Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 6
    Framolf 08.03.2019, 00:28 Geändert 08.03.2019, 00:28

    Braucht der Markt noch eine weitere deutsche RomCom zum Thema Dating? Ganz sicher nicht! Lohnt sich eine Sichtung (zumindest für Genrefans) trotzdem? Irgendwie schon. :-)

    'Rate Your Date' erfindet das Rad nicht neu und gestaltet sich recht vorhersehbar. Sowohl was die Entwicklungen der Zweierbeziehungen, als auch die "blinden Flecken" der Charaktere bezüglich der von ihnen auf den Markt gebracht App betrifft. Dennoch punktet diese Komödie von Regisseur David Dietl durch eine kurzweilige Erzählung, lebhafte Charaktere und einen recht unverkrampften Erzählton. Zumindest die von Alicia von Rittberg, Marc Benjamin und Nilam Farooq verkörperten Charaktere wirken neben den vielen überzeichneten Figuren relativ lebensnah und tun der Erzählung sichtlich gut. Positiv zu vermerken wäre auch der (für deutschsprachige Produktionen) nicht selbstverständliche Surroundton, der die Partyszenen recht gut zur Geltung bringt und die Zuschauer zumindest klanglich mitten ins Geschehen befördert.

    Im Vergleich zum eher episodenhaft angelegt 'Safari - Match Me If You Can' wirkt die Geschichte hier homogener und eigentlich steht auch eher die Freundschaft der vier App-Entwickler im Vordergrund als die Dating-App an sich.

    'Rate Your Date' bringt einige gute Ideen und eine recht frische Inszenierung mit sich. Jedoch hätte man den kreativen Köpfen noch etwas mehr Mut zu eigenen Wegen gewünscht, denn die Story gestaltet sich schon arg vorhersehbar. Vielleicht liegt das aber auch nur an den üblichen Kompromissen, die die Autoren gegenüber Geldgebern und anderen an der Produktion beteiligten Akteuren machen mussten? Wer weiß das schon...

    21
    • 7
      Framolf 07.03.2019, 23:56 Geändert 16.01.2021, 05:55

      Labrador Krümel hat einen Traum: Er will Polizeihund werden. So behauptet es jedenfalls der deutsche Titel dieses Filmes. Stimmt zwar nicht, aber der Film ist trotzdem sehenswert. :-)

      'Krümels Traum' erzählt die Geschichte einer Jugendlichen, die sich eines Hundewelpens annimmt, es gesund pflegt und dann damit anfängt, es für die Prüfung an der Polizeihundeschule zu trainieren. So richtig begeistert ist Krümel zwar nicht und irgendwie sind seine Leistungen bei den Prüfungen auch ausbaufähig, aber wen interessiert das schon? Immerhin sind er und sein Frauchen beste Freunde. Und viel wichtiger ist doch, dass Kyoko voll und ganz auf ihren lieben Hund vertrauen kann und er zuverlässig hilft, wenn Not am Mann ist.

      'Krümels Traum' ist ein wirklich warmherziger Tierfilm aus Japan, mit einem wunderschönen Vierbeiner in der Hauptrolle, den man einfach mögen muss. Bemerkenswert ist, dass Krümel auch einfach Hund sein darf und nicht unnötig vermenschlicht wird. Immer wieder erlebt man es ja in Filmen, dass Tiere auf absurde Weise vermenschlicht werden und ständig zustimmend nicken, ablehnend den Kopf schütteln oder allerlei andere Verhaltensweisen an den Tag legen, die man eher Menschen zuschreiben würde. Nicht so hier. Krümel ist ein Hund und er darf sich auch so verhalten. Daumen hoch!

      16
      • 4 .5
        Framolf 06.03.2019, 17:08 Geändert 17.09.2024, 18:40

        Der erlesene Cast weist mit Bradley Cooper, Bill Murray, Emma Stone, Rachel McAdams, Danny McBride, John Krasinski, Alec Baldwin oder Bill Camp derart klangvolle Namen auf, dass selbst der ein oder andere Blockbuster oder auch oscarprämierte Film nicht mithalten kann. Schade nur, dass keinem der genannten Darsteller nennenswert viel abverlangt wird. Auch die Geschichte an sich ist nicht der Rede wert. Der private Teil ist zwar gut gemeint und auch recht ordentlich gestaltet, die Storyline um den Satelliten grenzt aber schon an groben Unfug. Einige Aspekte, wie etwas die nonverbale Kommunikation zwischen diversen Akteuren, erscheinen zwar durchaus pfiffig, im Großen und Ganzen wäre jedoch deutlich mehr herauszuholen gewesen.

        18
        • 4 .5

          Überdrehte, aber recht belanglose Komödie mit David Spade, der sein Rollenimage aus 'Rules Of Engagement' auf ziemlich schräge Art und Weise variiert. Die Erzählung pendelt irgendwo zwischen anarchisch und verklemmt und geht ohne nennenswerte Highlights über die Bühne. Kurz nach dem Abspann hat man den Film fast schon wieder vergessen. Ich habe ihn vor mehreren Wochen gesehen, aber erst jetzt bemerkt, dass ich ihn hier noch nicht bewertet habe. Das spricht eigentlich schon Bände...

