Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Oscar Madness Film 29´1 (1 Nominierung)
Spannende und atmosphärisch packende Dokumentation, die trotz des hinlänglich bekannten Endes ihre Zuschauer zu fesseln vermag. Zwar könnte man 'Jim: The James Foley Story' anlasten, dass die politische Situation - etwa in Syrien - ganz extrem simplifiziert wird oder dass die Fälschungsvorwürfe bezüglich des Hinrichtungsvideos ausgespart wurden, aber letztlich ist (zumindest in diesem Fall) beides nicht für die Intention des Regisseurs relevant. Eine politische Bestandsaufnahme eines derart komplexen Krieges kann und will Brian Oakes gar nicht erst leisten. Überdies steht für ihn offensichtlich die persönliche Situation Foleys und dessen Situation in Gefangenschaft (sowie die Situation seiner Angehörigen sowie seiner Mitgefangenen) klar im Vordergrund.
Die größten Stärken dieser Dokumentation verstecken sich in den leisen Tönen und im respektvollen Umgang mit den Interviewpartnern. Wenn etwa der französische Mitgefangene ganz vorsichtig zwischen den Zeilen andeutet, dass es (entgegen aller Beteuerungen) durchaus auch ein Hauen und Stechen unter den Gefangenen gegeben haben muss. Oder wenn (nur spärlich verklausuliert) Kritik am US-amerikanischen Staat für den Umgang mit der gesamten Situation geäußert wird. Oakes macht seinen Interviewpartnern keine expliziten Vorwürfe (auch keine verdeckten - etwa durch hintergründige oder oder gar perfide Fragen) und versucht, die Aussagen so weit wie möglich für sich selbst stehen zu lassen. Damit traut er (im Gegensatz zu enorm vielen anderen Filmemachern) seinem Publikum durchaus zu, das Gesehene selbst entsprechend einzuordnen bzw. zu interpretieren.
Natürlich nimmt Oakes eine klar erkennbare amerikanische Sichtweise ein, aber ihm das vorzuwerfen, würde seiner Dokumentation 'Jim: The James Foley Story' nicht gerecht werden.
In der Kategorie Bester Filmsong wurde 'Jim: The James Foley Story' 2017 für den Titel „The Empty Chair“ (Musik und Text: J. Ralph und Sting) für einen Oscar nominiert.
Ordentlicher Zombiefilm, der zwar in den interessantesten Momenten immer wieder mal der Haupthandlung ausweicht (vermutlich auch aus Kostengründen), dadurch aber auch Spannung generiert. Die Zombies könnten für meinen Geschmack etwas kraftvoller daherkommen (und nicht immer nur Glasscheiben streicheln), aber insgesamt ist dieser Film durchaus sehenswert (allein schon wegen der Musik). Auch wenn sich 5,5 Punkte auf den ersten Blick nicht nach allzu viel anhören: In Anbetracht des lächerlich geringen Budgets ist hier ein richtig guter Film gelungen. So manche Produzenten und Regisseure bekommen selbst mit dem 10.000fachen Budget (oder mit noch deutlich mehr) nicht annähernd einen vergleichbar sehenswerten Film hin.
Oscar Madness Film 286 (1 Nominierung)
Originelle Geschichte zum Thema Wahrnehmung, die auch Keimzellen zu tiefergründigen Betrachtungen beinhaltet. Aufgrund der Kürze des Filmes (und der sicherlich sehr aufwändigen Herstellung), wird keine Geschichte im klassischen Sinne erzählt, sondern eher "nur" die Prämisse klar umrissen und präzisiert. Gegen Ende findet Theodore Ushev aber dennoch einen Weg, seinen Kurzfilm rund erscheinen zu lassen.
Die Idee, diesen Film per Linolschnitt umzusetzen, führt zu einem doch sehr außergewöhnlich Look, der unter dem Strich auch gut zu der eigenwilligen Story passt.
Relativ niveaulos und überdreht, aber zumindest kurzweilig und stellenweise doch recht lustig. Wenn man gerade Lust auf diese Art von Komödie hat und nicht allzu viel erwartet, passt "Fist Fight" schon. Charlie Day, Jillian Bell, Ice Cube und Dean Norris spielen bzw. persiflieren im Prinzip dieselben Rollen, die sie auch sonst so spielen.
