Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Der filmtastische Adventskalender 2024 /
Oscar Madness (1 Nominierung)
[Bonusfilm VI]
(Der perfekte Übergang vom filmtastischen Adventskalender in den cineastischen Alltag, da eine Szene während der Weihnachtszeit spielt)
++ Leichte SPOILER ++
Der Autor Dalton Trumbo wird in den 40er Jahren nicht zuletzt wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei, aber auch wegen seiner veröffentlichten Inhalte sowie der Verweigerung einer Aussage zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und zudem auf Hollywoods schwarze Liste gesetzt, was faktisch einem Berufsverbot gleichkommt. Trumbo, der weiterhin emsig bzw. fast schon mit wilder Besessenheit Texte produziert, sucht daher nach Wegen, seine Skripte weiter verfilmen zu lassen. Seine Familie vernachlässigt er dabei zunehmend. Beruflich wiederum erweist sich sein Weg zwar als steinig, aber auch als durchaus erfolgreich. Der Stoff aus dem Dramen sind.
Hauptdarsteller Bryan Cranston ('Breaking Bad'), der 2016 für diese Rolle mit einer Oscarnominierung in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ bedacht wurde, bringt sich mit außerordentlicher Leidenschaft in Jay Roachs Inszenierung ein. Die Rolle des unbeirrbaren und schreibwütigen Autors bietet ihm eine breite Fläche zur Darstellung vielfältiger Emotionen, die er in höchst unterschiedlichen Situationen zum Ausdruck bringen kann.
Trotz unbestreitbarer Stärken der Inszenierung (etwa in Bezug auf die Ausstattung und die Darsteller) sah sich Jay Roach nach der Veröffentlichung auch einer Reihe an Vorwürfen ausgesetzt. Neben einem etwas blauäugigen Umgang mit dem Hauptcharakter und dessen politischem Wirken wurde dem Regisseur auch geschichtliche Ungenauigkeiten bzw. eine stellenweise Überdramatisierung zur Last gelegt. Speziell der mit Trumbo befreundete Schauspieler Edward G. Robinson soll den Autor – entgegen der Darstellung im Film - offenbar nicht vor Gericht verraten haben.
Unabhängig von derlei Fragen bleibt unter dem Strich aber dennoch der Eindruck eines sehenswerten Ausflugs in die Historie Hollywoods.
KURZFAZIT
Künstlerbiographie, Politdrama und Hollywood-Geschichtsstunde in einem Film.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[Bonusfilm V]
(Der letzte „richtige“ Weihnachtsfilmkommentar für dieses Jahr)
Ein reicher, aber einsamer Schnösel (Ben Affleck) lauert seinem Psychotherapeuten in dessen privaten Umfeld auf, um einen Ratschlag von ihm zu erfragen. Dieser gibt ihm die Idee mit auf den Weg, er möge zu seinem Elternhaus fahren und dort einen Zettel mit seinen Gedanken verbrennen. Hauptsache, er wird den aufdringlichen Patienten los und kann endlich in den Urlaub fahren. Vor Ort läuft schließlich alles ganz anders als geplant: Der einsame Patient bietet den neuen Bewohnern des Hauses eine absurd hohe Summe, damit sie ihn über Weihnachten in seinem alten Kinderzimmer wohnen lassen und mit ihm ein Fest nach seinen Vorstellungen feiern. Der Familienvater (James Gandolfini) kann ihn nicht leiden, doch er braucht das Geld. Also raufen sie sich zusammen und das Chaos nimmt seinen Lauf.
In der Folgezeit nervt der Protagonist seine Gastgeber mit allerlei skurrilen Wünschen und Vorschlägen; und natürlich bandelt er auch mit der Tochter (Christina Applegate) des mürrischen Familienoberhauptes an. Affleck tritt hier also in einer klassischen Adam Sandler Rolle in einem typischen Happy Madison Stoff auf – nur mit dem Unterschied, dass hier nicht ständig jemand kotzt oder sich einnässt. Nicht fehlen darf hingegen die fast schon obligatorische Läuterung gegen Ende der Geschichte.
Aufgrund der Vielzahl an bizarren Momenten bleibt immerhin das Tempo hoch genug. Zudem sorgt Gandolfinis betont knurriges Spiel wiederholt für Heiterkeit und auch einige weitere Nebendarsteller werten die Inszenierung auf. Lässt man dies alles außer Acht, bleibt am Ende aber nicht mehr sehr viel mehr als die alberne Vorstellung eines Pausenclowns übrig. Als Weihnachtskomödie mag dieser Streifen noch einigermaßen funktionieren, wirkliche Vorzüge hat er allerdings nicht zu bieten.
KURZFAZIT
Ben Affleck in Adam Sandlers Stammrolle.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[Bonusfilm IV]
In Satoshi Kons 'Tokyo Godfathers' wird eine Patchwork Familie der ganz besonderen Art auf eine Odyssee durch eine Großstadt in der Vorweihnachtszeit geschickt. Der Mann, der die Vaterrolle innehat, will kein Vater sein, die Person in der Mutterrolle ist eigentlich ein Mann und das vermeintliche Kind ist bereits volljährig. Natürlich begreifen sie sich nicht als Familie, sondern als reine Weggefährten, doch sie verhalten sich, als wären sie miteinander verwandt und dazu verdammt, die Feiertage und die Zeit zwischen den Feiertagen miteinander zu verbringen. Aktuell fühlen sie sich durch die Entdeckung eines Findelkindes zusammengeschweißt. Zwar lassen sie gelegentlich durchblicken, dass sie auch zuvor bereits einige Zeit zusammen verbracht haben müssen, doch irgendwie scheinen sie sich auch darin zu gefallen, aneinander herumzumäkeln. Dabei funktionieren sie eigentlich recht gut als Team. Zumindest erzielen sie in der Kürze der Zeit mit begrenzten Mitteln und trotz massiver Hindernisse durchaus beachtliche Fortschritte bei ihren Ermittlungen. Wenn es darauf ankommt, können sie sich schließlich doch auf einander (und auf ihr Glück) verlassen.
'Tokyo Godfathers' gehört zu jenen Animes, die sich zwar schon irgendwie an die ganze Familie richten (sofern die Kinder nicht allzu jung sind), letztlich aber doch vorrangig ein erwachsenes Publikum im Blick haben. Dies beginnt bereits mit der Wortwahl in den Dialogen und endet mit der sozialpolitischen Dimension der Handlung. Während sich das obdachlose Protagonistentrio trotz gegenseitiger Abneigung wiederholt im Dienst der größeren Sache zusammenrauft, kommen aus der Mittelschicht und dem (wirtschaftlich minimal über den Obdachlosen angesiedelten) Prekariat heftige Attacken auf das Projekt und sogar auf die Gesundheit sowie das Leben der drei Hauptcharaktere. Die Strategie des Teilens und Herrschens scheint auch in Japan ihre Wirkung nicht zu verfehlen. So gesehen liegt Tokyo wahrscheinlich näher an Europa, als es die Weltkarten glauben machen.
KURZFAZIT
Großstadtabenteuer mit ernstem und sozialkritischem Hintergrund.
[Danke an smartbo für den Tipp]
Der filmtastische Adventskalender 2024
[Bonusserie]
Es ist Weihnachten. Auf dem Flughafen von Oslo geht die Betriebsamkeit ein wenig zurück, doch nach wie vor tummeln sich dort einige Menschen, die verreisen wollen. Erfahrene Weihnachtsfilmzuschauer stellen sich nun natürlich die Frage, ob die Flugverbindungen in Norwegen über die Feiertage denn besser funktionieren als in den Vereinigten Staaten? Dort gehört es in Weihnachtsfilmen schließlich zur Folklore, dass sämtliche Flugverbindungen wetterbedingt gestrichen werden. Ein schwacher Trost für die Amerikaner: In Europa geht es offenbar auch nicht sehr viel zuverlässiger zu. Also strandet auch in Oslo eine Reihe Reisewilliger auf dem Flughafen, um dort die Zeit mit einer Rumpfbesetzung an Personal zu verbringen. Gut und gerne die Hälfte dieser Leute reist als Grinch an, nicht wenige von ihnen werden sich jedoch in den folgenden Stunden mit einschneidenden Wendungen in ihrem Leben konfrontiert sehen. Manche von ihnen erleben positive Überraschungen, andere machen negative Erfahrungen – teils selbstverschuldet und in manchen Fällen auch durch Fremdeinwirkung. Doch es ist Weihnachten – und so kann vielleicht sogar eine Tragödie die Keimzelle zu einer tröstlichen Entwicklung in sich tragen.
