Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Charles Kinnanes Sportkomödie 'Home Team' beginnt mit dem Hinweis, dass die Handlung auf wahren Ereignissen basiere. „Sehr gut“, denkt da der leidgeprüfte Zuschauer, „endlich mal ein Film aus dem Hause Happy Madison, in dem nicht durchgehend gekotzt, gefurzt oder in die Hosen gepinkelt wird." Und Tatsache: Auch wenn mit Adam Sandlers Ehefrau Jackie, seiner Langzeitmuse Kevin James und dessen Bruder Gary Valentine, seinem Kumpel Rob Schneider, seinem Neffen Jared und seiner Tochter Sunny ein beachtlicher Teil seines Stammensembles auf der Besetzungsliste auftaucht, geht es erstmal überraschend gesittet zu. Hier und da werden zwar nach wie vor niveaulose Witze eingestreut (vor allem in Bezug auf den Alkoholiker und den New Age Verfechter), aber in erster Linie geht es neben dem Vater-Sohn-Konflikt dann doch um Sport. Bei den meisten anderen Produktionsfirmen würde man zwar ob des dennoch überschaubaren Niveaus wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, doch für Happy Madison Verhältnisse ist man hier fast schon im Arthouse Bereich unterwegs.
Erzählt wird eine Geschichte, die in der Tradition der 'Mighty Ducks' Filme steht. Ein Team aus nicht besonders disziplinierten, taktisch absolut planlosen und somit hoffnungslos überforderten Nachwuchssportlern kassiert auf dem Spielfeld eine demütigende Abreibung nach der anderen. Alles ändert sich jedoch mit dem Einstieg eines neuen Trainers. Die Jungs staunen nicht schlecht, als sie plötzlich nicht mehr jedes Spiel zu Null verlieren. Touchdowns für das eigene Team kannten sie bisher nur vom Hörensagen. Und die Crew an der Seitenlinie sieht sogar noch weiteres Potential nach oben.
Alles verläuft also in durchaus geordneten Bahnen. Sportkomödie, Familiendrama und Coming of Age Story (nicht nur in Bezug auf die Spieler, sondern letztlich sogar mit Blick auf den Coach) gehen Hand in Hand...
…bis plötzlich eine regelrechte Flut an Erbrochenem über den Bildschirm schwappt. Selbst 'Stand By Me' und 'Voll Normaaal!' können da nicht mithalten. Man kann eben nicht anders bei Happy Madison (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Viereinhalb von zehn bekömmlichen Energieriegeln.
KURZFAZIT
Nah dran an einer durchschnittlichen Sportkomödie.
Oh Wiese, die du grünst so grau
Mit Füßen getreten und doch so still.
Die Männer und Frauen stellen sich zur Schau
Ein Kreislauf, der niemals enden will.
Das Haus ward gemauert für die Ewigkeit
Es dient als Kulisse für Damen und Herrn
Die sich im Kreis bewegen so gern.
Und so geht es weiter für alle Zeit.
Beständig auf Jahr und Tag währet der Reigen
Den Männlein und Weiblein vollführen im Licht
Auch Schatten nennt der Garten am Hause sein Eigen
Doch dorthin bewegen die Leute sich nicht.
KURZFAZIT
Gut zwei Sekunden Filmgeschichte.
Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nimmt der kommerzielle Tourismus rund um den Mount Everest rasant an Fahrt auf. Während zuvor überwiegend erfahrene Bergsteiger, Abenteurer und Lebensmüde in Richtung Gipfel aufgebrochen sind, kommen nun plötzlich Hinz und Kunz in das Basislager – und teilweise auch deutlich höher hinaus. Wichtig ist nur, dass man einen mittleren, zumeist aber sogar hohen fünfstelligen Betrag für die Kosten aufbringen kann. Alleine die behördliche Genehmigung schlägt schon mit rund 10.000 US-Dollar zu Buche. Bei solchen Kosten reisen die meisten Hobbybergsteiger natürlich mit einer entsprechenden Erwartungshaltung an und wollen unbedingt auf den Gipfel. Ob das Wetter herhält, ausreichend wenig Verkehr auf der Strecke ist oder ob der Gesundheitszustand mitspielt, scheint bei vielen allenfalls eine sekundäre Rolle zu spielen. Dass der Abstieg in der Regel einen noch viel höheren Tribut fordert als der Aufstieg, wird ebenfalls gerne außer Acht gelassen. Manche der Gipfelstürmer lassen einige Finger und Zehen oben, andere gleich den ganzen Körper und offenbar die allermeisten von ihnen haufenweise Müll und Exkremente. Wie in mehreren Dokus berichtet wird (und wie man auch auf zahlreichen Fotos sehen kann), ist der Weg zum Gipfel gepflastert mit zahllosen Leichen. Schätzungen gehen von einer niedrigen bis mittleren dreistelligen Zahl an Körpern aus, die in diesen Höhen ihre letzte (Un-)Ruhestätte gefunden haben. Auch entkräftete Menschen an den Rändern der Wege gehören dem Vernehmen nach zum Alltag. Manchen von ihnen wird geholfen, anderen nicht.
Regisseur Baltasar Kormákur nimmt das Publikum zunächst behutsam an die Hand und führt es Schritt für Schritt über Flughafen, Hotel und Basislager an den Gipfel des höchsten Berges der Welt. An mehreren Stellen zeichnet er die Verbissenheit einiger Expeditionsteilnehmer nach. Eine Verbissenheit und Beratungsresistenz, die bereits bei vielen Touren auch schon andere Teilnehmer, Sherpas und Veranstalter das Leben gekostet hat; beispielsweise wenn jemand wider besseren Wissens mit einem schlechten Gesundheitszustand den Gipfel erklimmen will und dabei andere unnötig aufhält oder eine waghalsige Rettungsaktion erforderlich macht. Die Tour, die in diesem Film gezeigt wird, verläuft wie so viele andere auch: Der Aufstieg gestaltet sich schwierig, ist aber zu bewältigen; danach beginnt der Albtraum.
Während man zu Beginn fast meinen könnte, Kormákur würde den Berg, seine Wetterkapriolen und Tücken sowie die Leichen- und Müllproblematik romantisieren, wird man während der zweiten Hälfte der Spieldauer eines Besseren belehrt. Die Leichtigkeit und der positive Tonfall sind nun komplett einem Szenario der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gewichen. Nicht wenige Teilnehmer würden sicherlich sofort einwilligen, wenn man ihnen anbieten würde, „nur“ ihre Zehen (und nicht ihr Leben) auf dem Berg zu lassen. Wie es endet, dürften viele Zuschauer bereits vor der Sichtung wissen. Wer nur teilweise oder gar nicht darüber Bescheid weiß, wird dankbar sein, zu Hause auf der Couch oder im Sessel dem Geschehen beiwohnen zu dürfen – und nicht vor Ort sein zu müssen. Ungeachtet dessen werden aber auch in Zukunft fraglos zahlreiche weitere Optimisten den Weg nach Nepal antreten, um sich dort vermeintlich unsterblich zu machen.