Oscar Madness Film 29´6 (1 Nominierung)
Paul Verhoevens 'Elle' erweist sich als Psychodrama abseits aller Genrekonventionen. Es enthält Thrillerelemente, ist aber auch durchsetzt mit Anleihen bei der Farce. Getragen wird dieser Film durch eine hervorragende Performance von Isabelle Huppert, die in erster Linie auf ein sehr nuanciertes Spiel setzt.
++ Leichte SPOILER ++
Die Protagonistin Michèle entwickelt bei der Bewältigung einer erlittenen Vergewaltigung eine Strategie, der Tat (soweit es geht) den Schrecken zu nehmen - u.a. indem sie höchst pragmatisch damit umgeht und einen wirklich eigenwilligen Ansatz verfolgt. Fast möchte man sagen, der Vergewaltiger ist hier eindeutig an die falsche Person geraten. Während es etwa in den Rape & Revenge - Filmen vornehmlich um stumpfe Rache geht, entwickelt Michèle einen weitaus komplexeren Ansatz. Zwar zieht sie auch einen gehörigen Anteil ihres Umfeldes mit nach unten, doch inwiefern das mit der erlittenen Pein zu tun hat, lässt sich aber nur schwer beurteilen, da der Zuschauer nur über sehr wenige gesicherte Informationen über ihr Vorleben verfügt.
++ SPOILER Ende ++
'Elle' ist schrullig, skurril und unberechenbar. Nicht in jederlei Hinsicht perfekt, aber doch höchst sehenswert.
Für eine Sexkomödie nicht frech genug und für eine Beziehungskomödie zu oberflächlich; irgendwie aber dennoch halbwegs interessant. Die Figuren verkommen zwar teilweise zu Karrikaturen, sind auf seltsame Weise aber doch in der Realität verankert. Den Darstellern gelingt es verhältnismäßig gut, ihre bisherigen Rollen abzuschütteln (*Tusch*), sie gehen allesamt recht gut in ihren Rollen auf. Die kurze Laufzeit tut diesem Film recht gut, da so zumindest keine Langeweile aufkommt.
Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Durch diese "Was kann ich denn dafür, wenn die sich nackt auf mich setzt?"-Attitüde verschenkt Jean-François Richet eine Menge Potential und bietet Kritikern auch noch unnötige Angriffsflächen, auf die sie mit der Moralkeule (teilweise auch zurecht) draufhauen können. Und leider leidet darunter auch die Plausibilität der Geschichte. Vielleicht hätte er wahlweise auf etwas ältere Töchter setzen sollen oder die ganze Geschichte etwas mehr im Vagen und Ungewissen belassen sollen.
Großartig sind die Landschaftsbilder, die satten Farben, die kurzweilige Inszenierung und das gesamte Flair.
Trashige Telenovela-Parodie mit Licht und Schatten, die in mancherlei Hinsicht richtig gut ist, in einigen anderen Aspekten aber auch eher farblos bleibt. Einige der "größeren" Scherze wollen nicht so richtig zünden, dafür überzeugt "Casa de mi padre" mit einem guten Auge für´s Detail und vielen kleinen Gags, die zumindest zum Schmunzeln anregen.
Bewegendes Nachkriegsdrama über ein Thema, das bisher noch nicht allzu sehr überstrapaziert wurde. Gut gespielt (Roland Møller!) und zum Glück auch nicht übertrieben plakativ. Dieser Film zieht einen schon nach wenigen Minuten so sehr in den Bann, dass er einen kaum noch loslässt. Schon ab der zweiten Szene ist einem bewusst, dass es jede Sekunde zum großen Knall kommen kann (im wahrsten Sinne des Wortes). Alleine das reicht eigentlich schon aus, um große Spannung und eine angespannte Atmosphäre zu schaffen. Aber Martin Zandvliets Film hat noch so viel mehr zu bieten: Es ist ein gut inszeniertes Stück über Verantwortung, Schuld, Konsequenzen des eigenen Handelns und Menschlichkeit. Ein wirklich guter Film!
