Herr Beutel - Kommentare

Alle Kommentare von Herr Beutel

  • Herr Beutel: pressakey.com 07.10.2016, 15:18 Geändert 07.10.2016, 15:18

    Im Gegensatz zu GHOSTBUSTERS freu ich mich hier auf das Female-Spin-Off. Allein der Cast ist schonmal hochwertig. OCEAN'S ELEVEN war ja selbst ein Remake einer Buchverfilmung aus den 60ern. Von daher sah ich den Titel OCEAN'S schon immer eher als "Kokon" für die coolen Heists an. Die Figuren waren doch meist eh nur Mittel zum Zweck um am Ende irgendeinen abgefahrenen Firlefanz zu verkaufen :P

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    • Herr Beutel: pressakey.com 07.10.2016, 12:19 Geändert 07.10.2016, 12:20

      "Unser einziges Anliegen ist es, gute Filme zu zeigen. Geschlecht egal."

      This.

      Gegenfrage: Was soll man tun? Frauen dazu zwingen, Regisseurin für Genrebeiträge zu werden unter Androhung von Strafe? Es gibt ja durchaus fähige Damen in dem Beruf und lieber wenige, aber dafür gute Beiträge als umgekehrt, oder? Oder hilft es, wenn SHARKNADO in Zukunft von Frauen inszeniert wird?

      Was ist außerdem am "Final Girl" (pendant ist übrigens Final Boy, hat also nichts mit "Verniedlichung" zu tun) falsch? Das Final Girl entsprang doch aus der Befreiung des dümmlichen Opfers heraus? Jamie Lee Curtis, Sigourney Weaver, Neve Campbell - alles Frauen bzw. "Final Girls" die Maßstäbe im Genrekino gesetzt und das Bild des dümmlichen, unfähigen Opfers umgedreht haben. Oder sind ihre Rollen "Quatsch"? Vielleicht lese ich die Passage hier falsch, aber wieso man "Final Girl / Final Boy" als negativ auslegen muss, erschließt sich mir nicht.

      Ansonsten empfehle ich noch Julia Leigh mit SLEEPING BEAUTY. Ein fantastischer Genrefilm über Selbstbestimmung, -findung & - zerstörung. Außerdem: Marina de Van. Sehr trashige Streifen, aber durchaus ansehnlich. Ähnliches gilt für Jen & Sylvia Soska. Es gibt zahlreiche weitere Damen die sich auf diese Genres eingeschossen haben, aber die sind dann meist Qualitativ nicht großartig beachtenswert - ähnlich wie 08/15 Regisseure die den Mist drehen. Qualität ist ja seit jeher Geschlechtsunabhängig.

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      • "Es wird keinen Extended Cut geben. Was ihr im Kino seht ist das, was ich wollte."
        "Oh, wartet, hier ist ein Extended Cut."

        Ey, dieser Laden. Nehmt Warner doch endlich mal das Geld und die Rechte weg. Oder setzt jemanden hin, der noch alle Sinne beisammen hat. Egal ob SUCKER PUNCH, BATMAN V SUPERMAN oder jetzt SUICIDE SQUAD. Wieso schickt man in die Kinos nicht mal Versionen, an denen kein Anzug mit zu viel Gehalt irgendwelches Mitspracherecht hatte?

        Vielleicht, liebe Freunde bei Warner, hat sich der Regisseur mal ursprünglich vor eurer Einmischung was gedacht? Aber hey, was weiß ich schon.

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        • Spannend zu sehen, dass die Damen den Herren hier in nichts nachstehen uns sie meist auch übertrumpfen. Hat sich das Problem wohl dann auch gelöst? Zumindest im TV-Bereich.

          PS: Erstes Wort, erster Absatz: *Dass

          • So lange Warner Bros. da nicht wieder reinpfuscht kann der Titel auch gerne sonstwas sein.

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            • Herr Beutel: pressakey.com 04.10.2016, 15:41 Geändert 04.10.2016, 15:41

              Verdient. Man hat ja schon an PERSON OF INTEREST erkennen können, dass Jonathan Nolan der talentiertere der Nolan-Brüder ist aber das Ding ist meisterlich. Hype-Train inbound!

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              • 8 .5
                über Piper

                Ganz großes Kino ist der Kurzfilm PIPER, der im Nachhinein den eigentlichen Hauptfilm FINDING DORY ein wenig alt aussehen lässt. Dürfte einer der besten Kurzfilme seit PAPERMAN sein.

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                • SCREAM ist Liebe. SCREAM ist groß. Alle Teile. Eine Serie, die leider nie um den 5. verdienten Teil erweitert wurde, sondern eine peinlich-groteske Serie bekam.

                  SCREAM wird unerreicht bleiben, für immer. Ein Film, der das Genre neu ausrichtete und es direkt wieder beerdigte.

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                  • Frage: Wenn man JESSICA JONES unsäglich kacke fand, u.a. wegen Luke Cage dort, sollte man der Serie dennoch eine Chance geben? Also ist der Character da mehr als ein peinlicher Bettgefährte?

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                      • Schade, dass es THE LAST TYCOON nicht geschafft hat. War wesentlich unterhaltsamer als THE TICK, das leider wirklich ... "mau" war.

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                          Herr Beutel: pressakey.com 28.09.2016, 10:26 Geändert 28.09.2016, 10:34
                          über Nerve

                          "Snitches Get Stitches!"

