Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
[BREAKING NEWS: Horrorctober verlängert bis Sonntag!
Hab nicht mehr alle Kommentare rechtzeitig fertig bekommen. :D ]
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #26
++ Leichte SPOILER ++
Das Grauen kommt über uns – in der Handlung des österreichischen Body-Horrorfilms gleich doppelt. Als ob die Monster nicht schon schlimm genug wären, hat das Publikum auch noch eine Politikerin zu ertragen, die sich trotz offenkundig schwacher Nerven als eine Art Superheldin aufspielt. Der Reihe nach:
Als ein schmelzender Gletscher eine rote Substanz freisetzt, die möglicherweise Blut sein könnte, geht eine Gruppe von Wissenschaftlern dem ungewöhnlichen Phänomen nach. Nicht etwa unter Einhaltung irgendwelcher Sicherheitsprotokolle, sondern auf grob fahrlässige Weise. Wird schon nicht kontaminiert sein, das rätselhafte Zeug. Tja, Satz mit x. Spätestens nach dem ersten Auftauchen eines augenscheinlich mutierten Tieres hätte man vielleicht auf Nummer sicher gehen können, aber hey, was soll schon passieren?
Also kommt es, wie es kommen muss, und der bisher unbekannte Erreger greift nicht mehr nur auf Wildtiere über (was für sich genommen ja schon besorgniserregend wäre). Doch wozu vorsichtig sein? Das Forscherteam hat schließlich ein Ass im Ärmel: Die zuständige Ministerin herself (dargestellt von Brigitte Kren, der Mutter des Regisseurs Marvin Kren) killt durchaus auch mal eigenhändig Monster oder führt Notoperationen durch. Man kennt es ja aus Filmen wie 'Big Game' oder 'Pixels': Wenn Normalos überfordert sind, rettet schon auch mal der POTUS die Welt. In Österreich ist es die Umweltministerin. An Brigitte Kren als Schauspielerin scheitert die Inszenierung keineswegs, denn sie ragt aus einem nicht gerade überambitionierten Ensemble durchaus positiv heraus, doch ihre Rolle der kratzbürstigen Retterin wirkt noch stärker an den Haaren herbeigezogen als der Mutantenplot.
Sehen lassen hingegen können sich die Alpenkulisse sowie einige der handgemachten Tricks – vorwiegend speziell jene, die mit der Maske in Verbindung stehen. Was bleibt, ist ein krudes Crossover aus Monster- und Bodyhorror auf der einen und Politikertrash auf der anderen Seite.
KURZFAZIT
Obacht geben, länger leben.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #25
++ Enthält indirekte SPOILER ++
Die Freizeitparks des Mauskonzerns – Orte, die zum Träumen einladen und vielleicht sogar lange gehegte Wünsche in Erfüllung gehen lassen. So denken nicht nur viele Kinder, sondern wohl auch der Protagonist dieser Geschichte, der so ziemlich alle Frauen angiert, außer seiner eigenen. Von Prostituierten aus (zumindest ungefähr) seiner Generation bis hin zu Zahnspange tragenden Mädels, die seine Töchter sein könnten, müssen so einige Frauen, die ihm über den Weg laufen, für seine Fantasien herhalten. Ob nach unten irgendwelche Grenzen gesetzt sind, ist nicht ganz klar, denn in mindestens einer Szene wird zwischen den Zeilen angedeutet, dass seine Triebe noch sehr viel schlimmer sein könnten. Überhaupt spielt sich ein nicht unbedeutender Teil der Handlung in vagen Andeutungen und blumigen Metaphern ab. Wiederholt werden auch bissige Vorwürfe hinter verschrobenen Scherzen versteckt, über die vermutlich nur ein kleiner Teil der Zuschauer lachen kann. Stellenweise erinnert die Erzählung an ein Gespräch mit jemandem, der eine Schnapsidee zunächst als Gag getarnt vorträgt, um zuerst die Reaktionen darauf anzutesten, bevor er sich offen zu seinem Vorschlag bekennt. Angerissen wird ein kleines Sammelsurium an Themen und Motiven, wodurch sich der Kern der Handlung auch nicht ohne Weiteres bestimmen lässt.
Genervt von den Eskapaden ihres Gatten, der seiner Familie nicht mehr Beachtung schenkt als unbedingt nötig, geht seine Ehefrau in eine unwirsche Abwehrhaltung über. Er wiederum verhält sich wie das trotzige Kind, als das sie ihn behandelt. Zu dem bereits erwähnten Topos gesellt sich also auch noch der eines Ehedramas. Doch damit noch lange nicht genug, denn zusammengehalten werden die teils konfus vorgetragenen Ereignisse und Thesen von der Klammer eines Freizeitparks, der wohl wie kein zweiter als Sinnbild für ein profitorientiertes Machtstreben im Bereich der Kultur steht, in dem die Besucher (oder besser: Konsumenten) mit einer hemmungslos übersteuerten Reizüberflutung überwältigt werden sollen. Daraus resultiert ein Raum, in dem zwar durchaus Möglichkeiten geschaffen werden, in Bezug auf deren Auswirkungen man jedoch getrost skeptisch sein darf. Zusätzlich verkompliziert wird die Gemengelage durch die Einbindung einiger Motive aus dem Science Fiction Bereich, die womöglich auch einen Hinweis auf die Bedeutung des Filmtitels geben sollen. Denn wer genau flüchtet hier eigentlich und wovor? Wer hat hier eine ganz besonders düstere Zukunft zu fürchten? Die Tochter und/oder Mutter in Bezug auf das Familienoberhaupt wider Willen? Der Protagonist vor bevorstehenden Entwicklungen oder sogar vor sich selbst? Die (Konsum-)Gesellschaft vor Auswüchsen des Marktes? Zumindest letztere These wird zügig wieder abgeräumt, indem per Parallelmontage eine persönliche Tragödie und in den Park strömende Besuchermassen einander gegenübergestellt werden.
So oder so wird sich die Handlung wohl nicht komplett enträtseln lassen, denn dazu werden zu viele Einzelheiten entweder halbernst, verklausuliert oder mit dem Fragezeichen einer wahnhaften Vision verfremdet dargestellt. Wer vom Experimentalfilm angehauchten Produktionen aufgeschlossen gegenübersteht, wird möglicherweise die eigene Neugierde befeuert sehen, während andersdenkende vielleicht Zuschauer schon frühzeitig entnervt abwinken werden.
7,5 – 8 Punkte.
KURZFAZIT
Völlig durchgeknallt – und nicht zuletzt in dieser Hinsicht besorgniserregend nah am realen Leben.
Horrorctober 2024, Beitrag #24
Junge Menschen, die klandestine Treffen abhalten, dürften ein ähnlich beliebtes Film- und Literaturthema sein wie schwerkranke Jugendliche oder junge Erwachsene, die ihre letzten Monate erleben. Beides zusammen klingt mal so richtig abgestanden. Doch wenn man den Stoff bzw. die Romanvorlage in die Hände von Mike Flanagan legt, sieht die Sache schon wieder anders aus, denn nach 'Spuk in Hill House', 'Spuk in Bly Manor' und 'Midnight Mass' rührt er auch hier eine stimmige Mischung aus düsterer (aber keineswegs depressiver) Atmosphäre, halbwegs facettenreichen Charakteren und einem durchaus unterhaltsamen Erzählton an. Dass die Stimmung etwas weniger morbide erscheint als noch in 'Midnight Mass', dürfte sowohl der Lage der Charaktere als auch der anvisierten Hauptzielgruppe geschuldet sein.
Durchaus lohnenswert erscheint ein Blick auf die Erzählstruktur. Auf verschachtelte Weise wird eine Geschichte erzählt, deren Handlungsfortschritt zwar recht überschaubar erscheint, aber in der intensiv Bezug auf das Innenleben der maßgeblichen Charaktere genommen wird. Zwar schreitet die ohnehin schon spärliche Rahmenhandlung ziemlich schleppend voran, doch dafür wird ihr in den Binnenerzählungen der Protagonisten Tiefe verliehen. Die Mitglieder des Midnight Clubs erzählen sich Gruselgeschichten (und teilweise auch welche aus dem Science Fiction Bereich), in denen sie zumeist ihre eigene Vergangenheit oder Teile ihrer Gedankenwelt offenlegen. In vielen Fällen bauen die Kurzgeschichten auf vorherigen Erzählungen oder auf Geschehnissen aus der Rahmenhandlung auf. In den späteren Episoden werden auch vermehrt Elemente aus den Erzählungen der jeweiligen Vorredner aufgegriffen. Sowohl in der Rahmenhandlung als auch in den Binnengeschichten spielen sie sich zunehmend verbal die Bälle zu und werden so als Gemeinschaft stärker als die Summe ihrer Teile. Auch wenn einige von ihnen körperlich enorm geschwächt sind, schöpfen sie zusammen immer wieder Kraft; nicht zuletzt auch durch die Geschichten, die sie austauschen und das jeweilige Feedback, das sie sich dazu geben.
