Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 03.03.2017, 02:38 Geändert 03.03.2017, 02:40

    "Fish Tank" ist eine Milieustudie, die zwar nicht annähernd die Wucht und den umfassenden Blick von Arnolds späterem Werk "American Honey" erreicht, die aber dennoch durch ihren Realismus punktet. Die Kamera bleibt dabei stets nah an Hauptdarstellerin Katie Jarvis. Diese dankt es der Regisseurin mit einer (für eine Laiendarstellerin) schier verblüffenden Leistung. Auch wenn ihr das Milieu bekannt sein mag: Ihre Performance geht weit darüber hinaus, einfach nur eine Rolle zu spielen, die ihr halbwegs auf den Leib geschrieben wurde.

    Die größte Stärke von "Fish Tank" liegt in Andrea Arnolds genauer Beobachtung eines Mirkokosmos und ihrem Talent, Rückschlüsse auf den entsprechenden Makrokosmos sichtbar zu machen. So geht beispielsweise Mias Schroffheit weit über eine einfache prophylaktische Abwehrreaktion gegenüber möglichen menschlichen Enttäuschungen hinaus. Der abschließende Tanz mit ihrer Mutter und die darauf folgende Verabschiedung von ihrer Schwester ("Ich hasse dich" - "Ich hasse dich auch") machen dies nur allzu deutlich. Man mag solch ein Verhalten (zumindest in diesem Zusammenhang) als fast schon systemimmanent begreifen. Ganze Generationen einer enttäuschten, desillusionierten und abgehängten Schicht wagen es einfach nicht mehr zu träumen, da sie nicht mehr an Träume glauben. Man kann diese These und deren Inszenierung durch Andrea Arnolds als viel zu plakativ abtun - ihre Intention jedoch zielt sicher in eine nachvollziehbare Richtung.

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      Framolf 03.03.2017, 02:23 Geändert 03.03.2017, 02:24
      über Borgman

      ++ Enthält SPOILER ++

      Boshafte Allegorie auf die Entfremdung des Menschen von seiner Natur (Natur im doppelten Sinne: Sowohl als Umwelt, Lebensraum, Wald usw., aber auch in der Bedeutung von menschlicher Natur), in der ein fast schon degenerierter Lebensstil mit bitterer Härte bestraft wird. So ist es dann auch kein Wunder, dass diejenigen, die der (bzw. ihrer) Natur noch am nähesten sind (u.a. die Kinder), etwas milder dabei wegkommen als die Erwachsenen. Nicht zufällig erwischt es den Gärtner zuerst...

      Es gestaltet sich nicht ganz einfach, die komplette Symbolik aufzuschlüsseln. "Borgman" strotzt nur so vor religiösen (christlichen), mythologischen, literarischen (Romantik) und geschichtlichen Metaphern. Allerdings beschleicht mich auch ein wenig das Gefühl, dass auch etwas heiße Luft dazugemischt wurde...

      "Borgman" hat das Zeug zu einem richtig guten Film, überzeugt mich allerdings nur teilweise.

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        Framolf 03.03.2017, 02:12 Geändert 28.01.2021, 06:00

        'Der Ghostwriter' präsentiert sich als Verneigung Polanskis vor dem Stil Hitchcocks und ist ein höchst konservativ inszenierter Thriller, in dem Polanski seinen eigenen Stil ('Die neuen Pforten') mit dem von Hitchcocks Thrillern vermischt bzw. vereint. Vom Altmeister übernimmt er dabei den Spannungsaufbau sowie diverse stilistische Elemente - ohne jedoch auf dessen Raffinessen und damalige Innovationen in Sachen Lichtsetzung und Kameraarbeit zurückzugreifen. Inhaltlich auf das Nötigste reduziert, ist es trotzdem ein Genuss, diesen Film zu schauen, der zwar alles andere als originell ist, dafür jedoch auf charmante Weise an frühere Inszenierungen erinnert.

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          Framolf 03.03.2017, 02:03 Geändert 03.03.2017, 02:06

          Raoul Peck verfolgt einen relativ unkonventionellen Ansatz. Er hält den Spannungsbogen enorm flach und konzentriert sich auf Theorien, Philosophien, Gesprächsinhalte und Begegnungen zwischen Marx, Enges und diversen Zeitgenossen wie etwa Bakunin, Proudhon und Weitling. Die Gespräche reichert er immer wieder mit Details an, die vermuten lassen, dass man sich hier relativ genau mit den handelnden Personen und deren Werken beschäftigt hat. Für Leute mit Geschichts-, Politk- oder vielleicht auch Philosophieinteresse ein interessanter Film, für alle anderen wohl eine eher müde Veranstaltung.