                          Das war ... interessant. Sahen die Trailer eher nach glorifizierender Selbstdarstellung für die Generation Bibi & Slami Salami aus, war NERVE in der Tat wesentlich kritischer als ich dachte. Das ist - neben der technischen Seite - auch eine der größten Stärken des Films - und seine größte Schwäche. Auch wenn die beiden Regie-Herren visuell (oftmals fährt die Kamera als "Watcher" direkt in die Monitore und stellt die Stadt als digitale Spielfäche dar, während viele Neonlichter fast schon an Refns NEON DEMON erinnern; verbunden wird alles immer wieder mit Shaky-Handycam-Bildern und fantastischen Nachtaufnahmen der Stadt) und akustisch (der Soundtrack schifft oft am TRON-esquen Klangteppich entlang und entführt hervorragend in den digitalen Aspekt des Films) einiges aus dem Setting herausholen, so scheitert der Film phasenweise an seiner inkohärenten Ausrichtung.

                          Wie erwähnt erinnert NERVE gerade audiovisuell oft an gängige Arthouse-Stile. Wenn die Gefahren der digitalen Vernetzung hervorgehoben werden und zeigen, dass die Online-Selbstdarstellung nicht zuletzt ein Kreislauf ist, den man kaum durchbrechen kann, so lange man möglichst viele Watcher (oder Abos, Likes, ....) als Währung und Lebensinhalt sieht, dann könnte der Film auch im kleinen Off-Mainstream-Kino um die Ecke laufen, in der das cineastische Feuilleton seine Bärte krault, Bionade trinkt und darüber redet, was Juliette Lewis in dem Film macht und wie großartig man sie noch aus FROM DUSK TILL DAWN in Erinnerung hat und wie gut ihre Indie-Rock-Musik ist.

                          Das bemerkten wohl auch die Verantwortlichen und rücken immer wieder "zielgruppengerechte" Elemente mit in den Film: hier ein paar knackig-witzige Oneliner, da etwas Teenie-Romanze und dort etwas "Watch_Dogs"-Hacker-Nonsense, der dem Fremdschämbarometer die Halterung aus der Wand drückt. Der Spagat zwischen ernstzunehmender Social-Media-YouTube-Selbstdarstellungs-Kritik und locker-leichtem Young Adult Thriller irgendwo zwischen ENEMY OF THE STATE und NEON DEMON gelingt dem Film mit fortschreitender Dauer immer seltener. Zum Glück harmonieren Roberts und Franco ziemlich gut auf der Leinwand und können so über die - gerade gegen Ende - immer öfter auftretenden Probleme & Schwächen hinwegtrösten.

                          Auch positiv ist die insgesamt sehr knackige Laufzeit. Mit etwas unter 100 Minuten lässt der Film zum Glück sehr selten Langeweile aufkommen und nach dem etwas zähen Start wird man recht ordentlich in die Welt von NERVE als Watcher entführt. Dank der guten Chemie der Hauptdarsteller fiebert man auch - sofern es geht - mit den Figuren mit und verfolgt gespannt, in welche Richtung das Spiel sich bewegt. Leider gefiel mir gerade gegen Ende der bereits erwähnte inkohärente Fokus des Films immer weniger, auch wenn die Kernzielgruppe des Films wohl zufrieden damit sein wird.

                          Am Ende entließ mich NERVE zwiespältig. Einerseits war der Film in letzter Konsequenz zu weichgespült. Andererseits ist die Message durchaus richtig und schlug hin und wieder sanft in die Magengrube, aber hinterließ das Gefühl, dass der Schlag noch härter hätte sein können und müssen. So bleibt ein "ganz gut"er Film, der von der handwerklichen Machart und den beiden Hauptdarstellern profitiert. Einen halben Extrapunkt für Emma Roberts in Unterwäsche - leider ist sie seit IT'S KIND OF A FUNNY STORY ein sehr hübsches Kryptonit für mich. Außerdem: Wu-Tang Clan Referenzen!

                          "Dollar... dollar bill you all."

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                          • Bei den Aktionen picke ich ja immer gerne Außenseiter, in dem Fall ist das aber sehr eindeutig. Ich hoffe, ich finde Zeit. Schöne Aktion!

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                            • Fantheorie besagt: Skywalker befindet sich von den Maschinen in einem Schlafzustand und halluziniert alles nur. NIEMAND IST REAL!

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                                Herr Beutel: pressakey.com 26.09.2016, 14:55 Geändert 26.09.2016, 14:59

                                "Who is this?"

                                Die zweite Staffel der SCREAM Serien-Adaption ist eine mittelgroße Katastrophe - nett formuliert. War Staffel 1 zwar auch keine Offenbarung und eher ein Schlag in die Grube der großen Film-Vorbilder, waren die Autoren wenigstens noch bemüht, die Story des Brandon James zu erzählen und das Franchise aus der Versenkung zu holen. Zwar waren die Dialoge und Füll-Episoden rund um alltägliche Teenager-probleme und falsche Wimpern schon in Staffel 1 eher störend, doch irgendwie wirkte das alles "ganz gut" und auch irgendwie ... sympathisch auf skurrile Art und Weise. Die Serie riss keine Bäume aus, war aber dennoch bemüht, den klassischen Slasher in die Neuzeit zu holen.

                                Jetzt, in der zweiten Staffel, haben die Autoren vermutlich einfach aufgegeben. Ein Großteil des Plots besteht mittlerweile daraus, dass psychisch fragwürdige Schüler sich gegenseitig anschreien. Die Dialoge laufen dabei häufig wie folgt ab:

                                "Keine Lügen mehr, ja?"
                                "Ok!"
                                [irgendwas irrelevantes passiert]
                                "Ist etwas passiert?"
                                "Ääääh ... nein".