Die Kurzgeschichten an sich erscheinen anfangs recht gewöhnlich, ehe sie mit zunehmendem Verlauf der Serie nicht nur komplexer, sondern (zumindest in der Summe) auch origineller werden. Einige davon hätten vielleicht sogar das Zeug dazu, in Spielfilmlänge verfilmt zu werden. Dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitunter reden und handeln wie Mittdreißiger, kann zwar befremdlich wirken, trägt aber stellenweise auch zur Spannung bei.
KURZFAZIT
Horrorkurzgeschichten als Therapeutikum.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #23
++ Minimale SPOILER ++
Eine Forschungsstation auf dem Mars ist mit einer internationalen Crew besetzt. Zwischen mehreren Besatzungsmitgliedern herrscht ein gewisses Misstrauen und selbst das Wort des ranghöchsten Offiziers scheint für Teile der Besatzung nicht über jeden Zweifel erhaben zu sein. In ruhigen Zeiten nicht ideal, im Katastrophenfall ein absolutes Desaster. Als sich zwei der Mitglieder wider besseren Wissens auf eine Außenmission begeben und Indizien für bakterielle Zellteilung nachgehen, kippt die Lage in ein unkontrollierbares Szenario um.
Der Cast um Liev Schreiber, Olivia Williams und Elias Koteas erfüllt die Rollen der Raumfahrer aus verschiedenen Ländern mit Leben. Doch wirklich merken muss man sich deren Herkunft nicht. Denn wie sich schon früh andeutet, räumt die besagte Bedrohung ordentlich auf. Ruairi Robinson (Regie) legt augenscheinlich nicht besonders viel wert auf einen doppelten Boden in Form eines allzu tiefgründigen Subtextes. Stattdessen wird ein zwar recht konventionelles, aber immerhin recht spannend in Szene gesetztes Schlachtfest zelebriert, das zwar recht vorhersehbar daherkommt, aber atmosphärisch durchaus zu überzeugen vermag. Auf größere Überraschungen wartet man vergebens, doch gerade daraus kann sich vielleicht auch ein gewisser Reiz ergeben; beispielsweise wenn man ein Unglück kommen sieht, das sich (mutmaßlich) nicht abwenden lässt. Auf links gekrempelt wird das Science Fiction Genre also nicht gerade, doch das dürfte auch keineswegs der Anspruch der Produzenten gewesen sein. Stattdessen bekommt man eine recht sichere Nummer ohne größere Wagnisse geboten. Zwar ist man vom Hard Science Fiction noch ein ganzes Stück weit entfernt, doch zumindest auf allzu große Luftsprünge der Handlung wird verzichtet, wodurch wenigstens ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit erhalten bleibt.
KURZFAZIT
Konventionell und risikoarm, aber keineswegs langweilig.
Horrorctober 2024, Film #22
Jo (Noémie Merlant) ist schwanger. Sie und ihr Partner Spencer (Kit Harington) führen ein perfektes Leben – zumindest wirkt es auf viele Menschen in ihrem Umfeld so. Sie wohnt in einem schönen Haus, macht einen sportlichen Eindruck, hat offenbar eine erkleckliche Anzahl von Followern auf ihren Social Media Kanälen und ihren Job (eine Führungsposition) hat sie sowieso im Griff. Bei einem derart (für ihre Mitarbeiterinnen) beeindruckenden Status ist natürlich auch die mögliche Fallhöhe enorm hoch. Eine perfekte Ausgangslage für ein Horrordrama. Eigentlich.
Zunächst kommt es, wie es kommen muss, und der schöne Schein beginnt nach der Niederkunft zu bröckeln. Aus ihrer einstmals heilen Welt wird damit eine, die von Misstrauen dominiert ist. Misstrauen gegenüber der Schwiegermutter, Misstrauen gegenüber anderen Müttern und sogar Misstrauen gegenüber ihrem neugeborenen Nachwuchs. Kann es wirklich sein, dass ihr all diese Menschen – sogar die kleine Ruby – schaden wollen? Wie und wohin soll sie sich in dieser Lage in Sicherheit bringen? Oder ist ihr Problem eher, dass sie Wahrnehmungen falsch einordnet oder gar halluziniert?
Thematisch erscheint 'Baby Ruby' wie eine stark simplifiziertes (und weniger ambitioniert inszeniertes) Pendant zu Maggie Gyllenhaals oscarnominiertem Drama 'Frau im Dunkeln' (2021). Die Protagonistin fällt nach der Entbindung in einen depressionsartigen Zustand und hadert mit ihrer Mutterschaft. Das bisher augenscheinlich perfekte Leben ist dahin, stattdessen wird sie nun Tag für Tag und Stunde für Stunde mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Und die Situation wird immer schlimmer.
Ironischerweise kann das vielleicht auch für die Zuschauer gelten. Denn kurz nach dem Auftreten der ersten Risse in der heilen Welt von Jo, zeichnet sich schon ab, wie es in der folgenden Stunde ungefähr weitergehen wird. Halbwegs offen erscheint eigentlich nur das Ende. Und so plätschert die Handlung trotz einer sukzessiven Eskalation über weite Strecken vor sich hin. Sehr viel mehr als puren Durchschnitt sollte man daher nicht erwarten (umso besser, falls man während der Sichtung dennoch positiv überrascht wird).
KURZFAZIT
Ambitioniert erscheinende Prämisse, (weitgehend) konturlose Umsetzung.
Horrorctober 2024, Film #21
Zu Beginn eine kleine Aufgabe für Drehbuchschreiber: Denkt euch bitte eine Geschichte aus, in der folgende Elemente vorkommen: Dorf, Wolf, Polizist, Schwert, Erektion.
Bevor jemand vorschnell abwinkt: Till Kleinert (Regie, Drehbuch und Produktion) ist es gelungen, wie sein Mystery-Horror-Drama 'Der Samurai beweist. Was kann man dabei erwarten – Arthousekino oder billige Trashelemente? Von beidem etwas, wobei der Experimentalfilmcharakter und die bedeutungstragenden Metaphern die Pulp-Elemente durchaus überlagern. Worum geht es also?
Einige Einwohner eines Dorfes sehen sich durch die Anwesenheit eines Wolfes in den umliegenden Wäldern bedroht. Der fast schon grotesk durchsetzungsschwache Dorfpolizist bringt regelmäßig Fleisch in den Wald, wovon er sich eine Entspannung der Situation erhofft. Hält er damit den Wolf aus dem Dorf fern oder setzt er erst recht Anreize, um dessen Weiterziehen zu verhindern? Und ist die wahre Gefahr für den Ort tatsächlich der Wolf oder vielleicht doch etwas anderes? Und falls es der Wolf ist: Handelt es sich dabei wirklich um ein konkretes Tier oder eher um eine Metapher für etwas anderes?
So (oder so ähnlich) lässt sich die Prämisse zusammenfassen, die zu Beginn dieses Filmes ausgebreitet wird. Die fünf anfangs genannten Schlagworte fügen sich zu einer Geschichte über die (Un-)Möglichkeit des richtigen Lebens im falschen bzw. des falschen Lebens im falschen zusammen. Kleinert will hoch hinaus. Eine Geschichte über ein im Raum stehendes Coming Out (und weitere Themen) wird von ihm als blutige Auseinandersetzung eines am Rande stehenden Charakters mit sich selbst und seinem gesellschaftlichen Umfeld illustriert. Als Zuschauer wohnt man diesem Kampf zwar bei, aber man kann vermutlich am ehesten dann etwas daraus mitnehmen, wenn man selbst mit seiner persönlichen Rolle (in Bezug worauf auch immer) hadert. Möglicherweise sieht man aber auch nur achselzuckend dabei zu und lässt sich (im Idealfall) auf einen albtraumartigen Psychotrip mitnehmen.
Fünfeinhalb bis sechs von zehn kopflosen Dorfjugendlichen finden diesen Film gut.