          21
          • 6 .5

            Auf einem wahren Fall basierendes Drama über einen erzkonservativen Prediger, der seinen homosexuellen Sohn in ein Umerziehungslager schickt. Müßig zu erwähnen, dass auch dort nicht alles Gold ist, was (in den Augen des Predigers) glänzt...

            Die prominente Besetzung (Lucas Hedges, Russell Crowe, Nicole Kidman, Joel Edgerton), die gesellschaftliche relevante und noch recht unverbrauchte Geschichte sowie der wohlgesetzte Score heben 'Boy Erased' auf ein sehenswertes Niveau. Auch wenn der Spannungsbogen gegen Ende hin einige leichte Durchhänger aufweist, hat man es hier dennoch mit einer sehr gelungenen Regiearbeit von Joel Edgerton zu tun.

            Sehenswerter Beitrag zu einer aktuellen Debatte. Veilleicht um ca. 20 Minuten zu lang geraten, aber abgesehen davon durchaus eine Sichtung wert.

            22
            • 6 .5
              Framolf 06.03.2019, 00:18 Geändert 05.01.2024, 04:17

              ++ Leicht Spoiler ++

              Die Tragikomödie 'Grow up!? Erwachsen werd' ich später' lebt vor allem von zwei ganz großen Vorzügen: Zum einen ist der Cast mit Keira Knightley, Chloe Grace Moretz, Ellie Kemper, Sam Rockwell und Kaitlyn Dever mehr als passend besetzt. Zum anderen lebt dieser Film zu weiten Teilen von den vielen Identifikationsangeboten, die er seinen Zuschauern macht. Erzählt wird zwar keine nennenswert spektakuläre Geschichte, dafür werden jedoch Fragen diskutiert, von denen einige wie aus dem Leben gegriffen scheinen. Eine erwachsene Frau fühlt sich weit jünger als sie ist, eine Verlobung sorgt für Unsicherheit, ein geschiedener Mann hängt psychisch ein wenig zwischen den Seilen, ein Ehepaar hat einen Seitensprung zu verarbeiten usw.

              Mit Herz und Empathie wird die Geschichte erzählt. Konkrete Lösungen sollte man zwar nicht erwarten, aber der eine oder andere Fingerzeig und auch so mancher kluge Gedanke ist durchaus dabei.

              21
              • 6 .5

                Durchgeknallte Fortsetzung des ohnehin schon recht schrägen Vorgängerfilms. Die selbsternannten Superhelden bilden nun eine Gruppierung und stellen sich dem Motherfucker und seiner nicht minder schrägen Combo gegenüber. Damit ist dann im Prinzip auch schon alles gesagt. 'Kick-Ass 2' ist humorvoll, unkonventionell und überdreht. Wer den Vorgängerfilm mochte, sollte auch hier reinschauen. Wer aber den ersten schon doof fand, wird die Fortsetzung vermutlich noch bescheuerter finden...

                20
                • 7

                  Leider nicht so (im positiven Sinne) anarchisch wie 'Super - Shut up, Crime!', dafür geschliffener, glatter und massenkompatibler. Dennoch gestaltet sich auch 'Kick-Ass' unterhaltsam, humorvoll, skurril und einigermaßen kreativ. In dieser Hinsicht könnte man diesen Film dann wohl auch als so etwas wie einen alternativen Blockbuster bezeichnen. Alles in Allem durchaus mal eine Sichtung wert.

                  22
                  • 7 .5

                    Es ist nicht einfach, über 'A High School Splatter Film' zu schreiben, ohne dabei großartig zu spoilern. Von der ersten Minute an fühlt sich dieser blutige Film an wie Traum; doch wer ihn träumt, ist (zunächst) unklar. Anfangs scheint es Richtung 'Inception' zu gehen, doch schnell wird klar, dass vorerst das gesamte Ensemble aus Frauen besteht, und die Geschichte wohl auch irgendetwas mit Geschlechterrollen zu tun haben muss. Alles Weitere würde hier zu sehr spoilern, daher verweise ich jeden, den es interessiert, hiermit an den Kommentar von Polyphem, der eigentlich schon alle wichtigen Aspekte beinhaltet. :-)

                    23
                    • 7
                      Framolf 04.03.2019, 04:12 Geändert 04.03.2019, 04:14

                      Japanisches Kriegsdrama im Gewand eines Animationsfilms. Handwerklich auf sehr hohem Niveau und poetisch erzählt widmet sich 'In This Corner Of The World' den Entbehrungen und Leiden des 2. Weltkrieges auf japanischer Seite. Manches wird nur angedeutet und anderes bewusst beiläufig erzählt, was aber womöglich damit zu tun hat, dass es seinerzeit auch im wahren Leben von vielen Menschen nicht allzu ausladend thematisiert worden sein dürfte. Die Schuldfrage wird zwar nicht groß diskutiert, aber die Version der damaligen japanischen Führung zumindest andeutungsweise infrage gestellt. Vielmehr interessiert sich 'In This Corner of the World' für die Auswirkungen der Kriegswirren auf den Alltag der Menschen und das Leid, das damit einhergeht. Stellenweise nimmt man sich zwar fast etwas zu viel Zeit für Details (zum Beispiel bei der Koch-Szene), aber im Großen und Ganzen dieser Film nichts anderes als ein zwar gezeichnetes, aber ansonsten recht konventionelles Drama.