Drei Studentinnen, die in derselben Villa(!) wohnen und praktischerweise am selben Tag ihren 18. Geburtstag feiern, wollen auf ihrer Party entjungfert werden. Das sagt eigentlich schon alles...
Geboten wird die übliche Asylum "Qualität", weder die Handlung noch ein Großteil der Dialoge ergeben auf irgendeine Weise Sinn, aber zumindest tragen die bescheuerten Gespräche zur Unterhaltung bei. :-) Ansonsten fühlt sich dieser Film stark nach den deutschen Softsexkomödien aus den 70ern an.
Interessanterweise wohnen die drei Protagonistinnen in derselben Villa, in der auch die Party in "Sex Pot" stattfand. Bin gespannt, wie viele Filme Asylum sonst noch in diesem Gebäude gedreht hat... :-)
Großartig animiert (z. B. das Wasser, die Pflanzen oder auch Vaiana selbst), aber die Handlung schleppt sich nur mühsam ins Ziel und ist selbst für Disney-Verhältnisse mager. Diverse Running Gags (Ozean spült Vaiana zurück aufs Boot oder Mauis Tattoo gibt Handlungsanweisungen) und auch die Musikeinlagen werden deutlich überstrapaziert. Ansonsten bekommt man die üblichen Elemente geboten, die man auch aus zahlreichen anderen Disneyfilmen kennt.
Filmen wie 'Schatz, nimm du sie!' ist es zu verdanken, dass das deutsche Kino von vielen Leuten nur belächelt (bestenfalls) oder gar verachtet wird. Sven Unterwaldts Machwerk ist ein Remake, das die Welt nicht braucht. Diese angebliche Komödie ist auf so vielen Ebenen schlecht, dass es den Rahmen sprengen würde, hier auf sämtliche Mängel einzugehen, daher nur ein paar Gedanken dazu:
Dieser Schund ist so unlustig, dass einem die Worte fehlen. Anscheinend hat man hier all jene "Gags" aufgekauft, die bei anderen Produktionen durchs Raster fielen. Oder um es mit einer Dialogzeile von Carolin Kebekus zu sagen "Die 80er haben angerufen. Sie wollen ihren Witz zurück." Haha, total witzig. Und so originell. Diesen Spruch hat man ja noch nie gehört...
Derber Humor ist ja grundsätzlich gar nicht mal so verkehrt, aber dann sollte man auch den Mut haben, es durchzuziehen und nicht jedes mal auf halber Strecke umkehren. Das gilt nicht nur für den Humor, sondern für die gesamte Handlung. Man wäre doch so gerne frech, traut sich aber dann doch nicht. Das könnte den Film ja womöglich die FSK-12-Wertung kosten. Oder noch schlimmer: Fördergelder. Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Filmförderung für so einen Trash (und es ist nicht mal Trash der lustigen Sorte)? Auf diese Weise wird jegliche Kreativität deutscher Filmemacher vollends abgewürgt. Leute mit guten Ideen haben es hierzulande im Filmgeschäft nicht leicht. Kein Wunder, wenn das Geld lieber in solche Projekte gesteckt wird.
Ohne jetzt gehässig sein zu wollen, aber der beste Darsteller in 'Schatz, nimm du sie!' ist noch der Hamster. Was Mehmet und Kebekus hier abliefern, spottet jeder Beschreibung. Selbst mit Ludger Pistor weiß Unterwaldt nichts anzufangen.
Alle reden immer von Uwe Boll, wenn es um den womöglich schlechtesten deutschen Regisseur geht. Aber schaut euch mal die Filmographie von Sven Unterwaldt (und die dazugehörigen Bewertungen) an, die ist kein Stück besser. Über die legendären Effekte am Ende des Films legen wir lieber den Mantel des Schweigens...
Fun fact am Rande: Die zuvor vollmundig angekündigte Darstellertour durch diverse Kinos wurde kurzfristig abgesagt. Begründung laut dem Management von Frau Kebekus: Krankheit. Ihr Bühnenprogramm in Kiel konnte sie natürlich trotzdem spielen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Der Verdacht liegt nahe, dass es den Darstellern selbst peinlich ist, diesen Müll zu promoten...