KURZFAZIT
Das Grauen kommt hier von innen und außen zugleich.
Horrorctober 2024, Film #20
Die Redaktion einer berühmten deutsche Filmseite, die dafür berüchtigt ist, jahrelang selbst unterdurchschnittliche Eigenproduktionen aus dem Hause Netflix wortreich angepriesen zu haben, scheint vor der spanischen Kreidelinie zu kapitulieren. Auch wenn Vollzitate im Internet eigentlich eine heikle Sache sind, darf man in diesem speziellen Fall bestimmt mal eine Ausnahme machen. Allem Anschein nach hat die Redaktion wochenlang die Köpfe zusammengesteckt und an einem passenden Text zu dieser Produktion gebastelt. Et voilà: Der komplette und ungekürzte Wortlaut der besagten Filmbesprechung lautet: „Die Kreidelinie ist ein Film aus dem Jahr 2022.“
Hut ab, das ist mal bemerkenswert konsequent auf den Punkt gebracht und hat den Vorteil, dass man auf diese Weise auch noch eine Reihe inhaltlicher Fehler umschiffen konnte. Obendrein wirkt die Handlung so auch viel geheimnisvoller und nichts wird gespoilert. Letzteres ist bei diesem Film dann auch wirklich sehr von Vorteil, denn die Geschichte an sich ist zwar nicht unbedingt ungewöhnlich, die Erzählweise lässt das Publikum allerdings doch recht lange im Ungewissen, worum es im Kern der Handlung überhaupt geht. Selbst über das Genre, in dem man sich hier befindet, kann man zunächst nur spekulieren.
Konkret geht es um einen mysteriösen Fall, in dem ein Mädchen aufgegriffen wird, das über weite Strecken nahezu jegliche Kommunikation verweigert. Noch rätselhafter erscheint, dass das Kind eine auf den Boden gezeichnete Kreidelinie als ein nahezu unüberwindbares Hindernis zu begreifen scheint. Was hat es damit auf sich?
Zwar dürfte sich bei vielen Zuschauern schon früh eine grobe Vermutung einstellen, doch ob – und zu welchem Ausmaß – diese tatsächlich zutrifft, bleibt lange Zeit offen. Regie und Drehbuch verlassen sich über weite Strecken auf die Wirkung einer düsteren Atmosphäre, in der fragil wirkende Charaktere Licht in das Dunkel zu bringen versuchen. Als irgendwann mit letzter Gewissheit klar wird, worauf die Erzählung hinausläuft, ist sie im Grunde auch schon wieder vorbei. So gesehen macht es dann doch irgendwie Sinn, ohne jegliches Vorwissen an eine Sichtung heranzugehen – auch auf die Gefahr hin, etwas völlig anderes zu bekommen, als man sich vielleicht ursprünglich erhofft hatte.
KURZFAZIT
In diesem Sinne: Die Kreidelinie ist ein Film aus dem Jahr 2022.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #19
Zwei Kinder werden im Rahmen eines Gewaltverbechens alleine im Wald zurückgelassen, wo sie für lange Zeit auf sich selbst gestellt sind. Jedenfalls kümmert sich kein erwachsener Mensch um sie. Allerdings sucht dort eine dunkle Präsenz ihre Nähe. Als sie eines Tages endlich zu ihrem Onkel und ihrer Tante gebracht werden, hat es den Anschein, dass keineswegs nur die beiden bei ihren Angehörigen einziehen. Rätselhafte Dinge gehen im Haus vor sich und die beiden legen ein sonderbares Verhalten an den Tag, was ganz besonders für die jüngere der beiden gilt. Ist dies Ausdruck ihres Traumas oder haben sie vielleicht doch einen ungebetenen Gast mitgebracht?
Andy Muschietti erzählt in 'Mama' eine Geschichte, die eigentlich auch ohne die übersinnlichen Elemente schon grausam genug wäre. Obwohl die Prämisse um die sich selbst überlassenen Kinder für sich genommen (ohne Anklänge an das Märchen von Hänsel und Gretel) schon eine solide Basis für ein düsteres Drama bietet, entscheidet sich Muschietti für die Horrorvariante, die ironischerweise aber gerade wegen ihrer Mystery- und Fantasyelemente weniger schockierend wirkt, als es vielleicht bei einer Erzählung der Fall gewesen wäre, die näher an der Realität bleibt. Nicht gerade besser wird es in dieser Hinsicht durch die Vergabe der beiden Hauptrollen. Auch wenn Jessica Chastain gewiss zu den renommiertesten Darstellerinnen ihrer Generation gehört, steht es auf einem anderen Blatt, ob man ihr die Rolle der Rock-Musikerin abkauft. Bei Nikolaj Coster-Waldau wiederum könnte man die Frage stellen, ob der Zugewinn, den die Inszenierung durch seine Doppelrolle erhält, nicht an anderer Stelle wieder für Einbußen sorgt, indem der Realitätsbezug leidet. Bemerkenswerterweise stehlen ihnen jedoch die beiden Jungdarstellerinnen fast die Show.
Muschiettis Horromärchen hat durchaus seine Qualitäten (wie beispielsweise eine passend gesetzte Atmosphäre), wirkt jedoch nicht so abgründig, wie es vielleicht der Fall sein können hätte.
KURZFAZIT
Ein Film so durchschnittlich wie sein Titel.
Horrorctober 2024, Film #18
Es liegt was in der Luft. Ist es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Oder sind es gar motherfucking snakes on a motherfucking plane? Schön wär's.
Regisseur Peter Thorwarth (Legendär: 'Bang Boom Bang') schickt ein Flugzeug gen Himmel, in dem sich auch einige Terroristen befinden (unter ihnen auch Dominic Purcell aus den Serien 'Prison Break' und 'Der Fall John Doe!'). Doch nicht nur das, schließlich verbirgt sich auch noch eine Überraschung an Bord.
In einem etwas verquer vorgetragenen Mix aus Handlungsfetzen aus verschiedenen Zeitebenen wird in fast schon epischer Breite skizziert, was den meisten Zuschauern ohnehin schon von Beginn an klar sein dürfte. Zwar hält die Erzählung auch einige durchaus überraschende Details bereit, doch das Hauptinteresse dürfte eher auf anderen Dingen liegen. Wer gerne die Fetzen fliegen sieht, kann hier (zumindest phasenweise) durchaus auf seine Kosten kommen, aber insgesamt sollte man die Erwartungen besser nicht allzu hoch schrauben. Für ein heiteres Trashspektakel wirkt der Vortrag zu ernst, für eine Premiumproduktion fallen die Ergebnisse in mehreren Bereichen zu überschaubar aus. Licht und Schatten findet sich (nicht nur, aber ganz besonders) bei einigen Darstellerleistungen, wodurch letztlich auch der Gesamteindruck leidet. Die Handlung selbst ist zwar eher Mittel zum Zweck, wirkt aber vielleicht gerade deshalb auch etwas unaufgeräumt. Das Schlachtfest wiederum fällt nicht so kompromisslos aus, dass es längerfristig in Erinnerung bleiben würde. Einige Zutaten für einen unterhaltsamen Flug über die Wolken sind durchaus vorhanden, doch angerichtet sind sie recht gewöhnlich – zumindest im Verhältnis zum doch recht absurden Plot.
KURZFAZIT
Um es mit dem mittlerweile fast schon ikonischen Zitat eines altgedienten Hollywood-Haudegens zu sagen: „Enough is enough. I've had it with these motherfucking snakes on this motherfucking plane.“
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #17
Bei den allermeisten Filmkommentaren bietet es sich ja an, die eigenen Vorlieben nicht überzubetonen, sondern stattdessen auch ein wenig Raum für halbwegs wertfreie Beobachtungen zu lassen (sofern das überhaupt möglich ist). Doch mit 'Der Tod weint rote Tränen' stehe ich jetzt erstmals seit langer Zeit mal wieder vor der Frage, wie man darüber schreiben kann, ohne komplett ins Subjektive abzugleiten. Wenn ihr den Grund dafür erfahren wollt, empfehle ich euch mein frisch erschienenes Buch.