                      Für aufgeschlossene Zuschauer durchaus mal eine Sichtung wert.

                      16
                      • 6
                        Framolf 03.03.2019, 04:09 Geändert 26.01.2023, 04:52

                        Oscar Madness Film 240 (1 Auszeichung)

                        Mit dem Oscar (Bester Dokumentar-Kurzfilm) prämierter Film über die Stigmatisierung der Menstruation in Indien und eine Initiative einiger Frauen, die nun in Eigenregie Binden herstellen und vertreiben. In einem Umfeld, in dem Frauen während ihrer Periode einige Tempel nicht betreten dürfen (Begründung: Gott würde die Gebete mestruierender Frauen ohnehin nicht erhören), legen die Filmemacher offen, wie wenig vielen Männern und Frauen über die körperlichen Hintergründe der Monatsblutung bekannt ist. Ebendiese Unwissenheit wird dann ganz offensichtlich von einigen Vertretern des Patriarchats dazu genutzt, um mit diversen kruden Geschichten die Unterdrückung zahlreicher Frauen zu rechtfertigen. Zwar bietet der Vertrieb von Binden den meisten Damen allenfalls praktische Hilfe und rüttelt nicht wirklich an einer Lockerung der verkrusteten Strukturen, aber ein erster Anfang ist gemacht. Immerhin.

                        Für einen ganz großen inhaltlichen Wurf reicht die leider viel zu kurze Laufzeit zwar nicht aus, aber als kurzer und prägnanter Hinweis hat sie definitiv große Relevanz.

                        22
                        • 8 .5
                          Framolf 02.03.2019, 04:35 Geändert 02.03.2019, 04:40

                          Fatih Akins Inszenierung von 'Der goldene Handschuh' bewegt sich erstaunlich nah an der Grenze zum Exploitationfilm. Erstaunlich deshalb, weil es mehr als ungewöhnlich erscheint, dass es ein deutschprachiges Kriminaldrama, das auch Züge des erstgenannten Genres trägt, anno 2019 noch in die deutschen Kinos schafft. Aber der prominente Name des Regisseurs machte es wahrscheinlich möglich.

                          Das Setting erscheint genauso widerlich wie der Protagonist, der eine vollgekotzte und von Verwesungsgeruch geschwängerte Wohnung sein Eigen nennt. Dabei bewegt er sich in einem Umfeld, in dem sich scheinbar niemand über blaue Flecken in den Gesichtern von Frauen wundert, in dem es kaum jemanden kümmert, wenn Frauen verschwinden und in dem häusliche Gewalt und den damit verbundenen Geräusche eher zur Normalität zu gehören scheinen. Und wenn doch mal ein Nachbar die Polizei wegen Verwesungsgeruchs verständigt (trifft jetzt eher auf die überlieferte tatsächliche Geschichte Honkas als auf den Film zu), kümmert es die Ermittler nicht. Auch gefundene Leichenteile scheinen keinen größeren Anlass zu ausgeprägteren Ermittlungen darzustellen. [SPOILER] Erst der Wohnungsbrand, der der Polizei den Täter quasi auf dem Silbertablett serviert hat, brachte in dieser Hinsicht Licht ins Dunkel. [SPOILER ENDE]

                          Viele der Menschen mittleren Alters haben ganz offenbar noch mit den Nachwehen des Krieges und den damit verbundenen inneren Dämonen zu kämpfen, was mehrmals angedeutet wird. Darüber hinaus wird Empathie ganz klein geschrieben. In dieser Hinsicht erscheint Honka nicht nur als Monster in einem biederen Umfeld, sondern vielmehr als das abartige Produkt zahlreicher Fehlentwicklungen seiner Gesellschaft - was aber ganz sicher keine Entschuldigung für seine Taten sein soll. Die mehr oder weniger permanente Unterlegung der Handlung mit bekannten Schlagern erdet die Geschichte letztlich auch ein Stück weit im bürgerlichen Milieu. Vielleicht hätte Akin dies noch etwas feiner herausarbeiten können, statt sich nur in Dreck und Hässlichkeit zu suhlen; im Großen und Ganzen gilt aber ein ähnliches Fazit wie für 'Aus dem Nichts': Akin legt den Finger in eine offene Wunde, tut dies aber nicht mit der Vehemenz, die möglich gewesen wäre.