                                Dann wird zwei Episoden darauf eingegangen, dass man sich doch wieder nicht alles verraten hat und dass noch mehr Leute verdächtigt wurden, weil betreffende Personen lieber schweigen wollten. Um etwas Variation hineinzubringen, greifen die Autoren gerne mal in die "Misstrauens-Kiste", was dann wie folgt aussieht:

                                "Erzähl mir endlich die Wahrheit!"
                                "Ok!"
                                [... erzählt die Wahrheit ...]
                                "Du lügst mich schon wieder an!"
                                "Nein!"
                                "Doch!"
                                [... trennen sich und reden den Rest der Episode nicht miteinander...]

                                Hin und wieder taucht dann der Killer auf, der aus dem unantastbaren Main-Cast die irrelevanten Personen rausfischt. Wer hinter der Maske steckt ist allerdings - leider - recht früh klar, weil die Autoren nicht über das Schema herauskommen, neue, vermeintlich "gestörte" Figuren einzuführen, um sie als Köder auszulegen, nur um dann einen stinkfaulen SCREAM (1996) Twist einzubauen - inklusive Billy Loomis Gedenkfrisur. Das hölzerne Schauspiel der meisten Jung-Darsteller rundet das holprig-bemühte Desaster dann ab.

                                Lediglich bei den blutigen Momenten, die noch immer das Highlight der Serie darstellen, toben sich die Produzenten mal ordentlich aus und liefern teils interessante Bilder und mutige Perspektiven, bevor es dann wieder in BERLIN TAG & NACHT Manier weitergeht und saudämliche Dialoge nur noch von den "Out-Of-Character"-Momenten der Figuren unterboten werden.

                                Wie auch in den Filmen sind die spannendsten Elemente an der TV-SCREAM -Version die Einblicke in die Geschichte der Charaktere. Bereits in SCREAM I - IV waren es vor allem die psychischen und später geschichtlichen Hintergründe, die die Figuren interessant und die Plots spannend gemacht haben. Es war nicht immer nur eine Hatz nach dem Mörder, sondern auch nach der eigenen Identität. Das geht der Serie komplett ab - da helfen auch die Meta-Kommentare eines Noah Foster nichts, der die "Regeln" der eigenen Serie zwar in Staffel 1 noch amüsant aufbereitet hat, in der Staffel 2 allerdings zum simplen Comic-Relief degradiert wird und eigentlich nur anwesend ist, um Film-Titel aufzuzählen.

                                Lediglich in den letzten drei Episoden kommt die Serie dann mal ein wenig in die Puschen und es geht ums nackte Überleben. Das Drama weicht dem Thriller, die Karten landen endlich auf dem Tisch. Zwar erahnt man den finalen Twist dann auch zehn Meilen gegen den Wind, aber immerhin wirkt es insgesamt recht rund und befriedigend - auch wenn man sich natürlich wieder diverse Türchen offen lässt. Da merkt man wieder, dass eine Serie nicht zwingend 14 Episoden benötigt, sondern - siehe SLASHER - seine Geschichte auch gerne in einer einstelligen Folgen-Anzahl erzählen darf. Dann fokussiert man sich nämlich auf die wichtigeren Dinge und muss nicht Füllmaterial produzieren, das sowohl die Geschichte als auch die Figuren ihrer Authentizität beraubt. War Staffel 1 wie erwähnt irgendwie noch "ganz gut" ist Staffel 2 am Ende nur noch "ärgerlich". Ich hoffe, nach dem geplanten Halloween-Special wird das Franchise dann endlich beerdigt. So bleibt das Andenken von Wes Craven wenigstens noch ein wenig unbeschmutzt.

                                "Come get me!"

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                                  Herr Beutel: pressakey.com 26.09.2016, 11:17 Geändert 26.09.2016, 11:30
                                  über Slasher

                                  "I repent. I REPENT!"

                                  Es geht also doch noch. Nachdem die zweite Staffel von SCREAM ein mittelgroßes Desaster war und sich statt um einen Killer lieber um peinliche Teenie-Romanzen auf dem Niveau eines BERLIN TAG & NACHT gekümmert hat, deren Dialoge mein Fremdscham-Barometer zum explodieren brachten, habe ich zufällig auf 13th Street die erste "Original Series" des kanadischen Senders "Chiller" entdeckt. Die Mini-Serie umfasst gerade einmal 8 Folgen mit jeweils knapp 40 Minuten Laufzeit - also kurz genug, um das an einem gemütlichen Wochenend-Tag wegzuschauen.

                                  Am Besten fasst man SLASHER wohl als "Genre-Film im Serienformat von Fans für Fans" zusammen. Da es sich um eine kanadische Produktion handelt, sind die Darsteller alle keine AAA-Hollywood-Sternchen und über einige Besetzungen (Katie McGrath) kann man sicher vortrefflich streiten. Auf der anderen Seite können Darsteller wie Steve Byers und der etwas bekanntere Dean McDermott extrem viele Punkte sammeln und auch bleibende Eindrücke hinterlassen. Dank der Limitierung auf gerade einmal 8 Episoden kommen die Macher auch nicht in die Bredouille, Füllmaterial zu drehen, um die Staffel künstlich am Leben zu halten. Hier wird offen und ehrlich geblutet, gerätselt und ermittelt. Selbst für die ein oder andere überraschend-verstörende Entwicklung ist hier noch Platz. Außerdem: keine Teenager. Hier geht es um erwachsene Menschen mit Problemen von Erwachsenen - ein echter Segen für die Serie.