Nein Spaß, ein Buch gibt es natürlich nicht, deshalb zurück zum Film. Hélène Cattet und Bruno Forzani (beide Drehbuch und Regie) lassen ein regelrechtes Gewitter aus stakkatoartigen Schnitten und visuellen Spielereien jeglicher Art auf das Publikum einprasseln – wobei die Bezeichnung „Gewitter“ noch stark untertrieben erscheint. Von schwarz-weiß gehaltenen Sequenzen über die Nutzung diverser Farbfilter bis hin zu Stop Motion Tricks wird (zumindest gefühlt) so ziemlich die komplette Bandbreite an visuellen Gestaltungsmöglichkeiten genutzt; abgesehen von teuren Spezialeffekten und langen Plansequenzen. Und darin liegt in Bezug auf die Rezeption und die Verarbeitung der gebotenen Reize auch schon der Hund begraben. Während viele Arthouse- oder Experimentalfilmemacher ihren Produktionen eine (zumindest stellenweise) betonte – und in manchen Fällen sogar regelrecht zelebrierte - Langsamkeit verordnen, bleibt hier kaum Zeit zum Luftholen; und erst recht nicht zum Nachdenken. Komplett auf die Spitze getrieben wird das auf diese Weise abgebrannte Feuerwerk in einer Szene im mittleren Akt. Mittels einer Türklingel und eines immer und immer wieder gezogenen erzählerischen Taschenspielerticks werden dabei die Geduld und das Nervenkostüm der Zuschauer auf eine ganz besonders harte Probe gestellt.
Doch wozu das Ganze eigentlich? Handelt es sich bei diesem Übergebrauch an Stilmitteln immer noch um ein Vehikel zum Transport der Geschichte oder um eine reine Fingerübung? Oder soll eine Auseinandersetzung mit dem Inhalt vielleicht sogar ganz bewusst erschwert werden? Das Bild eines Bühnenzauberers, der während seiner Vorstellung zwei spärlich bekleidete Assistentinnen irgendwelche Sachen auf der Bühne machen lässt, um das Publikum von einem lausigen Trick abzulenken, kann einem dabei durchaus in den Sinn kommen.
Welche dieser drei Möglichkeiten trifft also zu? Macht euch am besten selbst ein Bild. Vielleicht bekommt ihr ja einen objektiven Artikel dazu hin. :-)
Drei von zehn vulvaförmigen Stichwunden.
KURZFAZIT
Eine gute Wahl für alle Filmfreunde, denen die Filme von David Lynch, Gaspar Noé, Quentin Dupieux oder Dario Argento zu mainstreamlastig sind.
Horrorctober 2024, Film #16
Das Schicksal meint es nicht gut mit Schwester Irene (Taissa Farmiga). Mit großem zeitlichen (mehrere Jahre sind vergangen) und räumlichen (Frankreich statt Rumänien) Abstand scheinen sich vergangene Ereignisse zu wiederholen. Erneut sieht es so aus, als würde ein Dämon (womöglich sogar derselbe) eine kirchliche Einrichtung attackieren. Hoffentlich nicht schon wieder Valak!
Ach, was soll's, das Kinoplakat nimmt diese Frage sowieso schon vorweg. Für alle Zuschauer des vorherigen Filmes (und das dürfte hier wahrscheinlich auf eine überwältigende Mehrheit zutreffen) ist also ohnehin schon von vorherein klar, wie die kommenden knapp zwei Stunden ablaufen werden. Wenn mit dem groben Verlauf der Handlung also gar nicht erst groß überrascht werden soll, stellt sich die Frage nach dem Erzählmodus umso mehr. Präsentiert wird die Handlung zunächst als (überspitzt gesagt) eine Art Nummernrevue, die an ein Horrormaze in einem Freizeitpark erinnert. In verschiedenen Räumen – und mit teils unterschiedlichen Charakteren – tragen sich okkulte Ereignisse zu, die mal schlecht und mal ganz schlecht für die Betroffenen verlaufen. Als Zuschauer wird man von einer Station zur nächsten geführt, wodurch (obwohl der Großteil der Handlung in den Gemäuern eines Internates spielt) zumindest in Bezug auf die Räumlichkeiten für ausreichend Abwechslung gesorgt ist. In mehreren der Szenen macht sich eine passende Atmosphäre breit, was zu einem guten Teil sicher auch an der Kulissen liegen dürfte.
Das Ende vermittelt den Eindruck, dass die in 'The Nun II' erzählte Geschichte nur einen weiteren Zwischenschritt auf dem Weg zu einem wie auch immer gearteten Crossover darstellen dürfte. An den (beachtlichen) Einspielergebnissen wird es vermutlich nicht scheitern. Schwester Irene dürfte also auf absehbare Zeit nicht zur Ruhe kommen.
KURZFAZIT
Solide Fortsetzung ohne großes Risiko.
Horrorctober 2024, Beitrag #15
Ein 'Blutiger Trip' nach Norwegen – warum nicht? Wobei das Konzept dieser Anthologieserie eher darauf ausgerichtet ist, das Publikum auf ein halbes Dutzend kleinerer Ausflüge (statt auf einen zusammenhängenden Trip) zu schicken. Ganz im Sinne der Titels präsentiert sich hingegen der kreativ und düster gestaltete Vorspann, der von Episode zu Episode variiert und abwechselnd Handlungselemente der nachfolgenden Geschichte vorwegnimmt, ohne dabei den Kern der jeweiligen Handlung zu verraten. Präsentiert werden zumeist auch kleinere Details, die durchaus neugierig machen, deren Sinn sich aber erst später ergibt.
Die einzelnen Etappen des Trips könnten unterschiedlicher kaum sein. Einige Geschichten kreisen um sich selbst, während in anderen (teils implizit, teils explizit) Gesellschaftskritik geäußert wird. An das Ende werden in der Regel finale Wendungen gesetzt, deren Überraschungseffekt sich in den späteren Episoden aufgrund der Regelmäßigkeit jedoch ein wenig abnutzt. Nicht zuletzt wegen der zuvor geschaffenen Erwartungshaltung rechnet man nach einigen Episoden eben schon mit einem finalen Twist, dessen Kern sich zumeist bereits aus der Handlung ergibt. Durch die Kürze der einzelnen Episoden bleibt die Komplexität der Geschichten naturgemäß überschaubar, woraus sich in einigen Fällen schon eine ungefähre Richtung des Endes abschätzen lässt.
In den beiden verhältnismäßig klassisch konzipierten Episoden 2 – 'Three Sick Brothers' (5,5 Punkte) und 5 – 'The Old School' (5 Punkte) werden ein Psychothriller und ein Horrordrama präsentiert, während in den Episoden 1 - 'Ultimate Sacrifice' (7 Punkte), 4 - 'Lab Rats' (8 Punkte) und 6 – 'The Elephant in the Room' (5,5 Punkte) die Handlung durchaus auch als Vehikel für (teils zynisch vorgetragene) Gesellschaftskritik dient. Episode 3 – 'Bad Writer' (5,5 Punkte) fällt in dieser Hinsicht ein wenig aus dem Rahmen, da hier zuvorderst ein paar konfus vorgetragene Metagags im Vordergrund stehen.
KURZFAZIT
Blutige Achterbahnfahrt.
[Die Diskrepanz zwischen Einzelwertungen und Gesamtwertung ergibt sich aus einem Bonus für den pfiffig gestalteten Vorspann.]
Horrorctober 2024, Film #14
++ Minimale SPOILER ++
Wie der Vater so der Klon. Brandon Cronenberg gehört ganz sicher nicht zu denjenigen Söhnen, die schon aus Prinzip immer alles anders machen wollen als ihre Väter. Es beginnt mit der Berufswahl und setzt sich mit den eingesetzten visuellen Stilmitteln fort, die zwar keineswegs identisch sind, aber in Grundzügen doch eine ähnliche Handschrift tragen. Wie es sich für einen ambitionierten Spross gehört, richtet Cronenberg junior den Blick auch gerne auf zeitgenössische Phänomene.
Nur wenige architektonische Werke dürften Bezug auf das Thema seines gesellschaftskritischen Horrorthrillers aus dem Jahr 2023 symbolträchtiger wirken als Infinitypools. Während aus der Innenansicht die Grenzen zwischen diesseits und jenseits zu verwischen scheinen (und in manchen Fällen kaum noch wahrnehmbar sind), nimmt man aus einer Außenperspektive vor allem eine Abgrenzung und eine zur Entrücktheit tendierende Erhöhung war. Der Pöbel geht im Meer schwimmen, die Upper Class verschanzt sich im mondänen Resort. Doch manchmal verirrt sich auch ein nicht ganz so reicher Gast (beispielsweise auf Einladung) ins Innere des Clubs, während einige Schnösel auch manchmal ausbüxen. Wenn beides zusammenkommt, führt das schnell mal zu Problemen. Zumindest bei Brandon Cronenberg.