KURZFAZIT
Auch wenn sich Autor Jon Krakauer bitter über den Inhalt des Films beklagt hat, erweist sich Kormákurs 'Everest' als zwar leicht glatt gebügelt, aber trotzdem ausreichend nahe an zahlreichen Dokumentationen über Besteigungen des Mount Everests. Es mag sein, dass in Detailfragen manchen Charakteren Dialogzeilen in den Mund gelegt wurden, die es so nie gegeben hat, doch im Großen und Ganzen deckt sich der Ton der Inszenierung mit den Berichten von Everest-Besteigern. Wie nahe diese wiederum an der Wahrheit bleiben, lässt sich von außen nur schwer beurteilen.
Eine junge Frau wird vermisst. Nach dem Fund mehreren Leichen steht der Verdacht im Raum, dass sie ein weiteres Opfer im Rahmen einer bisher ungeklärten Mordserie sein könnte. Zudem wird vermutet, dass noch weitere menschliche Überreste gefunden werden könnten. Bei der zuständigen Polizeidienststelle reagiert man überwiegend gelassen. Teilweise fehlt schlichtweg die Motivation, sich mit dem Ableben von Prostituierten zu befassen. Am ehesten engagiert sich noch ein Ermittler (Gabriel Byrne), der kurz vor dem Ruhestand steht und aufgrund eines steinigen Karriereweges nur bedingt ernst genommen wird. Für die Hinterbliebenen, die sich (wenn schon kein Auffinden der Vermissten) wenigstens Klarheit und eine Ermittlung des Täters wünschen, das reinste Fiasko.
Erzählt wird in 'Lost Girls' nicht nur die Geschichte eines Kriminalfalles, der auf wahren Begebenheiten basiert, sondern auch die Tragödie um eine zerrüttete Familie. Eine Vaterfigur ist nicht vorhanden und die Mutter scheint die maximal mögliche Distanz zu ihren Töchtern zu pflegen. Zu der nun vermissten Tochter hatte sie nur spärlichen Kontakt und auch deren Schwestern pflegen nicht gerade ein inniges Verhältnis zu ihrer Mutter. Die ältere fühlt sich nur unzureichend beachtet, die jüngere wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Die sichtlich überforderte Mutter wiederum macht ihrerseits Argumente geltend, warum sie aus ihrer Sicht keine Schuld an der Misere trägt. So gesehen handelt es sich bei der Inszenierung von Liz Garbus ('What happened, Miss Simone?') nicht nur um ein Kriminal- und Familiendrama, sondern durchaus auch um ein Gesellschaftsdrama. Letztlich ist davon auszugehen, dass es sich weniger um tragische Einzelschicksale handelt, sondern vielmehr um ein Phänomen mit einem relativ großen Kreis an Betroffenen. Vielleicht nicht unbedingt in Bezug auf die Mordserie, aber doch in Hinblick auf die familiäre Misere und das eklatante Behördenversagen.
Randnotizen:
Amy Ryan und Gabriel Byrne (beide 'In Treatment') agieren hier im Vergleich zu ihren Rollen in der Therapeuten-Serie mit mehr oder weniger vertauschten Rollen. Während Ryan in der Serie Byrnes Therapeutin spielt, wird sie in 'Lost Girls' gezwungenermaßen zu einer Bittstellerin, die unter dem schleppenden Fortgang der Ermittlungen leidet.
Über die Informationen, die in Textafeln am Ende der Inszenierung eingeblendet werden, ließe sich wahrscheinlich ein weiteres Drama verfilmen.
KURZFAZIT
Grau. Trist. Hoffnungslos. Alltäglich.
[Die Synopse von MP ist mal wieder völliger Unsinn. Die Handlung wird nicht aus der Perspektiv der Todesopfer geschildert, sondern aus Sicht der Hinterbliebenen.]
Roberto Saviono dürfte unter den Autoren fiktionaler Werke unbestritten zu den profundesten Kennern des organisierten Verbrechens in Italien gehören, was er nicht zuletzt durch die Veröffentlichung zahlreicher Printreportagen und Sachbücher unter Beweis gestellt haben dürfte. In 'Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra, der 2008 produzierten Spielfilmversion der gleichnamigen Vorlage aus der Feder von Roberto Saviano wird, wie es der Titel bereits andeutet, ein Gefühl für das Milieu des organisierten Verbrechens in der Region um Neapel (und darüber hinaus) vermittelt. Die ebenfalls lose auf derselben Quelle basierende Fernsehserie 'Gomorrha' (2014 – 2021) zielt anfangs in eine ähnliche Richtung, ehe sie gegen Ende hin jedoch zu einer Ansammlung übertrieben plakativer Anekdoten verkommt.
Die Geschichte der Serie beginnt zunächst als fiktionalisierte Version von Savianos Recherchen sowie als Milieustudie, die dem Publikum anhand gängiger Stilmittel wie Personalisierung, Psychologisierung und Emotionalisierung vermittelt wird. Gennaro Savastano, Sohn des berüchtigten Clan-Bosses Pietro Savastano hadert mit seiner eigenen Rolle ebenso wie mit der Behandlung durch seinen Vater. Im Lauf einer fast schon epischen Geschichte versucht er so verzweifelt, seinen Vaterkomplex zu bewältigen, dass er gar nicht bemerkt, wie er sich zunehmend eine alternative Version seines alten Herrn verwandelt. In einem zweiten Handlungsstrang versucht sich Ciro Di Marcio, einer der erfahrensten Soldaten Savastanos, auf seine ganz eigene Weise zu emanzipieren. Gennaro und Ciro verbindet daher eine Mischung aus Freundschaft und Hass, Kooperation und Rivalität sowie Loyalität und Verrat – teilweise in schwindelerregend schnellem Wechsel.
Anfängliche Zweifel, ob dieses Grundgerüst tatsächlich eine Serie mit 58 Episoden tragen kann, dürften spätestens während der mittleren Staffel zerstreut werden, ehe sie mit Anbruch des letzten Drittels der Serie wieder deutlich zunehmen. Zwar wird eine regelrechte Armee an neuen Charakteren eingeführt, von denen nicht wenige als vielversprechende Archetypen erscheinen, doch bevor sie ihr Potential auch nur annähernd entfalten können, segnen sie auch schon wieder das Zeitliche. Dies gilt zwar gewiss nicht für alle von ihnen, denn einigen Darstellern wird enorm viel Raum zur Entwicklung ihrer Figuren zugestanden, doch ins Herz schließen sollte man besser niemanden in dieser Geschichte. Im Grunde scheint bei so gut wie allen Charakteren das Verfallsdatum bereits aufgedruckt, man sieht es als Zuschauer nur noch nicht. Oder um es im Stil der Serie auszudrücken: Für nahezu jeden Charakter steht schon ein Grabstein bereit; sofern er nicht auf einer Deponie verscharrt wird...
Grundsätzlich ist es sicher keine schlechte Idee, keinem der Charaktere einen Freifahrtschein auszustellen, doch die Tode häufen sich während der letzten beiden Staffeln derart inflationär, dass es nur noch grotesk erscheint. Mitunter führen selbst Nichtigkeiten zu Massakern; nahezu jede Episode in den späteren Staffeln hält ihr Blutbad der Woche bereit, manchmal sind es sogar zwei. Doch selbst durch diese apokalyptisch anmutende Eskalation kann nicht verborgen werden, dass einige Handlungselemente repetitiv vorgetragen werden. Wie ein Mantra werden verschiedene Entwicklungen wiederholt und zumeist nur geringfügig variiert. Entscheidungen werden mehrmals zurückgenommen und dann doch wieder in der ursprünglichen Form umgesetzt. Vergleichbar mit dem Pendel einer Uhr kehren besonders die beiden Protagonisten immer wieder zu denselben beiden Extremen zurück. Was also zunächst als Mischung aus Kriminalthriller, Mafiadrama und Milieustudie beginnt, verkommt spätestens ab der vierten Staffel zu einer Art. Seifenoper mit Waffen.