                                  Der Plot selbst ist zwar recht bekannt doch tatsächlich stört das in dem Fall wenig. Der "Executioner" zieht durch das kleine Örtchen Waterbury und tötet im Stile der sieben Todsünden ausgewählte Bewohner. Was erst wie wahllose Morde aussieht endet schon bald in der Suche nach den berühmten Leichen im Keller. Selbige gibt es in der Serie haufenweise und diese werden auch ausreichend hart zelebriert. Der Executioner macht keine Gefangenen und wenn gestorben wird, dann richtig.

                                  Warum aber ist es eine Serie von Fans für Fans? Nun, im Endeffekt wird hier wenig Neues geliefert. Hauptinspirationsquelle ist eindeutig HALLOWEEN mit seiner Figur des Michael Myers. Dazwischen findet sich ein wenig SEVEN, gepaart mit Elementen aus SCREAM und AMERICAN HORROR STORY. Daher überrascht Fans des Genres vermutlich die Auflösung nicht wirklich, doch immerhin versucht die Serie hier auch gar nicht schlauer zu sein als seine Hommage an das Genre. Ziehen andere Serien hier hanebüchene Auflösungen aus dem Hut, zieht SLASHER seine Linie bis zum bitteren Ende durch. Fans der klassischen "Final guy" und/oder "Final girl" Thematik werden ihre wahre Freude haben.

                                  Es ist schön zu sehen, dass Serien auch noch ohne "PG-13"-Weichspüler und Finaler-Final-Post-Credit-Final-Szenen-Twists gedreht werden. Wie erwähnt wird schauspielerisch nicht immer das Gelbe vom Ei geboten, aber in Anbetracht dessen, dass Kanada kein Hollywood und der Sender "Chiller" kein Budget von Amazon Prime oder Netflix hat, ist SLASHER eine wirklich rundum gelungene Reminiszenz an die Slasher-"whodunnit"-Filme der 80er Jahre, die erfrischend offen mit ihren Stärken und Schwächen umgeht und so einen insgesamt unterhaltsamen, blutigen, kurzweiligen und vor allem "sehenswert"en Genre-Spaß abliefert. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

                                  "Please don't kill me!"

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                                    Herr Beutel: pressakey.com 20.09.2016, 14:56 Geändert 20.09.2016, 15:21

                                    "You're gonna make me late."

                                    Puh. Das war gar nix. Ich spare mir diese "Ed Skrein ist kein Jason Statham" Kommentare an der Stelle, denn ich stehe einem "Reboot" mit neuem Cast erstmal nicht negativ gegenüber. Nach drei Teilen TRANSPORTER waren klare Abnutzungserscheinungen sichtbar und von daher tut ein Wechsel der Probanden durchaus mal gut. Schade, dass man diesen Wechsel der Figuren nicht mit einer Neuausrichtung gleichsetzt, sondern krampfhaft versucht, Statham 1:1 ersetzen zu wollen und auch nicht davor zurückschreckt, Szenen zu recyclen. Ich meine hier unter anderem die Einführung des neuen Frank Martin in der Tiefgarage, die so auch schon in den Vorgängern zu finden war.

                                    Was folgt, ist ein 92 Minütiger Hochglanz-Werbespot für einen Audi A8. Ironischerweise ein Allrad-Fahrzeug, das überwiegend zum Driften benutzt wird, was schon fahrtechnisch keinen Sinn macht. Genausowenig macht es keinen Sinn, dass das Fahrzeug im gesamten Film unzerstörbar ist. Ich rede hier nicht von den üblichen Action-Eingeständnissen, sondern von stupidem Dummschiss, der wohl einem sehr gewinnfördernden Audi-Sponsoring geschuldet ist. Da fährt Frank Martin durch Glaswände, crasht andere Fahrzeuge oder rammt Metall-Hydranten(!), ohne einen Kratzer im Lack. Natürlich alles untermalt von hellem Color-Grading, tiefstehender Sonne und Zeitlupe ohne Sinn. Erwähnnte ich, dass sich TRANSPORTER REFUELED wie ein Werbespot anfühlt? Nein? Dann wiederhole ich mich gern.

                                    Problematisch ist hier auch, dass Camille Delamarre keinerlei Action inszenieren kann oder will. Das aus Hollywood-Kampfszenen bekannte Schnitt-Massaker findet man auch hier wieder, will sagen: "angedeuteter Schlag [SCHNITT VOR EINSCHLAG] Kamerawechsel mit taumelndem Bösewicht". Dauernd. Zwar waren auch die Vorgänger hier keine ausgeklügelten Stunt-Filme, aber immerhin scheute man sich nicht, die Künste von Statham auch mal in Close-Ups inklusive Auswirkungen und gebrochener Knochen zu zeigen.

                                    Zudem fehlt Ed Skrein einfach die phsysische Präsenz, um die Fußstapfen von Statham auszufüllen. Hätte man ihn einfach ein wenig anders in Szene gesetzt (z.B. Verwendung von Gadgets, statt zerschnittene Fake-Kampfkunst) wäre das in Ordnung gewesen, aber so funktioniert die gesamte Figur hinten und vorne nicht. Dazu kommt ein sichtlich unterforderter Ray Stevenson, der nie so wirkt, als wüsste er, warum er eigentlich mitspielt. Auch die vorgegaukelte Frauenpower entpuppt sich schnell als Luftnummer, sind die Damen nach ihrem durchaus interessanten Coup nur darauf erpicht, die kleinen Franks der Martins in sich einzunehmen. Das wirkt so aufgesetzt wie unnötig und raubt jegliche toughness, die vorher aufgebaut wurde.