Ohne unnötig ins Detail zu gehen (die Handlung lebt auch zu einem guten Teil von ihren Überraschungen): Cronenberg entwirft ein Szenario, in dem sich wohlhabende Deliquenten selbst von Kapitalverbrechen freikaufen können, wovon einige Leute ausgiebig Gebrauch machen. Eine kleine Gruppe der Resortgäste hat ihr im wahrsten Sinne des Wortes a-soziales Verhalten regelrecht kultiviert und nutzt es zur eigenen Belustigung. Wer mit den Haien schwimmt, ohne selbst einer zu sein (es reicht nicht, einfach nur zu denken, man wäre einer), lebt nicht minder gefährlich als die Einheimischen, die den Weg der Upper-Class-Verbrecher kreuzen. Doch auch die Zugehörigkeit zu den oberen Zehntausend schützt nicht zwingend vor Übergriffen. Angelockt von der Aussicht auf Ausschweifungen findet sich der blauäugige Interessent in einem Szenario wieder, das eher an 'Clockwork Orange' als an einen Besuch in einem Szeneclub erinnert. Die Szenarien und Exzesse, die Cronenberg auf dieser Basis entwirft, werfen möglicherweise mehr Fragen auf, als sie beantworten. Vielleicht ist es ihm aber auch einfach nur ein Anliegen, sich mal richtig auszutoben. Anders formuliert: Ob sich die Handlung wirklich bis in die letzte Facette ausdeuten lässt, erscheint mehr als fraglich. Bei dem hier gewählten Weg läuft Cronenberg Gefahr, Zuschauer, die lieber im Konkreten bleiben wollen, zu verlieren, während für interpretations- und rätselfreudige Cineasten vielleicht nicht ganz sicher erscheint, ob zu jeden Schloss auch ein (hermeneutischer) Schlüssel bereitliegt.
Ohne Wenn und Aber kommen jedoch Freunde visueller Extravaganzen auf ihre Kosten. Neben der rauschhaften Gestaltung mehrerer Szenen bleibt beispielsweise der vielleicht tempoärmste Zoom der jüngeren Filmgeschichte haften.
KURZFAZIT
Weitgehend verkannter Geniestreich oder doch „nur“ eine betont rätselhaft vorgetragene Metapher aus dem zwar oberen, aber dennoch herkömmlichen Regal? Wie bei einem architektonischen Infinitypool eventuell auch hier eine Frage der Perspektive.
Horrorctober 2024: "13 aus 13", Film #13: Dreifach böse!!!
Ein Mann zieht in ein Hochhaus-Apartment; ein guter Ort, um anonym zu leben – oder zu sterben. Und so nimmt er sich schon nach kurzer Zeit einen Strick und das Unheil nimmt seinen Lauf. Er denkt zurück an seine Familie, von der er offenbar schon seit längerer Zeit getrennt lebt. Wenige Augenblicke später wird er bereits von einer fremden Macht attackiert. (Bitte bei diesem Kommentar keine Erbsen zählen. Um nicht zu viel zu verraten, wird der Inhalt ganz bewusst vereinfacht und leicht unkorrekt skizziert.) Was hat es damit auf sich? Und wieso wird er genau in diesem Moment angegriffen? Halluziniert er (worauf der Filmtitel ein Hinweis sein könnte) oder ist er aufgrund seiner akuten körperlichen und mentalen Schwäche ein lohnendes Ziel für das Böse? Oder steckt sogar etwas ganz anderes dahinter?
Auch wenn derlei Fragen gegen Ende hin aufgelöst werden: Juno Mak (Regie) macht keinerlei Anstalten, frühzeitig Licht ins Dunkel zu bringen. Stattdessen werden einige Versatzstücke aus alten Videothekenklassikern (vornehmlich aus dem unteren Regal) mit teils rätselhaften, teils irreführenden Dialogen kombiniert, ehe sich die einzelnen Puzzleteile nach und nach zu einem halbwegs vollständigen Bild zusammenfügen – was jedoch nicht zwingend heißen soll, dass auch alle Details der Handlung plausibel erscheinen (wobei das nur bedingt originelle Ende so gestaltet ist, dass sich letztlich doch alles irgendwie erklären lässt). Fernöstlicher Aberglaube vermischt sich in 'Rigor Mortis - Leichenstarre' also mit internationalen B-Movie-Einflüssen. Blutige Szenen stehen neben bewusstem Overacting und praktischen Lebenstipps (Klebreis hilft gegen Vampire). Bei aller Kritik: Immerhin eine nicht allzu abgestandene Mischung.
Vier von zehn hygienisch zubereiteten Gerichten, bei denen der Koch garantiert nicht in die Pfanne gespuckt hat.
KURZFAZIT
Plus: düster.
Neutral: abseitig.
Minus: konfus.
Horrorctober 2024, Beitrag #12
Es beginnt fast schon klischeehaft: Ein Restaurateur (Mamoudou „USPIS Agent Carl“ Athie) erhält von einem mysteriösen Auftraggeber das Angebot, eine Sammlung alter Videobänder zu sichten und zu archivieren. Die Tatsache, dass er eine Verschwiegensheitserklärung unterzeichnen und die Arbeiten in einem abgeschotteten Haus irgendwo im Nirgendwo erledigen soll, lässt ihn zwar kurz zweifeln, schürt aber auch seine Neugierde. Wenig überraschend nimmt er das Angebot an, denn abgesehen von einem einzigen Freund halten ihn aktuell ohnehin nicht allzu viele Bezugspunkte an seiner bisherigen Bleibe. Schnell wird ihm klar, dass er durch die Sichtung der Bänder offenbar in ein Wespennest sticht und die Grenzen zwischen Realität und Wahn zu verschwimmen beginnen. Oder bildet er sich einige Phänomene doch nicht ein? Dann wäre die (vielleicht sogar noch beängstigendere) Frage zu klären, in welches Schreckensszenario er mit der Annahme des Auftrages hineingeraten ist und wie er diesem wieder entrinnen soll bzw. wie er dem Opfer eines möglichen Verbrechens helfen kann.
Auch wenn die Handlung in ähnlicher Form bereits als Stoff mehrerer Spielfilme herhalten musste (und sich offenkundig auch bewährt hat), gerät trotz aller Rätselhaftigkeit der Inhalt stellenweise in den Hintergrund, da der mitunter fast schon morbide Stil der Inszenierung zunehmend Raum einnimmt und auch den Zuschauer immer stärker in seinen albtraumartigen Sog zieht (sofern man es zulässt). Die Entscheidung, die Gestaltung des Scores in die Hände Jeff Barrows und Ben Salisburys zu legen, erweist sich nicht zuletzt aufgrund inhaltlicher Parallelen zu Alex Garlands Miniserie 'Devs', deren Soundtrack die beiden ebenfalls gestalteten, als absoluter Glücksgriff. Mal subtil, mal plakativ, aber stets in irgendeiner Weise präsent, verwandeln die beiden Komponisten die Szenerie in einen düsteren Horrortrip, der weit über herkömmliche Klangerfahrungen hinausgeht. An mehreren Stellen macht sich durch die von ihnen geschaffenen Klangwelten enormes Unbehagen breit, sodass die Frage nach inhaltlichen Details zeitweise komplett in den Hintergrund tritt. Man ist im Fall von 'Archive 81' als Zuschauer gut beraten, sich wie in einem Traum komplett in die Erzählung fallen zu lassen und einfach abzuwarten, wohin sie einen führen wird. Miträtseln schadet natürlich nicht (wobei der Protagonist und sein Helfer die Geschehnisse ohnehin wiederholt rekapitulieren), doch die Faszination des Soges, in den man hier geraten kann, findet man in dieser Form nur selten. Irgendwo zwischen 'Fringe' und 'Mr. Robot' - und dennoch weit davon entfernt – entführt 'Archive 81' das Publikum an finstere Abgründe, die zwar vielleicht nicht unbedingt originell erscheinen, doch zu denen ein atmosphärisch dicht gestalteter Pfad führt.