P.S.: Wahnsinn, was man so alles erledigen kann, während eine halbe Zigarette runter brennt...
Di Caprios Doku kratzt nur an der Oberfläche und liefert für interessierte Zuschauer nicht allzu viel neues. Allenfalls einige Details könnten für Zuschauer mit einem gewissen Vorwissen interessant sein. Macht aber nichts, das gehört sicherlich zu seinem Konzept. Mit seinem prominenten Namen kann er vielleicht ein paar Leute für diese Doku und dieses Thema interessieren, die sich bisher nicht damit auseinandergesetzt haben. Daher ist es auch sehr wichtig und sinnvoll neben Dokus für "Fortgeschrittene", in denen tief in die Materie eingetaucht wird, auch immer wieder Beiträge für Leute mit weniger Vorwissen zu veröffentlichen. Nur so geht es.
Aber selbst für "Fortgeschrittene" ist dieser Film empfehlenswert. Ich habe mal an einer Gesprächsrunde mit einem Filmemacher teilgenommen, der ebenfalls einen Film über Energiegewinnung und Umweltzerstörung gedreht hat. Dabei wurde er gefragt, worin der Nutzen seiner Doku liegt, wenn nur Zuschauer den Film anschauen, die sich ohnehin schon für das Thema interessieren. Seine Antwort war, dass er die Zuschauer mit Details und vor allem Argumenten versorgen will (die sie bisher noch nicht so auf dem Schirm hatten), damit sie "draußen" in den Diskussionen mit Klimaskeptikern oder Uninteressierten noch etwas mehr in der Hand haben, das sie vorbringen können. Und unter diesem Aspekt sollte man auch "Before the Flood" sehen.
Ansonsten schließe ich mich dem Beitrag von GnothiSauton vorbehaltlos an!
Oscar Madness Film 386 (1 Auszeichnung, 3 weitere Nominierungen)
'Fences' ist einer jener Filme, die sich ganz bewusst an ein Nischenpublikum wenden. In Zeiten von Filmen, deren Cutter sich mit immer schnelleren Schnittfrequenzen überbieten wollen, und von Rezipienten, deren Aufmerksamkeitsspanne bereits durch einen kurzen Tweet überstrapaziert wird, wirkt dieser Film geradezu wie ein Relikt aus einer längst vergangen Zeit. Man merkt ihm klar seine Herkunft aus dem Theater an - mit all den damit verbundenen Stärken und Schwächen. Was die Menge an Schauplätzen betrifft, liegt 'Fences' nur knapp über Kammerspiel-Niveau. Statt überwältigender Bilder oder Musik (die hier nur sehr spärlich eingesetzt wird), überwiegt hier klar das Wort. Getragen von exzellenten Darstellern, die ihre Rollen mehr als nur verinnerlicht haben, entspinnt sich ein Stück, dessen grobe Richtung sich bereits im ersten Akt erahnen lässt, das aber dennoch keineswegs an Wucht einbüßt.
Denzel Washington spielt hier einen enorm sperrigen Charakter, der ihm aber sehr viel Raum bietet, sich zu entfalten. Und eben diesen Raum nutzt Washington voll und ganz aus und füllt ihn virtuos mit Leben. Neben Casey Affleck in "Manchester by the Sea" dürfte das wohl eine der bemerkenswertesten Hauptdarsteller-Leistungen sein, die man in den letzten Monaten zu sehen bekommen hat. Auch Viola Davis wächst erneut über sich hinaus und verleiht diesem Film zusammen mit Washington (und dem Rest des Casts) eine ganz besondere Note.
Nachtrag: Fast schon erwartungsgemäß wurde Denzel Washington für seine Mitwirkung im Cast für einen Oscar nominiert, während Viola Davis sogar eine der begehrten Goldstatuen verliehen wurde. Weitere Nominierungen konnten August Wilson (adaptiertes Drehbuch) sowie das Produktionsteam um Todd Black, Scott Rudin und erneut Denzel Washington in der Kategorie Bester Film für sich verzeichnen.