                                    War der Film also ein Totalausfall? Jain. Als TRANSPORTER versagt der Film auf jeder Länge, weil die Finesse und die ausgefallenen Stunts der Vorgänger fehlen und man zu sehr auf eine 1:1-Kopie setzt, denn auf eine Neuausrichtung mit dem neuen Cast. Es gibt eine Club-Szene, die sich ein wenig von den Vorgängern löst und fast schon Heist-Elemente einfügt, die irgendwie unterhaltsam ist. Als dann ein Kampf in engem Raum ausbricht, in dem Frank Martin körperlich unterlegen ist und sich mit Köpfchen (und Schubladen) helfen muss, blitzt für einen kurzen Moment die Hoffnung auf, dass nun alles besser wird. Wird es aber nicht. Sobald Ed Skrein wieder in sein Werbe-Auto steigt und die Dialoge das gewohnte Peinlichkeits-Barometer befeuern, sinkt man wieder mit beiden Händen vor dem Gesicht auf der Couch zusammen.

                                    Dass Jason Statham dem Film wegen zu wenig Gage fern blieb, entpuppt sich für ihn als Segen. Zu schwach ist die Story, zu unspektakulär die Stunts, zu generisch die Kameraarbeit, als dass seine Anwesenheit irgendwas hätte retten können. Das nervige Audi-Product-Placement schlägt dem Fass dann komplett den Boden aus und so bleibt TRANSPORTER REFUELED ein komplett "ärgerlich"er Action-Film, der Abseits von seinem Franchise keinerlei Existenzberechtigung hätte, in die Kinos zu kommen und selbst als Direct-to-DVD-Film hart an der Grenze zum kolossalen Kolbenfresser schrammt. Einen halben Extrapunkt für den hin und wieder durchaus gelungenen Score.

                                    "I thought you John Wayne types let this stuff just slide off your backs"

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                                    • Herr Beutel: pressakey.com 20.09.2016, 14:20 Geändert 20.09.2016, 14:23

                                      Ich betrachte die Filme meist getrennt von den Personen. Ich habe ein Zeit lang Tom Cruise Filme gemieden, einfach weil ich Scientology hasse wie die Pest. Dennoch sind seine Filme einfach gut. Möchte ich auf ein MISSION: IMPOSSIBLE oder EDGE OF TOMORROW verzichten? Nein, weil die Filme unabhängig von der Privat-Person stehen und fiktive Figuren erschaffen.

                                      Das kann und sollte auch auf den Regisseur anwendbar sein. Jemand wie Clint Eastwood hat mit GRAN TORINO einen der besten Anti-Rassismus Filme erschaffen, die ich kenne. Gleichzeitig unterstützt er Trump und den Bau von Mauern gegen Ausländer. Das ist so ein krasser Widerspruch, dass ich weinen möchte. Aber trotz dieses Wissens wird der Film jetzt nicht weniger Schwach in seiner Aussage. Ich finde es gut, wenn man im Hinterkopf hat, wer eine Person vor oder Hinter der Kamera in "Wirklichkeit" ist, aber als Filmschaffender oder als fiktive Figur kann ich das sehr wohl trennen, ohne mich - wie du es sagst - belügen zu müssen.

                                      Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass es dem "allgemeinen" Publikum ziemlich egal ist. Nehme ich meine Eltern als Standard-Publikum oder was man eben so in den Sälen sieht, dann wissen die meist nicht mal, wie die Person hinter der Figur heißt, weil der Film dort einfach einen noch höheren "Entertainment"-Grad hat, als bei uns hier, die sich intensiver mit dem Medium beschäftigen.

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                                      • Louis CK ist einfach unerreicht. Egal ob als Serie oder auf der Bühne.

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                                        • Ich habe mit THE SHALLOWS mein Sommer-Blockbuster gehabt.
                                          Eigentlich traurig, wenn ich darüber nachdenke...

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                                          • Herr Beutel: pressakey.com 07.09.2016, 10:28 Geändert 07.09.2016, 10:29

                                            Leider hat mich die Serie mit der Start der zweiten Hälfte verloren. Ich mochte FEAR THE WALKING DEAD wegen seiner Figuren und wie jede anders mit der Apokalypse umgeht. Das war zwar teilweise schauspielerisch hölzern , aber immerhin spannender als die wöchentliche "Killl of the Week"-Anekdote der Mutterserie. Man merkte schon bald, dass die einzig interessanten Figuren dann leider Nick, Victor und Travis sind, weil sie starke extreme in ihrem Glauben darstellen ("Alles verloren & Junkie", "Playboy & Millionär" und "Geerdet & Optimist"). Leider sind alle Figuren mittlerweile Eck-lose Abziehbilder geworden ohne Ausstrahlung, die sich nur in der Dummheit ihrer Entscheidungen übertreffen.

                                            Warum AMC aus guten, kurzen Staffeln immer sofort gigantische Episodenlisten basteln muss, bei denen die Hälfte eh nur Füllmaterial ist, will sich mir nicht erschließen. Ich habe wirklich Angst, wenn ich an die zweite Staffel INTO THE BADLANDS denke.

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                                              Herr Beutel: pressakey.com 06.09.2016, 09:59 Geändert 06.09.2016, 12:06

                                              "Let's go fuck some scumbags!"