Das Ensemble an Charakteren, das hier zusammengestellt wurde, könnte vielfältiger kaum sein. An Identifikationsangeboten mangelt es also keineswegs. Problematisch ist in dieser Hinsicht allenfalls der Umstand, dass durch die (gemessen an der Spieldauer) vergleichsweise große Anzahl an Charakteren nur begrenzte zeitliche Ressourcen für einzelne Personen zur Verfügung stehen. Also werden nahezu alle Figuren auf ein bis zwei Facetten ihrer Persönlichkeit reduziert. Innerhalb eines gewissen Korridors machen sie zwar durchaus Entwicklungen durch, doch im Großen und Ganzen bleibt eine Mutter eben eine Mutter, eine Seelsorgerin eine Seelsorgerin, ein Musiker ein Musiker usw. Vielleicht macht ja auch die Seelsorgerin Musik und hat Kinder, doch das ist im Zuge der in dieser Miniserie erzählten Geschichte nicht von Belang; zumindest in Bezug auf die meisten Figuren.
Unter dem Strich bleibt also eine Erzählung, die aus zahlreichen Einzelgeschichten besteht, die teilweise miteinander verzahnt sind. Manche Charaktere lernen sich vor Ort kennen, anderen waren bereits zuvor miteinander verbunden. Einige Handlungsstränge verlaufen eher flach, andere lassen etwas tiefer blicken. Am Ende jedenfalls erscheint die Erzählung rund und auch der so oft beschworene Geist der Weihnacht wird bewahrt.
KURZFAZIT
Aus einer abgestandene Prämisse basiert eine runde Geschichte.
Der filmtastische Adventskalender 2024 /
Oscar Madness (5 Nominierungen plus 1 Spezial-Oscar für technische Verdienste)
[Bonusfilm III]
George Bailey (James Stewart) ist seines Lebens überdrüssig. Ausgerechnet am Weihnachtsabend möchte er sein Dasein beenden. Jedoch nehmen die Schutzengel davon Kenntnis und schicken ihm einen Auszubildenden, der sich seine Flügel erst noch verdienen muss. Was ist also geschehen, dass George so verzweifelt ist? Und wird der Engel es schaffen, Georges Leben zu retten und sich somit seine Flügel zu verdienen?
Doch bevor diese Fragen beantwortet werden, wird zunächst ein ausführlicher Rückblick dargeboten. Nach zwei einschneidenden Erlebnissen aus seiner Kindheit werden verschiedene Episoden aus seinem Leben als Erwachsener gezeigt. Zwar scheint ihm die schnelle Auffassungsgabe aus früheren Tagen etwas abhanden gekommen zu sein, doch dafür erfüllt er eine wichtige soziale Funktion in seinem Heimatort Bedford Falls: Er fungiert als mehr oder weniger einziger Gegenspieler des örtlichen Magnaten Henry F. Potter (Lionel Barrymore, Bruder von Ethel Barrymore und Großonkel von Drew Barrymore). Dieser nennt einen Großteil der gewinnträchtigen Immobilien im Ort sein Eigentum und nun greift er auch nach dem Wohneigentum zahlreicher verschuldeter Privatleute.
Für das FBI war das 1946 schon zu viel des Guten, denn 'Ist das Leben nicht schön?' geriet in den Fokus der Ermittlungen. In einem Memorandum wurde festgehalten, „dass der Film recht offensichtliche Versuche macht, Bankiers zu diskreditieren“ und „dass dieser Film […] absichtlich die Oberschicht schlecht mache“ - garniert mit dem jahrzehntelang üblichen Vorwurf des Kommunismus. Regisseur Frank Capra, der für seine Arbeit an diesem Film mit zwei persönlichen Oscarnominierungen (Regie und Bester Film) sowie drei weiteren Nominierungen (Schnitt, Ton und Hauptdarsteller James Stewart) und einem Spezialoscar für technische Verdienste für Mitglieder seiner Crew bedacht wurde, konnte von den Lorbeeren im Rahmen der Award Season 1946 (er erhielt zudem einen Golden Globe) jedoch nur wenig bis gar nicht profitieren. 'Ist das Leben nicht schön?' waren in den Vereinigten Staaten von Amerika zunächst keine nennenswerten finanziellen Erfolge beschieden. Zwar konnten im Rahmen der weltweiten Vermarktung sowie bei späteren Gliedern in der Vermarktungskette passable Einnahmen verbucht werden, doch der Niedergang seiner zuvor beachtlichen Karriere schien spätestens nach der Veröffentlichung seines Werkes über George Bailey besiegelt. Dabei dürfte es auch und gerade speziell die Klassenkampf- und Immobilienthematik sein, die die hier erzählte Geschichte so zeitlos erscheinen lässt. Frank Capra lässt sich so in eine lange Auflistung an Filmemachern mit einreihen, deren Karrieren durch eine geradezu hysterisch geführte Kampagne zerstört wurden.
KURZFAZIT
Weihnachtsklassiker, dessen Handlung auf einer offenbar zeitlosen gesellschaftspolitischen Thematik basiert.
Der filmtastische Adventskalender 2024 /
Oscar Madness (4 Auszeichnungen, 2 weitere Nominierungen)
[Bonusfilm II]
Die Mitglieder der Familie Ekdahl, die im Schweden des frühen 20. Jahrhunderts unter vergleichsweise wohlhabenden Bedingungen lebt, haben nicht unbedingt dieselben Sorgen und Nöte wie die allermeisten Familien aus der Mitte der Gesellschaft. Wie es sich für eine gestandene Dynastie gehört, machen sich manche der Ekdahls ihre Probleme einfach selbst. Von kleinbürgerlichen Moralvorstellungen möchten sie nicht allzu viel wissen, dementsprechend locker lassen sie es zeitweise auch angehen. Doch das ist nur die eine Seite der (nur bedingt glänzenden) Medaille. Zwar verstehen sie durchaus zu leben und zu feiern, doch nicht wenige von ihnen sind auch mit verschiedenen Schattenseiten des Lebens vertraut – oder sie werden diese schon bald kennenlernen.
Ingmar Bergman inszeniert 'Fanny und Alexander' als eine Familienchronik der etwas anderen Art. Erzählt werden im Grunde gleich drei Geschichten in einer – wenn nicht sogar noch mehr. Geschildert wird ein Großteil der Ereignisse aus der Perspektive zweier Kinder, die nach dem Tod ihres Vaters zunächst in eine düstere und etwas später in eine bizarre (aber nicht minder finstere) Szenerie geraten.
Inszeniert wurde diese etwas ander Familienchronik mit großer handwerklicher und konzeptioneller Kunstfertigkeit, die sich auch im Gewinn von vier Oscars (Kamera, Ausstattung, Kostümgestaltung und bester fremdsprachiger Film) sowie zwei weiteren persönlichen Nominierungen für Bergman (Regie und Original-Drehbuch) widerspiegelt. Mit einem bemerkenswerten Auge für Details erfolgt nicht nur die visuelle, sondern auch die inhaltliche Ausgestaltung. In dieser Hinsicht dürfte die Blu-ray zu diesem Film neben diversen Klassikern im Bücherregal mindestens ebenso gut aufgehoben sein wie im Filmregal.
KURZFAZIT
Mit einem cineastischen Besuch bei den Ekdahls kann es sich anfangs womöglich ähnlich verhalten wie mit einem Ausflug im realen Leben an einen bisher unbekannten Ort: Zunächst fremdelt man vielleicht noch etwas mit der latent unterkühlten Atmosphäre, doch nach und nach intensiviert sich der Ablauf der Ereignisse. Doch obwohl man einem bemerkenswerten Ereignis beiwohnen darf, sind nicht wenige Zuschauer eventuell auch ganz froh, wenn endlich die Rückkehr nach Hause ansteht.