Klassisches Feelgood Movie, das aber auch als Buddy Movie funktioniert. Die Geschichte ist zwar recht vorhersehbar und wurde nahezu komplett im Trailer vorweggenommen, aber der Film an sich ist sehr charmant (und manchmal auch augenzwinkernd) inszeniert. Kostja Ullmann lässt die von ihm dargestellte Figur sehr sympathisch erscheinen, was auch auf die meisten anderen Darsteller und ihre Rollen zutrifft. Bei deutschen Produktionen ist ja oftmals auch eine gesunde Portion Skepsis angebracht, aber einem Film wie 'Mein Blind Date mit dem Leben' verzeiht man kleinere Schwächen gerne, denn er sprüht regelrecht vor positiver Energie.
Für sich genommen ist diese Fortsetzung eher farblos. Die Geschichte kann nicht mit dem Vorgänger mithalten - zu sehr haben sich in all den Jahren einfach die Sehgewohnheiten und vermeintlichen Tabus geändert. Überflüssig ist dieser Film dennoch nicht. Er bezieht seinen Reiz - ähnlich wie etwas Richard Linklaters 'Before Sunrise'-Filmreihe - zu einem guten Teil auch daraus, zu sehen, was aus den Charakteren nach der langen Zeit geworden ist, wie vertraut oder fremd sie sich mittlerweile sind und wie es ihnen weiterhin ergehen wird. "Trainspotting" ist erwachsener geworden, teilweise vielleicht auch ein wenig reflektierter und weniger rebellisch. An Skurrilitäten mangelt es - zum Glück - nach wie vor nicht.
T2 erscheint wie ein wehmütiger Blick zurück auf eine Zeit, in der es derb zuging, und die bis heute ihre Wellen und Echos wirft. Vieles hat sich geändert und einiges ist noch gleich. Oder um eine Ruhrpott-Weisheit zu bemühen: "Früher war auch scheiße"
Die Story ist relativ unsinnig, aber trotzdem ist 'John Wick: Chapter 2' sogar noch kurzweiliger geraten als sein Vorgänger. Die erneut höchst schrullige Inszenierung und das hohe Stilbewusstsein des Regisseurs verleihen auch dieser Fortsetzung einige Alleinstellungsmerkmale, die die John-Wick-Reihe deutlich von anderen Actionfilmen abhebt. Chad Stahelsky holt enorm viel aus dem dünnen Drehbuch heraus, indem er eine ansprechende Atmosphäre kreiert und die Actionsequenzen auf wirklich sehenswerte Weise choreographiert.
Oscar Madness Film 122 (2 Nominierungen)
Gute Effekte, aber die Handlung packt mich irgendwie nicht so richtig. Technisch ist die Produktion aber auf höchstem Niveau und auch der Humor stimmt, daher lohnt sich die Sichtung trotzdem.
Nachtrag: Die visuellen Effekte wurden folgerichtig auch für einen Oscar nominiert. Jedoch hatte man im Rahmen der Veleihung 2008 das Nachsehen gegenüber 'Der goldene Kompass'. Selbiges gilt für die Kategorie "Make-up", in der das Team von 'La vie en rose' den Gewinn der prestigeträchtigen Trophäe für sich verbuchen konnte.
Dieser Film ist wirklich nicht leicht zu bewerten. Das Positive zuerst: Er ist zu keiner Sekunde langweilig und der Ton ist wirklich beeindruckend (v.a. bei der Schlacht an der Klippe). Was da rund um den Zuschauer herum an Geräuschen zischt und kracht, wurde offenbar in mühevoller Kleinarbeit komponiert.
Bei der Handlung sieht es schon deutlich ambivalenter aus: Gibson nutzt eine Geschichte über einen vermeintlichen Pazifisten (der aber gar keiner ist), um uns erneut seine kruden politischen und religiösen Ansichten unterzujubeln. Andererseits finden sich auch so manche kritische Untertöne. Ob nun beabsichtigt oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Vermutlich ist letzteres der Fall, aber wer weiß das schon so genau bei Mel Gibson?
Vordergründig geht es um die klassische Frage, ob ein gutes Leben auch im schlechten möglich ist. Rein formal bedient sich Gibsons Inszenierung bei diversen Mitteln des literarischen Expressionismus. Inwieweit auch eine entsprechende Aussage intendiert ist, lässt sich aber nur erahnen.