                                              Wenn das Fantasy Filmfest eines lehrt, dann: Schuster, bleib bei deinen Leisten. John Michael McDonagh, der mit THE GUARD und CALVARY zwei meiner liebsten schwarzen Komödien der letzten Jahre abgeliefert hat, versucht das Gleiche jetzt mit einem internationalen US-Cast. Was haben wir von Komödien wie DEATH AT A FUNERAL gelernt, die von der Insel in die Staaten verfrachtet wurden? Das geht selten gut aus. So auch hier - zumindest für mich. Ähnliches passierte mir übrigens auch mit seinem Bruder: Martin McDonaghs IN BRUDGES ist eine fantastische, bitterböse Komödie, doch sein 7 PSYCHOS konnte mich dann nicht so richtig packen - wenngleich es kein Komplettausfall wie WAR ON EVERYONE war.

                                              Der Humor ist nach wie vor böse, aber der Cast trägt ihn leider so gut wie gar nicht. Wenn in den bisherigen Filmen Brendan Gleeson einen zynischen, verbitterten Cop (oder Priester) gespielt hat, dann war das authentisch. Gerade in Kombination mit der beschaulichen, irischen Landschaft wirken hier die bitterbösen Elemente stets im harten Kontrast mit der Umwelt. Bei WAR ON EVERYONE hingegen prallen zwei Welten aufeinander, die für mich absolut nicht funktioniert haben. So sehr sich Alexander Skarsgård und Michael Peña auch die Mühe geben: die Chemie stimmte für mich vorne und hinten nicht. Anders als Gleeson, dem man die Bitterkeit stets abkauft, wirken die beiden Darsteller hier, als wären es Schauspieler, die Personen spielen, die zynische Cops spielen und irgendwie auf beste Freunde machen müssen.

                                              Natürlich liefert McDonagh wieder einige extrem böse & politisch unkorrekte Gags und einige von ihnen zünden extrem gut (ironischerweise die Szenen, die in Island spielen und somit der irischen Abgeschiedenheit am nähsten kommen) - aber der Film wirkt insgesamt einfach zu unrund. Vielleicht weil irischer Humor, mexikanische Vorstadt-Idylle und US- bzw. SWE-Darsteller einfach nicht so richtig harmonieren. Da kann man noch so oft "Fuck" rufen, Gewalt zelebrieren oder Drogen konsumieren - es wirkt stets wie ein tolles Script, das auf den R-Rated-US-Markt hinproduziert wurde und trotz aller Gewalt und Boshaftigkeit in letzter Konsequenz an der Prüderie des Produktionslandes scheitert. Dass mit Theo James dann noch ein redundanter und unangenehm ernst auftretender Antagonist auftritt, verbessert den Eindruck leider nicht. Lediglich Caleb Landry Jones wirkt in seiner überzeichneten Abgedrehtheit konsequent und passend zum Film.

                                              Humor ist natürlich immer Geschmacksache und von allen Genres das wohl subjektivste, aber es schmerzte mich, einen Film von einem der McDonagh-Brüder zu sehen und noch weniger lachen zu können als beim letzten GHOSTBUSTERS-Film von Paul Feig. Das tut mir in der Seele weh, weil hier tatsächlich Talent vorhanden ist, das aber irgendwie an seinen Ambitionen scheitert. Übrig bleibt leider eine "schwach"e Buddy-Action-Comedy, die abgesehen von einigen Lichtblicken gerade im Vergleich zu THE NICE GUYS hoffnungslos untergeht - auch wenn der Vergleich vom Anspruch der Filme her sicher etwas unfair wirkt.

                                              "Oh no, the cops! Oh wait. We are cops, too!"

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                                              • Vor kurzem erst wieder gesehen und festgestellt, dass der Film einwandfrei gealtert ist. habe nicht wirklich bedarf, den Film noch "realer" zu sehen, wenn das Stop-Motion noch immer hervorragend funktioniert.

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                                                  Herr Beutel: pressakey.com 24.08.2016, 11:28 Geändert 20.07.2017, 22:37

                                                  "Oh, I'm not gonna kill you... I'm just gonna hurt you really, really bad."

                                                  Ach. Weh. Wer mich hier kennt, weiß, dass ich großer Fan von Marvel- & vor allem DC-Filmen bin. Ich schäme mich auch nicht MAN OF STEEL großartig zu finden und an BATMAN V SUPERMAN Spaß gehabt zu haben. Entsprechend war ich nach den negativen Kritiken zu SUICIDE SQUAD trotzdem weiterhin freudiger Erwartung auf das, was da wohl kommen würde. Die gute Nachricht: so Scheiße, wie es die Kritiker schreiben, ist SUICIDE SQUAD nicht. So gut wie ich mir das erwartet habe aber leider auch nicht - da hilft nicht mal Augen zudrücken etwas.

                                                  Ich sehe das Problem dabei weniger bei David Ayer. Man merkt genau, was er mal machen wollte und wo Warner unbedingt reinpfuschen musste. Das wirkt sequenziell einfach so, als hätte man den Film dem Praktikanten gegeben, damit er via "RANDOM"-Modus den finalen Film neu schneidet und mit After Effects verkleidet. Zugegeben, diese bunten Neon-Charakter-Darstellungen sind amüsant und cool gemacht, genauso wie die Musikstücke gut passen und gerade den Anfang extrem unterhaltsam machen, im Gesamtwerk aber wie Fremdkörper wirken und sich mit dem Teils sehr geerdeten, düsteren Look von Ayers ursprünglicher Version beißen. Erst gegen Ende, wenn Ayers ursprünglicher Plot zum Greifen kommt, wirkt der Film zum ersten Mal einheitlich und kann so etwas wie Rhythmus aufbauen. Leider kommt das dann schon zu spät.

