Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 24.10.2024, 20:39 Geändert 24.10.2024, 20:39

    Horrorctober 2024, Film #16

    Das Schicksal meint es nicht gut mit Schwester Irene (Taissa Farmiga). Mit großem zeitlichen (mehrere Jahre sind vergangen) und räumlichen (Frankreich statt Rumänien) Abstand scheinen sich vergangene Ereignisse zu wiederholen. Erneut sieht es so aus, als würde ein Dämon (womöglich sogar derselbe) eine kirchliche Einrichtung attackieren. Hoffentlich nicht schon wieder Valak!

    Ach, was soll's, das Kinoplakat nimmt diese Frage sowieso schon vorweg. Für alle Zuschauer des vorherigen Filmes (und das dürfte hier wahrscheinlich auf eine überwältigende Mehrheit zutreffen) ist also ohnehin schon von vorherein klar, wie die kommenden knapp zwei Stunden ablaufen werden. Wenn mit dem groben Verlauf der Handlung also gar nicht erst groß überrascht werden soll, stellt sich die Frage nach dem Erzählmodus umso mehr. Präsentiert wird die Handlung zunächst als (überspitzt gesagt) eine Art Nummernrevue, die an ein Horrormaze in einem Freizeitpark erinnert. In verschiedenen Räumen – und mit teils unterschiedlichen Charakteren – tragen sich okkulte Ereignisse zu, die mal schlecht und mal ganz schlecht für die Betroffenen verlaufen. Als Zuschauer wird man von einer Station zur nächsten geführt, wodurch (obwohl der Großteil der Handlung in den Gemäuern eines Internates spielt) zumindest in Bezug auf die Räumlichkeiten für ausreichend Abwechslung gesorgt ist. In mehreren der Szenen macht sich eine passende Atmosphäre breit, was zu einem guten Teil sicher auch an der Kulissen liegen dürfte.

    Das Ende vermittelt den Eindruck, dass die in 'The Nun II' erzählte Geschichte nur einen weiteren Zwischenschritt auf dem Weg zu einem wie auch immer gearteten Crossover darstellen dürfte. An den (beachtlichen) Einspielergebnissen wird es vermutlich nicht scheitern. Schwester Irene dürfte also auf absehbare Zeit nicht zur Ruhe kommen.

    KURZFAZIT

    Solide Fortsetzung ohne großes Risiko.

    31
    • 7
      Framolf 23.10.2024, 21:29 Geändert 24.10.2024, 01:16

      Horrorctober 2024, Beitrag #15

      Ein 'Blutiger Trip' nach Norwegen – warum nicht? Wobei das Konzept dieser Anthologieserie eher darauf ausgerichtet ist, das Publikum auf ein halbes Dutzend kleinerer Ausflüge (statt auf einen zusammenhängenden Trip) zu schicken. Ganz im Sinne der Titels präsentiert sich hingegen der kreativ und düster gestaltete Vorspann, der von Episode zu Episode variiert und abwechselnd Handlungselemente der nachfolgenden Geschichte vorwegnimmt, ohne dabei den Kern der jeweiligen Handlung zu verraten. Präsentiert werden zumeist auch kleinere Details, die durchaus neugierig machen, deren Sinn sich aber erst später ergibt.

      Die einzelnen Etappen des Trips könnten unterschiedlicher kaum sein. Einige Geschichten kreisen um sich selbst, während in anderen (teils implizit, teils explizit) Gesellschaftskritik geäußert wird. An das Ende werden in der Regel finale Wendungen gesetzt, deren Überraschungseffekt sich in den späteren Episoden aufgrund der Regelmäßigkeit jedoch ein wenig abnutzt. Nicht zuletzt wegen der zuvor geschaffenen Erwartungshaltung rechnet man nach einigen Episoden eben schon mit einem finalen Twist, dessen Kern sich zumeist bereits aus der Handlung ergibt. Durch die Kürze der einzelnen Episoden bleibt die Komplexität der Geschichten naturgemäß überschaubar, woraus sich in einigen Fällen schon eine ungefähre Richtung des Endes abschätzen lässt.

      In den beiden verhältnismäßig klassisch konzipierten Episoden 2 – 'Three Sick Brothers' (5,5 Punkte) und 5 – 'The Old School' (5 Punkte) werden ein Psychothriller und ein Horrordrama präsentiert, während in den Episoden 1 - 'Ultimate Sacrifice' (7 Punkte), 4 - 'Lab Rats' (8 Punkte) und 6 – 'The Elephant in the Room' (5,5 Punkte) die Handlung durchaus auch als Vehikel für (teils zynisch vorgetragene) Gesellschaftskritik dient. Episode 3 – 'Bad Writer' (5,5 Punkte) fällt in dieser Hinsicht ein wenig aus dem Rahmen, da hier zuvorderst ein paar konfus vorgetragene Metagags im Vordergrund stehen.

      KURZFAZIT

      Blutige Achterbahnfahrt.

      [Die Diskrepanz zwischen Einzelwertungen und Gesamtwertung ergibt sich aus einem Bonus für den pfiffig gestalteten Vorspann.]

      31
      • 6 .5

        Horrorctober 2024, Film #14

        ++ Minimale SPOILER ++

        Wie der Vater so der Klon. Brandon Cronenberg gehört ganz sicher nicht zu denjenigen Söhnen, die schon aus Prinzip immer alles anders machen wollen als ihre Väter. Es beginnt mit der Berufswahl und setzt sich mit den eingesetzten visuellen Stilmitteln fort, die zwar keineswegs identisch sind, aber in Grundzügen doch eine ähnliche Handschrift tragen. Wie es sich für einen ambitionierten Spross gehört, richtet Cronenberg junior den Blick auch gerne auf zeitgenössische Phänomene.

        Nur wenige architektonische Werke dürften Bezug auf das Thema seines gesellschaftskritischen Horrorthrillers aus dem Jahr 2023 symbolträchtiger wirken als Infinitypools. Während aus der Innenansicht die Grenzen zwischen diesseits und jenseits zu verwischen scheinen (und in manchen Fällen kaum noch wahrnehmbar sind), nimmt man aus einer Außenperspektive vor allem eine Abgrenzung und eine zur Entrücktheit tendierende Erhöhung war. Der Pöbel geht im Meer schwimmen, die Upper Class verschanzt sich im mondänen Resort. Doch manchmal verirrt sich auch ein nicht ganz so reicher Gast (beispielsweise auf Einladung) ins Innere des Clubs, während einige Schnösel auch manchmal ausbüxen. Wenn beides zusammenkommt, führt das schnell mal zu Problemen. Zumindest bei Brandon Cronenberg.

        Ohne unnötig ins Detail zu gehen (die Handlung lebt auch zu einem guten Teil von ihren Überraschungen): Cronenberg entwirft ein Szenario, in dem sich wohlhabende Deliquenten selbst von Kapitalverbrechen freikaufen können, wovon einige Leute ausgiebig Gebrauch machen. Eine kleine Gruppe der Resortgäste hat ihr im wahrsten Sinne des Wortes a-soziales Verhalten regelrecht kultiviert und nutzt es zur eigenen Belustigung. Wer mit den Haien schwimmt, ohne selbst einer zu sein (es reicht nicht, einfach nur zu denken, man wäre einer), lebt nicht minder gefährlich als die Einheimischen, die den Weg der Upper-Class-Verbrecher kreuzen. Doch auch die Zugehörigkeit zu den oberen Zehntausend schützt nicht zwingend vor Übergriffen. Angelockt von der Aussicht auf Ausschweifungen findet sich der blauäugige Interessent in einem Szenario wieder, das eher an 'Clockwork Orange' als an einen Besuch in einem Szeneclub erinnert. Die Szenarien und Exzesse, die Cronenberg auf dieser Basis entwirft, werfen möglicherweise mehr Fragen auf, als sie beantworten. Vielleicht ist es ihm aber auch einfach nur ein Anliegen, sich mal richtig auszutoben. Anders formuliert: Ob sich die Handlung wirklich bis in die letzte Facette ausdeuten lässt, erscheint mehr als fraglich. Bei dem hier gewählten Weg läuft Cronenberg Gefahr, Zuschauer, die lieber im Konkreten bleiben wollen, zu verlieren, während für interpretations- und rätselfreudige Cineasten vielleicht nicht ganz sicher erscheint, ob zu jeden Schloss auch ein (hermeneutischer) Schlüssel bereitliegt.