          Das Szenenbild präsentiert sich (für europäische Verhältnisse) enorm gelungen, die Darsteller agieren gut - an der Synchronisation hingegen hapert es stellenweise (nicht immer lippensynchron). Eine bemerkenswert gelungene Idee war es, im Abspann den Bogen zur Gegenwart zu spannen.

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            Framolf 01.03.2017, 01:54 Geändert 22.01.2021, 06:47
            über Silence

            Bei einer ultimativen Challenge für Leute mit ADS ist Scorseses 'Silence' der Endgegner. Wer diesen Film am Stück anschauen kann, ohne etwas nebenbei zu machen oder unruhig zu werden, kann getrost davon ausgehen, dass er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen muss. :-)

            Ich hatte einen Film erwartet, der im Fahrwasser von 'The Mission' (1986) daherkommt. Teilweise kam es auch tatsächlich so, zum Teil lag ich mit dieser Prognose aber auch ordentlich daneben. Inhaltlich beschäftigt sich die Erzählung mit der Abschottung Japans gegen das Christentum. Stilistisch sind einige Anleihen bei Akira Kurasawa unverkennbar.

            Scorsese schafft es, die Positionen beider Parteien plausibel darzustellen. Auch wenn in dieser Hinsicht die Widmung im Abspann etwas irritiert, lässt sich durchaus Verständnis für die grundsätzliche Position der japanischen Inquisition aufbringen - wenn auch nicht für deren Methoden.

            Ansonsten wurde diese Verfilmung mit sehr viel Liebe zum Detail inszeniert (auch wenn der Verweis auf das Konzept der Liebesheirat im Jahre 1638 nicht unbedingt zeitgemäß wirkt). Insgesamt ist dieser Film absolut empfehlenswert - allerdings nur für ein Publikum, das auch mit etwas sperrigeren Filmen umzugehen weiß.

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              Framolf 28.02.2017, 00:59 Geändert 26.01.2021, 08:13

              'The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit' widmet sich dem Thema Sklaverei und schlägt dabei ähnliche Wege ein wie '12 Years a Slave', allerdings auf nicht ganz so hohem Niveau. Sowohl schauspielerisch als auch dramaturgisch ist '12 Years' auf etwas höherem Niveau anzusiedeln, wobei allerdings auch in Nate Parkers Film ein Großteil der Darsteller zu überzeugen weiß. Allerdings beschleicht einen hier ein wenig das Gefühl, dass es nicht ausschließlich um die Erlangung von Gerechtigkeit geht. An sich wäre das auch nicht weiter schlimm, nur leider baut Parker dadurch stellenweise eher Distanz zum Zuschauer auf (egal welcher ethnischen Herkunft), statt diesen auf seine Seite zu ziehen.

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                Framolf 27.02.2017, 03:47 Geändert 28.01.2021, 05:45
                über Der 13.

                Gute, interessante und sehenswerte Doku, die sich für meinen Geschmack aber thematisch etwas zu viel aufbürdet. Alleine mit den allgemeinen Missständen im US-Justizsystem, in der Politik oder bei den Sicherheitsbehörden ließen sich schon unzählige Bücher füllen; vom Thema Rassismus ganz zu schweigen. '13th' versucht, all diese Themen unter einen Hut zu bringen, was größtenteils auch gut gelingt - auch wenn die Allgemeingültigkeit ein wenig darunter leidet. Aber am Ende des Filmes haben sie aber dann ja noch recht gut den Kreis geschlossen.

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                  Framolf 27.02.2017, 03:40 Geändert 03.02.2023, 07:01

                  Oscar Madness Film 29´5 (1 Nominierung)

                  Eine Kurzdokumentation über Krankheit und Tod. Keine leichte Aufgabe, die sich Dan Krauss (Regie) hier vorgenommen hat.

                  Nah dran an den Patienten und ihren Angehörigen wirft diese Produktion einige Fragen auf, die sie naturgemäß aber natürlich nicht beantworten kann. Dennoch ein gelungener Einblick in einen Bereich, mit dem die allermeisten Menschen irgendwann mal in Berührung gekommen sind oder kommen werden. Für den einen oder anderen Zuschauer, der solche Themen bisher ausgeblendet hat, kann es durchaus hilfreich sein, schon mal erste Einblicke zu bekommen. Sehenswert.