Dank der hohen literarischen und auch cineastischen Qualität der ersten Serienhälfte überwiegen die positiven Eindrücke klar, doch haften bleibt unmittelbar nach einer Sichtung eben oftmals der letzte Eindruck.
Dies gilt auch bei der Betrachtung einzelner Episoden. In 'Gomorrha' gehört es zur Tradition, jede Episode mit demselben Musikstück auszuleiten und in den Abspann zu überführen, während dessen dann auch der Gesang einsetzt. Was einerseits als akustisches Markenzeichen funktioniert, bringt auf der anderen Seite auch zwei Nachteile mit sich: Zuschauer, die gerade im Serienbereich auf leitmotivisch verwendete Melodien konditioniert sind, erwaten naturgemäß bestimmte Stimmungen zu bestimmten Liedern. Die Produzenten legen sich auf diese Weise also unnötigerweise selbst Fesseln an. Darüber hinaus kann durch den exzessiven Gebrauch des immer selben Themas am Ende jeder Episode Bingewatching zu einer regelrechten Geduldsprobe werden.
Randnotiz: Die Wege, die Gennaro in Köln zurücklegt, sind ziemlich wirr. Ein Beispiel: Mit dem Auto Richtung Schäl Sick über die Severinsbrücke, dann steigen sie aus und gehen zu Fuß Richtung Westen und kommen aber trotzdem in Deutz wieder raus - und finden sich plötzlich in einem Wald wieder, der ein paar Kilometer entfernt liegt.
KURZFAZIT
Ambitioniertes Projekt mit einigen unbestreitbaren Vorzügen, aber auch ein paar Rissen im Gebilde.
Oscar Madness (3 Nominierungen)
Halbschwergewichtsboxer James „The Bulldog of Bergen“ Braddock (Russell Crowe) hat sich ein kleines Vermögen erwirtschaftet. Seine Kämpfe sind gut dotiert und er lebt mit seiner Familie in einer kleinen Villa an der Ostküste der USA. Wenige Jahre später werden Braddock und seine Angehörigen mit voller Wucht von den Auswirkungen der Großen Depression erfasst. Sie wohnen nun in einem spärlich ausgestatteten Keller-Apartment in einer Nachbarschaft, die eigentlich ein Arbeiterviertel sein sollte. Jedoch gibt es so gut wie keine Arbeit, worunter die gesamte Gesellschaft leidet. Gerade als ambitionierter Sportler könnte er in einer derart schweren Krise vielleicht identitätsstiftend wirken, doch im Grunde hat er mit dem nackten Überleben zu kämpfen. Schließlich liegt oftmals so gut wie kein Essen auf dem Teller.
Regisseur Ron Howard scheint dem Kalkül zu folgen, dass viele Zuschauer seines Boxerdramas auch einige weitere Klassiker dieses Subgenres rezipiert haben dürften. Neben einigen (mehr oder weniger subtil vorgetragenen) Verweisen auf das in Martin Scorseses Sportdrama 'Wie ein wilder Stier' verfilmte Schicksal Jake LaMottas wird besonders während der beiden letzten Akte auf die beiden ebenfalls oscarnominierten Verfilmungen von 'Der Champ' von King Vidor (1931) und ganz besonders auf die Version von Franco Zeffirelli (1979) Bezug genommen. Das Schicksal Andy Purcells und vor allem Billy Flynns im Hinterkopf, erhält Max Baers Hintergrundgeschichte in Hinblick auf James Braddock eine besonders dramatische Note. Die damit verbundenen Kunstgriffe geschehen jedoch zu Lasten von Braddocks Widersacher, dessen Auftreten im Howards Geschichte deutlich überzeichnet erscheint. Dass Baer selbst massiv unter den Folgen seines Kampfes gegen Frankie Campbell gelitten haben soll, wird allenfalls in einer einzigen Dialogzeile angedeutet. Diese wird jedoch in einem derart aufgeladenen Kontext präsentiert, dass nicht eindeutig klar ist, ob sie als aufrichtige Warnung oder als pure Aggression gedacht ist.
Nichtsdestotrotz wurde Howards Inszenierung für drei Oscars nominiert. Berücksichtigt wurde seine Produktion in den Kategorien Schnitt und Maske, was in erster Linie durch die vergleichsweise realistische Darstellung der Boxkämpfe begründet sein dürfte. Zudem durfte sich Nebendarsteller Paul Giamatti einer Nennung auf der Kandidatenliste erfreuen. Jedoch hatte er bei der Verleihung am 5. März 2006 gegenüber George Clooney ('Syriana') das Nachsehen.
KURZFAZIT
Wuchtig inszeniertes Boxer- und Sozialdrama, das neben der sportlichen Seite auch die wirtschaftliche (besonders im Mikrokosmos New Jersey) in den Blick nimmt.
Sehr heitere Sammlung! :D
Noch ein paar mehr und es reicht für eine kleine Sonderausstellung. :-)
Haha, sehr gut. Einen Easter-Egg Scherz in der Adresszeile versteckt. :D
303
Das geheime Leben der Bäume
Das schönste Mädchen der Welt
Der Goldene Handschuh
Golden Twenties
Smile
Systemsprenger
Wackersdorf
Werk ohne Autor
Zwei Herren im Anzug
American Honey
Der Tod des Herrn Lazarescu
Drogen; Amerikas längster Krieg
Harry und Tonto
Leave No Trace
Mother (Japan, 2020)
Next Goal Wins (Doku)
Wackersdorf
Welcome to Sodom
Why We Fight
Die Werke von Filmemacher Noah Baumbach (u.a. 'Greenberg', 'Marriage Story', 'Gefühlt Mitte Zwanzig') sind nicht gerade leicht greifbar für Kritiker und Publikum. Mal werden (Lebens-)Weisheiten offen ausgesprochen, mal werden sie zwischen Skurrilitäten oder unter vermeintlich banalen Aussagen versteckt. Auf der anderen Seite finden auch immer wieder Absurditäten, die für sich selbst stehen, Eingang in seine Werke. Zumindest mutmaßlich, denn man kann sich bei Baumbach keineswegs in allen Fällen sicher sein. Seine Groteske 'Weißes Rauschen' (2022) erscheint in dieser Hinsicht wie ein bunter Querschnitt seiner Filmographie.
Jack Gladney (Adam Driver) ist beruflich erfolgreich (er hat eine Professur inne), während er nur sehr bedingt Herr seines Privatlebens ist. Als eines Tages infolge eines Verkehrsunfalles eine giftige Wolke auf seinen Wohnort zukommt, gleitet die Situation komplett ins Chaos ab.