Der filmtastische Adventskalender 2024 /
Oscar Madness
[Bonusfilm I]
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Schüler und Lehrer freuen sich auf die Ferien. Warum auch nicht? Schulnoten sind auf vielen Privatschulen kein allzu großes Problem, also erstmal Urlaub machen.
Doch wer so denkt, hat die Rechnung ohne den Lehrer Paul Hunham (Paul Giamatti) gemacht, der nichts zu verschenken hat; zumindest keine Noten. Wer ein C von ihm bekommt, darf sich schon zu den Klassenbesten rechnen. Viele Schüler finden das ebenso ärgerlich wie der Direktor der Schule, der sich dem Vater eines nicht besonders guten Schülers verpflichtet sieht, der gerne mal das Scheckheft für Spenden zückt. Doch gekaufte Noten widerstreben den Prinzipien Herrn Hunhams. Also kommt es zu einem Kompromiss, um alle Interessen unter einen Hut zu bringen: Schüler mit besonders schlechten Noten sollen die Ferien über in der Schule bleiben, um dort für einen Wiederholungstest zu büffeln – betreut von Mister Hunham, dessen Urlaub damit ebenfalls hinfällig ist. Der Protagonist sitzt über die Feiertage also mit der Haushälterin und einem kleinen Haufen an Schülern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, im Schulgebäude fest. Eine Neuauflage des Breakfast Clubs oder des Clubs der toten Dichter?
Was sich zunächst tatsächlich so anlässt, entwickelt mit zunehmender Laufzeit einen Drall in Richtung einer augenzwinkernd vorgetragenen Charakterstudie über die beiden Protagonisten. Sowohl der prinzipientreue Lehrer als auch ein recht störrischer Schüler geben nach und nach Einblicke in ihre jeweilige Gedankenwelt frei, wodurch wenig überraschend auch Konflikte zwischen den beiden befeuert werden. Auf der anderen Seite sehen sich beide aber auch dazu gezwungen, ihr eigenes Verhalten sowie die Entwicklung ihres bisherigen und zukünftigen Werdeganges zu reflektieren. Alexander Payne bringt dies mit der ihm eigenen Mischung aus Ernst und Leichtigkeit auf den Bildschirm, wodurch ihm einmal mehr eine Inszenierung gelingt, die trotz ihrer inhaltlichen Substanz über weite Strecken heiter wirkt. Letztlich trifft er damit eine Tonlage, von der so viele Entwicklungen im Alltag geprägt sind. Manchmal ist der berüchtigte Ernst des Lebens eben so absurd, dass man durchaus auch schmunzeln kann. Und selbst wenn etwas misslingt, sollte man stets die Frage nach der Relation im Hinterkopf behalten. Ein beruflicher oder schulischer Rückschlag mag frustrierend sein, das Ende der Welt bedeutet er dennoch nur in den seltensten Fällen. Irgendwie geht es meistens schon weiter - spätestens nachdem genug Zeit ins Land gezogen ist. Letztlich sind wir alle in irgendeiner Form Holdovers bzw. Überbleibsel. Vielleicht nicht jetzt gerade, aber irgendwann ganz bestimmt.
Siebeneinhalb von zehn zeitlosen Frisuren.
KURZFAZIT
Tragikomödie mit Payne-Gütesiegel.
Liebe Filmfreunde, euch allen frohe Weihnachten!
Der filmtastische Adventskalender 2024 /
Oscar Madness (5 Auszeichnugen, 5 weitere Nominierungen)
[24]
++ Leichte SPOILER ++
C. C. Baxter, ein Büroangestellter, stellt mehreren Führungskräften in seiner Firma seine Wohnung als Liebesnest zur Verfügung. Als Gegenleistung werden ihm dafür vage Aufstiegsversprechen gemacht. Was anfangs noch recht gut für ihn klingt, wird mit der Zeit zunehmend zur Herausforderung. Seine Gäste empfehlen ihn munter weiter und werden immer fordernder. Baxter findet daher kaum noch Ruhe in seinen eigenen vier Wänden; dementsprechend übermüdet ist er ab einem gewissen Zeitpunkt dann auch. Und während sich seine Vorgesetzten mit ihren jeweiligen Dates in seiner Wohnung vergnügen, kommt sein eigenes Privatleben deutlich zu kurz. Dabei interessiert er sich doch ausgerechnet für eine der Damen, die in seiner Wohnung verkehren. So kann es nicht weitergehen, denkt sich Baxter daher. Jetzt ist guter Rat teuer für ihn.
Billy Wilder, der für seine Arbeit an 'Das Appartement' mit gleich drei Oscar für sich persönlich (Regie, Originaldrehbuch und Bester Film) sowie zwei weiteren für Mitglieder seiner Crew (Schnitt und Szenenbild) ausgezeichnet wurde und darüber hinaus mit seinem Team fünf weitere Nominierungen einheimsen konnte (Kamera, Ton sowie in den Darstellerkategorien Jack Lemmon, Shirley MacLaine und Jack Kruschen), inszeniert diese Gesellschaftssatire als groteske Parodie über Duckmäusertum sowie als Spottlied auf Angestellte, die ihren Beruf in übertriebener (und teils auch zweifelhafter) Weise über private Interessen stellen – nur um eines Tages aufzuwachen und festzustellen, dass für sie manche Türen trotzdem für immer verschlossen bleiben werden. Doch während im Büro eben Türen (bzw. sogar ganze Etagen) regelrecht verschlossen bleiben, wird die Privatsphäre in dieser Inszenierung Wilders nicht nur von außen angegriffen (indem wiederholt Führungskräfte vor der Wohnungstür stehen), sondern zusätzlich auch noch von innen heraus ausgehöhlt. Schon nach kurzer Zeit werden die Zugeständnisse des kleinen Büroangestellten als selbstverständlich betrachtet und ein Zurückfallen hinter derlei Gepflogenheiten erscheint so gut wie unmöglich, so lange er im Dienst dieser Firma stehen wird. Es steht sogar die Frage im Raum, ob es mit einer Kündigung getan wäre, oder zusätzlich nicht auch ein Ortswechsel vonnöten wäre, um einen unbelasteten Neustart bewerkstelligen zu können. Und wofür? Für so gut wie nichts! Doch davon können auch mehr als ein Jahrhundert später noch unzählige Menschen ein Lied singen.
KURZFAZIT
Bissige Gesellschaftssatire im Gewand einer Beziehungskomödie.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[23]
'Eine irische Weihnachtsgeschichte' (Originaltitel: 'An Old Fashioned Christmas') – warum nicht? Beide Titel wecken Assoziationen an bodenständige Menschen, die in einer halbwegs intakten Umwelt ein Fest feiern, bei dem der ursprüngliche Geist der Weihnacht noch besser erhalten scheint als bei so manchen Kommerzorgien jüngeren Datums. Doch gleich vorneweg: All das findet man in diesem Film nicht.
Stattdessen geht es um zwei wohlhabende Damen aus Amerika, die auf dem Anwesen eines abgebrannten irischen Adeligen die Feiertage verbringen wollen. Dessen Mutter hegt bereits Pläne zur Rettung der Besitztümer. Dumm nur, dass Miss Tilly aus den Vereinigten Staaten bereits verlobt ist. Dabei scheint sie durchaus einen Draht zu dem etwas stürmischen Iren zu haben. Ganz anders als ihr Großvater, der sich mit ihrer Großmutter (aus dem anderen Zweig ihrer Familie) so gar nicht versteht. Klingt nach einer unfassbar spannenden Konstellation...
Eigentlich käme jetzt die Stelle, um beispielsweise auf eine zweite Bedeutungsebene oder auf zeitgeschichtliche Umstände einzugehen. Doch was soll man mit einer Geschichte wie dieser anfangen? Es mag durchaus sein, dass sich auch hier etwas extrahieren lässt, doch wer hat bei einer Geschichte wie dieser schon Freude daran, im Subtext zu wühlen? Auf der anderen Seite: Nimmt man das Geschehen als das, was es ist, erwartet einen auch kein besonders großer Wurf, sondern allenfalls ein belanglos vor sich hin plätschernder Flirt sowie nebenbei der eine oder andere Generationen- oder Familienkonflikt. Zwei bodenständige Charaktere sind zwar tatsächlich involviert, doch deren Auftreten ist derart plakativ konzipiert, dass auch ihre Mitwirkungen die Anklänge, die der Filmtitel mit sich bringt, nicht wirklich rechtfertigt.