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                    Framolf 26.02.2017, 06:06 Geändert 02.02.2023, 06:09

                    Oscar Madness Film 288 (1 Nominierung)

                    Sehenswerte Doku, die (im Vergleich zu vielen anderen oscarnominierten Dokumentationen) sehr positive Töne anschlägt und von einem hohen Grad an Empathie geprägt ist. Die Produzenten folgen dabei einem recht ungewöhlichen und sehr innovativen Ansatz: So wie Owen die Zeichentrickfilme nutzt, um die Welt für sich verständlich zu machen, so nutzt auch Regisseur Roger Ross Williams Animationen (und letztlich auch die Regeln des Formelkinos), um dem Zuschauer Owens Welt und seine Art des Denkens anschaulich begreifbar zu machen. Der Blick auf Owens Filmsammlung hat zwar gezeigt, dass Owens Methode keineswegs ausschließlich auf Disney-Produktionen beschränkt zu sein scheint (es standen auch 'Ice Age' und andere Filme dabei), aber das nur am Rande.

                    Ob dieser Weg ihn an sein Ziel bringen wird, sei mal dahingestellt. Sein Bruder hat es ja schon recht gut umrissen, als er auf die "limits" dieser Filme hingewiesen hat. Aber entscheidend ist, dass diese Methode zumindest bisher sehr hilfreich für Owen und sein Umfeld war und ihn ein gutes Stück seinen Zielen näherbringen wird (und bereits gebracht hat). Irgendwann wird er bei der Wahl seiner Mittel wohl nachjustieren müssen, aber zunächst mal eröffnet Owen sich und seiner Umwelt Welten, die zuvor nicht erreichbar schienen. Somit befasst sich 'Life, Animated' mit einem wichtigen und interessanten Thema und findet einen sehr originellen und sehenswerten Zugang dazu.

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                      Framolf 26.02.2017, 02:55 Geändert 03.02.2023, 05:23

                      Oscar Madness Film 29´1 (1 Nominierung)

                      Spannende und atmosphärisch packende Dokumentation, die trotz des hinlänglich bekannten Endes ihre Zuschauer zu fesseln vermag. Zwar könnte man 'Jim: The James Foley Story' anlasten, dass die politische Situation - etwa in Syrien - ganz extrem simplifiziert wird oder dass die Fälschungsvorwürfe bezüglich des Hinrichtungsvideos ausgespart wurden, aber letztlich ist (zumindest in diesem Fall) beides nicht für die Intention des Regisseurs relevant. Eine politische Bestandsaufnahme eines derart komplexen Krieges kann und will Brian Oakes gar nicht erst leisten. Überdies steht für ihn offensichtlich die persönliche Situation Foleys und dessen Situation in Gefangenschaft (sowie die Situation seiner Angehörigen sowie seiner Mitgefangenen) klar im Vordergrund.

                      Die größten Stärken dieser Dokumentation verstecken sich in den leisen Tönen und im respektvollen Umgang mit den Interviewpartnern. Wenn etwa der französische Mitgefangene ganz vorsichtig zwischen den Zeilen andeutet, dass es (entgegen aller Beteuerungen) durchaus auch ein Hauen und Stechen unter den Gefangenen gegeben haben muss. Oder wenn (nur spärlich verklausuliert) Kritik am US-amerikanischen Staat für den Umgang mit der gesamten Situation geäußert wird. Oakes macht seinen Interviewpartnern keine expliziten Vorwürfe (auch keine verdeckten - etwa durch hintergründige oder oder gar perfide Fragen) und versucht, die Aussagen so weit wie möglich für sich selbst stehen zu lassen. Damit traut er (im Gegensatz zu enorm vielen anderen Filmemachern) seinem Publikum durchaus zu, das Gesehene selbst entsprechend einzuordnen bzw. zu interpretieren.

                      Natürlich nimmt Oakes eine klar erkennbare amerikanische Sichtweise ein, aber ihm das vorzuwerfen, würde seiner Dokumentation 'Jim: The James Foley Story' nicht gerecht werden.

                      In der Kategorie Bester Filmsong wurde 'Jim: The James Foley Story' 2017 für den Titel „The Empty Chair“ (Musik und Text: J. Ralph und Sting) für einen Oscar nominiert.