Baumbach überzieht sein Publikum mittels dieser Inszenierung mit Abhandlungen über Elvis Presley und Adolf Hitler, mit offenbar freischwebenden Gedanken zu Eheproblemen und Szenen aus dem Berufsalltag, mit Philosophie und handfesten Befunden sowie schließlich mit Gewalt- und Tanzeinlagen. Bei der Sichtung des Filmes kann sich durchaus der Eindruck einstellen, als wollte Baumbach dem Publikum eine Mischung aus seiner eigenen Gedankenwelt und der des Autors der Romanvorlage (Don DeLillo) in audiovisueller Form zugänglich machen. Für eingefleischte Fans des Einen oder des Anderen vermutlich eine spannende Sache, doch wer nicht zu diesem Kreis gehört, steht möglicherweise etwas ratlos davor. Mir ging es jedenfalls so.
Randnotiz: Es empfiehlt sich, die Szene, in der Jack Deutschunterricht nimmt, sowohl in der Originalversion als auch in der deutschsprachigen Synchronisation zu schauen. Auch wenn der Gesprächsinhalt nicht von übermäßiger Bedeutung für die Handlung ist, erscheint doch kurios, wie weit sich die Übersetzung vom Original entfernt.
KURZFAZIT
Buntes Sammelsurium der Kuriositäten – garniert mit einigen Bonmots.
Sein dritter Auftritt als Meisterdetektiv Hercule Poirot führt Kenneth Branagh in ein venezianisches Spukhaus, wo ein Medium für paranormale Fälle zu einer Seance geladen hat. Wie üblich findet sich ein bunt gemischter Kreis zusammen und es kommt zu einem Todesfall. Dabei sollte sich doch eigentlich herumgesprochen haben, dass es eine ganz schlechte Idee ist, einen Mord in Anwesenheit von eines Ermittlers von seinem Format zu begehen. Bevor es losgeht, straft Poirot jedoch einen anderen möglichen Auftraggeber mit demonstrativem Desinteresse.
Trotz der Mitwirkung von Kenneth Branagh, Tina Fey, Michelle Yeoh u.a. zeigt sich schnell, dass die vielleicht größten Stars dieses Filmes die Verantwortlichen für die Kulissen und Requisiten sein könnten. Das Gros der Räume ist detailreich gestaltet und es gibt eine stattliche Anzahl ungewöhnlicher Gegenstände zu bestaunen. Daraus resultiert ein Szenenbild, das düster und fantasievoll zugleich wirkt und der Geschichte einen passenden Rahmen verleiht.
Die Handlung selbst fällt vergleichsweise konventionell aus. Die Hinweise, die das Publikum an die Hand bekommt, werden so dosiert, dass sich aufmerksame Zuschauer einen Teil der Auflösung selbst zusammenreimen können, wobei für eine komplette vorzeitige Auflösung im Alleingang sicher auch eine Portion Glück nötig ist. Das Finale ist derart gestaltet, dass es Überraschungen parat hält, aber doch wahrscheinlich genug erscheint, um nicht als komplett an den Haaren herbeigezogen zu wirken.
Nach Abschluss der Ermittlungen wird der Interessent vom Beginn der Geschichte erneut bei dem berühmten Meisterdetektiv vorstellig und erlebt dabei eine handfeste Überraschung.
KURZFAZIT
Routiniert, aber mit Liebe zum Detail vorgetragene Kriminalgeschichte, die mit einigen Stilelementen aus dem Horrorgenre bebildert ist.
Ermittler in Mordfällen laufen üblicherweise dem Geschehen hinterher. Was sollen sie auch anderes tun? Schließlich können sie erst tätig werden, nachdem ein Mord geschehen ist. Zwar gibt es – sowohl auf der Leinwand als auch im realen Leben – verschiedene Versuche, Verbrechen zu prognostizieren, doch was in Bezug auf Einbrüche hier und da gelingen mag, erscheint bei Tötungsdelikten weitgehend aussichtslos.
In der unter der Mitwirkung von David Fincher entstandenen Kriminal-Serie 'Mindhunter' versucht ein kleines Team von Forschern und Ermittlern Ende der 70er Jahre, einen Mittelweg zu finden. Zwar mögen sich vielleicht einzelne Morde nicht vorhersehen lassen, doch es erscheint durchaus sinnvoll, der inneren Natur einzelner Verbrechensserien nachzuspüren. Welche Mordfälle hängen zusammen? Lässt sich daraus ein Muster ableiten? Und lassen sich auf Grundlage dieser Muster Rückschlüsse auf die Identität des Täters sowie Prognosen für zukünftige Kapitalverbrechen ableiten? Um dies herauszufinden, führen zwei FBI Agents Befragungen mit bereits inhaftierten Mehrfachtätern durch und gleichen ihre so gewonnenen Thesen anhand von aktuellen Fällen mit der Realität ab, indem sie sich in ausgewählten aktuellen Fällen an der Ermittlungsarbeit beteiligen. Doch dann geschieht eines Tages (während Staffel zwei) etwas, was auch einen mit allen Wassern gewaschenen Haudegen an seine Grenzen stoßen lässt.
In vergleichsweise düsterer Atmosphäre und mit ruhiger Hand inszeniert werden in 'Mindhunter' Verbrechen aus einer für Serienverhältnisse ungewohnten Perspektive betrachtet. Statt dem Geschehen ausschließlich hinterherzulaufen, rücken die Ermittler bereits gewonnene Erkenntnisse in ein neues Licht und wollen ihre daraus gezogenen Schlüsse dazu nutzen, auf Augenhöhe mit gerade aktiven Serienkillern kommen zu können. Mit beachtlicher filmhandwerklicher Qualität werden dabei auch einige zurückliegende Verbrechen aufgearbeitet, denen in der Popkultur ein fast schon ikonischer Charakter zukommt. Der sogenannte „Son of Sam“ sowie Charles Manson dürften zwei der prominentesten Beispiele dafür sein. Wie ein Elefant im Raum steht dabei stets die Frage, welche Ermittlungsmethoden legitim und erfolgversprechend sind und wo die moralischen und methodischen Grenzen derartiger Vorgehensweisen liegen. Abschließend kann diese Frage zwar nicht beantwortet werden, doch Fincher und der Rest der der Crew spüren ihr zumindest akribisch nach. Manchmal reicht es eben schon, die richtigen Fragen zu stellen.
Bedauerlich erscheint, dass ein roter Faden, der weite Strecken der Handlung durchzieht (zumeist zu Beginn der Episoden), nicht final zu Ende gebracht werden konnte. Dennoch erscheint ein Blick auf diese durchaus von Understatement geprägte Serie mehr als lohnenswert. Auch wenn dem Publikum die Veröffentlichung einer dritten Staffel von 'Mindhunter' wohl verwährt bleibt, empfiehlt sich als Ersatz eine Sichtung der (zumindest teilweise) thematisch und atmosphärisch ähnlich gelagerten Miniserie 'In With the Devil' mit Taron Egerton und Paul Walter Hauser.
KURZFAZIT
Ruhig vorgetragener Blick in menschliche Abgründe.
