Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Fatih Akins Inszenierung von 'Der goldene Handschuh' bewegt sich erstaunlich nah an der Grenze zum Exploitationfilm. Erstaunlich deshalb, weil es mehr als ungewöhnlich erscheint, dass es ein deutschprachiges Kriminaldrama, das auch Züge des erstgenannten Genres trägt, anno 2019 noch in die deutschen Kinos schafft. Aber der prominente Name des Regisseurs machte es wahrscheinlich möglich.
Das Setting erscheint genauso widerlich wie der Protagonist, der eine vollgekotzte und von Verwesungsgeruch geschwängerte Wohnung sein Eigen nennt. Dabei bewegt er sich in einem Umfeld, in dem sich scheinbar niemand über blaue Flecken in den Gesichtern von Frauen wundert, in dem es kaum jemanden kümmert, wenn Frauen verschwinden und in dem häusliche Gewalt und den damit verbundenen Geräusche eher zur Normalität zu gehören scheinen. Und wenn doch mal ein Nachbar die Polizei wegen Verwesungsgeruchs verständigt (trifft jetzt eher auf die überlieferte tatsächliche Geschichte Honkas als auf den Film zu), kümmert es die Ermittler nicht. Auch gefundene Leichenteile scheinen keinen größeren Anlass zu ausgeprägteren Ermittlungen darzustellen. [SPOILER] Erst der Wohnungsbrand, der der Polizei den Täter quasi auf dem Silbertablett serviert hat, brachte in dieser Hinsicht Licht ins Dunkel. [SPOILER ENDE]
Viele der Menschen mittleren Alters haben ganz offenbar noch mit den Nachwehen des Krieges und den damit verbundenen inneren Dämonen zu kämpfen, was mehrmals angedeutet wird. Darüber hinaus wird Empathie ganz klein geschrieben. In dieser Hinsicht erscheint Honka nicht nur als Monster in einem biederen Umfeld, sondern vielmehr als das abartige Produkt zahlreicher Fehlentwicklungen seiner Gesellschaft - was aber ganz sicher keine Entschuldigung für seine Taten sein soll. Die mehr oder weniger permanente Unterlegung der Handlung mit bekannten Schlagern erdet die Geschichte letztlich auch ein Stück weit im bürgerlichen Milieu. Vielleicht hätte Akin dies noch etwas feiner herausarbeiten können, statt sich nur in Dreck und Hässlichkeit zu suhlen; im Großen und Ganzen gilt aber ein ähnliches Fazit wie für 'Aus dem Nichts': Akin legt den Finger in eine offene Wunde, tut dies aber nicht mit der Vehemenz, die möglich gewesen wäre.
Kritisch anmerken lässt sich vielleicht zudem, dass Fritz Honka derart überzeichnet dargestellt wird, dass er wie ein Fremdkörper in seiner eigenen Geschichte wirkt. Zwar erscheint es durchaus nachvollziehbar, dass Akin ihm keinesfalls ein filmisches Denkmal errichten wollte, dennoch bleibt die Frage, ob hier letztlich nicht doch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen wurde. Bemerkenswert hingegen erscheint, dass gerade die kleineren Nebenrollen besser besetzt und in Szene gesetzt wurden als in sehr vielen anderen deutschsprachigen Filmen.
++ Leichte SPOILER ++
Die Reihe der gigantisch inszenierten Werbeclips in Spielfilmlänge geht in eine neue Runde. Technisch und handwerklich erneut auf hohem Niveau, darüber hinaus kreativ und derart überdreht, dass man sich immer wieder fragt, ob die Zielgruppe tatsächlich Kinder sind. Denn ganz offenbar nimmt man erneut ganz bewusst auch die größeren Zuschauer mit ins Visier und versorgt sie neben einer Reihe von Meta-Gags auch noch mit einer derart überdrehten Inszenierung, dass man sie nüchtern kaum noch bewältigen kann... Okay, irgendwie ist es mir gelungen, aber gedacht war es seitens der Produzenten wohl eher nicht so...
Aber ernsthaft: 'The Lego Movie 2' nimmt selbstironisch sich selbst, seine Helden sowie seine Vorgängerfilme auf´s Korn. Nur das beworbene Produkt wird natürlich im allerbesten Licht präsentiert. So mutet die Begründung der Mutter für das Lego-Verbot dann auch schon mehr als albern an. Ähnliches gilt für die Auflösung des Duplo-Konflikts.
Davon abgesehen wird hier jedoch grundsolide Unterhaltung auf visuell ansprechendem Niveau und mit einigen gelungenen Gags geboten. Immerhin.
(Leichte SPOILER)
The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody
Ganz im Sinne von Tupacs Aphorismus ist hier der Titel Programm. In einer Gesellschaft, die durch und durch von Hass und Missgunst durchdrungen zu sein scheint, steht es auch bezüglich der Zukunft nicht zum Besten.