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                        Framolf 26.02.2017, 02:36 Geändert 26.02.2017, 02:37

                        Ordentlicher Zombiefilm, der zwar in den interessantesten Momenten immer wieder mal der Haupthandlung ausweicht (vermutlich auch aus Kostengründen), dadurch aber auch Spannung generiert. Die Zombies könnten für meinen Geschmack etwas kraftvoller daherkommen (und nicht immer nur Glasscheiben streicheln), aber insgesamt ist dieser Film durchaus sehenswert (allein schon wegen der Musik). Auch wenn sich 5,5 Punkte auf den ersten Blick nicht nach allzu viel anhören: In Anbetracht des lächerlich geringen Budgets ist hier ein richtig guter Film gelungen. So manche Produzenten und Regisseure bekommen selbst mit dem 10.000fachen Budget (oder mit noch deutlich mehr) nicht annähernd einen vergleichbar sehenswerten Film hin.

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                          Framolf 26.02.2017, 02:30 Geändert 02.02.2023, 06:01

                          Oscar Madness Film 286 (1 Nominierung)

                          Originelle Geschichte zum Thema Wahrnehmung, die auch Keimzellen zu tiefergründigen Betrachtungen beinhaltet. Aufgrund der Kürze des Filmes (und der sicherlich sehr aufwändigen Herstellung), wird keine Geschichte im klassischen Sinne erzählt, sondern eher "nur" die Prämisse klar umrissen und präzisiert. Gegen Ende findet Theodore Ushev aber dennoch einen Weg, seinen Kurzfilm rund erscheinen zu lassen.

                          Die Idee, diesen Film per Linolschnitt umzusetzen, führt zu einem doch sehr außergewöhnlich Look, der unter dem Strich auch gut zu der eigenwilligen Story passt.

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                          • 5 .5

                            Relativ niveaulos und überdreht, aber zumindest kurzweilig und stellenweise doch recht lustig. Wenn man gerade Lust auf diese Art von Komödie hat und nicht allzu viel erwartet, passt "Fist Fight" schon. Charlie Day, Jillian Bell, Ice Cube und Dean Norris spielen bzw. persiflieren im Prinzip dieselben Rollen, die sie auch sonst so spielen.

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                            • 6 .5
                              Framolf 22.02.2017, 23:54 Geändert 06.02.2023, 05:44
                              über Elle

                              Oscar Madness Film 29´6 (1 Nominierung)

                              Paul Verhoevens 'Elle' erweist sich als Psychodrama abseits aller Genrekonventionen. Es enthält Thrillerelemente, ist aber auch durchsetzt mit Anleihen bei der Farce. Getragen wird dieser Film durch eine hervorragende Performance von Isabelle Huppert, die in erster Linie auf ein sehr nuanciertes Spiel setzt.

                              ++ Leichte SPOILER ++

                              Die Protagonistin Michèle entwickelt bei der Bewältigung einer erlittenen Vergewaltigung eine Strategie, der Tat (soweit es geht) den Schrecken zu nehmen - u.a. indem sie höchst pragmatisch damit umgeht und einen wirklich eigenwilligen Ansatz verfolgt. Fast möchte man sagen, der Vergewaltiger ist hier eindeutig an die falsche Person geraten. Während es etwa in den Rape & Revenge - Filmen vornehmlich um stumpfe Rache geht, entwickelt Michèle einen weitaus komplexeren Ansatz. Zwar zieht sie auch einen gehörigen Anteil ihres Umfeldes mit nach unten, doch inwiefern das mit der erlittenen Pein zu tun hat, lässt sich aber nur schwer beurteilen, da der Zuschauer nur über sehr wenige gesicherte Informationen über ihr Vorleben verfügt.

                              ++ SPOILER Ende ++

                              'Elle' ist schrullig, skurril und unberechenbar. Nicht in jederlei Hinsicht perfekt, aber doch höchst sehenswert.

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                              • 5 .5
                                Framolf 21.02.2017, 05:19 Geändert 21.02.2017, 15:45

                                Für eine Sexkomödie nicht frech genug und für eine Beziehungskomödie zu oberflächlich; irgendwie aber dennoch halbwegs interessant. Die Figuren verkommen zwar teilweise zu Karrikaturen, sind auf seltsame Weise aber doch in der Realität verankert. Den Darstellern gelingt es verhältnismäßig gut, ihre bisherigen Rollen abzuschütteln (*Tusch*), sie gehen allesamt recht gut in ihren Rollen auf. Die kurze Laufzeit tut diesem Film recht gut, da so zumindest keine Langeweile aufkommt.