Oscar Madness (7 Nominierungen)
„Die besten Denkmäler sind die, die man sich selbst setzt“, scheint sich Steven Spielberg während der Vorproduktion seines autobiographisch geprägten Dramas 'Die Fabelmans' gedacht zu haben. Als Zuschauer hingegen stolpert man zuerst über den Titel. Steht ein Ausflug ins Reich der Fabeln bevor oder wird es einfach nur fabelhaft? Vorneweg: Es mag sein, dass beides nicht komplett von der Hand zu weisen ist, doch unter dem Strich steht eine Erzählung, die deutlich weniger marktschreierisch ausfällt als bei vielen anderen Autobiographen (es kann sein, dass es diese Bezeichnung bis gerade eben noch gar nicht gab...).
Selbststilisierung findet in dieser als „leicht fiktionalisiert“ beworbenen Produktion in erster Linie über Auslassungen statt, was wohl noch eine der zurückgenommensten Formen der Selbstbeschreibung sein dürfte. Allzu unglaubwürdige Facetten bleiben dem Publikum also erspart, dafür konzentriert sich Spielberg auf eine Art teleologischer Erzählung, in der (fast) alles auf seinen künftigen beruflichen Werdegang gerichtet ist. Auch die familiären Details, die er einfließen lässt, sind teilweise in diesem Licht zu sehen. Komödiantisch oder satirisch heiter wird es zumeist dann, wenn gesellschaftliche oder kulturelle Phänomene ins Visier genommen werden – ob in Bezug auf Hollywood-Legende John Ford, auf den Onkel aus der Zirkusbranche oder auf die Unsitte, nach dem Essen, die Tischdecke samt Einweggeschirr zusammenzuknüllen und wegzuwerfen.
In Bezug auf seine Mutter ergibt sich die bizarre Situation, dass sie ihre Extravaganzen auslebt, während ihr Filius vergleichsweise erwachsen wirkt. Manchmal hat es (überspitzt gesagt) den Eindruck, als wäre er sein eigener Vater und seine eigene Mutter. Allzu großen Groll scheint er allerdings nicht zu hegen, denn gewidmet ist der Film seinen Eltern (Erwähnung im Abspann). Schließlich hat jede Medaille zwei Seiten. Aufgrund der defizitären Erziehungsmethoden seiner Eltern, die sich pointiert auf die Formel „Geschenke statt Aufmerksamkeit“ reduzieren ließen, blieben ihm zumindest genug Zeit und Raum für seine Beschäftigung mit der Kamera.
Unter dem Strich scheint 'The Fabelmans' vor allem die Idee zugrundezuliegen, verschiedenen wiederkehrenden fiktionalen Elementen aus Spielbergs Filmen eine Verankerung in der Welt abseits der Leinwand zuzuweisen. Zahlreiche Gestaltungsideen aus seinem Œuvre entstanden eben nicht im luftleeren Raum, sondern sind spätestens jetzt biographisch herleitbar. Die Resonanz in Form von immerhin sieben Oscarnominierungen (Bester Film, Regie, Originaldrehbuch, Hauptdarstellerin Michelle Williams, Nebendarsteller Judd Hirsch, Filmmusik und Szenenbild) - nebst zahlreichen weiteren Ehrungen und Nominierungen - kann sich sehen lassen.
KURZFAZIT
Eine Branchengröße verneigt sich vor sich selbst.
Nur wenige Genres dürften derart deutlichen Wellenbewegungen unterliegen wie das des Kriminalthrillers. Während Komödien, Horrorfilme und andere Bereiche quasi konstant über Jahrzehnte hinweg bespielt werden, gibt es manche Jahrzehnte mit recht vielen hochwertigen Thrillerproduktionen und manche mit deutlich weniger. Grant Singers 'Reptile' (2023) wurde mitten in eine Flautephase hinein produziert. Umso mehr lässt der prominente Cast aufhorchen, der für diesen Film verpflichtet werden konnte. Neben Benicio del Toro, Alicia Silverstone und Justin Timberlanke sind mit Domenick Lombardozzi ('The Wire', 'Breakout Kings') oder Owen Teague ('Bloodline', 'The Stand') auch so einige Darsteller involviert, die sich nicht zuletzt im Serienbereich einen Namen machen konnten. Andere (wie beispielsweise Frances Fisher) fühlen sich augenscheinlich in beiden Welten wohl (was mittlerweile wohl auch für Owen Teague gelten dürfte). Wenn sich ein derart illustrer Cast für eine Thrillerproduktion zusammenfindet, kann das Konzept also nicht so schlecht sein, oder?
Der erste Eindruck täuscht tatsächlich nicht. Singers Inszenierung der Geschichte über die Frau eines Maklers, die unter rätselhaften Umständen ermordet wird, überzeugt bei weitem nicht nur in Bezug auf das Schauspiel. Denn nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera scheint sich eine versierte Crew zusammengefunden zu haben. Die Erzählung spielt dabei mit Elementen aus verschiedenen Subgenres (Copthriller, Film Noir, psychologischer Thriller) und verbindet diese zu einer schwermütig vorgetragenen Gemengelage, in der kaum jemand irgendwem vertrauen kann. Nahezu jedes Wort wird mit Bedacht gewählt. Wer sich (auch nur kurz) nicht daran hält, lebt bzw. stirbt gefährlich. Selbst jene Entwicklungen, die sich relativ treffsicher vorhersagen lassen, sorgen dank der stilsicheren Inszenierung durchaus für Spannung.
Sobald mal wieder eine Handvoll solch hochwertiger Thriller in halbwegs kurzen Abständen veröffentlicht wird, darf man bestimmt auch mit der nächsten Welle in diesem Genre rechnen.
KURZFAZIT
Düster, intensiv und von ruhiger Hand inszeniert.
++ Leichte SPOILER ++
Eine Werkstatt, eine (lebendige) Frau und eine Leiche. Diese Konstellation steht am Beginn der Handlung von 'Blood on Her Name' (Alternativtitel: 'Blood on My Name'). Was genau sich zugetragen haben könnte, bleibt zunächst nebulös. Zwar bekommt man als Zuschauer recht schnell Informationen zur Verfügung gestellt, durch die man sich den mutmaßlichen Hergang der Tat selbst herleiten kann, doch wirkliche Gewissheit besteht vorerst nicht. Stattdessen sieht man eine Protagonistin, die im Bestreben, den entstandenen Schaden zu begrenzen, noch sehr viel größeres Unheil anrichtet. Mit nahezu jedem ihrer Schritte reißt sie sich selbst – und Teile ihres Umfeldes – tiefer in einen Sumpf des Verderbens.
Ihr Vater, der selbst nicht gerade ein Kind von Traurigkeit ist, hat ihr in der Kindheit einen sprichwörtlichen Rucksack umgeschnallt, dessen Last sie auch im Erwachsenenalter nur schwer schultern kann. Sie selbst möchte ihr Problem nun anders lösen. Nur leider gibt ihr der Erfolg nun mal so gar nicht recht.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist also die eines Niederganges – nicht nur in Bezug auf die Hauptfigur, sondern auch mit Blick auf einige weitere Charaktere. Nicht alle gehen auf dieselbe Weise unter, doch am Ende des Filmes sind gleich mehrere Personen deutlich schlechter gestellt als noch zu Beginn. Eingebettet ist die Handlung in eine Szenerie, die vermutlich sehr viel mehr Bezug zur Lebenswirklichkeit zahlreicher US-Amerikaner haben dürfte als es in vielen anderen Produktionen der Fall ist. Vieles ist im Verfall begriffen. Zahlreiche Menschen leben zwar vielleicht nicht in bitterer Armut, von einem sorgenfreien Auskommen oder gar Überfluss kann jedoch auch keine Rede sein. Wahrscheinlich wäre es zu hoch gegriffen, die Handlung als Allegorie auf den wirtschaftlichen Niedergang einer Gesellschaft zu deuten, doch komplett unbeabsichtigt dürften derlei Parallelen wohl auch nicht sein. Unter dem Strich steht daher ein kleiner, etwas dreckiger Kriminalthriller, der auch einige Merkmale des Dramengenres in sich trägt.