        Ohne Wenn und Aber kommen jedoch Freunde visueller Extravaganzen auf ihre Kosten. Neben der rauschhaften Gestaltung mehrerer Szenen bleibt beispielsweise der vielleicht tempoärmste Zoom der jüngeren Filmgeschichte haften.

        KURZFAZIT

        Weitgehend verkannter Geniestreich oder doch „nur“ eine betont rätselhaft vorgetragene Metapher aus dem zwar oberen, aber dennoch herkömmlichen Regal? Wie bei einem architektonischen Infinitypool eventuell auch hier eine Frage der Perspektive.

        35
        • 4
          Framolf 22.10.2024, 05:52 Geändert 22.10.2024, 07:19

          Horrorctober 2024: "13 aus 13", Film #13: Dreifach böse!!!

          Ein Mann zieht in ein Hochhaus-Apartment; ein guter Ort, um anonym zu leben – oder zu sterben. Und so nimmt er sich schon nach kurzer Zeit einen Strick und das Unheil nimmt seinen Lauf. Er denkt zurück an seine Familie, von der er offenbar schon seit längerer Zeit getrennt lebt. Wenige Augenblicke später wird er bereits von einer fremden Macht attackiert. (Bitte bei diesem Kommentar keine Erbsen zählen. Um nicht zu viel zu verraten, wird der Inhalt ganz bewusst vereinfacht und leicht unkorrekt skizziert.) Was hat es damit auf sich? Und wieso wird er genau in diesem Moment angegriffen? Halluziniert er (worauf der Filmtitel ein Hinweis sein könnte) oder ist er aufgrund seiner akuten körperlichen und mentalen Schwäche ein lohnendes Ziel für das Böse? Oder steckt sogar etwas ganz anderes dahinter?

          Auch wenn derlei Fragen gegen Ende hin aufgelöst werden: Juno Mak (Regie) macht keinerlei Anstalten, frühzeitig Licht ins Dunkel zu bringen. Stattdessen werden einige Versatzstücke aus alten Videothekenklassikern (vornehmlich aus dem unteren Regal) mit teils rätselhaften, teils irreführenden Dialogen kombiniert, ehe sich die einzelnen Puzzleteile nach und nach zu einem halbwegs vollständigen Bild zusammenfügen – was jedoch nicht zwingend heißen soll, dass auch alle Details der Handlung plausibel erscheinen (wobei das nur bedingt originelle Ende so gestaltet ist, dass sich letztlich doch alles irgendwie erklären lässt). Fernöstlicher Aberglaube vermischt sich in 'Rigor Mortis - Leichenstarre' also mit internationalen B-Movie-Einflüssen. Blutige Szenen stehen neben bewusstem Overacting und praktischen Lebenstipps (Klebreis hilft gegen Vampire). Bei aller Kritik: Immerhin eine nicht allzu abgestandene Mischung.

          Vier von zehn hygienisch zubereiteten Gerichten, bei denen der Koch garantiert nicht in die Pfanne gespuckt hat.

          KURZFAZIT

          Plus: düster.
          Neutral: abseitig.
          Minus: konfus.

          33
          • 8

            Horrorctober 2024, Beitrag #12

            Es beginnt fast schon klischeehaft: Ein Restaurateur (Mamoudou „USPIS Agent Carl“ Athie) erhält von einem mysteriösen Auftraggeber das Angebot, eine Sammlung alter Videobänder zu sichten und zu archivieren. Die Tatsache, dass er eine Verschwiegensheitserklärung unterzeichnen und die Arbeiten in einem abgeschotteten Haus irgendwo im Nirgendwo erledigen soll, lässt ihn zwar kurz zweifeln, schürt aber auch seine Neugierde. Wenig überraschend nimmt er das Angebot an, denn abgesehen von einem einzigen Freund halten ihn aktuell ohnehin nicht allzu viele Bezugspunkte an seiner bisherigen Bleibe. Schnell wird ihm klar, dass er durch die Sichtung der Bänder offenbar in ein Wespennest sticht und die Grenzen zwischen Realität und Wahn zu verschwimmen beginnen. Oder bildet er sich einige Phänomene doch nicht ein? Dann wäre die (vielleicht sogar noch beängstigendere) Frage zu klären, in welches Schreckensszenario er mit der Annahme des Auftrages hineingeraten ist und wie er diesem wieder entrinnen soll bzw. wie er dem Opfer eines möglichen Verbrechens helfen kann.

            Auch wenn die Handlung in ähnlicher Form bereits als Stoff mehrerer Spielfilme herhalten musste (und sich offenkundig auch bewährt hat), gerät trotz aller Rätselhaftigkeit der Inhalt stellenweise in den Hintergrund, da der mitunter fast schon morbide Stil der Inszenierung zunehmend Raum einnimmt und auch den Zuschauer immer stärker in seinen albtraumartigen Sog zieht (sofern man es zulässt). Die Entscheidung, die Gestaltung des Scores in die Hände Jeff Barrows und Ben Salisburys zu legen, erweist sich nicht zuletzt aufgrund inhaltlicher Parallelen zu Alex Garlands Miniserie 'Devs', deren Soundtrack die beiden ebenfalls gestalteten, als absoluter Glücksgriff. Mal subtil, mal plakativ, aber stets in irgendeiner Weise präsent, verwandeln die beiden Komponisten die Szenerie in einen düsteren Horrortrip, der weit über herkömmliche Klangerfahrungen hinausgeht. An mehreren Stellen macht sich durch die von ihnen geschaffenen Klangwelten enormes Unbehagen breit, sodass die Frage nach inhaltlichen Details zeitweise komplett in den Hintergrund tritt. Man ist im Fall von 'Archive 81' als Zuschauer gut beraten, sich wie in einem Traum komplett in die Erzählung fallen zu lassen und einfach abzuwarten, wohin sie einen führen wird. Miträtseln schadet natürlich nicht (wobei der Protagonist und sein Helfer die Geschehnisse ohnehin wiederholt rekapitulieren), doch die Faszination des Soges, in den man hier geraten kann, findet man in dieser Form nur selten. Irgendwo zwischen 'Fringe' und 'Mr. Robot' - und dennoch weit davon entfernt – entführt 'Archive 81' das Publikum an finstere Abgründe, die zwar vielleicht nicht unbedingt originell erscheinen, doch zu denen ein atmosphärisch dicht gestalteter Pfad führt.

            KURZFAZIT

            Der Weg ist das Ziel.

            33
            • 4

              Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #11

              ++ Leichte SPOILER ++

              Marina de Van (Regie und Drehbuch) macht es Filmkommentatoren mit ihrem Horrorfilm 'Dark Touch' nicht leicht. Denn auch wenn der Beginn der Handlung ein paar Fragen aufwirft, wagt sie sich nur in ganz wenigen Szenen weg von den ausgetretenen Horrorpfaden. Sobald man also nur den Anfang ihres Filmes aus dem Jahr 2016 beschreibt, spoilert man fast schon die ganze Handlung, da etliche Filmfreunde sicher schon unzählige Produktionen dieser Art gesehen haben. Dementsprechend dürfte es also ratsam sein, irgendwie um die Handlung herum zu schreiben, ohne mehr zu verraten als unbedingt nötig (soweit das überhaupt möglich ist).

              Aufgrund der verwendeten Farbfilter ist die dominierende Farbe in dieser Inszenierung (zumindest gefühlt) grau, was ironischerweise gleich in doppelter Hinsicht zur Handlung passt: Der Alltag sämtlicher Charaktere ist alles andere als froh und bunt (zumindest in Bezug auf das, was man zu sehen bekommt), aber der Film an sich hebt sich auch in keiner Weise aus der grauen amorphen Masse an Durchschnittsproduktionen heraus. Zwar trägt die triste Farbgebung durchaus zu einer bedrückenden Stimmung bei, doch in Kombination mit dem doch recht uninspirierten Drehbuch wird der Eindruck von Eintönigkeit noch zusätzlich verstärkt. Als ebenso wenig hilfreich erweist sich der Umstand, dass ein und dasselbe Handlungselement dem Publikum in immer neuen Variationen serviert wird – überflüssigerweise auch noch unterlegt mit einem Pfeifton (der die nahezu unkontrollierte Wut der Protagonistin hörbar machen soll), der in in dieser Häufigkeit aber eher anstrengend als spannungssteigernd wirkt. Aufgrund der Fixierung auf althergebrachte Formeln ist natürlich nicht alles an 'Dark Touch' schlecht. So weist beispielsweise die finale Szene eine Facette auf, die durchaus aufhorchen lässt. Jedoch kann sich die augenscheinlich beabsichtigte Wirkung aufgrund eines holprigen Erzählstils im vorhergehenden Handlungsabschnitt nur wenig bis gar nicht entfalten. Obwohl Regie und Drehbuch aus einer Hand kommen, stellt sich Marina de Van also gewissermaßen selbst ein Bein. Immerhin macht sie es sich und ihrem Film damit ähnlich schwer wie den Kommentatoren ihrer Filme...