KURZFAZIT
Eine Mischung aus 'Downton Abbey' und 'Stolz und Vorurteil' in schlecht.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[22]
Julian hat an Weihnachten Geburtstag, doch nach unbeschwerten Festlichkeiten ist dieses Jahr weder ihm noch seinen Eltern zumute. Wenige Monate zuvor ist deren älteste Tochter, Julians Schwester, verstorben. Doch der Alltag des Jungen ändert sich schlagartig, als er während der Adventszeit ein Mädchen in seinem Alter kennenlernt, deren Verhalten wie ein Gegenentwurf zu seinem erscheint. Man könnte fast meinen, beide würden sich zueinander verhalten wie das Negativ und der Abzug derselben Fotografie.
Regie und Drehbuch machen keinen allzu großen Hehl daraus, was hier vor sich gehen könnte. Schon nach wenigen Minuten werden erste Signale ausgesandt, die sich spätestens mit der Szene im Schwimmbad verfestigen, denn
++ SPOILER ++
der Bademeister (der im Bildhintergrund zu erkennen ist) reagiert nicht auf das untergehende Mädchen. Weshalb er auch Julians Rufe ignoriert, bleibt allerdings ein Rätsel.
Jedenfalls lässt sich die Handlung auf einen einfachen Kern herunterbrechen:
Ein Junge lernt nach dem Verlust seiner Schwester einen älteren Mann (der aussieht wie der Nikolaus) kennen, der in jungen Jahren ein ähnliches Trauma erlitten hatte. Dabei sucht und findet er einen Weg, wie er mit seinem Schmerz umgehen kann.
++ SPOILER ENDE ++
Am Ende steht ein vorweihnachtliches Drama, das sich ganz ausdrücklich an Menschen jeden Alters wendet und Identifikationsangebote verschiedenster Art bereithält. Julian und seine kleine Schwester, deren Eltern oder auch der ältere Herr – sie alle trauern auf ihre ganz eigene Weise. Keiner von ihnen scheint zunächst eine für ihn oder sie funktionierende Bewältigungsstrategie parat zu haben. Doch durch die Verbundenheit im Schmerz öffnen sie sich zumindest für neue Wege, Methoden und Sichtweisen. Ob diese auch tragfähig sein werden, ist nicht mehr Thema der Handlung und bleibt letztlich der Vorstellungskraft der Zuschauer überlassen.
KURZFAZIT
Metaphernreiche Weihnachtsgeschichte über Trauer und Verlustbewältigung.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[21]
Nikki(!) wird an Weihnachten von Santa attackiert. Aufgrund einer Schnittverletzung am Arm verbuchen die Ärzte ihren Fall als Suizidversuch. Fast auf den Tag genau ein Jahr später erwacht die Patientin aus dem Koma. Ihr Ex-Freund holt sie aus der Klinik ab, damit sie mit ihm und zwei weiteren Personen Weihnachten feiern kann. Doch statt weihnachtlicher Geborgenheit im Freundeskreis liegt erneut eine bedrohliche Atmosphäre in der Luft. Werden sich die blutigen Ereignisse des Vorjahres wiederholen? Kehrt Santa zurück, um sein brutales Werk zu vollenden?
Ein Geistlicher, an den sich eine der betroffenen Personen hilfesuchend wendet (wäre er lieber mal zu einem Schauspiellehrer gegangen), bringt es in seiner ganz eigenen Logik auf den Punkt: Santa und Satan sind fast identische Namen. Beide tragen rot und und sind böse. Santa verhöhne durch das rituelle Verspeisen von Keksen mit Milch das Abendmahl und das Versprechen seiner jährlichen Wiederkehr sei als Spott an der Wiederauferstehung zu verstehen.
Wer jetzt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, kann jedoch erleichtert aufatmen, denn das Drehbuch hält nach einer schier endlos dauernden ereignislosen Phase auch eine sagenhafte Wendung parat. Gut, sie stinkt meilenweit gegen den Wind, obwohl sie eigentlich gar keinen Sinn ergibt (indirekter SPOILER: Wann und wie sollen bitte die Vorbereitungen zu den Taten stattgefunden haben? SPOILER ENDE). Doch nachdem Filmmusik und Montage (mit Anleihen bei Genreklassikern wie 'Scream' oder 'Saw') wiederholt Spannung aufbauen, ohne dass nennenswerte Ereignisse folgen würden, musste schließlich irgendein Paukenschlag her. Und sei es nur einer, der weitgehend unplausibel erscheint. Immerhin sind das Drehbuch und die „Leistung“ des männlichen Darstellers damit qualitativ aus einem Guss. Herzlichen Glückwunsch dazu.
Gerade noch anderthalb gezuckerte Augen.
KURZFAZIT
Blödie Santa.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[20]
++ Leichte SPOILER ++
Regisseur Iain Softley ('K-Pax') erzählt in seinem Kurzfilm 'Der Lotse' eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art. Alles beginnt auf einer Militärbasis. Die Weihnachtsfeierlichkeiten sind in vollem Gange und der Himmel über dem Ärmelkanal ist so spärlich frequentiert wie nur an ganz wenigen anderen Tagen. Ein junger Pilot tritt zu einem Übungsflug an. Nach einiger Zeit fallen seine Bordinstrumente aus und es ist auch keine Kommunikation mit dem Festland mehr möglich. Zu allem Überfluss wird auch noch der Treibstoff knapp. Nebelfelder in Bodennähe erschweren zudem die Suche nach einer geeigneten Landebahn. Jetzt ist guter Rat teuer. Was kann unser Pilot noch machen? Irgendwie versuchen, auf gut Glück zu landen? Sein letztes Gebet sprechen? Auf ein Weihnachtswunder hoffen? Eines der drei Szenarien tritt tatsächlich ein...
Surprise, surprise, es ist das Weihnachtswunder! Friss das, Ockham! Ein rätselhafter Lotse (John Travolta) in einer Uniform aus längst vergangenen Tagen und einem alten Flugzeug nimmt Kontakt zu dem in Not geratenen Piloten auf. Er wirkt beruhigend auf ihn ein und stellt das Erreichen einer Landebahn in Aussicht. Später kommen noch weitere rätselhafte Ereignisse hinzu.
Für die allermeisten Zuschauer dürfte sich der grobe Verlauf der Handlung schon früh erahnen lassen, doch was man konkret daraus mitnehmen soll, erscheint eher fraglich. Zum Abschluss der Handlung findet mittels Texttafeln eine verbale Würdigung der Fluglotsen aus der Zeit des 2. Weltkrieges statt. Ob es dafür diesen Kurzfilm braucht, sei dahingestellt. Vielleicht wollte Softley auch einfach nur einen vergleichsweise kurzen Weg zu der einen oder anderen Berücksichtigung (in Form von Nominierungen oder Auszeichnungen) im Rahmen der Award Season beschreiten. Am Ende steht jedenfalls ein professionell inszenierter Kurzfilm mit überschaubarer Aussagekraft.
KURZFAZIT
Für Kurzfilmverhältnisse aufwändig inszeniert, inhaltlich aber vergleichsweise dünn.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[19]
Wenn ein für das deutschsprachige Fernsehen produzierter Weihnachtsfilm in der imdb einen Schnitt von über 6,5 Punkten aufweist, lässt das erstmal aufhorchen. Steckt ein Crowdpleaser oder sogar ein ambitioniertes Projekt dahinter? Der Wikipedia-Eintrag zu Marc Rensings 'Der Wunschzettel' spricht in dieser Hinsicht Bände: „Autorin Martina Mouchot wurde von Filmproduzent Norbert Walter maßgeblich zum Drehbuch von Der Wunschzettel inspiriert. Walter hatte sich ursprünglich eine moderne Interpretation des britischen Weihnachtsklassikers Der kleine Lord (1980) vorgestellt. Mouchot, der die Überwindung von Klassenunterschieden als zentrales Thema eines Weihnachtsfilms jedoch nicht mehr „sonderlich tragfähig“ erschien, entschied sich, bewährte Muster des Films wie „die Menschlichkeit, die Erkenntnis, sich zum Besseren wandeln zu wollen, die Familienheilung, das reine Happy End“ aufzugreifen und sie unter alltäglichen Bedingungen zu erzählen.“ (abgerufen am 18.12.2024)
Man hat sich also ganz bewusst gegen die Thematisierung sozialer Fehlentwicklungen entschieden, um auf eine vermeintlich sichere Karte zu setzen. Durch die starke Bindung problematischer Faktoren an einzelne Charaktere kommt Gesellschaftskritik allenfalls noch in Spuren auf, die man nur wahrnimmt, wenn man bewusst darauf achtet. Was bleibt also übrig vom ursprünglichen Konzept?