Die Jugendliche Starr Carter (hervorragend verkörpert durch eine beherzt aufspielende Amandla Sternberg) wohnt - in einer nicht zufällig mit Klängen von 'All Eyez On Me' unterlegten Szene einer Polizeikontrolle bei, die sich als Ausgangspunkt einer Reihe turbulenter Ereignisse erweist. Regisseur George Tillman Jr. entspinnt daraus (auf Basis eines Bestsellers) ein ebenso spannendes wie aufrüttelndes und betrübliches Kriminaldrama, das durch seine lebhafte und greifbare Inszenierung auch Publikumsschichten erschließen dürfte, die diesem Genre ansonsten eher skeptisch gegenüberstehen.
Zwar ließe sich der hier vorliegenden Produktion vorwerfen, dass sie manchmal etwas zu plakativ vorgeht und es sich hier und da etwas zu einfach macht, im Großen und Ganzen trifft sie aber mehrmals den Nagel auf den Kopf und hält dem Publikum (egal welcher Hautfarbe) ganz bewusst den Spiegel vor. Wirklich komfortabel für die Zuschauer ist das zwar nicht, aber immerhin lässt sich konkret etwas davon mitnehmen: Rassismus ist auch in unterschwelligen Formen zerstörerisch und der Hass der Mitglieder diverser Ethnien untereinander ist nicht minder destruktiv (und beides kann in Hinblick auf die Zukunft durchaus auch wieder auf die Verursacher zurückwirken).
Folgerichtig rückt dann auch am Ende ein prototypischer Vertreter der kommenden Generation in das Zentrum des finalen Konflikts. Thug Life eben.
James Cameron meets Robert Rodriguez. Was auf dem Papier schon spannend klingt, wirkt dann auch tatsächlich auf der Leinwand so. 'Alita: Battle Angle' ist von hoher technischer und handwerklicher Qualität und wirkt gerade in 3D ganz besonders beeindruckend. Eingebettet in eine detailreich aufgebaute Welt wird die Geschichte mithilfe sehenswerter CGI und einiger renommierter Darsteller (u.a. Christoph Waltz, Rosa Salazar, Mahershala Ali, Jennifer Connelly, Edward Norton, Jeff Fahey) auf kurzweilige Art und Weise erzählt. Gerne mehr davon.
Oscar Madness Film 258 (1 Auszeichnung, 7 weitere Nominierungen)
Für 'Vice - Der zweite Mann' trommelte Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Adam McKay erneut Teile der für 'The Big Short' verantwortlichen Crew zusammen und realisierte mit diesen Leuten ein Filmprojekt, das in seiner politischen Aussage sogar noch expliziter ist als sein vorheriger Film.
Der namhafte Cast geizt dabei nicht mit großen Namen: Christian Bale, Amy Adams, Sam Rockwell, Steve Carell, Naomi Watts, Alison Pill, Bill Camp, Justin Kirk, Eddie Marsan, Jesse Plemons uvm. sind hier vertreten. Und unter den Produzenten finden sich Namen wie Brad Pitt und Will Ferrell.
Seine vielleicht wuchtigsten Momente entfaltet 'Vice' gegen Ende hin, als Cheney zunächst die vierte Wand durchbricht und das Publikum ins Gebet nimmt. In selbstherrlicher Art und Weise klopft er sich selbst auf die Schultern und betont, nur das gemacht zu haben, wofür er gewählt wurde. Tausende Kinobesitzer werden vermutlich heilfroh sein, dass diese Szene erst kurz vor Ende der Vorstellung gezeigt wird, wenn die allermeistem Getränkebecher bereits leer sind. Nicht wenige Zuschauer hätten da vermutlich Lust, eine volle Ladung Richtung Leinwand zu feuern...
Abschließend spannt McKay in bester 'BlacKkKlansman'-Manier einen Bogen in die politische Gegenwart und lässt die bereits zuvor gezeigte Fokusgruppe - nun im Hier und Jetzt angekommen - zunächst über den soeben gezeigten Film diskutieren. Dabei wird der Vorwurf liberaler Parteilichkeit vorweggenommen und von einem der Diskussionsteilnehmer gekontert. Daraufhin entspinnt sich ein Streit über Trump, der mit einem finalen "Gruß" von McKay an dessen Anhänger garniert wird...
--> Manchmal etwas viel Holzhammer und Erklärbär, aber gerade im Verbund mit der hier präsentierten gehörigen Portion Zynismus womöglich ein probates Mittel, um diesen Stoff zu präsentieren. Zudem geizt das Drehbuch nicht mit garstigen Sticheleien, die ihre Adressaten ganz offensichtlich dort treffen sollen, wo sie diesen (vermeintlich) am meisten wehtun. Bush junior wird als macht- und ahnungslose Flipperkugel präsentiert, Powell als zahnlos, Rice als Staffage, Reagan als Fußnote der Geschichte, Scalia als Richter, der Gefälligkeitsurteile fällt, Cheney als die Inkarnation des Bösen usw.