                                                  Die Figuren, auch wenn teils doch recht weit von den Comics entfernt, funktionieren für mich und auch die Story ist in Ordnung und führt die Charaktere durchaus greifbar ein für einen ersten Film mit komplett neuem Cast. Mein Highlight dürfte El Diablo sein, der eine fantastische Präsenz ausstrahlt. Auch Smith als Deadshot und Robbie als Quinn sind gut getroffen und machen Spaß. Außerdem: Jai Courtney ist nicht das Schlimmste an dem Film - auch das ist eine Steigerung! Dass nicht jeder Nebendarsteller eine tiefgreifende Geschichte bekommen hat, ist geschenkt; man muss ja nicht zwingend alles in einen Film packen, sondern sollte Potential für weitere Abenteuer des Squads lassen. Enchantress war, entgegen der Erwartungen, tatsächlich ein ziemlich cooler Gegner und gerade ihre Magie-Komponente tut dem DC-Universum richtig, richtig gut. Die erste Verwandlung war gespenstisch und visuell fantastisch umgesetzt. Davon hätte ich gerne mehr gesehen.

                                                  Übrigens mochte ich den neuen Joker von Leto, auch wenn man merkt, wie heftig seine Figur aus dem eigentlichen Plot rausgeschnitten wurde. Die Synchro ist zudem eine Frechheit und erfordert zwingend eine O-Ton Zweitsichtung, aber ich freue mich auf zukünftige Auftritte von ihm. Diese Mobster-Attitüde mag natürlich starke Frage des Geschmacks sein, aber ich glaube, dass man da richtig viel rausziehen kann. Leto verkörpert seine Interpretation auf jeden Fall - für mich- super und ich hab richtig Bock, mehr von ihm zu sehen. Auf dem Papier war auch die Beziehung zu Quinn wesentlich näher am Comic und weniger romantisiert wie in SUICIDE SQUAD. Wen es interessiert, der sollte sich mal folgenden Link anschauen: http://nerdbastards.com/2016/08/07/reddit-post-offers-exhaustive-list-of-suicide-squad-deleted-scenes/

                                                  Außerdem dürfte das der erste DC-Streifen seit langer Zeit sein, dessen Finale nicht an einem gigantischen Clusterfuck zerbricht, sondern fast schon einen klassischen Showdown bietet. Gefällt! Trotzdem: Es besteht ganz selten ein einheitlicher Flow, weil das, was Warner gemacht hat nicht das war, was Ayer wollte. Mehr Zeit für's Drehbuch (6 Wochen!) und weniger Einmischung von Studioverantwortlichen und das Ding wäre echt ein cooler DC-Sommerblockbuster geworden. So wirkt es, als hätte man den Film im Stile von "Will it Blend?" in den Mixer geworfen und geschaut, was passiert. Das sorgt dann für großartige Momente, aber gleichzeitig auch für das Gefühl, dass das, was man da sieht, keinerlei Seele oder Identität besitzt und eher ein von vielen Regisseuren gedrehter Episodenfilm geworden ist.

                                                  SUICIDE SQUAD ist nicht die proklamierte Vollkatastrophe, aber leider auch kein guter Film im Gesamten. Der schlummert nämlich irgendwo in diesem unausgegorenen Schnittgewitter. Ich hab wirklich Bock auf mehr DC (mehr Joker, mehr Harley und auch gerne ein SUICIDE SQUAD 2), aber bitte, Warner, lasst die Leute ihre verdammte Arbeit machen und mischt euch nicht ständig ein. Das hat in BATMAN V SUPERMAN nicht geklappt und in SUICIDE SQUAD erst recht nicht. Das hätte ein mindestens sehenswerter Film werden können, so bleibt aber nur ein "uninteressant"er Eindruck übrig, was extrem ärgerlich ist.

                                                  "What is this? Cheerleading tryouts?"

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                                                    Herr Beutel: pressakey.com 22.08.2016, 11:09 Geändert 22.08.2016, 11:10

                                                    "How can you tell you're drunk if you're never sober?"

                                                    Für viele ist die Cornetto-Trilogie von Edgar Wright eine Action-Comedy-Show mit Simon Pegg und Nick Frost. Mal ein paar Zombies in SHAUN OF THE DEAD, mal etwas BAD BOYS Anleihen in HOT FUZZ. Doch dann wäre da noch THE WORLD'S END, der oft als "nicht so lustig wie die Vorgänger" verrufen wird. Stimmt. Denn THE WORLD'S END ist unter der Fassade ein zutiefst deprimierendes Drama über den Limbus der Jugend und die Angst vor dem Erwachsenwerden - und gerade deshalb der wichtigste Teil der Reihe.

                                                    Vorab: Die Cornetto-Trilogie ist für mich eine sehr persönliche Trilogie: SHAUN OF THE DEAD gehört auf meinen Thron der Lieblingsfilme. Ohne Wenn und Aber. Nicht nur, weil er handwerklich exzellent gemacht ist und mit tollen Aufnahmen und hervorragenden Zitaten gespickt ist. Er erzählt eine wunderbare Geschichte über das Erwachsenwerden und echte Freundschaften, in die ich mich großartig hineinversetzen kann, da sich viele Teile meiner Jugend darin wiederfinden. HOT FUZZ vermochte mich auch "herausragend" zu unterhalten, da er für die Filmkids der 80er ein liebevolles und stilvoll aufbereitetes Sammelsurium an Zitaten aus dem Buddy-Actioner-Milieu geworden ist und respektvoll eigene Ideen einspinnt. Beide Filme vereinigt, dass es einen mehr oder minder strahlenden Helden gibt, der sein Leben neu ausrichtet, alte Laster über Board wirft und seinem Leben dadurch einen neuen Anstrich verleiht. Und dann? Dann ist da noch THE WORLD'S END.

