anständig geskripteten Bösewicht noch mehr drin gewesen wäre. Dennoch sind der comichafte Look, das Pacing und die Überdrehtheit insgesamt nett anzusehen, und die Videogame-Vibes machen Guns Akimbo zu einem trashigen, aber vor allem kurzweiligen Spaß.

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                  • 10

                    Jean-Pierre Melville kürte sich mit Vier im roten Kreis endgültig zum Paten des französischen Gangsterfilms. Mit existentialistischen Antihelden in einem unterkühlten Paris, verbunden durch den Zufall. Mit großer Musik, noch größeren Darstellern und etlichen großartigen Szenen für die Ewigkeit. Ein Film, so durchstilisiert, so faszinierend schön, so wunderbar unrealistisch und enorm spannend. Oder kurz: Kino pur!

                    Zum 50. Jubiläum wurde das stilbildende Meisterwerk einer aufwändigen 4K-Restauration unterzogen, schöner war das Heist-Movie also noch nie. Das Bild ist gestochen scharf, auch wenn das flimmernde Filmkorn teilweise etwas auffällig ist. Vor allem in der Special Edition mit Booklet und tollem Bonusmaterial ist eine (Neu-)Anschaffung aber auf jeden Fall ihr Geld wert.

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                    • 4

                      Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die kurze Dauer der einzelnen Segmente dafür sorgt, dass sehr schwache Beiträge schnell aus dem Gedächtnis des Publikums verbannt werden. Wirklich herausragende Kurzfilme verbergen sich in diesem besonderen Adventskalender keine, einige wenige sehenswerte Beiträge finden sich aber dennoch. Größtenteils herrscht jedoch Spannungsarmut, Ideenlosigkeit und inszenatorisches Missgeschick vor. Zudem lässt sich bei manchen Beiträgen die Nähe zu den Festtagen bestenfalls erahnen. Wer an Anthologien wie The ABCs Of Death seine Freude hatte und dieses in Form eines grauenerregenden Adventskalenders genießen will, könnte mit Deathcember eine schöne Bescherung erleben. Alle anderen sollten zum Umtausch den Kassenbeleg behalten.

                      • 7

                        Filme und Serien über Alien-Invasionen gibt es viele. Im Serienformat erscheint aktuell mit Colony ein ziemlich ähnlich gelagertes Produkt. Wo Colony sich aber Zeit nimmt, seine Charaktere zu vertiefen, jagt Captive State nahezu atemlos durch seine Handlung. Doch atemlos ist nicht immer atemberaubend. Die spannenden Grundfragen des Films nach der Berechtigung des Terrors, und welchen Preis man dafür zu zahlen gewillt ist, werden zu oberflächlich angekratzt. Das hat beim aufmerksamen Betrachter den nachhaltigen Effekt einer vielleicht unbeeinflussten Reflexion. Dem einfachen Filmgenuss zum Feierabend ist das eher abträglich. Das aber gilt für viele gute Filme.

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                        • 5

                          Inheritance – Ein dunkles Vermächtnis stolpert nicht selten über das von Matthew Kennedy geschriebene Drehbuch, welches nicht immer die nachvollziehbare Handlungen offenbart. Die Charaktere sind in ihren Möglichkeiten mehr beengt als Simon Peggs Figur in seiner Zelle. Der Film gibt allgemein keiner seiner Figuren die Chance, vollends zu glänzen. So können trotz sichtlicher Bemühung weder Lily Collins noch Simon Pegg den Zuschauer wirklich packen. Und dennoch ist der Film aufgrund seiner guten Grundidee und der angenehm mysteriösen Atmosphäre durchaus ansehnlich. Wer also Lust auf einen soliden Thriller mit guten Sets und ansprechenden Darstellern hat, der verschwendet mit Inheritance nicht seine Zeit.

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                            Letztlich aber reicht das nicht aus, um Indianapolis zu einem spannenden Sportfilm zu machen. Fans von Paul Newman werden auf ihre Kosten kommen, sofern sie Gefallen an einem etwas betulichen Liebesdrama finden können. An Klassiker wie Grand Prix von 1966 kommt der Streifen nicht heran. Am Bild der Blu-ray lässt sich indes nichts aussetzen. Es ist gegenüber der mittlerweile 13 Jahre alten DVD-Veröffentlichung von Koch Media ein klarer Gewinn. Ob es dafür allerdings den überflüssigen deutschen Zusatztitel gebraucht hätte, darf bezweifelt werden. Zumal trotz einiger Crashs der Wagemut in dem Streifen nicht allzu lebensbedrohlich daher kommt. Mit der HD-Veröffentlichung dürften sich indes die Fantasiepreise, die aktuell noch für die Koch-Scheibe verlangt werden, erledigt haben.