                          Kritisch anmerken lässt sich vielleicht zudem, dass Fritz Honka derart überzeichnet dargestellt wird, dass er wie ein Fremdkörper in seiner eigenen Geschichte wirkt. Zwar erscheint es durchaus nachvollziehbar, dass Akin ihm keinesfalls ein filmisches Denkmal errichten wollte, dennoch bleibt die Frage, ob hier letztlich nicht doch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen wurde. Bemerkenswert hingegen erscheint, dass gerade die kleineren Nebenrollen besser besetzt und in Szene gesetzt wurden als in sehr vielen anderen deutschsprachigen Filmen.

                          25
                          • 5 .5
                            Framolf 02.03.2019, 04:05 Geändert 02.03.2019, 04:06

                            ++ Leichte SPOILER ++

                            Die Reihe der gigantisch inszenierten Werbeclips in Spielfilmlänge geht in eine neue Runde. Technisch und handwerklich erneut auf hohem Niveau, darüber hinaus kreativ und derart überdreht, dass man sich immer wieder fragt, ob die Zielgruppe tatsächlich Kinder sind. Denn ganz offenbar nimmt man erneut ganz bewusst auch die größeren Zuschauer mit ins Visier und versorgt sie neben einer Reihe von Meta-Gags auch noch mit einer derart überdrehten Inszenierung, dass man sie nüchtern kaum noch bewältigen kann... Okay, irgendwie ist es mir gelungen, aber gedacht war es seitens der Produzenten wohl eher nicht so...

                            Aber ernsthaft: 'The Lego Movie 2' nimmt selbstironisch sich selbst, seine Helden sowie seine Vorgängerfilme auf´s Korn. Nur das beworbene Produkt wird natürlich im allerbesten Licht präsentiert. So mutet die Begründung der Mutter für das Lego-Verbot dann auch schon mehr als albern an. Ähnliches gilt für die Auflösung des Duplo-Konflikts.

                            Davon abgesehen wird hier jedoch grundsolide Unterhaltung auf visuell ansprechendem Niveau und mit einigen gelungenen Gags geboten. Immerhin.

                            20
                            • 9
                              Framolf 01.03.2019, 05:58 Geändert 01.03.2019, 06:00

                              (Leichte SPOILER)

                              The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody

                              Ganz im Sinne von Tupacs Aphorismus ist hier der Titel Programm. In einer Gesellschaft, die durch und durch von Hass und Missgunst durchdrungen zu sein scheint, steht es auch bezüglich der Zukunft nicht zum Besten.

                              Die Jugendliche Starr Carter (hervorragend verkörpert durch eine beherzt aufspielende Amandla Sternberg) wohnt - in einer nicht zufällig mit Klängen von 'All Eyez On Me' unterlegten Szene einer Polizeikontrolle bei, die sich als Ausgangspunkt einer Reihe turbulenter Ereignisse erweist. Regisseur George Tillman Jr. entspinnt daraus (auf Basis eines Bestsellers) ein ebenso spannendes wie aufrüttelndes und betrübliches Kriminaldrama, das durch seine lebhafte und greifbare Inszenierung auch Publikumsschichten erschließen dürfte, die diesem Genre ansonsten eher skeptisch gegenüberstehen.

                              Zwar ließe sich der hier vorliegenden Produktion vorwerfen, dass sie manchmal etwas zu plakativ vorgeht und es sich hier und da etwas zu einfach macht, im Großen und Ganzen trifft sie aber mehrmals den Nagel auf den Kopf und hält dem Publikum (egal welcher Hautfarbe) ganz bewusst den Spiegel vor. Wirklich komfortabel für die Zuschauer ist das zwar nicht, aber immerhin lässt sich konkret etwas davon mitnehmen: Rassismus ist auch in unterschwelligen Formen zerstörerisch und der Hass der Mitglieder diverser Ethnien untereinander ist nicht minder destruktiv (und beides kann in Hinblick auf die Zukunft durchaus auch wieder auf die Verursacher zurückwirken).

                              Folgerichtig rückt dann auch am Ende ein prototypischer Vertreter der kommenden Generation in das Zentrum des finalen Konflikts. Thug Life eben.

                              23
                              • 7 .5

                                James Cameron meets Robert Rodriguez. Was auf dem Papier schon spannend klingt, wirkt dann auch tatsächlich auf der Leinwand so. 'Alita: Battle Angle' ist von hoher technischer und handwerklicher Qualität und wirkt gerade in 3D ganz besonders beeindruckend. Eingebettet in eine detailreich aufgebaute Welt wird die Geschichte mithilfe sehenswerter CGI und einiger renommierter Darsteller (u.a. Christoph Waltz, Rosa Salazar, Mahershala Ali, Jennifer Connelly, Edward Norton, Jeff Fahey) auf kurzweilige Art und Weise erzählt. Gerne mehr davon.