KURZFAZIT
Der Weg ist das Ziel.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #11
++ Leichte SPOILER ++
Marina de Van (Regie und Drehbuch) macht es Filmkommentatoren mit ihrem Horrorfilm 'Dark Touch' nicht leicht. Denn auch wenn der Beginn der Handlung ein paar Fragen aufwirft, wagt sie sich nur in ganz wenigen Szenen weg von den ausgetretenen Horrorpfaden. Sobald man also nur den Anfang ihres Filmes aus dem Jahr 2016 beschreibt, spoilert man fast schon die ganze Handlung, da etliche Filmfreunde sicher schon unzählige Produktionen dieser Art gesehen haben. Dementsprechend dürfte es also ratsam sein, irgendwie um die Handlung herum zu schreiben, ohne mehr zu verraten als unbedingt nötig (soweit das überhaupt möglich ist).
Aufgrund der verwendeten Farbfilter ist die dominierende Farbe in dieser Inszenierung (zumindest gefühlt) grau, was ironischerweise gleich in doppelter Hinsicht zur Handlung passt: Der Alltag sämtlicher Charaktere ist alles andere als froh und bunt (zumindest in Bezug auf das, was man zu sehen bekommt), aber der Film an sich hebt sich auch in keiner Weise aus der grauen amorphen Masse an Durchschnittsproduktionen heraus. Zwar trägt die triste Farbgebung durchaus zu einer bedrückenden Stimmung bei, doch in Kombination mit dem doch recht uninspirierten Drehbuch wird der Eindruck von Eintönigkeit noch zusätzlich verstärkt. Als ebenso wenig hilfreich erweist sich der Umstand, dass ein und dasselbe Handlungselement dem Publikum in immer neuen Variationen serviert wird – überflüssigerweise auch noch unterlegt mit einem Pfeifton (der die nahezu unkontrollierte Wut der Protagonistin hörbar machen soll), der in in dieser Häufigkeit aber eher anstrengend als spannungssteigernd wirkt. Aufgrund der Fixierung auf althergebrachte Formeln ist natürlich nicht alles an 'Dark Touch' schlecht. So weist beispielsweise die finale Szene eine Facette auf, die durchaus aufhorchen lässt. Jedoch kann sich die augenscheinlich beabsichtigte Wirkung aufgrund eines holprigen Erzählstils im vorhergehenden Handlungsabschnitt nur wenig bis gar nicht entfalten. Obwohl Regie und Drehbuch aus einer Hand kommen, stellt sich Marina de Van also gewissermaßen selbst ein Bein. Immerhin macht sie es sich und ihrem Film damit ähnlich schwer wie den Kommentatoren ihrer Filme...
KURZFAZIT
Grau in grau, aber trotzdem (bzw. gerade deswegen) nicht die beste Wahl – nicht einmal für Regentage.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #10
++ Leichte SPOILER ++
Auch wenn es (im Vergleich zu manch anderen Horror-Subgenres) eine vergleichsweise überschaubare Menge an Found Footage Filmen geben dürfte, sind sich viele der Produktionen doch erstaunlich ähnlich. Eigentlich möchte man meinen, dass es viele abweichende Ideen und Konzepte geben müsste, die bisher noch nicht verfilmt wurden, doch erstaunlich selten schaffen es halbwegs unverbraucht Stoffe auf die Bildschirme und Leinwände. Der Möglichkeitsspielraum für neue Wege ist also durchaus groß.
Derek Lee und Clif Prowse, die bei 'Afflicted' (2013) Hauptdarsteller, Regisseure und Drehbuchautoren in Personalunion sind, nutzen zumindest einen Teil der sich bietenden Möglichkeiten. Denn wenn schon die Prämisse einen längeren Bart hat als die Jungs von ZZ Top (zwei blauäugige Touristen aus Übersee reisen nach Europa, wo ihnen schreckliches widerfährt), so ist wenigstens der Weg der beiden Protagonisten vergleichsweise originell ausgestaltet. Kurz nachdem sie bemerken, dass mit einem von beiden irgendetwas nicht stimmt, beginnen sie erstmal, seine neuen Möglichkeiten auszuloten. Fast schon wie in der Origin Story eines Superhelden testet der Betroffene auf recht heitere Weise seine neuen Fähigkeiten aus, indem er ein regelrechtes Training durchläuft. So richtig wohl fühlt er sich zwar nicht in seiner Haut, aber hey, dafür ist er zu Fuß plötzlich schnell wie der Wind. Selbst als sich die Situation später wenig überraschend dann aber doch ins Gegenteil verkehrt, bleibt zumindest noch etwas Raum für halbwegs unverbrauchte Ideen. Zwar sind Lee und Prowse weit davon entfernt, das Found Footage Subgenre wirklich auf links zu drehen, doch etwas Abwechslung tragen sie immerhin hinein, indem sie „klassische“ Found Footage Elemente mit Bestandteilen aus herkömmlichen Filmen kombinieren.
KURZFAZIT
Wer als US-amerikanischer oder kanadischer Horrorfilmcharakter nach Europa reist, lebt gefährlich.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #9
In einer Kirche irgendwo fernab der großen Städte tragen sich rätselhafte Dinge zu, woran auch die Anwesenheit des Pfarrers nichts zu ändern scheint. Was also auch immer dahinter stecken mag, mit dem Hochhalten eines Kreuzes und dem Vortragen lateinischer Gebete wird es in diesem Fall wahrscheinlich nicht getan sein. Was also tun? Eine Abordnung (bestehend aus einem Dummschwätzer, einem Hallodri und einem Korinthenkacker – man könnte fast meinen, es würde sich um die erwachsen gewordene Truppe aus 'The Inbetweeners' handeln) macht sich – ausgestattet mit allerlei Kameratechnik – auf den Weg zum Ort des vermeintlichen Spukes, um für Aufklärung zu sorgen.
Die Geschichte von 'The Borderlands' (2013) bietet so ziemlich gar nichts, was man nicht auch schon anderswo gesehen hätte. Da bleibt es fast nicht aus, sich vorwiegend auf den Stil der Inszenierung zu konzentrieren. Wie man es bereits aus so vielen anderen Found Footage Filmen kennt, ist bei der Filmcrew eine ordentliche Portion Improvisationstalent gefragt; schließlich lässt sich nicht jede vermeintlich teuer umzusetzende Szene mit schlechter Beleuchtung, wackeliger Kameraführung, fast schon aufreizend frech gesetzten Schnitten oder dem Ziehen an einer Anglerschnur für vergleichsweise kleines Geld zurechtzimmern. So gesehen werden hier einige der Herausforderung auf durchaus kreative Weise gelöst. Auf der anderen Seite erinnern mehrere Sequenzen jedoch auch an Hollywoodfilme, innerhalb deren Handlung Kinder einen Film zu drehen versuchen.
Uneingeschränkt punkten kann Elliot Goldners Inszenierung hingegen durch das Setting. Die verfallene Dorfkirche inmitten einer beschaulichen Landschaft setzt den richtigen Rahmen, der im späteren Verlauf der Handlung durch die Gewölbe unter dem Gebäude auf recht ansprechende Art erweitert wird, wodurch das Finale zumindest atmosphärisch durchaus Akzente setzt.
KURZFAZIT
Found Footage Durchschnittskost.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #8
++ Minimale SPOILER ++
George (Jeff Fahey) steht kurz vor der Rente. Doch vorher muss er noch einmal unter Tage. Was das in einem Mystery- und Survialthriller bedeutet, der ein Stück weit auch dem Horrorgenre zuzurechnen ist, kann sich so ziemlich jeder Filmfan sicher schon nach wenigen Minuten denken. Verwirrend wirkt da eher schon der Hinweis, dass die Handlung von wahren Ereignissen inspiriert sei. Falls damit gemeint sein sollte, dass irgendwann irgendwo schon mal Bergleute verschüttet wurden, kann wohl niemand etwas dagegen einwenden. Doch was dem Publikum schließlich präsentiert wird, wirft dann doch einige Fragen auf. Ob sich wirklich alle Ereignisse mit dem Durchleben wahnhafter Situationen erklären lassen, sei dahingestellt.
Wie auch immer, das Szenario, das in 'Beneath – Abstieg in die Finsternis' entworfen wird, klingt durchaus verheißungsvoll: Für den Notfall steht im Stollen eine Art Überlebenskammer zur Verfügung, in der Sauerstoff für mehrere Tage bereitgehalten wird. Die Arbeiter müssten dann zwar zusammenrücken und ihres Egos ein wenig in Zaum halten, doch die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungstrupps könnte überbrückt werden. Soweit die Theorie. In der Praxis läuft es dann aber doch komplett anders.