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                                • 6

                                  Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Durch diese "Was kann ich denn dafür, wenn die sich nackt auf mich setzt?"-Attitüde verschenkt Jean-François Richet eine Menge Potential und bietet Kritikern auch noch unnötige Angriffsflächen, auf die sie mit der Moralkeule (teilweise auch zurecht) draufhauen können. Und leider leidet darunter auch die Plausibilität der Geschichte. Vielleicht hätte er wahlweise auf etwas ältere Töchter setzen sollen oder die ganze Geschichte etwas mehr im Vagen und Ungewissen belassen sollen.

                                  Großartig sind die Landschaftsbilder, die satten Farben, die kurzweilige Inszenierung und das gesamte Flair.

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                                  • 5

                                    Trashige Telenovela-Parodie mit Licht und Schatten, die in mancherlei Hinsicht richtig gut ist, in einigen anderen Aspekten aber auch eher farblos bleibt. Einige der "größeren" Scherze wollen nicht so richtig zünden, dafür überzeugt "Casa de mi padre" mit einem guten Auge für´s Detail und vielen kleinen Gags, die zumindest zum Schmunzeln anregen.

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                                    • 7 .5

                                      Bewegendes Nachkriegsdrama über ein Thema, das bisher noch nicht allzu sehr überstrapaziert wurde. Gut gespielt (Roland Møller!) und zum Glück auch nicht übertrieben plakativ. Dieser Film zieht einen schon nach wenigen Minuten so sehr in den Bann, dass er einen kaum noch loslässt. Schon ab der zweiten Szene ist einem bewusst, dass es jede Sekunde zum großen Knall kommen kann (im wahrsten Sinne des Wortes). Alleine das reicht eigentlich schon aus, um große Spannung und eine angespannte Atmosphäre zu schaffen. Aber Martin Zandvliets Film hat noch so viel mehr zu bieten: Es ist ein gut inszeniertes Stück über Verantwortung, Schuld, Konsequenzen des eigenen Handelns und Menschlichkeit. Ein wirklich guter Film!

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                                        Framolf 20.02.2017, 00:37 Geändert 20.02.2017, 00:38

                                        Drei Studentinnen, die in derselben Villa(!) wohnen und praktischerweise am selben Tag ihren 18. Geburtstag feiern, wollen auf ihrer Party entjungfert werden. Das sagt eigentlich schon alles...

                                        Geboten wird die übliche Asylum "Qualität", weder die Handlung noch ein Großteil der Dialoge ergeben auf irgendeine Weise Sinn, aber zumindest tragen die bescheuerten Gespräche zur Unterhaltung bei. :-) Ansonsten fühlt sich dieser Film stark nach den deutschen Softsexkomödien aus den 70ern an.

                                        Interessanterweise wohnen die drei Protagonistinnen in derselben Villa, in der auch die Party in "Sex Pot" stattfand. Bin gespannt, wie viele Filme Asylum sonst noch in diesem Gebäude gedreht hat... :-)

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                                          Framolf 20.02.2017, 00:29 Geändert 20.02.2017, 00:31
                                          über Vaiana

                                          Großartig animiert (z. B. das Wasser, die Pflanzen oder auch Vaiana selbst), aber die Handlung schleppt sich nur mühsam ins Ziel und ist selbst für Disney-Verhältnisse mager. Diverse Running Gags (Ozean spült Vaiana zurück aufs Boot oder Mauis Tattoo gibt Handlungsanweisungen) und auch die Musikeinlagen werden deutlich überstrapaziert. Ansonsten bekommt man die üblichen Elemente geboten, die man auch aus zahlreichen anderen Disneyfilmen kennt.

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                                            Framolf 19.02.2017, 02:56 Geändert 22.01.2021, 06:31

                                            Filmen wie 'Schatz, nimm du sie!' ist es zu verdanken, dass das deutsche Kino von vielen Leuten nur belächelt (bestenfalls) oder gar verachtet wird. Sven Unterwaldts Machwerk ist ein Remake, das die Welt nicht braucht. Diese angebliche Komödie ist auf so vielen Ebenen schlecht, dass es den Rahmen sprengen würde, hier auf sämtliche Mängel einzugehen, daher nur ein paar Gedanken dazu:

                                            Dieser Schund ist so unlustig, dass einem die Worte fehlen. Anscheinend hat man hier all jene "Gags" aufgekauft, die bei anderen Produktionen durchs Raster fielen. Oder um es mit einer Dialogzeile von Carolin Kebekus zu sagen "Die 80er haben angerufen. Sie wollen ihren Witz zurück." Haha, total witzig. Und so originell. Diesen Spruch hat man ja noch nie gehört...