              KURZFAZIT

              Grau in grau, aber trotzdem (bzw. gerade deswegen) nicht die beste Wahl – nicht einmal für Regentage.

              30
              • 6

                Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #10

                ++ Leichte SPOILER ++

                Auch wenn es (im Vergleich zu manch anderen Horror-Subgenres) eine vergleichsweise überschaubare Menge an Found Footage Filmen geben dürfte, sind sich viele der Produktionen doch erstaunlich ähnlich. Eigentlich möchte man meinen, dass es viele abweichende Ideen und Konzepte geben müsste, die bisher noch nicht verfilmt wurden, doch erstaunlich selten schaffen es halbwegs unverbraucht Stoffe auf die Bildschirme und Leinwände. Der Möglichkeitsspielraum für neue Wege ist also durchaus groß.

                Derek Lee und Clif Prowse, die bei 'Afflicted' (2013) Hauptdarsteller, Regisseure und Drehbuchautoren in Personalunion sind, nutzen zumindest einen Teil der sich bietenden Möglichkeiten. Denn wenn schon die Prämisse einen längeren Bart hat als die Jungs von ZZ Top (zwei blauäugige Touristen aus Übersee reisen nach Europa, wo ihnen schreckliches widerfährt), so ist wenigstens der Weg der beiden Protagonisten vergleichsweise originell ausgestaltet. Kurz nachdem sie bemerken, dass mit einem von beiden irgendetwas nicht stimmt, beginnen sie erstmal, seine neuen Möglichkeiten auszuloten. Fast schon wie in der Origin Story eines Superhelden testet der Betroffene auf recht heitere Weise seine neuen Fähigkeiten aus, indem er ein regelrechtes Training durchläuft. So richtig wohl fühlt er sich zwar nicht in seiner Haut, aber hey, dafür ist er zu Fuß plötzlich schnell wie der Wind. Selbst als sich die Situation später wenig überraschend dann aber doch ins Gegenteil verkehrt, bleibt zumindest noch etwas Raum für halbwegs unverbrauchte Ideen. Zwar sind Lee und Prowse weit davon entfernt, das Found Footage Subgenre wirklich auf links zu drehen, doch etwas Abwechslung tragen sie immerhin hinein, indem sie „klassische“ Found Footage Elemente mit Bestandteilen aus herkömmlichen Filmen kombinieren.

                KURZFAZIT

                Wer als US-amerikanischer oder kanadischer Horrorfilmcharakter nach Europa reist, lebt gefährlich.

                34
                • 4 .5

                  Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #9

                  In einer Kirche irgendwo fernab der großen Städte tragen sich rätselhafte Dinge zu, woran auch die Anwesenheit des Pfarrers nichts zu ändern scheint. Was also auch immer dahinter stecken mag, mit dem Hochhalten eines Kreuzes und dem Vortragen lateinischer Gebete wird es in diesem Fall wahrscheinlich nicht getan sein. Was also tun? Eine Abordnung (bestehend aus einem Dummschwätzer, einem Hallodri und einem Korinthenkacker – man könnte fast meinen, es würde sich um die erwachsen gewordene Truppe aus 'The Inbetweeners' handeln) macht sich – ausgestattet mit allerlei Kameratechnik – auf den Weg zum Ort des vermeintlichen Spukes, um für Aufklärung zu sorgen.

                  Die Geschichte von 'The Borderlands' (2013) bietet so ziemlich gar nichts, was man nicht auch schon anderswo gesehen hätte. Da bleibt es fast nicht aus, sich vorwiegend auf den Stil der Inszenierung zu konzentrieren. Wie man es bereits aus so vielen anderen Found Footage Filmen kennt, ist bei der Filmcrew eine ordentliche Portion Improvisationstalent gefragt; schließlich lässt sich nicht jede vermeintlich teuer umzusetzende Szene mit schlechter Beleuchtung, wackeliger Kameraführung, fast schon aufreizend frech gesetzten Schnitten oder dem Ziehen an einer Anglerschnur für vergleichsweise kleines Geld zurechtzimmern. So gesehen werden hier einige der Herausforderung auf durchaus kreative Weise gelöst. Auf der anderen Seite erinnern mehrere Sequenzen jedoch auch an Hollywoodfilme, innerhalb deren Handlung Kinder einen Film zu drehen versuchen.

                  Uneingeschränkt punkten kann Elliot Goldners Inszenierung hingegen durch das Setting. Die verfallene Dorfkirche inmitten einer beschaulichen Landschaft setzt den richtigen Rahmen, der im späteren Verlauf der Handlung durch die Gewölbe unter dem Gebäude auf recht ansprechende Art erweitert wird, wodurch das Finale zumindest atmosphärisch durchaus Akzente setzt.

                  KURZFAZIT

                  Found Footage Durchschnittskost.

                  27
                  • 4

                    Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #8

                    ++ Minimale SPOILER ++

                    George (Jeff Fahey) steht kurz vor der Rente. Doch vorher muss er noch einmal unter Tage. Was das in einem Mystery- und Survialthriller bedeutet, der ein Stück weit auch dem Horrorgenre zuzurechnen ist, kann sich so ziemlich jeder Filmfan sicher schon nach wenigen Minuten denken. Verwirrend wirkt da eher schon der Hinweis, dass die Handlung von wahren Ereignissen inspiriert sei. Falls damit gemeint sein sollte, dass irgendwann irgendwo schon mal Bergleute verschüttet wurden, kann wohl niemand etwas dagegen einwenden. Doch was dem Publikum schließlich präsentiert wird, wirft dann doch einige Fragen auf. Ob sich wirklich alle Ereignisse mit dem Durchleben wahnhafter Situationen erklären lassen, sei dahingestellt.

                    Wie auch immer, das Szenario, das in 'Beneath – Abstieg in die Finsternis' entworfen wird, klingt durchaus verheißungsvoll: Für den Notfall steht im Stollen eine Art Überlebenskammer zur Verfügung, in der Sauerstoff für mehrere Tage bereitgehalten wird. Die Arbeiter müssten dann zwar zusammenrücken und ihres Egos ein wenig in Zaum halten, doch die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungstrupps könnte überbrückt werden. Soweit die Theorie. In der Praxis läuft es dann aber doch komplett anders.

                    Auch wenn zu Beginn des Filmes nicht zweifelsfrei feststehen mag, wie hochwertig die kommenden rund anderthalb Stunden wohl inszeniert sein mögen, verfestigt sich nach und nach der Eindruck eines waschechten B-Movies. Darsteller, Kamera, Maske oder Kulissen sind allesamt ebenso weit entfernt von Trash- wie von Blockbusterproduktionen. Für das Drehbuch gilt dasselbe. Das Abgleiten mehrerer Charaktere in den Wahnsinn wird eher mit dem Holzhammer als mit dem feinen Dramen-Besteck aufbereitet. Zelebriert wird in erster Linie plakatives Verhalten, während Subtilität im Besteckkasten des Regisseurs scheinbar nur ganz weit hinten zu finden ist.

                    KURZFAZIT

                    Beneath – Abstieg ins Märchenland.

                    39
                    • 4 .5

                      Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #7

                      Die Inszenierung von 'Repentance – Tag der Reue' beginnt mit der Backstorywound des Protagonisten (Anthony Mackie). Vor einigen Jahren war er in einen Autounfall verwickelt, über den das Publikum aber zunächst keine Details erfährt. Schon hier dürfte so ziemlich jedem Thrillerfan klar sein, dass sich dies im Verlauf der Handlung noch ändern wird. Und dieser Eindruck bleibt keine Momentaufnahme. Es tragen sich mehrere Ereignisse zu, bei denen eigentlich sofort schon klar erscheint, zu welchen Konsequenzen sie wahrscheinlich führen werden. Während der meisten Szenen trügen die entsprechenden Vorahnungen auch nicht.