                            • 7

                              Das Phantom beweist, dass Superhelden auch ohne übermenschliche Kräfte die Welt retten können: Ein Abenteuer-Setting mit viel Indiana Jones-Flair liefert unterhaltsame, aber leider auch oft stereotypische Filmmomente. Vieles wirkt zu rund geschrieben, was jedoch der Ausrichtung auf eine junge Zielgruppe geschuldet ist. Billy Zane als wandelnder Geist trägt diesen Film mit viel Charme und Körpereinsatz – und das lila Heldendress steht ihm unerwartet gut. Ein Highlight von Wincers Comicadaption ist die Optik: Ein anschauliches Production Design und wunderschöne Landschaftsaufnahmen werten den Film merklich auf und relativieren einige der Handlungsschwächen. Das Phantom bietet kurzweilige Unterhaltung mit viel Comic-Nostalgie, die in Zeiten von omnipräsentem CGI-Superhelden-Bombast angenehm entschleunigend wirkt.

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                              • 6

                                Alles in Allem behandelt der Streifen eine durchaus spannende Geschichte basierend auf wahren Ereignissen. Regisseur Marco Bellocchio tut auch gut daran, sich einen Großteil der Laufzeit auf die Befragungen und Gerichtsverhandlungen zu konzentrieren, denn in dieser weiß Il Traditore tatsächlich zu glänzen und zu fesseln. Allerdings gelingt selten ein wirklich tiefer Einblick in die Weltanschauungen der einzelnen Charaktere, was besonders ärgerlich ist, da es sich angesichts des gebotenen Szenarios um verschenktes Potenzial handelt. Trotz eines leider zu einseitigen und undifferenzierten Blickes auf die Geschehnisse kann insbesondere der charismatische Hauptdarsteller punkten und auch die kühle Inszenierung kommt der allgemeinen Atmosphäre sehr zugute. Eine halbe Stunde weniger hätte dem Streifen dennoch nicht geschadet, sodass das Seherlebnis letzten Endes etwas getrübt wird.

                                Zusammenfassend ist Il Traditore für alle, die sich für die Thematik interessieren und generell Spaß am Mafiagenre haben, somit dennoch eine kleine Empfehlung. Wer das Genre allerdings lieber etwas modernisiert sehen mag, demjenigen sei der im selben Jahr erschienene Paranaza – Der Clan der Kinder von Claudio Giovannesi eher ans Herz gelegt. So sehnt man sich doch gerade im Anschluss an Bellocchios Streifen zurück nach den Klassikern des Genres wie etwa dem Der Pate-Epos oder Scorseses kraftvollen Werken wie Goodfellas oder Casino, die schon damals deutlich differenzierter und unterhaltsamer daherkamen, als Il Traditore heute.

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                                  The Hidden Soldier war der Versuch auf wahre Helden, die sich für einen Fremden geopfert haben, aufmerksam zu machen und ihnen spät noch Achtung zukommen zu lassen. Leider ist das Resultat sehr schnell vergessen. Weder bleiben die Figuren im Gedächtnis, da die großen Namen im Cast nicht ihr Potenzial abrufen, noch kann der Film inszenatorisch und technisch mit dem Standard moderner Kriegsdramen mithalten.

                                  • 10

                                    Komm und sieh behält zurecht den Ruf als einer der verstörendsten Antikriegsfilme aller Zeiten. Mit durchdachtem Sounddesign, mitreißend kompositionierten Kamerafahrten und einer bedrückenden Atmosphäre sorgt die gesamte Inszenierung für Unbehagen. Die Veränderung, die Fljora im Laufe des Films durchmacht, ist so erschreckend erkennbar und überzeugend gespielt, dass man seinen eigenen Augen nicht trauen mag. Kaum ein Film schafft es, den Schrecken des Krieges so ungeschönt einzufangen, ohne sich in der Gewalt zu suhlen. Es ist eine emotionale Abwärtsspirale, die noch lange nach dem Abspann nachhallt und genau deswegen unbedingt gesehen werden sollte, um zu verstehen, wozu Menschen – geblendet vom Faschismus – imstande sind. Kurz gesagt: ein Meisterwerk der Filmgeschichte.