'Vice' wechselt fleißig zwischen Subtilität und Holzhammer- (oder besser Presslufthammer-) Didaktik hin und her. Adam McKay scheint jedoch - aus naheliegenden Gründen - trotzdem stets darauf bedacht zu sein, sich nicht unnötig (juristisch) angreifbar zu machen. Sein aktuelles Werk fördert keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse zutage, verdichtet sie aber dennoch recht versiert auf eine Person und ihr Umfeld und bereitet den Stoff auf recht lockere Weise für ein größeres Publikum auf. Allein dafür schon gebührt ihm eine gehörige Portion Anerkennung. 'Vice' als Propagandastreifen zu bezeichnen, greift in meinen Augen jedoch zu kurz, da sich seine Kernthese nur schwerlich von der Hand weisen lässt. Zwar wird durchaus etwas manipulativ eingegriffen, indem bewusst die Empörung des Publikums befeuert wird, an der Grundthese an sich ändert dies jedoch nichts.
Abschließend noch einige Worte zu den Oscarnominierungen:
Maske & Frisuren: Durch die Verleihung der begehrten Trophäe in dieser Kategorie wird eine herausragende Leistung von Greg Cannom, Kate Biscoe und Patricia Dehaney honoriert. Die hier gezeigten Masken erlauben das perfekte Zusammenspiel aus darstellerischer Individualität und Orientierung an den Gesichtszügen der Rollenvorbilder. Hier wurde nicht weniger als exzellente Arbeit geleistet.
Darsteller (Bale, Adams, Rockwell): Für alle drei, aber auch für Steve Carrell, gilt, dass sie ganz offensichtlich ihre jeweiligen Rollenvorbilder intensiv studiert haben. Im Zusammenspiel mit der Maske werden hier große Höhen im Bereich der Mimesis erklommen.
Regie und Originaldrehbuch (McKay): Die Vorlage glänzt nicht nur durch eine gelungene Balance zwischen politischer Nacherzählung und Adressierung größerer Publikumsschichten durch eine etwas lockere und nie zu kompliziert werdende Erzählung, sondern auch durch ein wahres Füllhorn an kreativen Einfällen. Der Ober aus dem Restaurant, der zynische Kniff mit dem Erzähler, die Durchbrechung der vierten Wand sowie die zeitliche Verlegung der Fokusgruppe lassen grüßen. Bemängeln ließe sich vielleicht die fehlende Konzentration auf einen Kernpunkt. Gerade in Hinblick auf das Drehbuch war die Konkurrenz unter den Nominierten gerade in Hinblick auf den Aspekt der Kreativität allerdings besonders hoch.
Schnitt: Die Montage stellt immer wieder anschaulich Zusammenhänge her, erzeugt Tempo und oftmals auch auf zynische Art und Weise leise Komik. Nicht die schlechteste Herangehensweise an einen derartigen Stoff.
Bester Film: Aufgrund der oben genannten Qualitäten und des aktuellen politischen Bezuges erscheint 'Vice' geradezu prädestiniert für eine Nominierung in dieser Sparte. In Hinblick auf das Abstimmungsverhalten der Jurymitglieder erweist sich gerade diese Kategorie fast schon traditionell als halbwegs unberechenbar. Die Chancen von 'Vice' für einen Triumph in dieser Kategorie dürften jedoch von vornherein sehr überschaubar gewesen sein.
Klarer Fall von "gut gemeint". 'Club der roten Bänder - Wie alles begann', das Prequel zur gleichnamigen Serie, hat zweifellos das Herz am rechten Fleck und versucht auch für dunkle Stunden etwas Hoffnung zu vermitteln, kommt aber leider in einigen Belangen reichlich naiv daher. Der Ansatz, die Patienten in das Zentrum einer Krankenhausgeschichte zu stellen, wird vergleichsweise selten in Filmen und Serien gewählt und bietet daher naturgemäß ausreichend Raum für Variationen und Innovationen in einem Genre, das schon extrem stark bearbeitet wurde. Teilweise gelingt dies hier durchaus, wenn auch leider oftmals nur an der Oberfläche gekratzt wird.
Einige der Nebendarsteller können recht offensichtlich nur schwerlich mit dem ohnehin schon eher durchschnittlichem Niveau des restlichen Casts mithalten. Dennoch bietet diese Vorgeschichte solide Unterhaltung. Immerhin.
Kompromissloser Western mit Starbesetzung. Joaquin Phoenix, John C. Reilly, Jake Gyllenhaal und Riz Ahmed schultern diesen Film auf ansprechende Art und Weise und verleihen ihm eine gewisse Magie. Die Geschichte an sich kommt trotz gelegentlicher Wendungen recht geradlinig daher. Zwar wird die Erzählung gelegentlich von etwas Humor durchbrochen, im Großen und Ganzen wirkt 'The Sisters Brothers' jedoch eher rau und schroff. Wie der mutmaßliche Wilde Westen eben. :-)
WTF!?
Launige Dokumentation über einen Arzt, dessen Patienten von nah und fern angereist kamen, um bei ihm ihre Impotenz durch die Transplantation von Ziegenhoden(!) behandeln zu lassen. Klingt skurril, ist aber letztlich nur der Auftakt zu einer immer wilder werdenden Geschichte.
Die Leerstellen des visuellen Quellenmaterials werden durch gezeichnete bzw. tricktechnische Szenen gefüllt und die gesamte Erzählung durchzieht ein recht heiterer Ton - was angesichts des ziemlich absurd anmutenden Sujets durchaus angemessen erscheint.