KURZFAZIT
Anschauliche Darstellung, wie man einen entstandenen Schaden kaputtrepariert.
Ein alternder Comedian (Richard Dreyfuss) und ein Promoter (Chevy Chase), dessen beste Tage ebenfalls schon eine Weile zurückzuliegen scheinen, wollen es noch einmal wissen. Wobei: Ob der Manager in beruflicher Hinsicht tatsächlich schon mal so richtig goldene Tage hatte, erscheint nicht ganz gewiss. In irgendeiner Form wird er wohl schon über prominente Kontrakte verfügt haben, aber seinen (gegebenen oder verweigerten) Antworten nach zu urteilen, hält er schon ganz gerne das überzeichnete Bild des großen Machers aufrecht. Kurzum: Einer der beiden ist eingerostet, der andere offenbar nicht ganz so renommiert, wie er nach außen gerne erscheinen würde. Wenig überraschend haben sich beide im Lauf der Jahre eine ganze Reihe kauziger Marotten angeeignet – dementsprechend fällt dann auch ihre gemeinsame Tournee aus.
Regisseur Greg Pritikin scheut bei der Inszenierung der Tragikomödie 'The Last Laugh' offensichtlich jegliches Risiko, denn in nahezu jedem Abschnitt der Handlung wird eine risikoarme Variante gewählt. Zwar könnte man argumentieren, dass ein zeitloses Konzept selbst im Alter keinen Rost ansetzt; doch wenn so gar keine eigene Note hinzugefügt wird, bleibt ein Film bei vielen Zuschauern wahrscheinlich auch nicht besonders lange in Erinnerung. Als entspannter Absacker nach einem hektischen Tag kann dieser Film gewiss funktionieren, doch zu einer größeren Wirkung mangelt es an Ambitionen.
Mit Blick auf die Besetzung stellt sich die Frage, ob die Inszenierung nicht auch mit vertauschten Rollen funktioniert hätte; also mit Chase als Komiker und Dreyfuss als Tourmanager. Oder wenn man es negativ sehen möchte: Da beide Darsteller nur sehr bedingt ihre persönliche Note einbringen (dürfen?), wirken ihre Rollen auch ein Stück weit austauschbar.
KURZFAZIT
Mit ruhiger Hand inszenierte Tragikomödie der alten Schule – passend zur Wahl der beiden Hauptdarsteller.
++ Leichte SPOILER ++
Man kennt es: Jemand fährt ins Hinterland, durch eine Gegend, in der man niemanden kennt. Kurz danach kommt es fast schon zwangsläufig entweder zu einem missglückten Überholmanöver oder zum einer respektlosen Konfrontation an einer Tankstelle (oder beides) – und schon wird eine Spirale in Gang gesetzt, deren Eskalationsdynamik sich kaum noch aufhalten lässt. John Hyams (Regie) macht in 'Alone – Du kannst nicht entkommen' keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Gespielt wird die übliche Genre-Klaviatur. Etwas angetäuscht wird hier allenfalls im deutschsprachigen Zusatztitel, denn ein Entkommen wäre durchaus an mehreren Stellen möglich. Doch da hier eben (ganz besonders zum Auftakt) auf ausgetretenen Pfaden gewandelt wird, nimmt die Protagonistin so ziemlich jeden Fehler mit, den man nur machen kann.
Ein aufdringlicher Creep kreuzt wiederholt ihren Weg (wobei nicht immer ganz klar ist, wie ihm das konkret gelingt). Zwar ist er ihr von Beginn an suspekt, doch handfeste Schlüsse zieht sie augenscheinlich nicht daraus. Für das Publikum stellt sich dementsprechend (zumindest zu Beginn) die Frage, ob wirklich dieser Typ ihr Hauptgegenspieler sein wird oder ob noch andere Leute hinzustoßen werden. Doch da die Filmfigur Jessica natürlich nicht weiß, dass sie in einem Thriller mitspielt, scheint sie ihrer inneren Stimme offenbar nicht genug Bedeutung zuzumessen. Und so kommt es eben, wie es kommen muss. Alles spitzt sich zu einer Situation zu, in der es nur noch darum geht, irgendwie zu entkommen.
Immerhin: Innerhalb dieser Prämisse erzählt Hyams die Geschichte auf durchaus packende Weise. Der Inhalt ist zwar zum Davonlaufen (und sei es nur, um dem Psychopathen zu entkommen), doch der Stil gestaltet sich vergleichsweise ansprechend.
KURZFAZIT
Nicht besonders originell (vor allem zu Beginn), aber immerhin stellenweise spannend.
Da sich ein wohlhabendes Ehepaar (der Mann wird dargestellt von Matthew Broderick) Sorgen macht, dass ihr nerdiger Sohn, der demnächst auf das College gehen soll, dort kein Bein auf den Boden bekommen wird, heuern sie eine chaotische und chronisch klamme Frau (Jennifer Lawrence) an, um den Buben zu einem Mann zu machen. Klingt schlüpfrig – und ist es auch ein wenig. Schließlich soll sie ihm das Feiern und Saufen ebenso beibringen wie den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Verkehrte Welt also. Während sich hunderttausende Eltern Sorgen machen, wie ihre feierwütige Brut Prüfungen bestehen soll, ist es hier genau umgekehrt. Zum Lernen muss man den Jungen nicht animieren, doch zum Leben schon.
Die Konstellation des Protagonistenpärchens erinnert ein wenig an Garry Marshalls 'Pretty Woman'. Zwar sind die Schnittmengen zwischen den jeweiligen Charakteren höchst überschaubar, doch das Prinzip ist ähnlich: Die unkonventionell und bisweilen lasziv handelnde Dame wirbelt den staubtrockenen Alltag ihres männlichen Gefährten durcheinander. Angesiedelt ist die Handlung von 'No Hard Feelings' irgendwo im Bereich zwischen Coming of Age Drama und (romantischer) Komödie. Gene Stupnitzky (Regie) kokettiert mit einigen vermeintlichen Tabubrüchen, bleibt letztlich aber doch auf den üblichen Mainstream-Pfaden. Wer genau zur Hauptzielgruppe dieser Produktion gehören soll, ist den Produzenten möglicherweise selbst nicht zweifelsfrei klar, denn es werden verschiedene Interessens- und Altersgruppen bedient, ohne sich auf eine davon festzulegen. Am Ende bleibt somit ein heiter vorgetragenes Sommerabenteuer, das aber mit einer Reihe von Charaktere gespickt ist, die durchaus auch zu bedauern sind. Immerhin: Viele von ihnen finden einen geeigneten Weg, mit ihrer jeweiligen Situation umzugehen. Vielleicht liegt genau darin eine der Hauptqualitäten dieser Tragikomödie.