                                            Derber Humor ist ja grundsätzlich gar nicht mal so verkehrt, aber dann sollte man auch den Mut haben, es durchzuziehen und nicht jedes mal auf halber Strecke umkehren. Das gilt nicht nur für den Humor, sondern für die gesamte Handlung. Man wäre doch so gerne frech, traut sich aber dann doch nicht. Das könnte den Film ja womöglich die FSK-12-Wertung kosten. Oder noch schlimmer: Fördergelder. Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Filmförderung für so einen Trash (und es ist nicht mal Trash der lustigen Sorte)? Auf diese Weise wird jegliche Kreativität deutscher Filmemacher vollends abgewürgt. Leute mit guten Ideen haben es hierzulande im Filmgeschäft nicht leicht. Kein Wunder, wenn das Geld lieber in solche Projekte gesteckt wird.

                                            Ohne jetzt gehässig sein zu wollen, aber der beste Darsteller in 'Schatz, nimm du sie!' ist noch der Hamster. Was Mehmet und Kebekus hier abliefern, spottet jeder Beschreibung. Selbst mit Ludger Pistor weiß Unterwaldt nichts anzufangen.

                                            Alle reden immer von Uwe Boll, wenn es um den womöglich schlechtesten deutschen Regisseur geht. Aber schaut euch mal die Filmographie von Sven Unterwaldt (und die dazugehörigen Bewertungen) an, die ist kein Stück besser. Über die legendären Effekte am Ende des Films legen wir lieber den Mantel des Schweigens...

                                            Fun fact am Rande: Die zuvor vollmundig angekündigte Darstellertour durch diverse Kinos wurde kurzfristig abgesagt. Begründung laut dem Management von Frau Kebekus: Krankheit. Ihr Bühnenprogramm in Kiel konnte sie natürlich trotzdem spielen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Der Verdacht liegt nahe, dass es den Darstellern selbst peinlich ist, diesen Müll zu promoten...

                                            P.S.: Wahnsinn, was man so alles erledigen kann, während eine halbe Zigarette runter brennt...

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                                              Framolf 18.02.2017, 17:14 Geändert 18.02.2017, 17:14

                                              Di Caprios Doku kratzt nur an der Oberfläche und liefert für interessierte Zuschauer nicht allzu viel neues. Allenfalls einige Details könnten für Zuschauer mit einem gewissen Vorwissen interessant sein. Macht aber nichts, das gehört sicherlich zu seinem Konzept. Mit seinem prominenten Namen kann er vielleicht ein paar Leute für diese Doku und dieses Thema interessieren, die sich bisher nicht damit auseinandergesetzt haben. Daher ist es auch sehr wichtig und sinnvoll neben Dokus für "Fortgeschrittene", in denen tief in die Materie eingetaucht wird, auch immer wieder Beiträge für Leute mit weniger Vorwissen zu veröffentlichen. Nur so geht es.

                                              Aber selbst für "Fortgeschrittene" ist dieser Film empfehlenswert. Ich habe mal an einer Gesprächsrunde mit einem Filmemacher teilgenommen, der ebenfalls einen Film über Energiegewinnung und Umweltzerstörung gedreht hat. Dabei wurde er gefragt, worin der Nutzen seiner Doku liegt, wenn nur Zuschauer den Film anschauen, die sich ohnehin schon für das Thema interessieren. Seine Antwort war, dass er die Zuschauer mit Details und vor allem Argumenten versorgen will (die sie bisher noch nicht so auf dem Schirm hatten), damit sie "draußen" in den Diskussionen mit Klimaskeptikern oder Uninteressierten noch etwas mehr in der Hand haben, das sie vorbringen können. Und unter diesem Aspekt sollte man auch "Before the Flood" sehen.

                                              Ansonsten schließe ich mich dem Beitrag von GnothiSauton vorbehaltlos an!