                      Angerührt wird eine Mischung aus Thriller und Drama mit einem Schuss Mystery und Horror, die in allererster Linie vom schroffen Schauspiel Forest Whitakers getragen wird, das in diesem Fall zwar nicht gerade von Understatement geprägt ist, aber immerhin einen deutlichen Kontrapunkt zum eher glatten Stil Mackies setzt. Letzterer verkörpert einen windigen Lifecoach, der sich zwar gerne in der Anerkennung seiner Angehörigen und (in seiner Eigenschaft als Autor) der Öffentlichkeit sonnt, dessen Methoden aber eher den Eindruck von Scharlatanerie erwecken. Eines Tages wird er jedoch deutlich stärker auf die Probe gestellt, als er es wohl jemals geahnt hätte.

                      Eigentlich könnte diese Mischung – trotz der bereits erwähnten Vorhersehbarkeit – ein doch recht gutes Fundament zu ansprechender Unterhaltung bieten. Drehbuch und Regie ziehen sich durch ihren weitgehend unambitionierten Stil jedoch selbst den Zahn. Und als ob der Rucksack nicht ohnehin schon prall genug gefüllt wäre, nimmt der Filmtitel auch noch den Kern des Finales vorweg, sodass auch letzte Zweifel am Verlauf der Handlung ausgeräumt scheinen.

                      'Repentance' ist zwar weit davon entfernt, ein filmischer Tiefpunkt zu sein, die höchst überschaubare Zuschauerresonanz erscheint nach der Sichtung jedoch auch nicht gerade verwunderlich.

                      KURZFAZIT

                      Die perfekte Wahl für alle Filmfans, die gerne Thriller sehen, aber keine Überraschungen mögen (abgesehen von Ende vielleicht).

                      33
                      • 5 .5

                        Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #6

                        Nicht viele prominente Regisseure drücken ihren Filmen einen derart unverkennbaren Stempel auf wie Jim Jarmusch. Seine Fans lieben seine Werke für ihren Bezug zur Musik, die Einhegung philosophischer Gedanken, den Bezug zu gesellschaftlichen Gegebenheiten, die Kommunikation zwischen den Zeilen, das nuancierte Spiel der Darsteller und die zahlreichen anderen Markenzeichen, die sein Werk durchziehen.

                        All diese Merkmale – und noch viele weitere – finden sich auch in Jarmuschs Vampirdrama 'Only Lovers Left Alive', das alleine schon durch eine ungewöhnliche Ortswahl aufhorchen lässt, denn die beiden Hauptschauplätze der Handlung befinden sich weit abseits von Hollywoods Lieblingsschauplätzen. Angesiedelt sind die beiden Hauptstränge der Handlung in Detroit und Tanger. Gerade Detroit als Sinnbild des Verfalls der Industriekultur wird als Kulisse regelrecht zelebriert, während sich Jarmusch in Hinblick auf Tanger (auch als Verkörperung einer vom Westen abweichenden Gesellschaftsform) auf einige wenige Locations (wie beispielsweise den Hafen) konzentriert. Tatsächlich gedreht wurde ein nicht unwesentlicher Teil der Innenaufnahmen in und um Köln, was offenbar an die Gewährung von Filmförderzuschüssen geknüpft war. Dementsprechend viele Namen aus dem deutschsprachigen Raum finden sich auch im Abspann; doch das nur am Rande.

                        Inhaltlich begleitet man als Zuschauer zwei Vampire, die am Rande eines apokalyptischen Szenarios eine Zwischenrolle aus Zuschauern und Beteiligten einnehmen. Die nächtlichen Straßen sind nur spärlich frequentiert und unter den Menschen scheint sich eine Seuche auszubreiten, wodurch 'Only Lovers Left Alive' über weite Strecken wie ein vorweggenommener Covid-Lockdownfilm wirkt. Die Handlung ist auf die nötigsten Bestandteile reduziert und Jarmusch scheint sich einen Spaß aus seinem Spiel mit den aristotelischen Erzählprinzipien zu machen. Überhaupt scheint er bei der Gestaltung zahlreicher Szenen den Schalk im Nacken sitzen zu haben, was ganz besonders in Bezug auf die Vielzahl der eingestreuten kulturellen Referenzen gilt. Augenzwinkernd vorgetragene Scherze über die Debatte um den Streit über die Autorschaft von Shakespeares Werken stehen dabei lässig neben Kommentaren zur zeitgenössischen Musiklandschaft, während ganz nebenbei die Welt unterzugehen scheint – und mit ihr sowohl die beiden Vampire als auch die Gesellschaft der menschlichen Zombies, die sich ihre Lebensgrundlage selbst entziehen. Aus ihrem Kleinod heraus erleben die beiden Liebenden vielleicht ihre letzten Tage; davor schützen auch ihre Namen Adam und Eve nicht. Oder ist es vielleicht doch nur eine unspezifische Bedrücktheit, die sie umgibt? Jarmuschs Ausflug in die Lebens- bzw. Todeswirklichkeit der Vampire wird es zeigen.

                        KURZFAZIT

                        Düsteres Szenario als Projektionsfläche für ein regelrechtes Sammelsurium an Gedanken.

                        36
                        • 3 .5

                          Horrorctober 2024, Film #5

                          Was passiert, wenn man einen Megalodon mit... Ach, wen interessiert das? Aber was passiert, wenn man die 'Jurassic Park' Reihe mit den Tierhorror- oder Monsterfilmen aus dem Hause Asylum kreuzt, wird in 'Meg 2' noch deutlicher veranschaulicht als im Vorgängerfilm aus dem Jahr 2018. Das erste Produktionsmeeting zu 'Meg' muss vermutlich ungefähr so abgelaufen sein:

                          „Ich würde gerne einen Tierhorrorfilm im Stil von Asylum drehen – nur ohne Möpse.“
                          -- „Coole Idee! Da hast du 130 Millionen Dollar.“
                          „Wollt ihr noch irgendwelche Details zu dem Projekt hören?“
                          -- „Nee, lass mal. Meld dich einfach, wenn du eine Fortsetzung drehen willst. Dann bekommst du ungefähr denselben Betrag nochmal.“

                          (Spaß, ein gewisser Anteil der Gelder kam aus deutschen Filmfördertöpfen...)

                          Und wer darf's ausbaden? Das Publikum... Wobei: Am Box Office schlugen sich beide Episoden mehr als wacker. Der Plan der Produzenten geht also offenbar auf. Das Konzept aus dem ersten Film wird weitgehend wiederholt – mit den für die meisten Fortsetzungen von Actionfilmen üblichen Tuningmaßnahmen. Mehr Seeungeheuer und dementsprechend noch mehr Gefahr für die Menschen. Immerhin einen Vorteil hat die Eskalation aber auf jeden Fall: Die hungrigen Meeresbewohner scheinen sich vorzugsweise von Schurken zu ernähren. Zwar erwischt es auch reihenweise unbeteiligte Touristen, doch die Antagonisten der Truppe rund um den Helden der Geschichte leben ganz besonders gefährlich. Einen weiteren Spaß macht sich die Filmcrew aus dem Schicksal eines Hundes, der fast schon darum bettelt, gefressen zu werden. Stathams Charakter wiederum treibt seinen Schabernack mit seinen Kontrahenten, indem er die Meeresriesen in seinen Kampfstil miteinbezieht. Für Heiterkeit ist also (zumindest stellenweise) durchaus gesorgt. Das war es dann aber auch schon wieder mit den Qualitäten von 'Meg 2'.

                          KURZFAZIT

                          Zwar ohne Möpse, dafür aber mit Jason Statham. Ein Konzept, das gut anzukommen scheint.

                          38
                          • 4 .5
                            Framolf 14.10.2024, 01:52 Geändert 14.10.2024, 01:58
                            über Awake

                            Horrorctober 2024, Film #4

                            [Eigentlich eher dystopisches Drama bzw. Thriller, aber nachdem der Film in der imdb auch als Horrorfilm getaggt ist und ich ihn sowieso irgendwann mal anschauen wollte, kommt er mit auf die Liste.]