Ich hatte schon seit Wochen große Vorfreude auf diesen Film und wurde kein bisschen enttäuscht! Wir haben hier einen jener Filme, die das Publikum zu spalten vermögen; nicht jeder wird sich damit anfreunden können. Etwas zugespitzt könnte man "The Girl With All The Gifts" auch als Arthouse-Zombiefilm bezeichnen. Der (möglicherweise streitbare) Score bringt die Absurdität der Situation perfekt auf den Punkt und verleiht der Produktion eine ganz besondere Note. Der Film beginnt mit einer ähnlichen Prämisse wie 'Das Morgan Projekt', biegt dann allerdings recht schnell in eine völlig andere Richtung ab. Mir hat´s gefallen, aber ich kann gut verstehen, wenn nicht jeder dieser Meinung ist.
Eigentlich dachte ich mir während des Films, der ist doppelt so gut wie der erste Teil und ich gebe ich ihm doppelt so viele Punkte - also zwei... Doch dann kam die Hubschrauber-Szene...
++ Enthält SPOILER ++
Wozu baut man so nen Quatsch überhaupt ein, wenn wenige Minuten danach sowieso wieder alles überstanden ist? Am Tag darauf waren sogar schon wieder all seine Schrammen verheilt... Selbiges gilt für den Chef im Verlag. Sorry, aber die Handlung ist auf so vielen Ebenen unsinnig, dass es auch der Rest nicht mehr rausreisst. Die Sexszenen sind ein schlechter Witz, die Musik ist in vielen Szenen eher unfreiwillig komisch und alles andere hinterfragt man besser nicht, sonst kommt man nur auf so abstruse Gedanken wie: Wenn Grey 24.000$ pro 15 Min. verdient (also 840 Mio. pro Jahr), wieso reicht es dann nicht für eine neue Zahnbürste für Ana...? :-)
++ SPOILER ENDE ++
Aber ernsthaft: Die Chemie zwischen den beiden (ohnehin schon schwachen) Darstellern stimmt absolut nicht und die Spannungsbögen der Geschichte sind viel zu flach - und das obwohl viel zu dick aufgetragen wird. Grey ist ja nicht nur Millionär, sondern Multimilliardär, Pilot, Kapitän, Sportler, Liebhaber und was weiß ich noch alles. Dagegen wirken selbst die Disney-Prinzen wie schäbige Taugenichtse... Ich glaube, wenn man nicht ganz so heftig übertrieben hätte, wäre die Geschichte zumindest ein bisschen plausibler.
Nebenbei bemerkt: Das product placement ist ähnlich unbeholfen wie das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller... Selten so eine sinnfreie Einbindung von Produkten gesehen, wie es hier mit Apple und Ben & Jerry´s der Fall ist.
Einerseits ist auch dieser Lego-Film wieder nur ein auf Spielfilmlänge aufgeblasener Werbetrailer, andererseits wurde er doch mit sehr viele Liebe zum Detail entworfen und man merkt ihm an, dass hier Leute am Drehbuch beteiligt waren, die sich offensichtlich recht gut auskennen in Gotham City. Selbst Kuriositäten wie das legendäre Anti-Haifisch-Spray wurden wieder ausgegraben. :-)
Eine Vielzahl der Witze mit Bezug auf ältere Batman-Verfilmungen oder auf Produktionen wie "Suicide Squad", "Gremlins" oder "Man of Steel" usw. zielt daher ganz bewusst auf erwachsene Zuschauer ab.
So wird dann auch in bester Shaft-Manier gesungen:
"Wer hat das coolste Gefährt? BATMAN!
Wer ... [hier irgendwelchen Quatsch einfügen] ...? BATMAN!
Wer zahlt brav seine Steuern? NICHT BATMAN!!"
:-)
'Die dunkle Seite des Mondes' ist ruhig, einigermaßen düster, gut in Szene gesetzt und führt uns hinab in menschliche Abgründe - alles Attribute, die ich an Filmen gerne mag. Nur leider holt mich der Film irgendwie nicht so richtig ab. Ich kann durchaus die relativ hohe Qualität dieser Produktion anerkennen, aber aus irgendwelchen Gründen, die ich leider selbst nicht so genau benennen kann, fehlt hier für meinen Geschmack etwas. Trotzdem schaue ich lieber sowas als die übliche Massenware mit Schweighöfer und Co.