Ein chronisch klammer Handwerker schließt mit einer allein lebenden Dame einen Pakt: Sie kauft seinen Kindern Weihnachtsgeschenke, wenn er mit ihr zum weihnachtlichen Familientreffen kommt. Dort soll er sich den bohrenden Nachfragen der Eltern stellen und die Wortgefechte ihrer zankenden Geschwister ertragen.
Was also zunächst als durchaus ambitionierter Neuentwurf eines Klassikerstoffes geplant war, beginnt nun mit einer Prämisse, die vielen weihnachtlichen Ramschproduktionen in nichts nachsteht. Gerade die Motive, die hier verwurstet werden, könnten klischeehafter kaum sein: Eine etwas spleenige Single-Frau, ein verwitweter Handwerker mit Finanzproblemen und ein absurd anmutender Pakt, von dem bereits von vornherein klar ist, dass er früher oder später scheitern wird, ehe man sich anderweitig verständigen wird.
Kurios sind in diesem Fall die vertauschten Rollen von Autorin und Produzent. Während der Produzent hier offenbar inhaltlich höher hinauswollte, fühlt sich die Verfasserin des Skripts anscheinend auf ausgetreteneren Pfaden wohler. Zwar ist die Grundidee einer Schere bei den finanziellen Verhältnissen der Charaktere nach wie vor vorhanden, doch am Beispiel der Hintergrundgeschichte der Eltern wird sicherheitshalber festgemacht, dass finanzielle Engpässe wieder überwunden werden können, wodurch jegliche gesellschaftspolitische Aussage gleich wieder zerbröselt.
Um fair zu bleiben: Auch der Ansatz, der schließlich gewählt wurde, besitzt eine gewisse Relevanz. Vorrangig geht es um das familiäre Miteinander, um die Zerbrechlichkeit von Glück und um Toleranz gegenüber abweichenden Lebensmodellen. Die Wahl fiel also auf Themen, die zwar durchaus bedeutungsvoll sind, aber nahezu kein Konfliktpotenzial bergen. Das Ergebnis ist ein anfangs formelhafter, im späteren Verlauf aber durchaus eigenständiger Entwurf, der aus der Masse an vorweihnachtlichen Fernsehproduktionen leicht herausragt.
5,5 – 6 Punkte.
KURZFAZIT
Grundsolider Weihnachtsfilm.
Der filmtatsische Adventskalender 2024
[18]
Jenny (Anna Kendrick), die einen eher lockeren Lebenswandel pflegt (vor allem in Bezug auf Alkohol), zieht nach der Trennung von ihrem Partner bei ihrem Bruder (Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Darsteller Joe Swanberg) und dessen Ehefrau (Melanie Lynskey) ein, die spätestens seit der Geburt ihres Kindes ein äußerst beschauliches Leben führen. Ihre eigenen Träume stellen die beiden weitgehend hintenan, ihr Gast hingegen denkt in erster Linie an sich selbst. Konflikte sind also vorprogrammiert. Auf der anderen Seite sehen sich alle drei jedoch auch dazu gezwungen, ihren bisherigen, aktuellen und zukünftigen Lebenswandel zu reflektieren. Welches Maß an persönlicher Freiheit und Entfaltung verträgt ein funktionierendes Familienleben? Wie viel Egoismus ist auf der anderen Seite nötig, um nicht innerlich einzugehen? Und wie geht man damit um, wenn verschiedene Lebenswirklichkeiten aufeinanderprallen?
All die genannten Fragen wurden gewiss schon in zahlreichen anderen Beziehungsdramen abgehandelt, redundant wirkt diese Inszenierung aber dennoch keineswegs. Jede Konstellation ist eben anders, wodurch sich auch unterschiedliche Betrachtungen ergeben. Im Fall von 'Happy Christmas' geht es unter anderem um eine Mutter, die sich gerne als Schriftstellerin entfalten würde, zugunsten der familiären Pflichten allerdings darauf verzichtet (SPOILER: In einer für das Dramengenre eher ungewöhnlichen Post Credit Scene bekommen die Entwicklungen zum Schluss doch noch einen unerwarteten Drall).
Für einen Film mit dem Titel 'Happy Christmas' fällt Swanbergs Inszenierung bemerkenswert trist, grau und nüchtern aus; angesichts der Thematik erscheinen diese Stilmittel jedoch passend.
KURZFAZIT
Mischung Familiendrama und Charakterstudie, die zwar rund um die Weihnachtsfeiertage angesiedelt ist, sich im Grunde aber auch zu jeder anderen Zeit des Jahres zutragen könnte.
Der filmtastische Adventskalender 2024
[17]
Durch dem Unfalltod ihrer Eltern werden vier Brüder plötzlich zu Vollwaisen. Ein Onkel (Ben Stiller), zu dem sie bisher keinen Kontakt hatten, soll sie für einige Tage betreuen, ehe sie zu einer Pflegefamilie vermittelt werden. Der Ersatzvater wider Willen, ein Karrieremensch mit Bindungsängsten, versteht nicht viel von Erziehung. Doch genau darin könnte auch eine Chance liegen, denn das Verhalten der Kinder ist jenseits von Gut und Böse. Durch ihr schroffes und ungehobeltes Verhalten stehen sie sich bei der Vermittlung in ein neues zu Hause selbst im Weg. Vielleicht sind ja gerade die unkonventionelle Herangehensweise des Onkels und sein Wechsel zwischen Fürsorge und Desinteresse der Schlüssel, um Zugang zu den vier Rabauken zu finden?
Deren Verhalten wiederum wird augenscheinlich durch Misstrauen und Angst befeuert, woraus sie – trotz ihrer demonstrativ an den Tag gelegten krawalligen Attitüde – kaum einen Hehl machen. Zwar benehmen sie sich (zumindest gefühlt) rund um die Uhr trotzig daneben, doch zwei von ihnen lassen auch den Grund dafür wiederholt durchblicken, beispielsweise durch die Frage an den Onkel, ob er denn am nächsten Morgen immer noch da sein werde.
Hinter der Prämisse, die zunächst vielleicht Anklänge an eine wilde Familienkomödie wecken mag, verbirgt sich also auch eine durchaus ernste Thematik. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Dynamik zwischen dem Vater auf Zeit und dessen Schützlingen, sondern auch hinsichtlich einiger Spitzen gegen verschiedene gesellschaftspolitische Auswüchse - auch wenn diese eher beiläufig abgefeuert werden. Auch wenn das Finale ziemlich klischeehaft (und zudem nicht in allen Einzelheiten plausibel) ausfällt, scheinen Regisseur David Gordon Green und Drehbuchautor Leland Douglas zu wissen, wann auch Schweigen wirkungsvoll sein kann. Schließlich lässt das Ende zumindest etwas Spielraum für Spekulationen offen, was den Vorteil mit sich bringt, dass es durchaus zum Nachdenken einladen kann und dem Publikum nicht zwingend eine Lesart vorgesetzt wird.
KURZFAZIT
Tragikomödie, die sich eher an Erwachsene und Jugendliche als an Kinder richtet.
Maria (Nilam Farooq) befindet sich im dritten Trimester ihrer Schwangerschaft. Kürzlich hat sie mit ihrem Ehemann (David Kross) ein recht großes Anwesen bezogen, das sich schon seit langer Zeit im Besitz seiner Familie befindet. Doch irgendetwas stimmt nicht in der neuen Bleibe. Maria hat das Gefühl, nicht alleine zu sein. Zudem spielt die Elektrik verrückt. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem sie kaum verletzlicher sein könnte.