                                27
                                • 9
                                  Framolf 28.02.2019, 03:44 Geändert 27.01.2023, 07:48

                                  Oscar Madness Film 258 (1 Auszeichnung, 7 weitere Nominierungen)

                                  Für 'Vice - Der zweite Mann' trommelte Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Adam McKay erneut Teile der für 'The Big Short' verantwortlichen Crew zusammen und realisierte mit diesen Leuten ein Filmprojekt, das in seiner politischen Aussage sogar noch expliziter ist als sein vorheriger Film.

                                  Der namhafte Cast geizt dabei nicht mit großen Namen: Christian Bale, Amy Adams, Sam Rockwell, Steve Carell, Naomi Watts, Alison Pill, Bill Camp, Justin Kirk, Eddie Marsan, Jesse Plemons uvm. sind hier vertreten. Und unter den Produzenten finden sich Namen wie Brad Pitt und Will Ferrell.

                                  Seine vielleicht wuchtigsten Momente entfaltet 'Vice' gegen Ende hin, als Cheney zunächst die vierte Wand durchbricht und das Publikum ins Gebet nimmt. In selbstherrlicher Art und Weise klopft er sich selbst auf die Schultern und betont, nur das gemacht zu haben, wofür er gewählt wurde. Tausende Kinobesitzer werden vermutlich heilfroh sein, dass diese Szene erst kurz vor Ende der Vorstellung gezeigt wird, wenn die allermeistem Getränkebecher bereits leer sind. Nicht wenige Zuschauer hätten da vermutlich Lust, eine volle Ladung Richtung Leinwand zu feuern...

                                  Abschließend spannt McKay in bester 'BlacKkKlansman'-Manier einen Bogen in die politische Gegenwart und lässt die bereits zuvor gezeigte Fokusgruppe - nun im Hier und Jetzt angekommen - zunächst über den soeben gezeigten Film diskutieren. Dabei wird der Vorwurf liberaler Parteilichkeit vorweggenommen und von einem der Diskussionsteilnehmer gekontert. Daraufhin entspinnt sich ein Streit über Trump, der mit einem finalen "Gruß" von McKay an dessen Anhänger garniert wird...

                                  --> Manchmal etwas viel Holzhammer und Erklärbär, aber gerade im Verbund mit der hier präsentierten gehörigen Portion Zynismus womöglich ein probates Mittel, um diesen Stoff zu präsentieren. Zudem geizt das Drehbuch nicht mit garstigen Sticheleien, die ihre Adressaten ganz offensichtlich dort treffen sollen, wo sie diesen (vermeintlich) am meisten wehtun. Bush junior wird als macht- und ahnungslose Flipperkugel präsentiert, Powell als zahnlos, Rice als Staffage, Reagan als Fußnote der Geschichte, Scalia als Richter, der Gefälligkeitsurteile fällt, Cheney als die Inkarnation des Bösen usw.

                                  'Vice' wechselt fleißig zwischen Subtilität und Holzhammer- (oder besser Presslufthammer-) Didaktik hin und her. Adam McKay scheint jedoch - aus naheliegenden Gründen - trotzdem stets darauf bedacht zu sein, sich nicht unnötig (juristisch) angreifbar zu machen. Sein aktuelles Werk fördert keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse zutage, verdichtet sie aber dennoch recht versiert auf eine Person und ihr Umfeld und bereitet den Stoff auf recht lockere Weise für ein größeres Publikum auf. Allein dafür schon gebührt ihm eine gehörige Portion Anerkennung. 'Vice' als Propagandastreifen zu bezeichnen, greift in meinen Augen jedoch zu kurz, da sich seine Kernthese nur schwerlich von der Hand weisen lässt. Zwar wird durchaus etwas manipulativ eingegriffen, indem bewusst die Empörung des Publikums befeuert wird, an der Grundthese an sich ändert dies jedoch nichts.

                                  Abschließend noch einige Worte zu den Oscarnominierungen:

                                  Maske & Frisuren: Durch die Verleihung der begehrten Trophäe in dieser Kategorie wird eine herausragende Leistung von Greg Cannom, Kate Biscoe und Patricia Dehaney honoriert. Die hier gezeigten Masken erlauben das perfekte Zusammenspiel aus darstellerischer Individualität und Orientierung an den Gesichtszügen der Rollenvorbilder. Hier wurde nicht weniger als exzellente Arbeit geleistet.

                                  Darsteller (Bale, Adams, Rockwell): Für alle drei, aber auch für Steve Carrell, gilt, dass sie ganz offensichtlich ihre jeweiligen Rollenvorbilder intensiv studiert haben. Im Zusammenspiel mit der Maske werden hier große Höhen im Bereich der Mimesis erklommen.