Oscar Madness Film 388 (6 Auszeichnungen, 8 weitere Nominierungen)
Seit Jahren hat es kein Film mehr geschafft, mich derart zu ergreifen wie 'La La Land'. Zwar war ich bereits auf einen sehr guten Film gefasst, aber was dann in einigen Kategorien geboten wurde, hat mir fast schon Freudentränen in die Augen getrieben. Kamera und Beleuchtung sind gelinde gesagt hervorragend. Und vor allem lässt ihnen der Schnitt genug Raum zur Entfaltung. Wann hat man zuletzt derart viele Plansequenzen oder derart temporeiche Bilder trotz sehr moderater Schnittfrequenzen gesehen? Auch Ton, Kostüme und die Leistungen der Darsteller sind aller Ehren wert.
Bereits die ersten 20 Minuten sind pures Überwältigungskino. Der Inhalt an sich ist zwar ein wenig dünn geraten und steht somit im krassen Gegensatz zur Inszenierung, aber vielleicht macht auch gerade diese Beschränkung ein kennzeichnendes Merkmal von 'La La Land' (der Stadt, nicht des Films) aus.
Es geht um die Erfüllung und das Zerplatzen von Träumen, um Musik im Allgemeinen und um Jazz im Besonderen und natürlich - ganz wie die Jury es traditionell mag - um eine gehörige Portion Hollywood-Selbstbeweihräucherung. Aber während etwa 'Hail, Caesar!' eher Stückwerk (im Sinne einer Nummernrevue) bleibt, wird hier eine kleine, aber runde Geschichte erzählt.
Gewissermaßen lässt sich 'La La Land' auch als Komplement zu 'Whiplash' begreifen. Beide Filme repräsentieren die beiden Seiten derselben Münze. Zumindest in Bezug auf das Erreichen von Zielen und Scheitern von Wünschen (auch und besonders in Bezug auf die Musik bzw. Kultur oder auch hinsichtlich Liebe und Beziehungen). Um es mal absichtlich pointiert zuzuspitzen: Wenn man so möchte, hat Chazelle hier die weibliche Inszenierungsvariante gewählt, während Whiplash eher vor Testosteron trieft. Nicht umsonst hat Chazelle so manche Rück- und Querverweise auf seinen Vorgängerfilm mit einfließen lassen ( - so will z. B. die von J. K. Simmons gespielte Figur, dass kein modern Jazz gespielt wird; und auch das Zitat bzgl. Jazz und Zukunft kann in diesem Zusammenhang gesehen werden).
Trotz ein paar kleinerer Unebenheiten ist 'La La Land' ein Film, der einen restlos überwältigen und in den Bann ziehen kann. Genau für solche Filme wurde das Kino erfunden (oder zumindest wurde es dafür im Studiosystem populär).
'Den Sternen so nah' hat auf jeden Fall Potential. Der Film punktet mit sehr schönen Bildern, einer angenehmen Atmosphäre und einigen guten Darstellern. Leider steht sich der Regisseur bei der Inszenierung aber selbst im Weg. Die Geschichte wurde viel zu dick aufgetragen, krankt an so manchen Logikmängeln und leidet an einer übertriebenen Simplifizierung. Natürlich sollte man die Plausibilität bei derartigen Filmen nicht allzu hoch hängen, aber wenn [ACHTUNG SPOILER!!] Scheunenbrände von der NASA(!) untersucht werden oder ein kurzer (natürlich improvisierter und nicht genehmigter) Stratosphärenflug ausreicht, um einem todkranken vorerst das Leben zu retten, ist das schon ein bisschen zu viel des Guten. Grundsätzlich ist ja nichts gegen künstlerische Freiheit einzuwenden, aber man hätte diese Geschichte auch ohne solche Trashelemente erzählen können. Vermutlich wäre sie dann sogar noch besser geworden.
Britt Robertson ist ja okay, aber als 17-jährige Schülerin ist sie eine glatte Fehlbesetzung. Da hätte man 10 Jahre früher damit ankommen müssen...