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                                    • 5
                                      über Igby!

                                      Mit skurrilen, von ihren Darstellern großartig verkörperten Charakteren und scharfzüngigem Humor weiß Burr Steers Igby Goes Down durchaus zu gefallen. Leider wirkt die pessimistisch gezeichnete Lebenswelt der Hauptfigur zu aufgesetzt, um glaubhaft zu wirken und Interesse zu wecken. Dabei gelingt es Regisseur Burr Steers nicht, einen tieferen Zugang zu der Figur und seinen Erlebnissen zu schaffen. Über ein oberflächliches Identifikationsangebot, dass über Probleme im sozialen Umfeld und der Selbstfindung zum Erwachsenwerden hinausgeht, kommt Igby Goes Down dennoch nicht hinweg. Denn nur in wenigen Momenten schafft es der Film, wirklich ergreifend und aus der Vermengung zwischen Tragik und Humor ein ansprechendes Porträt eines sinnsuchenden Heranwachsenden zu sein. Die Stärken des Films liegen definitiv in den Figuren und Dialogen. Wer dies in Form einer Coming-Of-Age-Tragikomödie sucht, wird hiermit sicherlich Freude haben. Dennoch, Dialogkino und abgedrehte Charaktere gab und gibt es deutlich besser als in diesem Erstlingswerk.

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                                        Unhinged – Ausser Kontrolle könnte ein wirklich herausragender Thriller sein, der sich mit dem bereits erwähnten Falling Down messen könnte. Aber so sehr die Schockmomente auch das Thriller Gefühl erhöhen, so sehr scheint es, als könnte sich der Film zunehmend nur über diese definieren. Über die Handlung selbst funktioniert dies gewiss nicht, denn das Skript von Drehbuchautor Carl Ellsworth stolpert zu häufig über das ein oder andere Logikloch. Blendet man diese aus, dann schafft es Unhinged mitzureißen durch eine kurzweilige Geschichte, einem beinahe zu spannendem Score sowie seinem ordentlichen Härtegrad. In seinen 90 Minuten Laufzeit kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf und das nicht zuletzt dank eines wirklich starken und furchteinflößenden Russell Crowe. Unhinged – Ausser Kontrolle wird nicht jedermanns Sache sein, aber wer einen Mix aus Falling Down, Nicht Auflegen! und Gesetz der Rache sehen möchte, der wird unter Umständen mit dem Film sein Vergnügen haben.

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                                          über Serpico

                                          Al Pacino legt in Sidney Lumets Biopic eine denkwürdige Leistung ab und zeigt erneut, wieso er einer der größten Schauspieler Hollywoods ist. Das Drehbuch ist auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt besonders, doch so geschickt geschrieben, dass sich ein lückenloses Tempo und eine stetig aufrechte Spannung erhalten. Serpico ist zudem von seinem zynischen Thema, dem schmutzigen New York-Setting und dem gebrochenen Protagonisten ein Produkt der New Hollywood-Ära, doch fügt sich auch heute in die aktuellen Debatten über Polizeiskandale und deren Runterspielungen ein. Die Geschehnisse fühlen sich authentisch an und sind nicht zu stark überdramatisiert. Im Gegensatz zu Lumets anderen großen Filmen bleiben allerdings auch weniger ikonische Szenen hängen, doch es bleibt trotzdem ein Filmklassiker, über den man noch lange nach dem Abspann nachdenken kann.

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                                          • 8

                                            Komödienspezialist Judd Apatow hat es wieder getan: The King of Staten Island ist eine weitere zeitlich ziemlich ausufernde Komödie, die aber nie die Bodenhaftung verliert und mit seinen aus dem Leben gegriffenen Themen sogar das Herz zu erwärmen weiß. Die persönliche Note des Films – Hauptdarsteller Pete Davidson verfilmte Teile seiner eigenen Biographie – ist dem Projekt und allen Beteiligten anzumerken. Hier verkommt keine Figur zur Gagstaffage und die dramatischen Anteile vermischen sich überraschend angenehm mit den amüsanten Passagen.