                                  Regie und Originaldrehbuch (McKay): Die Vorlage glänzt nicht nur durch eine gelungene Balance zwischen politischer Nacherzählung und Adressierung größerer Publikumsschichten durch eine etwas lockere und nie zu kompliziert werdende Erzählung, sondern auch durch ein wahres Füllhorn an kreativen Einfällen. Der Ober aus dem Restaurant, der zynische Kniff mit dem Erzähler, die Durchbrechung der vierten Wand sowie die zeitliche Verlegung der Fokusgruppe lassen grüßen. Bemängeln ließe sich vielleicht die fehlende Konzentration auf einen Kernpunkt. Gerade in Hinblick auf das Drehbuch war die Konkurrenz unter den Nominierten gerade in Hinblick auf den Aspekt der Kreativität allerdings besonders hoch.

                                  Schnitt: Die Montage stellt immer wieder anschaulich Zusammenhänge her, erzeugt Tempo und oftmals auch auf zynische Art und Weise leise Komik. Nicht die schlechteste Herangehensweise an einen derartigen Stoff.

                                  Bester Film: Aufgrund der oben genannten Qualitäten und des aktuellen politischen Bezuges erscheint 'Vice' geradezu prädestiniert für eine Nominierung in dieser Sparte. In Hinblick auf das Abstimmungsverhalten der Jurymitglieder erweist sich gerade diese Kategorie fast schon traditionell als halbwegs unberechenbar. Die Chancen von 'Vice' für einen Triumph in dieser Kategorie dürften jedoch von vornherein sehr überschaubar gewesen sein.

                                  21
                                  • 6

                                    Klarer Fall von "gut gemeint". 'Club der roten Bänder - Wie alles begann', das Prequel zur gleichnamigen Serie, hat zweifellos das Herz am rechten Fleck und versucht auch für dunkle Stunden etwas Hoffnung zu vermitteln, kommt aber leider in einigen Belangen reichlich naiv daher. Der Ansatz, die Patienten in das Zentrum einer Krankenhausgeschichte zu stellen, wird vergleichsweise selten in Filmen und Serien gewählt und bietet daher naturgemäß ausreichend Raum für Variationen und Innovationen in einem Genre, das schon extrem stark bearbeitet wurde. Teilweise gelingt dies hier durchaus, wenn auch leider oftmals nur an der Oberfläche gekratzt wird.

                                    Einige der Nebendarsteller können recht offensichtlich nur schwerlich mit dem ohnehin schon eher durchschnittlichem Niveau des restlichen Casts mithalten. Dennoch bietet diese Vorgeschichte solide Unterhaltung. Immerhin.

                                    22
                                    • 6 .5

                                      Kompromissloser Western mit Starbesetzung. Joaquin Phoenix, John C. Reilly, Jake Gyllenhaal und Riz Ahmed schultern diesen Film auf ansprechende Art und Weise und verleihen ihm eine gewisse Magie. Die Geschichte an sich kommt trotz gelegentlicher Wendungen recht geradlinig daher. Zwar wird die Erzählung gelegentlich von etwas Humor durchbrochen, im Großen und Ganzen wirkt 'The Sisters Brothers' jedoch eher rau und schroff. Wie der mutmaßliche Wilde Westen eben. :-)

                                      26
                                      • 7
                                        Framolf 26.02.2019, 03:07 Geändert 26.02.2019, 05:47
                                        über Nuts!

                                        WTF!?

                                        Launige Dokumentation über einen Arzt, dessen Patienten von nah und fern angereist kamen, um bei ihm ihre Impotenz durch die Transplantation von Ziegenhoden(!) behandeln zu lassen. Klingt skurril, ist aber letztlich nur der Auftakt zu einer immer wilder werdenden Geschichte.

                                        Die Leerstellen des visuellen Quellenmaterials werden durch gezeichnete bzw. tricktechnische Szenen gefüllt und die gesamte Erzählung durchzieht ein recht heiterer Ton - was angesichts des ziemlich absurd anmutenden Sujets durchaus angemessen erscheint.

                                        -> Dokumentation der etwas anderen Art, die für Fans etwas abseitiger Produktionen durchaus eine Empfehlung wert sein könnte.

                                        6,5 Punkte für den Film an sich und einen halben Bonuspunkt für den doch recht innovativen Ansatz.
                                        Bisher scheint es hier noch keine Bewertungen für 'nuts!' zu geben, aber vielleicht ändert sich das ja noch.

                                        21
                                        • 7 .5
                                          Framolf 25.02.2019, 01:40 Geändert 27.01.2023, 07:28
                                          über Roma

                                          Oscar Madness Film 257 (3 Auszeichnungen, 7 weitere Nominierungen)

                                          Alfonso Cuarón liefert mit 'Roma' ein bemerkenswert stilsicheres und eigenständiges Drama ab und fährt damit eine ertragreiche Ernte in Form von zahlreichen Award-Nominierungen und Auszeichnungen ein. Dabei erzählt er - in einer äußerst versierten Bildsprache - die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte eines Kindermädchens im Mexiko der frühen 1970er Jahre, die von einigen gravierenden gesellschaftlichen Ereignissen umrahmt wird.