Auch wenn zu Beginn des Filmes nicht zweifelsfrei feststehen mag, wie hochwertig die kommenden rund anderthalb Stunden wohl inszeniert sein mögen, verfestigt sich nach und nach der Eindruck eines waschechten B-Movies. Darsteller, Kamera, Maske oder Kulissen sind allesamt ebenso weit entfernt von Trash- wie von Blockbusterproduktionen. Für das Drehbuch gilt dasselbe. Das Abgleiten mehrerer Charaktere in den Wahnsinn wird eher mit dem Holzhammer als mit dem feinen Dramen-Besteck aufbereitet. Zelebriert wird in erster Linie plakatives Verhalten, während Subtilität im Besteckkasten des Regisseurs scheinbar nur ganz weit hinten zu finden ist.
KURZFAZIT
Beneath – Abstieg ins Märchenland.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #7
Die Inszenierung von 'Repentance – Tag der Reue' beginnt mit der Backstorywound des Protagonisten (Anthony Mackie). Vor einigen Jahren war er in einen Autounfall verwickelt, über den das Publikum aber zunächst keine Details erfährt. Schon hier dürfte so ziemlich jedem Thrillerfan klar sein, dass sich dies im Verlauf der Handlung noch ändern wird. Und dieser Eindruck bleibt keine Momentaufnahme. Es tragen sich mehrere Ereignisse zu, bei denen eigentlich sofort schon klar erscheint, zu welchen Konsequenzen sie wahrscheinlich führen werden. Während der meisten Szenen trügen die entsprechenden Vorahnungen auch nicht.
Angerührt wird eine Mischung aus Thriller und Drama mit einem Schuss Mystery und Horror, die in allererster Linie vom schroffen Schauspiel Forest Whitakers getragen wird, das in diesem Fall zwar nicht gerade von Understatement geprägt ist, aber immerhin einen deutlichen Kontrapunkt zum eher glatten Stil Mackies setzt. Letzterer verkörpert einen windigen Lifecoach, der sich zwar gerne in der Anerkennung seiner Angehörigen und (in seiner Eigenschaft als Autor) der Öffentlichkeit sonnt, dessen Methoden aber eher den Eindruck von Scharlatanerie erwecken. Eines Tages wird er jedoch deutlich stärker auf die Probe gestellt, als er es wohl jemals geahnt hätte.
Eigentlich könnte diese Mischung – trotz der bereits erwähnten Vorhersehbarkeit – ein doch recht gutes Fundament zu ansprechender Unterhaltung bieten. Drehbuch und Regie ziehen sich durch ihren weitgehend unambitionierten Stil jedoch selbst den Zahn. Und als ob der Rucksack nicht ohnehin schon prall genug gefüllt wäre, nimmt der Filmtitel auch noch den Kern des Finales vorweg, sodass auch letzte Zweifel am Verlauf der Handlung ausgeräumt scheinen.
'Repentance' ist zwar weit davon entfernt, ein filmischer Tiefpunkt zu sein, die höchst überschaubare Zuschauerresonanz erscheint nach der Sichtung jedoch auch nicht gerade verwunderlich.
KURZFAZIT
Die perfekte Wahl für alle Filmfans, die gerne Thriller sehen, aber keine Überraschungen mögen (abgesehen von Ende vielleicht).
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #6
Nicht viele prominente Regisseure drücken ihren Filmen einen derart unverkennbaren Stempel auf wie Jim Jarmusch. Seine Fans lieben seine Werke für ihren Bezug zur Musik, die Einhegung philosophischer Gedanken, den Bezug zu gesellschaftlichen Gegebenheiten, die Kommunikation zwischen den Zeilen, das nuancierte Spiel der Darsteller und die zahlreichen anderen Markenzeichen, die sein Werk durchziehen.
All diese Merkmale – und noch viele weitere – finden sich auch in Jarmuschs Vampirdrama 'Only Lovers Left Alive', das alleine schon durch eine ungewöhnliche Ortswahl aufhorchen lässt, denn die beiden Hauptschauplätze der Handlung befinden sich weit abseits von Hollywoods Lieblingsschauplätzen. Angesiedelt sind die beiden Hauptstränge der Handlung in Detroit und Tanger. Gerade Detroit als Sinnbild des Verfalls der Industriekultur wird als Kulisse regelrecht zelebriert, während sich Jarmusch in Hinblick auf Tanger (auch als Verkörperung einer vom Westen abweichenden Gesellschaftsform) auf einige wenige Locations (wie beispielsweise den Hafen) konzentriert. Tatsächlich gedreht wurde ein nicht unwesentlicher Teil der Innenaufnahmen in und um Köln, was offenbar an die Gewährung von Filmförderzuschüssen geknüpft war. Dementsprechend viele Namen aus dem deutschsprachigen Raum finden sich auch im Abspann; doch das nur am Rande.
Inhaltlich begleitet man als Zuschauer zwei Vampire, die am Rande eines apokalyptischen Szenarios eine Zwischenrolle aus Zuschauern und Beteiligten einnehmen. Die nächtlichen Straßen sind nur spärlich frequentiert und unter den Menschen scheint sich eine Seuche auszubreiten, wodurch 'Only Lovers Left Alive' über weite Strecken wie ein vorweggenommener Covid-Lockdownfilm wirkt. Die Handlung ist auf die nötigsten Bestandteile reduziert und Jarmusch scheint sich einen Spaß aus seinem Spiel mit den aristotelischen Erzählprinzipien zu machen. Überhaupt scheint er bei der Gestaltung zahlreicher Szenen den Schalk im Nacken sitzen zu haben, was ganz besonders in Bezug auf die Vielzahl der eingestreuten kulturellen Referenzen gilt. Augenzwinkernd vorgetragene Scherze über die Debatte um den Streit über die Autorschaft von Shakespeares Werken stehen dabei lässig neben Kommentaren zur zeitgenössischen Musiklandschaft, während ganz nebenbei die Welt unterzugehen scheint – und mit ihr sowohl die beiden Vampire als auch die Gesellschaft der menschlichen Zombies, die sich ihre Lebensgrundlage selbst entziehen. Aus ihrem Kleinod heraus erleben die beiden Liebenden vielleicht ihre letzten Tage; davor schützen auch ihre Namen Adam und Eve nicht. Oder ist es vielleicht doch nur eine unspezifische Bedrücktheit, die sie umgibt? Jarmuschs Ausflug in die Lebens- bzw. Todeswirklichkeit der Vampire wird es zeigen.
KURZFAZIT
Düsteres Szenario als Projektionsfläche für ein regelrechtes Sammelsurium an Gedanken.
Horrorctober 2024, Film #5
Was passiert, wenn man einen Megalodon mit... Ach, wen interessiert das? Aber was passiert, wenn man die 'Jurassic Park' Reihe mit den Tierhorror- oder Monsterfilmen aus dem Hause Asylum kreuzt, wird in 'Meg 2' noch deutlicher veranschaulicht als im Vorgängerfilm aus dem Jahr 2018. Das erste Produktionsmeeting zu 'Meg' muss vermutlich ungefähr so abgelaufen sein:
„Ich würde gerne einen Tierhorrorfilm im Stil von Asylum drehen – nur ohne Möpse.“
-- „Coole Idee! Da hast du 130 Millionen Dollar.“
„Wollt ihr noch irgendwelche Details zu dem Projekt hören?“
-- „Nee, lass mal. Meld dich einfach, wenn du eine Fortsetzung drehen willst. Dann bekommst du ungefähr denselben Betrag nochmal.“
(Spaß, ein gewisser Anteil der Gelder kam aus deutschen Filmfördertöpfen...)
Und wer darf's ausbaden? Das Publikum... Wobei: Am Box Office schlugen sich beide Episoden mehr als wacker. Der Plan der Produzenten geht also offenbar auf. Das Konzept aus dem ersten Film wird weitgehend wiederholt – mit den für die meisten Fortsetzungen von Actionfilmen üblichen Tuningmaßnahmen. Mehr Seeungeheuer und dementsprechend noch mehr Gefahr für die Menschen. Immerhin einen Vorteil hat die Eskalation aber auf jeden Fall: Die hungrigen Meeresbewohner scheinen sich vorzugsweise von Schurken zu ernähren. Zwar erwischt es auch reihenweise unbeteiligte Touristen, doch die Antagonisten der Truppe rund um den Helden der Geschichte leben ganz besonders gefährlich. Einen weiteren Spaß macht sich die Filmcrew aus dem Schicksal eines Hundes, der fast schon darum bettelt, gefressen zu werden. Stathams Charakter wiederum treibt seinen Schabernack mit seinen Kontrahenten, indem er die Meeresriesen in seinen Kampfstil miteinbezieht. Für Heiterkeit ist also (zumindest stellenweise) durchaus gesorgt. Das war es dann aber auch schon wieder mit den Qualitäten von 'Meg 2'.