                                            Nur etwas Sitzfleisch sollte jeder Zuschauer mitbringen. Denn bis sich der emotionale Kern der Handlung und seiner Hauptfigur vollständig entfaltet, vergeht eine Vielzahl an unterschiedlichen Episoden. Diese führen bewusst nirgendwo hin und fallen dementsprechend mal spannend, mal belanglos aus. Das alles ist Teil eines letztlich großartigen Gesamtbilds, das heutzutage typisch als Slice of Life bezeichnet wird.

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                                              Roman Polanskis Chinatown gehört definitiv zu den Filmen, die Filminteressierte zumindest einmal gesehen haben sollten. Leider lässt sich Selbiges für Die Spur führt zurück nicht behaupten. Eine ebenbürtige Fortsetzung wäre auch nur schwer zu erreichen gewesen, doch auch ungeachtet der Klasse des Originals gelingt es dem Nachfolger nicht, als Film vollends zu überzeugen. Unter Jack Nichsolsons Regie ist ein routiniert inszenierter Krimi entstanden, der jedoch nicht über das Mittelmaß hinausragen kann. Die zentrale Figur erfährt keine sinnhafte Ausgestaltung, Handlung und Dialoge sorgen größtenteils für Desinteresse. Übrig bleiben blasse Figuren in einem belanglosen Film, der einmal mehr im Schatten des Originals steht.

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                                              • 9

                                                Total Recall hält seinen Status als unterhaltsamer Science-Fiction-Film, der dank seiner Prämisse mehr als der übliche Schwarzenegger-Actionfilm ist. Regisseur Paul Verhoevens erschaffene Welt geizt zwar nicht mit viel brutaler Gewalt, glänzt aber insbesondere durch die spannende Handlung und die mit großem Aufwand gestalteten Kulissen und Effekte. Dazu erlebt der Zuschauer in Total Recall einen innerhalb seiner Möglichkeiten sehr gut mimenden Arnold Schwarzenegger, der hier zeigte, dass er mehr kann als finster zu schauen. Die Restaurierung der 4K ist visuell aufgrund einer deutlich besseren Kontrastierung sowie der natürlich wirkenden Farbgebung sehr gelungen. Der Ton klingt im Vergleich zu der alten Version unverändert, was kein Makel darstellt, da dieser zuvor schon überzeugend war.

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                                                  Der kanadische Filmemacher Justin McConnell versucht sich mit Lifechanger am Body-Invasion-Genre – mit einem Achtungserfolg. Seine Mischung aus Body-Horror, Existenzdrama und Romanze verpasst dem Film eine originelle Ausrichtung und verströmt mehr Tiefgang als viele seiner Artgenossen. Die blutig-brutale Alltagsroutine von Drew lässt den Zuschauer anfangs noch zusammenzucken, wirkt jedoch mit zunehmender Laufzeit repetitiv und abwechslungsarm. Auch die Charakterentwicklung konzentriert sich zu stark auf Drew, weshalb seine Liebelei mit Julia nicht immer überzeugend rüberkommt. Hobby-Philosophen kommen jedoch auf ihre Kosten, denn die Off-Kommentierung von Drew gibt viel Einblick in sein Innerstes, was in einem nachdenklichen Abschlusstwist endet.

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                                                    Barbaren ist eine Bereicherung des deutschen Serienkatalogs bei Netflix, das aufgrund einiger Unausgewogenheiten nicht annähernd sein Potenzial ausschöpft. Optisch kann die Produktion mit Schwergewichten wie The Last Kingdom und Vikings stellenweise mithalten. Vor allem die zentrale Schlacht im Teutoburger Wald ist ein Highlight. Leider schmälern die anachronistischen Dialoge und der Hang zu übertriebener Theatralik den positiven Eindruck und zerstören die einnehmende Atmosphäre, die durchaus anklingt.

                                                    Insgesamt ist Barbaren vor allem auch eine filmische Anregung, sich mit der Geschichte dahinter auseinanderzusetzen. Denn auch wenn man sich einige Freiheiten kreativer Art bei der Umsetzung zugesprochen hat, so bleibt die Essenz der Bedeutung dieser historischen Episode spürbar.

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