                                          Bemängeln ließe sich höchstens, dass nicht ganz einfach zu erkennen ist, was einem dieser Film mit auf den Weg geben möchte. Ob eine solche "Botschaft" überhaupt vonnöten ist, darüber streiten sich bekanntlich die Geister. Aber ein abstrakter Kern, den die allermeisten Regisseure ganz bewusst aus ihrer Produktion schälen, ist hier nur bedingt erkennbar. Klar, die Lebensumstände in jenem Umfeld waren hart - und das noch nicht mal ausschließlich für finanziell schwache Gesellschaftsschichten. Gerade im Zuge entsprechender politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen kommen solche Erkenntnisse oftmals mit großer Härte zum Tragen. Ob sich darüber hinaus weitere "Erkenntnisse" aus dieser Erzählung ziehen lassen, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen. Doch dabei handelt es sich um Kritik auf äußerst hohem Niveau, die man 'Roma' auch eigentlich gar nicht so richtig vorhalten kann.

                                          Zu den Oscar Nominierungen:

                                          Verwunderlich ist fast etwas, dass der Schnitt (Alfonso Cuarón, Adam Gough) hier übergangen wurde. Zwar kam der verantwortliche Autorenfilmer durch die Kategorien Bester Film, Bester Fremdsprachiger Film, Beste Regie, Beste Kamera und Bestes Originaldrehbuch zu allerlei anderweitigen (hochberechtigten) Nominierungen, aber gerade was hier in visueller Hinsicht geleistet wurde, ist schon aller Ehren wert. Beginnend mit der initialen Einstellung, die später im dramaturgischen Höhepunkt ihre Spiegelung findet, wird hier ein wahres Fest der Cinematographie zelebriert. Weitere Nominierungen gab es in den Kategorien Ton- und Tonschnitt, sowie für das beste Szenenbild, wo sich diese Produktion jedoch sehr starker Konkurrenz ausgesetzt sieht. Selbiges gilt für die beiden nominierten Darstellerinnen (Yalitza Aparicio und Marina de Tavira), die mit herausragenden Leistungen überzeugen.

                                          [Nachtrag: In den Kategorien "Bester fremdsprachiger Film, Beste Regie und Beste Kamera wurde 'Roma' schließlich am 24. Februar 2019 im Dolby Theatre in Los Angeles mit Auszeichnungen bedacht.]

                                          17
                                          • 6 .5
                                            Framolf 25.02.2019, 01:07 Geändert 26.01.2023, 05:34

                                            Oscar Madness Film 244 (3 Nominierungen)

                                            Melissa McCarthy wurde nach ihrer Nominierung für 'Tammy' (2015) bei der diesjährigen Verleihung der Goldenen Himbeeren mit der unbegehrten Trophäe für ihre darstellerische Leistung in 'The Happytime Murders' geschmäht, jedoch im Zuge derselben Verleihung durch den Razzie Redeemer Award gleich wieder für ihre Performance in 'Can You Ever Forgive Me?' rehabilitiert. Und in der Tat liefern sie und ihr ebenfalls für den Oscar nominierter Filmpartner Richard E. Grant hier eine sehr überzeugende Darstellung ab. Beide glänzen durch einige richtig starke Momente. McCarthy besonders durch ihre eher traurigen und Grant vor allem durch seine skurrilen Momente.

                                            Eine weitere Oscar-Nominierung gibt es in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch", welche im Großen und Ganzen ebenfalls nachvollziehbar erscheint - auch wenn hier möglicherweise ('I, Tonya' lässt grüßen) noch etwas mehr garstige oder skurrile Spitzen drin gewesen wären. Aber diese standen ganz offensichtlich nicht auf der Agenda, da hier eine völlig andere Herangehensweise gewählt wurde, die ebenfalls absolut nachvollziehbar erscheint.

                                            Der Film an sich beschäftigt sich mit der Autorin Lee Israel, die fast als so etwas wie ein weibliches Pendant von Konrad Kujau durchgehen könnte. Mehr sollte man eigentlich auch gar nicht zur Handlung sagen. In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit diesem Film - oder auch nicht. :-)

                                            19
                                            • 5
                                              Framolf 23.02.2019, 01:29 Geändert 23.02.2019, 01:31

                                              Ein wenig 'Bandits', etwas 'Thelma & Louise' (sogar der deutsche Brad Pitt spielt mit...) und eine ordentliche Portion deutscher Trash (so leid es mir tut). Ob sich Karoline Herfurth mit ihrer Doppelfunktion als Regisseurin und Hauptdarstellerin wirklich einen Gefallen getan hat, sei mal dahingestellt. Dabei hätte sie als Co-Autorin des Drehbuches (in der imdb ist sie in dieser Funktion nicht gelistet, aber laut eigener Aussage einem Interview hat sie daran mitgewirkt) durchaus die Möglichkeit gehabt, sich selbst eine Rolle auf den Leib zu schreiben. Wirklich geklappt hat dies jedoch allenfalls in Ansätzen.