Regisseur Thomas Sieben gelingt es in seiner äußerst montageminimalistischen Inszenierung, eine ansprechende Atmosphäre zu kreieren, deren Wirkung sich durch die Verankerung in einem Umfeld, das wohl jeder deutschsprachige Zuschauer aus seinem eigenen Alltag kennen dürfte, zusätzlich verstärkt. Auch wenn die meisten der vermeintlichen Wendungen kilometerweit gegen den Wind stinken, kommt es immer wieder zu Spannungsspitzen, die die Erzählung trotz ihres überschaubaren Inhalts kurzweilig halten.
Der Vorsatz, sich mit einem düsteren Kapitel der deutschen Geschichte, dem in Spielfilmen zuvor nicht besonders viel Aufmerksamkeit gewährt wurde, in Form eines Horrorthrillers auseinanderzusetzen, lässt erstmal aufhorchen. Die eher krude Verknüpfung von Backstory und gegenwärtiger Handlung kann allerdings durchaus Stirnrunzeln verursachen.
++ SPOILER ++
Da Wilhelms Urgroßvater seinerzeit an massiven Kriegsverbrechen in Afrika beteiligt war, möchte er (bzw. sein Geist) nun Buße tun, indem er weitere Morde begeht. Sein Lösungsansatz besteht also darin, durch Morde an Familienmitgliedern Absolution für zurückliegende Morde zu erhalten.
Vielleicht geht es ihm auch gar nicht um die behauptete Erlösung, sondern er ist einfach nur böse. Dann aber stellt sich die Frage, ob es den historischen Unterbau wirklich gebraucht hätte. Die These vom unausrottbaren Bösen, die sich aus dieser Idee ergeben würde, hätte man auch anders (und vor allem griffiger) vermitteln können.
++ SPOILER ENDE ++
KURZFAZIT
Je nach Sichtweise entweder überambitioniert oder unterkomplex.
Der filmtastische Adventskalender 2024
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Wenn ein animierter Weihnachtsfilm unter der Mitwirkung von Adam Sandler (Drehbuch, Produktion, Sprecher) entsteht, stellt sich natürlich die Frage, ob der Hohepriester der Körperausscheidungen auch hier sein übliches Programm abspulen wird oder ob er Kompromisse eingehen wird, damit das Produkt als Familienfilm vermarktet werden kann. Schon nach wenigen Minuten ist die Sache klar: Der erste Rülpser und der erste Furz sind bereits abgehakt, als sich einige Männer in weißen Hosen einnässen – und das ist erst der Anfang. Auf dem Höhepunkt der Ekelparade gönnen sich ein paar Rehe einen Snack der besonderen Art (Spoiler-Alarm: Was ist braun und stinkt?). Wenn sich der gute Geschmack in den Keller zum Sterben zurückzieht, platziert Sandler seinen Nachnamen gerne auch mal mehrfach im Abspann. Wie in so vielen anderen Produktionen aus dem Hause Happy Madison auch, sind zahlreiche Angehörige seiner Familie ebenso involviert wie sonstige Weggefährten (z. B. Rob Schneider).
Ein Kleinstadttrottel, der sich im eigentlichen Sinn des Wortes asozial verhält, soll sich im Rahmen einer Bewährungsmaßnahme unter die Fittiche eines Mentors begeben, um so eine drohende Haftstrafe abzuwenden. Selbstredend schlägt er zunächst auch diese helfende Hand aus, schließlich macht es so viel Spaß, sich danebenzubenehmen und andere Menschen zu beleidigen. Ehe es zur obligatorischen Läuterung kommt, toben sich Sandler und sein Alter Ego wie gewohnt aus – mit mehr oder weniger allen „Stilmitteln“, die man auch aus seinen Realverfilmungen kennt.
Daraus ergibt sich: Für einen Weihnachtsfilm ist 'Eight Crazy Nights' durchaus ungewöhnlich, für ein Machwerk aus Sandlers Schmiede wird im Großen und Ganzen derselbe Unfug getrieben wie sonst auch.
KURZFAZIT
Sandler macht Sandlersachen – nur eben animiert und zumeist mit Weihnachtsdeko im Hintergrund.
Der filmtastische Adventskalender 2024
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Layla muss am Flughafen feststellen, dass ihre Verbindung wetterbedingt gestrichen wurde. Dafür lernt sie dort zwei Männer kennen. Da sie aktuell schon einen Partner hat, vereinbart sie mit einem der beiden Herren, sich in genau einem Jahr bei einem Konzert wiederzutreffen – sofern beide Singles sind. Nachdem ihre Beziehung wenig überraschend binnen Jahresfrist scheitert, muss sie feststellen, dass das besagte Konzert bereits restlos ausverkauft ist. Um doch noch an eine der begehrten Karten zu kommen, wendet sie sich an eine Agentur und bekommt (surprise, surprise!) den anderen Kerl vom Flughafen als Servicemitarbeiter zugewiesen. Ausgerechnet er soll nun das Ticket auftreiben und damit ihr Date ermöglichen. Für beide beginnt eine Odyssee durch New York mit teils bizarren Zwischenstationen und einigen absurden Vorkommnissen.
Wie man es aus solchen Geschichten kennt, wird einem MacGuffin hinterhergejagt, indem verschiedene Stationen abgearbeitet werden. Dabei kommen sich die beiden Hauptcharaktere zwar näher, doch das verschwommene Ziel am Horizont (der andere Typ vom Flughafen bei dem ausverkauften Konzert) nimmt so viel Aufmerksamkeit der Protagonistin ein, dass sich ihr Weggefährte nicht viel Hoffnung macht. Bemüht wird hier also eine an den Haaren herbeigezogene Prämisse, um ein wahrscheinlich gar nicht mal so selten vorkommendes Dilemma auszubreiten. Dass sich für Singles eventuell zwei Optionen auftun, ist gewiss keine Seltenheit. Ob man also für eine Geschichte wie diese derart aufgesetzte Vorbedingungen bemühen muss, sei dahingestellt.
Im Grunde steht und fällt also alles damit, ob man den beiden Protagonisten bei ihrer skurrilen Tour durch die Stadt folgen möchte oder nicht. Die genauen Abläufe der einzelnen Situationen sollte man besser nicht allzu penibel hinterfragen, denn vermutlich wissen nicht einmal die Autoren, weshalb dieses oder jenes in genau dieser Form geschieht. Abgesehen davon bringt 'Meet Me Next Christmas' aber durchaus lockere, wenn auch extrem seichte, Unterhaltung auf den Bildschirm.
KURZFAZIT
3 in 1: Weihnachtsfilm, Romanze und Großstadt-Pendant zu einem Roadmovie.
Der filmtastische Adventskalender 2024
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Steven lebt für seinen Beruf. Für Sentimentalitäten bleibt da nicht viel Zeit. Doch eines Tages geschieht das Unfassbare: Seine Familie lädt sich selbst in seine Wohnung ein, um dort Weihnachten zu feiern. Gar nicht cool für Steven. Also engagiert er eine Dekorateurin, die seiner schnöde und zweckdienliche Wohnung Festtagszauber verleihen soll. Kurz nach Ankunft seiner Familie ernennt er sie sogar zu einer Art Weihnachtsmanagerin. Soll sie sich doch mit der Sippschaft herumplagen, während er im Büro sitzt- Die Dekorateurin soll nun also im Kreis wildfremder Menschen das Fest der Feste feiern. Überhaupt nicht cringe.
Nach einer kurzen Phase der Verwunderung nehmen die Festivitäten ihren Lauf und die ohnehin schon rudimentäre Handlung kommt nahezu komplett zum Erliegen. Die Beteiligten absolvieren verschiedene Weihnachtsrituale, die beiden Protagonisten kommen sich nebenbei näher. Darüber hinaus machen sie sich vermehrt Gedanken über eine angemessene Balance von Privat- und Berufsleben. Eine Handlung im herkömmlichen Sinne oder gar einen Spannungsbogen, der diese Bezeichnung zumindest ansatzweise verdienen würde, sucht man hier vergeblich. Stattdessen plätschert die Weihnachtsfeierei belanglos vor sich hin. Der Albtraum für jeden Filmkommentator. Wo soll man schließlich ansetzen, wenn die Handlung einem mit Leitungswasser verdünnten Schluck Mineralwasser ähnelt? Letztlich landet man bei der wohl niedersten Form einer Filmbesprechung, der Inhaltsangabe – und diese fällt entsprechend dünn aus. Immerhin ist es Sam Irvin (Regie) irgendwie gelungen, diesen Hauch von Nichts halbwegs kurzweilig zu erzählen. Vielleicht liegt darin ja auch die Intention: Die Teilnahme an einem mehr oder minder ereignislosen Weihnachtsfest zu simulieren, wie man es als Zuschauer im Grunde auch selbst erleben könnte – abgesehen von der Idee mit der überhaupt nicht sonderbar wirkenden Einladung an die Dekorateurin...