-> Dokumentation der etwas anderen Art, die für Fans etwas abseitiger Produktionen durchaus eine Empfehlung wert sein könnte.
6,5 Punkte für den Film an sich und einen halben Bonuspunkt für den doch recht innovativen Ansatz.
Bisher scheint es hier noch keine Bewertungen für 'nuts!' zu geben, aber vielleicht ändert sich das ja noch.
Oscar Madness Film 257 (3 Auszeichnungen, 7 weitere Nominierungen)
Alfonso Cuarón liefert mit 'Roma' ein bemerkenswert stilsicheres und eigenständiges Drama ab und fährt damit eine ertragreiche Ernte in Form von zahlreichen Award-Nominierungen und Auszeichnungen ein. Dabei erzählt er - in einer äußerst versierten Bildsprache - die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte eines Kindermädchens im Mexiko der frühen 1970er Jahre, die von einigen gravierenden gesellschaftlichen Ereignissen umrahmt wird.
Bemängeln ließe sich höchstens, dass nicht ganz einfach zu erkennen ist, was einem dieser Film mit auf den Weg geben möchte. Ob eine solche "Botschaft" überhaupt vonnöten ist, darüber streiten sich bekanntlich die Geister. Aber ein abstrakter Kern, den die allermeisten Regisseure ganz bewusst aus ihrer Produktion schälen, ist hier nur bedingt erkennbar. Klar, die Lebensumstände in jenem Umfeld waren hart - und das noch nicht mal ausschließlich für finanziell schwache Gesellschaftsschichten. Gerade im Zuge entsprechender politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen kommen solche Erkenntnisse oftmals mit großer Härte zum Tragen. Ob sich darüber hinaus weitere "Erkenntnisse" aus dieser Erzählung ziehen lassen, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen. Doch dabei handelt es sich um Kritik auf äußerst hohem Niveau, die man 'Roma' auch eigentlich gar nicht so richtig vorhalten kann.
Zu den Oscar Nominierungen:
Verwunderlich ist fast etwas, dass der Schnitt (Alfonso Cuarón, Adam Gough) hier übergangen wurde. Zwar kam der verantwortliche Autorenfilmer durch die Kategorien Bester Film, Bester Fremdsprachiger Film, Beste Regie, Beste Kamera und Bestes Originaldrehbuch zu allerlei anderweitigen (hochberechtigten) Nominierungen, aber gerade was hier in visueller Hinsicht geleistet wurde, ist schon aller Ehren wert. Beginnend mit der initialen Einstellung, die später im dramaturgischen Höhepunkt ihre Spiegelung findet, wird hier ein wahres Fest der Cinematographie zelebriert. Weitere Nominierungen gab es in den Kategorien Ton- und Tonschnitt, sowie für das beste Szenenbild, wo sich diese Produktion jedoch sehr starker Konkurrenz ausgesetzt sieht. Selbiges gilt für die beiden nominierten Darstellerinnen (Yalitza Aparicio und Marina de Tavira), die mit herausragenden Leistungen überzeugen.
[Nachtrag: In den Kategorien "Bester fremdsprachiger Film, Beste Regie und Beste Kamera wurde 'Roma' schließlich am 24. Februar 2019 im Dolby Theatre in Los Angeles mit Auszeichnungen bedacht.]
Oscar Madness Film 244 (3 Nominierungen)
Melissa McCarthy wurde nach ihrer Nominierung für 'Tammy' (2015) bei der diesjährigen Verleihung der Goldenen Himbeeren mit der unbegehrten Trophäe für ihre darstellerische Leistung in 'The Happytime Murders' geschmäht, jedoch im Zuge derselben Verleihung durch den Razzie Redeemer Award gleich wieder für ihre Performance in 'Can You Ever Forgive Me?' rehabilitiert. Und in der Tat liefern sie und ihr ebenfalls für den Oscar nominierter Filmpartner Richard E. Grant hier eine sehr überzeugende Darstellung ab. Beide glänzen durch einige richtig starke Momente. McCarthy besonders durch ihre eher traurigen und Grant vor allem durch seine skurrilen Momente.
Eine weitere Oscar-Nominierung gibt es in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch", welche im Großen und Ganzen ebenfalls nachvollziehbar erscheint - auch wenn hier möglicherweise ('I, Tonya' lässt grüßen) noch etwas mehr garstige oder skurrile Spitzen drin gewesen wären. Aber diese standen ganz offensichtlich nicht auf der Agenda, da hier eine völlig andere Herangehensweise gewählt wurde, die ebenfalls absolut nachvollziehbar erscheint.
Der Film an sich beschäftigt sich mit der Autorin Lee Israel, die fast als so etwas wie ein weibliches Pendant von Konrad Kujau durchgehen könnte. Mehr sollte man eigentlich auch gar nicht zur Handlung sagen. In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit diesem Film - oder auch nicht. :-)
Ein wenig 'Bandits', etwas 'Thelma & Louise' (sogar der deutsche Brad Pitt spielt mit...) und eine ordentliche Portion deutscher Trash (so leid es mir tut). Ob sich Karoline Herfurth mit ihrer Doppelfunktion als Regisseurin und Hauptdarstellerin wirklich einen Gefallen getan hat, sei mal dahingestellt. Dabei hätte sie als Co-Autorin des Drehbuches (in der imdb ist sie in dieser Funktion nicht gelistet, aber laut eigener Aussage einem Interview hat sie daran mitgewirkt) durchaus die Möglichkeit gehabt, sich selbst eine Rolle auf den Leib zu schreiben. Wirklich geklappt hat dies jedoch allenfalls in Ansätzen.