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                                                Framolf 18.02.2017, 01:58 Geändert 09.01.2024, 06:21
                                                über Fences

                                                Oscar Madness Film 386 (1 Auszeichnung, 3 weitere Nominierungen)

                                                'Fences' ist einer jener Filme, die sich ganz bewusst an ein Nischenpublikum wenden. In Zeiten von Filmen, deren Cutter sich mit immer schnelleren Schnittfrequenzen überbieten wollen, und von Rezipienten, deren Aufmerksamkeitsspanne bereits durch einen kurzen Tweet überstrapaziert wird, wirkt dieser Film geradezu wie ein Relikt aus einer längst vergangen Zeit. Man merkt ihm klar seine Herkunft aus dem Theater an - mit all den damit verbundenen Stärken und Schwächen. Was die Menge an Schauplätzen betrifft, liegt 'Fences' nur knapp über Kammerspiel-Niveau. Statt überwältigender Bilder oder Musik (die hier nur sehr spärlich eingesetzt wird), überwiegt hier klar das Wort. Getragen von exzellenten Darstellern, die ihre Rollen mehr als nur verinnerlicht haben, entspinnt sich ein Stück, dessen grobe Richtung sich bereits im ersten Akt erahnen lässt, das aber dennoch keineswegs an Wucht einbüßt.

                                                Denzel Washington spielt hier einen enorm sperrigen Charakter, der ihm aber sehr viel Raum bietet, sich zu entfalten. Und eben diesen Raum nutzt Washington voll und ganz aus und füllt ihn virtuos mit Leben. Neben Casey Affleck in "Manchester by the Sea" dürfte das wohl eine der bemerkenswertesten Hauptdarsteller-Leistungen sein, die man in den letzten Monaten zu sehen bekommen hat. Auch Viola Davis wächst erneut über sich hinaus und verleiht diesem Film zusammen mit Washington (und dem Rest des Casts) eine ganz besondere Note.

                                                Nachtrag: Fast schon erwartungsgemäß wurde Denzel Washington für seine Mitwirkung im Cast für einen Oscar nominiert, während Viola Davis sogar eine der begehrten Goldstatuen verliehen wurde. Weitere Nominierungen konnten August Wilson (adaptiertes Drehbuch) sowie das Produktionsteam um Todd Black, Scott Rudin und erneut Denzel Washington in der Kategorie Bester Film für sich verzeichnen.

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                                                  Framolf 18.02.2017, 01:33 Geändert 21.01.2021, 06:50

                                                  Klassisches Feelgood Movie, das aber auch als Buddy Movie funktioniert. Die Geschichte ist zwar recht vorhersehbar und wurde nahezu komplett im Trailer vorweggenommen, aber der Film an sich ist sehr charmant (und manchmal auch augenzwinkernd) inszeniert. Kostja Ullmann lässt die von ihm dargestellte Figur sehr sympathisch erscheinen, was auch auf die meisten anderen Darsteller und ihre Rollen zutrifft. Bei deutschen Produktionen ist ja oftmals auch eine gesunde Portion Skepsis angebracht, aber einem Film wie 'Mein Blind Date mit dem Leben' verzeiht man kleinere Schwächen gerne, denn er sprüht regelrecht vor positiver Energie.

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                                                    Framolf 17.02.2017, 00:53 Geändert 26.01.2021, 05:47

                                                    Für sich genommen ist diese Fortsetzung eher farblos. Die Geschichte kann nicht mit dem Vorgänger mithalten - zu sehr haben sich in all den Jahren einfach die Sehgewohnheiten und vermeintlichen Tabus geändert. Überflüssig ist dieser Film dennoch nicht. Er bezieht seinen Reiz - ähnlich wie etwas Richard Linklaters 'Before Sunrise'-Filmreihe - zu einem guten Teil auch daraus, zu sehen, was aus den Charakteren nach der langen Zeit geworden ist, wie vertraut oder fremd sie sich mittlerweile sind und wie es ihnen weiterhin ergehen wird. "Trainspotting" ist erwachsener geworden, teilweise vielleicht auch ein wenig reflektierter und weniger rebellisch. An Skurrilitäten mangelt es - zum Glück - nach wie vor nicht.

                                                    T2 erscheint wie ein wehmütiger Blick zurück auf eine Zeit, in der es derb zuging, und die bis heute ihre Wellen und Echos wirft. Vieles hat sich geändert und einiges ist noch gleich. Oder um eine Ruhrpott-Weisheit zu bemühen: "Früher war auch scheiße"

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