                            Gedanken vor der Sichtung:
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                            Netflix und seine Endzeitfilme... Kennste einen, kennste (fast) alle. Naja, was soll's, eine Chance hat er trotzdem verdient. Mal sehen, ob er nach oben ausscheren kann.

                            Gedanken zu Beginn der Sichtung:
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                            Netflix hat also schon wieder eine Produktionsfirma damit beauftragt, die Zivilisation zusammenbrechen zu lassen. Wenn es ihnen dabei an einem nicht mangelt, dann wohl an Routine. Immerhin lässt sich der Beginn schon mal halbwegs solide an; vielleicht wird’s ja was.

                            Gedanken gegen Ende der Sichtung:
                            ===============================
                            Alles ganz okay, aber innerhalb seines Genres so belanglos, dass man während des Abspanns wahrscheinlich schon wieder vergessen haben wird, was eine halbe Stunde zuvor passiert ist.

                            Gedanken nach der Sichtung:
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                            ♪♫ I'm alive for you
                            I'm awake because of you
                            I'm alive, told you
                            I'm awake, swallowin' you ♪♫

                            Wer hätte gedacht, dass sich der Kern der Handlung in einem kleinen Textfetzen aus einem gleichnamigen Song zusammenfassen lässt?

                            In der Geschichte von 'Awake' (2021) können die allermeisten Menschen nicht mehr schlafen. Kinder, die es doch können, werden als Bedrohung angesehen. Welch virtuose Abwandlung der Prämisse der dystopischen Serie 'See – Reich der Blinden' (und einer ganzen Reihe weiterer Filme und Serien). Mittendrin in diesem Szenario befindet sich eine Mutter (Gina Rodriguez) mit familiären Problemen, die zur Unzeit aufbrechen. Als ob die Apokalypse nicht schon schlimm genug wäre, ist also auch der familiäre Zusammenhalt in Gefahr, wodurch alles noch viel schwieriger wird. Einerseits eine bewährte Mischung, andererseits aber auch eine, die abgestandener kaum sein könnte. Eine Geschichte also wie aus dem Baukasten und ohne jegliches erzählerisches Risiko. Vielleicht nicht die allerschlechteste Wahl, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen; mehr sollte man jedoch nicht erwarten.

                            KURZFAZIT
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                            Also doch: Netflix und seine Endzeitfilme... Kennste einen, kennste (fast) alle.

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                            • 3 .5

                              Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #3

                              In der imdb wird Harald Zwarts Inszenierung von 'Chroniken der Unterwelt – City of Bones' nicht weniger als sieben Genres zugerechnet: Teen Adventure, Adventure, Action, Fantasy, Horror, Mystery und Romance.

                              Alleine anhand dieser Auflistung lässt sich schon erahnen, welche Qualitäten und Stolpersteine das Konzept dieser Produktion mit sich bringt. Einerseits soll wohl ausreichend Abwechslung geboten werden, um möglichst viele Zuschauer für den Film zu interessieren, auf der anderen Seite fühlt sich die Erzählung ein wenig so an, als würde ein kleines Kind ganz aufgeregt von einem Zoobesuch berichten – ohne sich entscheiden zu können, was es einem zuerst mitteilen will. So nach dem Motto: „Dort gab es Zebras... und Giraffen... und Elefanten... und Eisbären... und Löwen... und Seehunde... und Paviane... und...“

                              Am Ende wurde man zwar mit einer Fülle an Informationsfetzen versorgt, so richtig erfahren hat man aber trotzdem nichts – zumindest nicht besonders viel von Substanz. Zwar werden verschiedene Charaktere und Gruppen mit ihren jeweiligen Hintergrundgeschichten eingeführt, doch wozu der Aufwand überhaupt betrieben wird, bleibt unklar. Selbiges gilt für die Inszenierung, die zumindest in manchen Punkten durchaus zu überzeugen vermag, bei genauerem Hinsehen allerdings wie ein Muster ohne Wert wirkt. Ein doppelter Boden ist allenfalls an wenigen Stellen erkennbar. Stattdessen prasseln zwar allerlei Phantasmen auf das Publikum ein, Doch ohne Kenntnis der Romanvorlage stellt sich durchaus die Frage, ob es die Handlung tatsächlich wert ist, sich als Zuschauer Gedanken darüber zu machen.

                              Fast schon unfreiwillig komisch wirkt stellenweise die Konzeption der Hauptfigur, deren kompletter Auftritt darauf ausgerichtet ist, Identifikationsangebote an Zuschauerinnen zu unterbreiten, auf der anderen Seite in genau dieser Hinsicht aber wiederholt über die Stränge schlägt. Beispiel: Ein zu enges Kleid bereitet ihr Unbehagen (so nach dem Motto: „Ihr kennt das Gefühl doch sicher auch, liebe Zuschauerinnen“), andererseits muss sie sich aber auch immer wieder ganz bewusst in heikle Situationen bringen, um die Handlung in Fluss zu halten. All das ist zwar kein Widerspruch in sich, wirkt in der Präsentation jedoch ähnlich hölzern wie die Gestaltung einiger Dialoge. Wenn man so möchte, bekommt man hier über weite Strecken das Gegenteil von erzählerischer Eleganz geboten.

                              Gerade noch 3,5 Punkte.

                              KURZFAZIT

                              Urbanes Fantasyabenteuer ohne nennenswerte Ambitionen.
                              (Zumindest letzteres hat der Film mit meinem Kommentar gemeinsam :D)

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                              • 4 .5

                                Verbrecher dieser Welt, nehmt euch in Acht, sonst holt euch die Cobra – oder strenggenommen der Cobra. Denn dieser äußerst geradlinige Polizist, der sich (in Anlehnung an seinen Nachnamen) den tierischen Spitznamen offenbar selbst gegeben hat, fackelt nicht lange. Er nimmt noch nicht einmal die Sonnenbrille ab, wenn er zum Einsatz in einem Supermarkt schreitet. Furcht scheint er nicht zu kennen, ganz egal, welchen oder wie vielen Gangstern er gegenübersteht. Die Stadt, in der er operiert, erscheint als düsterer Moloch, der an Gotham City erinnert. Wer im Kampf gegen der/die/das Cobra auf Gnade hofft, ist selbst schuld – das gilt auch den berüchtigten Killer, der mit „Night Slasher“ betitelt wird.

                                „Wer keine Drehbücher wie dieses vorgelegt bekommt, muss sie sich eben selbst auf den Leib schreiben“, scheint sich Hauptdarsteller Sylvester Stallone gedacht zu haben. Im Skript zu 'Die City Cobra', das aus seiner Feder stammt, wird nicht einfach nur dick aufgetragen; vieles wirkt derart stark überzeichnet, dass der Protagonist wie ein T-Triple-Eight ohne elektronische Komponenten wirkt. Und damit nicht genug: An mehreren Stellen wird fast schon genussvoll, aber dennoch staubtrocken, mit Elementen aus verschiedenen Vorgängern aus dem Actiongenre gespielt. Mal wird zitiert, mal variiert und immer wieder ganz bewusst überspitzt. „Ihr wollt es, ihr bekommt es“, scheint das bedingungslose Motto bei der Produktion gewesen zu sein. Dabei wird Fanservice geleistet, wie man ihn ansonsten (fast) nur aus Fortsetzungen erfolgreicher Filmreihen kennt. Eigentlich fehlt nur noch ein zünftiger Kampf gegen eine Horde Ninjas.

                                Ist die 'Die City Cobra' originell? Höchstens in Spuren.
                                Kann man mit dem Film Spaß haben? Bestimmt.
                                Sollte man sich als Outlaw mit Cobra anlegen? Auf gar keinen Fall!

                                KURZFAZIT

                                Eine recht viel höhere Dosis 80er Jahre geht fast nicht.

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                                • 7 .5
                                  Framolf 10.10.2024, 23:48 Geändert 11.10.2024, 00:29

                                  Oscar Madness (1 Auszeichnung, 1 weitere Nominierung)

                                  ++ Minimale SPOILER ++

                                  Die Demokraten sind verzweifelt. Für die anstehenden Senatswahlen sehen sie sich auf verlorenem Posten, deshalb beknien sie den Sohn eines ehemaligen Gouverneurs, seinen Hut in den Ring zu werfen. Da sie sich keine großen Chancen ausrechnen, sichern sie ihm zu, relativ freie Hand zu bekommen. Er stimmt dem Ansinnen der Parteistrategen zu und tritt damit gegen einen erfahrenen konservativen Haudegen an, der offenbar mit allen Wassern gewaschen ist und auch vor Taschenspielertricks nicht zurückschreckt. Inhaltlich tritt der gegnerische Kandidat für ein „weiter so“ ein, von dem er nur abweicht, wenn ihm nichts anderes übrig bleibt. Gut möglich, dass seinen Zugeständnissen auch gar keine Taten folgen werden. Ihm gegenüber steht der bereits erwähnte liberale Emporkömmling (Robert Redford), der vorwiegend soziale Belange adressiert, Widersprüche im bestehenden System aufzeigt und sich für Veränderungen ausspricht.