'Sweethearts' hat fraglos seine Momente und auch ein paar ordentliche Ideen, die Umsetzung lässt aber an mehreren Stellen zu wünschen übrig. Vieles, was man sich hier mühsam aufgebaut hat, wird letztlich achtlos wieder eingerissen. Schade drum. Somit steht am Ende dann eben nur noch eine durchschnittliche Räuberpistole bzw. -komödie.
Besser gut kopiert als schlecht selbst ausgedacht. Oder etwa doch nicht? Schwere Frage.
Eigentlich bin ich ein großer Fan innovativer Filme und verzeihe diesen gerne auch mal kleinere Schwächen. Viele Remakes erscheinen unnötig wie ein Kropf - und das gilt im Prinzip auch für 'Mein Bester & Ich'. Im Grunde genommen wird dieselbe Geschichte noch einmal erzählt und die wenigen Änderungen fallen nur unwesentlich ins Gewicht. Immerhin ist allerdings die Vorlage so stark, dass selbst ein eher uninspiriertes Remake für sich genommen noch als ordentlicher Film durchgeht. Die emotionale Tiefe des französischen Originals wird jedoch in meinen Augen zu keinem Zeitpunkt erreicht. Dennoch ist 'Mein Bester & Ich' kein schlechter Film. Ob es dieses Remake jedoch gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Denn worin der inhaltliche Mehrwert dieser Verfilmung bestehen soll, kann vermutlich noch nicht einmal Regisseur Neil Burger beantworten.
Mein zweiter per Mitmachtool eingetragener Film scheint trotz der Mitwirkung von Willem Dafoe in einer tragenden Rolle bisher vielen Zuschauern verborgen geblieben zu sein. Gerade einmal 600 Bewertungen in der imdb deuten zumindest in diese Richtung.
'Roadhouse 66', ein Roadmovie von Regisseur John Mark Robinson, das auch unter dem Titel 'Highway 66' firmiert, bewegt sich irgendwo zwischen Drama und Actionfilm und schlägt mehr oder weniger unterschwellig bisweilen auch mal etwas nachdenklichere Töne an. So richtig lässt sich diese Produktion jedoch in kein festes Genre pressen und im Grunde genommen trifft keine der hier getroffenen Zuordnungen zu hundert Prozent zu. Andererseits würden jedoch alle anderen Genrebezeichnungen noch weiter an einer Beschreibung des Ist-Zustandes vorbeilaufen.
Ein junger Mann lernt unterwegs einen ehemaligen Rock-Musiker kennen und die beiden werden gemeinsam in diverse (teilweise auch heikle) Begegnungen verwickelt. Im Prinzip ist damit auch schon alles gesagt. Viel Spaß damit. Vielleicht kommt auf diese Weise ja eines Tages die 601. Bewertung hinzu. :-)
Oscar Madness Film 256 (1 Nominierung)
Höchst eigenwilliger und doch ungemein stilsicherer Film von Regisseur Paul Schrader. Stilistisch und auch erzählerisch sehr eng angelehnt an diverse Produktionen der 1970er Jahre, erzählt 'First Reformed' die Geschichte eines Pfarrers, der sich zahlreichen (innerlichen und systembedingten) Widersprüchen konfrontiert sieht. Schrader erzählt in diesem Autorenfilm von einer Kirche, die sich von politischen und pekuniären Interessen vereinnahmen lässt und die neben vielen ihrer Anhänger mittlerweile wohl auch dem einen oder anderen Priester fremd geworden ist. Messen finden vor mehr oder weniger leeren Reihen statt, dafür verbrüdert man sich gerne auch mal mit dem einen oder anderen zweifelhaften gesellschaftlichen Akteur - gegen eine entsprechende Spende, versteht sich.
Das oscarnomierte Drehbuch dürfte es zwar nicht leicht haben gegen die schwergewichtige Konkurrenz von 'The Favourite', 'Roma', 'Green Book' und 'Vice', eine Nominierung an sich erscheint jedoch allein schon wegen der Relevanz des Themas und der kritischen Auseinandersetzung damit (auch und besonders ins Zwischentönen) hochverdient. Lob gebührt auch Hauptdarsteller Ethan Hawke für sein geerdetes Spiel, der nicht der Verlockung unterliegt, durch einen Gang an die Grenzen (und eventuell darüber hinaus) in Overacting zu verfallen.
-> Unbequemes, aber betont ruhig vorgetragenes Drama voller gesellschaftlicher Brisanz.
Ein Rachefilm mit Liam Neeson in der Hauptrolle - wie kommt man denn auf so eine verrückte Idee? ;-D
" 'Fargo', 'Ein einfacher Plan', 'Thin Ice'. Bitte vervollständigen Sie diese Reihe! "
Wer hierauf mit 'Hard Powder' antwortet, hat auf jeden Fall schon mal Punkte für eine richtig Antwort sicher.