KURZFAZIT
Kurzweilige Spaßveranstaltung, der aber ein durchaus ernstes Fundament zugrunde liegt.
Wer hätte nicht schon mal die Dienste einer Firma gebraucht, die ihren Kunden Alibis in jedweder Situation anbietet bzw. sie mit teils professionell und aufwändig vorgetragenen Ausreden aus jeder noch so ausweglosen Situation rettet? Die Bürger Frankreichs haben nun ein Problem, denn die Firma aus der Vorgängerepisode existiert nicht mehr. Zwar hätten die Beteiligten durchaus noch Lust auf ihre absurden Scherze zum Wohle der Auftraggeber, doch das familiäre Umfeld spielt bei dieser Charade nicht mehr mit. Was wäre nun die dümmste Idee, die man in dieser Situation haben könnte? Ganz genau, man setzt die frei gewordenen Kapazitäten und das fragwürdige Know How für private Zwecke ein und zieht eine ähnliche Show erneut ab. Doch wer würde schon so doof sein?
Wo auch immer in Frankreich ein Fettnäpfchen (oder gar ein ganzer Eimer voller Fett) steht, sind Gregory (Philippe Lacheau) und Medhi (Tarek Bouadi) nicht weit. Getreu dem Motto, dass viele Dinge erstmal schlimmer werden, bevor sie sich bessern, stürzen sie sich voller Tatendrang in ihre selbst gestellten Aufgaben und machen alles schlimmer, bevor es noch schlimmer wird. Egal, wie tief du schon mal gesunken bist, Gregory wird deine Tiefschläge locker unterbieten. Immerhin hat er steht's eine vermeintlich rettende Idee parat. Für Heiterkeit ist also durchaus gesorgt, auch wenn das Konzept bereits erste Abnutzungserscheinungen aufweist. Lacheau und seine La Bande à Fifi scheinen sich dessen bewusst zu sein, worauf besonders das Finale schließen lässt, während dessen ein Haken auf den nächsten folgt und in dieser Hinsicht fast schon an ein Con Artist Movie erinnert. Heiter ist ihr Konzept eines immer stärker eskalierenden Schlamassels allemal, doch über kurz oder lang werden wohl neue Pläne geschmiedet werden müssen.
KURZFAZIT
Mittelmäßige Weiterführung einer halbwegs originellen Ausgangsidee.
++ Enthält SPOILER ++
1978 kommt es beim sogenannten Jonestown Massacre in Guyana zu über 900 Todesfällen. Ti West nimmt diese Ereignisse zum Anlass, eine ähnliche Geschichte im Found Footage Stil zu erzählen; wobei beides gleich wieder relativiert werden muss. Zwar finden nahezu alle Wegmarken des besagten Ereignisses Eingang in das von West verfasste Skript, doch die Details und Leerstellen dazwischen werden teils verfremdet, teils mit fiktionalen Elementen gefüllt. In Bezug auf die visuelle Gestaltung hebt sich die Produktion recht deutlich aus der Masse anderer Found Footage Filme ab, da innerhalb der Geschichte eine (semi-)professionelle Crew mit mit halbwegs passabler Ausrüstung (statt irgendwelcher Amateure mit billigen Kameras) für die Aufnahmen sorgt.
Die Handlung an sich wird vergleichsweise trocken heruntererzählt. Das Konzept der Gnade scheint bei den Fanatikern (mit einer Ausnahme) nicht vorzukommen. Die größten Ungeheuerlichkeiten finden bei Tageslicht statt, was die Möglichkeiten, sich zu verstecken, deutlich einschränkt. Gestorben wird überwiegend abseits der Kamera, was die Schilderungen aber keineswegs harmloser erscheinen lässt. Der eigentliche Schrecken geht in Wests Inszenierung allerdings eher von den Ereignissen aus, die unmittelbar vor dem Massaker stattfinden. Die Art und Weise, in der die Fanatiker ihrem Anführer folgen, wäre mit „unkritisch“, „blauäugig“, „unbedarft“ oder „verblendet“ noch vorharmlosend beschrieben. Ti West und Nebendarsteller Gene Jones lassen den Anführer der Sekte noch nicht einmal besonders charismatisch erscheinen. Wenn selbst dieser windige Typ mit seinen recht überschaubaren rhetorischen Fertigkeiten die bedingungslose Gefolgschaft zahlreicher Menschen herbeiführen kann, möchte man sich gar nicht ausmalen, wozu erst talentiertere Menschenfischer in der Lage sein könnten; doch die politische Historie zahlreicher Länder hält ohnehin eine ganze Reihe an Beispielen parat.
5,5 – 6 Punkte.
KURZFAZIT
Trockene Erzählung einer Geschichte, die erschreckenderweise nicht komplett aus der Luft gegriffen ist.
Mit (real existierenden) historischen Persönlichkeiten in frei erfundenen Geschichten ist es oft so eine Sache. Gerade als Regisseur oder Autor läuft man dabei sicherlich oft Gefahr, schnell ins Unglaubwürdige oder sogar in den Trashbereich abzugleiten. Doch wenn in Hollywood selbst Abraham Lincoln Vampire jagen kann (bzw. muss), kann Edgar Allan Poe erst recht bei Mordermittlungen helfend zur Seite stehen. Dies gilt ganz besonders, wenn in das Drehbuch so manche Elemente eingewoben sind, die entweder aus dem Werk des berühmten Schriftstellers stammen oder zumindest daraus stammen könnten. Vielleicht wäre es zwar etwas glaubwürdiger gewesen, statt des Schriftstellers höchstselbst einen begeisterten Leser seiner Literatur in die Ermittlungen einzubinden, doch es kann durchaus sein, dass diese Variante den Verantwortlichen schon zu sehr von Understatement geprägt gewesen wäre.
Jedenfalls wird ein nicht allzu ungewöhnlicher Krimi- bzw. Thrillerplot dargeboten, der seine Würze neben den bereits erwähnten Reminiszenzen an Edgar Allan Poe hauptsächlich durch die visuelle Gestaltung erhält. Nicht zuletzt durch Kulissen, Kostüme und Beleuchtung wird eine stimmig erscheinende Atmosphäre erschaffen, von der man sich vorstellen könnte, dass sie durchaus auch im Sinne Poes sein könnte. Und selbst wenn dem nicht der Fall sein sollte, passt sie zumindest hervorragend zur Geschichte dieses Filmes, die durchaus auch düstere Facetten aufweist. Die Wendungen, die die Handlung nimmt, sind zwar nicht unbedingt originäre Erfindungen von Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper ('Crazy Heart') oder Louis Bayard, dem Verfasser der Romanvorlage, was aber nicht heißen soll, dass sie zwangläufig vorhersehbar wären. Ein Rückgriff auf Abstrusitäten, wie etwas die Jagd auf Vampire, ist dazu gar nicht erst nötig.
KURZFAZIT
Vergleichsweise düster inszenierter Kriminathriller mit prominenter Besetzung (Christian Bale, Robert Duvall, Charlotte Gainsbourg u.a.).