                                  Nach dem Abflauen der anfänglichen Euphorie deutet sich an, dass die Autoren (die selbst über praktische Erfahrung bei der Konzeption von Wahlkampfaktivitäten verfügen) wohl nicht unbedingt eine hoffnungsfrohe Aufstiegsgeschichte erzählen wollen. Zwar ist durchaus denkbar, dass der Herausforderer den Platzhirschen am Ende bezwingen wird, doch zu welchem Preis? Oder wird doch der träge Anteil der Wählerschaft obsiegen und die politische Landschaft des Bundesstaates im Status quo verharren?

                                  Auch wenn der aufstrebende Demokrat deutlich positiver gezeichnet wird als dessen Mitbewerber, wird sein Charakter keineswegs als makellos verklärt. Beachtenswert erscheint in dieser Hinsicht nicht nur, was gezeigt wird, sondern auch jene Tätigkeiten, die ausgespart werden. McKay und seine Mitstreiter investieren üppige finanzielle und zeitliche Ressourcen in die Planung und Realisierung ihrer Kampagne, eine inhaltliche Auseinandersetzung mit relevanten Themen findet aber allenfalls am Rande statt. Es steht also durchaus der Verdacht im Raum, dass auch er nur ein Blender sein könnte (was gegen Ende hin auch sinngemäß verbalisiert wird). Dass der trockene Erzählton der Inszenierung überwiegend fatalistisch wirkt, erscheint in diesem Licht nicht weiter verwunderlich. Viele der Ereignisse, die man hier zu sehen bekommt, haben auch Jahrzehnte später nur unwesentlich an Aktualität eingebüßt. Doch obwohl das Drehbuch (nebst einer Nominierung für den Ton) 1973 mit einem Oscar bedacht wurde, hält sich der Widerhall in Grenzen.

                                  7 - 7,5 Punkte.

                                  KURZFAZIT

                                  Die Zukunft war scheinbar auch früher schon scheiße.

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                                    Ein Mann, dessen Nervenkostüm ziemlich stark strapaziert zu sein scheint, taucht in einem Krankenhaus auf, um dort seine Ex-Frau zu bedrohen. Diese soll ihm (mindestens) wieder besseren Zugang zur gemeinsamen Tochter ermöglichen. Schnell finden sich die Beteiligten in einer Geiselnahmesituation wieder. Wie es der Zufall will, ist auch ein Polizist (Fares Fares) zugegen, was den bewaffneten Kidnapper nicht gerade entspannter werden lässt...

                                    Laut einer Texttafel zu Beginn des Filmes soll die Handlung von wahren Ereignissen inspiriert sein. Der Umstand, dass von Inspiration gesprochen wird, legt den Schluss nahe, dass ein vergleichsweise freier Umgang mit der Thematik gewählt wurde. Doch worin liegt eigentlich der Reiz, ausgerechnet diesen Stoff zu verfilmen? Ein Motiv könnte sicherlich sein, dem Publikum die Personen hinter einer Pressemeldung näherzubringen oder anhand der handelnden Personen im Stil eines klassischen Dramas ein menschliches Dilemma zu veranschaulichen. Doch ersteres könnte in Bezug auf den Entführer ein durchaus fragwürdiges Unterfangen darstellen, während es für letzteres schlichtweg an Fallhöhe mangelt. So bleibt der Verdacht, dass sich Fares Fares (bekannt für seine Rolle des Assad in den Filmen der Sonderdezernat-Q-Reihe), der hier nicht nur als Darsteller, sondern auch als Regisseur und Drehbuchautor fungiert, in erster Linie selbst eine Rolle auf den Leib schneidern wollte. Die Figur des Polizisten, den er in 'Eineinhalb Tage' verkörpert, durchlebt eine Reihe verschiedener Gefühlslagen, sodass sich ihm vielfältige Möglichkeiten bieten, an seinem Profil als Schauspieler zu feilen. Die Regie wiederum erscheint solide, während man das Skript als zweckmäßig bezeichnen könnte.

                                    KURZFAZIT

                                    Durchschnittlicher Thriller aus Schweden, der weder positiv noch negativ aus der Masse ähnlicher Produktionen herausragt.

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                                      Framolf 09.10.2024, 00:01 Geändert 14.10.2024, 01:58

                                      Horrorctober 2024, Film #2

                                      ++ Minimale SPOILER ++

                                      Manche Filmstoffe sind einfach nicht totzukriegen; manche Charakter-Archetypen genauso wenig. Frankenstein Junior lässt dabei ebenso grüßen wie Lisa. Der helle Wahnsinn, wie viele halbgare Highschoolkomödien und ähnliche Produktionen mit Protagonistinnen a la Repli-Kate und Fixi Hartmann oder „Helden“ wie Steinzeit Junior und Bob Maloogaloogaloogaloogalooga (keine Ahnung, warum den kaum jemand kennt...) seit den 80ern auf das Publikum losgelassen wurden. Zelda Williams (Regie) und Diablo(!) Cody (Drehbuch und Produktion) siedeln die Geschichte von Lisa Frankenstein und ihrem untoten Liebhaber daher konsequenterweise im Jahr 1989 an und betten die Geschehnisse natürlich auch in ein Highschool-Umfeld ein. Zwar ist kaum jemand aus dem Cast jünger als Mitte Zwanzig, aber schließlich hat auch das Tradition.

                                      Die wiederbelebte Kreatur jedenfalls macht eine erstaunliche Entwicklung durch. Auch wenn sie sich anfangs nur durch Grunzlaute verständigen kann, ist eigentlich schon von Beginn an klar, dass sie früher oder später wahrscheinlich sogar Gedichte rezitieren wird (es kommt zwar nicht exakt so, aber die Ereignisse sind sehr nahe dran). Auf wundersame Weise bringt sich der aus der Zeit gefallene Feingeist sogar binnen weniger Minuten das Autofahren oder das Covern aktueller Popsongs selbst bei. Kein Wunder, dass er so angeschmachtet wird. Dumm nur, dass er einige körperliche Defizite aufweist. Aber dafür wurden schließlich Axt, Nadel und Faden erfunden.

                                      Immerhin weiß man bei Filmen wie diesem schon im Vorfeld, was man wohl bekommen wird. Williams und Cody unternehmen auch gar nicht erst den Versuch, das Publikum in irgendeiner Weise zu überraschen. Für einen bierseligen Abend gibt es zwar schwächere, ganz sicher aber auch bessere Alternativen.

                                      KURZFAZIT

                                      Recycling eines „Premium-Konzepts“ aus den 80ern.

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                                        Framolf 01.10.2024, 01:10 Geändert 14.10.2024, 01:59

                                        Horrorctober 2024, Film #1

                                        ++ Minimale SPOILER ++

                                        Manche Filmkommentare schreiben sich mehr oder weniger von selbst. 'The Deliverance' von Regisseur Lee Daniels ('Precious') gehört allerdings nicht dazu. Die Geschichte, die hier erzählt wird, könnte konventioneller kaum sein. Doch hält Daniels zumindest eine Trumpfkarte in der Hand, auf die man als Kommentator oder Rezensent aber nicht explizit eingehen kann, ohne die vielleicht einzige bemerkenswerte Besonderheit dieses Filmes zu verraten. Denn Geschichten wie diese wurden schon vielfach erzählt – nur eben nicht allzu oft auf die Art und Weise, die Daniels hier verfolgt. Sobald die Katze endgültig aus dem Sack ist (der springende Punkt deutet sich schon früh an, wird aber erst nach einer gewissen Weile mit Gewissheit enthüllt), wird es dann doch recht gewöhnlich und es wird dem Genre kaum noch etwas von Bedeutung hinzugefügt.