Und genauso fühlt sich die hier vorliegende Geschichte auch an. Eine kleine Gangsterstory mit eher harmlos in Szene gesetzten Gewaltexzessen und allerlei skurrilen Einlagen. Speziell die finale Szene toppt in dieser Hinsicht dann alles, was in den vorherigen zwei Stunden gezeigt wurde... Durch den recht hohen Anteil an Komik zieht sich die Inszenierung jedoch ein Stück weit auch selbst den Zahn. Spannung kommt dabei nur in eher feiner Dosierung auf. Aber immerhin wird die Handlung recht launig und kurzweilig erzählt, sodass eine Sichtung für Genrefans dennoch durchaus empfehlenswert erscheint.
6 von 10 lustigen Gleitschirmspringern.
PS: Wer den Film sowieso sichten will, sollte sich besser vom Trailer fernhalten, den dieser verrät eigentlich schon deutlich zu viel.
Romantik trifft auf Postmoderne. In 'Die Blüte des Einklangs' macht sich die Französin Jeanne, gespielt von Juliette Binoche, auf die Suche nach einer seltenen Pflanze namens "Vision", die in ihrer Symbolik frappierende Analogien zur "Blauen Blume" aufzuweisen scheint. Auf ihrer Suche nach einer schwer in Gefahr geratenen Einheit von Mensch, Natur und Geist verschlägt es sie dabei (erneut) in einen japanischen Wald fernab größerer Siedlungen.
Auf fast schon meditative Weise erzählt Regisseurin Naomi Kawase von einer Reise der Protagonistin in die eigene Vergangenheit, die ebenso auf eine in Ungleichgewicht geratene Gegenwart und eine möglicherweise turbulente Zukunft verweist. Umso erstaunlicher erscheint in diesem Sinne der Optimismus, der die Geschichte dennoch durchzieht.
Rein thematisch bleibt Kawase auch hier einigen Motiven aus ihrer vorherigen Produktion 'Radiance' treu, indem sie erneut für die Schaffung einer inneren Ausgeglichenheit, für mehr Respekt der Menschen untereinander und für ein bewusstes Leben wirbt. Die erzählerischen Mittel, auf die sie dabei zurückgreift, könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. In ihrem aktuellen Werk, wird die ohnehin schon kryptische und symbolbeladene Erzählung durch eingeschobene Rückblenden und Zeitsprünge noch zusätzlich verkompliziert. Am Ende steht letztlich eine Botschaft, die mahnender und zugleich ermutigender kaum sein könnte, sich durch ihre verschrobene Art der Präsentation aber größeren Publikumsschichten wohl verschließen dürfte.
PS: Die Szene mit dem Hirsch erzeugt etwas Unbehagen, aber naja...
'Happy Deathday 2U' fühlt sich über weite Strecken eher wie eine Komödie an als ein Horrorfilm. Der Spaß beginnt im Prinzip schon mit dem Universal-Logo zu Beginn des Filmes. Wirklicher Horror kommt nur selten auf und wird zumeist mit komödiantischen Einlagen überspielt, und auch das Drehbuch wirkt an einigen Stellen mehr als holprig. [SPOILER] So ergibt die (zwar extrem vorhersehbare) Auflösung der Mordfälle kaum Sinn und auch die Problematik um den überzähligen Ryan wirft mehr Fragen auf, als sie eigentlich beantwortet. [SPOILER ENDE]
Hauptdarstellerin Jessica Rothe mag zwar (zurecht) nicht zu den ganz großen Namen Hollywoods gehören, sie schmeißt sich aber mit einer Spielfreude in diese Produktion, wie man sie nur selten erlebt. Allein ihre völlig überdrehte Performance ist eine Sichtung schon wert. Ob die Chemie zu ihrem Filmpartner Israel Broussard so wirklich stimmt, sei zwar mal dahingestellt, aber abgesehen davon sind alle Darsteller mit großer Einsatzfreude dabei und werten somit dieses kurzweilige Stück Zelluloid zusätzlich auf.
Vorsichtshalber wurde zum Schluss auch gleich mal ein riesiger Köder zu einer weiteren Fortsetzung ausgelegt. Das Publikum muss ihn nur noch schlucken (worauf die ersten Zahlen ja bereits ganz klar hindeuten) - dann geht die Geschichte wahrscheinlich schneller in die nächste Runde, als man eine Zeitschleife wieder verlassen kann. :-)
-> Nicht bis ins allerletzte Detail logisch und schon gar nicht spannend, aber höchst unterhaltsam und bisweilen sogar recht gewitzt. Daher gerade noch 6,5 Punkte.