Horrorctober 2024, Film #28
Es gibt nur zwei Dinge, die viele Würdenträger in der katholischen Kirche noch mehr fürchten als konfessionslose Staatsanwälte: Dämonen und Frauen. In 'The Devil's Light' (2022) bekommen sie es gleich mit beidem zu tun.
Schwester Ann, die alleine schon aus biographischen Gründen Interesse an der Thematik hat, schleicht sich in ein Seminar, in dem Geistliche dazu befähigt werden sollen, auch in schwierigen Fälle von Besessenheit Abhilfe schaffen zu können. Frauen dürfen in kirchlichen Einrichtungen gerne Bettpfannen leeren (oder wie im Film etwas euphemistischer behauptet wird: sich um die körperliche Gesundheit von Patienten kümmern), aber wenn es um mentale Belange geht, möchte man sie dann doch lieber fernhalten. Glück für Ann, dass ihr Dozent ein wenig progressiver denkt und sie zumindest als „Beobachterin“ für sein Seminar zulässt. Als Außenseiterin wider Willen bringt sie auch einige unkonventionelle Ideen mit ein, die der Seminarleiter zunächst nicht so richtig einzuordnen weiß. Bedeuten sie Fluch oder Segen? Führen sie zu Erlösung oder wird die Situation dadurch sogar noch verschlimmert? Und dann steht da ja auch noch ihre Backstory im Raum, denn sie ist nicht die erste Person in ihrer Familie, die mit einem Dämon in Kontakt kommt.
Auch wenn die Inszenierung recht konventionell erscheint und ein Großteil der Handlung auf den üblichen Exorzismusfilm-Pfaden verläuft, kann sich 'The Devil's Light' durch die Patriachatsthematik etwas abheben. Entsprechende Aussagen werden hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger unter's Volk gebracht, sondern sie schwingen eher implizit in den Dialogen mit. Zwar steht am Ende auch nur ein weiterer Exorzismusfilm, doch ist es zumindest einer, der von einer inhaltlichen Handschrift durchzogen wird.
KURZFAZIT
Exorzisten, nehmt euch in Acht, sonst verliert ihr euer Privileg; äh... sonst schlägt der Dämon wieder zu.
Horrorctober 2024, Beitrag #27
Eine hochwertig produzierte Serie aus Deutschland? Das lässt grundsätzlich schon mal aufhorchen. Also ab auf die Seereise gen Amerika. Und diese beginnt vielversprechend. Zwar wirkt das Figurentableau auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, doch das Produktionsdesign kann sich ebenso sehen lassen wie die Kostüme. Zwar erscheint die Gestaltung der visuellen Effekte nicht allzu ambitioniert, doch verstecken muss sich '1899' auch in dieser Hinsicht nicht – zumindest nicht vor anderen europäischen Produktionen. Auch der international besetzte Cast kann hinsichtlich der Hauptrollen überwiegend überzeugen. Ein Blick auf die Handlung wiederum fällt gemischt aus.
Von Beginn an wird eine ganze Reihe an Mysterien etabliert, wobei fraglich erscheint, ob es sich wirklich lohnt, über ausnahmslos alle nachzugrübeln. Selbst nach der Sichtung aller Episoden kann der Eindruck haften bleiben, dass zwar einige Geheimnisse bedeutungstragend sind, andere jedoch auch eher selbstzweckhaft eingestreut worden sein könnten. Klären lassen wird sich diese Frage wohl nicht mehr, doch es gibt begründete Zweifel daran, dass im Verlauf einer zweiten Staffel sämtliche Rätsel aus der vorherigen aufgeklärt worden wären. Der Rest ist eine Mischung aus 'Matrix', 'Fringe' und einer ganzen Reihe weiterer Erfolgsproduktionen aus den Bereichen Mystery und Science Fiction mit einigen Anleihen aus dem Horrorgenre. An Ködern, mit denen das Publikum an der Stange gehalten werden soll, mangelt es keineswegs. Ob die damit verbundenen Versprechen jemals eingelöst worden wären, wird sich wohl auf unserer Realitätsebene nicht mehr auflösen lassen. Bei den Cliffhangern am Ende der Episoden fällt die diesbezügliche Bilanz gemischt aus. So oder so gibt es als Belohnung für's Durchhalten zum Ende jeder Episode einen Rockklassiker auf die Ohren. Wer der Musik von Deep Purple, Black Sabbath, Jimi Hendrix oder The Blue Öyster Cult etwas abgewinnen kann, darf sich ganz besonders auf die finalen Szenen und den Abspann der jeweiligen Episoden freuen.
KURZFAZIT
Vergleichsweise hochwertig produzierte Serie aus Deutschland, deren Handlung (je nach Sichtweise immerhin oder nur) mit Abstrichen überzeugt.
[BREAKING NEWS: Horrorctober verlängert bis Sonntag!
Hab nicht mehr alle Kommentare rechtzeitig fertig bekommen. :D ]
Horrorctober 2024: "13 aus 13: Doppelt böse!" - Film #26
++ Leichte SPOILER ++
Das Grauen kommt über uns – in der Handlung des österreichischen Body-Horrorfilms gleich doppelt. Als ob die Monster nicht schon schlimm genug wären, hat das Publikum auch noch eine Politikerin zu ertragen, die sich trotz offenkundig schwacher Nerven als eine Art Superheldin aufspielt. Der Reihe nach:
Als ein schmelzender Gletscher eine rote Substanz freisetzt, die möglicherweise Blut sein könnte, geht eine Gruppe von Wissenschaftlern dem ungewöhnlichen Phänomen nach. Nicht etwa unter Einhaltung irgendwelcher Sicherheitsprotokolle, sondern auf grob fahrlässige Weise. Wird schon nicht kontaminiert sein, das rätselhafte Zeug. Tja, Satz mit x. Spätestens nach dem ersten Auftauchen eines augenscheinlich mutierten Tieres hätte man vielleicht auf Nummer sicher gehen können, aber hey, was soll schon passieren?
Also kommt es, wie es kommen muss, und der bisher unbekannte Erreger greift nicht mehr nur auf Wildtiere über (was für sich genommen ja schon besorgniserregend wäre). Doch wozu vorsichtig sein? Das Forscherteam hat schließlich ein Ass im Ärmel: Die zuständige Ministerin herself (dargestellt von Brigitte Kren, der Mutter des Regisseurs Marvin Kren) killt durchaus auch mal eigenhändig Monster oder führt Notoperationen durch. Man kennt es ja aus Filmen wie 'Big Game' oder 'Pixels': Wenn Normalos überfordert sind, rettet schon auch mal der POTUS die Welt. In Österreich ist es die Umweltministerin. An Brigitte Kren als Schauspielerin scheitert die Inszenierung keineswegs, denn sie ragt aus einem nicht gerade überambitionierten Ensemble durchaus positiv heraus, doch ihre Rolle der kratzbürstigen Retterin wirkt noch stärker an den Haaren herbeigezogen als der Mutantenplot.
Sehen lassen hingegen können sich die Alpenkulisse sowie einige der handgemachten Tricks – vorwiegend speziell jene, die mit der Maske in Verbindung stehen. Was bleibt, ist ein krudes Crossover aus Monster- und Bodyhorror auf der einen und Politikertrash auf der anderen Seite.
KURZFAZIT
Obacht geben, länger leben.