                                        Die Geschichte beginnt als klassisches Familiendrama. Eine derzeit alleinerziehende Mutter hat ihre aggressiven Impulse nicht im Griff, worunter ihre Kinder erkennbar leiden. Hinzu kommt in einem zweiten Handlungsstrang eine Geschichte über eine schwere Erkrankung und im Hintergrund schwingt die in vielen Sozialdramen erzählte Thematik eines abwesenden Vaters mit. Auf den ersten Blick erscheint der Fall also klar: Kurz- und mittelfristig dürfte den Kindern keine allzu rosige Zukunft bevorstehen. So wird es schließlich auch kommen – nur vielleicht nicht in dem Sinne, den die Inszenierung zu Beginn noch glauben machen möchte.

                                        Für die Zuschauer kann sich aus dem von Daniels gewählten Weg eine durchaus spannende Situation ergeben; doch scheinbar verliert er einen nicht unwesentlichen Teil des Publikums dennoch bzw. vielleicht sogar gerade deshalb. Das alte Kreuz mit Genrehybriden. Im besten Fall bekommt man das Beste aus zwei Welten, im schlechten ein nur einen wirren Mix. Im Fall von 'The Deliverance' liegt das Ergebnis zwar irgendwo in der Mitte, doch auch der Erfolg gibt den Produzenten offenbar nur bedingt recht.

                                        KURZFAZIT

                                        Auf einen halbwegs originellen Auftakt folgt ein äußerst gewöhnliches Finale.

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                                          Framolf 25.09.2024, 01:19 Geändert 15.04.2025, 05:30

                                          Oscar Madness Film 491 (1 Auszeichnung, 2 weitere Nominierungen)

                                          Auf einem Versorgungsschiff der US-Marine tragen Teile der Besatzung harte Kämpfe aus. Zwar nicht mit bewaffneten Feinden, dafür jedoch mit einem nur bedingt respektiertem Kapitän sowie mit der Langeweile, die sich über Monate hinweg breitmacht. Andere Besatzungsmitglieder wiederum machen es sich in dieser Situation bequem und schaffen es sogar, sich einer etwas ungewöhnlichen Art von Hedonismus hinzugeben. Während also beispielsweise Lt. Roberts (Henry Fonda) von Kampfeinsätzen träumt, geht Ensign Pulver (oscarprämiert: Jack Lemmon) nicht nur seinem Vorgesetzten erfolgreich aus dem Weg, sondern er gibt sich auch so gut wie möglich den süßen Genüssen des Lebens hin. Obwohl die Gegensätze zwischen beiden größer kaum sein könnten, verbindet sie eine Freundschaft. Im Groll gegen ihren gemeinsamen Vorgesetzten sind sie vereint und schließlich sitzen sie sprichwörtlich im selben Boot.

                                          US-Amerikanische Militärfilme des 1950er Jahre nehmen innerhalb ihres Genres augenscheinlich eine Sonderstellung ein. Der zweite Weltkrieg ist vorbei und verlangt nach cineastischer Aufarbeitung, während sich in Korea und Vietnam bereits die nächsten Kriege zutragen. Viele Produzenten stehen also vor der Aufgabe, Unterhaltung mit Vergangenheitsbewältigung und Propaganda in Einklang zu bringen. Letzteres gilt zumindest für jene Filme die mit (logistischer und/oder finanzieller) Unterstützung des Militärs realisiert wurden. Während sich entsprechende Hinweise oftmals im Abspann finden, wird in 'Keine Zeit für Heldentum' gleich von Beginn an mit offenen Karten gespielt und benannt, wer diesbezüglich in die Produktion involviert war. Die Tonlage, die in den folgenden knapp zwei Stunden angeschlagen wird, erweist sich dann auch recht schnell als Mixtur aus den o.g. Motiven. Mit lockeren Sprüchen und Slapstickeinlagen (zuvorderst durch Jack Lemmon) soll für Lockerheit gesorgt werden, wobei jedoch auch eine gewisse Indoktrination nicht zu kurz kommt – auch wenn die entsprechenden Dialoge und Handlungsbestandteile vergleichsweise ambivalent ausgestaltet sind.

                                          Um den Grundton der Inszenierung halbwegs spoilerfrei zu umschreiben: Auch die Besatzungen von Frachtschiffen spielen eine wichtige Rolle im Krieg, doch zum Helden bringt man es damit nicht. Das Heldentum selbst wird als eher zweifelhaftes „Vergnügen“ skizziert. Als es gegen Ende der Geschichte danach aussieht, dass Drehbuch und Regie unerwartet deutlich Stellung beziehen könnten, werden die entsprechenden Entwicklungen jedoch rasch wieder eingefangen, indem einer der Charaktere seine Rolle nicht nur hinterfragt, sondern regelrecht auf den Kopf stellt - und so dem Publikum eine (zumindest aus Sicht der Autoren) unabdingbare Notwendigkeit vermittelt.

                                          Mit mehreren Jahrzehnten Abstand aus dem Rückspiegel betrachtet, erscheint die in dieser Inszenierung von John Ford und Mervyn LeRoy angerührte Mischung insofern als etwas ungewöhnlich, dass sie nur schwerlich in zeitgenössische Schablonen passt. Die 50er Jahre waren in dieser Hinsicht eben eine ganz spezielle Zeit.

                                          KURZFAZIT

                                          Militärkomödie, in der zu einem massiven Spagat angesetzt wird, der allenfalls teilweise gelingt.

                                          Vier von zehn nicht vorhandenen Unterhosen.

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                                            Klassenkampf auf die augenzwinkernde Art.

                                            Ein Lagerarbeiter, der nicht nur in der Hierarchie seiner Firma weit unten steht, sondern zusätzlich noch von seinem Vorgesetzten kleingehalten wird, wittert das große Geld, als er eine Lücke im Produktions- bzw. Vertriebsprozess erkennt. Nach kleineren Anfangserfolgen sucht er nach Mitstreitern, um ein richtig großes Ding zu drehen.

                                            'Der Duft des Goldes' gehört gewiss nicht zu den lautstarken oder gar plakativen Komödien, die in erster Linie auf Schenkelklopfergags setzen. Stattdessen wird eher augenzwinkernd eine kleine Ganovengeschichte erzählt, die wie eine Mischung aus Heist-Movie-Persiflage und satirischem Schwank wirkt. Hier und da werden einige Breitseiten bezüglich absurder Auswüchse des Kapitalismus oder des Arbeitsmarktes oder auch kleinere Spitzen in Richtung der mehr oder minder zahnlosen Gewerkschaften abgefeuert. In recht heiterer (aber durchaus einnehmender) Atmosphäre wird ein Hallodri auf seinem Weg zu einem möglichen Coup begleitet. Gerade seine Blauäugigkeit lässt ihn so manche Schritte unternehmen, die geradezu absurd anmuten, aber auf abenteuerliche Weise dann doch von Erfolg gekrönt sind. Genau diesen Umstand könnte man Jérémie Rozan (Regie & Drehbuch) durchaus um die Ohren hauen, doch auf der anderen Seite ist eigentlich von Beginn an klar, dass hier vielleicht nicht unbedingt die allerstrengsten Maßstäbe in Sachen Plausibilität angelegt werden sollten – andernfalls würde man sich als Zuschauer nur selbst um einen Teil des Vergnügens bringen. Eine gewisse Vorliebe für heitere französische Filme ist aber keinesfalls von Nachteil, da sich 'Der Duft des Goldes' eine ganze Reihe an Merkmalen mit weiteren beschwingten Produktionen aus demselben Land teilt.

                                            KURZFAZIT

                                            Heiter erzählte Ganovengeschichte, die zwar ihren Biss hinter einem verschmitzten Lächeln versteckt, aber gerade zwischen den Zeilen den einen oder anderen Wirkungstreffer setzt.

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                                              Viel Licht und Schatten präsentiert Regisseur David Ayer ('End of Watch') dem Publikum im Kriegsfilm 'Herz aus Stahl'.

                                              Auf einen eher zerfahrenen Auftakt mit einem etwas unübersichtlichen Personentableau folgt ein Mittelteil mit deutlich nachdenklicheren Tönen, ehe zum Finale hin immer weniger Wert auf halbwegs realitätsgetreue Darstellungen gelegt zu werden scheint.