                                                    Der in der Kritik oft durchgefallene und auch beim Publikum missverstandene dritte Teil des Pegg-Frost-Wright-Gespanns bietet einen Hybrid-Bastard aus beiden vorangehenden Filmen: also wäre Shaun vor der Apokalypse in das Polizistenleben von Nicholas Angel geraten und hätte dabei nie den Sprung aus seinem alten Leben heraus geschafft. Was bleibt ist Gary King, eine gescheiterte Existenz, die irgendwann in ihren jungen Jahren hängen geblieben ist und nie den Sprung in das Erwachsensein vollzogen hat. So wie dieser Freund, den man nach drei Jahrzehnten mal wieder in seinem Heimatdorf trifft und der sich nur über "Weißt du noch?" in Laune reden kann und noch immer davon redet "als wäre es gestern gewesen", seither aber das "Morgen" vor sich her schiebt.

                                                    War Shaun noch ein liebenswerter, aber schusseliger Zeitgenosse, ist Garry King ein Versager, der lieber im "damals" liebt als im Hier und Jetzt, während seine Freunde Karriere gemacht und Familien gegründet haben. Simon Pegg spielt dieses Mal den tragischen Anti-Helden, der nie aus dieser Rolle auszubrechen vermag. Das klingt düsterer und tragischer als die beiden Vorgänger und das ist der Film auch: Trotz aller grandioser Momente, trotz dem Witz, den netten Referenzen und dem freundschaftlichen Beieinander - er ist düster. Sehr düster.

                                                    Hinter jedem Lachen von Garry King, hinter jeder absurden Situation, hinter jeder Fratze des Humors steckt die tragische Figur eines gescheiterten, sozialen Außenseiters, der nichts Lebenswertes hat, an das er sich klammern kann. Nur wenn er und seine Freunde über Relikte der Vergangenheit stolpern blüht Gary auf, sonnt sich im Ruhm vergangener Tage und man erkennt kurz das Blitzen in den sonst vom Alkohol und Drogen erloschenen Augen. So ist es auch, dass es dieses Mal seine Freunde sind, die die Helden in diesem Stück sind und die sich ihren Ängsten und den Gefahren stellen müssen, während King nur versucht, einmal im Leben etwas zu vollenden: die "Goldene Meile". 12 Bars, 12 Pints. Das mag in der Exposition der Jugendfreunde ein großes Unterfangen sein; als gestandener Erwachsener hingegen erweist es sich aber bald als das, was ist es: ein trauriges Beieinander, das nur durch Nostalgie und schales Bier, aber ohne freundschaftliche Bande zusammengehalten wird. So ist es dann auch, dass Gary King seine Meile zwar vollendet; doch an Stelle des Sonnenaufgangs auf dem Hügel der Kindheit erwartet ihn am Ende nur die Erkenntnis, dass er erst durch die Zerstörung seiner gesamtem Kindheit in der Lage war, sein neues Leben zu beginnen - oder zumindest das, was er als Leben in diesem Fall definiert.

                                                    Daher überrascht es auch im Verlaufe des Filmes nicht, dass es der sonst eher trottelige Nick Frost beziehungsweise seine Figur Andy ist, die dieses Mal der wahre Held in diesem Film wird, wenngleich Peggs Performance absolut souverän von der Hand geht. Andy, der früher der beste Freund von Gary war, hat sich auf Grund eines selbstverschuldeten Schicksalsschlages dazu entschlossen, Gary und seinen Eskapaden zu entsagen und sein eigenes Leben zu leben. Er steht für das, was Gary auch hätte haben können, wenn er es jemals geschafft hätte, sein Leben in den Griff zu bekommen. Und so bleibt es am Ende auch Andy auferlegt, seinen ehemals besten Freund so weit zu erden, dass dieser in einer fantastisch-tragischen und zutiefst deprimierenden Szene endlich einsieht, was er ist. Ein hoffnungsloser Versager ohne Perspektive.

                                                    So bleibt ein für die Trilogie ungewohnt düsteres, aber höchst "herausragend"es Ende: THE WORLD'S END - das ist keine Liebes-Komödie oder ein unterhaltsames Action-Duett; in dieser Dramödie geht es um das Erkennen, dass man sein Leben nicht an der Vergangenheit festnageln sollte und dass man immer in der Lage ist, selbst etwas zu ändern, auch wenn das bedeutet, dass man (metaphorisch) alles zerstören und allem Bekannten entsagen muss, um neue Wege zu gehen. Doch dazu gehören Freunde, dazu gehört viel Kraft und vor allem eines: Die Erkenntnis, dass alles was zwischen trauriger Vergangenheit und Zukunft steht, im schlimmsten Fall man selbst ist. Das ist extrem viel Message als Abschluss der Trilogie und vor allem tonal sehr anders, aber genau dafür liebe ich ihn - auch wenn es mir zwei Sichtungen abverlangt hat, den Zugang zu diesem Finale zu finden.

                                                    "What is so important about the Golden Mile?" - "It's all I've got!"

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