                                              'Sweethearts' hat fraglos seine Momente und auch ein paar ordentliche Ideen, die Umsetzung lässt aber an mehreren Stellen zu wünschen übrig. Vieles, was man sich hier mühsam aufgebaut hat, wird letztlich achtlos wieder eingerissen. Schade drum. Somit steht am Ende dann eben nur noch eine durchschnittliche Räuberpistole bzw. -komödie.

                                              26
                                              • 7

                                                Besser gut kopiert als schlecht selbst ausgedacht. Oder etwa doch nicht? Schwere Frage.

                                                Eigentlich bin ich ein großer Fan innovativer Filme und verzeihe diesen gerne auch mal kleinere Schwächen. Viele Remakes erscheinen unnötig wie ein Kropf - und das gilt im Prinzip auch für 'Mein Bester & Ich'. Im Grunde genommen wird dieselbe Geschichte noch einmal erzählt und die wenigen Änderungen fallen nur unwesentlich ins Gewicht. Immerhin ist allerdings die Vorlage so stark, dass selbst ein eher uninspiriertes Remake für sich genommen noch als ordentlicher Film durchgeht. Die emotionale Tiefe des französischen Originals wird jedoch in meinen Augen zu keinem Zeitpunkt erreicht. Dennoch ist 'Mein Bester & Ich' kein schlechter Film. Ob es dieses Remake jedoch gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Denn worin der inhaltliche Mehrwert dieser Verfilmung bestehen soll, kann vermutlich noch nicht einmal Regisseur Neil Burger beantworten.

                                                24
                                                • 5 .5
                                                  Framolf 20.02.2019, 01:44 Geändert 20.02.2019, 01:46

                                                  Mein zweiter per Mitmachtool eingetragener Film scheint trotz der Mitwirkung von Willem Dafoe in einer tragenden Rolle bisher vielen Zuschauern verborgen geblieben zu sein. Gerade einmal 600 Bewertungen in der imdb deuten zumindest in diese Richtung.

                                                  'Roadhouse 66', ein Roadmovie von Regisseur John Mark Robinson, das auch unter dem Titel 'Highway 66' firmiert, bewegt sich irgendwo zwischen Drama und Actionfilm und schlägt mehr oder weniger unterschwellig bisweilen auch mal etwas nachdenklichere Töne an. So richtig lässt sich diese Produktion jedoch in kein festes Genre pressen und im Grunde genommen trifft keine der hier getroffenen Zuordnungen zu hundert Prozent zu. Andererseits würden jedoch alle anderen Genrebezeichnungen noch weiter an einer Beschreibung des Ist-Zustandes vorbeilaufen.

                                                  Ein junger Mann lernt unterwegs einen ehemaligen Rock-Musiker kennen und die beiden werden gemeinsam in diverse (teilweise auch heikle) Begegnungen verwickelt. Im Prinzip ist damit auch schon alles gesagt. Viel Spaß damit. Vielleicht kommt auf diese Weise ja eines Tages die 601. Bewertung hinzu. :-)

                                                  16
                                                  • 7 .5
                                                    Framolf 20.02.2019, 01:31 Geändert 27.01.2023, 07:14

                                                    Oscar Madness Film 256 (1 Nominierung)

                                                    Höchst eigenwilliger und doch ungemein stilsicherer Film von Regisseur Paul Schrader. Stilistisch und auch erzählerisch sehr eng angelehnt an diverse Produktionen der 1970er Jahre, erzählt 'First Reformed' die Geschichte eines Pfarrers, der sich zahlreichen (innerlichen und systembedingten) Widersprüchen konfrontiert sieht. Schrader erzählt in diesem Autorenfilm von einer Kirche, die sich von politischen und pekuniären Interessen vereinnahmen lässt und die neben vielen ihrer Anhänger mittlerweile wohl auch dem einen oder anderen Priester fremd geworden ist. Messen finden vor mehr oder weniger leeren Reihen statt, dafür verbrüdert man sich gerne auch mal mit dem einen oder anderen zweifelhaften gesellschaftlichen Akteur - gegen eine entsprechende Spende, versteht sich.

                                                    Das oscarnomierte Drehbuch dürfte es zwar nicht leicht haben gegen die schwergewichtige Konkurrenz von 'The Favourite', 'Roma', 'Green Book' und 'Vice', eine Nominierung an sich erscheint jedoch allein schon wegen der Relevanz des Themas und der kritischen Auseinandersetzung damit (auch und besonders ins Zwischentönen) hochverdient. Lob gebührt auch Hauptdarsteller Ethan Hawke für sein geerdetes Spiel, der nicht der Verlockung unterliegt, durch einen Gang an die Grenzen (und eventuell darüber hinaus) in Overacting zu verfallen.

                                                    -> Unbequemes, aber betont ruhig vorgetragenes Drama voller gesellschaftlicher Brisanz.

                                                    22