KURZFAZIT
Zwar etwas weniger trashige, dafür aber nicht minder uninspirierte und nahezu handlungsfreie Variation der Weihnachts”komödie” 'Christmas Planner – Was für eine Bescherung!' (2012).
Der filmtastische Adventskalender 2024
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++ Enthält leichte SPOILER ++
In der jährlich wachsenden Menge an schablonenhaften Weihnachtsromanzen finden sich nicht gerade viele Vertreter, in denen die (ohnehin schon) engen Grenzen des Subgenres ausgereizt werden. 'Roadtrip Weihnachtswunder' (auch unbekannt unter dem Titel 'Holiday Road') gehört zu den wenigen Beiträgen, deren Autoren nicht ausschließlich auf wiedergekäute Ideen setzen. Zwar steht auch hier eine Liebesgeschichte im Raum, doch der Kern der Handlung ist ein anderer. Statt auf die ausschließliche Fokussierung auf ein Protagonistenpaar zu setzen, wird hier ein klassischer Ensemblefilm auf den Bildschirm gebracht.
Als eine stattliche Anzahl Reisender – wie in so vielen anderen Weihnachtsfilmen auch – feststellen muss, dass alle Flüge an ihrem Flughafen gestrichen wurden (obwohl das Wetter augenscheinlich gut ist), schließen sich neun von ihnen zu einer Reisegesellschaft zusammen. Jeder von ihnen schleppt einen schweren Rucksack aus der Vergangenheit mit sich herum, doch alle hegen auch ein Pflänzchen der Hoffnung. Gemeinsam begeben sie sich auf einen Roadtrip gen Denver, auf dem sie sich gegenseitig kennenlernen und Verständnis füreinander entwickeln. Der Geist der Weihnacht wird also nicht auf einen kitschigen Kuss im Schneefall heruntergebrochen, sondern mittels Verständnis und Hilfsbereitschaft zelebriert.
Doch so gut das Konzept auch funktioniert: Während des letzten Aktes will es Martin Wood (Regie) offenbar nur noch hinter sich bringen. Die Inszenierung wird zunehmend schludriger und die zeitlichen Abläufe wirken ebenso holprig wie die konkrete Ausgestaltung einzelner Szenen. Zwei Personen, die noch eine Rechnung miteinander offen haben, tauchen ohne vorherige Verabredung mehr oder minder gleichzeitig am selben Friedhof auf. Mit dem Treffen zweier anderer Charaktere auf dem Gipfel eines Berges verhält es sich ähnlich. Eine weitere Person, die ebenfalls überraschend Besuch erhält (auch hier wirken die Anfahrtszeiten nicht stimmig), zaubert auf mysteriöse Weise ein Festessen für mehrere Personen hervor. Mit viel Fantasie lassen sich diese Vorgänge zwar erklären, zur mehr oder weniger sorgfältigen Gestaltung der vorherigen Abschnitte mag dieser nachlässige Stil jedoch nut bedingt passen. Zerstört wird das zuvor aufgebaute Bild dadurch zwar nicht, doch da es sich um die finalen Eindrücke handelt, bleibt eben das Gefühl, dass zumindest etwas Wasser in den Tafelwein gekippt wurde.
KURZFAZIT
Weihnachtlicher Ensemblefilm in Gestalt eines Roadmovies.
Der filmtastische Adventskalender 2024
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Das gab es ja noch nie in einem Weihnachtsfilm: Eine Finanzberaterin soll eine Farm, die in Schieflage geraten ist, vor der drohenden Insolvenz retten. Sie reist mit ihrer Tochter in die Provinz, um dort Ideen zur Rettung des Betriebs zu entwickeln. Sowohl der Bauer als auch seine Angehörigen erweisen sich als recht umgänglich, sodass einer harmonischen Adventszeit mit einem weihnachtlichen Happy End nicht viel entgegenstünde; wäre da nur nicht...
Na gut, das stimmt eigentlich gar nicht, denn Hindernisse gibt es hier nicht wirklich. Das Miteinander der Menschen könnte harmonischer kaum sein. Die ungeschriebene Regel, dass Konflikte die Triebfeder der allermeisten Drehbücher seien, ist hier nahezu komplett außer Kraft gesetzt. Selbst die jugendliche Tochter nimmt mehr oder weniger jeden Vorschlag mit Begeisterung auf. Dieses Prinzip, das in vielen Weihnachtsfilmen Anwendung findet, wird hier auf die Spitze getrieben.
Als zumindest etwas ungewöhnlicher erweist sich die Wahl der beiden Hauptdarsteller. Kellie Martin ('Emergency Room') und Colin Ferguson ('EUReKA') sind zum Zeitpunkt der Dreharbeiten rund zehn Jahre älter als die Protagonistenpärchen der meisten anderen Fernseh-Weihnachtsfilme aus Kanada und den USA. Durch diese leicht abgewandelte Konstellation ergeben sich für die Autoren einige Möglichkeiten, zumindest graduell von den ausgetretenen Pfaden abzuweichen, auf denen in Weihnachtsromanzen von Hallmark und den anderen üblichen Verdächtigen gewandelt wird. Wirklich bahnbrechend sind die Änderungen natürlich nicht, doch in Subgenres wie diesem lassen auch schon geringfügige Abweichungen aufhorchen. Das Ergebnis ist im Fall von 'Weihnachten in Montana' ein klassischer Durchschnittsfilm. Immerhin.
KURZFAZIT
Bauer sucht Frau.
Oder um etwas genauer zu sein: Bauer sucht Geld und findet Frau, die ihm bei der Rettung der Farm hilft.
Die Genrezuschreibung, die man für 'Lola' nennen könnte, zeigt schon vor der Sichtung an, dass man es hier mit einem Film zu tun haben wird, der sich nur mit sehr wenigen anderen vergleichen lässt. Wenn man zehn verschiedene Zuschauer fragen würde, zu welchem Genre dieser Film denn gehören könnte, bekäme man vermutlich elf verschiedene Antworten. Trotzdem ein Versuch: 'Lola' (2022) präsentiert sich als vom Arthouse- und Avantgarde-Kino angehauchtes Science-Fiction-Steampunk-Polit-Kriegsdrama im Found Footage Stil, das sich zwischen Retro-Futurismus und Dystopie bewegt. Der nachgeschobene Nebensatz klingt nach einem Widerspruch in sich, trifft irgendwie aber trotzdem zu. Der Versuch einer kurzen Beschreibung:
Zwei Schwestern sind im Besitz einer Apparatur, mit deren Hilfe sie im Jahr 1941 Fernsehsendungen und Rundfunkinhalte aus der Zukunft empfangen können. Teils reichen die empfangenen Programme bis weit in die 70er Jahre hinein. Die Maschine lässt sich für allerlei Späße verwenden, beispielsweise indem man bei Veranstaltungen zukünftige Hits als Eigenkompositionen ausgibt. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Geheimdienste für die Maschine interessieren, um etwa feindliche Kommunikation abzuhören oder um bevorstehende Angriffe vorherzusehen. Doch die Anwendung einer Technik wie dieser hat natürlich auch einen Preis; und zwar einen enorm hohen.