Oscar Madness Film 239 (1 Nominierung)
Oscarnominierter Dokukurzfilm, der sehr an 'Extremis' (2016) aus demselben Genre erinnert. Es geht um die letzten Wochen im Leben einiger schwerstkranker Menschen und zum Teil auch um ihre Angehörigen und Ärzte. Speziell wird dabei die Frage angerissen, ob der Umzug in ein Hospiz Sinn machen kann, was jedoch in der Kürze der Zeit naturgemäß nicht allzu ausführlich beleuchtet werden kann. 'End Game' vermag jedoch ein gewisses Gefühl dafür zu vermitteln, inwiefern sich ein Hospiz von einem regulären Krankenhaus unterscheidet. Möglicherweise kann man sich solch einem Thema besser in einer Dokumentation mit weit längerer Laufzeit nähern, aber für einen ersten Einstieg in diese Thematik ist dieser Film durchaus geeignet, da hier einige höchst berechtigte Fragen aufgeworfen werden, die jedoch jeder nur für sich selbst beantworten kann.
Bisher gibt es bei mp noch keine Bewertung zu diesem Film, aber bei aller emotionalen Brisanz kann es eventuell doch hilfreich sein, sich mit Themen wie diesem zu befassen.
Für eine Komödie ist 'Ibiza' (mit Gillian Jacobs in der Hauptrolle) nur mäßig lustig und für eine Romanze zu albern. Aber als hedonistische Odyssee durch die Nacht und das Partyleben funktioniert dieser Film durchaus. Drei überdrehte Amerikanerinnen irrlichtern von einer Party zur nächsten, nehmen dabei reihenweise Fettnäpfchen mit und lassen es sich mehr oder weniger gutgehen. Das war es im Prinzip auch schon. Die vielen negativen Kommentare hier bei mp mögen zwar durchaus ihre Berechtigung haben, die derzeitige Bewertungsverteilung spiegeln sie jedoch nicht wider.
Bei der Übersetzung des Originaltitels hat man es mal wieder nicht besonders genau genommen, aber was soll`s. Der Film an sich ist zwar kein komplettes Fiasko, aber es stellt sich die Frage, was das überhaupt soll. Eine richtige Geschichte wird hier nicht erzählt. Okay, irgendwie schon, aber ob man sie gesehen haben muss, sei mal dahingestellt. Hier und da blitzen zwar einige Stilblüten oder asprechende Szenen durch, aber im Großen und Ganzen verlässt man sich hier viel zu sehr auf Hauptdarstellerin Lea Thompson.
Also ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. :-) Natürlich sind einige Dialoge abgrundtief dumm und in mancherlei Hinsicht sind auch die Story sowie das Schauspiel schlecht, aber ich wage mich jetzt einfach mal als erster unter den Kommentatoren hier aus der Deckung und bekenne mich zu einer halbwegs hohen Punktewertung für diesen Klamauk. :-) Eigentlich hatte mich dieser bescheuerte Film bereits nach dem eingangs eingeblendeten Zitat auf seiner Seite. ;-) Na gut, nicht ganz vielleicht, aber meines Erachtens ist auch nicht alles braun, was stinkt.:
+ Enthält Mini-Spoiler +
Wer nach Filmen wie 'Ricky Bobby', 'Stiefbrüder' oder 'Anchorman 2', in denen sowohl Will Ferrell als auch John C. Reilly vor der Kamera standen, niveauvolle Unterhaltung erwartet, kann natürlich nur enttäuscht werden.
Der Cast liest sich überraschen hochkarätig, sind doch neben den beiden Hauptdarstellern auch noch Ralph Fiennes, Rebecca Hall, Hugh Laurie, Kelly Macdonald und Lauren Lapkus ('Orange Is The New Black') mit dabei. Darüber hinaus gibt es noch zwei kleine Cameos.
Einige der Gags gehen gnadenlos in die Hose (einmal sogar im wörtlichen Sinn), aber so mache zünden (nach meinem subjektiven Empfinden) durchaus. Bei vielen der Scherze fliegt naturgemäß das Niveau recht tief - wobei sich allerdings trotzdem der eine oder andere Seitenhieb mit einem gewissen Realitätsbezug finden lässt (Beispiel: "In Amerika gilt niemand als schuldig, so lange er nicht von reichen Großgrundbesitzern dazu erklärt wurde.").
Ganz klar, 'Holmes und Watson' ist purer Schund, der geschichtliche Zusammenhänge gar nicht sinnfreier durcheinanderwerfen könnte. Als Trashvergnügen geht er aber meines Erachtens schon noch durch. Daher gerade noch 6 Punkte (Trashwertung). Eine "objektive" Bewertung würde naturgemäß deutlich niedriger ausfallen und müsste wahrscheinlich im Bereich von 3-4 Punkten angesiedelt werden...
Ein Hoch auf Holmes und Watson! Die beiden Männer, die die Titanic gerettet und damit vielen Menschen eine ganz besondere Reise ermöglicht haben haben. *faceplam* xD
++ Enthält indirekte Spoiler ++
Unterhaltsame Komödie mit Virginie Efira, die zwar nach dem bekannten Muster abläuft, jedoch recht straff inszeniert wurde und kaum Längen aufkommen lässt. Die Darsteller sorgen für gute Unterhaltung und bringen eine orderntliche Portion Leben in die Erzählung. Schade nur, dass das schmalzige Ende deutlich zu dick aufträgt. Wieso kann man es nicht einfach auch mal bei einem "normalen" Happy End belassen, und zieht in diesem Genre immer und immer wieder die Schmalz-Karte? Aber ich bin vermutlich auch nicht die Hauptzielgruppe für solche Filme. Ob jedoch die eigentliche Zielgruppe solche Entwicklungen wünscht, sei mal dahingestellt...