KURZFAZIT
Zwar ohne Möpse, dafür aber mit Jason Statham. Ein Konzept, das gut anzukommen scheint.
Horrorctober 2024, Film #4
[Eigentlich eher dystopisches Drama bzw. Thriller, aber nachdem der Film in der imdb auch als Horrorfilm getaggt ist und ich ihn sowieso irgendwann mal anschauen wollte, kommt er mit auf die Liste.]
Gedanken vor der Sichtung:
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Netflix und seine Endzeitfilme... Kennste einen, kennste (fast) alle. Naja, was soll's, eine Chance hat er trotzdem verdient. Mal sehen, ob er nach oben ausscheren kann.
Gedanken zu Beginn der Sichtung:
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Netflix hat also schon wieder eine Produktionsfirma damit beauftragt, die Zivilisation zusammenbrechen zu lassen. Wenn es ihnen dabei an einem nicht mangelt, dann wohl an Routine. Immerhin lässt sich der Beginn schon mal halbwegs solide an; vielleicht wird’s ja was.
Gedanken gegen Ende der Sichtung:
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Alles ganz okay, aber innerhalb seines Genres so belanglos, dass man während des Abspanns wahrscheinlich schon wieder vergessen haben wird, was eine halbe Stunde zuvor passiert ist.
Gedanken nach der Sichtung:
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♪♫ I'm alive for you
I'm awake because of you
I'm alive, told you
I'm awake, swallowin' you ♪♫
Wer hätte gedacht, dass sich der Kern der Handlung in einem kleinen Textfetzen aus einem gleichnamigen Song zusammenfassen lässt?
In der Geschichte von 'Awake' (2021) können die allermeisten Menschen nicht mehr schlafen. Kinder, die es doch können, werden als Bedrohung angesehen. Welch virtuose Abwandlung der Prämisse der dystopischen Serie 'See – Reich der Blinden' (und einer ganzen Reihe weiterer Filme und Serien). Mittendrin in diesem Szenario befindet sich eine Mutter (Gina Rodriguez) mit familiären Problemen, die zur Unzeit aufbrechen. Als ob die Apokalypse nicht schon schlimm genug wäre, ist also auch der familiäre Zusammenhalt in Gefahr, wodurch alles noch viel schwieriger wird. Einerseits eine bewährte Mischung, andererseits aber auch eine, die abgestandener kaum sein könnte. Eine Geschichte also wie aus dem Baukasten und ohne jegliches erzählerisches Risiko. Vielleicht nicht die allerschlechteste Wahl, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen; mehr sollte man jedoch nicht erwarten.
KURZFAZIT
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Also doch: Netflix und seine Endzeitfilme... Kennste einen, kennste (fast) alle.
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #3
In der imdb wird Harald Zwarts Inszenierung von 'Chroniken der Unterwelt – City of Bones' nicht weniger als sieben Genres zugerechnet: Teen Adventure, Adventure, Action, Fantasy, Horror, Mystery und Romance.
Alleine anhand dieser Auflistung lässt sich schon erahnen, welche Qualitäten und Stolpersteine das Konzept dieser Produktion mit sich bringt. Einerseits soll wohl ausreichend Abwechslung geboten werden, um möglichst viele Zuschauer für den Film zu interessieren, auf der anderen Seite fühlt sich die Erzählung ein wenig so an, als würde ein kleines Kind ganz aufgeregt von einem Zoobesuch berichten – ohne sich entscheiden zu können, was es einem zuerst mitteilen will. So nach dem Motto: „Dort gab es Zebras... und Giraffen... und Elefanten... und Eisbären... und Löwen... und Seehunde... und Paviane... und...“
Am Ende wurde man zwar mit einer Fülle an Informationsfetzen versorgt, so richtig erfahren hat man aber trotzdem nichts – zumindest nicht besonders viel von Substanz. Zwar werden verschiedene Charaktere und Gruppen mit ihren jeweiligen Hintergrundgeschichten eingeführt, doch wozu der Aufwand überhaupt betrieben wird, bleibt unklar. Selbiges gilt für die Inszenierung, die zumindest in manchen Punkten durchaus zu überzeugen vermag, bei genauerem Hinsehen allerdings wie ein Muster ohne Wert wirkt. Ein doppelter Boden ist allenfalls an wenigen Stellen erkennbar. Stattdessen prasseln zwar allerlei Phantasmen auf das Publikum ein, Doch ohne Kenntnis der Romanvorlage stellt sich durchaus die Frage, ob es die Handlung tatsächlich wert ist, sich als Zuschauer Gedanken darüber zu machen.
Fast schon unfreiwillig komisch wirkt stellenweise die Konzeption der Hauptfigur, deren kompletter Auftritt darauf ausgerichtet ist, Identifikationsangebote an Zuschauerinnen zu unterbreiten, auf der anderen Seite in genau dieser Hinsicht aber wiederholt über die Stränge schlägt. Beispiel: Ein zu enges Kleid bereitet ihr Unbehagen (so nach dem Motto: „Ihr kennt das Gefühl doch sicher auch, liebe Zuschauerinnen“), andererseits muss sie sich aber auch immer wieder ganz bewusst in heikle Situationen bringen, um die Handlung in Fluss zu halten. All das ist zwar kein Widerspruch in sich, wirkt in der Präsentation jedoch ähnlich hölzern wie die Gestaltung einiger Dialoge. Wenn man so möchte, bekommt man hier über weite Strecken das Gegenteil von erzählerischer Eleganz geboten.
Gerade noch 3,5 Punkte.
KURZFAZIT
Urbanes Fantasyabenteuer ohne nennenswerte Ambitionen.
(Zumindest letzteres hat der Film mit meinem Kommentar gemeinsam :D)
Verbrecher dieser Welt, nehmt euch in Acht, sonst holt euch die Cobra – oder strenggenommen der Cobra. Denn dieser äußerst geradlinige Polizist, der sich (in Anlehnung an seinen Nachnamen) den tierischen Spitznamen offenbar selbst gegeben hat, fackelt nicht lange. Er nimmt noch nicht einmal die Sonnenbrille ab, wenn er zum Einsatz in einem Supermarkt schreitet. Furcht scheint er nicht zu kennen, ganz egal, welchen oder wie vielen Gangstern er gegenübersteht. Die Stadt, in der er operiert, erscheint als düsterer Moloch, der an Gotham City erinnert. Wer im Kampf gegen der/die/das Cobra auf Gnade hofft, ist selbst schuld – das gilt auch den berüchtigten Killer, der mit „Night Slasher“ betitelt wird.
„Wer keine Drehbücher wie dieses vorgelegt bekommt, muss sie sich eben selbst auf den Leib schreiben“, scheint sich Hauptdarsteller Sylvester Stallone gedacht zu haben. Im Skript zu 'Die City Cobra', das aus seiner Feder stammt, wird nicht einfach nur dick aufgetragen; vieles wirkt derart stark überzeichnet, dass der Protagonist wie ein T-Triple-Eight ohne elektronische Komponenten wirkt. Und damit nicht genug: An mehreren Stellen wird fast schon genussvoll, aber dennoch staubtrocken, mit Elementen aus verschiedenen Vorgängern aus dem Actiongenre gespielt. Mal wird zitiert, mal variiert und immer wieder ganz bewusst überspitzt. „Ihr wollt es, ihr bekommt es“, scheint das bedingungslose Motto bei der Produktion gewesen zu sein. Dabei wird Fanservice geleistet, wie man ihn ansonsten (fast) nur aus Fortsetzungen erfolgreicher Filmreihen kennt. Eigentlich fehlt nur noch ein zünftiger Kampf gegen eine Horde Ninjas.
Ist die 'Die City Cobra' originell? Höchstens in Spuren.
Kann man mit dem Film Spaß haben? Bestimmt.
Sollte man sich als Outlaw mit Cobra anlegen? Auf gar keinen Fall!
KURZFAZIT
Eine recht viel höhere Dosis 80er Jahre geht fast nicht.