Weshalb den beiden Schwestern teilweise auch die strategische Ausrichtung und die taktische Einsatzplanung überlassen werden, erscheint nur schwer nachvollziehbar. Davon abgesehen wird hier jedoch ein Szenario ausgebreitet, das durchaus ambitioniert erscheint. Regisseur und Drehbuchautor Andrew Legge möchte für diese ungewöhnliche Prämisse natürlich auch eine angemessene Bildsprache finden. Richtig originell wird es, wenn Teile der Handlung nicht nur in Form von Nachrichtenformaten, sondern auch mittels Musikvideos vermittelt werden. 'The Sound of Marching Feet' ist nicht nur in Bezug auf den Erzählstil extravagant, sondern auch ein Beleg dafür, dass sogar musikbezogene Implikationen beachtet wurde. Wenn beispielsweise der Rock 'n' Roll zeitlich vorweggenommen wird, entwickeln sich eben auch Wave und andere Stilrichtungen früher. Auch wenn sich beim Anrühren nicht sämtliche Details komplett in zu einer homogenen Mischung zusammenfügen, so bleiben am Ende ein spannender Ansatz und eine durchaus ambitionierte Umsetzung.
KURZFAZIT
Ein Film mit Ecken und Kanten, der zwar nicht bis ins letzte Detail plausibel erscheint, dank einer originellen Prämisse und eines extravaganten Stils aber durchaus Aufmerksamkeit auf sich zieht.
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David Winnings 2022er Weihnachtsfilm mit dem griffigen Titel 'Time for Him to Come Home For Christmas - Eine zweite Chance an Weihnachten' lebt in erster Linie von der zögerlichen Weise, in der Informationen an das Publikum vermittelt werden. Daher ist es nicht ganz einfach, diesen Film zu besprechen, ohne die entscheidenden Wendungen zu verderben. Dabei gibt es hier strenggenommen gar nicht mal so viele Twists. Eigentlich ist die Handlung sogar recht simpel, doch durch die häppchenweise Preisgabe der Backstory der beiden Protagonisten und drei wichtigsten Nebencharaktere kann zunächst der Eindruck entstehen, hier würde fast ausschließlich der Zufall regieren. Teilweise zwar das sicherlich auch, doch die meisten Ereignisse lassen sich dann doch recht plausibel herleiten.
Zu Beginn geht es um eine Frau und einen Mann, die sich drei Jahre nach ihrem letzten Kontakt zufällig wieder über den Weg laufen. Zwar waren sie seinerzeit einander zugetan, ein Paar wurden sie jedoch nicht. Nun haben sie eine gemeinsame Mission: Sie wollen die Empfängerin einer Nachricht ausfindig machen, die fälschlicherweise an die Protagonistin zugestellt wurde.
Auch wenn die Prämisse etwas abgestanden erscheint, ergibt sich aus der schrittweisen Enthüllung zurückliegender Ereignisse und dem Konstrukt um gleich zwei verhinderte Paare eine durchaus unterhaltsame Erzählung; obwohl wahrscheinlich so ziemlich alle Zuschauer bereits recht früh einen Verdacht haben dürften, wie die Geschichte wohl enden wird.
Was sich vielleicht nicht vorhersehen lässt: Gegen Ende hin wird die Inszenierung deutlich schludriger, als es zu Beginn der Fall war. Beispielsweise stellt sich die Frage, weshalb Madeleine plötzlich in der Band von Tenille mitspielt. Aber geschenkt, es ist schließlich Weihnachten.
4,5 - 5 Punkte.
KURZFAZIT
Eine abgestandene Prämisse wurde hier ansprechend verpackt. Zwar befindet sich unter dem Geschenkpapier eine Schachtel, in der eine weitere Schachtel liegt, doch das mehrfache Auspacken hält die Spannung aufrecht.
Der filmtastische Adventskalender 2024
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Jedes Jahr zu Weihnachten schwappen alleine aus den USA und Kanada dutzende seichte Romanzen mit teils alberner Handlung auf die Bildschirme. „Da wollen wir einen Kontrastpunkt setzen“, denkt man sich offenbar bei Netflix, „wir produzieren einen seichten Thriller mit alberner Handlung.“ Gesagt, getan.
Ein fremder Irgendwer strandet auf der Suche nach seinem Vater in einem Kaff mit einem zwielichtigen Sheriff. Dieser redet sich selbst und seinen Deputies ein, einen dicken Fisch an der Angel zu haben. Nach einigen nicht unbedingt plausiblen Entwicklungen findet sich der Neuankömmling inmitten einer vermeintlichen Geiselnahmesituation wieder. Er nimmt die ihm zugeschriebene Rolle an und die Handlung wird noch absurder als ohnehin schon.
Wie auch immer, gerade zur Adventszeit kann man auch mal fünf gerade sein lassen. Gerade wenn ein Film auf anderen Ebenen überzeugt, ist eine zweifelhafte Handlung manchmal halb so wild. Wenn jedoch auch ein Teil der Dialoge aus dem Bückregal stammt, wird es schon schwieriger. Einige vorhersehbare „Wendungen“ runden den blassen Eindruck schließlich ab, selbst wenn sie von bekannten Gesichtern wie Jessica Alba, Tim Allen, Dax Shepard, Kurtwood Smith oder Vincent D'Onofrio vorgetragen werden. Durch das sommerliche Setting wird zwar ein sonniger Kontrastpunkt zum Kitsch vieler Weihnachtsfilme gesetzt, auf der anderen Seite finden sich gerade unter den Christmas-Produktionen aus dem Hause Netflix gleich mehrere dieser Vertreter ('Alles Gute kommt von oben', 'Weihnachten in der Wildnis', 'A California Christmas', 'A California Christmas 2: City Lights'). Offenbar hat sich dieses Konstrukt bewährt. Ein ambitionierteres Drehbuch hätte man diesem Film ruhig trotzdem spendieren dürfen.
Um fünf gerade sein zu lassen, bekommt 'El Camino Christmas' vier Punkte.
KURZFAZIT
Möglicher Alternativtitel: 'Was zur Hölle war das denn(?) Christmas'.
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Die Vorweihnachtsschmonzette 'Forever Christmas' wird – wie so viele andere billig produzierte Weihnachtsfilme auch – im deutschsprachigen Raum unter mehreren Titeln vertrieben. Auf Universal TV wird sie 2024 beispielsweise unter dem Namen 'Ewige Weihnachten' vermarktet, nachdem der Film an anderer Stelle bereits unter der Bezeichnung 'Mr. 365' gezeigt wurde [na toll, einen Film mit diesem Titel hätte ich mir bestimmt nicht angeschaut...]. Auf die „Handlung“ bezogen (wobei diese Bezeichnung hier eigentlich ein Witz ist), erweisen sich alle drei Varianten als gleichermaßen treffend. Schließlich geht es um einen Mann (laut Protagonistin Sophia eine Mischung aus Feuerwehrmann, Model und Superheld), der jeden einzelnen Tag im Jahr Weihnachten feiert. Sein Haus ist über die Maßen mit kitschiger Deko geschmückt. Persönliche Gegenstände wie Textilien, Geschirr, Unterhaltungselektronik oder Bücher scheint er allenfalls in kleinsten Mengen zu besitzen. Dafür hat er anscheinend einen ganzen Ordner mit juristischem Schriftverkehr, denn sein Nachbar (ein Grinch in Rentnergestalt) überzieht ihn mit einstweiligen Verfügungen und Unterlassungsklagen. Hängen geblieben sind ganz offenkundig beide. Der eine auf Weihnachten, der andere auf seinem Meckertrip. Man könnte einen Junggesellen, der Süßigkeiten in seinem Vorgarten auslegt, in dem eine Hütte in Kindergröße steht, vielleicht auch mit anderen Augen sehen als Sophia. Doch sie schenkt ihm lieber ein Shirt, damit er nochmal sein Oberteil auszieht, der feuerlöschende Model-Superheld.
Bei so viel trauter Zweisamkeit zwischen den Protagonisten braucht es dann auch gar keine Handlung mehr. Rein formal ist 'Forever Christmas' wie ein Kammerspiel angelegt, da die allermeisten Szenen in oder vor dem seltsam steril wirkenden Weihnachtshaus spielen. Natürlich würde bei einem Film dieser Art niemand eine hochtrabende Handlung erwarten, doch zumindest irgendeine Handlung (die über den Dreh einer Scripted Reality Produktion hinausgeht) wäre schon mal ein guter Anfang.
Randnotiz: Hauptdarstellerin Chelsea Hobbs hat sich zuvor mit eher grimmigen TV-Produktionen aus den Genres Krimi, Thriller und Horror einen Namen gemacht.
3,65 Punkte.
KURZFAZIT
Eleganz liegt oftmals im Auge des Betrachters.