                                              Der Reihe nach: Im Mittelpunkt der Handlung steht die Besatzung des Panzers „Fury“, die die feindlichen Linien durchbrechen und danach sukzessive vorrücken soll. Dabei wird vor allem die Opposition zwischen einem ganz besonders gefühlskalten Haudegen und einem Rookie aufgemacht, der sich ein Stück seiner Menschlichkeit bewahren will. Grausamkeiten finden nicht nur gegenüber den Feinden statt, sondern auch innerhalb der Kompanie – rein zum Selbstschutz versteht sich... Ayer selbst mag sich (in Anbetracht der Figurenzeichnung und des Endes der finalen Schlacht) nicht endgültig auf eine der beiden Seiten festlegen, doch er lässt sie mehrfach aufeinanderprallen, während die allermeisten militärischen Feinde gesichtslos bleiben.

                                              Grundsätzlich könnte dieser Stoff durchaus auch die Grundlage zu mehr oder minder komplexen Betrachtungen liefern, doch für Ayer bleiben diese nur ein Element unter vielen. Stattdessen lässt er es gegen Ende hin lieber – auf fast schon grotesk überspitzte Weise – krachen, woraus letztlich der Eindruck einer wilden Mischung sehr unterschiedlicher Elemente resultieren kann. Selbiges gilt für die technische bzw. handwerkliche Umsetzung, die ihrerseits zwischen High- und Lowlights pendelt. Im Endeffekt steht und fällt hier alles über die Bewertung der B-Note, denn der Handlungsbogen an sich fällt eher überschaubar aus und wirkt wie ein zufällig ausgewähltes Exzerpt aus der Erfolgsserie 'Band of Brothers'.

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                                              Stetiger Wechsel aus Licht und Schatten.

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                                                Alles beginnt mit einer Plansequenz, was oftmals kein schlechtes Omen darstellt. Offenbar hat sich das Team um den Director of Photography Ronald Paul Richard intensiver Gedanken gemacht, als es bei vielen anderen Filmen mit einem vergleichbaren Budget der Fall ist. Da kann also durchaus Hoffnung aufkommen, dass sich ein vergleichsweise hohes Anspruchsdenken durch alle Bereiche der Produktion ziehen könnte.

                                                Doch weit gefehlt, denn der Genuss endet bereits nach kurzer Zeit wieder. Zwar blitzen auch im weiteren Verlauf von Michael Scotts 'Dangerous Lies' hier und da sehenswerte Einstellungen auf, doch das Gesamtniveau (der visuellen Gestaltung, aber auch der weiteren Kategorien) bleibt überschaubar. Fast schon ärgerlich wird es jedoch mit Blick auf das Drehbuch, das zunächst eine regelrechte Sammlung an Genreklischees bemüht, um schließlich die finalen Entwicklungen komplett an den Haaren herbeizuziehen. Besonders ärgerlich: Selbst die grenzwertigen Entwicklungen des Plots geschehen fast schon mit Ansage. Genrefans dürften hier – trotz einer fast schon abstrusen Wendung – kaum Überraschungen erleben. Eigentlich ist man ja bereits vorgewarnt, wenn in der Handlung eines nicht allzu üppig finanzierten Thrillers übermäßiger Reichtum eine Rolle spielt. Man möchte in vielen Fällen fast schon von Blendwerk sprechen. Aber gut, (nahezu) jeder Film hat eine Chance verdient, warum also nicht auch dieser hier? Zumindest eine komplette Bauchlandung bleibt einem immerhin erspart. Als Absacker vor dem Einschlafen kann dieser seichte Thriller also durchaus Sinn machen. Ein Streaming-Abo wird extra dafür aber wohl kaum jemand abgeschlossen haben.

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                                                Fließbandware, die sich offenbar mit Müh' und Not durch die Qualitätskontrolle mogeln konnte. Nein Spaß, Netflix sieht das ja bekanntlich nicht so streng...

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                                                  Ein Paar (Nicole Kidman und Sam Neill), das sich zur Bewältigung einer Krise auf hoher See befindet, lässt einen Schiffbrüchigen (Billy Zane) an Bord kommen. Dessen rüpelhaftes Verhalten verheißt keine guten Entwicklungen und seine Schilderungen (sinngemäße Kurzversion: „Alle Mitreisenden sind tot.“) machen es auch nicht gerade besser. Doch was sollen die beiden anfangs hilfsbereiten Eheleute auch machen? Ihr unvorhergesehener Gast dringt zügig ins Innere des Bootes vor und nistet sich schnell nach Art eines Parasiten ein. Die darauffolgende Entscheidung des Protagonisten verschlimmert die Lage noch zusätzlich, sodass nur noch schwer vorstellbar erscheint, dass alle drei lebendig zurückkehren werden.

                                                  Regisseur Phillip Noyce ('Das Kartell') und seine Crew setzen das Geschehen zwar recht ansehnlich in Szene, doch ob die Inszenierung auch allen Nachfragen standhält, sei dahingestellt. Ob die geringe Entfernung zwischen beiden Booten in der Nacht plausibel ist, erscheint ebenso zweifelhaft wie so manches Geschehnis auf dem Wrack. Zumindest an manchen Stellen wäre weniger womöglich mehr gewesen; beispielsweise die Blitze oder der Abschluss des Endkampfes wären hier zu nennen. Kapriolen wie diese zerren am Glaubwürdigkeitsfaktor der Erzählung und rauben so der eigentlichen Bedrohung in diesem Psychothriller einen Teil ihrer Durchschlagskraft. Oder anders formuliert: Die Geschichte lebt in erster Linie von der Drohkulisse, die der Antagonist aufbaut. Durch Übertreibungen in anderen Bereichen zerrt man aber die gesamte Räuberpistole aus der den Zuschauern bekannten Welt in ein Hollywood-Fantasie-Universum. Oder schlicht und einfach: Die Spannung leidet unter einigen grenzwertigen Entwicklungen des Plots.

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                                                  Herkömmlicher Thriller, dessen Drehbuch- und Regieentscheidungen jedoch nicht in jeder Einzelheit plausibel erscheinen.

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                                                    Der nicht wirklich gefährliche und nur mäßig gerissene Schurke Gru ist mittlerweile in allererster Linie Familienvater und dreht eigentlich nur noch dann kriminelle Dinger, wenn er dazu gezwungen wird. Eigentlich hat er überhaupt nur bedingt Kontrolle über die für ihn und seine Familie wichtigen Entscheidungen, denn auch ein Umzug in ein Safe House wird ihnen auferlegt. Dort angekommen, versuchen er und seine Gattin, sich in die Nachbarschaft einzugliedern, was ihnen ebenfalls nur sehr bedingt gelingt. Und dann ist da auch noch der jüngste Spross der Familie, der merklich mit seinem Vater fremdelt. Doch immerhin ist die Familie nun in Sicherheit vor Grus Erzfeind (der sowieso als reine Witzfigur präsentiert wird). Oder etwa doch nicht?

                                                    Dass bei Fortsetzungen innerhalb erfolgreicher Franchises in Sachen Drehbuch in den meisten Fällen auf Nummer sicher gegangen wird, versteht sich von selbst. Doch auch gemessen an anderen Filmreihen kommt 'Ich - Einfach Unverbesserlich 4' bemerkenswert durchkalkuliert daher. Gleich zu Beginn werden dem Publikum mehrere Bausteine präsentiert, die nach und nach dann auch in genau der Weise zusammengefügt werden, die so ziemlich jeder Zuschauer erwarten dürfte. Selbst die Minions tragen nur noch sehr bedingt Überraschungsmomente in die Handlung hinein. Die Mehrheit von ihnen wird in einer Art Trainingslager ausgebildet und einige von ihnen sollen sogar zu Superhelden geformt werden. Letztlich läuft deren Geschichte aber nahezu komplett neben dem Hauptstrang der Handlung her und die entsprechend eingestreuten Szenen wirken eher wie isolierte Sketche, als dass sie sich nahtlos in das restliche Geschehen einfügen würden. Bei der Vielzahl an Streichen, die sie sich gegenseitig und auch den Menschen spielen, liegt natürlich auf der Hand, dass der eine oder andere Gag durchaus ins Schwarze trifft, doch die Frische ist mittlerweile zu großen Teilen abhandengekommen – zu rund anderthalb Stunden mehr oder weniger kurzweiliger Unterhaltung reicht das Konzept jedoch allemal.

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                                                    Passabel unterhaltsam, aber gru-selig durchkalkuliert.

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