Trotz des albernen Endes gerade noch 6 Punkte.
Oscar Madness Film 253 (3 Nominierungen)
'The Ballad of Buster Scruggs' spielt auf charmante Weise mit unzähligen Westernklischees und bereitet diese auf teils unkonventionelle Weise auf - wie man es eben von den Cohen-Brüdern gewohnt ist. Dabei werden Erwartungen abwechselnd bedient oder gebrochen. Der Cast, der unter anderem Namen wie James Franco, Liam Neeson, Clancy Brown, Tom Waits oder Brendan Gleeson umfasst, füllt die Geschichten auf ansprechende Weise mit Leben. Dennoch wirkt hier auch einiges wie Stückwerk.
Zu den Oscarnominierungen:
Bestes Kostümdesign: Die Kostüme wirken phantasievoll, detailreich und größtenteils doch sehr stimmig.
Bester Song: „When A Cowboy Trades His Spurs For Wings“ (Musik und Text: David Rawlings und Gillian Welch) hatte im Rahmen der Verleihung letztlich das Nachsehen gegenüber „Shallow“ ('A Star Is Born', Musik und Text: Lady Gaga, Mark Ronson, Anthony Rossomando und Andrew Wyatt).
Bestes Adaptiertes Drehbuch: Ohne Kenntnis der Vorlage nicht ganz leicht zu bewerten. Viele Enden scheinen hier lose in der Luft zu hängen. Entweder habe ich einige Referenzen und Zusammenhänge nicht erkannt, oder bei der Verwebung der einzelnen Episoden (und sei es auch nur durch abstrakte Gesichtspunkte) wäre tatsächlich etwas mehr zu holen gewesen.
Gerade noch 6,5 Punkte.
Vorneweg: Die Prämisse funktioniert nur, wenn man sie eher als Science Fiction statt als Horror auffasst. Realitätsbezug wird hier ganz klein geschrieben und man sollte als Zuschauer tunlichst nicht allzu viele Details der Handlung auf Plausibilität hin hinterfragen. Darüber hinaus erlaubt sich das Drehbuch ein paar unbedachte Schludrigkeiten, mit denen es sich in Bezug auf den Spannungsaufbau selbst ein Bein stellt; aber dazu später mehr.
++ Enthält SPOILER ++
'Escape Room' orientiert sich thematisch vor allem an den beiden Filmreihen 'Cube' und 'Saw' und schickt einen bunt zusammengewürfelten Haufen unbedarfter Einzelgänger durch verschiedene Escape Rooms. Jeder ist auf seine Weise für sich allein und doch können sie nur bestehen, indem sie sich gemeinsam unterstützen. Gleich zu Beginn wird gezeigt, welche der Figuren es (höchstwahrscheinlich) sehr weit schaffen wird. Dazu kommt, dass fast alle Charaktere eher schablonenhaft angelegt sind (Veteranin, Nerd, Hinterwäldler, gewissenloser Finanzinvestor) - bis auf zwei Ausnahmen... Mehr soll an dieser Stelle dazu auch nicht verraten werden, denn auf diese Weise verrät der Film selbst eigentlich schon viel zu viel.
++ SPOILER ENDE ++
Trotz der genannten Mängel überzeugt 'Escape Room' jedoch mit einer absolut stimmigen Atmosphäre, einem mehr als angemessenen Spannungsaufbau und einem kreativ gestalteten Setting. Die Darsteller, unter ihnen Deborah Ann Woll ('True Blood'), Tyler Labin ('Reaper', 'Invasion') und Logan Miller ('TWD', 'Love, Simon' u.v.m.) verrichten grundsolide Arbeit. Der Unterhaltungsfaktor, der natürlich immer eine rein subjektive Angelegenheit ist, ist hier für mein Empfinden sehr hoch. Daher spricht hier in meinen Augen auch nichts gegen eine relativ hohe Bewertung - die aber wie gesagt nur dann, wenn man das Geschehen eher als Science Fiction denn als klassichen Horror einordnet. Ansonsten stünde eine hohe Punktzahl jedoch auf recht tönernen Füßen, daher erscheinen mir in diesem Fall deutlich niedrigere Bewertungen durchaus ebenso plausibel.
Randbemerkung: Logan Miller und Tayler Russell standen bereits zusammen für 'Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie' vor der Kamera.
Noch keine Bewertung? Das muss sich ändern!
Das Drehbuch bedient sich munter bei 'Hangover', 'Very Bad Things' und ähnlichen Produktionen und lässt sich wohl am ehesten noch als Komödie einordnen. Mit Tyler Labine ist auch gleich einer der üblichen Verdächtigen aus diesem Genre mit an Bord, Pablo Schreiber ('Orange Is the New Black', '13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi') hingegen mimt - wie so oft - den harten Hund.
Für eine einmalige Sichtung durchaus okay. Ob eine deutsche Synchronfassung dazu vorliegt, weiß ich leider nicht, aber in der OV lässt er sich derzeit über Amazon Prime streamen.